Stadt-Land-Wissen 03-2023 Das Jahr in der Landwirtschaft
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AUSGABE 3.<strong>2023</strong><br />
<strong>Stadt</strong>. <strong>Land</strong>. <strong>Wissen</strong>.<br />
Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft – an<strong>der</strong>s, als du denkst.<br />
MITMACHEN<br />
Traumurlaub für<br />
die ganze Familie auf<br />
e<strong>in</strong>em Top-Ferienhof<br />
zu gew<strong>in</strong>nen<br />
<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Land</strong>wirtschaft<br />
Wir begleiten drei<br />
junge <strong>Land</strong>wirte durch<br />
die <strong>Jahr</strong>eszeiten<br />
MITREDEN<br />
Unser Boden. Der Schatz,<br />
auf dem wir stehen<br />
MITESSEN<br />
Süßkartoffeln, die tollen<br />
Klima-Knollen<br />
MITERLEBEN<br />
Stippvisite im supermo<strong>der</strong>nen<br />
Schwe<strong>in</strong>estall<br />
Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft
<strong>Stadt</strong>. <strong>Land</strong>. <strong>Wissen</strong>.<br />
INHALT<br />
4TITELTHEMA<br />
<strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />
Was passiert im W<strong>in</strong>ter auf e<strong>in</strong>em Bauernhof,<br />
was <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Monaten?<br />
Wir begleiteten drei <strong>Land</strong>wirte, darunter<br />
Theresa Thiele aus dem Alten <strong>Land</strong><br />
bei Hamburg, bei ihren Tätigkeiten auf<br />
Fel<strong>der</strong>n, Obstplantagen und im Stall<br />
10<br />
Hilfe aus <strong>der</strong> Luft Wie Drohnen die<br />
Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflanzenzucht beschleunigen<br />
30<br />
Stippvisite im<br />
Strohstall<br />
<strong>Land</strong>wirt Dirk<br />
San<strong>der</strong><strong>in</strong>g und Frau<br />
Anne erfüllten sich<br />
den Traum e<strong>in</strong>er<br />
tierfreundlichen<br />
Schwe<strong>in</strong>ehaltung<br />
TITEL: FENDT; TIMO JAWORR, PRIVAT, BAZILPHOTO/ISTOCK<br />
DIESE SEITE: TIMO JAWORR, KWS, BIG DUTCHMAN, NADINE STENZEL, KAMISOKA/<br />
ISTOCK, CHRISTIAN DAHLHAUS/ISTOCK, M. NASS/BRAUER PHOTOS/BURDA, STK<br />
PRESSE, BRUNO JEAN-CLAUDE MAES<br />
2<br />
22<br />
Nachhaltige<br />
Nutztierhaltung<br />
Check: Welchen<br />
E<strong>in</strong>fluss aufs Klima<br />
hat die Erzeugung<br />
von tierischen<br />
Produkten wie<br />
Fleisch und Milch?<br />
28<br />
Unser Boden, <strong>der</strong> Schatz<br />
auf dem wir stehen<br />
Wichtige Zahlen und Fakten
19<br />
Rudi Radieschen<br />
und T<strong>in</strong>i Tomate<br />
Über das Bildungsprojekt<br />
AckerRacker<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />
es ist Herbst. Die Fel<strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d<br />
abgeerntet und werden für die kommende Aussaat<br />
vorbereitet. <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirte<br />
stimmen ihre Tiere langsam auf die kältere <strong>Jahr</strong>eszeit<br />
e<strong>in</strong>. Doch was steht eigentlich im W<strong>in</strong>ter auf dem<br />
Bauernhof an? Und was passiert im nächsten Frühl<strong>in</strong>g<br />
und Sommer? In dieser Ausgabe von <strong>Stadt</strong>. <strong>Land</strong>. <strong>Wissen</strong>.<br />
nehmen wir Sie mit auf e<strong>in</strong>e Reise durch e<strong>in</strong> ganzes <strong>Jahr</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft und zeigen Ihnen e<strong>in</strong>en Teil des<br />
Kreislaufs, <strong>der</strong> h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Lebensmittelproduktion steckt.<br />
E<strong>in</strong>en ganzen Tag haben sich Nie<strong>der</strong>sachsens M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
Stephan Weil und Mo<strong>der</strong>ator Tarik Tesfu die<br />
<strong>Land</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>mal genau angeschaut. Beide haben an<br />
unserer Aktion „<strong>Land</strong>wirt für e<strong>in</strong>en Tag“ teilgenommen.<br />
Wir haben sie dabei begleitet und wollten von ihnen wissen,<br />
was sie am meisten überrascht und bee<strong>in</strong>druckt hat.<br />
Mit unserer aktuellen Ausgabe laden wir Sie e<strong>in</strong>, tief <strong>in</strong><br />
die Welt und die Vielfalt unserer landwirtschaftlichen<br />
Betriebe e<strong>in</strong>zutauchen: Worauf kommt es im We<strong>in</strong>bau an?<br />
Wie und wo wachsen Süßkartoffeln <strong>in</strong> Deutschland? Und<br />
warum ist es für die Pflanzenzüchtung so viel effektiver,<br />
Pflanzenmerkmale aus <strong>der</strong> Luft zu beurteilen als vom<br />
Boden aus?<br />
14<br />
Prom<strong>in</strong>ente<br />
Praktikanten<br />
M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
Stephan Weil und Tarik<br />
Tesfu, New Faces<br />
Award-Gew<strong>in</strong>ner Style<br />
Außerdem <strong>in</strong> diesem Heft<br />
Innovationen<br />
Über den ersten vollelektrischen Traktor. . . S. 9<br />
Lebensmittelversorgung<br />
Interview mit Jaana Kle<strong>in</strong>schmit<br />
von Lengefeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 12<br />
Tolle Klima-Knolle – Süßkartoffel . . . . . . . S. 32<br />
Die Hüter unseres Kulturerbes . . . . . . . . . . S. 34<br />
Klimaschutz<br />
Partnerschaft fürs Klima . . . . . . . . . . . . . . . S. 20<br />
We<strong>in</strong>anbau<br />
<strong>Das</strong> Wetter bestimmt den We<strong>in</strong> . . . . . . . . . S. 24<br />
Boden<br />
90 Prozent <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />
hängt vom Boden ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 26<br />
Standards<br />
Meldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 19<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 35<br />
Gew<strong>in</strong>nspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 36<br />
Wir werfen e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> den Schwe<strong>in</strong>estall <strong>der</strong> Zukunft,<br />
den Familie San<strong>der</strong><strong>in</strong>g gerade e<strong>in</strong>geweiht hat. Lesen<br />
Sie, wie die Tiere dort auf Stroh sehr mo<strong>der</strong>n gehalten<br />
werden. Und wir wollen unsere Fasz<strong>in</strong>ation für den Ackerboden<br />
mit Ihnen teilen – schließlich hat Deutschland<br />
die fruchtbarsten Böden <strong>der</strong> Welt. Christiane Fuchs,<br />
Leo Rösel sowie Anke und Lutz Decker zeigen, dass<br />
90 Prozent unserer Nahrungsmittelproduktion direkt<br />
vom Boden abhängen und wie wichtig er für den<br />
Klimaschutz und die Biodiversität ist.<br />
Außerdem haben wir mit Top-Manager<strong>in</strong> Jaana Kle<strong>in</strong>schmit<br />
von Lengefeld über ihre K<strong>in</strong>dheit auf dem<br />
<strong>Land</strong> gesprochen und sie nach ihrer E<strong>in</strong>schätzung zu<br />
Versorgungs sicherheit und Klimaschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
gefragt. Zudem verrät sie, wie klimafreundlich sie<br />
ihren Haushalt gestaltet.<br />
E<strong>in</strong>e Woche Urlaub auf dem außergewöhnlichen Ferienhof<br />
„Zur Hasenkammer“ können Sie schließlich bei unserem<br />
Gew<strong>in</strong>nspiel auf <strong>der</strong> letzten Seite unseres Magaz<strong>in</strong>s gew<strong>in</strong>nen:<br />
Wenn Sie unsere Quizfrage richtig beantworten,<br />
fahren Sie und Ihre Familie mit etwas Glück <strong>in</strong>s Sauerland!<br />
Jetzt wünsche ich Ihnen aber erst e<strong>in</strong>mal ganz viel Spaß<br />
beim Lesen dieser Ausgabe.<br />
Ihre Lea Fließ<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong> Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
3
ABWECHSLUNGSREICH, ANSTRENGEND, ANDERS<br />
<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Land</strong>wirtschaft<br />
Was passiert im W<strong>in</strong>ter auf e<strong>in</strong>em Bauernhof, was im Sommer?<br />
Wir haben drei <strong>Land</strong>wirte durch alle <strong>Jahr</strong>eszeiten begleitet<br />
Im Mittelgebirge<br />
zu Hause<br />
Auf <strong>der</strong> Schwäbischen Alb <strong>in</strong> 760 Meter Höhe<br />
tickt das Wetter etwas an<strong>der</strong>s. Hier regnet es<br />
weniger, dafür ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel kühler.<br />
<strong>Das</strong> weiß Sebastian Ziegler nur zu gut.<br />
In Bremelau, zwischen Ulm und Reutl<strong>in</strong>gen<br />
gelegen, betreibt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt mit se<strong>in</strong>er Familie<br />
e<strong>in</strong>en Viehbetrieb mit 180 Milchkühen<br />
sowie 150 Bullen und Jungtieren. <strong>Das</strong> Futter<br />
se<strong>in</strong>er Tiere baut er selbst an. <strong>Das</strong> meiste<br />
davon stammt von se<strong>in</strong>en 100 Hektar großen<br />
Grünlandflächen, die er – wie jedes Feld auch –<br />
das <strong>Jahr</strong> h<strong>in</strong>durch bearbeitet und pflegt. Auf den<br />
restlichen 60 Hektar Ackerland baut er verschiedene<br />
Getreidesorten wie W<strong>in</strong>ter- o<strong>der</strong> Sommergerste<br />
und Silomais an. Wie bei den meisten <strong>Land</strong>wirten<br />
richten sich se<strong>in</strong>e Aufgaben nach den e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Jahr</strong>es zeiten. Nur im Stall ist dies an<strong>der</strong>s. „Hier<br />
spielen sich das ganze <strong>Jahr</strong> über die gleichen<br />
Arbeitsabläufe ab, mit immer denselben Zeitabständen“,<br />
sagt <strong>der</strong> Vater zweier kle<strong>in</strong>er Töchter.<br />
Täglich wird zweimal ausgemistet und <strong>in</strong> die<br />
Boxen frisches Stroh e<strong>in</strong>gestreut, gefüttert, <strong>der</strong><br />
Gesundheitszustand <strong>der</strong> Tiere kontrolliert.<br />
Ihre Daten werden per Sensoren gemessen. Nur<br />
das Melken überlässt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt speziellen<br />
„Mitarbeitern“, denn das übernehmen se<strong>in</strong>e drei<br />
Melkroboter rund um die Uhr.<br />
4<br />
SEBASTIAN<br />
ZIEGLER<br />
THERESA<br />
THIELE<br />
Frische Früchte<br />
Vielseitig, <strong>in</strong>novativ,<br />
mo<strong>der</strong>n<br />
Vom mo<strong>der</strong>nen Raupenschlepper bis zum<br />
<strong>in</strong>novativen Mähdrescher, <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enpark<br />
des Betriebs P. & P. Coenen <strong>in</strong> Elmpt nahe<br />
<strong>der</strong> holländischen Grenze kann sich sehen<br />
lassen. Alle<strong>in</strong> 25 Traktoren gehören<br />
dazu, fast alle von <strong>der</strong> Firma Fendt.<br />
„Weil sie so komfortabel und e<strong>in</strong>fach<br />
zu bedienen s<strong>in</strong>d“, schwärmt<br />
Clemens Coenen, <strong>der</strong> Juniorchef<br />
CLEMENS<br />
COENEN<br />
Diesen aufregenden Sommer wird Theresa Thiele so schnell nicht vergessen.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Ehemann Cord übernahm die 31-Jährige ganz offiziell die<br />
beiden Obstbaubetriebe ihrer Eltern mit <strong>in</strong>sgesamt rund 150 000 Obstbäumen,<br />
Beerensträuchern und Erdbeerfel<strong>der</strong>n. <strong>Das</strong> Beson<strong>der</strong>e: Beide Höfe werden<br />
nach unterschiedlichen Konzepten bearbeitet. Den nie<strong>der</strong>sächsischen Hof ihres<br />
Vaters stellte die Familie 2006 auf die biologische Anbauweise um, während <strong>der</strong><br />
Betrieb ihrer Mutter <strong>in</strong> Neuenfelde bei Hamburg nach konventionellen Methoden<br />
geführt wird. „Me<strong>in</strong> Mann Cord ist seit Juni verantwortlich für den Biohof, <strong>der</strong><br />
sich schon seit sieben Generationen im Besitz me<strong>in</strong>er Familie väterlicherseits<br />
bef<strong>in</strong>det. Ich b<strong>in</strong> jetzt <strong>in</strong> achter Generation zuständig für den Betrieb me<strong>in</strong>er<br />
Mutter“, erzählt Theresa Thiele. E<strong>in</strong>e Zeit liebt die Obstbäuer<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>s:<br />
„Wir freuen uns immer auf die Erntezeit ab Juni, weil wir dann belohnt werden<br />
und sehen, was wir mit unseren Händen geschaffen haben.“<br />
des Familienbetriebs. Neben<br />
rund 700 Hektar Ackerbau<br />
betreiben die Coenens auch<br />
noch e<strong>in</strong> Dienstleistungsunternehmen,<br />
mit dem sie mit<br />
ihren Masch<strong>in</strong>en Arbeiten für<br />
an<strong>der</strong>e <strong>Land</strong>wirte ausführen.<br />
„Auf unserem Hof bauen wir<br />
hauptsächlich Kartoffeln an<br />
und vermarkten diese auch<br />
eigenständig.“ Dazu kommen<br />
noch Mais, Getreide, Zuckerrüben<br />
und Hülsenfrüchte für<br />
die Konserven<strong>in</strong>dustrie.<br />
Der 25-Jährige mag alle vier<br />
<strong>Jahr</strong>eszeiten. „Erst blickt man<br />
auf die Aussaat und freut sich<br />
später auf das, was daraus<br />
wird“, erläutert <strong>der</strong> Agrarwissenschaftler,<br />
<strong>der</strong> se<strong>in</strong> Studium<br />
<strong>in</strong> Bonn absolvierte.
TITELTHEMA <strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />
Frühl<strong>in</strong>g<br />
Für Sebastian Ziegler die<br />
schönste <strong>Jahr</strong>eszeit, weil<br />
alles grünt und gedeiht<br />
CLEMENS COENEN<br />
Masch<strong>in</strong>en marsch<br />
FOTOS: PRIVAT, FENDT, TIMO JAWORR, BOBOLING/ISTOCK, K_THALHOFER/ISTOCK<br />
THERESA THIELE<br />
Schlaflose Nächte<br />
<strong>Das</strong> Frühjahr ist e<strong>in</strong>e Vorbereitungszeit.<br />
Bei den Bäumen werden Krebserkrankungen<br />
herausgefräst und neue Baumanlagen<br />
errichtet. „E<strong>in</strong>en wichtigen Teil <strong>der</strong> Arbeit<br />
nimmt von April bis <strong>in</strong> den Mai h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> die<br />
Beregnung e<strong>in</strong>“, sagt Theresa Thiele.<br />
„Nachts werden<br />
die Bäume mit<br />
Wasser aus <strong>der</strong> Elbe<br />
versorgt“<br />
Zu den Spätfrösten s<strong>in</strong>d die Bäume sehr<br />
empf<strong>in</strong>dlich und werden deshalb nachts<br />
mit Wasser aus <strong>der</strong> Elbe versorgt. <strong>Das</strong> ist<br />
e<strong>in</strong>e schlaflose Zeit, denn die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Regler und Pumpen müssen ständig<br />
kontrolliert werden. H<strong>in</strong>zu kommt das<br />
Ausbr<strong>in</strong>gen von Pflanzenschutz- und<br />
Düngemitteln. Dafür nutzt die Jungunternehmer<strong>in</strong><br />
die Prognoseprogramme ihrer<br />
Wetterstationen. „Sie helfen uns bei <strong>der</strong><br />
Bestimmung des Auftretens wichtiger<br />
Scha<strong>der</strong>reger, sodass wir die nächtliche<br />
Ausbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Pflanzenschutzmittel<br />
besser term<strong>in</strong>ieren können.“ Dabei testet<br />
Theresa Thiele verschiedene Maßnahmen,<br />
um die Autoimmunkräfte <strong>der</strong> Bäume zu<br />
aktivieren. „Ich habe mir zum Ziel gesetzt,<br />
den Pflanzenschutzmittelaufwand deutlich<br />
zu reduzieren o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />
zu beschränken.“ Auch e<strong>in</strong>e Gründüngung<br />
wird im Frühjahr auf beiden Höfen e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />
„Dazu nutzen wir sogenannte<br />
effektive Mikroorganismen, EMs genannt.<br />
Sie lenken den Rotteprozess und verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
e<strong>in</strong> ungünstiges Milieu im Boden,<br />
welches Krankheiten und Scha<strong>der</strong>reger<br />
anziehen würde.“<br />
Von Zuckerrüben, Kartoffeln bis<br />
Mais – ab Anfang März wird auf dem<br />
Coenen-Hof ausgesät. „Zuvor müssen<br />
wir den Boden für die Saat vorbereiten.<br />
<strong>Das</strong> ist sehr stressig, da wir vom Wetter<br />
abhängig s<strong>in</strong>d“, sagt <strong>der</strong> Junglandwirt. Im<br />
letzten <strong>Jahr</strong> hätten sie über vier Wochen<br />
lang kont<strong>in</strong>uierlich durcharbeiten können.<br />
„Aber <strong>in</strong> diesem <strong>Jahr</strong> gab es wegen des<br />
Regens viele Unterbrechungen.“ Für die<br />
Zucker rübensaat setzen sie e<strong>in</strong>e neun<br />
Meter breite Sämasch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>. „Damit<br />
können wir pro Tag 50 Hektar e<strong>in</strong>säen.<br />
Bei den Kartoffeln verwenden wir gleich<br />
vier Lege masch<strong>in</strong>en, um unser Pensum<br />
zu erreichen. Mit ihren drei Metern Breite<br />
legt jede Masch<strong>in</strong>e pro Tag 10 Hektar<br />
Kartoffeln.“<br />
SEBASTIAN ZIEGLER<br />
Wenn die Natur<br />
erwacht<br />
„Wenn die Natur wie<strong>der</strong> erwacht, <strong>der</strong> Regen<br />
kommt und alles zu wachsen beg<strong>in</strong>nt, das<br />
ist me<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gszeit im <strong>Jahr</strong>“, schwärmt<br />
<strong>der</strong> 27-jährige Baden-Württemberger. In<br />
diesen Monaten sät er Sommergerste und<br />
Mais aus. Er ebnet die Grünlandflächen, die<br />
im Mai das erste Mal geschnitten werden.<br />
Die Ernte wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Silo gebracht, wo das<br />
Gras vergärt, ruht und nach sechs Wochen<br />
als Futter <strong>in</strong> den Ställen verteilt werden kann.<br />
Bereits im März düngt Sebastian Ziegler das<br />
Grünland, damit es gut wächst. Dafür nutzt<br />
er die Gülle se<strong>in</strong>er eigenen Tiere.<br />
5
Sommer<br />
„Die Erntezeit zeigt, was die Obstbauern<br />
mit ihren Händen geschaffen<br />
haben“, freut sich Theresa Thiele<br />
THERESA THIELE<br />
Erntezeit ist die<br />
schönste Zeit<br />
Ob Erdbeeren, Kirschen o<strong>der</strong> Äpfel, ab Juni beg<strong>in</strong>nt<br />
die Erntezeit auf den beiden Obsthöfen. Bis Anfang<br />
November fahren die Fendt-Trecker als „Erntezüge“<br />
durch die Plantagen, sodass die Pflücker das Obst<br />
direkt <strong>in</strong> den Kisten ablegen können.<br />
Der Höhepunkt <strong>der</strong> Apfelernte ist im September und<br />
Oktober. Verkauft wird das Obst das ganze <strong>Jahr</strong> über.<br />
Beide Betriebe haben ihre Stammkundschaft, die aus<br />
Großmärkten o<strong>der</strong> Großhändlern besteht. „Me<strong>in</strong>e Familie<br />
betreibt außerdem seit vielen, vielen <strong>Jahr</strong>en Stände auf<br />
Wochenmärkten, wo wir unsere Waren direkt an den<br />
Endverbraucher verkaufen“, erläutert Theresa Thiele.<br />
CLEMENS COENEN<br />
Leichter Boden braucht viel Wasser<br />
Dünger und Wasser, das s<strong>in</strong>d die beiden<br />
Komponenten, die die Pflanzen benötigen,<br />
bevor sie geerntet werden.<br />
„Als Erstes werden bei uns die Hülsenfrüchte<br />
geerntet. Mitte Juni geht es<br />
dann mit dem Getreide los“, erklärt <strong>der</strong><br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfale. Dieses wird bis Mitte<br />
August mit dem Mähdrescher geerntet.<br />
Der Vorteil <strong>der</strong> <strong>Land</strong>masch<strong>in</strong>e: Der Mähdrescher<br />
erkennt, wie viel Getreide er an<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Flächenabschnitten erntet,<br />
