Seltene Erkrankungen
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />
Lesen Sie mehr auf www.seltenekrankheiten.de<br />
SELTENE<br />
<strong>Erkrankungen</strong><br />
Unerträgliche<br />
Schmerzen<br />
Leben mit Polycythaemia Vera<br />
Prof. Dr. med. Haifa<br />
Kathrin Al-Ali im Interview<br />
Seite 12<br />
Retinitis pigmentosa<br />
Diagnostische und<br />
therapeutische Möglichkeiten<br />
Seite 16<br />
Ramona Geupert im Interview über<br />
ihr Leben mit Clusterkopfschmerz<br />
Wir helfen Kindern mit seltenen <strong>Erkrankungen</strong>.<br />
Weltweit verbindet die Care-for-Rare Foundation<br />
wissenschaftliche Exzellenz mit Empathie für kranke Kinder.<br />
Sie wollen unsere Arbeit unterstützen?<br />
Hier können Sie spenden!<br />
IBAN: DE93 6305 0000 0000 0035 33<br />
Care-for-Rare Foundation<br />
Dr. von Haunersches Kinderspital<br />
Lindwurmstraße 4, 80337 München<br />
www.care-for-rare.org
2<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
@ Mediaplanet_germany<br />
facebook.com/MediaplanetStories<br />
Please recycle<br />
VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT IN<br />
DIESER AUSGABE SEPTEMBER 2023<br />
Miriam Hähnel<br />
Menschen mit<br />
<strong>Seltene</strong>n <strong>Erkrankungen</strong><br />
benötigen<br />
unsere Solidarität:<br />
nicht nur am Rare<br />
Disease Day!<br />
Anhaltende Forschung für Menschen<br />
mit <strong>Seltene</strong>n <strong>Erkrankungen</strong> – Um eine<br />
adäquate Versorgung zu gewährleisten<br />
Etwa 8000 <strong>Seltene</strong> <strong>Erkrankungen</strong> wurden bisher entdeckt, stetig<br />
kommen neue hinzu. 4 Millionen Menschen in Deutschland sind<br />
betroffen, darunter besonders viele Kinder.<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
Text<br />
Eva Luise<br />
Köhler<br />
Mittlerweile können wir<br />
auf viele Erfolge zurückblicken:<br />
Da sind die 35<br />
und längeres Leben, gar Heilungschancen<br />
ermöglichen. Oder die zumindest<br />
Erleichterung im täg-<br />
Zentren für <strong>Seltene</strong> <strong>Erkrankungen</strong><br />
lichen Leben bringen.<br />
08<br />
bundesweit, die europäisch vernetzt<br />
und qualitätsgeprüft ihre<br />
wertvolle Arbeit bei der Diagnose-<br />
Für die nahe Zukunft wünsche ich<br />
mir daher, dass wir die Kräfte in der<br />
findung und Behandlung leisten.<br />
Politik, im Gesundheitswesen, in<br />
Eosinophile Ösophagitis<br />
Wenn das Schlucken<br />
zur Qual wird<br />
Das Nationale Aktionsbündnis für<br />
Menschen mit <strong>Seltene</strong>n <strong>Erkrankungen</strong><br />
NAMSE ist nach über<br />
zehn Jahren immer noch die<br />
Wissenschaft und Forschung noch<br />
viel stärker bündeln. Dass Strukturen<br />
geschaffen oder vorhandene<br />
so vernetzt, genutzt und gefördert<br />
18– 19<br />
Vernetzungsplattform aller relevanten<br />
Akteure. Zahlreiche Innovationsfondprojekte<br />
ermöglichen die<br />
Erprobung von Versorgungskonzepten,<br />
die dann in die Regelversorgung<br />
übergehen sollen, wie mit<br />
TRANSLATE-NAMSE schon ge-<br />
werden, dass die vielen betroffenen<br />
Menschen mit <strong>Seltene</strong>n <strong>Erkrankungen</strong><br />
eine adäquate Versorgung<br />
erhalten und eine Chance auf<br />
Heilung. Dafür setze ich mich ein,<br />
als Schirmherrin der ACHSE und<br />
mit der Eva Luise und<br />
schehen. Und: Die <strong>Seltene</strong>n Er-<br />
Horst Köhler<br />
Personalisierte Medizin<br />
Sebastian Grambow, sächsischer<br />
Wissenschaftsminister, spricht<br />
über die Notwendigkeit der<br />
länderübergreifenden Forschung<br />
krankungen sind ein Thema – in<br />
Politik, Öffentlichkeit, Gesundheitswesen<br />
etc. Dies ist auf<br />
nationaler Ebene vor allem den<br />
mittlerweile 130 Selbsthilfeorga-<br />
Stiftung.<br />
nisationen zu verdanken, die sich<br />
Director Business Development Health:<br />
Miriam Hähnel, Geschäftsführung: Richard<br />
Båge (CEO), Henriette Schröder (Managing<br />
Director), Philipp Colaço (Director Business<br />
Development), Alexandra Lassas (Content<br />
and Production Manager), Lea Hartmann<br />
(Layout and Design), Cover: Ramona<br />
Geupert, Privat<br />
Mediaplanet-Kontakt:<br />
de.redaktion@mediaplanet.com<br />
Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit<br />
mit“ gekennzeichnet sind, sind keine<br />
neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag<br />
Deutschland GmbH. Aus Gründen der<br />
besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung der Sprachformen männlich,<br />
weiblich & divers (m/w/d) verzichtet.<br />
Alle Personenbezeichnungen gelten<br />
gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
unter dem Dach der Allianz Chronischer<br />
<strong>Seltene</strong>r <strong>Erkrankungen</strong><br />
(ACHSE) e. V. zusammengeschlossen<br />
haben und die gemeinsam<br />
mit ihrem Netzwerk die wichtigen<br />
Anliegen aller betroffenen Menschen<br />
und deren Angehöriger vorantreiben.<br />
Fragen wir Menschen mit chronischen<br />
<strong>Seltene</strong>n <strong>Erkrankungen</strong>,<br />
was ihr sehnlichster Wunsch ist,<br />
lautet die Antwort umgehend:<br />
Mehr Forschung für Therapien,<br />
die meinem Kind, meinem Partner<br />
oder mir ein schmerzfreies<br />
Für die nahe Zukunft wünsche ich<br />
mir, dass die vielen betroffenen<br />
Menschen mit <strong>Seltene</strong>n<br />
<strong>Erkrankungen</strong> eine adäquate<br />
Versorgung erhalten und eine<br />
Chance auf Heilung.<br />
Eva Luise Köhler, Schirmherrin der Allianz<br />
Chronischer <strong>Seltene</strong>r <strong>Erkrankungen</strong> e. V.<br />
Weitere Informationen: www.achse-online.de
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 3<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem MGZ München entstanden.<br />
Genetik in der Erforschung seltener Krankheiten:<br />
Schlüsselrolle für Diagnose und Therapie<br />
Etwa 80% der seltenen <strong>Erkrankungen</strong> haben eine genetische Ursache. Die medizinische Genetik spielt daher eine entscheidende Rolle bei<br />
der Erforschung, Diagnostik und Therapie dieser <strong>Erkrankungen</strong>. Wir sprachen mit Frau Prof. Dr. Holinski-Feder vom Medizinisch Genetischen<br />
Zentrum München (MGZ) über die Möglichkeiten für die Versorgung von Betroffenen.<br />
Text Alexandra Lassas<br />
Welche Rolle spielt die Genetik, wenn es um<br />
die Diagnose seltener <strong>Erkrankungen</strong> geht?<br />
Die Genetik spielt eine außerordentlich<br />
bedeutende Rolle, da ein erheblicher Teil<br />
der seltenen <strong>Erkrankungen</strong> auf genetische<br />
Ursachen zurückzuführen ist. Obwohl noch<br />
nicht alle genetischen Defekte nachweisbar<br />
sind, gelingt dies bei mindestens 60<br />
Prozent aller Fälle. Die enorme Vielfalt in<br />
der menschlichen Genetik ermöglicht es,<br />
sich vorzustellen, wie verschiedene Defekte<br />
unabhängig vom Alter zu einer Vielzahl von<br />
unterschiedlichsten <strong>Erkrankungen</strong> führen<br />
können.<br />
Wann ist eine genetische Testung sinnvoll?<br />
Die genetische Testung spielt eine entscheidende<br />
Rolle, insbesondere bei Kindern mit<br />
Entwicklungsverzögerungen, angeborenen<br />
Auffälligkeiten oder neuromuskulären <strong>Erkrankungen</strong><br />
wie Epilepsie oder Muskelschwäche.<br />
Ein erheblicher Anteil dieser<br />
<strong>Erkrankungen</strong> hat eine genetische Ursache,<br />
weshalb eine genetische Diagnostik für<br />
viele dieser <strong>Erkrankungen</strong> mittlerweile als<br />
erste Maßnahme empfohlen wird. Dies ermöglicht<br />
oft eine schnellere und genauere<br />
Diagnose, wodurch den betroffenen Kindern<br />
zahlreiche zusätzliche Untersuchugen und<br />
eine langwierige Phase der Ungewissheit<br />
erspart bleiben. Genetische <strong>Erkrankungen</strong><br />
können aber auch erst im Erwachsenenalter<br />
auftreten. Das klinische Spektrum ist<br />
breit, es reicht von neuromuskulären <strong>Erkrankungen</strong><br />
bis hin zu erblichen Tumorerkrankungen.<br />
Bei Verdacht auf eine genetische<br />
Erkrankung sind Gentests auch<br />
wegen der Therapieentscheidung sinnvoll,<br />
um die wirksamste Behandlung zu ermitteln<br />
und das Risiko von Therapieversagen<br />
zu minimieren. Auch bei Kinderwunsch<br />
werden immer mehr genetische Testungen<br />
in Anspruch genommen um festzustellen,<br />
ob die Eltern genetische Veranlagungen<br />
haben, die zu einer rezessiven Erkrankung<br />
beim Kind führen könnten.<br />
Ist die Diagnose genetisch bestätigt, stehen<br />
Betroffene oft vor neuen Herausforderungen<br />
z.B. bezüglich der Versorgung.<br />
Welche Rolle spielt das MGZ?<br />
Sobald Patienten eine genetische Diagnose<br />
erhalten haben, ist es unser Auftrag,<br />
ihnen ein umfassendes Verständnis des<br />
Krankheitsbildes zu vermitteln und über<br />
die Bedeutung ggfs. auch für weitere<br />
Familienmitglieder zu sprechen. In enger<br />
Zusammenarbeit mit den betreuenden Kliniken<br />
stellt das MGZ München eine wertvolle<br />
Ressource dar, die bei der Beratung<br />
und Aufklärung über den Krankheitsverlauf<br />
unterstützt.<br />
Eine genetische Testung<br />
ermöglicht oft eine schnellere<br />
und genauere Diagnose,<br />
wodurch den betroffenen<br />
Kindern zahlreiche<br />
zusätzliche Untersuchungen<br />
und eine langwierige Phase<br />
der Ungewissheit<br />
erspart bleiben.<br />
Unsere Fachärzte weisen auf aktuelle<br />
Erkenntnisse, Studien und neue Entwicklungen<br />
hin, um die Patienten bzw. deren<br />
Familien auf dem neuesten Stand zu halten.<br />
