20.09.2023 Aufrufe

SUGGESTIONEN Ausgabe 2023

Das Magazin der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. in der Ausgabe 2023.

Das Magazin der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. in der Ausgabe 2023.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Ausgabe</strong><br />

<strong>2023</strong><br />

..................<br />

€ 8,50, CHF 10 .–<br />

Begegnung in Trance - HYPNOSE BERÜHRT<br />

• Berühren und Bewegen im hypnotherapeutischen Prozess<br />

• Berührung „al dente“<br />

• Selbsthypnose bei Multipler Sklerose<br />

• Hypnose bei Angst und Myoarthropathien<br />

im zahnmedizinischen Kontext


2 Impressum<br />

Editorial 3<br />

Impressum<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH)<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel: 02541 880760, Fax: 02541 70008<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

www.hypnose-dgh.de<br />

VORSTAND DER DGH<br />

PRÄSIDENT<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Klaus Hönig<br />

Klinik für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie<br />

Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm<br />

Tel.: 0731 500 61881<br />

E-Mail: klaus.hoenig@uniklinik-ulm.de<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Liebe Freunde und Mitglieder der DGH!<br />

VIZEPRÄSIDENTIN und GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

VIZEPRÄSIDENTIN<br />

PD Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Konrad-Adenauer-Straße 4<br />

23558 Lübeck<br />

Tel.: 0451 399390<br />

E-Mail: katrin.breitbach@vamed-gesundheit.de<br />

Kann KI auf absehbare Zeit den menschlichen Therapeuten<br />

bei der Hypnotherapie ersetzen?<br />

REDAKTIONSTEAM DER <strong>SUGGESTIONEN</strong>:<br />

Dr. Peter Dünninger, peduenn@aol.com;<br />

Neele Behrens, neele-penning@web.de<br />

SATZ UND DRUCK:<br />

Satz und Layout:<br />

a.h.effekt Mediennetzwerk, Adrian Hoffmann,<br />

info@der-ah-effekt.de<br />

CHEFREDAKTION<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53, 95213 Münchberg<br />

E-Mail: peduenn@aol.com<br />

Druck:<br />

Roland Felder Offsetdruck GmbH Rheinau<br />

info@felder-druck.de<br />

ehem. Vorstandsmitglied<br />

Dipl.-Psych Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Chorherrstr. 4, 81667 München<br />

Tel.: 089 4484025<br />

E-Mail: agnes.kaiser.rekkas@gmail.com<br />

www.kaiser-rekkas.de<br />

SCHRIFTFÜHRERIN<br />

Dr. med. Nikola Aufmkolk<br />

Wüllener Straße 97, 48683 Ahaus<br />

Telefon 02561 4296444<br />

E-Mail: info@pt-ahaus.de,<br />

www.pt-ahaus.de<br />

elect:<br />

Dipl.-Psych. Birte Köster<br />

Burgstr. 21 - 23, 26603 Aurich<br />

E-mail: info@praxis-koesster.eu<br />

www.praxis-koester.eu<br />

SCHATZMEISTER<br />

Dr. med. Christoph Müller<br />

Lange Str.37a<br />

31592 Stolzenau<br />

Telefon 05761 7345<br />

E-Mail: dr.christoph.mueller@t-online.de<br />

elect:<br />

Anästhesist Ludger Mittelstädt<br />

Marienplatz 2; 58452 Witten<br />

Telefon 02302 1733175<br />

E-Mail: ludger.mittelstaedt@elisabethgruppe.de<br />

www.marien-hospital-witten.de<br />

Pro: KI kann auf absehbare Zeit den menschlichen<br />

Therapeuten bei der Hypnotherapie<br />

ersetzen, da sie mehrere Vorteile bietet: erstens<br />

kann KI in der Lage sein, große Mengen<br />

an Daten und Informationen in Sekundenschnelle<br />

zu verarbeiten, was dazu beitragen<br />

kann, effizientere und genauere Diagnosen<br />

und Therapiepläne zu erstellen. Zweitens<br />

kann KI objektivere Einschätzungen und Behandlungen<br />

bieten, da sie frei von menschlichen<br />

Vorurteilen und Emotionen ist. Drittens<br />

kann KI rund um die Uhr verfügbar sein,<br />

was den Zugang zur Therapie für Menschen<br />

verbessert, die möglicherweise keinen persönlichen<br />

Zugang zu einem Therapeuten<br />

haben. Schließlich kann KI durch kontinuierliches<br />

Lernen und Anpassen an neue Informationen<br />

und Behandlungsmethoden ihren<br />

Wissensstand ständig erweitern, was dazu<br />

führen kann, dass sie über die Zeit hinweg<br />

effektiver ist.<br />

Kontra: KI kann den menschlichen Therapeuten<br />

bei der Hypnotherapie auf absehbare<br />

Zeit nicht vollständig ersetzen. Dies liegt<br />

hauptsächlich an den folgenden Gründen:<br />

1. Zwischenmenschliche Beziehungen:<br />

Hypnotherapie erfordert eine enge zwischenmenschliche<br />

Beziehung zwischen Therapeut<br />

und Patient. Während KI-Systeme in<br />

der Lage sind, menschenähnliche Interaktionen<br />

zu simulieren, fehlt ihnen die tiefe emotionale<br />

Verbindung, die ein menschlicher<br />

Therapeut aufbauen kann. Für viele Patienten<br />

ist diese Verbindung von entscheidender<br />

Bedeutung, um Vertrauen aufzubauen und<br />

sich sicher zu fühlen.<br />

2. Empathie und Intuition:<br />

Menschliche Therapeuten verfügen über<br />

Empathie und emotionale Intuition, um<br />

nonverbale Signale des Patienten zu erkennen<br />

und darauf angemessen zu reagieren.<br />

Diese Fähigkeiten sind komplex und schwierig<br />

zu modellieren und erfordern ein tiefgreifendes<br />

Verständnis der menschlichen<br />

Psychologie. KI-Systeme sind derzeit nicht in<br />

der Lage, diese menschlichen Fähigkeiten in<br />

vollem Umfang zu replizieren.<br />

3. Individualisierte Behandlung:<br />

Hypnotherapie erfordert eine individualisierte<br />

Herangehensweise, um auf die spezifischen<br />

Bedürfnisse und Probleme eines<br />

jeden Menschen eingehen zu können. Jeder<br />

Mensch ist einzigartig und bringt seine<br />

eigenen Erfahrungen, Ängste und Ziele mit<br />

in die Therapie. Die Anpassung von Behandlungsstrategien<br />

und -techniken erfordert<br />

menschliches Einfühlungsvermögen und die<br />

Fähigkeit, flexibel auf menschliche Bedürfnisse<br />

einzugehen.<br />

4. Ethik und Verantwortung:<br />

Hypnotherapie erfordert einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit emotionalen und<br />

psychischen Zuständen der Patienten. Die<br />

Verantwortung eines Therapeuten geht<br />

über die rein technischen Aspekte der Behandlung<br />

hinaus. Es geht auch um die Berücksichtigung<br />

ethischer Prinzipien, den<br />

Schutz der Privatsphäre und die Vermeidung<br />

von potentiellen Risiken. KI-Systeme sind<br />

bisher nicht in der Lage, diese Entscheidungen<br />

zu treffen.<br />

Obwohl KI in Zukunft möglicherweise als<br />

Unterstützung für therapeutische Zwecke<br />

eingesetzt werden kann, ist es unwahrscheinlich,<br />

dass sie den menschlichen Therapeuten<br />

in absehbarer Zeit vollständig ersetzen<br />

wird. Das menschliche Element der<br />

Hypnotherapie, wie zwischenmenschliche<br />

Beziehungen, Empathie, Intuition und die<br />

Fähigkeit zur Individualisierung der Behandlung,<br />

bleiben entscheidende Faktoren, die KI<br />

nicht vollständig replizieren kann.<br />

Dieser Text, wer hätte das gedacht, wurde<br />

auf meine Eingaben komplett erstellt durch<br />

ChatGPD3. Erstaunlich nicht? Vielleicht sollte<br />

man diese Fragen in einigen Jahren noch<br />

einmal stellen?<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Die „Suggestionen“ sind das offizielle Organ der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e. V. (DGH). Manuskripte senden Sie bitte entsprechend dem<br />

Autorenleitfaden an die o.g. Adressen der Chefredakteure. Eine Veröffentlichung können wir nicht garantieren. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Herausgeber wieder, noch sind sie offizielle Verlautbarungen der DGH. Das Copyright verbleibt bei den Autoren.


4 5<br />

................................................<br />

Inhalt<br />

................................................<br />

13-14<br />

Berührung „al dente“<br />

Zahnarzt Sebastian Knop, Dortmund<br />

28-35<br />

Hypnose bei Angst und Myoarthropathien<br />

im zahnmedizinischen Kontext<br />

Med. dent. Diana Hoenner, Med. dent. Milos M. Savanovic, Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo<br />

2<br />

20-21<br />

Was, wenn ich nichts<br />

fühlen kann?<br />

Impressum<br />

Dipl-. Psych. Olga Bungardt<br />

46-48<br />

Scham und Schuld<br />

Dipl. Psych. Maren Lammers<br />

3 Editorial<br />

4-5 Inhalt<br />

6-8<br />

9-10<br />

11-12<br />

Abhängig lebt<br />

sich´s leichter!<br />

Dr. Reinhold Bartl<br />

Unterwegs auf<br />

der inneren<br />

Lebensbühne<br />

Dipl.Psych., Dipl.Päd.<br />

Dagmar Meyer-Anuth<br />

Berühren und Bewegen<br />

im hypnotherapeutischen<br />

Prozess<br />

Dipl.-Psychologe Bernhard A. Wicke<br />

16-17<br />

18-19<br />

22-23<br />

Hypnose weltweit:<br />

Ö S T E R R E I C H<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Einsatz von Hypnose<br />

bei der Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

In neuem Licht<br />

Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser<br />

26-27<br />

36-37<br />

38-39<br />

40<br />

Interview mit von<br />

Multipler Sklerose<br />

Betroffener<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Begegnung in Trance<br />

Hynose berührt<br />

Dipl.-Psych. Jürgen Abresch<br />

Und ich sehe die<br />

Blumen wirklich!<br />

Prof. Dr. med. Klaus Junghanns<br />

DGH meets<br />

Psycholympia <strong>2023</strong><br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

15 Zeitungsbericht: 24-25 Selbsthypnose bei 41 D... G... H f... f... F...<br />

„Hypnose ist<br />

Multipler Sklerose<br />

Zünden wir gemeinsam<br />

für Fachleute“<br />

Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser<br />

die Zukunft?<br />

42-43<br />

44-45<br />

49-52<br />

53-54<br />

55-57<br />

Interview mit<br />

Norbert Loth<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Spannende Geschichten<br />

von Krebspatienten mit<br />

Hypnosebehandlung<br />

Peter Karl Wirth<br />

Das Sounder Sleep<br />

System (SSS) TM<br />

Dipl. Psych. Konstanze Wortmann<br />

Die Hermeshypnose<br />

Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Buchbesprechungen<br />

58-59 Protokoll der<br />

Mitgliederversammlung<br />

60 Kassenbuchführung &<br />

Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

61<br />

62-66<br />

67<br />

68-69<br />

70<br />

Einladung zur<br />

Mitgliederversammlung<br />

Regionale<br />

Weiterbildung<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Neue Mitglieder der DGH<br />

