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Stadt-Land-Wissen 03-2023 Das Jahr in der Landwirtschaft

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AUSGABE 3.<strong>2023</strong><br />

<strong>Stadt</strong>. <strong>Land</strong>. <strong>Wissen</strong>.<br />

Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft – an<strong>der</strong>s, als du denkst.<br />

MITMACHEN<br />

Traumurlaub für<br />

die ganze Familie auf<br />

e<strong>in</strong>em Top-Ferienhof<br />

zu gew<strong>in</strong>nen<br />

<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Wir begleiten drei<br />

junge <strong>Land</strong>wirte durch<br />

die <strong>Jahr</strong>eszeiten<br />

MITREDEN<br />

Unser Boden. Der Schatz,<br />

auf dem wir stehen<br />

MITESSEN<br />

Süßkartoffeln, die tollen<br />

Klima-Knollen<br />

MITERLEBEN<br />

Stippvisite im supermo<strong>der</strong>nen<br />

Schwe<strong>in</strong>estall<br />

Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft


<strong>Stadt</strong>. <strong>Land</strong>. <strong>Wissen</strong>.<br />

INHALT<br />

4TITELTHEMA<br />

<strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />

Was passiert im W<strong>in</strong>ter auf e<strong>in</strong>em Bauernhof,<br />

was <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Monaten?<br />

Wir begleiteten drei <strong>Land</strong>wirte, darunter<br />

Theresa Thiele aus dem Alten <strong>Land</strong><br />

bei Hamburg, bei ihren Tätigkeiten auf<br />

Fel<strong>der</strong>n, Obstplantagen und im Stall<br />

10<br />

Hilfe aus <strong>der</strong> Luft Wie Drohnen die<br />

Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflanzenzucht beschleunigen<br />

30<br />

Stippvisite im<br />

Strohstall<br />

<strong>Land</strong>wirt Dirk<br />

San<strong>der</strong><strong>in</strong>g und Frau<br />

Anne erfüllten sich<br />

den Traum e<strong>in</strong>er<br />

tierfreundlichen<br />

Schwe<strong>in</strong>ehaltung<br />

TITEL: FENDT; TIMO JAWORR, PRIVAT, BAZILPHOTO/ISTOCK<br />

DIESE SEITE: TIMO JAWORR, KWS, BIG DUTCHMAN, NADINE STENZEL, KAMISOKA/<br />

ISTOCK, CHRISTIAN DAHLHAUS/ISTOCK, M. NASS/BRAUER PHOTOS/BURDA, STK<br />

PRESSE, BRUNO JEAN-CLAUDE MAES<br />

2<br />

22<br />

Nachhaltige<br />

Nutztierhaltung<br />

Check: Welchen<br />

E<strong>in</strong>fluss aufs Klima<br />

hat die Erzeugung<br />

von tierischen<br />

Produkten wie<br />

Fleisch und Milch?<br />

28<br />

Unser Boden, <strong>der</strong> Schatz<br />

auf dem wir stehen<br />

Wichtige Zahlen und Fakten


19<br />

Rudi Radieschen<br />

und T<strong>in</strong>i Tomate<br />

Über das Bildungsprojekt<br />

AckerRacker<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

es ist Herbst. Die Fel<strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d<br />

abgeerntet und werden für die kommende Aussaat<br />

vorbereitet. <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirte<br />

stimmen ihre Tiere langsam auf die kältere <strong>Jahr</strong>eszeit<br />

e<strong>in</strong>. Doch was steht eigentlich im W<strong>in</strong>ter auf dem<br />

Bauernhof an? Und was passiert im nächsten Frühl<strong>in</strong>g<br />

und Sommer? In dieser Ausgabe von <strong>Stadt</strong>. <strong>Land</strong>. <strong>Wissen</strong>.<br />

nehmen wir Sie mit auf e<strong>in</strong>e Reise durch e<strong>in</strong> ganzes <strong>Jahr</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft und zeigen Ihnen e<strong>in</strong>en Teil des<br />

Kreislaufs, <strong>der</strong> h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Lebensmittelproduktion steckt.<br />

E<strong>in</strong>en ganzen Tag haben sich Nie<strong>der</strong>sachsens M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

Stephan Weil und Mo<strong>der</strong>ator Tarik Tesfu die<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>mal genau angeschaut. Beide haben an<br />

unserer Aktion „<strong>Land</strong>wirt für e<strong>in</strong>en Tag“ teilgenommen.<br />

Wir haben sie dabei begleitet und wollten von ihnen wissen,<br />

was sie am meisten überrascht und bee<strong>in</strong>druckt hat.<br />

Mit unserer aktuellen Ausgabe laden wir Sie e<strong>in</strong>, tief <strong>in</strong><br />

die Welt und die Vielfalt unserer landwirtschaftlichen<br />

Betriebe e<strong>in</strong>zutauchen: Worauf kommt es im We<strong>in</strong>bau an?<br />

Wie und wo wachsen Süßkartoffeln <strong>in</strong> Deutschland? Und<br />

warum ist es für die Pflanzenzüchtung so viel effektiver,<br />

Pflanzenmerkmale aus <strong>der</strong> Luft zu beurteilen als vom<br />

Boden aus?<br />

14<br />

Prom<strong>in</strong>ente<br />

Praktikanten<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

Stephan Weil und Tarik<br />

Tesfu, New Faces<br />

Award-Gew<strong>in</strong>ner Style<br />

Außerdem <strong>in</strong> diesem Heft<br />

Innovationen<br />

Über den ersten vollelektrischen Traktor. . . S. 9<br />

Lebensmittelversorgung<br />

Interview mit Jaana Kle<strong>in</strong>schmit<br />

von Lengefeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 12<br />

Tolle Klima-Knolle – Süßkartoffel . . . . . . . S. 32<br />

Die Hüter unseres Kulturerbes . . . . . . . . . . S. 34<br />

Klimaschutz<br />

Partnerschaft fürs Klima . . . . . . . . . . . . . . . S. 20<br />

We<strong>in</strong>anbau<br />

<strong>Das</strong> Wetter bestimmt den We<strong>in</strong> . . . . . . . . . S. 24<br />

Boden<br />

90 Prozent <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />

hängt vom Boden ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 26<br />

Standards<br />

Meldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 19<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 35<br />

Gew<strong>in</strong>nspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 36<br />

Wir werfen e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> den Schwe<strong>in</strong>estall <strong>der</strong> Zukunft,<br />

den Familie San<strong>der</strong><strong>in</strong>g gerade e<strong>in</strong>geweiht hat. Lesen<br />

Sie, wie die Tiere dort auf Stroh sehr mo<strong>der</strong>n gehalten<br />

werden. Und wir wollen unsere Fasz<strong>in</strong>ation für den Ackerboden<br />

mit Ihnen teilen – schließlich hat Deutschland<br />

die fruchtbarsten Böden <strong>der</strong> Welt. Christiane Fuchs,<br />

Leo Rösel sowie Anke und Lutz Decker zeigen, dass<br />

90 Prozent unserer Nahrungsmittelproduktion direkt<br />

vom Boden abhängen und wie wichtig er für den<br />

Klimaschutz und die Biodiversität ist.<br />

Außerdem haben wir mit Top-Manager<strong>in</strong> Jaana Kle<strong>in</strong>schmit<br />

von Lengefeld über ihre K<strong>in</strong>dheit auf dem<br />

<strong>Land</strong> gesprochen und sie nach ihrer E<strong>in</strong>schätzung zu<br />

Versorgungs sicherheit und Klimaschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

gefragt. Zudem verrät sie, wie klimafreundlich sie<br />

ihren Haushalt gestaltet.<br />

E<strong>in</strong>e Woche Urlaub auf dem außergewöhnlichen Ferienhof<br />

„Zur Hasenkammer“ können Sie schließlich bei unserem<br />

Gew<strong>in</strong>nspiel auf <strong>der</strong> letzten Seite unseres Magaz<strong>in</strong>s gew<strong>in</strong>nen:<br />

Wenn Sie unsere Quizfrage richtig beantworten,<br />

fahren Sie und Ihre Familie mit etwas Glück <strong>in</strong>s Sauerland!<br />

Jetzt wünsche ich Ihnen aber erst e<strong>in</strong>mal ganz viel Spaß<br />

beim Lesen dieser Ausgabe.<br />

Ihre Lea Fließ<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

3


ABWECHSLUNGSREICH, ANSTRENGEND, ANDERS<br />

<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Was passiert im W<strong>in</strong>ter auf e<strong>in</strong>em Bauernhof, was im Sommer?<br />

Wir haben drei <strong>Land</strong>wirte durch alle <strong>Jahr</strong>eszeiten begleitet<br />

Im Mittelgebirge<br />

zu Hause<br />

Auf <strong>der</strong> Schwäbischen Alb <strong>in</strong> 760 Meter Höhe<br />

tickt das Wetter etwas an<strong>der</strong>s. Hier regnet es<br />

weniger, dafür ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel kühler.<br />

<strong>Das</strong> weiß Sebastian Ziegler nur zu gut.<br />

In Bremelau, zwischen Ulm und Reutl<strong>in</strong>gen<br />

gelegen, betreibt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt mit se<strong>in</strong>er Familie<br />

e<strong>in</strong>en Viehbetrieb mit 180 Milchkühen<br />

sowie 150 Bullen und Jungtieren. <strong>Das</strong> Futter<br />

se<strong>in</strong>er Tiere baut er selbst an. <strong>Das</strong> meiste<br />

davon stammt von se<strong>in</strong>en 100 Hektar großen<br />

Grünlandflächen, die er – wie jedes Feld auch –<br />

das <strong>Jahr</strong> h<strong>in</strong>durch bearbeitet und pflegt. Auf den<br />

restlichen 60 Hektar Ackerland baut er verschiedene<br />

Getreidesorten wie W<strong>in</strong>ter- o<strong>der</strong> Sommergerste<br />

und Silomais an. Wie bei den meisten <strong>Land</strong>wirten<br />

richten sich se<strong>in</strong>e Aufgaben nach den e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Jahr</strong>es zeiten. Nur im Stall ist dies an<strong>der</strong>s. „Hier<br />

spielen sich das ganze <strong>Jahr</strong> über die gleichen<br />

Arbeitsabläufe ab, mit immer denselben Zeitabständen“,<br />

sagt <strong>der</strong> Vater zweier kle<strong>in</strong>er Töchter.<br />

Täglich wird zweimal ausgemistet und <strong>in</strong> die<br />

Boxen frisches Stroh e<strong>in</strong>gestreut, gefüttert, <strong>der</strong><br />

Gesundheitszustand <strong>der</strong> Tiere kontrolliert.<br />

Ihre Daten werden per Sensoren gemessen. Nur<br />

das Melken überlässt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt speziellen<br />

„Mitarbeitern“, denn das übernehmen se<strong>in</strong>e drei<br />

Melkroboter rund um die Uhr.<br />

4<br />

SEBASTIAN<br />

ZIEGLER<br />

THERESA<br />

THIELE<br />

Frische Früchte<br />

Vielseitig, <strong>in</strong>novativ,<br />

mo<strong>der</strong>n<br />

Vom mo<strong>der</strong>nen Raupenschlepper bis zum<br />

<strong>in</strong>novativen Mähdrescher, <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enpark<br />

des Betriebs P. & P. Coenen <strong>in</strong> Elmpt nahe<br />

<strong>der</strong> holländischen Grenze kann sich sehen<br />

lassen. Alle<strong>in</strong> 25 Traktoren gehören<br />

dazu, fast alle von <strong>der</strong> Firma Fendt.<br />

„Weil sie so komfortabel und e<strong>in</strong>fach<br />

zu bedienen s<strong>in</strong>d“, schwärmt<br />

Clemens Coenen, <strong>der</strong> Juniorchef<br />

CLEMENS<br />

COENEN<br />

Diesen aufregenden Sommer wird Theresa Thiele so schnell nicht vergessen.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Ehemann Cord übernahm die 31-Jährige ganz offiziell die<br />

beiden Obstbaubetriebe ihrer Eltern mit <strong>in</strong>sgesamt rund 150 000 Obstbäumen,<br />

Beerensträuchern und Erdbeerfel<strong>der</strong>n. <strong>Das</strong> Beson<strong>der</strong>e: Beide Höfe werden<br />

nach unterschiedlichen Konzepten bearbeitet. Den nie<strong>der</strong>sächsischen Hof ihres<br />

Vaters stellte die Familie 2006 auf die biologische Anbauweise um, während <strong>der</strong><br />

Betrieb ihrer Mutter <strong>in</strong> Neuenfelde bei Hamburg nach konventionellen Methoden<br />

geführt wird. „Me<strong>in</strong> Mann Cord ist seit Juni verantwortlich für den Biohof, <strong>der</strong><br />

sich schon seit sieben Generationen im Besitz me<strong>in</strong>er Familie väterlicherseits<br />

bef<strong>in</strong>det. Ich b<strong>in</strong> jetzt <strong>in</strong> achter Generation zuständig für den Betrieb me<strong>in</strong>er<br />

Mutter“, erzählt Theresa Thiele. E<strong>in</strong>e Zeit liebt die Obstbäuer<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>s:<br />

„Wir freuen uns immer auf die Erntezeit ab Juni, weil wir dann belohnt werden<br />

und sehen, was wir mit unseren Händen geschaffen haben.“<br />

des Familienbetriebs. Neben<br />

rund 700 Hektar Ackerbau<br />

betreiben die Coenens auch<br />

noch e<strong>in</strong> Dienstleistungsunternehmen,<br />

mit dem sie mit<br />

ihren Masch<strong>in</strong>en Arbeiten für<br />

an<strong>der</strong>e <strong>Land</strong>wirte ausführen.<br />

„Auf unserem Hof bauen wir<br />

hauptsächlich Kartoffeln an<br />

und vermarkten diese auch<br />

eigenständig.“ Dazu kommen<br />

noch Mais, Getreide, Zuckerrüben<br />

und Hülsenfrüchte für<br />

die Konserven<strong>in</strong>dustrie.<br />

Der 25-Jährige mag alle vier<br />

<strong>Jahr</strong>eszeiten. „Erst blickt man<br />

auf die Aussaat und freut sich<br />

später auf das, was daraus<br />

wird“, erläutert <strong>der</strong> Agrarwissenschaftler,<br />

<strong>der</strong> se<strong>in</strong> Studium<br />

<strong>in</strong> Bonn absolvierte.


TITELTHEMA <strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />

Frühl<strong>in</strong>g<br />

Für Sebastian Ziegler die<br />

schönste <strong>Jahr</strong>eszeit, weil<br />

alles grünt und gedeiht<br />

CLEMENS COENEN<br />

Masch<strong>in</strong>en marsch<br />

FOTOS: PRIVAT, FENDT, TIMO JAWORR, BOBOLING/ISTOCK, K_THALHOFER/ISTOCK<br />

THERESA THIELE<br />

Schlaflose Nächte<br />

<strong>Das</strong> Frühjahr ist e<strong>in</strong>e Vorbereitungszeit.<br />

Bei den Bäumen werden Krebserkrankungen<br />

herausgefräst und neue Baumanlagen<br />

errichtet. „E<strong>in</strong>en wichtigen Teil <strong>der</strong> Arbeit<br />

nimmt von April bis <strong>in</strong> den Mai h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> die<br />

Beregnung e<strong>in</strong>“, sagt Theresa Thiele.<br />

„Nachts werden<br />

die Bäume mit<br />

Wasser aus <strong>der</strong> Elbe<br />

versorgt“<br />

Zu den Spätfrösten s<strong>in</strong>d die Bäume sehr<br />

empf<strong>in</strong>dlich und werden deshalb nachts<br />

mit Wasser aus <strong>der</strong> Elbe versorgt. <strong>Das</strong> ist<br />

e<strong>in</strong>e schlaflose Zeit, denn die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Regler und Pumpen müssen ständig<br />

kontrolliert werden. H<strong>in</strong>zu kommt das<br />

Ausbr<strong>in</strong>gen von Pflanzenschutz- und<br />

Düngemitteln. Dafür nutzt die Jungunternehmer<strong>in</strong><br />

die Prognoseprogramme ihrer<br />

Wetterstationen. „Sie helfen uns bei <strong>der</strong><br />

Bestimmung des Auftretens wichtiger<br />

Scha<strong>der</strong>reger, sodass wir die nächtliche<br />

Ausbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Pflanzenschutzmittel<br />

besser term<strong>in</strong>ieren können.“ Dabei testet<br />

Theresa Thiele verschiedene Maßnahmen,<br />

um die Autoimmunkräfte <strong>der</strong> Bäume zu<br />

aktivieren. „Ich habe mir zum Ziel gesetzt,<br />

den Pflanzenschutzmittelaufwand deutlich<br />

zu reduzieren o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

zu beschränken.“ Auch e<strong>in</strong>e Gründüngung<br />

wird im Frühjahr auf beiden Höfen e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />

„Dazu nutzen wir sogenannte<br />

effektive Mikroorganismen, EMs genannt.<br />

Sie lenken den Rotteprozess und verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong> ungünstiges Milieu im Boden,<br />

welches Krankheiten und Scha<strong>der</strong>reger<br />

anziehen würde.“<br />

Von Zuckerrüben, Kartoffeln bis<br />

Mais – ab Anfang März wird auf dem<br />

Coenen-Hof ausgesät. „Zuvor müssen<br />

wir den Boden für die Saat vorbereiten.<br />

<strong>Das</strong> ist sehr stressig, da wir vom Wetter<br />

abhängig s<strong>in</strong>d“, sagt <strong>der</strong> Junglandwirt. Im<br />

letzten <strong>Jahr</strong> hätten sie über vier Wochen<br />

lang kont<strong>in</strong>uierlich durcharbeiten können.<br />

„Aber <strong>in</strong> diesem <strong>Jahr</strong> gab es wegen des<br />

Regens viele Unterbrechungen.“ Für die<br />

Zucker rübensaat setzen sie e<strong>in</strong>e neun<br />

Meter breite Sämasch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>. „Damit<br />

können wir pro Tag 50 Hektar e<strong>in</strong>säen.<br />

Bei den Kartoffeln verwenden wir gleich<br />

vier Lege masch<strong>in</strong>en, um unser Pensum<br />

zu erreichen. Mit ihren drei Metern Breite<br />

legt jede Masch<strong>in</strong>e pro Tag 10 Hektar<br />

Kartoffeln.“<br />

SEBASTIAN ZIEGLER<br />

Wenn die Natur<br />

erwacht<br />

„Wenn die Natur wie<strong>der</strong> erwacht, <strong>der</strong> Regen<br />

kommt und alles zu wachsen beg<strong>in</strong>nt, das<br />

ist me<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gszeit im <strong>Jahr</strong>“, schwärmt<br />

<strong>der</strong> 27-jährige Baden-Württemberger. In<br />

diesen Monaten sät er Sommergerste und<br />

Mais aus. Er ebnet die Grünlandflächen, die<br />

im Mai das erste Mal geschnitten werden.<br />

Die Ernte wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Silo gebracht, wo das<br />

Gras vergärt, ruht und nach sechs Wochen<br />

als Futter <strong>in</strong> den Ställen verteilt werden kann.<br />

Bereits im März düngt Sebastian Ziegler das<br />

Grünland, damit es gut wächst. Dafür nutzt<br />

er die Gülle se<strong>in</strong>er eigenen Tiere.<br />

5


Sommer<br />

„Die Erntezeit zeigt, was die Obstbauern<br />

mit ihren Händen geschaffen<br />

haben“, freut sich Theresa Thiele<br />

THERESA THIELE<br />

Erntezeit ist die<br />

schönste Zeit<br />

Ob Erdbeeren, Kirschen o<strong>der</strong> Äpfel, ab Juni beg<strong>in</strong>nt<br />

die Erntezeit auf den beiden Obsthöfen. Bis Anfang<br />

November fahren die Fendt-Trecker als „Erntezüge“<br />

durch die Plantagen, sodass die Pflücker das Obst<br />

direkt <strong>in</strong> den Kisten ablegen können.<br />

Der Höhepunkt <strong>der</strong> Apfelernte ist im September und<br />

Oktober. Verkauft wird das Obst das ganze <strong>Jahr</strong> über.<br />

Beide Betriebe haben ihre Stammkundschaft, die aus<br />

Großmärkten o<strong>der</strong> Großhändlern besteht. „Me<strong>in</strong>e Familie<br />

betreibt außerdem seit vielen, vielen <strong>Jahr</strong>en Stände auf<br />

Wochenmärkten, wo wir unsere Waren direkt an den<br />

Endverbraucher verkaufen“, erläutert Theresa Thiele.<br />

CLEMENS COENEN<br />

Leichter Boden braucht viel Wasser<br />

Dünger und Wasser, das s<strong>in</strong>d die beiden<br />

Komponenten, die die Pflanzen benötigen,<br />

bevor sie geerntet werden.<br />

„Als Erstes werden bei uns die Hülsenfrüchte<br />

geerntet. Mitte Juni geht es<br />

dann mit dem Getreide los“, erklärt <strong>der</strong><br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfale. Dieses wird bis Mitte<br />