Darüber hinaus unterstützen wir sie bei<br />
der Navigation durch den oft komplexen<br />
Dschungel von Ämtern und behördlichen<br />
Angelegenheiten.<br />
Prof. Dr. Holinski- Feder<br />
Leiterin des Medizinisch Genetischen<br />
Zentrums München<br />
Welche Chancen bietet die Humangenetik<br />
bei der Versorgung von Menschen<br />
mit seltenen <strong>Erkrankungen</strong>?<br />
Die Humangenetik ist ein sich rasch entwickelndes<br />
Gebiet, und die genetische Diagnostik<br />
ist von großer Bedeutung. Erwachsene<br />
Patienten und Eltern von betroffenen<br />
Kindern finden Erleichterung<br />
durch eine klare Diagnose. Kontinuierliche<br />
Informationen von Fachärzten über die<br />
spezifische Erkrankung sind für die bestmögliche<br />
Betreuung essenziell. Die genetische<br />
Diagnostik unterstützt die Bewältigung<br />
der Situation und Selbsthilfegruppen<br />
bieten den betroffenen Familien wichtige<br />
Unterstützung. Auch hilft die Identifizierung<br />
genetischer Ursachen bei seltenen <strong>Erkrankungen</strong><br />
dabei, das Verständnis dieser<br />
<strong>Erkrankungen</strong> zu vertiefen und neue Behandlungsansätze<br />
zu erforschen.<br />
Insgesamt eröffnet die Humangenetik neue<br />
Wege für eine verbesserte Versorgung und<br />
Betreuung von Menschen mit seltenen <strong>Erkrankungen</strong>.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.mgz-muenchen.de
4<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
“Meine Diagnose:<br />
Eine seltene Krankheit mit lehrbuchfremdem Verlauf“<br />
Die drei Buchstaben NDM stehen für eine Gruppe seltener erblicher <strong>Erkrankungen</strong>,<br />
die sogenannten Nicht-dystrophen Myotonien. Manuela Albert ist davon betroffen.<br />
Allerdings zeigt sich die NDM bei der 43-jährigen Mutter von vier Kindern lehrbuchfremd,<br />
was die ohnehin schon schwierige Diagnose noch mehr erschwerte.<br />
Das ist Manuelas Geschichte.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Text Doreen Brumme<br />
Manuela, wann zeigte sich<br />
Ihre NDM erstmals?<br />
Ich erinnere mich, dass ich<br />
auf dem Schulhof der Grundschule häufig<br />
stürzte. Häufiger, als meine Mitschüler. Es<br />
war, als würde mir jemand aus dem Nichts<br />
heraus mitten im Lauf ein Bein stellen. Von<br />
100 auf 0. Nur, dass da niemand war. Noch<br />
heute habe ich Narben an Händen und<br />
Knien von den andauernden Schürfwunden<br />
damals.<br />
Gab es bereits NDM in Ihrer Familie?<br />
Meine Mutter hat typische klinische<br />
Anzeichen einer leichten Myotonie.<br />
Sie kann Muskeln, die zum Bewegen<br />
angespannt werden, teilweise nicht mehr<br />
entspannen. Auch meine Oma und mein<br />
Urgroßvater mütterlicherseits hatten<br />
solche Symptome.<br />
Haben Sie Ihre Symptome fortan<br />
stets begleitet?<br />
Nein. Mit Beginn der Pubertät waren sie<br />
verschwunden.<br />
Wie kam es zur Diagnose NDM?<br />
Vor zwei Jahren wollte ich eines Nachts<br />
aufs Klo und kam gar nicht erst aus dem<br />
Bett. Das ist Stress, dachte ich. Dann fiel<br />
ich quasi aus der Dusche und stieß mir<br />
den Kopf am Türrahmen. Wenige Minuten<br />
später stürzte ich noch einmal. Daraufhin<br />
fuhr ich ins Krankenhaus. Der Verdacht<br />
auf einen Schlaganfall bestätigte sich zum<br />
Glück nicht. Ebenso wenig der auf Multiple<br />
Sklerose. Ich berichtete dem Arzt in der<br />
Notaufnahme jedoch von meinen Unfällen<br />
und der familiären Belastung: Der schickte<br />
mich geistesgegenwärtig in die Neurologie.<br />
Die Ärzte dort machten zwei schnelle<br />
Tests mit mir, die bei einem NDM-Verlauf<br />
nach Lehrbuch oft schon zur Diagnose<br />
führen: Faust ballen und öffnen sowie<br />
Augen zukneifen. Beide Tests waren bei<br />
mir unauffällig. Auch beim EMG, wo<br />
Nadelelektroden in meine Muskeln<br />
gestochen wurden, fiel nichts auf.<br />
(Mit einer Elektromyografie misst man<br />
die natürliche elektrische Aktivität eines<br />
Muskels. – Anm. d. Red.).<br />
Die mich behandelnde Ärztin erklärte<br />
meine Probleme als psychosomatisch.<br />
Ich war verzweifelt und recherchierte auf<br />
eigene Faust im Internet. Dort stieß ich<br />
auf den Verein „Mensch und Myotonie<br />
e.V.“, eine Patientenorganisation. Ich nahm<br />
Kontakt auf und bekam den Namen eines<br />
NDM-Experten, den ich anschrieb. Er<br />
antwortete mir unerwartet schnell. Meine<br />
Symptome und medizinische Familiengeschichte<br />
sprächen durchaus für eine<br />
Myotonie, schrieb er. Vier Monate später<br />
war ich in seiner Klinik und wurde dort einmal<br />
komplett auf links gedreht. Das gründliche<br />
EMG ergab diesmal pseudomyotone<br />
Entladungen. Da meine Symptome so<br />
lehrbuchfremd waren, riet man mir zu<br />
einem Gentest. Der bestätigte mir eine<br />
Myotonia Congenita Thomsen.<br />
Seit ich meine Diagnose<br />
erhalten habe<br />
und in Behandlung<br />
bin, habe ich wieder<br />
Handlungsspielräume.<br />
Ich kann<br />
sogar wieder in<br />
Vollzeit arbeiten.<br />
Manuela Albert<br />
NDM-Betroffene<br />
Wie sieht Ihr Alltag mit NDM heute aus?<br />
Sie kennen vielleicht den schmerzhaften<br />
Wadenkrampf nach einem langen Tag oder<br />
nach körperlicher Anstrengung, der einen<br />
plötzlich nachts im Bett wachhält...? Den<br />
habe ich dreißig Mal am Tag in unterschiedlichen<br />
Muskeln, gleichwohl im Lehrbuch<br />
steht, dass die Thomsen-Myotonie schmerzfrei<br />
verläuft.<br />
Ich nehme seit der Diagnose zweimal<br />
täglich das Medikament, das in Deutschland<br />
für die Behandlung von NDM zugelassen<br />
ist. Das mindert meine Muskelkrämpfe und<br />
Schmerzen für einige Stunden. Und diese<br />
Zeit nutze ich. Ich arbeite in Vollzeit als<br />
Sekretärin in einem Baubetrieb. Meinem<br />
Arbeitgeber und meinen Kollegen habe<br />
ich von meiner Diagnose erzählt und ernte<br />
Verständnis und Unterstützung.
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 5<br />
Daheim zeigt sich die NDM oft beim<br />
Zubereiten der Mahlzeiten für meine<br />
Großfamilie. Sobald ich merke, dass ich<br />
die Arme gleich nicht mehr bewegen<br />
kann, um in Topf und Pfanne umzurühren,<br />
rufe ich laut nach Hilfe.<br />
Das Medikament verschafft mir Handlungsspielraum.<br />
Seit Februar bin ich<br />
zudem im E-Rolli unterwegs und<br />
genieße die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit.<br />
Ich leide außerdem am Erschöpfungssyndrom<br />
Fatigue. Einmal zuhause die<br />
Treppe hoch und runter – und ich bin<br />
fertig! Die Erschöpfung betrifft aber auch<br />
meinen Kopf: Immer wieder spüre ich<br />
nach körperlicher Anstrengung so einen<br />
Nebel. Dann höre ich zwar, wie jemand<br />
mich was fragt, brauche aber mitunter<br />
mehrere Minuten, um zu antworten.<br />
Draußen auf der Straße ist diese verzögerte<br />
Reaktion lebensgefährlich.<br />
Was wünschen Sie sich und anderen<br />
NDM-Betroffenen?<br />
• Ich wünsche uns, dass die Ärzte<br />
uns genau zuhören, auch wenn die<br />
Zeit knapp und der Stress groß sind.<br />
Meine NDM ist so untypisch, und<br />
doch ist sie real. Das schnelle Abtun<br />
als „psychosomatisch“ erleben<br />
leider viele NDM-Betroffene.<br />
• Ich wünsche uns ein gründliches<br />
Abklären unserer Symptome<br />
seitens der Ärzte.<br />
• Ich wünsche uns bessere<br />
Aufklärung. Auch im Internet<br />
finden sich scheinbar seriöse<br />
Quellen, die die NDM teils falsch,<br />
teils lückenhaft beschreiben.<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der Website der<br />
Patientenorganisation Mensch und Myotonie e. V. unter:<br />
www.menschundmyotonie.de<br />
Kontakt<br />
Mensch & Myotonie e. V.<br />
Postfach 16 03 30, 44333 Dortmund<br />
1. Vorsitzender: Volker Kowalski<br />
E-Mail: vokiko@online.de<br />
Tel.: 0231-803290 ( ab 12 Uhr )<br />
officialmyotonia.orga<br />
www.instagram.com/officialmyotonia.orga/<br />
Mensch & Myotonie e.V.<br />
https://www.facebook.com/Myotonien<br />
@myotonia.org<br />
www.tiktok.com/@myotonia.org<br />
Auch auf der Website der Deutsche Gesellschaft für<br />
Muskelkranke e. V. finden Sie weitere Informationen:<br />
www.dgm.org<br />
Kontakt<br />
Bundesgeschäftsstelle der DGM<br />
E-Mail: info@dgm.org<br />
Tel.: 07665 94470<br />
ANZEIGE<br />
Ständig unter Strom, und doch blockiert<br />
Ich bin sehr muskulös,<br />
habe aber keine Kraft. Mein<br />
Nachbar hält mich für einen<br />
Macho, weil meine Frau die<br />
Getränkekisten trägt….<br />
Die Musik ist mein<br />
Leben: die erste Geige<br />
im Orchester spielen<br />
– ein Traum, der<br />
mit einer wirksamen<br />
Therapie Realität<br />
werden könnte.<br />
Als ich<br />
die Hand meines<br />
neuen Chefs nicht<br />
loslassen konnte, wäre<br />
ich am liebsten im Boden<br />
versunken. Ihm nicht<br />
die Hand zu geben war<br />
keine Option!<br />
Kälte verstärkt<br />
meine Symptome.<br />
Wintersport –<br />
ohne wirksame<br />
Therapie ist das<br />
undenkbar!<br />
Meine Eltern<br />
hielten mich für bockig,<br />
weil ich vor der Treppe<br />
stehen blieb und nicht<br />
hochgehen konnte.<br />
DE-NAM-2111-00005<br />
Die Unfähigkeit, einen Muskel nach Anspannung schnell wieder zu entspannen, beeinträchtigt unser Leben in vielerlei Hinsicht. Alltägliche Dinge wie Händeschütteln,<br />
Treppensteigen, nach dem Bus Rennen, sogar Aufstehen und einfach Loslaufen stellen enorme Herausforderungen dar und bedeuten emotionalen Stress für uns.<br />
Äußerlich wirken wir gesund, teilweise sogar athletisch, was oft Unverständnis bei Außenstehenden hervorruft und uns zusätzlich belastet.<br />
Wir lassen Sie nicht allein!
