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DEGA FRIEDHOF 9/2023

Sind Sie das nächste Mal auch dabei – um kreativ und ideenreich ein Beispielgrab – IHR Werk – auf einer Gartenschau zu gestalten? Ganz gleich, ob das eine Ausstellung auf Landes- oder auf Bundesebene ist?! Ich garantiere: Wenn Sie die lebendigen Rückmeldungen Ihrer Kollegen ab Seite 9 lesen, werden Sie anfangen, darüber nachdenken. Die Begeisterung für eine Gartenschaubeteiligung kommt glaubhaft herüber. Natürlich hat auch jeder ohne Gartenschau einen vollen Alltag. Die Erfahrung ist: wer sich trotzdem bei einem solchen Event einbringt, profitiert von neuer Motivation im stressigen Alltag!

Sind Sie das nächste Mal auch dabei – um kreativ und ideenreich ein Beispielgrab – IHR Werk – auf einer Gartenschau zu gestalten? Ganz gleich, ob das eine Ausstellung auf Landes- oder auf Bundesebene ist?! Ich garantiere: Wenn Sie die lebendigen Rückmeldungen Ihrer Kollegen ab Seite 9 lesen, werden Sie anfangen, darüber nachdenken. Die Begeisterung für eine Gartenschaubeteiligung kommt glaubhaft herüber. Natürlich hat auch jeder
ohne Gartenschau einen vollen Alltag. Die Erfahrung ist: wer sich trotzdem bei einem solchen Event einbringt, profitiert von neuer Motivation im stressigen Alltag!

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SONDERBEILAGE <strong>DEGA</strong> GARTENBAU | September <strong>2023</strong> | www.dega-gartenbau.de<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

FACHINFOS FÜR <strong>FRIEDHOF</strong>SGÄRTNER<br />

PORTRÄT<br />

Spittel in Braunschweig | 4<br />

AUSSTELLUNG<br />

Symbolik in Berlin | 20<br />

PFLANZENSCHUTZ<br />

Gesundes Silberblatt | 22<br />

GARTENSCHAUEN<br />

Warum es sich lohnt,<br />

dabei zu sein


Stilvolle und pflegeleichte<br />

GRABGESTALTUNG<br />

In diesem Buch lernen Sie bewährte Stauden,<br />

Gehölze und Einjährige kennen, die eine dauerhaft<br />

grüne, blühende und einfach zu pflegende<br />

Bepflanzung ermöglichen. Die symbolische<br />

Bedeutung der Pflanzen spielt dabei ein große<br />

Rolle. 184 geeignete Pflanzen sind inklusive<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

Details zu Wuchsform, Standort, Verwendung und<br />

Pflege kurz und kompakt beschrieben.<br />

Pflanzen für das Grab.<br />

184 geeignete Blumen und Sträucher. C. James.<br />

2., aktualisierte Auflage 2018. 128 Seiten, 230 Farbfotos, kart.<br />

ISBN 978-3-8186-0554-4. € 9,95 [D]<br />

50 Gestaltungsideen für<br />

Gräber. C. James. 3. Auflage 2022.<br />

144 S., 120 Farbfotos, Klappenbroschur.<br />

ISBN 978-3-8186-1623-6. € 20,00 [D]<br />

Gräber persönlich gestalten.<br />

Liebevolle Ideen für pflegeleichte Grabgärten.<br />

C. Killgus. 2014. 128 Seiten,<br />

60 Farbf., kart. ISBN 978-3-8001-8273-2.<br />

€ 12,90 [D]<br />

Gräber gestalten und pflegen.<br />

B. Bross-Burkhardt. 2003. 128 Seiten,<br />

75 Farbfotos, 10 Zeichn., kart.<br />

ISBN 978-3-8001-3923-1. € 9,90 [D]<br />

Erhältlich in Ihrer Buchhandlung oder unter www.ulmer.de


EDITORIAL<br />

INHALT<br />

Sind Sie das nächste Mal auch dabei – um kreativ und<br />

ideenreich ein Beispielgrab – IHR Werk – auf einer Gartenschau<br />

zu gestalten? Ganz gleich, ob das eine Ausstellung<br />

auf Landes- oder auf Bundesebene ist?!<br />

Ich garantiere: Wenn Sie die lebendigen Rückmeldungen<br />

Ihrer Kollegen ab Seite 9 lesen, werden Sie anfangen,<br />

darüber nachdenken. Die Begeisterung für eine Gartenschaubeteiligung<br />

kommt glaubhaft herüber. Gemeinsam<br />

mit Kollegen außerhalb des normalen Berufsalltags lernen<br />

und auf neue Wege kommen, experimentieren dürfen,<br />

Impulse mit nach Hause nehmen, das sind die Gründe,<br />

warum viele nicht nur einmal, sondern oft über Jahre als<br />

Aussteller dabei sind.<br />

Dass man nicht von Anfang an alles weiß und kann, das<br />

ist nicht tragisch und sollte nicht von einem<br />

Gartenschau-Start abhalten. Natürlich hat auch jeder<br />

ohne Gartenschau einen vollen Alltag. Die Erfahrung ist:<br />

wer sich trotzdem bei einem solchen Event einbringt,<br />

profitiert von neuer Motivation im stressigen Alltag!<br />

PORTRÄT<br />

4 Gärtnerei Spittel, Braunschweig<br />

Ohne Wasser geht es nicht<br />

GARTENSCHAUEN<br />

9 BUGA Mannheim <strong>2023</strong><br />

Voller Leidenschaft experimentieren<br />

GESELLSCHAFT + KULTUR<br />

20 Ausstellung in Berlin<br />

Pflanzen, Symbolik und Historie<br />

PFLANZENSCHUTZ<br />

22 Saisonpflanzen<br />

Schadursachen an Silberblatt<br />

23 Impressum<br />

Wenn Sie durch die Anregungen Ihrer Kollegen in diesem<br />

Heft zur aktiven Gartenschau-Beteiligung kommen: ich<br />

würde mich sehr freuen, davon dann zu erfahren.<br />

Titelbild (Bund deutscher Friedhofsgärtner):<br />

Den aktiven Gärtnern auf der BUGA in Mannheim<br />

hat die Beteiligung viel Freude gemacht – auch als<br />

gute Auszeit vom Betriebsalltag.