August mit dem Mähdrescher geerntet.<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> <strong>Land</strong>masch<strong>in</strong>e: Der Mähdrescher<br />

erkennt, wie viel Getreide er an<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Flächenabschnitten erntet,<br />

und speichert die Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Applikationskarte. „Dadurch wissen wir,<br />

welche Feldabschnitte beson<strong>der</strong>s ertragreich<br />

und fruchtbar s<strong>in</strong>d und welche<br />

nicht“, sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt. „<strong>Das</strong> hilft uns,<br />

die Bearbeitungsmaßnahmen präziser<br />

festzulegen. Im nächsten <strong>Jahr</strong> wollen<br />

wir verstärkt mit den Applikationskarten<br />

arbeiten“, so Coenen.<br />

Im Juni startet die Kartoffelernte.<br />

„Je nach Sorte ernten wir die Knollen<br />

bis Mitte November. Für die Pommes-<br />

Kartoffeln bauen wir die Sorten ‘Zorba’<br />

und ‘Fontane’ an. Diese werden von<br />

August bis Oktober masch<strong>in</strong>ell geerntet.“<br />

SEBASTIAN ZIEGLER<br />

Jetzt wird’s stressig<br />

Gleich zweimal <strong>in</strong> dieser <strong>Jahr</strong>eszeit mäht Sebastian Ziegler se<strong>in</strong><br />

Grünland. <strong>Das</strong> erste Mal Ende Juni, dann Mitte/Ende August e<strong>in</strong><br />

weiteres Mal. „Dann wird es stressig, weil gleichzeitig die komplette<br />

Getreideernte ansteht“, erklärt <strong>der</strong> Baden-Württemberger.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Mähdrescher se<strong>in</strong>e Arbeit geleistet hat, bearbeitet Ziegler<br />

se<strong>in</strong>e Böden und sät Zwischenfrüchte wie Phacelia,<br />

Le<strong>in</strong>, Wicken und Erbsen. „Mit ihnen wird es bunt auf den Äckern.<br />

Die Zwischenfrüchte b<strong>in</strong>den Stickstoff und sorgen dafür, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Erosionen auftreten o<strong>der</strong> die Erde austrocknet.“ Zwischen<br />

den Grünlandschnitten muss <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt noch düngen, damit<br />

die Folgepflanzen optimal versorgt s<strong>in</strong>d.<br />

6


TITELTHEMA <strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />

Viele Kulturpflanzen<br />

und Früchte müssen<br />

jetzt geerntet werden<br />

Herbst<br />

THERESA THIELE<br />

Wenn die Äpfel <strong>in</strong> den Tiefschlaf fallen<br />

Nachdem die Apfelernte e<strong>in</strong>gebracht ist,<br />

werden diese <strong>in</strong> sogenannte CA-Lager<br />

gebracht. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d luftdichte Kühlräume,<br />

<strong>in</strong> denen die Äpfel atmen können. „E<strong>in</strong>en<br />

Apfel muss man sich wie e<strong>in</strong>en Igel<br />

vorstellen. Wenn <strong>der</strong> Sauerstoffgehalt<br />

im Lager abnimmt, fallen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art<br />

Tiefschlaf und altern langsamer“, erzählt<br />

Theresa Thiele. Gänzlich ohne Sauerstoff<br />

geht es aber auch nicht. „In dem Fall<br />

würde die Gärung e<strong>in</strong>setzen, und unser<br />

ganzer Ertrag wäre verdorben.“ Damit<br />

dies nicht geschieht, hat <strong>der</strong> Betrieb <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e automatische, sehr präzise Messe<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>in</strong>vestiert. „Jede Sorte hat an<strong>der</strong>e<br />

Ansprüche an Temperatur und Luftzusammensetzung.<br />

Deshalb können wir<br />

die verschiedenen Apfelsorten nicht alle<br />

geme<strong>in</strong>sam lagern. Ganz empf<strong>in</strong>dlich s<strong>in</strong>d<br />

zum Beispiel <strong>der</strong> Braeburn und <strong>der</strong> Kanzi.“<br />

Zweimal am Tag wird die Messtechnik<br />

kontrolliert und e<strong>in</strong>mal wöchentlich neu<br />

kalibriert. „Wir haben <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e<br />

Lagermenge von rund 3000 Großkisten<br />

voller Obst. Da darf nichts schiefgehen,<br />

sonst verlieren wir unsere ganze Ernte.“<br />

FOTOS: PRIVAT, FENDT, TIMO JAWORR, SCHULZIE/ISTOCK<br />

SEBASTIAN ZIEGLER<br />

So kriegen wir<br />

unsere Tiere satt<br />

Je nach Wetterlage wird das Grünland<br />

e<strong>in</strong> viertes Mal gemäht und die Ernte <strong>in</strong>s<br />

Silo gebracht. Dorth<strong>in</strong> kommt auch <strong>der</strong><br />

Mais, <strong>der</strong> Ende September geerntet wird.<br />

„Anschließend bearbeite ich die Fel<strong>der</strong><br />

und säe die W<strong>in</strong>terkulturen wie Weizen und<br />

Gerste aus.“ Damit sich die Grünlandflächen<br />

<strong>in</strong> den folgenden Monaten erholen können,<br />

erhalten sie nochmals organischen Dünger.<br />

„Dadurch werden die Wiesen wie<strong>der</strong> schön<br />

grün und saftig“, so Ziegler.<br />

Grundsätzlich vertrocknen ihm e<strong>in</strong>mal im<br />

<strong>Jahr</strong> die Wiesen, weil zu wenig Nie<strong>der</strong>schlag<br />

fällt. „Deshalb benötigen wir so große<br />

Flächen an Grünland: Damit wir unsere Tiere<br />

auch wirklich immer satt kriegen.“<br />

„Wir tauschen auch<br />

immer wie<strong>der</strong> die Fel<strong>der</strong> mit<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Land</strong>wirten“<br />

CLEMENS COENEN<br />

Pflanzenvielfalt<br />

Im Herbst beg<strong>in</strong>nt die Maisernte, das<br />

Erntegut verkauft <strong>der</strong> Betrieb an Milchviehbetriebe<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung. „Wir tauschen<br />

auch immer wie<strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Land</strong>wirten, damit wir e<strong>in</strong>e maximale Pflanzenvielfalt<br />

erreichen und auf diese Weise die<br />

Bodenqualität verbessern“, erzählt Clemens<br />

Coenen. Se<strong>in</strong> Betrieb baut sechs bis<br />

sieben verschiedene Pflanzenkulturen an.<br />

„Dadurch wie<strong>der</strong>holt sich nur alle fünf <strong>Jahr</strong>e<br />

e<strong>in</strong>e Kultur auf e<strong>in</strong>em Feld. Wenn wir die<br />

Fel<strong>der</strong> zusätzlich noch tauschen, steigern<br />

wir den Nährstoffreichtum im Boden.“<br />

7


TITELTHEMA <strong>Land</strong>wirtschaftsjahr<br />

W<strong>in</strong>ter<br />

Langsam<br />

kehrt Ruhe e<strong>in</strong>.<br />

Zeit, um die <strong>Land</strong>masch<strong>in</strong>en zu<br />

warten, so Clemens Coenen<br />

CLEMENS COENEN<br />

Reparaturen und Masch<strong>in</strong>enpflege<br />

Die ruhigste Zeit im <strong>Jahr</strong> ist für die Coenens <strong>der</strong> W<strong>in</strong>ter. „Diese Monate<br />

nutzen wir, um unseren Masch<strong>in</strong>enpark zu pflegen, Reparaturen auszuführen<br />

und die Kartoffelaussaat vorzubereiten.“ Denn Coenens lassen ihre<br />

Kartoffeln <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Kisten vorkeimen, damit sie später auf den Fel<strong>der</strong>n<br />

schneller wachsen und früher an die Kunden ausgeliefert werden können.<br />

„Gleichzeitig bereiten wir die Böden vor, sobald die Fel<strong>der</strong> gut befahrbar<br />

s<strong>in</strong>d. Dadurch können wir früher aussäen.“ Auch die Vorverträge fürs<br />

Ge treide und die Kartoffeln werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> kalten <strong>Jahr</strong>eszeit mit Genossenschaften<br />

und Pommes-Fabriken abgeschlossen.<br />

THERESA THIELE<br />

Endlich Ferien<br />

Nachdem die Bäume ihre Blätter verloren haben,<br />

beg<strong>in</strong>nt im Dezember <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terschnitt. Per Hand<br />

natürlich und jedes <strong>Jahr</strong> aufs Neue. Bis die rund<br />

150 000 Bäume fertig beschnitten s<strong>in</strong>d, ist es fast<br />

schon wie<strong>der</strong> Mai. „E<strong>in</strong>e Apfelanlage wird ungefähr<br />

20 <strong>Jahr</strong>e alt, dann muss sie erneuert werden. Auf<br />

dem Biohof sogar etwas früher“, sagt die Gärtnermeister<strong>in</strong>.<br />

Die Arbeiten dafür starten, wenn sich<br />

<strong>der</strong> Boden langsam wie<strong>der</strong> erwärmt, also meistens<br />

ab April. Am Ende bleibt sogar noch etwas Zeit<br />

für e<strong>in</strong>en Urlaub. „Dann fahren me<strong>in</strong> Mann und ich<br />

am liebsten <strong>in</strong> die Sonne, weil wir den Sommer<br />

bei uns durcharbeiten.“<br />

SEBASTIAN ZIEGLER<br />

Tiere müssen täglich<br />

versorgt werden<br />

In den kalten Monaten passiert nicht mehr<br />

viel auf den Fel<strong>der</strong>n und Wiesen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schwäbischen Alb. „<strong>Das</strong> Gras benötigt Wärme,<br />

um zu wachsen. <strong>Das</strong> gilt auch für an<strong>der</strong>e<br />

Kulturen wie Mais o<strong>der</strong> Getreide. Da es bei<br />

uns aber kälter ist als auf dem flachen <strong>Land</strong>,<br />

müssen wir uns hier e<strong>in</strong> bisschen gedulden.“<br />

Stattdessen stehen im W<strong>in</strong>ter Wartungsund<br />

Reparaturarbeiten an oberster Stelle. In<br />

den Ställen h<strong>in</strong>gegen gilt auch jetzt: Die Tiere<br />

wollen versorgt werden, egal, wie warm<br />

o<strong>der</strong> kalt es draußen ist. Urlaub machen die<br />

Zieglers aber trotzdem. „Wenn wir jemanden<br />

organisiert haben, <strong>der</strong> unsere Tiere versorgt,<br />

dann können wir Anfang Juni frei machen<br />

o<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Maisernte Mitte September.“<br />

8


Innovation<br />

INNERHALB VON 45 MINUTEN<br />

VON 20 AUF 80 PROZENT<br />

Aufladen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Mittagspause<br />

<strong>Land</strong>technikhersteller Fendt br<strong>in</strong>gt den ersten vollelektrischen<br />

Traktor auf den Markt. Darüber sprachen wir mit dem Geschäftsführer<br />

für Forschung und Entwicklung Walter Wagner<br />

FOTOS: PRIVAT, FENDT, TIMO JAWORR<br />

Wor<strong>in</strong> unterscheiden sich E-Autos<br />

von E-Traktoren?<br />

Sie unterscheiden sich grundsätzlich<br />

sehr stark <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nutzung. Im Gegensatz<br />

zu Pkws fahren Traktoren nicht nur auf<br />

<strong>der</strong> Straße. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster Regel Zugmasch<strong>in</strong>en<br />

für Pflüge o<strong>der</strong> Anhänger<br />

und treiben Arbeitsgeräte wie Heuwen<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> Mähwerke an. Deshalb müssen<br />

die Hochvoltkomponenten auf sehr hohe<br />

Lasten und Lastspitzen ausgelegt werden<br />

und gleichzeitig äußerst robust se<strong>in</strong>, um<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>es landwirtschaftlichen<br />

E<strong>in</strong>satzes auf unbefestigtem Grund<br />

gerecht zu werden.<br />

Wo liegen die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es E-Traktors?<br />

Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung ist es, e<strong>in</strong><br />

Gesamtpaket aus Größe und Gewicht<br />

des Energiespeichers und <strong>der</strong> verfügbaren<br />

Leistung e<strong>in</strong>es E-Traktors zu konstruieren.<br />

Trotz <strong>der</strong> Batterie soll <strong>der</strong> Traktor<br />

nicht schwerer o<strong>der</strong> größer se<strong>in</strong> als e<strong>in</strong><br />

vergleichbares Modell mit Dieselmotor.<br />

Deshalb haben wir e<strong>in</strong>en kompakten<br />

Traktor mit 75 PS (55 kW) Leistung entwickelt.<br />

Hier passt das Gesamtpaket. Bei<br />

e<strong>in</strong>em Großtraktor wäre alle<strong>in</strong> die Batterie<br />

so groß wie e<strong>in</strong> Güterwaggon. <strong>Das</strong><br />

passt nicht.<br />

Für welche Betriebe und E<strong>in</strong>sätze eignet<br />

sich <strong>der</strong> E-Trecker?<br />

Der Fendt e100 Vario erledigt alle gängigen<br />

Arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft – und<br />

das CO 2<br />

-neutral. Durch se<strong>in</strong>e kompakten<br />

Maße wird er vor allem im We<strong>in</strong>- und<br />

Obstbau sowie <strong>in</strong> Kommunen, beispielsweise<br />

im W<strong>in</strong>terdienst, e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />

Batteriekapazität von 100 kW/h bietet<br />

e<strong>in</strong>e Betriebszeit von 4 bis 7 Stunden.<br />

Zu wenig Reichweite, kaum Ladestationen,<br />

lange Aufladezeiten: Bei Kraftfahrzeugen<br />

s<strong>in</strong>d nicht alle Autofahrer von <strong>der</strong> E-Mobilität<br />

überzeugt. Mit welchen Vorteilen<br />

wollen Sie die <strong>Land</strong>wirtschaft vom E<strong>in</strong>satz<br />

Ihres E-Traktors überzeugen?<br />

Der CO 2<br />

-Abdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

wird für viele Verbraucher, aber genauso<br />

für die <strong>Land</strong>wirte immer wichtiger. In<br />

<strong>der</strong> Praxis heißt das: Wie viel CO 2<br />

stoße<br />

ich beispielsweise während <strong>der</strong> Ernte aus,<br />

und wie kann ich diesen Wert reduzieren?<br />

Wir wollen Betrieben e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e<br />

anbieten, die ihren CO 2<br />

-Footpr<strong>in</strong>t senkt,<br />

damit sie zu e<strong>in</strong>er nachhaltigeren <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

beitragen können. Unser Fendt<br />

e100 Vario funktioniert sehr ähnlich wie<br />

e<strong>in</strong> Traktor mit Verbrennermotor. Er hat<br />

vergleichbare Maße, erledigt die gleichen<br />

Aufgaben und bietet die gleichen<br />

Anschlüsse für Arbeitsgeräte. <strong>Das</strong> heißt,<br />

die Betriebe können ihre bestehenden<br />

Geräte problemlos weiter nutzen. Außerdem<br />

lässt sich <strong>der</strong> elektrisch angetriebene<br />

Traktor noch fe<strong>in</strong>fühliger steuern.<br />

„Wir wollen Betriebe dabei<br />

unterstützen, ihren CO 2<br />

-<br />

Abdruck zu reduzieren, und<br />

so zu e<strong>in</strong>er nachhaltigeren<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft beitragen“<br />

Und wie sieht es mit dem Laden aus?<br />

Viele landwirtschaftliche Betriebe haben<br />

Photovoltaikanlagen o<strong>der</strong> Biogasanlagen.<br />

Sie produzieren also selbst grünen Strom,<br />

den sie zum Aufladen verwenden können.<br />

Beim Schnellladen kann die Batterie <strong>in</strong>nerhalb<br />

von 45 M<strong>in</strong>uten von 20 auf 80<br />

Prozent geladen werden – da reicht also<br />

auch e<strong>in</strong>e Mittagspause. So gesehen werden<br />

<strong>der</strong> Fahrer und <strong>der</strong> Traktor mittags<br />

mit Energie versorgt (lacht).<br />

In Zukunft sollen auf Deutschlands Straßen<br />

viele E-Autos fahren. Wird das auch<br />

auf dem Acker irgendwann <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>?<br />

Traktoren s<strong>in</strong>d das „Zugpferd“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Land</strong>wirtschaft und arbeiten immer im<br />

Gespann mit e<strong>in</strong>em Arbeitsgerät. Der<br />

Leistungsbedarf hängt stark vom E<strong>in</strong>satzgebiet<br />

ab. Heutige Batterien haben e<strong>in</strong>e<br />

vergleichsweise niedrige Leistungs- und<br />

Energiedichte und s<strong>in</strong>d daher nicht für<br />

den hohen Leistungsbereich geeignet, den<br />

man beispielsweise beim Pflügen braucht.<br />

Deshalb sehen wir e<strong>in</strong>e Vielfalt aus unterschiedlichen<br />

Antriebskonzepten. Im unteren<br />

Leistungssegment s<strong>in</strong>d Batterien<br />

e<strong>in</strong>e gute Alternative zum Diesel, aktuell<br />

bis etwa 100 PS. Im mittleren Leistungssegment<br />

von 150 bis 250 PS untersuchen<br />

wir gerade <strong>in</strong> dem Projekt H2Agrar den<br />

Wirkungsgrad von Wasserstoff <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit e<strong>in</strong>er Brennstoffzelle. Hier<br />

wäre e<strong>in</strong>e Batterie schon zu schwer und<br />

zu groß für den Traktor. Im hohen Leistungsbereich<br />

sehen wir alternative Kraftstoffe<br />

wie Biodiesel, also HVO. Auch daran<br />

forschen wir <strong>in</strong>tensiv.<br />

9


Hilfe<br />

aus <strong>der</strong><br />

Luft<br />

Wie Drohnen die Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflanzenzucht beschleunigen und für<br />

hochwertiges und angepasstes Saatgut sorgen<br />

Schneller, effizienter,<br />

präziser Drohnen unterstützen<br />

dabei, die äußeren<br />

Merkmale von Pflanzen<br />

zu erkennen<br />

Wunschgerecht?<br />

Auf den Rapsfel<strong>der</strong>n auf<br />

Fehmarn wird mit <strong>der</strong><br />

Drohne geprüft, ob die<br />

Wuchshöhe den Wünschen<br />

<strong>der</strong> Züchter entspricht<br />

Genaue Analyse<br />

Am Computer werden die Informationen,<br />

die mithilfe <strong>der</strong><br />

Drohne gesammelt wurden,<br />

ausgewertet<br />

10<br />

Abgehoben<br />

Diese Hightech-Drohne<br />

zu steuern bedarf e<strong>in</strong>er<br />

Schulung und e<strong>in</strong>er Prüfung


Innovation<br />

FOTOS: KWS<br />

Als sich Dr. Dirk Wiechers auf<br />

den Weg nach Fehmarn macht,<br />

hat er se<strong>in</strong>e detailliert ausgearbeiteten<br />

Flugpläne mit im<br />

Gepäck. Der Gartenbauwissenschaftler<br />

aus dem nie<strong>der</strong>sächsischen E<strong>in</strong>beck<br />

will auf <strong>der</strong> Ostsee<strong>in</strong>sel prüfen, ob <strong>der</strong><br />

auf den Versuchsfel<strong>der</strong>n des Saatgutherstellers<br />

KWS angebaute Raps genau<br />

so wächst wie geplant. Nachdem er se<strong>in</strong><br />

Ziel erreicht hat, baut er se<strong>in</strong>e Ausrüstung<br />

am Acker auf und holt die mehrere<br />

10000 Euro teure Drohne aus dem Auto.<br />

Kurze Zeit später fangen die vier<br />

Rotoren des Fluggeräts an, sich immer<br />

schneller zu drehen. Die Drohne steigt<br />

<strong>in</strong> die Luft auf und beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> 25 Meter<br />

Höhe, präzise Bahnen über den Parzellen<br />

mit dem Raps zu ziehen. Mehrere Sensoren<br />

können an <strong>der</strong> Drohne angebracht<br />

werden, damit jede Pflanze erfasst werden<br />

kann. Dazu erstellen die Kameras<br />

Bil<strong>der</strong> im Sekundentakt. Sogar die GPS-<br />

Daten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Pflanzen werden<br />

akribisch gespeichert.<br />

Währenddessen steht Dirk Wiechers<br />

am Feldrand. Angestrengt blickt er erst<br />

<strong>in</strong> den Himmel. Dann beobachtet er die<br />

nähere Umgebung. Er ist hoch konzentriert.<br />

Immerh<strong>in</strong> trägt er nicht nur die<br />

Verantwortung für das wertvolle Flugobjekt.<br />

Er muss auch sicher se<strong>in</strong>, dass<br />

ke<strong>in</strong> Hubschrauber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe fliegt<br />

o<strong>der</strong> plötzlich Passanten auftauchen.<br />

Tausende von Informationen<br />

<strong>in</strong> wenigen M<strong>in</strong>uten<br />

Nach rund e<strong>in</strong>er halben Stunde hat er<br />

mit <strong>der</strong> Drohne fast 1000 Parzellen überflogen<br />

und landet das Fluggerät wie<strong>der</strong>.<br />

Danach entnimmt <strong>der</strong> Drohnenpilot die<br />

Speicherkarte. Mit den darauf gesammelten<br />

Informationen ist es später möglich,<br />

das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild e<strong>in</strong>er<br />

Pflanze zu analysieren, die sogenannte<br />

Phänotypisierung.<br />

Pflanzenzüchtung ist e<strong>in</strong>e langwierige<br />

und sehr aufwendige Arbeit. Bis beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>e neue Rapssorte <strong>in</strong> den<br />

