DEGA FRIEDHOF 9/2023

3 Der Memoriam-Garten ist auf Anregung
von Georg Spittel, dem Vater von
Julia Spittel-Dimitrijevic entstanden.
4 Der Bienengarten bringt nicht nur
Kindern Freude.
5 Die RuheGemeinschaft besteht aus
jeweils vier Partnergräbern zusammen
auf einer 4-m²-Fläche, noch fehlt die
saisonale Bepflanzung.
fokussieren“, erzählte Spittel-Dimitrijevic,
doch entgegen dieser Aussage unterhielt
ihr Vaters sowohl das Ladengeschäft sowie
die Produktion sehr erfolgreich.
Die bestehenden Strukturen haben sich
heute bewährt. Der Laden ist ein perfekter
Anlaufpunkt auch für die Friedhofsangebote,
hier werden wichtige persönliche Kontakte
geknüpft und gepflegt.
Der Laden bietet Floristik für alle Festivitäten,
sowohl für Taufen, Hochzeiten,
runde Geburtstage, Firmendekorationen
und natürlich Beerdigungen. Nicht nur
Friedhofskunden kaufen hier ihre Pflanzen
und Erde ein.
Sogar Tomaten- und Melonenpflanzen
finden sich im Angebot für Balkone und
Gärten. Aber selbst eine Tomate als Grabbepflanzung
sei heute möglich, wie ein
kritischer Zeitungsartikel im vergangenen
Jahr über eine Grabstelle auf dem Hauptfriedhof
in Braunschweig berichtete. Warum
darf eine Tomate nicht das Grab eines verstorbenen
Gemüsehobbygärtners zieren?
AUSBILDUNG OHNE MEISTER
NICHT MÖGLICH
Im Laden ist eine Auszubildende zur Floristin
tätig. Ausbilderin ist die Floristin und
Geschäftsführerin Katja Werner. „Ich würde
auch gern einen Ausbildungsplatz für Gärtner
anbieten“, sagte Julia Spittel-Dimitrijevic.
Da sie zwar die Ausbildereignungsprüfung
absolviert hat, jedoch keinen Meister anbieten
kann, ist das leider unmöglich. Direkt
nach dem frühen Tod ihres Vaters musste
die damals vorhandene Auszubildende umgehend
den Betrieb verlassen, ohne ihre
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Ausbildung beenden zu dürfen – so leider
die Vorschriften. Früher war neben ihrem
Vater ein zweiter Meister im Betrieb tätig
und Friedhofsgärtner-Kollegen ohne Eigenproduktion
schickten ihre Auszubildenden
gern in den damals noch produzierenden
Betrieb Spittel, damit diese die Arbeiten in
der Produktion kennenlernen konnten. Heute
wäre eine Kooperation mit anderen Produktionsbetrieben
möglich, aber es fehlt an der
Meistervoraussetzung. An mangelnden Bewerbungen
für die Gärtnerausbildung fehlt
es jedenfalls nicht und mehrere ausgebildete
Gärtner sind ebenfalls im Betrieb vorhanden.
Die Gärtnerei bietet zum „Girl‘s & Boy‘s
Day“ Schülern einen Tag beim Friedhofsgärtner
an.
Dieses Jahr liegt wieder die Überprüfung
für die Auszeichnung „Geprüfter Fachbetrieb
Friedhofsgärtnerei“ an, in deren Prüfungskommission
Julia Spittel-Dimitrijevic
selbst aktiv mitwirkt.
HAUPTSTANDBEIN
FRIEDHOFSGARTENBAU
Größter Umsatzträger zu rund 70 % ist der
Friedhofsgartenbau mit der Anlage und Pflege
von Grabstellen. Alle hoheitlichen Aufgaben
wie die Vorbereitungen einer Grabstelle
dürfen in Braunschweig jedoch nur die
Friedhofsverwaltungen selbst durchführen.
Seit etwa drei Jahren ergab sich eher
ungeplant eine deutliche überregionale
Ausweitung für den Grabpflegeservice auf
Friedhöfe in ganz Braunschweig, im Kreis
Gifhorn, in Salzgitter, Helmstedt bis nach Ostingersleben.
Diese überregionale Tätigkeit
mit langen Anfahrten erfordert viel Fahrtund
Planungsaufwand.
Alleine die Verteilung der Wasserstellen
auf vielen kleineren örtlichen Friedhöfen ist
teils eine enorme Herausforderung und kostet
Zeit. Schön wäre es, einfach mit einem
Schlauch von einer zur nächsten Grabstelle
zu gehen. Aber die Realität sind eher zwei
Gießkannen in den Händen oder der eigens
konstruierte Gießwagen für sechs Kannen.
Allein eine Mitarbeiterin ist grundsätzlich
nur auf den Braunschweiger Ortsteilfriedhöfen
unterwegs und komplett ausgelastet,
besonders durch den steigenden Gießaufwand.
Nur vor Ort auf dem katholischen
Friedhof lässt sich schon einmal ein Sprenger
aufstellen.
Etliche aktive Dauergrabstellen und
Ablebensverträge stammen noch aus der
Zeit des Vaters. Das Interesse an Dauer-
6 FRIEDHOF | September 2023