PORTRÄT<br />

GÄRTNEREI SPITTEL, BRAUNSCHWEIG<br />

Ohne Wasser<br />

geht es nicht<br />

Das Mitarbeiterteam ist gut aufgestellt.<br />

Jeder weiß, was zu tun ist,<br />

die Abläufe funktionieren gut. Viele<br />

Kunden kennen die Gesichter und schätzen<br />

den persönlichen Bezug zu den Mitarbeitenden.<br />

Direkt vor Ort ansässig sind sie<br />

die einzigen Friedhofsgärtner am katholischen<br />

Friedhof in Braunschweig.<br />

Die wohl größte Herausforderung für die<br />

Friedhofsgärtnerei Spittel in Braunschweig<br />

ist der Klimawandel mit den wärmeren,<br />

trockneren Sommern, „genau gesagt das<br />

verfügbare und auszubringende Wasser“,<br />

berichtete Inhaberin Julia Spittel-Dimitrijevic.<br />

Im vergangenen Jahr durften Sprenger<br />

teils nicht mehr aufgestellt werden. Wenn<br />

das von der Friedhofsverwaltung vertraglich<br />

Die Bewässerung<br />

der Grabstellen bleibt<br />

ein herausforderndes<br />

Thema<br />

1<br />

Positiv blickt die Friedhofsgärtnerin Julia Spittel-Dimitrijevic<br />

mit ihrem tollen Team und vielen Stammkunden in die Zukunft,<br />

es „läuft rund“.<br />

zugesicherte Bewässerungswasser nicht<br />

mehr genutzt werden darf, sei das einerseits<br />

verständlich. Andererseits müssten die<br />

Grabstellen, die bisher vertraglich Wasserund<br />

Müllentsorgung enthalten, dann eigentlich<br />

günstiger verkauft werden. Bei ausgenommener<br />

Wasserversorgung könnten die<br />

Friedhofsgärtner den Kunden das benötigte<br />

Wasser separat in Rechnung stellen, was<br />

momentan nicht möglich ist.<br />

Einfach das Gießen zu unterbinden ist<br />

jedenfalls kein zufriedenstellender Weg und<br />

stellt ein bisher ungelöstes Problem dar, das<br />

alle Friedhofsgärtner gleichermaßen betrifft.<br />

Die Bewässerung der Grabstellen bleibt ein<br />

herausforderndes Thema und benötigt Lösungen.<br />

Erstmalig wurde in der Friedhofsgärtnerei<br />

Spittel versuchsweise Perligran<br />

Classic-Perlite als Wasserspeicher bei Neuanlagen<br />

und für die saisonalen Beete in das<br />

Substrat gemischt.<br />

Und die Verwendung anderer Pflanzen?<br />

„Wenn wir ein normales Frühjahr haben,<br />

also kalte Nächte und wechselhafte Tage,<br />

was ja nie vorhersagbar ist, bleiben uns<br />

4 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


PORTRÄT<br />

eigentlich nur Stiefmütterchen, eventuell<br />

kombiniert mit Bellis oder Zwiebelpflanzen“,<br />

meinte Spittel-Dimitrijevic. Im Sommer<br />

macht noch immer die robuste Eisbegonie<br />

das Rennen. Es gibt zwar Alternativen, die<br />

aber nicht besser beziehungsweise robuster<br />

sind. Schwierig wird es bei sonnigen<br />

Grablagen, wenn es keine Eisbegonien<br />

sein sollen.<br />

PRODUKTION AUFGEGEBEN<br />

Die mit dem elterlichen Friedhofsbetrieb<br />

groß gewordene Julia Spittel entschied<br />

sich nach dem Abitur für eine kaufmännische<br />

Ausbildung, bevor sie 2004 in den<br />

elterlichen Betrieb überwechselte und als<br />

externer Prüfling die Ausbildung zur Friedhofsgärtnerin<br />

absolvierte.<br />

Leider findet seit 2019 keine eigene Produktion<br />

mehr statt in den heute leer stehenden<br />

beiden Glashäusern, einem Folientunnel<br />

und einem Thermohaus auf dem 2.300<br />

m² großen Gärtnereigrundstück. Lediglich<br />

auf der Freifläche stehen einige Stauden<br />

und Bodendecker aus Zukauf, um auf diese<br />

bei Bedarf im Laden und auch für die Grabneuanlagen<br />

direkt Zugriff zu haben. Neben<br />

der heute ungenutzten Topfmaschine haben<br />

dafür Geräte und Friedhoffahrzeuge Platz.<br />

Mit nur einem damaligen zuständigen<br />

Meister, der mittlerweile nicht mehr im Betrieb<br />

tätig ist, war die Eigenproduktion nicht<br />

mehr leistbar. Es fehlte das nötige Herzblut<br />

für die durchgehend zeitintensive Pflanzenbetreuung.<br />

Auch regelmäßige Wochenendarbeit<br />

ist da unabdinglich, was heutzutage<br />

ohnehin keinem Mitarbeiter mehr abzuverlangen<br />

ist. Die Produktion qualitativ guter<br />

Pflanzen nur durch die beiden Inhaberinnen<br />

nebenher laufen zu lassen funktionierte leider<br />

nicht.<br />

„Gerne würden wir die leer stehende Fläche<br />

einem anderen Produzenten inklusive<br />

Inventar zur Verfügung stellen und diesem<br />

einen Teil der Produktion abkaufen“, meinte<br />

Julia Spittel, die der eigenen, umfangreichen<br />

Produktion von Beet- und Balkonpflanzen<br />

bis hin zu Herbstpflanzen hinterher trauert.<br />

„Es gibt nichts Besseres, als in das eigene<br />

Gewächshaus zu gehen, um selber Ware<br />

auszusuchen“, schilderte sie.<br />

2<br />

Die Pflanzen liefern heute regionale<br />

Betriebe aus Wolfenbüttel und Bad Harzburg.<br />

Die Anfahrtswege sind kurz und die<br />

Kommunikation funktioniert gut. Auch über<br />

den Großhandel Fleurada in Braunschweig<br />

werden fehlende Pflanzen bezogen. Weitere<br />

dort nicht erhältliche Gehölze kauft Spittel<br />

bei der Landgard Hannover, wo sie über<br />

die Frühjahrs- und Sommermonate meist<br />

einmal pro Woche persönlich einkauft. Ihr<br />

Anspruch ist es, die Pflanzen selber auszusuchen,<br />

„mir müssen sie gefallen, um sie<br />

