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Frauengesundheit

Mehr Selbstachtung und -fürsorge für ein gesundes Leben «Die Gesundheit vieler Frauen leidet gerade deshalb, weil sie sich mehr um andere als um sich selbst kümmern (müssen). Aber nur wem es selbst gut geht, der kann auch für andere sorgen.» In der Ausgabe behandeln wir Themen wie Brustkrebs, HPV, Porphyrie, Menopause und vieles mehr.

Mehr Selbstachtung und -fürsorge für ein gesundes Leben

«Die Gesundheit vieler Frauen leidet gerade deshalb, weil sie sich mehr um andere als um sich selbst kümmern (müssen). Aber nur wem es selbst gut geht, der kann auch für andere sorgen.»

In der Ausgabe behandeln wir Themen wie Brustkrebs, HPV, Porphyrie, Menopause und vieles mehr.

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EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET<br />

<strong>Frauengesundheit</strong><br />

Lesen Sie mehr unter www.blickaufsie.ch<br />

Brustkrebs<br />

Genexpressionstest als Hilfe<br />

für die Therapieentscheidung<br />

Das Leben mit<br />

metastasiertem Brustkrebs<br />

Porphyrie<br />

Eine seltene Erkrankung<br />

mit schweren bis<br />

lebensbedrohlichen<br />

Schmerzattacken<br />

«Mehr Selbstachtung<br />

und -fürsorge für<br />

ein gesundes Leben»<br />

Die Gesundheit vieler Frauen leidet gerade<br />

deshalb, weil sie sich mehr um andere als um sich<br />

selbst kümmern (müssen). Aber nur wem es selbst<br />

gut geht, der kann für andere sorgen.<br />

HPV<br />

Eine Mutter erzählt, warum<br />

sie ihre Töchter und Söhne<br />

gegen HPV impfen liess<br />

Brustzentrum Rheinfelden<br />

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Ihre Gesundheit<br />

persönlich<br />

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2 | Lesen Sie mehr unter www.blickaufsie.ch<br />

VERANTWORTLICH<br />

FÜR DEN INHALT<br />

DIESER AUSGABE:<br />

FOTO<br />

: M E DI A P L A NET<br />

VORWORT<br />

Mehr Selbstachtung<br />

und -fürsorge für<br />

ein gesundes Leben<br />

Julia Buchberger<br />

Business Development Manager<br />

Mediaplanet GmbH<br />

Menopause<br />

Business Development Manager:<br />

Julia Buchberger<br />

Lektorat: Joseph Lammertz<br />

Design und Layout: Daniela Fruhwirth<br />

Bilder: Shutterstock<br />

(ausser anders angegeben)<br />

Managing Director: Bob Roemké<br />

Medieninhaber: Mediaplanet GmbH,<br />

Bösendorferstraße 4/23,<br />

1010 Wien, ATU 64759844 · FN<br />

322799f FG Wien Impressum: https://<br />

mediaplanet.com/at/impressum/<br />

Distribution: Brigitte (Schweiz)<br />

Druck: Walstead NP Druck GmbH<br />

Kontakt bei Mediaplanet:<br />

Tel: +43 676 847 785 219<br />

E-Mail: julia.buchberger@<br />

mediaplanet.com<br />

ET: 27.09.2023<br />

Bleiben Sie in Kontakt:<br />

08<br />

12<br />

Blasenentzündungen<br />

mediaplanet.switzerland<br />

@mediaplanet.switzerland<br />

@dergesundheitsratgeber.ch<br />

FOTOS: LAUTENSCHLAGER, ST. GALLEN<br />

Die Gesundheit vieler Frauen leidet gerade deshalb, weil sie sich<br />

mehr um andere als um sich selbst kümmern (müssen). Aber nur<br />

wem es selbst gut geht, der kann für andere sorgen.<br />

Angela Mueller<br />

Co-Founder<br />

womensguide<br />

Romina Saurer<br />

Co-Founder<br />

womensguide<br />

Eine Frau findet sich<br />

in vielen verschiedenen<br />

Rollen wieder:<br />

als Tochter, vielleicht<br />

als Mutter, Schwester, Freundin,<br />

Partnerin, Arbeitnehmerin,<br />

selbstständig Erwerbende<br />

usw. Frauen leben diese Rollen<br />

oft parallel und versuchen<br />

ständig, den eigenen sowie<br />

den gesellschaftlichen Erwartungen<br />

an jede einzelne Rolle<br />

gerecht zu werden. Oft gehen<br />

sie dafür über ihre persönlichen<br />

Grenzen.<br />

Dauernd für andere da zu<br />

sein, für andere zu sorgen,<br />

denken, handeln, Verantwortung<br />

zu übernehmen und<br />

es anderen recht machen<br />

zu wollen, ist anstrengend,<br />

ermüdend und kann einen<br />

wortwörtlich kaputtmachen.<br />

Der daraus entstehende<br />

Stress kann verheerende<br />

gesundheitliche Folgen haben<br />

und beispielsweise in einer<br />

Depression oder einer anderen<br />

chronischen Erkrankung<br />

enden. Bei einer anhaltenden<br />

Mehrfachbelastung ist es<br />

nicht verwunderlich, dass<br />

frau selbst und ihr Wohlbefinden<br />

oft auf der Strecke<br />

bleiben.<br />

Umso wichtiger – aber nicht<br />

ganz so einfach – ist es, einen<br />

Ausweg aus dieser vielfach<br />

schleichend zunehmenden<br />

Belastungssituation zu finden.<br />

Doch wie gelingt es, sich und<br />

die eigene Gesundheit wieder<br />

in den Fokus des eigenen<br />

Bewusstseins zu rücken? Es<br />

fängt damit an, sich überhaupt<br />

die Zeit zu nehmen,<br />

mit sich selbst zu sein. Den<br />

eigenen Körper bewusst<br />

wahrzunehmen und dessen<br />

Signale ernst zu nehmen. Zum<br />

Beispiel auf die Toilette zu<br />

gehen, wenn die Blase drückt.<br />

Ein Glas Wasser zu trinken,<br />

wenn sich Durst bemerkbar<br />

macht. Sich Zeit zu nehmen,<br />

sein Essen zuzubereiten. Und<br />

sich nebst der physischen<br />

auch der psychischen Gesundheit<br />

zu widmen. Zum Beispiel<br />

indem man sich mit anderen<br />

Frauen über diese Mehrfachbelastung<br />

und Möglichkeiten<br />

für mehr Selbstfürsorge offen<br />

austauscht. Wichtig ist auch,<br />

dass Frauen Hilfe annehmen<br />

können und nicht alles<br />

selbst schaffen müssen. Nur<br />

so kann Zeit und Raum für<br />

Selbstachtung und -fürsorge<br />

entstehen. Wichtig dabei ist,<br />

nett und nachsichtig mit sich<br />

und vielleicht nicht erfüllten<br />

Erwartungen umzugehen.<br />

Wo so viel Platz für andere<br />

ist, braucht es auch Platz für<br />

sich selbst.<br />

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authentischen Frauen und deren<br />

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MEDIAPLANET | 3<br />

BRANDREPORT<br />

Brustkrebs: Hartnäckig bleiben<br />

und dem eigenen Gefühl vertrauen<br />

Neben modernen und zeitgemässen Diagnose- und Behandlungsmethoden<br />

braucht es auch Selbstvertrauen und den Rückhalt des sozialen Umfelds, erklärt<br />