Vorschau Kongresstermine


6 Abhängig lebt sich ś leichter!<br />

Abhängig lebt sich ś leichter! 7<br />

Abhängig lebt sich´s leichter!<br />

Zur kompetenten Gestaltung von Ambivalenzen bei<br />

„Sucht-Phänomenen“!<br />

In diesem Aufsatz wird eine hypnosystemische<br />

Betrachtung von Suchtphänomenen<br />

angeboten, die abhängiges,<br />

süchtiges Verhalten als Eigenschaft von<br />

konflikthaften Beziehungsgeschehen,<br />

und nicht als Merkmal einzelner Menschen<br />

versteht. Generelles Kennzeichen<br />

solcher Entwicklung ist eine polarisierend-konflikthafte<br />

Beziehung zwischen<br />

zwei (internalen) Seiten, von denen die<br />

Eine der Lebensgestaltung Struktur geben<br />

möchte, und die Andere einem sinnlich-freudig-lustvollen<br />

Lebensfluss folgt.<br />

Für den Ausstieg aus Konstellationen dieser<br />

Art ist eine möglichst kompetente Gestaltung<br />

von Ambivalenz zwischen sinnlich-emotionalen<br />

Bedürfnissen und einer<br />

strukturierten Lebensform eine wirksame<br />

Lösung. Eine paar Anregungen für solche<br />

Ambivalenzgestaltungen werden angeboten.<br />

These 1: Abhängig sind wir immer<br />

Die meiste Zeit unseres Lebens leben wir unter<br />

den Blicken anderer. Das beginnt bereits<br />

bei der Geburt, wenn wir -hoffentlich- mit<br />

großer Freude begrüßt werden. Und endet,<br />

wenn unser Leben abläuft und wir -hoffentlich-<br />

würdevoll verabschiedet werden. Von<br />

Beginn bis zum Ende sind wir darauf angewiesen,<br />

dass Menschen auf unsere Anliegen<br />

und Bedürfnisse aufmerksam werden, sich<br />

mit ihnen beschäftigen und in wohlwollender<br />

Form damit umgehen.<br />

Ein persönlich gelingendes Leben erfordert<br />

über die Lebenszeit hinweg, neben dem situativen<br />

Verfolgen persönlicher Bedürfnisse<br />

und „Sehnsüchte“ auch Struktur und Ordnung<br />

zu leben. Von Menschen wird erwartet,<br />

sich den allgemein gültigen Regeln und<br />

Normen der sozial relevanten Gemeinschaft<br />

anzupassen und sich darin einzufügen. Erfolgreiche<br />

Schulbesuche, konsequentes Verfolgen<br />

von Zielen und dauerhafte Partnerschaften<br />

sind Beispiele dafür. Etwas verkürzt<br />

Autor: Dr. Reinhold Bartl<br />

besteht die Lebenskunst „nur“ darin, sich als<br />

Individuum mit seinen emotionalen Bedürfnissen<br />

und Sehnsüchten so zu organisieren,<br />

dass man für die eigene Lebenslust gut Zeit<br />

und Raum hat und gleichzeitig ausreichend<br />

Struktur und Ordnung in seinem Leben hält.<br />

Diese Lebenskunst ist dabei immer auch mit<br />

seinem sozial relevanten Umfeld (Familie,<br />

Partnerschaft, Arbeitsplatz etc.) abzustimmen<br />

und zu verhandeln, was die Aufgabe<br />

erheblich schwieriger macht.<br />

Bei biologischen Bedürfnissen wie Hunger<br />

oder Durst fällt dies üblicherweise leicht(er).<br />

Bei psychischen und im Weiteren auch sozialen<br />

Anliegen (Wunsch nach Nähe, gemeinsamer<br />

Lust, Abgrenzung, Autonomie etc.)<br />

wird dies deutlich schwieriger. Interessen<br />

und Bedürfnissen zu folgen, sich mit anderen<br />

wohl zu fühlen, Freude, Lust und Neugier<br />

zu leben, setzt immer die Mitgestaltung<br />

der sozialen Umgebung voraus. Wer sich<br />

zurückziehen will, muss dies mit anderen<br />

Menschen abstimmen. Wer mit anderen gemeinsam<br />

sein will, ist davon abhängig, dass<br />

Andere das auch wollen. Die soziale Umwelt<br />

ist an der Bedienung der Bedürfnisse<br />

bedeutsam beteiligt, das Ausleben von „Ersehntem“<br />

(Lust, intensive Emotionen etc.)<br />

ist immer in ein soziales Umfeld eingebettet<br />

und davon abhängig. Beispielsweise ist das<br />

Erleben von „Selbstwert“ daran gebunden,<br />

dass einem das soziale Umfeld diesen Wert<br />

auch zugesteht und bestätigt. Abhängig<br />

lebt sich´s dann leicht(er), wenn Menschen<br />

wertschätzend mitgestalten! Kurzum: Abhängig<br />

sind wir immer, die Frage ist nur, wie<br />

sehr und in welcher Form wir das sind. Und<br />

was wir bereit sind, dafür zu tun bzw. auch<br />

aufzugeben.<br />

These 2: Gewährung oder Kritik von<br />

„Sehnsüchten“ macht den Unterschied<br />

Bedürfnisse, die mit hoher Intensität und<br />

„Sehnsüchten“ einhergehen (Leidenschaften,<br />

Lebensfreuden, Genüsse etc.) werden<br />

naturgemäß intensiv erlebt und in Beziehungen<br />

mit anderen vertreten. Was mit<br />

Neugier, Spaß und Lust erlebt wird, erhält<br />

höheres emotionales Gewicht. Wird das so<br />

Gewichtete von der sozialen Umwelt gefördert,<br />

werden Menschen ermutigt, situativ<br />

dem Sinnlichen zu folgen, stiftet das Wohlbefinden,<br />

Freude und Selbstwert. Werden<br />

genau die sehnsüchtigen Anliegen eingeschränkt,<br />

kritisiert oder massiv abgewertet,<br />

entsteht eine konflikthafte Situation: Ist es<br />

wichtiger, eigene Anliegen weiter zu vertreten<br />

und sich dafür einzusetzen oder besser,<br />

die kritischen Vorbehalte der Umwelt ernst<br />

zu nehmen und auf sie zu verzichten? Was<br />

und wieviel von den Sehnsüchten behalte<br />

ich trotz Kritik bei, wieviel Abstriche mache<br />

ich, wieviel Verzicht ist in Ordnung? Kurz gesagt:<br />

Beim Aushandeln (kritisierter) emotionaler<br />

Bedürfnisse in sozialen Kontexten sind<br />

wir immer in konflikthaften Situationen und<br />

damit verbundene Ambivalenzen häufig unvermeidbar!<br />

Menschen finden für diesen „Ambivalenztanz“<br />

in aller Regel gute Lösungen. Es gelingt<br />

häufig, in den bedeutsamen sozialen<br />

Kontexten (Familie, Partnerschaft, Arbeitsplatz<br />

etc.) eine strukturierte Lebensform in<br />

Balance mit sinnlich-emotionalen Lebensansprüchen<br />

zu bringen. Bei eskalierenden<br />

Suchtsymptomatiken (Suchterleben hier<br />

definiert als permanenter Verlust der Wahlmöglichkeit<br />

im Umgang mit dem Suchtmittel<br />

bzw. dem Suchtverhalten) gelingt diese<br />

Ambivalenzleistung wenig oder gar nicht<br />

und Menschen kommen aus ihrer Struktur-<br />

Sinnlichkeits-Balance.<br />

These 3: Massive Kritik von Sinnlichkeit,<br />

Sehnsüchten und Lust heizt eskalierende<br />

Suchtsymptomatiken an<br />

Aus hypnosystemischer Sicht kommt es zu<br />

solchen Entwicklungen, wenn das Ausleben<br />

von Bedürfnissen der situativ-sinnlich-lustvollen<br />

Seite von der sozialen Umgebung<br />

(oder genauer der strukturierten Seite der<br />

sozialen Umgebung) über längere Zeit und<br />

massiv entwertend kritisiert wird. Unter diesen<br />

Bedingungen verhärten sich die Kommunikationsformen,<br />

sowohl im Vertreten<br />

als auch im Kritisieren von Bedürfnissen und<br />

Anliegen. Menschen werden wechselseitig<br />

abwertender, radikaler, problemorientierter.<br />

Wenig verwunderlich: „Es“ geht ja auch<br />

um etwas, nämlich um den Erhalt sinnlichersehnten<br />

Genusses einerseits und um das<br />

Anliegen, eine strukturiert-organisierte Lebensform<br />

zu erhalten andererseits.<br />

Die Form der Kritik an der sinnlichen Seite<br />

kann dabei sehr unterschiedlich sein: direkt,<br />

offen, abwertend bis hin zu gewaltsam.<br />

Oder auch verdeckt, unauffällig-subtil, ausgrenzend.<br />

Alles hochtypische Kommunikationsformen<br />

in Familien und sozialen Systemen,<br />

in denen Suchtsymptome praktiziert<br />

werden.<br />

Bei dauerhafter und massiver Entwertung<br />

kommt das Ersehnte und Genussvolle (die<br />

situative Seite) zunehmend unter Existenzbedrohung<br />

und muss Lösungen suchen,<br />

wie sie auch unter Bedingungen von Bedrohungsszenarien<br />

gelebt werden kann.<br />

Häufige sind Lösungsversuche von der Gestalt,<br />

das Ersehnte schneller, heimlicher, verdeckter<br />

und/oder unbemerkter zu bedienen.<br />

Nach „Außen“ in die soziale Umgebung wird<br />

aus Schutzgründen das Konsumverhalten<br />

geleugnet, verharmlost und versteckt. Nach<br />

„Innen“ werden „Abkürzungen“ oder „Beschleunigungen“<br />

für die Bedienung von<br />

Sehnsüchten gesucht. Und genau für diese<br />

Ziele sind Suchtmittel und/oder -Verhaltensweisen<br />

besonders geeignet: Alkohol<br />

verspricht schnelle genussvolle Abkehr von<br />

einer stark ordnungsorientierten Lebenssituation,<br />

teures Outfit einen selbstwertfördernden<br />

Blick anderer. Menschen „schmeißen<br />

sich kurz was ein“, quecken minutenschnell<br />

auf Onlineplattformen erotische Datings<br />

und holen sich einen schnellen „Kick“ beim<br />

suchthaften Einkauf. Beispiele dieser Art<br />

lassen sich in einer auf Sucht und Konsum<br />

ausgerichteten Gesellschaft vielfach aufzählen.<br />

Trifft eine hoch-strukturierte Seite (Disziplin,<br />

Ordnung, Zielverfolgung etc.) massiv<br />

abwertend auf Situativ-Ersehntes wie Lust,<br />

Hingabe und Autonomie entwickeln sich<br />

beinahe unvermeidbar Eskalationen.<br />

Und ein Konflikt, der ehemals in einer „äußeren<br />

Welt“ stattgefunden hat (z.B. zwischen<br />

Eltern und Kind) wandert mit der Zeit in die<br />

„innere Welt“ der Suchtkonsument*innen.<br />

Sie stehen in einem verzweifelten Kampf<br />

zwischen Struktur und Ordnung und dem<br />

oft eruptiven Aufleben von Situativ-Sinnlichem<br />

(oft als „es-ist-mir-geschehen“). Dieses<br />

Pendeln zwischen Schuldgefühlen, dem<br />

Versprechen nach einem disziplinierten<br />

Leben („ich hör jetzt auf damit“!) und dem<br />

situativ gelebten sehnsüchtigen Konsum erstreckt<br />

sich über lange Zeiträume und führt<br />

zunehmend zu einem Verlust an Vertrauen,<br />

Selbstwert und Zuversicht (bei den Konsument*innen<br />

und deren Angehörigen!).<br />

Annahme 4: Sucht-Symptome sind „verkleidete“<br />

Sehn-Süchte<br />

Werden innere Seiten bedroht, haben sie<br />

gute Gründe, sich zu schützen. Wer für ein<br />

Verhalten herb kritisiert wird, wird es nicht<br />

mehr öffentlich zeigen und/oder darüber<br />

sprechen; Eher sich zurückziehen, verheimlichen<br />

und bagatellisieren. Dieser Rückzug<br />

von den Sehnsüchten kann so weit führen,<br />

dass die Betroffenen oft selbst nicht mehr<br />

wissen, warum sie überhaupt in dieser ausufernden<br />

Form konsumieren (kaufen, spielen,<br />

trinken). Spätestens dann wird davon<br />

gesprochen, dass man nicht bewusst will,<br />

sondern „es“ wieder begonnen hat (kaufen,<br />

spielen, trinken). Menschen fühlen in ihrem<br />

Erleben nur mehr, dass „es (der Konsum) unbedingt<br />

sein muss“, die daran angekoppelte<br />

Sehnsucht ist nicht mehr benennbar und erfüllend<br />

spürbar. Die verhängnisvolle Folge<br />

davon ist, dass sich die Konsument*innen<br />

vom Konsummittel (oder dem Verhalten) abhängig<br />

erleben, aber die antreibende Sehnsucht<br />

(weil massiv kritisiert) dissoziiert wird.<br />

Sie konsumieren sinnentleert, oder nennen<br />

nur mehr sozial verträgliche Motive wie Entspannung<br />

oder „Abschalten“. Aus hypnosystemischer<br />

Sicht wird man daher nicht vom


8 Abhängig lebt sich ś leichter!<br />

Unterwegs auf der inneren Lebensbühne 9<br />

Suchtmittel, sehr wohl aber von der Wirkung<br />

des Mittels (ein Erleben von Sinnlichkeit und<br />

Lust) abhängig. Diese Wirkung wird (oft nur<br />

für Momente) über den Konsum erlebt. Ein<br />

Zu-Viel an Konsummittel (oder Verhalten)<br />

entzieht der Wirkung aber sehr schnell seine<br />

sinnliche Qualität (starke Betrunkenheit<br />

führt nicht zu gehaltvollem Lusterleben!).<br />

Eine frustrierende Erfahrung, die sehr rasch<br />

wieder nach dem Mittel Ausschau halten<br />

lässt. Da die ersehnte Wirkung dem Konsummittel<br />

zugeschrieben wird, wird dieses nun<br />

als „zu bekämpfender Feind“ vorgeschoben.<br />

„Wenn nur die Flasche (oder ein anderes<br />

Mittel) nicht wäre, wäre alles gut“. Der Fokus<br />

richtet sich zunehmend „gegen“ Konsum<br />

und Verhalten und flexible Absprachen über<br />

die Balance von Lust und Ordnung sind erheblich<br />

erschwert.<br />

Entwicklungen dieser Art sind natürlich<br />

nicht das Ergebnis von bewusst-willkürlichen<br />

Prozessen. Zunehmendes Konsumverhalten<br />

entsteht oft fast unbemerkt als<br />

unwillkürlicher Prozess und problematische<br />

Konsumformen werden länger gar nicht<br />

bewusst wahrgenommen. „Es“ kommt ins<br />

Leben und wird zeitweise verleugnet, verharmlost<br />

oder versteckt. Versteckt wird die<br />

antreibende Sehnsucht und das Mittel ist in<br />

diesem Sinn beschreibbar als „Verkleidung“,<br />

die sich schützend (dissoziierend) um das<br />

Anliegen legt. Alkohol wird bekämpft, aber<br />

nicht mehr offen über Bedürfnisse nach Lust<br />

und sinnlich-autonomer Lebensführung verhandelt.<br />

These 5: „Die Lösung“ ist nicht Aufhören<br />

sondern kreatives Aushandeln<br />

Menschen gelingt es zumeist gut, in ihrem<br />

Leben Struktur und Situativ-Sinnlich-Lustvolles<br />

über die Zeit ausgewogen abzustimmen.<br />

Die Voraussetzung dafür ist eine wohlwollende<br />

und wechselseitige Förderung beider<br />

Seiten. Bei eskalierenden Symptomatiken<br />

(definiert als Verlust von “Wahlmöglichkeit“<br />

der konsumierenden Person) ist in diesem<br />

Sinn nicht der Konsum “an sich” das Problem<br />

(auch wenn das Verhalten oft massiv schädlich<br />

für Menschen ist!), sondern die massive<br />

Konfliktdynamik zwischen den polarisierten<br />

Seiten. Diese zerstört das Selbstwert- und<br />

Kompetenzgefühl von Menschen ebenso<br />

wie das Zutrauen der sozialen Umgebung.<br />

Eine ungewollte Tragödie nimmt weiter<br />

Fahrt auf, denn Konflikte haben nun mal<br />

die Eigenschaft, häufig zu eskalieren und<br />

zu entgrenzen. Das rationale Denken hat<br />

dabei wenig zu entscheiden, denn bei aufgeheizten<br />

emotionalen Prozessen entscheiden<br />

Gefühle und nicht “Einsichten”. Es gilt<br />

daher, beide Seiten als berechtigte Anliegen<br />

zu verstehen und diese bei kreativen Aushandlungsprozessen<br />

zu unterstützen (die<br />

Anliegen der Seiten wohlgemerkt, nicht die<br />

destruktiven Verhaltensweisen im Umgang<br />

mit Mitteln!)<br />

These 6: Kompetente Ambivalenz statt<br />

Kampf<br />

Einfach “Aufhören” würde nach diesen Darstellungen<br />

bedeuten, dass Menschen sich<br />

gerade von dem verabschieden (müssen),<br />

was sie ersehnen. Das gelingt dauerhaft in<br />

aller Regel nicht. Das Lustvoll-Ersehnte muss<br />

in seinem sinnlichen Gehalt wieder spürbar<br />

und zugleich in eine strukturierte Lebensform<br />

eingebunden werden. Beide Seiten<br />

brauchen sinngebende Unterstützung und<br />

Gestaltungsraum. Für Balancen sich einzusetzen<br />

und nicht gegen Verhaltensweisen<br />

ankämpfen ist das Ziel.<br />

Dafür gibt es keine allgemein gültigen Regeln,<br />

aber doch ein paar Hinweise, die dabei<br />

helfen, aus entgrenzten Dynamiken auszusteigen<br />

und bekömmlicher mit berechtigten<br />

Lebensansprüchen umzugehen. Alle Hinweise<br />

folgen dem Prinzip: Der emotionalsinnlichen<br />

Seite Raum zu geben und dieser<br />

von der strukturierten Seite wohlwollend<br />

einen orientierenden Rahmen zu geben.<br />

Hinweis 1: Lerne klagen, ohne zu leiden.<br />

Pflege sorgfältig, laut und deutlich berechtigte<br />

Beschwerden an das aufwendige, anstrengende,<br />

strukturierte Leben, genieße es<br />

aber, dabei nicht zu leiden, sondern „nur“ zu<br />

klagen.<br />

Hinweis 2: Re-Aktiviere (konsummittelfrei)<br />

frühere schöne Zeit des Spielens, Flirtens,<br />

„Tag-Träumens“ in Dein Leben. Trage aktiv<br />

„Spielzeit mit Kindern“, „Flirtzeit mit Männern<br />

und Frauen“, „Träumzeiten über unerfüllte<br />

Sehnsüchte“ in Deinen Termin-Kalender<br />

ein.<br />

Hinweis 3: Erlaub Dir (zumindest innerlich)<br />

immer mal wieder (als Entscheidung und<br />

nicht als „es passiert mir“) konstruktiv-regressive<br />

Prozesse. Aktive Unvernunft, sozial<br />

gerade noch vertretbar „Verrücktes“, ein wenig<br />

genießend in soziale Fettnäpfchen zu<br />

treten.<br />

Hinweis 4: Halte Dir bei hohem Erwartungsdruck<br />

möglichst viele Optionen offen. Lege<br />

Dich nicht fest, sondern trainiere Dich im<br />

Vagen, im Möglichen. Mach das aber nur,<br />

wenn Du Dir zutraust, das Erwartete sehr<br />

wohl leisten zu können.<br />

Hinweise 5: Errichte Dir die sicherheitsgebende<br />

Möglichkeit einer „Rückkehr in das<br />

Symptomerleben“. Definiere das bisherige<br />

Leben (auch wenn es suchtorientiert war)<br />

nicht als „Scheiß“, sondern als eine Lebensform<br />

(mit erheblichen Nebenwirkungen), zu<br />

der man heute mit betroffener Würde stehen<br />

kann.<br />

Hinweis 6: Sei besonders liebevoll in solchen<br />

Zeiten zu Dir, wenn Vieles drängt, ständig<br />

„sein muss, am besten gestern und auch<br />

noch perfekt“. Fordere gerade dann Zeit<br />

für Trost, Zuwendung und Wohlwollen ein,<br />

auch wenn „die Zeit drängt“.<br />

Hinweis 7: Trainiere Dich intensiv darin, zu<br />

eigenen Bedürfnissen und Sehnsüchten zu<br />

stehen, auch wenn daraus Konflikte mit der<br />

sozialen Umwelt entstehen. Vertritt diese<br />

Anliegen in „Ich-Botschaft“ und nicht in defensiver<br />

Form („Es tut mir leid, ich kann nicht<br />

anders“). Verstehe Konflikte als Chance, sich<br />

liebevoll mit den Unterschieden zu anderen<br />

Menschen zu beschäftigen.<br />

Hinweis 8: Trainiere Dich in „konstruktiver<br />

Überheblichkeit“. Mache nicht zu viele „Pläne<br />

für die Zukunft“, sondern kommuniziere,<br />

dass du das Kommende gut hinbekommst.<br />

Mach das, was ansteht „so als ob es kein<br />

„Morgen“ gäbe“. Mit voller Hingabe!<br />

Hinweis 9: Behalte im Fokus, dass Humor<br />

von der Evolution erfunden wurde, damit<br />

man „Versagen“ und „Misserfolg“ als Lernchance<br />

nehmen kann.<br />

Diese Liste von Hinweisen ist weder vollständig<br />

noch allzu ernst zu nehmen. Werden sie<br />

mit Klient*innen durch spezifische Trancen<br />

unterstützt, sind sie in der psychotherapeutischen<br />

Arbeit im Übrigen noch wesentlich<br />

wirksamer. Geleitete Phantasiereisen zu einem<br />

genussvollen Leben, versöhnende Begegnungen<br />

zwischen „feindlichen“ Parteien<br />

oder Regressionstrancen zu Erinnerungen<br />

an ein spielendes, freudvolles, unbeschwertes<br />

Leben voll Zuversicht und kindlichem<br />

Übermut sind nur einige Beispiele dafür.<br />

Dr. Reinhold Bartl<br />

Der Autor<br />

Dr. Reinhold Bartl<br />

Ausbilder der Milton Erickson Gesellschaft<br />

und Leiter des Milton Erickson<br />

Instituts Innsbruck. Er arbeitet als<br />

niedergelassener Psychotherapeut,<br />

Coach und Supervisor. Schwerpunkte<br />

seiner Arbeit sind die therapeutische<br />

Zusammenarbeit mit Menschen mit<br />

langjährigen Leiderleben, insbesondere<br />

Ängsten, Zwängen, psychosomatischen<br />

Störungen sowie Suchtund<br />

Erschöpfungdynamiken.<br />

Unterwegs auf der inneren Lebensbühne<br />

Hypnose als Transmitter in der psychodramatischen Einzeltherapie<br />

Bei der Psychodramatherapie handelt es<br />

sich um eine Form der Psychotherapie,<br />

die auf der Anwendung von Theater- und<br />

Dramatechniken basiert. J. L. Moreno entwickelte<br />

das Psychodrama in den 1920er<br />

Jahren und verwendete es als therapeutische<br />

Methode, um Patienten zu helfen,<br />

ihre Probleme durch Rollenspiele und Improvisationen<br />

zu erforschen und zu lösen.<br />

Es ist eine kreative und interaktive Therapiemethode,<br />

die darauf abzielt, emotionale<br />

Konflikte aufzudecken und zu bearbeiten.<br />

Der Therapeut leitet dazu eine<br />

Gruppe von Patienten an, Szenen aus ihrem<br />

Leben in einem sicheren und kontrollierten<br />

Umfeld nachzustellen. Er fungiert<br />

als Regisseur und setzt Interventionen,<br />

wie die Szenen gespielt werden sollen,<br />

um dem Patienten zu helfen, tiefer in<br />

seine Emotionen einzutauchen. Dadurch<br />

wird erreicht, dass Patienten ihre Probleme<br />

ausdrücken und verarbeiten können.<br />

Durch das Spielen von verschiedenen Rollen<br />

können alternative Verhaltensmuster<br />

erprobt und die Auswirkungen von Entscheidungen<br />

auf andere erkannt werden.<br />

In der Psychodramatherapie spielen neurobiologische<br />

Konzepte eine wichtige Rolle.<br />

Einige Beispiele:<br />

1. Spiegelneuronen werden aktiv, wenn wir<br />

anderen Menschen bei einer Handlung zusehen.<br />

In der Psychodramatherapie tragen<br />

Spiegelneuronen dazu bei, dass sich Patienten<br />

besser in die Situationen anderer hineinversetzen<br />

können.<br />

2. Traumatische Erfahrungen schädigen<br />

bestimmte Bereiche des Gehirns und sind<br />

neurophysiologische Manifestationen des<br />

Nervensystems. Sympathikus und Parasympathikus<br />

tragen die Traumata. Diese müssen<br />

durch entsprechende therapeutische Interventionen<br />

durchgearbeitet und für Patienten<br />

im Nervensystem neu organisiert werden. In<br />

der Psychodramatherapie können Patienten<br />

traumatische Erlebnisse durcharbeiten und<br />

Angstsymptome reduzieren. Top-down- und<br />

Bottum-up-Interventionen (Erregungs- und<br />

Beruhigungsprozesse) führen in der psychodramatischen<br />

szenischen Darstellung durch<br />

Dipl.Psych., Dipl.Päd. Dagmar Meyer-Anuth<br />

die Neubegleitung des Therapeuten zu einer<br />

Reorganisation des Nervensystems.<br />

3. Das Belohnungssystem im Gehirn ist<br />

eng mit der Freisetzung von Dopamin verbunden,<br />

einem Neurotransmitter, der mit<br />

Glücksgefühlen assoziiert wird. In der Psychodramatherapie<br />

erleben Patienten positive<br />

Emotionen, wenn sie eine schwierige<br />

Szene durchgespielt und erfolgreich bewältigt<br />

haben.<br />

4. Empathie ist eine Fähigkeit, die eng mit<br />

der Aktivität bestimmter Gehirnregionen,


10 Unterwegs auf der inneren Lebensbühne<br />

Berühren und Bewegen im hypnotherapeutischen Prozess 11<br />

wie dem präfrontalen Kortex und dem anterior<br />

cingulären Cortex, verbunden ist. In der<br />

Psychodramatherapie können Patienten lernen,<br />

empathischer zu sein, indem sie sich in<br />

die Rollen anderer hineinversetzen und ihre<br />

Perspektive einnehmen.<br />

Das „Hilfs-Ich“ - Konzept der Psychodramatherapie<br />

bezieht sich auf eine imaginäre innere<br />

oder tatsächliche biographische Figur<br />

des Patienten, die in einer psychodramatischen<br />

Szene von Mitpatienten eingenommen<br />

wird, um dabei zu helfen, Konflikte zu<br />

bewältigen. Das Hilfs-Ich ist eine unterstützende<br />

Figur, die dem Haupt-Ich, also der Person,<br />

die das psychodramatische Spiel spielt,<br />

zur Seite steht und ihr hilft, Lösungen für<br />

schwierige oder konfliktreiche Situationen<br />

zu finden. Die Ego-State-Therapie beschreibt<br />

Vergleichbares, indem verschiedenen Teile<br />

einer Person als Ego-States bezeichnet werden.<br />

Diese repräsentieren verschiedene Persönlichkeitszustände,<br />

Emotionen, Gedanken<br />

und Verhaltensweisen. Therapeuten identifizieren<br />

zusammen mit Patienten verschiedenen<br />

Ego-States, um zu verstehen, wie und<br />

warum sie miteinander interagieren. Ziel<br />

ist es, die Ego-States zu harmonisieren und<br />

eine integrierte und kooperative innere Welt<br />

zu schaffen. Psychodramatherapie und Ego-<br />

State-Therapie beruhen auf den gleichen<br />

theoretischen und neurobiologischen Annahmen<br />

und Erkenntnissen, bemühen sehr<br />

vergleichbare Begrifflichkeiten und Konzepte<br />

und verfolgen dasselbe Ziel innerer Integration.<br />

Die Psychodramatherapie hat jedoch den<br />

Nachteil, dass sie, bedingt durch die szenische<br />

Darstellungsform, überwiegend zielführend<br />

in Gruppentherapien ist. Diese<br />

Therapieform benötigt Mitpatienten, die<br />

füreinander die Hilfs-Ich-Rollen übernehmen<br />

und ausspielen. Hier kann Hypnose der ideale<br />

Transmitter für den Einsatz des psychodramatischen<br />

Ansatzes im einzeltherapeutischen<br />

Setting sein.<br />

Induktionen und bildliche Vorstellungen lassen<br />

Patienten im hypnotischen Zu-stand in<br />

eine innere Welt reisen. Im Trancezustand<br />

wird es Patienten ermöglicht, sich auf unbewusste<br />

Gedanken, Erinnerungen und Emotionen<br />

zu konzentrieren. Hilfs-Ich-Figuren<br />

können über verbale Suggestionen aktiviert<br />

und auf der inneren Bühne miteinander in<br />

Interaktion und in ein szenisches Geschehen<br />

gebracht werden. Über die Interventionen<br />

des Therapeuten können weitere Techniken<br />

der Psychodramatherapie Anwendung<br />

finden, um das Geschehen auf der inneren<br />

Bühne zu begleiten und Veränderungen<br />

im emotionalen Zustand zu bewirken. Die<br />

Begleitung des Therapeuten ist dabei eine<br />

Erfahrung, die im Nervensystem des Patienten<br />

eine Neuorientierung und Veränderung<br />

ermöglicht. Derart angewandt kann<br />

die Psychodramatherapie durch den Mittler<br />

Hypnose eine Erweiterung des Ego-Statetherapeutischen<br />

Ansatzes sein: Szenen auf<br />

der inneren Bühne und Interaktionen zwischen<br />

Hilfs-Ich-Anteilen werden zusätzlich<br />

ermöglicht. Das kreative Lösungspotenzial<br />

der Psychodramatherapie kann so seine ganze<br />

Wirkungskraft auch im Einzelsetting entfalten.<br />

Studien mittels funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

zeigen, dass sich unter<br />

Hypnose bestimmte Regionen des Gehirns,<br />

wie der präfrontale Kortex, der parietale<br />

Kortex und der zinguläre Gyrus, aktivieren<br />

oder deaktivieren. Neurobiologisch betrachtet<br />

unterstützt Hypnose in denselben Hirnregionen<br />

Veränderungen, die auch mit der<br />

Psychodramatherapie angestrebt werden.<br />

Hypnose beeinflusst außerdem die Aktivität<br />

bestimmter Neurotransmitter und Hormone,<br />

wie zum Beispiel des Serotonins und des<br />

Cortisols. Diese Stoffe sind bekannt dafür,<br />

dass sie eine wichtige Rolle bei der Regulierung<br />

von Emotionen und Stressreaktionen<br />

spielen. Das psychodramatische Geschehen<br />

auf der inneren Bühne unter Hypnose erfährt<br />

in seinen Verarbeitungsmodi deshalb<br />

eine erhebliche Unterstützung.<br />

Die moderne Psychodramatherapie hat sich<br />

in den letzten Jahren in mehrere Richtungen<br />

weiterentwickelt. Eine dieser Entwicklungen<br />

umfasst den Einsatz neuer VR-Technologien,<br />

um für Patienten virtuelle Umgebungen zu<br />

erstellen, in der szenisches Durcharbeiten<br />

innerer Konflikte möglich werden kann.<br />

Der Einsatz von Hypnose zur Unterstützung<br />

psychodramatischer Interventionen in der<br />

Einzeltherapie ist demgegenüber ein Ansatz<br />

mit deutlich mehr Pragmatismus und Realitätsnähe<br />

in der therapeutischen Arbeit.<br />

Die Autorin<br />

Dipl.Psych., Dipl.Päd.<br />

Dagmar Meyer-Anuth<br />

Berühren und Bewegen im<br />

hypnotherapeutischen Prozess<br />

In den letzten Jahren, speziell seit Corona<br />

und Ukrainekrieg, fühlen sich viele<br />

Menschen energielos, müde und verunsichert,<br />

sie sind aus dem Gleichgewicht.<br />

Hier können durch Berühren und Bewegen<br />

heilende Impulse gesetzt werden,<br />

wieder zu sich selbst und in die eigene<br />

Kraft zu finden.<br />

Der Artikel möchte ermutigen, Berühren<br />

und Bewegen in die hypnotherapeutische<br />

Arbeit einzubeziehen und so das therapeutische<br />

Repertoire zu erweitern.<br />

Vom Ursprung<br />

Mich inspirierte eine mehrere tausend Jahre<br />

alte Felsmalerei der San in den Truitjeskraal-<br />

Mountains in den Zederbergen in Südafrika.<br />

Man kann auf dem Bild tanzende und klatschende<br />

Frauen erkennen sowie Männer<br />

im Trancezustand. Bis heute werden Heilrituale<br />

auf die Weise durchgeführt, dass sich<br />

ein Kreis von Männern und Frauen bildet,<br />

die sich tanzend, klatschend und singend<br />

in Trance versetzen. In der Mitte des Kreises<br />

legt der Heiler oder die Heilerin dem Patienten<br />

die Hände auf (1).<br />

Worum geht es?<br />

In diesem Leben, in diesem Tanz aus Liebe<br />

und Angst, wo der Tod immer eine Armlänge<br />

neben uns steht, geht es drum, die Kraft zu<br />

haben, sein Leben zu leben. Mehr und mehr<br />

Menschen wissen gar nicht mehr, wo ihnen<br />

der Kopf steht. Neben den tagesaktuellen<br />

Herausforderungen brechen gleichzeitig<br />

alte Baustellen auf. Eine seelische Müdigkeit<br />

macht sich breit. Dadurch stehen wir<br />

als Therapeuten vor der besonderen Herausforderung,<br />

unsere Patienten so zu berühren,<br />

dass sich die verschlossenen Quellen des Lebens<br />

wieder öffnen, dass Weisheit und Intuition,<br />

Selbstheilungskraft und Lebensfreude<br />

sprudeln, und sie dazu zu bewegen, ganz sie<br />

selbst zu sein, ihren Weg zu gehen und mehr<br />

von dem zu tun, was ihnen gut tut.<br />

Berühren mit den Händen<br />

Berühren und berührt werden ist ein Grundbedürfnis,<br />

holt uns aus der Einsamkeit heraus<br />

und verbindet uns mit der Mitwelt, ob<br />

es ein „berührender“ Film ist oder eine Berührung<br />

mit der Hand. In dem Film „Westwärts<br />

zieht der Wind“ zahlt ein raubeiniger<br />

Goldschürfer eine erkleckliche Summe, um<br />

für einen Moment ein Baby im Arm halten<br />

zu dürfen (2). Kaum jemanden dürfte diese<br />

Szene nicht berühren.<br />

Als Therapeut/in berühren wir durch unsere<br />

Präsenz, Worte, Stimme, Blick, Gesten, Atmung<br />

und durch Auflegen der Hände.<br />

Manche Therapeuten glauben, Berühren im<br />

therapeutischen Kontext sei verboten, was<br />

zumindest von der Berufsordnung für PP her<br />

(siehe §13 Abstinenz) gar nicht gesetzt ist.<br />

Selbstverständlich ist es notwendig, das<br />

Einverständnis des Patienten für eine direk-<br />

Autor: Dipl.-Psychologe Bernhard A. Wicke<br />

te körperliche Berührung einzuholen. Hier<br />

reicht nicht ein lapidares „ja, ja, machen Sie<br />

nur“. Hier ist es notwendig, sehr fein auf die<br />

körperlichen und affektiven Reaktionen des<br />

Patienten zu achten und in klarer heilender<br />

Absicht zu arbeiten. Wenn der Patient Missbehagen<br />

ausdrückt oder gar dissoziiert, tritt<br />

man natürlich zurück und arbeitet stabilisierend.<br />

Gelungenes Berühren mit den Händen, z.B.<br />

die Hand auf die Schultern oder den Rücken<br />

des Patienten zu legen, vermittelt Wärme,<br />

Verbundenheit, Geborgenheit, Unterstützung,<br />

Entspannung und Beruhigung.<br />

Auch bei schwer traumatisierten Patienten,<br />

die zunächst keinerlei direkte Berührung<br />

vertragen, gibt es Möglichkeiten. Einer Anregung<br />

von Sonia Gomez (3) folgend, halte<br />

ich ein ca. 2 bis 3 Meter langes Theraband,<br />

das Patient am anderen Ende ergreift. So<br />

stellt sich eine Berührung auf Distanz her.<br />

Als Support durch Auflegen der Hände<br />

an Körperstellen, die verspannt, unlebendig<br />

oder blockiert sind, z.B. als „Rückendeckung“,<br />

eröffnet diese Berührung dem<br />

Körper und damit dem Unbewussten einen<br />

Freiraum, unterdrückte Bewegungsimpulse<br />

zu entfalten.<br />

Mesmersche Passés<br />

Das Erleben von Trance überhaupt ist eine<br />

heilende Erfahrung. Ein besonderes Beispiel<br />

von Berührung stellt die Tranceinduktion der<br />

Dipl.Psych., Dipl.Päd. Dagmar<br />

Meyer-Anuth, Alfter bei Bonn<br />

Psychologische Psychotherapeutin in<br />

eigener Kassenpraxis TP und Analyse,<br />

klinische Hypnotherapeutin (DGH),<br />

Supervisorin (BDP), Psychodrama-<br />

Therapeutin, Geschäftsführerin von<br />

DMA Ihr Partner für mentale Fitness<br />

mit Schwerpunkt psychologischer<br />

Organisationsberatung und Supervision<br />

für Wirtschaft und Verwaltung,<br />

Sportpsychologin (TU München) mit<br />

Schwerpunkt Coaching im Leistungssport.<br />

Nach mehrjähriger Tätigkeit<br />

von 1987 – 1997 als Lehrtherapeutin,<br />

Ausbilderin und Supervisorin am<br />

Institut für Psychodrama Dr. Ella M.<br />

Shearon Köln folgten Publikationen<br />

und Forschungen zur Psychodrama-<br />

Therapie.<br />

Mail:<br />

office@psychotherapie-alfter.com


12 Berühren und Bewegen im hypnotherapeutischen Prozess<br />

Berührung „al dente“ 13<br />

Mesmerschen Passés dar, die m.E. zugleich<br />

eine Behandlung ist. Induktionen sollten ja<br />

passgenau hinführen zum Behandlungsziel,<br />

z.B. Fäuste ballen für Bestimmtheit, Entschlossenheit,<br />

Fixation für weitere direkte<br />

Suggestionen usw.<br />

Die Technik der Mesmerschen Passés besteht<br />

darin, vor dem Patienten stehend mit<br />

den Händen vom Scheitel über die Schultern<br />

bis zu den Händen den Körper oder die Aura<br />

entlang zu streichen, ggfs. abschließend die<br />

Daumen des Patienten zu halten (4). Durch<br />

die Mesmerschen Passés wird oft ein Gefühl<br />

von Ganzheitlichkeit, Wärme, Vertrauen, Geborgenheit,<br />

fließender Energie und Verbindung<br />

mit sich selbst hergestellt. Sie schließen<br />

das Spiel mit dem Energiekörper ein,<br />

der sonst in der modernen Hypnosetherapie<br />

etwas zu kurz kommt.<br />

In der Therapie einer Kollegin, die wegen<br />

ihrer Schuld- und Selbstunwertgefühle<br />

beruflich nicht weiter kam, bewirkten die<br />

Mesmerschen Passés einen entscheidenden<br />

Durchbruch: sie erlebte einen „zauberhaften“<br />

Zustand, in dem sie tief sich selbst verspürte<br />

mit einer Klarheit, wer sie eigentlich<br />

ist. Sie entwickelte sich daraufhin zu einer<br />

erfolgreichen Familienberaterin.<br />

Leben ist Bewegung<br />

Viele Therapeuten erfahren, dass Reden<br />

alleine nicht reicht und eine „Sitzung“ zum<br />

Aussitzen des Problems führt, anstatt voran<br />

zu schreiten.<br />

Berühmt wurde die Fallgeschichte des Psychoanalytikers<br />

Michael Balint: nachdem<br />

seine Patientin in der Therapie einen Purzelbaum<br />

gemacht hatte, stellte sich der Fortschritt<br />

ein (5).<br />

Berühren und Bewegen stehen in einer<br />

Wechselbeziehung. Wenn man Patienten<br />

unterstützt, eine unterdrückte Bewegung<br />

auszuführen, z. B. eine Umarmung, Anklammern,<br />

Wegstoßen, Schlagen, Wegrennen,<br />

lösen sich Emotionen und Energieblockaden,<br />

so dass es im Leben weiter gehen kann.<br />

Leben ist Bewegung, von Geburt an, um<br />

Neues zu erfahren. Wenn man etwas verändern<br />

will, muss man sich bewegen.<br />

Magie des Tanzes<br />

Yoga, Tai Chi und Körpertherapien halten viele<br />

Möglichkeiten zur Bewegung bereit. Sich<br />

zur Musik zu bewegen, zu tanzen, kann den<br />

Menschen in Trance oder Ekstase versetzen,<br />

so dass er über sich selbst hinauswächst.<br />

Tanz ist Magie, ein schöpferischer Akt, der<br />

die schlummernden Energien weckt, um die<br />

Persönlichkeit zum angestrebten Zustand<br />

hin zu erweitern: Wer z.B. „Elegua“ tanzt,<br />

lässt diesen Gott der afrikanischen Kultur in<br />

sich hinein fahren, so dass sich die Wege öffnen.<br />

Wer den Bärentanz aus Lappland tanzt,<br />

nimmt die Stärke und Klugheit des Bären<br />

in sich auf und vermag ihm zu begegnen.<br />

Durch den Tanz erschafft man eine neue Situation.<br />

Bei vielen Patienten, die trotz vielfacher therapeutischer<br />

Ansätze immer wieder in Angst<br />

und Panik stecken blieben, konnte der „Tanz<br />

durch die Angst“ zu einer Lösung aus der Erstarrung<br />

führen, zu einem Gefühl von „ich<br />

bin stärker als die Angst“.<br />

Weg zum inneren Selbst<br />

Menschen sind verkörperte Wesen. Berühren<br />

und Bewegen in der hypnotherapeutischen<br />

Arbeit helfen in besonderer Weise, in<br />

den Körper zu finden. Sie ermöglichen, Menschen<br />

vegetativ und emotional zu regulieren<br />

sowie den durch neurotische Einschränkungen<br />

beeinträchtigten Raum im Fühlen und<br />

Handeln zu erweitern. Körper wird hier nicht<br />

verstanden als Objekt, dem man bestimmte<br />

Übungen angedeihen lässt. Vielmehr ist<br />

der beseelte Leib angesprochen, der ich bin,<br />

durch den ich mich entwickle und mit dem<br />

ich der Welt begegne. Berühren und Bewegen<br />

können so tief ins Unbewusste führen,<br />

dass das innere Selbst berührt wird. Gemeint<br />

ist hier der von M. Erickson beschriebene<br />

Kern des Selbst, „jenes vitale Gefühl des<br />

wirklich Vorhandenseins des Selbst“ (6). Jener<br />

Ort, aus dem die innere Stimme spricht<br />

und die Quelle der Lebensenergie sprudelt.<br />

So, mit sich selbst im Bunde, kann man auch<br />

in diesen verunsichernden Zeiten sicher seines<br />

Weges gehen.<br />

Quellenangaben:<br />

1. „Images of Power“, David Lewis-Williams,<br />

Thomas Dowson, Southern Book Publishers,<br />

Johannesburg 1989<br />

2. „Westwärts zieht der Wind“, Paramount<br />

Pictures 1969<br />

3. Sonia Gomez, Curriculum Soma Embodiment<br />

in Wiesbadener Trauma-Institut International<br />

4. „Mesmerismus“, Franz Anton Mesmer,<br />

Berlin 1814, Hrsg. Karl Christian Wolfart,<br />

Bayerische Staatsbibliothek, Münchener Digitalisierungs<br />

Zentrum<br />

5. Michael Balint, zitiert nach Benjamin Bardé,<br />

„Wagnis Psychoanalyse“, Frankfurt 2012<br />

6. M. Erickson zitiert nach Stephen G. Gilligan,<br />

„Therapeutische Trance“, Carl-Auer Verlag<br />

5. Auflage 2008<br />

Dipl.-Psych. Bernhard A. Wicke<br />

Der Autor<br />

Dipl.-Psych. Bernhard<br />

A. Wicke<br />

Der Autor ist Psychologischer Psychotherapeut<br />

in eigener Praxis für Psychotherapie,<br />

Hypnotherapie & Coaching<br />

in Frankfurt am Main.<br />

Dort arbeitet er mit Worten, Atem und<br />

Händen.<br />

Kontakt: praxis-wicke@t-online.de<br />

www.praxis-wicke.de<br />

Berührung „al dente“<br />

Das Kratzen der Sonde auf dem Zahn bei<br />

der Kariesdiagnostik, das Rumpeln des<br />

Rosenbohrers beim Kariesentfernen, das<br />

bis tief in den Kopf zu dröhnen scheint,<br />

Spüren, wie sich beim Zahnziehen langsam<br />

die Fasern, die den Zahn im Knochenfach<br />

halten, lösen und reißen – Berührungen<br />

spürt man beim Zahnarzt auf<br />

vielfältige Weise, meistens verbindet<br />

man sie mit negativen Erfahrungen.<br />

Wenn aber die Erwartungshaltung gegenüber<br />

negativ empfundenen Berührungen<br />

in der zahnärztlichen Praxis so hoch ist,<br />

dann kann eine positiv empfundene Berührung<br />

umso angenehmer wahrgenommen<br />

werden:<br />

Vor vielen Jahren hatte ich beim DGH-Kongress<br />

mit einer Kongressteilnehmerin gefrühstückt,<br />

die keine Zahnärztin war. Als<br />

sie erfuhr, dass ich Zahnarzt bin, erzählte<br />

sie mir von folgender Begebenheit: „Ich<br />

musste mich neulich einer zahnärztlichen<br />

Behandlung unterziehen. Währenddessen<br />

spürte ich, wie die Mitarbeiterin ihre Hand<br />

auf meine Schulter legte. Ich fand das total<br />

angenehm und beruhigend. Nach einer Zeit<br />

fragte ich mich, ob sie ihre Hand tatsächlich<br />

nur zu meiner Beruhigung auf meine Schulter<br />

legte. Ich hatte auf einmal den Eindruck,<br />

dass sich die Mitarbeiterin nur auf meiner<br />

Schulter abstützte. Das war mir aber egal,<br />

das Gefühl blieb trotzdem angenehm.“<br />

Händedruck<br />

„Hypnose berührt“ lautet das Motto des<br />

DGH-Jahreskongresses <strong>2023</strong>, aber die Wirkung<br />

von Berührung beginnt weit vor der<br />

formellen hypnotischen Induktion – und<br />

sogar schon vor Behandlungsbeginn. Bis vor<br />

Kurzem war ich überzeugt davon, dass der<br />

Händedruck zur Begrüßung in der zahnärztlichen<br />

Praxis unabdingbar, weil viel wichtiger<br />

ist als in allen anderen Praxen. Warum?<br />

Nur wenige Praxisbesuche sind so angstbesetzt<br />

wie zahnärztliche Behandlungen und<br />

der Händedruck war bis zur Coronapandemie<br />

in unserem Kulturkreis die einfachste<br />

und natürlichste Art, durch Berührung Beziehung<br />

entstehen zu lassen und dadurch<br />

Vertrauen aufzubauen. Während in vielen<br />

allgemeinärztlichen Praxen bereits Schilder<br />

wie „Höflich auch ohne Händedruck“ oder<br />

„Kein Handschlag, der Hygiene wegen“ plakatiert<br />

wurden, hielt ich daran fest, dass<br />

der Händedruck in der zahnärztlichen Praxis<br />

unverzichtbar ist. Inzwischen hat sich dies<br />

gewandelt. Zwar halte ich meinen früheren<br />

Standpunkt auch heute noch prinzipiell für<br />

richtig, die Coronapandemie hat jedoch die<br />

allgemeine Haltung zum Händedruck verändert.<br />

Seit zu Anfang der Pandemie, als die<br />

Übertragungswege des Coronavirus noch<br />

nicht genau bekannt waren, vom Händedruck<br />

abgeraten wurde, ist nach meiner Einschätzung<br />

die Einstellung zum Händeschütteln<br />

eine andere geworden: Obwohl das<br />

Autor: Zahnarzt Sebastian Knop, Dortmund<br />

Risiko der Coronainfektion mittels Schmierinfektion<br />

frühzeitig als unwahrscheinlich<br />

eingestuft worden war, scheint das Händeschütteln<br />

für viele immer noch angstbesetzt<br />

zu sein oder wird zumindest aus Vorsicht<br />

vermieden. Ich bin jedenfalls in meiner Praxis<br />

noch nicht zu meinem alten Begrüßungsritual<br />

zurückgekehrt und weiß auch nicht so<br />

recht, ob und wie ich zum Händedruck zurückkehren<br />

soll und kann.<br />

Atempacing<br />

Dagegen kann man sich das Atempacing unterhalb<br />

der hypnotischen Induktion zu Nutzen<br />

machen oder aber zur Induktion nutzen.<br />

Oftmals kommt es vor, dass Patientinnen<br />

oder Patienten ihre Angst äußern. Eine Hand<br />

bei Behandlungsbeginn auf die Schulter legen,<br />

kann dabei schon viel bewirken. Die<br />

meisten erwarten gar keine induzierte Hypnose,<br />

sondern fühlen sich mit ihren Gefühlen<br />

schon angenommen, wenn der Zahnarzt<br />

bzw. die Zahnärztin die Ängste ernst nimmt.<br />

Die Berührung an der Schulter kann dabei<br />

sehr hilfreich sein.<br />

Versucht man darüber hinaus, mit der auf<br />

der Schulter liegenden Hand den Atembewegungen<br />

der Patientin/ des Patienten zu<br />

folgen, kommt man leicht zum Atempacing,<br />

indem man seine eigene Atmung mit diesen<br />

Atembewegungen synchronisiert.<br />

Wer dies zusätzlich zur Induktion nutzen<br />

möchte, kann dabei begleitend beispielsweise<br />

folgende Worte sprechen: „Achten Sie


14 Berührung „al dente“<br />

Zeitungsbericht: „Hypnose ist für Fachleute“ 15<br />

auf Ihre Atmung und stellen Sie sich beim<br />

Einatmen [in das Einatmen hineinsprechen]<br />

vor, dass Sie Kraft … in sich hineinatmen,<br />

… Energie, … Stärke, … alles, was Sie jetzt<br />

brauchen. Und beim Ausatmen [in das Ausatmen<br />

hineinsprechen] stellen Sie sich vor,<br />

… alles, was jetzt stört… hinauszuatmen, …<br />

abzugeben,… loszulassen“.<br />

Auf diese Weise kann die Atmung als<br />

Sprungbrett in die hypnotische Trance genutzt<br />

werden.<br />

Schläfengriff<br />

Ähnlich subtil kann man seinen Patientinnen<br />

und Patienten mit dem sogenannten<br />

„Schläfengriff“ helfen: ZFA und/oder Zahnärztin<br />

bzw. Zahnarzt berühren mit der Handaußenfläche<br />

die Schläfe der Patientin bzw.<br />

des Patienten. Auch auf Kinder hat dies eine<br />

beruhigende Wirkung und stellt keinen zusätzlichen<br />

Zeitaufwand dar, trägt aber zur<br />

Angstreduktion und somit zum Wohlbefinden<br />

unserer Patientinnen und Patienten bei.<br />

Anker<br />

Das Ankern von Emotionen an verschiedenen<br />

Körperregionen wird bei der Technik<br />

der kollabierenden Anker genutzt, wenn<br />

z.B. im Vorfeld einer Zahnbehandlung eine<br />

angstbesetzte Erfahrung im Weg steht. Dabei<br />

wird beispielsweise die Berührung des<br />

rechten Handgelenks mit einer positiv erlebten<br />

Situation in Verbindung gebracht,<br />

die Berührung der linken Schulter mit einer<br />

negativen. Näher möchte ich an dieser Stelle<br />

auf diese Technik nicht eingehen, sondern<br />

verweise auf meinen Artikel „Dialog mit dem<br />

Unbewussten beim Zahnarzt“ (erschienen in<br />

den „Suggestionen“ 2020), in dem ich diese<br />

Technik bereits beschrieben hatte.<br />

Armkatalepsie<br />

Besonders hilfreich bei einer mit induzierter<br />

Hypnose begleiteten zahnärztlichen<br />

Behandlung ist die Armkatalepsie. Das Ziel<br />

einer solchen Hypnosesitzung ist die Angstreduktion.<br />

Während der Zahnbehandlung<br />

bleibt der Patient/ die Patientin in einem inneren<br />

Erleben und nimmt die Zahnbehandlung<br />

aus einer gefühlten Entfernung wahr.<br />

Das Ziel muss also darin bestehen, dass die<br />

Patientin/ der Patient sich bestmöglich auf<br />

die Trance einlässt und sich möglichst wenig<br />

von äußeren Einflüssen (Injektion, Bohren,<br />

Zahnziehen etc.) ablenken lässt. Dabei erlaubt<br />

eine vorher etablierte Armkatalepsie<br />

der Behandlerin bzw. dem Behandler, eine<br />

bessere Kontrolle über die Trancetiefe zu<br />

haben: Solange der Arm steif in der Luft<br />

schwebt, kann die Behandlung fortgesetzt<br />

werden, ohne die Trance zu vertiefen.<br />

Dabei kann die Armkatalepsie bereits für die<br />

Induktion genutzt werden. Statt die Katalepsie<br />

mittels Levitation zu etablieren, hebt<br />

man mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger<br />

einer Hand den Arm der Patientin/<br />

des Patienten an und sagt: „Wir machen<br />

das gleich folgendermaßen: Immer, wenn<br />

ich Ihre Hand anhebe, machen Sie die Augen<br />

zu und stellen sich vor, Sie wären an<br />

einem Ort, an dem es Ihnen mal so richtig<br />

gut ging … wo Sie sich wohlgefühlt haben<br />

… vielleicht so etwas wie ein Glücksgefühl<br />

gespürt haben.“ Viele halten dies zunächst<br />

für eine Übung, für eine Erklärung der angekündigten<br />

Entspannungstechnik und wissen<br />

nicht genau, ob sie schon die Augen schließen<br />

sollen oder noch nicht. Nach weiteren<br />

Suggestionen machen aber die allermeisten<br />

Patientinnen und Patienten die Augen zu.<br />

Dann senke ich den Arm wieder und fahre<br />

fort: „Und wenn ich Ihren Arm wieder senke,<br />

machen Sie wieder die Augen auf und sind<br />

wieder im Hier und Jetzt.“ Das Heben und<br />

Senken des Armes wiederhole ich so oft, bis<br />

ich deutlich spüre, wie der Arm steif wird.<br />

Daumen und Mittelfinger lasse ich nun los,<br />

kontrolliere noch kurz mit dem Zeigefinger<br />

die Katalepsie und verstärke sie mit folgenden<br />

Suggestionen: „Und Ihr Arm wird steif<br />

und fest, steif und fest, Ihr Handgelenk [dort<br />

berühren], Ihr Ellenbogen [dort berühren]<br />

und Ihr Schultergelenk [dort berühren] rasten<br />

gleichsam ein. Und je mehr Ihr Arm wie<br />

von allein in der Luft schwebt, desto tiefer<br />

gehen Sie in eine angenehme Trance und je<br />

tiefer Sie in eine angenehme Trance gehen,<br />

desto leichter schwebt Ihr Arm, wie von Zauberkraft<br />

getragen, in der Luft.“<br />

Diese Technik, die ich bei einem Workshop<br />

zu Schnellinduktionen in Paris unter der Bezeichnung<br />

„induction par répétition“ kennengelernt<br />

habe, ist meine absolute Lieblingsinduktion,<br />

weil sie sehr schnell und<br />

zuverlässig funktioniert. Auch Menschen<br />

mit Hypnoseskepsis kann man durch den<br />

steif werdenden Arm gut zu einem Tranceerleben<br />

verhelfen. In meinen Workshops<br />

demonstriere ich diese Technik daher gerne<br />

und regelmäßig.<br />

Schnellinduktionen<br />

Auch viele andere Schnellinduktionen machen<br />

sich Berührung zu Nutze. Erwähnen<br />

möchte ich in diesem Zusammenhang die<br />

Handshake-Induktion und die Acht-Worte-<br />

Induktion. Letztere funktioniert folgendermaßen:<br />

Ich leite die Induktion so ein: „Wenn<br />

ich ‚schlaf‘ sage, gehen Sie in eine tiefe Trance.“<br />

Dann folgt die eigentliche Acht-Worte-<br />

Induktion, indem ich meine nach oben geöffnete,<br />

flache Hand ausstrecke und sage:<br />

„Drücken Sie auf meine Hand. Schließen Sie<br />

die Augen. [wenn ich einen festen Druck der<br />

Hand spüre, ziehe ich meine Hand weg, die<br />

Hand der Patientin/ des Patienten fällt ins<br />

Leere, ich verstärke das Überraschungsmoment,<br />

indem ich den Kopf nach vorne ziehe]<br />

Schlaf.“ (Die acht Worte kommen aus der<br />

Du-Form: „Drück auf meine Hand. Schließ<br />

die Augen. Schlaf.“)<br />

Berührung beim Zahnarzt – eine unerschöpfliche<br />

Quelle zur Beruhigung<br />

Viele meiner Patientinnen äußern sich dahingehend,<br />

dass für sie die unangenehmsten<br />

Arztbesuche im zahnärztlichen oder gynäkologischen<br />

Kontext stehen. Auch wenn<br />

die meisten Patientinnen und Patienten<br />

keine Phobie haben, so ist doch eine große<br />

Bandbreite zwischen Unbehagen und<br />

Angst wahrnehmbar. Vielen hilft es, wenn<br />

das zahnärztliche Team dieses Unbehagen<br />

wahrnimmt. Sie werden nicht von Robotern<br />

behandelt, sondern von Menschen, die mit<br />

ihnen mitfühlen können.<br />

Das Mitfühlen (in dem Wort steckt schon<br />

die Kinästhetik!) lässt sich gut durch Berüh-<br />

rungen darstellen, die beim Zahnarzt, wenn<br />

auch oft im negativen Kontext, völlig selbstverständlich<br />

sind. Die Beispiele in diesem Artikel<br />

stellen dabei nur einen Teil der Möglichkeiten<br />

dar, die sich im zahnärztlichen Alltag<br />

für das Nutzen von Berührungen zum besseren<br />

Behandlungskomfort unserer Patientinnen<br />

und Patienten bieten.<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

Der Autor<br />

Zahnarzt<br />

Sebastian Knop<br />

Als Zahnarzt ist Sebastian Knop seit<br />

2002 in der City von Dortmund niedergelassen<br />

und wendet seit 2005<br />

Hypnose an, vor allem bei Angst und<br />

in der Kinderbehandlung.<br />

Seit 2018 ist er Referent beim DGH-<br />

Jahreskongress und hat 2021 zusammen<br />

mit David Engels das Schulungszentrum<br />

für Zahnärztliche Hypnose<br />

(SZH) gegründet.<br />

In der DGH leitet er die Mitgliederversammlungen<br />

und schreibt Artikel für<br />

die „Suggestionen“.<br />

www.zahnarztpraxis-knop.de<br />

www.zahnhypnose-szh.de<br />

knop.dortmund@web.de


16 Hypnose weltweit: Ö S T E R R E I C H<br />

Hypnose weltweit: Ö S T E R R E I C H 17<br />

Hypnose weltweit: Ö S T E R R E I C H<br />

Interview mit Dr. Matthias Mende, Salzburg<br />

Datum des Interviews: 03.02.<strong>2023</strong>, 11 – 12 Uhr<br />

Herr Dr. Mende, welchen Stellenwert hat<br />

die Hypnotherapie im Vergleich zu anderen<br />

Psychotherapieverfahren in Österreich?<br />

In Österreich gibt es 24 offiziell anerkannte<br />

Psychotherapierichtungen, die in vier große<br />

Therapiemethoden zusammengefasst werden:<br />

tiefenpsychologische, humanistische,<br />

systemische und verhaltenstherapeutisch<br />

orientierte Verfahren. Die Hypnosepsychotherapie<br />

gehört dabei zu den tiefenpsychologisch<br />

orientierten Methoden. Sie steht<br />

also gleichberechtigt neben all den anderen<br />

Therapien wie etwa der Verhaltenstherapie,<br />

Gestalttherapie, Systemischer Familientherapie<br />

und analytischer Therapie etc.<br />

lichen Krankenkassen in Österreich übernommen?<br />

Das gesetzliche Krankenkassensystem sieht<br />

vor, dass die ersten 10 Sitzungen einer Psychotherapie<br />

ohne Antrag bewilligt werden.<br />

Dies gilt für alle 24 anerkannten Psychotherapieverfahren<br />

– und so auch für die Hypnosepsychotherapie.<br />

Für weiterführende<br />

Therapiesitzungen muss ein Antrag gestellt<br />

werden, der jedoch wesentlich weniger aufwändig<br />

ist als in Deutschland, wo jeder Antrag<br />

ja fast den Umfang einer Diplomarbeit<br />

hat (lacht herzlich). Bisher habe ich noch nie<br />

Probleme bei den Anträgen auf Therapiesitzungen<br />

gehabt, und da waren in manchen<br />

Einzelfällen auch Patienten dabei, bei denen<br />

eine Behandlung deutlich mehr als 100<br />

Stunden gedauert hat. Allerdings werden<br />

die Kosten für eine Therapiesitzung nur an-<br />

Autorin: Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Mende, Matthias,<br />

Dr. phil., A – Salzburg<br />

Klinischer und Gesundheitspsychologe,<br />

Notfallpsychologe, Psychotherapeut<br />

und Lehrtherapeut<br />

für Hypnosepsychotherapie der<br />

Österreichischen Gesellschaft<br />

für angewandte Tiefenpsychologie<br />

und Allgemeine Psychotherapie<br />

(ÖGATAP). Vorm. Präsident<br />

der Europäischen Gesellschaft<br />

für Hypnose (ESH), Mitglied des<br />

wissenschaftlichen Beirats der<br />

deutschsprachigen Hypnosegesellschaften<br />

(WBDH). Vorstandsmitglied<br />

der Ego-State International<br />

(ESTI). 1994 Gründung<br />

des Zentrums für Hypnose, Verhaltenstherapie,<br />

Biofeedback in<br />

Salzburg. Seither Vollzeittätigkeit<br />

als niedergelassener Hypnosepsychotherapeut,<br />

mit Schwerpunkt<br />

auf der Therapie von Angst- und<br />

Traumafolgestörungen, Psychosomatik,<br />

Stress und Burnout.<br />

Inwieweit werden die Kosten für hypnotherapeutische<br />

Sitzungen von den gesetzteilig<br />

übernommen, so dass der Patient immer<br />

etwas dazuzahlen muss. Dieser Anteil<br />

ist von Kasse zu Kasse recht unterschiedlich.<br />

Wie groß ist das Interesse an Hypnose von<br />

Patienten und Therapeuten?<br />

Was die Patienten betrifft, so das ist das<br />

Interesse ziemlich groß. In meiner Praxis<br />

sind etwa drei Viertel aller Patienten an<br />

Hypnosesitzungen interessiert. Dem stehen<br />

allerdings nur vergleichsweise wenig<br />

Hypnosepsychotherapeuten in Österreich<br />

gegenüber, da für die Hypnose recht wenig<br />

Werbung in Studium und der Psychotherapieausbildung<br />

gemacht wird. Insgesamt gibt<br />

es in Österreich etwa 10.300 zugelassene<br />

Psychotherapeuten, darunter jedoch nur ca.<br />

160 eingetragene Hypnosepsychotherapeuten<br />

(zum Vergleich: die besonders beliebte<br />

systemische Therapie weist etwa 2500 und<br />

die Verhaltenstherapie fast 1300 zugelassene<br />

Therapeuten auf). Dies deckt in keiner<br />

Weise den Bedarf an nachgefragter Hypnosepsychotherapie.<br />

Wer darf eine Hypnotherapie-Ausbildung<br />

in Österreich machen?<br />

Die Psychotherapieausbildung in Österreich<br />

ist ganz anders geregelt als in Deutschland.<br />

Für die Zulassung muss man mindestens<br />

24 Jahre alt sein und einen sogenannten<br />

„Quellenberuf“ aufweisen, also über eine<br />

medizinische oder psychosoziale Ausbildung<br />

verfügen, wie etwa einen Pflegeberuf, oder<br />

ein entsprechendes Studium absolviert haben.<br />

Dies kann neben Medizin und Psychologie<br />

auch Philosophie oder Theologie sein.<br />

Außerdem wird die persönliche Eignung in<br />

Gesprächen vor der Zulassung zum Fachspezifikum<br />

geprüft. Wer zur Psychotherapieausbildung<br />

zugelassen wird, muss zunächst ein<br />

vier Semester langes Propädeutikum absolviert<br />

haben, in dem die Psychotherapieschulen<br />

vorgestellt werden und ein Grundwissen<br />

in Psychologie, Medizin und den rechtlichen<br />

Grundlagen vermittelt wird. Anschließend<br />

muss man sich für ein sogenanntes Fachspezifikum<br />

entscheiden, also aus einer der<br />

24 anerkannten Therapiemethoden auswählen.<br />

Wer das Propädeutikum mit den<br />

entsprechenden Zugangsvoraussetzungen<br />

beendet hat, ist also auch berechtigt, sich<br />

in Hypnosepsychotherapie ausbilden zu<br />

lassen. Diese Ausbildung dauert dann auch<br />

noch einmal mindestens fünf Jahre, bevor<br />

der offizielle Eintrag in die PsychotherapeutInnenliste<br />

des Bundesministeriums für Gesundheit<br />

erfolgt.<br />

Werden in der Psychotherapieausbildung<br />

– unabhängig von der Therapierichtung<br />

– regelmäßig Kenntnisse zu Hypnose vermittelt?<br />

Leider nicht. Im Propädeutikum gibt es keine<br />

verpflichtenden Kurse, in denen dazu etwas<br />

vermittelt wird. Es hängt dann sehr von den<br />

Ausbildern ab, ob sie ein persönliches Interesse<br />

an Hypnose haben und auch diese Methode<br />

vorstellen.<br />

Ist der Begriff „Hypnotherapeut“ gesetzlich<br />

geschützt?<br />

Ja, in Österreich ist das Führen aller psychotherapeutischen<br />

Bezeichnungen sehr<br />

klar geregelt. Dazu muss man wissen, dass<br />

sowohl der Begriff „Hypnotherapeut“ als<br />

auch „Hypnosepsychotherapeut“ gesetzlich<br />

geschützt sind und sich in der Bedeutung<br />

unterscheiden: Als „Hypnosepsychotherapeut“<br />

darf ich mich bezeichnen, wenn ich<br />

diese Therapierichtung als Fachspezifikum<br />

im Rahmen meiner Psychotherapie-Ausbildung<br />

gewählt habe und in diesem Verfahren<br />

auch approbiert bin (quasi als Hauptverfahren).<br />

Als „Hypnotherapeut“ darf ich mich<br />

bezeichnen, wenn ich z.B. als approbierter<br />

Verhaltenstherapeut oder Analytiker eine<br />

entsprechende Weiterbildung als zusätzliches<br />

Verfahren gemacht habe, so wie man<br />

das in Deutschland bei der DGH oder M.E.G.<br />

machen kann. Dieser sprachliche Unterschied<br />

ist auch in Österreich für den Laien<br />

kaum ersichtlich, aber gesetzlich eben klar<br />

geregelt. Übrigens ist auch der Begriff „Hypnose“<br />

gesetzlich geschützt.<br />

Welche Hypnose-Gesellschaften gibt es<br />

in Österreich und welche Rolle spielen sie<br />

für die Ausbildung in Hypnose und Hypnosepsychotherapie?<br />

Jeder Verein in Österreich, der eine Hypnoseausbildung<br />

anbieten möchte, muss sich<br />

hierfür zunächst vom Bundesministerium<br />

für Gesundheit approbieren lassen. Die Gesellschaft,<br />

von der man sich in Hypnosepsychotherapie<br />

ausbilden lassen kann, ist<br />

die ÖGATAP – die „Österreichische Gesellschaft<br />

für angewandte Tiefenpsychologie<br />

und allgemeine Psychotherapie“. Wenn<br />

man Hypnotherapie als Zusatzverfahren lernen<br />

möchte, kann man sich von der MEGA,<br />

der österreichischen Milton Erickson Gesellschaft,<br />

ausbilden lassen. Die Zugangsberechtigung<br />

hierfür erstreckt sich auf die<br />

Berufsgruppen eingetragener Psychotherapeuten,<br />

Psychotherapeuten in Ausbildung,<br />

die bereits unter Supervision arbeiten, eingetragene<br />

Klinische Psychologen und Gesundheitspsychologen,<br />

Ärzte mit ius practicandi,<br />

Musiktherapeuten und bestimmte<br />

Fachärzte. Für Ärzte und Zahnärzte, die sich<br />

speziell in medizinischer Hypnose ausbilden<br />

lassen möchten, bieten die Fachgesellschaften<br />

der ÖGMH (Österreichische Gesellschaft<br />

für medizinische Hypnose) und ÖGZH (Österreichische<br />

Gesellschaft für zahnärztliche<br />

Hypnose) entsprechende Weiterbildungskurse<br />

an. Diese beiden Fachgesellschaften<br />

sind inzwischen eine Fusion eingegangen<br />

und recht universitär ausgerichtet.<br />

Bei welchen Erkrankungen wird Hypnose<br />

in Österreich angewendet?<br />

Was psychische Erkrankungen anbelangt<br />

kann man sagen, dass man praktisch bei<br />

allen ICD-10 Diagnosen (aus dem F-Kapitel)<br />

mit Hypnotherapie arbeiten kann. Natürlich<br />

ist dabei die individuelle Struktur und Stabilität<br />

des Patienten zu beachten, so dass man<br />

bei einem psychotischen Patienten nicht gerade<br />

mit formaler Hypnose arbeitet, sondern<br />

hypnotherapeutische Sprache z. B. zur Stärkung<br />

des Rapports in der hypnotherapeutischen<br />

Beziehung einsetzt. Im medizinischen<br />

Bereich wird Hypnose unter anderem bei<br />

Schmerzpatienten, in der Anästhesie und<br />

zur Angstlinderung bei medizinischen Interventionen<br />

eingesetzt.<br />

Welche Rolle spielt die Show- und Bühnenhypnose<br />

in Österreich? Gibt es dadurch<br />

viele Vorurteile und unseriöse Vorstellung<br />

über die Hypnose?<br />

Die Show- und Bühnenhypnose ist in Österreich<br />

zwar grundsätzlich erlaubt, spielt aber<br />

kaum eine Rolle und ist auch nicht sonderlich<br />

verbreitet. Wenn Patienten zu mir kommen,<br />

höre ich oft die Bemerkung, dass Hypnose<br />

wohl sicher nicht so funktioniere, wie<br />

man das im Fernsehen oder bei einer Show<br />

sehen kann. Und das bejahe ich dann natürlich<br />

auch und betone, dass es in der Hypnose<br />

darum geht, wieder Kontrolle über etwas zu<br />

bekommen, und nicht darum, Kontrolle ab-<br />

zugeben.<br />

Gibt es in Österreich sog. „Laienheiler“,<br />

die Hypnose anwenden oder die mit den<br />

deutschen Heilpraktikern vergleichbar<br />

sind?<br />

Nein, so etwas gibt es in Österreich nicht.<br />

Es ist ganz klar geregelt, dass Leute, die Beratungsangebote<br />

oder Coaching anbieten,<br />

keine Patienten mit F-Diagnosen behandeln<br />

dürfen, das ist illegal. Natürlich wird sich<br />

daran oft nicht gehalten, aber die gesetzliche<br />

Regelung ist eindeutig: Nur approbierte<br />

Psychotherapeuten, Ärzte und Zahnärzte<br />

dürfen medizinische Hypnose, Hypnosepsychotherapie<br />

und Hypnotherapie anwenden.<br />

Wie wurde Ihr persönliches Interesse an<br />

der Hypnose geweckt?<br />

Das war bereits im ersten Semester meines<br />

Psychologiestudiums. Damals wurde ich<br />

auf eine Studie über Hypnose aufmerksam,<br />

in der ich dann als Proband mitmachte. Ich<br />

wurde da so ganz klassisch in mehreren Sitzungen<br />

hypnotisiert und fand das so spannend,<br />

dass ich mich daher schon sehr früh<br />

für die Hypnose interessiert und begeistert<br />

habe.<br />

Herr Dr. Mende, ganz herzlichen Dank für<br />

dieses Gespräch!<br />

Die Autorin<br />

Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Katrin Breitbach<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Fachärztin für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie mit verhaltenstherapeutischer<br />

Ausbildung. Zertifizierte<br />

Hypnotherapeutin der DGH.<br />

Als Ärztliche Leiterin der psychosomatischen<br />

Abteilung des ambulanten<br />

VAMED Rehabilitationszentrums in<br />

Lübeck tätig. Buchautorin und Dozentin<br />

für Hypnose und Hypnotherapie.<br />

Vizepräsidentin der DGH.


18 Einsatz von Hypnose bei der Borderline- Persönlichkeitsstörung<br />

Einsatz von Hypnose bei der Borderline- Persönlichkeitsstörung 19<br />

Einsatz von Hypnose bei der<br />

Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

Wenn über die breiten Einsatzmöglichkeiten<br />

von Hypnose berichtet wird, so<br />

werden Persönlichkeitsstörungen in diesem<br />

Zusammenhang kaum benannt. Im<br />

Gegenteil: In der einschlägigen Literatur<br />

wird eher zur Vorsicht vor der Behandlung<br />

mit Hypnose bei diesen psychischen<br />

Störungsbildern geraten und es sind nur<br />

vereinzelt hypnotherapeutische Behandlungsansätze<br />

beschrieben worden. Interessanterweise<br />

finden sich jedoch insbesondere<br />

bei den störungsspezifischen<br />

Therapiekonzepten der Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

viele hypnotherapeutisch<br />

geprägte Interventionen, die<br />

sich zuweilen wie ein roter Faden durch<br />

die Behandlung ziehen. Insofern lohnt<br />

es sich, einmal darüber nachzudenken,<br />

inwieweit sich formale Arbeit mit Hypnose<br />

zielführend in die Behandlung von<br />

Patienten mit einer Borderline-Störung<br />

integrieren lässt.<br />

Bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

(BPS) handelt es sich um eine ausgeprägte<br />

Interaktionsstörung mit starken Stimmungsschwankungen,<br />

emotionaler Instabilität und<br />

einer Impulsivität, die mitunter zu schweren<br />

selbstverletzenden Verhaltensweisen führen<br />

kann. Eine übermäßig große Angst vor<br />

dem Verlassenwerden und das Gefühl einer<br />

anhaltenden inneren Leere sowie chronische<br />

Suizidalität sind ebenfalls häufig bei<br />

dieser Erkrankung anzutreffen. Nachdem<br />

Persönlichkeitsstörungen über Jahrzehnte<br />

in starre Kategorien eingeteilt wurden, wird<br />

in der ICD-11 in Anlehnung an das Alternative<br />

Modell der Persönlichkeitsstörungen des<br />

amerikanischen Diagnosemanuals DSM-5<br />

dieses System erstmals verlassen, um die<br />

Merkmale von Persönlichkeitsstörungen<br />

auf mehreren dimensionalen Ebenen zu<br />

beschreiben. Dadurch kann die individuelle<br />

Ausprägung beim einzelnen Patienten sehr<br />

viel detaillierter benannt werden, als es das<br />

kategoriale System der ICD-10 erlaubt. Nachdem<br />

zunächst geplant war, die Bezeichnung<br />

sämtlicher Persönlichkeitsstörungen inklusive<br />

der BPS aufzugeben, haben Kritiker erreicht,<br />

die kategoriale Bezeichnung der BPS<br />

als „Borderline-Muster“ in der ICD-11 beizubehalten.<br />

Dies spiegelt die enorme klinische<br />

Bedeutung der BPS wider, da es für keine<br />

andere Persönlichkeitsstörung derart viele<br />

evidenzbasierte und nachweislich wirksame<br />

störungsspezifische Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt.<br />

Schaut man sich die in Deutschland verbreiteten<br />

Behandlungsansätze einmal aus<br />

hypnotherapeutischer Sicht an, ist es erstaunlich,<br />

wie viele Interventionen insbe-<br />

sondere in der dialektischen Verhaltenstherapie<br />

(Dialectical Behavioral Therapy, DBT)<br />

nach Linehan und der Schematherapie nach<br />

Young aus der Hypnotherapie stammen. Besonders<br />

auffällig ist auch, dass in der DBT<br />

zur dialektischen Kommunikation häufig auf<br />

typisch hypnotherapeutische Sprachmuster<br />

zurückgegriffen wird. Die sogenannten Validierungsstrategien<br />

arbeiten gezielt mit gängigen<br />

Pacing und Leading Strategien, etwa<br />

durch die Technik des Gedankenlesens.<br />

Auch in den Commitmentstrategien findet<br />

sich typische hypnotherapeutische Kommunikation<br />

wieder, indem bspw. mit Negativsuggestionen<br />

oder Symptomverschreibungen<br />

gearbeitet wird. Imaginationsübungen<br />

werden gezielt zur Emotionsregulation eingesetzt,<br />

und nehmen insbesondere in der<br />

Schematherapie einen herausragenden<br />

Platz ein. Daneben hat die Schematherapie<br />

auch die Arbeit mit Stuhldialogen integriert,<br />

die – ursprünglich aus der Psychodrama-<br />

Therapie von Moreno stammend – ab der<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts in die hypnoanalytisch<br />

ausgerichtete Ego-State-Therapie von<br />

Helen und John Watkins integriert wurde.<br />

Allein diese Beispiele zeigen die Vielfalt an<br />

direkten und indirekten hypnotherapeutischen<br />

Ansätzen, die hier seit mehreren Jahrzehnten<br />

erfolgreich bei BPS Patienten angewendet<br />

werden, ohne dass dies explizit so<br />

benannt wird.<br />

So erfreulich es ist, dass hypnotherapeutische<br />

Interventionen auf diese Weise eine<br />

weite Verbreitung und Anwendung gefunden<br />

haben, so bedauerlich ist anzumerken,<br />

dass den meisten Behandlern wohl kaum<br />

bewusst ist, es mit hypnotherapeutischen<br />

Techniken zu tun zu haben. Auf diese Weise<br />

wird mit eher zufällig entstehenden Trancezuständen<br />

gearbeitet – insbesondere in sog.<br />

„Imaginationsübungen“ – ohne sich mit<br />

diesem besonderen Bewusstseinszustand<br />

intensiver auseinanderzusetzen und dessen<br />

Möglichkeiten aber auch Risiken (!) genau<br />

zu kennen. Die Ressourcen vom gezielten<br />

Arbeiten in Trance und der Anwendung hypnotischer<br />

Sprache bleiben dabei in vielerlei<br />

Hinsicht ungenutzt. Dabei kann bei entsprechender<br />

sorgfältiger Vorbereitung mit<br />

formaler Hypnose auch bei vermeintlich instabilen<br />

BPS Patienten sehr effektiv und zielführend<br />

gearbeitet werden, und diese lassen<br />

sich gut in die bestehenden Behandlungsansätze<br />

integrieren. Dabei ist eine besonders<br />

transparente Vorgehensweise beim Einsatz<br />

formaler Hypnose unerlässlich, und bei der<br />

Auswahl der hypnotherapeutischen Intervention<br />

sind umfassende Kenntnisse über<br />

das Ausmaß der Störung und die Stabilität<br />

des Patienten vonnöten sowie die aktuelle<br />

Autorin: Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Zielsetzung zu berücksichtigen.<br />

Im Folgenden sind ein paar Beispiele aus<br />

der Praxis beschrieben, die den Einsatz von<br />

Hypnose und hypnotherapeutischer Kommunikation<br />

bei BPS Patienten, die sich in<br />

voll- oder teilstationärer Behandlung befanden,<br />

zeigen.<br />

Befreiung von einem Introjekt<br />

Frau A. ist Mitte zwanzig und kommt zum<br />

wiederholten Male in vollstationäre DBT Behandlung.<br />

Zum aktuellen Zeitpunkt besteht<br />

aus DBT-Sicht ausgeprägtes therapieschädigendes<br />

Verhalten, da sich die Patientin nicht<br />

auf die Anwendung von Stresstoleranz-Skills<br />

einlassen kann, und es dadurch täglich zu<br />

hohen Anspannungszuständen mit selbstverletzenden<br />

Verhaltensweisen kommt.<br />

Unter sichtlichem Schamerleben berichtet<br />

Frau A. schließlich, dass sie bereits seit einiger<br />

Zeit darunter leidet, einen ihrer früheren<br />

Therapeuten in sich zu erleben, der ihr die<br />

Anwendung von DBT-Skills verbietet. Die<br />

therapeutische Beziehung ist inzwischen gut<br />

etabliert, was sich darin zeigt, dass die Patientin<br />

sich diesem schwierigen Thema öffnen<br />

kann. Sie berichtet, fürchterliche Angst<br />

gehabt zu haben, darüber zu berichten. Sie<br />

habe befürchtet, dass sie für verrückt gehalten<br />

und eingesperrt würde. Durch eine<br />

verständnisvolle Haltung, viel Validierung<br />

sowie Verstärkung, über dieses unangenehme<br />

Erleben berichtet zu haben, kann das<br />

Vertrauen weiter ausgebaut werden. Die<br />

Patientin reagiert auf den Vorschlag, sich<br />

dem inneren Introjekt einmal in Hypnose zuzuwenden,<br />

zunächst etwas verunsichert, jedoch<br />

zugleich neugierig und dankbar. Nach<br />

ausführlicher Aufklärung, insbesondere darüber,<br />

dass sie in der Hypnose die Kontrolle<br />

behält und diese jederzeit nach ihrem Willen<br />

beenden kann, möchte Frau A. diesen Ansatz<br />

gerne für sich nutzen. Sie wählt ein Setting<br />

im Sitzen mit offenen Augen. Da ihr aus den<br />

Achtsamkeitsübungen eine Atemmeditation<br />

bereits bekannt ist, die ihr behagt, kann sie<br />

durch ein Atempacing recht schnell in eine<br />

mitteltiefe Trance gehen, während die Augen<br />

dabei geöffnet bleiben. Den inneren<br />

Therapeuten kann sie dabei sehr schnell und<br />

klar visualisieren. Auf die Frage hin, ob sie<br />

eine Idee hat, was sie am liebsten mit ihm<br />

machen möchte, berichtet Frau A. sofort,<br />

dass sie ihn gerne in einen Käfig sperren<br />

würde. Sie traut sich dies alleine allerdings<br />

nicht zu, und hat selbst den Einfall, sich ihre<br />

beste Freundin dazu zu holen. Dies gelingt<br />

ihr recht leicht, und sie kann auch einen<br />

großen Käfig vor sich sehen, in den sie den<br />

Therapeuten gemeinsam mit ihrer Freundin<br />

hineinverfrachtet. Die Freundin schließt den<br />

Käfig ab und übergibt Frau A. den Schlüssel.<br />

Gemeinsam gehen sie nun zusammen weg,<br />

während die Stimme des Therapeuten immer<br />

leiser wird, bis er schließlich nicht mehr<br />

zu hören ist.<br />

Tatsächlich war das Problem mit der Anwendung<br />

von DBT-Skills – von einer kurzen Krisensituation<br />

wenige Stunden im Anschluss<br />

an diese Sitzung abgesehen – damit erledigt.<br />

Frau A. nahm von nun an regelmäßig<br />

an der Therapiegruppe zur Stresstoleranz<br />

teil und konnte im Alltag Skills anwenden,<br />

so dass sich die Anspannungszustände und<br />

das selbstverletzende Verhalten reduzierten.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass auch bei<br />

eher instabilen Patienten formale Hypnosesitzungen<br />

für die Bearbeitung aktueller<br />

therapie- und selbstschädigender Aspekte<br />

erfolgreich eingesetzt werden kann, um die<br />

Patienten wieder in funktionaleres Handeln<br />

zu bringen, und die nächsten Aufgaben in<br />

Angriff zu nehmen. Auf diese Weise zeigen<br />

sich immer wieder unerwartete Ressourcen,<br />

die sich im Wachzustand nicht einstellen.<br />

Gerade deshalb ist der Einsatz von formaler<br />

Hypnose bei BPS Patienten grundsätzlich als<br />

besonders ressourcenfördernd und daher indiziert<br />

anzusehen.<br />

Mit direkten Suggestionen aus der Krise<br />

Die Art und Weise, wie im 19. Jahrhundert<br />

mit direkten Suggestionen gearbeitet wurde,<br />

ist heute kaum noch Bestandteil der<br />

Hypnose-Ausbildung. Obwohl bei medizinischen<br />

Maßnahmen zur Anästhesie oder<br />

Schmerzbehandlung durchaus mit direkten<br />

Suggestionen gearbeitet wird, so wird hier<br />

eine empathische und wohlwollende Sprache<br />

genutzt, die nichts mit der befehlenden<br />

und autoritär wirkenden Sprechweise der<br />

Hypnose zu Zeiten Sigmund Freuds zu tun<br />

hat. Gleichwohl kann eine Rückbesinnung<br />

auf diese Art der direkten Suggestionen in<br />

Krisensituationen durchaus hilfreich sein.<br />

Dies soll an einem Beispiel mit einer BPS Patientin<br />

gezeigt werden, die zu Beginn einer<br />

teilstationären Behandlung mehrere Male<br />

pro Woche in Krisenzustände mit Teildisso-<br />

ziationen gerät.<br />

Frau B. hat eine Nachricht von ihrem Lebenspartner<br />

erhalten, als sie sich in einem<br />

Gruppenraum mit anderen Patienten befindet<br />

und die sie emotional sehr aufwühlt, so<br />

dass sie zunächst heftig weint und schließlich<br />

erstarrt auf ihrem Stuhl sitzen bleibt. Als<br />

ich dazu gerufen werde stehen mehrere Mitpatienten<br />

um Frau B. herum, eine Patientin<br />

hat sie bereits in den Arm genommen, um<br />

sie zu trösten. Ich bitte die anderen Patienten,<br />

mich mit Frau B. alleine zu lassen. Ich<br />

spreche Frau B. dann direkt an und bitte<br />

sie, mich anzusehen, worauf sie keinerlei<br />

Reaktion zeigt. Die glasigen Augen lassen<br />

vermuten, dass sich Frau B. in einer ausgeprägten<br />

Spontantrance befindet. Ich nutze<br />

nun direkte Suggestionen, um sie aus dem<br />

dissoziativ anmutenden Zustand herauszuholen,<br />

und auf den Einsatz starker DBT-Skills<br />

wie Ammoniak verzichten zu können. Mit<br />

klarer und deutlicher Sprache, die einen auffordernden<br />

Charakter hat, sage ich nun zu<br />

Frau B.:<br />

„Sie werden merken, dass Sie Ihren Kopf frei<br />

und leicht bewegen können… Sie können<br />

Ihren Kopf drehen und wenden… und mich<br />

anschauen… Okay, schauen Sie mich einmal<br />

an, Sie werden merken, dass Sie Ihren<br />

Kopf gut bewegen können…“<br />

Frau B. hebt ihren Kopf langsam und schaut<br />

mich schließlich an, sitzt aber weiter regungslos<br />

auf einem Stuhl.<br />

„Gut! Sie sehen, dass Sie Ihren Kopf gut<br />

bewegen können! Sehr gut! Und daher<br />

werden Sie feststellen, dass Sie auch Ihre<br />

Arme und Beine gut bewegen können…<br />

Ihre Arme und Beine sind frei beweglich, Sie<br />

können aufstehen und sich frei bewegen…“<br />

Entsprechende weitere Suggestionen sorgen<br />

schließlich dafür, dass die Patientin zunächst<br />

ihre Arme bewegt, und schließlich<br />

auch ihre Beine (zunächst im Sitzen). Ich<br />

mache die Bewegungen mit, damit sich die<br />

Situation insgesamt etwas angenehmer anfühlt<br />

und das Vorleben eine weitere Unterstützung<br />

bietet. Frau B. kann innerhalb weniger<br />

Minuten aufstehen und den Blick in<br />

die Weite durch das Fenster richten. Dabei<br />

bewegen wir beide unsere Arme und gehen<br />

auf der Stelle bzw. ein paar Schritte durch<br />

den Raum. Weitere Suggestionen wie<br />

„Sie können sich gut aufrichten, den Kopf<br />

heben und nach vorne in die Weite schauen…<br />

Und dadurch kommen Sie immer mehr<br />

hier in dem Raum an, wo wir gerade sind…<br />

Sie sind hier in dem Gruppenraum unserer<br />

Tagesklinik… Und ich bin bei Ihnen… Sie<br />

können sich ganz frei und leicht bewegen…<br />

Gut so!“<br />

helfen Frau B., sich innerhalb kurzer Zeit zu<br />

stabilisieren. Nachdem sie stabil genug ist,<br />

das Gehen im Raum und den Blick in die Weite<br />

eigenständig weiter zu führen, kündige<br />

ich an, dass ich nun in mein Büro nebenan<br />

gehe, und sie die Übungen noch ein paar<br />

Minuten eigenständig fortführen soll. Auf<br />

diese Weise kann die Patientin zeitnah die<br />

Eigenverantwortung für sich übernehmen.<br />

Diese Art der Krisenintervention erfolgt<br />

etwa drei bis vier Mal, wobei die Patientin<br />

immer weniger Zeit benötigte, um sich zu<br />

stabilisieren. Nach wenigen Wochen treten<br />

keine Krisen mehr auf.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass direkte Suggestionen<br />

der „alten Schule“ durchaus hilfreich<br />

in Krisensituationen eingesetzt werden<br />

können, wo Spontantrancen entstehen.<br />

Auf diese Weise wird das Krisenverhalten<br />

nicht verstärkt, da hier die Sprachmuster<br />

keine sonderlich haltende Intention haben,<br />

die eine Zunahme solcher Krisen heraufbeschwört.<br />

Es ist eine gute Möglichkeit, vor<br />

dem Einsatz von „harten“ DBT-Skills zunächst<br />

mit diesen Suggestionen zu arbeiten. Sollte<br />

eine Dissoziation so ausgeprägt sein, dass<br />

auf direkte Suggestionen keine Reaktion erfolgt,<br />

kann immer noch auf die Anwendung<br />

von Ammoniak, Riechsalz oder anderen starken<br />

Reizen zurückgegriffen werden. Meiner<br />

Erfahrung nach wird die Wirkung von DBT-<br />

Skills ebenfalls durch begleitende direkte<br />

Suggestionen verstärkt:<br />

„Sie nehmen den intensiven Geruch des<br />

Riechsalzes wahr / Sie können die metallischen<br />

Stacheln des Igelballs ganz deutlich<br />

spüren etc.“<br />

Fazit<br />

Hypnotherapie und hypnotherapeutische<br />

Kommunikation lassen sich in ihrer ganzen<br />

Vielfalt hervorragend bei der Behandlung<br />

von BPS Patienten einsetzen. Es wäre wünschenswert,<br />

diese Interventionen auch ganz<br />

klar so zu benennen, da sie in einer „verwässerten“<br />

Form von Behandlern ohne Hypnotherapie-Kenntnisse<br />

nicht so effizient angewendet<br />

werden können. Eine umfassende<br />

Ausbildung in Hypnose und Hypnotherapie<br />

sollte daher aufgrund der weit verbreiteten<br />

Interventionen aus diesem Bereich zu einer<br />

Selbstverständlichkeit für jeden ärztlichen<br />

und psychologischen Psychotherapeuten<br />

werden.<br />

Die Autorin<br />

Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Katrin Breitbach<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Fachärztin für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie mit verhaltenstherapeutischer<br />

Ausbildung. Zertifizierte<br />

Hypnotherapeutin der DGH.<br />

Als Ärztliche Leiterin der psychosomatischen<br />

Abteilung des ambulanten<br />

VAMED Rehabilitationszentrums in<br />

Lübeck tätig. Buchautorin und Dozentin<br />

für Hypnose und Hypnotherapie.<br />

Vizepräsidentin der DGH.


