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Ausbildung & Beruf<br />
DAS MAGAZIN FÜR DIE REGION<br />
<strong>10</strong>‘23<br />
EN<br />
der beteiligten Unternehmen der Analyse zufolge, die Forscher<br />
aus Boston und Cambridge durchführten, während<br />
der Testphase um 1,4 Prozent. Die Ergebnisse beruhen allerdings<br />
auf der Auswertung von Unternehmen, die sich<br />
freiwillig zur Teilnahme gemeldet hatten. Diese stammten<br />
sowohl aus der IT- und Bau -sowie der Finanzbranche als<br />
auch der Gastronomie und dem Gesundheitswesen. Einige<br />
Betriebe führten flächendeckend ein dreitägiges Wochenende<br />
ein, während andere den freien Tag der Angestellten<br />
über die Woche staffelten oder an Ziele koppelten.<br />
VORZEIGEMODELLE<br />
über 80 % zeigten sich skeptisch, dass eine Arbeitszeitverkürzung<br />
etwas an den Arbeitsabläufen ändern würde.<br />
Rund 77 Prozent befürchten, dass sie die Arbeit dann nicht<br />
mehr schaffen würden.<br />
ERFOLGREICHER TEST IN GROSSBRITANNIEN<br />
Nach dem Viertagewoche-Projekt in Großbritannien, das<br />
ähnlich aufgebaut war wie das für Deutschland geplant<br />
ist, zogen die meisten der teilnehmenden Unternehmen<br />
tatsächlich ein sehr positives Fazit: 56 von 61 Arbeitgebern<br />
teilten mit, dass sie die Viertagewoche beibehalten wollen.<br />
Die Krankheitstage gingen demnach während des Testzeitraums<br />
um rund zwei Drittel zurück und die Zahl der Angestellten,<br />
die in dieser Zeit das Unternehmen verließen, fiel<br />
um mehr als die Hälfte. Durchschnittlich stieg der Umsatz<br />
Dabei ist die Diskussion um eine Viertagewoche gar nicht<br />
neu. Bereits 1993 hatte Volkswagen diese wegen einer<br />
Absatzkrise beschlossen. Die Arbeitszeit in den Werken<br />
betrug ab 1994 nur 28,8 Stunden statt zuvor 36. Massenentlassungen<br />
konnten damals auf diese Weise verhindert<br />
werden. Die Angestellten bekamen zehn Prozent<br />
weniger Lohn bei 20 Prozent weniger Arbeit. Im Jahr<br />
2006 schaffte VW das Modell dann aber ab und passte<br />
die Arbeitszeit wieder nach oben an. Dabei zeigen unsere<br />
Nachbarländer, dass das Modell funktionieren kann: In<br />
Belgien ist die Viertagewoche seit Ende 2022 gesetzlich<br />
verankert. Hier können Angestellte ihre wöchentliche<br />
Arbeitszeit auch an vier Tagen absolvieren, alternativ<br />
kann gegen Gehaltsabzug die Stundenzahl verringert<br />
werden. Island führte bereits seit 2015 Pilotprojekte samt<br />
Studien durch, bei dem die Arbeitszeit reduziert wurde.<br />
Mittlerweile haben dort laut euronews rund 90 Prozent<br />
der Erwerbstätigen reduzierte Arbeitszeiten oder andere<br />
Anpassungen. Neben Großbritannien laufen Modellprojekte<br />
auch in Australien und Irland. Spanien und Portugal<br />
haben ebenfalls Pilotprogramme gestartet. Spanien beispielsweise<br />
testet die Einführung der Viertagewoche bei<br />
vollem Lohnausgleich. Im April <strong>2023</strong> gab die Regierung<br />
Unternehmen dort mit weniger als 250 Beschäftigten die<br />
Möglichkeit, sich für die Teilnahme an einem staatlich finanzierten<br />
Versuch zu bewerben. Es wird erwartet, dass<br />
sich die teilnehmenden Unternehmen mindestens zwei<br />
Jahre lang an die neuen Arbeitszeiten halten. Es bleibt<br />
also abzuwarten, ob auch wir in Deutschland nachziehen<br />
und den Vorzeigemodellen folgen werden....<br />
Foto: hkama – stock.adobe.com<br />
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