weiterzuverkaufen“. Meist wöchentlich liefert<br />

Stauden Siebler aus Schwarmstedt die<br />

benötigten Stauden. Einmal im Jahr werden<br />

bei einem Bodendeckerproduzenten unter<br />

anderem Cotoneaster eingekauft.<br />

Der langfristige regionale Pflanzenbezug<br />

bleibt spannend, da es immer weniger Pflanzenproduzenten<br />

gibt.<br />

DOPPELTE FRAUENPOWER<br />

Die Betriebsfläche befindet sich direkt<br />

auf der Friedhofsfläche des katholischen<br />

Friedhofs in Braunschweig. Betriebsgründer<br />

Georg Spittel übernahm den Betrieb<br />

1985 inklusive der Gewächshäuser von der<br />

Friedhofsverwaltung, ohne gleichzeitig den<br />

Verwalterposten zu übernehmen.<br />

Im Jahr 2000 entstand das 120-m²-<br />

Verkaufsgewächshaus, in dem ehemaligen<br />

Ladengeschäft befindet sich heute das Büro.<br />

Die seit 2008 im Betrieb tätige Floristin<br />

Katja Werner ist seit Januar 2018 zusammen<br />

mit Julia Spittel-Dimitrijevic Geschäftsführerin.<br />

Nach dem Tod des Vaters Georg Spittel<br />

2017 hat sich diese weibliche Doppelspitze<br />

der gegründeten GmbH bewährt. Erst<br />

bestand die Überlegung, dass Werner den<br />

Laden losgelöst von der Friedhofsgärtnerei<br />

in Eigenregie führt. Diese Idee wurde jedoch<br />

verworfen, da die Pflanzen in beiden<br />

Geschäftszweigen Verwendung finden, es<br />

überhaupt sehr viele Überschneidungen gibt<br />

und eine doppelte Betriebsführung vieles<br />

erschwert hätte.<br />

DER LADEN ALS ANLAUFSTELLE<br />

Der Laden läuft heute besser als gedacht<br />

und trägt sich mit seiner recht stabilen<br />

Einnahmequelle. „Mein Vater sagte immer,<br />

gute Friedhofsgärtner haben keinen Laden<br />

und nur eine geringe oder gar keine Eigenproduktion,<br />

um sich auf das Wesentlich zu<br />

1 Das engagierte Team der Friedhofsgärtnerei<br />

Spittel (auf dem Foto<br />

allerdings nicht komplett).<br />

2 Friedhofsgärtnerin Julia-K. Spittel-<br />

Dimitrijevic (rechts) und Floristin<br />

Katja Werner führen die Gärtnerei<br />

Spittel gemeinsam als GmbH.<br />

September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

5


3 Der Memoriam-Garten ist auf Anregung<br />

von Georg Spittel, dem Vater von<br />

Julia Spittel-Dimitrijevic entstanden.<br />

4 Der Bienengarten bringt nicht nur<br />

Kindern Freude.<br />

5 Die RuheGemeinschaft besteht aus<br />

jeweils vier Partnergräbern zusammen<br />

auf einer 4-m²-Fläche, noch fehlt die<br />

saisonale Bepflanzung.<br />

fokussieren“, erzählte Spittel-Dimitrijevic,<br />

doch entgegen dieser Aussage unterhielt<br />

ihr Vaters sowohl das Ladengeschäft sowie<br />

die Produktion sehr erfolgreich.<br />

Die bestehenden Strukturen haben sich<br />

heute bewährt. Der Laden ist ein perfekter<br />

Anlaufpunkt auch für die Friedhofsangebote,<br />

hier werden wichtige persönliche Kontakte<br />

geknüpft und gepflegt.<br />

Der Laden bietet Floristik für alle Festivitäten,<br />

sowohl für Taufen, Hochzeiten,<br />

runde Geburtstage, Firmendekorationen<br />

und natürlich Beerdigungen. Nicht nur<br />

Friedhofskunden kaufen hier ihre Pflanzen<br />

und Erde ein.<br />

Sogar Tomaten- und Melonenpflanzen<br />

finden sich im Angebot für Balkone und<br />

Gärten. Aber selbst eine Tomate als Grabbepflanzung<br />

sei heute möglich, wie ein<br />

kritischer Zeitungsartikel im vergangenen<br />

Jahr über eine Grabstelle auf dem Hauptfriedhof<br />

in Braunschweig berichtete. Warum<br />

darf eine Tomate nicht das Grab eines verstorbenen<br />

Gemüsehobbygärtners zieren?<br />

AUSBILDUNG OHNE MEISTER<br />

NICHT MÖGLICH<br />

Im Laden ist eine Auszubildende zur Floristin<br />

tätig. Ausbilderin ist die Floristin und<br />

Geschäftsführerin Katja Werner. „Ich würde<br />

auch gern einen Ausbildungsplatz für Gärtner<br />

anbieten“, sagte Julia Spittel-Dimitrijevic.<br />

Da sie zwar die Ausbildereignungsprüfung<br />

absolviert hat, jedoch keinen Meister anbieten<br />

kann, ist das leider unmöglich. Direkt<br />

nach dem frühen Tod ihres Vaters musste<br />

die damals vorhandene Auszubildende umgehend<br />

den Betrieb verlassen, ohne ihre<br />

3 4<br />

Ausbildung beenden zu dürfen – so leider<br />

die Vorschriften. Früher war neben ihrem<br />

Vater ein zweiter Meister im Betrieb tätig<br />

und Friedhofsgärtner-Kollegen ohne Eigenproduktion<br />

schickten ihre Auszubildenden<br />

gern in den damals noch produzierenden<br />

Betrieb Spittel, damit diese die Arbeiten in<br />

der Produktion kennenlernen konnten. Heute<br />

wäre eine Kooperation mit anderen Produktionsbetrieben<br />

möglich, aber es fehlt an der<br />

Meistervoraussetzung. An mangelnden Bewerbungen<br />

für die Gärtnerausbildung fehlt<br />

es jedenfalls nicht und mehrere ausgebildete<br />

Gärtner sind ebenfalls im Betrieb vorhanden.<br />

Die Gärtnerei bietet zum „Girl‘s & Boy‘s<br />

Day“ Schülern einen Tag beim Friedhofsgärtner<br />

an.<br />

Dieses Jahr liegt wieder die Überprüfung<br />

für die Auszeichnung „Geprüfter Fachbetrieb<br />

Friedhofsgärtnerei“ an, in deren Prüfungskommission<br />

Julia Spittel-Dimitrijevic<br />

selbst aktiv mitwirkt.<br />

HAUPTSTANDBEIN<br />

<strong>FRIEDHOF</strong>SGARTENBAU<br />