und speichert die Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Applikationskarte. „Dadurch wissen wir,<br />
welche Feldabschnitte beson<strong>der</strong>s ertragreich<br />
und fruchtbar s<strong>in</strong>d und welche<br />
nicht“, sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt. „<strong>Das</strong> hilft uns,<br />
die Bearbeitungsmaßnahmen präziser<br />
festzulegen. Im nächsten <strong>Jahr</strong> wollen<br />
wir verstärkt mit den Applikationskarten<br />
arbeiten“, so Coenen.<br />
Im Juni startet die Kartoffelernte.<br />
„Je nach Sorte ernten wir die Knollen<br />
bis Mitte November. Für die Pommes-<br />
Kartoffeln bauen wir die Sorten ‘Zorba’<br />
und ‘Fontane’ an. Diese werden von<br />
August bis Oktober masch<strong>in</strong>ell geerntet.“<br />
SEBASTIAN ZIEGLER<br />
Jetzt wird’s stressig<br />
Gleich zweimal <strong>in</strong> dieser <strong>Jahr</strong>eszeit mäht Sebastian Ziegler se<strong>in</strong><br />
Grünland. <strong>Das</strong> erste Mal Ende Juni, dann Mitte/Ende August e<strong>in</strong><br />
weiteres Mal. „Dann wird es stressig, weil gleichzeitig die komplette<br />
Getreideernte ansteht“, erklärt <strong>der</strong> Baden-Württemberger.<br />
Nachdem <strong>der</strong> Mähdrescher se<strong>in</strong>e Arbeit geleistet hat, bearbeitet Ziegler<br />
se<strong>in</strong>e Böden und sät Zwischenfrüchte wie Phacelia,<br />
Le<strong>in</strong>, Wicken und Erbsen. „Mit ihnen wird es bunt auf den Äckern.<br />
Die Zwischenfrüchte b<strong>in</strong>den Stickstoff und sorgen dafür, dass<br />
ke<strong>in</strong>e Erosionen auftreten o<strong>der</strong> die Erde austrocknet.“ Zwischen<br />
den Grünlandschnitten muss <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt noch düngen, damit<br />
die Folgepflanzen optimal versorgt s<strong>in</strong>d.<br />
6
TITELTHEMA <strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />
Viele Kulturpflanzen<br />
und Früchte müssen<br />
jetzt geerntet werden<br />
Herbst<br />
THERESA THIELE<br />
Wenn die Äpfel <strong>in</strong> den Tiefschlaf fallen<br />
Nachdem die Apfelernte e<strong>in</strong>gebracht ist,<br />
werden diese <strong>in</strong> sogenannte CA-Lager<br />
gebracht. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d luftdichte Kühlräume,<br />
<strong>in</strong> denen die Äpfel atmen können. „E<strong>in</strong>en<br />
Apfel muss man sich wie e<strong>in</strong>en Igel<br />
vorstellen. Wenn <strong>der</strong> Sauerstoffgehalt<br />
im Lager abnimmt, fallen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art<br />
Tiefschlaf und altern langsamer“, erzählt<br />
Theresa Thiele. Gänzlich ohne Sauerstoff<br />
geht es aber auch nicht. „In dem Fall<br />
würde die Gärung e<strong>in</strong>setzen, und unser<br />
ganzer Ertrag wäre verdorben.“ Damit<br />
dies nicht geschieht, hat <strong>der</strong> Betrieb <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e automatische, sehr präzise Messe<strong>in</strong>richtung<br />
<strong>in</strong>vestiert. „Jede Sorte hat an<strong>der</strong>e<br />
Ansprüche an Temperatur und Luftzusammensetzung.<br />
Deshalb können wir<br />
die verschiedenen Apfelsorten nicht alle<br />
geme<strong>in</strong>sam lagern. Ganz empf<strong>in</strong>dlich s<strong>in</strong>d<br />
zum Beispiel <strong>der</strong> Braeburn und <strong>der</strong> Kanzi.“<br />
Zweimal am Tag wird die Messtechnik<br />
kontrolliert und e<strong>in</strong>mal wöchentlich neu<br />
kalibriert. „Wir haben <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e<br />
Lagermenge von rund 3000 Großkisten<br />
voller Obst. Da darf nichts schiefgehen,<br />
sonst verlieren wir unsere ganze Ernte.“<br />
FOTOS: PRIVAT, FENDT, TIMO JAWORR, SCHULZIE/ISTOCK<br />
SEBASTIAN ZIEGLER<br />
So kriegen wir<br />
unsere Tiere satt<br />
Je nach Wetterlage wird das Grünland<br />
e<strong>in</strong> viertes Mal gemäht und die Ernte <strong>in</strong>s<br />
Silo gebracht. Dorth<strong>in</strong> kommt auch <strong>der</strong><br />
Mais, <strong>der</strong> Ende September geerntet wird.<br />
„Anschließend bearbeite ich die Fel<strong>der</strong><br />
und säe die W<strong>in</strong>terkulturen wie Weizen und<br />
Gerste aus.“ Damit sich die Grünlandflächen<br />
<strong>in</strong> den folgenden Monaten erholen können,<br />
erhalten sie nochmals organischen Dünger.<br />
„Dadurch werden die Wiesen wie<strong>der</strong> schön<br />
grün und saftig“, so Ziegler.<br />
Grundsätzlich vertrocknen ihm e<strong>in</strong>mal im<br />
<strong>Jahr</strong> die Wiesen, weil zu wenig Nie<strong>der</strong>schlag<br />
fällt. „Deshalb benötigen wir so große<br />
Flächen an Grünland: Damit wir unsere Tiere<br />
auch wirklich immer satt kriegen.“<br />
„Wir tauschen auch<br />
immer wie<strong>der</strong> die Fel<strong>der</strong> mit<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Land</strong>wirten“<br />
CLEMENS COENEN<br />
Pflanzenvielfalt<br />
Im Herbst beg<strong>in</strong>nt die Maisernte, das<br />
Erntegut verkauft <strong>der</strong> Betrieb an Milchviehbetriebe<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung. „Wir tauschen<br />
auch immer wie<strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en<br />
<strong>Land</strong>wirten, damit wir e<strong>in</strong>e maximale Pflanzenvielfalt<br />
erreichen und auf diese Weise die<br />
Bodenqualität verbessern“, erzählt Clemens<br />
Coenen. Se<strong>in</strong> Betrieb baut sechs bis<br />
sieben verschiedene Pflanzenkulturen an.<br />
„Dadurch wie<strong>der</strong>holt sich nur alle fünf <strong>Jahr</strong>e<br />
e<strong>in</strong>e Kultur auf e<strong>in</strong>em Feld. Wenn wir die<br />
Fel<strong>der</strong> zusätzlich noch tauschen, steigern<br />
wir den Nährstoffreichtum im Boden.“<br />
7
TITELTHEMA <strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />
W<strong>in</strong>ter<br />
Langsam<br />
kehrt Ruhe e<strong>in</strong>.<br />
Zeit, um die <strong>Land</strong>masch<strong>in</strong>en zu<br />
warten, so Clemens Coenen<br />
CLEMENS COENEN<br />
Reparaturen und Masch<strong>in</strong>enpflege<br />
Die ruhigste Zeit im <strong>Jahr</strong> ist für die Coenens <strong>der</strong> W<strong>in</strong>ter. „Diese Monate<br />
nutzen wir, um unseren Masch<strong>in</strong>enpark zu pflegen, Reparaturen auszuführen<br />
und die Kartoffelaussaat vorzubereiten.“ Denn Coenens lassen ihre<br />
Kartoffeln <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Kisten vorkeimen, damit sie später auf den Fel<strong>der</strong>n<br />
schneller wachsen und früher an die Kunden ausgeliefert werden können.<br />
„Gleichzeitig bereiten wir die Böden vor, sobald die Fel<strong>der</strong> gut befahrbar<br />
s<strong>in</strong>d. Dadurch können wir früher aussäen.“ Auch die Vorverträge fürs<br />
Ge treide und die Kartoffeln werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> kalten <strong>Jahr</strong>eszeit mit Genossenschaften<br />
und Pommes-Fabriken abgeschlossen.<br />
THERESA THIELE<br />
Endlich Ferien<br />
Nachdem die Bäume ihre Blätter verloren haben,<br />
beg<strong>in</strong>nt im Dezember <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terschnitt. Per Hand<br />
natürlich und jedes <strong>Jahr</strong> aufs Neue. Bis die rund<br />
150 000 Bäume fertig beschnitten s<strong>in</strong>d, ist es fast<br />
schon wie<strong>der</strong> Mai. „E<strong>in</strong>e Apfelanlage wird ungefähr<br />
20 <strong>Jahr</strong>e alt, dann muss sie erneuert werden. Auf<br />
dem Biohof sogar etwas früher“, sagt die Gärtnermeister<strong>in</strong>.<br />
Die Arbeiten dafür starten, wenn sich<br />
<strong>der</strong> Boden langsam wie<strong>der</strong> erwärmt, also meistens<br />
ab April. Am Ende bleibt sogar noch etwas Zeit<br />
für e<strong>in</strong>en Urlaub. „Dann fahren me<strong>in</strong> Mann und ich<br />
am liebsten <strong>in</strong> die Sonne, weil wir den Sommer<br />
bei uns durcharbeiten.“<br />
SEBASTIAN ZIEGLER<br />
Tiere müssen täglich<br />
versorgt werden<br />
In den kalten Monaten passiert nicht mehr<br />
viel auf den Fel<strong>der</strong>n und Wiesen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schwäbischen Alb. „<strong>Das</strong> Gras benötigt Wärme,<br />
um zu wachsen. <strong>Das</strong> gilt auch für an<strong>der</strong>e<br />
Kulturen wie Mais o<strong>der</strong> Getreide. Da es bei<br />
uns aber kälter ist als auf dem flachen <strong>Land</strong>,<br />
müssen wir uns hier e<strong>in</strong> bisschen gedulden.“<br />
Stattdessen stehen im W<strong>in</strong>ter Wartungsund<br />
Reparaturarbeiten an oberster Stelle. In<br />
den Ställen h<strong>in</strong>gegen gilt auch jetzt: Die Tiere<br />
wollen versorgt werden, egal, wie warm<br />
o<strong>der</strong> kalt es draußen ist. Urlaub machen die<br />
Zieglers aber trotzdem. „Wenn wir jemanden<br />
organisiert haben, <strong>der</strong> unsere Tiere versorgt,<br />
dann können wir Anfang Juni frei machen<br />
o<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Maisernte Mitte September.“<br />
8
Innovation<br />
INNERHALB VON 45 MINUTEN<br />
VON 20 AUF 80 PROZENT<br />
Aufladen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Mittagspause<br />
<strong>Land</strong>technikhersteller Fendt br<strong>in</strong>gt den ersten vollelektrischen<br />
Traktor auf den Markt. Darüber sprachen wir mit dem Geschäftsführer<br />
für Forschung und Entwicklung Walter Wagner<br />
FOTOS: PRIVAT, FENDT, TIMO JAWORR<br />
Wor<strong>in</strong> unterscheiden sich E-Autos<br />
von E-Traktoren?<br />
Sie unterscheiden sich grundsätzlich<br />
sehr stark <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nutzung. Im Gegensatz<br />
zu Pkws fahren Traktoren nicht nur auf<br />
<strong>der</strong> Straße. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster Regel Zugmasch<strong>in</strong>en<br />
für Pflüge o<strong>der</strong> Anhänger<br />
und treiben Arbeitsgeräte wie Heuwen<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> Mähwerke an. Deshalb müssen<br />
die Hochvoltkomponenten auf sehr hohe<br />
Lasten und Lastspitzen ausgelegt werden<br />
und gleichzeitig äußerst robust se<strong>in</strong>, um<br />
den Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>es landwirtschaftlichen<br />
E<strong>in</strong>satzes auf unbefestigtem Grund<br />
gerecht zu werden.<br />
Wo liegen die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es E-Traktors?<br />
Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung ist es, e<strong>in</strong><br />
Gesamtpaket aus Größe und Gewicht<br />
des Energiespeichers und <strong>der</strong> verfügbaren<br />
Leistung e<strong>in</strong>es E-Traktors zu konstruieren.<br />
Trotz <strong>der</strong> Batterie soll <strong>der</strong> Traktor<br />
nicht schwerer o<strong>der</strong> größer se<strong>in</strong> als e<strong>in</strong><br />
vergleichbares Modell mit Dieselmotor.<br />
Deshalb haben wir e<strong>in</strong>en kompakten<br />
Traktor mit 75 PS (55 kW) Leistung entwickelt.<br />
Hier passt das Gesamtpaket. Bei<br />
e<strong>in</strong>em Großtraktor wäre alle<strong>in</strong> die Batterie<br />
so groß wie e<strong>in</strong> Güterwaggon. <strong>Das</strong><br />
passt nicht.<br />
Für welche Betriebe und E<strong>in</strong>sätze eignet<br />
sich <strong>der</strong> E-Trecker?<br />
Der Fendt e100 Vario erledigt alle gängigen<br />
Arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft – und<br />
das CO 2<br />
-neutral. Durch se<strong>in</strong>e kompakten<br />
Maße wird er vor allem im We<strong>in</strong>- und<br />
Obstbau sowie <strong>in</strong> Kommunen, beispielsweise<br />
im W<strong>in</strong>terdienst, e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />
Batteriekapazität von 100 kW/h bietet<br />
e<strong>in</strong>e Betriebszeit von 4 bis 7 Stunden.<br />
Zu wenig Reichweite, kaum Ladestationen,<br />
lange Aufladezeiten: Bei Kraftfahrzeugen<br />
s<strong>in</strong>d nicht alle Autofahrer von <strong>der</strong> E-Mobilität<br />
überzeugt. Mit welchen Vorteilen<br />
wollen Sie die <strong>Land</strong>wirtschaft vom E<strong>in</strong>satz<br />
Ihres E-Traktors überzeugen?<br />
Der CO 2<br />
-Abdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
wird für viele Verbraucher, aber genauso<br />
für die <strong>Land</strong>wirte immer wichtiger. In<br />
<strong>der</strong> Praxis heißt das: Wie viel CO 2<br />
stoße<br />
ich beispielsweise während <strong>der</strong> Ernte aus,<br />
und wie kann ich diesen Wert reduzieren?<br />
Wir wollen Betrieben e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e<br />
anbieten, die ihren CO 2<br />
-Footpr<strong>in</strong>t senkt,<br />
damit sie zu e<strong>in</strong>er nachhaltigeren <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
beitragen können. Unser Fendt<br />
e100 Vario funktioniert sehr ähnlich wie<br />
e<strong>in</strong> Traktor mit Verbrennermotor. Er hat<br />
vergleichbare Maße, erledigt die gleichen<br />
Aufgaben und bietet die gleichen<br />
Anschlüsse für Arbeitsgeräte. <strong>Das</strong> heißt,<br />
die Betriebe können ihre bestehenden<br />
Geräte problemlos weiter nutzen. Außerdem<br />
lässt sich <strong>der</strong> elektrisch angetriebene<br />
Traktor noch fe<strong>in</strong>fühliger steuern.<br />
„Wir wollen Betriebe dabei<br />
unterstützen, ihren CO 2<br />
-<br />
Abdruck zu reduzieren, und<br />
so zu e<strong>in</strong>er nachhaltigeren<br />
<strong>Land</strong>wirtschaft beitragen“<br />
Und wie sieht es mit dem Laden aus?<br />
Viele landwirtschaftliche Betriebe haben<br />
Photovoltaikanlagen o<strong>der</strong> Biogasanlagen.<br />
Sie produzieren also selbst grünen Strom,<br />
den sie zum Aufladen verwenden können.<br />
Beim Schnellladen kann die Batterie <strong>in</strong>nerhalb<br />
von 45 M<strong>in</strong>uten von 20 auf 80<br />
Prozent geladen werden – da reicht also<br />
auch e<strong>in</strong>e Mittagspause. So gesehen werden<br />
<strong>der</strong> Fahrer und <strong>der</strong> Traktor mittags<br />
mit Energie versorgt (lacht).<br />
In Zukunft sollen auf Deutschlands Straßen<br />
viele E-Autos fahren. Wird das auch<br />
auf dem Acker irgendwann <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>?<br />
Traktoren s<strong>in</strong>d das „Zugpferd“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Land</strong>wirtschaft und arbeiten immer im<br />
Gespann mit e<strong>in</strong>em Arbeitsgerät. Der<br />
Leistungsbedarf hängt stark vom E<strong>in</strong>satzgebiet<br />
ab. Heutige Batterien haben e<strong>in</strong>e<br />
vergleichsweise niedrige Leistungs- und<br />
Energiedichte und s<strong>in</strong>d daher nicht für<br />
den hohen Leistungsbereich geeignet, den<br />
man beispielsweise beim Pflügen braucht.<br />
Deshalb sehen wir e<strong>in</strong>e Vielfalt aus unterschiedlichen<br />
Antriebskonzepten. Im unteren<br />
Leistungssegment s<strong>in</strong>d Batterien<br />
e<strong>in</strong>e gute Alternative zum Diesel, aktuell<br />
bis etwa 100 PS. Im mittleren Leistungssegment<br />
von 150 bis 250 PS untersuchen<br />
wir gerade <strong>in</strong> dem Projekt H2Agrar den<br />
Wirkungsgrad von Wasserstoff <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit e<strong>in</strong>er Brennstoffzelle. Hier<br />
wäre e<strong>in</strong>e Batterie schon zu schwer und<br />
zu groß für den Traktor. Im hohen Leistungsbereich<br />
sehen wir alternative Kraftstoffe<br />
wie Biodiesel, also HVO. Auch daran<br />
forschen wir <strong>in</strong>tensiv.<br />
9
Hilfe<br />
aus <strong>der</strong><br />
Luft<br />
Wie Drohnen die Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflanzenzucht beschleunigen und für<br />
hochwertiges und angepasstes Saatgut sorgen<br />
Schneller, effizienter,<br />
präziser Drohnen unterstützen<br />
dabei, die äußeren<br />
Merkmale von Pflanzen<br />
zu erkennen<br />
Wunschgerecht?<br />
Auf den Rapsfel<strong>der</strong>n auf<br />
Fehmarn wird mit <strong>der</strong><br />
Drohne geprüft, ob die<br />
Wuchshöhe den Wünschen<br />
<strong>der</strong> Züchter entspricht<br />
Genaue Analyse<br />
Am Computer werden die Informationen,<br />
die mithilfe <strong>der</strong><br />
Drohne gesammelt wurden,<br />
ausgewertet<br />
10<br />
Abgehoben<br />
Diese Hightech-Drohne<br />
zu steuern bedarf e<strong>in</strong>er<br />
Schulung und e<strong>in</strong>er Prüfung
Innovation<br />
FOTOS: KWS<br />
Als sich Dr. Dirk Wiechers auf<br />
den Weg nach Fehmarn macht,<br />
hat er se<strong>in</strong>e detailliert ausgearbeiteten<br />
Flugpläne mit im<br />
Gepäck. Der Gartenbauwissenschaftler<br />
aus dem nie<strong>der</strong>sächsischen E<strong>in</strong>beck<br />
will auf <strong>der</strong> Ostsee<strong>in</strong>sel prüfen, ob <strong>der</strong><br />
auf den Versuchsfel<strong>der</strong>n des Saatgutherstellers<br />
KWS angebaute Raps genau<br />
so wächst wie geplant. Nachdem er se<strong>in</strong><br />
Ziel erreicht hat, baut er se<strong>in</strong>e Ausrüstung<br />
am Acker auf und holt die mehrere<br />
10000 Euro teure Drohne aus dem Auto.<br />
Kurze Zeit später fangen die vier<br />
Rotoren des Fluggeräts an, sich immer<br />
schneller zu drehen. Die Drohne steigt<br />
<strong>in</strong> die Luft auf und beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> 25 Meter<br />
Höhe, präzise Bahnen über den Parzellen<br />
mit dem Raps zu ziehen. Mehrere Sensoren<br />
können an <strong>der</strong> Drohne angebracht<br />
werden, damit jede Pflanze erfasst werden<br />
kann. Dazu erstellen die Kameras<br />
Bil<strong>der</strong> im Sekundentakt. Sogar die GPS-<br />
Daten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Pflanzen werden<br />
akribisch gespeichert.<br />
Währenddessen steht Dirk Wiechers<br />
am Feldrand. Angestrengt blickt er erst<br />
<strong>in</strong> den Himmel. Dann beobachtet er die<br />
nähere Umgebung. Er ist hoch konzentriert.<br />
Immerh<strong>in</strong> trägt er nicht nur die<br />
Verantwortung für das wertvolle Flugobjekt.<br />
Er muss auch sicher se<strong>in</strong>, dass<br />
ke<strong>in</strong> Hubschrauber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe fliegt<br />
o<strong>der</strong> plötzlich Passanten auftauchen.<br />
Tausende von Informationen<br />
<strong>in</strong> wenigen M<strong>in</strong>uten<br />
Nach rund e<strong>in</strong>er halben Stunde hat er<br />
mit <strong>der</strong> Drohne fast 1000 Parzellen überflogen<br />
und landet das Fluggerät wie<strong>der</strong>.<br />
Danach entnimmt <strong>der</strong> Drohnenpilot die<br />
Speicherkarte. Mit den darauf gesammelten<br />
Informationen ist es später möglich,<br />
das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild e<strong>in</strong>er<br />
Pflanze zu analysieren, die sogenannte<br />
