QZEIT 10-2023
Magazin für Rinderzucht
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QPRAXIS
KLIMAVERÄNDERUNGEN IN DEUTSCHLAND
AUSWIRKUNGEN AUF
DIE LANDWIRTSCHAFT
↓
Zwischen Ursache
und Wirkung liegen
Jahrzehnte.
In den letzten Jahren ist in Deutschland, aber auch
weltweit, spürbar geworden, dass sich die klimatischen
Randbedingungen geändert haben.
Dies ist nicht nur ein schleichender Prozess, der durch
allmähliche Veränderungen der meteorologischen
Standortbedingungen bemerkbar wird. Er zeigt sich vielmehr
in drastischen Ausschlägen der Messwerte nahezu
aller Wetterelemente,
die für die Landwirtschaft
relevant sind. Ein Beispiel
hierfür ist das erstmalige
Überschreiten der 40-Grad-
Celsius-Marke auf dem
Breitengrad von Hamburg
im Jahr 2022 und die massive
Hitzewelle in Teilen
Europas im Sommer 2023.
Diese Temperaturerhöhung
zieht nach sich, dass in Kombination
mit mehr Wasserdampf
in der Atmosphäre
auch das thermische Wohlbefinden
der Tiere beeinträchtigt wird. Die klimatologischen
Auswertungen des Temperature-Humidity-Index
(THI), der graduiert Hitzestress der Tiere beschreibt,
Wir haben vermehrt höhere
Temperaturen in allen Jahreszeiten
erlebt bis hin zu noch
nie dagewesenen Bereichen auf
der warmen Seite der Werteverteilung,
bei wenig veränderten
absoluten Tiefstwerten.
zeigen eine Abnahme der Tage ohne Hitzestress (THI
<=68) und eine Zunahme der Tage mit zum Teil starkem
Hitzestress.
Beim Niederschlag sind sehr
niederschlagsreiche Phasen,
neben extrem trockenen
Episoden der letzten Jahre,
zu erleben. Es fehlt nicht nur
in der Hauptvegetationszeit
an Niederschlag, durch die
hohen Temperaturwerte in
Kombination mit erhöhter
Globalstrahlung steigt die
potenzielle Verdunstung
und die Bodenfeuchte
nimmt ab. Darunter leidet
die Ertragsstabilität im
Pflanzenbau mit Auswirkungen
auf die Erträge im
Futterbau. Festzustellen ist, dass die Anzahl der verwertbaren
Schnitte und dabei auch die Erntemenge sowie die
Qualitätsparameter im Grünland zurückgehen. Demgegenüber
stehen häufigere Starkregenereignisse, die einen
verstärkten Bodenabtrag verursachen, da ein trockener
Boden zu langsam das Wasser infiltrieren kann.
Abb. 1: Temperaturanomalie Deutschland Jahr 1881 – 2022
Referenzzeitraum 1961 – 1990
Quelle: Deutscher Wetterdienst
Die hohen Temperaturwerte beschleunigen auch die Entwicklung
der Pflanzenwelt. Unsere Kulturpflanzenarten
durchlaufen, insbesondere in Kombination mit geringen
Bodenwassergehalten, schnellere jahreszeitliche
Entwicklungsphasen. Wenn davon ertragsrelevante
Phasen wie beispielsweise Kornfüllung beim Getreide
oder Blüte bei Leguminosen betroffen sind, sinken die
Erträge. Das insgesamt höhere Temperaturniveau lässt
günstigere Bedingungen für bestimmte tierische und
pilzliche Schaderreger zu. Zum Teil kommt es zu einer
höheren Generationenzahl tierischer Schaderreger, die
bereits in Entwicklungsphasen der Pflanzen auftreten,
die bisher unproblematisch waren, jetzt aber mit Gegenmaßnahmen
bekämpft werden müssen.
QZEIT OKTOBER 2023