Größter Umsatzträger zu rund 70 % ist der<br />

Friedhofsgartenbau mit der Anlage und Pflege<br />

von Grabstellen. Alle hoheitlichen Aufgaben<br />

wie die Vorbereitungen einer Grabstelle<br />

dürfen in Braunschweig jedoch nur die<br />

Friedhofsverwaltungen selbst durchführen.<br />

Seit etwa drei Jahren ergab sich eher<br />

ungeplant eine deutliche überregionale<br />

Ausweitung für den Grabpflegeservice auf<br />

Friedhöfe in ganz Braunschweig, im Kreis<br />

Gifhorn, in Salzgitter, Helmstedt bis nach Ostingersleben.<br />

Diese überregionale Tätigkeit<br />

mit langen Anfahrten erfordert viel Fahrtund<br />

Planungsaufwand.<br />

Alleine die Verteilung der Wasserstellen<br />

auf vielen kleineren örtlichen Friedhöfen ist<br />

teils eine enorme Herausforderung und kostet<br />

Zeit. Schön wäre es, einfach mit einem<br />

Schlauch von einer zur nächsten Grabstelle<br />

zu gehen. Aber die Realität sind eher zwei<br />

Gießkannen in den Händen oder der eigens<br />

konstruierte Gießwagen für sechs Kannen.<br />

Allein eine Mitarbeiterin ist grundsätzlich<br />

nur auf den Braunschweiger Ortsteilfriedhöfen<br />

unterwegs und komplett ausgelastet,<br />

besonders durch den steigenden Gießaufwand.<br />

Nur vor Ort auf dem katholischen<br />

Friedhof lässt sich schon einmal ein Sprenger<br />

aufstellen.<br />

Etliche aktive Dauergrabstellen und<br />

Ablebensverträge stammen noch aus der<br />

Zeit des Vaters. Das Interesse an Dauer-<br />

6 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


PORTRÄT<br />

5<br />

grabpflege ist nach wie vor vorhanden,<br />

jedoch weniger und eher beispielsweise in<br />

Verbindung mit einem Memoriam-Garten.<br />

Dauergrabpflege ordern Menschen der eher<br />

älteren Generation und die, bei denen das<br />

Geld keine Rolle spielt. Es gibt sowohl Kunden,<br />

die Vorgaben stellen, wie auch solche,<br />

die keinerlei eigene Gestaltungsideen haben<br />

und gern Vorschläge der Friedhofsgärtner<br />

annehmen. Die Dauergrabpflege bleibt weiterhin<br />

ein wichtiges Betätigungsfeld.<br />

Der in direkter Nähe zum Ladengeschäft<br />

und Parkplatz gelegene 2017 eröffnete<br />

Memoriam-Garten, direkt gegenüber der<br />

Friedhofskapelle, hebt sich hinsichtlich<br />

seiner landschaftsgärtnerischen Gestaltung<br />

vom Umfeld ab und übt eine gewisse Anziehungskraft<br />

aus. Ein geschwungener Weg<br />

führt durch den Garten und zwei Sitzbänke<br />

laden zum Verweilen ein, während mittig<br />

Wasser aus dem Quellstein rinnt. Sowohl<br />

Einzel- als auch Doppelurnengräber und<br />

Erdgrabstätten werden hier angeboten.<br />

Die Preise beinhalten die Kosten für ein<br />

Basis-Grabmal und eine Inschrift. In dem<br />

Memoriam-Garten werden auch individuelle<br />

Grabmale gegen Aufpreis aufgestellt.<br />

„Wir haben hier das Glück, mit der Verwaltung<br />

sehr gut auszukommen, die Ideen<br />

gern annimmt“, berichtete Spittel-Dimitrijevic.<br />

So entstand etwa der Bienengarten, für<br />

den an einem Entdeckertag im Kindergarten<br />

Liliput ein Insektenhotel gebaut wurde. Ein<br />

paar Wochen später folgte die Einweihung<br />

des dazu platzierten Bienengartens zusammen<br />

mit dem Kindergarten und den zugehörigen<br />

Eltern.<br />

Auch der Memoriam-Garten und die ältere<br />

RuheGemeinschaft auf einer ehemaligen<br />

Freifläche des Friedhofs entstanden auf<br />

Anregung des Vaters mit Unterstützung der<br />

Friedhofsverwaltung. Der Memoriam-Garten<br />

wurde geplant und gebaut in Zusammenarbeit<br />

mit der Friedhofsgärtnerei Hofmann.<br />

Seit 2022 werden<br />

torfreduzierte<br />

Substrate geprüft<br />

Mit dem Kollegen wird auch die Betreuung<br />

geteilt. Die Eröffnung des Memoriam-<br />

Gartens im Sommer 2017 hat Georg Spittel<br />

noch selbst mitgestaltet.<br />

Die RuheGemeinschaften mit jeweils<br />

zwei Urnen auf 1 m² stellen Partnergrabstätten<br />

dar. Jeweils vier Partnergrabstätten<br />

befinden sich auf einer gestalteten 4-m²-<br />

Fläche.<br />

NEUE WEGE GEHEN<br />

Seit letztem Jahr ist torfreduziertes Substrat<br />

im Einsatz, um den Weg mit zu gehen und<br />

es auszuprobieren. Das durchgängig auf den<br />

Friedhöfen verwendete Substrat ist heute<br />

60 % torfreduziert und funktioniert gut, ein<br />

Gießmehraufwand sei bisher nicht zu verzeichnen.<br />

Sich neu zu positionieren und anders<br />

aufzustellen ist schwierig unter den gleich<br />

bleibenden gesetzlichen Vorgaben. „Der<br />

Friedhof als Kulturgut muss Friedhof bleiben<br />

und weitergelebt werden“, blickt Spittel-Dimitrijevic<br />

in die Zukunft. Weiter bleibt<br />

nur abzuwarten was die Zukunft bringt und<br />

flexibel bleiben.<br />

Julia Spittel-Dimitrijevic geht es darum,<br />

die Grabbepflanzungen an die Gegeben-<br />

STANDORT<br />

Braunschweig<br />

BETRIEBSDATEN<br />

Gärtnerei Spittel<br />

· Historie: 1985 Gründung der Gärt -<br />

nerei Spittel durch Gärtnermeister<br />

Georg Spittel als Einzelunternehmen.<br />

Nach dem Tod von Georg Spittel im<br />

Jahr 2017 übernahm seine Tochter<br />

Julia-K. Spittel-Dimitrijevic den Betrieb<br />

und gründete zusammen mit der für<br />

die Floristik zuständigen, seit 2008<br />