Verkauf geht, dauert es durchschnittlich<br />

zehn <strong>Jahr</strong>e. Um die Auswahlverfahren<br />

<strong>der</strong> Züchter zu beschleunigen und die<br />

Qualität des Saatguts zu verbessern,<br />

analysieren Dirk Wiechers und se<strong>in</strong>e<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen mithilfe e<strong>in</strong>er<br />

smarten Auswertungssoftware die nötigen<br />

Informationen: Ob und wie hoch<br />

Je mehr Merkmale das Analystenteam erfassen<br />

kann, desto leichter und schneller fällt es anschließend<br />

den Pflanzenzüchtern, e<strong>in</strong>e Entscheidung über<br />

die aussichtsreichsten Sortenkandidaten zu treffen<br />

die ausgesäten Pflanzen gewachsen s<strong>in</strong>d,<br />

wie sich ihr Blattwerk entwickelt o<strong>der</strong> ob<br />

sie Anzeichen für Krankheiten wie Pilzbefall<br />

o<strong>der</strong> trockene Bereiche aufweisen.<br />

Dabei setzt das digitale Programm Hun<strong>der</strong>te<br />

Fotos zu e<strong>in</strong>er Gesamtaufnahme<br />

zusammen. Über den virtuellen Acker am<br />

Bildschirm spannen sich fe<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong><br />

Grün, Rot und Blau. <strong>Das</strong> Team diskutiert<br />

die Daten geme<strong>in</strong>sam: Wie ist die mittlere<br />

Blattfärbung? Wie viel Fläche nehmen<br />

die Pflanzen e<strong>in</strong>? Und was bedeutet<br />

das für die weitere Züchtung? Je mehr<br />

Merkmale das Analystenteam erfassen<br />

kann, desto leichter und schneller fällt<br />

es anschließend den Pflanzenzüchtern,<br />

e<strong>in</strong>e Entscheidung über die aussichtsreichsten<br />

Sortenkandidaten zu treffen.<br />

Künstliche Intelligenz soll<br />

zukünftig Bil<strong>der</strong> analysieren<br />

Mit den neu gewonnenen Erkenntnissen<br />

füttern die Spezialisten von KWS die<br />

Datenbanken ihrer Rechner. Ihr Ziel ist<br />

nicht nur, e<strong>in</strong> besseres Selektierungsverfahren<br />

unter E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Drohnen<br />

zu entwickeln. Sie erstellen auch e<strong>in</strong><br />

Programm, das mithilfe künstlicher<br />

Intelligenz e<strong>in</strong>es Tages die Analyse <strong>der</strong><br />

Pflanzenbil<strong>der</strong> fast automatisch betreiben<br />

könnte.<br />

Schon vor Hun<strong>der</strong>ten <strong>Jahr</strong>en haben<br />

Menschen die Eigenschaften von Pflanzen<br />

unter die Lupe genommen, um herauszuf<strong>in</strong>den,<br />

welche Sorte zum Beispiel<br />

Krankheiten beson<strong>der</strong>s gut trotzt. Diese<br />

Beobachtungen wurden später systematisiert.<br />

Pflanzenzüchter nehmen die<br />

Bonitur, also die Beurteilung und Erhebung<br />

von Merkmalen bei Pflanzen im<br />

landwirtschaftlichen Versuchswesen,<br />

<strong>in</strong> akribischer Kle<strong>in</strong>arbeit vor. Dafür<br />

müssen sie tagelang die Versuchsfel<strong>der</strong><br />

ablaufen, um mit bloßem Auge und viel<br />

Sachverstand die e<strong>in</strong>zelnen Merkmale<br />

e<strong>in</strong>er Pflanze zu erfassen. Die Ergebnisse<br />

s<strong>in</strong>d jedoch immer etwas subjektiv geprägt,<br />

denn jedes Expertenauge erkennt<br />

an<strong>der</strong>e Details.<br />

Für ihre Begutachtung erhalten die<br />

Züchter jetzt <strong>in</strong>novative Hilfe aus <strong>der</strong><br />

Luft. Die Drohnenaufnahmen ermöglichen<br />

viel genauere und schneller verfügbare<br />

Analyseergebnisse. Welches<br />

Saatgut am Ende weiterentwickelt wird,<br />

entscheiden natürlich immer noch die<br />

Pflanzenzüchter, jedoch anhand e<strong>in</strong>er<br />

weit exakteren <strong>Wissen</strong>sgrundlage – und<br />

mit beschleunigten Abläufen.<br />

Denn Zeit e<strong>in</strong>zusparen ist <strong>in</strong> Anbetracht<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

unerlässlich. Alle<strong>in</strong><br />

die verschärfte Düngeverordnung beispielsweise<br />

sieht <strong>in</strong> vielen Regionen die<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Stickstoffdüngung<br />

um weitere 20 Prozent vor. Diese Vorgaben<br />

stellen die Pflanzenzüchter vor<br />

die Aufgabe, hochwertiges Saatgut zu<br />

entwickeln, das die gleichen Erträge wie<br />

bisher bei gleichzeitig ger<strong>in</strong>gerer Menge<br />

an Stickstoffdüngung o<strong>der</strong> auch weniger<br />

E<strong>in</strong>satz von Pflanzenschutzmitteln möglich<br />

macht. <br />

Drohnen experten<br />

Dr. Dirk Wiechers betreut bei KWS<br />

unter an<strong>der</strong>em Sortenversuche für<br />

Mais, Sonnenblumen und Raps.<br />

Für die Zukunft wünscht er sich<br />

e<strong>in</strong>e bodenbasierte Robotik, mit <strong>der</strong><br />

Bestand und Zustand von bis zu<br />

3,5 Meter hohen Maispflanzen auch<br />

vom Boden aus betrachtet werden<br />

könnten, um exklusive Daten <strong>der</strong><br />

Pflanzen zu erhalten.<br />

Ludmilla Dahl ist Pflanzenzüchter<strong>in</strong><br />

und auf Zuckerrüben spezialisiert.<br />

Die Agrarbiolog<strong>in</strong> hofft auf e<strong>in</strong>e Technologie,<br />

die künftig den Zuckergehalt<br />

von Zuckerrüben bereits im Feld<br />

messen kann.<br />

11


Lebensmittelversorgung<br />

Sie s<strong>in</strong>d OVID-Präsident<strong>in</strong> und Vorsitzende<br />

des Vorstands <strong>der</strong> ADM Hamburg<br />

Aktiengesellschaft. Welche Aufgaben<br />

haben Sie zu erfüllen?<br />

Die Aufgaben e<strong>in</strong>er Vorstandsvorsitzenden<br />

s<strong>in</strong>d weitgehend im deutschen<br />

Aktienrecht geregelt. Als OVID-Präsident<strong>in</strong><br />

vertrete ich die ölsaatenverarbeitende<br />

und pflanzenölraff<strong>in</strong>ierende<br />

Industrie <strong>in</strong> Deutschland. Dabei<br />

erklären wir unsere Arbeit, beziehen zu<br />

aktuellen politischen Themen Stellung<br />

und liefern H<strong>in</strong>tergrundwissen sowie<br />

Zahlen und Fakten. H<strong>in</strong>zu kommt bei<br />

ADM, dem Archer Daniels Midland<br />

Industriekonzern, die Umsetzung <strong>der</strong><br />

globalen Konzernstrategie und das<br />

Erreichen <strong>der</strong> Ziele. Unsere Standorte<br />

<strong>in</strong> Deutschland leisten ihren Beitrag <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em weltweit tätigen amerikanischen<br />

Unternehmen, das unter an<strong>der</strong>em<br />

Futtermittel, Getreide, Ölsaaten und<br />

Pflanzenöle handelt, umschlägt, transportiert<br />

und verarbeitet.<br />

Wegen des Ukra<strong>in</strong>e-Kriegs kam es<br />

beim Sonnenblumenöl zu Engpässen.<br />

Müssen wir wie<strong>der</strong> mit so e<strong>in</strong>er<br />

Situation rechnen?<br />

Deutschland deckt se<strong>in</strong>en Bedarf an<br />

Sonnenblumenöl bis auf ger<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>stellige<br />

Prozentanteile über Importe.<br />

Unmittelbar nach Kriegsausbruch<br />

kamen im vergangenen <strong>Jahr</strong> die ukra<strong>in</strong>ischen<br />

Ölsaaten-Exporte nahezu zum<br />

Erliegen, was nach schlechten Ernten<br />

<strong>der</strong> Vorjahre und <strong>der</strong> Coronapandemie<br />

zu kurzfristigen Engpässen von Speiseölen<br />

<strong>in</strong> Deutschland geführt hat und<br />

schnell behoben werden konnte. 2022<br />

haben die deutschen <strong>Land</strong>wirte den<br />

Anbau von Sonnenblumen im Vergleich<br />

zum Vorjahr nahezu verdoppelt und<br />

auch den Rapsanbau deutlich ausgeweitet.<br />

ADM spielt e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> globalen Lebensmittelversorgung.<br />

Unser Schwerpunkt liegt<br />

auf <strong>der</strong> Deckung des globalen Ernährungsbedarfs,<br />

um sicherzustellen, dass<br />

die Lebensmittel zu den Menschen<br />

gelangen, die sie benötigen.<br />

Was s<strong>in</strong>d die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die Sie <strong>der</strong>zeit beschäftigen?<br />

Zu den wichtigsten Themen gehören<br />

die weltweit sichere Versorgung mit<br />

Nahrungsmitteln sowie Nachhaltigkeit.<br />

Nachhaltigkeit ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Weltgeme<strong>in</strong>schaft. Wir<br />

bei ADM arbeiten <strong>in</strong>tensiv an nachhaltigen<br />

Wertschöpfungsketten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Land</strong>wirtschaft. Um Ihnen e<strong>in</strong> seit<br />

<strong>Jahr</strong>en erfolgreich etabliertes Beispiel<br />

zu geben: Die Wertschöpfungskette<br />

<strong>der</strong> Biokraftstoffe ist, angefangen beim<br />

landwirtschaftlichen Betrieb über die<br />

Verarbeitung bis an die Zapfsäule, unabhängig<br />

und nachhaltig zertifiziert.<br />

Je<strong>der</strong> Liter Diesel enthält zum Teil auch<br />

Biodiesel, B7, was hilft, den Ausstoß an<br />

Treibhausgasen im Verkehr deutlich zu<br />

verr<strong>in</strong>gern. Alle<strong>in</strong> Biokraftstoffe sparen<br />

<strong>in</strong> Deutschland jedes <strong>Jahr</strong> bis zu 12 Millionen<br />

Tonnen CO 2<br />

auf <strong>der</strong> Straße e<strong>in</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> Herstellung von Biodiesel darf<br />

man natürlich nicht vergessen, dass<br />

gleichzeitig auch viel Honig während<br />

<strong>der</strong> Rapsblüte von unzähligen Bienen<br />

gesammelt wird und große Mengen an<br />

hochwertigem Futtermittel für R<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

Schwe<strong>in</strong>e und Hühner anfallen. Die<br />

Tiere wie<strong>der</strong>um liefern für uns alle<br />

Milch, auch für Joghurt, Quark und<br />

Butter, Eier und Fleisch.<br />

Wie kann es uns gel<strong>in</strong>gen, für die<br />

steigende Bevölkerung Lebensmittel<br />

zu produzieren?<br />

In den nächsten zehn <strong>Jahr</strong>en müssen<br />

wir den Welthandel mit den wichtigsten<br />

Lebens- und Futtermitteln wie<br />

Mais, Weizen, Soja und Sojaschrot um<br />

130 Millionen Tonnen steigern. <strong>Das</strong> ist<br />

e<strong>in</strong> Fünftel mehr als heute. Deshalb<br />

müssen wir offen gegenüber Innovationen<br />

und neuen Züchtungstechniken<br />

se<strong>in</strong>. Die Prote<strong>in</strong>versorgung, auch mit<br />

alternativen Prote<strong>in</strong>en, wird entscheidend<br />

se<strong>in</strong>, um die Bedürfnisse e<strong>in</strong>er<br />

„Nachhaltigkeit ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Weltgeme<strong>in</strong>schaft“<br />

12


„Ich habe <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

von <strong>der</strong> Pike auf gelernt“<br />

Jaana Kle<strong>in</strong>schmit von Lengefeld gehört zu den<br />

Top-Manager<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agrarbranche.<br />

Hier spricht sie über ihre K<strong>in</strong>dheit auf dem Bauernhof<br />

und die Herausfor<strong>der</strong>ungen auf dem Lebensmittelmarkt<br />

FOTO: OVID<br />

wachsenden Weltbevölkerung nachhaltig<br />

zu erfüllen. Außerdem brauchen<br />

wir e<strong>in</strong>e höhere Flächeneffizienz mit<br />

nachhal tigen Produktionsmethoden.<br />

Welchen persönlichen Bezug haben Sie<br />

zur <strong>Land</strong>wirtschaft?<br />

E<strong>in</strong>en großen. Ich habe die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

von <strong>der</strong> Pike auf gelernt. Ich<br />

habe auf dem elterlichen Hof und e<strong>in</strong><br />

<strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde auf e<strong>in</strong>em landwirtschaftlichen<br />

Betrieb me<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

gemacht. Von kle<strong>in</strong> auf habe ich auf<br />

dem Hof mit Ackerbau und Tierhaltung<br />

mitgearbeitet. Wir haben alles<br />

gelernt zur Bestellung <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong>, das<br />

Gesun<strong>der</strong>halten von Getreide, die<br />

Erntetechnik bis h<strong>in</strong> zur Re<strong>in</strong>igung und<br />

Trocknung sowie das Bedienen <strong>der</strong> Anlagen<br />

dafür. Die Mutterkuhhaltung mit<br />

Deutsch-Angus-Herden war beson<strong>der</strong>s<br />

schön und das Fleisch ausgezeichnet –<br />

das habe ich alles selbst erlebt. Nach<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Ausbildung<br />

habe ich <strong>Land</strong>wirtschaft an <strong>der</strong> Uni<br />

Hohenheim studiert und e<strong>in</strong>en Master<br />

of Science <strong>in</strong> Ressourcen-Ökonomie <strong>in</strong><br />

den USA abgeschlossen.<br />

„Der Welthandel mit den wichtigsten<br />

Lebens- und Futtermitteln muss um<br />

130 Millionen Tonnen gesteigert werden“<br />

Haben Sie als Frau mit Vorurteilen<br />

zu kämpfen?<br />

Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> den 60er-<strong>Jahr</strong>en geboren,<br />

me<strong>in</strong>e Generation ist grundsätzlich<br />

mit dem Thema Emanzipation groß<br />

geworden. Trotzdem war uns bewusst,<br />

dass wir Frauen vielfach mehr leisten<br />

mussten, um erfolgreich zu se<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sollte man auch nicht alles auf<br />

die Goldwaage legen. Letztlich zählen<br />

die Ergebnisse, das gilt für jeden, egal<br />

welchen Geschlechts. Übrigens arbeiten<br />

wir bei ADM <strong>in</strong>tensiv daran, e<strong>in</strong><br />

ausgeglichenes Geschlechterverhältnis<br />

auf allen Führungsebenen bis 2<strong>03</strong>0 zu<br />

erreichen. <strong>Das</strong> Ziel gilt global, auch <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

Sie s<strong>in</strong>d nicht nur Manager<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

auch e<strong>in</strong>e Verbraucher<strong>in</strong>. Was wünschen<br />

Sie sich als Kund<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Supermarkts?<br />

Als Verbraucher<strong>in</strong> b<strong>in</strong> ich überzeugt<br />

von den gesündesten und qualitativ<br />

hochwertigsten Lebensmitteln, die<br />

ich jeden Tag <strong>in</strong> großer Vielfalt und<br />

Frische im Supermarkt zur Auswahl<br />

habe. <strong>Das</strong> ist toll! Dabei orientiere<br />

ich mich an <strong>der</strong> guten alten Nährwertdeklaration,<br />

die seit <strong>Jahr</strong>en nahezu<br />

auf je<strong>der</strong> Verpackung zu f<strong>in</strong>den ist<br />

und die wesentlichen Inhaltsstoffe<br />

des Lebensmittels e<strong>in</strong>fach und verständlich<br />

<strong>in</strong> ihren Anteilen auflistet.<br />

Wenn ich mehr wissen möchte,<br />

schaue ich auf die Inhaltsstoffe. Damit<br />

kann ich schnell entscheiden, was<br />

gut o<strong>der</strong> weniger gut für mich und<br />

me<strong>in</strong>e Familie ist.<br />

Worauf achten Sie persönlich<br />

beim E<strong>in</strong>kaufen?<br />

Auf frische, unverarbeitete Produkte,<br />

die ich dann selbst zu e<strong>in</strong>em leckeren<br />

Essen verwandle. Die Supermärkte<br />

haben heute e<strong>in</strong> breites Angebot an<br />

Gemüse, Obst, Milchprodukten, Eiern<br />

und allem, was das Herz begehrt. Es<br />

lohnt sich, diese Vielfalt auszuprobieren,<br />

am Herd und am Esstisch.<br />

Wie nachhaltig ist Ihr privater<br />

Haushalt aufgestellt?<br />

Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig.<br />

Wir schalten zum Beispiel unsere<br />

Holzpelletheizung von Mitte April bis<br />

Oktober ab, weil wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr<br />

gut isolierten KfW-40-Haus wohnen.<br />

Bei uns liefert die Sonne mithilfe<br />

<strong>der</strong> Solaranlage das Warmwasser,<br />

deshalb kann es se<strong>in</strong>, dass wir an<br />

manchen Tagen lauwarm o<strong>der</strong> sogar<br />

kalt duschen. Immer dann, wenn die<br />

Sonne selten bis gar nicht zu sehen<br />

ist. Außerdem trennen wir eifrig den<br />

Müll und sammeln Regenwasser, um<br />

die Blumen zu gießen. Der Rasen<br />

muss ohne Gießen überleben. Und<br />

ich versuche, Dienstreisen so viel wie<br />

möglich mit <strong>der</strong> Bahn zu machen.<br />

13


Aktion<br />

<strong>Land</strong>wirt<br />

für e<strong>in</strong>en<br />

Tag<br />

Prom<strong>in</strong>ente<br />

Praktikanten<br />

Trecker fahren, Kälber füttern, Kühe melken: Was M<strong>in</strong>isterpräsident Stephan Weil<br />

und Mo<strong>der</strong>ator Tarik Tesfu <strong>in</strong> zwei Milchviehbetrieben erlebt haben<br />

Unterschiedlicher können zwei<br />

Menschen nicht se<strong>in</strong>: Der e<strong>in</strong>e<br />

ist ehemaliger Richter und seit<br />

über zehn <strong>Jahr</strong>en M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

des <strong>Land</strong>es Nie<strong>der</strong>sachsen, <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Mo<strong>der</strong>ator, Sänger und selbst<br />

ernannter It-Boy. Und doch haben Stephan<br />

Weil und Tarik Tesfu Geme<strong>in</strong>samkeiten.<br />

So nahmen beide an <strong>der</strong> Aktion<br />

„<strong>Land</strong>wirt für e<strong>in</strong>en Tag“ teil und arbeiteten<br />

jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Milchviehbetrieb mit. Am Ende ihres<br />

E<strong>in</strong>satzes waren die prom<strong>in</strong>enten Praktikanten<br />

überzeugt, dass ihre Gastgeber<br />

ihren Beruf mit viel Liebe und großer<br />

Erfahrung ausüben und ihnen das Tierwohl<br />

e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Anliegen ist.<br />

E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

melkt Kühe<br />

Wie war dieser Praktikantentag nun<br />

abgelaufen? Zünftig <strong>in</strong> blauem Hoodie,<br />

dunkler Arbeitshose und grünen Gummistiefeln<br />

trat Stephan Weil Ende April<br />

se<strong>in</strong>en Arbeitstag beim Milchviehbetrieb<br />

Westrup-Koch <strong>in</strong> Bissendorf an.<br />

Ulrich und Dirk Westrup erwarteten<br />

ihren Gast bereits auf dem Parkplatz mit<br />

<strong>der</strong> goldenen Kuh-Statue Olga, die die<br />

<strong>Land</strong>esvere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Milchwirtschaft<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen dem Betrieb 2022 für<br />

herausragende Innovationsleistungen<br />

verliehen hatte. Von dort aus zeigten sie<br />

dem M<strong>in</strong>isterpräsidenten den Hof, zu<br />

„Wir haben e<strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>es Interesse<br />

an e<strong>in</strong>er zukunfts -<br />

fähigen <strong>Land</strong>- und<br />

Ernährungswirtschaft“<br />

Stephan Weil<br />

dem 610 Milchkühe und <strong>der</strong>en Jungtiere<br />

gehören. „Ich b<strong>in</strong> jetzt seit über zehn<br />

<strong>Jahr</strong>en nie<strong>der</strong>sächsischer M<strong>in</strong>isterpräsident“,<br />

erzählt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>esvater. „Als<br />

solcher habe ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit viele<br />

Bezüge zur <strong>Land</strong>wirtschaft. Ich besuche<br />

regelmäßig hiesige landwirtschaftliche<br />

Betriebe, spreche mit <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen<br />

und <strong>Land</strong>wirten und mit Verbänden und<br />

Organisationen aus dem Agrarbereich.<br />

Durch das Praktikum auf dem Milchviehbetrieb<br />

Westrup-Koch Milch GbR<br />

habe ich erneut viel gelernt.“<br />

Nach dem Rundgang fütterte <strong>der</strong><br />

studierte Jurist Kälber, molk Kühe,<br />

brachte Dünger aus und half bei <strong>der</strong><br />

digitalen Betriebssteuerung mit. „Ich<br />

hatte erwartet, e<strong>in</strong>en authentischen<br />

E<strong>in</strong>druck von <strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>es mo<strong>der</strong>nen<br />