Phänotypisierung.<br />
Pflanzenzüchtung ist e<strong>in</strong>e langwierige<br />
und sehr aufwendige Arbeit. Bis beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e neue Rapssorte <strong>in</strong> den<br />
Verkauf geht, dauert es durchschnittlich<br />
zehn <strong>Jahr</strong>e. Um die Auswahlverfahren<br />
<strong>der</strong> Züchter zu beschleunigen und die<br />
Qualität des Saatguts zu verbessern,<br />
analysieren Dirk Wiechers und se<strong>in</strong>e<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen mithilfe e<strong>in</strong>er<br />
smarten Auswertungssoftware die nötigen<br />
Informationen: Ob und wie hoch<br />
Je mehr Merkmale das Analystenteam erfassen<br />
kann, desto leichter und schneller fällt es anschließend<br />
den Pflanzenzüchtern, e<strong>in</strong>e Entscheidung über<br />
die aussichtsreichsten Sortenkandidaten zu treffen<br />
die ausgesäten Pflanzen gewachsen s<strong>in</strong>d,<br />
wie sich ihr Blattwerk entwickelt o<strong>der</strong> ob<br />
sie Anzeichen für Krankheiten wie Pilzbefall<br />
o<strong>der</strong> trockene Bereiche aufweisen.<br />
Dabei setzt das digitale Programm Hun<strong>der</strong>te<br />
Fotos zu e<strong>in</strong>er Gesamtaufnahme<br />
zusammen. Über den virtuellen Acker am<br />
Bildschirm spannen sich fe<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong><br />
Grün, Rot und Blau. <strong>Das</strong> Team diskutiert<br />
die Daten geme<strong>in</strong>sam: Wie ist die mittlere<br />
Blattfärbung? Wie viel Fläche nehmen<br />
die Pflanzen e<strong>in</strong>? Und was bedeutet<br />
das für die weitere Züchtung? Je mehr<br />
Merkmale das Analystenteam erfassen<br />
kann, desto leichter und schneller fällt<br />
es anschließend den Pflanzenzüchtern,<br />
e<strong>in</strong>e Entscheidung über die aussichtsreichsten<br />
Sortenkandidaten zu treffen.<br />
Künstliche Intelligenz soll<br />
zukünftig Bil<strong>der</strong> analysieren<br />
Mit den neu gewonnenen Erkenntnissen<br />
füttern die Spezialisten von KWS die<br />
Datenbanken ihrer Rechner. Ihr Ziel ist<br />
nicht nur, e<strong>in</strong> besseres Selektierungsverfahren<br />
unter E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Drohnen<br />
zu entwickeln. Sie erstellen auch e<strong>in</strong><br />
Programm, das mithilfe künstlicher<br />
Intelligenz e<strong>in</strong>es Tages die Analyse <strong>der</strong><br />
Pflanzenbil<strong>der</strong> fast automatisch betreiben<br />
könnte.<br />
Schon vor Hun<strong>der</strong>ten <strong>Jahr</strong>en haben<br />
Menschen die Eigenschaften von Pflanzen<br />
unter die Lupe genommen, um herauszuf<strong>in</strong>den,<br />
welche Sorte zum Beispiel<br />
Krankheiten beson<strong>der</strong>s gut trotzt. Diese<br />
Beobachtungen wurden später systematisiert.<br />
Pflanzenzüchter nehmen die<br />
Bonitur, also die Beurteilung und Erhebung<br />
von Merkmalen bei Pflanzen im<br />
landwirtschaftlichen Versuchswesen,<br />
<strong>in</strong> akribischer Kle<strong>in</strong>arbeit vor. Dafür<br />
müssen sie tagelang die Versuchsfel<strong>der</strong><br />
ablaufen, um mit bloßem Auge und viel<br />
Sachverstand die e<strong>in</strong>zelnen Merkmale<br />
e<strong>in</strong>er Pflanze zu erfassen. Die Ergebnisse<br />
s<strong>in</strong>d jedoch immer etwas subjektiv geprägt,<br />
denn jedes Expertenauge erkennt<br />
an<strong>der</strong>e Details.<br />
Für ihre Begutachtung erhalten die<br />
Züchter jetzt <strong>in</strong>novative Hilfe aus <strong>der</strong><br />
Luft. Die Drohnenaufnahmen ermöglichen<br />
viel genauere und schneller verfügbare<br />
Analyseergebnisse. Welches<br />
Saatgut am Ende weiterentwickelt wird,<br />
entscheiden natürlich immer noch die<br />
Pflanzenzüchter, jedoch anhand e<strong>in</strong>er<br />
weit exakteren <strong>Wissen</strong>sgrundlage – und<br />
mit beschleunigten Abläufen.<br />
Denn Zeit e<strong>in</strong>zusparen ist <strong>in</strong> Anbetracht<br />
<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
unerlässlich. Alle<strong>in</strong><br />
die verschärfte Düngeverordnung beispielsweise<br />
sieht <strong>in</strong> vielen Regionen die<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Stickstoffdüngung<br />
um weitere 20 Prozent vor. Diese Vorgaben<br />
stellen die Pflanzenzüchter vor<br />
die Aufgabe, hochwertiges Saatgut zu<br />
entwickeln, das die gleichen Erträge wie<br />
bisher bei gleichzeitig ger<strong>in</strong>gerer Menge<br />
an Stickstoffdüngung o<strong>der</strong> auch weniger<br />
E<strong>in</strong>satz von Pflanzenschutzmitteln möglich<br />
macht. <br />
Drohnen experten<br />
Dr. Dirk Wiechers betreut bei KWS<br />
unter an<strong>der</strong>em Sortenversuche für<br />
Mais, Sonnenblumen und Raps.<br />
Für die Zukunft wünscht er sich<br />
e<strong>in</strong>e bodenbasierte Robotik, mit <strong>der</strong><br />
Bestand und Zustand von bis zu<br />
3,5 Meter hohen Maispflanzen auch<br />
vom Boden aus betrachtet werden<br />
könnten, um exklusive Daten <strong>der</strong><br />
Pflanzen zu erhalten.<br />
Ludmilla Dahl ist Pflanzenzüchter<strong>in</strong><br />
und auf Zuckerrüben spezialisiert.<br />
Die Agrarbiolog<strong>in</strong> hofft auf e<strong>in</strong>e Technologie,<br />
die künftig den Zuckergehalt<br />
von Zuckerrüben bereits im Feld<br />
messen kann.<br />
11
Lebensmittelversorgung<br />
Sie s<strong>in</strong>d OVID-Präsident<strong>in</strong> und Vorsitzende<br />
des Vorstands <strong>der</strong> ADM Hamburg<br />
Aktiengesellschaft. Welche Aufgaben<br />
haben Sie zu erfüllen?<br />
Die Aufgaben e<strong>in</strong>er Vorstandsvorsitzenden<br />
s<strong>in</strong>d weitgehend im deutschen<br />
Aktienrecht geregelt. Als OVID-Präsident<strong>in</strong><br />
vertrete ich die ölsaatenverarbeitende<br />
und pflanzenölraff<strong>in</strong>ierende<br />
Industrie <strong>in</strong> Deutschland. Dabei<br />
erklären wir unsere Arbeit, beziehen zu<br />
aktuellen politischen Themen Stellung<br />
und liefern H<strong>in</strong>tergrundwissen sowie<br />
Zahlen und Fakten. H<strong>in</strong>zu kommt bei<br />
ADM, dem Archer Daniels Midland<br />
Industriekonzern, die Umsetzung <strong>der</strong><br />
globalen Konzernstrategie und das<br />
Erreichen <strong>der</strong> Ziele. Unsere Standorte<br />
<strong>in</strong> Deutschland leisten ihren Beitrag <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em weltweit tätigen amerikanischen<br />
Unternehmen, das unter an<strong>der</strong>em<br />
Futtermittel, Getreide, Ölsaaten und<br />
Pflanzenöle handelt, umschlägt, transportiert<br />
und verarbeitet.<br />
Wegen des Ukra<strong>in</strong>e-Kriegs kam es<br />
beim Sonnenblumenöl zu Engpässen.<br />
Müssen wir wie<strong>der</strong> mit so e<strong>in</strong>er<br />
Situation rechnen?<br />
Deutschland deckt se<strong>in</strong>en Bedarf an<br />
Sonnenblumenöl bis auf ger<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>stellige<br />
Prozentanteile über Importe.<br />
Unmittelbar nach Kriegsausbruch<br />
kamen im vergangenen <strong>Jahr</strong> die ukra<strong>in</strong>ischen<br />
Ölsaaten-Exporte nahezu zum<br />
Erliegen, was nach schlechten Ernten<br />
<strong>der</strong> Vorjahre und <strong>der</strong> Coronapandemie<br />
zu kurzfristigen Engpässen von Speiseölen<br />
<strong>in</strong> Deutschland geführt hat und<br />
schnell behoben werden konnte. 2022<br />
haben die deutschen <strong>Land</strong>wirte den<br />
Anbau von Sonnenblumen im Vergleich<br />
zum Vorjahr nahezu verdoppelt und<br />
auch den Rapsanbau deutlich ausgeweitet.<br />
ADM spielt e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> globalen Lebensmittelversorgung.<br />
Unser Schwerpunkt liegt<br />
auf <strong>der</strong> Deckung des globalen Ernährungsbedarfs,<br />
um sicherzustellen, dass<br />
die Lebensmittel zu den Menschen<br />
gelangen, die sie benötigen.<br />
Was s<strong>in</strong>d die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
die Sie <strong>der</strong>zeit beschäftigen?<br />
Zu den wichtigsten Themen gehören<br />
die weltweit sichere Versorgung mit<br />
Nahrungsmitteln sowie Nachhaltigkeit.<br />
Nachhaltigkeit ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Weltgeme<strong>in</strong>schaft. Wir<br />
bei ADM arbeiten <strong>in</strong>tensiv an nachhaltigen<br />
Wertschöpfungsketten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Land</strong>wirtschaft. Um Ihnen e<strong>in</strong> seit<br />
<strong>Jahr</strong>en erfolgreich etabliertes Beispiel<br />
zu geben: Die Wertschöpfungskette<br />
<strong>der</strong> Biokraftstoffe ist, angefangen beim<br />
landwirtschaftlichen Betrieb über die<br />
Verarbeitung bis an die Zapfsäule, unabhängig<br />
und nachhaltig zertifiziert.<br />
Je<strong>der</strong> Liter Diesel enthält zum Teil auch<br />
Biodiesel, B7, was hilft, den Ausstoß an<br />
Treibhausgasen im Verkehr deutlich zu<br />
verr<strong>in</strong>gern. Alle<strong>in</strong> Biokraftstoffe sparen<br />
<strong>in</strong> Deutschland jedes <strong>Jahr</strong> bis zu 12 Millionen<br />
Tonnen CO 2<br />
auf <strong>der</strong> Straße e<strong>in</strong>.<br />
Bei <strong>der</strong> Herstellung von Biodiesel darf<br />
man natürlich nicht vergessen, dass<br />
gleichzeitig auch viel Honig während<br />
<strong>der</strong> Rapsblüte von unzähligen Bienen<br />
gesammelt wird und große Mengen an<br />
hochwertigem Futtermittel für R<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
Schwe<strong>in</strong>e und Hühner anfallen. Die<br />
Tiere wie<strong>der</strong>um liefern für uns alle<br />
Milch, auch für Joghurt, Quark und<br />
Butter, Eier und Fleisch.<br />
Wie kann es uns gel<strong>in</strong>gen, für die<br />
steigende Bevölkerung Lebensmittel<br />
zu produzieren?<br />
In den nächsten zehn <strong>Jahr</strong>en müssen<br />
wir den Welthandel mit den wichtigsten<br />
Lebens- und Futtermitteln wie<br />
Mais, Weizen, Soja und Sojaschrot um<br />
130 Millionen Tonnen steigern. <strong>Das</strong> ist<br />
e<strong>in</strong> Fünftel mehr als heute. Deshalb<br />
müssen wir offen gegenüber Innovationen<br />
und neuen Züchtungstechniken<br />
se<strong>in</strong>. Die Prote<strong>in</strong>versorgung, auch mit<br />
alternativen Prote<strong>in</strong>en, wird entscheidend<br />
se<strong>in</strong>, um die Bedürfnisse e<strong>in</strong>er<br />
„Nachhaltigkeit ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Weltgeme<strong>in</strong>schaft“<br />
12
„Ich habe <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
von <strong>der</strong> Pike auf gelernt“<br />
Jaana Kle<strong>in</strong>schmit von Lengefeld gehört zu den<br />
Top-Manager<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agrarbranche.<br />
Hier spricht sie über ihre K<strong>in</strong>dheit auf dem Bauernhof<br />
und die Herausfor<strong>der</strong>ungen auf dem Lebensmittelmarkt<br />
FOTO: OVID<br />
wachsenden Weltbevölkerung nachhaltig<br />
zu erfüllen. Außerdem brauchen<br />
wir e<strong>in</strong>e höhere Flächeneffizienz mit<br />
nachhal tigen Produktionsmethoden.<br />
Welchen persönlichen Bezug haben Sie<br />
zur <strong>Land</strong>wirtschaft?<br />
E<strong>in</strong>en großen. Ich habe die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
von <strong>der</strong> Pike auf gelernt. Ich<br />
habe auf dem elterlichen Hof und e<strong>in</strong><br />
<strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde auf e<strong>in</strong>em landwirtschaftlichen<br />
Betrieb me<strong>in</strong>e Ausbildung<br />
gemacht. Von kle<strong>in</strong> auf habe ich auf<br />
dem Hof mit Ackerbau und Tierhaltung<br />
mitgearbeitet. Wir haben alles<br />
gelernt zur Bestellung <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong>, das<br />
Gesun<strong>der</strong>halten von Getreide, die<br />
Erntetechnik bis h<strong>in</strong> zur Re<strong>in</strong>igung und<br />
Trocknung sowie das Bedienen <strong>der</strong> Anlagen<br />
dafür. Die Mutterkuhhaltung mit<br />
Deutsch-Angus-Herden war beson<strong>der</strong>s<br />
schön und das Fleisch ausgezeichnet –<br />
das habe ich alles selbst erlebt. Nach<br />
<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Ausbildung<br />
habe ich <strong>Land</strong>wirtschaft an <strong>der</strong> Uni<br />
Hohenheim studiert und e<strong>in</strong>en Master<br />
of Science <strong>in</strong> Ressourcen-Ökonomie <strong>in</strong><br />
den USA abgeschlossen.<br />
„Der Welthandel mit den wichtigsten<br />
Lebens- und Futtermitteln muss um<br />
130 Millionen Tonnen gesteigert werden“<br />
Haben Sie als Frau mit Vorurteilen<br />
zu kämpfen?<br />
Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> den 60er-<strong>Jahr</strong>en geboren,<br />
me<strong>in</strong>e Generation ist grundsätzlich<br />
mit dem Thema Emanzipation groß<br />
geworden. Trotzdem war uns bewusst,<br />
dass wir Frauen vielfach mehr leisten<br />
mussten, um erfolgreich zu se<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
sollte man auch nicht alles auf<br />
die Goldwaage legen. Letztlich zählen<br />
die Ergebnisse, das gilt für jeden, egal<br />
welchen Geschlechts. Übrigens arbeiten<br />
wir bei ADM <strong>in</strong>tensiv daran, e<strong>in</strong><br />
ausgeglichenes Geschlechterverhältnis<br />
auf allen Führungsebenen bis 2<strong>03</strong>0 zu<br />
erreichen. <strong>Das</strong> Ziel gilt global, auch <strong>in</strong><br />
Deutschland.<br />
Sie s<strong>in</strong>d nicht nur Manager<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n<br />
auch e<strong>in</strong>e Verbraucher<strong>in</strong>. Was wünschen<br />
Sie sich als Kund<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Supermarkts?<br />
Als Verbraucher<strong>in</strong> b<strong>in</strong> ich überzeugt<br />
von den gesündesten und qualitativ<br />
hochwertigsten Lebensmitteln, die<br />
ich jeden Tag <strong>in</strong> großer Vielfalt und<br />
Frische im Supermarkt zur Auswahl<br />
habe. <strong>Das</strong> ist toll! Dabei orientiere<br />
ich mich an <strong>der</strong> guten alten Nährwertdeklaration,<br />
die seit <strong>Jahr</strong>en nahezu<br />
auf je<strong>der</strong> Verpackung zu f<strong>in</strong>den ist<br />
und die wesentlichen Inhaltsstoffe<br />
des Lebensmittels e<strong>in</strong>fach und verständlich<br />
<strong>in</strong> ihren Anteilen auflistet.<br />
Wenn ich mehr wissen möchte,<br />
schaue ich auf die Inhaltsstoffe. Damit<br />
kann ich schnell entscheiden, was<br />
gut o<strong>der</strong> weniger gut für mich und<br />
me<strong>in</strong>e Familie ist.<br />
Worauf achten Sie persönlich<br />
beim E<strong>in</strong>kaufen?<br />
Auf frische, unverarbeitete Produkte,<br />
die ich dann selbst zu e<strong>in</strong>em leckeren<br />
Essen verwandle. Die Supermärkte<br />
haben heute e<strong>in</strong> breites Angebot an<br />
Gemüse, Obst, Milchprodukten, Eiern<br />
und allem, was das Herz begehrt. Es<br />
lohnt sich, diese Vielfalt auszuprobieren,<br />
am Herd und am Esstisch.<br />
Wie nachhaltig ist Ihr privater<br />
Haushalt aufgestellt?<br />
Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig.<br />
Wir schalten zum Beispiel unsere<br />
Holzpelletheizung von Mitte April bis<br />
Oktober ab, weil wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr<br />
gut isolierten KfW-40-Haus wohnen.<br />
Bei uns liefert die Sonne mithilfe<br />
<strong>der</strong> Solaranlage das Warmwasser,<br />
deshalb kann es se<strong>in</strong>, dass wir an<br />
manchen Tagen lauwarm o<strong>der</strong> sogar<br />
kalt duschen. Immer dann, wenn die<br />
Sonne selten bis gar nicht zu sehen<br />
ist. Außerdem trennen wir eifrig den<br />
Müll und sammeln Regenwasser, um<br />
die Blumen zu gießen. Der Rasen<br />
muss ohne Gießen überleben. Und<br />
ich versuche, Dienstreisen so viel wie<br />
möglich mit <strong>der</strong> Bahn zu machen.<br />
13
Aktion<br />
<strong>Land</strong>wirt<br />
für e<strong>in</strong>en<br />
Tag<br />
Prom<strong>in</strong>ente<br />
Praktikanten<br />
Trecker fahren, Kälber füttern, Kühe melken: Was M<strong>in</strong>isterpräsident Stephan Weil<br />
und Mo<strong>der</strong>ator Tarik Tesfu <strong>in</strong> zwei Milchviehbetrieben erlebt haben<br />
Unterschiedlicher können zwei<br />
Menschen nicht se<strong>in</strong>: Der e<strong>in</strong>e<br />
ist ehemaliger Richter und seit<br />
über zehn <strong>Jahr</strong>en M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
des <strong>Land</strong>es Nie<strong>der</strong>sachsen, <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e Mo<strong>der</strong>ator, Sänger und selbst<br />
ernannter It-Boy. Und doch haben Stephan<br />
Weil und Tarik Tesfu Geme<strong>in</strong>samkeiten.<br />
So nahmen beide an <strong>der</strong> Aktion<br />
„<strong>Land</strong>wirt für e<strong>in</strong>en Tag“ teil und arbeiteten<br />
jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Milchviehbetrieb mit. Am Ende ihres<br />
E<strong>in</strong>satzes waren die prom<strong>in</strong>enten Praktikanten<br />
überzeugt, dass ihre Gastgeber<br />
ihren Beruf mit viel Liebe und großer<br />
Erfahrung ausüben und ihnen das Tierwohl<br />
e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Anliegen ist.<br />
E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
melkt Kühe<br />
Wie war dieser Praktikantentag nun<br />
abgelaufen? Zünftig <strong>in</strong> blauem Hoodie,<br />
dunkler Arbeitshose und grünen Gummistiefeln<br />
trat Stephan Weil Ende April<br />
se<strong>in</strong>en Arbeitstag beim Milchviehbetrieb<br />
Westrup-Koch <strong>in</strong> Bissendorf an.<br />
Ulrich und Dirk Westrup erwarteten<br />
ihren Gast bereits auf dem Parkplatz mit<br />
<strong>der</strong> goldenen Kuh-Statue Olga, die die<br />
<strong>Land</strong>esvere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Milchwirtschaft<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen dem Betrieb 2022 für<br />
herausragende Innovationsleistungen<br />
verliehen hatte. Von dort aus zeigten sie<br />
dem M<strong>in</strong>isterpräsidenten den Hof, zu<br />
„Wir haben e<strong>in</strong><br />
beson<strong>der</strong>es Interesse<br />
an e<strong>in</strong>er zukunfts -<br />
fähigen <strong>Land</strong>- und<br />
Ernährungswirtschaft“<br />
Stephan Weil<br />
dem 610 Milchkühe und <strong>der</strong>en Jungtiere<br />
gehören. „Ich b<strong>in</strong> jetzt seit über zehn<br />
<strong>Jahr</strong>en nie<strong>der</strong>sächsischer M<strong>in</strong>isterpräsident“,<br />
erzählt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>esvater. „Als<br />
solcher habe ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit viele<br />
Bezüge zur <strong>Land</strong>wirtschaft. Ich besuche<br />
regelmäßig hiesige landwirtschaftliche<br />
