DEGA FRIEDHOF 9/2023

PORTRÄT
6
6 Perlite (Perligran Classic) im
Substrat, hier mit Hornspänen und
Bodenaktivator für Neuanlagen,
soll das Wasser besser speichern.
Im Bild frisch gepflanzter Cotoneaster
im Vordergrund, hinten Arabis.
7 Das Verkaufsgewächshaus bietet
neben Topf- und Schnittblumen
Pflanzen, Floristik und Zubehör wie
Erden.
7
Schwierigkeiten, diese Wälder überhaupt
zu erreichen. Baumbestattungen auf dem
Friedhof wiederum lassen immer noch eine
Verbindung zum Friedhofsgärtner zu, beispielsweise,
um einen Rhododendronwald
zu pflanzen. „So etwas ist gut, denn wir
müssen Alternativen schaffen, um weiterhin
Leben auf den Friedhöfen zu haben“,
kommentierte Spittel.
Sie bemängelte die oft nicht ausreichende
Beratung durch die Bestatter. Trauernde
benötigen mehr Zeit, um in Ruhe die Bestattungsform
und den Bestattungsort zu überdenken.
Die oft schlechte Erreichbarkeit der
Friedwälder wird im ersten Moment wenig
bedacht. Vieles wird am Tisch des Bestatters
unterschrieben, ohne es gesehen zu haben.
Beispielsweise wird oft nicht kommuniziert,
dass bei anonymen und halb anonymen
Grabstellen oder speziellen Friedhofsanlagen
nichts abgestellt und gepflanzt
werden darf.
Viele Menschen wären laut Spittels Erfahrungen
glücklicher, wenn sie ihren eigenen
Quadratmeter zur Gestaltung hätten,
um an die Verstorbenen zu denken. „In
den wenigsten Fällen ist es eine Frage des
Geldes, sondern meist eine zu geringe Information
vorab“, meinte sie.
Über die letzten Jahre kamen immer
wieder weitere Pflanzenarten wie Sedum,
Thymian, kleine Spireen oder Arabis versuchsweise
für die Grabbepflanzung hinzu,
um Erfahrungen zu sammeln. Eine wertvolle
Lektüre stellen die in Buchform herausgegebenen
Staudeninfos vom Bund deutscher
Friedhofgärtner dar.
AUF DER LANDESGARTEN-
SCHAU VERTRETEN
Seit der IGA Berlin 2017 nimmt der Betrieb
Spittel erstmalig wieder an einer Gartenschau
teil und ist auf der Landesgartenschau
Bad Gandersheim mit einer Einzelgrabstelle
vertreten, die vergleichsweise
unkompliziert fertigzustellen war. Eine Bundesgartenschau
(Buga)-Teilnahme ist sehr
viel umfangreicher. Die Gärtner stimmten
dafür, einfach um einmal wieder etwas anderes
auszuprobieren und die Gartenschauluft
zu schnuppern. Auch die Abwechslung
habe gereizt. Während es bei den Bugas eine
kleine Aufwandsentschädigung gab, gibt es
diese hier nicht.
FRIEDHOFS-EVENT
Ein gut besuchtes Highlight ist die jährlich im
September zum Tag des Friedhofs auf dem
Friedhofsgelände stattfindende Veranstaltung
„Kultur und Kanapee“, im vergangenen
Jahr mit dem Zauberkünstler Ben David,
Speisen, Getränken sowie anheimelnder Fackelbeleuchtung.
Die 2008 mit einer weiteren
Braunschweiger Friedhofsgärtnerei
ins Leben gerufene Veranstaltung entstand
damals als innovatives Konzept, um den Tag
des Friedhofs attraktiver zu gestalten und
mehr Menschen auf die Friedhöfe als einen
Ort der Begegnungen zu holen. Noch
immer richtet Spittel diesen besonderen
Abend aus, seit 2018 allerdings ohne Partnerbetrieb.
TEXT: Dr. Gisela Fischer-Klüver,
Hannover; BILDER: Werkfoto Spittel (1),
Fischer-Klüver (alle anderen)
8 FRIEDHOF | September 2023