DEGA FRIEDHOF 9/2023

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GARTENSCHAUEN einigen, ist immer eine spannende Herausforderung. Unser Unterricht hat zuvor die gestalterischen Grundlagen gelegt, um eine solche Aufgabe zu bewältigen. Wir haben außerdem in Essen in unmittelbarer Nähe eine Mustergrabanlage mit 60 Feldern, wo unsere Studierenden jede Menge Praxisunterricht bekommen. Und generell sind unsere Studierenden ja alle schon ausgebildete Friedhofsgärtner, allerdings mit relativ wenig Praxiserfahrung und noch viel weniger BUGA-Erfahrung. Sie können noch nicht im Detail wissen, worauf es bei einer BUGA ankommt und wie detailversessen und akribisch da vor Ort gearbeitet wird. Diese Erfahrung muss ich ihnen vermitteln. Außerdem hilft es ungemein, wenn die Studierenden auf dem BUGA-Gelände mal nach links und rechts schauen und beobachten, wie ihre erfahreneren Kollegen arbeiten. Welche Rolle spielt der Klimawandel in Ihrem Unterricht? In diese Thematik steigen wir über die Bodenvorbereitung ein, also etwa mit Fragen wie diesen: Was kann ich zur Bodenverbesserung tun, was kann ich mit Substraten, mit Bodenhilfsstoffen, mit Zusatzstoffen erreichen? Der nächste Schritt ist dann die standortgerechte Pflanzenauswahl, aber eben auch die Konzentration auf trockenheitsverträglichere Arten und Sorten wie zum Beispiel Sedum. Da gibt es ja eine ganze Menge an Möglichkeiten, wenn man ein bisschen darauf achtet und sehr wasserliebende Pflanzen bei seiner Pflanzung vermeidet. Wir befassen uns in diesem Zusammenhang natürlich auch mit dem Thema Bienen- und Insektenfreundlichkeit: Wenn man etwas Abstand von den vielen hochgezüchteten, stark gefüllten Sorten nimmt, die häufig eher empfindlich sind, und sich auf die Verwendung einfacher Sorten zurückbesinnt, hat man oft auch robustere Pflanzen, die den Insekten nützen und mit dem veränderten Klima besser zurechtkommen. „Nach der BUGA für eine Ausbildung entschieden “ Bild: BdF Seit 1928 ist die Familie Arnholz-Prüße in Löhne gärtnerisch tätig. Roland Prüße, der Enkel des Firmengründers, beteiligt sich bereits seit 2013 mit Beiträgen an der BUGA. In diesem Jahr ist Tochter Leonie als Nachwuchs-Friedhofsgärtnerin mit ihm vor Ort. Die Preisrichter zeichneten das Doppelgrab, das in Zusammenarbeit der Friedhofsgärtnereien Arnholz-Prüße (Löhne) und Bell (Recklinghausen) entstanden ist, mit einer Goldmedaille sowie einem Ehrenpreis der Friedhofsgärtner Bochum für eine trockentolerante Dauerbepflanzung aus. Das von Leonie Prüße gestaltete Einzelgrab erhielt eine Bronzemedaille. Die DBG fragte im April nach. Mit welchen Ideen sind Sie in diesem Jahr in Mannheim dabei? Für das einstellige Wahlgrab ist in diesem Jahr meine Tochter Leonie vorrangig verantwortlich. 2019 in Heilbronn habe ich sie zur Unterstützung mitgenommen, weil wir seinerzeit einen personellen Engpass hatten. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie sozusagen „Blut geleckt“ und sich im Anschluss für eine Ausbildung zur Friedhofsgärtnerin entschieden hat. Bei dem einstelligen Grab wies uns der Grabstein in Wellenform die gestalterische Richtung. Wir haben die Wellenform mit Fiederpolster (Cotula) nachempfunden, Roland und Leonie Prüße ließen sich auch von schlechtem Wetter nicht von vollem Einsatz abhalten. wobei der „Meeresboden“ mit seinen wellenförmigen Riefelungen mit Erde modelliert wurde. In der Mitte wurde eine „Insel“ gestaltet, die eine Wechselbepflanzung vorrangig aus blau-weißen Tönen trägt, um den Meerescharakter farblich zu unterstützen. Die Anmutung eines Strands wird unterstützt durch eine filigrane, schwachwüchsige Kiefer. Welche Gedanken haben Sie bei der Gestaltung des Doppelgrabes geleitet? Das Doppelgrab gestalte ich zusammen mit den Kollegen der Firma Bell aus Recklinghausen. Prägend für dieses Grab ist das Grabzeichen aus hellem Kalkstein mit einem als Relief eingearbeiteten Olivenbaum, der uns den gestalterischen Weg in eine mediterrane Richtung wies. Allerdings haben wir uns gegen die Pflanzung eines Olivenbaums entschieden – angesichts möglicher Frostgefahren, die man ja nie ganz ausschließen kann. Daher haben wir eine Birne mit 16 FRIEDHOF | September 2023