Betriebe, spreche mit <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Land</strong>wirten und mit Verbänden und<br />
Organisationen aus dem Agrarbereich.<br />
Durch das Praktikum auf dem Milchviehbetrieb<br />
Westrup-Koch Milch GbR<br />
habe ich erneut viel gelernt.“<br />
Nach dem Rundgang fütterte <strong>der</strong><br />
studierte Jurist Kälber, molk Kühe,<br />
brachte Dünger aus und half bei <strong>der</strong><br />
digitalen Betriebssteuerung mit. „Ich<br />
hatte erwartet, e<strong>in</strong>en authentischen<br />
E<strong>in</strong>druck von <strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>es mo<strong>der</strong>nen<br />
Milchviehbetriebs zu bekommen,<br />
und diese Hoffnung hat sich voll erfüllt“,<br />
freut sich <strong>der</strong> Spitzenpolitiker.<br />
14
Prom<strong>in</strong>ente Auftritte: Die Politiker Ursula von<br />
<strong>der</strong> Leyen und Stephan Weil s<strong>in</strong>d beide eng<br />
mit Hannover verbunden. Tarik Tesfu wurde <strong>in</strong><br />
diesem <strong>Jahr</strong> mit dem BUNTE New Faces Award<br />
Style ausgezeichnet<br />
Immer nah dran Nie<strong>der</strong>sachsens M<strong>in</strong>isterpräsident Stephan Weil sagte nach <strong>der</strong><br />
Aktion: „Durch das Praktikum auf dem Milchviehbetrieb Westrup-Koch Milch GbR<br />
habe ich erneut viel gelernt“<br />
FOTOS: GERO BRELOER/INITIATIVE MILCH, M. NASS/BRAUER PHOTOS/BURDA,<br />
STK PRESSE, BRUNO JEAN-CLAUDE MAES<br />
Auch die Gastgeber lobten den E<strong>in</strong>satz<br />
ihres Besuchers. „Wir waren bee<strong>in</strong>druckt<br />
von se<strong>in</strong>er zupackenden Art und<br />
dem großen Interesse für die mo<strong>der</strong>ne<br />
<strong>Land</strong>wirtschaft“, sagt <strong>Land</strong>wirt Ulrich<br />
Westrup. Der hohe Aufmerksamkeitsgrad<br />
ist mehr als berechtigt. „Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
ist das Agrarland Nummer e<strong>in</strong>s<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Wir haben e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />
Interesse an e<strong>in</strong>er zukunftsfähigen<br />
<strong>Land</strong>- und Ernährungswirtschaft“, erklärt<br />
Stephan Weil nach se<strong>in</strong>em außergewöhnlichen<br />
Arbeitstag. „Die Betriebe<br />
benötigen möglichst verlässliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Die Nie<strong>der</strong>sächsische<br />
<strong>Land</strong>esregierung versucht weiter nach<br />
Kräften, die <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirte<br />
im begonnenen Transformationsprozess<br />
zu unterstützen. Der auf Dialog<br />
ausgerichtete ‚Nie<strong>der</strong>sächsische Weg‘<br />
soll engagiert weiterentwickelt und <strong>in</strong>tensiviert<br />
werden.“<br />
„Ich habe gelernt,<br />
dass <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
sehr vielfältig ist.<br />
<strong>Das</strong> war mir als<br />
Verbraucher lange<br />
nicht so klar“<br />
Tarik Tesfu<br />
Tarik Tesfu auf dem Trecker<br />
Rund 150 Kilometer weiter östlich erschien<br />
Tarik Tesfu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stylishen<br />
Leopr<strong>in</strong>t-Mantel, orangenem Pullover<br />
und Jeans mit weißem Wolkenmuster<br />
auf Kruses Hof, e<strong>in</strong>em Viergenerationenbetrieb<br />
mit 130 Milchkühen, Hühnermobil,<br />
Biogasanlage und Hofladen.<br />
„De<strong>in</strong> Outfit ist schick und fällt auf, aber<br />
wir haben für dich etwas Passen<strong>der</strong>es“,<br />
begrüßte die junge <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong> Helena<br />
Kruse den Mo<strong>der</strong>ator augenzw<strong>in</strong>kernd.<br />
Im Arbeitsoverall und <strong>in</strong> Gummistiefeln<br />
g<strong>in</strong>g es kurz danach <strong>in</strong> den neuen<br />
Außenklimastall, <strong>in</strong> dem jede Milchkuh<br />
e<strong>in</strong>en Liegeplatz aus Stroh hat und e<strong>in</strong>e<br />
Massagebürste sowie e<strong>in</strong>en automatischen<br />
Melkroboter nutzen kann, und<br />
zwar so oft e<strong>in</strong> Tier es möchte.<br />
Tarik Tesfu, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en landwirtschaftlichen<br />
Podcast mo<strong>der</strong>iert und<br />
bisher auf zwei Bauernhöfen war, erzählte<br />
beim Rundgang mit H<strong>in</strong>rich<br />
Kruse: „Durch me<strong>in</strong>e Gespräche mit<br />
den <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirten<br />
habe ich gelernt, dass <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
sehr vielfältig ist. <strong>Das</strong> war mir als Verbraucher<br />
lange nicht so klar.“ Und schon<br />
saß er auf e<strong>in</strong>em Trecker, mit dem er<br />
das frische Futter nah an die Fressplätze<br />
<strong>der</strong> Tiere schob. „Ich b<strong>in</strong> jetzt schon fix<br />
und fertig“, scherzte er lachend. <strong>Land</strong>-<br />
15
Aktion<br />
So funktioniert das Stephan Weil lässt sich die Anwendung und<br />
Mehrwerte <strong>der</strong> Melkroboter ganz genau erklären und profitiert dabei von<br />
dem großen Erfahrungsschatz <strong>der</strong> Westrups und ihrer Mitarbeiter<br />
In Futterlaune Tarik Tesfu packt im Stall<br />
mit an und schiebt das Futter näher an<br />
die Boxen heran. Normalerweise setzt <strong>der</strong><br />
Betrieb dafür e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong><br />
wirte üben e<strong>in</strong>en anspruchsvollen Job<br />
aus. Davon ist Tarik überzeugt. „Aber<br />
das vergessen die Verbraucher immer.<br />
Die <strong>Land</strong>wirte gehen ihrem Beruf mit<br />
sehr viel Liebe nach und gönnen sich<br />
selber kaum e<strong>in</strong>e Pause“, stellte <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator<br />
fest.<br />
Mit Technologien<br />
Tierwohl stärken<br />
Mittlerweile nutzen viele mo<strong>der</strong>ne landwirtschaftliche<br />
Betriebe Technologien<br />
wie Melkroboter, Kuhsensoren o<strong>der</strong><br />
Herdenmanagementsysteme. „Heute<br />
betreiben viele <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und<br />
<strong>Land</strong>wirte mit mo<strong>der</strong>ner Technik e<strong>in</strong>e<br />
ressourcenschonende und am Tierwohl<br />
orientierte <strong>Land</strong>wirtschaft“, erläutert<br />
M<strong>in</strong>isterpräsident Weil. „Nichts ist so<br />
beständig wie <strong>der</strong> Wandel. <strong>Das</strong> wissen<br />
gerade <strong>Land</strong>wirte von jeher ganz genau.<br />
Die Digitalisierung etwa hat schon<br />
lange E<strong>in</strong>zug auf den landwirtschaftlichen<br />
Betrieben gehalten und hilft, die<br />
Produktionsprozesse effizienter sowie<br />
umwelt- und tierfreundlicher zu gestalten.<br />
<strong>Land</strong>wirtschaft ist aber nach wie<br />
vor auch harte Arbeit, die trotz technischem<br />
Fortschritt wie eh und je stark<br />
von den Launen <strong>der</strong> Natur abhängt“, so<br />
Weils Erfahrung.<br />
„Zum ersten Mal habe ich e<strong>in</strong>en<br />
Melkroboter im E<strong>in</strong>satz gesehen und<br />
„Mich hat die große<br />
Erfahrung <strong>der</strong><br />
Familie Westrup<br />
sehr bee<strong>in</strong>druckt“<br />
Stephan Weil<br />
gecheckt, wie Technologie konkret hilft,<br />
den Gesundheitszustand e<strong>in</strong>es Tiers<br />
zu überwachen“, berichtet Tarik Tesfu.<br />
„Zum Beispiel war die Kuh Clara zwölf<br />
Stunden lang nicht mehr im Melkroboter.<br />
Da haben wir doch sofort nach ihr<br />
geschaut.“ Aber Entwarnung. Mit Clara<br />
war alles <strong>in</strong> Ordnung.<br />
Mit viel Spaß und Wissbegierde lernte<br />
<strong>der</strong> junge Mo<strong>der</strong>ator an diesem Tag<br />
auch die Biogasanlage kennen, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Futterreste zu Energie verarbeitet werden.<br />
Er sortierte Eier im Hofladen und<br />
genoss es sichtlich, Trecker zu fahren.<br />
„Ich b<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er sehr positiven<br />
E<strong>in</strong>stellung hierhergekommen. Und<br />
diese hat sich mehr als bestätigt“, so<br />
freute er sich anschließend. „Ich kann<br />
nur allen empfehlen, selber mal e<strong>in</strong>en<br />
Bauernhof zu besuchen und mit den<br />
<strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirten zu spre-<br />
16
<strong>Das</strong> br<strong>in</strong>gt Spaß Tarik Tesfu<br />
hat bei dieser Aktion se<strong>in</strong> Faible<br />
fürs Treckerfahren entdeckt<br />
chen. Denn die Ideen <strong>der</strong> Verbraucher<br />
haben mit <strong>der</strong> Realität vielfach nichts<br />
zu tun“, resümiert Tarik Tesfu.<br />
„Ich kann nur allen<br />
empfehlen, selber<br />
mal e<strong>in</strong>en Bauernhof<br />
zu besuchen“<br />
Tarik Tesfu<br />
Erzeuger erneuerbarer<br />
Energien<br />
„Mich hat die große Erfahrung <strong>der</strong> Familie<br />
Westrup sehr bee<strong>in</strong>druckt und<br />
das professionelle und umsichtige geme<strong>in</strong>same<br />
Arbeiten aller Beschäftigten<br />
auf dem Hof sowie <strong>der</strong>en guter Zusammenhalt“,<br />
urteilt <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsische<br />
M<strong>in</strong>isterpräsident. „Die Westrups und<br />
ihre gut ausgebildeten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter achten sehr auf<br />
das Wohlergehen ihrer Tiere“, hat Weil<br />
an se<strong>in</strong>em Praktikantentag beobachtet.<br />
„Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird auf die<br />
Fütterungs- und Haltungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
gelegt. Nach me<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck betrachten<br />
im Übrigen die allermeisten <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Land</strong>wirte ihre Tiere als<br />
Mitgeschöpfe und bemühen sich um<br />
tiergerechte Haltung.“<br />
Auch Nachhaltigkeit wird bei den<br />
Westrups praktisch gelebt. „Der Betrieb<br />
setzt an vielen Stellen auf energiesparende<br />
Techniken, etwa bei <strong>der</strong> Stallbeleuchtung<br />
und bei <strong>der</strong> Milchkühlung“,<br />
stellt <strong>der</strong> M<strong>in</strong>isterpräsident fest. E<strong>in</strong>drucksvoll<br />
fand Stephan Weil auch die<br />
Energieerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien. „Der Hof ist Vorreiter bei <strong>der</strong><br />
Erzeugung und Eigennutzung regenerativer<br />
Energien, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Biogasanlage<br />
fast ausschließlich aus Gülle, Mist und<br />
Futterresten erzeugt werden. Zusammen<br />
mit e<strong>in</strong>er Photovoltaikanlage kann so<br />
Strom für 1500 Haushalte geliefert werden“,<br />
hat er erfahren. „Darüber h<strong>in</strong>aus ist<br />
die gesamte Erzeugungskette <strong>der</strong> Milch,<br />
von <strong>der</strong> Grundfuttergew<strong>in</strong>nung über die<br />
Haltung und Fütterung bis zur tierwohlgerechten<br />
Haltung, auf die Langlebigkeit<br />
<strong>der</strong> Kühe ausgerichtet.“<br />
Obwohl die <strong>Land</strong>wirtschaft vielerorts<br />
von den Verbrauchern kritisiert<br />
wird, können die beiden prom<strong>in</strong>enten<br />
Praktikanten bestätigen, dass die hiesigen<br />
<strong>Land</strong>wirte gern Auskunft über ihren<br />
Alltag und die damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
geben und Interessierte<br />
auf ihren Höfen und <strong>in</strong> den Ställen herzlich<br />
willkommen s<strong>in</strong>d.<br />
17
ADVERTORIAL<br />
EXPERTEN<br />
TIPPS<br />
Geme<strong>in</strong>sam gegen<br />
Lebensmittelverschwendung<br />
Kaufland und Lidl möchten bis 2<strong>03</strong>0 Lebensmittelverluste um 50 Prozent reduzieren.<br />
Wie können Verbraucher dazu beitragen, wertvolle Lebensmittel zu retten?<br />
Zwei Spezialist<strong>in</strong>nen für Nachhaltigkeit verraten ihre Tipps<br />
1„Die etwas An<strong>der</strong>en“ von Kaufland: Kaufland<br />
nimmt <strong>Land</strong>wirten auch krummes Obst und<br />
Gemüse mit optischen Mängeln ab. Die gibt es<br />
bundesweit <strong>in</strong> den Filialen dann zu günstigeren<br />
Preisen. Denn: Echter Geschmack kennt ke<strong>in</strong>e Form.<br />
„Die etwas An<strong>der</strong>en“ s<strong>in</strong>d direkt neben den konventionellen<br />
Produkten platziert und werden lose verkauft.<br />
<strong>Das</strong> ermöglicht e<strong>in</strong>en bedarfsgerechten E<strong>in</strong>kauf und<br />
spart Verpackungsmaterial.<br />
2Lidl-Rettertüte: Mit <strong>der</strong> Tüte<br />
wird äußerlich weniger perfekten,<br />
aber verzehrbaren Obst- und<br />
Gemüseprodukten zum rabattierten<br />
E<strong>in</strong>heitspreis von drei Euro e<strong>in</strong>e zweite<br />
Chance gegeben. In <strong>der</strong> bis zu fünf<br />
Kilogramm schweren Rettertüte bef<strong>in</strong>den<br />
sich verschiedene Obst- und Gemüsesorten.<br />
Dazu gehören beispielsweise<br />
Artikel, bei denen die Verpackung<br />
beschädigt wurde o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>zelne<br />
Produkte aussortiert werden müssen.<br />
Zusätzlich spendet Lidl je verkaufte<br />
Rettertüte 20 Cent an die Tafeln.<br />
3„Ich b<strong>in</strong> noch gut“- o<strong>der</strong> „Rette-mich“-Ecken:<br />
Produkte, die kurz vor Erreichen des M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums<br />
(MHD) stehen, reduzieren<br />
Kaufland und Lidl im Preis. Hier können Sie gleichzeitig<br />
Lebensmittel retten und sparen.<br />
4E<strong>in</strong>kaufsliste: Mit e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme<br />
von dem, was Sie sowieso noch zu Hause<br />
haben, und e<strong>in</strong>em Wochenplan fürs Essen<br />
s<strong>in</strong>d Sie perfekt vorbereitet für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kaufsliste. So<br />
kommen Sie nicht <strong>in</strong> Versuchung, Lebensmittel e<strong>in</strong>zukaufen,<br />
die Sie gar nicht verbrauchen.<br />
Weitere Infos und<br />
Tipps unter<br />
www.kaufland.de/<br />
lebensmittel<br />
verschwendung<br />
5Ordnung nach MHD: Die e<strong>in</strong>fachsten Ideen s<strong>in</strong>d<br />
oft die wirksamsten. Schauen Sie regelmäßig<br />
Ihre Kühl- und Vorratsschränke durch und sortieren<br />
Sie Lebensmittel, die bald das MHD erreichen,<br />
e<strong>in</strong>fach nach vorn, und verzehren Sie diese zuerst.<br />
6Lebensmittel richtig lagern:<br />
Wo wir unsere Lebensmittel<br />
im Kühlschrank lagern, hat<br />
großen E<strong>in</strong>fluss auf ihre Haltbarkeit.<br />
Leicht ver<strong>der</strong>bliche Lebensmittel<br />
wie Fisch, Fleisch und Wurst<br />
kommen im Kühlschrank auf die<br />
unterste Ebene, Käse und Joghurt<br />
<strong>in</strong>s mittlere und geöffnete Gläser und<br />
Konserven <strong>in</strong>s oberste Fach. In die<br />
Kühlschranktür gehören z.B. Milch,<br />
Eier und Butter. Und im abgetrennten<br />
Gemüsefach s<strong>in</strong>d fast alle Gemüseund<br />
Obstsorten gut aufgehoben. Brot<br />
gehört nicht <strong>in</strong> den Kühlschrank,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en luftdichten Behälter.<br />
7<br />
Teilen statt wegwerfen: Und wenn am<br />
Ende doch zu viel zu Hause ist, können Sie<br />
Lebensmittel, die Sie selbst nicht mehr<br />
verbrauchen, an Organisationen wie die Tafel<br />
o<strong>der</strong> foodshar<strong>in</strong>g.de abgeben und so retten.<br />
8Aktionswoche: Übrigens fand vom 29.9. bis<br />
6.10.<strong>2023</strong> unter dem Motto „Deutschland rettet<br />
Lebensmittel!“ die diesjährige Aktionswoche<br />
gegen Lebensmittelverschwendung des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Ernährung und <strong>Land</strong>wirtschaft statt. Unter<br />
dem Hashtag #DeutschlandRettetLebensmittel<br />
s<strong>in</strong>d auf den sozialen Medien viele Tipps und<br />
Tricks zu f<strong>in</strong>den.<br />
Weitere Infos<br />
und Tipps unter<br />
www.lidl.de/<br />
lebensmittel<br />
rettung<br />
Ines Rottwilm, Leiter<strong>in</strong><br />
Bereich Nachhaltigkeit<br />
Kaufland Deutschland<br />
Christ<strong>in</strong> W<strong>in</strong>kler,<br />
Senior Consultant CSR &<br />
Nachhaltigkeit, Lidl<br />
18
Meldungen<br />
Aus <strong>der</strong> Praxis heraus lernen Den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n br<strong>in</strong>gt es nicht nur Spaß, ihr eigenes Gemüse zu<br />
züchten. Sie haben auch Lust, etwas über den Anbau und die e<strong>in</strong>zelnen Sorten zu erfahren<br />
Rudi Radieschen und T<strong>in</strong>i Tomate<br />
Beim Bildungsprogramm AckerRacker lernen Kita-K<strong>in</strong><strong>der</strong>, ihr eigenes<br />
Gemüse anzubauen, zu pflegen und zu ernten<br />
Ui!<br />
FOTOS: KAUFLAND, LIDL, BONETTA/ISTOCK,<br />
ACKER E. V./KATHARINA KÜHNEL NADINE<br />
Die Gurke ist aber<br />
lustig gewachsen“<br />
So staunt <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Gemüseanbauer aus<br />
<strong>der</strong> Kita Königsk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Potsdam. Se<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten nimmt seit vier <strong>Jahr</strong>en am<br />
Programm AckerRacker teil, e<strong>in</strong><br />
Bildungsprojekt, bei dem<br />
drei- bis sechsjährige K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
spielerisch die Natur<br />
entdecken und erste Erfahrungen<br />
beim Gemüseanbau<br />
sammeln. Sie<br />
lernen, woher Lebensmittel<br />
kommen und wie<br />
gut Frisches von ihren kle<strong>in</strong>en<br />
Fel<strong>der</strong>n schmeckt. Alle<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> diesem <strong>Jahr</strong> nehmen mehr als<br />
450 K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Deutschland, Österreich<br />
und <strong>der</strong> Schweiz an den Acker-<br />
Rackern von Acker e. V. teil, e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen<br />
Sozialunternehmen. <strong>Das</strong><br />
Programm startet immer im Januar mit<br />
e<strong>in</strong>er Fortbildung für die Kita-Mitarbeitenden,<br />
bei <strong>der</strong> ihnen die wichtigsten<br />
Grundlagen für e<strong>in</strong> Ackerjahr vermittelt<br />
werden. Ab Februar bereiten die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Begleitmaterialien<br />
aus e<strong>in</strong>em Starterpaket langsam auf<br />
die Ackersaison vor. Von Mai bis Oktober<br />
wird dann gehackt, gebuddelt, gesät, gejätet,<br />
und schließlich landen T<strong>in</strong>i Tomate<br />
und Co. auf dem Teller. Bis zu 20 verschiedene<br />
Gemüsesorten bauen die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf ihren kitaeigenen Flächen an.<br />
Dazu zählen Bohnen, Erbsen, Salat und<br />
Zucch<strong>in</strong>i. „Seit die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihr Gemüse<br />
selber anbauen, probieren und essen sie<br />
mehr davon als früher“, beobachtete e<strong>in</strong>e<br />
Erzieher<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er Hamburger Kita.<br />