6<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
FOTOS: PRIVAT<br />
Unsere<br />
Interviewpartnerin<br />
Ramona Geupert<br />
(Vorstandsmitglied<br />
CSG e. V. und selbst<br />
Clusterkopfschmerz-<br />
Betroffene)<br />
Clusterkopfschmerz:<br />
Wenn der Kopfschmerz unerträglich wird<br />
Mindestens 120.000 Menschen in Deutschland leiden an Clusterkopfschmerz: eine Erkrankung, die unerträgliche Schmerzen verursacht.<br />
Im englischsprachigen Raum spricht man auch von „Suicide Headache“: das macht deutlich, wie stark Betroffene leiden und welche Auswirkungen<br />
es haben kann, wenn die Erkrankung nicht richtig diagnostiziert und behandelt wird. Wir sprachen mit Ramona Geupert, die<br />
selbst betroffen ist und sich im Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfegruppen engagiert.<br />
Text Alexandra Lassas<br />
Frau Geupert, wann haben Sie<br />
erste Symptome Ihrer Clusterkopfschmerzerkrankung<br />
erlebt<br />
und wie sahen diese aus?<br />
Im Jahr 2017 begannen meine ersten Anfälle.<br />
Nachts litt ich unter stechenden Kopfschmerzen,<br />
die jedoch nur kurz andauerten.<br />
Meine größte Angst und mein erster<br />
Verdacht waren, dass ich möglicherweise<br />
einen Tumor oder Schlaganfall hatte. Dies<br />
wiederholte sich über drei Nächte hinweg,<br />
anfangs dauerten die Attacken nur kurz,<br />
doch irgendwann verlängerten sie sich auf<br />
bis zu drei Stunden. Besonders stark betroffen<br />
war meine linke Seite. Mein Gesicht<br />
hing leicht nach unten, mein Auge tränte<br />
stark und meine Nase lief ununterbrochen.<br />
Zusätzlich verspürte ich einen starken Bewegungsdrang,<br />
sodass ich entweder viel laufen<br />
musste oder mich stark schüttelte. Nach<br />
drei oder vier Tagen konnte ich die Schmerzen<br />
nicht mehr ertragen und machte mir<br />
große Sorgen, was mit mir los sein könnte.<br />
Der Schock und die Panik ließen mich nicht<br />
mehr los, daher suchte ich ärztliche Hilfe bei<br />
meinem Hausarzt.<br />
Die Erkrankung ist auch für erfahrene<br />
Mediziner nicht leicht zu erkennen:<br />
wann haben Sie die richtige Diagnose erhalten?<br />
Ich hatte großes Glück, denn mein Hausarzt<br />
erkannte die Symptome eines Clusterkopfschmerzes<br />
und überwies mich direkt<br />
an einen Neurologen. Der Neurologe war<br />
mit dieser Krankheit vertraut, sodass ich<br />
innerhalb von fünf Wochen meine Diagnose<br />
erhielt. Leider ist dies nicht die Regel,<br />
da Patienten im Durchschnitt 6-8 Jahre auf<br />
die richtige Diagnose warten müssen, wenn<br />
es um Clusterkopfschmerzen geht. Dies liegt<br />
hauptsächlich daran, dass im MRT keine<br />
Anomalien sichtbar sind und die Diagnose<br />
auf der Beschreibung des Patienten beruht.<br />
Patienten warten im<br />
Durchschnitt leider<br />
sechs bis acht Jahre auf<br />
die richtige Diagnose.<br />
Was waren und sind für Sie die größten<br />
Beeinträchtigungen aufgrund der Erkrankung?<br />
Es dauerte eine Weile, bis ich die richtigen<br />
und vor allem für mich geeigneten Medikamente<br />
fand, um meinen Alltag bewältigen<br />
zu können. Zu dieser Zeit war es mir<br />
unmöglich, meinen Minijob auszuüben,<br />
mich um meine Großeltern zu kümmern<br />
oder auch nur Kontakt zu meinem sozialen<br />
Umfeld aufrechtzuerhalten. Der Mangel an<br />
Schlaf war und ist ein ernsthaftes Problem,<br />
da meine Anfälle hauptsächlich nachts<br />
auftreten. Dadurch war ich ständig übermüdet.<br />
Zu dieser Zeit hatte ich 8 – 12 Attacken<br />
innerhalb von 24 Stunden, daher galt eine<br />
Nacht bereits als gut, wenn ich einmal 1 ½<br />
Stunden schlafen konnte. Hinzu kommt der<br />
Bewegungsdrang, der meinen Alltag stark<br />
einschränkt. Obwohl ich jetzt meinen Minijob<br />
wieder ausüben kann, habe ich bei der<br />
Arbeit einen Raum, in den ich mich zurückziehen<br />
kann, um laufen und mich bewegen<br />
zu können. Selbst wenn ich nach draußen<br />
gehe, plane ich Rückzugsmöglichkeiten ein,<br />
falls ich einen Anfall bekomme.
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 7<br />
Die Leitlinie empfiehlt zur Akutbehandlung<br />
der Attacken medizinischen Sauerstoff,<br />
6 mg Sumatriptan subkutan und bei<br />
Wirksamkeit alternativ 5 mg Zolmitriptan<br />
nasal. Welche Erfahrungen haben<br />
Sie mit diesen Therapiemöglichkeiten<br />
gemacht?<br />
Bei akuten Anfällen ist Sauerstoff für mich<br />
die erste Wahl. Innerhalb von etwa 15 Minuten<br />
zeigt der Sauerstoff seine Wirkung,<br />
und nach 20 Minuten bin ich schmerzfrei.<br />
Derzeit habe ich etwa 3 bis 4 Anfälle innerhalb<br />
von 24 Stunden, bei denen ich den Sauerstoff<br />
zu 90 Prozent einsetze. Unterwegs<br />
stellt dies eine andere Herausforderung dar.<br />
In solchen Situationen verwende ich die<br />
Sumatriptan-Spritzen. Kurz vor dem Anfall<br />
leide ich unter einem brennenden Auge und<br />
extremer Nervosität. Sobald der Anfall einsetzt,<br />
spritze ich das Medikament.<br />
Was wünschen Sie sich für die Versorgung<br />
von Betroffenen, sowohl auf dem<br />
Weg zur Diagnose als auch bei der Behandlung?<br />
Wenn der Verdacht auf Clusterkopfschmerzen<br />
besteht, sollte man zunächst ein spezialisiertes<br />
Kompetenzzentrum aufsuchen.<br />
Dort sind Fachleute tätig, die über den Verlauf<br />
und die medikamentöse Behandlung<br />
dieser Erkrankung Bescheid wissen.<br />
Gleichzeitig ist es wichtig, die Bedeutung<br />
der Selbsthilfe nicht zu vergessen, um sich<br />
mit anderen Betroffenen austauschen zu<br />
können. Dies war für mich der zweite, aber<br />
entscheidende Schritt, um sich nicht so<br />
allein zu fühlen. Es ist auch von großer Bedeutung,<br />
die Angehörigen über die Erkrankung<br />
zu informieren, um Verständnis und<br />
Unterstützung zu erhalten.<br />
Bundesverband der Cluster-<br />
kopfschmerz-Selbsthilfe-<br />
Gruppen (CSG) e. V.<br />
Die Mitglieder der CSG e.V.<br />
erbringen durch ihre ehrenamtliche,<br />
tägliche Arbeit einen<br />
wichtigen Beitrag in der Betreuung<br />
und Beratung der Betroffenen und<br />
ihrer Angehörigen.<br />
Auf der Website<br />
www.clusterkopf.de<br />
finden Sie umfangreiche<br />
Informationen, Erkenntnisse<br />
und Studien über dieses seltene<br />
Krankheitsbild. Zudem bietet der<br />
Verband Hilfe bei der Kontaktaufnahme<br />
mit anderen Betroffenen<br />
oder vermittelt an Spezialisten in<br />
der Nähe.<br />
Es ist von großer Bedeutung,<br />
die Angehörigen<br />
über die Erkrankung zu<br />
informieren, um Verständnis<br />
und Unterstützung<br />
zu erhalten.<br />
Das erklärte Ziel ist es, die<br />
Erkrankung bekannter zu machen<br />
und für mehr Verständnis für die<br />
Schicksale der betroffenen<br />
Menschen zu sorgen.<br />
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Clusterkopfschmerz<br />
„Schmerzen wie glühende Nägel im Auge“<br />
DE-TEM-2301-00001<br />
Leiden Sie oder Bekannte unter folgenden Symptomen?<br />
Heftigste einseitige Kopfschmerzen<br />
Unruhe und Bewegungsdrang während der Attacke<br />
Attacken-Dauer von 15 Minuten bis 3 Stunden<br />
mindestens ein Begleitsymptom (einseitig)<br />
tränendes Auge<br />
laufende Nase<br />
hängendes Augenlid<br />
Brauchen Sie Hilfe und Unterstützung?<br />
Unter www.kopfschmerz-kompass.de finden Sie<br />
Informationen rund um Kopfschmerzerkrankungen<br />
und Experten in Ihrer Nähe.
8<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK_133428116<br />
EoE –<br />
daran müssen Sie nicht<br />
schwer zu schlucken haben!<br />
Die Zahl derer, denen die seltene Speiseröhrenerkrankung eosinophile Ösophagitis (EoE) Schluckbeschwerden<br />
macht, steigt nachweislich und vor allem in Industrieländern. Als Ursache werden Allergene in der Nahrung und<br />
der Luft vermutet. Im Interview berichtet Prof. Dr. Ahmed Madisch, Facharzt für Gastroenterologie und EoE-<br />
Spezialist, wie sich die belastende Krankheit gut in Schach halten lässt.<br />
Text Doreen Brumme<br />
Prof. Dr. Madisch, was passiert bei<br />
der EoE im Körper Betroffener?<br />
Bei EoE-Betroffenen ist die Barrierewirkung<br />
der Schleimhaut der Speiseröhre<br />
gestört. Das macht die Schleimhaut<br />
durchlässig für Allergene, mit denen sie<br />
über Speisen, Getränke und die Luft in<br />
Kontakt kommt. Die Allergene dringen<br />
in die Schleimhaut ein und verursachen<br />
lokale Entzündungen, die mit der Zeit<br />
die Gewebestruktur verändern können,<br />
sodass die natürliche Schluckbewegung<br />
beeinträchtigt und auch schmerzhaft<br />
ist – insbesondere, wenn man Gröberes<br />
wie Fleisch oder Trockenes wie Brot isst.<br />
Schlimmstenfalls bleiben Speisebrocken<br />
in der Speiseröhre stecken und müssen in<br />
einer Notfallendoskopie entfernt werden.<br />
Wie wird die EoE diagnostiziert und<br />
was erschwert die Diagnose mitunter?<br />
Ein Verdacht auf EoE lässt sich beim<br />
Gastroenterologen mit Gewebeproben der<br />
Speiseröhre schnell und sicher bestätigen.<br />
Allerdings kommt dieser Verdacht nicht<br />
sofort auf. Denn Betroffene passen ihre<br />
Ernährungsweise oft lange an, indem sie<br />
auf bestimmtes Essen ganz verzichten,<br />
stets sehr gut kauen und mit viel Flüssigkeit<br />
„spülen“.<br />
Und selbst wenn sie mit ihren Beschwerden<br />
zum Arzt gehen, beschreiben sie diese<br />
mitunter ungenau, sodass selbst der Arzt,<br />
dem die seltene Erkrankung EoE ein<br />
Begriff ist, nicht sofort an diese denkt.<br />
Verwechslungen mit der Refluxkrankheit<br />
sind nicht selten.<br />
Einmal im Jahr<br />
sollte ein Gastroenterologe<br />
den<br />
Verlauf checken.<br />
Prof. Dr. Ahmed Madisch<br />
Centrum Gastroenterologie Bethanien,<br />
Agaplesion Krankenhaus Bethanien<br />
Gibt es den „typischen EoE-Patienten“?<br />
Ja. Am häufigsten bekommen Männer<br />
zwischen 30 und 40 Jahren die Diagnose<br />
EoE, Frauen sind eher seltener betroffen.<br />
Typisch sind begleitende Allergien<br />
und <strong>Erkrankungen</strong> wie Neurodermitis,<br />
Heuschnupfen und Asthma.