Brustkrebspatientin Barbara L.<br />

Wie sind Sie auf die<br />

Erkrankung aufmerksam<br />

geworden?<br />

Ich habe oberhalb der<br />

linken Brust eine Einziehung<br />

bemerkt. Von einer Bekannten<br />

wusste ich, dass nicht nur ein<br />

Knoten, sondern auch eine<br />

solche Einziehung ein Symptom<br />

sein kann. Daraufhin bin<br />

ich dann zu meiner Gynäkologin<br />

gegangen. Sie hat die<br />

Brust abgetastet, konnte aber<br />

keinen Knoten finden und hat<br />

deswegen alles für in Ordnung<br />

befunden. Da ich aber bald<br />

50 Jahre alt wurde, habe<br />

ich auf eine diagnostische<br />

Mammografie bestanden. Auf<br />

den Termin musste ich zwei<br />

Monate warten. Als bei dieser<br />

dann etwas gefunden wurde,<br />

ging es aber recht schnell und<br />

es wurde sofort eine Biopsie<br />

durchgeführt.<br />

Wie haben Sie von der<br />

Diagnose erfahren?<br />

Meine Gynäkologin hat mich<br />

dann kurz vor Weihnachten<br />

angerufen und mir die Diagnose<br />

mitgeteilt. Ich arbeite als<br />

biomedizinische Analytikerin<br />

selbst im Krankenhaus und<br />

bin in der darauffolgenden<br />

Woche kurz zur Befundbesprechung<br />

gegangen.<br />

Während des Gesprächs war<br />

ich noch recht gefasst und<br />

konnte auch Fragen zur<br />

Diagnose stellen. Die Tränen<br />

kamen erst, als ich wieder am<br />

Arbeitsplatz war.<br />

Lässt einem die Therapie<br />

Zeit, das alles zu<br />

verarbeiten?<br />

Man beschäftigt sich die ganze<br />

Zeit mit dem Thema. Das<br />

ist wie eine Endlosschleife.<br />

Man lebt in einer ständigen<br />

Unsicherheit, immer im<br />

Warten auf das nächste Testergebnis:<br />

Ist nur eine oder<br />

sind beide Brüste betroffen?<br />

Hat das Karzinom Metastasen<br />

gebildet? Brauche ich eine<br />

Chemotherapie oder nicht?<br />

Während der Therapie kommt<br />

man darum auch gar nicht<br />

dazu, das zu verarbeiten. Das<br />

setzt erst nachher ein.<br />

Wäre eine Chemotherapie<br />

für Sie infrage gekommen?<br />

Nachdem es anfänglich hiess,<br />

der Krebs habe nicht gestreut,<br />

fand man dann in einem der<br />

beiden entfernten Lymphknoten<br />

eine Mikrometastase. Um<br />

abzuklären, ob eine Chemotherapie<br />

sinnvoll ist oder<br />

nicht, wurde zur Sicherheit ein<br />

Genexpressionstest durchgeführt.<br />

Das Ergebnis hat klar<br />

gegen eine solche gesprochen.<br />

Und da bin ich auch letztendlich<br />

nicht böse drum. Ich bin<br />

mir aber auch nicht sicher, ob<br />

ich sie gemacht hätte, selbst<br />

wenn sie mir empfohlen<br />

worden wäre.<br />

Wie haben Sie Ihr Umfeld in<br />

dieser Zeit wahrgenommen?<br />

Wenn man nicht selbst betroffen<br />

ist, kann man das gar nicht<br />

Barbara L.<br />

Brustkrebspatientin<br />

FOTOS: ZVG<br />

richtig nachvollziehen, was<br />

das mit einem macht, wenn<br />

man eine solche Diagnose<br />

bekommt. Das macht Verständnis<br />

auch so schwierig<br />

und gleichzeitig so unersetzlich.<br />

Ich bin darum auch sehr<br />

dankbar für mein soziales<br />

Umfeld und das Verständnis,<br />

das meine Freundinnen<br />

aufgebracht haben. Allein<br />

schon, dass jemand da ist, der<br />

einen einfach nur in den Arm<br />

nimmt, ist so wichtig.<br />

Was würden Sie Betroffenen<br />

mit auf den Weg geben?<br />

Ich kann einfach wirklich nur<br />

jeder Frau raten: Macht es<br />

einfach jeden Monat. Das<br />

Abtasten der Brust ist kein<br />

Riesenaufwand und Früherkennung<br />

ist so wichtig. Ich<br />

war im Frühjahr bei einem<br />

Patientinnenkongress in Bern<br />

und ich bin erschrocken, wie<br />

viele junge Frauen betroffen<br />

sind. Frauen, die noch mitten<br />

in der Familienplanung sind<br />

und die vielleicht noch nicht<br />

einmal daran gedacht haben.<br />

Es ist auch wichtig, hartnäckig<br />

zu bleiben, auch wenn<br />

die Ärztin oder der Arzt<br />

abweisend reagiert: Frauen<br />

haben meistens eine Ahnung<br />

oder ein Gefühl, was ihren<br />

Körper und ihre Gesundheit<br />

angeht. Das heisst auch, sich<br />

nach der Therapie Zeit zu<br />

lassen, um wieder im<br />

beruflichen Alltag Fuss zu<br />

fassen. Heute würde ich nicht<br />

mehr noch während der<br />

Bestrahlung in Teilzeit<br />

arbeiten gehen.


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PORPHYRIE<br />

Unter Porphyrien versteht man eine Reihe von vererbbaren<br />

Störungen, die durch die Anhäufung von Porphyrinen (purpurrote<br />

Pigmente, deren Name sich von dem griechischen Wort für «Purpur»<br />

ableitet) verursacht werden. Dies sind Chemikaliengruppen, die an<br />

der Bildung vieler wichtiger Substanzen im Körper beteiligt sind, unter<br />

anderem an der Bildung von Hämoglobin, dem Protein in den roten<br />

Blutkörperchen, das den Sauerstoff im Blut transportiert.<br />

Inzidenz: Akute hepatische Porphyrie (AHP) bezieht sich<br />

auf eine Untergruppe von Porphyrien, bei denen sich die<br />

Porphyrine und ihre Vorläufer in der Leber anhäufen. Zur<br />

akuten hepatischen Porphyrie gehören: akute intermittierende<br />

Porphyrie, hereditäre Koproporphyrie, Porphyria<br />

variegata. Circa eine von 75'000 Personen erkrankt an<br />

akuter hepatischer Porphyrie, wobei die Wahrscheinlichkeit,<br />

Symptome zu entwickeln, bei<br />

Frauen dreimal so gross ist wie bei Männern,<br />

da die Krankheit sehr anfällig für hormonelle<br />

Veränderungen ist.<br />

Symptome: AHP manifestiert<br />

sich für gewöhnlich<br />

durch akute Attacken mit<br />

Symptomen wie unter<br />

anderem unerklärlichen, starken Abdominalschmerzen,<br />

Übelkeit, Erbrechen,<br />

Rückenschmerzen und neurologischen/<br />

psychiatrischen Symptomen.<br />

Diagnose: Bei vielen Porphyriepatient:innen<br />

wird die Krankheit über<br />

Jahre hinweg nicht oder falsch<br />

diagnostiziert. Attacken akuter<br />

Porphyrie und die Identifikation des<br />

Typs der Porphyrie erfordern die<br />

Analyse von Urin, Blut und Stuhl in<br />

einem Labor, das über Fachwissen<br />

im Bereich Porphyrie verfügt.<br />

Unter-/Falschdiagnose: Da die Krankheit selten ist und<br />

dieselben Symptome wie eine Reihe anderer, häufiger<br />

auftretender Krankheiten aufweist, wird die Porphyrie oft<br />

nicht vermutet. Porphyrie ist vielen Ärzt:innen unbekannt<br />

und das Bewusstsein bleibt niedrig. Medikamente, die<br />

aufgrund der falschen Diagnose verschrieben werden,<br />

können tödlich sein, da einige der häufigsten Medikamente<br />

eine Porphyrieattacke auslösen können.<br />

Vererbung: Wird akute Porphyrie<br />

diagnostiziert, ist die Untersuchung der<br />

Familie wichtig, um präsymptomatische<br />

Träger zu identifizieren, das Risiko von<br />

akuten Attacken zu senken und eine<br />

Beratung zu ermöglichen, damit mögliche<br />

auslösende Faktoren vermieden<br />

werden können.<br />

Das Leben mit Porphyrie: Eine<br />

frühe Diagnose ist für ein effektives<br />

Disease-Management wesentlich.<br />

Akute Attacken werden oft von vermeidbaren<br />

Faktoren ausgelöst, unter<br />

anderem von bestimmten Medikamenten, Alkohol<br />

und einer kalorienarmen Ernährung. Es ist für alle<br />

Träger:innen wichtig zu prüfen, ob Medikamente<br />

und rezeptfreie Mittel sicher sind.<br />

Quelle: http://www.porphyria.ch/download/factsheet_porphyria_18_may_final_de.pdf


MEDIAPLANET | 5<br />

BRANDREPORT<br />

Porphyrie:<br />

Ein Leidensweg bis zur richtigen Diagnose<br />

Über zehn Jahre hat es gedauert, bis Aline endlich die richtige Diagnose<br />

erhalten hat: akute intermittierende Porphyrie – eine seltene Erkrankung, die<br />