Milchviehbetriebs zu bekommen,<br />

und diese Hoffnung hat sich voll erfüllt“,<br />

freut sich <strong>der</strong> Spitzenpolitiker.<br />

14


Prom<strong>in</strong>ente Auftritte: Die Politiker Ursula von<br />

<strong>der</strong> Leyen und Stephan Weil s<strong>in</strong>d beide eng<br />

mit Hannover verbunden. Tarik Tesfu wurde <strong>in</strong><br />

diesem <strong>Jahr</strong> mit dem BUNTE New Faces Award<br />

Style ausgezeichnet<br />

Immer nah dran Nie<strong>der</strong>sachsens M<strong>in</strong>isterpräsident Stephan Weil sagte nach <strong>der</strong><br />

Aktion: „Durch das Praktikum auf dem Milchviehbetrieb Westrup-Koch Milch GbR<br />

habe ich erneut viel gelernt“<br />

FOTOS: GERO BRELOER/INITIATIVE MILCH, M. NASS/BRAUER PHOTOS/BURDA,<br />

STK PRESSE, BRUNO JEAN-CLAUDE MAES<br />

Auch die Gastgeber lobten den E<strong>in</strong>satz<br />

ihres Besuchers. „Wir waren bee<strong>in</strong>druckt<br />

von se<strong>in</strong>er zupackenden Art und<br />

dem großen Interesse für die mo<strong>der</strong>ne<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft“, sagt <strong>Land</strong>wirt Ulrich<br />

Westrup. Der hohe Aufmerksamkeitsgrad<br />

ist mehr als berechtigt. „Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

ist das Agrarland Nummer e<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Wir haben e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />

Interesse an e<strong>in</strong>er zukunftsfähigen<br />

<strong>Land</strong>- und Ernährungswirtschaft“, erklärt<br />

Stephan Weil nach se<strong>in</strong>em außergewöhnlichen<br />

Arbeitstag. „Die Betriebe<br />

benötigen möglichst verlässliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Die Nie<strong>der</strong>sächsische<br />

<strong>Land</strong>esregierung versucht weiter nach<br />

Kräften, die <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirte<br />

im begonnenen Transformationsprozess<br />

zu unterstützen. Der auf Dialog<br />

ausgerichtete ‚Nie<strong>der</strong>sächsische Weg‘<br />

soll engagiert weiterentwickelt und <strong>in</strong>tensiviert<br />

werden.“<br />

„Ich habe gelernt,<br />

dass <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

sehr vielfältig ist.<br />

<strong>Das</strong> war mir als<br />

Verbraucher lange<br />

nicht so klar“<br />

Tarik Tesfu<br />

Tarik Tesfu auf dem Trecker<br />

Rund 150 Kilometer weiter östlich erschien<br />

Tarik Tesfu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stylishen<br />

Leopr<strong>in</strong>t-Mantel, orangenem Pullover<br />

und Jeans mit weißem Wolkenmuster<br />

auf Kruses Hof, e<strong>in</strong>em Viergenerationenbetrieb<br />

mit 130 Milchkühen, Hühnermobil,<br />

Biogasanlage und Hofladen.<br />

„De<strong>in</strong> Outfit ist schick und fällt auf, aber<br />

wir haben für dich etwas Passen<strong>der</strong>es“,<br />

begrüßte die junge <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong> Helena<br />

Kruse den Mo<strong>der</strong>ator augenzw<strong>in</strong>kernd.<br />

Im Arbeitsoverall und <strong>in</strong> Gummistiefeln<br />

g<strong>in</strong>g es kurz danach <strong>in</strong> den neuen<br />

Außenklimastall, <strong>in</strong> dem jede Milchkuh<br />

e<strong>in</strong>en Liegeplatz aus Stroh hat und e<strong>in</strong>e<br />

Massagebürste sowie e<strong>in</strong>en automatischen<br />

Melkroboter nutzen kann, und<br />

zwar so oft e<strong>in</strong> Tier es möchte.<br />

Tarik Tesfu, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en landwirtschaftlichen<br />

Podcast mo<strong>der</strong>iert und<br />

bisher auf zwei Bauernhöfen war, erzählte<br />

beim Rundgang mit H<strong>in</strong>rich<br />

Kruse: „Durch me<strong>in</strong>e Gespräche mit<br />

den <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirten<br />

habe ich gelernt, dass <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

sehr vielfältig ist. <strong>Das</strong> war mir als Verbraucher<br />

lange nicht so klar.“ Und schon<br />

saß er auf e<strong>in</strong>em Trecker, mit dem er<br />

das frische Futter nah an die Fressplätze<br />

<strong>der</strong> Tiere schob. „Ich b<strong>in</strong> jetzt schon fix<br />

und fertig“, scherzte er lachend. <strong>Land</strong>-<br />

15


Aktion<br />

So funktioniert das Stephan Weil lässt sich die Anwendung und<br />

Mehrwerte <strong>der</strong> Melkroboter ganz genau erklären und profitiert dabei von<br />

dem großen Erfahrungsschatz <strong>der</strong> Westrups und ihrer Mitarbeiter<br />

In Futterlaune Tarik Tesfu packt im Stall<br />

mit an und schiebt das Futter näher an<br />

die Boxen heran. Normalerweise setzt <strong>der</strong><br />

Betrieb dafür e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong><br />

wirte üben e<strong>in</strong>en anspruchsvollen Job<br />

aus. Davon ist Tarik überzeugt. „Aber<br />

das vergessen die Verbraucher immer.<br />

Die <strong>Land</strong>wirte gehen ihrem Beruf mit<br />

sehr viel Liebe nach und gönnen sich<br />

selber kaum e<strong>in</strong>e Pause“, stellte <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator<br />

fest.<br />

Mit Technologien<br />

Tierwohl stärken<br />

Mittlerweile nutzen viele mo<strong>der</strong>ne landwirtschaftliche<br />

Betriebe Technologien<br />

wie Melkroboter, Kuhsensoren o<strong>der</strong><br />

Herdenmanagementsysteme. „Heute<br />

betreiben viele <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und<br />

<strong>Land</strong>wirte mit mo<strong>der</strong>ner Technik e<strong>in</strong>e<br />

ressourcenschonende und am Tierwohl<br />

orientierte <strong>Land</strong>wirtschaft“, erläutert<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident Weil. „Nichts ist so<br />

beständig wie <strong>der</strong> Wandel. <strong>Das</strong> wissen<br />

gerade <strong>Land</strong>wirte von jeher ganz genau.<br />

Die Digitalisierung etwa hat schon<br />

lange E<strong>in</strong>zug auf den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben gehalten und hilft, die<br />

Produktionsprozesse effizienter sowie<br />

umwelt- und tierfreundlicher zu gestalten.<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft ist aber nach wie<br />

vor auch harte Arbeit, die trotz technischem<br />

Fortschritt wie eh und je stark<br />

von den Launen <strong>der</strong> Natur abhängt“, so<br />

Weils Erfahrung.<br />

„Zum ersten Mal habe ich e<strong>in</strong>en<br />

Melkroboter im E<strong>in</strong>satz gesehen und<br />

„Mich hat die große<br />

Erfahrung <strong>der</strong><br />

Familie Westrup<br />

sehr bee<strong>in</strong>druckt“<br />

Stephan Weil<br />

gecheckt, wie Technologie konkret hilft,<br />

den Gesundheitszustand e<strong>in</strong>es Tiers<br />

zu überwachen“, berichtet Tarik Tesfu.<br />

„Zum Beispiel war die Kuh Clara zwölf<br />

Stunden lang nicht mehr im Melkroboter.<br />

Da haben wir doch sofort nach ihr<br />

geschaut.“ Aber Entwarnung. Mit Clara<br />

war alles <strong>in</strong> Ordnung.<br />

Mit viel Spaß und Wissbegierde lernte<br />

<strong>der</strong> junge Mo<strong>der</strong>ator an diesem Tag<br />

auch die Biogasanlage kennen, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Futterreste zu Energie verarbeitet werden.<br />

Er sortierte Eier im Hofladen und<br />

genoss es sichtlich, Trecker zu fahren.<br />

„Ich b<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er sehr positiven<br />

E<strong>in</strong>stellung hierhergekommen. Und<br />

diese hat sich mehr als bestätigt“, so<br />

freute er sich anschließend. „Ich kann<br />

nur allen empfehlen, selber mal e<strong>in</strong>en<br />

Bauernhof zu besuchen und mit den<br />

<strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen und <strong>Land</strong>wirten zu spre-<br />

16


<strong>Das</strong> br<strong>in</strong>gt Spaß Tarik Tesfu<br />

hat bei dieser Aktion se<strong>in</strong> Faible<br />

fürs Treckerfahren entdeckt<br />

chen. Denn die Ideen <strong>der</strong> Verbraucher<br />

haben mit <strong>der</strong> Realität vielfach nichts<br />

zu tun“, resümiert Tarik Tesfu.<br />

„Ich kann nur allen<br />

empfehlen, selber<br />

mal e<strong>in</strong>en Bauernhof<br />

zu besuchen“<br />

Tarik Tesfu<br />

Erzeuger erneuerbarer<br />

Energien<br />

„Mich hat die große Erfahrung <strong>der</strong> Familie<br />

Westrup sehr bee<strong>in</strong>druckt und<br />

das professionelle und umsichtige geme<strong>in</strong>same<br />

Arbeiten aller Beschäftigten<br />

auf dem Hof sowie <strong>der</strong>en guter Zusammenhalt“,<br />

urteilt <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsische<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident. „Die Westrups und<br />

ihre gut ausgebildeten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter achten sehr auf<br />

das Wohlergehen ihrer Tiere“, hat Weil<br />

an se<strong>in</strong>em Praktikantentag beobachtet.<br />

„Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird auf die<br />

Fütterungs- und Haltungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

gelegt. Nach me<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck betrachten<br />

im Übrigen die allermeisten <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen<br />

und <strong>Land</strong>wirte ihre Tiere als<br />

Mitgeschöpfe und bemühen sich um<br />

tiergerechte Haltung.“<br />

Auch Nachhaltigkeit wird bei den<br />

Westrups praktisch gelebt. „Der Betrieb<br />

setzt an vielen Stellen auf energiesparende<br />

Techniken, etwa bei <strong>der</strong> Stallbeleuchtung<br />

und bei <strong>der</strong> Milchkühlung“,<br />

stellt <strong>der</strong> M<strong>in</strong>isterpräsident fest. E<strong>in</strong>drucksvoll<br />

fand Stephan Weil auch die<br />

Energieerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energien. „Der Hof ist Vorreiter bei <strong>der</strong><br />

Erzeugung und Eigennutzung regenerativer<br />

Energien, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Biogasanlage<br />

fast ausschließlich aus Gülle, Mist und<br />

Futterresten erzeugt werden. Zusammen<br />

mit e<strong>in</strong>er Photovoltaikanlage kann so<br />

Strom für 1500 Haushalte geliefert werden“,<br />

hat er erfahren. „Darüber h<strong>in</strong>aus ist<br />

die gesamte Erzeugungskette <strong>der</strong> Milch,<br />

von <strong>der</strong> Grundfuttergew<strong>in</strong>nung über die<br />

Haltung und Fütterung bis zur tierwohlgerechten<br />

Haltung, auf die Langlebigkeit<br />

<strong>der</strong> Kühe ausgerichtet.“<br />

Obwohl die <strong>Land</strong>wirtschaft vielerorts<br />

von den Verbrauchern kritisiert<br />

wird, können die beiden prom<strong>in</strong>enten<br />

Praktikanten bestätigen, dass die hiesigen<br />

<strong>Land</strong>wirte gern Auskunft über ihren<br />

Alltag und die damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

geben und Interessierte<br />

auf ihren Höfen und <strong>in</strong> den Ställen herzlich<br />

willkommen s<strong>in</strong>d.<br />

17


ADVERTORIAL<br />

EXPERTEN<br />

TIPPS<br />

Geme<strong>in</strong>sam gegen<br />

Lebensmittelverschwendung<br />

Kaufland und Lidl möchten bis 2<strong>03</strong>0 Lebensmittelverluste um 50 Prozent reduzieren.<br />

Wie können Verbraucher dazu beitragen, wertvolle Lebensmittel zu retten?<br />

Zwei Spezialist<strong>in</strong>nen für Nachhaltigkeit verraten ihre Tipps<br />

1„Die etwas An<strong>der</strong>en“ von Kaufland: Kaufland<br />

nimmt <strong>Land</strong>wirten auch krummes Obst und<br />

Gemüse mit optischen Mängeln ab. Die gibt es<br />

bundesweit <strong>in</strong> den Filialen dann zu günstigeren<br />

Preisen. Denn: Echter Geschmack kennt ke<strong>in</strong>e Form.<br />

„Die etwas An<strong>der</strong>en“ s<strong>in</strong>d direkt neben den konventionellen<br />

Produkten platziert und werden lose verkauft.<br />

<strong>Das</strong> ermöglicht e<strong>in</strong>en bedarfsgerechten E<strong>in</strong>kauf und<br />

spart Verpackungsmaterial.<br />

2Lidl-Rettertüte: Mit <strong>der</strong> Tüte<br />

wird äußerlich weniger perfekten,<br />

aber verzehrbaren Obst- und<br />

Gemüseprodukten zum rabattierten<br />

E<strong>in</strong>heitspreis von drei Euro e<strong>in</strong>e zweite<br />

Chance gegeben. In <strong>der</strong> bis zu fünf<br />

Kilogramm schweren Rettertüte bef<strong>in</strong>den<br />

sich verschiedene Obst- und Gemüsesorten.<br />

Dazu gehören beispielsweise<br />

Artikel, bei denen die Verpackung<br />

beschädigt wurde o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>zelne<br />

Produkte aussortiert werden müssen.<br />

Zusätzlich spendet Lidl je verkaufte<br />

Rettertüte 20 Cent an die Tafeln.<br />

3„Ich b<strong>in</strong> noch gut“- o<strong>der</strong> „Rette-mich“-Ecken:<br />

Produkte, die kurz vor Erreichen des M<strong>in</strong>desthaltbarkeitsdatums<br />

(MHD) stehen, reduzieren<br />

Kaufland und Lidl im Preis. Hier können Sie gleichzeitig<br />

Lebensmittel retten und sparen.<br />

4E<strong>in</strong>kaufsliste: Mit e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme<br />

von dem, was Sie sowieso noch zu Hause<br />

haben, und e<strong>in</strong>em Wochenplan fürs Essen<br />

s<strong>in</strong>d Sie perfekt vorbereitet für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kaufsliste. So<br />

kommen Sie nicht <strong>in</strong> Versuchung, Lebensmittel e<strong>in</strong>zukaufen,<br />

die Sie gar nicht verbrauchen.<br />

Weitere Infos und<br />

Tipps unter<br />

www.kaufland.de/<br />

lebensmittel<br />

verschwendung<br />

5Ordnung nach MHD: Die e<strong>in</strong>fachsten Ideen s<strong>in</strong>d<br />

oft die wirksamsten. Schauen Sie regelmäßig<br />

Ihre Kühl- und Vorratsschränke durch und sortieren<br />

Sie Lebensmittel, die bald das MHD erreichen,<br />

e<strong>in</strong>fach nach vorn, und verzehren Sie diese zuerst.<br />

6Lebensmittel richtig lagern:<br />

Wo wir unsere Lebensmittel<br />

im Kühlschrank lagern, hat<br />

großen E<strong>in</strong>fluss auf ihre Haltbarkeit.<br />

Leicht ver<strong>der</strong>bliche Lebensmittel<br />

wie Fisch, Fleisch und Wurst<br />

kommen im Kühlschrank auf die<br />

unterste Ebene, Käse und Joghurt<br />

<strong>in</strong>s mittlere und geöffnete Gläser und<br />

Konserven <strong>in</strong>s oberste Fach. In die<br />

Kühlschranktür gehören z.B. Milch,<br />

Eier und Butter. Und im abgetrennten<br />

Gemüsefach s<strong>in</strong>d fast alle Gemüseund<br />

Obstsorten gut aufgehoben. Brot<br />

gehört nicht <strong>in</strong> den Kühlschrank,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en luftdichten Behälter.<br />

7<br />

Teilen statt wegwerfen: Und wenn am<br />

Ende doch zu viel zu Hause ist, können Sie<br />

Lebensmittel, die Sie selbst nicht mehr<br />

verbrauchen, an Organisationen wie die Tafel<br />

o<strong>der</strong> foodshar<strong>in</strong>g.de abgeben und so retten.<br />

8Aktionswoche: Übrigens fand vom 29.9. bis<br />

6.10.<strong>2023</strong> unter dem Motto „Deutschland rettet<br />

Lebensmittel!“ die diesjährige Aktionswoche<br />

gegen Lebensmittelverschwendung des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Ernährung und <strong>Land</strong>wirtschaft statt. Unter<br />

dem Hashtag #DeutschlandRettetLebensmittel<br />

s<strong>in</strong>d auf den sozialen Medien viele Tipps und<br />

Tricks zu f<strong>in</strong>den.<br />

Weitere Infos<br />

und Tipps unter<br />

www.lidl.de/<br />

lebensmittel<br />

rettung<br />

Ines Rottwilm, Leiter<strong>in</strong><br />

Bereich Nachhaltigkeit<br />

Kaufland Deutschland<br />

Christ<strong>in</strong> W<strong>in</strong>kler,<br />

Senior Consultant CSR &<br />

Nachhaltigkeit, Lidl<br />

18


Meldungen<br />

Aus <strong>der</strong> Praxis heraus lernen Den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n br<strong>in</strong>gt es nicht nur Spaß, ihr eigenes Gemüse zu<br />

züchten. Sie haben auch Lust, etwas über den Anbau und die e<strong>in</strong>zelnen Sorten zu erfahren<br />

Rudi Radieschen und T<strong>in</strong>i Tomate<br />

Beim Bildungsprogramm AckerRacker lernen Kita-K<strong>in</strong><strong>der</strong>, ihr eigenes<br />

Gemüse anzubauen, zu pflegen und zu ernten<br />

Ui!<br />

FOTOS: KAUFLAND, LIDL, BONETTA/ISTOCK,<br />

ACKER E. V./KATHARINA KÜHNEL NADINE<br />

Die Gurke ist aber<br />

lustig gewachsen“<br />

So staunt <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Gemüseanbauer aus<br />

<strong>der</strong> Kita Königsk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Potsdam. Se<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten nimmt seit vier <strong>Jahr</strong>en am<br />

Programm AckerRacker teil, e<strong>in</strong><br />

Bildungsprojekt, bei dem<br />

drei- bis sechsjährige K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

spielerisch die Natur<br />

entdecken und erste Erfahrungen<br />

beim Gemüseanbau<br />

sammeln. Sie<br />

lernen, woher Lebensmittel<br />

kommen und wie<br />

gut Frisches von ihren kle<strong>in</strong>en<br />

Fel<strong>der</strong>n schmeckt. Alle<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> diesem <strong>Jahr</strong> nehmen mehr als<br />

450 K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Deutschland, Österreich<br />

und <strong>der</strong> Schweiz an den Acker-<br />

Rackern von Acker e. V. teil, e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Sozialunternehmen. <strong>Das</strong><br />

Programm startet immer im Januar mit<br />

e<strong>in</strong>er Fortbildung für die Kita-Mitarbeitenden,<br />

bei <strong>der</strong> ihnen die wichtigsten<br />

Grundlagen für e<strong>in</strong> Ackerjahr vermittelt<br />

werden. Ab Februar bereiten die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Begleitmaterialien<br />

aus e<strong>in</strong>em Starterpaket langsam auf<br />

die Ackersaison vor. Von Mai bis Oktober<br />

wird dann gehackt, gebuddelt, gesät, gejätet,<br />

und schließlich landen T<strong>in</strong>i Tomate<br />

und Co. auf dem Teller. Bis zu 20 verschiedene<br />

Gemüsesorten bauen die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf ihren kitaeigenen Flächen an.<br />

Dazu zählen Bohnen, Erbsen, Salat und<br />

Zucch<strong>in</strong>i. „Seit die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihr Gemüse<br />

selber anbauen, probieren und essen sie<br />

mehr davon als früher“, beobachtete e<strong>in</strong>e<br />

Erzieher<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er Hamburger Kita.<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Erzieher stellte fest,<br />

dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> anfangs auf<br />

dem Acker herumgetobt<br />

haben. Doch mit <strong>der</strong> Zeit<br />

g<strong>in</strong>gen sie vorsichtig mit<br />

den Pflanzen und Tieren<br />

um, die sich auf ihrem<br />

Feld befanden.<br />

<strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d genau die<br />

Ziele, die das Projekt erreichen<br />

möchte. Den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

sollen e<strong>in</strong>e gesunde Ernährung<br />

und Verständnis für die Natur nahegebracht<br />

werden. Gleichzeitig wird ihr<br />

Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> für den<br />

Acker gestärkt, und sie begeistern sich<br />

schon sehr früh für den Gemüseanbau.<br />

Die AckerRacker regen sogar zum Dichten<br />

an. So entstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita e<strong>in</strong><br />