20 Was, wenn ich nichts fühlen kann?<br />

Was, wenn ich nichts fühlen kann? 21<br />

Was, wenn ich nichts fühlen kann?<br />

Einsatzmöglichkeiten von Trancekörperarbeit bei Depression<br />

Wer schon mal versucht hat, einem unter<br />

Depressionen leidenden Bekannten dazu zu<br />

raten, es doch mit ein wenig Sport zu versuchen,<br />

öfter in die Sonne zu gehen oder sich<br />

vielleicht einfach mehr positive Gedanken<br />

zu machen, wird die Wirkung kennen: Den<br />

wohlwollenden Ratschlägen – wie wohl den<br />

meisten anderen äußeren Einflüssen auch<br />

– wird voraussichtlich mit Gleichgültigkeit<br />

begegnet werden. „Was nützt mir die Sonne?“,<br />

wird der Depressive vielleicht einwenden,<br />

„ich spüre ja doch nichts. Außer Leere.“<br />

Wenn also das Unvermögen, etwas zu spüren,<br />

das Problem ist und etwas zu spüren<br />

der einzig plausible Ausweg aus der Situation<br />

ist – wie können wir dem in der therapeutischen<br />

Praxis begegnen? Ich möchte<br />

von einem konkreten Fall erzählen – und<br />

vier Wege aufzeigen, damit umzugehen.<br />

DER PATIENT<br />

Ein 20-jähriger, etwas übergewichtiger Patient<br />

beschwerte sich kürzlich bei mir über starke<br />

„depressive Anfälle“. Obwohl er beim ersten<br />

Treffen selbstsicher wirkte, eloquent, kompetent<br />

und aufgeschlossen, beklagte er über<br />

Tage anhaltende depressive Stimmungslagen,<br />

die er weder verstehen noch beeinflussen<br />

könne. Es fühle sich an – so beschrieb er die<br />

Schübe – wie eine Sogspirale, die nach unten<br />

in die Dunkelheit führt. In der Schule, so berichtete<br />

er weiter, sei er wegen seines Übergewichts<br />

gemobbt worden, damals habe er sich<br />

für seinen Körper geschämt. Jetzt habe er aber<br />

gelernt, dass man sich dessen nicht zu schämen<br />

brauche, habe viele Freunde und fühle<br />

sich sicher.<br />

Ich greife kurz vor: Als einen Schwerpunkt der<br />

Arbeit konnten wir im weiteren Verlauf eine<br />

Dissonanz identifizieren – zwischen der streng<br />

kognitiven Verfasstheit des jungen Mannes<br />

und seiner physischen Körperlichkeit. Auf dem<br />

Weg dahin, im Rahmen einer Selbsterfahrungsübung,<br />

hatte ich dem Patienten vorgeschlagen,<br />

sein „früheres unsicheres Ich“, welches er<br />

aus der schwierigen Schulzeit beschrieb, und<br />

sein „jetziges kompetentes Ich“, als welches er<br />

sich aktuell begriff, gedanklich zu trennen<br />

und separat zu betrachten. Bei der Exploration<br />

verschiedener innerer Anteile ist für<br />

mich der erste und der wichtigste Schritt<br />

– in den Körper hineinzuspüren und die jeweilige<br />

Befindlichkeit zu erkunden. Das bemerkenswerte<br />

Resultat: Durch den „aktuell<br />

kompetenten Anteil“ hindurch zeigte sich<br />

der junge Mann praktisch außer Stande,<br />

authentischen Kontakt zum eigenen Körper<br />

herzustellen. „Spüre deine Atmung, beobachte,<br />

wie die Füße auf dem Boden stehen,<br />

nimm wahr, wie dein Rücken die Sessellehne<br />

berührt…“ – „Alles ok“, war seine Antwort.<br />

Einmal aus dem anderen, „unsicheren Anteil“<br />

heraus betrachtet schien sich aber eine<br />

vollständige Wandlung vollzogen zu haben:<br />

Plötzlich war der Mann in der Lage, seinen<br />

Körper vollständig zu spüren und feinste<br />

Empfindungen detailreich zu beschreiben.<br />

Überraschend war es für uns beide.<br />

Was war passiert? Aus einer körpertherapeutischen<br />

Betrachtung in der Behandlung von<br />

Depressionen heraus stellt sich die Situation<br />

wie folgt dar: Offenkundig hatte der Patient<br />

– als Bewältigungsstrategie – gelernt, sich<br />

rational vom eigenen Körper regelrecht abzukoppeln.<br />

Selbstliebe und Akzeptanz für<br />

den eigenen Körper hatte er zwar als gesellschaftliche<br />

Norm akzeptiert, allerdings<br />

als Akt der Vernunft adaptiert. Ein authentisches,<br />

körperliches Gefühl dazu hatte er<br />

nicht entwickelt. Der Sog der Depression<br />

war der Preis.<br />

Warum bringe ich den Fall des übergewichtigen<br />

jungen Mannes an? In der Arbeit mit<br />

depressiven Patienten ist für mich ein Zusammenspiel<br />

aus psychotherapeutischen<br />

Interventionen, praktischer Körpertherapie<br />

und Trancetechniken wegweisend. Dazu etwas<br />

im Detail.<br />

KÖRPERGEDÄCHTNIS<br />

Es ist eine Grundannahme der Körperarbeit,<br />

dass Erinnerungen nicht nur im Gehirn gespeichert<br />

werden. Auch der restliche Körper<br />

Autorin: Dipl-. Psych. Olga Bungardt<br />

mit seinen Muskeln und Organen, seiner<br />

Haut, seinem Blut und seinen Knochen führt<br />

akribisch Buch über unser Leben, über Gewohnheiten,<br />

Erfolge, Wunden, Traumata. Er<br />

ist über alles im Bilde, was uns widerfährt.<br />

Er führt uns durch das Leben nach bestem<br />

Wissen und Gewissen. Im Gegenzug formen<br />

die gespeicherten Informationen den Körper,<br />

nicht nur in Haltung, sondern auch in<br />

Atmung, Stand, Gang oder Herzschlag – bis<br />

hin zum neurophysiologischen und hormonellen<br />

Stoffwechsel. In Bedrohungs- und Anspannungssituationen,<br />

bei unangenehmen<br />

oder traumatischen Erlebnissen, die die gewohnte<br />

Körperhaltung einschränken, kann<br />

der Körper mit der Zeit eine Art „Panzer“<br />

bilden – eine starre Position, die sich weder<br />

lösen noch nachvollziehen lässt. Das “Selbst”<br />

kann entsprechend “schrumpfen” und sich<br />

hinter den Panzer zurücktreten. Derartig belastende<br />

Erfahrungen prägen nicht nur die<br />

Körperhaltung, sondern auch Verhaltensmuster,<br />

die in Situationen einer (vermeintlichen)<br />

Gefahr im „Autopilot“ -Modus abgerufen<br />

werden.<br />

Der eingangs beschriebene depressive junge<br />

Mann ist ein gutes Beispiel. Die Schmerzen<br />

oder traumatischen Empfindungen, die in<br />

seinem Körper gespeichert waren, waren<br />

zum Selbstschutz vom rationalen Bewusstsein<br />

abgetrennt worden – ein an sich sinnvolles<br />

Vorgehen, sofern das Ziel darin liegt,<br />

Schmerz und Trauma zu vermeiden. Doch<br />

der Mechanismus ist nicht ohne Kehrseite:<br />

Die Brücke zwischen Bewusstsein und Körper<br />

wird auf diese Weise versperrt oder bedeutend<br />

verengt. Die Folgen einer solchen<br />

Verdrängung können verheerend sein. Der<br />

Mechanismus, der sonst unerlässlich ist zur<br />

Wahrung eines gelingenden gesellschaftlichen<br />

Zusammenlebens, wirkt auf Dauer<br />

schädlich. Körperliche Verdrängung wird<br />

zum Automatismus, genuine Handlungsimpulse<br />

werden unterdrückt, adäquate Stressbewältigung<br />

ist mitunter nicht mehr möglich.<br />

Bei depressiven Patienten manifestiert sich<br />

die Körperverdrängung in breiter Vielfalt.<br />

Häufig sind diese Menschen praktisch außer<br />

Stande, den eigenen Körper wahrzunehmen.<br />

Einmal doch zugelassene Körperempfindungen<br />

werden primär negativ - als Beschwerden<br />

- gedeutet. Die Körperhaltung wirkt mitunter<br />

starr und energielos (Panzerung) bis<br />

hin zu einem Eindruck von Unbeweglichkeit.<br />

Spontane, fließende Körperempfindungen<br />

im Hier und Jetzt werden bei Abkopplung<br />

vom Körper durch ein sogenanntes gelerntes<br />

Konzeptbewusstsein ersetzt. Im Gegensatz<br />

zum Körperbewusstsein basiert dies auf<br />

Sprache und Annahmen, umfasst eine breite<br />

Zeitspanne von eigenen Erfahrungen, ist<br />

vermeintlich rational und logisch erklärbar<br />

und primär auf der Denkebene veränderbar.<br />

Ein gelerntes Konzept könnte in etwa lauten:<br />

- §1. Ich bin ein Verlierer<br />

- §2. Falls ich zufällig gewinne, tritt automa<br />

tisch §1. in Kraft.<br />

Die unheilvolle Folge – hinter der starren,<br />

undurchdringlichen Hülle der konzeptuellen<br />

Rationalisierung auf Kosten des Körperbewusstseins<br />

bleiben die wertvollsten und bedeutendsten<br />

Ressourcen verborgen, die für<br />

die psychische Heilung notwendig sind.<br />

Was meine ich mit Ressourcen? Zum einen<br />

liefert uns der Körper den Zugang zu wichtigen<br />

Informationen über Grundbedürfnisse,<br />

interne Vorgänge und Emotionen. Darüber<br />

hinaus speist er aber auch das Bewusstsein<br />

mit der Erfahrung von Lebendigkeit, Sicherheit<br />

und Kraft. Es ist der Zugang zu eben<br />

diesen Ressourcen, der bei Depressionspatienten<br />

oftmals versperrt ist, was die psychotherapeutische<br />

Arbeit enorm erschwert.<br />

Und genau das ist auch der Grund, warum<br />

es bei depressiven Patienten oft unfruchtbar<br />

scheint, eine Verbindung zu positiven Erfahrungen<br />

herstellen zu wollen. Jeder Versuch,<br />

einem Menschen, der sich erklärtermaßen<br />

selbst hasst, zu erklären, dass er schön, klug<br />

und kompetent sei, wird in aller Regel auf<br />

Ablehnung stoßen. Versuchen Sie, einen<br />

Mitmenschen, der die Welt grundsätzlich als<br />

feindselig erlebt, für Frühling, Blumen oder<br />

einen Sonnenaufgang zu begeistern, wird<br />

dies womöglich als Kränkung aufgenommen.<br />

Die zentrale Ressource, auf die der<br />

Patient zurückgreifen muss, ist nicht die Erinnerung<br />

an ein Glücksempfinden, sondern<br />

das Empfinden von Stärke. Bei einem körpertherapeutischen<br />

Ansatz besteht der bedeutende<br />

Schritt aus der Depression daher<br />

darin, “de-presste” Funktionen in Psyche und<br />

Körper zu reaktivieren.<br />

Den Zugang zu diesen Informationen zu bekommen,<br />

die Dynamik dahinter zu verstehen<br />

und den daraus entstandenen psychischen<br />

Beschwerden und Störungen zu begegnen,<br />

sind zentrale Aufgaben der Körperpsychotherapie.<br />

Dabei ist eine gelingende Reaktivierung<br />

meistens keinesfalls ein „fröhliches<br />

Erwachen“. Die unterdrückten Gefühle sind<br />

oft mit Wut und Schmerz verbunden. Durch<br />

das „sanfte Aufwecken” des Körpers in Trance<br />

werden sowohl die eigenen Ressourcen<br />

als auch die unterdrückten Gefühle behutsam<br />

und nach eigenem Ermessen des Patienten<br />

reaktiviert.<br />

METHODISCHE ANSÄTZE DER TRANCE-<br />

KÖRPERTHERAPIE<br />

Der therapeutische Prozess im Rahmen einer<br />

Trance-Körpertherapie folgt grundsätzlich<br />

einer Struktur:<br />

• Etablieren eines Gefühls von Sicherheit<br />

beim Patienten<br />

• Langsam vorangehen mit genügend<br />

Zeit zum Spüren, Wahrnehmen, Bewusstmachen<br />

und Benennen von Empfindungen<br />

• Sich durch den Patienten im lauschenden<br />

Kontakt durch den Körper führen<br />

lassen<br />

• Im Hier und Jetzt bei gegenwärtigen<br />

Empfindungen bleiben<br />

• Resonanz finden und vertiefen<br />

• Körpererfahrungen verbalisieren<br />

• Reorganisation durch körpereigene Prozesse<br />

ermöglichen<br />

In meiner Arbeit verwende ich hauptsächlich<br />

vier Ansätze der Körpertherapie, die durch<br />

Trancezustände ergänzt und vertieft werden<br />

können. Das Ziel besteht dabei stets darin,<br />

auf basaler Ebene ein Erleben der eigenen<br />

Lebendigkeit zu ermöglichen – nicht durch<br />

Suggestionen, sondern durch die Wahrnehmung<br />

der eigenen Körperlichkeit.<br />

1. Der erste, eingangs beschriebene methodische<br />

Zugang besteht für mich im In-sich-<br />

Hineinspüren (Körpergewahrsein). Dies ermöglicht<br />

ein Erleben des eigenen Körpers<br />

auf sanfte und sichere Art und Weise und<br />

nur bis zu den Grenzen, die der Patient<br />

selbst aufstellt und eigenständig auslotet.<br />

Damit einher geht ein Gewahrsein im Hier<br />

und Jetzt von lebenserhaltenden Prozessen<br />

im Körper in Kombination mit der Grundsicherheit<br />

des therapeutischen Settings und<br />

der erlebten Kontrollmöglichkeit.<br />

2. Einen zweiten Ansatz, der in der praktischen<br />

Arbeit zur Anwendung kommt, begreife<br />

ich als “Sich-körperlich-Ausdrücken”.<br />

Die Arbeit zielt darauf ab, Impulse aus dem<br />

Körper in Bewegung umzusetzen, wodurch<br />

häufig veränderte Bewusstseinszustände<br />

eintreten. Solche Trancezustände können in<br />

einem nächsten Schritt bewusst in der Therapie<br />

eingesetzt werden, um psychodynamische<br />

und psychovegetative Prozesse zugunsten<br />

einer therapeutischen Transformation zu<br />

initiieren.<br />

3. Das dritte Methodenfeld der Trance-Körperarbeit<br />

umfasst das Arbeiten mit Berührung.<br />

Eine leichte oder etwas kräftigere Berührung<br />

an einer oder gleichzeitig mehreren<br />

Stellen lenkt den Aufmerksamkeitsfokus und<br />

setzt körperenergetische Prozesse in Gang.<br />

Eine unterstützende Berührung vermittelt<br />

die Erfahrung eines sicheren Kontakts.<br />

4. Schließlich kommt in einem vierten methodischen<br />

Schwerpunkt vielfach die Arbeit<br />

mit Atmung zum Einsatz. Die zentrale Ausrichtung<br />

dieser Arbeit ist die Erfahrung der<br />

Selbstwirksamkeit in Bezug auf den eigenen<br />

Zustand im Hier und Jetzt durch gezielte<br />

Steuerung einer körperlichen Grundressource<br />

– der Atmung. Verlangsamt der Patient<br />

gezielt seinen Atem, kann eine spürbare Entspannung<br />

im Körper herbeigerufen werden.<br />

Durch die Fokusverschiebung zwischen Einund<br />

Ausatmen werden Entspannungs- und<br />

Belebungsprozesse in Gang gesetzt. Durch<br />

die Veränderung der Atem-Region (z.B.<br />

Brust- oder Bauchatmung) werden wahrnehmbare<br />

Veränderungen in der Gesamtbefindlichkeit<br />

initiiert.<br />

In der praktischen Arbeit sind die vier Ansätze<br />

unzertrennlich miteinander verknüpft<br />

und fließen ineinander über. Bei depressiven<br />

Patienten ist dabei vor allem darauf zu<br />

achten, dass die Arbeit langsam, behutsam<br />

und vorsichtig verläuft und so lange ausschließlich<br />

ressourcenorientiert ist, bis die<br />

Verkörperung der Ressourcen stabil vorhanden<br />

und spontan abrufbar ist. Weder ein<br />

vorschnelles Forcieren noch ein zusätzliches<br />

Validieren sind dem Prozess zuträglich. Zielregionen<br />

im Körper können – je nach aktuellem<br />

Thema oder Problembereich – zwischen<br />

Gleichgewicht und Erdung, Atmung, Muskulatur<br />

und ggf. veränderter Körperhaltung<br />

oder inneren Bereichen wie Kopf-, Herz- und<br />

Bauchbereich liegen.<br />

Wenden wir uns abschließend ein letztes<br />

Mal dem eingangs geschilderten Fall des depressiven<br />

20-Jährigen zu. In der Arbeit mit<br />

ihm habe ich mich schwerpunktmäßig für<br />

Trance-Körperreisen in Kombination mit Bewegung<br />

und Körperausdruck entschieden.<br />

Unser Fokus lag dabei auf Atmung und Statik,<br />

Erdung und Gleichgewicht. Nach der ersten<br />

Sitzung meldete der Patient zurück, der<br />

gefühlte Sog nach unten habe die Richtung<br />

verändert: “Ich sehe jetzt den Weg nach<br />

vorne und das Licht am Ende des Tunnels“.<br />

Unsere Arbeit setzen wir aktuell fort.<br />

Die Autorin<br />

Olga Bungardt,<br />

Diplom-Psychologin<br />

Olga Bungardt, Diplom-Psychologin<br />

Kinder- und Jugendlichentherapeutin<br />

in der eigenen Praxis. Psychologie<br />

Studium an der Lomonossow-Universität<br />

in Moskau. Meine ersten psychotherapeutischen<br />

Ausbildungen waren<br />

Gestalttherapie an dem Gestalt-Institut<br />

Frankfurt und Gestalt-Körpertherapie<br />

am Gestalt-Institut Houston,<br />

Texas. Meinem ersten Ausbilder, Dr.<br />

Leland Johnson verdanke ich mein<br />

jetziges Verständnis für den menschlichen<br />

Körper. Danach Approbation<br />

als KJP VT, Ausbildungen in Systemischer<br />

Therapie und Hypnosetherapie.<br />

Diverse Kurse in SE, EMDR und verschiedenen<br />

körpertherapeutischen Ansätzen.<br />

Langjährige Leitung des Gestalt-Instituts<br />

in Marburg.


22 In neuem Licht<br />

In neuem Licht 23<br />

In neuem Licht<br />

Die gesündere Gangart<br />

Autoin: Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Was wir über uns denken, wie wir mit uns<br />

selbst sprechen, wie wir uns selbst sehen,<br />

wie wir uns innerlich begegnen und auch<br />

wie wir uns anderen Menschen gegenüber<br />

darstellen, ist nicht ohne Einfluss auf unsere<br />

Stimmung, unser Gefühlsleben und Körperbefinden.<br />

Diese Hypnose leitet dazu an, wohlwollendere<br />

innere Dialoge zu führen und wieder in ein<br />

gesünderes Selbstbild und besseres Ich-Gefühl<br />

zu kommen.<br />

Denn, sind wir länger krank, oder leiden sogar<br />

an einer chronischen Erkrankung, beschäftigen<br />

uns ja nicht nur die Symptome, die wir<br />

erdulden müssen. Auch vieles andere belastet<br />

uns, angefangen bei den Untersuchungen,<br />

der Diagnose, den geäußerten Prognosen<br />

und oft strapaziösen Therapien. Die Krankheit<br />

wird zum Dauerthema, auch im Zusammensein<br />

mit anderen, und nimmt – ganz ungewollt<br />

- im normalen Leben immer mehr Raum<br />

ein. Dies übt - zusätzlich zum Leiden an sich<br />

– sogartig eine schlechte Wirkung auf unser<br />

Befinden aus und kann dazu führen, dass wir<br />

uns auch zu Zeiten, in denen es uns eigentlich<br />

besser oder gut gehen könnte, (wir uns) doch<br />

nicht besser oder gut fühlen.<br />

Wir verlieren den Kontakt zu dem, was in uns<br />

gesund ist, wir sind die Krankheit. Wir definieren<br />

uns als soundso-Patient und nicht mehr<br />

als Person, die eine soundso-Krankheit hat.<br />

Weil uns das aber nicht guttut, gilt es zurückzufinden<br />

zu unseren gesunden Anteilen<br />

und uns überraschen zu lassen, wie es sich<br />

dadurch innerlich aufhellen kann. Die Stimmung<br />

löst sich und manches, was unmöglich<br />

schien, wird möglich.<br />

Sehr beeindruckt hat mich mal die Erzählung<br />

eines Herrn darüber, was er nach unserer<br />

Therapiesitzung - natürlich mit Hypnose<br />

- erlebt hatte:<br />

Er trat unten aus der Haustür hinaus auf die<br />

Straße. Alles schien ihm auf einmal so verändert,<br />

lichtdurchflutet, lebendig, heiter und<br />

bunt, dass er sich fragte:<br />

‚Ja, bin ich denn in Italien?‘<br />

Er fühlte sich wie neu kalibriert, das Hirn neu<br />

verdrahtet, die Welt wie ausgetauscht und<br />

seine Seele entspannt.<br />

Und damit nicht Sie diese diffizile Arbeit leisten<br />

müssen, um es lichter werden zu lassen,<br />

können Sie sich jetzt einfach gemütlich zurücklehnen,<br />

und Ihr Unbewusstes betrauen<br />

mit der Frage:<br />

‚Wie wird es mir wohl gelingen, mich so zu<br />

orientieren, dass ich mich positiver sehe,<br />

liebevoller mit mir spreche, wohler mit mir<br />

fühle, andere mich neu wahrnehmen und es<br />

mir besser gehen kann?´<br />

Gut … mit Vertrauen … und ganz in Ruhe …<br />

und besinnlich … machen wir deshalb jetzt<br />

zusammen eine schöne Hypnose für Sie …<br />

um wieder einen Schritt weiter zu gehen …<br />

und … in Lebendigkeit zu wechseln … mit<br />

mehr Freiheit …<br />

mehr Freiheit im Denken … im Fühlen … und<br />

im Erleben …<br />

Und während Sie so daliegen und sich noch<br />

mal richtig einkuscheln … können Sie schon<br />

beginnen, ruhiger zu atmen … kann Ihr Unbewusstes<br />

sich einstellen auf seine Aufgabe<br />

…<br />

und Ihre Sinne … können ganz allmählich …<br />

angenehm auf Reisen gehen …<br />

Sie können ja damit rechnen … dass Ihr Unbewusstes<br />

um Ihre verborgenen Wünsche<br />

weiß … mitdenkt … mitarbeitet und vielleicht<br />

schon Pläne geschmiedet hat in der<br />

Richtung:<br />

Wie lässt sich das umsetzen?<br />

Wie gelingt … dieses andere Denken … Fühlen<br />

… Erleben …?<br />

Wie gelingt … ein mögliches Umschalten …<br />

Von gedankenschwer … zu gedankenleicht<br />

…<br />

Von belastet … zu aufatmend?<br />

von gebunden … zu freier?<br />

von nicht gesund … zu gesünder?<br />

Es ist darüber noch die vollständige Erinnerung<br />

da … in Seele … Körper … und Geist …<br />

gesund und frei … lebendig und selbstverständlich<br />

… viele Jahre Erfahrung …<br />

vor der Diagnose … eine lange Zeit …<br />

Die Zeit nach der Diagnose mag länger sein<br />

oder länger erscheinen …<br />

aber die frühen Jahre sind, sicher eingespeichert,<br />

langlebig immer noch da … …<br />

Und so atmen Sie ruhig … hören mir nur<br />

noch mit einem Ohr zu …<br />

entspannen sich bei jedem Ausatmen tiefer<br />

…<br />

und lassen sich dabei innerlich an einen<br />

wunderschönen Ort schweben …<br />

Ja, lassen Sie sich überraschen, wohin…<br />

Vielleicht lieben Sie den Wald … vielleicht<br />

schweben Sie an die See …<br />

vielleicht auch in die Berge …<br />

Ja, Sie landen in dieser schönen Natur, die<br />

Ihnen so gefällt …<br />

und überraschen sich selbst … wie gut und<br />

ausdauernd Sie heute laufen können …<br />

besser als sonst …<br />

spüren die Sonne auf der Haut …<br />

und die warme Nähe zu einem liebevollen<br />

Menschen …<br />

oder die warme, liebevolle Nähe zu sich<br />

selbst …<br />

Und während Sie noch mehr in Ihr Erleben<br />

eintauchen …<br />

Mag sein, auf einer wundervollen Hochebene<br />

… umrahmt von imposanten Bergen …<br />

Mit dem typischen Duft in der Nase … von<br />

grünen Almmatten mit bunten Alpenblumen<br />

…<br />

ab und an … eine gemütlich wiederkäuende<br />

Kuh …<br />

ja, während die Vögel hoch in den Lüften<br />

das Getragen werden genießen …<br />

… kann das Unbewusste sich in der Tiefe mit<br />

wichtigen Fragen beschäftigen …<br />

Fragen … die alle anfangen mit dem Wörtchen<br />

‚wie‘ …<br />

Fragen, die Ihr Wohlbefinden stärken, Ihren<br />

Lebensmut stählen und die Lebensfreude<br />

schenken …<br />

‚Wie wird es mir gelingen … mich anders zu<br />

betrachten?<br />

Wie wird es mir gelingen … besser mit mir<br />

zu reden?<br />

Wie wird es mir gelingen … mir liebevoller<br />

zu begegnen?<br />

Wie wird es mir gelingen … mein Bild aufzuhellen?<br />

Wie wird es mir gelingen … aufgeschlossener<br />

zu sein?<br />

Wie wird es mir gelingen … Diagnosen, Prognosen,<br />

schlechte Suggestionen auch einfach<br />

mal zu vergessen und mich dadurch besser<br />

zu fühlen?<br />

Sie aber sind auf anderer Ebene vielleicht gerade<br />

fasziniert …<br />

von Ihren schönen inneren Bildern … wo<br />

auch immer Sie gerade sind …<br />

Und weil das Leben nicht rückwärts geht …<br />

sondern nach vorne rollt …<br />

kann man sich immer mehr entfernen von<br />

dem, was ungut war …<br />

und sich immer wieder Neues erschließen …<br />

und aneignen …<br />

im Wissen darum, jeden Tag werden die Karten<br />

neu gemischt …<br />

und es gibt immer wieder eine neue Chance<br />

…<br />

Ihre einmalige Geschichte hat Sie zu der einmaligen<br />

Person gemacht, die Sie sind …<br />

das Leid hat Sie gelehrt …<br />

die Erfahrungen spiegeln sich wider, in der<br />

Tiefe, die Ihre Persönlichkeit ausmacht …<br />

Nun aber kommt ein neues Programm … mit<br />

dem alten haben Sie genug gelernt …<br />

genug Tiefe gewonnen … Einsichten gehabt<br />

…<br />

und Verständnis für andere entwickelt …<br />

Jetzt aber schreiten Sie weiter aus … jetzt …<br />

verblassen Worte, die nicht harmlos sind …<br />

Verschwimmen Bilder, die guten Gefühlen<br />

im Wege stehen …<br />

Und vielleicht da … über den Wäldern, über<br />

den Seen, über den Bergen …<br />

im blauen Himmel … mit den paar Wolken …<br />

die ihn erst interessant machen …<br />

bildet sich Ihr wirkliches Ich so richtig deutlich<br />

ab …<br />

malt sich in den Himmel … plastisch und klar<br />

… in vitalen Farben …<br />

Schauen Sie hin!!!<br />

Und Sie atmen frische Luft … Sie atmen Gesundes<br />

ein …<br />

es strömt in Ihren Körper … und er begreift<br />

…<br />

dass er in neuem Licht steht … kraftvoller<br />

und lebendiger …<br />

orientiert auf die gesunde Seite … auf das<br />

natürlich Normale …<br />

Ihr Körper hat gesundes Gehen gelernt, früher<br />

…<br />

hat sich jetzt über die Zeit vielleicht ein anderes<br />

Gehen angeeignet …<br />

vielleicht auch über lange Zeit … aber jetzt<br />

erinnert er sich wieder an früher …<br />

als wäre es jetzt … und nach und nach …<br />

verselbständigt sich wieder gleichmäßigeres,<br />

ausgewogeneres Gehen, Schritt für<br />

Schritt …<br />

Sie legen über den inneren Film … einen<br />

neuen Film …<br />

Einen Film, in dem Sie elastischer gehen …<br />

gleichmäßiger … natürlicher …<br />

physiologischer im Gangbild …<br />

In manchen Sportgeschäften gibt es eine<br />

kleine Laufbahn …<br />

Will man sich Laufschuhe kaufen … soll man<br />

auf dieser Bahn mit den neuen Schuhen laufen<br />

…<br />

Das wird gefilmt und der versierte Verkäufer<br />

schaut …<br />

‚Welcher Schuh ist der richtige?‘<br />

Und Sie sehen sich dort laufen … betrachten<br />

sich auch von hinten …<br />

und ganz von selbst … korrigiert sich das<br />

Gangbild …<br />

geschmeidiger … gleichmäßiger … symmetrischer<br />

… normaler …<br />

und dieses … geschmeidige, gleichmäßige,<br />

symmetrische, normale Laufen …<br />

verselbstständigt sich … auf der Laufbahn<br />

Ihres Lebens …<br />

Und Ihr Unbewusstes hilft Ihnen die Fragen<br />

zu beantworten:<br />

‚Welchen Schuh zieh ich mir an?<br />

Wie verbessert sich mein Gang?<br />

Wie komme ich in ein gutes Gefühl??<br />

Wie laufe ich rund? Wie laufe ich meine Lebensbahn?‘<br />

Worte tauschen sich wie automatisch aus …<br />

Sie denken andere Worte …<br />

und durch den Austausch der Worte gibt es<br />

andere Bilder …<br />

Sie sehen andere innere Bilder …<br />

und durch den Austausch der Bilder gibt es<br />

andere Gefühle …<br />

Sie fühlen neu … elastischer, geschmeidiger,<br />

symmetrischer … mit dem Impuls nach vorne<br />

… und dadurch gibt es andere Stoffwechselvorgänge<br />

…<br />

und das wiederum erzeugt andere Gedanken,<br />

andere Bilder, andere Gefühle …<br />

und so gewinnen Sie dazu …<br />

Und jetzt … lassen Sie sich einfach noch tiefer<br />

in Hypnose gleiten …<br />

damit aus dem allen ein harmonisches Ganzes<br />

wird …<br />

im Zusammenspiel und Zusammenwirken<br />

mit Ihrer unbewussten Kraft …<br />

Ihren Möglichkeiten und Ihrem starken Willen<br />

und Wollen …<br />

gesünder zu sein … leichter zu leben …<br />

etwas hinter sich zu lassen … und sich etwas<br />

zurück zu erobern …<br />

und zurückzugreifen auf gesunden Zeiten …<br />

in den früheren Lebensjahren …<br />

um sich selbstverständlicher und wohler zu<br />

fühlen …<br />

Sehr schön … sehr gut … und es wird Ihnen<br />

gelingen …<br />

Denn jedes Mal, wenn Sie diese Hypnose anwenden,<br />

werden Sie neue Bilder sehen …<br />

neue Erfahrungen machen … neue Muster<br />

entwickeln … und wohl auch neue Impulse<br />

haben …<br />

und wahrscheinlich auch vitalere Träume …<br />

in all dieser Offenheit … und mit der Frage:<br />

‚Wie wird es mir gelingen … mich so zu orientieren<br />

… dass es mir besser gehen kann?‘<br />

Verbleiben Sie noch eine gute Weile und<br />

kommen dann ganz angenehm und wach<br />

und klar …<br />

wieder ins Hier und Jetzt zurück …<br />

in neuem Licht!<br />

Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Die Autorin<br />

Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Diplom-Psychologin, Psychologische<br />

Psychotherapeutin, Physiotherapeutin;<br />

Zertifikat in Systemischer Therapie<br />

und Klinischer Hypnose; assoziiertes<br />

Vorstandsmitglied, Dozentin und Supervisorin<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie<br />

(DGH), Leiterin des Fortbildungszentrums<br />

Süd. Internationale Lehrtätigkeit,<br />

Autorin von wissenschaftlichen<br />

Publikationen und Fachbüchern, u. a.<br />

„Hypnose und Hypnotherapie. Manual<br />

für Praxis, Fortbildung und Lehre“<br />

(2. Aufl. 2022); zahlreiche Audioproduktionen.


24 Selbsthypnose bei Multipler Sklerose<br />

Selbsthypnose bei Multipler Sklerose 25<br />

sich in einer frisch verschneiten Landschaft<br />

angenehm temperieren.<br />

Spezielle Hypnosen zielen auf die Verbesserung<br />

der Regulation und Balance im Immunsystem.<br />

So wird im Vertrauen in eine autonome<br />

Regeneration und dem Nutzen der<br />

stillen Synapsen in Michael Teuts ‚Retreat‘<br />

dem Immunsystem Zeit und Raum gewährt,<br />

sich zu erholen und zu besinnen, sich zu korrigieren<br />

und neu auszurichten.<br />

Die Bewältigung von Ängsten und das Aufhellen<br />

von depressiver Verstimmung sind<br />

Inhalt einer ganzen Reihe von Hypnoseanleitungen,<br />

mal als schöne Metapher wie im<br />

‚Rebstock‘ von Jörg Marr, mal als Phantasiereise<br />

verpackt. Tobias Conrad spricht eine<br />

in der Klinik bewährte Meditation, die mit<br />

Energie anreichert.<br />

Die Hypnosen der letzten Sequenz tanken<br />

wohltuend auf, verleihen Zuversicht und<br />

Mut und lenken den Fokus auf das Positive.<br />

Eventuelle traumatische Erfahrungen und/<br />

oder Extrembelastungen werden nur indirekt<br />

und sehr sachte berücksichtigt und der<br />

Heilarbeit auf unbewusster Ebene, z.B. in<br />

nächtlichen Träumen, übergeben. Die liebevolle<br />

Zuwendung zum Körper, die Betrachtung<br />

der eigenen Person in anderem Licht<br />

und die Begegnung mit der inneren Kraft<br />

runden den Selbsthypnosezyklus ab.<br />

Selbsthypnose bei Multipler Sklerose<br />

Therapie in Eigenregie für Erholung • Linderung •<br />

Unterstützung heilsamer Vorgänge<br />

Hypnose kann, wie ich als Therapeutin erfahren<br />

durfte, als ergänzender therapeutischer<br />

Baustein die Lebensqualität eines<br />

an Multipler Sklerose erkrankten Menschen<br />

in vielerlei Hinsicht im Positiven<br />

beeinflussen. Dabei werden die Vorstellungskräfte<br />

genutzt und Körpererinnerungen<br />

wachgerufen, die der Aufrechterhaltung<br />

und Bahnung von Bewegung<br />

dienen. Die mentale Selbststimulierung<br />

wird trainiert und aus unbewussten Ressourcen<br />

geschöpft. Die bedachte und<br />

durchweg positive Wortwahl der Trancesprache<br />

lässt angenehme Bilder und Vorstellungen<br />

mit wohltuenden Gefühlen<br />

aufkommen, was Beschwerden lindert,<br />

stärkt, ermutigt und heilsam wirkt. Ohne<br />

BB aber wären all diese Beobachtungen<br />

einfach friedlich in meinem Archiv von<br />

Therapieaufzeichnungen verblieben.<br />

Doch es kam anders … und zwar an einem<br />

sonnigen Frühlingstag im Jahr 2021.<br />

Da marschierte BB frohgemut mit ihren<br />

zwei Stöcken, einem erwartungsvollen<br />

Lächeln und voller Glauben in meine Praxis.<br />

Glauben an was? An die Wirkkraft der<br />

Hypnose!<br />

Vor 30 Jahren, da war sie mal gerade 20, erhielt<br />

BB die Diagnose MS. Wir können uns<br />

vage vorstellen, was das für einen so jungen<br />

Menschen bedeutet. Durchweg ist sie vernünftig<br />

dem Rat der Ärzte gefolgt, hat aber<br />

in Eigeninitiative parallel dazu auch immer<br />

daran gearbeitet, sich seelisch und körperlich<br />

soweit wie möglich in Balance zu halten.<br />

Autorin: Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Nach vielen Jahren mit vielen unterschiedlichen<br />

Erfahrungen kam sie u.a. zur Hypnose,<br />

und in diesem Zusammenhang irgendwann<br />

zu mir. Schon nach den ersten 2 Sitzungen<br />

verstand sie es, mich für ihr Projekt zu begeistern:<br />

auch andere MS-Patienten sollten<br />

durch diese Methode, von der sie überzeugt<br />

war, profitieren. Anfänglich war es als einfache<br />

Hypnose-CD gedacht, aber schnell<br />

wurde deutlich, dass das niemals den Bedürfnissen<br />

eines Menschen mit MS entsprechen<br />

kann. So suchte ich nach psychotherapeutischen<br />

und medizinischen Kolleginnen<br />

und Kollegen mit fundiertem Hypnosewissen,<br />

um gemeinsam mit ihnen ein inhaltlich<br />

gutes und dem heterogenen Krankheitsbild<br />

der MS entsprechend komplexes Selbsthilfe-Hörbuch<br />

zu verfassen und gewann<br />

dafür Konstanze Wortmann, Michael Teut,<br />

Jörg Marr und Tobias Conrad. Wir alle sind<br />

mit dem Krankheits- und Symptombild der<br />

MS vertraut, arbeiten aber in jeweils unterschiedlichen<br />

Fachgebieten, womit der Vielfalt<br />

des Krankheitsbildes Rechnung getragen<br />

werden konnte. Ebenso wird eine Vielzahl<br />

an hypnotischen Techniken und Vorgehensweisen<br />

geboten, von der einfachen Tiefenentspannung<br />

über das pragmatische Wiedererinnern<br />

von Bewegungsmustern bis<br />

zur körperlichen Tonisierung, Beruhigung<br />

des Immunsystems und seelischen Stabilisierung.<br />

Die Hypnosen sind in der Praxis<br />

entstanden und von uns selbst gesprochen,<br />

was dem Hörer anbietet, in eine Vielfalt von<br />

Stimmen einzutauchen.<br />

Das über 2 Jahre gemeinsam und immer<br />

unter der Ägide von BB - ist sie doch Expertin<br />

für MS - von uns erarbeitete Hörbuch mit<br />

seinen 21 Hypnosen bietet erstmalig für<br />

das vielfältige Beschwerdebild der MS eine<br />

Sammlung an hypnotherapeutischen Anleitungen<br />

zur Selbstbehandlung in Eigenregie,<br />

unabhängig von einem Therapeuten.<br />

Nach dem Kennenlernen des angenehmen<br />

und selbstkontrollierten Zustandes von<br />

Hypnose ermöglichen Ruhehypnosen die erwünschte<br />

Erholung. Es wird tiefe Hypnose<br />

erlebt und das ruhevolle Sein am ‚Sicheren<br />

Ort‘. Zur Linderung von Schmerz und Minderung<br />

von Spastizität folgen Anleitungen,<br />

die Elemente der hypnotischen Schmerztherapie<br />

nutzen. Auch hier wird die Tiefenentspannung<br />

genutzt, diese aber angereichert<br />

mit Bildern und Suggestionen für das<br />

Abfließenlassen oder Abstandnehmen vom<br />

Schmerz, für hypnotische Analgesie, Lösen<br />

von Verkrampfung, Veränderung von Körperwahrnehmung<br />

und Fokussierung der<br />

Aufmerksamkeit auf Wohlbefinden. Zur Reaktivierung<br />

gesunder Bewegungsmuster<br />

spricht Michael Teut im therapeutischen<br />

Trancebefinden das Körpergedächtnis mit<br />

seinem Erinnerungsdepot an hilfreichen Fähigkeiten<br />

für Fühlen und Bewegen an. Wie<br />

wissenschaftliche Studien zeigen, aktiviert<br />

die in Trance erlebte Vorstellung von Bewegung<br />

die entsprechenden Hirnareale und<br />

vermag neue Verknüpfungen zu bahnen.<br />

In der ‚Hermes-Hypnose‘ - wie Hermes von<br />

der bleiernen Kugel befreit und dafür luftige<br />

Flügel verleiht rieseln Schmerzen wie Sand<br />

aus dem Körper hinaus, während der Götterbote<br />

die bleiernen Gewichte von den Gliedern<br />

löst und dafür zarte Flügel anheftet.<br />

Für den so wichtigen, tief erholsamen Schlaf<br />

sorgt Konstanze Wortmanns ‚Bunter Mond‘.<br />

Zudem kann in der tiefen Ruhe der Nacht der<br />

Körper das in den Hypnosen neu Erlernte besonders<br />

gut verarbeiten.<br />

Die Harnblase genießt unter ihrem Wohlfühlbaldachin<br />

eine Entlastungshypnose<br />

ganz für sich und falls dem Körper das Uhthoff-Phänomen<br />

zu schaffen macht, kann er<br />

Letzten Sommer schon ist BB einige Kilometer<br />

auf der Seiser Alm gewandert, hat ihre<br />

‚Krankengymnastik‘ in ‚Training‘ umbenannt,<br />

fühlt sich widerstandsfähiger, zuversichtlicher,<br />

und sieht sich in ‚neuem Licht‘. Und<br />

gestern, nach etwa 2 Jahren Hypnotherapie,<br />

lässt BB mich wissen, dass sie seit 30 Jahren<br />

das erste Mal wieder ‚ein bisschen‘ getanzt<br />

habe.<br />

Vorgestern war Faschingsdienstag <strong>2023</strong>.<br />

Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Die Autorin<br />

Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Diplom-Psychologin, Psychologische<br />

Psychotherapeutin, Physiotherapeutin;<br />

Zertifikat in Systemischer Therapie<br />

und Klinischer Hypnose; assoziiertes<br />

Vorstandsmitglied, Dozentin und Supervisorin<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie<br />

(DGH), Leiterin des Fortbildungszentrums<br />

Süd. Internationale Lehrtätigkeit,<br />

Autorin von wissenschaftlichen<br />

Publikationen und Fachbüchern, u. a.<br />

„Hypnose und Hypnotherapie. Manual<br />

für Praxis, Fortbildung und Lehre“<br />

(2. Aufl. 2022); zahlreiche Audioproduktionen.