mit schweren bis lebensbedrohlichen Schmerzattacken einhergeht. Wie es<br />

Aline nach dieser Odyssee heute geht, erzählt sie im Interview.<br />

Du leidest an einer akuten intermittierenden<br />

Porphyrie. Was<br />

bedeutet das für dich?<br />

Das bedeutet für mich zum einen,<br />

dass ich lange nicht wusste, woran<br />

ich leide. Denn Porphyrie ist eine<br />

seltene Erkrankung. Erst ein sehr<br />

schwerer Schub hat schliesslich<br />

zur richtigen Diagnose geführt.<br />

Zum anderen befinde ich mich<br />

jetzt in einer Phase, in der ich<br />

versuche, immer besser mit meiner<br />

Erkrankung umzugehen und alle<br />

Risikofaktoren zu vermeiden, die<br />

einen Schub auslösen könnten.<br />

Welche Symptome haben bei<br />

dir im Endeffekt zur Diagnose<br />

Porphyrie geführt?<br />

Es war ein Weg von über zehn Jahren.<br />

Ich hatte ständig sehr starke<br />

Bauchschmerzen und musste sogar<br />

immer wieder erbrechen. Diese<br />

akuten Episoden kamen wellenförmig<br />

– bessere haben sich mit<br />

wochenlangen schlechten abgewechselt.<br />

Doch einen Art Basisschmerz<br />

habe ich immer verspürt.<br />

Kam es auf diesem langen Weg<br />

auch zu Fehldiagnosen?<br />

Ja, es wurden schnell ein Reizmagen<br />

und ein Reizdarmsyndrom<br />

diagnostiziert. Da ich sehr<br />

flexible Gelenke habe, dachte<br />

man eine Zeit lang auch, dass<br />

ein Joint Hypermobility Syndrome<br />

hinter den Symptomen<br />

steckt. Ich habe alle möglichen<br />

Abklärungen gemacht,<br />

zum Beispiel auch Tests auf<br />

Lebensmittelunverträglichkeiten.<br />

Aber als dann endlich die richtige<br />

Diagnose feststand: Wie ging es<br />

dir damit?<br />

Es war eine grosse Erleichterung!<br />

Leider war aber der Weg zur Diagnose<br />

nicht schön. Ich hatte einen so<br />

starken Schub, dass ich daran fast<br />

gestorben wäre. Durch die von der<br />

Porphyrie verursachte Vergiftung<br />

hatte ich lebensgefährliche Blutsalzwerte.<br />

Ich lag auf der Intensivstation,<br />

war vom Hals abwärts gelähmt und<br />

musste beatmet werden.<br />

Konntest du damals dann eine<br />

geeignete Behandlung starten?<br />

Es hat zwar einige Tage gedauert, aber<br />

durch die Zuführung des Stoffes Häm<br />

in Kombination mit Schmerzmitteln<br />

konnte ich rasch behandelt werden.<br />

Das geschah bereits in Abstimmung<br />

mit dem Nationalen Referenzzentrum<br />

für Porphyrien in Zürich, an dem<br />

ich auch heute noch behandelt werde.<br />

Allerdings waren die Nerven nach<br />

meinem starken Schub so beschädigt,<br />

dass ich neun Monate lang in stationärer<br />

Rehabilitation war. Heute geht<br />

es mir sehr gut. Ich weiss, wann ich<br />

wie reagieren muss, und lerne immer<br />

mehr über die Porphyrie und meinen<br />

Umgang mit dieser Krankheit.<br />

Welche Risikofaktoren solltest<br />

du vermeiden?<br />

Dazu zählen falsche Medikamente<br />

und alles, was die Leber belastet. Ich<br />

verzichte auf Alkohol, achte auf meine<br />

Kohlenhydratzufuhr und weiss,<br />

dass fasten nicht gut ist. Ausserdem<br />

können Hormone, wie Östrogen und<br />

Progesteron, einen Schub auslösen.<br />

Das bedeutet, dass ich etwa zur Verhütung<br />

keine Hormone zu mir nehme.<br />

Ich bin ein sehr aktiver Mensch<br />

und muss gezielt darauf achten, mich<br />

zu bremsen. Denn auch Stress kann<br />

ein Risikofaktor für einen neuerlichen<br />

Schub sein.<br />

Wenn man weder normal sitzen<br />

noch stehen kann, dann muss es<br />

einen Auslöser geben!<br />

Welche Tipps hast du für andere<br />

Menschen, die gerade versuchen,<br />

ähnliche Symptome abklären<br />

zu lassen?<br />

Diese starken Schmerzen müssen<br />

irgendwo einen Ursprung haben. Ich<br />

würde daher anderen Menschen<br />

raten, hartnäckig zu bleiben. Es gab<br />

einen Zeitpunkt, da dachte ich, dass<br />

ich mir das alles nur einbilde oder ich<br />

einfach nur empfindlich bin. Aber<br />

wenn man weder normal sitzen noch<br />

stehen kann, dann muss es einen<br />

Auslöser geben! Das heisst, man<br />

braucht Geduld, bis man die richtige<br />

Diagnose erhält. Eine grosse Stütze<br />

für mich ist die Vernetzung mit<br />

anderen Betroffenen. Auch wenn es<br />

eine seltene Erkrankung ist, gibt es in<br />

der Schweiz und in Europa verteilt<br />

einige Patientenorganisationen, die<br />

gerne helfen. Bei allen medizinischen<br />

Fragen bin ich für das Nationale<br />

Referenzzentrum dankbar. Ich habe<br />

das Glück, dass meine betreuende<br />

Ärztin total engagiert ist und sich<br />

immer Zeit für mich nimmt.<br />

Juli 2023 AS1-CHE-00100<br />

Aline<br />

Haldimann<br />

Akute<br />

intermittierende<br />

Porphyrie-<br />

Patientin<br />

Mehr Informationen<br />

über<br />

Porphyrie finden<br />

Sie hier:<br />

FOTO: PRIVAT


6 | Lesen Sie mehr unter www.blickaufsie.ch<br />

?<br />

INSPIRATION<br />

Brustkrebs – und jetzt<br />

Sarah O. erzählt uns, wie sie mit ihrer Diagnose umgeht und was<br />

sie anderen jungen Frauen, die sich gerade in einer ähnlichen<br />

Situation befinden, mit auf den Weg geben möchte.<br />

Text: Sarah O.<br />

FOTOS: ZVG<br />

Sarah O.<br />

Brustkrebs-<br />

Patientin<br />

Versucht erst mal, Ruhe zu<br />

bewahren, und setzt euch<br />

mit dieser Nachricht und<br />

den daraus resultierenden<br />

Veränderungen auseinander.<br />

Ich hatte die ersten vier Wochen<br />

zwischen Diagnose und Chemo<br />

einen vollen Terminkalender. Mein<br />

Gynäkologe war eine grosse Hilfe<br />

und hat alle notwendigen Termine<br />

bei den Ärzt:innen gebucht. Das<br />

heisst, ich musste «nur» noch koordinieren,<br />

wann und wie man zu<br />

welchem Termin kommt.<br />

Ich habe Listen geführt<br />

und mir aufgeschrieben,<br />

woran unbedingt zu<br />

denken ist, welche<br />

Termine verschoben<br />

oder abgesagt<br />

werden müssen.<br />

Ich habe auch<br />

mitgeschrieben,<br />

welche Fragen<br />

sich aus den<br />

Gesprächen mit<br />

den Ärzt:innen<br />

ergeben haben,<br />

und Klebezettel auf<br />

den Überweisungen<br />

haben mich daran<br />

erinnert, welche Unterlagen<br />

ich bei den Terminen<br />

mitbringen muss.<br />

Ich hatte auch ein<br />

Gespräch bei meiner Krankenkasse,<br />

um zu erfahren, was diese<br />

anbietet, wo sie unterstützt und was<br />

genau übernommen wird.<br />

Die Chemotherapien sind zwischenzeitlich<br />

abgeschlossen, glücklicherweise<br />

ohne grössere Probleme.<br />

Ich habe in der Zeit weiterhin<br />

Vollzeit gearbeitet, grösstenteils<br />

jedoch von zu Hause aus, und habe<br />

den Alltag genauso weitergeführt<br />

wie vor der Diagnose.<br />

Die nachfolgende Antikörpertherapie<br />

und die neuen Medikamente<br />

verträgt mein Körper bisher auch<br />

gut, was mich positiv stimmt.<br />

Ich kann jedem nur raten: Google<br />

nur das Nötigste und glaube nicht<br />

alles, was im Internet steht. Notiere<br />

alle deine Fragen und besprich<br />

diese mit deinen behandelnden<br />

Ärzt:innen. Achte darauf, wo du<br />

nach Austausch suchst – ich habe<br />

leider einige negative Erfahrungen<br />

machen müssen, was dich temporär<br />

ziemlich runterziehen kann.<br />

Umgekehrt tat der Austausch mit<br />

anderen Patientinnen während der<br />

Chemotherapien sehr gut.<br />

Was mir sehr geholfen hat, war<br />

der Halt bei meinen Freunden und<br />

meinen Eltern. Lass zu, dass sie<br />

dir auf ihre Art und Weise helfen.<br />

Teile ihnen aber auch deine<br />

Grenzen mit. Tu, was dir guttut, und<br />

versuche, dein Leben in deinem<br />

Tempo weiterzuleben. Hör auf<br />

deinen Körper, gönn dir auch die<br />

Ruhe, wenn es zu viel ist. Und es<br />

ist auch vollkommen in Ordnung,<br />

sich psychoonkologische Hilfe zu<br />

suchen.<br />

Zum Abschluss möchte ich noch<br />

sagen, dass ich in kurzer Zeit durch<br />

die Krankheit mehrfach über mich<br />

hinausgewachsen bin. Ich habe oft<br />

meine Meinung und meine Ansichten<br />

zum Positiven geändert. Ich bin<br />

stolz auf mich, wie ich mich das<br />

letzte halbe Jahr geschlagen habe,<br />

und hoffe, diese positive Stärke<br />

auszubauen und beizubehalten.<br />

Natürlich schleichen sich unschöne<br />

Gedanken, Bedenken und Angst ein,<br />

aber ich lerne stetig, damit umzugehen.<br />

Es ist in Ordnung, zu weinen<br />

und wütend zu sein. Es ist okay, die<br />

Situation und die Krankheit unfair<br />

zu finden und zu denken: Warum<br />

ich? Aber lass nicht zu, dass die<br />

Krankheit dein Leben bestimmt.<br />

Wir haben nur dieses Leben, und<br />

das sollten wir so füllen, dass wir<br />

im Alter sagen können: «War genau<br />

richtig, würde ich immer wieder so<br />

machen!»<br />

Natürlich bleibt bei jeder<br />

Untersuchung und jedem Warten<br />

auf das Ergebnis ein komisches<br />

Gefühl. Das wird auch nie ganz<br />

weggehen, aber man lernt mit der<br />

Zeit, damit umzugehen.<br />

EUROPA DONNA Schweiz ist eine Organisation von Frauen mit<br />

Brustkrebs, Ärztinnen, Politikerinnen und weiteren engagierten<br />

Personen. Sie setzt sich dafür ein, dass alle Frauen in der Schweiz<br />

Zugang zu optimaler Früherkennung, Behandlung und Nachsorge<br />

bei Brustkrebs erhalten. Zusätzlich dazu ist EUROPA DONNA<br />

Schweiz Mitglied der European Breast Cancer Coalition und die<br />

einzige Patientenorganisation für Frauen mit Brustkrebs in der<br />

Schweiz, die sich auch für politische Interessen einsetzt.<br />

www.europadonna.ch / www.simplythebreast.ch


MEDIAPLANET | 7<br />

BRANDREPORT<br />

«Die Kunst ist, nicht das<br />

Lachen zu verlieren»<br />

Seit 2021 lebt Nadja S. (46) mit metastasiertem hormonrezeptorpositivem Brustkrebs.<br />

Im nachfolgenden Gespräch erzählt sie, wie sie mit der Diagnose umgeht und welche<br />