Tischspruch, den die K<strong>in</strong><strong>der</strong> vorm<br />

Mittagessen aufsagen: „Alle me<strong>in</strong>e<br />

Gemüsefreunde sitzen dort<br />

im Beet, außer Rudi Radieschen,<br />

<strong>der</strong> kommt wie<strong>der</strong> zu<br />

spät – weil er so lange schläft.<br />

Gemüse ist gesund und macht<br />

uns alle fit, drum ruft jetzt alle<br />

mit: Guten Appetit!“ <br />

BUCH-TIPP<br />

Wer lebt zufriedener –<br />

<strong>der</strong> Bauer o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Städter?<br />

Historiker Ewald Frie wuchs mit zehn<br />

Geschwistern auf e<strong>in</strong>em Bauernhof im<br />

Münsterland auf. Während <strong>der</strong> Älteste<br />

den landwirtschaftlichen Betrieb<br />

übernahm, machten die Jüngeren <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Berufen Karriere. S<strong>in</strong>d sie<br />

deshalb Aufsteiger und zufriedener als<br />

ihr Bru<strong>der</strong>? Akribisch trug <strong>der</strong> Autor<br />

Argumente aus den Interviews mit se<strong>in</strong>en<br />

Geschwistern zusammen, studierte<br />

alte Wochenmagaz<strong>in</strong>e und glich die<br />

Informationen mit wissenschaftlicher<br />

Literatur ab. Heraus kam e<strong>in</strong> kurzweiliger<br />

Rückblick auf e<strong>in</strong>e bäuerliche<br />

Familie und <strong>der</strong>en Wandel, bei dem<br />

auch die Industrialisierung e<strong>in</strong>e große<br />

Rolle spielt. Literaturkritiker s<strong>in</strong>d sich<br />

e<strong>in</strong>ig: Dieses Werk hat zu Recht den<br />

diesjährigen Deutschen Sachbuchpreis<br />

erhalten. (C.H. Beck, 23 Euro)<br />

19


Klimaschutz<br />

<strong>Das</strong>s He<strong>in</strong>rich Esser e<strong>in</strong>es Tages zu<br />

e<strong>in</strong>em Pionier wird, hätte <strong>der</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfale<br />

nicht erwartet. Tatsächlich<br />

ist <strong>der</strong> junge <strong>Land</strong>wirt <strong>der</strong> erste<br />

<strong>in</strong> Deutschland, auf dessen Betrieb untersucht<br />

wird, wie <strong>der</strong> CO 2<br />

-Fußabdruck <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Produktion von W<strong>in</strong>terweizen um bis<br />

zu 30 Prozent pro Tonne Erntegut reduziert<br />

werden kann und sich die Erträge<br />

dennoch um rund drei Prozent erhöhen.<br />

Für das auf zehn <strong>Jahr</strong>e ausgerichtete<br />

Projekt KlimaPartner <strong>Land</strong>wirtschaft hat<br />

<strong>der</strong> Vater zweier K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Versuchsfeld<br />

mit Weizen angelegt, das so groß wie<br />

etwa zwei Fußballfel<strong>der</strong> ist, und dieses <strong>in</strong><br />

zehn Parzellen unterteilt. Zusätzlich gibt<br />

es e<strong>in</strong>e sogenannte Nullparzelle. Dort<br />

nimmt er ke<strong>in</strong>erlei Pflegemaßnahmen<br />

vor. „Auf den Versuchsparzellen probiere<br />

ich unterschiedliche Düngemittel aus, die<br />

wenig Lachgas freisetzen und die Nährstoffe<br />

über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum verteilen“,<br />

erzählt <strong>der</strong> Kelzer. Auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

von Pflanzenschutzmitteln variiert<br />

auf den Parzellen. „Unterstützt werde ich<br />

dabei von Projektberatern und e<strong>in</strong>er Software“,<br />

erläutert He<strong>in</strong>rich Esser, <strong>der</strong> den<br />

Hof von se<strong>in</strong>en Eltern gepachtet hat. Auf<br />

rund 150 Hektar baut er Kartoffeln, Getreide,<br />

Raps, Spargel, Erdbeeren, Kürbisse,<br />

Erbsen und verschiedene Kohlarten an.<br />

„Xarvio Field Manager“ heißt die Software,<br />

die Satellitenaufnahmen und Wetter daten<br />

nutzt, um zu erkennen, wie sich <strong>der</strong> Weizen<br />

entwickelt, wo <strong>der</strong> Boden nährstoffreicher<br />

ist als an an<strong>der</strong>en Stellen o<strong>der</strong> ob<br />

e<strong>in</strong> Krankheitsrisiko vorliegt. Anhand <strong>der</strong><br />

Daten analysiert das digitale Programm,<br />

wann und wie viel <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt düngen<br />

o<strong>der</strong> welche Pflanzenschutzmittel er ausbr<strong>in</strong>gen<br />

sollte – immer unter dem Aspekt,<br />

den CO 2<br />

-Fußabdruck so kle<strong>in</strong> wie möglich<br />

zu halten. Der digitale Helfer ist es auch,<br />

<strong>der</strong> am Ende ermittelt, wie viel CO 2<br />

-Emissionen<br />

pro Tonne Erntegut auf den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Parzellen verursacht worden s<strong>in</strong>d.<br />

Beim Weizenanbau entstehen<br />

über 300 Kilo CO 2<br />

pro Tonne<br />

<strong>Wissen</strong>schaftler <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

München errechneten, dass bei <strong>der</strong><br />

Herstellung von Kartoffeln 200 Kilo CO 2<br />

-<br />

Äquivalente pro Tonne entstehen, bei Gemüse<br />

bis zu 150 Kilo. Spitzenreiter ist Reis<br />

mit 6000 Kilo! Für Weizen ermittelte BASF<br />

auf Basis des AgBalance-Modells mit Referenzdaten<br />

verschiedener Forschungs<strong>in</strong>stitute,<br />

Organisationen und Behörden, dass<br />

<strong>der</strong> Bundesdurchschnitt <strong>der</strong> erzeugten<br />

CO 2<br />

-Äquivalente bei 327 Kilo pro Tonne<br />

Ertrag liegt.<br />

„Unser Ziel ist, die CO 2<br />

-Emissionen bei<br />

W<strong>in</strong>terweizen um 30 Prozent pro Tonne<br />

Ernteertrag zu senken. Den Ausgangswert<br />

bildet dabei die durchschnittliche CO 2<br />

-<br />

Emission <strong>der</strong> vergangenen drei <strong>Jahr</strong>e auf<br />

diesem Feld“, sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt. Dafür<br />

muss er se<strong>in</strong>e pflanzenbaulichen Methoden<br />

auf den Parzellen immer wie<strong>der</strong> neu<br />

justieren. Die nötigen Angaben dazu liefern<br />

ihm die Satellitendaten <strong>der</strong> Software.<br />

Wie werden die CO 2<br />

-Emissionen<br />

errechnet?<br />

Während <strong>der</strong> Saison berechnet die Software<br />

immer wie<strong>der</strong> die CO 2<br />

-Emissionen,<br />

die durch verschiedene Maßnahmen wie<br />

Düngung o<strong>der</strong> Ausbr<strong>in</strong>gung von Pflanzenschutzmitteln<br />

entstehen. Auf dieser Basis<br />

bekommt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt Empfehlungen,<br />

was er wann mit welchem Produkt und<br />

mit welcher Aufwandmenge machen soll,<br />

damit se<strong>in</strong> Ertrag hoch und se<strong>in</strong>e CO 2<br />

-<br />

Emissionen niedrig s<strong>in</strong>d.<br />

20


Partnerschaft<br />

fürs Klima<br />

Von <strong>der</strong> Aussaat bis zur E<strong>in</strong>lagerung – bei <strong>der</strong> Lebensmittelerzeugung<br />

wird unterschiedlich viel Kohlendioxid freigesetzt. Mit dem Projekt<br />

KlimaPartner <strong>Land</strong>wirtschaft von BASF und <strong>der</strong> Raiffeisen Waren-<br />

Zentrale Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> AG wird getestet, wie die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

CO 2<br />

-Emissionen reduzieren und trotzdem höhere Erträge <strong>in</strong><br />

guter Qualität erreichen kann<br />

„Unser Ziel ist, die CO 2<br />

-Emissionen um<br />

30 % pro Tonne Ernteertrag zu senken“<br />

FOTO: BASF<br />

Die Software zeigt zudem an, wie viele<br />

Treibhausgasemissionen durch welche<br />

Maßnahmen verursacht werden. Produktion<br />

und Ausbr<strong>in</strong>gung von Düngemitteln<br />

machen den größten Teil davon aus,<br />

Pflanzenschutzmittel mit zwei bis drei<br />

Prozent spielen hier nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Die Erfahrungen, die beim Anbau von<br />

W<strong>in</strong>terweizen bei He<strong>in</strong>rich Esser gesammelt<br />

werden, sollen <strong>in</strong> Zukunft auch an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Land</strong>wirten helfen, klimafreundlicher<br />

zu produzieren. „Für mich ist die Teilnahme<br />

an dem Pilotprojekt sehr zeitaufwendig,<br />

aber ich habe auch viel über den<br />

Weizenanbau gelernt. Me<strong>in</strong>e Nullparzelle<br />

zum Beispiel steckte voller Krankheiten.“<br />

Zusätzlich zur CO 2<br />

-Reduzierung bei<br />

<strong>der</strong> Lebensmittelproduktion för<strong>der</strong>t He<strong>in</strong>rich<br />

Esser auf se<strong>in</strong>en Ackerflächen gezielt<br />

den Humusaufbau. „Nach <strong>der</strong> Weizenernte<br />

baue ich e<strong>in</strong>e Zwischenfrucht an,<br />

die den Boden durchwurzelt und stabilisiert.“<br />

Mit dem Anbau unterschiedlicher<br />

Zwischenfrüchte wie Ölrettich steigert er<br />

den Nährstoffgehalt im Boden und verbessert<br />

die Durchlüftung.<br />

Für ihr Engagement beim Klima-<br />

Partner-Projekt und die erzielten CO 2<br />

-<br />

E<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong> Höhe von 30 Prozent<br />

erhalten <strong>Land</strong>wirte, die ab <strong>der</strong> kommenden<br />

Saison mitmachen, e<strong>in</strong>e Prämie. So<br />

wird <strong>der</strong> Mehraufwand für die <strong>Land</strong>wirte<br />

f<strong>in</strong>anziell ausgeglichen.<br />

Verbraucher s<strong>in</strong>d gefor<strong>der</strong>t<br />

Insgesamt können im Rahmen des KlimaPartner-Projekts<br />

kommendes <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland bis zu 40 000 Hek tar W<strong>in</strong>terweizen<br />

angebaut werden. „Bei e<strong>in</strong>er<br />

klimafreundlicheren Produktion von Lebensmitteln<br />

muss auch <strong>der</strong> Verbraucher<br />

mitspielen“, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt. Denn<br />

dieser müsse die Kosten e<strong>in</strong>er nachhaltigeren<br />

Erzeugung mittragen. „Außerdem<br />

sollten sich die Verbraucher bemühen,<br />

regional und saisonal e<strong>in</strong>zukaufen. Wenn<br />

es deutsche Frühkartoffeln gibt, die etwas<br />

teurer als die ausländischen Angebote<br />

s<strong>in</strong>d, sollte man zu den e<strong>in</strong>heimischen<br />

Produkten greifen. Denn die Transportwege<br />

zum Beispiel aus Ägypten verursachen<br />

hohe CO 2<br />

-Ausstöße.“<br />

Auch dass so viele Lebensmittel<br />

weggeworfen werden, kann Esser nicht<br />

verstehen. „Nicht nur, dass mühsam angebaute<br />

Nahrungsmittel <strong>in</strong> die Tonne<br />

wan<strong>der</strong>n, auch <strong>der</strong> durch ihre Herstellung<br />

verursachte CO 2<br />

-Ausstoß war vollkommen<br />

überflüssig“, bedauert <strong>der</strong> Kelzer.<br />

„Wir werfen hier auch nichts weg. Wenn<br />

Erdbeeren kle<strong>in</strong>e Macken haben, werden<br />

diese zu Marmelade verarbeitet und <strong>in</strong><br />

unserem Hofladen verkauft.“<br />

E<strong>in</strong>e Sache kann er gar nicht nachvollziehen:<br />

„Es gibt Lebensmittele<strong>in</strong>zelhändler,<br />

die weisen Produzenten an, die<br />

Kartoffeln vorm Verpacken zu waschen.<br />

Dadurch verlieren sie ihre Schutzschicht.<br />

Ihre Haltbarkeit im Supermarkt verr<strong>in</strong>gert<br />

sich von etwa drei Wochen auf drei<br />

Tage.“ Ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>, dass von den zwar<br />

sauberen, aber ansonsten vergammelten<br />

Kartoffeln so viele weggeworfen werden<br />

müssten. <strong>Das</strong> sei alles an<strong>der</strong>e als klimafreundlich,<br />

so <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />

Er möchte auch <strong>in</strong> Zukunft die Biodiversität<br />

för<strong>der</strong>n. „Bei uns leben noch Grauammern,<br />

Feldlerchen, Fasane, Rebhühner<br />

und jede Menge Insekten. Wir legen schon<br />

seit <strong>Jahr</strong>en Blühstreifen und Streuobstwiesen<br />

an. Aktuell haben wir zehn Prozent<br />

unserer Fläche extensiv bewirtschaftet<br />

o<strong>der</strong> stillgelegt. Und dieses Engagement<br />

soll sich auch nicht än<strong>der</strong>n.“<br />

21


Nachhaltige<br />

Nutztierhaltung<br />

Welchen E<strong>in</strong>fluss hat die<br />

Erzeugung tierischer Produkte,<br />

wie Fleisch und Milch, aufs Klima?<br />

Zeit für e<strong>in</strong>en Check!<br />

Alle reden vom Klimawandel.<br />

Die <strong>Land</strong>wirtschaft ist Betroffene,<br />

Verursacher und Teil <strong>der</strong><br />

Lösung zugleich. 2022 hat <strong>der</strong><br />

Sektor laut Umweltbundesamt 61,7 Millionen<br />

Tonnen CO 2<br />

-Äquivalente (CO 2<br />

e)<br />

aus e<strong>in</strong>em Mix an Kohlendioxid, Lachgas<br />

und Methan ausgestoßen. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d<br />

rund 8 % <strong>der</strong> deutschen Gesamtemissionen.<br />

Wichtig zu wissen: Man unterscheidet<br />

zwischen fossilen und regenerativen<br />

Emissionen. <strong>Das</strong> fossile CO 2<br />

, das zum Beispiel<br />

beim Autofahren entsteht, verbleibt<br />

jahrhun<strong>der</strong>telang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre und<br />

belastet das Klima weitaus mehr, während<br />

das regenerative durch e<strong>in</strong> Kreislaufsystem<br />

(siehe Grafik) wie<strong>der</strong> abgebaut wird.<br />

Um den Treibhausgasausstoß <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Land</strong>wirtschaft noch weiter zu verr<strong>in</strong>gern,<br />

haben die Nutztierhalter <strong>in</strong> den<br />

vergangenen <strong>Jahr</strong>en erfolgreiche Lösungen<br />

entwickelt. <strong>Das</strong> bestätigte das Umweltbundesamt:<br />

Die <strong>Land</strong>wirtschaft ist<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Sektor <strong>in</strong> Deutschland, <strong>der</strong><br />

die Emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsziele 2022 e<strong>in</strong>halten<br />

konnte. Laut dem aktuellen Projektionsbericht<br />

für Deutschland wird <strong>der</strong><br />

<strong>Land</strong>wirtschaftssektor se<strong>in</strong>e im Bundesklimaschutzgesetz<br />

festgelegten Werte bis<br />

<strong>2023</strong> beziehungsweise 2045 mehr als erfüllen.<br />

Damit können sogar teilweise die<br />

Zielverfehlungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Sektoren<br />

kompensiert werden.<br />

5,7<br />

Mio.<br />

14,7<br />

Mio.<br />

kg<br />

3,9<br />

Mio.<br />

33,2<br />

Mio.<br />

kg<br />

Weniger Kühe,<br />

mehr Milch<br />

Durch Fortschritte bei <strong>der</strong><br />

Züchtung, <strong>der</strong> Fütterung<br />

und dem Management<br />

geben die Kühe heute<br />

mehr Milch. Weniger Kühe<br />

versorgen mehr Menschen<br />

mit Milch und Milchprodukten<br />

und erzeugen<br />

dabei weniger Emissionen.<br />

R<strong>in</strong><strong>der</strong> erzeugen<br />

bei <strong>der</strong> Verdauung<br />

von Futterpflanzen<br />

Methan.<br />

Es entweicht <strong>in</strong><br />

die Atmosphäre.<br />

1950 2020<br />

Weniger<br />

Emissionen<br />

bei deutscher<br />

Milch<br />

1,4 kg<br />

Deutschland<br />

Bei <strong>der</strong> Produktion von e<strong>in</strong>em Liter<br />

Milch werden <strong>in</strong> Deutschland 1,4 Kilo<br />

CO2- Äquivalente freigesetzt. Im<br />

Vergleich zum welt weiten Durchschnitt,<br />

<strong>der</strong> bei 2,4 Kilo liegt, gehört Deutschland<br />

zu den Produzenten mit den ger<strong>in</strong>gsten<br />

Emissionen.<br />

2,4 kg<br />

Weltweiter<br />

Durchschnitt<br />

FOTO: KAMISOKA/ISTOCK; INFOGRAFIK/<br />

ILLUSTRATION: ANJA GIESE<br />

QUELLE: THÜNEN INSTITUT, BZL, BLE, UM­<br />

WELTBUNDESAMT, BUNDESVERBAND RIND<br />

UND SCHWEIN E. V., DESTATIS, AMI, HELMUT<br />

NUHN, FAO, TU MÜNCHEN, UNIVERSITY OF<br />

CALIFORNIA, UNI BONN<br />

R<strong>in</strong><strong>der</strong> nehmen<br />

den Kohlenstoff<br />

über die<br />

Futterpflanzen<br />

wie<strong>der</strong> auf.<br />

22


Anteil<br />

R<strong>in</strong><strong>der</strong>haltung<br />

3,9 %<br />

20 %<br />

Gebäude<br />

20 %<br />

Verkehr<br />

4,1 %<br />

8 %<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft<br />

restliche<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft<br />

1 % Abfall<br />

746<br />

Mio. t CO 2<br />

e<br />

Gesamt <strong>in</strong><br />

Deutschland <strong>in</strong> 2022,<br />

nach Industrie zweigen<br />

22 %<br />

Industrie<br />

34 %<br />

Energiewirtschaft<br />

Hauptnutzer <strong>der</strong> fossilen Brennstoffe<br />

s<strong>in</strong>d die Energie- und Mobilitätssektoren.<br />

Studien gehen davon aus, dass sich<br />

Methan aus regenerativen Quellen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Atmosphäre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em CO 2<br />

-Kreislauf<br />

bef<strong>in</strong>det, <strong>der</strong> das Klima nicht zusätzlich<br />

belastet, solange die R<strong>in</strong><strong>der</strong>bestände<br />

nicht wachsen.<br />

Im Laufe<br />

von rund 10 <strong>Jahr</strong>en<br />

wird das Methan<br />

zu Kohlendioxid und<br />

Wasserstoff<br />

abgebaut.<br />

Pflanzen lagern den<br />

im CO 2<br />

gebundenen<br />

Kohlenstoff e<strong>in</strong> und<br />

nutzen ihn für ihr<br />

Wachstum.<br />

Weiden steigern<br />

Klimaschutz<br />

Weide- und Grünfutterflächen<br />

gehören zu den wichtigsten<br />

Kohlenstoffspeichern.<br />

So viel Kohlenstoff<br />

können bestimmte Böden<br />

pro Hektar speichern:<br />

200 t<br />

Grünland, Weideboden<br />

119 t<br />

Waldboden<br />

101 t<br />

Ackerboden<br />

Die dreifache<br />

Wirkung<br />

So viel CO 2<br />

wird<br />

gebunden, wenn<br />

e<strong>in</strong>e Tonne organischer<br />

Kohlenstoff<br />

gespeichert wird:<br />

1 t<br />

Kohlenstoff<br />

3,67 t<br />

CO 2<br />

Klimawandel<br />

5<br />

1. Hohe Standards<br />

Deutschland gehört zu den Län<strong>der</strong>n<br />

mit den höchsten Standards h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Effizienz, Lebensmittelsicherheit, Tier-,<br />

Umwelt- und Ressourcenschutz. <strong>Das</strong> wirkt<br />

sich auch positiv auf den Klimaschutz aus.<br />

Fakten<br />

2. Ger<strong>in</strong>ger Anteil<br />

Rund 51,8 Milliarden Tonnen CO 2<br />

e<br />

werden jährlich weltweit emittiert.<br />

Deutschland hat daran e<strong>in</strong>en Anteil<br />

von unter 2 Prozent. Der Ausstoß <strong>der</strong><br />

deutschen R<strong>in</strong><strong>der</strong>haltung macht e<strong>in</strong>en<br />