im Betrieb tätigen Arbeitskollegin<br />

Katja Werner eine GmbH.<br />

· Geschäftsführerinnen: Julia-K.<br />

Spittel-Dimitrijevic und Katja Werner<br />

· Mitarbeitende: 13 inklusive der<br />

beiden Geschäftsführerinnen, davon 6<br />

gelernte Gärtner und 3 bestens<br />

eingearbeitete Kräfte im Friedhofsbereich;<br />

Laden: 3 Floristinnen, 1 Azubi<br />

· Geschäftsfelder: Friedhofsgartenbau<br />

mit rund 70 % größter Umsatzträger,<br />

Blumenladen mit Floristik<br />

· Qualitätszeichen: „Überprüfter<br />

Fachbetrieb Friedhofsgärtnerei“<br />

· Kontakt: www.Gaertnerei-Spittel.de;<br />

Telefon +49 531 73578<br />

heiten anzupassen. Das können vermehrt<br />

Stauden oder insektenfreundliche Bepflanzungen<br />

sein, kleine Fliederbüsche und weitere<br />

blühende Kleingehölze. Die dauerhafte<br />

Grabbepflanzung wird seit einiger Zeit von<br />

Klassikern wie Cotoneaster, Efeu, Taxus oder<br />

Euonymus umgestellt auf blühende Stauden<br />

und Gehölze wie Schmetterlingsflieder. Der<br />

Fokus liegt allgemein auf „insektenfreundlich“<br />

und spricht die Kunden an.<br />

Bestattungsalternativen wie Friedwälder<br />

sind für wenige Menschen eine nicht<br />

wegzudiskutierende Alternative. Aber viele,<br />

insbesondere ältere Menschen haben<br />

September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

7


PORTRÄT<br />

6<br />

6 Perlite (Perligran Classic) im<br />

Substrat, hier mit Hornspänen und<br />

Bodenaktivator für Neuanlagen,<br />

soll das Wasser besser speichern.<br />

Im Bild frisch gepflanzter Cotoneaster<br />

im Vordergrund, hinten Arabis.<br />

7 Das Verkaufsgewächshaus bietet<br />

neben Topf- und Schnittblumen<br />

Pflanzen, Floristik und Zubehör wie<br />

Erden.<br />

7<br />

Schwierigkeiten, diese Wälder überhaupt<br />

zu erreichen. Baumbestattungen auf dem<br />

Friedhof wiederum lassen immer noch eine<br />

Verbindung zum Friedhofsgärtner zu, beispielsweise,<br />

um einen Rhododendronwald<br />

zu pflanzen. „So etwas ist gut, denn wir<br />

müssen Alternativen schaffen, um weiterhin<br />

Leben auf den Friedhöfen zu haben“,<br />

kommentierte Spittel.<br />

Sie bemängelte die oft nicht ausreichende<br />

Beratung durch die Bestatter. Trauernde<br />

benötigen mehr Zeit, um in Ruhe die Bestattungsform<br />

und den Bestattungsort zu überdenken.<br />

Die oft schlechte Erreichbarkeit der<br />

Friedwälder wird im ersten Moment wenig<br />

bedacht. Vieles wird am Tisch des Bestatters<br />

unterschrieben, ohne es gesehen zu haben.<br />

Beispielsweise wird oft nicht kommuniziert,<br />

dass bei anonymen und halb anonymen<br />

Grabstellen oder speziellen Friedhofsanlagen<br />

nichts abgestellt und gepflanzt<br />

werden darf.<br />

Viele Menschen wären laut Spittels Erfahrungen<br />

glücklicher, wenn sie ihren eigenen<br />

Quadratmeter zur Gestaltung hätten,<br />

um an die Verstorbenen zu denken. „In<br />

den wenigsten Fällen ist es eine Frage des<br />

Geldes, sondern meist eine zu geringe Information<br />

vorab“, meinte sie.<br />

Über die letzten Jahre kamen immer<br />

wieder weitere Pflanzenarten wie Sedum,<br />

Thymian, kleine Spireen oder Arabis versuchsweise<br />

für die Grabbepflanzung hinzu,<br />

um Erfahrungen zu sammeln. Eine wertvolle<br />

Lektüre stellen die in Buchform herausgegebenen<br />

Staudeninfos vom Bund deutscher<br />

Friedhofgärtner dar.<br />

AUF DER LANDESGARTEN-<br />

SCHAU VERTRETEN<br />

Seit der IGA Berlin 2017 nimmt der Betrieb<br />

Spittel erstmalig wieder an einer Gartenschau<br />

teil und ist auf der Landesgartenschau<br />

Bad Gandersheim mit einer Einzelgrabstelle<br />

vertreten, die vergleichsweise<br />

unkompliziert fertigzustellen war. Eine Bundesgartenschau<br />

(Buga)-Teilnahme ist sehr<br />

viel umfangreicher. Die Gärtner stimmten<br />

dafür, einfach um einmal wieder etwas anderes<br />

auszuprobieren und die Gartenschauluft<br />

zu schnuppern. Auch die Abwechslung<br />

habe gereizt. Während es bei den Bugas eine<br />

kleine Aufwandsentschädigung gab, gibt es<br />

diese hier nicht.<br />

<strong>FRIEDHOF</strong>S-EVENT<br />

Ein gut besuchtes Highlight ist die jährlich im<br />

September zum Tag des Friedhofs auf dem<br />

Friedhofsgelände stattfindende Veranstaltung<br />

„Kultur und Kanapee“, im vergangenen<br />

Jahr mit dem Zauberkünstler Ben David,<br />

Speisen, Getränken sowie anheimelnder Fackelbeleuchtung.<br />

Die 2008 mit einer weiteren<br />

Braunschweiger Friedhofsgärtnerei<br />

ins Leben gerufene Veranstaltung entstand<br />

damals als innovatives Konzept, um den Tag<br />

des Friedhofs attraktiver zu gestalten und<br />

mehr Menschen auf die Friedhöfe als einen<br />

Ort der Begegnungen zu holen. Noch<br />

immer richtet Spittel diesen besonderen<br />

Abend aus, seit 2018 allerdings ohne Partnerbetrieb.<br />

TEXT: Dr. Gisela Fischer-Klüver,<br />

Hannover; BILDER: Werkfoto Spittel (1),<br />

Fischer-Klüver (alle anderen)<br />

8 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


GARTENSCHAUEN<br />

Bild: DBG<br />

Ideenreich und kreativ: Prämierte Friedhofsgärtnerinnen und -gärtner auf der BUGA Mannheim <strong>2023</strong>.<br />