E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Erzieher stellte fest,<br />
dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> anfangs auf<br />
dem Acker herumgetobt<br />
haben. Doch mit <strong>der</strong> Zeit<br />
g<strong>in</strong>gen sie vorsichtig mit<br />
den Pflanzen und Tieren<br />
um, die sich auf ihrem<br />
Feld befanden.<br />
<strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d genau die<br />
Ziele, die das Projekt erreichen<br />
möchte. Den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
sollen e<strong>in</strong>e gesunde Ernährung<br />
und Verständnis für die Natur nahegebracht<br />
werden. Gleichzeitig wird ihr<br />
Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> für den<br />
Acker gestärkt, und sie begeistern sich<br />
schon sehr früh für den Gemüseanbau.<br />
Die AckerRacker regen sogar zum Dichten<br />
an. So entstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita e<strong>in</strong><br />
Tischspruch, den die K<strong>in</strong><strong>der</strong> vorm<br />
Mittagessen aufsagen: „Alle me<strong>in</strong>e<br />
Gemüsefreunde sitzen dort<br />
im Beet, außer Rudi Radieschen,<br />
<strong>der</strong> kommt wie<strong>der</strong> zu<br />
spät – weil er so lange schläft.<br />
Gemüse ist gesund und macht<br />
uns alle fit, drum ruft jetzt alle<br />
mit: Guten Appetit!“ <br />
BUCH-TIPP<br />
Wer lebt zufriedener –<br />
<strong>der</strong> Bauer o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Städter?<br />
Historiker Ewald Frie wuchs mit zehn<br />
Geschwistern auf e<strong>in</strong>em Bauernhof im<br />
Münsterland auf. Während <strong>der</strong> Älteste<br />
den landwirtschaftlichen Betrieb<br />
übernahm, machten die Jüngeren <strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>en Berufen Karriere. S<strong>in</strong>d sie<br />
deshalb Aufsteiger und zufriedener als<br />
ihr Bru<strong>der</strong>? Akribisch trug <strong>der</strong> Autor<br />
Argumente aus den Interviews mit se<strong>in</strong>en<br />
Geschwistern zusammen, studierte<br />
alte Wochenmagaz<strong>in</strong>e und glich die<br />
Informationen mit wissenschaftlicher<br />
Literatur ab. Heraus kam e<strong>in</strong> kurzweiliger<br />
Rückblick auf e<strong>in</strong>e bäuerliche<br />
Familie und <strong>der</strong>en Wandel, bei dem<br />
auch die Industrialisierung e<strong>in</strong>e große<br />
Rolle spielt. Literaturkritiker s<strong>in</strong>d sich<br />
e<strong>in</strong>ig: Dieses Werk hat zu Recht den<br />
diesjährigen Deutschen Sachbuchpreis<br />
erhalten. (C.H. Beck, 23 Euro)<br />
19
Klimaschutz<br />
<strong>Das</strong>s He<strong>in</strong>rich Esser e<strong>in</strong>es Tages zu<br />
e<strong>in</strong>em Pionier wird, hätte <strong>der</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfale<br />
nicht erwartet. Tatsächlich<br />
ist <strong>der</strong> junge <strong>Land</strong>wirt <strong>der</strong> erste<br />
<strong>in</strong> Deutschland, auf dessen Betrieb untersucht<br />
wird, wie <strong>der</strong> CO 2<br />
-Fußabdruck <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Produktion von W<strong>in</strong>terweizen um bis<br />
zu 30 Prozent pro Tonne Erntegut reduziert<br />
werden kann und sich die Erträge<br />
dennoch um rund drei Prozent erhöhen.<br />
Für das auf zehn <strong>Jahr</strong>e ausgerichtete<br />
Projekt KlimaPartner <strong>Land</strong>wirtschaft hat<br />
<strong>der</strong> Vater zweier K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Versuchsfeld<br />
mit Weizen angelegt, das so groß wie<br />
etwa zwei Fußballfel<strong>der</strong> ist, und dieses <strong>in</strong><br />
zehn Parzellen unterteilt. Zusätzlich gibt<br />
es e<strong>in</strong>e sogenannte Nullparzelle. Dort<br />
nimmt er ke<strong>in</strong>erlei Pflegemaßnahmen<br />
vor. „Auf den Versuchsparzellen probiere<br />
ich unterschiedliche Düngemittel aus, die<br />
wenig Lachgas freisetzen und die Nährstoffe<br />
über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum verteilen“,<br />
erzählt <strong>der</strong> Kelzer. Auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />
von Pflanzenschutzmitteln variiert<br />
auf den Parzellen. „Unterstützt werde ich<br />
dabei von Projektberatern und e<strong>in</strong>er Software“,<br />
erläutert He<strong>in</strong>rich Esser, <strong>der</strong> den<br />
Hof von se<strong>in</strong>en Eltern gepachtet hat. Auf<br />
rund 150 Hektar baut er Kartoffeln, Getreide,<br />
Raps, Spargel, Erdbeeren, Kürbisse,<br />
Erbsen und verschiedene Kohlarten an.<br />
„Xarvio Field Manager“ heißt die Software,<br />
die Satellitenaufnahmen und Wetter daten<br />
nutzt, um zu erkennen, wie sich <strong>der</strong> Weizen<br />
entwickelt, wo <strong>der</strong> Boden nährstoffreicher<br />
ist als an an<strong>der</strong>en Stellen o<strong>der</strong> ob<br />
e<strong>in</strong> Krankheitsrisiko vorliegt. Anhand <strong>der</strong><br />
Daten analysiert das digitale Programm,<br />
wann und wie viel <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt düngen<br />
o<strong>der</strong> welche Pflanzenschutzmittel er ausbr<strong>in</strong>gen<br />
sollte – immer unter dem Aspekt,<br />
den CO 2<br />
-Fußabdruck so kle<strong>in</strong> wie möglich<br />
zu halten. Der digitale Helfer ist es auch,<br />
<strong>der</strong> am Ende ermittelt, wie viel CO 2<br />
-Emissionen<br />
pro Tonne Erntegut auf den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Parzellen verursacht worden s<strong>in</strong>d.<br />
Beim Weizenanbau entstehen<br />
über 300 Kilo CO 2<br />
pro Tonne<br />
<strong>Wissen</strong>schaftler <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
München errechneten, dass bei <strong>der</strong><br />
Herstellung von Kartoffeln 200 Kilo CO 2<br />
-<br />
Äquivalente pro Tonne entstehen, bei Gemüse<br />
bis zu 150 Kilo. Spitzenreiter ist Reis<br />
mit 6000 Kilo! Für Weizen ermittelte BASF<br />
auf Basis des AgBalance-Modells mit Referenzdaten<br />
verschiedener Forschungs<strong>in</strong>stitute,<br />
Organisationen und Behörden, dass<br />
<strong>der</strong> Bundesdurchschnitt <strong>der</strong> erzeugten<br />
CO 2<br />
-Äquivalente bei 327 Kilo pro Tonne<br />
Ertrag liegt.<br />
„Unser Ziel ist, die CO 2<br />
-Emissionen bei<br />
W<strong>in</strong>terweizen um 30 Prozent pro Tonne<br />
Ernteertrag zu senken. Den Ausgangswert<br />
bildet dabei die durchschnittliche CO 2<br />
-<br />
Emission <strong>der</strong> vergangenen drei <strong>Jahr</strong>e auf<br />
diesem Feld“, sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt. Dafür<br />
muss er se<strong>in</strong>e pflanzenbaulichen Methoden<br />
auf den Parzellen immer wie<strong>der</strong> neu<br />
justieren. Die nötigen Angaben dazu liefern<br />
ihm die Satellitendaten <strong>der</strong> Software.<br />
Wie werden die CO 2<br />
-Emissionen<br />
errechnet?<br />
Während <strong>der</strong> Saison berechnet die Software<br />
immer wie<strong>der</strong> die CO 2<br />
-Emissionen,<br />
die durch verschiedene Maßnahmen wie<br />
Düngung o<strong>der</strong> Ausbr<strong>in</strong>gung von Pflanzenschutzmitteln<br />
entstehen. Auf dieser Basis<br />
bekommt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt Empfehlungen,<br />
was er wann mit welchem Produkt und<br />
mit welcher Aufwandmenge machen soll,<br />
damit se<strong>in</strong> Ertrag hoch und se<strong>in</strong>e CO 2<br />
-<br />
Emissionen niedrig s<strong>in</strong>d.<br />
20
Partnerschaft<br />
fürs Klima<br />
Von <strong>der</strong> Aussaat bis zur E<strong>in</strong>lagerung – bei <strong>der</strong> Lebensmittelerzeugung<br />
wird unterschiedlich viel Kohlendioxid freigesetzt. Mit dem Projekt<br />
KlimaPartner <strong>Land</strong>wirtschaft von BASF und <strong>der</strong> Raiffeisen Waren-<br />
Zentrale Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> AG wird getestet, wie die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
CO 2<br />
-Emissionen reduzieren und trotzdem höhere Erträge <strong>in</strong><br />
guter Qualität erreichen kann<br />
„Unser Ziel ist, die CO 2<br />
-Emissionen um<br />
30 % pro Tonne Ernteertrag zu senken“<br />
FOTO: BASF<br />
Die Software zeigt zudem an, wie viele<br />
Treibhausgasemissionen durch welche<br />
Maßnahmen verursacht werden. Produktion<br />
und Ausbr<strong>in</strong>gung von Düngemitteln<br />
machen den größten Teil davon aus,<br />
Pflanzenschutzmittel mit zwei bis drei<br />
Prozent spielen hier nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Die Erfahrungen, die beim Anbau von<br />
W<strong>in</strong>terweizen bei He<strong>in</strong>rich Esser gesammelt<br />
werden, sollen <strong>in</strong> Zukunft auch an<strong>der</strong>en<br />
<strong>Land</strong>wirten helfen, klimafreundlicher<br />
zu produzieren. „Für mich ist die Teilnahme<br />
an dem Pilotprojekt sehr zeitaufwendig,<br />
aber ich habe auch viel über den<br />
Weizenanbau gelernt. Me<strong>in</strong>e Nullparzelle<br />
zum Beispiel steckte voller Krankheiten.“<br />
Zusätzlich zur CO 2<br />
-Reduzierung bei<br />
<strong>der</strong> Lebensmittelproduktion för<strong>der</strong>t He<strong>in</strong>rich<br />
Esser auf se<strong>in</strong>en Ackerflächen gezielt<br />
den Humusaufbau. „Nach <strong>der</strong> Weizenernte<br />
baue ich e<strong>in</strong>e Zwischenfrucht an,<br />
die den Boden durchwurzelt und stabilisiert.“<br />
Mit dem Anbau unterschiedlicher<br />
Zwischenfrüchte wie Ölrettich steigert er<br />
den Nährstoffgehalt im Boden und verbessert<br />
die Durchlüftung.<br />
Für ihr Engagement beim Klima-<br />
Partner-Projekt und die erzielten CO 2<br />
-<br />
E<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong> Höhe von 30 Prozent<br />
erhalten <strong>Land</strong>wirte, die ab <strong>der</strong> kommenden<br />
Saison mitmachen, e<strong>in</strong>e Prämie. So<br />
wird <strong>der</strong> Mehraufwand für die <strong>Land</strong>wirte<br />
f<strong>in</strong>anziell ausgeglichen.<br />
Verbraucher s<strong>in</strong>d gefor<strong>der</strong>t<br />
Insgesamt können im Rahmen des KlimaPartner-Projekts<br />
kommendes <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong><br />
Deutschland bis zu 40 000 Hek tar W<strong>in</strong>terweizen<br />
angebaut werden. „Bei e<strong>in</strong>er<br />
klimafreundlicheren Produktion von Lebensmitteln<br />
muss auch <strong>der</strong> Verbraucher<br />
mitspielen“, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt. Denn<br />
dieser müsse die Kosten e<strong>in</strong>er nachhaltigeren<br />
Erzeugung mittragen. „Außerdem<br />
sollten sich die Verbraucher bemühen,<br />
regional und saisonal e<strong>in</strong>zukaufen. Wenn<br />
es deutsche Frühkartoffeln gibt, die etwas<br />
teurer als die ausländischen Angebote<br />
s<strong>in</strong>d, sollte man zu den e<strong>in</strong>heimischen<br />
Produkten greifen. Denn die Transportwege<br />
zum Beispiel aus Ägypten verursachen<br />
hohe CO 2<br />
-Ausstöße.“<br />
Auch dass so viele Lebensmittel<br />
weggeworfen werden, kann Esser nicht<br />
verstehen. „Nicht nur, dass mühsam angebaute<br />
Nahrungsmittel <strong>in</strong> die Tonne<br />
wan<strong>der</strong>n, auch <strong>der</strong> durch ihre Herstellung<br />
verursachte CO 2<br />
-Ausstoß war vollkommen<br />
überflüssig“, bedauert <strong>der</strong> Kelzer.<br />
„Wir werfen hier auch nichts weg. Wenn<br />
Erdbeeren kle<strong>in</strong>e Macken haben, werden<br />
diese zu Marmelade verarbeitet und <strong>in</strong><br />
unserem Hofladen verkauft.“<br />
E<strong>in</strong>e Sache kann er gar nicht nachvollziehen:<br />
„Es gibt Lebensmittele<strong>in</strong>zelhändler,<br />
die weisen Produzenten an, die<br />
Kartoffeln vorm Verpacken zu waschen.<br />
Dadurch verlieren sie ihre Schutzschicht.<br />
Ihre Haltbarkeit im Supermarkt verr<strong>in</strong>gert<br />
sich von etwa drei Wochen auf drei<br />
Tage.“ Ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>, dass von den zwar<br />
sauberen, aber ansonsten vergammelten<br />
Kartoffeln so viele weggeworfen werden<br />
müssten. <strong>Das</strong> sei alles an<strong>der</strong>e als klimafreundlich,<br />
so <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />
Er möchte auch <strong>in</strong> Zukunft die Biodiversität<br />
för<strong>der</strong>n. „Bei uns leben noch Grauammern,<br />
Feldlerchen, Fasane, Rebhühner<br />
und jede Menge Insekten. Wir legen schon<br />
seit <strong>Jahr</strong>en Blühstreifen und Streuobstwiesen<br />
an. Aktuell haben wir zehn Prozent<br />
unserer Fläche extensiv bewirtschaftet<br />
o<strong>der</strong> stillgelegt. Und dieses Engagement<br />
soll sich auch nicht än<strong>der</strong>n.“<br />
21
Nachhaltige<br />
Nutztierhaltung<br />
Welchen E<strong>in</strong>fluss hat die<br />
Erzeugung tierischer Produkte,<br />
wie Fleisch und Milch, aufs Klima?<br />
Zeit für e<strong>in</strong>en Check!<br />
Alle reden vom Klimawandel.<br />
Die <strong>Land</strong>wirtschaft ist Betroffene,<br />
Verursacher und Teil <strong>der</strong><br />
Lösung zugleich. 2022 hat <strong>der</strong><br />
Sektor laut Umweltbundesamt 61,7 Millionen<br />
Tonnen CO 2<br />
-Äquivalente (CO 2<br />
e)<br />
aus e<strong>in</strong>em Mix an Kohlendioxid, Lachgas<br />
und Methan ausgestoßen. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d<br />
rund 8 % <strong>der</strong> deutschen Gesamtemissionen.<br />
Wichtig zu wissen: Man unterscheidet<br />
zwischen fossilen und regenerativen<br />
Emissionen. <strong>Das</strong> fossile CO 2<br />
, das zum Beispiel<br />
beim Autofahren entsteht, verbleibt<br />
jahrhun<strong>der</strong>telang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre und<br />
belastet das Klima weitaus mehr, während<br />
das regenerative durch e<strong>in</strong> Kreislaufsystem<br />
(siehe Grafik) wie<strong>der</strong> abgebaut wird.<br />
Um den Treibhausgasausstoß <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Land</strong>wirtschaft noch weiter zu verr<strong>in</strong>gern,<br />
haben die Nutztierhalter <strong>in</strong> den<br />
vergangenen <strong>Jahr</strong>en erfolgreiche Lösungen<br />
entwickelt. <strong>Das</strong> bestätigte das Umweltbundesamt:<br />
Die <strong>Land</strong>wirtschaft ist<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Sektor <strong>in</strong> Deutschland, <strong>der</strong><br />
die Emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsziele 2022 e<strong>in</strong>halten<br />
konnte. Laut dem aktuellen Projektionsbericht<br />
für Deutschland wird <strong>der</strong><br />
<strong>Land</strong>wirtschaftssektor se<strong>in</strong>e im Bundesklimaschutzgesetz<br />
festgelegten Werte bis<br />
<strong>2023</strong> beziehungsweise 2045 mehr als erfüllen.<br />
Damit können sogar teilweise die<br />
Zielverfehlungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Sektoren<br />
kompensiert werden.<br />
5,7<br />
Mio.<br />
14,7<br />
Mio.<br />
kg<br />
3,9<br />
Mio.<br />
33,2<br />
Mio.<br />
kg<br />
Weniger Kühe,<br />
mehr Milch<br />
Durch Fortschritte bei <strong>der</strong><br />
Züchtung, <strong>der</strong> Fütterung<br />
und dem Management<br />
geben die Kühe heute<br />
mehr Milch. Weniger Kühe<br />
versorgen mehr Menschen<br />
mit Milch und Milchprodukten<br />
und erzeugen<br />
dabei weniger Emissionen.<br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong> erzeugen<br />
bei <strong>der</strong> Verdauung<br />
von Futterpflanzen<br />
Methan.<br />
Es entweicht <strong>in</strong><br />
die Atmosphäre.<br />
1950 2020<br />
Weniger<br />
Emissionen<br />
bei deutscher<br />
Milch<br />
1,4 kg<br />
Deutschland<br />
Bei <strong>der</strong> Produktion von e<strong>in</strong>em Liter<br />
Milch werden <strong>in</strong> Deutschland 1,4 Kilo<br />
CO2- Äquivalente freigesetzt. Im<br />
Vergleich zum welt weiten Durchschnitt,<br />
<strong>der</strong> bei 2,4 Kilo liegt, gehört Deutschland<br />
zu den Produzenten mit den ger<strong>in</strong>gsten<br />
Emissionen.<br />
2,4 kg<br />
Weltweiter<br />
Durchschnitt<br />
FOTO: KAMISOKA/ISTOCK; INFOGRAFIK/<br />
ILLUSTRATION: ANJA GIESE<br />
QUELLE: THÜNEN INSTITUT, BZL, BLE, UM<br />
WELTBUNDESAMT, BUNDESVERBAND RIND<br />
UND SCHWEIN E. V., DESTATIS, AMI, HELMUT<br />
NUHN, FAO, TU MÜNCHEN, UNIVERSITY OF<br />
CALIFORNIA, UNI BONN<br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong> nehmen<br />
den Kohlenstoff<br />
über die<br />
Futterpflanzen<br />
wie<strong>der</strong> auf.<br />
22
Anteil<br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong>haltung<br />
3,9 %<br />
20 %<br />
Gebäude<br />
20 %<br />
Verkehr<br />
4,1 %<br />
8 %<br />
<strong>Land</strong>wirtschaft<br />
restliche<br />
<strong>Land</strong>wirtschaft<br />
1 % Abfall<br />
746<br />
Mio. t CO 2<br />
e<br />
Gesamt <strong>in</strong><br />
Deutschland <strong>in</strong> 2022,<br />
nach Industrie zweigen<br />
22 %<br />
Industrie<br />
34 %<br />
Energiewirtschaft<br />
Hauptnutzer <strong>der</strong> fossilen Brennstoffe<br />
s<strong>in</strong>d die Energie- und Mobilitätssektoren.<br />
Studien gehen davon aus, dass sich<br />
Methan aus regenerativen Quellen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Atmosphäre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em CO 2<br />
-Kreislauf<br />
bef<strong>in</strong>det, <strong>der</strong> das Klima nicht zusätzlich<br />
belastet, solange die R<strong>in</strong><strong>der</strong>bestände<br />
nicht wachsen.<br />
Im Laufe<br />
von rund 10 <strong>Jahr</strong>en<br />
wird das Methan<br />
zu Kohlendioxid und<br />
Wasserstoff<br />
abgebaut.<br />
Pflanzen lagern den<br />
im CO 2<br />
gebundenen<br />
Kohlenstoff e<strong>in</strong> und<br />
nutzen ihn für ihr<br />
Wachstum.<br />
Weiden steigern<br />
Klimaschutz<br />
Weide- und Grünfutterflächen<br />
gehören zu den wichtigsten<br />
Kohlenstoffspeichern.<br />
So viel Kohlenstoff<br />
können bestimmte Böden<br />
pro Hektar speichern:<br />
200 t<br />
Grünland, Weideboden<br />
119 t<br />
Waldboden<br />
101 t<br />
Ackerboden<br />
Die dreifache<br />
Wirkung<br />
So viel CO 2<br />
wird<br />
gebunden, wenn<br />
e<strong>in</strong>e Tonne organischer<br />
Kohlenstoff<br />
gespeichert wird:<br />
1 t<br />
Kohlenstoff<br />
3,67 t<br />
CO 2<br />
Klimawandel<br />
5<br />
1. Hohe Standards<br />
Deutschland gehört zu den Län<strong>der</strong>n<br />
mit den höchsten Standards h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Effizienz, Lebensmittelsicherheit, Tier-,<br />
Umwelt- und Ressourcenschutz. <strong>Das</strong> wirkt<br />
sich auch positiv auf den Klimaschutz aus.<br />
Fakten<br />
2. Ger<strong>in</strong>ger Anteil<br />
Rund 51,8 Milliarden Tonnen CO 2<br />
e<br />
werden jährlich weltweit emittiert.<br />