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 9<br />
Welche Therapien gibt es für Betroffene<br />
und wie bewerten Sie diese?<br />
Wir behandeln die EoE mit einem lokal<br />
wirkenden Kortison in Tablettenform.<br />
Die Tabletten werden morgens und abends<br />
in den Mund gelegt, wo sie sich auflösen.<br />
Bei über 90 Prozent der damit Behandelten<br />
normalisiert sich das Entzündungsgeschehen,<br />
sodass sie beschwerdefrei<br />
leben können. Wer auf das Kortison nicht<br />
anspricht oder es nicht verträgt, kann die<br />
EoE auch mit einer Eliminationsdiät gut<br />
behandeln.<br />
Diese ist aber mit teilweise erheblichen<br />
Einschränkungen im täglichen Leben<br />
verbunden und nur mit sehr viel Disziplin<br />
durchzuhalten. Zudem ist seit Anfang 2023<br />
eine Antikörpertherapie zugelassen, die als<br />
Reservetherapie angewendet werden kann.<br />
Die Antikörper werden einmal pro Woche per<br />
Spritze über die Bauchdecke verabreicht.<br />
Worauf kommt es an, wenn man die EoE<br />
erfolgreich in Schach halten möchte?<br />
Die EoE ist eine sich langsam einschleichende<br />
chronische Erkrankung.<br />
Deshalb bleibt nur beschwerdefrei, wer<br />
nach der ersten Akuttherapie dauerhaft<br />
gegenhält. Einmal im Jahr sollte ein Gastroenterologe<br />
den Verlauf checken.<br />
Über 90% der mit<br />
Kortisontabletten<br />
Behandelten EoE-<br />
Betroffenen können<br />
nach der Behandlung<br />
beschwerdefrei leben.<br />
Hauptsymptome der EoE<br />
• Schluckbeschwerden, vor allem<br />
beim Verzehr fester Speisen und<br />
faseriger/trockener Nahrungsmittel<br />
• Unangenehmes oder schmerzhaftes<br />
Gefühl, dass ein Bissen<br />
im Hals stecken bleibt<br />
• Sodbrennenartige Beschwerden<br />
• Schmerzen im Brustraum<br />
• Bolusimpaktion: Nahrungsbissen<br />
bleiben im Hals stecken<br />
ACHTUNG! Dies kann einen<br />
medizinischen Notfall<br />
hervorrufen!<br />
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Jasmin* - Selbstbewusst<br />
auf eine Therapie bestehen!<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
_1390020572<br />
Die 39-jährige Krankenschwester Jasmin litt vier Jahre an chronischen Schluckstörungen,<br />
bevor sie einen Arzt aufsuchte. „Angefangen hat alles in einem chinesischen<br />
Restaurant“, berichtet sie. „Ich habe ein Reisgericht gegessen, plötzlich ist ein<br />
Bissen nicht mehr weitergerutscht und regelrecht im Hals stecken geblieben“.<br />
Es dauerte eine Weile, bis der schmerzhafte Vorfall vorüber war.<br />
Krampfartige Schmerzen und Angst zu ersticken<br />
Ihre Schluckbeschwerden wurden häufiger. Jasmin versuchte alles, um das Problem<br />
zu kompensieren: Langsames Essen, sorgfältiges Kauen, bestimmte Lebensmittel<br />
wie Reis nur noch mit viel Soße und reichlichem Trinken zu den Mahlzeiten. Doch ihre<br />
Strategien während des Essens halfen nicht. Immer häufiger blieb die Nahrung im<br />
Hals stecken und Jasmin bekam panische Angst, weil sie keine Luft mehr bekam und<br />
unter krampfartigen Schmerzen litt. Vor allem Reis, Nudeln, Brot und andere Backwaren<br />
konnte Jasmin kaum mehr zu sich nehmen.<br />
Eine Untersuchung schafft Klarheit<br />
Jasmin begann im Internet nach Antworten zu suchen. Das schürte ihre Ängste<br />
und führte schließlich dazu, dass Jasmin einen Arzt aufsuchte. Eine Spiegelung der<br />
Speiseröhre und des Magens wurde vorgenommen, in der die Speiseröhre bis auf<br />
einige weißliche Ablagerungen zunächst weitgehend unauffällig aussah. In der Untersuchung<br />
der entnommenen Gewebeproben zeigte sich jedoch eine ausgeprägte<br />
Entzündung und es wurde die Diagnose einer „eosinophilen Ösophagitis“, kurz EoE,<br />
gestellt. Der Arzt verordnete Jasmin ein Medikament, das sie zwölf Wochen lang<br />
einnehmen sollte. Die Schluckbeschwerden bildeten sich rasch zurück und schon<br />
bald konnte sie wieder ganz normal essen.<br />
Die Beschwerden kommen zurück<br />
Nach dem Absetzen des Medikaments war jedoch schnell alles wieder beim Alten.<br />
„Mein Arzt wollte mir das Medikament allerdings nicht weiter verordnen, weil in der<br />
Kontrolluntersuchung zuvor die Spiegelung keinen krankhaften Befund mehr gezeigt<br />
hatte.“ Wenn die Schluckbeschwerden besonders stark waren, suchte sie daher das<br />
WC auf, um den steckengebliebenen Nahrungsbissen zu erbrechen.<br />
Mut zur Zweitmeinung<br />
Auf Rat anderer Betroffener holte Jasmin bei einem niedergelassenen Gastroenterologen<br />
eine Zweitmeinung ein. Er verordnete ihr das Medikament, das ihr so gut geholfen<br />
hatte, nun zur langfristigen Erhaltungstherapie. Jasmin: „Wenige Tage später<br />
war der Spuk wieder vorbei. Ich nehme das Medikament seither regelmäßig und<br />
kann wieder ganz normal essen. Das ist für mich und für meine Familie ein wichtiges<br />
Plus an Lebensqualität!“. Anderen Betroffenen rät sie, keinesfalls aufzugeben, die<br />
Beschwerden ernst zu nehmen, da sie langfristig zu massiven Veränderungen an der<br />
Speiseröhre führen können, sich umfassend über das Krankheitsbild zu informieren<br />
und im Gespräch mit Ärztinnen und Ärzten selbstbewusst auf eine effektive Therapie<br />
zu bestehen.<br />
Informieren Sie sich weiter unter<br />
www.schluckbeschwerden.de
10<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
Mikroskopisches Bild eines gastrointestinalen Stromatumors (GIST), Foto: Shutterstock<br />
GIST: Immer bessere Prognose<br />
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) sind sehr seltene Weichteilsarkome, die im Magen-Darm-Trakt entstehen. In<br />
Deutschland erkranken pro Jahr ein bis zwei von 100.000 Menschen, die meisten sind bei Diagnosestellung 60 Jahre alt oder<br />
älter. Prof. Dr. med. Peter Reichardt leitet das Sarkomzentrum Berlin-Buch und erklärt, was die Herausforderungen bei der<br />
Diagnose sind und wie Betroffene heute behandelt werden können.<br />
Text Miriam Rauh<br />
Herr Prof Dr. Reichardt, was<br />
sind die Herausforderungen<br />
bei der Diagnose von GIST und<br />
im Verlauf der Erkrankung?<br />
Die Beschwerden sind in der Regel eher<br />
unspezifisch. Aus diesem Grund wird ein<br />
Gastrointestinaler Stromatumor oft zufällig<br />
entdeckt, bspw. im Rahmen einer<br />
Magenspiegelung, Ultraschalluntersuchung<br />
oder Computertomographie.<br />
Wichtig ist, dass neben der pathologischen<br />
Diagnose auch eine Mutationsanalyse<br />
gemacht wird, da die genaue Kenntnis der<br />
zugrundeliegenden Mutationen für die<br />
Therapieplanung entscheidend ist; zudem<br />
hat sie Einfluss auf die Prognose. Die<br />
Feindiagnostik sollte in einem erfahrenen<br />
Referenzzentrum durchgeführt werden,<br />
um Inkorrektheiten auszuschließen.<br />
Wie ist die Prognose?<br />
Man muss hier zwischen lokalisierter<br />
Erkrankung und fortgeschrittener Erkrankung<br />
unterscheiden. Die Prognose<br />
des fortgeschrittenen, metastasierten<br />
GIST hat sich in den letzten Jahren durch<br />
zunehmende therapeutische Optionen<br />
kontinuierlich verbessert; seit circa<br />
einem Jahr steht mit Ripretinib eine<br />
Viertlinientherapie zur Verfügung.<br />
Mittlerweile können wir bei einer metastasierten<br />
Erkrankung eine mittlere<br />
Lebenserwartung von sechs oder sieben<br />
Jahren erwarten. Bei einer lokalisierten<br />
Erkrankung, die operativ behandelt<br />
wurde, können wir recht genau vorhersagen,<br />
wie groß das Risiko eines Patienten<br />
für Metastasen bzw. ein Rezidiv ist.<br />
Hiervon abhängig ist die Indikation einer<br />
vorbeugenden, adjuvanten Therapie.<br />
Als Richtwert gilt ein Rezidivrisiko in<br />
der Größenordnung über 50 Prozent,<br />
sofern der Tumor eine Imatinib-sensitive<br />
Mutation aufweist.<br />
Welche Therapieoptionen gibt es derzeit,<br />
um GIST zu behandeln, und wie ist deren<br />
Stellenwert?<br />
Imatinib stellt nach wie vor den Standard<br />
in der Erstlinientherapie und in der adjuvanten<br />
Therapie dar. Bei einer Imatinib-<br />
Intoleranz oder einem Krankheitsprogress<br />
unter Imatinib ist die Zweitlinientherapie<br />
Sunitinib vorgesehen. Wenn auch diese<br />
nicht mehr wirkt, kommen Regorafenib<br />
und schließlich Ripretinib in der Drittund<br />
Viertlinie zum Einsatz. Für die<br />
sehr seltene D842V-Mutation steht mit<br />
Avapritinib seit einiger Zeit erstmals eine<br />
wirksame Therapie zur Verfügung.<br />
Die Feindiagnostik<br />
sollte in einem<br />
erfahrenen Referenzzentrum<br />
durchgeführt<br />
werden,<br />
um Inkorrektheiten<br />
auszuschließen.<br />
Prof. Dr. med. Peter Reichardt<br />
Chefarzt der Klinik für Onkologie und Palliativmedizin<br />
am Helios Klinikum Berlin-Buch und Leiter des<br />
Sarkomzentrums Berlin-Buch
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 11<br />
Bei der Therapie spielen für Betroffene<br />
in den verschiedenen Phasen der Erkrankung<br />
neben Wirksamkeit auch Verträglichkeit<br />
und Lebensqualität eine Rolle.<br />
Wie sieht es bei den Behandlungsoptionen<br />
gerade in späteren Stadien<br />
aus?<br />
Die für die Therapie des fortgeschrittenen<br />
GIST etablierten Medikamente sind unterschiedlich<br />
gut verträglich, was angesichts<br />
der häufig langfristigen Einnahme von<br />
besonderer Bedeutung ist.<br />
Imatinib, Standard in der Erstlinientherapie,<br />