BUGA MANNHEIM <strong>2023</strong><br />

Voller Leidenschaft<br />

experimentieren<br />

Friedhofsgärtner aus ganz Deutschland zeigen auf der<br />

Bundesgartenschau, wie kreativ sie sind. Die Deutsche<br />

Bundesgartenschaugesellschaft (DBG) hat mit mehreren<br />

von ihnen spannende Interviews geführt, die wir auf den<br />

folgenden Seiten auszugsweise wiedergeben.<br />

PREMIUM-GIESSGERÄTE<br />

www.bosse-direkt.de<br />

September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

9


GARTENSCHAUEN<br />

Hier in Mannheim kann man sich<br />

wunderbare Anregungen holen,<br />

welche Pflanzen es in heißen Sommern<br />

gut schaffen werden“, sagt Knut Mergenthaler,<br />

der für den Bund Deutscher<br />

Friedhofsgärtner in Mannheim für die Pflege<br />

zuständig ist. Scharlachrote Dipladenien,<br />

graugrüne Hauswurze, Kakteen und<br />

Sukkulenten, Begonien in allen Farben des<br />

Sonnenuntergangs und verschwenderisch<br />

blühender Salbei kommen beispielsweise<br />

gut mit viel Sonne zurecht. So manche<br />

Pflanze erfreut nicht nur das Auge, sondern<br />

obendrein auch die Insekten.<br />

Was sie auf dem Areal zu sehen bekommen,<br />

gefällt den Besuchern, die in<br />

Mannheim Inspiration für ihre eigenen<br />

Grabbepflanzungen finden. „Auch über<br />

die unterschiedlichen Grabarten und die<br />

verschiedenen Möglichkeiten der Bestattungskultur<br />

können wir hier sehr gut<br />

informieren. Viele wissen zum Beispiel<br />

nicht, dass man als Angehöriger eine Dauergrabpflege<br />

beauftragen kann“, sagt er.<br />

Für jeden Geschmack ist in Mannheim etwas<br />

dabei: Auf dem Ausstellungsbereich<br />

„Grabgestaltung und Denkmal“ findet sich<br />

schlichte grün-silberne Eleganz neben<br />

überbordenden Farbexplosionen beim<br />

Blütenflor.<br />

Manches, was sich im Grabgestaltungs-<br />

Beitrag in den Sommerbeeten findet, würde<br />

sich auch auf einem festlich gedeckten<br />

Tisch gut machen. Denn einige der beteiligten<br />

Friedhofsgärtner haben auch eine<br />

Ausbildung in der Floristik. Eines verbindet<br />

jedoch alle, die in Mannheim ihr Können<br />

zeigen – eine große Leidenschaft für<br />

Pflanzen und der unbedingte Wille, auf<br />

einer kleinen Fläche einen wunderschönen<br />

letzten Garten für die Verstorbenen<br />

anzulegen.<br />

„Mit Leib und Seele“<br />

Friedhofsgärtnermeister Eric Springer<br />

von Otto Blumen aus Mannheim sieht<br />

die Beteiligung an der diesjährigen<br />

Gartenschau nicht nur als ein „Heimspiel“<br />

an, sondern auch als Möglichkeit, mit<br />

Pflanzen etwas zu zeigen, das „vorher so<br />

noch nie da war“. Bei der Preisverleihung<br />

der Sommerbepflanzung erhielt Otto Blumen<br />

zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille.<br />

Eric Springer hat mit Distylium eine interessante Neuheit entdeckt.<br />

Bild: DBG<br />

Was reizt Sie daran, an einer BUGA teilzunehmen?<br />

An der Teilnahme an einer Bundesgartenschau<br />

reizt mich vor allem die Möglichkeit<br />

zum Austausch mit den Kollegen bundesweit.<br />

Im Laufe der Jahre sind daraus zahlreiche<br />

Freundschaften entstanden. Ich bin<br />

immer bemüht, mit meinen Beiträgen etwas<br />

abzuliefern, was vorher so noch nie<br />

da war, gerade auch, was die Auswahl an<br />

Pflanzen betrifft.<br />

10 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


GARTENSCHAUEN<br />

Welche Herausforderungen bieten die Grabstellen, die Sie in<br />

Mannheim gestalten?<br />

Eines der Urnengräber hat als Grabzeichen einen großen Quader,<br />

der sehr dominant auf der Grabstelle steht. Wegen des für die kleine<br />

Fläche sehr hohen Grabsteins haben wir uns entschlossen, gestalterisch<br />