Auswirkung die Erkrankung auf ihre Beziehung hat.<br />

Liebe Nadja, was hat die Diagnose<br />

«Brustkrebs» bei dir ausgelöst?<br />

Was macht das aus einem<br />

Menschen?<br />

Ich war 39, als bei mir im Jahr 2015<br />

Brustkrebs diagnostiziert wurde.<br />

Für mich war Krebs vorher eine<br />

unbekannte Krankheit. Ich dachte,<br />

jetzt muss ich sterben. Mit meinem<br />

jetzigen Mann war ich gerade erst<br />

ein Jahr zusammen. Da ist eine Welt<br />

zusammengebrochen. Ich hätte<br />

verstanden, wenn er geht. Aber er ist<br />

geblieben. Durch Internetrecherchen<br />

haben wir gelernt, dass 80 Prozent<br />

Leben und das<br />

Leben geniessen<br />

der Brustkrebspatienten überleben.<br />

Das hat mir und ihm Mut gegeben,<br />

all das durchzustehen.<br />

Und ich habe das auch gut<br />

geschafft, trotz Therapien, Operationen<br />

und Nebenwirkungen. Du lebst<br />

bewusster, wirst sanfter. Da ich sehr<br />

sportlich bin, ist mir manches auch<br />

leichter gefallen. Im Januar 2021<br />

dann der Schock: Es wurden Metastasen<br />

in Lunge, Leber, Lymphknoten<br />

und Knochen entdeckt. Ich bin nun<br />

sogenannte «Palliativpatientin».<br />

Wie lebst du mit der Aussicht auf<br />

eine «begrenzte Lebenszeit»?<br />

Anfangs war es furchtbar. Die Ärzte<br />

haben mir noch drei Monate zu leben<br />

gegeben. Ich bin Mitte 40, Mutter<br />

einer minderjährigen Tochter, habe<br />

Träume, möchte das Leben geniessen.<br />

Die Kunst ist, dabei nicht zu<br />

verzweifeln. Nicht das Lachen zu verlieren,<br />

«trotzdem» fröhlich zu sein.<br />

Deswegen möchte ich die Lebenszeit,<br />

die ich noch habe, bestmöglich auskosten.<br />

Mit lieben Menschen zusammen<br />

sein, reisen, wandern. Ich war<br />

in der Zwischenzeit schon zweimal<br />

pilgern. Gerade war ich mit meiner<br />

Tochter an der portugiesischen Küste<br />

110 Kilometer weitwandern. Das war<br />

herrlich! Ich möchte noch viel Zeit<br />

mit meiner Familie und mit Freunden<br />

verbringen. Ich sauge das Leben<br />

förmlich auf.<br />

Inwieweit hat sich deine Perspektive<br />

auf das Leben verändert?<br />

Wichtig ist mir, nichts mehr aufzuschieben!<br />

Meine Mutter sagt mir<br />

manchmal: «Musst du gerade jetzt<br />

pilgern gehen?» Und ich sage: «Ja,<br />

ich muss und möchte jetzt gehen.»<br />

Mache die Dinge jetzt! Ich weiss<br />

nicht, was morgen ist. Und ich bin<br />

jeden Tag dankbar dafür, meinen<br />

Kaffee in der Früh trinken zu dürfen.<br />

Was gibt dir in schwierigen Momenten<br />

Kraft und Zuversicht?<br />

Alle drei Monate werde ich untersucht.<br />

Das Warten auf den Befund ist<br />

eine wirklich schwere Zeit. Da positiv<br />

zu bleiben, ist eine Herausforderung<br />

für mich. Was mir dabei hilft? Die<br />

Familie. Familie und Freunde lenken<br />

mich ab, bringen mich auf andere<br />

Gedanken. Was mir auch hilft, ist<br />

Schreiben. Ich schreibe viel auf<br />

Social Media. Das ist für mich quasi<br />

Psychoonkologie. Geteiltes Leid ist<br />

schliesslich halbes Leid.<br />

Wie hat sich die Krankheit auf<br />

deine Partnerschaft ausgewirkt?<br />

Der Partner steht hilflos daneben.<br />

Krebs ist ein unsichtbarer Gegner.<br />

Bei einer Erkältung mache ich mir<br />

einen Tee, bei Krebs geht das nicht.<br />

Aber mein Partner steht zu mir. Im<br />

April 2021, also in der schlimmsten<br />

Zeit kurz nach der Metastasendiagnose,<br />

haben wir sogar geheiratet.<br />

Er versucht, mir jeden Wunsch zu<br />

erfüllen, mich zu unterstützen,<br />

soweit ihm das möglich ist. Seine<br />

Zuversicht gibt mir sehr viel Energie.<br />

Gibt es einen Ratschlag, den<br />

du anderen Betroffenen<br />

mitgeben möchtest?<br />

Nicht die Hoffnung<br />

verlieren! Es kann<br />

immer eine Therapie<br />

geben, da hat sich<br />

die Medizin stark<br />

weiterentwickelt.<br />

Sehr wichtig ist<br />

auch, sich zu<br />

bewegen, fit zu<br />

bleiben. Dadurch<br />

stemmst du die<br />

Nebenwirkungen<br />

besser. Wenn es<br />

einem psychisch<br />

und physisch<br />

schlecht geht, kann<br />

einem Sport dabei<br />

helfen, es quasi rauszuschwitzen.<br />

Auch ein offener<br />

Umgang mit der Krankheit,<br />

nichts in sich reinzufressen, ja es<br />

rauszulassen, wirkt befreiend.<br />

«Leben und das Leben geniessen»,<br />

das war für mich schon vor Jahrzehnten<br />

mein Lebensmotto – und ist<br />

es bis heute geblieben.<br />

@Gewinnerbraut<br />

Nadja S.<br />

metastasierter<br />

Brustkrebs-<br />

Patientin<br />

CH-UNB-0541<br />

FOTOS: ZVG


8 | Lesen Sie mehr unter www.blickaufsie.ch<br />

INSIGHT<br />

Die Menopause:<br />

Ein Lebensabschnitt<br />

voller Veränderungen<br />

und Herausforderungen<br />

Frauen durchlaufen in ihrem Leben viele<br />

verschiedene hormonelle Phasen: von der<br />

Pubertät über die reproduktive Phase bis<br />

hin zur Perimenopause und schliesslich zur<br />

Menopause. Lesen Sie im Folgenden, welche<br />

Symptome in den Wechseljahren auftreten<br />

können, wie man damit umgeht und welche<br />

Behandlungsmöglichkeiten es gibt.<br />

Text: Redaktion<br />

Die Menopause,<br />

auch als «Wechseljahre»<br />

bekannt,<br />

ist ein natürlicher<br />

biologischer Prozess, der das<br />

Ende der fruchtbaren Phase<br />

und den Übergang von der<br />

reproduktiven zur postreproduktiven<br />

Phase im Leben<br />

einer Frau markiert. Dieser<br />

Übergang ist durch einen<br />

Rückgang der Eierstockfunktion<br />

und eine Abnahme der<br />

Hormonproduktion, insbesondere<br />

von Östrogen und<br />

Progesteron, gekennzeichnet.<br />

Die Menopause tritt in der<br />

Regel im Alter zwischen 45<br />

und 55 Jahren auf, wobei der<br />

Durchschnitt bei etwa<br />

51 Jahren liegt.<br />

Vor der eigentlichen Menopause<br />

tritt oft die Perimenopause<br />

auf, die einen Zeitraum<br />

von mehreren Jahren umfasst,<br />

in dem der Körper allmählich<br />

in die Menopause übergeht.<br />

Während dieser Zeit beginnt<br />

die Eierstockfunktion allmählich<br />

abzunehmen, was zu<br />

unregelmässigen Menstruationszyklen<br />

führen kann. Die<br />

Hormonspiegel, insbesondere<br />

von Östrogen, schwanken<br />

während dieser Phase erheblich,<br />

was zu einer Vielzahl von<br />

körperlichen und emotionalen<br />

Veränderungen führen kann.<br />

Eines der häufigsten und<br />

bekanntesten Symptome<br />

der Menopause sind Hitzewallungen.<br />

Diese plötzlichen<br />

Hitzegefühle, begleitet von<br />

übermässigem Schwitzen<br />

und einem beschleunigten<br />

Herzschlag, können sowohl<br />

tagsüber als auch nachts<br />

auftreten und den Schlaf<br />

stören. Weitere Symptome wie<br />

Stimmungsschwankungen,<br />

allgemeine Schlafstörungen,<br />

Erschöpfung, vaginale<br />

Trockenheit, verminderter<br />

Sexualtrieb, Gewichtszunahme<br />

und Gedächtnisprobleme<br />

können ebenfalls auftreten.<br />

Bei manchen Frauen kann es


MEDIAPLANET | 9<br />

sogar zu Depressionen und<br />

Angstzuständen kommen.<br />

Gerade deshalb ist es<br />

wichtig, sich bei diesen Symptomen<br />

unbedingt ärztlichen<br />

Rat einzuholen und sich nicht<br />

dafür zu schämen. Ein Besuch<br />

bei einer Gynäkologin oder<br />

einem Gynäkologen kann<br />

dazu beitragen, die bestmögliche<br />

Unterstützung zu<br />

erhalten.<br />

Glücklicherweise gibt es<br />

eine Vielzahl von Behandlungsoptionen,<br />

um die<br />

Beschwerden der Menopause<br />

zu lindern und die Lebensqualität<br />

zu verbessern. Eine<br />

weitverbreitete Option sind<br />

Hormonersatztherapien<br />

(HRT), in Form von Tabletten,<br />

Hormonpflastern oder Cremen,<br />

die den Hormonmangel<br />

ausgleichen und Hitzewallungen,<br />

vaginale Trockenheit und<br />

andere Symptome reduzieren<br />

können.<br />

Neben der HRT gibt es auch<br />

nicht hormonelle Behandlungsoptionen<br />

wie<br />

pflanzliche<br />

Präparate, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Akupunktur,<br />

Entspannungstechniken<br />

und regelmässige<br />

Bewegung, die dazu<br />

beitragen können,<br />

die Symptome der<br />

Menopause zu<br />

mildern.<br />

✃<br />

BRANDREPORT<br />

MENOPAUSE FRAGEBOGEN<br />

Dieser Fragebogen unterstützt Sie dabei, einzuschätzen,<br />

in welchem Stadium der Wechseljahre Sie sich befinden.<br />

Markieren Sie die entsprechenden Kästchen, um anzuzeigen,<br />

wie Sie sich hinsichtlich bestimmter Symptome fühlen.<br />

Je mehr Kreuze auf der rechten Seite sind, umso stärker sind<br />

Sie in der Perimenopause oder eben schon darüber.<br />

01<br />

02<br />

03<br />

Hitzewallungen,<br />

Schwitzen<br />

Herzbeschwerden (Herzrasen,<br />

Herzstolpern)<br />

Schlafstörungen<br />

KEINE<br />

LEICHT MITTEL STARK<br />

SEHR<br />

STARK<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

11<br />

Depressive<br />

Verstimmung<br />

Reizbarkeit<br />

Ängstlichkeit<br />

Körperliche und<br />

geistige Erschöpfung<br />

Veränderung des<br />

Sexualtriebs<br />

Harnwegsbeschwerden<br />

Trockenheit der<br />

Scheide<br />

Gelenk- und<br />

Muskelbeschwerden<br />

KEINE<br />

LEICHT<br />

MITTEL<br />

For Women, For Health<br />

STARK<br />

SEHR<br />

STARK<br />

Halten Sie in regelmässigen Abständen Rücksprache mit Ihrer<br />

Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen, um über eventuelle<br />

Beschwerden zu sprechen. Sie können den Fragebogen auch<br />

ausschneiden und als Hilfe zu den Gesprächen mitnehmen.<br />

Quelle: https://zeg-berlin.de/expertise/diagnostics-tools/menopause-rating-scale/about-mrs/<br />

Füllen Sie den Fragebogen alle sechs bis zwölf Monate<br />

erneut aus und nutzen Sie ihn, um den Verlauf Ihrer<br />

Wechseljahre zu verfolgen. Dadurch können Sie rechtzeitig<br />

Unterstützung in Anspruch nehmen, wenn sie<br />

benötigt wird.<br />

Scannen Sie den QR-Code, um den<br />

Fragebogen erneut downloaden zu können.