ist in der Regel gut verträglich.<br />
Sunitinib ist etwas schlechter<br />
verträglich als Imatinib, was sich in<br />
Durchfällen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit<br />
oder Hautreizung an Händen und Füßen<br />
bemerkbar machen kann, auch Blutdruck<br />
und Schilddrüsenfunktion sollten überwacht<br />
werden.<br />
Regorafenib ist vom Nebenwirkungsspektrum<br />
dem Sunitinib ähnlich, mit einer<br />
häufig ausgeprägteren Tendenz zu Nebenwirkungen;<br />
eine individuelle Einstellung<br />
ist bei diesen Medikamenten besonders<br />
wichtig. Das Medikament der Viertlinientherapie,<br />
Ripretinib, ist wiederum in aller<br />
Regel besser verträglich. Dies erhöht auch<br />
die Lebensqualität der Patienten.<br />
Bei der Therapie<br />
spielen für Betroffene<br />
in den verschiedenen<br />
Phasen der Erkrankung<br />
neben der Wirksamkeit<br />
auch die Verträglichkeit<br />
und Lebensqualität<br />
eine Rolle.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Die Deutsche Sarkom-Stiftung ist<br />
eine gemeinsame Organisation von<br />
Patienten und Experten. Die Stiftung<br />
setzt sich dafür ein, die Situation für<br />
Sarkom-Patienten in Deutschland zu<br />
verbessern. Dafür engagiert sie sich<br />
in verschiedenen Bereichen:<br />
Information, Forschung, Fortbildung,<br />
Versorgungsstrukturen<br />
inkl. Etablierung von spezialisierten<br />
Sarkom-Zentren, Diagnose- und<br />
Behandlungsqualität wie auch<br />
Patienteninformation und<br />
Interessenvertretung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.sarkome.de<br />
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Deciphera –<br />
inspired by patients, driven by science<br />
Deciphera ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entdeckung, Entwicklung und das<br />
Inverkehrbringen wichtiger neuer Medikamente konzentriert, um das Leben von Menschen mit Krebs zu<br />
verbessern. Der Firmenname „Deciphera“ leitet sich aus dem englischen Wort „decipher“, auf Deutsch<br />
„ergründen, entschlüsseln“, ab.<br />
Deciphera hat sich zum Ziel gesetzt, unter anderem Tyrosinkinasen zu untersuchen und Schlüsselstellen<br />
für den Ansatz innovativer Medikamente zu identifizieren. Das Unternehmen nutzt die<br />
firmeneigene Switch-Control- Kinaseinhibitor-Plattform und die umfassende Expertise seiner<br />
Mitarbeiter:innen in der Biologie der Kinasen zur Entwicklung eines breiten Portfolios innovativer<br />
Therapieansätze insbesondere im Bereich von fortgeschritten Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST).<br />
GIST sind seltene maligne Tumoren aus der Gruppe der Weichteilsarkome. Gen-Mutationen in den<br />
Tyrosinkinasen KIT oder PDGFRA treiben das Tumorwachstum. GIST können in jedem Alter auftreten. Das<br />
mittlere Alter für den Ausbruch liegt bei etwa 60 Jahren. Etwa die Hälfte der Patienten:innen haben bereits<br />
bei Diagnosestellung Metastasen. Entstehende Sekundärmutationen führen auch unter Therapie beim<br />
fortgeschrittenen GIST zu einem Progress – daher der Bedarf nach neuen Medikamenten mit innovativen<br />
Wirkansätzen.<br />
®
12<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
Polycythaemia Vera – Betroffene spielen eine<br />
wichtige Rolle in der Therapie<br />
Myeloproliferative Neoplasien (MPN) sind eine Gruppe von seltenen <strong>Erkrankungen</strong> des Knochenmarkes.<br />
Charakteristisch für diese Krankheitsbilder ist eine gesteigerte Produktion von Blutzellen, was sich in einer Vielzahl<br />
von Symptomen äußern kann. Wir sprachen mit Frau Prof. Dr. med. Haifa Kathrin Al-Ali über die Symptome und<br />
Behandlungsmöglichkeiten der Polycythaemia Vera (PV), die zu den MPN zählt.<br />
Text Alexandra Lassas<br />
FOTO: UNIVERSITÄTSMEDIZIN HALLE<br />
Frau Prof. Al-Ali, wie sehen die Symptome<br />
einer PV aus und auf welche Symptomkonstellationen<br />
sollten Mediziner<br />
achten?<br />
Symptome lassen sich in allgemeine Beschwerden<br />
und durch die Komplikationen<br />
verursachte Probleme unterteilen. Allgemeine<br />
Symptome sind schwer zu erkennen<br />
und von den Patienten kaum mit der Erkrankung<br />
in Verbindung zu bringen, wie<br />
z. B. Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen.<br />
Die Symptome sind<br />
unspezifisch, aber ihre Auswirkungen sind<br />
enorm und beeinträchtigen die Lebensqualität<br />
erheblich. Zusätzlich treten spezifische<br />
Beschwerden wie Sehstörungen und<br />
Juckreiz auf, der bei 14% der Patienten<br />
auftritt, obwohl auf der Haut keine sichtbaren<br />
Anzeichen vorhanden sind.<br />
Viele Patienten durchlaufen einen langen<br />
Leidensweg, bis die Krankheit korrekt diagnostiziert<br />
wird, und manche kämpfen jahrzehntelang<br />
mit den Symptomen. Aufgrund<br />
der erhöhten Dichte der roten Blutkörperchen<br />
im Körper sehen die Betroffenen<br />
äußerlich gesund aus, fühlen sich aber<br />
genau das Gegenteil. Dies hat Auswirkungen<br />
auf die psychische Verfassung, da viele<br />
nicht ernst genommen werden.<br />
Welche Untersuchungsmöglichkeiten<br />
hat der Arzt, um eine PV zu diagnostizieren<br />
und wie ginge es dann weiter?<br />
Der Arzt kann eine PV anhand des Blutbildes<br />
schnell und eindeutig diagnostizieren.<br />
Erhöhte Werte von Hämoglobin<br />
und Hämatokrit sind dabei ein deutlicher<br />
Hinweis. Eine PCR-Analyse des<br />
Blutes kann zusätzlich die JAK2-Mutation<br />
nachweisen, die die Diagnose PV<br />
bekräftigt und eine Untersuchung des<br />
Knochenmarks rundet das diagnostische<br />
Vorgehen ab. Es ist auch möglich, dass<br />
eine PV ohne auffällige Blutwerte vorliegt.<br />
Insbesondere bei jungen Menschen<br />
können plötzliche und ungewöhnliche<br />
Thrombosen auf eine vorhandene JAK2-<br />
Mutation hinweisen. Grundsätzlich hat<br />
die Erkrankung eine gute Prognose, wenn<br />
sie frühzeitig diagnostiziert wird. In<br />
Absprache mit dem Patienten sollte dann<br />
eine geeignete Therapie gefunden werden.<br />
Warum sollten Betroffene nach Diagnose<br />
oder unter Therapie regelmäßig zu<br />
Kontrolluntersuchungen gehen?<br />
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind<br />
für Betroffene von großer Bedeutung. Ein<br />
nicht gut kontrollierter Hämatokritwert<br />
erhöht z.B. das Risiko von Thrombosen.<br />
Eine regelmäßige Überwachung des Blutbildes<br />
ist daher unverzichtbar. Auch die<br />
Lebensqualität und eine gute Kontrolle<br />
der Beschwerden können nur durch gute<br />
Verlaufskontrollen gewährt werden. Eine<br />
Vergrößerung der Milz kann u.a. ein Anzeichen<br />
für das Fortschreiten der Krankheit<br />
sein und möglicherweise eine Anpassung<br />
der Behandlung erfordern. Zusätzlich<br />
müssen die auftretenden Nebenwirkungen<br />
der verwendeten Medikamente beobachtet<br />
werden: Z. B. ist bei der PV insbesondere<br />
während der Behandlung auf unerwünschte<br />
Hautreaktionen wie Geschwüre an den<br />
Beinen (Beinulzerationen) und hellen Hautkrebs<br />
zu achten. Ein regelmäßiger Hautcheck<br />
ist daher sehr wichtig.<br />
Wie merkt der Patient, dass sich die<br />
Symptome verändern/verschlechtern und<br />
es z. B. nicht um weitere Veränderungen<br />
des Alters geht?<br />
Für Patienten stehen international anerkannte<br />
Fragebögen zur Verfügung, die sie regelmäßig<br />
während des Kontakts mit ihrem<br />
behandelnden Arzt ausfüllen sollten. Durch<br />
den Vergleich der Werte über einen längeren<br />
Zeitraum können Verschlechterungen oder<br />
Veränderungen erkannt werden. Symptome<br />
wie Müdigkeit und Juckreiz lassen sich<br />
so über einen längeren Zeitraum besser<br />
beurteilen. Zudem wird dadurch das Ausmaß<br />
der Beschwerden deutlich und es kann<br />
eine klare Abgrenzung zu altersbedingten<br />
schleichenden Veränderungen erfolgen.<br />
Wie sollten sich Betroffene verhalten,<br />
wenn sie Veränderungen oder neue<br />
Beschwerden feststellen?<br />
Es ist ratsam, sofort den behandelnden Arzt<br />
aufzusuchen. Durch die Auswertung des<br />
Fragebogens erhält der Patient einen umfassenden<br />
Überblick über die Symptome,<br />
und der Arzt kann entsprechende therapeutische<br />
Maßnahmen ergreifen oder die<br />
Behandlung anpassen. Der Austausch mit<br />
anderen Betroffenen spielt ebenfalls eine<br />
wichtige Rolle. Das MPN-Netzwerk bietet die<br />
Möglichkeit, das Verständnis für die Krankheit<br />
zu verbessern und Kontakt zu anderen<br />
Betroffenen aufzunehmen.<br />
Wie können behandelnde Ärzte erkennen,<br />
wann eine Anpassung der Therapie<br />
notwendig ist?<br />
Der Arzt kann durch die Auswertung des<br />
Blutbildes eingreifen und die Therapie<br />
entsprechend anpassen. Anhand der Fragebögen<br />
können alternative Therapiemöglichkeiten<br />
zur Verbesserung der Lebensqualität<br />
des Patienten gesucht werden. PV ist eine<br />
äußerst vielfältige Erkrankung, und die Probleme<br />
und Beschwerden jedes einzelnen<br />
Patienten sind unterschiedlich. Als Arzt<br />
ist es wichtig, alle Parameter im Blick zu<br />
behalten, sie individuell auf den Patienten<br />
abzustimmen und gemeinsam an der<br />
Therapie zu arbeiten. Bei der Anpassung<br />
der Behandlung sollten auch die emotionalen<br />
Aspekte berücksichtigt werden.<br />
Die Verbesserung der Lebensqualität sollte<br />
gemeinsam angestrebt werden.