in die Höhe zu gehen, um mehr Pflanzfläche zu gewinnen,<br />

soweit es die Pflanzen zulassen und es auch optisch gut wirkt.<br />

Das Urnengrab mit dem schleifenförmigen Grabzeichen, das eine<br />

Endlosschleife sein soll, war auch anspruchsvoll zu gestalten, weil<br />

der Stein auf der kleinen Fläche dominant und das Grabzeichen<br />

auch recht hoch ist. Unser Grundgedanke war, dass das Grabzeichen<br />

wie eingebettet auf der Fläche liegt, als sei es da „gelandet“.<br />

Wir haben mit lebenden und getrockneten Weinreben und ihrem<br />

Holz gearbeitet, sie ranken sich durch die Öffnung in der Mitte<br />

des Grabzeichens. Außerdem haben wir zum Beispiel Distylium,<br />

den Traubigen Zweigriffel, im Hintergrund verwendet, ein kirschlorbeerähnliches<br />

kleines Gewächs, es ist sehr gut trockenheits- und<br />

schnittverträglich. Das ist etwas, was in den nächsten Jahren in<br />

den Friedhofsgärtnereien Einzug halten wird.<br />

die dem Wind und dem warmen Klima in Mannheim standhalten<br />

können. Ich habe mir in unserem Betrieb schon Wochen vor der<br />

eigentlichen Pflanzung diejenigen Pflanzen aufgestellt, mit denen<br />

ich arbeiten will. Allerdings bleibt die Auswahl immer bis zum letzten<br />

Moment spannend – oft gibt es seitens der Lieferanten noch in<br />

letzter Minute Absagen für eigentlich fest eingeplantes. Da ist es<br />

essenziell, wenn man wie wir gute Beziehungen zu den Produktionsbetrieben<br />

in der Branche hat und schnell schöne Alternativen<br />

findet. Zum Schluss stellt man alles farblich zusammen, damit es<br />

gut harmoniert. Manchmal muss man nochmal neu arrangieren,<br />

wenn sich die Farbe oder Blattstruktur einer Pflanze doch nicht so<br />

entwickelt hat, wie man es erwartet hat.<br />

Welches war Ihr Lieblingsprojekt?<br />

Das zweistellige Grab. Die beiden Buchen, die wir als Gehölz verwendet<br />

haben, stammen von unseren Familiengräbern und werden<br />

nach der BUGA auch wieder dorthin zurückkehren. Das große<br />

schlanke Grabzeichen aus weißem Kalkstein und einem den Stein<br />

umschließenden Cortenstahl, der ein schlichtes Kreuz zeigt, ist ein<br />

Es ist essentiell, wenn man gute<br />

Beziehungen zu den Produktionsbetrieben<br />

in der Branche hat.<br />

Die Pflanze<br />

der Zukunft<br />

- ideal für<br />

Beet, Balkon<br />

und Friedhof !<br />

Traum für einen Friedhofsgärtner, weil wir viel Fläche zum Gestalten<br />

hatten. Dennoch mussten wir dabei filigran arbeiten und durften<br />

nicht zu große Pflanzen nehmen, die dem Grabmal optisch Konkurrenz<br />

gemacht hätten. Unsere Bepflanzung im Frühjahr haben<br />

wir farblich an der Rostoptik des Cortenstahls orientiert, auch der<br />

Sommerflor zeigt sich daher in orange-rot.<br />

Wie bereiten Sie sich auf eine BUGA-Teilnahme vor?<br />

Im Hof bauen wir immer vorher unsere Gräber als Modelle auf,<br />

um die genauen Positionen der Grabzeichen festzulegen. Dann<br />

stehen wir zu dritt oder viert in unserem BUGA-Team davor und<br />

überlegen gemeinsam, um die beste Lösung zu finden. Die Pflanzen<br />

für den Wechselflor kaufen wir zu. Wir gehen vorher regelmäßig<br />

durch die Betriebe und den Großmarkt, um uns über die Möglichkeiten<br />

ständig auf dem Laufenden zu halten und suchen dann<br />

das pflanzliche Material aus. Wir brauchen hier vor allem Pflanzen,<br />

• liebt volle Sonne, braucht wenig Wasser und<br />

übersteht problemlos längere Trockenphasen<br />

• bei Hagel und Starkregen stabil ohne Schäden<br />

• bienen- und wildinsektenfreundlich<br />

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September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