10 | Lesen Sie mehr unter www.blickaufsie.ch<br />

Gynäkologische<br />

Krebserkrankungen<br />

Gebärmutterhalskrebs – Zervixkarzinom<br />

Der Gebärmutterhalskrebs ist in der Schweiz dank flächendeckender Früherkennung selten<br />

geworden. Pro Jahr erkranken etwa 250 Frauen neu an Gebärmutterhalskrebs, circa 75 Frauen<br />

sterben an den Folgen der Erkrankung. Verursacht wird der Gebärmutterhalskrebs fast<br />

immer durch humane Papillomaviren (HPV), eine erbliche Ursache existiert praktisch nicht.<br />

Gebärmutterschleimhautkrebs – Endometriumkarzinom<br />

In der Schweiz erkranken pro Jahr etwa 900 Frauen neu an einem Endometriumkarzinom,<br />

mehr als 200 Frauen sterben an den Folgen der Erkrankung. Die meisten Frauen sind<br />

bei der Diagnosestellung über 70 Jahre alt, bemerkbar macht sich die Erkrankung oft in<br />

frühem Stadium durch eine vaginale Blutung. Insgesamt hat das Endometriumkarzinom<br />

eher eine gute Prognose.<br />

Eierstockkrebs – Ovarialkarzinom<br />

Als Eierstockkrebs bezeichnet man zumeist das Ovarialkarzinom, wobei es auch andere<br />

bösartige Erkrankungen der Eierstöcke gibt, die sehr selten sind und meist bei jüngeren<br />

Frauen vorkommen (zum Beispiel Granulosazelltumoren oder Dysgerminome). In der<br />

Schweiz erkranken pro Jahr etwa 600 Frauen neu an einem Ovarialkarzinom, über<br />

400 Frauen sterben daran. Es gibt keinen echten Altersgipfel, das bedeutet, je älter die<br />

Frau wird, umso höher ist das Erkrankungsrisiko.<br />

Schamlippenkrebs – Vulvakarzinom<br />

Für das äussere Genitale der Frau existiert nur das Wort Vulva, was aber im Sprachgebrauch<br />

kaum vorkommt. Zur Vulva gehören nicht nur die Schamlippen, sondern auch die<br />

Klitoris, die Vorhaut, der Damm und der Scheideneingang, insofern ist der deutsche Begriff<br />

Schamlippenkrebs etwas unglücklich und unvollständig. In der Schweiz erkranken pro Jahr<br />

geschätzt etwa 200 Frauen neu an einem Vulvakarzinom, genaue Zahlen gibt es leider nicht.<br />

ElleHELP bietet eine Plattform<br />

für Frauen mit gynäkologischen<br />

Tumoren. Der Verein schafft eine<br />

erste Anlaufstelle für Betroffene,<br />

klärt dringende Fragen – medizinischer<br />

Natur oder von Frau zu Frau<br />

– und vernetzt diese miteinander.<br />

Haben Sie Interesse daran, Mitglied<br />

zu werden oder beim Verein<br />

mitzuarbeiten? ElleHELP freut<br />

sich über jede Unterstützung! Bitte<br />

melden Sie sich per Mail an info@<br />

ellehelp.ch und geben Sie an, wie<br />

ElleHELP Sie erreichen kann. Sie<br />

werden so schnell wie möglich<br />

kontaktiert.<br />

www.ellehelp.ch/<br />

info@ellehelp.ch<br />

Für mehr Informationen über<br />

gynäkologische Krebserkrankungen<br />

scannen Sie folgenden QR-Code:<br />

Krebs betrifft uns alle,<br />

egal ob Sie eine Tochter,<br />

Mutter, Schwester,<br />

Freundin, Mitarbeiterin,<br />

Ärztin oder Patientin sind.<br />

-Jennifer Aniston<br />

Quelle: https://www.ellehelp.ch/<br />

gynaekologische-krebsarten<br />

Fallzahlen: Stand 2021


MEDIAPLANET | 11<br />

20'000 Entscheidungen treffen Menschen laut Hirnforscher:innen täglich. Bei Eltern kommen<br />

etliche hinzu, denn sie müssen auch für ihre Kinder Entscheidungen treffen – zum Beispiel:<br />

Impfentscheidungen. Eine Vierfachmutter berichtet, warum sie sich für ihre Töchter und Söhne<br />

pro HPV-Impfung entschied.<br />

Mein Grundvertrauen<br />

in die Medizin ist<br />

fest. Impfungen<br />

helfen, Einzelne und die<br />

Gruppe, in der sie leben, zu<br />

schützen: vor Erkrankungen<br />

und vor deren Folgen. Deshalb<br />

sind unsere Kinder gemäss den<br />

medizinischen Empfehlungen<br />

«durchgeimpft».<br />

Als die Älteste zehn war,<br />

sprach unsere Kinderärztin<br />

uns auf die Möglichkeit an,<br />

sie im Rahmen der Krebsprävention<br />

gegen bestimmte<br />

Humane Papillomviren (HPV)<br />

zu impfen.<br />

Was sind HPV?<br />

HPV werden hauptsächlich via<br />

Haut- und Schleimhautkontakt<br />

übertragen, zumeist bei sexuellen<br />

Aktivitäten. Sogenannter<br />

Safer Sex schützt nur zu etwa<br />

70 Prozent vor HPV. Fast<br />

80 Prozent der Weltbevölkerung<br />

haben sich bis zum<br />

Alter von 50 Jahren mit HPV<br />

angesteckt. 1 HPV können<br />

Zellen der Haut und Schleimhaut<br />

infizieren. Meist verläuft<br />

die Infektion symptomlos<br />

und heilt von selbst wieder<br />

HPV-Impfung<br />

für Mädchen und Jungen –<br />

(m)eine Entscheidungshilfe<br />

ab. Mitunter führt sie aber zu<br />

Feigwarzen oder zu einem<br />

unkontrollierten, tumorartigen<br />

Zellwachstum.<br />

Wie gefährlich ist eine<br />

HPV-Infektion?<br />

Einige HPV begünstigen Krebs:<br />

Sie verursachen Gewebeveränderungen,<br />

die als Krebsvorstufe<br />

gelten. Unbehandelt<br />

entsteht so schlimmstenfalls<br />

Krebs. Die häufigste von HPV<br />

verursachte Krebsform ist der<br />

Gebärmutterhalskrebs, der<br />

fast ausschliesslich von HPV<br />

verursacht wird. In der Schweiz<br />

erhält im Schnitt täglich eine<br />

Frau die Diagnose Gebärmutterhalskrebs,<br />

80 Frauen sterben<br />

jährlich daran. 2 HPV sind auch<br />

für Krebsarten an Penis, Anus<br />

sowie Rachen verantwortlich.<br />

Was bringt eine<br />

HPV-Impfung?<br />

Das Hauptargument für die<br />

HPV-Impfung unserer Tochter<br />

war die Krebsprävention: Die<br />

Impfung senkt die Zahl der<br />

Gebärmutterhalskrebsfälle<br />

nachweislich um 90 Prozent. 3,4<br />

Dass der Impfschutz nur<br />

Text: Doreen Brumme<br />

effektiv ist, solange unsere<br />

Tochter noch keinen Kontakt<br />

mit HPV hatte, und dass sie<br />

bei einer Impfung vor ihrem<br />

15. Geburtstag nur zweimal<br />

geimpft werden musste, sprach<br />

für einen baldigen Impftermin.<br />

HPV-Impfung ist eine Sache<br />

für Mädchen und Jungen, für<br />

Frauen und Männer!<br />

Kurz danach kam unser Zweitältester<br />

ins HPV-Impfalter.<br />

Dass wir ihn auch gegen HPV<br />

impfen würden, stand für uns<br />

Eltern ausser Frage. Schliesslich<br />

schützt die Impfung ihn<br />

selbst und spätere Sexualpartner:innen<br />

vor von HPV<br />

verursachtem Krebs.<br />

Wichtig!<br />

Sollte die Impfung im Kindesalter<br />

oder Jugendalter<br />

versäumt werden, kann sie<br />

später nachgeholt werden. Eine<br />

spätere Impfung ist auch sinnvoll,<br />

wenn man bereits sexuell<br />

aktiv war, da HPV verschiedene<br />

Typen hat und eine Ansteckung<br />

mit mehreren Typen<br />

gleichzeitig selten ist. Der<br />

Impfstoff kann bei einer bereits<br />

bestehenden HPV-Infektion<br />

vor den anderen HPV-Typen<br />

schützen, die er abdeckt.<br />

Deshalb wird die Impfung für<br />

junge Erwachsene bis 26 Jahre<br />

empfohlen.<br />

Noch eines: Auch Frauen<br />

zwischen 27 und 45 Jahren<br />

können sich auf eigene Kosten<br />

noch nachimpfen lassen<br />

(eventuell Beteiligung durch<br />

Zusatzversicherung). Und auch<br />

hier gilt, dass bei einer bereits<br />

bestehenden HPV-Infektion<br />

der Impfstoff gegen alle<br />

übrigen HPV-Typen schützen<br />

kann, mit denen sich die Frau<br />

noch nicht angesteckt hat.<br />

3 wichtige Fakten<br />

zur HPV-Impfung<br />

• Das Schweizer BAG empfiehlt<br />

die HPV-Impfung allen 11- bis<br />

14-Jährigen (Nachholimpfung<br />

für 15- bis 26-Jährige).<br />

• Eine Impfserie vor dem 27.<br />

Geburtstag ist kostenlos.<br />

• Safer Sex (Kondom) schützt<br />

nur bedingt vor einer<br />

HPV-Infektion.<br />

1<br />

HPV: Diagnosis, Prevention, and Treatment. Clinical Obstetrics and Gynecology (lww.com) 2 Humane Papillomaviren Krankheiten & Symptome | HPV Infoportal (msd-gesundheit.ch)<br />