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Leben mit MPN -<br />
Umfassende Hilfe für Betroffene<br />
Das forschende Pharmaunternehmen Novartis denkt Medizin neu, um<br />
besonders auch Menschen mit seltenen <strong>Erkrankungen</strong> mit innovativen<br />
Therapien und Informationsangeboten zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.<br />
FOTO: NOVARTIS PHARMA GMBH<br />
Speziell für Menschen, die an einer Myeloproliferativen Neoplasie<br />
(MPN) wie der Myelofibrose, der Polycythaemia Vera oder<br />
der Chronischen Myeloischen Leukämie leiden, hat Novartis<br />
umfangreiche Informationsinitiativen ins Leben gerufen, die<br />
wissenschaftlich fundiertes Wissen zur Erkrankung und zum<br />
Umgang damit zur Verfügung stellen.<br />
Symptome erkennen – und richtig in Zusammenhang bringen<br />
Da die verschiedenen Symptome der MPN sehr vielschichtig sind<br />
und mit Fortschreiten der Erkrankung stärker werden können,<br />
sind fundierte Informationen zu den möglichen Beschwerden für<br />
Patient:innen und deren Angehörige sehr wichtig. Das macht das<br />
Beispiel der Polycythaemia Vera deutlich, denn Beschwerden<br />
wie chronische Müdigkeit, Schmerzen im linken Oberbauch,<br />
verstärktes nächtliches Schwitzen, Juckreiz besonders nach<br />
Kontakt mit Wasser und Appetitlosigkeit lassen oft nicht direkt<br />
auf eine schwere Erkrankung schließen. Gerade Frauen denken<br />
oftmals eher an die Wechseljahre und nicht an eine seltene<br />
Bluterkrankung. Auch Seh- und Konzentrationsstörungen, Ohrensausen<br />
oder trockene Haut werden eher auf das Alter zurückgeführt<br />
und nicht in Kombination betrachtet. Die Folge: der<br />
Arztbesuch bleibt aus, die PV bleibt unentdeckt und somit auch<br />
unbehandelt, schwere Komplikationen können auftreten.<br />
Zunehmende Beschwerden ernst nehmen<br />
Aber auch wenn die Diagnose bereits gestellt wurde, sollten<br />
Betroffene die Symptome im Blick behalten und regelmäßige<br />
Kontrolluntersuchungen durchführen lassen. Wenn<br />
die Symptomlast zunimmt oder Nebenwirkungen auftreten,<br />
sollten Betroffene umgehend das Gespräch mit dem Behandlungsteam<br />
suchen, um krankheitsbedingte Beschwerden<br />
von therapiebedingten zu unterscheiden, denn manche Begleiterkrankungen<br />
oder Komplikationen können für Betroffene<br />
im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden. So sollten z. B.<br />
regelmäßig das Blut und die Milz untersucht werden. Zudem<br />
sollte einmal jährlich ein Hautscreening durchgeführt werden,<br />
um therapiebedingte Hautveränderungen früh zu erkennen,<br />
die sich möglicherweise zu schweren Hautveränderungen wie<br />
offenen Wunden oder gar Hautkrebs entwickeln könnten.<br />
Bei Menschen mit hellem Hauttyp, die sich gerne in der<br />
Sonne aufhalten, besteht ein erhöhtes Risiko, eine<br />
Aktinische Keratose zu entwickeln, die sich in einem<br />
von zehn Fällen zu hellem Hautkrebs entwickeln kann. Dies gilt<br />
um so mehr für MPN-Patient:innen, da eine der medikamentösen<br />
Therapien dieses Risiko zusätzlich steigert. Deshalb sollten<br />
Betroffene Hautveränderungen in lichtexponierten Arealen ernst<br />
nehmen und sie einem Dermatologen zeigen. Diese Obacht gilt<br />
auch für Veränderungen an den Beinen. Streifige oder netzartige<br />
Rötungen und offene Stellen sollten möglichst frühzeitig einem<br />
Hautarzt oder den betreuenden Hämatoonkologen gezeigt<br />
werden, da das ein klares Indiz dafür sein könnte, die Therapie zu<br />
überdenken und entsprechend anzupassen.<br />
Prof. Dr. Marcus Braun-Falco, Facharzt für Dermatologie und Venerologie<br />
Wissen ist demnach für Betroffene der Schlüssel, um bei der<br />
Wahl und Durchführung der passenden Therapie intensiv mit einbezogen<br />
werden zu können. Die drei einzelnen Initiativen für<br />
das Leben mit Myelofibrose, Polycythaemia Vera und Chronischer<br />
Myeloischer Leukämie bieten auf den Internetseiten<br />
www.leben-mit-myelofibrose.de, www.leben-mit-pv.de und<br />
www.leben-mit-cml.de viele Informationen, die über die<br />
Facetten der <strong>Erkrankungen</strong> informieren. Hier finden sich auch<br />
Patient:innen-Erfahrungsberichte und Expert:innenbeiträge<br />
zu verschiedenen krankheitsrelevanten Schwerpunkten. Zudem<br />
finden Patient:innen ausführliche Checklisten, die ihnen die<br />
Gespräche mit dem Behandlungsteam erleichtern können.<br />
Dazu kann auch eine Anpassung der Therapie gehören,<br />
wenn die bestehende Behandlung nicht den gewünschten<br />
Erfolg erzielt oder Nebenwirkungen auftreten, welche die<br />
Lebensqualität stark beeinträchtigen. Dabei kann auch der<br />
MPN-Tracker unter www.mpntracker.com helfen, der Patient:innen<br />
in Form eines Therapietagebuches bei der<br />
Dokumentation zur Entwicklung ihrer Erkrankung unterstützt.<br />
Zusammen stärker<br />
Auch der Austausch mit anderen Betroffenen, Selbsthilfeorganisationen<br />
und Fachärzt:innen stärkt Patient:innen und ihre Angehörigen<br />
im Umgang mit der Erkrankung. Seit 2016 können<br />
MPN-Betroffene einen bundesweit etablierten Treffpunkt<br />
nutzen: die MPN-Patient:innentage. Die Teilnahme an den MPN<br />
Veranstaltungen ist kostenlos. Auf www.mpn-patiententage.de<br />
findet man die Anmeldung für die nächsten Patient:innentage<br />
sowie weitere Informationen und einen kleinen Rückblick auf<br />
vergangene Veranstaltungen.
14<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
Nebennierenrindenkarzinom (ACC)<br />
Das Nebennierenrindenkarzinom ist eine bösartige Erkrankung der Nebennierenrinde. Mit nur etwa 80 bis 100<br />
Neuerkrankungen jährlich in Deutschland ist das Nebennierenrindenkarzinom äußerst selten und es gibt es nur<br />
wenige Einrichtungen, die auf die Behandlung spezialisiert sind. Wir sprachen mit Prof. Dr. Dr. Matthias Kroiß<br />
vom LMU Klinikum über diese seltene Krebserkrankung.<br />
Text Alexandra Lassas<br />
Herr Prof. Kroiß, welche Symptome<br />
verursacht das Nebennierenrindenkarzinom<br />
und was ist die Schwierigkeit<br />
bei der Diagnose?<br />
Es gibt verschiedene Symptome, die bei<br />
Betroffenen auftreten und zur Diagnose<br />
eines Nebennierenkarzinoms führen<br />
können. Ein Teil der Tumore führt zu<br />
einer Überproduktion von Hormonen,<br />
zum Beispiel von Geschlechtshormonen.<br />
Im weiblichen Körper führt dies dann zu<br />
Bartwachstum, einer tiefen Stimme, Haarausfall<br />
und Akne. Bei Männern kann ein<br />
Überschuss an weiblichen Hormonen<br />
zu Brustwachstum oder verminderter Libido<br />
führen. Es gibt auch zahlreiche Fälle,<br />
in denen das Nebennierenkarzinom Cortisol<br />
produziert und es folglich zu einem<br />
Überschuss dieses Stresshormons kommt.<br />
Die Folge sind Bluthochdruck, Diabetes<br />
oder Infektanfälligkeit. Dieses Beschwerdebild<br />
nennt man Cushing-Syndrom.<br />
Tumoren, die keine Hormone bilden, können<br />
durch Wachstum und die zunehmende<br />
Größe unspezifische Bauchschmerzen<br />
verursachen und ein Druckgefühl auslösen.<br />
Diese nehmen mit der Größe des<br />
Tumors zu, so dass er im Frühstadium,<br />
wenn der Tumor noch klein ist, kaum<br />
zu diagnostizieren ist. Hinzu kommt:<br />
Gutartige Nebennierentumore sind sehr<br />
häufig und es fällt daher schwer, aus den<br />
vielen kleinen Tumoren der Nebenni ere<br />
die wenigen bösartigen Nebennierenkarzinome<br />
“herauszufiltern“. Insgesamt sind<br />
die Beschwerden eher unspezifisch und<br />
können verschiedene andere Ursachen<br />
haben, so dass sie nicht unmittelbar auf<br />
diese Krebsart zurückzuführen sind.<br />
Wie sehen die derzeitigen Therapiemöglichkeiten<br />
aus und welche Rolle<br />
spielt der Diagnosezeitpunkt?<br />
Die Therapie, die die Krankheit heilen<br />
kann, ist die Operation. Eine Operation<br />
der Nebenniere mit Entfernung des Tumors<br />
ist jedoch meist nur sinnvoll, wenn<br />
der Krebs sich noch nicht in andere Teile<br />
des Körpers ausgebreitet hat, sich also<br />
in einem frühen Stadium befindet. Der<br />
Zeitpunkt der Diagnosestellung ist daher<br />
für den Krankheitsverlauf von großer Bedeutung.<br />
Deshalb ist es wichtig, bei Beschwerden<br />
einen Arzt aufzusuchen und<br />
dieser sollte dann auch die Diagnostik<br />
rasch in die Wege zu leiten.<br />
Eine Nebennierenoperation sollte grundsätzlich<br />
in einem erfahrenen Zentrum<br />
durchgeführt werden. Nach der vollständigen<br />
Entfernung des Tumors können<br />
Medikamente verabreicht werden, um die<br />
Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens<br />
zu verringern. Ist eine operative Entfernung<br />
nicht möglich, zielt die Behandlung<br />
darauf ab, den Krankheitsverlauf durch eine<br />
medikamentöse Behandlung zu verlangsamen.<br />
Ziel ist es, das Tumorwachstum zu hemmen<br />
und die Beschwerden zu lindern. Im fortgeschrittenen<br />
Stadium ist oft eine Chemotherapie<br />
notwendig. Darüber hinaus wird Patienten im<br />
fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung empfohlen,<br />
an klinischen Studien teilzunehmen,<br />
in denen neue Medikamente getestet werden.<br />
Es gibt immer wieder Fälle, in denen Patienten<br />
sehr gut auf die Therapie ansprechen und in<br />
Einzelfällen, trotz fortgeschrittenem Stadium,<br />
eine Heilung erreicht werden kann.<br />
Wo finden Betroffene Unterstützung und<br />
wo werden sie optimal versorgt?<br />
Bei Verdacht auf ein Nebennierenkarzinom<br />
sollte Kontakt zu einem spezialisierten Zentrum<br />
aufgenommen werden. Dabei sollte es<br />
sich um eine Klinik handeln, die über eine entsprechend<br />