Deutschland hat daran e<strong>in</strong>en Anteil<br />
von unter 2 Prozent. Der Ausstoß <strong>der</strong><br />
deutschen R<strong>in</strong><strong>der</strong>haltung macht e<strong>in</strong>en<br />
Anteil von 0,07 Prozent an den globalen<br />
CO 2<br />
e-Emissionen aus.<br />
3. Hoher Nährwert<br />
Tierische Lebensmittel haben zwar e<strong>in</strong>en<br />
größeren CO 2<br />
e-Fußabdruck je Kilogramm,<br />
enthalten aber auch mehr Nährstoffe<br />
und tragen so zu e<strong>in</strong>er prote<strong>in</strong>reichen<br />
und ausgewogenen Ernährung bei.<br />
4. Algen im Futter<br />
Zahlreiche <strong>Wissen</strong>schaftler arbeiten an<br />
Strategien zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />
Emissionen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
Methan. Beispielsweise kann die Zugabe<br />
von Algen im R<strong>in</strong><strong>der</strong>futter die Methanproduktion<br />
um bis zu 80 Prozent verr<strong>in</strong>gern.<br />
Kalkstickstoff bei <strong>der</strong> Güllelagerung<br />
kann die Methanemissionen um bis zu<br />
99 Prozent reduzieren.<br />
5. In Balance halten<br />
Prof. Dr. Wilhelm W<strong>in</strong>disch, TU München,<br />
sagt: „E<strong>in</strong>e klima- und ressourcenschonende<br />
Erzeugung von Lebensmitteln kann nur<br />
durch e<strong>in</strong> ausbalanciertes Gleichgewicht<br />
aus pflanzlicher und tierischer Produktion<br />
gel<strong>in</strong>gen. <strong>Das</strong> auf dem Grünland erzeugte<br />
Gras wird als Viehfutter genutzt. Die<br />
Kuh fladen dienen als organischer Dünger,<br />
sodass M<strong>in</strong>eraldünger e<strong>in</strong>gespart wird.“<br />
23
<strong>Das</strong> Wetter<br />
bestimmt den We<strong>in</strong><br />
Seit knapp 100 <strong>Jahr</strong>en ist die W<strong>in</strong>zerfamilie Sauerwe<strong>in</strong><br />
an <strong>der</strong> Mosel aktiv. Wie ihr jährliches Sortiment aussieht,<br />
ist von <strong>der</strong> Witterung abhängig<br />
Wenn Matthias<br />
Sauerwe<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
We<strong>in</strong>probe <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er neu erbauten<br />
weißen V<strong>in</strong>othek mit<br />
den bodentiefen Fenstern abhält,<br />
genießen er und se<strong>in</strong>e Gäste<br />
e<strong>in</strong>en Ausblick über die We<strong>in</strong>berge bis<br />
h<strong>in</strong> nach Luxemburg. In den Wirren des<br />
Dreißigjährigen Kriegs kamen Sauerwe<strong>in</strong>s<br />
Vorfahren als Wirtschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge<br />
aus dem österreichischen Natters<br />
nach Palzem an die Obermosel.<br />
1924 gründete Urgroßvater Matthias<br />
Sauerwe<strong>in</strong> den Betriebssitz. Schon damals<br />
bauten die Urgroßeltern die Rebsorte<br />
Elbl<strong>in</strong>g an, heute e<strong>in</strong> seltener<br />
We<strong>in</strong>, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Namen dem late<strong>in</strong>ischen<br />
Wort albus, auf Deutsch weiß,<br />
verdankt. Matthias und se<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong><br />
Timo sowie <strong>der</strong>en Mutter Edith führen<br />
die Tradition auf dem We<strong>in</strong>gut fort<br />
und bauen neben 23 an<strong>der</strong>en Rebsorten<br />
auch weiterh<strong>in</strong> den leichten, fast neutral<br />
schmeckenden Tr<strong>in</strong>kwe<strong>in</strong> an.<br />
Alte Rebe im neuen Gewand<br />
„Unser Elbl<strong>in</strong>g-We<strong>in</strong>berg ist <strong>der</strong> älteste<br />
unseres We<strong>in</strong>guts. Er wurde vor über<br />
sechs <strong>Jahr</strong>zehnten angelegt“, erklärt<br />
Matthias Sauerwe<strong>in</strong>. „In <strong>der</strong> Regel lässt<br />
man e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>stock 30 <strong>Jahr</strong>e stehen,<br />
bevor man ihn austauscht, weil er dann<br />
weniger Erträge liefert“, so <strong>der</strong> Vater<br />
dreier K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Aber <strong>der</strong> Ertrag ist für<br />
die Sauerwe<strong>in</strong>s nicht das Wichtigste.<br />
Viel entscheiden<strong>der</strong> ist, dass alte Rebstöcke<br />
tiefer wurzeln und die Qualität<br />
<strong>der</strong> Reben dadurch oft besser ist! Für<br />
den Austausch kauft <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer veredelte<br />
Pflanzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rebschule. Dabei<br />
wählen die Sauerwe<strong>in</strong>s auch gerne neue,<br />
pilzwi<strong>der</strong>standsfähige Rebsorten, da sie<br />
ke<strong>in</strong>e Extrabehandlungen benötigen.<br />
„Bevor die e<strong>in</strong>jährigen Reben im<br />
Frühjahr masch<strong>in</strong>ell gepflanzt werden,<br />
müssen wir den Boden mit se<strong>in</strong>er Humusschicht<br />
sehr gut lockern, bis er krümelig<br />
ist“, beschreibt Matthias Sauerwe<strong>in</strong><br />
die Neupflanzung. „Nach dem Setzen<br />
laufen wir noch e<strong>in</strong>mal über den We<strong>in</strong>berg<br />
und treten die Rebstöcke fest. Etwas<br />
später werden sie angebunden und<br />
drei <strong>Jahr</strong>e lang gepflegt, bis die Trauben<br />
das erste Mal geerntet werden können.“<br />
Rund 30 000 bis 40 000 Euro kostet die<br />
Neuanlage e<strong>in</strong>es 1-Hektar großen We<strong>in</strong>bergs.<br />
Flexibel und vielfältig<br />
Auf über 20 Moselkilometern erstrecken<br />
sich die 33 Hektar umfassenden We<strong>in</strong>berge<br />
<strong>der</strong> Familie Sauerwe<strong>in</strong>. „Wir sehen<br />
diese Distanz als Risikom<strong>in</strong>imierung an.<br />
Denn wenn es Spätfröste o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Wetterextreme gibt, s<strong>in</strong>d nicht gleich<br />
all unsere We<strong>in</strong>berge betroffen. Außerdem<br />
erzielt <strong>der</strong> We<strong>in</strong> jedes Bergs e<strong>in</strong>e<br />
an<strong>der</strong>e Nuance und unterschiedliche<br />
Aromen.“ Diese geschmackliche Vielfalt<br />
nutzt die W<strong>in</strong>zerfamilie, um Cuvées aus<br />
verschiedenen Rebsorten und Lagen<br />
herzustellen. „Im We<strong>in</strong>berg entsteht die<br />
Grundlage e<strong>in</strong>es We<strong>in</strong>s. Später im Keller<br />
bei <strong>der</strong> Weiterverarbeitung ist große<br />
Sorgfalt nötig, um die We<strong>in</strong>qualität zu<br />
24
We<strong>in</strong>anbau<br />
Sauer macht lustig Bei den Sauerwe<strong>in</strong>s<br />
übernimmt jedes Familienmitglied e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />
im Tagesgeschäft<br />
Idyllisch gelegen L<strong>in</strong>ks und rechts <strong>der</strong> Moseldörfer<br />
schmiegen sich die We<strong>in</strong>berge an die Hänge, wo im<br />
Herbst die We<strong>in</strong>lese beg<strong>in</strong>nt (Foto unten und rechts)<br />
FOTOS: SAUERWEIN<br />
erhalten“, betont <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer.<br />
Daher nehmen die Sauerwe<strong>in</strong>s<br />
während <strong>der</strong> Gärung täglich<br />
Proben aus jedem We<strong>in</strong>fass, um am Ende<br />
über die f<strong>in</strong>ale Zusammensetzung e<strong>in</strong>es<br />
We<strong>in</strong>s zu entscheiden. „Natürlich spielt<br />
das Wetter e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Es<br />
bestimmt den We<strong>in</strong>“, erklärt Matthias<br />
Sauerwe<strong>in</strong>. „2022 war es sehr heiß und<br />
trocken – für unsere Rotwe<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e gute<br />
Voraussetzung. Und für die Weißwe<strong>in</strong>e<br />
bedeutete das weniger Säure“, fährt <strong>der</strong><br />
studierte Önologe fort. 2021 dagegen sei<br />
e<strong>in</strong> sehr feuchtes <strong>Jahr</strong> gewesen. Dadurch<br />
waren die Trauben, aus denen Weißund<br />
Roséwe<strong>in</strong>e produziert wurden, sehr<br />
aromatisch und geschmacklich schön<br />
ausgebildet. „An<strong>der</strong>erseits war dies<br />
natürlich ke<strong>in</strong> gutes Rotwe<strong>in</strong>jahr. Wir<br />
haben deshalb eher Rosé hergestellt“,<br />
er<strong>in</strong>nert sich <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer.<br />
Was deutsche Kunden wollen<br />
Wie erkennt man überhaupt, dass die<br />
Trauben reif s<strong>in</strong>d? „Wenn die Kerne<br />
Was<br />
bedeutet<br />
Cuvée?<br />
Der Ausdruck stammt aus dem<br />
Französischen und bedeutet Bottich<br />
o<strong>der</strong> We<strong>in</strong>behälter. Heutzutage<br />
bezeichnet Cuvée e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />
aus e<strong>in</strong>er Zusammenstellung<br />
von We<strong>in</strong>en unterschiedlicher<br />
Rebsorten, <strong>Jahr</strong>gänge o<strong>der</strong><br />
Lagen besteht.<br />
gut durchgefärbt,<br />
also braun s<strong>in</strong>d, kann<br />
die We<strong>in</strong>lese beg<strong>in</strong>nen.<br />
Meistens starten wir mit den ersten<br />
Reb sorten Mitte September. Aber das<br />
kommt jedes Mal auf das Wetter an“, sagt<br />
Sauerwe<strong>in</strong>. „Durch warme Temperaturen<br />
im Frühjahr startet die Ernte immer<br />
früher. Wir haben auch festgestellt, dass<br />
wir mittlerweile ganz an<strong>der</strong>e Rebsorten<br />
anpflanzen können, nämlich auch die,<br />
die sonst besser im Süden gedeihen o<strong>der</strong><br />
die beson<strong>der</strong>s wi<strong>der</strong>standsfähig s<strong>in</strong>d.“<br />
So bauen sie junge, unbekanntere<br />
Rebsorten wie Solaris o<strong>der</strong> Cabernet<br />
Cortis an und komb<strong>in</strong>ieren diese mit<br />
bekannteren Rebsorten. „Viele deutsche<br />
Kunden kaufen ihre We<strong>in</strong>e rebsortenbezogen.<br />
Riesl<strong>in</strong>g, Grauburgun<strong>der</strong>, Weißburgun<strong>der</strong><br />
s<strong>in</strong>d bekannt und werden daher<br />
gerne gekauft, unbekanntere Sorten<br />
wie etwa Auxerrois haben es schwerer“,<br />
weiß Sauerwe<strong>in</strong> zu berichten. „Bei an<strong>der</strong>en<br />
Kunden <strong>in</strong> Deutschland spielt <strong>der</strong><br />
Begriff ‚Trocken‘ e<strong>in</strong>e große Rolle. Dabei<br />
Mo<strong>der</strong>ne Architektur <strong>in</strong> traditioneller Umgebung<br />
Bei den Sauerwe<strong>in</strong>s kann man <strong>in</strong>mitten <strong>der</strong> We<strong>in</strong>berge<br />
im neuen Gästehaus Urlaub machen<br />
empfehle ich, auch e<strong>in</strong>mal Mut zur Restsüße<br />
zu haben.“<br />
Neben dem Elbl<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong>em We<strong>in</strong><br />
aus Schwarzriesl<strong>in</strong>g, dessen Rosé immer<br />
schnell ausverkauft ist, gehört <strong>der</strong><br />
„4 Brü<strong>der</strong>“-Rotwe<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Hommage an<br />
die drei jüngeren Brü<strong>der</strong> von Matthias<br />
Sauerwe<strong>in</strong>, zu den Hits des We<strong>in</strong>guts.<br />
Der „4 Brü<strong>der</strong>“-Rotwe<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Cuvée;<br />
er besteht aus vier verschiedenen Rebsorten.<br />
Rund 150 000 Flaschen We<strong>in</strong> stellt<br />
Familie Sauerwe<strong>in</strong> jährlich her. „<strong>Das</strong> ist<br />
zu wenig, um sie an große Händler zu<br />
verkaufen. Von daher richten wir uns direkt<br />
an die Endverbraucher. Sie verstehen,<br />
wenn e<strong>in</strong>e We<strong>in</strong>sorte mal vergriffen<br />
ist, und bestellen schon fürs nächste <strong>Jahr</strong><br />
vor. Auf diese Weise behalten wir unsere<br />
Flexibilität und können je nach <strong>Jahr</strong> und<br />
Reife <strong>der</strong> Trauben entscheiden, wie wir<br />
unsere We<strong>in</strong>e ausbauen wollen.“ <br />
25
Boden<br />
„Als <strong>Land</strong>wirte können wir das<br />
Klima aktiv verbessern“<br />
Leo Rösel<br />
Leo Rösel aus Bayern ist Ackerbauer aus Leidenschaft.<br />
Auf se<strong>in</strong>em Biohof baut er zu 60 Prozent<br />
Nahrungsmittel an. Auf den restlichen 40 Prozent<br />
pflanzt <strong>der</strong> Techniker für <strong>Land</strong>bau hauptsächlich<br />
Kleegras an, das er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Biogasanlage <strong>in</strong><br />
Strom und Wärme umwandelt und rund 500 Haushalte<br />
damit versorgt.<br />
E<strong>in</strong> Wald gehört auch zum Betrieb. Dort anfallendes<br />
Bruch- und Totholz verarbeitet<br />
<strong>der</strong> junge <strong>Land</strong>wirt zu Hackschnitzel,<br />
die Wärme für 100 Haushalte liefern.<br />
„Der Boden bildet die Grundlage<br />
für die Existenz unseres Hofs“,<br />
betont Rösel. Daher liegt se<strong>in</strong><br />
Fokus auf <strong>der</strong> stetigen Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Bodenqualität. Um<br />
zu erfahren, welche Nährstoffe<br />
fehlen, lässt er se<strong>in</strong>e Böden im Labor<br />
analysieren. Parallel dazu checkt er<br />
regelmäßig mit dem Spaten, wie <strong>in</strong>tensiv<br />
sich das Bodenleben auf se<strong>in</strong>en Fel<strong>der</strong>n<br />
gestaltet. Je mehr Lebewesen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Boden leben, desto stabiler bleiben se<strong>in</strong>e<br />
Erträge. „Regenwürmer lockern die Erde<br />
auf und vergrößern die Humusschicht“,<br />
sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />
Durch sogenannte Zeigerpflanzen kann er erkennen,<br />
was se<strong>in</strong> Acker braucht. „Wachsen viele Disteln<br />
auf e<strong>in</strong>em Feld, fehlt dem Boden Sauerstoff, und ich<br />
muss me<strong>in</strong>e Bodenbearbeitung überdenken.“ Kamille<br />
signalisiert, dass dem Boden mehr Kalzium und<br />
Schwefel zugeführt werden müssen.<br />
E<strong>in</strong> echtes Kraftpaket ist das Kleegras, das er über<br />
mehrere <strong>Jahr</strong>e anbaut. „An den Wurzeln <strong>der</strong> Pflanze<br />
bilden sich Knöllchenbakterien“, erklärt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />
„Sie b<strong>in</strong>den Stickstoff. Dieser ist für e<strong>in</strong> gesundes Bodenleben<br />
unentbehrlich. Gleichzeitig wandeln die<br />
Pflanzen Kohlenstoffdioxid <strong>in</strong> Zucker und Sauerstoff<br />
um, was den Humusaufbau för<strong>der</strong>t.“ Der <strong>Land</strong>wirt,<br />
<strong>der</strong> konsequent regenerative Maßnahmen zur Bodenverbesserung<br />
e<strong>in</strong>setzt, unterstützt Klimaschutzmaßnahmen.<br />
„Wer se<strong>in</strong>e Böden gesund hält, tut auch<br />
aktiv etwas fürs Klima.“<br />
Leo Rösel ist davon überzeugt, dass <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle im Klimawandel zukommt.<br />
„Wir s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zige Branche, die das Klima<br />
aktiv verbessern kann. Zwar entstehen bei uns auch<br />
Emissionen, aber durch die Produktion von erneuerbaren<br />
Energien und die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Äcker<br />
und Wäl<strong>der</strong> b<strong>in</strong>den wir Kohlenstoff und produzieren<br />
Sauerstoff für die Atmopshäre. <strong>Das</strong> gel<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>em<br />
an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweig.“<br />
FOTOS: TIMO JAWORR (2), PRIVAT<br />
„Wir setzen<br />
auf regenerative<br />
Methoden“<br />
Lutz und<br />
Anke Decker<br />
26
„90 Prozent <strong>der</strong> Nahrungsmittel -<br />
produktion hängt vom Boden ab“<br />
Ob Sand, Lehm o<strong>der</strong> Ton, auf dem 120 Hektar großen<br />
Betrieb <strong>der</strong> Familie Fuchs s<strong>in</strong>d die unterschiedlichsten<br />
Bodenarten vertreten. Auch die klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
auf den Ackerflächen, die rund 20 Kilometer ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegen,<br />
s<strong>in</strong>d nicht identisch. Während es auf den Fel<strong>der</strong>n um<br />
Worms-Heppenheim herum schon im März warm se<strong>in</strong> kann,<br />
steigen <strong>in</strong> den schweren Böden <strong>in</strong> Grünstadt die Temperaturen<br />
langsamer. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em die Gründe,<br />
warum Christiane Fuchs und ihre Eltern e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
an verschiedenen Kulturpflanzen auf ihren<br />
Fel<strong>der</strong>n anbauen. So werden die eher anspruchslosen,<br />
unempf<strong>in</strong>dlichen Zuckerrüben sowie das<br />
Getreide auf dem lehmigen Boden bei Grünstadt<br />
ausgesät, während Kartoffeln besser im<br />
lockeren, warmen Sandboden gedeihen.<br />
„Wir pflügen so wenig wie möglich, um das<br />
Bodenleben zu schonen“, erklärt die zukünftige<br />
Hofnachfolger<strong>in</strong>. Bevor beispielsweise<br />
Christiane<br />
Fuchs<br />
die Kartoffeln gesetzt werden, muss <strong>der</strong><br />
Boden bearbeitet werden. „So bekämpfen<br />
wir Schädl<strong>in</strong>ge wie Drahtwürmer.“<br />
Auch e<strong>in</strong>e Fräse kommt zum E<strong>in</strong>satz.<br />
„Sie zerkle<strong>in</strong>ert große Kluten, also<br />
Erdbrocken. Der Boden wird dadurch<br />
fe<strong>in</strong>er“, sagt die 22-Jährige, die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
studiert. „Bei den Zwiebeln grubbern<br />
wir nur. Dadurch wird die Erde fe<strong>in</strong>porig, ohne dass wir<br />
diese wenden und auf den Kopf stellen müssen.“<br />
Familie Fuchs, die <strong>in</strong> ihrem Hofladen Früh- und Spätkartoffeln,<br />
Zwiebeln, Kürbisse sowie Tomaten, Gurken und Zucch<strong>in</strong>i<br />
aus ihrem Gewächshaus verkauft, weiß genau, dass <strong>der</strong> Boden<br />
die Produktionsgrundlage ihres Betriebs darstellt. Mit fünf<br />
wichtigen Maßnahmen wird <strong>der</strong> Boden fit und gesund gehalten:<br />
1. Kaum Bodenbearbeitung<br />
2. Zwischenfruchtanbau, <strong>der</strong> die Bodenfruchtbarkeit<br />
erhöht und die Wasserhaltefähigkeit verbessert<br />
3. Ausbr<strong>in</strong>gen von Kompost als Nährstofflieferant<br />
und zum Erhalt <strong>der</strong> Humusschicht<br />
4. Überlegte Fruchtfolge, um das Bodenleben und den<br />
Nährstoffreichtum zu för<strong>der</strong>n<br />
5. Stroh auf <strong>der</strong> Erdoberfläche, um Erosionen zu vermeiden<br />
Der Spaten ist e<strong>in</strong> unerlässlicher Begleiter von Christiane<br />
Fuchs. „Wir prüfen regelmäßig unsere Äcker durch Bestandskontrollen<br />
und checken dabei auch die Bodenstruktur sowie<br />
die Beschaffenheit.“ Auf Bodenproben spezialisierte Firmen<br />
wie LUFA Speyer kommen jährlich zur Untersuchung <strong>der</strong><br />
verschiedenen Böden. Die Auswertung <strong>der</strong> entnommenen<br />
Proben geben dem landwirtschaftlichen Betrieb Auskunft<br />
darüber, wie nährstoffreich o<strong>der</strong> -arm die jeweilige Fläche<br />
ist, sodass nachhaltig mit unterstützenden Maßnahmen dagegengewirkt<br />
werden kann.<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de/bodentypen/<br />