3<br />

Früher Rückgang der Zervixläsionen durch HPV-Impfung (aerzteblatt.de) 4 Lei J et al. HPV vaccination and the risk of invasive cervical cancer. N Engl J Med. 2020; 383:1340 – 8. DOI: 10.1056/NEJMoa1917338


12 | Lesen Sie mehr unter www.blickaufsie.ch<br />

INTERVIEW<br />

Blasenentzündungen –<br />

das oft verschwiegene<br />

Leiden<br />

Jede vierte Frau ist von Blasenentzündungen betroffen,<br />

die die Lebensqualität erheblich einschränken können,<br />

insbesondere wenn sie häufig, jedes Mal nach dem<br />

Geschlechtsverkehr auftreten oder nach einer Therapie<br />

nicht verschwinden. Viele Frauen sprechen nicht gerne<br />

über dieses intime Problem, obwohl es sich um eine<br />

Erkrankung wie andere auch handelt.<br />

Prof. Dr. med. Annette Kuhn gibt im Interview<br />

einen Überblick über Harnwegsinfekte und<br />

erklärt, was man zur Vorbeugung tun kann.<br />

FOTO: ZVG<br />

Prof. Dr. med.<br />

Annette Kuhn<br />

Chefarzt-Stellvertreterin<br />

Gynäkologie<br />

Geburtshilfe<br />

FMH<br />

Schwerpunkt<br />

operative Gynäkologie<br />

und<br />

Urogynäkologie,<br />

Leitende Ärztin<br />

Zentrum für<br />

Urogynäkologie<br />

Wie entstehen Harnwegsinfektionen<br />

und welche Symptome<br />

können auftreten?<br />

Harnwegsinfekte entstehen,<br />

wenn Bakterien – meistens<br />

Darmkeime – in die Blase<br />

aufsteigen, sich dort vermehren<br />

können und dann eine<br />

Entzündung des Gewebes hervorrufen.<br />

Für die Betroffenen<br />

bedeutet das meistens Blasenkrämpfe,<br />

Schmerzen, häufiges<br />

Auf-die-Toilette-Gehen und<br />

Brennen beim Wasserlösen.<br />

Manchmal kann es auch zu<br />

sichtbaren Blutbeimengungen<br />

im Urin kommen.<br />

Warum sind Frauen häufiger<br />

betroffen als Männer?<br />

Das hat anatomische Gründe:<br />

Frauen haben eine viel kürzere<br />

Harnröhre als Männer, sie ist<br />

bei ihnen nur zwischen zwei<br />

und drei Zentimeter lang.<br />

Aus diesem Grund können<br />

Bakterien viel schneller in die<br />

Blase eindringen.<br />

Gibt es Risikofaktoren?<br />

Risikofaktoren bei Frauen<br />

sind Geschlechtsverkehr,<br />

Menopause mit Dünnerwerden<br />

der Scheidenhaut,<br />

Diabetes und Stuhlinkontinenz,<br />

bei Männern<br />

Erkrankungen der Prostata<br />

und bei beiden Geschlechtern<br />

Resturinbildung.<br />

Wenn man als Frau Beschwerden<br />

verspürt: Wann<br />

sollte ärztlicher Rat eingeholt<br />

werden und welche Therapiemöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

Es gibt zahlreiche nicht<br />

antibiotische Therapien, die<br />

Frauen ohne Rezept bereits<br />

beginnen können: Hier erkundigen<br />

Sie sich am besten bei<br />

Ihrer Apothekerin oder Ihrem<br />

Apotheker des Vertrauens nach<br />

den passenden Produkten.<br />

Eine ausreichende Trinkmenge<br />

von zwei bis drei Litern<br />

hilft zusätzlich, die Bakterien<br />

auszuschwemmen.