26 Interview mit von Multipler Sklerose Betroffener<br />

Interview mit von Multipler Sklerose Betroffener 27<br />

Interview mit von Multipler<br />

Sklerose Betroffener<br />

Frau Bernhard, Sie leiden schon lange Zeit<br />

unter Multipler Sklerose. Diese Krankheit<br />

hat ja sehr unterschiedliche Ausprägungen.<br />

Wie hat sich das bei Ihnen dargestellt<br />

und wie waren die Auswirkungen<br />

der Erkrankung auf Ihre Lebensqualität?<br />

Ich bin seit 30 Jahren an MS erkrankt. Die<br />

Krankheit hat von Anfang an mein ganzes<br />

Leben beeinflusst, im privaten wie beruflichen<br />

Bereich.<br />

Die Symptome sind vielseitig und beängstigend.<br />

Ich erwachte eines Morgens und<br />

meine ganze rechte Seite vom Scheitel bis<br />

zur Sohle war taub. Später merkte ich bei<br />

einer Klausur, dass ich mich beim Schreiben<br />

schwertat und auch mein Schriftbild anders<br />

war.<br />

In den nächsten Tagen kamen weitere Symptome<br />

dazu, wie Doppelbilder, das Gefühl,<br />

wie auf Schaumstoff zu gehen und weitere<br />

Sensibiliätsstörungen.<br />

Im Laufe der Jahre hatte ich eine große Palette<br />

an Symptomen: Sehnerventzündungen,<br />

Lähmungen, Schwindel, Geschmacksverlust,<br />

weitere Sensibilitätsstörungen wie<br />

ein Klammergefühl um den Brustkorb, ein<br />

Gefühl von verbrannter Haut, Kribbeln im<br />

ganzen Körper. Auch Probleme mit der Blase<br />

und dem Darm gehören zum Krankheitsbild<br />

der MS.<br />

Von Anfang an ist mein Gehen beeinträchtigt<br />

gewesen. Fußheber-Schwäche, kürzeste<br />

Strecken strengen mich enorm an. Ich leide<br />

unter Fatigue in sehr ausgeprägter Form.<br />

Dazu die „Begleiterscheinungen“, die sich<br />

unweigerlich einstellen. Ängste, Schlafstö-<br />

rungen, Depression, Verlust des Selbstwertgefühls.<br />

Fast niemand, der es nicht<br />

selbst erlebt hat, kann sich vorstellen,<br />

wie sehr die MS das Leben beeinträchtigen<br />

kann.<br />

Hinzu kommt der typisch frühe Beginn der<br />

Erkrankung, ich war 20 Jahre alt. Da wird<br />

man regelrecht aus dem Leben hinauskatapultiert.<br />

Bereits mit Ende zwanzig musste ich in Rente<br />

wegen voller Erwerbsminderung gehen.<br />

Das Arbeiten überforderte mich vollkommen,<br />

obwohl ich meine Arbeitszeit in zwei<br />

Stufen reduziert hatte. Ich hatte überhaupt<br />

kein Leben mehr.<br />

Und wie geht es Ihnen heute?<br />

Ich habe nach wie vor viele Einschränkungen,<br />

aber nach und nach habe in den vielen<br />

Jahren mit der MS gelernt, wie ich dem begegnen<br />

kann, wie ich damit umgehen kann.<br />

Die Krankheit ist auch heute noch ein Auf<br />

und Ab, aber ich habe viele Dinge gefunden,<br />

die mir helfen und so kann ich heute gut mit<br />

der Erkrankung leben. Aber es ist nach wie<br />

vor jeden Tag ein Balanceakt zwischen nicht<br />

zu viel zu tun und nicht zu träge zu werden.<br />

Wie sind Sie schließlich darauf gekommen,<br />

dass Ihnen Hypnose bei Ihren Beschwerden<br />

helfen könnte?<br />

Ich habe mich in den letzten 30 Jahren mit<br />

vielen ganzheitlichen Methoden beschäftigt,<br />

wie Achtsamkeitsmeditation oder andere<br />

Entspannungsverfahren. Immer wieder<br />

kam ich auch mal mit dem Begriff der<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Hypnotherapie in Berührung, aber es ergab<br />

sich nie, dass ich es ausprobieren konnte.<br />

Immer, wenn ich kurz davor war, kam etwas<br />

dazwischen, z.B. dass ein Therapeut, der mir<br />

empfohlen worden war, gerade dabei war<br />

in Rente zu gehen, als ich ihn kontaktierte.<br />

Bei einem anderen Therapeuten stimmte die<br />

Chemie einfach nicht.<br />

Ich war vor zwei Jahren in einer Klinik wegen<br />

der MS und eine Psychotherapeutin dort<br />

machte mit mir auf meinen Wunsch eine<br />

Hypnose. Zuerst dachte ich, das ist ja im<br />

Grunde dasselbe wie die Entspannungsverfahren,<br />

die ich schon kenne. Dann merkte<br />

ich aber, dass es doch ganz anders ist. Dass<br />

es viel tiefer geht, eine Langzeitwirkung hat.<br />

Sich Dinge auf einmal auf wundersame Weise<br />

verändern. Wie ich innerlich mit positiven<br />

Gedanken, Gefühlen und Bildern angefüllt<br />

werde.<br />

Ich bin ein Verstandesmensch und möchte<br />

alles immer logisch erklären und lösen. In<br />

der Hypnose tritt der Verstand ja in den Hintergrund,<br />

und die innere Weisheit darf endlich<br />

auch zu Wort kommen.<br />

Die Therapeutin in der Klinik empfahl mir<br />

Agnes Kaiser Rekkas und so begann ich bei<br />

ihr mit der Hypnotherapie.<br />

Was ist aus Ihrer Sicht der größte Vorteil<br />

einer Hypnotherapie?<br />

Für mich ist einer der besten Aspekte, dass<br />

man selbst nichts tun muss. Für jemanden,<br />

der an MS erkrankt ist, ist alles immer sehr<br />

mühsam. Es ist oft sehr anstrengend, den<br />

Alltag zu bewältigen. Alles, was für einen<br />

gesunden Menschen normal ist und so nebenbei<br />

geht, kostet unheimlich viel Kraft.<br />

So ist es auch mit Therapien.<br />

Bei der Hypnose ist es so: Man muss gar<br />

nichts tun. Nur Zuhören, oder nicht mal das,<br />

wie es manchmal in der Hypnose heißt: Das<br />

eine Ohr darf sogar schlafen gehen.<br />

Was hat Ihnen am meisten geholfen?<br />

Das durchweg Positive in den Hypnosen. Die<br />

neue Welt, die in mir erschaffen wird. Ich<br />

merke, dass ich nicht so viel an äußerlicher<br />

Aktivität brauche, wenn ich mit mir selbst im<br />

Reinen bin, wenn ich bei mir selbst bin. Das<br />

ist ein Gegenstrom für mich zur hektischen,<br />

schnellen Welt, in der ich oft nicht mithalten<br />

kann.<br />

Was hat dann die Hypnotherapie bei Ihnen<br />

bewirkt? Im Bezug auf die Erkrankung<br />

und im Bezug auf Ihre Lebensqualität?<br />

Ich war nicht darauf vorbereitet, wie schön<br />

Hypnose ist. Wie gut es tut, mit neuer Energie<br />

angefüllt zu werden. Gute Erinnerungen<br />

wieder herzuholen. Neue gute Gefühle zu<br />

erschaffen.<br />

Es ist wie wenn einem ein wunderbares<br />

Märchen erzählt wird, vielleicht wie Alice<br />

im Wunderland. Die Wertschätzung, die ich<br />

in den Hypnosen erlebe, ist so wohltuend.<br />

Die Hypnosen stärken mich von innen und<br />

geben mir Selbstbewusstsein. Sie umhüllen<br />

mich mit Schutz. Es ist wie Urlaub der Seele.<br />

Und das wirkt sich positiv auf mein ganzes<br />

Leben aus. Ich bin zuversichtlicher, ich habe<br />

mehr Freude im Leben.<br />

Zudem bewirken die Hypnosen, die sich<br />

dem Wiedererinnern von guten „normalen“<br />

Bewegungsmustern widmen, eine Veränderung.<br />

Ich spüre mittlerweile meine Beine<br />

wieder etwas besser. Ich hatte immer die<br />

Vorstellung von so großen Eisenkugeln,<br />

die an meinen Beinen hängen und mir das<br />

Gehen schwer machen. Mit Hilfe der „Hermeshypnose“<br />

und auch anderer Hypnosen<br />

fühlen sich meine Beine nun oft schon viel<br />

leichter an. Ich kann wieder etwas besser<br />

gehen. Das ist nicht jeden Tag gleich, es gibt<br />

immer noch Tagesschwankungen, aber insgesamt<br />

wird mein Gehen besser.<br />

Man kann Gehen übrigens auch in der Vorstellung<br />

trainieren. Viele Menschen mit<br />

MS sind ja sehr in Ihrer Bewegung eingeschränkt.<br />

Die Forschung sagt neuerdings,<br />

dass es für MS-Erkrankte wichtig ist, sich viel<br />

zu bewegen. Wie aber soll das funktionieren,<br />

wenn man eine Lähmung hat? Es ist erwiesen,<br />

dass bei der reinen Vorstellung von<br />

Bewegung, dieselben Areale im Gehirn angesprochen<br />

werden, wie bei der echten Bewegung.<br />

Darin liegt eine großartige Chance!<br />

In den Hypnosen des Hörbuchs wird immer<br />

wieder dazu angeleitet, sich gesunde Bewegung<br />

vorzustellen.<br />

Im letzten Herbst bin ich zum ersten Mal seit<br />

fast 30 Jahren, wieder eine kleine Wanderung<br />

gegangen. Es war sehr anstrengend,<br />

ich brauchte viele Pausen und ich brauchte<br />

sehr viel länger als die gesunden Wanderer,<br />

vier Stunden für drei Kilometer, um genau<br />

zu sein. Aber ich bin tatsächlich mal wieder<br />

drei Kilometer gegangen und durfte dabei<br />

ein wunderbares Dolomitenpanorama genießen.<br />

Das war so ein befreiendes Gefühl!<br />

Ich wollte das an dem Tag unbedingt. Ich<br />

hatte das absolute Vertrauen, es schaffen zu<br />

können. Und so konnte es gelingen.<br />

Wenn ich das Foto betrachte (siehe Foto<br />

links), macht mich das glücklich. Das Foto ist<br />

für mich auch ein Sinnbild dafür, wie Hypnose<br />

ist. Durch die Trance-Anleitungen kann<br />

ich so wunderbare Erlebnisse in mir selbst<br />

erschaffen, und das löst dieselben Gefühle<br />

aus, wie beim wirklichen Erleben. Das ist<br />

doch magisch!<br />

Was würden Sie sich zukünftig noch von<br />

dieser Behandlung erhoffen?<br />

Für mich selbst: Da lasse ich mich überraschen!<br />

Ich halte auf einmal so vieles wieder<br />

für möglich.<br />

Allgemein: Ich würde mir wünschen, dass<br />

Hypnose mehr Aufmerksamkeit erfährt.<br />

Dass man Hypnose nicht als esoterischen<br />

Unsinn abtut. Ich würde mir wünschen, dass<br />

endlich auch in unserer westlichen Medizin,<br />

so äußerst wirkungsvolle Methoden wie die<br />

Hypnose selbstverständlich werden.<br />

Glauben Sie, dass auch andere Patienten<br />

mit Ihrer Erkrankung von Hypnotherapie<br />

profitieren könnten?<br />

Eindeutig: Ja. Deshalb hatte ich auch das<br />

große Bedürfnis, anderen Betroffenen den<br />

Zugang zur Hypnotherapie zu ermöglichen.<br />

Das Hörbuch ist ja auf diese Weise entstanden.<br />

Es war so wunderbar für mich, dass ich<br />

alles einbringen konnte, was mir wichtig war<br />

und dass die Therapeuten meine Ratschläge<br />

immer ernst genommen haben.<br />

Ich hoffe sehr, dass diese Tranceanleitungen<br />

vielen an Multipler Sklerose Erkrankten helfen<br />

werden. Auf welche Weise auch immer.<br />

Jede noch so kleine Verbesserung ist ein<br />

großer Gewinn. Sich-besser-fühlen trotz der<br />

Erkrankung ist möglich!<br />

Eine Bitte habe ich an alle Mit-Betroffenen:<br />

Seid offen dafür und probiert es einfach aus.<br />

Bleibt dran und verwerft es nicht gleich wieder<br />

nach ein, zwei Mal Hören! Eine neue Methode<br />

anzuwenden braucht Zeit, man muss<br />

sich wirklich darauf einlassen und dann -<br />

einfach abwarten was passiert … Der Autor<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünninger


28 Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext<br />

Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext 29<br />

Hypnose bei Angst und Myoarthropathien<br />

im zahnmedizinischen Kontext<br />

Ergebnisse von zwei systematischen Reviews<br />

Med. dent. Diana Hoenner**, Med. dent. Milos M. Savanovic*, Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo* / **<br />

Ziel der systematischen Reviews war die<br />

Beurteilung der Wirksamkeit der Hypnose<br />

bei Angst im zahnmedizinischen<br />

Kontext* sowie als Schmerz- und Verhaltensintervention<br />

bei Myoarthropathien<br />

des Kauorgans und anderen chronischen<br />

Schmerzzuständen.**<br />

Angst stellt in der Zahnmedizin eine häufige<br />

Herausforderung dar, die nicht erkannt und<br />

nicht behandelt, negative Folgen für das<br />

allgemeine Wohlbefinden und die Mundgesundheit<br />

haben kann. 1 Die Kooperationsfähigkeit<br />

und Adhärenz dieser Menschen<br />

sind insbesondere bei einer Odontophobie<br />

stark eingeschränkt. 2 Entsprechend belastend<br />

sind lang anhaltende Angstreaktionen<br />

für das Immunsystem und können negative<br />

Auswirkungen auf den Behandlungserfolg,<br />

im Speziellen auf die postoperative Wundheilung<br />

und den Medikamentenkonsum<br />

haben. 3 60 bis 80% der Bevölkerung berichten<br />

über Unwohlsein im zahnmedizinischen<br />

Kontext, das auf Zahnbehandlungsangst<br />

zurückzuführen ist. 4 In einer epidemiologischen<br />

Studie, 5 in welcher 1000 Probanden<br />

zu ihren Ängsten befragt wurden,<br />

nahm die Zahnbehandlungsangst den fünften<br />

Platz unter den festgestellten Formen<br />

der Angst ein. Dabei waren durchschnittlich<br />

mehr Frauen als Männer betroffen. 5<br />

Zum einen kann Zahnbehandlungsangst tradiert,<br />

also vom sozialen Umfeld übertragen<br />

werden oder durch negative Erfahrungen<br />

entstehen. Sie wird durch die wachsende<br />

Zahl von Erfahrungen infolge Häufung allgemeiner<br />

bzw. oraler Erkrankungen unterhalten<br />

sowie verstärkt. 6 Die Zahnbehandlungsangst<br />

steht zudem mit den emotionalen<br />

Grundbedürfnissen in Zusammenhang, die<br />

im zahnmedizinischen Kontext zumindest<br />

verletzt oder gänzlich aufgehoben werden. 7<br />

Myoarthropathien (MAP) und andere<br />

Schmerzzustände des Kiefer-Gesichts- und<br />

Kopfbereichs sind ebenfalls häufig. Rund ein<br />

Viertel der Bevölkerung ist von diesen betroffen,<br />

wobei etwa 10 % der Beschwerden<br />

chronisch verlaufen. 8<br />

Diese hohe Prävalenz wird als Folge der<br />

dichten neuronalen Vernetzung im Kopfbereich<br />

gesehen, die im Vergleich zu anderen<br />

Körperregionen eine deutlich erhöhte Empfindlichkeit<br />

nach sich ziehen soll. Dies trifft<br />

im Speziellen auch auf das stomatognathe<br />

System zu. 9 MAP treten mit einer Häufigkeit<br />

von 5 - 12 % auf. Je nach Geschlecht und Alter<br />

variiert die Prävalenz und Inzidenz stark,<br />

Frauen sind fast dreimal so häufig betroffen<br />

wie Männer. 8<br />

Die Ätiologie der MAP ist durch ein komplexes<br />

Zusammenspiel multipler Faktoren<br />

gekennzeichnet, die prädisponierend, auslösend<br />

und / oder aufrechterhaltend wirken.<br />

Psychosoziale Faktoren wie Anspannung,<br />

Stress, Angstzustände und Depression spielen<br />

dabei eine wichtige Rolle. Okklusale und<br />

orale Parafunktionen, orthopädische Probleme,<br />

Makro- sowie Mikrotraumata sowie<br />

hormonelle Interaktionen werden als prädis-<br />

ponierende Einflüsse diskutiert. 10<br />

Versuchspersonen und Methoden<br />

Die Fragestellung in den zwei systematischen<br />

Reviews betraf die klinische Wirksamkeit<br />

der medizinischen Hypnose einerseits<br />

bei Angst und Phobie im zahnmedizinischen<br />

Kontext sowie andererseits bei MAP und anderen<br />

chronischen Schmerzzuständen im<br />

Kiefer-Gesichts- und Kopfbereich. Es wurden<br />

ausschließlich experimentelle Studien berücksichtigt,<br />

bei welchen die Trance durch<br />

einen ausgebildeten Hypnotherapeuten,<br />

durch entsprechend trainierte Probanden<br />

selbst (Selbsthypnose) oder mit Hilfe eines<br />

Audio-Datenträgers induziert wurden. Die<br />

experimentellen Arbeiten mussten eine<br />

Kontrollgruppe aufweisen und / oder die<br />

Hypnose mit anderen Therapieverfahren<br />

vergleichen. Es gelangten ausschließlich objektiv<br />

messbare Parameter und die Ergebnisse<br />

validierter Fragebogen zur Auswertung.<br />

In die systematischen Literaturrecherchen<br />

für die Jahre zwischen 1980 und 2020<br />

wurden einerseits randomisiert kontrollierte<br />

klinische Studien, kontrollierte klinische<br />

Studien und klinische Studien mit oder ohne<br />

Verblindung der Datenauswerter eingeschlossen<br />

und mögliche Verzerrungen der<br />

Resultate beurteilt. Zudem wurden für die<br />

vergleichende Diskussion andere systematische<br />

Reviews und Meta-Analysen einbezogen.<br />

Die Suchstrategien für die Datenbank<br />

«PubMed» sind in Tabelle 1 zusammengefasst.<br />

Die elektronische Literatursuche wur-<br />

de um die Analyse der Literaturverzeichnisse<br />

der extrahierten Publikationen erweitert.<br />

Die Selektion valider Studien erfolgte in drei<br />

Schritten anhand des Titels, der Zusammenfassung<br />

und der Volltextanalyse. Die Wirksamkeit<br />

der Hypnose wurde rein qualitativdeskriptiv<br />

und ohne statistische Auswertung<br />

bzw. Metaanalyse beurteilt.<br />

Ergebnisse<br />

Angst und Phobie<br />

Die elektronische Literaturrecherche ergab<br />

insgesamt 23 Publikationen. Nach Durchsicht<br />

der Titel und Abstracts verblieben 14<br />

relevante Arbeiten. Nach Volltextanalyse<br />

wurden zusätzliche sieben Studien ausgeschlossen.<br />

Dafür konnten in den Literaturverzeichnissen<br />

fünf weitere relevante Arbeiten<br />

gefunden werden, sodass schließlich<br />

zwölf Studien die Einschlusskriterien erfüllten.<br />

Die zwölf klinischen Untersuchungen<br />

wurden in die zwei Gruppen Hypnose versus<br />

Kontrolle (n = 7) sowie Hypnose versus<br />

andere Therapiemethoden (n = 5) aufgeteilt<br />

und ausgewertet. Die Signifikanz positiver<br />

Effekte in den sieben zwischen Hypnose und<br />

Kontrolle vergleichenden Untersuchungen<br />

sind in Tabelle 2 zusammengefasst, jene der<br />

sieben weiteren Studien mit Vergleich zwischen<br />

hypnotischen und anderen Interventionen<br />

bzw. einer Kontrolle in Tabelle 3.<br />

MAP und andere chronische Schmerzzustände<br />

Diese systematische Recherche erfasste 29<br />

Publikationen. Die Beurteilung von Titel,<br />

Abstract und Volltext führte zum Ausschluss<br />

von 22 Arbeiten. Durch Analyse der verbleibenden<br />

sieben Studien wurden fünf weitere<br />

relevante Untersuchungen gefunden, sodass<br />

insgesamt zwölf experimentelle Studien<br />

ausgewertet werden konnten. Die Signifikanz<br />

positiver Effekte der medizinischen<br />

Hypnose im Vergleich zu einer Kontrollgruppe<br />

und / oder anderen Therapieverfahren ist<br />

in Tabelle 4 aufgeführt.<br />

Diskussion<br />

Die Literaturreviews beschränkten sich auf<br />

eine deskriptive und qualitative Studienauswertung.<br />

Eine Metaanalyse wurde aufgrund<br />

der geringen Anzahl von Studien, der<br />

großen methodischen Unterschiede und der<br />

Vielzahl unterschiedlicher Bewertungskriterien<br />

verworfen. In den allermeisten Studien<br />

wurden zum Teil deutlich mehr Frauen als<br />

Männer untersucht, in fünf Arbeiten ausschließlich<br />

Frauen. 19, 23, 24, 26,34 Die ungleiche<br />

Geschlechterverteilung war möglicherweise<br />

darauf zurückzuführen, dass sich<br />

einerseits Frauen trotz Zahnbehandlungsangst<br />

öfter als Männer in Behandlung begaben<br />

bzw. sich auch bei Schmerz eher bereit<br />

zeigten, an einer Studie teilzunehmen. 35<br />

Sieben Studien 11, 12, 17, 18, 23, 24, 26 wiesen<br />

einen einfach oder doppelt verblindeten<br />

Aufbau auf, aber nur in einer Arbeit24 wurden<br />

die Versuchspersonen bzgl. ihrer Vorerfahrung<br />

mit Hypnose befragt. Aufgrund der<br />

Erkenntnis, dass Menschen täglich Trancezustände<br />

auch bewusst erfahren, 36 stellte<br />

sich die Frage, inwieweit eine Verblindung<br />

von Testpersonen zuverlässig war. Es war<br />

infolgedessen nicht auszuschließen, dass<br />

negative Annahmen oder Vorstellungen zur<br />

Hypnose bei Kenntnis oder Erkennen der<br />

Interventionsmethode die Messergebnisse<br />

zu beeinflussen vermochten. Schließlich<br />

dürfte auch der klinische Kontext selbst, in<br />

welchem die Studien stattfanden, positive<br />

oder negative hypnotische Effekte erzeugt<br />

haben, deren Einfluss auf die Ergebnisse<br />

nicht ausgeschlossen werden konnte. 37 Die<br />

Inhomogenität der Versuchsgruppen wurde<br />

zusätzlich verstärkt, indem zum Einen eine<br />

unterschiedliche Ausprägung der Angst zu<br />

Beginn der Studien bestanden hatte und<br />

teilweise zusätzliche professionelle Hilfe<br />

aufgesucht worden war, zum Anderen die<br />

individuell differierende Ätiopathogenese<br />

von Angst oder Schmerz für ein patientenzentriertes<br />

Vorgehen spricht, das standardisierte<br />

Studienprotokolle nicht oder nur bedingt<br />

abzubilden vermögen.<br />

Die Suggestibilität der Versuchspersonen<br />

wurde in sechs Studien 23-26, 29, 33 anhand<br />

standardisierter Messmethoden bestimmt.<br />

In vier Arbeiten wurden ähnliche Suggestibilitätswerte<br />

in den Test- und Kontrollgruppen<br />

gefunden. Der Nutzen der aufwendigen<br />

Suggestibilitätstests für den klinischen<br />

Kontext musste allerdings kritisch gesehen<br />

werden. So fanden Stam et al. 33 nur für Teilaspekte<br />

der Suggestibilität eine Korrelation<br />

mit Trancetiefe oder Schmerzreduktion. Der<br />

Vergleich der Hypnose mit anderen Therapieverfahren<br />

warf die Frage auf, inwiefern<br />

diese nicht auch hypnotische Phänomene<br />

nutzten. So wurde beispielsweise bei progressiver<br />

Muskelrelaxation auf vergleichbare<br />

Weise Fokussierung und Entspannung eingesetzt<br />

wie in der Trancearbeit, sodass die<br />

Messung gleicher oder zumindest ähnlicher<br />

Phänomene nicht zuverlässig ausgeschlossen<br />

werden konnte. 17<br />

Die systematische Review bestätigte unter<br />

Berücksichtigung der aufgezählten Vorbehalte,<br />

dass Hypnose bei Angst im zahnmedizinischen<br />

Kontext Wohlbefinden, Verhalten<br />

und Vertrauen verbessern, Schmerzwahrnehmung<br />

und Schmerzmittelkonsum reduzieren<br />

und physiologische Parameter wie<br />

die Herzschlagfrequenz positiv regulieren<br />

kann. Allerdings wäre es wünschenswert,<br />

dass Hypnose, wie es leider mehrheitlich in<br />

den untersuchten Studien der Fall war, nicht<br />

ausschließlich dazu verwendet wird, zahnmedizinische<br />

Interventionen effizient und<br />

mit möglichst geringer Belastung aller Beteiligter<br />

durchführen zu können. Vielmehr<br />

sollte dieses wirksame kognitive Therapieverfahren<br />

auch im zahnmedizinischen Kontext<br />

dazu genutzt werden, den betroffenen<br />

Menschen dahingehend anzuleiten, selbständig<br />

und von einer Fachperson unabhängig<br />

die Zahnbehandlungsangst bewältigen<br />

zu können. In Tabelle 5 sind die hypnotischen<br />

Interventionen aufgelistet, die in den<br />

untersuchten Studien zu positiven Effekten<br />

geführt haben.<br />

Die Hypnose vermag in der Schmerztherapie<br />

entsprechend assoziierte Bereiche des<br />

Zentralnervensystems zu beeinflussen, indem<br />

sie nach innen gerichtete, das Selbstbewusstsein<br />

betreffende, und nach aussen<br />

gerichtete, das Umgebungsbewusstsein ansprechende<br />

Veränderungen der Hirnaktivität<br />

bewirkt. 25, 38 Diese Effekte scheinen stärker<br />

zu sein als bei nicht-hypnotischen Verfahren.<br />

29 In den untersuchten Studien wurde<br />

die tatsächliche Übungszeit bei häuslicher<br />

Schmerztherapie mit Hilfe von Hörbüchern<br />

oder nach entsprechender Anleitung durch<br />

Selbsthypnose 23, 29-32, 34 leider nur in einer<br />

Studie überprüft, weshalb die Einschätzung<br />

der tatsächlichen Wirksamkeit dieses Vorgehens<br />

problematisch erschien. Die Wirkung<br />

posthypnotischer Aufträge 26, 28-31, 34 wurde<br />

nur über kurze Zeit nachkontrolliert, weshalb<br />

über deren Nachhaltigkeit ebenfalls<br />

keine zuverlässige Aussage möglich war.<br />

In drei Studien 26, 27, 34 wurde eine gewisse<br />

Individualisierung der Interventionsmethoden<br />

angestrebt und in zwei Arbeiten<br />

26, 34<br />

auch auf den Inhalt von Audio-Datenträger<br />

übertragen. Diese trug möglicherweise zur<br />

Steigerung der Effektivität der hypnotischen<br />

Interventionen bei. Eine schlüssige Aussage<br />

war jedoch auch hier nicht möglich, da standardisierte<br />

nicht mit individualisierten Vorgehensweisen<br />

verglichen worden waren.39<br />

Schließlich wurden in den untersuchten<br />

Studien die hypnotischen Kompetenzen der<br />

Therapeuten nicht näher ausgewiesen oder<br />

evaluiert. Auch war nicht immer klar, ob die<br />

untersuchten Behandlungsverfahren durch<br />

eine oder unterschiedliche Fachpersonen<br />

ausgeführt worden waren.<br />

Die systematische Literaturreview bestätigte<br />

trotz dieser Einschränkungen die Wirksamkeit<br />

der Hypnose zur positiven Regulation<br />

chronischer Schmerzzustände. Die hierzu<br />

positiv wirkenden hypnotischen Interventionen<br />

sind ebenfalls in Tabelle 5 aufgeführt.<br />

Das kognitiv-verbale Verhalten und somit<br />

die Bewältigung der Herausforderungen,<br />

die im Zusammenhang mit chronischen<br />

Schmerzen entstehen, wurden verbessert,<br />

Angstzustände und depressive Verstimmungen<br />

gelindert. Zudem konnten der<br />

Schmerzmittelkonsum gesenkt, die bei MAP<br />

eingeschränkte Mundöffnung wieder vergrößert<br />

und die Behandlungskosten gesenkt<br />

werden. Anders als bei der hypnotischen Behandlung<br />

der Zahnbehandlungsangst wurde<br />

bei dieser Thematik der Befähigung der<br />

betroffenen Menschen zur selbständigen<br />

Bewältigung der schmerzbedingten Herausforderungen<br />

deutlich mehr Bedeutung zugemessen.<br />

40<br />

Literaturverzeichnis<br />

1. Pohjola V, Lahti S, Vehklahti MM, Tolvanen<br />

M, Hausen H: Association between dental<br />

fear and dental attendance among adults<br />

in Finland. Acta Odontol Scand 65: 224–230<br />

(2007)<br />

2. Armfield JM, Heaton L J: Management of<br />

fear and anxiety in the dental clinic: a review.<br />

Aust Dent J 58: 390–407 (2013)<br />

3. Tefikow S, Barth J, Maichrowitz S, Beelmann<br />

A, Strauss B, Rosendahl J: Efficacy of<br />

hypnosis in adults undergoing surgery or<br />

medical procedures: a meta-analysis of randomized<br />

controlled trials. Clin Psychol Rev


30 Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext<br />

Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext 31<br />

33: 623–636 (2013)<br />

4. Enkling N, Marwinski G, Jöhren P: Dental<br />

anxiety in a representative sample of residents<br />

of a large German city. Clin Oral Investig<br />

10: 84–91 (2006)<br />

5. Agras S, Sylvester D, Oliveau D: The epidemiology<br />

of common fears and phobia.<br />

Compr Psychiatry 10: 151–156 (1969)<br />

6. Hmud R, Walsh LJ: Dental anxiety: causes,<br />

complications and management approaches.<br />

J Minim Interv Dent 2: 67–78 (2009)<br />

7. Alcaraz-Ibanez M, Siciliia A, Burgueno R:<br />

Social physique anxiety, mental health, and<br />

exercise: Analyzing the role of basic psychological<br />

needs and psychological inflexibility.<br />

Span J Psychol 20: (2017), DOI: 10.1017/<br />

sjp.2017.13<br />

8. Benoliel R: Classifying Head, Face and Oral<br />

Pain. Cephalagia 37: 1315–16 (2017)<br />

9. Kupferschmidt K: Hirnforschung: Wo wir<br />

den Körper im Cortex des Gehirns fühlen<br />

(17. 8. 2011), https://www.dasgehirn.info/<br />

wahrnehmen/fuehlen/bild-somatotope-abbildung-des-koerpers<br />

10. Chisnoiu P D, Lascu L, Picos A: Factors<br />

Involved In The Etiology Of Temporomandibular<br />

Disorders - A Literature Review. Clujul<br />

Med 88: 473–78 (2015)<br />

11. Gokli MA, Wood AJ, Mourino AP, Farrington<br />

FH, Best AM: Hypnosis as an adjunct<br />

to the administration of local anesthetic in<br />

pediatric patients. ASDC J Dent Child 61:<br />

272–275 (1994)<br />

12. Enqvist B, Fischer K: Preoperative hypnotic<br />

techniques reduce consumption of analgesics<br />

after surgical removal of third mandibular<br />

molars: a brief communication. Int J<br />

Clin Exp Hypn 45: 102–108 (1997)<br />

13. Hermes D, Gerdes V, Trübger D, Hakim<br />

SG, Sieg P: Evaluation of intraoperative standardized<br />

hypnosis with the state-trait anxiety<br />

inventory. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

MKG 8: 111–117 (2004)<br />

14. Eitner S, Sokol B, Wichmann M, Bauer J,<br />

Engels D: Clinical use of a novel audio pillow<br />

with recorded hypnotherapy instructions<br />

and music for anxiolysis during dental implant<br />

surgery: a prospective study. Int J Clin<br />

Exp Hypn 59: 180–197 (2011)<br />

15. Huet A, Lucas-Polomeni MM, Robert JC,<br />

Sixou JL, Wodey E: Hypnosis and dental anesthesia<br />

in children: a prospective controlled<br />

study. Int J Clin Exp Hypn 59: 424–440<br />

(2011)<br />

16. Glaesmer H, Geupel H, Haak R: A controlled<br />

trial on the effect of hypnosis on dental<br />

anxiety in tooth removal patients. Patient<br />

Educ Couns 98: 1112–1115 (2015)<br />

17. Ramírez-Carrasco A, Butrón-Téllez Girón<br />

C, Sanchez-Armass O, Piierdant-Pérez M: Effectiveness<br />

of hypnosis in combination with<br />

conventional techniques of behavior management<br />

in anxiety/pain reduction during<br />

dental anesthetic infiltration. Pain Res Manag<br />

(2017), DOI: 10.1155/2017/1434015<br />

18. Katcher A, Segal H, Beck A: Comparison<br />

of contemplation and hypnosis for the<br />

reduction of anxiety and discomfort during<br />

dental surgery. Am J Clin Hypn 27: 14–21<br />

(1984)<br />

19. Hammarstrand G, Berggren U, Hakeberg<br />

M: Psychophysiological therapy vs. hypnotherapy<br />

in the treatment of patients with<br />

dental phobia. Eur J Oral Sci 103: 399–404<br />

(1995)<br />

20. Moore R, Abrahamsen, Brødsgaard I:<br />

Hypnosis compared with group therapy and<br />

individual desensitization for dental anxiety.<br />

Eur J Oral Sci 104: 612–618 (1996)<br />

21. Moore R, Brødsgaard I, Abrahamsen R:<br />

A 3‐year comparison of dental anxiety treatment<br />

outcomes: hypnosis, group therapy<br />

and individual desensitization vs. no specialist<br />

treatment. Eur J Oral Sci 110: 287–<br />

295 (2002)<br />

22. Wannemueller A, Joehren P, Haug S,<br />

Hatting M, Elsesser K, Sartory G: A practice-based<br />

comparison of brief cognitive behavioural<br />

treatment, two kinds of hypnosis<br />

and general anaesthesia in dental phobia.<br />

Psychother Psychosom 80: 159–165 (2011)<br />

23. Abrahamsen R, Baad-Hansen L, Svensson<br />

P: Hypnosis in the Management of Persistent<br />

Idiopathic Orofacial Pain - Clinical<br />

and Psychosocial Findings. Pain 136: 44–52<br />

(2008)<br />

24. Abrahamsen R, Zachariae R, Svensson<br />

P: Effect of Hypnosis on Oral Function and<br />

Psychological Factors in Temporomandibular<br />

Disorders Patients. J Oral Rehabil 36:<br />

556–70 (2009)<br />

25. Abrahamsen R, Dietz M, Lodahl S, Roepstorff<br />

A, Zachariae R, Østergaard L, Svensson<br />

P: Effect of Hypnotic Pain Modulation on<br />

Brain Activity in Patients with Temporomandibular<br />

Disorder Pain. Pain 151: 825–33<br />

(2010)<br />

26. Abrahamsen R, Baad-Hansen L, Zachariae<br />

R, Svensson P: Effect of Hypnosis on Pain<br />

and Blink Reflexes in Patients with Painful<br />

Temporomandibular Disorders. Clin J Pain<br />

27: 344–51 (2011)<br />

27. Edelson J, Fitzpatrick JL: A Comparison<br />

of Cognitive-Behavioral and Hypnotic Treatments<br />

of Chronic Pain. J Clin Psychol 45:<br />

316–23 (1989)<br />

28. Ferrando M, Galdón MJ, Durá E, Andreu<br />

Y, Jimenez Y, Poveda R: Enhancing the Efficacy<br />

of Treatment for Temporomandibular<br />

Patients with Muscular Diagnosis through<br />

Cognitive-Behavioral Intervention, Including<br />

Hypnosis: A Randomized Study. Oral Surg<br />

Oral Med Oral Pathol Oral Radiol 113: 81–89<br />

(2012)<br />

29. Jensen MP, Barber J, Romano JM, Molton<br />

IR, Raichle KA, Osborne TL, Engel JM, Stoelb<br />

BL, Kraft GH, Patterson DR: A Comparison<br />

of Self-Hypnosis versus Progressive Muscle<br />

Relaxation in Patients with Multiple Sclerosis<br />

and Chronic Pain. Int. J Clin Exp Hypn 57:<br />

198–221 (2009)<br />

30. Oakley ME, McCreary CP, Clark GT, Holston<br />

S, Glover D, Kashima K: A Cognitive-Behavioral<br />

Approach to Temporomandibular<br />

Dysfunction Treatment Failures: A Controlled<br />

Comparison. J Orofac Pain 8: 397–401<br />

(1994)<br />

31. Simon EP, Lewis DM: Medical Hypnosis<br />

for Temporomandibular Disorders: Treatment<br />

Efficacy and Medical Utilization Outcome.<br />

Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral<br />

Radiol Endod 90: 54–63 (2000)<br />

32. Stam HJ, McGrath PA, Brooke RI: The<br />

Effects of a Cognitive-Behavioral Treatment<br />

Program on Temporo-Mandibular Pain and<br />

Dysfunction Syndrome. Psychosom Med 46:<br />

534–45 (1984)<br />

33. Stam HJ, McGrath PA, Brooke RI, Cosier<br />

F: Hypnotizability and the Treatment of<br />

Chronic Facial Pain. Int J Clin Exp Hypn 34:<br />

182–91 (1986)<br />

34. Winocur E, Gavish A, Emodi-Perlman A,<br />

Halachmi M, Eli I: Hypnorelaxation as Treatment<br />

for Myofascial Pain Disorder: A Comparative<br />

Study. Oral Surg Oral Med Oral Pathol<br />

Oral Radiol Endod 93: 429–34 (2002)<br />

35. Schlichthorst M, Sanci LA, Pirkis J, Spittal<br />

MJ, Hocking JS: Why Do Men Go to the<br />

Doctor? Socio-Demographic and Lifestyle<br />

Factors Associated with Healthcare Utilisation<br />

among a Cohort of Australian Men. BMC<br />

Public Health 16: 82–90 (2016)<br />

36. Barabasz AF: Whither Spontaneous Hypnosis:<br />

A Critical Issue for Practitioners and<br />

Researchers. Am J Clin Hypn 48: 91–97<br />

(2005)<br />

37. Häuser W, Hagl M, Schmierer A, Hansen<br />

E: Wirksamkeit, Sicherheit Und Anwendungsmöglichkeiten<br />

Medizinischer<br />

Hypnose: Eine Systematische Übersicht von<br />

Metaanalysen. Dtsch Arztebl Int 113: 289–<br />

96 (2016)<br />

38. Vanhaudenhuyse A, Laureys S, Faymonville<br />

ME: Neurophysiology of Hypnosis. Clin.<br />

Neurophysiol. 44: 343–53 (2014)<br />

39. Elkins G, Johnson A, Fisher W: Cognitive<br />

Hypnotherapy for Pain Management. Am J<br />

Clin Hypn 54: 294–310 (2012)<br />

40. Besimo CE: Kognitive CMD-Theapie Mit<br />

Medizinischer Hypnose. Z Kraniomand Funkt<br />

3: 309-316 (2011)<br />

Datenbank<br />

Pubmed<br />

Autoren<br />

Gokli et al. 1994 11<br />

Enqvist et Fischer 1997 12<br />

Hermes et al. 2004 13<br />

Eitner et al. 2011 14<br />

Huet et al. 2011 15<br />

Suchstrategie<br />

Angst und Phobie im zahnmedizinischen Kontext<br />

«dental anxiety» OR «dental fear» OR «odontophobia» OR «dental phobia» OR «Dental Anxiety»[Mesh] AND<br />

«medical hypnosis OR «hypnosis» OR «hypnotic therapy» OR «hypnotic suggestions» OR «dental hypnosis» OR<br />

«Hypnosis, Dental»[Mesh] OR «Hypnosis»[Mesh] NOT «Hypnotics and Sedatives»[Mesh] OR «Hypnotics and<br />

Sedatives» [Pharmacological Action] OR “midazolam» OR «sedation»<br />

Myoarthropathien und anderen chronischen Schmerzzuständen<br />

(«Hypnosis»[Mesh] OR «Hypnosis, Dental»[Mesh] OR «Medical Hypnosis» OR «Hypnotic Therapy» OR «Hypnotic<br />

Suggestion» OR «Hypnotic Therapy»)<br />

AND («Craniomandibular Disorders»[Mesh] OR «Temporomandibular Joint Disorders»[Mesh] OR «Temporomandibular<br />

Disorders» OR «TMD» OR «CMD» OR «Myoarthropathy» OR “Temporomandibular Pain» OR<br />

“Temporomandibular Disorder» OR «Craniomandibular Disorder» OR «Temporomandibular Dysfunction» OR<br />

«Craniomandibular Pain» OR «Craniomandibular Dysfunction» OR «Temporomandibular Joint Pain» OR «Temporomandibular<br />

Joint Dysfunction»)<br />

Herzschlagfrequenz<br />

Weinen<br />

Parameter<br />

Zunahme der Angst präoperativ<br />

Schmerzmittelkonsum<br />

Reduktion der situativen Angst<br />

intraoperativ<br />

Angst<br />

Herzschlagfrequenz<br />

Diastolischer Blutdruck<br />

Intraoperative Angst<br />

Keine Schmerzen<br />

Starke Schmerzen<br />

Objektive Schmerzempfindung<br />

innerhalb der Gruppen<br />

Testgruppe: p = 0.05<br />

Kontrollgruppe: p = 0.002<br />

p = 0.000<br />

Signifikanz der Unterschiede<br />

p < 0.0047<br />

p < 0.02<br />

zwischen den Gruppen<br />

p = 0.005<br />

p = 0.00014<br />

p = 0.024<br />

p = 0.045<br />

p = 0.0021<br />

p = 0.001<br />

p = 0.0112<br />

p < 0.05<br />

Glaesmer et al. 2015 16 Intraoperative Angst p = 0.049<br />

Ramirez-Carrasco et al.<br />

2017 17 Herzschlagfrequenz<br />

Regressionsanalyse<br />

Tab. 1 Suchstrategien in der Datenbank PubMed<br />

p = 0.22 p = 0.05<br />

Tab. 2 Signifikant positive Effekte der Therapie von Zahnbehandlungsangst mit Hypnose im Vergleich zur Kontrolle


32 Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext<br />

Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext 33<br />

Autoren<br />

Interventionen in den<br />

Testgruppen TG<br />

Aquariumsbetrachtung<br />

mit Hypnose ABH<br />

Bildbetrachtung mit Hypnose<br />

BBH<br />

Katcher et al.<br />

1984 18<br />

Hammarstrand et<br />

al. 1995 19<br />

Hypnose HT<br />

Psychophysiologische<br />

Therapie PT<br />

Intervention in der<br />

Kontrollgruppe KG<br />

Aquariumsbetrachtung<br />

ohne Hypnose AB<br />

Bildbetrachtung ohne<br />

Hypnose BB<br />

Narkose<br />

Parameter<br />

Subjektiver Patientenkomfort<br />

ABH versus AB<br />

BBH versus BB<br />

Hypnose versus ohne gesamt<br />

Objektiv bewertete Ruhe<br />

Hypnose versus ohne gesamt<br />

Angst<br />

PT<br />

KG<br />

Reaktion auf dentalen Kontext<br />

PT<br />

Stimmungslage<br />

PT<br />

Signifikanz der Unterschiede<br />

innerhalb der<br />

Gruppen<br />

p = 0.01<br />

p = 0.004<br />

p = 0.01<br />

p = 0.02<br />

zwischen den<br />

Gruppen<br />

p < 0.01<br />

p < 0.01<br />

p < 0.02<br />

p < 0.05<br />

Wannemueller et<br />

al. 2011 22<br />

Standardhypnose SHT<br />

Individualisierte Hypnose<br />

IHT<br />

Kognitive Verhaltenstherapie<br />

KVT<br />

Narkose<br />

Verlust an Versuchspersonen<br />

SHT versus KVT<br />

SHT versus KG<br />

IHT versus KG<br />

Ausprägung der Angst nach<br />

erster Behandlung<br />

KVT versus SHT<br />

KVT versus KG<br />

Entwicklung der Angst über<br />

die gesamte Versuchsdauer<br />

KVT versus IHT<br />

KVT versus SHT<br />

KVT versus KG<br />

Wahrgenommene Selbstkontrolle<br />

nach erster Behandlung<br />

KVT versus SHT<br />

KVT versus KG<br />

Selbsteinschätzung der Therapiewirksamkeit<br />

KVT versus SHT<br />

Erwartung an weitere Interventionen<br />

ohne Angst lösende<br />

Begleittherapie<br />

KVT versus KG<br />

p < 0.007<br />

p < 0.001<br />

p < 0.05<br />

p < 0.03<br />

p < 0.02<br />

p < 0.05<br />

p < 0.01<br />

p < 0.005<br />

p < 0.04<br />

p < 0.04<br />

p < 0.02<br />

p < 0.03<br />

Hypnose HT<br />

Gruppetherapie GT<br />

Desensibilisierungstherapie<br />

DT<br />

Moore et al.<br />

1996 20<br />

Narkose<br />

Benötigte Therapiedauer<br />

GT versus HT<br />

Reduktion der Angst und Zunahme<br />

des Vertrauens<br />

HT / GT / DT<br />

HT oder GT oder DT versus KG<br />

Reduktion der Angst beim<br />

Versuchsende<br />

HT / GT / DT<br />

p < 0.001<br />

p < 0.001<br />

p = 0.002<br />

p < 0.001<br />

Tab. 3 Signifikant positive Effekte der Therapie von Zahnbehandlungsangst mit Hypnose im Vergleich zu anderen<br />

Therapiemethoden oder einer Kontrolle<br />

Reduktion der Angst ein Jahr<br />

später<br />

HT<br />

KG<br />

p = 0.03<br />

p < 0.03<br />

Hypnose HT<br />

Gruppetherapie GT<br />

Desensibilisierungstherapie<br />

DT<br />

Moore et al.<br />

2002 21<br />

Narkose<br />

Regelmässiges Konsultationsverhalten<br />

HT oder GT oder DT versus KG<br />

DT versus KG<br />

Frauen vs. Männer<br />

Höherer Schulabschluss<br />

Höheres Jahreseinkommen<br />

Zunahme des Vertrauens und<br />

Reduktion der Angst<br />

HT / GT / DT<br />

p < 0.001<br />

p = 0.04<br />

p = 0.03<br />

p = 0.003<br />

p = 0.006<br />

p = 0.04<br />

Zunahme des Vertrauens<br />

HT oder GT oder DT versus KG<br />

p = 0.04<br />

Reduktion der Angst<br />

HT oder GT oder DT versus KG<br />

p = 0.001


34 Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext<br />

Hypnose bei Angst und Myoarthropathien im zahnmedizinischen Kontext 35<br />

Erarbeiten und Nutzen eines sicheren Orts (A + S)<br />

Autoren<br />

Interventionen<br />

in den Testgruppen<br />

Interventionen<br />

in denKontrollgruppen<br />

Parameter<br />

Signifikanz der Unterschiede<br />

Atempacing (A + S)<br />

Dissoziation (A + S)<br />

Die Autorin<br />

Med. dent.<br />

Diana Hoenner<br />

Schmerzmittelkonsum<br />

Abrahamsen et<br />

al. 2008 23 negative Korrelation der<br />

Suggesti-bilität mit Katastrophisierung<br />

Hypnose Ohne Intervention Reduktion der<br />

Schmerzintensität<br />

Abrahamsen et<br />

al. 2009 24 Hypnose Ohne Intervention Reduktion der<br />

Schmerzintensität<br />

Bewältigungsstrategien<br />

Hypnose Ohne Intervention Gehirnaktivität (fMRI)<br />

Reduktion der<br />

Abrahamsen et<br />

al. 2010 25 Schmerzintensität<br />

Suggestibilität<br />

Abrahamsen et<br />

al. 2011 26 Hypnose Ohne Intervention Reduktion der<br />

Schmerzintensität<br />

Edelson & Fitzpatrick<br />

1989 27<br />

Hypnose (H) versus<br />

kognitive Verhaltenstherapie<br />

(KVH)<br />

Ferrando et al.<br />

2012 28 Kognitive Verhaltenstherapie<br />

mit Hypnose<br />

Achtsamkeitstraining<br />

(K)<br />

Ohne Intervention<br />

Selbsthypnose Progressive Muskelrelaxation<br />

Jensen et al.<br />

2009 29<br />

Schmerzintensität<br />

Reduktion der Schonhaltung<br />

Schmerzfrequenz<br />

Angstzustände<br />

Depression<br />

Schmerzintensität<br />

Wohlbefinden<br />

p < 0.05<br />

p < 0.02<br />

*<br />

p < 0.05<br />

p < 0.001<br />

p < 0.05<br />

p < 0.001<br />

p < 0.047<br />

p < 0.001<br />

p < 0.01 innerhalb H<br />

p < 0.05 H versus K<br />

p < 0.01 H versus K<br />

p < 0.01<br />

p < 0.03<br />

p < 0.03<br />

p < 0.05<br />

p < 0.01<br />

Fokussierung auf positive Erinnerungen mit allen fünf Sinnen (A)<br />

Reframing, d. h. positive Umdeutung von Behandlungsgeräuschen (A)<br />

Suggestionen<br />

- Ich-Stärkung (A + S)<br />

- innerer Wächter (A)<br />

- Schlüsselwort zur Situationskontrolle (A)<br />

- Fokussierung auf den Heilungsprozess (A)<br />

- Vertiefung der Trance (A + S)<br />

- Veränderung der Schmerzwahrnehmung (A + S)<br />

- Schmerzlinderung und -verlagerung (S)<br />

- Veränderung der Schmerzempfindung (A + S)<br />

- Schmerzlosigkeit (Handschuhanästhesie, Übertragung der Anästhesie<br />

auf den schmerzhaften Körperbereich (A + S)<br />

- Übertragen eines guten Körpergefühls (S)<br />

- posthypnotische Aufträge zur Arbeit am Schmerz und zur Verhaltensänderung<br />