GARTENSCHAUEN schmalem Laub ausgesucht, das dem Laub der Olive ziemlich nahekommt. Als Bodendecker haben wir unter anderem Thymian, Rosmarin und Lavendel gewählt, die man aus dem mediterranen Bereich kennt. Für die Wechselbepflanzung haben wir uns auf Hornveilchen beschränkt, deren Farbspiel sich an den Blüten der Bodendecker orientiert und eine Farbkomposition von blau über pink hin zu weiß ins Spiel bringt. Ist es nicht schwierig, mit Kollegen eines anderen Unternehmens eine Grabstelle gemeinschaftlich zu gestalten? Wir kennen die Bells von mehreren Gartenschauen und so ist eine Freundschaft entstanden. Zunächst waren wir mit den Kollegen der Firma Bell gemeinsam bei der Auslosung der Grabzeichen und haben den Entwurf für den Stein entgegengenommen. Dann haben wir uns noch zweimal in Recklinghausen zum Brainstorming getroffen und miteinander die Gestaltung und die Wahl der Pflanzen für die Grabstelle geplant. Der Rest an Abstimmung ging übers Telefon. Schritt für Schritt entstand so das Konzept. Und wohin geht für die Friedhofsgärtner die Reise bei der Pflanzenauswahl? Eine Bepflanzung, die in diesen klimatisch herausfordernden Zeiten dauerhaft völlig problemfrei zurechtkommt, hat bislang keiner von uns gefunden. Bei der Waldsteinie etwa, die ich lange Jahre gern als Bodendecker verwendet habe, kommt man in diesen heißen Sommern mit dem Gießen nicht mehr hinterher. Alle Kollegen sind am Experimentieren. Cotoneaster geht bei uns immer noch recht gut, auf kleineren Flächen versuchen wir jetzt mit Feldthymian zu arbeiten, der die Hitze besser aushält als die Waldsteinie. Eine Pflanze, die klimatisch alles mitmacht, werden wir nicht finden – da wird man aus einem größeren Spektrum an Pflanzen auswählen müssen, was am individuellen Standort funktioniert. Ich freue mich bei der Bundesgartenschau sehr auf den Austausch mit ihnen darüber, welche Erfahrungen sie in ihrer jeweiligen Region machen. Wir alle lernen auf jeder BUGA dazu, sowohl im gestalterischen Bereich als auch in der Pflanzenverwendung. „Durch eine BUGA junge Menschen motivieren“ Friedhofsgärtner Thomas Schlimgen hat seit 30 Jahren an fast allen BUGAs teilgenommen. Die Preisrichter zeichneten die Friedhofsgärtnerei Schlimgen aus Köln mit zwei Goldmedaillen für das Urnengrab und die „fließende Form“, einer Silbermedaille für das Einzelgrab sowie einem Ehrenpreis des Landesverbandes Gartenbau NRW für „eine besonders harmonische Gesamtgestaltung neben einer außergewöhnlichen Formensprache des Wechselbeetes“ aus. Das gemeinsam von den Friedhofsgärtnereien Schlimgen (Köln), Krisam (Solingen) und Seppelfricke (Gelsenkirchen) gestaltete Grab erhielt eine Goldmedaille sowie eine Große Goldmedaille der Deutschen Bundesgartenschau- Gesellschaft (DBG) für „die beste Gestaltung eines Wahlgrabes in fließender Form“. Die DBG fragte im April nach. Was treibt Sie seit nunmehr 30 Jahren immer wieder an, sich an einer Bundesgartenschau zu beteiligen? Für mich ist die Bundesgartenschau das Medium, wo unsere Fachsparte die größte mediale Resonanz hat. Natürlich kostet eine solche BUGA-Teilnahme jede Menge Geld und Zeit, aber sie ist auch eine großartige Möglichkeit, jungen Menschen zu zeigen, wie toll unser Beruf ist. Nachwuchsprobleme haben wir ja alle, aber durch eine BUGA kann man wunderbar junge Menschen motivieren und ihnen demonstrieren, dass das, was wir tun, nicht nur Unkrautrupfen und im Dreck wühlen ist. Sondern im Gegenteil: Wie vielfältig unser Beruf ist und dass er ganz große Kunst und großes Handwerk darstellt. Und diese Kunst kann man nicht nur auf der BUGA, sondern auf jedem normalen Grab umsetzen. Ich fahre auch dorthin, um mich selbst weiterzubilden. Und um zu schauen, ob ich dort etwas Neues finde, ob sich bestimmte Pflanzenkombinationen bewähren und um mich mit den Kollegen aus den anderen Regionen des Landes auszutauschen. Hier auf der BUGA kann ich immer auch neue Ideen ausprobieren. Mit welchen Beiträgen sind Sie in diesem Jahr in Mannheim dabei? Wir sind dieses Mal mit drei Beiträgen dabei, einem Urnengrab, einem einstelligen Grab und mit der sogenannten „fließenden Form“. Das Urnengrab gestalte ich selbst. Das Grabzeichen ist eine runddreieckige Stele mit Fenstern im oberen Bereich auf jeder Seite, aus deren Innern der Steinmetz einen Baum herausgearbeitet hat. Daneben habe ich einen grünen Ahorn gesetzt und mit grünem Schlangenbart (Ophiopogon) unterpflanzt und modelliert, in den ein paar rotlaubige Pflanzen eingestreut wurden. Das Beet soll einen Bachlauf darstellen, der von oben nach unten fließt und auf den Grabstein zuläuft. Die restliche Fläche habe ich mit Antennaria gestaltet. Unser Geselle und unsere beiden Lehrlinge gestalten ein einstelliges Grab, dessen Grabzeichen an eine Pyramide erinnert und in der Mitte eine Treppe zeigt. Diese Form haben die drei mittels einer Eibe (Taxus) gestalterisch aufgenommen. Das Bild der Treppe wurde mit Hornveilchen in der Farbe des Grabzeichens September 2023 | FRIEDHOF 17
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