MEDIAPLANET | 13<br />

Wenn die Beschwerden mit<br />

diesen Massnahmen nach drei<br />

Tagen nicht besser sind, Blasenentzündungen<br />

rezidivieren,<br />

das heisst mehr als dreimal pro<br />

Jahr oder mehr als zweimal<br />

in sechs Monaten auftreten<br />

oder nicht verschwinden,<br />

Fieber oder Flankenschmerzen<br />

auftreten, sollte ärztlicher Rat<br />

eingeholt werden.<br />

Was können Frauen vorsorglich<br />

für eine gesunde Blase<br />

tun? Spielt ein gutes Immunsystem<br />

hier eine Rolle?<br />

Jede vierte Frau ist von<br />

Blasenentzündungen<br />

betroffen<br />

Eine ausreichende Trinkmenge<br />

von zwei bis zweieinhalb<br />

Litern pro Tag, je nach Körpergewicht,<br />

ist sicher hilfreich,<br />

bei warmen Temperaturen<br />

natürlich mehr. Urin sollte die<br />

Farbe von hellem Weisswein<br />

haben und nicht von starkem<br />

Schwarztee, sonst hat man zu<br />

wenig getrunken.<br />

Ein gutes Immunsystem ist<br />

sicherlich hilfreich und hilft<br />

auch bei Blasenentzündungen<br />

vorbeugend.<br />

Bei Frauen nach den Wechseljahren<br />

sollten wir auch an<br />

eine lokale Hormontherapie<br />

denken, die die Abwehr im<br />

Intimbereich deutlich unterstützen<br />

kann. Hier stehen Salben,<br />

Zäpfchen und Tabletten<br />

zum Einführen in die Scheide<br />

zur Verfügung sowie pflanzliche<br />

Mittel.<br />

Gibt es abschliessend noch<br />

weitere Tipps, die Sie unseren<br />

Leserinnen mit auf den<br />

Weg geben wollen?<br />

Trinken Sie ausreichend und<br />

nehmen Sie sich Zeit für die<br />

Blasenentleerung, die Sie ohne<br />

Druck ausführen sollten.<br />

Achten Sie darauf, in der Badesaison<br />

nasse Badekleider nach<br />

dem Schwimmen gegen trockene<br />

Sachen auszutauschen.<br />

Falls Sie unter unwillkürlichem<br />

Stuhlverlust (Stuhlinkontinenz)<br />

leiden, reden Sie<br />

mit einer Ärztin oder einem<br />

Arzt Ihres Vertrauens darüber;<br />

ohne eine gute Therapie der<br />

Stuhlinkontinenz können die<br />

Blasenentzündungen meistens<br />

nicht in den Griff bekommen<br />

werden.<br />

www.alpinamed.ch<br />

Alpinamed Preiselbeer D-Mannose Trinkgranulat<br />

Nahrungsergänzungsmittel mit Preiselbeer-Extrakt,<br />

D-Mannose sowie Vitamin C für eine normale Funktion<br />

des Immunsystems.<br />

Erhältlich in Ihrer Drogerie und Apotheke


14 | Lesen Sie mehr unter www.blickaufsie.ch<br />

INSPIRATION<br />

Diagnose:<br />

Endometriose!<br />

Nach einem zehn Jahre langen,<br />

beschwerlichen Weg hat Natalia M.<br />

nun seit drei Jahren die Gewissheit,<br />

mit der chronischen Erkrankung<br />

Endometriose zu leben. Im Interview<br />

erzählt uns die 31-Jährige ihre<br />

Krankheitsgeschichte und wie<br />

sie mit der Diagnose umgeht.<br />

Natalia M.,<br />

Endometriose-<br />

Patientin<br />

FOTOS:PRIVAT<br />

Liebe Natalia, du lebst nun<br />

seit drei Jahren mit dem Bewusstsein,<br />

dass du an Endometriose<br />

erkrankt bist. Wie<br />

verlief deine Krankheitsgeschichte<br />

bis zur endgültigen<br />

Diagnose?<br />

Die endgültige Diagnose<br />

habe ich erst vor drei Jahren<br />

erhalten, wobei das nicht<br />

nach einer Erlösung klingen<br />

soll. Denn die Erkrankung ist<br />

chronisch und demnach nicht<br />

heilbar. Meine hormonellen<br />

Probleme begannen bereits<br />

vor über zehn Jahren, damals<br />

wurde mir sofort die Pille<br />

verschrieben. Daraufhin hatte<br />

ich sehr lange keine Periode<br />

und somit auch keine starken<br />

Schmerzen. Alle anderen<br />

Symptome wie schlechte<br />

Haut, Stimmungsschwankungen<br />

und Haarausfall wurden<br />

mit der Zeit immer stärker. Vor<br />

etwa vier Jahren habe ich in<br />

kurzer Zeit sehr viel zugenommen<br />

und mein Hormonhaushalt<br />

war vollkommen<br />

durcheinander. Nach einem<br />

stationären Aufenthalt im<br />

Krankenhaus wurde erkannt,<br />

dass ich keine hormonellen<br />

Mittel vertrage und deswegen<br />

die Pille absetzen soll. Mit dem<br />

Einsetzen der Periode kamen<br />

auch die extremen Schmerzen<br />

wieder, die aber nicht nur<br />

während der Periode präsent<br />

waren, sondern eigentlich<br />

ständig auftraten. Ich musste<br />

mich durch sehr viele Gespräche<br />

mit verschiedenen Ärztinnen<br />

und Ärzten quälen, um<br />

endlich vor drei Jahren eine<br />

Bauchspiegelung zu bekommen,<br />

was zurzeit der einzige<br />

Weg ist, um Endometriose zu<br />

100 Prozent diagnostizieren<br />

zu können. Der ganze Prozess<br />

war sehr erniedrigend. Nach<br />

der Operation bekam ich endlich<br />

die endgültige Diagnose:<br />

Endometriose.<br />

Für mich Glück im Unglück,<br />

da ich nun endlich eine<br />

Erklärung für die Schmerzen<br />

habe, aber eine Heilung gibt es<br />

dennoch nicht.<br />

Hast du das Gefühl gehabt,<br />

dass dich die Ärztinnen<br />

und Ärzte ernst genommen<br />

haben?<br />

So traurig es ist, leider nicht.<br />

Es gibt da leider immer noch<br />

so ein Gefühl der Scham<br />

bezüglich «frauenbezogener»<br />

Gesundheitsprobleme –<br />

Probleme, die Männer einfach<br />

nicht haben und nicht haben<br />

können –, und das ist genau<br />

der Grund, warum sich so<br />

viele Frauen nicht in Behandlung<br />