ausgewiesene endokrinologische<br />
Abteilung verfügt und sich rasch um den<br />
Patienten kümmern kann.<br />
Es gibt auch eine internationale Patienteninitiative<br />
(www.letscureacc.com), bei der<br />
Patienten Rat und Hilfe finden. In Würzburg<br />
findet am 13.04.2024 ein Treffen für<br />
Betroffene und Angehörige statt. Darüber<br />
hinaus würde ich mir wünschen, dass sich<br />
betroffene Patienten und ihre niedergelassenen<br />
Ärzte schnell mit geeigneten Zentren<br />
vernetzen.<br />
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Rare Diseases<br />
HRA Pharma<br />
Deutschland GmbH<br />
unterstützt:<br />
1-23-07-1, A-1-23-07-1, CH-1-23-07-1 Stand Juli 2023
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José Carreras Leukämie-Stiftung<br />
Heilung braucht Forschung. Forschung braucht Spenden<br />
Als José Carreras, der<br />
berühmte Tenor auf der<br />
Höhe seiner Karriere 1987<br />
an Leukämie erkrankte,<br />
ging diese Nachricht um<br />
die Welt und erschütterte<br />
nicht nur die Opernfans. Zu<br />
der Zeit kam die Diagnose<br />
Leukämie einem Todesurteil<br />
gleich. Doch dank des<br />
großen Einsatzes von mutigen<br />
und hervorragenden<br />
Medizinern sowie der großen<br />
Unterstützung von Familie,<br />
Freunden und Fans<br />
konnte der Startenor geheilt<br />
werden. José Carreras<br />
gewann den Kampf seines<br />
Lebens und tausende<br />
Menschen auf der ganzen<br />
Welt feierten mit ihm diesen<br />
Sieg.<br />
Spendengelder machten<br />
es möglich<br />
Seitdem engagiert sich<br />
José Carreras unermüdlich<br />
für seine Vision: „Leukämie<br />
muss heilbar werden.<br />
Immer und bei jedem.“<br />
1995 rief er seine Künstlerfreunde<br />
dazu auf, mit ihm<br />
gemeinsam die erste José<br />
Carreras Gala in Leipzig<br />
zu veranstalten und Spenden<br />
zu sammeln. Mit der<br />
Gründung der Deutschen<br />
José Carreras Leukämie-<br />
Stiftung (DJCLS), wollte er<br />
einen Beitrag leisten, den<br />
großen Bedarf an Stammzelltransplantationsstationen,<br />
Stationsbetten, exzellenten<br />
Behandlungs- und<br />
Laboreinrichtungen, Angehörigenwohnungen,<br />
Forschungsprojekten<br />
und sozialen<br />
Projekten in Deutschland<br />
zu decken.<br />
35 Jahre sind seitdem vergangen.<br />
Jahre, in denen die<br />
José Carreras Leukämie-<br />
Stiftung Spenden sammelt.<br />
Insgesamt über 235 Millionen<br />
Euro konnten bereits<br />
verbucht und knapp 1.500<br />
Projekte finanziert werden<br />
- darunter der Bau von José<br />
Carreras Einheiten für Knochenmark-<br />
und Blutstammzelltransplantationen,<br />
der<br />
Bau von José Carreras Leukämie-Forschungslaboren,<br />
die Etablierung eines überregionalen<br />
Krebsregisters,<br />
zahlreiche wissenschaftliche<br />
Forschungsprojekte,<br />
Stipendien, Elternhäuser,<br />
Kindercamps und soziale<br />
Projekte.<br />
Vielversprechende<br />
Leukämieforschung<br />
macht Hoffnung<br />
Im Vergleich mit der Behandlungssituation<br />
vor 35<br />
Jahren ist in der Leukämieforschung<br />
viel passiert. Forscher<br />
und Wissenschaftler<br />
verstehen immer besser,<br />
wie Leukämien entstehen.<br />
Auch können durch genetische<br />
Charakterisierungen<br />
Vorstufen von Leukämien<br />
besser erkannt und eingeordnet<br />
werden. Ziel dieser<br />
Forschungen ist es unter<br />
anderem auch, das Immunsystem<br />
gezielt zu aktivieren,<br />
dabei körpereigene Abwehrzellen<br />
so zu verändern,<br />
dass die eigenen Immunzellen<br />
für Leukämiezellen „sehend“<br />
werden und so diese<br />
zerstören können.<br />
Wie entwickelt sich die<br />
Förderung der DJCLS-<br />
Forschung?<br />
Die zellulären Immun- und<br />
Gentherapien sind ein hoffnungsvoller<br />
Ansatz, der eine<br />
verbesserte und erweiterte<br />
Wirksamkeit von Therapien<br />
bei Leukämien und<br />
verwandten bösartigen<br />
Blut- und Knochenmarkserkrankungen<br />
anbieten kann.<br />
Um diesen Ansatz zu fördern,<br />
hat die Deutsche José<br />
Carreras Leukämie-Stiftung<br />
einen neuen Forschungsschwerpunkt<br />
ausgeschrieben.<br />
2022 wurden hierzu<br />
zwei Forschungsprojekte<br />
in Heidelberg ausgewählt.<br />
Für einen Zeitraum von drei<br />
Jahren wird die Erforschung<br />
eines vielversprechenden<br />
Ansatzes im Kampf gegen<br />
Leukämie und andere<br />
Krebserkrankungen mit<br />
knapp 500.000 Euro gefördert.<br />
Dabei wird das langfristige<br />
Ziel verfolgt, die<br />
Heilbarkeit von Leukämien<br />
bei Patientinnen und Patienten<br />
zu erhöhen. Grundvoraussetzung<br />
für die Förderung<br />
von Projekten ist ein<br />
positives Votum des Wissenschaftlichen<br />
Beirats, der<br />
aus hochkarätigen LeukämieexpertInnen<br />
besteht.<br />
2019 wurde die José Carreras<br />
Leukämie-Stiftung<br />
von der Deutschen Universitätsstiftung<br />
und dem<br />
Stifterverband als Wissenschaftsstiftung<br />
des Jahres<br />
ausgezeichnet.<br />
Helfen Sie mit und spenden<br />
Sie, damit wir die<br />
Entwicklung verbesserter<br />
Therapien und Heilungschancen<br />
fördern können.<br />
Online-Spenden: https://<br />
spenden.carreras-stiftung.<br />
de oder übers Spendenkonto:<br />
Deutsche José<br />
Carreras Leukämie-Stiftung<br />
e.V., Commerzbank<br />
AG München, IBAN: DE96<br />
7008 0000 0319 9666 01,<br />
BIC: DRESDEFF700<br />
Mehr Informationen auf<br />
Facebook & Instagram<br />
@ josecarrerasleukaemiestiftung<br />
www.carreras-stiftung.de
16<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
Eine Verlangsamung<br />
des Fortschreitens<br />
könnte vielen helfen<br />
Die Retinitis pigmentosa mit ihren verschiedenen Unterformen gilt<br />
als häufigste Ursache für eine Erblindung im Erwachsenenalter. Oft<br />
müssen Betroffene lange auf eine Diagnose warten, während ihre<br />
Erkrankung weiterhin fortschreitet und ihr Sehen sich Stück für Stück<br />
verschlechtert. Wir sprachen mit Herrn Professor Dr. Ulrich Kellner<br />
über die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten und<br />
werfen einen vorsichtigen Blick in die Zukunft.<br />
Text Miriam Rauh<br />
FOTO: UNSPLASH, AMANDA DALBJORN<br />
Betroffene warten oft lange auf die richtige<br />
Diagnose. Wie kann eine gesicherte<br />
Diagnose gestellt werden?<br />
Die Symptomatik ist am Krankheitsbeginn<br />
meist unspezifisch, was die Diagnosestellung<br />
erschwert. Verschiedene Verfahren<br />
der Bildgebung der Netzhaut haben in den<br />
letzten Jahren die Frühdiagnose verbessert;<br />
hierzu gehören die optische Kohärenztomografie<br />
(OCT) und die Fundusautofluoreszenz<br />
(FAF). Beide Verfahren sind weit verbreitet<br />
und können Strukturveränderungen sichtbar<br />
machen, die bei einer normalen Untersuchung<br />
des Augenhintergrundes nicht erkennbar<br />
sind.<br />
Die Differentialdiagnose zwischen den bis<br />
zu 130 verschiedenen genetischen Ursachen<br />
erfordert eine molekulargenetische<br />
Testung. Diese erlaubt die Entscheidung<br />
über Behandlungsmöglichkeiten, sie gibt<br />
Informationen für mögliche weitere Betroffene<br />
in der Familie und ermöglicht<br />
auch die Früherkennung von Syndromen<br />
sowie die Suche nach Frühveränderungen<br />
in anderen Organen. Dieses leitliniengerechte<br />
Vorgehen lässt sich oft am besten in<br />
Schwerpunktzentren für erbliche Netzhautund<br />
Sehbahnerkrankungen umsetzen.<br />
Herr Professor Dr. Kellner, können<br />
Sie uns kurz erklären, wie<br />
die Symptome einer Retinitis<br />
pigmentosa aussehen und wo die Ursachen<br />
für die Erkrankung liegen?<br />
„Retinitis pigmentosa“ ist ein Oberbegriff<br />
für eine heterogene Gruppe von <strong>Erkrankungen</strong>.<br />
Gen-Veränderungen in ca. 130 Genen<br />
können eine Retinitis pigmentosa verursachen,<br />
zum Teil sind diese als Syndrome mit<br />
Veränderungen in anderen Organen verbunden,<br />
z. B. mit Hörstörungen, neurologischen<br />
<strong>Erkrankungen</strong> oder einer Nierenfehlfunktion.<br />
Die Symptome reichen von einer<br />
Erblindung bereits bei Geburt, einer sogenannten<br />
Leber’schen kongenitalen Amaurose,<br />
bis hin zu einem milden Verlauf, der<br />
erst nach dem 65. Lebensjahr manifest wird.<br />
Eine meiner ältesten Patientinnen war bei<br />
Erstdiagnose bereits 76 Jahre alt und hatte<br />
ihr Leben lang sehr milde Symptome, die<br />
erst im späten Alter auffielen.<br />
Klassische Symptome sind beispielsweise<br />
Nachtblindheit, die besonders in Städten<br />
oft erst spät bemerkt wird. Auch Einschränkungen<br />
des Gesichtsfelds bis hin zum<br />
„Tunnelblick“ und im weiteren Verlauf eine<br />
Sehverschlechterung sowie eine vorzeitige<br />
Ausbildung eines grauen Stars können<br />
einen Hinweis auf eine Retinitis pigmentosa<br />
geben. Manchmal fällt das Vorliegen<br />
einer Retinitis pigmentosa schon dadurch<br />
auf, dass es bereits in der Familie andere<br />
Betroffene gibt. Allerdings kann auch bei<br />
gleicher genetischer Ursache innerhalb<br />
einer Familie bei verschiedenen Betroffenen<br />
der Verlauf durchaus deutlich unterschiedlich<br />
sein.<br />
Die Erkrankung kann<br />
sich ganz verschieden<br />
zeigen und entwickeln:<br />
Von einer Erblindung<br />
bereits bei der Geburt,<br />
bis hin zu einem<br />
milden Verlauf.<br />
Prof. Dr. med. Ulrich Kellner<br />
Leiter des Zentrums für seltene Netzhauterkrankungen<br />
am AugenZentrum Siegburg und Ärztlicher<br />
Leiter und Geschäftsführer der MVZ Augenärztliches<br />
Diagnostik- und Therapiecentrum Siegburg GmbH,<br />
einem Partner-Zentrum der Ober-Scharrer-Gruppe.