(S)<br />

- posthypnotische Wirksamkeit der in Trance erlebten Erfahrungen (S)<br />

Metaphern zur Analgesie / Anästhesie und automatischen Muskelrelaxation bei<br />

Anzeichen von Anspannung und Schmerz (S)<br />

Altersregression (A + S)<br />

- autobiographische Erinnerung an ein Analgesie-Gefühl, Übertragung<br />

auf den schmerzhaften Körperbereich<br />

- Rückkehr zu guten Erinnerungen<br />

Med. dent. Diana Hoenner<br />

Abschluss des Studiums der Zahnmedizin<br />

an der Universität Basel 2021,<br />

seither Tätigkeit in einer Familienpraxis<br />

als Assistenzzahnärztin<br />

Med. dent. Milos M. Savanovic<br />

Der Autor<br />

Abschluss des Studiums der Zahnmedizin<br />

an der Universität Basel 2021<br />

Med. dent.<br />

Milos M. Savanovic<br />

Der Autor<br />

Prof. Dr. med. dent.<br />

Christian E. Besimo<br />

Oakley et al.<br />

1994 30 Kognitive Verhaltenstherapie<br />

mit Hypnose<br />

Ohne Intervention<br />

Schmerzreduktion<br />

Depression<br />

Angstzustände<br />

Schmerzdauer<br />

Simon & Lewis<br />

2000 31 Schmerzintensität<br />

Ambulante Arztbesuche<br />

Hypnose H Ohne Intervention Schmerzfrequenz<br />

Behandlungskosten<br />

Intervention in Hypnose<br />

H versus<br />

Stam et al.<br />

1984 32 Intervention nach<br />

progressiver Muskelrelaxation<br />

PM<br />

Entspannung mit<br />

Stam et al.<br />

1986 33 Hypnose (EH) und<br />

ohne (E)<br />

Hypnorelaxation +<br />

Winocur et al. Selbsthypnose (H) versus<br />

Schienentherapie<br />

2002 34 (ST)<br />

Ohne Intervention<br />

Ohne Intervention<br />

Aufklärung und<br />

Selbstkontrolle (K)<br />

Schmerzreduktion<br />

Mundöffnung<br />

Korrelation Suggestibilität<br />

der Schmerzreduktion<br />

Korrelation der Suggestibilität<br />

mit Schmerzreduktion<br />

Schmerzreduktion<br />

p < 0.01<br />

*<br />

p < 0.05<br />

p < 0.001<br />

p < 0.001<br />

p < 0.001<br />

*<br />

*<br />

p < 0.01 H/PM vergleichbar versus K<br />

* H/PM vergleichbar versus K<br />

* H/PM vergleichbar versus K<br />

p < 0.01 EH+E<br />

p < 0.01 H versus K<br />

p < 0.05 ST versus K<br />

Tab. 4 Signifikant positive Effekte der Schmerztherapie mit Hypnose (* = Signifikanz ohne Angabe des p-Wertes)<br />

progressive Muskelrelaxation generell und lokal im Kiefer-Kopf-Bereich (A + S)<br />

positive Umwandlung von Gedanken und Verhalten bei Schmerz (S)<br />

Anleitung zum besseren Umgang mit psychischen Herausforderungen und<br />

Stresssituationen (S)<br />

Bewältigungsstrategien<br />

- bei Angst (A + S)<br />

- Ablenkung von Beschwerden (S)<br />

- Entwicklung heilsamer Vorstellungen (S)<br />

- lösungsorientiertes Gedankenmanagement zur positiven Aufarbeitung<br />

Selbsthypnose<br />

- Instruktionen zur Selbstinduktion einer Trance über die Atmung (A)<br />

- zur muskulären sowie emotionalen Entspannung, zur Arbeit am Schmerz<br />

und zur Verhaltensänderung (S)<br />

Tab. 5 Signifikant wirksame hypnotische Interventionen bei Angst (A)<br />

und chronischem Schmerz (S) im zahnmedizinischen Kontext<br />

Prof. Dr. med. dent.<br />

Christian E. Besimo<br />

Studierte und promovierte an der<br />

Universität Zürich. Habilitation an der<br />

Universität Basel.<br />

Chefarzt für Orale Medizin an der<br />

Seeklinik in Brunnen, Titularprofessor<br />

an der Medizinischen Fakultät der<br />

Universität Basel mit Lehrauftrag für<br />

Alterszahnmedizin und für hypnosystemische<br />

Kommunikation, Fachzahnarzt<br />

für Rekonstruktive Zahnmedizin,<br />

Gerontologe.<br />

Seit 2002 arbeitet er mit Hypnose<br />

und ist Ausbilder sowie Supervisor<br />

der SMSH.<br />

Anschrift des korrespondierenden<br />

Autors:<br />

Prof. Dr. med. dent. Christian<br />

E. Besimo<br />

Klinik für Orale Gesundheit und<br />

Medizin<br />

Abteilung Orale Medizin des<br />

Alterns OMA<br />

Mattenstrasse 40<br />

4058 Basel<br />

Mail: christiane.besimo@unibas.ch


36 Begegnung in Trance<br />

Begegnung in Trance 37<br />

Begegnung in Trance<br />

Hypnose berührt<br />

lautet das Motto für unseren DGH-Kongress<br />

<strong>2023</strong> in Bad Lippspringe.<br />

Sehr schön – dachte ich zunächst. Und<br />

dann – eine doch reichlich waghalsige<br />

Formulierung?<br />

In einem kurzen Bericht über den Erickson-<br />

Kongress im Dezember 1980 in Phoenix/Arizona<br />

-Milton H.Erickson war im März 1980<br />

im Alter von 79 Jahren verstorben - berichtete<br />

ein Teilnehmer 1 über den vermutlich dritten<br />

Teil der Begrüßungszeremonie durch Jay<br />

Haley (den der Autor als den reifsten „Sohn“<br />

Ericksons bezeichnete): „Sehr bewegend<br />

war für uns, und wohl auch für die übrigen<br />

1997 Anwesenden, als Haley in seiner Begrüßungsansprache<br />

sagte, er hätte ein paar<br />

Jahre früher so einen Kongreß organisieren<br />

sollen, damit Erickson hätte dabei sein können,<br />

und auch Gregory Bateson. „Aber jetzt<br />

werden diese beiden Männer niemals mehr<br />

bei einem Treffen dabei sein“ – Haley weinte.<br />

„Sein Tod ist wirklich ein persönlicher,<br />

denn er hat unser Leben bereichert.“ Das<br />

Tabu des Kongresses war gebrochen, das<br />

Faktum des Todes benannt.“<br />

Vermutlich wird nicht nur Jay Haley „berührt“<br />

gewesen sein, Tränen vergossen haben,<br />

sondern auch zahlreiche Mitmenschen<br />

aus dem Auditorium. Angeregt sowohl<br />

durch „Eigenes“ (z.B. andere Verluste, Mitgefühl<br />

mit den Verstorbenen, Erinnerung<br />

an beglückende Begegnungen mit ihnen ...)<br />

als auch in Ko-Respondenz mit den Worten,<br />

Gesten, Mimik und Gefühlen des Vortragenden<br />

(Spiegelneurone, Quanten,…) in einer<br />

ergreifenden und ergriffenen Atmosphäre<br />

– in einer mächtigen gemeinsamen Trance<br />

– einer „Begegnung in Trance“.<br />

In einem Zustand, in welchem wahr wurde,<br />

was von vielen Anwesenden zwar vermutlich<br />

schon in Worten und Gedanken die Zeit<br />

davor vielfach bewusst hin und her bewegt<br />

worden sein wird. Was jedoch erst in dieser<br />

verdichteten und aufgeladenen Atmosphäre<br />

in seiner Gefühlsmacht aus dem jeweiligen<br />

individuellen Unterbewussten, dem<br />

Halbbewussten, dem Zurückgedrängten,<br />

dem Tabuisierten lebendig, lebend, befreit<br />

und leibhaftig erfahrbar werden und sein<br />

durfte.<br />

Im Anerkennen des Verlustes erscheint und<br />

berührt das Positive, das des Bereichert-Worden-Seins!<br />

Auch wenn in dieser Eröffnungsveranstaltung<br />

massive Trance-Effekte stattgefunden<br />

haben, unterscheidet sich das, was da abgelaufen<br />

ist, doch irgendwie fundamental von<br />

einer „normalen“ Hypnositzung - deren üblichen<br />

Ablauf ich hier nicht darstellen muss.<br />

Während d. Therapeut*In individuell zugeschnittene<br />

oder auch manualisierte Tranceinduktionen<br />

in häufig auch sozusagen professioneller<br />

Weise vorträgt (also ohne davon<br />

„berührt“, „betroffen“ oder „bewegt“ zu sein)<br />

sinkt das Gegenüber in eine mehr oder weniger<br />

tiefe Trance. Diese zeichnet sich bekanntermaßen<br />

durch ein Absinken größerer Teile<br />

der elektrischen Hirnaktivität in Alpha- und<br />

Theta-Wellenbereiche aus. Die erlebbare<br />

„Lebendigkeit“ nimmt sukzessive und massiv<br />

ab. Gestik, Mimik und Emotionen reduzieren<br />

sich, verblassen regelrecht und über die dadurch<br />

bewirkte „Hypofrontalität“ ii entsteht<br />

Autor: Dipl.-Psych. Jürgen Abresch<br />

ein mehr oder weniger ichloses Sein – meist<br />

getragen von einem Zustand des gelösten<br />

Wohlbefindens, quasi von Hypnos, unserem<br />

sanftmütigen Gott, weggetragen auf seine<br />

Trauminsel, um dort von den Göttinnen der<br />

Muse, der Ruhe und der Vergessenheit umsorgt<br />

zu werden.<br />

Auf beiden Seiten des in dieser Art und Weise<br />

praktizierten therapeutischen Settings<br />

gibt es also keine wirkliche Spur von Berührtsein<br />

– selbst wenn d. Therapeut*In mit<br />

in eine (wenn auch deutlich abgeschwächte)<br />

sozusagen teilnehmende Trance eingestiegen<br />

sein sollte.<br />

Hypnose berührt?<br />

Zu Tränen gerührt war ich z.B. im Alter von<br />

ca.11/12 Jahren anlässlich Winnetous Tod,<br />

z.B. auch in eigenen therapeutischen Sitzungen<br />

bei gleichzeitigem Herausbrechen von<br />

Trauer und Glück aus gepanzerten Zuständen.<br />

Und auch, wenn ich meinen damals<br />

kleinen Kindern Geschichten vorgelesen<br />

habe, Janosch zum Beispiel (die mich dann<br />

interessiert anschauten nach dem Motto:<br />

„was hat der denn gerade, warum bricht die<br />

Stimme?“). Es gab auch Zeiten, in denen ich<br />

Patient*Innen zu ihnen passende Märchen<br />

vorgelesen habe – bis das nicht mehr ging,<br />

weil mir dabei die Stimme zu versagen drohte.<br />

So ist das im Grunde auch heute noch.<br />

Was ist da los? Um was geht es da?<br />

Um Gefühle!<br />

„Gefühle sind aktuelle (im Hier und Jetzt<br />

gegebene) ganzheitliche individuelle Erlebnisse<br />

des Daseins des Subjektes in einer<br />

Lebenssituation (situative „Ich-Zustände“).<br />

Aufgenommen sind damit die drei von Revers<br />

formulierten Thesen zur Bestimmung<br />

von Gefühl: „1. Wir sind es ganz. 2. Wir sind<br />

es selbst. 3. Wir sind es existierend“….. Gefühle<br />

stellen unmittelbare (unwillkürliche,<br />

unausweichliche) psycho- physische Bewertungen<br />

des jeweiligen (situativen) Person<br />

– Welt- Bezugs (Empfinden, Wahrnehmen,<br />

Bewegung, Denken, Vorstellung, Bedürfnisse,<br />

Interesse, Glauben ..usw. ) dar, … .<br />

Gefühle sind psychophysische-ganzheitliche<br />

Prozesse … des Erlebens, der physiologischen<br />

Aktivität, des leiblichen Ausdrucks,<br />

des (symbolischen und manifesten) Verhaltens…<br />

. Gefühle sind erlebnismäßig durch<br />

„Nichtgleichgültigkeit“ gekennzeichnet….<br />

Dem Erleben von Gefühlen eignet „Widerfahrnis“-<br />

Qualität (sie werden als nicht willkürlich<br />

erlebt). Das Subjekt erfährt sich in<br />

ihnen passiv…. “ 3<br />

Um welche Gefühle es dabei gehen könnte<br />

haben Psychologen der Universitäten Ulm<br />

und Sussex an Hand von Online-Befragungen<br />

zu erforschen versucht:<br />

Sie „teilen … die menschlichen Tränenflüsse<br />

in fünf Kategorien ein: Einsamkeit, Machtlosigkeit,<br />

Überforderung, Harmonie und Medienkonsum.<br />

Der Einteilung … liegt die Überlegung<br />

zugrunde, dass emotionale Tränen<br />

immer dann auftreten, wenn psychologische<br />

Grundbedürfnisse entweder nicht erfüllt<br />

oder aber sehr intensiv befriedigt würden. …<br />

So verweisen die Psychologen darauf, dass<br />

Einsamkeit durch ein nicht erfülltes Bedürfnis<br />

nach Nähe zustande kommt – und so zu<br />

Tränen führen könne. Zu dieser Kategorie<br />

zählen auch Tränen aufgrund von Liebeskummer<br />

oder Heimweh. Freudentränen dagegen<br />

treten … nach der intensiven Befriedigung<br />

des Bedürfnisses nach Harmonie auf.<br />

Als Beispiel für Tränen aufgrund von Machtlosigkeit<br />

nennen sie etwa die Reaktion auf<br />

eine Todesnachricht.“ 4<br />

Von Hypnos umfangen und auf seiner Insel<br />

von Göttinnen und Musen umsorgt kann,<br />

wenn es gut läuft, den Gefühlen von körperlichen<br />

wie seelischen Schmerzen, die an<br />

ein erlebensstarkes Ich gebunden sind, in<br />

dem angestrebten „ichlosen“ Zustand eine<br />

Linderung oder gar eine Art Heilung widerfahren.<br />

Dies letztlich, weil über eine massive<br />

parasympathisch-vagale Aktivierung<br />

schmerzhafte Gefühlszustände sowie auch<br />

negativ erlebbare „körperliche“ Sensationen<br />

uns nicht mehr ängstigen, bedrohen oder<br />

gefährden können. Diese sind nicht mehr erlebensfähig<br />

und die an sie gebundenen und/<br />

oder aus ihnen entstandenen sowie archivierten<br />

Erfahrungen und Scripte können mit<br />

Ruhe und Wohlgefühl überlagert, eventuell<br />

sogar umgeschrieben und sodann erneut<br />

archiviert werden.<br />

„Begegnung in Trance - Hypnose berührt“?!?<br />

schen Vorgehen.<br />

Weder die Patient*Innen noch die Therapeut*Innen<br />

sind im ablaufenden Prozess berührt<br />

oder gar ergriffen!<br />

Dennoch kann es zu einem Berührt-Sein, zu<br />

einem tiefen, lebendigen Berührt-Werden<br />

und -Sein, kommen.<br />

Meiner Beobachtung nach dann, wenn die<br />

Trance fraktioniert wird.<br />

Dies kann durch Interventionen d. TherapeutIn<br />

geschehen (z.B. unerwartete Berührungen,<br />

durch deutlicher auf das Bewusste,<br />

auf den präfrontalen Cortex hinzu ziehen<br />

wollende Ansprache, durch eine grundsätzlich<br />

die Tiefe der Trance reduzierende<br />

dialogisch angelegte Gesprächs- und damit<br />

Selbsterlebensführung,…).<br />

Aber wohl auch durch ein derart grundlegend<br />

ergreifendes Erleben von emotionalen<br />

Durchbrüchen,<br />

Seins-Veränderungen, emotionalen Erkenntnissen,<br />

leiblichen Lösungen – solcher<br />

Art, dass sich situativ die Ganzheit von<br />

Emotion, Kognition und körperlichem Sein<br />

gegen die Trance quasi durchsetzt, die „tranceverordnete“<br />

Spaltung oder Trennung für<br />

einen extrem bedeutsamen Moment, einen<br />

Moment des Heiler-Werdens, des Heiler Geworden-Seins,<br />

durchsetzt.<br />

„Begegnung in Trance – Hypnose berührt“<br />

Was ist Begegnung? Ist es Kontakt (shake<br />

hands)?<br />

Ist es Begegnung? Eine Ebene, auf der Intersubjektivität<br />

entsteht, ein intensiveres Erleben<br />

und auch partielles Verstehen des/<br />

der Anderen, ein gemeinsames Schwingen,<br />

ein des/der Anderen „Innewerdens“ welches<br />

auch in uns selbst Wirkung zeigt?<br />

Ist es Beziehung? Eine Begegnung mit einer<br />

noch höheren Begegnungstiefe – und dies<br />

über einen längeren Zeitraum, in welchem<br />

dann aus einer Beziehung auch eine Bindung<br />

werden kann?<br />

Oder ist es - zumal in möglicherweise gemeinsamer<br />

Trance (Begegnung in Trance)<br />

eine Art symbiotischer Zustand, eine Konfluenz,<br />

ein Zustand aufgelöster Grenzen bis<br />

hin zu quasi ozeanischen Gefühlen der Allverbundenheit<br />

(wie fast in der eingangs geschilderten<br />

Kongresstrance)?<br />

Je nachdem.<br />

Wir haben einen Beruf, in dem wir berührt<br />

und ergriffen werden – wenn wir es zulassen<br />

– von Schmerz ebenso wie von Glück,<br />

von erfüllter wie von vergeblicher Sehnsucht,<br />

von Todessehnsucht wie von Lebensfreude.<br />

Berührt-SEIN entsteht, wenn Gefühle<br />

und Sehnsüchte aus den Verliesen der in<br />

der Kindheit entwickelten und fast immer<br />

unbewussten Abwehr – und Lebensbewältigungsmechanismen<br />

entkommen, lebendig,<br />

leibhaftig, wahr werden. Sich Sehnsüchte<br />

erfüllen – und sei es auch nur metaphorisch<br />

oder in der Teilhabe als ZeugIn. Das<br />

„Schlimme“ macht hart, das „Gute“ weich, es<br />

berührt im eigentlichen Sinn.<br />

Ich bin nahezu jede Woche und oft mehrfach<br />

zu Tränen oder Anmutungen davon<br />

gerührt – oft nicht in den „Sitzungen“ selbst<br />

- sondern danach: wenn die Patient*Innen –<br />

oft unter Tränen, solchen der Erleichterung<br />

Das alles berührt aber nicht – im wie oben<br />

angedeuteten gewählten und vermutlich<br />

am meisten praktizierten hypnotherapeutiund<br />

Freude – davon berichten, dass Ängste,<br />

Sorgen und Schmerzen viel kleiner geworden<br />

sind, dass das Leben wieder leichter gelebt<br />

werden kann.<br />

In diesem Sinne ist es nun doch wirklich –<br />

und das sogar doppelt - wahr: „Hypnose berührt“!<br />

5<br />

1. Thies Stahl, Der Erickson-Kongreß: Ein<br />

subjektiver Bericht; Integrative Therapie<br />

1/1981, S.81, Junfermann-Verlag Paderborn,<br />

1981<br />

2. Dirk Revenstorf, Wie heilt Hypnose – Veränderung<br />

im Ichlosen Zustand, Suggestionen<br />

2014, S. 34Ff, dgh, Coesfeld 2014<br />

3. Ernst H. Bottenberg, Neuer Umgang<br />

mit Gefühlen, Integrative Therapie Jg. 17/<br />

4/1991, S. 403ff, Junfernann-Verlag, Paderborn<br />

1991<br />

4. Pressemitteilung der Universität Ulm: Was<br />

bringt uns zum Weinen? Fünf Gründe für<br />

emotionale Tränen identifiziert. 15.08.2022<br />

Untersuchung von M.Barthelmäs, R.Kesberg,<br />

A.Hermann et al.,<br />

Quelle: www.coliquio.de/wissen<br />

5. Siehe auch:<br />

Peter Eisler, „Berühren und Berührtsein“<br />

in der Integrativen Therapie, Integrative<br />

Therapie, 17.Jg., 1-2 1991, S.85 ff, Junfermann-Verlag,<br />

Paderborn 1971 sowie Jürgen<br />

Abresch, Über das Berührt-Sein - Annäherungen<br />

an einen psychosomatischen Erlebensweg<br />

des Heiler-Werdens, in: A.F.E.intern<br />

– Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Funktionelle Entspannung, Heft 26, S.<br />

67Ff, Erlangen 1998, sowie Fallbeispiele<br />

unter www.gruenberg-institut.de<br />

Dipl.-Psych. Jürgen Abresch<br />

Der Autor<br />

Dipl.-Psych.<br />

Jürgen Abresch<br />

Studium der Psychologie, Soziologie<br />

und Pädagogik. Psychologischer Psychotherapeut,<br />

TP, VT. Praxis in Siegen<br />

sowie in Grünberg


38 Und ich sehe die Blumen wirklich!<br />

Und ich sehe die Blumen wirklich! 39<br />

Und ich sehe die Blumen wirklich!<br />

Ein Bericht von einer einzelnen Hypnosesitzung bei einer<br />

Patientin mit einer therapierefraktären Depression.<br />

Frau S. war 68 Jahre alt, als sie zu mir kam,<br />

um Hypnose zu bekommen. Sie war bereits<br />

seit einem Jahr stationär in unserer<br />

Klinik wegen einer therapieresistenten<br />

Depression. Diverse antidepressive Medikationen<br />

und sogar 12 EKT-Sitzungen<br />

waren ohne Erfolg geblieben. Ihr ambulanter<br />

Psychiater, der emeritierte Direktor<br />

der Klinik (Professor Dr. H. Dilling), hatte<br />

die berentete Apothekerin gedrängt,<br />

ihren Privatstatus geltend zu machen<br />

und sich vom neuen Klinischen Direktor<br />

(Professor Dr. F. Hohagen) behandeln zu<br />

lassen, weil dieser vielleicht noch eine<br />

medikamentöse Idee haben könnte, um<br />

ihr zu helfen.<br />

Nun kam sie also zu mir ins Zimmer und<br />

fragte nach einer hypnotischen Behandlung.<br />

Sie hatte vom Emeritus erfahren, dass ich<br />

auch Hypnotherapeut bin und wollte, wie<br />

sie sagte, nichts unversucht lassen. Vielleicht<br />

könnte ja Hypnose ihr aus ihrer verzweiflungswürdigen<br />

Lage heraushelfen.<br />

Sie berichtete mir davon, wie sie früher sehr<br />

zufrieden in Hamburg gelebt hatte. Sie liebte<br />

es kulturelle Veranstaltungen zu besuchen,<br />

war Gasthörerin in verschiedenen Seminaren<br />

an der Uni Hamburg gewesen und genoss<br />

ihre Wohnung und ihren Freundeskreis.<br />

Dann aber war sie depressiv geworden. Sie<br />

hatte Ängste entwickelt, keinen Antrieb<br />

mehr, keine Freude mehr. Sie hatte sich von<br />

ihrem Freundeskreis zurückgezogen, hatte<br />

Angst in der eigenen Wohnung bekommen<br />

und sich nicht mehr getraut dort überhaupt<br />

noch zu übernachten, nicht einmal für ein<br />

Wochenende. Zwar schminkte sie sich aufwändig<br />

und war stets freundlich, aber dies<br />

sei eben ihre Fassade, von der sie sich nicht<br />

lassen wolle. In ihr selbst aber sehe es ganz<br />

anders aus. Sie sei hoffnungslos und verzweifelt,<br />

über sich und über ihre Perspektiven.<br />

Sie sei wie erstarrt und ohne Lebenswillen,<br />

allerdings nicht suizidal. Wenn es<br />

doch nur etwas gebe, was ihr ihr altes Leben<br />

zurückbringen könnte! Sie wolle alles dafür<br />

tun, alles ausprobieren. Eben auch Hypnose.<br />

Nachdem ich mir die Erlaubnis zu einer Hypnose<br />

seitens meines (neuen) Chefs geholt<br />

hatte, bestellte ich mir die Patientin ein, zusammen<br />

mit ihrer Behandlerin auf Station.<br />

Ich weiß das Jahr nicht mehr, aber ich weiß,<br />

dass es ein Freitag, der 13. war. Es war im<br />

Frühjahr.<br />

Ich war mir unsicher, ob es überhaupt gelingen<br />

könnte, diese Patientin zu hypnotisieren.<br />

Außerdem machte mich die Mitteilung,<br />

dass sie alles schon versucht hatte und dass<br />

Autor: Prof. Dr. med. Klaus Junghanns<br />

ich nun fast die letzte Hoffnung für sie war,<br />

etwas unsicher. Um ihre Trance-Bereitschaft<br />

zu testen, entschied ich mich deshalb dazu,<br />

sie in eine leichte Entspannungs-Trance zu<br />

versetzen und ihr dann die Löwengeschichte<br />

zu erzählen.<br />

Die Löwengeschichte habe ich bei einem<br />

Seminar mit Dr. Trenkle kennen gelernt, in<br />

welchem es darum ging, hypnotisches Vergessen<br />

durch Schachtelung von Handlungen<br />

und Geschichten zu erreichen: Es wird eine<br />

Entspannung angeregt und die Erlaubnis<br />

ausgegeben, dass der Patient nur einfach<br />

entspannen soll und es ist egal, ob er dem<br />

Weiteren zuhört oder nicht. Er darf mit seinen<br />

Gedanken herumwandern wie immer er<br />

mag, denn der unbewusste Verstand werde<br />

sich heraussuchen, was immer für ihn gut<br />

ist, während der bewusste Verstand sich<br />

einfach nur entspannen kann, vielleicht an<br />

einem Ort, der für ihn der Inbegriff von Ruhe<br />

und Entspannung ist.<br />

Dieser Erlaubnis zum Abschweifen als Rahmen<br />

folgt dann die weiter verschachtelte<br />

Trance, in der die eigentliche Geschichte in<br />

die Rahmenhandlung einer BBC-Kindersendung<br />

eingebunden wird (Siehe Skizze).<br />

Es gibt verschiedene Variationen des Vorge-<br />

hens. Meines war das Folgende, gegenüber<br />

Trenkle vereinfachte:<br />

Das, wovon ich berichten möchte, ist etwas,<br />

das sich vor einiger Zeit zugetragen im BBC<br />

Radio, wo nach dieser einen Radiosendung<br />

all die Anrufe kamen und diese Verwunderung,<br />

die sie auslösten, nach dieser Sendung.<br />

All diese Anrufe. Und diese Sendung<br />

im Kinderfunk war eigentlich eine orientalische<br />

Geschichte, die eine afghanische<br />

Märchenerzählerin im Kinderfunk der BBC<br />

vorlas, die Erzählung von einem Persischen<br />

Löwen.<br />

Dieser Löwe lebte in einem Wald. Und er lebt<br />

schon immer in diesem Wald. Und so kam<br />

es, dass er die Bäume sah und sie nicht sah.<br />

Er sah seine Wasserstelle und sah sie nicht,<br />

sah die Blumen und sah sie nicht. Und Löwen<br />

sind Jäger. Und so kam auch dieser<br />

Löwe eines Tages ins Jagen. Und wie er so<br />

jagte, merkte er gar nicht, wie er seinen<br />

Wald verließ, in die Savanne kam. Und von<br />

der Savanne in die Wüste kam. Und Jagen<br />

macht durstig. Löwen haben ein Gespür für<br />

Wasser. Und so fand auch dieser Löwe eine<br />

Wasserstelle. Kein Wind ging, alles war still.<br />

Aber wie sich der Löwe der Wasserstelle nähert<br />

und sich vorbeugt, ist da ein anderer<br />

Löwe. Und erschreckt zieht er sich zurück,<br />

wartet…<br />

Nach einer Zeit steht er wieder auf, geht zur<br />

Wasserstelle, beugt sich vor: ist da immer<br />

doch dieser Löwe. Und wieder zieht er sich<br />

zurück und wartet...<br />

Aber er hat Durst, wird ungeduldig und wütend.<br />

Er geht wieder zur Wasserstelle, wütend,<br />

beugt sich. Ist da der andere Löwe, genauso<br />

wütend. Und verwirrt und erschreckt<br />

zieht er sich wieder zurück. Und wartet ..<br />

..wartet.. wartet..<br />

Und wie er so wartet, dreht er mit seiner<br />

Tatze einfach einen Stein um und sieht unter<br />

dem Stein Ameisen laufen. Und er erinnert<br />

sich an früher, als er ein junger Löwe war.<br />

Er ließ Ameisen über seine Zunge laufen,<br />

jagte Schmetterlinge: Lauern, ansitzen,<br />

Wie geht es Ihnen? Sind<br />

Sie bereit? Dann starten<br />

wir! Nehmen Sie Platz!<br />

Entspannung<br />

springen… Er hat nie einen Schmetterling<br />

gefangen.<br />

Aber wie er so da liegt und zurückdenkt, sagt<br />

er sich: Man müsste mal wieder Ameisen<br />

über seine Zunge laufen lassen, Schmetterlinge<br />

jagen. Und dann sagt er sich auf einmal:<br />

So oder so! So oder so?<br />

Er steht auf, geht zur Wasserstelle, so oder<br />

so! beugt sich Vor und stupst mit seiner<br />

Schnauze ins Wasser: kein Löwe mehr da!<br />

Und Löwen haben ein Gespür dafür, wieviel<br />

man trinken muss, um gesättigt zu sein.<br />

Und so trinkt auch unser Löwe genauso viel<br />

wie er benötigt und kehrt zurück in den<br />

Wald, seinen Wald. Und so kommt es, dass<br />

er die Bäume sieht und er sieht sie wirklich.<br />

Er sieht seine Wasserstelle und er sieht sie<br />

wirklich. Er sieht die Blumen und sieht sie<br />

wirklich.<br />

Und die Leute bei der BBC, die waren ja so<br />

überrascht über diese Anrufe, die eingingen,<br />

nach der Sendung und von Angehörigen,<br />

die berichteten, dass ihr Kind oder sogar ihr<br />

erwachsener Partner dieses schwere Problem<br />

hatte, das nach der Sendung weg war,<br />

einfach weg war. Sie waren so überrascht,<br />

so froh.<br />

Und wir, die wir diese Geschichte anhören,<br />

können uns manche Gedanken darüber machen,<br />

was da wohl passiert ist und warum.<br />

Aber es ist mindestens genauso gut, sich zu<br />

entspannen, sich einfach zu entspannen,<br />

um dann gestärkt und gekräftigt aus dieser<br />

angenehmen Trance zurück zu kehren, einfach<br />

zurück zu kommen ins Hier und Jetzt!<br />

Ich fragte Frau S. noch, ob sie habe entspannen<br />

können und ob sie sich erfrischt fühle,<br />

was sie beides bejahte. Dann machten wir<br />

einen Termin für in zwei Wochen aus und<br />

ich entließ die Patientin zurück auf Station.<br />

Wie vereinbart kam Frau S. nach 14 Tagen<br />

wieder zu mir, klopfte kurz an und teilte mir<br />

mit, dass sie nur Bescheid sagen wollte, dass<br />

sie keine Hypnose mehr benötige, denn es<br />

gehe ihr sehr gut. Sie sei wieder völlig hergestellt<br />

und werde in ein paar Tagen entlas-<br />

Verschachtelte Geschichte<br />

Die bei der BBC<br />

Geschichte<br />

Die bei der BBC<br />

Ich hoffe, Sie haben sich<br />

gut entspannen können!<br />

Auf Wiedersehen<br />

Trance-Ausleitung<br />

sen. Sie sei am letzten Wochenende zuhause<br />

gewesen und es sei einfach schön gewesen:<br />

keine Angst mehr in der eigenen Wohnung.<br />

Im Gegenteil, sie habe es genossen. Sie habe<br />

sich auch schon eine Gasthörerschaft an der<br />

Uni in Hamburg besorgt und freue sich auf<br />

den Wiederbeginn eines Semesters. Sie sei<br />

mit Freunden fürs Theater verabredet. Es<br />

gehe ihr einfach phantastisch. Alle Angst,<br />

alle Traurigkeit seien wie weggeblasen.<br />

„Und wissen Sie, seit wann?! Seit Freitag,<br />

dem 13.! Da bin ich spazieren gegangen und<br />

plötzlich sah ich die Blumen und ich sah sie<br />

wirklich! Ich bin solch ein Blumenfreund,<br />

müssen Sie wissen, und es war dies eine solche<br />

Offenbarung! Und wissen Sie woher das<br />

kommt? An dem Tag habe ich das erste Mal<br />

vom Direktor der Klinik Abilify® (Aripiprazol)<br />

bekommen, nur 5mg. Aber meine pharmazeutischen<br />

Freunde sagen auch, dass das<br />

durchaus sein kann, dass eine so kleine Menge<br />

von Aripiprazol einen aus der Depression<br />

holen kann! Ich bin ja so glücklich!“<br />

Als ich meinen Chef auf Frau S. und ihre Genesung<br />

ansprach, meinte er nur: „Da können<br />

Sie wieder einmal sehen, dass es sich lohnt,<br />

den Privatstatus in Anspruch zu nehmen!“<br />

Frau S. erhielt nur eine Hypnosesitzung. Die<br />

eine Hypnosesitzung erwähnte sie nie wieder<br />

vor mir. Sie wurde wenige Tage später<br />

entlassen und ich sah sie lange nicht mehr.<br />

Ein paar Jahre später rief mir jemand auf einem<br />

Flur in der Klinik nach. Ich blieb stehen<br />

und drehte mich um. „Erkennen Sie mich<br />

noch? Ich bin Frau S.! Ich wollte Ihnen nur<br />

sagen, dass es mir weiterhin super geht. Ich<br />

bin weiter voller Glück und Freude und aktiv<br />

mit meinen Freunden. Ich bin wie neugeboren<br />

seit damals, nach diesem unendlich langen<br />

Jahr voller Angst und Depression. Bitte<br />

grüßen Sie den Direktor der Klinik von mir!“<br />

Ich versprach es.<br />

Prof. Dr. med. Klaus Junghanns<br />

Der Autor<br />

Prof. Dr. med.<br />

Klaus Junghanns<br />

Facharzt für Neurologie und Psychiatrie,<br />

Verhaltens- und Hypnotherapeut<br />

(MEG). Stellvertretender Direktor des<br />

Zentrums für Integrative Psychiatrie<br />

(ZIP) Campus Lübeck und Leiter des<br />

Ambulanzzentrums des Sucht und<br />

des Schlafbereiches. Apl. Professor<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

hat sich in der Forschung vor allem<br />

mit der Gedächtniskonsolidierung im<br />

Schlaf und mit biologischen Rückfallrisiko-Markern<br />

bei Alkoholabhängigen<br />

beschäftigt. Neben dem Studium<br />

der Medizin, Absolvierung eines Studiums<br />

in Philosophie.


40 DGH meets Psycho- lympia <strong>2023</strong><br />

D... G... H f... f... F... Zünden wir gemeinsam die Zukunft? 41<br />

D... G... H f... f... F...<br />

Zünden wir gemeinsam die Zukunft?<br />

DGH meets Psycholympia <strong>2023</strong><br />

Über idyllische Landstraßen, gesäumt von<br />

Wiesen und kleinen Wäldchen, erreicht<br />

man schließlich den kleinen Ort Möckern<br />

in Sachsen-Anhalt. Dort findet auf dem<br />

Zeltplatz Friedensau seit 2016 die „Psycholympia“<br />

statt, die auch in diesem Jahr<br />

von der DGH tatkräftig als Gold-Sponsor<br />

unterstützt wurde.<br />

Die „Psycholympia“ wurde von der PsyFaKo<br />

(Bundesfachschaftenkonferenz Psychologie)<br />

als ein viertägiges Event voller Spiele, Wettkämpfe<br />

und Partys für Psychologiestudenten<br />

und Psycholgiestudentinnen ins Leben<br />

gerufen. Was damals mit einer Vision begonnen<br />

hatte, hat sich inzwischen zu einer<br />

Veranstaltung mit ca. 650 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern gemausert. Hier können in<br />

der Arena, auf der „offenen Bühne“ oder im<br />

„Open Space“ gemeinsame Spiele und auch<br />

Workshops angeboten werden. Der Samstag<br />

ist den sportlichen Turnieren vorbehalten<br />

und dem olympischen Geist gewidmet.<br />

cher Workshop für den späten Nachmittag<br />

geplant, um noch mehr Interessenten unterzubringen.<br />

Es konnten somit drei Workshops<br />

zu den Themen „Einführung in die Hypnose<br />

und Hypnotherapie“ sowie „Mentaltraining<br />

im Sport“ durchgeführt werden, die allesamt<br />

restlos ausgebucht waren.<br />

In den entsprechenden Workshops konnte<br />

sowohl der aktuelle Stand der Wissenschaften<br />

bezüglich Hypnose, als auch der theoretische<br />

Hintergrund sowie der praktische Nutzen<br />

dieser Techniken für das eigene Leben<br />

und das Leben und die Gesundheit unserer<br />

Patientinnen und Klientinnen vermittelt<br />

werden.<br />

Bemerkenswert war das Interesse der TeilnehmerInnen,<br />

die mit sichtlichem Spaß an<br />

der Thematik sämtliche praktischen Übungen<br />

sehr engagiert mitgemacht haben. Dabei<br />

waren die Vorerfahrungen der PsychologiestudentInnen<br />

dem Thema „Hypnose“<br />

eher rudimentär, da diese Thematik -wie ich<br />

in den Gesprächen während der Workshops<br />

erfahren konnte- im Psychologiestudium<br />

keinerlei Bedeutung hat. Hier konnte die<br />

DGH also wahrlich Pionierarbeit leisten und<br />

einen wertvollen Einstieg in die Welt der<br />

Trance liefern. Das Feedback auf die Workshops<br />

war durchweg äußerst positiv und das<br />

langfristige Interessen an der Thematik dürfte<br />

geweckt worden sein.<br />

An unserem Infostand konnte man sich parallel<br />

über die neuesten Veranstaltungen<br />

der DGH informieren lassen und entspre-<br />

Autor: Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Am Freitag ist dabei der Tag der Sponsoren<br />

und so hatte auch die DGH die Möglichkeit<br />

im Rahmen von Workshops über die Themen<br />

Hypnose und Hypnotherapie zu informieren.<br />

Zu meiner großen Freude erfuhr ich<br />

bei Ankunft auf dem Eventplatz im Gespräch<br />

mit den beiden Organisatoren/innen Frau<br />

Esther Ott und Herrn Magnus van Behren,<br />

dass die im Vorfeld angeboten Workshops<br />

der DGH nicht nur restlos ausgebucht waren,<br />

sondern in solchem Maße überbucht<br />

waren, dass eine lange Warteliste existierte.<br />

Spontan wurde deshalb noch ein zusätzlichendes<br />

Material, insbesondere auch zur<br />

„Summer School“ an der Charité in Berlin<br />

vom 08.-10.09.<strong>2023</strong>, die sich ganz speziell<br />

an Studierende der Psychologie wendet, erhalten.<br />

Alles in allem war die „Psycholympia“ ein<br />

tolles Event mit Wiederholungspotential<br />

sowohl für die vielen TeilnehmerInnen als<br />

auch für die DGH.<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Der Autor<br />

Dr. med. dent.<br />

Sylvio Chiamulera<br />

Leiter des Weiterbildungszentrums<br />

Bremen sowie Dozent und Supervisor<br />

der DGH. Inhaber des „European<br />

Hypnosis Diploma“. Er arbeitet insbesondere<br />

als Mentaltrainer im Sport<br />

und hat diverse Publikationen zu den<br />

Themen „Hypnose“ und „SportMentaltraining“<br />

veröffentlicht. Er bietet<br />

regelmässig Workshops auf der Jahrestagung<br />

der DGH in Bad Lippspringe<br />

an.<br />

?<br />

Knallbonbon oder Rohrkrepierer?<br />

Ihr entscheidet!<br />

Wo?<br />

Auf dem DGH Kongress <strong>2023</strong><br />

Wann da genau?<br />

18.11.<strong>2023</strong> ab 20 Uhr


42 Interview mit Norbert Loth<br />

Interview mit Norbert Loth 43<br />

Interview mit Norbert Loth<br />

Norbert, Du warst vor 40 Jahren einer der<br />

„Gründerväter“ der DGH. Wie seid ihr damals<br />

eigentlich auf die Idee gekommen,<br />

eine deutsche Hypnosegesellschaft zu<br />

gründen?<br />

Ich habe damals Thomas Svoboda bei der<br />

Hypnoseausbildung am IIT in München<br />

kennen gelernt. Das ist ein Therapieinstitut<br />

für Integrierte Therapie (IIT) von Burkhard<br />

Peter und Kollegen. Die hatten einige<br />

Amerikaner eingeladen, Steven Gilligan,<br />

Paul Carter und Jeffrey Zeig, die mehr oder<br />

weniger als Schüler von Milton Erickson<br />

galten. Sie waren in der Materie gut bewandert<br />

und hatten auch durch Grinder<br />

und Bandler, den späteren Gründern des<br />

NLP, viel Strukturierung erfahren. Das war<br />

damals das erste Hypnotherapie-Curriculum,<br />

das in Deutschland angeboten wurde.<br />

Hier trafen sich interessierte Psychologen<br />

und Mediziner. Das ging über zwei Jahre<br />

hinweg. Thomas Svoboda und ich haben<br />

uns in dieser Zeit befreundet. Es kam dann<br />

die Idee auf, eine Gesellschaft zu gründen,<br />

was zunächst zur Gründung der MEG führte.<br />

Die MEG hatte natürlich erwartet, dass wir<br />

uns ihnen ebenfalls anschließen und ich bin<br />

ja auch, allerdings erst später, Mitglied der<br />

MEG geworden. Thomas und ich hatten das<br />

Gefühl, dass uns da ein ganzes Spektrum<br />

der Hypnoseforschung fehlt, vor allem, was<br />

die klassische Hypnose, die experimentelle,<br />

und die medizinische Hypnose angeht. Wir<br />

waren davon überzeugt, dass diese Bereiche<br />

unbedingt dazu gehören müssen. Thomas<br />

hatte sich da intensiv eingelesen und ich<br />

hatte mich vor allem mit Hypnoseforschung,<br />

von Ernest Hilgard, Martin Orne und Andre<br />

Weitzenhoffer beschäftigt. Von daher war<br />

uns klar, wenn wir eine Gesellschaft brauchen,<br />

dann eine, die auch den Forschungsanteil<br />

berücksichtigt, wie das damals die<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Dipl.-Psych.<br />

Norbert Loth<br />

Norbert Loth, Diplompsychologe,<br />

geb. 1951, Studium der Psychologie<br />

und Philosophie an der Universität<br />

Tübingen. Seit 1976 tätig<br />

als Psychotherapeut in eigener<br />

Praxis in München. Anfang der<br />

achtziger Jahre Gründungs- und<br />

Vorstandsmitglied der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie<br />

(DGH), Mitglied der<br />

International Society of Hypnosis<br />

(ISH). Dozent und Supervisior der<br />

Deutschen Gesellschaft für Hypnose<br />

und Hypnotherapie (DGH)<br />

und der Milton Erickson Gesellschaft<br />

(M.E.G.). Approbation als<br />

Psychologischer Psychotherapeut<br />

durch das Bayerische Staatsministerium<br />

1999.<br />

Amerikaner machten. Aus diesem Grund<br />

suchten wir Kontakt zu Walter Bongartz, weil<br />

wir von seinen Hypnoseforschungen an der<br />

Universität Konstanz wussten. Damit waren<br />

wir schon drei Gleichgesinnte und suchten<br />

nach einer Gesellschaft, die zu uns passte.<br />

Von den existierenden Gesellschaften zeigte<br />

die DGÄHAT wenig Interesse, von der im<br />

Entstehen befindlichen MEG wussten wir,<br />

die war zu sehr auf Erickson fokussiert. Die<br />

Breite und Offenheit, die wir uns vorgestellt<br />

haben, konnten wir nur in einer eigenen<br />

Gesellschaft verwirklichen. Dann haben wir<br />

überlegt, wer wäre da noch interessiert. Dieses<br />

Netzwerken hat dann Thomas Svoboda<br />

ziemlich gut gemacht. Die Führung hatten<br />

Thomas, Walter und ich, weil wir uns auch<br />

inhaltlich am besten auskannten. Als Verhaltenstherapeut<br />

hatte ich Erfahrung mit<br />

dem Selbstinstruktionstraining nach Meichenbaum,<br />

und so einen guten Zugang zu<br />

den kognitiven Anteilen der Hypnose. Unser<br />

Interesse an Hypnose stand auch im Zusammenhang<br />

mit der „ersten kognitive Wende“<br />

in der Verhaltenstherapie der 70er Jahren.<br />

Thomas und ich hielten dann 1980 einen<br />

Workshop in Berlin bei der Jahrestagung der<br />

deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie<br />

zur Verknüpfung von Verhaltenstherapie<br />

mit Hypnose, der auf unerwartet großes Interesse<br />

stieß. Wir waren damit zur rechten<br />

Zeit am rechten Platz und die positive Resonanz<br />

hat uns Mut gemacht, die Gesellschaft<br />

zu gründen. Die MEG war nicht so erfreut,<br />

dass wir uns ihnen nicht angeschlossen<br />

haben, nachdem wir bei ihnen ausgebildet<br />

worden waren. Ich schätze meine Kollegen<br />

aus der MEG sehr, und beide Hypnosegesellschaften<br />

kooperieren bis heute sehr erfolgreich.<br />

Aber der Name „Deutsche Gesellschaft<br />

für Hypnose“ als quasi Dachgesellschaft hat<br />

sicher manche gestört. Wir hatten natürlich<br />

schon den umfassenderen Anspruch, wissenschaftlich<br />

begründet zu sein und offen<br />

für Mediziner, Psychologen und Forscher.<br />

Wir wollten eine breite Plattform schaffen.<br />

Deswegen bin ich auch sehr glücklich darüber,<br />

wie sich die DGH bisher entwickelt hat.<br />

Und ist das Ergebnis dann so geworden,<br />

wie ihr euch das damals vorgestellt habt?<br />

Die Gesellschaft hat sich so erfolgreich entwickelt,<br />

dass ich heute noch staune, wie die<br />

grundlegenden Gedanken sich als richtig erwiesen<br />

haben. Die Zeit war einfach reif für<br />

diese Idee und die richtigen Leute kamen<br />

zusammen. Wir konnten dann auch durch<br />

unsere Aktivitäten auf Kongressen wichtige<br />

Leute aus Forschung und Lehre in den verschiedenen<br />

psychotherapeutischen Bereichen<br />

von unserem Vorgehen begeistern und<br />

dazu gewinnen.<br />

Du hast ja jetzt schon lange Erfahrung mit<br />

Hypnose in der Therapie. Was ist Deiner<br />

Meinung nach die besondere Rolle der<br />

Hypnose in der Therapie?<br />

Für mich als Verhaltenstherapeut war es<br />

vor allem die Tatsache, dass wir mit Hypnose<br />

die „Black Box“ (verdeckte kognitive<br />

und emotionale Prozesse) das sogenannte<br />

„Unterbewusste“, in unsere Therapie mit einbeziehen<br />

konnten. Das wurde damals in der<br />

Verhaltenstherapie nie in irgendeiner Weise<br />

thematisiert oder berücksichtigt. Unser therapeutisches<br />

Spektrum hat sich dadurch erweitert<br />

und vertieft.<br />

Meinst Du, dass sich der Stellenwert der<br />

Hypnose in Psychologie/Psychotherapie<br />

in den letzten Jahren verändert hat?<br />

che Methode zur Bearbeitung schwierigster<br />

traumatischer Erfahrungen. Deswegen stört<br />

es mich auch, dass wir im Rahmen der Hypnotherapie<br />

noch nicht genug Forschungsergebnisse<br />

haben, um auch andere Störungsbereiche<br />

abdecken zu können. Hier ist noch<br />

viel zu tun. Auch in der Ausbildung der Psychotherapeuten<br />

kommt Hypnose kaum vor.<br />

Leider haben wir derzeit auch nur wenige<br />

Kolleginnen an den Universitäten, die bei<br />

der Ausgestaltung eines Curriculums mitwirken<br />

könnten.<br />

Was meinst Du, in welche Richtung die<br />

Entwicklung gehen wird?<br />

Wir haben jetzt drei Leitlinienverfahren für<br />

Psychotherapie, da wird erst einmal kein<br />

Platz für ein viertes sein. Es ist erstaunlich,<br />

dass die Systemische Therapie es so schnell<br />

geschafft hat. Vielleicht hätten wir uns doch<br />

auch eine Abrechnungsziffer für die Hypnosetherapie<br />

holen müssen, obwohl ich immer<br />

dagegen war. Die offizielle Anwendung der<br />

Hypnosetherapie wird leider immer noch erschwert.<br />

Das Interesse an Hypnosetherapie<br />

ist aber nach wie vor unglaublich groß und<br />

wird weiter wachsen.<br />

Wenn Du jetzt auf die letzten 40 Jahre<br />

zurückblickst, was gab es da, was Dich an<br />

der Hypnose besonders beeindruckt hat?<br />

Die Gesprächssituation mit den Patienten<br />

ist viel intensiver, lösungsorientierter als in<br />

der Verhaltenstherapie. Manche Patienten<br />

zeigen oft erstaunliche Veränderungen, die<br />

sie nicht bewusst mit der Wirkung der Hypnose<br />

in Verbindung bringen. Das Begründungs-<br />

und Analysebedürfnis wird weniger.<br />

Das therapeutische Ziel und der persönliche<br />

Fortschritt stehen im Mittelpunkt. Diese unbewussten<br />

Lösungsprozesse zu beobachten<br />

ist für mich nach wie vor faszinierend.<br />

Oft ist schon in den ersten Sitzungen das<br />

„Wesentliche“ geschehen. Manchmal geht<br />

der Therapeut mit dem Patienten in einen<br />

gemeinsamen hypnotischen Zustand, der<br />

den Lösungs- oder Heilungskontext für den<br />

Patienten erweitern und vertiefen kann.<br />

In meinen letzten Workshops habe ich diesen<br />

Aspekt der Hypnosetherapie besonders<br />

hervorgehoben, wie man einen Patienten<br />

zur Lösungsfindung in einen tiefen hypnotischen<br />

Zustand führt und begleitet.<br />

Ich denke, damals vor 40 Jahren hatten<br />

wir das Gefühl, wir machen etwas wirklich<br />

Wichtiges. Es war wie eine Bestimmung, ein<br />

Sendungsbewusstsein. Wir waren auch berauscht<br />

von der Methode. Besonders faszinierend<br />

waren natürlich die chirurgischen<br />

Eingriffe, die wir unter Hypnose haben<br />

durchführen lassen. Eine Kieferoperation,<br />

eine Mandelentfernung, eine Bruchoperation.<br />

Dr. Michael Kahan und ich waren damals<br />

meines Wissens wieder die ersten in<br />

Deutschland, die sich mit solchen Themen<br />

experimentell beschäftigt haben. Ich selbst<br />

habe mich unter Hypnose operieren lassen.<br />

Von dieser Operation gibt es ein Video, das<br />

mich heute noch in Staunen versetzt. Mit<br />

unseren Ergebnissen sind wir in den 80ern<br />

auch auf Kongresse gegangen. Ich erinnere<br />

mich noch sehr genau an Paul Watzlawik wie<br />

er uns gefragt hat, was wir da für verrückte<br />

Sachen machen, wie Schmerzkontrolle<br />

Die Hypnosetherapie bekommt noch nicht<br />

die Beachtung und die Bedeutung, die sie<br />

eigentlich haben müsste. Sie wird von anderen<br />

Verfahren z.T. kannibalisiert. Da werden<br />

hypnotische Methoden und Techniken oder<br />

Sichtweisen umbenannt und werden zu Fantasiereisen<br />

oder Ähnlichem gemacht. Ich bin<br />

sicher nicht der Einzige, der so denkt. Auch<br />

Fantasiereisen und EMDR basieren letztlich<br />

auf den Grundlagen der Hypnose. 1985 hat<br />

Francine Shapiro auf einem ISH-Kongress in<br />

Toronto erste Beobachtungen präsentiert,<br />

die dann zur Entwicklung des EMDR führten.<br />

Damals wussten wir, das wird eine erfolgreidurch<br />

Hypnose, Hypnose sei doch nur ein<br />

soziales Rollenspiel, und der Patient tut so<br />

„als ob er hypnotisiert sei“. Wir waren sehr<br />

überrascht über diese Äußerung von Herrn<br />

Watzlawik. Heute sind unsere Ergebnisse<br />

durch die MRT-Untersuchungen bestätigt.<br />

Wir hätten unsere Experimente damals mehr<br />

publizieren und vermarkten sollen.<br />

Unsere experimentellen Arbeiten waren für<br />

mich ganz wichtige Schlüsselerfahrungen<br />

und eine Bestätigung, dass Hypnose der<br />

richtige Weg ist. Wenn ich jetzt sehe, wie Du<br />

und Deine Kollegen im zahnmedizinischen<br />

Bereich arbeiten und mit einer Leichtigkeit<br />

Induktionen machen, und die Angst und<br />

Lokalanästhetikum beim Patienten senken.<br />

Das ist toll! Wir haben uns damals erst an<br />

einen medizinischen Eingriff gewagt, wenn<br />

wir das vorher ausführlich getestet haben,<br />

und zumindest eine profunde Armlevitation<br />

vorliegt. Heute geht man da viel selbstverständlicher<br />

heran.<br />

Auf internationaler Ebene hat Walter Bongartz<br />

sehr dazu beigetragen, die DGH bekannt<br />

zu machen. Durch die Mitgliedschaft<br />

in der Deutschen Gesellschaft für Hypnose<br />

hatten wir auch auf Kongressen einen ganz<br />

anderen Status. Man konnte mit den Vertretern<br />

von ESH und ISH auf einer Ebene reden.<br />

Das war uns auch bei der Namensauswahl<br />

der Gesellschaft sehr wichtig. Ich wusste<br />

schon damals, mit Namen „Interessensverband<br />

für Hypnose e.V.“ bekommen wir keine<br />

Akzeptanz.<br />

Insgesamt lag die Gründung der DGH damals<br />

geradezu in der Luft, und die nachfolgende<br />

Entwicklung hat uns völlig bestätigt.<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Der Autor<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünninger


44 Spannende Geschichten von Krebspatienten mit Hypnosebehandlung<br />

Spannende Geschichten von Krebspatienten mit Hypnosebehandlung 45<br />

Spannende Geschichten von Krebspatienten<br />

mit Hypnosebehandlung<br />

Hypnose ist und bleibt einfach spannend.<br />

Auch nach jahrzehntelanger Anwendung<br />

sind die Erlebnisse mit meinen Patienten<br />

immer wieder neu, faszinierend und das<br />

gibt mir die Motivation mit ungebrochener<br />

Leidenschaft weiter zu machen. In<br />

meiner Tätigkeit als Strahlentherapeut<br />

habe ich in der Regel einen langen, kontinuierlichen<br />

Kontakt zu meinen Patienten/<br />

innen. Eine Behandlung umfasst meist einen<br />

Zeitraum von 3- 8 Wochen, wobei die<br />

Bestrahlung täglich, bis auf das Wochenende<br />

und Feiertage, durchgeführt wird.<br />

Die Hypnose wende ich einmal pro Woche<br />

therapiebegleitend an. Bei den meisten<br />

Patienten/innen dient sie der Krankheitsverarbeitung,<br />

dem Stressabbau, der Verringerung<br />

somatischer Probleme durch<br />

die Krebserkrankung (z. B. Schmerz) oder<br />

die Therapien wie Bestrahlung/ Chemotherapie<br />

(z. B. Übelkeit) oder Angstreduzierung<br />

(z. B. vor Operationen oder Lungen-/<br />

Darmspiegelung).<br />

Ein Teil der Patienten/innen ist darüber hinaus<br />

motiviert, dass er auch etwas für das<br />

eigene Immunsystem unternehmen möchte.<br />

Dann wende ich meine Trance mit dem<br />

„inneren Auge“ an, bei der ich mit ideomotorischen<br />

Fingersignalen arbeite. Dabei lasse<br />

ich das „innere Auge“, das seinen Platz hinter<br />

der Stirn hat, durch den Körper wandern, zunächst<br />

auf der Suche nach einer Tumorzelle.<br />

Diese Beobachtung durch den/die Patienten/<br />

in erfolgt „ganz neutral, emotionsfrei, mit<br />

Abstand, wie ein Wissenschaftler, der ein<br />

Experiment beobachtet“. Erstaunlicherweise<br />

hatte ich bislang nur drei Patientinnen, bei<br />

denen das innere Auge keine Zelle gesehen<br />

hat, obwohl sie tumortragend waren. Diese<br />

Tumorzelle soll dann ganz genau betrachtet<br />

werden. Ihre Form, Oberfläche, Farbe,<br />

Konsistenz, Geruch und wenn nötig können<br />

Hilfsmittel wie z. B. eine Lupe oder eine<br />

Leiter dafür zur Anwendung kommen. Als<br />

nächstes begibt sich das innere Auge auf die<br />

Suche nach einer „Abwehrzelle“, die ebenfalls<br />

genauestens begutachtet werden soll.<br />

Das Auffinden der Tumor- und Abwehrzelle<br />

geschieht in unterschiedlichem Tempo. Die<br />

kürzeste von mir erlebte Zeit waren ca. 30<br />

Sekunden und die längste 45 Minuten. Ich<br />

dachte schon die Patientin sei eingeschlafen,<br />

aber die Kommunikation über die ideomotorischen<br />

Signale zeigte mir, dass sie die<br />

ganze Zeit in Trance und auf der Suche war.<br />

Danach soll der/die Patient/in beobachten,<br />

was passiert, wenn eine Abwehrzelle auf<br />

eine Tumorzelle trifft. Anschließend wandert<br />

das innere Auge wieder hinter die Stirn.<br />

Es erfolgt meinerseits eine Bitte an den Teil<br />

des Unterbewusstseins, der für die Abwehrzellen<br />

zuständig ist. Er soll die Abwehrzellen<br />

vermehren, in ihrer Tätigkeit aktivieren und<br />

ihre Aufmerksamkeit zum Erkennen von Tumorzellen<br />

steigern. Über einige dieser spannenden<br />

Beobachtungen des inneren Auges<br />

möchte ich im Folgenden berichten.<br />

Fall 1: Die Patientin ist 55 Jahre alt und hat<br />

einen in mehrere Knochen gestreuten Brustkrebs<br />

(ossär metastasiertes Mammakarzinom)<br />

und kommt zu uns zur Bestrahlung<br />

von Knochenmetastasen im Beckenbereich.<br />

Sie hatte mehrere Schicksalsschläge hinter<br />

sich. Ihre Schwester ist verstorben als sie<br />

16 Jahre alt war und ihr Vater unter dramatischen<br />

Umständen als sie 19 Jahre alt war.<br />

Ihre Mutter hat den Tod der Tochter (ihrer<br />

Schwester) nicht verkraftet, so dass sie zunächst<br />

stationär und danach 12 Jahre bis zu<br />

ihrem Tod psychiatrisch behandelt werden<br />

musste. Die Patientin lebt mit einer Freundin<br />

zusammen, hat keine Kinder, ist Musiklehrerin<br />

und gibt privat Flötenunterricht. Alles<br />

ist ihr zu viel und zu anstrengend. Sie weiß<br />

nicht, was sie tun soll. In Trance findet sie<br />

einen Lösungsweg und verabschiedet sich<br />

vom privaten Flötenunterricht.<br />

In der Sitzung mit ihrem inneren Auge sieht<br />

sie die Tumorzelle als ein schwarzes, mittelgroßes<br />

Gebilde, weich und schwabbelig mit<br />

Autor: Peter Karl Wirth<br />

langen Zacken. Die Abwehrzelle ist rund,<br />

rot, fest und mit vielen Saugnäpfen versehen.<br />

Beim Aufeinandertreffen dieser beiden<br />

Zellarten fängt die Abwehrzelle an, die<br />

Tumorzelle anzuknabbern und aufzufressen.<br />

Dabei hört es sich so an, als ob man Knäckebrot<br />

isst. Die Krümel und verbliebenen Reste<br />

werden dann mit den Saugnäpfen von der<br />

Abwehrzelle komplett aufgesaugt. Bei der<br />

nächsten Sitzung berichtet mir die Patientin,<br />

dass sie diese Trance zu Hause wiederholt<br />

hat und dabei hat sich die rote, mit Saugnäpfen<br />

versehene Abwehrzelle nach unten geöffnet<br />

und es sind viele junge Abwehrzellen<br />

aus ihr herausgekommen. Zusätzlich hat sie<br />

eine weitere Art von Abwehrzellen gesehen.<br />

Diese waren rund, orange und mit Harpunen<br />

ausgestattet. Sie haben sich auf die Tumorzelle<br />

gesetzt und diese harpuniert, sodass<br />

aus der Tumorzelle die ganze Luft entwichen<br />

und sie dann zusammengeschrumpft ist.<br />

Schließlich gab es noch eine dritte Zellart,<br />

die grün und unregelmäßig geformt ist. Sie<br />

legt sich auf das durch die Tumorzelle verwundete<br />

Gewebe wie ein Pflaster.<br />

Fall 2: Der nächste Patient ist erst 42 Jahre<br />

alt. Er ist Chemiker und Vertriebsleiter einer<br />

großen Firma, verheiratet und hat zwei Söhne,<br />

der jüngste ist 14 Jahre alt. Er hat einen<br />

Tumor, der in die Lunge, Leber und Knochen<br />

gestreut hat. Woher diese Metastasen kommen,<br />

weiß man nicht (pulmonal, hepatal<br />

und ossär metastasierter cancer of unknown<br />

primary). Er wird unserer Abteilung zugewiesen,<br />

damit wir eine Metastase in der Wirbelsäule<br />

bestrahlen, um die Schmerzen in<br />

dieser Region zu reduzieren und um wieder<br />

eine Stabilität der Wirbelsäule zu erreichen,<br />

damit sie nicht bricht und der Patient dann<br />

querschnittsgelähmt ist.<br />

Dieser junge Patient möchte zusätzlich zur<br />

Schulmedizin etwas für sich tun und so begibt<br />

er sich zur Hypnose in meine Hände.<br />

Die ersten zwei Sitzungen nutze ich, um<br />

den Patienten mit der Trance vertraut zu<br />

machen. In diesen Sitzungen vermittle ich<br />

Entspannung und Ressourcenaktivierung.<br />

In der nächsten Trance kommt das Erlebnis<br />

mit dem dritten Auge. Zunächst stellt sich<br />

der Patient die Tumorzelle rein naturwissenschaftlich<br />

vor, wie sie jeder von uns aus dem<br />

Biologieunterricht kennt. Ein unregelmäßig<br />

geformtes Gebilde mit zackigen Ausläufern<br />

und einem Zellkern. Ich denke, dass dies<br />

eine noch rational gesteuerte Vorstellung<br />

war. Plötzlich verwandelt sich diese Zelle in<br />

einen Bienenstock, der von vielen aggressiven<br />

Bienen umschwärmt wird und aus dessen<br />

Flugloch riesige Mengen von Bienen herausfliegen.<br />

Das Summen und Brummen der<br />

Bienen klingt überaus laut und bedrohlich.<br />

Anschließend erfolgt die Suche nach einer<br />

Abwehrzelle und plötzlich erscheint diese als<br />

sieben Samurai. Beim Aufeinandertreffen<br />

von Tumorzelle und den sieben Samurai zerschlagen<br />

diese den Bienenstock in tausend<br />

kleine Stücke und die Bienen fliegen davon.<br />

Am Ende liegen nur noch kleine Strohstücke<br />

des zerfetzten Strohbienenstockes herum<br />

und es herrscht eine friedliche Ruhe.<br />

Fall 3: Der Patient, von dem ich jetzt berichte,<br />

hat zwei Krebsarten, Prostatakrebs und<br />

Lungenkrebs. Zusätzlich sind Metastasen<br />

in den Knochen bekannt. Wir sollen seinen<br />

Lungentumor bestrahlen, denn dieser droht<br />

die Atemwege zu verschließen, sodass der<br />

Patient dann kaum noch Luft bekommen<br />

würde. Er ist ledig, 72 Jahre alt und arbeitete<br />

als Lehrer für Deutsch und Geschichte. In<br />

seinem bisherigen Leben war er bisher nie<br />

krank gewesen. Die einzige Tablette, die er<br />

einnimmt, ist gegen Bluthochdruck. Die Diagnose<br />

seiner zwei Krebserkrankungen hat<br />

ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen.<br />

Er kommt zur Hypnose, um den Stress abzubauen<br />

und die Situation zu verarbeiten.<br />

Nach zwei Sitzungen lässt er das innere<br />

Auge durch seinen Körper wandern und<br />

entdeckt eine Tumorzelle. Sie sieht wie ein<br />

grauer Polyp aus, der sich in einer Strömung<br />

hin und her wiegt und eine quallenartige<br />

Konsistenz hat. Sie hat ein böses Gesicht<br />

mit einem höhnisch lachenden Mund. Andere<br />

quälen zu können, scheint ihr Freude<br />

zu bereiten. Die Abwehrzelle ist ein runder,<br />

glatter, schlichter, weißer Mond von fester<br />

Struktur ohne ein Gesicht. Beim Zusammentreffen<br />

von Tumor- und Abwehrzelle stülpt<br />

sich der Mond über den Polyp und bleibt in<br />

dieser Position. Auf einmal kommen aus allen<br />

Himmelsrichtungen viele kleine Monde<br />

und fliegen als Wachposten herum. In diesem<br />

Moment fühlt sich der Patient sicher<br />

und geborgen. Er lächelt.<br />

Fall 4: Uns wird ein 62jähriger Mann vorgestellt<br />

mit einem Magentumor und Lebermetastasen.<br />

Es ist kaum noch normales und<br />

gesundes Lebergewebe vorhanden. Der<br />

Magentumor ist so groß, dass eine normale<br />

Nahrungsaufnahme kaum noch möglich<br />

ist. In dieser Region soll eine Bestrahlung<br />

durchgeführt werden, um den Tumor zu verkleinern<br />

und die Nahrungspassage zu verbessern.<br />

Zusätzlich sind sehr viele Begleiterkrankungen<br />

vorhanden. Der Patient ist<br />

verheiratet und hat eine Tochter. Von Beruf<br />

ist er Schriftsteller. Er lebt davon, hat zahlreiche<br />

Bücher geschrieben und bildet junge<br />

Autoren aus.<br />

Die Hypnose wird auf seinen Wunsch hin<br />

zunächst nur für Entspannung und Stressabbau<br />

eingesetzt. Dann machen wir uns<br />

daran, in sein Innerstes zu schauen. Das innere<br />

Auge geht auf die Reise und entdeckt<br />

als Tumor einen braunen Sirup, der zähfließend<br />

eine Wand herunterläuft. Die Abwehrzelle<br />

kommt aus einer sich öffnenden<br />

Holztür, ist elfenbeinfarben und hat die Umrisse<br />

einer sternförmigen Ausstechform für<br />

Weihnachtsplätzchen. Sie kommt durch die<br />

Tür in den Raum hereingeschwebt und bewegt<br />

sich ganz aufgeregt in Richtung Wand.<br />

Dann entsteht an der Wand ein ganzes Netz<br />

von diesen Abwehrzellen, die den braunen<br />

Sirup überdecken und verdrängen, sodass<br />

die Wand dann irgendwann nur noch von<br />

den elfenbeinfarbenen Weihnachtssternen<br />

bedeckt ist. Das zu erleben war ein wunderbares,<br />

schönes Gefühl, berichtet mir der Patient<br />

nach dieser Trance.<br />

Fall 5: Bei der 36-jährigen Patientin wurde<br />

ein Brustkrebs festgestellt. Es erfolgte eine<br />

Operation, bei der die Brust entfernt wurde<br />

(Ablatio mammae) und eine anschließende<br />

Nachbestrahlung der Brustwand. Zusätzlich<br />

waren zwölf Zyklen einer Chemotherapie<br />

geplant. Von diesen konnten nur sechs gegeben<br />

werden, da sich die Anzahl der Blutkörperchen<br />

der Patientin daraufhin deutlich<br />

verringert hatte und sich auch nach Gabe<br />

spezieller Medikamente nicht erholte. Besonders<br />

betroffen waren die weißen Blutkörperchen<br />

(Leukozyten), die einen wichtigen<br />

Teil der Körperabwehr bilden. Das Ergebnis<br />

einer Knochenmarkpunktion (als Bildungsort<br />

der Blutzellen) ergab, dass nur noch 20%<br />

der normalen Funktion dieses Organs vorhanden<br />

war. Dieser Zustand bestand bereits<br />

drei Jahre, als die Patientin zur Bestrahlung<br />

von Metastasen in der Halswirbelsäule zu<br />

uns kommt.<br />

Wegen allgemeiner Unruhe und Nervosität<br />

äußert die Patientin den Wunsch nach Entspannung<br />

in Hypnose. Auch sie will noch<br />

mehr für sich tun, sodass wir uns an die<br />

Stimulierung des Immunsystems machen.<br />

Bei der Wanderung des dritten Auges durch<br />

den Körper berichtet sie von den einzelnen<br />

Organen, von den roten Blutkörperchen<br />

(Erythrozyten), die in Eimern den Sauerstoff<br />

und Medikamente für den Knochenaufbau<br />

(Bisphosphonate) transportieren. Sie sieht<br />

auch vereinzelt kleine Schwärme von Abwehrzellen,<br />

in ihrem Fall weiße Blutkörperchen<br />

(Leukozyten). Diese haben die Gestalt<br />

von kleinen Fischen mit scharfen Zähnen<br />

und einem langen Ruderschwanz, „fast wie<br />

Spermien“, sagt sie. Die Tumorzellen im Blut<br />

und in den befallenen Knochen sind graubraune,<br />

schwammartige Gebilde. Ich gebe<br />

zum Abschluss der Trance dem Unterbewusstsein<br />

den Auftrag, die Anzahl, die Aufmerksamkeit<br />

und Aktivität der Abwehrzellen<br />

zu steigern und beende die für die Patientin<br />

augenscheinlich sehr anstrengende Hypnose.<br />

Die Patientin ist fasziniert von allem und<br />

will zu Hause täglich üben. Eine Woche später,<br />

die Patientin hat jeden Tag Selbsthypnose<br />

durchgeführt, gehen wir wieder in eine<br />

Trance und lassen das innere Auge durch den<br />

Körper wandern. Nun hat sich die Anzahl der<br />

Abwehrzellen deutlich vermehrt. Sie treten<br />

in großen Schwärmen auf und sehen nicht<br />

mehr aus wie kleine Spermien, sondern sind<br />

zu Haien geworden. Tumorzellen werden<br />

nicht mehr gesehen und die durch Metastasen<br />

zerstörten Knochen haben sich wieder<br />

neu gebildet in strahlendem Weiß. Sie sehen<br />

aus wie frischer Tofu. Die Haie lecken diese<br />

Stellen ab mit rauen Zungen, wie Katzen.<br />

In dieser einen Woche haben sich auch die<br />

Leukozyten wieder normalisiert (von 2600/<br />

μl auf 4300/μl).<br />

Ausnahmslos alle Patienten/innen empfinden<br />

diese Trance und das Erlebte als positiv<br />

und fühlen sich gestärkt, ermuntert, motiviert<br />

und hoffnungsvoll. Erstaunlicherweise<br />

tritt keine Resignation auf, wenn sich im weiteren<br />

Verlauf die Erkrankung voranschreitet.<br />

Im Übrigen hatte ich bis jetzt keinen einzigen<br />

Patienten/in, bei dem beim Aufeinandertreffen<br />

von Tumor- und Abwehrzelle die<br />

Tumorzelle die Oberhand gewonnen hat.<br />

In den Sitzungen mit dem inneren Auge bin<br />

ich immer gespannt, was mir die Patienten/<br />

innen nach der Trance berichten. Alle sind<br />

überrascht, was sie dabei erlebt haben und<br />

wundern sich häufig über die z. T. grotesk anmutenden<br />

Bilder, die sie gesehen haben. Für<br />

mich ist es immer ein Erlebnis. Es baut sich<br />

eine Spannung auf, wenn ich darauf warte,<br />

dass mir der/die Patient/in ein Zeichen gibt,<br />

wenn er/sie eine Zelle gefunden hat. Manchmal<br />

kann man die Verwunderung über das<br />

gerade Erlebte schon während der Trance<br />

am Gesicht erkennen. Ich bin immer wieder<br />

überrascht, welche spannenden und sehr individuellen<br />

Geschichten mir erzählt werden.<br />

Krimis können nicht spannender sein.<br />

Peter Karl Wirth<br />

Der Autor<br />

Peter Karl<br />

With<br />

Facharzt für Strahlentherapie und Palliativmediziner.<br />

Von 1988 -1994 tätig in der Universitätsklinik<br />

Frankfurt am Main.<br />

Von 1995 - 2012 als Oberarzt tätig im<br />

Klinikum Frankfurt an der Oder.<br />

Seit 2012 als Oberarzt und seit 2014<br />

als leitender Oberarzt tätig im Werner-Forßmann-Krankenhaus<br />

in Eberswalde.<br />

Anwendung der Hypnose seit 1995<br />

mit Schwerpunkt Tumor- und Palliativpatienten.<br />

Veröffentlichungen in der „Experimentellen<br />

und klinischen Hypnose“<br />

02/1996, 01/1998, 02/2001.<br />

Eigene Workshops auf dem Jahreskongress<br />

in Bad Lippspringe.


46 Scham und Schuld<br />

Scham und Schuld 47<br />

des Kindes, anschließend dargestellt werden<br />

(z.B. Baer u. Frick-Baer, 2012).<br />

Die Chance der Trance<br />

Unterregulation des<br />

emotionalen Geschehens<br />

- emotionale Problemtrance<br />

- mangelnde<br />

Emotionsregulation/selektives<br />

Wahrnehmen<br />

Überregulation durch<br />

kognitive Strategien/<br />

mentales Filtern und<br />

einseitige innere Monologe/Grübeln<br />

Der hypnotherapeutischen Trancezustand<br />

ermöglicht ein Zusammenspiel aus mehreren<br />

kognitiven und anderen kognitiven Zentren<br />

sowie einen Zugang zu emotionalen Erinnerungen<br />

(Kossak 2013). Im nächsten Schritt<br />

kann daher die Aktivierung des Netzwerkes<br />

von Scham und Schuld insbesondere emotionsgeleitet<br />

geschehen und in der angeleiteten<br />

Trance um Ressourcen oder nicht zugängliche<br />

heilsame Erinnerungen erweitert<br />

werden. Ganz im Erickson´schen Sinne: Die<br />

Ressourcen die Du brauchst, findest Du in<br />

deiner eigenen Geschichte.<br />

Scham und Schuld<br />

- zwei „emotionale Dauerbrenner“ in der Psychotherapie<br />

Vernetzung als therapeutische Chance<br />

Scham und Schuld sind emotionale Entitäten<br />

im Erleben sehr vieler Menschen.<br />

Beide Emotionen sind sowohl mit dem<br />

menschlichen Dasein als solches, als auch<br />

der eigenen lebensgeschichtlichen Entwicklung<br />

eng verwoben. In vielen Biographien<br />

von unseren PatientInnen, lassen<br />

sich Scham und Schuld aber auch als Ausgangsbasis<br />

und/oder aufrechterhaltende<br />

Größen, für psychische Erkrankungen finden.<br />

Die Gründe dafür sind vielfältig und werden<br />

beispielsweise in verschiedenen verhaltenstherapeutischen<br />

Modellen, entweder als<br />

invalidierende Prägungen naher Bezugspersonen<br />

oder grenzverletzende, traumatisierende<br />

Erfahrungen ausgeführt (z.B. Bio-Psycho-Soziales<br />

Modell z.B. Linehan & Körner,<br />

1992 oder Erlernte Hilflosigkeit nach Seligman,<br />

1979). Ebenso können genetische<br />

Prädispositionen im Sinne von schüchtern/<br />

ängstlichem Temperament, frühe und wiederholende<br />

Zuschreibungen, familiär gelebte<br />

Vorgaben oder transgenerationale Effekte<br />

dazu führen, dass Scham und Schuld eine<br />

bedeutsame Rolle im Leben eines Menschen<br />

einnehmen.<br />

Problemtrancen - Scham und Schuld<br />

Um die Metapher der Überschrift aufzugreifen,<br />

reichen oft kleine Funken (Trigger) um<br />

die oft früh geprägten „emotionalen Flammen“<br />

wieder auflodern zu lassen. Scham<br />

und Schuld sind sehr leicht aktivierbar.<br />

Scham wird vielfach als besonders schmerzlich<br />

wahrgenommen, da sich das emotionale<br />

Erleben auf „sich als gesamte Person“ richtet.<br />

Die Schuldemotion dagegen, kann im<br />

konstruktiven Sinne, sich auf das Verhalten,<br />

Handlungen, Gedanken beziehen. Schuldreduzierende<br />

Handlungen und Gesten, wie<br />

Reuebekundungen oder Entschuldigungen,<br />

führen jedoch dazu, dass Schulderleben<br />

zwar unangenehm ist aber sich besser anfühlt<br />

und oft selbst steuerbar ist.<br />

Im therapeutischen Kontext berichten Menschen<br />

jedoch über scheinbar automatisiert<br />

ablaufende Prozesse, die einmal aktiviert,<br />

weder steuerbar noch kontrollierbar sind<br />

und die immer wieder ähnlich/gleich ab-<br />

Autorin: Dipl. Psych. Maren Lammers<br />

laufen. Ist dies der Fall, hat das Scham- und<br />

Schulderleben einen maladaptiven Charakter,<br />

der sich oft nicht durch aktives Handeln<br />

beenden lässt. Oft werden diese emotionalen<br />

Prozesse begleitet von Selbstabwertungen,<br />

Selbstbestrafungen oder intensivem<br />

Selbstmitgefühl, Ärger, Wut, etc.. Entgegengesetzte<br />

typische Mechanismen sind beispielsweise<br />

Größenphantasien und/oder das<br />

Externalisieren von Scham und Schuld (Steiner,<br />

2011). Die kompensatorischen Mechanismen<br />

lassen sich zwei unterschiedlichen<br />

Prozessen zuordnen. Dazu gehören zum<br />

Einen der emotional unterregulierte Prozess<br />

und das zum Anderen hauptsächlich kognitive<br />

Geschehen (emotional überreguliert).<br />

Hypnotherapeutisch können solche Prozesse<br />

auch als eine Art „Problemtrance“ bezeichnet<br />

werden. Fokus dieser Problemtrancen sind<br />

entweder die früh geprägten und verankerten<br />

Scham- und Schuldgefühle oder deren<br />

kompensatorische Versuche, über intensive<br />

kognitive und metakognitive Strategien eine<br />

Art Kontrolle zu erreichen.<br />

Den sogenannten Problemtrancen fühlen<br />

sich Menschen ausgesetzt oder sie führen zu<br />

inneren und äußeren Distanzierung von sich<br />

selbst oder dem sozialen Umfeld.<br />

Viele Lösungsangebote suggerieren neue<br />

„Problemtrancen“<br />

Viele Ratgeber haben daher den Fokus auf<br />

die Idee der „endgültiger Befreiung“ von<br />

diesen, oft als schmerzlich wahrgenommenen<br />

Regungen des menschlichen Gemüts<br />

gerichtet. Die suggerierte Option, begleitet<br />

von Leichtigkeit und Freiheit, nun ein wirklich<br />

reibungsloses Leben führen zu können,<br />

berührt einen großen Wunsch betroffener<br />

Personen.<br />

Mögen sie sich jene scham- und schuldbefreite<br />

Menschen in ihrem Alltag für einen<br />

kurzen Moment vorstellen? Vielleicht entstehen<br />

auch erste Ideen, wie diese Mitmenschen<br />

mittel- und langfristig Nähe-Distanzregulation<br />

leben werden?<br />

Scham- und schuldinduzierende Kommunikation<br />

existiert nicht mehr. HERRlich ....<br />

kein Leidensdruck, keine aufrechterhaltende<br />

Faktoren von psychischen Erkrankungen,<br />

die es ja zum Glück dann auch nicht mehr<br />

gibt, wenn wir alle scham- und schuldbefreit<br />

sind. Vielleicht sollten wir anstreben,<br />

dass überhaupt Scham und Schuld auch gesellschaftlich<br />

keine Relevanz mehr haben.<br />

In einigen sozialen Systemen und/oder gesellschaftlichen<br />

Institutionen ist das bereits<br />

passiert und so haben Missbrauch, Grenzverletzungen<br />

kein intrapersonalen oder<br />

interpersonellen Regulationsmechanismen<br />

oder soziales Gegenüber mehr. Die innere<br />

Orientierung richtet sich an den eigenen Zielen<br />

und Wünschen aus. Das soziale Gegenüber<br />

darf sich ähnlich verhalten. Gewaltfrei<br />

kommuniziert werden nicht vorhandene<br />

Interessenkonflikte (z.B. Rosenberg, 2012).<br />

Sie ahnen schon, auch hier ist das Potential<br />

für neue Problemtrancen.<br />

Konstruktive Aspekte von Scham- und<br />

Schulderleben<br />

Diese vorangegangenen Zeilen sind selbstverständlich<br />

eine „etwas“ übertriebene Darstellung<br />

wohlwissend, dass eine Befreiung<br />

von den wichtigen sozialen Entitäten gar<br />

nicht möglich ist (Anmerkung: aber ressourcenstiftende<br />

Ideen enthalten kann). Scham<br />

und Schuld als moralische, selbstreflexive<br />

und soziale Emotionen haben immer auch<br />

ein konstruktives Potential, was in den Therapien<br />

genutzt werden kann und sollte. Dem<br />

eigenen Wunsch-Selbst nicht zu entsprechen,<br />

kann eine angemessene emotionale<br />

Aktivierung auslösen und helfen, sich neu<br />

auszurichten. Dies könnte ein (persönliches)<br />

Ziel sein, um mit sich und in einer sozialen<br />

Umwelt eine angemessene Zufriedenheit zu<br />

spüren (Lichtenberg et. al, 2000).<br />

Verständnis der emotionalen Netzwerke<br />

nutzbar machen<br />

Neurowissenschaftliche Forschung und<br />

Betrachtungen von Emotionen haben zunehmend<br />

das Verständnis von emotionalen<br />

Netzwerken etabliert (z.B. Bastin et al.,<br />

2016). Scham und Schuldgefühle haben gemeinsame<br />

und distinkte Gehirnareale und<br />

Netzwerke (Michl et al., 2014; Takahashi et<br />

al., 2004). Schamgefühle entstehen früher<br />

und haben vermutlich deshalb auch ein größeres<br />

Netzwerk. Schuldgefühle entwickeln<br />

sich zeitlich versetzt in Verbindung mit der<br />

Hirnreifung, weshalb diese oft einen höheren<br />

kognitiven Anteil haben.<br />

Die Idee der emotionalen Netzwerke kann<br />

auch hypnotherapeutisch als Ausgangsbasis<br />

auf die oft schmerzhaft erlebten Emotionen,<br />

wie Scham und Schuld übertragen werden.<br />

Pacing und Leading als Strategien, die eine<br />

wichtige Grundlage zum Aufbau des Rapportes<br />

bilden, unterstützen darin, das Gegenüber<br />

entsprechend abzuholen und während<br />

der Erstellung des individuellen Netzwerkes<br />

zu Veränderungen zu motivieren.<br />

Ausgangsbasis ist beispielsweise das Erarbeiten<br />

eines biographischen Störungsmodells<br />

aus einer angeleiteten Perspektive:<br />

„Was kann man sehen, wie ist das Kind von<br />

damals aufgewachsen, dass Scham/Schuld<br />

so eine Bedeutung im heutigen Leben haben<br />

kann“ (Meiss 1997). Gemeinsam kann<br />

das Netzwerk um die verschiedenen, beispielsweise<br />

oben ausgeführten oder individuellen<br />

Aspekte, z.B. häufige Beschämung<br />

Therapeutische Unterstützung bietet neben<br />

der geförderten Kommunikation auch die<br />

Chance auf korrigierende soziale Erfahrungen,<br />

die im Rahmen eines wertschätzenden<br />

und gelegentlich begrenzenden Rapportes<br />

(besondere Art der Beziehungsgestaltung)<br />

auch Orientierung gibt. Gleichzeitig bietet<br />

der Trancezustand als eine Methode der<br />

Hypnotherapie auch die Chance, neue Erkenntnisse<br />

und korrigierende Erfahrungen<br />

im neuronalen Geschehen aktiv und vor allem<br />

spürbar zu verankern. Während einer<br />

Trance stehen verschiedene hirnorganische<br />

Regionen in einem kommunikativen Austausch.<br />

„Je länger eine positive Erfahrung<br />

im Bewusstsein gehalten wird und je stärker<br />

emotional stimulierend sie ist, umso mehr<br />

Neuronen feuern gemeinsam und verdrahten<br />

sich folglich und umso stärker ist ihre<br />

Spur im Gehirn.“ (Lewis 2005).<br />

In der Hypnotherapie wird die Autonomie<br />

des Patienten gefördert. Ein derartig ideosynkratisch<br />

erweitertes Netzwerk bietet<br />

auch im Alltag mehr Optionen und Einflussnahme<br />

auch auf das aktuelle Erleben emotionaler<br />

Prozesse.<br />

Dieses Vorgehen hat verschiedene Vorteile<br />

und kann insbesondere bei mentalen Erkrankungen<br />

als Ausgangsbasis für weiterführende<br />

Interventionen dienen. Einige weitere<br />

hypnotherapeutische Interventionen<br />

(z.B. Breitbach <strong>2023</strong>; Lammers 2016, Meiss<br />

2008, 2003) seien exemplarisch in Stichworten<br />

in der folgenden Tabelle ausgeführt<br />

(siehe nächste Seite):<br />

Ein angemessener Umgang mit den emotionalen<br />

Entitäten Scham und Schuld auf der<br />

Grundlage eines erweiterten inneren Netzwerkes<br />

bietet eine Vielzahl von Optionen<br />

der Reaktionsmöglichkeiten. So werden aus<br />

„emotionalen Dauerbrenner“ wichtige interpersonale<br />

und interpersonelle Ratgeber, die<br />

Veränderung und Anpassung sowie angemessene<br />

Grenzsetzung und Nähe-Distanzregulation<br />

ermöglichen und die mentale<br />

Gesundheit begünstigen/erhalten.


48 Scham und Schuld<br />

Das Sounder Sleep System (SSS) TM 49<br />

Biographiearbeit Alltagstechniken zu Selbstregulation Zielorientiert<br />

Würdigen von prägenden Erfahrungen<br />

Symbole für Erfahrungen finden und diesen<br />

einen Platz einräumen<br />

Zeitprogression für persönliche Ziele und<br />

Förderung von Persönlichkeitsentwicklung<br />

Veränderungen innerer Bilder und Zuschreibungen<br />

Distanzierungstechniken<br />

soziale Integration in eine Gemeinschaft mit<br />

ähnlichen Werten und Normen<br />

Ressourcen aktivieren und z.B. Momente<br />

von Stolz spürbar machen<br />

kreative Dialogführung zwischen „inneren<br />

Kritikern“, Stimmen der Selbstabwertungen,<br />

z.B. durch die Personifizierung dieser Anteile<br />

Nachbeelterung kindlich verletzter Anteile<br />

Förderung von Emotionsregulations-strategien<br />

Bilanzierung verinnerlichter Werte und Normen<br />

sowie Neuausrichtung<br />

Förderung von Selbstfürsorge, -liebe und<br />

-mitgefühl z.B. über die Stellvertretertechnik<br />

oder „innere Kind“ Metapher<br />

Rescripting<br />

Arbeit mit Metaphern<br />

Selbsthypnose mit Audioaufnahme zur<br />

Entspannung oder als Skill: „Urlaub machen<br />

vom Problem“<br />

Literatur:<br />

Baer U, Frick- Baer G. (2012): Vom Schämen<br />

und Beschämtwerden. Weinheim, Basel:<br />

Beltz Verlag.<br />

Bastin, C., Harrison, B. J., Davey, C. G., Moll,<br />

J., & Whittle, S. (2016). Feelings of shame,<br />

embarrassment and guilt and their neural<br />

correlates: A systematic review. Neuroscience<br />

& Biobehavioral Reviews, 71, 455-471.<br />

R. R. & Reiser M. et al. (2014). Neurobiological<br />

underpinnings of shame and guilt: a pilot<br />

fMRI study. Social Cognitive and Affective<br />

Neuroscience, 9(2), 150–7.<br />

Meiss O. (1997) Hypnotherapeutische Methoden<br />

zur Aufarbeitung von belastenden<br />

und traumatischen Erfahrungen. In: Posttraumatische<br />

Belastungsstörungen. München:<br />

Cip-Medien.<br />

Das Sounder Sleep System (SSS) <br />

Wie wir den Körper als Schlafmittel nutzen können<br />

Autorin: Dipl. Psych. Konstanze Wortmann<br />

Breitbach, K. (<strong>2023</strong>): Hypnose bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen.<br />

Hypnotherapeutische<br />

Interventionen für die Praxis.<br />

Stuttgart: Klett-Cotta<br />

Kossak, H. C. (2013). Hypnose. Lehrbuch für<br />

Psychotherapeuten und Ärzte. Weinheim:<br />

Beltz<br />

Lammers M. Emotionsbezogene Psychotherapie<br />

von Scham und Schuld: Ein Praxishandbuch.<br />

Stuttgart: Schattauer; 2016<br />

Lewis 2005 gesehen Vortrag Baalmann<br />

2011: „Die dritte Welle der Verhaltenstherapie<br />

oder von der Kognition zur Emotion.<br />

https://www.lwl.org/ks-download/downloads/fwb/11_2011_Vortrag_Baalmann.pdf<br />

Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

Lichtenberg JD, Lachmann FM, Fosshage JL<br />

(2000). Das Selbst und die motivationalen<br />

Systeme. Frankfurt a.M.:Brandes & Apsel.<br />

Linehan MM, Koerner K. (1992) Integrative<br />

therapy for borderline personality disorder:<br />

Dialectical behavior therapy. In: Handbook<br />

of psychotherapy integration. New York:<br />

Basic Books.<br />

Michl P., Meindl T., Meister F., Born C., Engel<br />

Meiss O. (2003) Schuld und Schuldgefühl,<br />

DVD. Bochum: VCR<br />

Meiss O. (2008) Scham und Peinlichkeit,<br />

DVD. Freiburg: Auditorium 2008<br />

Revenstorf, D. & Peter, B. (2001). Hypnose<br />

in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin.<br />

Berlin: Springer.<br />

Rosenberg MB. Gewaltfreie Kommunikation:<br />

Eine Sprache des Lebens. Paderborn: Junfernmann<br />

2012<br />

Seligman MEP (1979). Erlernte Hilflosigkeit.<br />

München, Wien, Baltimore: Urban und<br />

Schwarzenberg.<br />

Steiner J. (2011) Narzißtische Einbrüche: Sehen<br />

und Gesehenwerden. Scham und Verlegenheit<br />

bei pathologischen Persönlichkeitsorganisationen.<br />

Stuttgart: Klett- Cotta.<br />

Takahashi, H., Yahata, N., Koeda, M., Matsuda,<br />

T., Asai, K. & Okubo, Y (2004). Brain activation<br />

associated with evaluative processes<br />

of guilt and embarrassment: An fMRI study.<br />

Neuroimage, 23(3), 967–74.<br />

Dipl.- Psych. Maren Lammers<br />

Die Autorin<br />

Maren Lammers ist Dipl.-Psychologin<br />

und psychologische Psychotherapeutin<br />

mit eigener Praxis in Hamburg,<br />

Dozentin, Selbsterfahrungsanleiterin<br />

und Supervisorin für die Psychotherapeutische<br />

und fachärztliche Aus- und<br />

Weiterbildung sowohl in Verhaltenstherapie<br />

als auch Hypnotherapie<br />

(nach Milton Erickson). Zu den Themen<br />

Scham und Schuld hält sie nicht<br />

nur regelmäßig Seminare und Vorträge,<br />

sondern hat hierzu auch mehrere<br />

Bücher und Zeitschriftenbeiträge verfasst.<br />

Dipl. Psych.<br />

Maren Lammers<br />

Dass wir in unserem Körper und durch ihn<br />

angenehme Zustände herbeiführen können,<br />

kennen wir alle.<br />

Beispiele für selbsterzeugte positive Zustände<br />

sind zum Beispiel das Runners - High (Ausschüttung<br />

von Endorphinen) oder positive<br />

Gefühle, wie sie durch das Streicheln und<br />

Schmusen entstehen (Ausschüttung von<br />

Oxytocin). Auch das Singen oder Summen<br />

eines Liedes verschafft positives Empfinden.<br />

Die so ausgeschütteten Glückshormone<br />

stärken nicht nur die Abwehr, reduzieren<br />

Schmerzen und entspannen Muskeln, sondern<br />

lassen auch einen freundlicheren Blick<br />

auf die Welt entstehen. In der Schlafschule<br />

Unna lehren wir das Sounder Sleep System<br />

(SSS).<br />

Mit seiner Hilfe stellen wir im Körper genau<br />

den Zustand her, den der Schlaf braucht, um<br />

sich bei uns wohlzufühlen. Wir erzeugen<br />

quasi ein Sleepers - Low!<br />

Ausbildungskandidat*innen und Kursteilnehmer*innen<br />

erlernen das SSS als eine<br />

genussvolle Methode der Schlafanbahnung.<br />

Sie hilft beim Einschlafen am Abend und<br />

beim Wiedereinschlafen in der Nacht. Die<br />

Übungen tragen so schöne Namen wie:<br />

Atemsurfen, Seitenwunder oder Daumenkissen.<br />

Entwickelt wurde das Sounder Sleep System<br />

in den 1990-ger Jahren von dem Amerikaner<br />

Michael Krugman (1952-2016).<br />

„Sound“ steht für sanft, weich, behutsam,<br />

aber auch tief. „Sleep“ bedeutet Schlaf. „System“<br />

bezeichnet eine spezielle Systematik<br />

bzw. Ordnung, um den Schlaf zu locken.<br />

Ebenso sind mit System die vielen verschiedenen<br />

Übungen des SSS gemeint, die den<br />

Menschen helfen, genussvoll in den Schlaf<br />

zu sinken.<br />

„Wenn du das Sounder Sleep System<br />

praktizierst, dann wirst du dich in deine<br />

Atmung verlieben. Und wenn du dich<br />

in jemanden verliebst, dann willst du<br />

möglichst viel Zeit mit ihm verbringen.“<br />

Michael Krugman<br />

Beim Praktizieren des Sounder Sleep Systems<br />

(SSS) werden winzige Bewegungen<br />

mit dem natürlichen Atemfluss verbunden.<br />

So beruhigen sich lästige Gedanken, der Körper<br />

entspannt sich und gleitet vom Wachzustand<br />

in einen wohligen Schlaf.<br />

Weil erholsamer Schlaf ein 24 / 7 Thema ist<br />

und die Zeit des „Anschlafens“ bereits mit<br />

dem Klingeln des Weckers beginnt, regulieren<br />

die „Tageszähmer“ des SSS die stressigen<br />

Einflüsse des Tages. Es handelt sich um<br />

Techniken, die tagsüber im Sitzen durchgeführt<br />

werden und so bereits am Tag eine<br />

Übererregung vermeiden helfen.<br />

Die „Nachtzähmer“ des SSS , die im Bett liegend<br />

praktiziert werden, wirken schlafunterstützend<br />

in der Nacht.<br />

Grübeln, die moderne Schlafräuberei<br />

Das nächtliche Grübeln quält Schlaflose oft<br />

mehr als die verpasste Schlafenszeit.<br />

Dass uns Grübeleien oder wilde, beunruhigende<br />

Gedankengebilde des nachts mehr zu<br />

schaffen machen als bei Licht betrachtet, ist<br />

eine wichtige Überlebensstrategie unseres<br />

Körpers. Besser wir überschätzen eine Gefahr<br />

und machen uns frühzeitig aus dem


50 Das Sounder Sleep System (SSS) TM 51<br />

Staub. In der modernen Welt, wo uns kein<br />

wildes Tier mehr auflauert, kommt es naturgemäß<br />

zu „Fehlalarm“. Empfunden als nutzloses,<br />

quälendes nächtliches Grübeln. Verantwortlich<br />

hierfür ist eine Mixtur aus dem<br />

Schlaf- und Grübelhormon Melatonin und<br />

dem Aktionshormon Cortisol in unserem<br />

Blut. Nächtliches Grübeln lässt sich durch<br />

das Sounder Sleep System (SSS) beeinflussen,<br />

ja sogar verwandeln. Der Körper<br />

wird in den physiologischen, mentalen und<br />

auch emotionalen Zustand befördert, den<br />

der Schlaf benötigt, um sich bei uns niederzulassen.<br />

Bevor ich darauf näher eingehe, lassen Sie<br />

uns zunächst einen kleinen Sonntagsspaziergang<br />

machen! Stellen Sie sich vor, Sie<br />

sind mit einer Gruppe unterwegs. Vielleicht<br />

mit der Familie oder mit Freunden. Die einen<br />

schlendern, die anderen gehen, wieder andere<br />

legen sofort mit einem forschen Alltagsschritt<br />

los.<br />

Es braucht etwas, bis man sich auf ein gemeinsames<br />

Tempo verständigt hat. Meistens<br />

wird das gar nicht kommuniziert, sondern<br />

balanciert sich irgendwie automatisch<br />

aus.<br />

Nehmen wir mal an, wir hätten bei „unserem“<br />

Sonntagsspaziergang ab jetzt ein<br />

Kleinkind dabei. Es soll sich im Laufen und<br />

Fortbewegen üben. Der Kinderwagen ist<br />

deshalb daheim geblieben und „auf- den<br />

Arm-nehmen“ ist heute keine Option.<br />

Jetzt bestimmt also das Tempo des Kindes<br />

das Fortkommen. Nach solchen Spaziergängen<br />

sind die Erwachsenen meist völlig<br />

ermattet und sinken ermüdet auf die<br />

Couch. Sie haben im Schneckentempo<br />

kaum Strecke gemacht. Außerdem wurden<br />

sie naturgemäß dazu gezwungen deutlich<br />

kleinere Schritte zu machen. Das gewohnte<br />

Ausschreiten wurde durch kleine, langsame<br />

Schritte ersetzt. Null Anstrengung und trotzdem<br />

müde?! Diese Form der Entschleunigung<br />

verlangt eigentlich nach einem Nickerchen.<br />

Den Körper zieht es in die Horizontale.<br />

Die übliche sonntägliche Antwort auf diesen<br />

Zustand ist eine Tasse Kaffee.<br />

Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.<br />

Wir waren eigentlich bei der Tatsache, dass<br />

Bewegungen, wenn man sie äußerst klein<br />

und zudem langsam ausführt, schläfrig machen.<br />

Dieses Phänomen macht sich das Sounder<br />

Sleep System zu nutze. Was passiert nun<br />

in unserem Körper, so dass die Technik des<br />

SSS greifen kann?<br />

„Schlaf kommt aus dem Gehirn, wird vom<br />

Gehirn erzeugt und sorgt für das Gehirn!“ erklärt<br />

Michael Krugman. Um dies genauer zu<br />

betrachten, braucht es einen kleinen Exkurs<br />

in unser Gehirn: „Im Großhirn gehen alle<br />

unsere Bewegungen mit einer Mischung aus<br />

Das Sounder Sleep System (SSS) TM Kostprobe: Das Öffnen der Seelentür –<br />

erregender und hemmender Aktivität der<br />

Nervenzellen einher, auch neuronale Aktivität<br />

genannt. Das Gehirn ist immer neuronal<br />

aktiv, aber diese Aktivität kann angefeuert,<br />

also erregt, oder gehemmt werden. Bei einer<br />

neuronalen Erregung nehmen die von<br />

Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegebenen<br />

Signale zu. Bei einer neuronalen Hemmung<br />

werden Nervenzellen so beeinflusst,<br />

dass sich die Signale abschwächen.“<br />

Wortmann, K. (2015), S. 32<br />

„Große, ausladende und schnelle Bewegungen,<br />

wirken auf der neuronalen Ebene erregend<br />

und damit wachmachend. Kleine,<br />

sanfte und langsame Bewegungen wirken<br />

neuronal hemmend und damit — wie bei<br />

unserem gerade unternommenen Sonntagsspaziergang<br />

mit dem Kleinkind — für die Erwachsenen<br />

ermüdend. Mit kleinen, langsamen,<br />

sanften und monotonen Bewegungen<br />

bereiten wir dem Schlaf sein Bett. So mag er<br />

es. Durch diese bedächtige Bewegungsform<br />

produzieren wir viel neuronale Hemmung<br />

und relativ wenig Erregung im Gehirn. Die<br />

Erregbarkeit unseres Großhirns sinkt und<br />

der Schlaf kann kommen. Der Schlaf mag<br />

es langsam, vorhersehbar, sanft und langweilig.<br />

Es ist kein Zufall, dass wir Kinder in<br />

den Schlaf schaukeln oder wiegen. Schlaflieder<br />

und sogar einige Schunkellieder unterstützen<br />

diesen Prozess, indem die Melodie<br />

monoton, langsam und vorhersehbar ist.<br />

Schlaf ist auch ein hypometabolischer Zustand.<br />

Dies bedeutet, dass die allgemeine<br />

Stoffwechselaktivität herabgesetzt ist. Blutdruck,<br />

Herzfrequenz, Muskelspannung,<br />

<br />

<br />

<br />

Gerichtete<br />

Aufmerksamkeit<br />

herbeiführen<br />

Natürliche<br />

Atmung erfahren<br />

Sounder<br />

Sleep<br />

System<br />

Sauerstoffverbrauch, Körpertemperatur und<br />

Gehirnaktivität sind beim Einschlafen herabgesetzt.<br />

Einen solchen Zustand gilt es also<br />

herbeizuführen, damit sich Schlaf einfinden<br />

kann.“ (vgl. Wortmann, K; Schabsky, D.<br />

(2020), S. 25 f.)<br />

Äußerst langsame und sanfte Bewegungen,<br />

die schon an sich einen sehr beruhigenden<br />

Effekt haben sind nicht das Einzige, was hilft<br />

um in den erholsamen Schlaf zu sinken. Es<br />

sind noch weitere Maßnahmen erforderlich,<br />

damit Einschlafen und Wiedereinschlafen<br />

gelingen kann. Die erste Maßnahme ist,<br />

diese langsamen und sanften Bewegungen<br />

mit dem sanften Ein- und Ausströmen des<br />

Atems zu synchronisieren.<br />

Dazu braucht es die „gerichtete Aufmerksamkeit“.<br />

Sie ist vergleichbar mit einem<br />

klaren, neutralen mentalen Zustand, indem<br />

man sich befindet, wenn man meditiert – allerdings<br />

ohne spirituelle Inhalte.<br />

Die zweite Maßnahme ist, nach der Synchronisation<br />

von Atmung und Bewegung eine<br />

ausgedehnte Ruhephase folgen zu lassen.<br />

Langsame, bedächtige Bewegungen, werden<br />

mit der sanften, natürlichen Atmung<br />

synchronisiert und wechseln sich mit ausgedehnten<br />

Ruhephasen ab.<br />

Für Menschen mit Schlafstörungen ist das<br />

Wichtigste im Umgang mit dieser Methode,<br />

sich selbst zu erlauben, wieder angenehme<br />

Erfahrungen machen zu dürfen. Anstatt resigniert<br />

auf die eigenen „Schlafruinen“ zu starren,<br />

gilt es den Genuss zu entdecken, der in<br />

dieser Methode zu finden ist:<br />

Schlaferzeugende<br />

Minibewegungen<br />

ausüben<br />

<br />

ein Nachtzähmer des Sounder Sleep System<br />

<br />

Halten Sie ein Kopfkissen, eine Decke und<br />

ein kleines Kissen bereit.<br />

Wenn Sie dieses Zeichen (…) in der Übung<br />

finden, bedeutet das, eine Sprechpause von<br />

drei Sekunden. Dementsprechend bedeutet<br />

(…) (…) (…) eine Sprechpause von neun Sekunden.<br />

„Richten Sie sich auf Ihrem Rücken ein. Sorgen<br />

Sie dafür, dass Sie bequem liegen.<br />

Unterstützen Sie Ihren Kopf mit einem Kissen<br />

und vielleicht möchten Sie sich mit der<br />

Decke zudecken.<br />

Um den Rücken zu entlasten, können Sie<br />

Ihre Füße auf die Unterlage aufstellen.<br />

Nun liegen Sie nur da. (…)<br />

Gönnen Sie sich einen Moment, um anzukommen.<br />

Wenn Sie mögen, können Sie Ihre<br />

Augen jetzt oder später schließen.<br />

Bemerken Sie, welche Körperteile haben<br />

Kontakt zur Unterlage und welche Teile Ihres<br />

Körpers haben keinen Kontakt zur Unterlage.<br />

Einfach nur wahrnehmen.<br />

Lassen Sie auch Ihren Atem ankommen. Atmen<br />

Sie ganz natürlich, weich, leicht und<br />

einfach und lassen Sie Ihre Atmung geschehen,<br />

ohne sie anders haben zu wollen.<br />

Nehmen Sie sich Zeit für jeden Atemzug.<br />

(…) Für das Ein- und für das Ausatmen.<br />

Geben Sie Ihrer natürlichen Atmung Raum.<br />

Nehmen Sie sich Zeit für ein paar ruhige<br />

Atemzüge.<br />

(13 Sekunden Stille)<br />

Legen Sie nun eine Hand mit der Handfläche<br />

nach unten auf Ihren Bauch. Suchen Sie sich<br />

einen bequemen Platz für Ihre Hand zwischen<br />

Bauchnabel und Schambeinkante. Für<br />

mehr Komfort können Sie den Ellenbogen<br />

dieser Hand mit dem kleinen Kissen unterstützen.<br />

Die andere Hand ruht neben Ihrem<br />

Körper. Nehmen Sie wahr, wie Ihre Hand auf<br />

dem Körper ruht. Liegen die Handfläche und<br />

die Finger plan auf, oder gibt es Bereiche,<br />

die den Körper nicht berühren. (…) (…) Fühlt<br />

sich Ihre Hand leicht oder schwer, warm<br />

oder kalt an? (…) Bemerken Sie vielleicht<br />

ein Kribbeln oder Pulsieren in der Hand, die<br />

sanft auf Ihrem Bauch ruht? (…) Vielleicht ist<br />

da auch eine Wahrnehmung, die nur Sie so<br />

empfinden. Vielleicht aber auch nichts von<br />

alledem. (…) Während Sie nun all das bemerken,<br />

nehmen Sie wieder Ihren Atem ins<br />

Gewahrsein. (…) Für all die Zeit, die es nun<br />

braucht um einzuatmen, seien Sie sich bewusst<br />

„ich atme ein“ und für all die Zeit die<br />

es nun braucht um auszuatmen, seien Sie<br />

sich bewusst, „ich atme aus“.<br />

(…) (…) (…) (…) Guuut<br />

Probieren Sie nun folgendes:<br />

Während der nächsten Einatmung, entfernt<br />

sich die Hand ein klein wenig vom Bauch. Die<br />

Handkante und die Außenkante des kleinen<br />

Fingers bleiben dabei in Kontakt mit dem<br />

Körper. Das heißt, Ihr Daumen, Zeigefinger,<br />

Mittelfinger und Ringfinger bewegen sich<br />

zusammen sanft und langsam in einer kleinen<br />

Bewegung Richtung Zimmerdecke. Da<br />

dies alles sehr sanft und mit einem minimalen<br />

Aufwand geschieht ist diese Bewegung<br />

kaum von außen sichtbar. Synchronisieren<br />

Sie diese Minibewegung mit Ihrer natürlichen<br />

Atmung. Das heißt, für all die Zeit, die<br />

Sie einatmen, entfernt sich Ihre Hand von<br />

Ihrer Bauchdecke wobei die Handkante und<br />

der kleine Finger weiterhin mit der Bauchdecke<br />

verbunden sind. (…)(…) (…) Für all die<br />

Zeit, die Sie ausatmen, senkt sich Ihre Hand<br />

wieder sanft und allmählich auf Ihre Bauchdecke<br />

zurück. (…) (…) (…)<br />

„Guuut“<br />

Nehmen Sie sich in aller Ruhe Zeit für Ihre<br />

Ein- und Ausatmung. Und in aller Ruhe nehmen<br />

Sie sich Zeit für jede Bewegung. (…)<br />

Lassen Sie atmen und bewegen ganz parallel<br />

geschehen.<br />

Praktizieren Sie dies für einige sanfte und<br />

leichte Atemzüge.<br />

(13 Sekunden Stille)


52 Das Sounder Sleep System (SSS) TM<br />

Die Hermeshypnose 53<br />

Gönnen Sie sich nun eine Pause von den<br />

kleinen Bewegungen.<br />

(20 Sekunden Stille)<br />

Ruhen Sie sich davon aus und achten Sie dabei<br />

auf alle Zeichen von Wohlbehagen, die<br />

sich vielleicht jetzt schon in Ihrem Körper<br />

ausbreiten. Ruhen Sie aus und fühlen Sie die<br />

Auswirkung Ihres Tuns (...)“<br />

(20 Sekunden Stille)<br />

„Guuuuut“<br />

„Nach dieser Pause, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit<br />

erneut auf die Hand, die auf<br />

Ihrem Bauch ruht. Egal, wie klein und fein<br />

die Bewegung war, die Sie gerade ausgeführt<br />

haben, verkleinern Sie diese Minibewegung<br />

noch einmal um die Hälfte. Das<br />

bedeutet, Sie heben und senken Ihre Hand<br />

nun nur noch mit der halben Bewegungsintensität.<br />

Für all die Zeit der Einatmung<br />

lösen sich Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger<br />

und Ringfinger gemeinsam sanft und langsam<br />

von der Bauchdecke und die Handkante<br />

sowie die Kante des kleinen Fingers bleiben<br />

mit der Bauchdecke verbunden. (…) Für all<br />

die Zeit der Ausatmung, lassen Sie Ihre Hand<br />

wieder sanft und allmählich zurück auf die<br />

Bauchdecke sinken. (…) (…)<br />

Praktizieren Sie dies einige Male, in Ihrem<br />

eigenen Atemrhythmus. Genau. Und in aller<br />

Ruhe nehmen Sie sich Zeit für jede Bewegung.<br />

Lassen Sie atmen und bewegen wieder<br />

ganz parallel geschehen, das heißt, Sie<br />

synchronisieren die Minibewegungen mit<br />

Ihrem Atemfluss. Sie atmen ein, die Hand<br />

treibt sanft, langsam und allmählich auf, Sie<br />

atmen aus und die Hand findet sanft, langsam<br />

und allmählich zurück auf die Bauchdecke.<br />

(30 Sekunden Stille)<br />

„Guuut“<br />

Nun ruhen Sie sich davon aus, achten Sie<br />

dabei auf all die angenehmen Empfindungen,<br />

die Sie in Ihrem Körper jetzt wahrnehmen<br />

können. Genießen Sie die Ruhe, die Sie<br />

selbst geschaffen haben. Vielleicht gleiten<br />

Sie in einen angenehmen Zustand oder dösen<br />

nur daher.“<br />

(13 Sekunden Stille)<br />

„Guuut“<br />

„Nun, (…) (…) um noch mehr zu entspannen<br />

und noch tiefer sinken zu können, können<br />

Sie sich die Bewegungen Ihrer Hand auf der<br />

Bauchdecke nur vorstellen.<br />

Richten Sie deshalb Ihre Aufmerksamkeit<br />

wieder auf die Hand, die auf Ihrem Bauch<br />

ruht. (…)<br />

Stellen Sie sich nur vor, wie sich nun Ihre<br />

Hand während der Einatmung sanft, langsam<br />

und allmählich Richtung Zimmerdecke<br />

bewegt und wie sie sich während der Ausatmung<br />

sanft, langsam und allmählich zurück<br />

zur Bauchdecke gleitet. Hmmhmm. Sie<br />

machen keine absichtlichen Bewegungen,<br />

sondern Sie stellen sich die Bewegungen nur<br />

vor. (…) (…) (…) Die Erfahrung, von gerade,<br />

wird Sie dabei unterstützen. Diese vorgestellte<br />

Bewegung wiederholen Sie ein paarmal.<br />

Sie atmen ein, stellen sich vor, dass Ihre<br />

Hand aufreibt, Sie atmen aus, und stellen<br />

sich vor, dass sie sanft, langsam und allmählich,<br />

mit der größtmöglichen Langsamkeit<br />

wieder Richtung Bauchdecke gleitet. (…)<br />

(…) Nehmen Sie sich weiter genüsslich Zeit<br />

für jeden Atemzug. Atmen Sie weich, leicht<br />

und einfach. (…) (…) (…)<br />

Auch jetzt synchronisieren Sie wieder diese<br />

sanften vorgestellten Minibewegungen mit<br />

Ihrem Atemfluss. In aller Ruhe nehmen Sie<br />

sich alle Zeit, die Sie brauchen um einzuatmen<br />

und Sie nehmen sich all die Zeit, die<br />

Sie brauchen um auszuatmen (…) und auch<br />

für die keinen Pausen zwischen den Atemzügen.<br />

Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen<br />

für jede vorgestellte Bewegung.<br />

Praktizieren Sie dies für einige ruhige Atemzüge.“<br />

(13 Sekunden Stille)<br />

„Guuut“<br />

„Nun ruhen Sie sich davon aus und achten<br />

Sie dabei auf all die angenehmen Empfindungen,<br />

die Sie in Ihrem Körper jetzt wahrnehmen<br />

können.<br />

Ausruhen vom Ausruhen, nichts tun, nur daliegen<br />

(…)<br />

(20 Sekunden Stille)<br />

Strecken Sie sich genüsslich aus, nur daliegen<br />

und nichts tun. Vielleicht bemerken Sie,<br />

wie all das sanft, leicht und weich in Ihnen<br />

nachklingt. Einfach daliegen.<br />

Vielleicht möchten Sie derweil die Hand<br />

vom Bauch lösen und neben Ihren Körper<br />

ablegen,<br />

vielleicht sich genussvoll auf die Seite drehen…<br />

und gut für sich sorgen.<br />

(…) (…) (…) (…) (…) (…)<br />

„Guuut“<br />

Wählen Sie, ob Sie in diesem Zustand sanft<br />

und wohlig verweilen und dem Wunsch<br />

nach Schlaf nachgeben möchten oder ob Sie<br />

die Übung nun abschießen möchten.<br />

(…) (…) (…)<br />

Wenn Sie diese Übung abschließen möch-<br />

ten, entscheiden Sie intuitiv, wann es genug<br />

für Sie ist und beenden Sie diese Sounder<br />

Sleep Übung in der Ihnen entsprechenden<br />

Weise. Dehnen und strecken Sie dazu Ihre<br />

Arme und Beine, öffnen Sie Ihre Augen und<br />

kommen Sie frisch und klar in die Außenwelt<br />

zurück.“<br />

Wenn Sie tiefer in das Sounder Sleep System<br />

eintauchen möchten, dann sind weitere<br />

Übungen in der folgenden Literatur zu<br />

finden:<br />

Wortmann, K. (2015): „Wege in den erholsamen<br />

Schlaf“, Junfermann Verlag, Paderborn<br />

mit CD<br />

Wortmann, K.; Schabsky, D. (2020) „Atmen-<br />

Bewegen-Schlafen“ Mit dem Selbsthilfeprogramm<br />

Sounder Sleep System in genussvollen<br />

Schlaf gleiten, Junfermann Verlag,<br />

Paderborn mit CD<br />

Dipl. Psych. Konstanze Wortmann<br />

Die Autorin<br />

Dipl. Psych.<br />

Konstanze<br />

Wortmann<br />

Diplom-Psychologin, Psychologische<br />

Psychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin,<br />

Hypnotherapeutin (DGH), Qigong-Lehrerin<br />

(DQQ), Sounder Sleep<br />

Senior Teacher, niedergelassen in<br />

eigener Praxis, Fachliche Leitung der<br />

Schlafschule Unna, Referentin in der<br />

Betrieblichen Gesundheitsförderung,<br />

Autorin von Selbsthilfeliteratur www.<br />

konstanzewortmann.de, www.schlafschule-unna.de,<br />

praxis.wortmann@<br />

dokom.net<br />

Die Hermeshypnose<br />

Wie Hermes von der bleiernen Kugel befreit … und dafür luftige Flügel verleiht<br />

Diese Hypnose hilft dir, dass es dir besser<br />

geht … weil dein Unbewusstes etwas auf<br />

besondere Art und Weise zu tut … was kein<br />

Medikament bewirken kann … und auch<br />

kein Arzt … sondern nur dein Körper im<br />

Zusammenspiel mit deinen tiefen inneren<br />

Kräften …<br />

Und wie immer weißt du, du brauchst nichts<br />

zu tun, du brauchst nichts zu verstehen …<br />

Hypnose ereignet sich … du darfst einfach<br />

abgeben …<br />

Je öfter du diese Hypnose praktizierst …um<br />

so tiefer wirkt sie … und um so mehr bahnt<br />

sich das Gute … das Heilsame … bis auf die<br />

neuronale Ebene …<br />

Und jetzt spür als erstes einfach mal nach,<br />

wie du liegst … mmh mmh … atme ruhig<br />

und gelassen, du kennst das schon … in vollem<br />

Vertrauen in dich selbst … sehr gut<br />

Bitte lege jetzt deine beiden Hände so, dass<br />

sie auf den Handrücken liegen und die Handflächen<br />

nach oben schauen. Gut!<br />

Und nun lässt du in deine Hände hineinspülen<br />

… in deine Handflächen, die so daliegen<br />

wie zwei Schalen … all das … was jetzt im<br />

Moment losgelassen werden soll und losgelassen<br />

werden kann … bewusst und unbewusst<br />

…<br />

Es ist tatsächlich ja einfacher, als du vielleicht<br />

gerade denkst…<br />

Du brauchst dir nur zu erlauben … dass dieses<br />

ganze Sammelsurium von Gedanken<br />

und Bildern … von Schmerzen und von Sorgen<br />

in deine beiden Hände fließt … raus aus<br />

deinem Kopf … raus aus deiner Seele … raus<br />

aus deinem Körper … und hinein … erst mal<br />

in die geöffneten Schalen deiner Hände …<br />

um sich dort … zu sammeln, wie in einem<br />

Sammelbecken … und um dann später entlassen<br />

zu werden …<br />

Und du … atmest ruhig … und mit jedem<br />

Ausatmen fließt es hinaus … hinaus …<br />

und hinein in deine Hände … sehr gut.<br />

Lass dir alle Zeit, alle Ruhe … und du beobachtest<br />

das mit großer innerer Gelassenheit<br />

…<br />

mmh …<br />

Autorin: Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Es löst sich und bringt sich in Bewegung …<br />

und fließt in deine Hände …<br />

auf ganz eigenen Wegen …<br />

und du begleitest das mit Wohlwollen …<br />

mmh …<br />

mit Neugierde … mit Aufmerksamkeit …<br />

sehr schön … sehr gut …<br />

Da spülen sich hinein: Gedanken, Bilder, Gefühle,<br />

Erinnerungen …<br />

und vielleicht rutscht auch der eine oder andere<br />

Trigger mit …<br />

Da fließen aber auch die Dinge in deine Hände<br />

hinein, die nachts deine Träume belasten<br />

…<br />

… und die Hände beginnen, sich richtig voll<br />

anzufühlen …<br />

Die werden groß, deine Hände … und die<br />

Arme wirken vielleicht sogar ein bisschen<br />

länger … alles schon weiter weg … aber lass<br />

dir alle Zeit der Welt für diese wichtige Geschehen<br />

…<br />

Irgendwann magst du vielleicht mit dem inneren<br />

Auge noch einen Blick auf diesen Haufen<br />

werfen …wie, um dich zu verabschieden<br />

… um Abstand zu nehmen und mit einem<br />

ruhigen tiefen Atemzug die Erlaubnis zu geben,<br />

dass die Hände sich langsam … langsam<br />

… in Bewegung setzen …<br />

Ja, sie fangen tatsächlich ganz von selbst an<br />

… langsamer als in Zeitlupe …


54 Die Hermeshypnose<br />

Buchbesprechungen 55<br />

sich nach innen zu drehen und den Inhalt zu<br />

entleeren ...<br />

eine Bewegung, die ein bisschen ruckartig<br />

ist, so, wie es typisch ist bei einer unbewussten<br />

Bewegung …<br />

Die Hände drehen und drehen sich … entleeren<br />

den Inhalt … wie wenn du Sand in<br />

den Händen hältst und lässt ihn vorsichtig<br />

herausrieseln.<br />

Ja. Stell dir doch vor, du bist am Strand mit<br />

dem feinen weichen Sand …<br />

du hast Sand aufgehoben … und lässt ihn<br />

jetzt aus deinen Händen rieseln ….<br />

Sandkorn um Sandkorn rieselt aus den Händen<br />

…<br />

und du spürst bei jedem Sandkorn, wie die<br />

Hände leichter werden …<br />

Es fließt ab, was abfließen soll … Gedanken,<br />

Bilder, Gefühle, Trigger …<br />

und während das geschieht … löst sich der<br />

Schmerz … löst sich die Enge …<br />

löst sich die Entzündung … und flutscht mit<br />

hinaus …<br />

Und es gibt viel Freiraum … danach …<br />

mmmh … die Hände werden so leicht …<br />

so superluftig … so frei und mögen sich vielleicht<br />

heben und erst später wieder ablegen<br />

… genau da auf deinen Leib … um dich diese<br />

tiefe innere Entlastung … und Freiheit …<br />

deutlich spüren zu lassen …<br />

Sehr schön …sehr gut …<br />

Und du sinkst in tiefe Hypnose … tiefer als<br />

tief … und während ich von 1 bis 5 zähle,<br />

verfünffacht sich die Hypnose …<br />

Eins … Zwei … Drei … Vier … Fünf …<br />

Und so löst es sich auf … das Bild und das Gefühl<br />

von den schweren Bleikugeln, die an dir<br />

gehangen sind und die du mitgeschleift hast<br />

Schritt für Schritt … Tritt um Tritt …<br />

mühsam nach vorne gehend mit Schwere …<br />

und Anstrengung …<br />

Ja, es löst sich auf … bröckelt in sich zusammen,<br />

verpixelt sich fein wie Sand … löst<br />

sich auf … in Myriaden von Körnchen …und<br />

bleibt hinter dir zurück … während du …<br />

zu deiner großen vielleicht Verwunderung …<br />

plötzlich ein völlig neues Gefühl entwickelst<br />

…<br />

Ein Gefühl, wie mit kleinen Flügeln ausgestattet<br />

zu sein … so wie Hermes, der Götterbote<br />

… leichte, luftige Flügelchen … wie<br />

von zarter Hand an deine Fußgelenke gezaubert<br />

…<br />

… und leichte luftige Flügelchen … auch an<br />

den Seiten deines Kopfes …<br />

hinter den Ohren … rechts und links …<br />

überall leichte luftige Flügelchen, da, wo es<br />

dir gefällt …<br />

an den Schultern … Handgelenken … Hüften<br />

…<br />

So schwebst du leicht und luftig … über dem<br />

Strand mit dem feinen weichen Sand …<br />

mit rhythmischen Bewegungen … leicht und<br />

luftig … schwebend und gleitend …<br />

Und du fühlst diese kleinen Flügelchen …<br />

genau in der Farbe, wie es zu dir passt …<br />

fein, zart und luftig .. und so bewegst du<br />

dich immer mehr vorwärts …<br />

Und es strömt gesund durch die Adern …<br />

durch das ganze Gewebe …<br />

und so können alle Gliedmaßen gut durchblutet<br />

werden … und Wohlbefinden nimmt<br />

zu …<br />

und der Körper produziert genau die Botenstoffe<br />

… die wichtig für Heilung sind …<br />

Ruhe im Gewebe … Harmonie und gesunde<br />

Balance … mmh mmh … die Nerven erholen<br />

sich … regenerieren sich … weil Nährstoffe<br />

überall hinfließen … und in einer gesunden<br />

Zirkulation abschwemmt, was abschwemmen<br />

soll … und hinführt, was hinkommen<br />

soll …<br />

Du aber schwebst mit deinen Flügelchen …<br />

ein wenig über dem Strand …<br />

mit dem feinen weichen Sand … mmh mmh<br />

… immer weiter nach vorne …<br />

Und weil sich das so gut anfühlt, ist es für<br />

dich mehr als selbstverständlich, dass du<br />

ganz von selber darauf achten wirst, wie du<br />

dieses Wohlbefinden schützt …<br />

Du weißt, das hat jetzt oberste Priorität …<br />

Kein Vogel fliegt rückwärts … und auch du<br />

mit bewegst dich mit deinen Flügelchen immer<br />

nach vorne … und wenn man sich nach<br />

vorne bewegt, entfernt man sich von dem,<br />

was hinter einem liegt …<br />

So können deine Nächte ruhiger werden und<br />

deine Träume friedlicher … mmh mmh …<br />

ja, sogar heller und fröhlicher …<br />

Und immer wieder wird dein Körper dir<br />

eindeutige Signale geben, wenn er etwas<br />

braucht … und du wirst innehalten und fragen:<br />

‚Lieber Körper, was brauchst du?‘<br />

… und du wirst intuitiv wissen, was er dir<br />

mitteilen möchte:<br />

‚Ich brauche mehr Ruhe … ich brauche Abstand<br />

… ich brauche mal ein Bad im See …<br />

ich brauche meine Phantasiereisen … ich<br />

brauche Licht und Liebe …‘<br />

Und das genau gibst du ihm: … Ruhe … Abstand<br />

… das Bad im See … Hypnose … und<br />

ebenso Licht … und Liebe … mmh mmh …<br />

Und abends kuschelst du dich zusammen<br />

mit deinem Körper in deinen wunderbaren<br />

Schlafwaggon. Alles gut verstaut … schaukelt<br />

der Schlafwaggon dich auf seinen Silberschienen<br />

sicher, gemütlich und heilsam<br />

… durch die Nacht … mit guten Träumen…<br />

die den Kopf aufräumen … so dass du am<br />

nächsten Morgen in sehr gutem Befinden<br />

erwachst … dich an gute Träume erinnerst<br />

… und erfrischt dem jungen Tag begegnest.<br />

Gut … sehr gut … und jetzt verbleibst du einfach<br />

noch eine ganze Weile in dieser Ruhe …<br />

in dieser Stille ...<br />

Nichts tun ... nichts verstehen … einfach<br />

sein … genießen und heilen.<br />

Und vielleicht wird es dich nicht überraschen,<br />

dass du dich gleich so viel besser<br />

fühlst …<br />

Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Die Autorin<br />

Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Diplom-Psychologin, Psychologische<br />

Psychotherapeutin, Physiotherapeutin;<br />

Zertifikat in Systemischer Therapie<br />

und Klinischer Hypnose; assoziiertes<br />

Vorstandsmitglied, Dozentin und Supervisorin<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie<br />

(DGH), Leiterin des Fortbildungszentrums<br />

Süd. Internationale Lehrtätigkeit,<br />

Autorin von wissenschaftlichen<br />

Publikationen und Fachbüchern, u. a.<br />

„Hypnose und Hypnotherapie. Manual<br />

für Praxis, Fortbildung und Lehre“<br />

(2. Aufl. 2022); zahlreiche Audioproduktionen.<br />

Buchbesprechung Katrin Breitbach: Hypnose bei<br />

Borderline-Persönlichkeitsstörungen – Hypnotherapeutische<br />

Interventionen für die Praxis<br />

Klett-Cotta, Stuttgart <strong>2023</strong><br />

Ein in mehrfacher Hinsicht überraschendes<br />

Buch. Schon mal der Titel: Hypnose<br />

bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen.<br />

Entweder ist das ganz tief gestapelt, oder<br />

soll das d a s Buch über Hypnose bei Borderline-Störungen<br />

sein? Nun ist es ja offenbar<br />

so, dass die Anwendung von Hypnose<br />

in diesem Bereich in der Literatur<br />

bisher, positiv formuliert, mit einer gewissen<br />

Zurückhaltung betrachtet wurde. Das<br />

ist eigentlich merkwürdig, da bei vielen<br />

gängigen Therapiemethoden der BPS (z.<br />

B. Imaginationsübungen, Stuhldialoge,<br />

Achtsamkeitstraining u a.) Trancezustände<br />

sowohl spontan auftreten können, als<br />

auch aktiv hervorgerufen und genutzt<br />

werden. Zudem ist ja inzwischen hinlänglich<br />

bekannt, dass sich praktisch alle Psychotherapieverfahren<br />

mit Hypnose nutzbringend<br />

kombinieren lassen.<br />

Genau das ist der Autorin aus ihrer profunden<br />

Kenntnis der Hypnose (und der diversen<br />

BPS-Therapien!) auch aufgefallen. (Warum<br />

ist da vorher noch Niemand draufgekommen?)<br />

Und so breitet sie sämtliche derzeit<br />

aktuellen BPS-Therapien der Reihe nach aus<br />

und kombiniert sie virtuos mit allem, was<br />

die Hypnotherapie hergibt. Und das keineswegs<br />

nur theoretisch, sondern immer an<br />

der praktischen Anwendung orientiert und<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

mit Fallbeispielen und Musterinduktionen<br />

und -Interventionen garniert. Hier zeigt sich<br />

deutlich sowohl die große klinische Erfahrung,<br />

als auch die souveräne Beherrschung<br />

von Hypnosetechniken und herkömmlicher<br />

BPS-Therapien der Autorin. Besonders beeindruckend<br />

ist, dass sie nicht in euphorische<br />

Überbegeisterung über die neu gewonnenen<br />

Behandlungsmöglichkeiten verfällt,<br />

sondern sehr differenziert auch auf Schwierigkeiten<br />

und denkbare Anwendungseinschränkungen<br />

eingeht. An den Fallbeispielen<br />

zeigt sich auch, wie genau jeweils auf<br />

die Persönlichkeit der Patienten eingegangen<br />

wird, so dass beispielsweise bei wenig<br />

stabiler Ich-Struktur eher direkte, haltgebende<br />

Suggestionen angewendet werden. Das<br />

beweist zudem die völlig undogmatische,<br />

anwendungs- und lösungsorientierte Herangehensweise.<br />

Insgesamt ergibt sich so<br />

ein logisch aufgebautes, kompaktes, in sich<br />

schlüssiges Konzept einer hypnoseunterstützten<br />

Therapie bei BPS.<br />

So sehr ich der Autorin unterstelle, dass der<br />

wenig reißerische Titel des Buches Ausdruck<br />

von Bescheidenheit sein sollte, so muss ich<br />

doch konstatieren, dass mir dies doch das<br />

Buch über Hypnotherapie bei Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörungen geworden zu sein<br />

scheint, möglicherweise sogar eine neue<br />

Sicht auf die Therapie dieses Störungsbildes<br />

überhaupt einläutet. Es hätte wohl eher<br />

„Hypnointegrative BPS-Therapie nach Breitbach“<br />

heißen müssen (oder so ähnlich).<br />

Spaß beiseite: wer sich auch nur ein wenig<br />

mir Hypnose auskennt und Personen mit<br />

Borderline-Persönlichkeitsstörungen therapieren<br />

will, der kann an diesem Buch nicht<br />

vorbei gehen und wird für alle erdenklichen<br />

Fälle fundierten Rat und Hilfe finden.<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Der Autor<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünninger


56 Buchbesprechungen<br />

Buchbesprechungen 57<br />

Buchbesprechung Cornelia van Eys: Krebs – ein<br />

Begleitbuch für die Seele.<br />

Buchbesprechung Agnes Kaiser-Rekkas:<br />

Selbsthypnose – Therapie in Eigenregie<br />

Klett-Cotta, Stuttgart 2022<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Carl-Auer, Heidelberg, <strong>2023</strong><br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Ein trotz des eigentlich traurigen Themas<br />

herzerfrischendes Buch. Es wendet sich<br />

an Krebspatienten im Allgemeinen und<br />

Brustkrebspatientinnen im Besonderen.<br />

Da die Autorin selbst betroffen war, ergibt<br />

sich die besondere Konstellation, dass das<br />

Sujet hier gleichermaßen kompetent aus<br />

Therapeuten- wie Patientensicht beleuchtet<br />

werden kann. Außerdem bringt die<br />

Autorin so natürlich besonders viel Verständnis<br />

für die Sorgen und Nöte der Betroffenen<br />

auf, das Buch atmet sozusagen<br />

Empathie.<br />

Es beginnt mit einer sehr verständlich geschriebenen<br />

Zusammenfassung des derzeitigen<br />

Wissensstandes zum Einfluss der Psyche<br />

auf das Immunsystem, nicht ohne den<br />

Hinweis, dass dieser Abschnitt vom Leser<br />

bei akuten Problemen auch zunächst übersprungen<br />

werden könne, um gleich zu den<br />

Kapiteln mit den eigentlichen Entspannungsübungen<br />

überzugehen. Hier werden dann<br />

ausführlich und gut verständlich, einschließlich<br />

jeweils passender Übungsanleitungen,<br />

geschildert: PEP nach Dr. Bohne (der das<br />

Kapitel auch durchgesehen hat), Selbsthypnose,<br />

Achtsamkeitstraining nach Kabat-Zinn<br />

und Hatha-Yoga.<br />

Im erfreulichen Gegensatz zu vielen sogenannten<br />

Selbsthilfebüchern wird keineswegs<br />

nur Hurra-Optimismus verbreitet, sondern<br />

auch explizit auf den Umgang mit negativen<br />

Auswirkungen der Krebstherapie, Ängsten,<br />

Depressionen und Ohnmachtsgefühlen eingegangen.<br />

Auch der Umgang mit dem Tod<br />

und der Angst zu sterben wird thematisiert.<br />

Besonders beeindruckt hat mich (als Partner<br />

einer Betroffenen) auch das Ansprechen der<br />

möglichen Belastungen für die Partner und<br />

Familien von Krebspatienten(innen).<br />

Zusätzlich zum Buch kann man sich über<br />

einen Link eine Audiodatei mit einer von der<br />

Autorin gesprochenen Entspannungshypnose<br />

herunterladen. Das bringt zwar keinen zusätzlichen<br />

Informationsgewinn, da der Text<br />

auch im Buch abgedruckt ist, erleichtert aber<br />

natürlich die häusliche Anwendung (und<br />

schafft auch eine persönlichere Verbindung<br />

zum Leser/Hörer(in)).<br />

Das Buch ist insgesamt mehr als die Summe<br />

der einzelnen Bestandteile. Es vermittelt eine<br />

im guten Sinne positive Weltsicht, die dem<br />

Leser(in) helfen kann, aus der jeweiligen Situation<br />

das Beste zu machen. Ich würde es<br />

allen Betroffenen zur Lektüre empfehlen,<br />

durchaus gegebenenfalls auch neben einer<br />

Psychotherapie. Therapeuten können sich<br />

daraus Anregungen holen und ihre Patienten<br />

damit zusätzlich unterstützen.<br />

Ja, will denn die gute Agnes jetzt die Psychotherapeuten<br />

arbeitslos machen? Mit<br />

ihrem neuen Buch sollen sich potentielle<br />

Patienten bei einer ganzen Reihe psychischer<br />

und mittels der Psyche beeinflussbarer<br />

Probleme selbst helfen können. Und<br />

die Liste ist lang: Abgrenzungsprobleme,<br />

Angst, Antriebslosigkeit, Autoimmunerkrankungen,<br />

Bluthochdruck, Depressive<br />

Verstimmung, Gewichtsprobleme, Hautprobleme,<br />

Höhenangst, Heuschnupfen,<br />

Immunschwäche, klimakterische Beschwerden,<br />

Neurologische Symptome,<br />

OP-Vorbereitung, Potenzprobleme, Reizdarm,<br />

Schlafprobleme, Schmerzen, Zahnarztangst<br />

und noch etliche mehr werden<br />

als mögliche Indikationen angegeben.<br />

Und es ist natürlich auch wieder sehr schön<br />

gemacht. Nach einer ausführlichen Anleitung<br />

zur Selbsthypnose (immer wieder aufgelockert<br />

durch Beispieltexte) kommen zu<br />

den einzelnen Problemgebieten detaillierte<br />

wörtlich transkribierte Hypnosesitzungen.<br />

Hier zeigt sich wieder einmal die wahre Meisterschaft.<br />

Man zeige mir den- oder diejenige,<br />

der es schafft, diese göttlichen Texte zu lesen,<br />

ohne mehrfach in Trance zu gehen. Ich<br />

schaffe es jedenfalls nicht.<br />

Aber wenn das Buch so gut ist, werden dann<br />

wirklich die Psychotherapeuten arbeitslos?<br />

Wohl doch eher nicht. Mit Lesen und Genießen<br />

alleine ist es nämlich nicht getan. Es werden<br />

schon auch Anforderungen an den/die<br />

Selbsthypnosewilligen gestellt. Es müssen<br />

Ziele formuliert, Pläne aufgestellt, Ressourcen<br />

gesucht und Texte geschrieben werden.<br />

Alles sehr systematisch und Schritt für Schritt<br />

aufeinander aufbauend, aber Motivation und<br />

Mitarbeit ist dennoch gefordert. Da ist es<br />

vielleicht für Manche(n) doch einfacher, den<br />

Therapeuten machen zu lassen.<br />

Aber nicht nur für den wirklich motivierten<br />

Patienten ist das Buch zu empfehlen, sondern<br />

auch für Therapeuten. Einmal natürlich<br />

als Inspirationsquelle und Fundgrube schöner<br />

Interventionen, auch als rein ästhetischer<br />

Genuss, aber auch als Empfehlung für<br />

ihre Patienten/Klienten zur Unterstützung<br />

und Vertiefung der eigenen therapeutischen<br />

Bemühungen. Wer das Buch gelesen hat,<br />

wird einer Hypnotherapie zweifellos positiv<br />

gegenüberstehen und kann dann auch selbst<br />

aktiv zum Gelingen beitragen.<br />

Buchbesprechung Günther Wüsten: Lebenssinn<br />

und Ressourcen in Psychotherapie und Beratung<br />

– Methoden für die Praxis<br />

Berlin, 2022<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Buchbesprechung: Gilles Michaux, Martine Hoffmann:<br />

Kein Stress mit der Entspannung – Praxisbezogene Vermittlung<br />

psychologischer Erholungstechniken<br />

Psychiatrie Verlag, Köln <strong>2023</strong><br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Was das Buch im Titel verspricht, löst es im<br />

Inhalt nur teilweise ein. Zwar geht es tatsächlich<br />

um Lebenssinn und Ressourcen,<br />

der reichliche erste Teil des Buches liest<br />

sich aber wie eine Literaturdoktorarbeit<br />

zum Thema. Mit einer beeindruckenden<br />

Zahl von Zitaten untermauert, werden<br />

hier Tatsachen und Zusammenhänge ausgebreitet,<br />

die man eigentlich schon immer<br />

geahnt hat. Für den an der aktuellen Literatur<br />

Interessierten ist das aber andererseits<br />

wieder eine Fundgrube. Auch dass<br />

die Bedeutung und das mögliche Potential<br />

von Ressourcenarbeit für Psychotherapie<br />

und Coaching in den Fokus gerückt werden,<br />

ist natürlich verdienstvoll.<br />

Der avisierte Praxisbezug kommt dann in der<br />

zweiten Hälfte des Werkes. Hier finden sich<br />

detaillierte Arbeitsanleitungen zu den einzelnen<br />

Aspekten der Arbeit mit Ressourcen<br />

einschließlich wörtlich wiedergegebener Interventionen<br />

und auch mehrere Fallbeschreibungen.<br />

Daraus lässt sich sicherlich einiger<br />

Honig saugen für die tägliche Praxis.<br />

Insgesamt hinterlässt das Buch bei mir einen<br />

etwas zwiespältigen Eindruck. Es kommt<br />

mir so vor, als hätte man das Skript eines<br />

(durchaus gelungenen) Wochenendseminares<br />

durch Vorschaltung eines aufgeblähten<br />

Theorieteiles auf den für das Buch als erforderlich<br />

gehaltenen Umfang bringen wollen.<br />

Jeder Teil für sich hat seine Verdienste. Den<br />

an der Literatur Interessierten wird aber der<br />

zweite Teil eher kalt lassen, während der reine<br />

Praktiker vom sehr akademischen ersten<br />

Teil eher überfordert sein dürfte.<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Der Autor<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünninger<br />

Der Titel weist direkt auf eine Tatsache<br />

hin, über die ich mir bisher noch nicht ausreichend<br />

Gedanken gemacht hatte: Entspannung<br />

kann tatsächlich auch Stress<br />

verursachen. Das Stichwort ist RIA (relaxations-induzierte<br />

Angst). Es geht den Autoren<br />

vor allem darum, zu vermitteln, dass<br />

bei der großen Auswahl an bekannten<br />

Entspannungstechniken keineswegs jede<br />

für jeden Patientenfall gleich gut geeignet<br />

ist, sondern durchaus auch kontraindiziert<br />

sein kann. Es ist also nicht angebracht,<br />

wie es teilweise noch Praxis ist „dass oftmals<br />

Studierende im Praktikum oder Auszubildende<br />

ein paar vergilbte Blätter mit<br />

Übungsanleitungen in die Hand bekommen<br />

und mit der Leitung von Entspannungsgruppen<br />

beauftragt werden“.<br />

Um ihre Aussage zu belegen, wird jede derzeit<br />

bekannte Entspannungstechnik mit allen<br />

denkbaren Varianten auf ihre Einsatzmöglichkeiten<br />

und Vor- und Nachteile bei den<br />

verschiedensten Krankheitsbildern äußerst<br />

kenntnisreich und praxisbezogen beleuchtet,<br />

untermauert mit aktueller Literatur. Die<br />

klinische Erfahrung der Autoren ist dabei<br />

jederzeit präsent. Wohlgemerkt, das ist kein<br />

Lehrbuch für Entspannungstechniken, dafür<br />

kann der Umfang von gut 170 Seiten Text<br />

natürlich bei weitem nicht ausreichen. Es<br />

geht hier um eine Gegenüberstellung von<br />

prinzipiell als bekannt vorausgesetzten Verfahren.<br />

Wer sich allerdings bei der Lektüre<br />

mit einer ihm noch unbekannten Unterart einer<br />

Methode konfrontiert sieht, dem werden<br />

reichlich hilfreiche Literaturquellen geboten.<br />

Wohltuend fällt auch auf, dass die Autoren<br />

sehr unvoreingenommen zu Werke gehen.<br />

Gerade die Hypnose wird sehr positiv bewertet,<br />

wobei hier natürlich entsprechend dem<br />

Thema des Buches nur auf deren entspannenden<br />

Effekt eingegangen werden kann.<br />

Auch neuere und „unkonventionellere“ Techniken<br />

wie Apps, Videospiele, Virtual Reality<br />

und ASMR finden ihren gebührenden Platz.<br />

Hier ist also das Buch für den/die Therapeuten/in,<br />

der sein Spektrum an Entspannungstechniken<br />

auf den neuesten Stand bringen,<br />

erweitern und noch zielgerichteter einsetzen<br />

will. Aber auch der Anfänger, falls er/sie es<br />

schafft, sich von der Fülle der geschilderten<br />

Möglichkeiten nicht erschlagen zu lassen,<br />

findet einen hervorragenden Ansatzpunkt<br />

um anhand der Literaturhinweise sein Wissen<br />

auf den aktuellen Stand zu bringen.<br />

Meinen Horizont hat das Buch auf jeden Fall<br />

erweitert!


58 Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung 59<br />

Am 18.11.2022 im Best Western Premier<br />

Parkhotel, Peter-Hartmann-Allee 4, 33175<br />

Bad Lippspringe.<br />

Beginn: 20:35 Uhr<br />

Tagesordnung:<br />

Top 1<br />

Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung<br />

Der Präsident der DGH, Herr Dr. Klaus Hönig,<br />

eröffnet die Mitgliederversammlung um<br />

20:35 Uhr und stellt deren ordnungsgemäße<br />

und fristgerechte Einberufung mit den „Suggestionen<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2022“ fest.<br />

Top 2<br />

Wahl des Versammlungsleiters<br />

Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Sebastian<br />

Knop zum Versammlungsleiter zu wählen.<br />

Herr Knop ist im Falle der Wahl bereit, das<br />

Amt anzunehmen. Er wird einstimmig ohne<br />

Gegenstimme zum Versammlungsleiter gewählt.<br />

Herr Knop nimmt die Wahl an.<br />

Top 3<br />

Wahl des Protokollanten<br />

Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Dr. Christian<br />

Bernd Hüsken zum Protokollanten zu<br />

wählen.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken ist im Falle<br />

seiner Wahl bereit, das Amt anzunehmen.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken wird einstimmig<br />

zum Protokollanten gewählt.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken nimmt die<br />

Wahl an.<br />

Top 4<br />

Beschluss der Tagesordnung<br />

Die Tagesordnung wird wie vorgelegt einstimmig<br />

ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen<br />

beschlossen.<br />

Top 5<br />

Verabschiedung des Protokolls der letzten<br />

Mitgliederversammlung<br />

Der Versammlungsleiter stellt die Ordnungsgemäßheit<br />

des Protokolls wie publiziert in<br />

den Suggestionen fest.<br />

Die Versammlung beschließt das Protokoll<br />

einstimmig ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen.<br />

Top 6<br />

Bericht des Vorstandes<br />

Der Vorstand berichtet von der Arbeit, die im<br />

letzten Jahr geleistet worden ist.<br />

Protokoll<br />

Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie e. V. (DGH)<br />

Nach 13 Jahren Mitarbeit in der DGH Geschäftsstelle<br />

hat im März des Jahres 2022<br />

Frau Koslowski ihre dortige Tätigkeit beendet.<br />

Ihre Begründung hierfür war, dass sie<br />

vor dem Renteneintritt noch einen anderen<br />

Arbeitsplatz kennen lernen und ausfüllen<br />

wolle.<br />

Im Anschluss war eine junge Frau gefunden<br />

worden, die im August ihre Tätigkeit in der<br />

Geschäftsstelle aufnehmen wollte. Dies hat<br />

sich dann vor dem Hintergrund, dass die Bewerberin<br />

die Betreuung ihres Kindes nicht<br />

anderweitig organisieren konnte, zerschlagen.<br />

Die Vizepräsidentin Dr. Helga Hüsken-<br />

Janßen berichtet, dass sie hiervon in einer<br />

Supervisionsgruppe berichtet hatte. Einer<br />

der dortigen Kollegen erklärte spontan,<br />

seine Frau suche ggfs. eine neue Beschäftigung.<br />

Daraufhin wurden Vorstellungsgespräche<br />

mit Frau Tanja Öhmann geführt, die<br />

zuvor in einer Fachhochschule in Münster als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin forschend<br />

und im Bereich der Administration tätig war.<br />

Frau Öhmann wird ihre Tätigkeit in der DGH<br />

Geschäftsstelle zum 1. Januar <strong>2023</strong> aufnehmen.<br />

Diese soll auch den Auftritt der DGH im Bereich<br />

Social Media verstärkt bearbeiten.<br />

Es wird berichtet, dass die Coronasituation<br />

der Mitgliederentwicklung geschadet habe.<br />

Ab 2019 sei die Anzahl der Neueintritte um<br />

circa 30% gesunken, wobei im Jahr 2022 erneut<br />

ein Anstieg der Anzahl der Neueintritte<br />

verzeichnet werden konnte.<br />

Die Vizepräsidentin berichtet, dass in der<br />

Zeit vom 08. – 10. September <strong>2023</strong> die sogenannte<br />

Summerschool zum Thema „Das<br />

Tor zum Unbewussten eine Einführung die<br />

Hypnose und Hypnotherapie“ und in der Zeit<br />

vom 26. - 27. April 2024 Projekttage zum<br />

Thema „Akutsituationen in der Medizin und<br />

Psychotherapie - Hypnose im Notfalleinsatz“<br />

geplant sind.<br />

Die Schriftführerin Dr. Nicola Aufmkolk berichtet<br />

von ihrem berufspolitischen Engagement<br />

im Bereich der Abrechenbarkeit von TP<br />

/ Hypnose.<br />

Die Mitglieder werden gebeten, etwaige Erfahrungen<br />

diesbezüglich der Geschäftsstelle<br />

mitzuteilen.<br />

Die Vizepräsidentin dankt dem Herausgeber<br />

Dr. Peter Dünninger für die geleistete Arbeit<br />

und die letzte <strong>Ausgabe</strong> der Suggestionen<br />

Die Vizepräsidentin Privatdozentin Dr. Karin<br />

Breitbach berichtet von ihrer Tätigkeit. Sie<br />

berichtet davon, dass die Mitgliederwerbung<br />

intensiviert werden soll unter anderem<br />

durch die Durchführung der Summer School,<br />

die im Jahr 2019 ausgefallen war, durch das<br />

Engagement im Bereich soziale Medien und<br />

durch die Bestückung eines Youtube Kanals<br />

mit Videomaterial.<br />

Insoweit sollen mehrere Informationsvideos<br />

angefertigt werden. Das erste dieser Videos<br />

ist bereits erstellt worden. Dieses wird der<br />

Mitgliederversammlung vorgestellt.<br />

Man wolle sich in der Zukunft auf weitere<br />

Videos konzentrieren, gegebenenfalls einen<br />

Podcast eröffnen und so neue Interessenten<br />

für die Mitgliedschaft direkt ansprechen.<br />

Nachdem im Jahre 2020 und 2021 gute<br />

Erfahrungen mit digitalen Angeboten gemacht<br />

worden sind, sollen auch Onlineseminare<br />

als niederschwellige Einstiegsangebote<br />

angeboten werden im zeitlichen Umfang<br />

von circa 90 Minuten.<br />

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie Dr. Hönig berichtet<br />

von dem Engagement des Vorstands<br />

im Zusammenhang mit der Schaffung einer<br />

Musterweiterbildungsordnung im Bereich<br />

psychotherapeutische Verfahren. Insoweit<br />

wird diskutiert, einen Antrag auf Aufnahme<br />

von Hypnotherapie in die Weiterbildungsordnung<br />

zu unterstützen.<br />

Top 7<br />

Aussprache zum Bericht des Vorstandes<br />

Herr Dipl.-Psych. Andreas Kruse weist darauf<br />

hin, dass bereits im Jahre 2019 ein Rückgang<br />

der Neueintritte zu verzeichnen gewesen<br />

sei, so dass diese Thematik nicht allein<br />

mit Corona erklärt werden könne.<br />

Der Vorstand erläutert, dass insoweit im<br />

Jahr 2019 die sogenannte Summer School<br />

ausgefallen sei, die üblicherweise auch als<br />

Plattform für neue Interessentinnen und Interessenten<br />

zu verstehen sei, die sich im Anschluss<br />

ggfs. für eine Mitgliedschaft in der<br />

DGH entscheiden.<br />

Top 8<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

Der Kassenprüfer Dipl.-Psych. Andreas Kruse<br />

stellt das Ergebnis der Kassenprüfung vor.<br />

Die Kassenführung wird als „gut“ bewertet.<br />

Die DGH ist finanziell „solide“ aufgestellt.<br />

Die Kassenprüfung hat keine Unstimmigkeiten<br />

ergeben.<br />

Der anliegende Bericht der Kassenprüfer ist<br />

Bestandteil des Protokolls.<br />

Top 9<br />

Aussprache zum Bericht der Kassenprüfer<br />

entfällt<br />

Top 10<br />

Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Der anliegende Datenschutzbericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Dr. Peter Dünninger<br />

ist Bestandteil dieses Protokolls.<br />

Top 11<br />

Aussprache zum Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Es werden keine Einwendungen erhoben.<br />

Top 12<br />

Entlastung des Vorstandes<br />

Die Kassenprüfer beantragen die Entlastung<br />

des Vorstandes.<br />

Sie erläutern, welche Rechtsfolgen mit der<br />

Entlastung des Vorstandes von Rechts wegen<br />

verknüpft sind und dass insbesondere<br />

die persönliche zivilrechtliche Verantwortlichkeit<br />

der Mitglieder des Vorstandes im<br />

Regelfall dann entfällt, wenn bzw. insoweit<br />

diesen die Entlastung erteilt wird.<br />

Die Versammlung beschließt die Entlastung<br />

des Vorstandes bei Stimmenenthaltung des<br />

Vorstands, im Übrigen ohne Gegenstimme.<br />

Top 13<br />

Wahl des Wahlleiters<br />

Als Wahlleiterin wird die Fachärztin für<br />

Frauenheilkunde Frau Maria Zarkardas vorgeschlagen,<br />

die sich im Falle ihrer Wahl bereit<br />

erklärt, das Amt auszuüben. Frau Maria<br />

Zarkardas wird einstimmig ohne Gegenstimme<br />

bei eigener Enthaltung zur Wahlleiterin<br />

gewählt. Nach entsprechender Befragung<br />

durch den Versammlungsleiter erklärt sie,<br />

dass sie die Wahl annimmt. Es wird festgestellt,<br />

dass Frau Maria Zarkardas zur Wahlleiterin<br />

in Bezug auf die nunmehr durchzuführenden<br />

Wahlen gewählt worden ist.<br />

Top 14<br />

Wahl des Vorstandes<br />

Für die Wahl des Präsidenten steht Herr Dr.<br />

Klaus Hönig als Kandidat zur Verfügung.<br />

Herr Dr. Klaus Hönig wird einstimmig ohne<br />

Gegenstimme bei seiner Enthaltung zum<br />

Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie e.V. gewählt.<br />

Die Wahlleiterin fragt Herrn Dr. Hönig, ob er<br />

die Wahl annehme.<br />

Diese Frage wird von Herrn Dr. Hönig bejaht.<br />

Es wird festgestellt, dass er zum Präsidenten<br />

der DGH gewählt worden ist.<br />

Zur Wahl der Vizepräsidentin steht Frau Dr.<br />

Helga Hüsken-Janßen als Kandidatin zur Verfügung.<br />

Frau Dr. Hüsken-Janßen wird einstimmig<br />

ohne Gegenstimme bei ihrer Enthaltung<br />

zur Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

gewählt.<br />

Die Wahlleiterin fragt Frau Dr. Hüsken-Janßen,<br />

ob sie die Wahl annehme.<br />

Diese Frage wird von Frau Dr. Hüsken-Janßen<br />

bejaht. Es wird festgestellt, dass sie zur<br />

Vizepräsidentin der DGH gewählt worden<br />

ist.<br />

Zur Wahl der weiteren Vizepräsidentin steht<br />

Frau Privatdozentin Dr. Katrin Breitbach als<br />

Kandidatin zur Verfügung.<br />

Frau Privatdozentin Dr. Breitbach wird bei einer<br />

Enthaltung ohne Gegenstimme zur Vizepräsidentin<br />

der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie e.V. gewählt.<br />

Die Wahlleiterin fragt Frau Privatdozentin Dr.<br />

Breitbach, ob sie die Wahl annehme.<br />

Diese Frage wird von Frau Dr. Breitbach bejaht.<br />

Es wird festgestellt, dass sie zur Vizepräsidentin<br />

der DGH gewählt worden ist.<br />

Zur Wahl der Schriftführerin steht Frau Dr.<br />

Nikola Aufmkolk nicht erneut zur Verfügung.<br />

Die Versammlung bedankt sich bei ihr für<br />

die geleistete Arbeit.<br />

Herr Dr. Chiamulera schlägt vor, Frau Dipl.-<br />

Psych. Birte Köster zur Schriftführerin zu<br />

wählen. Frau Dipl.-Psych. Birte Köster stellt<br />

sich vor. Sie ist als Psychologische Psychotherapeutin<br />

in eigener Praxis in Ostfriesland<br />

tätig.<br />

Frau Dipl.-Psych. Birte Köster wird einstimmig<br />

ohne Gegenstimme bei ihrer Enthaltung<br />

zur Schriftführerin der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

gewählt.<br />

Die Wahlleiterin fragt Frau Dipl.-Psych. Köster,<br />

ob sie die Wahl annehme.<br />

Diese Frage wird von Frau Dipl.-Psych. Köster<br />

bejaht. Es wird festgestellt, dass sie zur<br />

Schriftführerin der DGH gewählt worden ist.<br />

Herr Dr. Christoph Müller steht nach 25 Jahren<br />

als Schatzmeister der DGH für eine erneute<br />

Amtszeit nicht zur Verfügung.<br />

Die Versammlung bedankt ihm bereits in<br />

diesem Zeitpunkt für die geleistete Arbeit.<br />

Frau Dr. Hüsken Janßen schlägt vor, den Anästhesisten<br />

Ludger Mittelstädt in das Amt<br />

des Schatzmeisters zu wählen. Dieser stellt<br />

sich vor. Herr Mittelstädt ist als Oberarzt der<br />

Anästhesie in Witten tätig. Er ist im Falle seiner<br />

Wahl bereit, das Amt auszuführen.<br />

Er wird einstimmig ohne Gegenstimme bei<br />

seiner Enthaltung zum Schatzmeister der<br />

Deutschen Gesellschaft für Hypnose und<br />

Hypnotherapie e.V. gewählt.<br />

Die Wahlleiterin fragt Herrn Mittelstädt, ob<br />

er die Wahl annimmt.<br />

Diese Frage wird von Herrn Mittelstädt bejaht.<br />

Es wird festgestellt, dass er zum Schatzmeister<br />

der DGH gewählt worden ist.<br />

Der Vorstand weist darauf hin, dass geplant<br />

sei, Herrn Dr. Michael Teut als assoziiertes<br />

Mitglied in die Vorstandsarbeit einzubinden.<br />

Top 15<br />

Wahl der Kassenprüfer<br />

Zur Wahl der Kassenprüfer stehen Herr Dipl.-<br />

Psych. Andreas Kruse und Frau Dipl.-Psych.<br />

Trappmann-Schmees als Kandidaten zur<br />

Verfügung.<br />

Frau Dipl.-Psych. Trappmann-Schmees sowie<br />

Herr Dipl.-Psych. Kruse werden einstimmig<br />

ohne Gegenstimme bei ihrer Enthaltung<br />

und der Enthaltung des Vorstands zu Kassenprüfern<br />

der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie e.V. gewählt.<br />

Die Wahlleiterin fragt Herrn Dipl.-Psych.<br />

Andreas Kruse und Frau Dipl.-Psych. Trappmann-Schmees,<br />

ob sie die Wahl annehmen.<br />

Diese Frage wird von Herrn Andreas Kruse<br />

und Frau Dipl.-Psych. Trappmann-<br />

Schmees bejaht. Es wird festgestellt, dass<br />

Herr Andreas Kruse und Frau Dipl.-Psych.<br />

Trappmann-Schmees zu Kassenprüfern der<br />

DGH gewählt sind.<br />

Top 16<br />

Wahl des Datenschutzbeauftragten<br />

Zur Wahl des Datenschutzbeauftragten<br />

steht Herr Dr. Peter Dünninger als Kandidat<br />

zur Verfügung.<br />

Herr Dr. Peter Dünninger wird einstimmig<br />

ohne Gegenstimme bei seiner Enthaltung<br />

zum Datenschutzbeauftragten der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie<br />

e.V. gewählt.<br />

Die Wahlleiterin fragt Herrn Dr. Dünninger,<br />

ob er die Wahl annehme.<br />

Diese Frage wird von Herrn Dr. Dünninger<br />

bejaht. Es wird festgestellt, dass Herr Dr.<br />

Dünninger zum Datenschutzbeauftragten<br />

der DGH gewählt ist.<br />

Top 17<br />

Verschiedenes<br />

Aus der Versammlung wird gefragt, welche<br />

genauen Modalitäten einzuhalten seien,<br />

damit „TP“ beziehungsweise „Hypnose“ im<br />

Rahmen von verhaltenstherapeutischen Sitzungen<br />

abgerechnet werden kann. Der Vorstand<br />

verweist insoweit auf den Artikel, der<br />

im letzten Jahr diesbezüglich in den Suggestionen<br />

erschienen ist.<br />

Der Versammlungsleiter Knop berichtet, dass<br />

er auf dem Kongress der französischsprachigen<br />

Hypnosegesellschaften in Luxemburg<br />

war. Diese sind an einer Zusammenarbeit<br />

interessiert. Herr Knop wird seitens der Versammlung<br />

ermutigt, diesbezüglich weitere<br />

Anstrengungen zu unternehmen, um die<br />

Zusammenarbeit zu intensivieren.<br />

Es wird gefragt, ob Interesse besteht, dass<br />

neue Künstler für die Plakaterstellung im<br />

Rahmen der Ankündigung des Jahreskongresses<br />

vorgeschlagen werden. Dies wird<br />

seitens des Vorstands begrüßt.<br />

Frau Dr. Anna Schoch weist darauf hin, dass<br />

gegebenenfalls durch sie die Möglichkeit bestünde,<br />

einen „Profi“ anzusprechen, der in<br />

Bezug auf die Erstellung von Filmen unterstützt.<br />

Dies wird begrüßt.<br />

Der Versammlungsleiter schließt die<br />

Versammlung um 22:10 Uhr.


60 Kassenbuchführung & Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Einladung zur Mitgliederversammlung<br />

61<br />

Kassenbuchprüfung für das Jahr 2021<br />

bei der deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie (DGH)<br />

Einladung<br />

zur Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

An:<br />

• die DGH- Mitgliederversammlung in Bad Lippspringe<br />

• den Vorstand der DGH<br />

• die Geschäftsstelle der DGH in Coesfeld<br />

Vorbemerkung:<br />

Die Kassenprüfung für das Geschäftsjahr 2021<br />

wurde am 17.11.2022 von Andreas Kruse im Park<br />

Hotel, Peter Hartmann-Allee 4, 33175 Bad Lippspringe<br />

durchgeführt.<br />

Anwesend waren der Schatzmeister Herr Dr. Christoph<br />

Müller und der Kassenprüfer Herr Dipl.-Psych.<br />

Andreas Kruse; der Kassenprüfer Herr Dipl.-Psych.<br />

Thomas Seiffert war wegen Erkrankung und nicht<br />

vorhandener Reisefähigkeit entschuldigt.<br />

ZUR PRÜFUNG:<br />

Die Prüfung für das Kalenderjahr 2021 fand am<br />

17.11.2022 von 11:30 bis ca. 13.00 Uhr im Park<br />

Hotel Bad Lippspringe, Peter Hartmann-Allee 4,<br />

33175 Bad Lippspringe statt. Zur Kassenprüfung<br />

standen alle erforderlichen Belege und Kontoauszüge<br />

für das Jahr 2021 zur Prüfung zur Verfügung.<br />

Wir danken dem Schatzmeister für seine Unterstützung<br />

und seine bereitwillige Auskunftserteilung.<br />

Die Buchführung entspricht den Erfordernissen<br />

eines Einnahme/<strong>Ausgabe</strong>nachweises und ermittelt<br />

den Einnahmenüberschuss des Jahres 2021.<br />

Die Buchführung für 2021 wurde mit Hilfe von<br />

DATEV im Steuerbüro Rubel und Kothe erstellt. Auf<br />

die Führung eines Kassenbuches konnte aufgrund<br />

der EDV verzichtet werden. Es waren Ausdrucke<br />

aller mittels EDV durchgeführter Buchungen sowie<br />

Buchungsübersichten (Joumal) vorhanden.<br />

Bei der Kassenprüfung konnte festgestellt werden,<br />

dass die Buchungsunterlagen der DGH wiederum<br />

vorbildlich geführt worden sind und keinerlei Anlass<br />

zur Beanstandung gaben. Von einer optimalen<br />

Haushaltsführung kann gesprochen werden.<br />

ZUR EINZELPRÜFUNG:<br />

Die Prüfung der Handkasse entfällt, da bei der DGH<br />

keine geführt wird.<br />

Bei der Prüfung der Buchungsunterlagen und des<br />

Journals konnte festgestellt werden, dass diese<br />

zum Jahresabschluss (31.12.2021) rechnerisch<br />

korrekt waren. Es waren keine Saldendifferenzen<br />

vorhanden.<br />

Überprüft wurde folgendes:<br />

• Kontrolle der Salden<br />

• Kontrolle sämtlicher Einzelbelege<br />

• Reisekostenabrechnungen und Auslagenerstattungen<br />

auf Korrektheit<br />

• Kostenstruktur der DGH<br />

• Überprüfung der Buchungen bei Abweichung<br />

der Salden der Gegenkonten von mehr als<br />

1000 € zum Vorjahr<br />

Bei der <strong>Ausgabe</strong>nkontrolle der DGH wurde festgestellt,<br />

dass die Kostenstruktur der DGH grundsätzlich<br />

im Vergleich zum Vorjahr beibehalten worden<br />

ist.<br />

Nach der Prüfung der Buchführung, der Einsicht<br />

der Belege, Bankauszüge und sonstigen Buchungsunterlagen<br />

wird die Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung<br />

bestätigt.<br />

Empfehlung zur Entlastung des Vorstandes für das<br />

Kalenderjahr 2021:<br />

Die Entlastung des Vorstandes durch die Mitgliederversammlung<br />

der DGH bewirkt die Freistellung<br />

des Vorstandes von allen Ansprüchen, die bei sorgfältiger<br />

Prüfung aller Unterlagen erkennbar waren.<br />

Bad Lippspringe, 17.11.2022<br />

Dipl.-Psych. Andreas Kruse<br />

Am: Freitag, 17.11.<strong>2023</strong><br />

Um:<br />

Im:<br />

20.30 Uhr<br />

Best Western Premier Park Hotel<br />

am Kaiser-Karls-Park<br />

Peter-Hartmann-Allee 4<br />

33175 Bad Lippspringe<br />

Bericht des Datenschutzbeauftragten 2022<br />

Tagesordnung<br />

Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten wurde<br />

in der Satzung der DGH verankert. Rechenschaftspflichtig<br />

ist der Datenschutzbeauftragte der MV der<br />

DGH.<br />

Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten gründet<br />

sich auf die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

sowie auf sonstige Gesetze, die für<br />

die Tätigkeit eines Vereins bindend sind.<br />

Da der Sitz der DGH in NRW ist, finden weiter die<br />

Bestimmungen des Datenschutzgesetzes NRW Anwendung.<br />

Bericht:<br />

Es wurden im letzten Jahr keine datenschutzrelevanten<br />

Ereignisse wie Anfragen, Beschwerden oder<br />

Hinweise von Mitgliedern oder Dritten verzeichnet.<br />

Alle datenschutzrelevanten Bestimmungen und<br />

Belehrungen sind wohlgeordnet in einem gesonderten<br />

Ordner abgelegt und laufend. Alle Mitarbeiter<br />

sind dokumentiert über den Datenschutz belehrt,<br />

die Computer sind durch Passwörter gegen<br />

unbefugte Benutzung gesichert.<br />

Zusätzlich zu den Datenschutzrechtlichen Belehrungen<br />

sind auch Schweigepflichterklärungen<br />

nach §§ 203 ff. 5tGB abgegeben und dokumentiert,<br />

da bei Patientenanfragen oft Informationen<br />

vom Patienten abgegeben werden, die dieser strafrechtlichen<br />

Bestimmung unterfallen.<br />

Darüber hinaus ist Frau Koslowski von der Geschäftsführerin,<br />

Frau Dr. Hüsken-Janßen, zur Benannten<br />

für Belange des Datenschutzes eingesetzt<br />

worden. Sie koordiniert alle auftretenden Belange<br />

des Datenschutzes mit dem von der Vertreterversammlung<br />

gewählten Datenschutzbeauftragten.<br />

Alle bisherigen Anregungen von mir sind stets umgehend<br />

umgesetzt worden, insbesondere auch<br />

die, die sich durch die neue Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO) seit dem 25. 5. 2018 ergeben<br />

haben. Die Homepage der DGH entspricht den<br />

neuen Bestimmungen, soweit dies nach den teil-<br />

weise unscharfen Formulierungen der neuen Verordnung<br />

möglich ist.<br />

Die Datensicherung der Daten auf den Computern<br />

der DGH ist durch dokumentierte Maßnahmen gesichert.<br />

Eine Datensicherung erfolgt von montags<br />

bis freitags jeweils um 20.00 Uhr. Die Daten werden<br />

auf den Server gespiegelt. Darüber hinaus wird<br />

eine Kopie dieser Spiegelung auch noch auf der<br />

Festplatte von Frau Koslowski gespeichert.<br />

Zusätzlich werden die Daten jeden Montag auf<br />

eine externe Festplatte gespeichert, die Frau Koslowski<br />

mit nach Hause nimmt.<br />

Die Zusammenarbeit mit Vorstand und Geschäftsstelle<br />

war gewohnt gut und der Bereich Datenschutz<br />

ist fest in die DGH integriert und wird von<br />

allen Beteiligten gelebt.<br />

Dr. Peter Dünninger<br />

TOP 1<br />

TOP 2<br />

TOP 3<br />

TOP 4<br />

TOP 5<br />

TOP 6<br />

TOP 7<br />

Feststellung der ordnungsgemäßen<br />

Einberufung<br />

Wahl des Versammlungsleiters<br />

Wahl des Protokollanten<br />

Beschluss der Tagesordnung<br />

Verabschiedung des Protokolls<br />

der letzten MV<br />

Bericht des Vorstandes<br />

Aussprache zum Bericht des<br />

Vorstandes<br />

TOP 8<br />

TOP 9<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

Aussprache zum Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

TOP 10 Bericht des<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

TOP 11 Aussprache zum Bericht<br />

des Datenschutzbeauftragten<br />

TOP 12 Entlastung des Vorstandes<br />

TOP 13 Satzungsänderung zu Zugangsbedingungen<br />

in der Weiterbildung<br />

und zum Erwerb der Mitgliedschaft<br />

TOP 14 Verschiedenes


62 Regionale Weiterbildung<br />

Regionale Weiterbildung<br />

63<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Bremen<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />

Dr. med. dent. Sylvio<br />

Chiamulera<br />

Curriculum <strong>2023</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> G4 06./07.10.<strong>2023</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 01./02.12.<strong>2023</strong><br />

T1 - Simulatortechnik, Arbeit mit Ängsten<br />

>> 19./20.01.2024<br />

T2 - Hypnotische Schmerzkontrolle und<br />

Anästhesie<br />

>> 23./24.02.2024<br />

T3 - Emotio begegnet Ratio<br />

>> 22./23.03.2024<br />

T4 - Matrix-Technik und Mentaltraining<br />

Supervision<br />

Termine bitte bei Frau Chiamulera<br />

erfragen.<br />

Therapiekurse<br />

>> 21./22.03.2025<br />

T1 - Hypnotherapie bei Ängsten<br />

>> 04./05.04.2025<br />

T2 - Schmerzkontrolle und hypnotischeAnästhesie<br />

>> 09./10.05.2025<br />

T3 - Emotio begegnet Ratio<br />

>> 13./14.06.2025<br />

T4 - Energy Works, Modeling, Mentaltraining<br />

Supervision<br />

Termine bitte bei Frau Chiamulera<br />

erfragen.<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Rosental 22<br />

28359 Bremen<br />

Tel.: 0421 236069 oder 0171 4792147<br />

Ansprechpartner: Frau Chiamulera<br />

E-Mail: crescom@t-online.de<br />

Homepage:<br />

www.hypnoseinstitut-bremen.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Coesfeld<br />

Leiterin des Westfälischen Instituts für<br />

Hypnose und Hypnotherapie:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Curriculum <strong>2023</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 11./12.08.<strong>2023</strong><br />

>> F2 20./11.10.<strong>2023</strong><br />

>> F3 08./09.12.<strong>2023</strong><br />

>> F4 19./20.01.2024<br />

Therapiekurse<br />

>> 01./02.09.<strong>2023</strong><br />

Hypnose und Hypnotherapie bei Depressionen.<br />

Dozent: Prof. Dipl.-Psych. Dr. rer. nat.<br />

Walter Bongartz, Konstanz<br />

>> 03./04.11.<strong>2023</strong><br />

Ego-State-Therapie, Teil II<br />

Festhalten kostet Kraft - Loslassen braucht<br />

Weisheit. Dozent: Woltemade Hartman, PhD,<br />

Pretoria/Südafrika<br />

Curriculum 2024<br />

Grundkurse<br />

>> G1 16./17.02.2024<br />

>> G2 12./13.04.2024<br />

>> G3 24./25.05.2024<br />

Therapiekurse<br />

>> 02./03.02.2024<br />

HypnoMentale Geburtsvorbeitung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen,<br />

Coesfeld<br />

>> 28./29.06.2024<br />

Hypnotherapeutische Techniken zur<br />

Schmerzbehandlung<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Klaus Hönig,<br />

Ulm<br />

>> 06./07.09.2024<br />

Hypnotherapie bei Ängsten<br />

Dozent: Prof. Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Walter<br />

Bongartz, Konstanz<br />

>> 04./05.10.2024<br />

Hypnotherapeutische Arbeit bei psychosomatischen<br />

Störungen<br />

Dozent: PD Dr. med. Michael Teut, Berlin<br />

Ego-State-Therapie<br />

Dozent: Woltemade Hartman, PhD,<br />

Pretoria/Südafrika<br />

>>01.-03.03.2024<br />

Einführung in die Ego-State-Therapie<br />

>>03./04.05.2024<br />

Ego-State-Therapie, Teil II<br />

Festhalten kostet Kraft - Loslassen braucht<br />

Weisheit<br />

Dozent: Woltemade Hartman, PhD, Pretoria/<br />

Südafrika<br />

Curriculum 2024<br />

Grundkurse<br />

>> G1 26./27.04.2024<br />

>> G2 24./25.05.2024<br />

>> G3 13./14.09.2024<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 11./12.10.2024<br />

>> F2 06./07.12.2024<br />

>> F3 17./18.01.2025<br />

>> F4 21./22.02.2025<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 23./24.08.2024<br />

>> F2 27./28.09.2024<br />

>> F3 29./30.11.2024<br />

>> F4 17./18.01.2025<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Westfälisches Institut für Hypnose und<br />

Hypnotherapie<br />

Daruper Straße 14<br />

48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

Fax: 02541 70008<br />

E-Mail: kontakt@weiterbildungsinstituthypnose.de<br />

Web:<br />

www.weiterbildungsinstitut-hypnose.de<br />

>>


64 Regionale Weiterbildung<br />

Regionale Weiterbildung 65<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Darmstadt<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Mitte:<br />

Dipl.-Psych. Dr. phil. Michael Hübner<br />

Curriculum <strong>2023</strong><br />

Grundkurse<br />

>> G1 25./26.02.<strong>2023</strong><br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />

>> G2 25./26.03.<strong>2023</strong><br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> G3 29./30.04.<strong>2023</strong><br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />

Supervision<br />

>> 07.10.<strong>2023</strong> bei Dipl.-Psych. Karl G.<br />

Möck in Darmstadt<br />

Curriculum 2024<br />

Grundkurse<br />

>> G1 27./28.01.2024<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />

>> G2 24./25.02.2024<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner<br />

>> G3 23./24.03.2024 - Dozent: Dipl.-<br />

Psych. Dr. Lars Pracejus<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 27./28.04.2024<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />

>> F2 25./26.05.2024<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus<br />

>> F3 22./23.06.2024<br />

Dozent: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

>> F4 21./22.09.2024<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner<br />

Therapiekurse<br />

>> 03./04.02.2024<br />

T-Onko<br />

Hypnotherapie in der Psychoonkologie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 02./03.03.2024<br />

T-Film<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />

>> 13./14.04.2024<br />

T-Integ<br />

Integrative Hypnotherapie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 04./05.05.2024<br />

T-KJP<br />

Einführung in die Kinder- und Jugendhypnose<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-Griebeling<br />

>> 08./09.06.2024<br />

T-Geburt<br />

Hypnomentale Geburtsvorbereitung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 06./07.07.2024<br />

T-Pers<br />

Persönlichkeitsstile und -störungen<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. phil. Bernd Schick<br />

>> 07./08.09.2024<br />

T-PTBS<br />

Behandlung von Traumafolgestörungen<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-Griebeling<br />

Supervision<br />

>> 24.03.2024 bei Dipl.-Psych. Dr. Lars<br />

Pracejus in Darmstadt<br />

>> 26.05.2024 bei Dipl.-Psych. Dr. Lars<br />

Pracejus in Darmstadt<br />

>> 15.06.2024 bei Dipl.-Psych. Dr. Michael<br />

Hübner in Münzenberg<br />

>> 19.10.2024 bei Dipl.-Psych. Karl G.<br />

Möck in Darmstadt<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Münchberg<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Münchberg:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53<br />

95213 Münchberg<br />

Tel.: 09251 1525<br />

Fax: 09251 7269<br />

E-Mail: Peduenn@aol.com<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Frankurt<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Curriculum <strong>2023</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T5 13./14.10.<strong>2023</strong><br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Curriculum 2024<br />

Grundkurse:<br />

>> G1 - G3 als Block<br />

07.-11.02.2024<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 und F2 als Block 2<br />

21.-23.03.2024<br />

>> F3 und F4 als Block 3<br />

09.-11.05.2024<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 13.-15.06.2024<br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5 22.-24.08.2024<br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht<br />

>> T5 18./19.10.2024<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Supervisionen<br />

Supervision wird jeweils nach einem Block<br />

(sonntags 9.00 -13.00 Uhr) angeboten<br />

(ab Block 2). Am Tag vor T5 findet eine<br />

ganztätige Supervision (9.00 - 13.00<br />

Uhr/14.00 - 18.00 Uhr) statt, nach Seminar<br />

T5 samstagnachmittags (13.00 - 17.00<br />

Uhr) und am folgenden Sonntagvormittag<br />

(9.00 - 13.00 Uhr). Danach wären dann die<br />

Weiterbildungsvoraussetzungen (Kurse +<br />

Supervision) für das DGH-Zertifikat erfüllt.<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum Freiburg<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für Klinische<br />

Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Freiburg<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Curriculum <strong>2023</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

T3<br />

T4<br />

>> T5<br />

26.-28.10.<strong>2023</strong><br />

Hypnotherapie bei Ängsten<br />

Hypnotherapie bei Sucht/Impuls<br />

kontrolle<br />

15./16.12.<strong>2023</strong><br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Curriculum 2024<br />

Grundkurse<br />

>> G1 - G3 als Block 14.-18.02.2024<br />

Fortgeschrittenenkurse:<br />

>> F1 und F2 als Block 2<br />

14.-16.05.2024<br />

>> F3 und F4 als Block 3<br />

02.05.-04.05.2024<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 4<br />

04.-06.07.2024<br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

19.-21.09.2024<br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht/Impuls<br />

kontrolle<br />

>> T5<br />

13./14.12.2024<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Supervisionen<br />

Supervision wird jeweils nach einem Block<br />

(sonntags 9.00 -13.00 Uhr) angeboten<br />

(ab Block 2). Am Tag vor T5 findet eine<br />

ganztätige Supervision (9.00 - 13.00<br />

Uhr/14.00 - 18.00 Uhr) statt, nach Seminar<br />

T5 samstagnachmittags (13.00 - 17.00<br />

Uhr) und am folgenden Sonntagvormittag<br />

(9.00 - 13.00 Uhr). Danach wären dann die<br />

Weiterbildungsvoraussetzungen (Kurse +<br />

Supervision) für das DGH-Zertifikat erfüllt.<br />

>>


66 Regionale Weiterbildung<br />

Neue Zertifikatsinhaber 67<br />

Anmeldung und weitere Informationen<br />

für Frankfurt und Freiburg:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Klingenberger Institut für Klinische<br />

Hypnose<br />

Färberstraße 3a<br />

78467 Konstanz<br />

Tel.: 07531 6060350<br />

Fax: 07531 6060350<br />

E-Mail:<br />

Web:<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

München<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

München:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Curriculum <strong>2023</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 13.-16.10.<strong>2023</strong><br />

T3/4 - Psychotrauma, Psychosomatik,<br />

Depression<br />

>> T5 – kann auf dem DGH-Jahreskongress<br />

absolviert werden<br />

Grundkurse<br />

>> 24. – 28.07.2024<br />

GK Modul 1 – 3 in Hess.<br />

Lichtenau<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Chorherrstr. 4<br />

81667 München<br />

bongartz@hypnose-kikh.de<br />

www.hypnose-kikh.de<br />

Tel.: 089 4484025<br />

Fax: 089 48999748<br />

E-Mail: Agnes.Kaiser.Rekkas@gmail.com<br />

Web: www.kaiser-rekkas.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Dortmund<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Rhein/Ruhr:<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Curriculum <strong>2023</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 17.01.-20.01.2024<br />

T3 - Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Ängsten<br />

T4 - Hypnose bei Schlafstörungen<br />

>> T5<br />

03./04.11.<strong>2023</strong><br />

Bindung und Bindungstraumatisierung<br />

mit A. Zahran /MEIK<br />

Supervisionen<br />

>> 10.11.<strong>2023</strong> in Münster<br />

Curriculum 2024<br />

Grundkurse<br />

>> G1/G2<br />

17.04. – 20.04.2024<br />

>> G3<br />

03/04.05.<strong>2023</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse:<br />

>> F 1/F2<br />

05.06. – 08.06.2024<br />

>> F3/F4<br />

28.08. – 31.08.2024<br />

Therapiekurse<br />

>> 09.10. – 12.10.2024<br />

T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />

T2 – Hypnose bei Schmerzen<br />

>> 15. 01. – 18.01.2025<br />

T3 – Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Ängsten<br />

T4 – Hypnose bei Schlafstörungen<br />

Anmeldung und weitere Informationen<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Zum Guten Hirten 94<br />

48155 Münster<br />

Tel.: 0251 1330506<br />

E-Mail: info@claudia-weinspach.de<br />

Web: www.claudia-weinspach.de<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Stand: Ende Juni <strong>2023</strong><br />

Herzlichen Glückwunsch zum Erhalt des DGH-Zertifikats!<br />

Dipl.-Psych. Hans-Otto Ahnert Bottrop<br />

Dipl.-Psych. Johanna Sophie Bening Twistringen-Heiligenloh<br />

Dipl.-Psych. Matthias Böhle Unna<br />

Dr. med. Kerstin Brannath Hamburg<br />

Dr. med. Gerburg Brouwer Berlin<br />

Dr. med. Beate Büter Dortmund<br />

Dr. med. Jens Ehrmann Niedernhall<br />

Dr. med. Stefan Fielmuth Alt Rehse<br />

Dipl.-Soz.-Päd. KJP Thomas Frohnert Bochum<br />

Dr. med. Susanne Glang-Vetter Blender<br />

Dipl.-Psych. Sandra Irtel Ludwigshafen<br />

Ärtzin Karin Klöpper Aurich<br />

Dipl.-Psych. Birte Köster Aurich<br />

Dr. med. Susanne Kother-Groh Bad Kreuznach<br />

Dipl.-Psych. Dr. Regina Kronacher Negenborg<br />

Dipl.-Psych. Ulrike Leute Ravensburg<br />

Dr. med. Christoph Mauer Plön<br />

Dr. med. Emanouella Michaelides Köln<br />

Dipl.-Psych. Brigitte Milkau Bamberg<br />

Dr. med. Christine Molina-Benzing Villingen-Schwenningen<br />

Dipl.-Psych. Carola Papenkort Bornheim<br />

Dr. med. (Ro) Ines Pop-Prefit-Iarca CH- St. Gallen<br />

Dipl.-Psych. Anne Schröter Neustadt a. W.<br />

Dr. med. Julia Siewert Berlin<br />

Dr. med. uni. Michel Solf CH-Münsterlingen<br />

KJP Maria Speer Münster<br />

Dipl.-Psych. Dr. phil. Kathrin Marietta Wagner München<br />

Dr. med. Wiltert Wilts Bremen


68 Neue Mitglieder der DGH<br />

Neue Mitglieder der DGH 69<br />

Neue Mitglieder der DGH<br />

Stand: Ende Juni <strong>2023</strong><br />

Herzlich willkommen in der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.!<br />

Arzt Georgios Alexiou Düsseldorf<br />

Ärztin Aycan Aymaz Mörfelden-Walldorf<br />

Dipl.-Psych. Johanna Sophie Bening Twistringen-Heiligenloh<br />

M.Sc. Psych. Christin Bergmann Reken<br />

Ärztin Kerstin Bieleit Henningsdorf<br />

Zahnärtzin Dania Booth Bedburg-Hau<br />

M. Sc. Psych. Jacqueline Delius Potsdam<br />

Dipl.-Psych. Ulrike Charlotte Feher Steyerberg<br />

Ärztin Susanne Feußahrens Diepholz<br />

Dipl.-Psych. Hassan Gholami Berlin<br />

M. Sc. Natascha Ginters Münster<br />

Dr. med. Susanne Glang-Vetter Blender<br />

Dipl.-Psych. Dr. Susanne Gössl Wuppertal<br />

Dr. med. Verena Grüber Bonn<br />

Dipl.-Psych. Soraya Haarmann St. Leon Rot<br />

Dipl.-Psych. Evelyn Hagen Münster<br />

Dipl.-Psych. Barbara Hänsler Dannenberg<br />

Dipl.-Psych. Sandra Irtel Ludwigshafen<br />

Dipl.-Psych. Sabine Janneck Heuchelheim<br />

Arzt Martin Kankel Stralsund<br />

Dr. med. Antje Kankel Stralsund<br />

Dr. med. Anett Keller-Pließnig Essen<br />

Dipl.-Psych. Silke Köhler Bad Pyrmont<br />

Magistra Psych. Susanne Krinninger-Lindl A- Tribuswinkel<br />

M. Sc. Psych. Melanie Kugelmann Vöhringen<br />

KJP Samya Kunze Bremen<br />

Arzt Resa Masud Lalee Neuss<br />

Dr. med. Judith Lalee-Mentzel Neuss<br />

M. Sc. Psych. Julia Lamm Karben<br />

M.Sc. Lukas Bern Libbertz-Mohr Ginsheim-Gustavsburg<br />

Student der Medizin Timo Massold Neukirchen-Vluyn<br />

Arzt Wolfram Meister Hildesheim<br />

Dipl.-Psych. Susanne Petzolt Mülheim an der Ruhr<br />

Dr. med. (Ro) Ines Pop-Prefit-Iarca St. Gallen<br />

Dr. med. Anja Rieken Berlin<br />

Dipl.-Psych. Katharina Rogg München<br />

BC KJP Uwe Sanders Gladbeck<br />

Dipl.-Päd. KJP<br />

Bettina<br />

Schapals-Grünewald<br />

Xanten<br />

Ärztin Siegrun Schatek Kassel<br />

Dr. med. Martina Schmidt Ebing<br />

Dipl.-Psych. Anja Schramm Düsseldorf<br />

Dipl.-Psych. Anne Schröter Neustadt a. W.<br />

Dipl.-Psych. Julia Schuppener Hess. Lichtenau<br />

Dipl.-Psych. Sabine Schütt-Strömel Mainz<br />

Dr. med. Heike Schwarze Ratingen<br />

M. Sc. Psych. Alexander Timo Schwitalla Plettenberg<br />

Dr. med. Julia Siewert Berlin<br />

M. Sc. Psych. Mirela Skrypak-Häcker Berlin<br />

Ärztin Katharina Thoma Berlin<br />

Arzt Wolfgang Thrän Westerkappeln<br />

Studentin der<br />

Psychologie Carolin Marie Vetter Blender<br />

M.A. KJP Carletta Weisner Marl<br />

Dipl.-Psych. Silke Wienands Berlin<br />

Dipl.-Psych. Birgit Wiewel-Terborg Havixbeck<br />

Ärztin Susanne Wildhagen Kassel<br />

Dipl.-Psych. Robert Zank Eppelheim


70 Vorschau Kongresstermine<br />

71<br />

Vorschau Kongresstermine<br />

Wissen, was wirkt<br />

Systemische Therapie, Hypnotherapie<br />

und Beratung bei Carl-Auer<br />

DGH-Veranstaltungen:<br />

05.10.<strong>2023</strong> – 19.00 Uhr<br />

10.01.2024 – 19.00 Uhr<br />

Online-Schnupperseminare<br />

Mehr Informationen:<br />

Jochen Peichl<br />

Was wirkt in Hypnotherapie und hypnotherapeutischer<br />

Teiletherapie?<br />

auch als<br />

a<br />

HYPNOSE | HYPNOTHERAPIE<br />

Jochen Peichl<br />

Jenseits der<br />

therapeutischen<br />

Beziehung<br />

Was wirkt in<br />

Hypnotherapie und<br />

hypnotherapeutischer<br />

Teiletherapie?<br />

a<br />

CARL-AUER<br />

107 Seiten, Kt, <strong>2023</strong><br />

19,95 € · ISBN: 978-3-8497-0498-8<br />

396 Seiten, Kt, <strong>2023</strong><br />

49,00 € · ISBN: 978-3-8497-0473-5<br />

Jochen Peichl gibt mit diesem Buch<br />

„Es geht um respektvolle Begegnungen<br />

einen beeindruckenden Überblick zu<br />

auf der Basis eines Konzeptes, das beinhaltet,<br />

Wirkfaktoren in Psychotherapien, die<br />

Menschen bei ihrer ureigenen<br />

in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzen,<br />

Ausdrucksform zu begleiten und ernst<br />

aber in ihren Zusammen-<br />

zu nehmen. (...) Ich halte den Idiolektikan-<br />

hängen untereinander wenig reflektiert<br />

satz für inspirierend, dass wir uns gelege<br />

sind. Daraus ergeben sich wichtigentlich<br />

fragen, ob ein Mitsein und mehr<br />

Einsichten für die Konstruktion<br />

bei den Worten und Gesten der Patienteiner<br />

gemeinsamen therapeutischen auch als<br />

Innen zu verweilen, als man es meist<br />

Realität mit Klient:innen.<br />

gelernt hat, Wirkung haben kann.“<br />

Werbeanzeige<br />

Aus dem Vorwort von<br />

Prof. Dr. Luise Reddemann<br />

26.-27.04.2024<br />

Projekttage in Bad Lippspringe<br />

Akutsituationen in der Medizin und<br />

Psychotherapie<br />

14.-17.11.2024<br />

Jahreskongress<br />

Gestärkt aus der Krise<br />

– MIT HYPNOSE in BALANCE,<br />

Bad Lippspringe<br />

13.-16.11.2025<br />

HYPNOSE<br />

Die integrative Kraft der Psychotherapie<br />

auch als<br />

Carl-Auer-V.<br />

215 Seiten, Kt, <strong>2023</strong><br />

29,95 € · ISBN: 978-3-8497-0472-8<br />

Hypnose als wirksame Selbsttherapie birgt immenses<br />

Potenzial für Unabhängigkeit, guten Schlaf, Heilung<br />

und stabile Gesundheit. Dieses Fachbuch für jede:n<br />

zeigt, wie wir durch Selbsthypnose unsere Fähigkeiten<br />

und Selbstfürsorge stärken können. Leicht verständlich,<br />

mit vielen praktischen Übungen für den Einstieg<br />

in die Welt der Selbsthypnose.<br />

Weitere nationale und internationale Kongresse:<br />

07.-10.03.2024<br />

im Kongress-Palais, Kassel<br />

Ericksonsche Hypnose und Psychotherapie:<br />

State of Art an Science - nach 40<br />

Jahren<br />

M.E.G.-Hypnose: Veranstaltungen<br />

(meg-hypnose.de)<br />

12.-15.06.2024<br />

ISH – Krakau, Polen<br />

22. International Congress of<br />

Hypnosis ISH Krakau, Polen<br />

www.hypnosis2022.com<br />

Hörbuch-Download, ca. 600 Min.<br />

inkl. Booklet, Dateigröße: ca. 4 GB<br />

350,00 € · ISBN: 978-3-8497-0493-3<br />

Hier liegt erstmalig für das vielfältige<br />

Beschwerdebild der MS ein Set hypnotherapeutischer<br />

Anleitungen für<br />

unterschiedliche Zielsetzungen zur<br />

Selbstbehandlung vor. Entwickelt<br />

und gesprochen von Experten aus<br />

der wissenschaftlichen medizinischen<br />

Hypnose und Hypnotherapie, u.a. zertifiziert<br />

von der DGH bzw. der MEG.<br />

AGNES KAISER REKKAS<br />

Raus aus dem Schmerz mit Hypnose<br />

Schmerzlinderung • Entspannung • Kräftigung • Heilungsförderung<br />

DOWN-<br />

LOAD<br />

Carl-Auer a<br />

Hörbuch-Download, ca. 600 Min.<br />

inkl. Booklet, Dateigröße: ca. 4 GB<br />

250,00 € · ISBN: 978-3-8497-0433-9<br />

„Dieses Schatzkästlein enthält 21<br />

wunderbare Wohlfühlhypnosen für<br />

Menschen, die ihre chronifizierten<br />

Schmerzen lindern oder hinter sich<br />

lassen möchten. Sehr empfehlenswert!“<br />

PD Dr. med. Michael Teut,<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />

Charité Berlin<br />

a Carl-Auer Verlag<br />

Auf carl-auer.de bestellt – deutschlandweit portofrei geliefert!


72

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!