begeben. Das macht<br />

mich sowohl traurig als auch<br />

wütend.<br />

Die Scham, die mit den<br />

meisten Gesundheitsproblemen<br />

von Frauen verbunden<br />

ist, nährt oft die Stimmen<br />

in unseren Köpfen, die uns<br />

sagen, dass wir irgendwie<br />

«überreagieren» und sowieso<br />

nicht ernst genommen<br />

werden können. Auch im<br />

Freundeskreis wurden meine<br />

Beschwerden oft abgetan,<br />

wodurch man irgendwann<br />

auch gar nicht mehr darüber<br />

reden will. Ich habe mich<br />

mit so vielen Besuchen bei<br />

Ärztinnen und Ärzten geplagt,<br />

sehr viel Geld ausgegeben<br />

und lange gekämpft, um ernst<br />

genommen und endlich diagnostiziert<br />

zu werden. Es ist<br />

sehr traurig, dass man oft das<br />

Gefühl vermittelt bekommt,<br />

sich für etwas schämen zu<br />

müssen, was man selbst absolut<br />

nicht beeinflussen kann.


MEDIAPLANET | 15<br />

Ob es nun Endometriose,<br />

Hormonstörungen, die teilweise<br />

heftigen Nebenwirkungen<br />

der Pille oder «einfach» unsere<br />

Monatsblutungen sind, es<br />

muss mehr thematisiert und<br />

darüber gesprochen werden.<br />

Diese Themen sind in unserer<br />

Gesellschaft nicht präsent<br />

genug, und das müssen wir<br />

ändern!<br />

Bitte bleibt nicht<br />

still! Wir müssen<br />

laut sein und<br />

für uns selbst<br />

einstehen.<br />

Wie ging es für dich weiter,<br />

nachdem du die Diagnose<br />

Endometriose erhalten<br />

hast?<br />

Mir wurde gesagt, dass ich<br />

wieder die Pille nehmen soll,<br />

obwohl ich ja keine hormonellen<br />

Mittel vertrage und<br />

meinen Hormonhaushalt zu<br />

dieser Zeit einigermassen<br />

unter Kontrolle hatte. Ich habe<br />

mich gegen diese Behandlung<br />

entschieden, aber die Ärzte<br />

und Ärztinnen hatten leider<br />

keinen alternativen Therapievorschlag.<br />

Ein paar Monate<br />

danach nahm ich an einer<br />

Studie zur Endometriose teil,<br />

bei der ich ein Medikament<br />

einnahm, das in den USA<br />

schon zur Therapie gegen<br />

Schmerzen bei Endometriose<br />

zugelassen ist. Dieses hat<br />

anfangs tatsächlich etwas<br />

geholfen, aber mein Körper<br />

hat leider nach kurzer Zeit<br />

nicht mehr gut auf das Mittel<br />

reagiert: Die Schmerzen traten<br />

inklusive der Stimmungsschwankungen<br />

und anderer<br />

Symptome wieder regelmässig<br />

auf. Nach dem Ende der<br />

Studie wurde mir wieder zur<br />

Pille geraten, was ich wieder<br />

ablehnen musste. Zurzeit<br />

mache ich eine Schmerztherapie<br />

und die Medikamente<br />

helfen mir ganz gut, durch den<br />

Tag zu kommen. Eine andere<br />

Behandlung gibt es für mich<br />

momentan nicht.<br />

Gibt es alltägliche Gewohnheiten,<br />

die dir helfen, die<br />

Symptome einzudämmen?<br />

Ja, ich teste sehr viel aus,<br />

um mir das Leben mit dieser<br />

Erkrankung ein wenig zu<br />

erleichtern. Neben den<br />

Schmerzmitteln hilft mir Sport<br />

sehr, nicht nur körperlich,<br />

sondern vor allem mental,<br />

mit der Erkrankung umzugehen.<br />

Zusätzlich nehme ich<br />

Magnesium, weil es krampflösend<br />

wirkt. Da aber jeder<br />

Mensch anders ist, sollte alles<br />

immer vorab mit den behandelnden<br />

Ärztinnen und Ärzten<br />

abgesprochen werden.<br />

Was würdest du anderen<br />

Frauen gerne mit auf den<br />

Weg geben?<br />

Bitte bleibt nicht still! Wir<br />

müssen laut sein und für uns<br />

selbst einstehen. Wenn ihr<br />

euch nicht wohlfühlt und<br />

Schmerzen habt, dann sprecht<br />

darüber und lasst euch nicht<br />

verunsichern. Denn wenn wir<br />

uns alle gemeinsam für unser<br />

Recht auf Gesundheit<br />

einsetzen, dann werden wir<br />

auch gehört.


SPRECHEN SIE<br />

BETROFFENE DIREKT AN!<br />

Erzählen wir gemeinsam Erfolgsgeschichten, bieten wir Patient:innenorganisationen,<br />

Betroffenen und Expert:innen eine Bühne um Patient:innenmündigkeit zu fördern<br />

und Bewusstsein für Krankheiten zu schaffen.<br />

EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET<br />

Lesen Sie mehr unter www.selteneerkrankungen.ch<br />

Seltene<br />

Krankheiten<br />

Du bist<br />

nicht allein!<br />

Patient:innen fühlen sich aufgrund ihrer Erkrankung oft allein.<br />

In der Schweiz leben zirka 600'000 Menschen mit einer seltenen Krankheit.<br />

Deshalb bieten Patient:innenorganisationen Betroffenen<br />

Unterstützung dabei, sich zu vernetzen.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

«Viktor Award»<br />

Manuela Stier wird als<br />

herausragendste Persönlichkeit<br />

im Schweizer Gesundheitswesen<br />

ausgezeichnet<br />

Seite 6–7<br />

Selbsthilfe Schweiz<br />

Video-Selbsthilfegruppen<br />

helfen, Menschen mit gleichem<br />

Schicksal zu vernetzen<br />

Seite 12<br />

ProRaris<br />

Yvonne Feri ist zur neuen<br />

Präsidentin des Dachverbandes<br />

für seltene Erkrankungen in<br />

der Schweiz gewählt worden<br />

Seite 14<br />

Werden Sie Teil einer unserer<br />

Gesundheitskampagnen –<br />

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Kontakt:<br />

Julia Buchberger<br />

Business Development Manager<br />

+43 676 847 785 - 219<br />

julia.buchberger@mediaplanet.com

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