Die Zahlen s<strong>in</strong>d bee<strong>in</strong>druckend.<br />
Der Weg dorth<strong>in</strong> ebenso. Lutz<br />
Decker und se<strong>in</strong>e Frau Anke erwirtschaften<br />
auf ihrem konventionellen<br />
Hof geme<strong>in</strong>sam mit vier Mitarbeitern,<br />
zwei Auszubildenden und Aushilfen pro<br />
<strong>Jahr</strong> über 3,6 Millionen Liter Milch. H<strong>in</strong>zu<br />
kommen jährlich circa 500 Tonnen<br />
Zucker, 20 Millionen Kilowattstunden<br />
grüner Strom und 15 Millionen Kilowattstunden<br />
Wärme, sodass etwa 5700<br />
Haushalte mit Strom versorgt werden<br />
können, zudem Fleisch von 20 R<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
<strong>Das</strong> Herzstück des Betriebs stellt <strong>der</strong><br />
qualitativ hochwertige Boden dar, <strong>der</strong><br />
das Futter für die 220 Milchkühe und<br />
die R<strong>in</strong><strong>der</strong> liefert, die Lebensmittelproduktion<br />
ermöglicht und Energiepflanzen<br />
wachsen lässt. Dabei bilden die landwirtschaftlichen<br />
Prozesse e<strong>in</strong>en nachhaltigen<br />
Kreislauf, bei dem alles, was von<br />
<strong>der</strong> Natur kommt, auch verwertet wird.<br />
Die Milchkühe fressen das auf den Fel<strong>der</strong>n<br />
und Wiesen produzierte Futter. Sie<br />
scheiden Kuhfladen wie<strong>der</strong> aus. Die entstandene<br />
Gülle wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biogasanlage<br />
zu Energie umgewandelt, und <strong>der</strong> Rest<br />
wan<strong>der</strong>t als organischer Dünger zurück<br />
auf die Fel<strong>der</strong>. Dort versorgt er die Pflanzen<br />
mit Nährstoffen, und <strong>der</strong> Kreislauf<br />
beg<strong>in</strong>nt von vorn.<br />
„Unser Betrieb ist von <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit<br />
abhängig“, sagt Lutz Decker.<br />
Um ihn zu verbessern, setzt das<br />
<strong>Land</strong>wirtsehepaar seit 2019 <strong>in</strong>tensiv auf<br />
regenerative Maßnahmen. Dazu zählen<br />
fünf Pr<strong>in</strong>zipien. Erstens: „E<strong>in</strong> Boden<br />
will nicht nackt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne liegen. Er<br />
möchte geschützt werden. Zum Beispiel<br />
durch e<strong>in</strong>e ganzjährige Begrünung, die<br />
ganz nebenbei auch noch Fotosynthese<br />
betreibt“, erklärt Decker. Dadurch kann<br />
<strong>der</strong> Boden Lebewesen wie Regenwürmer<br />
ernähren. Zweitens: Der Anbau<br />
verschiedener Hauptkulturen und Zwischenfrüchte<br />
sorgt für e<strong>in</strong>en vielfältigen<br />
Speiseplan <strong>der</strong> im Boden lebenden Organismen.<br />
Diese danken es den <strong>Land</strong>wirten<br />
damit, dass sie den Humusaufbau<br />
beschleunigen. „Um das für uns wichtige<br />
Bodenleben nicht durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zuwirbeln,<br />
verzichten wir auf den Pflug sowie<br />
weitere Bodenbearbeitungsmaßnahmen<br />
und br<strong>in</strong>gen die Saat direkt <strong>in</strong> die Erde“,<br />
erklärt Lutz Decker das dritte Pr<strong>in</strong>zip.<br />
Viertens lässt er auf se<strong>in</strong>en Ackerflächen<br />
jeweils für kurze Zeit R<strong>in</strong><strong>der</strong> weiden.<br />
„<strong>Das</strong> nennt man Mob Graz<strong>in</strong>g. Die Tiere<br />
fressen nur den oberen Teil <strong>der</strong> Pflanzen,<br />
die Reste treten sie <strong>in</strong> den Boden, die<br />
Wurzeln verbleiben sowieso dort. <strong>Das</strong> ist<br />
wie Mulchen, nur natürlicher. Die Tiere<br />
verteilen ihren Dung und ihren Speichel<br />
über die Fläche, was wie e<strong>in</strong>e biologische<br />
Impfung wirkt“, erläutert <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsische<br />
<strong>Land</strong>wirt. Und fünftens<br />
setzt er wenig Düngung e<strong>in</strong>, weil sich<br />
durch die regenerativen Maßnahmen<br />
die Pflanzenwurzeln sehr gut ausweiten.<br />
„Wir wollen gleiche Erträge wie bei <strong>der</strong><br />
bisherigen konventionellen Wirtschaftsweise<br />
erzielen und dabei unseren CO 2<br />
-<br />
Fußabdruck auf null br<strong>in</strong>gen. Bei <strong>der</strong><br />
Milchproduktion haben wir ihn schon<br />
um die Hälfte reduziert.“<br />
27
Boden<br />
Boden<br />
Unser<br />
Der Schatz, auf<br />
dem wir stehen<br />
10 cm =^ 2000 <strong>Jahr</strong>e<br />
Der Boden ist e<strong>in</strong>e<br />
dünne Schicht auf <strong>der</strong><br />
Erdoberfläche.<br />
Damit 10 Zentimeter<br />
Boden entstehen,<br />
braucht es 2000 <strong>Jahr</strong>e.<br />
1 x 1 =^<br />
1 600 000 000 000<br />
Innerhalb e<strong>in</strong>er Ackerfläche<br />
von 1 mal 1 Meter und bis 30 cm Tiefe<br />
leben 1,6 Billionen Lebewesen<br />
wie Regenwürmer, Sp<strong>in</strong>nen,<br />
Algen o<strong>der</strong> Amöben.<br />
Im Vergleich dazu:<br />
Auf <strong>der</strong> Erde leben <strong>der</strong>zeit „nur“<br />
7,5 Milliarden Menschen.<br />
30 % 20 %<br />
50 %<br />
Die Böden <strong>in</strong> Deutschland gehören<br />
zu den fruchtbarsten <strong>der</strong> Welt.<br />
Deutschland verfügt über e<strong>in</strong>e Bodenfläche von rund<br />
35,7 Mio. Hektar. Davon s<strong>in</strong>d etwa 50 Prozent<br />
<strong>Land</strong>wirtschaftsfläche, rund 30 Prozent s<strong>in</strong>d Waldfläche.<br />
Siedlungs-, Verkehrs-, Wasserfläche sowie nicht<br />
genutztes <strong>Land</strong> machen etwa 20 Prozent aus.<br />
FOTO: CHRISTIAN DAHLHAUS/ISTOCKPHOTO<br />
QUELLEN: BZL, BLE, BUNDESVERBAND BODEN, UMWELTBUNDESAMT, BODENATLAS, DBV, BODENWELTEN, IVA<br />
28
Unser Boden ist<br />
<strong>der</strong> zweitgrößte<br />
Kohlenstoffspeicher<br />
<strong>der</strong> Erde.<br />
Platz 1 belegen die Ozeane.<br />
Böden bilden weltweit<br />
die Grundlage für<br />
über 90 Prozent <strong>der</strong><br />
produzierten<br />
Nahrung.<br />
Boden<br />
speichert<br />
Wasser.<br />
<strong>Das</strong> macht üppiges<br />
Pflanzenwachstum möglich.<br />
Boden steuert auch den Weg<br />
des Wassers. Denn das<br />
Nie<strong>der</strong>schlags wasser rieselt nicht<br />
e<strong>in</strong>fach nach den Gesetzen <strong>der</strong><br />
Schwerkraft durch den Boden<br />
<strong>in</strong> Richtung Grundwasser,<br />
son<strong>der</strong>n wird im Boden<br />
festgehalten.<br />
Die Bodenschicht<br />
besteht etwa zu 50 Prozent<br />
aus m<strong>in</strong>eralischen<br />
Partikeln wie Sand und<br />
Ton, zu jeweils grob<br />
20 Prozent aus Luft und<br />
Wasser und zu etwa<br />
5 bis 10 Prozent aus<br />
Pflanzenwurzeln, Lebewesen<br />
und Humus.<br />
Beim Boden<br />
ist es wie beim Käse:<br />
<strong>Das</strong> be<strong>in</strong>ahe Wichtigste s<strong>in</strong>d die Löcher,<br />
also die Hohlräume zwischen den<br />
festen Bestandteilen wie M<strong>in</strong>eralien und<br />
Humuspartikeln.<br />
Die Löcher sorgen dafür, dass <strong>der</strong> Boden<br />
durchlüftet und so die Pflanzenwurzeln<br />
und Boden lebewesen ausreichend<br />
mit Sauerstoff versorgt werden.<br />
Boden speichert mehr<br />
Kohlenstoff<br />
als alle Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt geme<strong>in</strong>sam.<br />
100<br />
Deutschland verliert täglich<br />
m<strong>in</strong>destens 77 Hektar Boden<br />
für neue Verkehrsstrukturen<br />
o<strong>der</strong> Siedlungen.<br />
<strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d umgerechnet mehr<br />
als 100 Fußballfel<strong>der</strong>.<br />
29
E<strong>in</strong>drucksvoll Auf <strong>der</strong> Luftaufnahme<br />
erkennt man die neuen<br />
Stallungen mit Photovoltaik und<br />
die Biogasanlage<br />
Glücklich Anne und Dirk San<strong>der</strong><strong>in</strong>g<br />
freuen sich, dass sie den Mut<br />
besaßen, ihr großes Bauprojekt zum<br />
Wohl <strong>der</strong> Tiere zu realisieren<br />
30
Tierwohl<br />
Stippvisite im supermo<strong>der</strong>nen<br />
Strohstall für Schwe<strong>in</strong>e<br />
<strong>Land</strong>wirt Dirk San<strong>der</strong><strong>in</strong>g erfüllte sich den Traum von e<strong>in</strong>er tierfreundlichen Schwe<strong>in</strong>emasthaltung,<br />
bei <strong>der</strong> er gleichzeitig erneuerbare Energien erzeugt und organische Düngemittel herstellt<br />
FOTOS: BIG DUTCHMAN<br />
Für den 32-jährigen <strong>Land</strong>wirt aus<br />
dem nie<strong>der</strong>sächsischen Hemsloh<br />
ist es jedes Mal e<strong>in</strong> tolles Gefühl,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er vier neuen<br />
Ställe zu stehen und zu beobachten,<br />
wie die Schwe<strong>in</strong>e unter den För<strong>der</strong>bän<strong>der</strong>n<br />
erwartungsvoll nach oben blicken.<br />
Von dort rieselt das Stroh auf sie herab<br />
und wird mit Robotern <strong>in</strong> den hellen,<br />
mit Frischluft durchfluteten Boxen<br />
verteilt. „Die Tiere lieben es, mit dem<br />
Stroh zu spielen o<strong>der</strong> dar<strong>in</strong> herumzuwühlen“,<br />
erzählt Dirk San<strong>der</strong><strong>in</strong>g stolz.<br />
Damit nicht genug: Durch das neuartige<br />
Strohstall-Haltungssystem werden die<br />
Ausscheidungen <strong>der</strong> Tiere kompostiert.<br />
<strong>Das</strong> vermeidet unangenehme Gerüche.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wird <strong>der</strong> wertvolle<br />
Kompost <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biogasanlage zu Energie<br />
umgewandelt. Aber dazu später mehr.<br />
Zusätzlich zum Stroh füttert <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaftsmeister<br />
gentechnikfreies<br />
Futter. <strong>Das</strong> zu erwähnen ist ihm wichtig.<br />
„In unseren großzügigen Stallungen<br />
f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e ganz neue Dimension von<br />
Tierhaltung statt“, freut sich <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt,<br />
dessen Betrieb trotz <strong>der</strong> vielen<br />
Innovationen als konventionell e<strong>in</strong>gestuft<br />
wird. „Dank <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Technik<br />
funktioniert die E<strong>in</strong>streuung von<br />
Stroh auch bei <strong>der</strong> Größe dieses Stalls<br />
ganz reibungslos“, sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />
Die Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Boxen übernimmt<br />
e<strong>in</strong> Hofla<strong>der</strong>, <strong>der</strong> den Mist aus dem Stall<br />
fährt. „Die ganze Arbeit wäre sonst gar<br />
nicht zu leisten“, erklärt San<strong>der</strong><strong>in</strong>g, <strong>der</strong><br />
13 Festangestellte, zwei Azubis und, je<br />
nach Bedarf, Aushilfs kräfte beschäftigt.<br />
Mit viel Mut, klugen Beratern und<br />
e<strong>in</strong>em mehrstelligen Millionen-Euro-<br />
Betrag ist es dem zweifachen Familienvater<br />
gelungen, gleich mehrere Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>in</strong> den Griff zu bekommen.<br />
Zum e<strong>in</strong>en hat <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt <strong>in</strong> vierter<br />
Generation das Tierwohl für rund 2400<br />
Schwe<strong>in</strong>e auf se<strong>in</strong>em Betrieb gesteigert<br />
und die Haltungsform durch mehr<br />
Platz, Frischluft- und Tageslichtzufuhr<br />
auf die Haltungsstufe 3 steigern können.<br />
Zum an<strong>der</strong>en ließ er auf dem 100 Meter<br />
langen Gebäude 4000 Quadratmeter<br />
Photovoltaik <strong>in</strong>stallieren und baute<br />
zusätzlich e<strong>in</strong>e Biogasanlage. In dieser<br />
werden <strong>der</strong> Kompost se<strong>in</strong>er Tiere sowie<br />
Gülle aus an<strong>der</strong>en Ställen <strong>in</strong> Strom und<br />
Wärme umgewandelt. Mit <strong>der</strong> erzeugten<br />
Energie heizt er nun im W<strong>in</strong>ter die Ställe<br />
und deckt damit zwei Drittel se<strong>in</strong>es<br />
gesamten Strombedarfs ab. Zusätzlich<br />
produzierter Strom wird <strong>in</strong>s öffentliche<br />
Netz e<strong>in</strong>gespeist, wofür er vergütet<br />
wird.<br />
Inklusive eigenem Hofkraftwerk<br />
und Düngerproduktion<br />
<strong>Das</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biogasanlage anfallende Substrat<br />
nutzt San<strong>der</strong><strong>in</strong>g als Dünger für se<strong>in</strong><br />
750 Hektar großes <strong>Land</strong>, auf dem er<br />
Getreide und Kartoffeln anbaut. „Damit<br />
schließt sich e<strong>in</strong> ganzer Kreislauf,<br />
denn das Getreide dient unseren Tieren<br />
als Futter, während das verbleibende<br />
Stroh als Streu <strong>in</strong> die neuen Stallungen<br />
kommt“, erklärt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sachse.<br />
2019 reifte <strong>in</strong> ihm die Idee, <strong>in</strong> mehr<br />
Tierwohl <strong>in</strong>vestieren zu wollen. „Mit diesem<br />
Millionenprojekt wollten wir auch<br />
unterstreichen, dass mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Land</strong>wirte die Anliegen <strong>der</strong><br />
Verbraucher wahr- und ernst nehmen.<br />
Die Kunden erwarten mehr Tierwohl<br />
und Klimafreundlichkeit von uns“, so<br />
San<strong>der</strong><strong>in</strong>g. Insgesamt rund dreie<strong>in</strong>halb<br />
<strong>Jahr</strong>e dauerte es, bis alle Pläne, Gutachten<br />
und Gel<strong>der</strong> genehmigt wurden und<br />
die Ställe gebaut und schließlich e<strong>in</strong>geweiht<br />
werden konnten. „Geme<strong>in</strong>sam mit<br />
den Firmen Brör<strong>in</strong>g Pig Partner und Big<br />
Dutchman haben wir das ungewöhnliche<br />
Strohhaltungssystem umgesetzt.“ Sogar<br />
e<strong>in</strong>e Lagerhalle für Stroh ist Teil <strong>der</strong> neuen<br />
Stallungen. Bevor sich <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt<br />
an die Umsetzung des Projekts gewagt<br />
hat, besuchte er e<strong>in</strong>en ähnlich konzipierten<br />
Stall auf e<strong>in</strong>em norddeutschen<br />
Hof. „Mir hat die Komb<strong>in</strong>ation aus traditioneller<br />
Strohhaltung und den automatisierten<br />
Robotern sehr gut gefallen“,<br />
er<strong>in</strong>nert sich San<strong>der</strong><strong>in</strong>g. „<strong>Das</strong> fand ich<br />
tierfreundlich und effizient zugleich.“<br />
Spieleparadies Die Schwe<strong>in</strong>e fressen nicht<br />
nur das Stroh, sie lieben es, damit zu spielen<br />
und dar<strong>in</strong> herumzuwühlen<br />
Offen für die Öffentlichkeit<br />
Auch die Öffentlichkeit soll die Möglichkeit<br />
erhalten, e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> diesen mo<strong>der</strong>nen<br />
Stall zu werfen. „Wir haben gläserne<br />
Flächen geschaffen, von denen aus<br />
sich Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Besucher<br />
e<strong>in</strong> Bild über die mo<strong>der</strong>ne Schwe<strong>in</strong>emast<br />
machen und wir erklären können, warum<br />
wir was tun“, sagt Anne San<strong>der</strong><strong>in</strong>g. Dem<br />
Ehepaar liegt Transparenz beson<strong>der</strong>s<br />
am Herzen. Sogar <strong>der</strong> Tierschutzbund<br />
und an<strong>der</strong>e Verbände s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> das Projekt<br />
<strong>in</strong>volviert und wollen mit den Besichtigungen<br />
demonstrieren, wie alternative<br />
Tierhaltung realisiert werden kann.<br />
Natürlich zu e<strong>in</strong>em sehr hohen Preis,<br />
wie San<strong>der</strong><strong>in</strong>g genau weiß. Von <strong>der</strong><br />
NBank des <strong>Land</strong>es Nie<strong>der</strong>sachsen und<br />
<strong>der</strong> Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />
habe er Investitionszuschüsse erhalten,<br />
aber für den eigentlichen Ausbau<br />
<strong>der</strong> Ställe verzichtete er auf staatliche<br />
För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>, erwähnte <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt<br />
gegenüber <strong>der</strong> Neuen Osnabrücker Zeitung.<br />
Die Auflagen seien viel zu kompliziert<br />
gewesen.<br />
<strong>Das</strong> hat ihn trotzdem nicht abgehalten,<br />
se<strong>in</strong>en Traum von e<strong>in</strong>em Stall <strong>der</strong><br />
Zukunft zu realisieren. Und darüber ist<br />
er heilfroh, vor allem jedes Mal, wenn er<br />
die Stallungen betritt. Da s<strong>in</strong>d dann auch<br />
die Unwägbarkeiten, Verzögerungen und<br />
bürokratischen Hürden vergessen. <br />
31
Lebensmittelversorgung<br />
Tolle Klima-Knolle<br />
Biolandwirt Sönke Strampe nutzt den Klimawandel als Chance. In <strong>der</strong> Lüneburger Heide baut<br />
er erfolgreich Bio-Süßkartoffeln an. E<strong>in</strong> gesundes Gemüse, das es warm und trocken mag<br />
Nur noch wenige<br />
Stunden, dann<br />
ist es geschafft.<br />
Geme<strong>in</strong>sam<br />
mit se<strong>in</strong>en fleißigen<br />
Helfern hat <strong>Land</strong>wirt<br />
Sönke Strampe aus<br />
Bad Bevensen <strong>in</strong> den<br />
letzten fünf Tagen viel<br />
geleistet. In gebückter<br />
Haltung und mithilfe<br />
von Handhacken hat<br />
das sechsköpfige Team das<br />
Unkraut zwischen den jungen<br />
Pflanzen, die <strong>in</strong> langen Reihen auf dem<br />
Bioacker wachsen, entfernt. E<strong>in</strong>e sehr<br />
anstrengende Arbeit. Doch die Mühe<br />
lohnt sich. Denn was <strong>der</strong> 34-jährige<br />
Biobauer auf se<strong>in</strong>em 245 Hektar großen<br />
Ökolandbaubetrieb <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
anbaut, ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Sensation. Hier<br />
wachsen Süßkartoffeln, mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lüneburger Heide.<br />
FOTOS: JOCHEN QUAST<br />
Testlabor Terrasse<br />
„Je<strong>der</strong> zweite landwirtschaftliche Betrieb<br />
<strong>in</strong> dieser Region pflanzt Speisekartoffeln<br />
an. Ich wollte etwas an<strong>der</strong>es<br />
ausprobieren“, erklärt Sönke Strampe,<br />
<strong>der</strong> vor sieben <strong>Jahr</strong>en den elterlichen Hof<br />
übernommen und diesen erfolgreich von<br />
konventionell auf bio umstellte. Er war es<br />
auch, <strong>der</strong> sich als erster norddeutscher<br />
<strong>Land</strong>wirt an die Süßkartoffel heranwagte.<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Name danach kl<strong>in</strong>gt: Süßkartoffeln<br />
s<strong>in</strong>d botanisch nicht mit den<br />
heimischen Speisekartoffeln verwandt.<br />
Während die herkömmliche Kartoffel zu<br />
den Nachtschattengewächsen gehört,<br />
zählt die Süßkartoffel zu den W<strong>in</strong>dengewächsen<br />
und er<strong>in</strong>nert geschmacklich<br />
an Karotte und Kürbis. Die zündende<br />
Idee zum Anbau des exotischen Gemüses,<br />
das hauptsächlich aus Asien, Afrika und<br />
Amerika nach Deutschland importiert<br />
und Batate genannt wird, hatte Strampes<br />