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 17<br />
Welche Grundlage kann die molekulargenetische Unter-<br />
suchung für eine mögliche Therapieentscheidung bilden<br />
und warum ist der Diagnosezeitpunkt dabei so wichtig?<br />
Bei einer genspezifischen Therapie hängt die Therapie von der<br />
molekulargenetischen Diagnostik ab. Um zielgerichtet behandeln<br />
zu können, ist eine genaue Identifikation der ursächlichen Genveränderungen<br />
erforderlich. Da eine Gentherapie jedoch nur noch<br />
die erhaltenen funktionierenden Zellen erreicht, ist eine Therapie<br />
in der Regel um so erfolgreicher, je früher sie eingesetzt wird.<br />
Wenn man einen vorsichtigen Blick in die Zukunft wagen will:<br />
Rechnen Sie damit, dass die Retinitis pigmentosa oder bestimmte<br />
Formen davon in Zukunft therapierbar sein könnten?<br />
Man muss differenzieren: „Therapierbar“ ist nicht mit „heilbar“<br />
gleichzusetzen. Aktuelle Strategien der Gentherapie zielen auf<br />
einen Erhalt der noch funktionierenden Netzhautzellen. Zukünftige<br />
Therapiestrategien zielen auf die Veränderung bestimmter<br />
Zellfunktionen (Optogenetik) oder einen Funktionsersatz durch<br />
Stammzellen, dies wird allerdings noch länger dauern. Es ist zu<br />
hoffen, dass in den nächsten Jahren weitere Verfahren verfügbar<br />
sind. Allerdings ist es schwer, in Studien geeignete Endpunkte für<br />
einen Wirksamkeitsnachweis zu finden, weil es zunächst nur eine<br />
Stabilisierung, nicht notwendigerweise eine Verbesserung gibt.<br />
Dabei ist schon eine Stabilisierung oder auch nur eine deutliche<br />
Verlangsamung des Fortschreitens für viele Patienten sehr hilfreich.<br />
PRO RETINA e. V.<br />
Eine Anlaufstelle für Menschen mit Retinitis<br />
pigmentosa und ihre Angehörigen ist die Patientenorganisation<br />
PRO RETINA Deutschland e. V.<br />
Sie ist bundesweit die größte und älteste Patientenvereinigung<br />
von und für Menschen mit Netzhauterkrankungen. PRO<br />
RETINA unterstützt nach dem Leitsatz „Forschung fördern,<br />
Krankheit bewältigen, selbstbestimmt leben“, bietet<br />
fundierte Informationen, ermöglicht den Austausch mit<br />
anderen Betroffenen, fungiert als Bindeglied zwischen<br />
Patient und Arzt und unterstützt die Forschungsförderung,<br />
damit neue Therapien entwickelt werden. Ermöglicht wird<br />
diese Arbeit durch ehrenamtliches Engagement und durch<br />
Spenden.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.pro-retina.de<br />
Retinitis pigmentosa: Warum ein Gentest so wichtig ist<br />
Unter Retinitis pigmentosa versteht man eine Gruppe erblich bedingter Netzhauterkrankungen, die zu einer Einschränkung der Sehkraft bis hin zum vollständigen Verlust des<br />
Sehvermögens führen können. Bisher sind bis zu 300 Gene als mögliche Auslöser für erblich bedingte Netzhauterkrankungen identifiziert: eine genetische Testung wird daher<br />
immer wichtiger und kann bei bis zu 76% der Fälle helfen, die genetische Ursache zu identifizieren.<br />
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EM-136470<br />
Gen-Analysen können Antworten liefern<br />
Von allen Unterformen der Retinitis pigmentosa hat die sogenannte<br />
X-chromosomale Retinitis pigmentosa (XLRP) in der Regel den<br />
schwersten Verlauf. Schätzungsweise sind 1.500 bis 3.500 Menschen<br />
in Deutschland von der seltenen Krankheit betroffen. Meist<br />
erkranken Männer, da die Krankheit auf dem X-Chromosom<br />
vererbt wird – und davon haben Männer nur eins.<br />
Zwischen dem Auftreten von Symptomen und der Diagnose<br />
vergehen durchschnittlich 4 Jahre, bei einigen Betroffenen sogar<br />
noch mehr. Da die XLRP meist schon vor dem 10. Lebensjahr<br />
auftritt und schnell voranschreitet, ist eine möglichst genaue<br />
und frühzeitige Diagnose mit einem entsprechenden Gentest<br />
wichtig. Eine einfache Blutprobe wird in ein Genlabor gesandt und<br />
analysiert.<br />
Erst dann kann über mögliche Behandlungsoptionen gesprochen<br />
werden. In der Regel werden die Kosten für eine molekulargenetische<br />
Testung von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen<br />
übernommen.<br />
Forschen für neue Therapieoptionen<br />
„Selbst wenn es für die zugrundeliegenden Genmutationen heute<br />
nur sehr wenige Therapiemöglichkeiten gibt und die Krankheit<br />
aktuell noch nicht heilbar ist, ist es durchaus sinnvoll, sich testen<br />
zu lassen“, bekräftigt Dr. Ursula Kleine-Voßbeck, Medizinische<br />
Direktorin im Bereich Augenheilkunde beim Pharmaunternehmen<br />
Janssen Deutschland. „Es wird intensiv nach neuen Behandlungsmöglichkeiten<br />
geforscht – auch bei uns.“ Die Gentherapie<br />
ist hier einer der zentralen und vielversprechenden Ansätze für<br />
die Zukunft. Für die Betroffenen gibt es die Möglichkeit, sich in<br />
ein Register, z.B. bei der Patientenorganisation PRO RETINA<br />
eintragen und bei passender Genmutation ggf. für spätere<br />
Studien oder Behandlungsoptionen vormerken zu lassen.<br />
Außerdem sind potenzielle Risiken für Familienmitglieder und<br />
mögliche gesundheitliche Auswirkungen auf andere Bereiche<br />
des Körpers besser einschätzbar.<br />
Neben der Forschung macht sich Janssen vor allem für die<br />
Aufklärung stark. Denn aktuell werden viele Patientinnen und<br />
Patienten mit Retinitis pigmentosa noch nicht oder nicht ausreichend<br />
diagnostiziert.<br />
Dr. Ursula Kleine-Voßbeck<br />
Medizinische Direktorin im Bereich<br />
Augenheilkunde, Janssen<br />
Deutschland<br />
Mit freundlicher Unterstützung der<br />
Janssen-Cilag GmbH<br />
Erfahren Sie mehr auf dem<br />
Informationsportal:<br />
www.gene-im-fokus.de
18<br />
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Staatsministerium<br />
für Wissenschaft, Kultur und Tourismus entstanden.<br />
Netzwerke bringen<br />
Erkenntnisse zusammen,<br />
aus denen neue Ansätze für<br />
Behandlungen entstehen<br />
FOTO: BEN BIERIG<br />
Text Sebastian Gemkow<br />
Für Menschen mit seltenen <strong>Erkrankungen</strong><br />
ist ihr Leiden eine große<br />
Belastung. Eine Standardtherapie,<br />
die zur Krankheit passt, existiert<br />
oft nicht. Etablierte Medikamente, wie das<br />
Antibiotikum bei bakteriellen Infekten, gibt<br />
es nicht. Allein der Weg bis zur gesicherten<br />
Diagnose ist für viele extrem beschwerlich.<br />
Es bleibt das Gefühl mit seiner Krankheit die<br />
Ausnahme oder sogar allein zu sein.<br />
So individuell wie sich die Erkrankung für<br />
die Betroffenen anfühlt, so individuell müssen<br />
Therapien und Medikamente erforscht<br />
und entwickelt werden.<br />
Seit 2017 ist der Freistaat Sachsen Partner in<br />
einer Europäischen Förderpartnerschaft für<br />
personalisierte Medizin, die die Vernetzung<br />
und die Zusammenarbeit fördert. Diese<br />
Zusammenarbeit ist gerade bei der weiteren<br />
Erforschung seltener Krankheiten wichtig.<br />
In diesen Netzwerken werden der Austausch<br />
und damit der Wissenstransfer verbessert.<br />
Länderübergreifende Forschungsprojekte,<br />
die sich mit neuen Therapien, Medikamenten<br />
oder Anwendungen beschäftigen, generieren<br />
weitere Erkenntnisse über seltene<br />
Krankheiten, die Betroffenen Hilfestellung<br />
geben und damit deren Lebensqualität verbessern.<br />
Forschung zu<br />
personalisierter<br />
Medizin hilft<br />
Betroffenen<br />
seltener<br />
<strong>Erkrankungen</strong>.<br />
Sebastian Gemkow,<br />
Sächsischer Wissenschaftsminister<br />
Die Medizinforschung hat hier in den vergangenen<br />
Jahren bereits große Fortschritte<br />
gemacht. Nicht zuletzt weil sich Expertinnen<br />
und Experten aus verschiedenen Disziplinen<br />
auch über Ländergrenzen hinweg<br />
zusammenfinden und sich teils ganz neue<br />
Herangehensweisen erarbeiten, wenn es<br />
darum geht Krankheitsbilder zu erkennen,<br />
zu verstehen und letztlich geeignete Therapien<br />
entwickeln, die betroffenen Menschen<br />
wirklich helfen.<br />
Es braucht genau deshalb personalisierte<br />
Ansätze schon in der Erforschung von<br />
Krankheiten – organisiert in Forschungsnetzwerken<br />
auch über Ländergrenzen hinweg.<br />
Diesen Netzwerken kommt im Bereich<br />
der personalisierten Medizin eine<br />
Schlüsselrolle zu.<br />
Gerade erst wurde die Mitgliedschaft des<br />
Freistaats in der europäischen Förderpartnerschaft<br />
von der Europäischen Kommission<br />
zur Förderung bis 2033 empfohlen und<br />
mit einem Budget von insgesamt 330 Millionen<br />
Euro ausgestattet. Davon kann nun<br />
auch die sächsische Forschung und nicht<br />
zuletzt die Forschung im Bereich seltener<br />
<strong>Erkrankungen</strong> im besonderen Maße profitieren.<br />
Dieser wichtige Teil der Lebenswissenschaften<br />
ist auch Bestandteil der Weiterentwicklung<br />
des Wissenschaftslandes<br />
Sachsen insgesamt, die das Sächsische<br />
Wissenschaftsministerium unter dem Titel<br />
SPIN2030 unterstützen und vorantreiben<br />
will. Ziel ist auch hier, die exzellente Forschung<br />
noch mehr in neues Wissen und<br />
Anwendungen zu überführen und damit<br />
auch den medizinischen Fortschritt zur Behandlung<br />
seltener <strong>Erkrankungen</strong> zu unterstützen.<br />
Schon jetzt gibt es gute Beispiele dafür: Gemeinsam<br />
mit Forschungspartnern aus Polen,<br />
Brasilien und der Schweiz entwickeln<br />
etwa die TU Dresden und das Fraunhofer<br />
IKTS Dresden eine Membran zur kontrollierten<br />
Knochen- und Geweberegeneration.<br />
Diese kann auch zur Heilung seltener<br />
knöcherner Defekte eingesetzt werden.<br />
Dieses Projekt steht exemplarisch für die<br />
Herangehensweise, die Sachsen in der Forschung<br />
verfolgt und die gerade auch mit<br />
Blick auf Forschung zu seltenen <strong>Erkrankungen</strong><br />
vielversprechend ist.
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 19<br />
SPIN2030 – Wissenschaftsland Sachsen<br />
In den kommenden Jahren wird die sächsische<br />
Wissenschaftslandschaft die nächsten<br />
großen Entwicklungsschritte machen.<br />
Mit der Kampagne SPIN2030 unterstützt<br />
das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft,<br />
Kultur und Tourismus (SMWK)<br />
die Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
auf diesem Weg. Wir stellen jetzt<br />
die Weichen für die strategische Weiterentwicklung<br />
im Freistaat Sachsen in Forschung<br />
und Lehre bis 2030.<br />
Sachsen ist seit jeher Schrittmacher und<br />
Impulsgeber für wissenschaftliche Innovationen.<br />
Mit Blick auf das Jahr 2030 und darüber<br />
hinaus stehen wir heute vor immensen<br />
Herausforderungen. Uns beschäftigen<br />
Themen wie künstliche Intelligenz, Robotik,<br />
Krebsforschung und Mikroelektronik<br />
genauso wie Nachhaltigkeit.<br />
Was ist SPIN2030?<br />
Das sind Sachsens Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
mit klugen Köpfen,<br />
die mit Dynamik und Kreativität unterwegs<br />
sind zu neuen wissenschaftlichen<br />
Durchbrüchen, die unsere Welt verändern<br />
werden. Es sind zudem unsere<br />
Studentinnen und Studenten, die nächste<br />
Generation an Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern und auch künftige<br />
Fachkräfte für die Unternehmen.<br />
Sachsen investiert in den nächsten<br />
Jahren gezielt:<br />
2,3 Milliarden Euro für die Hochschulen,<br />
788 Millionen Euro für die Forschungseinrichtungen,<br />
573 Millionen Euro für die Universitätskliniken,<br />
632 Millionen Euro für<br />
Modernisierung und Bau. Insgesamt werden<br />
2025 mehr als 4 Milliarden Euro investiert.<br />
Bis zum Jahr 2030 werden mindestens<br />
17 Milliarden Euro in die sächsische Wissenschaftslandschaft<br />
investiert. Damit kann<br />
Sachsens Spitzenposition in der Forschung<br />
langfristig gesichert und ausgebaut werden.<br />
Gleichzeitig werden klare Schwerpunkte<br />
gesetzt unter anderem in den Feldern:<br />
Robotik und Mensch-Maschinen-Interaktion,<br />
Biotechnologie und Genetik, Pharmazie<br />
und Gesundheitsforschung, Energie-<br />
Wasserstoff- und Kreislaufforschung, Künstliche<br />
Intelligenz und Quantencomputing,<br />
Mikroelektronik und Halbleitertechnologien,<br />
Materialforschung und Leichtbau.<br />
Begleitet werden die Forschungsfelder von<br />
strategischen Kooperationen und Transfer<br />
in Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Mehr dazu finden Sie unter:<br />
www.spin2030.com