Anteil von 0,07 Prozent an den globalen<br />

CO 2<br />

e-Emissionen aus.<br />

3. Hoher Nährwert<br />

Tierische Lebensmittel haben zwar e<strong>in</strong>en<br />

größeren CO 2<br />

e-Fußabdruck je Kilogramm,<br />

enthalten aber auch mehr Nährstoffe<br />

und tragen so zu e<strong>in</strong>er prote<strong>in</strong>reichen<br />

und ausgewogenen Ernährung bei.<br />

4. Algen im Futter<br />

Zahlreiche <strong>Wissen</strong>schaftler arbeiten an<br />

Strategien zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

Emissionen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Methan. Beispielsweise kann die Zugabe<br />

von Algen im R<strong>in</strong><strong>der</strong>futter die Methanproduktion<br />

um bis zu 80 Prozent verr<strong>in</strong>gern.<br />

Kalkstickstoff bei <strong>der</strong> Güllelagerung<br />

kann die Methanemissionen um bis zu<br />

99 Prozent reduzieren.<br />

5. In Balance halten<br />

Prof. Dr. Wilhelm W<strong>in</strong>disch, TU München,<br />

sagt: „E<strong>in</strong>e klima- und ressourcenschonende<br />

Erzeugung von Lebensmitteln kann nur<br />

durch e<strong>in</strong> ausbalanciertes Gleichgewicht<br />

aus pflanzlicher und tierischer Produktion<br />

gel<strong>in</strong>gen. <strong>Das</strong> auf dem Grünland erzeugte<br />

Gras wird als Viehfutter genutzt. Die<br />

Kuh fladen dienen als organischer Dünger,<br />

sodass M<strong>in</strong>eraldünger e<strong>in</strong>gespart wird.“<br />

23


<strong>Das</strong> Wetter<br />

bestimmt den We<strong>in</strong><br />

Seit knapp 100 <strong>Jahr</strong>en ist die W<strong>in</strong>zerfamilie Sauerwe<strong>in</strong><br />

an <strong>der</strong> Mosel aktiv. Wie ihr jährliches Sortiment aussieht,<br />

ist von <strong>der</strong> Witterung abhängig<br />

Wenn Matthias<br />

Sauerwe<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

We<strong>in</strong>probe <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er neu erbauten<br />

weißen V<strong>in</strong>othek mit<br />

den bodentiefen Fenstern abhält,<br />

genießen er und se<strong>in</strong>e Gäste<br />

e<strong>in</strong>en Ausblick über die We<strong>in</strong>berge bis<br />

h<strong>in</strong> nach Luxemburg. In den Wirren des<br />

Dreißigjährigen Kriegs kamen Sauerwe<strong>in</strong>s<br />

Vorfahren als Wirtschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge<br />

aus dem österreichischen Natters<br />

nach Palzem an die Obermosel.<br />

1924 gründete Urgroßvater Matthias<br />

Sauerwe<strong>in</strong> den Betriebssitz. Schon damals<br />

bauten die Urgroßeltern die Rebsorte<br />

Elbl<strong>in</strong>g an, heute e<strong>in</strong> seltener<br />

We<strong>in</strong>, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Namen dem late<strong>in</strong>ischen<br />

Wort albus, auf Deutsch weiß,<br />

verdankt. Matthias und se<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong><br />

Timo sowie <strong>der</strong>en Mutter Edith führen<br />

die Tradition auf dem We<strong>in</strong>gut fort<br />

und bauen neben 23 an<strong>der</strong>en Rebsorten<br />

auch weiterh<strong>in</strong> den leichten, fast neutral<br />

schmeckenden Tr<strong>in</strong>kwe<strong>in</strong> an.<br />

Alte Rebe im neuen Gewand<br />

„Unser Elbl<strong>in</strong>g-We<strong>in</strong>berg ist <strong>der</strong> älteste<br />

unseres We<strong>in</strong>guts. Er wurde vor über<br />

sechs <strong>Jahr</strong>zehnten angelegt“, erklärt<br />

Matthias Sauerwe<strong>in</strong>. „In <strong>der</strong> Regel lässt<br />

man e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>stock 30 <strong>Jahr</strong>e stehen,<br />

bevor man ihn austauscht, weil er dann<br />

weniger Erträge liefert“, so <strong>der</strong> Vater<br />

dreier K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Aber <strong>der</strong> Ertrag ist für<br />

die Sauerwe<strong>in</strong>s nicht das Wichtigste.<br />

Viel entscheiden<strong>der</strong> ist, dass alte Rebstöcke<br />

tiefer wurzeln und die Qualität<br />

<strong>der</strong> Reben dadurch oft besser ist! Für<br />

den Austausch kauft <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer veredelte<br />

Pflanzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rebschule. Dabei<br />

wählen die Sauerwe<strong>in</strong>s auch gerne neue,<br />

pilzwi<strong>der</strong>standsfähige Rebsorten, da sie<br />

ke<strong>in</strong>e Extrabehandlungen benötigen.<br />

„Bevor die e<strong>in</strong>jährigen Reben im<br />

Frühjahr masch<strong>in</strong>ell gepflanzt werden,<br />

müssen wir den Boden mit se<strong>in</strong>er Humusschicht<br />

sehr gut lockern, bis er krümelig<br />

ist“, beschreibt Matthias Sauerwe<strong>in</strong><br />

die Neupflanzung. „Nach dem Setzen<br />

laufen wir noch e<strong>in</strong>mal über den We<strong>in</strong>berg<br />

und treten die Rebstöcke fest. Etwas<br />

später werden sie angebunden und<br />

drei <strong>Jahr</strong>e lang gepflegt, bis die Trauben<br />

das erste Mal geerntet werden können.“<br />

Rund 30 000 bis 40 000 Euro kostet die<br />

Neuanlage e<strong>in</strong>es 1-Hektar großen We<strong>in</strong>bergs.<br />

Flexibel und vielfältig<br />

Auf über 20 Moselkilometern erstrecken<br />

sich die 33 Hektar umfassenden We<strong>in</strong>berge<br />

<strong>der</strong> Familie Sauerwe<strong>in</strong>. „Wir sehen<br />

diese Distanz als Risikom<strong>in</strong>imierung an.<br />

Denn wenn es Spätfröste o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Wetterextreme gibt, s<strong>in</strong>d nicht gleich<br />

all unsere We<strong>in</strong>berge betroffen. Außerdem<br />

erzielt <strong>der</strong> We<strong>in</strong> jedes Bergs e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Nuance und unterschiedliche<br />

Aromen.“ Diese geschmackliche Vielfalt<br />

nutzt die W<strong>in</strong>zerfamilie, um Cuvées aus<br />

verschiedenen Rebsorten und Lagen<br />

herzustellen. „Im We<strong>in</strong>berg entsteht die<br />

Grundlage e<strong>in</strong>es We<strong>in</strong>s. Später im Keller<br />

bei <strong>der</strong> Weiterverarbeitung ist große<br />

Sorgfalt nötig, um die We<strong>in</strong>qualität zu<br />

24


We<strong>in</strong>anbau<br />

Sauer macht lustig Bei den Sauerwe<strong>in</strong>s<br />

übernimmt jedes Familienmitglied e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

im Tagesgeschäft<br />

Idyllisch gelegen L<strong>in</strong>ks und rechts <strong>der</strong> Moseldörfer<br />

schmiegen sich die We<strong>in</strong>berge an die Hänge, wo im<br />

Herbst die We<strong>in</strong>lese beg<strong>in</strong>nt (Foto unten und rechts)<br />

FOTOS: SAUERWEIN<br />

erhalten“, betont <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer.<br />

Daher nehmen die Sauerwe<strong>in</strong>s<br />

während <strong>der</strong> Gärung täglich<br />

Proben aus jedem We<strong>in</strong>fass, um am Ende<br />

über die f<strong>in</strong>ale Zusammensetzung e<strong>in</strong>es<br />

We<strong>in</strong>s zu entscheiden. „Natürlich spielt<br />

das Wetter e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Es<br />

bestimmt den We<strong>in</strong>“, erklärt Matthias<br />

Sauerwe<strong>in</strong>. „2022 war es sehr heiß und<br />

trocken – für unsere Rotwe<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e gute<br />

Voraussetzung. Und für die Weißwe<strong>in</strong>e<br />

bedeutete das weniger Säure“, fährt <strong>der</strong><br />

studierte Önologe fort. 2021 dagegen sei<br />

e<strong>in</strong> sehr feuchtes <strong>Jahr</strong> gewesen. Dadurch<br />

waren die Trauben, aus denen Weißund<br />

Roséwe<strong>in</strong>e produziert wurden, sehr<br />

aromatisch und geschmacklich schön<br />

ausgebildet. „An<strong>der</strong>erseits war dies<br />

natürlich ke<strong>in</strong> gutes Rotwe<strong>in</strong>jahr. Wir<br />

haben deshalb eher Rosé hergestellt“,<br />

er<strong>in</strong>nert sich <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer.<br />

Was deutsche Kunden wollen<br />

Wie erkennt man überhaupt, dass die<br />

Trauben reif s<strong>in</strong>d? „Wenn die Kerne<br />

Was<br />

bedeutet<br />

Cuvée?<br />

Der Ausdruck stammt aus dem<br />

Französischen und bedeutet Bottich<br />

o<strong>der</strong> We<strong>in</strong>behälter. Heutzutage<br />

bezeichnet Cuvée e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />

aus e<strong>in</strong>er Zusammenstellung<br />

von We<strong>in</strong>en unterschiedlicher<br />

Rebsorten, <strong>Jahr</strong>gänge o<strong>der</strong><br />

Lagen besteht.<br />

gut durchgefärbt,<br />

also braun s<strong>in</strong>d, kann<br />

die We<strong>in</strong>lese beg<strong>in</strong>nen.<br />

Meistens starten wir mit den ersten<br />

Reb sorten Mitte September. Aber das<br />

kommt jedes Mal auf das Wetter an“, sagt<br />

Sauerwe<strong>in</strong>. „Durch warme Temperaturen<br />

im Frühjahr startet die Ernte immer<br />

früher. Wir haben auch festgestellt, dass<br />

wir mittlerweile ganz an<strong>der</strong>e Rebsorten<br />

anpflanzen können, nämlich auch die,<br />

die sonst besser im Süden gedeihen o<strong>der</strong><br />

die beson<strong>der</strong>s wi<strong>der</strong>standsfähig s<strong>in</strong>d.“<br />

So bauen sie junge, unbekanntere<br />

Rebsorten wie Solaris o<strong>der</strong> Cabernet<br />

Cortis an und komb<strong>in</strong>ieren diese mit<br />

bekannteren Rebsorten. „Viele deutsche<br />

Kunden kaufen ihre We<strong>in</strong>e rebsortenbezogen.<br />

Riesl<strong>in</strong>g, Grauburgun<strong>der</strong>, Weißburgun<strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>d bekannt und werden daher<br />

gerne gekauft, unbekanntere Sorten<br />

wie etwa Auxerrois haben es schwerer“,<br />

weiß Sauerwe<strong>in</strong> zu berichten. „Bei an<strong>der</strong>en<br />

Kunden <strong>in</strong> Deutschland spielt <strong>der</strong><br />

Begriff ‚Trocken‘ e<strong>in</strong>e große Rolle. Dabei<br />

Mo<strong>der</strong>ne Architektur <strong>in</strong> traditioneller Umgebung<br />

Bei den Sauerwe<strong>in</strong>s kann man <strong>in</strong>mitten <strong>der</strong> We<strong>in</strong>berge<br />

im neuen Gästehaus Urlaub machen<br />

empfehle ich, auch e<strong>in</strong>mal Mut zur Restsüße<br />

zu haben.“<br />

Neben dem Elbl<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong>em We<strong>in</strong><br />

aus Schwarzriesl<strong>in</strong>g, dessen Rosé immer<br />

schnell ausverkauft ist, gehört <strong>der</strong><br />

„4 Brü<strong>der</strong>“-Rotwe<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Hommage an<br />

die drei jüngeren Brü<strong>der</strong> von Matthias<br />

Sauerwe<strong>in</strong>, zu den Hits des We<strong>in</strong>guts.<br />

Der „4 Brü<strong>der</strong>“-Rotwe<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Cuvée;<br />

er besteht aus vier verschiedenen Rebsorten.<br />

Rund 150 000 Flaschen We<strong>in</strong> stellt<br />

Familie Sauerwe<strong>in</strong> jährlich her. „<strong>Das</strong> ist<br />

zu wenig, um sie an große Händler zu<br />

verkaufen. Von daher richten wir uns direkt<br />

an die Endverbraucher. Sie verstehen,<br />

wenn e<strong>in</strong>e We<strong>in</strong>sorte mal vergriffen<br />

ist, und bestellen schon fürs nächste <strong>Jahr</strong><br />

vor. Auf diese Weise behalten wir unsere<br />

Flexibilität und können je nach <strong>Jahr</strong> und<br />

Reife <strong>der</strong> Trauben entscheiden, wie wir<br />

unsere We<strong>in</strong>e ausbauen wollen.“ <br />

25


Boden<br />

„Als <strong>Land</strong>wirte können wir das<br />

Klima aktiv verbessern“<br />

Leo Rösel<br />

Leo Rösel aus Bayern ist Ackerbauer aus Leidenschaft.<br />

Auf se<strong>in</strong>em Biohof baut er zu 60 Prozent<br />

Nahrungsmittel an. Auf den restlichen 40 Prozent<br />

pflanzt <strong>der</strong> Techniker für <strong>Land</strong>bau hauptsächlich<br />

Kleegras an, das er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Biogasanlage <strong>in</strong><br />

Strom und Wärme umwandelt und rund 500 Haushalte<br />

damit versorgt.<br />

E<strong>in</strong> Wald gehört auch zum Betrieb. Dort anfallendes<br />

Bruch- und Totholz verarbeitet<br />

<strong>der</strong> junge <strong>Land</strong>wirt zu Hackschnitzel,<br />

die Wärme für 100 Haushalte liefern.<br />

„Der Boden bildet die Grundlage<br />

für die Existenz unseres Hofs“,<br />

betont Rösel. Daher liegt se<strong>in</strong><br />

Fokus auf <strong>der</strong> stetigen Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Bodenqualität. Um<br />

zu erfahren, welche Nährstoffe<br />

fehlen, lässt er se<strong>in</strong>e Böden im Labor<br />

analysieren. Parallel dazu checkt er<br />

regelmäßig mit dem Spaten, wie <strong>in</strong>tensiv<br />

sich das Bodenleben auf se<strong>in</strong>en Fel<strong>der</strong>n<br />

gestaltet. Je mehr Lebewesen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Boden leben, desto stabiler bleiben se<strong>in</strong>e<br />

Erträge. „Regenwürmer lockern die Erde<br />

auf und vergrößern die Humusschicht“,<br />

sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />

Durch sogenannte Zeigerpflanzen kann er erkennen,<br />

was se<strong>in</strong> Acker braucht. „Wachsen viele Disteln<br />

auf e<strong>in</strong>em Feld, fehlt dem Boden Sauerstoff, und ich<br />

muss me<strong>in</strong>e Bodenbearbeitung überdenken.“ Kamille<br />

signalisiert, dass dem Boden mehr Kalzium und<br />

Schwefel zugeführt werden müssen.<br />

E<strong>in</strong> echtes Kraftpaket ist das Kleegras, das er über<br />

mehrere <strong>Jahr</strong>e anbaut. „An den Wurzeln <strong>der</strong> Pflanze<br />

bilden sich Knöllchenbakterien“, erklärt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />

„Sie b<strong>in</strong>den Stickstoff. Dieser ist für e<strong>in</strong> gesundes Bodenleben<br />

unentbehrlich. Gleichzeitig wandeln die<br />

Pflanzen Kohlenstoffdioxid <strong>in</strong> Zucker und Sauerstoff<br />

um, was den Humusaufbau för<strong>der</strong>t.“ Der <strong>Land</strong>wirt,<br />

<strong>der</strong> konsequent regenerative Maßnahmen zur Bodenverbesserung<br />

e<strong>in</strong>setzt, unterstützt Klimaschutzmaßnahmen.<br />

„Wer se<strong>in</strong>e Böden gesund hält, tut auch<br />

aktiv etwas fürs Klima.“<br />

Leo Rösel ist davon überzeugt, dass <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle im Klimawandel zukommt.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zige Branche, die das Klima<br />

aktiv verbessern kann. Zwar entstehen bei uns auch<br />

Emissionen, aber durch die Produktion von erneuerbaren<br />

Energien und die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Äcker<br />

und Wäl<strong>der</strong> b<strong>in</strong>den wir Kohlenstoff und produzieren<br />

Sauerstoff für die Atmopshäre. <strong>Das</strong> gel<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>em<br />

an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweig.“<br />

FOTOS: TIMO JAWORR (2), PRIVAT<br />

„Wir setzen<br />

auf regenerative<br />

Methoden“<br />

Lutz und<br />

Anke Decker<br />

26


„90 Prozent <strong>der</strong> Nahrungsmittel -<br />

produktion hängt vom Boden ab“<br />

Ob Sand, Lehm o<strong>der</strong> Ton, auf dem 120 Hektar großen<br />

Betrieb <strong>der</strong> Familie Fuchs s<strong>in</strong>d die unterschiedlichsten<br />

Bodenarten vertreten. Auch die klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

auf den Ackerflächen, die rund 20 Kilometer ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegen,<br />

s<strong>in</strong>d nicht identisch. Während es auf den Fel<strong>der</strong>n um<br />

Worms-Heppenheim herum schon im März warm se<strong>in</strong> kann,<br />

steigen <strong>in</strong> den schweren Böden <strong>in</strong> Grünstadt die Temperaturen<br />

langsamer. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em die Gründe,<br />

warum Christiane Fuchs und ihre Eltern e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

an verschiedenen Kulturpflanzen auf ihren<br />

Fel<strong>der</strong>n anbauen. So werden die eher anspruchslosen,<br />

unempf<strong>in</strong>dlichen Zuckerrüben sowie das<br />

Getreide auf dem lehmigen Boden bei Grünstadt<br />

ausgesät, während Kartoffeln besser im<br />

lockeren, warmen Sandboden gedeihen.<br />

„Wir pflügen so wenig wie möglich, um das<br />

Bodenleben zu schonen“, erklärt die zukünftige<br />

Hofnachfolger<strong>in</strong>. Bevor beispielsweise<br />

Christiane<br />

Fuchs<br />

die Kartoffeln gesetzt werden, muss <strong>der</strong><br />

Boden bearbeitet werden. „So bekämpfen<br />

wir Schädl<strong>in</strong>ge wie Drahtwürmer.“<br />

Auch e<strong>in</strong>e Fräse kommt zum E<strong>in</strong>satz.<br />

„Sie zerkle<strong>in</strong>ert große Kluten, also<br />

Erdbrocken. Der Boden wird dadurch<br />

fe<strong>in</strong>er“, sagt die 22-Jährige, die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

studiert. „Bei den Zwiebeln grubbern<br />

wir nur. Dadurch wird die Erde fe<strong>in</strong>porig, ohne dass wir<br />

diese wenden und auf den Kopf stellen müssen.“<br />

Familie Fuchs, die <strong>in</strong> ihrem Hofladen Früh- und Spätkartoffeln,<br />

Zwiebeln, Kürbisse sowie Tomaten, Gurken und Zucch<strong>in</strong>i<br />

aus ihrem Gewächshaus verkauft, weiß genau, dass <strong>der</strong> Boden<br />

die Produktionsgrundlage ihres Betriebs darstellt. Mit fünf<br />

wichtigen Maßnahmen wird <strong>der</strong> Boden fit und gesund gehalten:<br />

1. Kaum Bodenbearbeitung<br />

2. Zwischenfruchtanbau, <strong>der</strong> die Bodenfruchtbarkeit<br />

erhöht und die Wasserhaltefähigkeit verbessert<br />

3. Ausbr<strong>in</strong>gen von Kompost als Nährstofflieferant<br />

und zum Erhalt <strong>der</strong> Humusschicht<br />

4. Überlegte Fruchtfolge, um das Bodenleben und den<br />

Nährstoffreichtum zu för<strong>der</strong>n<br />

5. Stroh auf <strong>der</strong> Erdoberfläche, um Erosionen zu vermeiden<br />

Der Spaten ist e<strong>in</strong> unerlässlicher Begleiter von Christiane<br />

Fuchs. „Wir prüfen regelmäßig unsere Äcker durch Bestandskontrollen<br />

und checken dabei auch die Bodenstruktur sowie<br />

die Beschaffenheit.“ Auf Bodenproben spezialisierte Firmen<br />

wie LUFA Speyer kommen jährlich zur Untersuchung <strong>der</strong><br />

verschiedenen Böden. Die Auswertung <strong>der</strong> entnommenen<br />

Proben geben dem landwirtschaftlichen Betrieb Auskunft<br />

darüber, wie nährstoffreich o<strong>der</strong> -arm die jeweilige Fläche<br />

ist, sodass nachhaltig mit unterstützenden Maßnahmen dagegengewirkt<br />

werden kann.<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de/bodentypen/<br />

Die Zahlen s<strong>in</strong>d bee<strong>in</strong>druckend.<br />

Der Weg dorth<strong>in</strong> ebenso. Lutz<br />

Decker und se<strong>in</strong>e Frau Anke erwirtschaften<br />

auf ihrem konventionellen<br />

Hof geme<strong>in</strong>sam mit vier Mitarbeitern,<br />

zwei Auszubildenden und Aushilfen pro<br />

<strong>Jahr</strong> über 3,6 Millionen Liter Milch. H<strong>in</strong>zu<br />

kommen jährlich circa 500 Tonnen<br />

Zucker, 20 Millionen Kilowattstunden<br />

grüner Strom und 15 Millionen Kilowattstunden<br />

Wärme, sodass etwa 5700<br />

Haushalte mit Strom versorgt werden<br />

können, zudem Fleisch von 20 R<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