Ehefrau Anna. „Beim Mittagessen hat sie<br />
mich darauf angesprochen, warum wir<br />
es nicht e<strong>in</strong>mal mit Süßkartoffeln versuchen“,<br />
so <strong>der</strong> zweifache Familienvater.<br />
Rund dreie<strong>in</strong>halb Monate<br />
dauert es, bis aus e<strong>in</strong>em<br />
Steckl<strong>in</strong>g leckere Süßkartoffeln<br />
heranreifen<br />
Gesagt, getan! In e<strong>in</strong>em<br />
Blumenkübel auf <strong>der</strong><br />
Terrasse pflanzte<br />
Strampe 2016 den<br />
ersten selbst gezogenen<br />
Setzl<strong>in</strong>g.<br />
Weitere<br />
Testversuche<br />
folgten im heimischen<br />
Garten,<br />
bis es schließlich<br />
e<strong>in</strong> <strong>Jahr</strong> später h<strong>in</strong>aus<br />
aufs Feld g<strong>in</strong>g. „Ich<br />
b<strong>in</strong> immer auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach Feldfrüchten, die sich dem<br />
Klimawandel anpassen“, bekundet <strong>der</strong> experimentierfreudige<br />
<strong>Land</strong>wirt. „Ich habe<br />
schnell herausgefunden, dass sich Süßkartoffeln<br />
auch bei uns anbauen lassen.<br />
Sie vertragen die zunehmende Hitze und<br />
Trockenheit weitaus besser und haben<br />
weniger mit Schädl<strong>in</strong>gen zu kämpfen als<br />
die herkömmlichen Kartoffeln. Außerdem<br />
benötigen sie kaum Stickstoff und<br />
nur halb so viel Wasser aus <strong>der</strong> Beregnungsanlage“,<br />
beschreibt er die Vorzüge<br />
<strong>der</strong> tollen Klimaknollen.<br />
350 000 Steckl<strong>in</strong>ge<br />
In dem Gemüse selbst stecken zahlreiche<br />
gesundheitsför<strong>der</strong>nde Vitam<strong>in</strong>e<br />
und Nährstoffe. Neben viel Vitam<strong>in</strong> A<br />
und Betacarot<strong>in</strong>, die gut für die Haut<br />
und die Sehkraft s<strong>in</strong>d, enthält die Süßkartoffel<br />
zusätzlich zu e<strong>in</strong>em hohen Folsäuregehalt<br />
wichtige M<strong>in</strong>eralstoffe wie<br />
Eisen, Z<strong>in</strong>k, Kalium, Magnesium und<br />
Kalzium. „Die Süßkartoffel ist e<strong>in</strong> echtes<br />
Allroundtalent“, schwärmt Sönke Strampe.<br />
„Alles an ihr kann verwertet werden.<br />
Sogar die Blätter können als Salat gegessen<br />
werden.“ Mittlerweile baut <strong>der</strong><br />
Junglandwirt die süßen Bioknollen auf<br />
zehn Hektar se<strong>in</strong>er Ackerfläche an. Rund<br />
20 000 Euro pro Hektar <strong>in</strong>vestiert Sönke<br />
Strampe <strong>in</strong> das sorgfältig ausgesuchte<br />
Pflanzgut. 360 000 Süßkartoffelsteckl<strong>in</strong>ge<br />
aus Portugal werden dafür jedes<br />
<strong>Jahr</strong> mit viel F<strong>in</strong>gerspitzengefühl von<br />
Strampe und se<strong>in</strong>em Team <strong>in</strong> die Erde<br />
gepflanzt. Dabei ist höchste Umsicht<br />
geboten. „Die Süßkartoffeln vertragen<br />
ke<strong>in</strong>en Frost. Deshalb pflanzen wir die<br />
Steckl<strong>in</strong>ge erst nach den Eisheiligen im<br />
Mai e<strong>in</strong>“, erläutert <strong>der</strong> Bio-<strong>Land</strong>wirt.<br />
Damit die empf<strong>in</strong>dliche Schale <strong>der</strong> Süßkartoffeln<br />
bei <strong>der</strong> Ernte im Herbst nicht<br />
beschädigt wird, kommen spezielle Masch<strong>in</strong>en<br />
„made by Sönke Strampe“ zum<br />
E<strong>in</strong>satz. Dazu gehört beispielsweise e<strong>in</strong><br />
selbst umgerüsteter Kartoffelro<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
die Knollen beson<strong>der</strong>s vorsichtig aus <strong>der</strong><br />
Erde beför<strong>der</strong>t. Die Ernteerträge steigen<br />
stetig und liegen <strong>in</strong>zwischen jährlich<br />
zwischen 170 bis 200 Tonnen. Strampes<br />
Erf<strong>in</strong><strong>der</strong>geist und se<strong>in</strong> Mut, Neues zu<br />
wagen, blieben nicht unbemerkt. Von<br />
e<strong>in</strong>er renommierten Fachjury wurde<br />
<strong>der</strong> norddeutsche Süßkartoffelpionier<br />
als bester Biolandwirt des <strong>Jahr</strong>es 2022<br />
ausgezeichnet.<br />
Bunte Vielfalt auf dem Teller<br />
Der f<strong>in</strong>dige Agrarexperte ruht sich nicht<br />
auf den Lorbeeren aus. Er steckt bereits<br />
voller Pläne und arbeitet gerade daran,<br />
lila und beson<strong>der</strong>s süße weiße Knollen<br />
auf den Teller zu br<strong>in</strong>gen. Nicht nur die<br />
regionalen Händler und Konsumenten<br />
setzen auf Sönkes Süßkartoffeln. Mittlerweile<br />
verkauft <strong>der</strong> Betrieb das Superfood<br />
europaweit. Ob nach Schweden, <strong>in</strong><br />
die Schweiz o<strong>der</strong> nach Rumänien und <strong>in</strong><br />
die Tschechische Republik: Über die Onl<strong>in</strong>e-Plattform<br />
CrowdFarm<strong>in</strong>g konnten<br />
die Strampes im vergangenen <strong>Jahr</strong> rund<br />
40 Tonnen Süßkartoffeln vermarkten. In<br />
e<strong>in</strong>er Erntebox werden sie direkt an die<br />
Verbraucher geschickt.<br />
Vom Süßkartoffel-Rösti bis h<strong>in</strong><br />
zum saftigen Süßkartoffel-Cheesecake<br />
mit Karamell und Zimt: Um die<br />
große Vielfalt des Gemüses aufzuzeigen,<br />
verraten Anna und Sönke<br />
Strampe auf ihrer Webseite ihre Liebl<strong>in</strong>gsrezepte.<br />
Unter www.soenkes-suesskartoffeln.de<br />
gibt es Inspirationen für leckere<br />
Zubereitungsformen <strong>der</strong> tollen Knolle.<br />
Guten Appetit!<br />
32
Oben<br />
Süßkartoffelpionier<br />
Sönke Strampe gehört zu<br />
den ersten <strong>Land</strong>wirten,<br />
die den Anbau <strong>in</strong> Deutschland<br />
gewagt haben<br />
L<strong>in</strong>ks<br />
Von den Blättern bis zu<br />
den Knollen Die gesamte<br />
Süßkartoffelpflanze ist zum<br />
Verzehr geeignet<br />
Rechts<br />
Harte Arbeit Die Setzl<strong>in</strong>ge<br />
werden per Hand <strong>in</strong> Erddämme<br />
gepflanzt. Diese Dämme wirft<br />
e<strong>in</strong>e spezielle Masch<strong>in</strong>e auf<br />
33
Lebensmittelversorgung<br />
Genau 100 Samen e<strong>in</strong>er Probe werden für die Keimfähigkeitskontrolle herausgesucht.<br />
Fünf bis acht Prozent Wasser enthält je<strong>der</strong> Samen, um möglichst lange zu überleben<br />
EUROPAS GRÖSSTE SAMENBANK<br />
Die Hüter<br />
unseres<br />
Kulturerbes<br />
Die Samen von rund 150 000 Kulturpflanzen<br />
und verwandten Wildarten<br />
lagern <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt und werden<br />
von Andreas Börner und se<strong>in</strong>em<br />
Team für kommende Generationen<br />
am Leben erhalten<br />
In <strong>der</strong> Kühlkammer<br />
Um die Keimfähigkeit<br />
e<strong>in</strong>es Saatguts zu prüfen,<br />
holt Andreas Börner das<br />
entsprechende Weckglas<br />
aus <strong>der</strong> Kühlkammer<br />
E<strong>in</strong> paar dicke Handschuhe und<br />
e<strong>in</strong>e wattierte Daunenjacke gehören<br />
zum Arbeitsalltag von<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Börner,<br />
genau wie e<strong>in</strong>e Elektrosäge o<strong>der</strong> Filterpapier.<br />
Seit knapp 40 <strong>Jahr</strong>en arbeitet <strong>der</strong><br />
Agrarwissenschaftler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Genbank <strong>in</strong><br />
Gatersleben, e<strong>in</strong>er von <strong>in</strong>sgesamt vier<br />
wissenschaftlichen Abteilungen des<br />
Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik<br />
und Kulturpflanzenforschung (IPK).<br />
10000 Mal pro <strong>Jahr</strong> testen er und se<strong>in</strong>e<br />
rund 35 Mitarbeiter, ob e<strong>in</strong>gelagertes<br />
Saatgut noch keimfähig ist. Um an das<br />
zu prüfende Saatgut zu gelangen, müssen<br />
die Forscher e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> fünf großen<br />
Kühlkammern betreten. Dort lagern<br />
die Samenmuster bei m<strong>in</strong>us 18 Grad <strong>in</strong><br />
meterhohen Rollregalen. Aufbewahrt<br />
werden die kostbaren Pflanzenmuster<br />
<strong>in</strong> klassischen E<strong>in</strong>weckgläsern. <strong>Das</strong> gilt<br />
beispielsweise auch für Kürbissamen.<br />
Hier muss die Frucht vorab mit e<strong>in</strong>er<br />
Elektrosäge aufgeschnitten werden, um<br />
die Samen zu entnehmen.<br />
Lebende Körner aus<br />
gemäßigten Klimazonen<br />
Vor genau 80 <strong>Jahr</strong>en, nämlich 1943,<br />
wurde das Institut gegründet. Doch<br />
das Sammeln <strong>der</strong> Samenmuster begann<br />
schon viel früher. „Die ältesten Samen<br />
s<strong>in</strong>d vor über 100 <strong>Jahr</strong>en aufgesammelt<br />
worden und stammen von österreichischen<br />
Getreidesorten aus den 20er-<br />
<strong>Jahr</strong>en“, erzählt <strong>der</strong> Hüter <strong>der</strong> Genbank.<br />
„Die meisten Proben wurden allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>in</strong> den 60er-, 70er- und 80er-<strong>Jahr</strong>en<br />
gesammelt, und zwar <strong>in</strong> gemäßigten<br />
Klimazonen. Dazu reisten deutsche<br />
<strong>Wissen</strong>schaftler auch nach Äthiopien,<br />
Ch<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Iran. Heute existieren<br />
diese Samenproben <strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n<br />
gar nicht mehr. Nur <strong>in</strong> Gatersleben“, so<br />
Börner weiter. In <strong>der</strong> jetzigen Zeit würde<br />
man für die meisten Län<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e<br />
Sammelgenehmigung mehr erhalten.<br />
„Die Regierungen haben verstanden,<br />
was für e<strong>in</strong>en Wert so e<strong>in</strong> Kulturerbe<br />
hat. Von daher existiert <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong><br />
jedem größeren <strong>Land</strong> e<strong>in</strong>e solche Genbank.<br />
Uns darf ich <strong>in</strong> diesem Bereich als<br />
Pioniere bezeichnen. Auch s<strong>in</strong>d wir die<br />
größte E<strong>in</strong>richtung dieser Art <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union und rangieren<br />
weltweit unter den Top Ten“, sagt Börner.<br />
Aufwendiges Prüfverfahren<br />
15 <strong>Jahr</strong>e bräuchte se<strong>in</strong>e Abteilung, um<br />
alle vorhandenen Saatgutmuster zu prüfen.<br />
Daher werden immer nur die Samen<br />
getestet, die schon e<strong>in</strong> gewisses Alter erreicht<br />
haben.<br />
So funktioniert die Keimfähigkeitskontrolle:<br />
Zunächst werden jeweils 100<br />
Samen e<strong>in</strong>er bestimmten Pflanzensorte<br />
auf e<strong>in</strong> angefeuchtetes Filterpapier<br />
gelegt und e<strong>in</strong>e Woche lang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Keimschrank aufbewahrt. Wenn anschließend<br />
80 Samen gekeimt haben,<br />
liegt die Keimfähigkeit <strong>der</strong> Probe bei 80<br />
Prozent. Erreicht sie aber nur 70 o<strong>der</strong><br />
weniger Prozent, werden weitere Samen<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gelagerten Probe auf e<strong>in</strong>em Feld<br />
Jährlich erhält die Genbank<br />
rund 20 000 Anfragen nach<br />
Samenproben<br />
34
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft e. V.<br />
Fanny-Zobel-Str. 7<br />
12435 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: <strong>03</strong>0/814 55 55-00<br />
<strong>in</strong>fo@mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de<br />
www.mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de<br />
Genbank<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Lea Fließ<br />
Projektverantwortlich: Renate Wegert<br />
Redaktion: Catr<strong>in</strong> Kraw<strong>in</strong>kel<br />
Artdirektion, Gestaltung: Anja Giese<br />
Lektorat: Barbara Wirt,<br />
Schlussredaktion Hamburg<br />
Litho: Hockmart GbR<br />
Druck: Roelofs GmbH<br />
Neue Straße 2<br />
49808 L<strong>in</strong>gen<br />
Nachdruck und Reproduktion s<strong>in</strong>d nach<br />
schriftlicher Genehmigung durch das<br />
Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft möglich.<br />
Im Interesse <strong>der</strong> Lesbarkeit haben wir<br />
auf durchgängig korrekte, aber sperrige<br />
Gen<strong>der</strong>-Formulierungen verzichtet.<br />
Dennoch s<strong>in</strong>d ausdrücklich alle<br />
Geschlechter geme<strong>in</strong>t<br />
In-vitro-Konservierung<br />
FOTOS: FML, SAM REY, ANDREAS BAEHRING/IPK-LEIBNITZ-INSTITUT<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gewächshaus ausgesät,<br />
gepflegt, geerntet und die neuen und<br />
besten Körner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Weckglas zurück<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Kühlhäuser gebracht. Ke<strong>in</strong>es<br />
<strong>der</strong> Saatgutmuster darf verloren gehen.<br />
Jährlich erhält die Genbank rund<br />
20 000 Anfragen von Forschungse<strong>in</strong>richtungen,<br />
Pflanzenzüchtern, an<strong>der</strong>en<br />
Genbanken, botanischen Gärten o<strong>der</strong><br />
Privatpersonen aus aller Welt, die um<br />
Samenproben bitten. Aber auch Kollegen<br />
an<strong>der</strong>er Abteilungen des Gaterslebener<br />
Instituts erhalten Pflanzenmuster. Mit<br />
Getreidesamen aus Griechenland etwa<br />
soll erforscht werden, ob sich damit<br />
neue Züchtungen entwickeln lassen,<br />
die beispielsweise bei Wassermangel<br />
und langen Trockenperioden wi<strong>der</strong>standsfähiger<br />
s<strong>in</strong>d. „E<strong>in</strong>mal haben sich<br />
Kollegen aus Äthiopien bei uns gemeldet.<br />
Sie wollten 7000 heimische Gerste- und<br />
Weizenproben haben, die bei ihnen verloren<br />
gegangen waren. Wir haben ihnen<br />
das lebende Material aus unserer Bank<br />
gesendet“, er<strong>in</strong>nert sich Andreas Börner.<br />
Prote<strong>in</strong>haltige Körner werden<br />
beson<strong>der</strong>s alt<br />
„Neben den Keimfähigkeitstests betreiben<br />
wir im Labor auch Grundlagenforschung“,<br />
erzählt <strong>der</strong> Professor. „Wir<br />
wollen wissen, wie und warum e<strong>in</strong> Pflanzensamen<br />
altert. Wir haben festgestellt,<br />
dass zum Beispiel ölhaltige Samen wie<br />
Raps schneller altern als Samen, die<br />
Stärke enthalten wie die Gerste. Die am<br />
langsamsten alternden Samen s<strong>in</strong>d alle<br />
sehr prote<strong>in</strong>haltig – wie Erbsen, Bohnen<br />
o<strong>der</strong> L<strong>in</strong>sen. Wir schätzen, dass diese bei<br />
m<strong>in</strong>us 18 Grad Celsius bis zu 120 <strong>Jahr</strong>e<br />
überleben und keimen können.“<br />
Scanner soll Keimfähigkeit<br />
erkennen<br />
Aktuell arbeitet das Team an e<strong>in</strong>em<br />
Scanner, <strong>der</strong> die Keimfähigkeit schneller<br />
und unkomplizierter nachweisen soll.<br />
„Statt die Samen wie bisher auszählen zu<br />
müssen, wollen wir e<strong>in</strong>e fotophysikalische<br />
Methode entwickeln, bei <strong>der</strong> man<br />
e<strong>in</strong>en Scanner nur an das E<strong>in</strong>machglas<br />
halten muss, um zu erfahren, ob das Material<br />
noch keimfähig ist.“<br />
Sicherheitslager <strong>in</strong> Spitzbergen<br />
Um all die wertvollen Pflanzenmuster<br />
zu schützen, die es heute nicht mehr<br />
auf den Fel<strong>der</strong>n gibt, und damit gleichzeitig<br />
die Artenvielfalt zu erhalten, vermeiden<br />
Andreas Börner und se<strong>in</strong>e Abteilung<br />
jegliches Risiko. Bisher haben<br />
sie 65 000 Duplikate von Pflanzensamen<br />
unter Vakuum <strong>in</strong> Alum<strong>in</strong>iumtüten e<strong>in</strong>geschweißt<br />
und <strong>in</strong> verplombten Kisten<br />
nach Spitzbergen geschickt. Auf <strong>der</strong> norwegischen<br />
Inselgruppe lagert die Genbank<br />
Gatersleben neben vielen an<strong>der</strong>en<br />
<strong>in</strong>ternationalen Instituten ihre Duplikate<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sicherheitslager aus gefrorenem<br />
Geste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Dieses wird nur dreimal<br />
im <strong>Jahr</strong> geöffnet, um neue Kopien<br />
aufzunehmen, und anschließend wie<strong>der</strong><br />
verschlossen. „Irgendwann, <strong>in</strong> 30 o<strong>der</strong><br />
50 <strong>Jahr</strong>en, müssen auch diese Duplikate<br />
wie<strong>der</strong> ausgetauscht werden, weil ihre<br />
Keimfähigkeit schw<strong>in</strong>det“, erläutert <strong>der</strong><br />
Professor. „Aber dafür werden dann me<strong>in</strong>e<br />
Nachfolger zuständig se<strong>in</strong>“, schließt<br />
er schmunzelnd das Gespräch ab.<br />
Es qui non parciis auda des exceris et laborum<br />
latisti volupis es et optur re, quia fugiate<br />
expero voluptaesto<br />
Pflanzenkulturhalle<br />
35
Wir verlosen e<strong>in</strong>en<br />
7-tägigen<br />
Urlaub<br />
für 2 Erwachsene<br />
+ 2 K<strong>in</strong><strong>der</strong>*<br />
Mit freundlicher<br />
Unterstützung von<br />
Gew<strong>in</strong>nen Sie e<strong>in</strong>en<br />
traumhaften Urlaub<br />
im malerischen Sauerland auf dem<br />
<strong>Land</strong>Selection-Ferienhof „Zur Hasenkammer“<br />
FOTOS: LAND SELECTION<br />
Erleben Sie die <strong>Land</strong>wirtschaft mit <strong>der</strong> ganzen Familie und<br />
genießen Sie dabei den tollen Komfort des Ferienhofs.<br />
E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sanfte Hügellandschaft liegt <strong>der</strong> bezaubernde<br />
<strong>Land</strong>Selection-Ferienhof „Zur Hasenkammer“ am Rande von<br />
Medebach im Hochsauerland. Hier f<strong>in</strong>den kle<strong>in</strong>e und große Naturfreunde<br />
und Tierliebhaber alles, was ihr Herz begehrt.<br />
Vom Ponyreiten, Kälberstreicheln, Zuschauen beim Kühemelken<br />
bis h<strong>in</strong> zum Treckerfahren, Herumtollen o<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Wäl<strong>der</strong>n<br />
und Wiesen: Bei Familie Schmidt kann man die Seele baumeln<br />
lassen und <strong>in</strong> die Welt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>tauchen.<br />
Scannen Sie e<strong>in</strong>fach diesen QR-Code<br />
o<strong>der</strong> gehen Sie onl<strong>in</strong>e unter<br />
www.mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de/quiz-magaz<strong>in</strong>-<strong>03</strong>-<strong>2023</strong>/<br />
und beantworten Sie die Preisfrage:<br />
Wie viel Prozent <strong>der</strong> Bodenfläche Deutschlands<br />
wird landwirtschaftlich genutzt?<br />
* K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis 14 <strong>Jahr</strong>e.<br />
Der Gew<strong>in</strong>n gilt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nebensaison<br />
nach Verfügbarkeit.<br />
Nach Bekanntgabe des<br />
Gew<strong>in</strong>ns kann <strong>der</strong> Gutsche<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es <strong>Jahr</strong>es e<strong>in</strong>gelöst<br />
werden.<br />
Unser Tipp: Die Antwort f<strong>in</strong>den Sie, wenn Sie das Magaz<strong>in</strong> aufmerksam lesen.<br />
Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft