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Berichteband_390LP

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2023<br />

DVS-BERICHTE<br />

UNTERWASSERTECHNIK


SPEZIALBÜRO FÜR UNTERWASSERAUFGABEN<br />

Seit Seit 1965 erfolgreich untergetaucht<br />

- - Ausführung sämtlicher Unterwasserarbeiten<br />

- - Meisterbetrieb<br />

- - Herstellerbetrieb nach DVS 1801<br />

- - DNV-GL geprüfte Unterwasserschweißer<br />

- - DNC-GL DNV Zulassung für für Schiffbesichtigungen<br />

- Execution of all all underwater works works<br />

- Masterbusiness<br />

Masterbusiness<br />

- Manufacturer according to DVS 1801<br />

- Manufacturer according to DVS 1801<br />

- DNV tested underwater welder<br />

- DNV-GL tested underwater welder<br />

- DNV Approval for ship inspections<br />

- DNV-GL Approval for ship inspections<br />

Mutzeck GmbH<br />

Mutzeck GmbH<br />

GF Axel Mutzeck & Niklas Mutzeck<br />

GF Axel Mutzeck<br />

Am Wiesengrund 17<br />

24211 Schellhorn,<br />

Am Wiesengrund 17<br />

Groß Hasselrod 1<br />

24159 24211 Kiel Schellhorn Holtenau und<br />

24148 Kiel Kiel / / Marinearsenal<br />

Telefon 0 43 42 / 8 38 24<br />

Telefon 0 43 42 / 8 38 24<br />

Telefax 0 43 42 / 8 72 41<br />

Telefax 0 43 42 / 8 72 41<br />

E-Mail: info@unterwasserkrause.de<br />

www.unterwasserkrause.de<br />

E-Mail: info@unterwasserkrause.de<br />

www.unterwasserkrause.de


UNTERWASSERTECHNIK<br />

2023<br />

Langfassungen der Vorträge der gleichnamigen<br />

Fachtagung in Essen<br />

am 12. und 13. September 2023<br />

im Rahmen des DVS CONGRESS<br />

Proceedings of the correspondent<br />

symposium in Essen<br />

on 12 th and 13 th September 2023<br />

within the framework of the DVS CONGRESS<br />

Veranstalter//Host:<br />

DVS – Deutscher Verband für Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e. V., Düsseldorf


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />

http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie;<br />

detailed bibliographic data are available on the Internet at http://dnb.d-nb.de.<br />

DVS-Berichte Band/Volume of Reports 390<br />

ISBN 978-3-96144-232-4 (Print)<br />

ISBN 978-3-96144-233-1 (E-Book)<br />

Alle Rechte, einschließlich Übersetzungsrecht, vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung dieses<br />

Bandes oder von Teilen desselben nur mit Genehmigung der DVS Media GmbH, Düsseldorf.<br />

All rights, also for translation, are reserved. The reproduction of this volume or of parts of it only<br />

with approval of the DVS Media GmbH, Düsseldorf.<br />

© DVS Media GmbH, Düsseldorf/DE ⋅ September 2023<br />

Herstellung/Production: Print Media Group GmbH, Hamm


Vorwort<br />

Alle zwei Jahre ist der DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V.<br />

Veranstalter der Tagung UNTERWASSERTECHNIK (UWT) und bringt Experten sowie die<br />

verschiedensten Marktteilnehmer der Unterwassertechnik zusammen. Die Vortragenden und<br />

Teilnehmer sind Forscher und Entwickler, Anwendungsingenieure, Berufstaucherinnen und -<br />

taucher, Vertreterinnen und Vertreter des Offshore-Energiemarktes und andere Interessierte. In<br />

diesem Jahr findet die Tagung UNTERWASSERTECHNIK am 12. und 13. September unter dem<br />

Dach des DVS CONGRESS sowie parallel zur Weltleitmesse SCHWEISSEN & SCHNEIDEN vom<br />

11. bis 15. September 2023 in Essen statt. Den Teilnehmern der Veranstaltung eröffnet sich die<br />

Gelegenheit sich nicht nur im Rahmen der Vorträge über die aktuellen Themen der<br />

Unterwassertechnik zu informieren, sondern außerdem die praxisbezogenen Anwendungen in<br />

Form von Ausstellungsständen und Exponaten zu besichtigen.<br />

Die UWT hat sich seit 2008 zu einer der wichtigsten Branchentreffpunkte für die Tauch- und<br />

Maritime Industrie entwickelt. Die Vortragenden gehören zu den wichtigsten Vertretern in ihrem<br />

jeweiligen Anwendungsbereich. Neben den Informationen zu Fachthemen der Unterwassertechnik<br />

besteht im Rahmen der Tagung die Gelegenheit, alte Bekanntschaften zu pflegen und neue<br />

Partner kennenzulernen, um sich über die fachspezifischen Themen der Unterwassertechnik<br />

auszutauschen.<br />

In diesem Jahr wird die Fachtagung erstmalig mit einem deutschsprachigen und einem<br />

englischsprachigen Programmteil aufwarten.<br />

Folgende Themen stehen in diesem Jahr auf der Agenda: Neues aus Forschung und Entwicklung,<br />

Verfahren und Verfahrensentwicklungen beim Unterwasserschweißen und -schneiden,<br />

Elektrodenentwicklung, Normen und Regelwerke, Zerstörungsfreie Prüfungen Unterwasser sowie<br />

Praxisbeispiele aus der Unterwassertechnik.<br />

Wir freuen uns, Sie zu diesem besonderen Austausch begrüßen zu dürfen.<br />

Dipl.-Ing. D. Engel<br />

Vorsitzender der<br />

Programmkommission<br />

Dipl.-Ing. C. Heering<br />

DVS e. V.<br />

Forschung und Technik


Foreword<br />

Every two years, the German Welding Society (DVS) organizes an UNDERWATER<br />

TECHNOLOGY CONFERENCE (UTC). The initial conference occurred in 2008. Since then, this<br />

biennial conference brings together a diverse group of stakeholders. The speakers and attendees<br />

include professional divers, dive supervisors, ROV operators, engineers, academia,<br />

representatives from the offshore energy market and others. The 2023 UTC is scheduled to take<br />

place in conjunction with the DVS CONGRESS and the international trade fair “Joining, Cutting,<br />

Surfacing – SCHWEISSEN & SCHNEIDEN” in Essen, Germany, from September 11 through<br />

September 15, 2023.<br />

Over the preceding decade, the UTC has become one of the most important communication hubs<br />

for the diving and maritime industry. The conference always draws between 100 to<br />

120 participants, with presenters often belonging to key stakeholders in their respective fields.<br />

Presentations will be offered in English and in German.<br />

The presentations range from introduction and status of research projects in underwater welding<br />

and cutting, electrode development and others, standards, underwater NDT/ NDE, underwater<br />

welding, introduction of underwater case studies and much more. The UTC takes place in<br />

sequence parts in English and German language.<br />

We look forward to welcoming you to this special exchange.<br />

Dipl.-Ing. D. Engel<br />

Chairman of the<br />

Program Commission<br />

Dipl.-Ing. C. Heering<br />

DVS e. V.<br />

Research and Technology


Inhaltsverzeichnis/Table of Contents<br />

Vorwort/Foreword<br />

Langfassungen/Proceedings<br />

Praxiserfahrung in der Unterwassertechnik<br />

A. Jankowski, Schwarmstedt<br />

SLOFEC®-Spundwandprüfung: Wirbelstromprüfung auf mikrobiell<br />

induzierte Korrosion (MIC) …………………………………………………………………… 1<br />

P. M. Vargas, Houston/US, S. Altstadt, Northbrook/US, U. Aschemeier, Miami/US<br />

Ermüdungs- und Bruchverhalten von unter Wasser Schweiß-Verbindungen<br />

in Kehl- und vollständig durchgeschweißten Strumpfnähten …………………………… 12<br />

C. Zarach, Finsterwalde; N. Mutzeck, Schellhorn; T. Hassel, Hannover<br />

Praxisnahe Innovationen zur Erweiterung der Einsatzgrenzen der<br />

Unterwasserschweißtechnik ………………………………………………………………..… 32<br />

Aktuelles aus Forschung und Technik<br />

P. Dewald, R. Sharma, U. Reisgen, Aachen<br />

Verbesserung der mechanisch technologischen Eigenschaften von<br />

nass unter-wasser-geschweißten Kehlnähten an hochfesten Stählen ………………… 38<br />

W. Flügge, L. Fröck, C. Wald, Rostock | M. Gude, I. Koch, C. Düreth, K. Tittmann, Dresden<br />

Lebensdaueranalyse für Klebverbindungen in großen FKV-Strukturen mit<br />

variierenden Klebschichtdicken ……………………………………………………………… 45<br />

N. Steinbrecher, H. J. Maier, S. Barton, Hannover<br />

Zerstörungsfreie Bewertung der Härte an Wärmeeinflusszonen von<br />

Schweißnähten unterhalb der Wasserlinie - IGF-Nr. 21.504 N …………………………… 49<br />

O. Brätz, Rostock; T. Scheithauer, T. Hassel, H. J. Maier, Garbsen; K.-M. Henkel, Rostock<br />

Schwingfestigkeit von unter Wasser nass geschweißten Konstruktionsdetails ………… 56<br />

L. Vaccari, T. Wolf, I. Lendiel, H. J. Maier, T. Hassel<br />

Untersuchung zum Korrosionsrisiko beim Einsatz von austenitischem<br />

Schweißgut zur Vermeidung wasserstoffinduzierter Rissbildung beim nassen<br />

Unterwasserschweißen ………………………………………………………………………. 68


Research and Development<br />

S. Staude, B. Weustermann, Mülheim an der Ruhr<br />

Shortage of skilled work force: a different approach for alternative recruiting ………… 78<br />

A. Moreno-Uribe, L. Vaccari, I. Lendiel, T. Wolf, T. Hassel<br />

Implementation of Pulsed – Shielded Metal Arc Underwater Welding (P-SMAUW) …… 81<br />

O. Kahmen, R. Rofallski, N. Brumm, T. Luhmann<br />

Digital visual testing of welds under water using optical 3D<br />

measurement technology with image-variant illumination ………………………………… 93<br />

Application of underwater welding<br />

J. Schmerl, Long Beach/US<br />

Freeport Bahamas, Pier Repair, Pier 4 Phase 1 ……………………………….………….. 102<br />

W. McDonald, Washington/US<br />

Experience of a Female Working in a Male-Dominated Industry ………………………… 108<br />

G. Ramesh Babu (SE); U. Aschemeier (US)<br />

Analysis of structural integrity on underwater wet welding<br />

in maritime applications …………………………………………………………………….… 118<br />

Offshore applications<br />

Earl L Toups, Aberdeen, Scotland; Christian Rowolt, Rostock/DE<br />

Underwater Weld Defect Excavations on Subsea Structures<br />

Using Hydro-Carbon Arc Gouging ……………………………………………………...…… 124<br />

U. Aschemeier, Miami/US; B. Xavier, L. Furtado, Rio de Janeiro/BR<br />

Underwater wet weld repair of the bilge keel of an FPSO …………………………...…… 137<br />

U. Aschemeier, Cincinnati/US; B. Xavier, G. Real, Rio de Janeiro/BR<br />

Fatigue long term assessment for root cause analysis in turret moored<br />

FPSO bilge keel crack findings …...…………………………………..……………………... 151<br />

P. Junkers, Krailing near Munich/DE<br />

Research project confirms superiority of hydraulic yield-point controlled tightening<br />

for bolted connections under water or in the so-called splash zone …...………………... 161<br />

Verfasserverzeichnis/List of Authors ………………………………………..……… 165


SLOFEC ® -Spundwandprüfung: Wirbelstromprüfung auf mikrobiell<br />

induzierte Korrosion (MIC)<br />

KontrollTechnik GmbH Schwarmstedt<br />

Axel Jankowski<br />

Einleitung<br />

Das Thema dieses Skriptes ist der Nachweis eines Schadensmechanismus‘ an Stahlbauwerken, der schwierig<br />

zu erkennen ist, da er oft an der nicht einsehbaren Seite von Bauteilen auftritt. Es handelt sich dabei um<br />

mikrobiell induzierte Korrosion (MIC), hervorgerufen durch Bakterien. Diese Bakterien wandeln schwefelhaltige<br />

Verbindungen in Schwefelsäure um, wodurch der PH-Wert der unmittelbaren Umgebung von Stahlbauteilen<br />

sinkt und eine Säurekorrosion stattfinden kann.<br />

Um die Sicherheit von möglicherweise betroffenen Bauwerken zu beurteilen, werden wiederkehrende Prüfungen<br />

durchgeführt.<br />

Im Folgenden wird eine zerstörungsfreie Prüfmethode beschrieben, die durch den Nachweis von MIC die Sicherheit<br />

bei der Beurteilung der Standsicherheit von Stahlbauwerken maßgeblich erhöht.<br />

Der Fokus liegt dabei auf der Untersuchung von Spundwänden.<br />

Schadensart mikrobiell induzierte Korrosion<br />

Der Begriff der Korrosion ist in der DIN EN ISO 8044 (früher DIN 50900) wie folgt definiert: „Korrosion ist die<br />

Reaktion eines metallischen Werkstoffs mit seiner Umgebung, die eine messbare Veränderung des Werkstoffs<br />

bewirkt (Korrosionserscheinung) und zur Beeinträchtigung der Funktion eines Bauteiles oder eines ganzen<br />

Systems (Korrosionsschaden) führen kann. In den meisten Fällen ist diese Reaktion elektrochemischer Natur,<br />

in einigen Fällen kann sie jedoch auch chemischer oder metallphysikalischer Natur sein.“ (Quelle: Wikipedia)<br />

Bei den in diesem Vortrag vorgestellten Projekten lag der Fokus auf dem Nachweis von lokaler Korrosion, die<br />

sowohl beginnend von der Wasser- als auch von der Rückseite von Spundwandbohlen in unterschiedlichen<br />

Höhen entstehen kann. In vielen Fällen ist dieser „Lochfraß“ biologischer Natur, wobei Bakterien, z.B. die<br />

Acidithiobacillen Schwefelverbindungen zu Schwefelsäure umwandeln, wodurch eine saure Umgebung entsteht.<br />

Dadurch kommt es zu einer Säurekorrosion, die sich lokal und muldenförmig entwickelt (s. Abbildung 1).<br />

Abbildung 1<br />

Abbildung 1 zeigt ein Beispiel einer Muldenkorrosion hervorgerufen durch Mikroben.<br />

DVS 390 1


Betroffene Bauwerke<br />

Es sind alle Stahlbauwerke betroffen, in deren unmittelbarer Umgebung Bakterien leben, die Moleküle mit<br />

Schwefelverbindungen in Schwefelsäure umwandeln.<br />

Problematisch ist, dass diese Bakterien häufig gute Lebensbedingungen beispielsweise auf der Landseite von<br />

Spundwänden im Boden vorfinden. Einerseits kann diese Seite der Spundwandbohlen nicht eingesehen werden<br />

andererseits halten sich die Bakterien nicht gleichmäßig verteilt im Boden auf, sondern nur in relativ<br />

schmalen Bereichen in unterschiedlichen Höhen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei einer punktuellen Prüfung,<br />

z.B. mit einem Ultraschallprüfkopf, die betroffenen Bereiche nicht trifft, ist hoch.<br />

Insbesondere verursacht mikrobiell induzierte Korrosion große Schäden an Spundwänden, Böden von Flachbodentanks,<br />

vergrabenen Pipelines oder vergrabenen Tanks.<br />

Geeignete ZfP-Systeme zur Früherkennung von Schäden<br />

Das Wirbelstrom-Prüfsystem SLOFEC ®<br />

Das Wirbelstrom-Prüfsystem SLOFEC ® ist ein Screening-Tool, mit dem lokale Wanddickenminderungen ausgehend<br />

von beiden Seiten eines plattenförmigen Prüfobjektes sehr schnell in flächendeckend detektiert werden<br />

können.<br />

Die Prüfung erfolgt mit einem Scanmodul mit einer geeigneten Scannbreite von 70 mm – 400 mm.<br />

Der Scanner wird mit einer Geschwindigkeit von 100 – 400 mm pro Sekunde über die Platte bewegt.<br />

Lokale Wanddickenminderungen werden durch die Wirbelstromsensoren erfasst, ihre Tiefe bewertet und in<br />

einem C-Scan mit Farbzuordnung zu Schadenstiefen dokumentiert. Alle Wirbelstromsignale werden aufgezeichnet<br />

und reproduzierbar abgespeichert.<br />

Phased Array Ultraschallprüfung<br />

Mit der Phased Array Ultraschallprüfung lassen sich die mit dem SLOFEC ® -Tool detektierten Anzeigen verifizieren.<br />

Die Anzeigen können in A-, B-, C-, und S-Bildern dargestellt und dokumentiert werden.<br />

Arbeitsprinzip SLOFEC ®<br />

SLOFEC ® (Saturated Low Frequency Eddy Current)<br />

SLOFEC ® ist ein Wirbelstromprüfsystem mit Gleichfeldvormagnetisierung.<br />

Abbildung 2 zeigt eine gleichmäßige Verteilung von Magnetfeldlinien über den Querschnitt eines zu prüfenden<br />

Bauteils.<br />

Die Wechselwirkung zwischen dem magnetischen Gleichfeld und der Empfängerspule bleibt konstant<br />

Abbildung 2<br />

Abbildung 3 zeigt einen durch einen Fehler verminderten Querschnitt des zu prüfenden Bauteils. Dadurch<br />

entsteht eine Verdichtung der Gleichfeldlinien.<br />

Die Wechselwirkung zwischen dem magnetischen Gleichfeld und der Empfängerspule ist nicht mehr konstant.<br />

Es kommt zur Anzeige im Wirbelstromgerät.<br />

2<br />

DVS 390


Abbildung 3<br />

Signalanalyse SLOFEC ®<br />

Mit definierten Vergleichsfehlern wird eine Auswertekennlinie generiert, die eine Funktion der Fehlertiefe in %<br />

in Abhängigkeit von der Signalamplitude ist.<br />

Durch Untersuchungen von verschiedenen Fehlergeometrien und Fehlergrößen in Fläche und Tiefe, wurden<br />

3-dimensionale Kalibrierkurven generiert.<br />

Eine automatische Bewertung von Anzeigen in Bezug auf die Tiefen- und Flächenausdehnung des Fehlers<br />

wird mittels folgender Analysemerkmale durchgeführt:<br />

• 3-dimensionale Kalibrierkurven<br />

• Längeninformationen über Weginformationen in Prüfrichtung durch Encoder<br />

• Breitenausdehnung über die Anzahl der angesprochenen Sensoren im Array<br />

Die Signalanalyse wird jeweils für die Unter- und Oberseite durchgeführt.<br />

Abbildung 4 zeigt den 90°-Phasenunterschied zwischen Unterseiten- und Oberseitenanzeige, wodurch eine<br />

klare Unterscheidung zwischen beiden Fehlerpositionen möglich ist.<br />

Abbildung 4<br />

Erreichbares Nachweisvermögen für Ober- und Unterseitenkorrosion<br />

Die Nachweisgrenze hängt im Wesentlichen ab von:<br />

• der Beschaffenheit der Oberfläche<br />

• der Beschichtungsdicke<br />

• der Wanddicke<br />

Erfahrungsgemäß können in den Anlagen Korrosionspittings ab einem Ø von 5 mm und ab einer Tiefe von<br />

20% Wanddickenminderung nachgewiesen werden.<br />

Bei glatten und ebenen Oberflächen ist das Nachweisvermögen höher.<br />

DVS 390 3


Dokumentation SLOFEC ®<br />

Das zu prüfende Bauteil wird vor der Prüfung als Skizze mit der Prüfsoftware aufgenommen.<br />

Dadurch können die C-Scans der aufgezeichneten Prüfspuren unmittelbar nach der Signalaufnahme an den<br />

entsprechenden Positionen in der Bauteil-Skizze dargestellt werden.<br />

Alle aufgenommen Signaldaten werden mit den Bewertungen reproduzierbar abgespeichert.<br />

Die Bewertung von Anzeigen ist mittels einer anpassbaren Farbcodezuordnung leicht abzulesen.<br />

Eine Übersichts- und Detaildarstellung sind auf einer DIN-A4-Reportseite dargestellt, um schnell zu erkennen,<br />

an welcher Position am Bauteil sich eine Anzeige befindet.<br />

In Abbildung 5 ist eine Aufteilung der zu prüfenden Flächen in Spuren sowie die Bezeichnung der Prüfbereiche<br />

dargestellt.<br />

Abbildung 6 zeigt einen C-Scan von 4 geprüften Spundwandbohlen im Rahmen eines Fieldtests.<br />

Der von der Dokumentationssoftware generierte Scanreport liefert unmittelbar nach der Prüfung Informationen<br />

über:<br />

• die Fehlerposition<br />

• die Größe der flächigen Ausdehnung<br />

• die Fehlertiefen mit Farbcodezuordnung<br />

• Verteilung von Schäden über Spundwandabschnitte in einer Übersichtsansicht<br />

• Verteilung von Schäden über einzelne Spundwandbohlen in einer Detailansicht<br />

Abbildung 5<br />

4<br />

DVS 390


Abbildung 6<br />

Arbeitsprinzip Phased Array Ultrasonic Testing<br />

Beim Ultraschallverfahren wird ein Schallimpuls in das zu prüfenden Objekt induziert.<br />

Änderungen der akustischen Eigenschaften an Grenzflächen (z. B. ein Lunker (Hohlraum), ein Einschluss, ein<br />

Riss oder eine andere Trennung im Gefüge) im Inneren des zu prüfenden Teils reflektieren den Schallimpuls<br />

und senden diesen an den Schwinger im Prüfkopf, der sowohl als Sender wie auch als Empfänger fungiert,<br />

zurück (s. Abbildung 7). Die vergangene Zeit zwischen Senden und Empfangen lässt die Berechnung des<br />

Weges zu (Impuls-Echo-Verfahren). Anhand der gemessenen Zeitdifferenz wird ein Signalbild erzeugt und auf<br />

einem Monitor sichtbar gemacht. Anhand dieses Bildes kann die Lage bestimmt und die Größe des durch<br />

Vergleichen mit einem Ersatzreflektor bestimmt werden. (Quelle: Wikipedia)<br />

Abbildung 7<br />

DVS 390 5


Signalanalyse Ultraschallprüfung<br />

Bei der Ultraschallprüfung wird die Zeit, die ein induzierter Schallimpuls benötigt, um vom Sender zur Werkstofftrennung<br />

und als Echo zurück zum Empfänger zu schwingen, mit einer bekannten Schallgeschwindigkeit<br />

im Werkstoff ins Verhältnis gesetzt. Damit kann der vom Schall zurückgelegte Weg bestimmt werden.<br />

Fehlergeometrien lassen sich mit der Messung des reflektierten Schalldrucks bestimmen, der über die Amplitudenhöhe<br />

des Ultraschallsignals ablesbar ist.<br />

Mit den Werten können im Ultraschallgerät A-, B-, C- und S-Bilder berechnet und dargestellt werden.<br />

Ein A-Bild stellt die Schalldruckamplitude über den Schallweg dar.<br />

Ein B-Bild ist eine Aufeinanderfolge von A-Bildern, wenn der Prüfkopf bewegt wird.<br />

Ein C-Bild ist eine farbliche Darstellung der höchsten Amplitudenwerte auf der Scanfläche.<br />

Ein S-Bild ist ein Schnittbild durch das Schallbündel senkrecht zur Schallrichtung unter dem Prüfkopf.<br />

Abbildung 8 zeigt die Signalantwort auf eine Korrosionsmulde in einer Stahlplatte in Form eines A- und S-<br />

Bildes.<br />

Abbildung 9 zeigt die Signalantwort auf ein Korrosionsfeld in einer Stahlplatte in Form eines C-Bildes.<br />

Abbildung 8<br />

Abbildung 9<br />

Erreichbares Nachweisvermögen Ultraschallprüfung<br />

Unter guten Prüfbedingungen können Fehler mit einer Größe von ca. 0,6 mm detektiert werden.<br />

Dokumentation Ultraschallprüfung<br />

Die mit Ultraschall gemessenen Restwanddicken an den Stellen der SLOFEC ® -Anzeigen werden in den<br />

SLOFEC ® -Scanreport implementiert. Abbildung 10 zeigt einen Ausschnitt aus dem SLOFEC ® -Scanreport mit<br />

einer Auflistung von mit Ultraschall gemessenen Restwanddicken an 3 SLOFEC ® -Anzeigenstellen. Zusätzlich<br />

können S-Bilder erstellt, den Anzeigenstellen zugeordnet und dokumentiert werden (Abbildung 11).<br />

6<br />

DVS 390


Abbildung 10<br />

Anzeige 1<br />

Abbildung 11<br />

Anwendung<br />

Das SLOFEC ® -Prüfsystem besteht aus den folgenden Einheiten:<br />

• Wirbelstrom-Prüfrechner<br />

• SLOFEC ® -Scanner mit Wirbelstromsensoren, elektrischer Vormagnetisierung (max. 36V)<br />

• Verstellbarer Spurführungsrahmen für das Spurhalten auf den 3 flachen Seiten eines Spundwandprofils<br />

(Tal, Flanke, Berg)<br />

• Daten – und Stromversorgungskabel<br />

• Windengestell zum Positionieren und Hochziehen des SLOFEC ® -Scanners.<br />

Nach dem Aufbau des Prüfsystems an Land wird eine Funktionskontrolle des Systems durchgeführt.<br />

An einem Vergleichskörper, in dem definierte Vergleichsfehler eingebracht wurden, wird das System justiert<br />

(Abbildung 12).<br />

DVS 390 7


Abbildung 12<br />

Der Scanner wird von der Seilwinde zum unteren Bohlenende herabgelassen (Abbildung 13) und vom Prüfassistenten<br />

oder, bei einer Prüfung unter Wasser, von einem Taucher positioniert.<br />

Abbildung 13<br />

Mit der Seilwinde wird der Scanner nach oben gezogen (Abbildung 14).<br />

8<br />

DVS 390


Abbildung 14<br />

Die Wirbelstromsignale sind auf dem Prüfrechner online zu sehen und werden aufgezeichnet. Nach der Aufnahme<br />

einer Spur werden die Signale sofort vom Prüfer mit Unterstützung einer Analysesoftware bewertet,<br />

editiert und abgespeichert (Abbildung 15).<br />

Abbildung 15<br />

Die Spur des Scanners wird durch Führungsrollen, die an der Flanke bzw. im Tal laufen, gehalten (s. Abbildung<br />

16 und Abbildung 17, Fotoquelle: Jade-Dienst GmbH).<br />

DVS 390 9


Abbildung 16<br />

Abbildung 16<br />

Notwendige Prüfvoraussetzungen<br />

Vor der Prüfung müssen die zu prüfenden Spundwandbohlen von maritimem Bewuchs befreit werden. Dünne<br />

Kalkablagerungen durch Muschelreste könnten die Empfindlichkeit leicht beeinflussen. Eine Prüfung wäre<br />

aber erfahrungsgemäß möglich.<br />

Von der Spundwand abblätternde lose Anhaftungen (Oberflächenkorrosion, Farbe, Beschichtung etc.) müssen<br />

entfernt werden, da diese ggf. am Magnetjoch des Scanners haften bleiben, große Störsignale erzeugen und<br />

die Kopplung des Ultraschallprüfkopfes beeinträchtigen, sodass eine Bewertung von Anzeigen nicht möglich<br />

ist.<br />

Nutzen durch den Einsatz der Prüfsysteme<br />

Durch den Einsatz des SLOFEC ® - Prüfsystems in Kombination mit der Phased Array Ultraschallprüfung können<br />

potentielle Schäden insbesondere an der nicht einsehbaren Rückseite von Spundwänden in einem frühen<br />

Schädigungsgrad erkannt und belastbar bewertet werden. Reparaturmaßnahmen können langfristig geplant<br />

10<br />

DVS 390


werden. Durch die flächige Prüfung können in kurzer Zeit große Bereiche lückenlos geprüft werden. Das erhöht<br />

die Sicherheit in einem hohen Maß bei der Zustandsbestimmung von Bauwerken wie z.B. Spundwänden.<br />

Zusammenfassung der Prüfleistung<br />

• Problematik: mikrobiell induzierte Korrosion an Spundwänden<br />

• Nachweis der Schäden an der Bauteilober- und -unterseite durch flächige Prüfung mit dem SLOFEC ® -<br />

System in Kombination mit der Phased Array Ultraschallprüfung<br />

• Unterscheidung von Fehlern an Ober- und Unterseite<br />

• Detektion von Korrosionspittings ab Ø5 mm und einer Tiefe von 20% Wanddickenminderung<br />

• Schnelles Screeningverfahren bis Wanddicken von 25 mm<br />

• Prüfung durch nicht leitfähige Beschichtungen bis zu einer Dicke von ca. 6 mm<br />

• Übersichtliche Farbdokumentation, zeitnah nach der Prüfung fertiggestellt durch integrierte Dokumentationssoftware.<br />

Planen · Beraten · Überwachen<br />

Bauwerksdiagnostik im Über- und<br />

Unterwasserbereich<br />

Unsere Tätigkeitsfelder:<br />

• Bauwerksprüfung nach DIN 1076, EAU E 193<br />

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• 3-D-Visualisierung von Neu- und Altbauten<br />

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• Bauphysikalische Nachweise<br />

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Internet: www.kwe-net.de<br />

DVS 390 11


Ermüdungs- und Bruchverhalten von unter Wasser Schweiß-<br />

Verbindungen in Kehl- und vollständig durchgeschweißten<br />

Strumpfnähten<br />

Pedro M. Vargas, Houston, USA, Steven Altstadt, Northbrook, USA, Uwe Aschemeier, Miami, USA<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

In diesem Artikel werden die Labortestergebnisse für unter Wasser hergestellte Schweißnähte für Kehlnähte<br />

in Kreuzstöβen und vollständig durchgeschweißte Stumpfnähte vorgestellt. Der Testumfang umfasste<br />

zyklische Ermüdungstests an Prüfblechen, quasistatische Festigkeitstests, Standard-Bruchzähigkeitstests des<br />

Schweißguts und der Wärmeeinflusszone (HAZ) sowie Zugversuche. Die Prüfungen erfolgten an der<br />

Atmosphäre. Die Vorgehensweise zur Testabfolge steht in direktem Zusammenhang mit einem früheren<br />

Testprogramm, welches in Partnerschaft mit einem zweiten Tauchunternehmen durchgeführt wurde und<br />

anschließend auf der „Ocean“ und „Offshore and Arctic Engineering“ Konferenz (OMAE im Jahr 2017 durch<br />

die Co-Autoren dieses Beitrags vorgestellt wurde [1]).<br />

Die Ergebnisse der Festigkeitsuntersuchungen an den neuen Proben zeigten, dass die Festigkeit nahezu<br />

derjenigen entspricht, die von einer typischen, an Luft hergestellten Schweißverbindung erwartet wird. Die<br />

quasistatischen Bruchzähigkeitstests der Schweißnaht und der HAZ ergaben Werte für die<br />

Öffnungsverschiebung der Rissspitze im Bereich von etwa 0,09 bis 0,15 mm bei einer Temperatur von 4°C.<br />

Die Ergebnisse sowohl für die in dieser Arbeit behandelten Kehlnahtschweißverbindungen als auch für die<br />

Kehlnähte in der vorherigen Arbeit [1] zeigten herstellungsbedingte intermittierende Wurzelrisse. Die in diesem<br />

Dokument präsentierten neuen Schweißdaten und die zuvor präsentierten Daten legen nahe, dass die<br />

etablierten standardmäßigen „an Luft hergestellten“ Wöhlerfestigkeitskurven in Konstruktionsvorschriften und<br />

Leitfäden nicht als repräsentativ für unter Wasser hergestellte Schweißnähte angesehen werden sollten. Die<br />

Schlussfolgerung aus beiden Testprogrammen ist, dass die Ermüdungsfestigkeit von Schweißnähten unter<br />

Wasser von der verwendeten Schweißtechnologie abhängt und die an Luft geltenden Hypothesen zur<br />

Übertragbarkeit von Festigkeitswerten von Schweißnähten unter Wasser nicht angewendet werden dürfen.<br />

NOMENKLATUR<br />

ABS: American Bureau of Shipping<br />

AWS: American Welding Society<br />

CJPW: Complete Joint Penetration Groove (voll durchgeschweißte Stumpfnaht V-Naht))<br />

ECA: Engineering Critical Assessment<br />

FW: Underwater Fillet Weld<br />

HAZ: Heat Affected Zone<br />

MTR: Mill Test Report<br />

N: Cycles<br />

R: Load ratio, maximum stress divided by minimum stress<br />

S: Stress<br />

SGS: Subsea Global Solutions<br />

SMAW: Shielded Metal Arc Welding<br />

WPS: Welding Procedure Specification<br />

OMAE: Ocean, Offshore and Arctic Engineering<br />

IIW: International Institute of Welding<br />

EINFŰHRUNG<br />

Offshore-Strukturen können Reparaturen und Modifikationen durch Unterwasserschweißen vor Ort erfordern.<br />

Oftmals werden im Rahmen der Konstruktionsphase einer Strukturreparatur- oder -Änderungsprojekts<br />

Ermüdungs-, Festigkeits- und konstruktionskritische Bewertungen durchgeführt. Eine der größten<br />

Herausforderungen für die technische Analyse besteht darin, dass in der öffentlichen Literatur nur begrenzte<br />

Daten und Leitlinien für unter Wasser hergestellte Schweißnähte existieren.<br />

Im Gegensatz zu Elektroden, die zum Schweißen von Strukturen an Luft verwendet werden, werden<br />

Elektroden für Unterwasserreparaturen in vergleichsweisen kleinen Chargen produziert. Die chemische<br />

Zusammensetzung der Elektroden unterliegt zumeist der Vertraulichkeit. Im weltweiten Vergleich stellen<br />

Hersteller von Stabelektroden für das Nassschweißen einen Nischenmarkt dar, der deutlich kleiner ausfällt als<br />

der Markt für Stabelektroden für das Schweißen an der Atmosphäre. Unsere Erfahrung zeigt, dass nur wenige<br />

unter Wasser Stabelektroden für das Nassschweißen geeignet sind, die Anforderungen der Klasse A oder B<br />

12<br />

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der AWS D3.6 [3] zu erfüllen. Zur Qualifizierung einer WPS für das atmosphärische Schweißen, beispielsweise<br />

mit einer üblichen E7018-Elektrode, können E7018-Elektroden aller Hersteller in der industriellen Anwendung<br />

verwendet werden. Beim unter Wasser-Nassschweißen ist dies nicht der Fall. In der Anwendung unter Wasser<br />

sind der Hersteller, der Handelsname der Elektrode und der Durchmesser zulassungsrelevante Informationen<br />

für den Anwendungsfall. Wenn diese Parameter geändert werden, sind neue WPS-Qualifikationstests<br />

erforderlich [AWS D3.6M].<br />

Frühere Arbeiten haben gezeigt, dass sich Unterwasserschweißnähte im Hinblick auf<br />

Ermüdungserscheinungen nicht wie über Wasser hergestellte Schweißnähte verhalten; Typischerweise<br />

weisen die Verbindungen eine geringere Ermüdungsbeständigkeit auf [1, 2]. Bezüglich ihrer Festigkeitswerte<br />

sind die Unterwasserschweißverbindungen im Allgemeinen auf etwa gleichem Niveau wie über Wasser<br />

hergestellte Schweißnähte mit der gleichen und/oder einer ähnlichen Festigkeitsklasse. Es bestehen häufig<br />

Unsicherheiten hinsichtlich einer geringen Duktilität sowie Bruchzähigkeit der Schweißnähte. Diese<br />

Unsicherheiten waren die Hauptmotivation für die in diesem Artikel vorgestellten Untersuchungen.<br />

Das Testprogramm umfasste Kehlnähte (FW) in Kreuzstöβen und voll durchgeschweiβte Stumpfnähte<br />

(CJPW). Die Schweißnähte wurden 2015 in einem Unterwassertauchbecken hergestellt. Das Schweißen der<br />

alten Testbleche wurde durch eine andere Tauchfirma und mit anderen Schweißparametern durchgeführt [1].<br />

Das Kehlnaht-Testprogramm wurde von Stress Engineering Services, und das Stumpfnaht-Testprogramm<br />

wurde von Wiss, Janney und Elstner Associates, Inc. 2015 durchgeführt.<br />

Alle Schweißnähte wurden unter Wasser hergestellt; Allerdings wurden alle Tests an der Luft durchgeführt.<br />

Tests an Luft wurden ausfolgenden Gründen bevorzugt:<br />

• Ein direkter Vergleich der Ermüdungsfestigkeit mit Schwerpunkt auf der Schweißqualität kann durch<br />

einen Vergleich mit konventionellen Wöhlerkurven an Luft erreicht werden.<br />

• Die Daten können unter Verwendung gut etablierter S-N-Praktiken für Luft gegenüber Meerwasser mit<br />

kathodischem Schutz (Knockdown von 2,5) oder freier Korrosion (Knockdown von 3) verschoben<br />

werden.<br />

• frequenzabhängiges Verhalten kann vermieden werden, welches in Korrosionsumgebungen auftreten<br />

kann. (Bisherige Erfahrungen in der Branche bestehen in der Regel darin, diesen Effekt separat zu<br />

quantifizieren und als Knock-Down-Faktor anzuwenden).<br />

Die Möglichkeit einer wasserstoffinduzierten Rissbildung an den untersuchten Proben wird berücksichtigt.<br />

Durch umfangreiche Probenuntersuchungen, die in diesem Beitrag nicht vorgestellt werden, zeigen<br />

erfahrungsgemäß, dass die Wechselwirkung von Probenumgebung und Mikrostrukturen der Schweißnaht<br />

nicht zu Rissbildung führt.<br />

UNTERWASSERSCHWEISSEN<br />

Im August 2015 wurden in einem Test- und Trainingstank in Long Beach, Kalifornien, insgesamt fünf<br />

Ermüdungstestplatten, zwei Kehlnahtverbindungen als Kreuzstöβe und drei voll durchgeschweißte<br />

Stumpfnähte hergestellt. Das Schweißen der Prüfbleche erfolgte auf Basis einer zuvor qualifizierten WPS<br />

gemäß AWS D3.6M Klasse A [3].<br />

Die Prüfbleche mit einer Blechdicke von 19 mm (0,75 Zoll) wurden aus einem unlegiertem ABS Stahl der<br />

Güteklasse A gefertigt. Das Materialzertifikat weist einen Kohlenstoffgehalt von C=0,19 % und ein<br />

Kohlenstoffäquivalent von CE=0,37 % (IIW-Formel) aus. Die kehlnahtgeschweißten Kreuzstöβe wurden in der<br />

Position PB (2F), und die Stumpfnähte in der Position PG (3G) geschweißt.<br />

Die Testbleche wurden mit Datum, Werkstoffbezeichnung, der Schmelzenummer, der WPS-Nummer, der<br />

Blech-ID und dem Namen des Schweißtauchers permanent markiert.<br />

Insgesamt wurden 4 Schweißtaucher ausgewählt, um die Prüfbleche zu schweißen. Um die Tauchzeit für<br />

jeden Schweißtaucher zu verkürzen, arbeiteten die Schweißtaucher in einem Team bestehend aus 2<br />

Personen. Die Kreuzstöße wurden auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten einer Verbindung vom ersten<br />

Teammitglied verschweißt; der Kreuzstoβ wurde anschließend gedreht und die zweite Seite vom zweiten<br />

Teammitglied verschweißt. Beim Schweißen der Stumpfnähte wechselten die Teammitglieder nach ca. 5<br />

Stunden Arbeit im Wasser. Die Schweißzeit für einen Kreuzstoβ betrug ca. 4 bis 5 Stunden, während die<br />

Schweißzeit bei einer Stumpfnaht ca. 14 bis 16 Stunden betrug. Abb. 1 und Abb. 2 zeigen das<br />

Unterwasserschweißen einer Stumpfnaht und eines Kreuzstoβes.<br />

DVS 390 13


Abb. 1. Schweißen einer CJPW-<br />

Verbindung in der vertikalen Position,<br />

fallend<br />

Abb. 2. Schweißen einer<br />

Kehlnahtkreuzverbindung in der<br />

horizontalen Position<br />

Die Stumpfnähte wurden mittels schmelzbarer Badsicherung, welche aus einem Stützblech Wurzelseite<br />

bestand, geschweißt. Um Verformungen zu reduzieren, wurden Knacken an die Wurzelseiten der Bleche<br />

geschweißt, die nach Fertigstellung der Bleche wieder entfernt wurden.<br />

Die Schweißnähte an den Kreuzstöβen wurden als Kehlnähte mit einer nominalen Schenkellänge von 10 mm<br />

(0,39´´) spezifiziert. Die Kehlnähte durften die vorgegebene Größe um nicht mehr als 2 mm (0,08´´)<br />

überschreiten. Bei einer Schenkellänge von 10 mm waren 6 Schweißlagen erforderlich.<br />

Basierend auf den Anforderungen von AWS D3.6 Klasse A ist die Schweiβnahtüberhöhung auf maximal 3 mm<br />

(0,12´´) begrenzt.<br />

Die Platten wurden in Süßwasser in einer Wassertiefe von 6,5 m (21,3 ft) geschweißt. Die verwendeten<br />

Schweißzusätze hatten einen Durchmesser von 3,2 mm (0,125´´). Geschweiβt wurde mit der<br />

Strichraupentechnik, Pendeln war nicht erlaubt. Vor dem Überschweißen des zuvor abgelagerten<br />

Schweißmaterials wurde die Schlacke entfernt. Starts und Stopps wurden durch Schleifen aufgefächert, bevor<br />

das Schweißen wieder aufgenommen wurde.<br />

STUMPFNÄHTE-LIEFERZUSTAND UND TEST PLATEN GEOMETRIE<br />

Drei Stumpfnaht-Verbindungen (V-Nähte) wurden an das Testlabor geliefert. Ein Beispiel für den<br />

Anlieferungszustand einer Strumpfnaht ist in Abb. 3 dargestellt. Die Maβe der fertig verschweißten Stumpfnaht<br />

Prüfbleche betrugen 760 mm (30“) x 760 mm (30“) bei einer Blechdicke von 19 mm (0,75´´). Alle verschweißten<br />

Bleche zeigten Winkelverzug. Insgesamt zwei der geschweißten Bleche wurden nach dem Zufallsprinzip<br />

ausgewählt, um die in Abb. 4 gezeigten Prüfkörper herzustellen. In Abb. 4 bezeichnet „F“ eine<br />

Ermüdungstestprobe; „T“ bezeichnet eine Festigkeitsprobe; und „S“ bezeichnet einen Streifen, der für<br />

Zugversuche für den Grundwerksoff (ASTM-Coupon) verwendet wurde. Die Unterwasser Schweißnaht wurde<br />

auf einer schmelzbaren Badsicherung geschweißt. Für das Testprogramm musste die Badsicherung<br />

maschinell entfernt werden, sodass sie keinen Einfluss auf das Verhalten der Schweißnaht hatte. Ein Beispiel<br />

für einen nachbearbeiteten Schweißnahtquerschnitt ist in Abb. 5 dargestellt. Obwohl dies im Bild nicht<br />

dargestellt ist, haben beide Enden der Probe Kontakt mit der flachen Tischplatte, das aufgelegte Lineal hilft zu<br />

veranschaulichen, wie stark die Position der Probenmitte von einem idealen geraden Zustand abweicht. Aus<br />

14<br />

DVS 390


der dritten Platte wurden die Kerbschlagproben aus dem Bereich des Schweißgutes und der<br />

Wärmeeinflusszone entnommen.<br />

Abb. 3. Lieferzustand der<br />

Strumpfnähte<br />

Abb. 4. CJPW-<br />

Probenanordnung<br />

STUMPFNAHT-ERMÜDUNGSTEST (Dauerschwingversuch)<br />

Abb. 5. Stumpfnahtprobe F7 mit<br />

entfernter Badsicherung<br />

Bei der Konstruktion des Bauteilermüdungstests wurde eine Probengeometrie wie in Abb. 6 dargestellt<br />

verwendet. Aufgrund von Toleranzen bei der Probenbearbeitung variierten die tatsächlichen Abmessungen<br />

geringfügig. Für die Auswertung der Festigkeits- und Ermüdungsergebnisse wurden Abmessungen der jeweils<br />

geprüften Probe verwendet, um Toleranzen bei der Probenherstellung als Fehlerquelle auszuschließen. Die<br />

Proben wiesen eine deutliche Winkelfehlausrichtung auf. Probe F7 wies mit 5,25° den größten Winkelversatz<br />

und Probe F2 wies mit 3,75° den kleinsten Winkelversatz auf. Bei allen Proben wurden einachsige<br />

Dehnungsmessstreifen im Abstand von 29 mm (1,14“), etwa dem 1,5-fachen der Nennplattendicke, ab<br />

DVS 390 15


Schweißnahtübergang in der Decklage angebracht. Ein Beispiel für eine instrumentierte und im Prüfrahmen<br />

eingebaute Probe ist in Abb. 7 dargestellt.<br />

Es gilt zu beachten, dass es zwar keine allgemeingültige Prüfnorm für Ermüdungstests an geschweißten<br />

Proben gibt, der im Folgenden beschriebene Ansatz jedoch in den letzten Jahrzehnten branchenweit für die<br />

Ermüdungsbewertung von Rohrschweiβungen an Luft und in korrosiven Umgebungen verwendet wurde.<br />

STUMPFNAHT-ERMŰDUNGSPROBEN (FESTIGKEITSTESTPROBEN)<br />

Zur Durchführung der Komponentenfestigkeitsprüfung wurde ebenfalls die in Abb. 6 dargestellte<br />

Probengeometrie verwendet aber eine etwas geringere Breite aufweist. Die nominale Schweißnahtbreite der<br />

Festigkeitsproben (d.h. T1 und T2) betrug 66 mm (2,6“) gegenüber 94 mm (3,7“) bei den Ermüdungsproben<br />

(d. h. F1 bis F12).<br />

ZUGVERSUCHE AM GRUNDWERKSTOFF DER STUMPFNÄHTE<br />

Abb. 6. Abmessungen der<br />

Stumpfnaht Ermüdungsprobe<br />

(Abmessungen sind in Zoll)<br />

Zwei Zugversuche wurden gemäß ASTM E8/8M-13 [5] am Grundwerkstoff unter Verwendung der Standard-<br />

Rundstabproben mit 12,8 mm (0,505“) Durchmesser durchgeführt. Das Material wurde aus der „S“-Region in<br />

Abb. 4 entnommen. Die Proben wurden in Walzrichtung entnommen. Die Tests wurden an Luft bei<br />

Raumtemperatur durchgeführt. Die Ergebnisse des Zugversuches stimmten mit den Materialprüfzeugnissen<br />

des Stahlwerks überein. Die Festigkeitsergebnisse der Zugversuche sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die<br />

mechanischen Eigenschaften lagen innerhalb der branchenüblichen Werte der ABS Güteklasse A eines<br />

unlegierten Stahls. Die Streckgrenzen überschreiten den angegebenen Mindestwert um einen erheblichen<br />

Prozentsatz, was jedoch bei modernen Stählen dieser Art üblich ist.<br />

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