<strong>Das</strong> Herzstück des Betriebs stellt <strong>der</strong><br />

qualitativ hochwertige Boden dar, <strong>der</strong><br />

das Futter für die 220 Milchkühe und<br />

die R<strong>in</strong><strong>der</strong> liefert, die Lebensmittelproduktion<br />

ermöglicht und Energiepflanzen<br />

wachsen lässt. Dabei bilden die landwirtschaftlichen<br />

Prozesse e<strong>in</strong>en nachhaltigen<br />

Kreislauf, bei dem alles, was von<br />

<strong>der</strong> Natur kommt, auch verwertet wird.<br />

Die Milchkühe fressen das auf den Fel<strong>der</strong>n<br />

und Wiesen produzierte Futter. Sie<br />

scheiden Kuhfladen wie<strong>der</strong> aus. Die entstandene<br />

Gülle wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biogasanlage<br />

zu Energie umgewandelt, und <strong>der</strong> Rest<br />

wan<strong>der</strong>t als organischer Dünger zurück<br />

auf die Fel<strong>der</strong>. Dort versorgt er die Pflanzen<br />

mit Nährstoffen, und <strong>der</strong> Kreislauf<br />

beg<strong>in</strong>nt von vorn.<br />

„Unser Betrieb ist von <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit<br />

abhängig“, sagt Lutz Decker.<br />

Um ihn zu verbessern, setzt das<br />

<strong>Land</strong>wirtsehepaar seit 2019 <strong>in</strong>tensiv auf<br />

regenerative Maßnahmen. Dazu zählen<br />

fünf Pr<strong>in</strong>zipien. Erstens: „E<strong>in</strong> Boden<br />

will nicht nackt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne liegen. Er<br />

möchte geschützt werden. Zum Beispiel<br />

durch e<strong>in</strong>e ganzjährige Begrünung, die<br />

ganz nebenbei auch noch Fotosynthese<br />

betreibt“, erklärt Decker. Dadurch kann<br />

<strong>der</strong> Boden Lebewesen wie Regenwürmer<br />

ernähren. Zweitens: Der Anbau<br />

verschiedener Hauptkulturen und Zwischenfrüchte<br />

sorgt für e<strong>in</strong>en vielfältigen<br />

Speiseplan <strong>der</strong> im Boden lebenden Organismen.<br />

Diese danken es den <strong>Land</strong>wirten<br />

damit, dass sie den Humusaufbau<br />

beschleunigen. „Um das für uns wichtige<br />

Bodenleben nicht durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zuwirbeln,<br />

verzichten wir auf den Pflug sowie<br />

weitere Bodenbearbeitungsmaßnahmen<br />

und br<strong>in</strong>gen die Saat direkt <strong>in</strong> die Erde“,<br />

erklärt Lutz Decker das dritte Pr<strong>in</strong>zip.<br />

Viertens lässt er auf se<strong>in</strong>en Ackerflächen<br />

jeweils für kurze Zeit R<strong>in</strong><strong>der</strong> weiden.<br />

„<strong>Das</strong> nennt man Mob Graz<strong>in</strong>g. Die Tiere<br />

fressen nur den oberen Teil <strong>der</strong> Pflanzen,<br />

die Reste treten sie <strong>in</strong> den Boden, die<br />

Wurzeln verbleiben sowieso dort. <strong>Das</strong> ist<br />

wie Mulchen, nur natürlicher. Die Tiere<br />

verteilen ihren Dung und ihren Speichel<br />

über die Fläche, was wie e<strong>in</strong>e biologische<br />

Impfung wirkt“, erläutert <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsische<br />

<strong>Land</strong>wirt. Und fünftens<br />

setzt er wenig Düngung e<strong>in</strong>, weil sich<br />

durch die regenerativen Maßnahmen<br />

die Pflanzenwurzeln sehr gut ausweiten.<br />

„Wir wollen gleiche Erträge wie bei <strong>der</strong><br />

bisherigen konventionellen Wirtschaftsweise<br />

erzielen und dabei unseren CO 2<br />

-<br />

Fußabdruck auf null br<strong>in</strong>gen. Bei <strong>der</strong><br />

Milchproduktion haben wir ihn schon<br />

um die Hälfte reduziert.“<br />

27


Boden<br />

Boden<br />

Unser<br />

Der Schatz, auf<br />

dem wir stehen<br />

10 cm =^ 2000 <strong>Jahr</strong>e<br />

Der Boden ist e<strong>in</strong>e<br />

dünne Schicht auf <strong>der</strong><br />

Erdoberfläche.<br />

Damit 10 Zentimeter<br />

Boden entstehen,<br />

braucht es 2000 <strong>Jahr</strong>e.<br />

1 x 1 =^<br />

1 600 000 000 000<br />

Innerhalb e<strong>in</strong>er Ackerfläche<br />

von 1 mal 1 Meter und bis 30 cm Tiefe<br />

leben 1,6 Billionen Lebewesen<br />

wie Regenwürmer, Sp<strong>in</strong>nen,<br />

Algen o<strong>der</strong> Amöben.<br />

Im Vergleich dazu:<br />

Auf <strong>der</strong> Erde leben <strong>der</strong>zeit „nur“<br />

7,5 Milliarden Menschen.<br />

30 % 20 %<br />

50 %<br />

Die Böden <strong>in</strong> Deutschland gehören<br />

zu den fruchtbarsten <strong>der</strong> Welt.<br />

Deutschland verfügt über e<strong>in</strong>e Bodenfläche von rund<br />

35,7 Mio. Hektar. Davon s<strong>in</strong>d etwa 50 Prozent<br />

<strong>Land</strong>wirtschaftsfläche, rund 30 Prozent s<strong>in</strong>d Waldfläche.<br />

Siedlungs-, Verkehrs-, Wasserfläche sowie nicht<br />

genutztes <strong>Land</strong> machen etwa 20 Prozent aus.<br />

FOTO: CHRISTIAN DAHLHAUS/ISTOCKPHOTO<br />

QUELLEN: BZL, BLE, BUNDESVERBAND BODEN, UMWELTBUNDESAMT, BODENATLAS, DBV, BODENWELTEN, IVA<br />

28


Unser Boden ist<br />

<strong>der</strong> zweitgrößte<br />

Kohlenstoffspeicher<br />

<strong>der</strong> Erde.<br />

Platz 1 belegen die Ozeane.<br />

Böden bilden weltweit<br />

die Grundlage für<br />

über 90 Prozent <strong>der</strong><br />

produzierten<br />

Nahrung.<br />

Boden<br />

speichert<br />

Wasser.<br />

<strong>Das</strong> macht üppiges<br />

Pflanzenwachstum möglich.<br />

Boden steuert auch den Weg<br />

des Wassers. Denn das<br />

Nie<strong>der</strong>schlags wasser rieselt nicht<br />

e<strong>in</strong>fach nach den Gesetzen <strong>der</strong><br />

Schwerkraft durch den Boden<br />

<strong>in</strong> Richtung Grundwasser,<br />

son<strong>der</strong>n wird im Boden<br />

festgehalten.<br />

Die Bodenschicht<br />

besteht etwa zu 50 Prozent<br />

aus m<strong>in</strong>eralischen<br />

Partikeln wie Sand und<br />

Ton, zu jeweils grob<br />

20 Prozent aus Luft und<br />

Wasser und zu etwa<br />

5 bis 10 Prozent aus<br />

Pflanzenwurzeln, Lebewesen<br />

und Humus.<br />

Beim Boden<br />

ist es wie beim Käse:<br />

<strong>Das</strong> be<strong>in</strong>ahe Wichtigste s<strong>in</strong>d die Löcher,<br />

also die Hohlräume zwischen den<br />

festen Bestandteilen wie M<strong>in</strong>eralien und<br />

Humuspartikeln.<br />

Die Löcher sorgen dafür, dass <strong>der</strong> Boden<br />

durchlüftet und so die Pflanzenwurzeln<br />

und Boden lebewesen ausreichend<br />

mit Sauerstoff versorgt werden.<br />

Boden speichert mehr<br />

Kohlenstoff<br />

als alle Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt geme<strong>in</strong>sam.<br />

100<br />

Deutschland verliert täglich<br />

m<strong>in</strong>destens 77 Hektar Boden<br />

für neue Verkehrsstrukturen<br />

o<strong>der</strong> Siedlungen.<br />

<strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d umgerechnet mehr<br />

als 100 Fußballfel<strong>der</strong>.<br />

29


E<strong>in</strong>drucksvoll Auf <strong>der</strong> Luftaufnahme<br />

erkennt man die neuen<br />

Stallungen mit Photovoltaik und<br />

die Biogasanlage<br />

Glücklich Anne und Dirk San<strong>der</strong><strong>in</strong>g<br />

freuen sich, dass sie den Mut<br />

besaßen, ihr großes Bauprojekt zum<br />

Wohl <strong>der</strong> Tiere zu realisieren<br />

30


Tierwohl<br />

Stippvisite im supermo<strong>der</strong>nen<br />

Strohstall für Schwe<strong>in</strong>e<br />

<strong>Land</strong>wirt Dirk San<strong>der</strong><strong>in</strong>g erfüllte sich den Traum von e<strong>in</strong>er tierfreundlichen Schwe<strong>in</strong>emasthaltung,<br />

bei <strong>der</strong> er gleichzeitig erneuerbare Energien erzeugt und organische Düngemittel herstellt<br />

FOTOS: BIG DUTCHMAN<br />

Für den 32-jährigen <strong>Land</strong>wirt aus<br />

dem nie<strong>der</strong>sächsischen Hemsloh<br />

ist es jedes Mal e<strong>in</strong> tolles Gefühl,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er vier neuen<br />

Ställe zu stehen und zu beobachten,<br />

wie die Schwe<strong>in</strong>e unter den För<strong>der</strong>bän<strong>der</strong>n<br />

erwartungsvoll nach oben blicken.<br />

Von dort rieselt das Stroh auf sie herab<br />

und wird mit Robotern <strong>in</strong> den hellen,<br />

mit Frischluft durchfluteten Boxen<br />

verteilt. „Die Tiere lieben es, mit dem<br />

Stroh zu spielen o<strong>der</strong> dar<strong>in</strong> herumzuwühlen“,<br />

erzählt Dirk San<strong>der</strong><strong>in</strong>g stolz.<br />

Damit nicht genug: Durch das neuartige<br />

Strohstall-Haltungssystem werden die<br />

Ausscheidungen <strong>der</strong> Tiere kompostiert.<br />

<strong>Das</strong> vermeidet unangenehme Gerüche.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wird <strong>der</strong> wertvolle<br />

Kompost <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biogasanlage zu Energie<br />

umgewandelt. Aber dazu später mehr.<br />

Zusätzlich zum Stroh füttert <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaftsmeister<br />

gentechnikfreies<br />

Futter. <strong>Das</strong> zu erwähnen ist ihm wichtig.<br />

„In unseren großzügigen Stallungen<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e ganz neue Dimension von<br />

Tierhaltung statt“, freut sich <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt,<br />

dessen Betrieb trotz <strong>der</strong> vielen<br />

Innovationen als konventionell e<strong>in</strong>gestuft<br />

wird. „Dank <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Technik<br />

funktioniert die E<strong>in</strong>streuung von<br />

Stroh auch bei <strong>der</strong> Größe dieses Stalls<br />

ganz reibungslos“, sagt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt.<br />

Die Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Boxen übernimmt<br />

e<strong>in</strong> Hofla<strong>der</strong>, <strong>der</strong> den Mist aus dem Stall<br />

fährt. „Die ganze Arbeit wäre sonst gar<br />

nicht zu leisten“, erklärt San<strong>der</strong><strong>in</strong>g, <strong>der</strong><br />

13 Festangestellte, zwei Azubis und, je<br />

nach Bedarf, Aushilfs kräfte beschäftigt.<br />

Mit viel Mut, klugen Beratern und<br />

e<strong>in</strong>em mehrstelligen Millionen-Euro-<br />

Betrag ist es dem zweifachen Familienvater<br />

gelungen, gleich mehrere Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> den Griff zu bekommen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en hat <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt <strong>in</strong> vierter<br />

Generation das Tierwohl für rund 2400<br />

Schwe<strong>in</strong>e auf se<strong>in</strong>em Betrieb gesteigert<br />

und die Haltungsform durch mehr<br />

Platz, Frischluft- und Tageslichtzufuhr<br />

auf die Haltungsstufe 3 steigern können.<br />

Zum an<strong>der</strong>en ließ er auf dem 100 Meter<br />

langen Gebäude 4000 Quadratmeter<br />

Photovoltaik <strong>in</strong>stallieren und baute<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>e Biogasanlage. In dieser<br />

werden <strong>der</strong> Kompost se<strong>in</strong>er Tiere sowie<br />

Gülle aus an<strong>der</strong>en Ställen <strong>in</strong> Strom und<br />

Wärme umgewandelt. Mit <strong>der</strong> erzeugten<br />

Energie heizt er nun im W<strong>in</strong>ter die Ställe<br />

und deckt damit zwei Drittel se<strong>in</strong>es<br />

gesamten Strombedarfs ab. Zusätzlich<br />

produzierter Strom wird <strong>in</strong>s öffentliche<br />

Netz e<strong>in</strong>gespeist, wofür er vergütet<br />

wird.<br />

Inklusive eigenem Hofkraftwerk<br />

und Düngerproduktion<br />

<strong>Das</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biogasanlage anfallende Substrat<br />

nutzt San<strong>der</strong><strong>in</strong>g als Dünger für se<strong>in</strong><br />

750 Hektar großes <strong>Land</strong>, auf dem er<br />

Getreide und Kartoffeln anbaut. „Damit<br />

schließt sich e<strong>in</strong> ganzer Kreislauf,<br />

denn das Getreide dient unseren Tieren<br />

als Futter, während das verbleibende<br />

Stroh als Streu <strong>in</strong> die neuen Stallungen<br />

kommt“, erklärt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sachse.<br />

2019 reifte <strong>in</strong> ihm die Idee, <strong>in</strong> mehr<br />

Tierwohl <strong>in</strong>vestieren zu wollen. „Mit diesem<br />

Millionenprojekt wollten wir auch<br />

unterstreichen, dass mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirt<strong>in</strong>nen<br />

und <strong>Land</strong>wirte die Anliegen <strong>der</strong><br />

Verbraucher wahr- und ernst nehmen.<br />

Die Kunden erwarten mehr Tierwohl<br />

und Klimafreundlichkeit von uns“, so<br />

San<strong>der</strong><strong>in</strong>g. Insgesamt rund dreie<strong>in</strong>halb<br />

<strong>Jahr</strong>e dauerte es, bis alle Pläne, Gutachten<br />

und Gel<strong>der</strong> genehmigt wurden und<br />

die Ställe gebaut und schließlich e<strong>in</strong>geweiht<br />

werden konnten. „Geme<strong>in</strong>sam mit<br />

den Firmen Brör<strong>in</strong>g Pig Partner und Big<br />

Dutchman haben wir das ungewöhnliche<br />

Strohhaltungssystem umgesetzt.“ Sogar<br />

e<strong>in</strong>e Lagerhalle für Stroh ist Teil <strong>der</strong> neuen<br />

Stallungen. Bevor sich <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt<br />

an die Umsetzung des Projekts gewagt<br />

hat, besuchte er e<strong>in</strong>en ähnlich konzipierten<br />

Stall auf e<strong>in</strong>em norddeutschen<br />

Hof. „Mir hat die Komb<strong>in</strong>ation aus traditioneller<br />

Strohhaltung und den automatisierten<br />

Robotern sehr gut gefallen“,<br />

er<strong>in</strong>nert sich San<strong>der</strong><strong>in</strong>g. „<strong>Das</strong> fand ich<br />

tierfreundlich und effizient zugleich.“<br />

Spieleparadies Die Schwe<strong>in</strong>e fressen nicht<br />

nur das Stroh, sie lieben es, damit zu spielen<br />

und dar<strong>in</strong> herumzuwühlen<br />

Offen für die Öffentlichkeit<br />

Auch die Öffentlichkeit soll die Möglichkeit<br />

erhalten, e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> diesen mo<strong>der</strong>nen<br />

Stall zu werfen. „Wir haben gläserne<br />

Flächen geschaffen, von denen aus<br />

sich Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Besucher<br />

e<strong>in</strong> Bild über die mo<strong>der</strong>ne Schwe<strong>in</strong>emast<br />

machen und wir erklären können, warum<br />

wir was tun“, sagt Anne San<strong>der</strong><strong>in</strong>g. Dem<br />

Ehepaar liegt Transparenz beson<strong>der</strong>s<br />

am Herzen. Sogar <strong>der</strong> Tierschutzbund<br />

und an<strong>der</strong>e Verbände s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> das Projekt<br />

<strong>in</strong>volviert und wollen mit den Besichtigungen<br />

demonstrieren, wie alternative<br />

Tierhaltung realisiert werden kann.<br />

Natürlich zu e<strong>in</strong>em sehr hohen Preis,<br />

wie San<strong>der</strong><strong>in</strong>g genau weiß. Von <strong>der</strong><br />

NBank des <strong>Land</strong>es Nie<strong>der</strong>sachsen und<br />

<strong>der</strong> Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />

habe er Investitionszuschüsse erhalten,<br />

aber für den eigentlichen Ausbau<br />

<strong>der</strong> Ställe verzichtete er auf staatliche<br />

För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>, erwähnte <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirt<br />

gegenüber <strong>der</strong> Neuen Osnabrücker Zeitung.<br />

Die Auflagen seien viel zu kompliziert<br />

gewesen.<br />

<strong>Das</strong> hat ihn trotzdem nicht abgehalten,<br />

se<strong>in</strong>en Traum von e<strong>in</strong>em Stall <strong>der</strong><br />

Zukunft zu realisieren. Und darüber ist<br />

er heilfroh, vor allem jedes Mal, wenn er<br />

die Stallungen betritt. Da s<strong>in</strong>d dann auch<br />

die Unwägbarkeiten, Verzögerungen und<br />

bürokratischen Hürden vergessen. <br />

31


Lebensmittelversorgung<br />

Tolle Klima-Knolle<br />

Biolandwirt Sönke Strampe nutzt den Klimawandel als Chance. In <strong>der</strong> Lüneburger Heide baut<br />

er erfolgreich Bio-Süßkartoffeln an. E<strong>in</strong> gesundes Gemüse, das es warm und trocken mag<br />

Nur noch wenige<br />

Stunden, dann<br />

ist es geschafft.<br />

Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit se<strong>in</strong>en fleißigen<br />

Helfern hat <strong>Land</strong>wirt<br />

Sönke Strampe aus<br />

Bad Bevensen <strong>in</strong> den<br />

letzten fünf Tagen viel<br />

geleistet. In gebückter<br />

Haltung und mithilfe<br />

von Handhacken hat<br />

das sechsköpfige Team das<br />

Unkraut zwischen den jungen<br />

Pflanzen, die <strong>in</strong> langen Reihen auf dem<br />

Bioacker wachsen, entfernt. E<strong>in</strong>e sehr<br />

anstrengende Arbeit. Doch die Mühe<br />

lohnt sich. Denn was <strong>der</strong> 34-jährige<br />

Biobauer auf se<strong>in</strong>em 245 Hektar großen<br />

Ökolandbaubetrieb <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

anbaut, ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Sensation. Hier<br />

wachsen Süßkartoffeln, mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lüneburger Heide.<br />

FOTOS: JOCHEN QUAST<br />

Testlabor Terrasse<br />

„Je<strong>der</strong> zweite landwirtschaftliche Betrieb<br />

<strong>in</strong> dieser Region pflanzt Speisekartoffeln<br />

an. Ich wollte etwas an<strong>der</strong>es<br />

ausprobieren“, erklärt Sönke Strampe,<br />

<strong>der</strong> vor sieben <strong>Jahr</strong>en den elterlichen Hof<br />

übernommen und diesen erfolgreich von<br />

konventionell auf bio umstellte. Er war es<br />

auch, <strong>der</strong> sich als erster norddeutscher<br />

<strong>Land</strong>wirt an die Süßkartoffel heranwagte.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Name danach kl<strong>in</strong>gt: Süßkartoffeln<br />

s<strong>in</strong>d botanisch nicht mit den<br />

heimischen Speisekartoffeln verwandt.<br />

Während die herkömmliche Kartoffel zu<br />

den Nachtschattengewächsen gehört,<br />

zählt die Süßkartoffel zu den W<strong>in</strong>dengewächsen<br />

und er<strong>in</strong>nert geschmacklich<br />

an Karotte und Kürbis. Die zündende<br />

Idee zum Anbau des exotischen Gemüses,<br />

das hauptsächlich aus Asien, Afrika und<br />

Amerika nach Deutschland importiert<br />

und Batate genannt wird, hatte Strampes<br />

Ehefrau Anna. „Beim Mittagessen hat sie<br />

mich darauf angesprochen, warum wir<br />

es nicht e<strong>in</strong>mal mit Süßkartoffeln versuchen“,<br />

so <strong>der</strong> zweifache Familienvater.<br />

Rund dreie<strong>in</strong>halb Monate<br />

dauert es, bis aus e<strong>in</strong>em<br />

Steckl<strong>in</strong>g leckere Süßkartoffeln<br />

heranreifen<br />

Gesagt, getan! In e<strong>in</strong>em<br />

Blumenkübel auf <strong>der</strong><br />

Terrasse pflanzte<br />

Strampe 2016 den<br />

ersten selbst gezogenen<br />

Setzl<strong>in</strong>g.<br />

Weitere<br />

Testversuche<br />

folgten im heimischen<br />

Garten,<br />

bis es schließlich<br />

e<strong>in</strong> <strong>Jahr</strong> später h<strong>in</strong>aus<br />

aufs Feld g<strong>in</strong>g. „Ich<br />

b<strong>in</strong> immer auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Feldfrüchten, die sich dem<br />

Klimawandel anpassen“, bekundet <strong>der</strong> experimentierfreudige<br />

<strong>Land</strong>wirt. „Ich habe<br />

schnell herausgefunden, dass sich Süßkartoffeln<br />

auch bei uns anbauen lassen.<br />

Sie vertragen die zunehmende Hitze und<br />

Trockenheit weitaus besser und haben<br />

weniger mit Schädl<strong>in</strong>gen zu kämpfen als<br />

die herkömmlichen Kartoffeln. Außerdem<br />

benötigen sie kaum Stickstoff und<br />

nur halb so viel Wasser aus <strong>der</strong> Beregnungsanlage“,<br />

beschreibt er die Vorzüge<br />

<strong>der</strong> tollen Klimaknollen.<br />

350 000 Steckl<strong>in</strong>ge<br />

In dem Gemüse selbst stecken zahlreiche<br />

gesundheitsför<strong>der</strong>nde Vitam<strong>in</strong>e<br />

und Nährstoffe. Neben viel Vitam<strong>in</strong> A<br />

und Betacarot<strong>in</strong>, die gut für die Haut<br />

und die Sehkraft s<strong>in</strong>d, enthält die Süßkartoffel<br />

zusätzlich zu e<strong>in</strong>em hohen Folsäuregehalt<br />

wichtige M<strong>in</strong>eralstoffe wie<br />

Eisen, Z<strong>in</strong>k, Kalium, Magnesium und<br />

Kalzium. „Die Süßkartoffel ist e<strong>in</strong> echtes<br />

Allroundtalent“, schwärmt Sönke Strampe.<br />

„Alles an ihr kann verwertet werden.<br />

Sogar die Blätter können als Salat gegessen<br />

werden.“ Mittlerweile baut <strong>der</strong><br />

Junglandwirt die süßen Bioknollen auf<br />

zehn Hektar se<strong>in</strong>er Ackerfläche an. Rund<br />

20 000 Euro pro Hektar <strong>in</strong>vestiert Sönke<br />

Strampe <strong>in</strong> das sorgfältig ausgesuchte<br />

Pflanzgut. 360 000 Süßkartoffelsteckl<strong>in</strong>ge<br />

aus Portugal werden dafür jedes<br />

<strong>Jahr</strong> mit viel F<strong>in</strong>gerspitzengefühl von<br />

Strampe und se<strong>in</strong>em Team <strong>in</strong> die Erde<br />

gepflanzt. Dabei ist höchste Umsicht<br />

geboten. „Die Süßkartoffeln vertragen<br />

ke<strong>in</strong>en Frost. Deshalb pflanzen wir die<br />

Steckl<strong>in</strong>ge erst nach den Eisheiligen im<br />

Mai e<strong>in</strong>“, erläutert <strong>der</strong> Bio-<strong>Land</strong>wirt.<br />

Damit die empf<strong>in</strong>dliche Schale <strong>der</strong> Süßkartoffeln<br />

bei <strong>der</strong> Ernte im Herbst nicht<br />

beschädigt wird, kommen spezielle Masch<strong>in</strong>en<br />

„made by Sönke Strampe“ zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Dazu gehört beispielsweise e<strong>in</strong><br />

selbst umgerüsteter Kartoffelro<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

die Knollen beson<strong>der</strong>s vorsichtig aus <strong>der</strong><br />

Erde beför<strong>der</strong>t. Die Ernteerträge steigen<br />

stetig und liegen <strong>in</strong>zwischen jährlich<br />

zwischen 170 bis 200 Tonnen. Strampes<br />

Erf<strong>in</strong><strong>der</strong>geist und se<strong>in</strong> Mut, Neues zu<br />

wagen, blieben nicht unbemerkt. Von<br />

e<strong>in</strong>er renommierten Fachjury wurde<br />

<strong>der</strong> norddeutsche Süßkartoffelpionier<br />

als bester Biolandwirt des <strong>Jahr</strong>es 2022<br />

ausgezeichnet.<br />

Bunte Vielfalt auf dem Teller<br />

Der f<strong>in</strong>dige Agrarexperte ruht sich nicht<br />

auf den Lorbeeren aus. Er steckt bereits<br />

voller Pläne und arbeitet gerade daran,<br />

lila und beson<strong>der</strong>s süße weiße Knollen<br />

auf den Teller zu br<strong>in</strong>gen. Nicht nur die<br />

regionalen Händler und Konsumenten<br />

setzen auf Sönkes Süßkartoffeln. Mittlerweile<br />

verkauft <strong>der</strong> Betrieb das Superfood<br />

europaweit. Ob nach Schweden, <strong>in</strong><br />

die Schweiz o<strong>der</strong> nach Rumänien und <strong>in</strong><br />

die Tschechische Republik: Über die Onl<strong>in</strong>e-Plattform<br />

CrowdFarm<strong>in</strong>g konnten<br />

die Strampes im vergangenen <strong>Jahr</strong> rund<br />

40 Tonnen Süßkartoffeln vermarkten. In<br />

e<strong>in</strong>er Erntebox werden sie direkt an die<br />

Verbraucher geschickt.<br />

Vom Süßkartoffel-Rösti bis h<strong>in</strong><br />

zum saftigen Süßkartoffel-Cheesecake<br />

mit Karamell und Zimt: Um die<br />

große Vielfalt des Gemüses aufzuzeigen,<br />

verraten Anna und Sönke<br />

Strampe auf ihrer Webseite ihre Liebl<strong>in</strong>gsrezepte.<br />

Unter www.soenkes-suesskartoffeln.de<br />

gibt es Inspirationen für leckere<br />

Zubereitungsformen <strong>der</strong> tollen Knolle.<br />

Guten Appetit!<br />

32


Oben<br />

Süßkartoffelpionier<br />

Sönke Strampe gehört zu<br />

den ersten <strong>Land</strong>wirten,<br />

die den Anbau <strong>in</strong> Deutschland<br />

gewagt haben<br />

L<strong>in</strong>ks<br />

Von den Blättern bis zu<br />

den Knollen Die gesamte<br />

Süßkartoffelpflanze ist zum<br />

Verzehr geeignet<br />

Rechts<br />

Harte Arbeit Die Setzl<strong>in</strong>ge<br />

werden per Hand <strong>in</strong> Erddämme<br />

gepflanzt. Diese Dämme wirft<br />

e<strong>in</strong>e spezielle Masch<strong>in</strong>e auf<br />

33


Lebensmittelversorgung<br />

Genau 100 Samen e<strong>in</strong>er Probe werden für die Keimfähigkeitskontrolle herausgesucht.<br />

Fünf bis acht Prozent Wasser enthält je<strong>der</strong> Samen, um möglichst lange zu überleben<br />

EUROPAS GRÖSSTE SAMENBANK<br />

Die Hüter<br />

unseres<br />

Kulturerbes<br />

Die Samen von rund 150 000 Kulturpflanzen<br />

und verwandten Wildarten<br />

lagern <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt und werden<br />

von Andreas Börner und se<strong>in</strong>em<br />

Team für kommende Generationen<br />

am Leben erhalten<br />

In <strong>der</strong> Kühlkammer<br />

Um die Keimfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>es Saatguts zu prüfen,<br />

holt Andreas Börner das<br />

entsprechende Weckglas<br />

aus <strong>der</strong> Kühlkammer<br />

E<strong>in</strong> paar dicke Handschuhe und<br />

e<strong>in</strong>e wattierte Daunenjacke gehören<br />

zum Arbeitsalltag von<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Börner,<br />

genau wie e<strong>in</strong>e Elektrosäge o<strong>der</strong> Filterpapier.<br />

Seit knapp 40 <strong>Jahr</strong>en arbeitet <strong>der</strong><br />

Agrarwissenschaftler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Genbank <strong>in</strong><br />

Gatersleben, e<strong>in</strong>er von <strong>in</strong>sgesamt vier<br />

wissenschaftlichen Abteilungen des<br />

Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik<br />

und Kulturpflanzenforschung (IPK).<br />

10000 Mal pro <strong>Jahr</strong> testen er und se<strong>in</strong>e<br />

rund 35 Mitarbeiter, ob e<strong>in</strong>gelagertes<br />

Saatgut noch keimfähig ist. Um an das<br />

zu prüfende Saatgut zu gelangen, müssen<br />

die Forscher e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> fünf großen<br />

Kühlkammern betreten. Dort lagern<br />

die Samenmuster bei m<strong>in</strong>us 18 Grad <strong>in</strong><br />

meterhohen Rollregalen. Aufbewahrt<br />

werden die kostbaren Pflanzenmuster<br />

<strong>in</strong> klassischen E<strong>in</strong>weckgläsern. <strong>Das</strong> gilt<br />

beispielsweise auch für Kürbissamen.<br />

Hier muss die Frucht vorab mit e<strong>in</strong>er<br />

Elektrosäge aufgeschnitten werden, um<br />

die Samen zu entnehmen.<br />

Lebende Körner aus<br />

gemäßigten Klimazonen<br />

Vor genau 80 <strong>Jahr</strong>en, nämlich 1943,<br />

wurde das Institut gegründet. Doch<br />

das Sammeln <strong>der</strong> Samenmuster begann<br />

schon viel früher. „Die ältesten Samen<br />

s<strong>in</strong>d vor über 100 <strong>Jahr</strong>en aufgesammelt<br />

worden und stammen von österreichischen<br />

Getreidesorten aus den 20er-<br />

<strong>Jahr</strong>en“, erzählt <strong>der</strong> Hüter <strong>der</strong> Genbank.<br />

„Die meisten Proben wurden allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> den 60er-, 70er- und 80er-<strong>Jahr</strong>en<br />

gesammelt, und zwar <strong>in</strong> gemäßigten<br />

Klimazonen. Dazu reisten deutsche<br />

<strong>Wissen</strong>schaftler auch nach Äthiopien,<br />

Ch<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Iran. Heute existieren<br />

diese Samenproben <strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n<br />

gar nicht mehr. Nur <strong>in</strong> Gatersleben“, so<br />

Börner weiter. In <strong>der</strong> jetzigen Zeit würde<br />

man für die meisten Län<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e<br />

Sammelgenehmigung mehr erhalten.<br />

„Die Regierungen haben verstanden,<br />

was für e<strong>in</strong>en Wert so e<strong>in</strong> Kulturerbe<br />

hat. Von daher existiert <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong><br />

jedem größeren <strong>Land</strong> e<strong>in</strong>e solche Genbank.<br />

Uns darf ich <strong>in</strong> diesem Bereich als<br />

Pioniere bezeichnen. Auch s<strong>in</strong>d wir die<br />

größte E<strong>in</strong>richtung dieser Art <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union und rangieren<br />

weltweit unter den Top Ten“, sagt Börner.<br />

Aufwendiges Prüfverfahren<br />

15 <strong>Jahr</strong>e bräuchte se<strong>in</strong>e Abteilung, um<br />

alle vorhandenen Saatgutmuster zu prüfen.<br />

Daher werden immer nur die Samen<br />

getestet, die schon e<strong>in</strong> gewisses Alter erreicht<br />

haben.<br />

So funktioniert die Keimfähigkeitskontrolle:<br />

Zunächst werden jeweils 100<br />

Samen e<strong>in</strong>er bestimmten Pflanzensorte<br />

auf e<strong>in</strong> angefeuchtetes Filterpapier<br />

gelegt und e<strong>in</strong>e Woche lang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Keimschrank aufbewahrt. Wenn anschließend<br />

80 Samen gekeimt haben,<br />

liegt die Keimfähigkeit <strong>der</strong> Probe bei 80<br />

Prozent. Erreicht sie aber nur 70 o<strong>der</strong><br />

weniger Prozent, werden weitere Samen<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gelagerten Probe auf e<strong>in</strong>em Feld<br />

Jährlich erhält die Genbank<br />

rund 20 000 Anfragen nach<br />

Samenproben<br />

34


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft e. V.<br />

Fanny-Zobel-Str. 7<br />

12435 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: <strong>03</strong>0/814 55 55-00<br />

<strong>in</strong>fo@mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de<br />

www.mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de<br />

Genbank<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Lea Fließ<br />

Projektverantwortlich: Renate Wegert<br />

Redaktion: Catr<strong>in</strong> Kraw<strong>in</strong>kel<br />

Artdirektion, Gestaltung: Anja Giese<br />

Lektorat: Barbara Wirt,<br />

Schlussredaktion Hamburg<br />

Litho: Hockmart GbR<br />

Druck: Roelofs GmbH<br />

Neue Straße 2<br />

49808 L<strong>in</strong>gen<br />

Nachdruck und Reproduktion s<strong>in</strong>d nach<br />

schriftlicher Genehmigung durch das<br />

Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft möglich.<br />

Im Interesse <strong>der</strong> Lesbarkeit haben wir<br />

auf durchgängig korrekte, aber sperrige<br />

Gen<strong>der</strong>-Formulierungen verzichtet.<br />

Dennoch s<strong>in</strong>d ausdrücklich alle<br />

Geschlechter geme<strong>in</strong>t<br />

In-vitro-Konservierung<br />

FOTOS: FML, SAM REY, ANDREAS BAEHRING/IPK-LEIBNITZ-INSTITUT<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gewächshaus ausgesät,<br />

gepflegt, geerntet und die neuen und<br />

besten Körner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Weckglas zurück<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Kühlhäuser gebracht. Ke<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong> Saatgutmuster darf verloren gehen.<br />

Jährlich erhält die Genbank rund<br />

20 000 Anfragen von Forschungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

Pflanzenzüchtern, an<strong>der</strong>en<br />

Genbanken, botanischen Gärten o<strong>der</strong><br />

Privatpersonen aus aller Welt, die um<br />

Samenproben bitten. Aber auch Kollegen<br />

an<strong>der</strong>er Abteilungen des Gaterslebener<br />

Instituts erhalten Pflanzenmuster. Mit<br />

Getreidesamen aus Griechenland etwa<br />

soll erforscht werden, ob sich damit<br />

neue Züchtungen entwickeln lassen,<br />

die beispielsweise bei Wassermangel<br />

und langen Trockenperioden wi<strong>der</strong>standsfähiger<br />

s<strong>in</strong>d. „E<strong>in</strong>mal haben sich<br />

Kollegen aus Äthiopien bei uns gemeldet.<br />

Sie wollten 7000 heimische Gerste- und<br />

Weizenproben haben, die bei ihnen verloren<br />

gegangen waren. Wir haben ihnen<br />

das lebende Material aus unserer Bank<br />

gesendet“, er<strong>in</strong>nert sich Andreas Börner.<br />

Prote<strong>in</strong>haltige Körner werden<br />

beson<strong>der</strong>s alt<br />

„Neben den Keimfähigkeitstests betreiben<br />

wir im Labor auch Grundlagenforschung“,<br />

erzählt <strong>der</strong> Professor. „Wir<br />

wollen wissen, wie und warum e<strong>in</strong> Pflanzensamen<br />

altert. Wir haben festgestellt,<br />

dass zum Beispiel ölhaltige Samen wie<br />

Raps schneller altern als Samen, die<br />

Stärke enthalten wie die Gerste. Die am<br />

langsamsten alternden Samen s<strong>in</strong>d alle<br />

sehr prote<strong>in</strong>haltig – wie Erbsen, Bohnen<br />

o<strong>der</strong> L<strong>in</strong>sen. Wir schätzen, dass diese bei<br />

m<strong>in</strong>us 18 Grad Celsius bis zu 120 <strong>Jahr</strong>e<br />

überleben und keimen können.“<br />

Scanner soll Keimfähigkeit<br />

erkennen<br />

Aktuell arbeitet das Team an e<strong>in</strong>em<br />

Scanner, <strong>der</strong> die Keimfähigkeit schneller<br />

und unkomplizierter nachweisen soll.<br />

„Statt die Samen wie bisher auszählen zu<br />

müssen, wollen wir e<strong>in</strong>e fotophysikalische<br />

Methode entwickeln, bei <strong>der</strong> man<br />

e<strong>in</strong>en Scanner nur an das E<strong>in</strong>machglas<br />

halten muss, um zu erfahren, ob das Material<br />

noch keimfähig ist.“<br />

Sicherheitslager <strong>in</strong> Spitzbergen<br />

Um all die wertvollen Pflanzenmuster<br />

zu schützen, die es heute nicht mehr<br />

auf den Fel<strong>der</strong>n gibt, und damit gleichzeitig<br />

die Artenvielfalt zu erhalten, vermeiden<br />

Andreas Börner und se<strong>in</strong>e Abteilung<br />

jegliches Risiko. Bisher haben<br />

sie 65 000 Duplikate von Pflanzensamen<br />

unter Vakuum <strong>in</strong> Alum<strong>in</strong>iumtüten e<strong>in</strong>geschweißt<br />

und <strong>in</strong> verplombten Kisten<br />

nach Spitzbergen geschickt. Auf <strong>der</strong> norwegischen<br />

Inselgruppe lagert die Genbank<br />

Gatersleben neben vielen an<strong>der</strong>en<br />

<strong>in</strong>ternationalen Instituten ihre Duplikate<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sicherheitslager aus gefrorenem<br />

Geste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Dieses wird nur dreimal<br />

im <strong>Jahr</strong> geöffnet, um neue Kopien<br />

aufzunehmen, und anschließend wie<strong>der</strong><br />

verschlossen. „Irgendwann, <strong>in</strong> 30 o<strong>der</strong><br />

50 <strong>Jahr</strong>en, müssen auch diese Duplikate<br />

wie<strong>der</strong> ausgetauscht werden, weil ihre<br />

Keimfähigkeit schw<strong>in</strong>det“, erläutert <strong>der</strong><br />

Professor. „Aber dafür werden dann me<strong>in</strong>e<br />

Nachfolger zuständig se<strong>in</strong>“, schließt<br />

er schmunzelnd das Gespräch ab.<br />

Es qui non parciis auda des exceris et laborum<br />

latisti volupis es et optur re, quia fugiate<br />

expero voluptaesto<br />

Pflanzenkulturhalle<br />

35


Wir verlosen e<strong>in</strong>en<br />

7-tägigen<br />

Urlaub<br />

für 2 Erwachsene<br />

+ 2 K<strong>in</strong><strong>der</strong>*<br />

Mit freundlicher<br />

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Gew<strong>in</strong>nen Sie e<strong>in</strong>en<br />

traumhaften Urlaub<br />

im malerischen Sauerland auf dem<br />

<strong>Land</strong>Selection-Ferienhof „Zur Hasenkammer“<br />

FOTOS: LAND SELECTION<br />

Erleben Sie die <strong>Land</strong>wirtschaft mit <strong>der</strong> ganzen Familie und<br />

genießen Sie dabei den tollen Komfort des Ferienhofs.<br />

E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sanfte Hügellandschaft liegt <strong>der</strong> bezaubernde<br />

<strong>Land</strong>Selection-Ferienhof „Zur Hasenkammer“ am Rande von<br />

Medebach im Hochsauerland. Hier f<strong>in</strong>den kle<strong>in</strong>e und große Naturfreunde<br />

und Tierliebhaber alles, was ihr Herz begehrt.<br />

Vom Ponyreiten, Kälberstreicheln, Zuschauen beim Kühemelken<br />

bis h<strong>in</strong> zum Treckerfahren, Herumtollen o<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Wäl<strong>der</strong>n<br />

und Wiesen: Bei Familie Schmidt kann man die Seele baumeln<br />

lassen und <strong>in</strong> die Welt <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>tauchen.<br />

Scannen Sie e<strong>in</strong>fach diesen QR-Code<br />

o<strong>der</strong> gehen Sie onl<strong>in</strong>e unter<br />

www.mo<strong>der</strong>ne-landwirtschaft.de/quiz-magaz<strong>in</strong>-<strong>03</strong>-<strong>2023</strong>/<br />

und beantworten Sie die Preisfrage:<br />

Wie viel Prozent <strong>der</strong> Bodenfläche Deutschlands<br />

wird landwirtschaftlich genutzt?<br />

* K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis 14 <strong>Jahr</strong>e.<br />

Der Gew<strong>in</strong>n gilt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nebensaison<br />

nach Verfügbarkeit.<br />

Nach Bekanntgabe des<br />

Gew<strong>in</strong>ns kann <strong>der</strong> Gutsche<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es <strong>Jahr</strong>es e<strong>in</strong>gelöst<br />

werden.<br />

Unser Tipp: Die Antwort f<strong>in</strong>den Sie, wenn Sie das Magaz<strong>in</strong> aufmerksam lesen.<br />

Forum Mo<strong>der</strong>ne <strong>Land</strong>wirtschaft

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