11


GARTENSCHAUEN<br />

„Eine absolut tolle<br />

Lehrstunde“<br />

Markus Hoffmann hat durch den<br />

Austausch mit Kollegen viel<br />

Sicherheit bekommen.<br />

Markus Hoffmann von der Friedhofsgärtnerei<br />

Hoffmann aus<br />

Mannheim wurde im Frühjahr für<br />

sein Doppelgrab als bester Erstaussteller<br />

ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung der<br />

Sommerbepflanzung wurde die von ihm<br />

gestaltete Grabstelle mit einer Silbermedaille<br />

prämiert.<br />

Wie war es für Sie, zum ersten Mal bei<br />

einer Bundesgartenschau mitzumachen?<br />

Ich hatte schon lange einmal Lust, teilzunehmen.<br />

Und eine schönere Sache, als sich<br />

mit den besten deutschen Friedhofsgärtnern<br />

in den Vergleich zu stellen, kann man<br />

ja nicht erleben.<br />

Es war ein absolutes Miteinander beim<br />

Arbeiten. Wenn man das erste Mal mit dabei<br />

ist, fühlt man sich ein bisschen wie ein<br />

Azubi, weil man sieht, was alles möglich<br />

ist. Man kann da nur staunen. Es ist ein<br />

besonderes Erlebnis zu sehen, wie die Kollegen<br />

an die Grabgestaltung herangehen.<br />

Ich habe mich vor Ort intensiv mit ihnen<br />

Bild: DBG<br />

ausgetauscht – viele Kollegen haben mir<br />

Tipps gegeben und mir gezeigt, worauf es<br />

ankommt. Das war eine absolut tolle Lehrstunde<br />

für mich. Trotzdem sind wir mit<br />

unserem Stil auch weit gekommen und im<br />

Frühjahr als bester Erstaussteller ausgezeichnet<br />

worden. Durch den Austausch mit<br />

den Kollegen bekommt man viel Sicherheit<br />

für das eigene Arbeiten, das war schon sehr<br />

wichtig und hilfreich. Vor Ort gerät man fast<br />

in eine Art „BUGA-Fieber“ und jeder, der da<br />

seine Hausaugaben gemacht hat, bekommt<br />

auch einen Preis.<br />

Wie sind Sie mit dem zugelosten Grabzeichen<br />

zurechtgekommen?<br />

Ich war begeistert und finde es traurig,<br />

dass es keinen Preis bekommen hat. Das<br />

Grabzeichen zeigt drei Menschen, die durch<br />

eine brückenartige Glastreppe über eine<br />

Schlucht voneinander getrennt sind und<br />

von einem runden Metallbogen überspannt<br />

werden. So stehen sie symbolisch über den<br />

Tod hinaus miteinander in Verbindung. Alles<br />

an dem Grabzeichen verweist auf die<br />

Symbolik des Kreises und die Unendlichkeit<br />

– dies wollten wir gestalterisch aufnehmen.<br />

Wie haben Sie die Bepflanzung entwickelt?<br />

Vorher habe ich mich mehrfach mit einem<br />

Kollegen ausgetauscht, der schon an Bundesgartenschauen<br />

teilgenommen hat. So<br />

entwickelten sich die ersten Konzeptideen,<br />

die ich aber kurz vor der BUGA wieder verworfen<br />

habe. Dann habe ich den Grabstein<br />

in Originalgröße aus Styropor nachgebaut,<br />

das Grab in der Gärtnerei als Modell aufgebaut<br />

und neugestaltet. Es entstand die<br />

Idee, die geschwungenen Linien des Grabzeichens<br />

sowohl mit den Bodendeckern als<br />

auch mit dem Wechselflor aufzunehmen.<br />

Auch das spiralig gewachsene Gehölz, eine<br />

Leyland-Zypresse (Cupressocyparis leylandii<br />

‘Gold Rider‘) nimmt die Bewegung auf – so<br />

wie im wirklichen Leben alles in Bewegung<br />

ist und niemals alles ganz ruht. Dennoch soll<br />

das Grab eine gewisse Ruhe ausstrahlen.<br />

Der Wechselflor und auch die Bodendecker<br />

sind alle recht farbig und bunt, um in aller<br />

Trauer auch eine gewisse Fröhlichkeit zu<br />

vermitteln. Das sind im Sommerflor sehr<br />

schöne, zitronengelbe Solenia-Begonien,<br />

dazu dann dicke gefüllte Begonien in dunkelrot<br />

mit fast handflächengroßen Blüten.<br />

Darunter haben wir pinkfarbene Dipladenia<br />

und blau blühenden Salbei gemischt. Farbe<br />

geben auch die Bodendecker – der Bubikopf<br />

(Isotoma fluviatilis ‘Blue Foot‘), der hellblau<br />

blüht, dazu die goldene Kriechspindel (Euonymus<br />

fortunei ‘Emerald‘n Gold‘) und die<br />

Heckenmyrte (Lonicera nitida ‘Maigrün‘), die<br />

ebenfalls Farbe liefert.<br />

Die Tendenz geht weg vom klassischen<br />

Grab zu anderen Bestattungsformen.<br />

Die meisten Bestattungen gibt es heutzutage<br />

auf Urnengräbern. Es gibt aber immer<br />

noch viele Menschen, die dem traditionellen<br />

Friedhof verbunden sind. Ich persönlich<br />

wüsste gar nicht, wo ich jemand bestatten<br />

sollte, wenn nicht auf dem Friedhof und<br />

ich bin auch kein Freund von Verbrennung<br />

und Urnen. Mit einer Sargbestattung bleibt<br />

man meiner Meinung nach einfach hier auf<br />

der Welt im Kreislauf mit allem, was man<br />

einmal war.<br />

12 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


GARTENSCHAUEN<br />

„Eine tolle Werbung für<br />

unseren Berufsstand“<br />

Wolfgang Becker hat das „BUGA-<br />

Fieber“, seit er sich 2011 erst mals<br />

an einer Bundesgartenschau beteiligt<br />

hat. Bei der Preisverleihung der Sommerbepflanzung<br />

wurde das einstellige<br />

Wahlgrab der Ausstellergemeinschaft mit<br />

einer Goldmedaille ausgezeichnet.<br />

Was begeistert Sie an dem friedhofsgärtnerischen<br />

Wettbewerb auf Bundesgartenschauen?<br />

Wir haben erstmals 2011 an einer BUGA<br />

teilgenommen, in Koblenz. Wir wohnen dort<br />

in der Nähe. Damals haben wir einiges an<br />

Lehrgeld bezahlt und viel von den Kollegen<br />

gelernt. Und man sagt ja entweder: „Einmal<br />

BUGA, immer BUGA“, oder: „Einmal BUGA,<br />

nie mehr BUGA.“ Wir haben uns für die erste<br />

Variante entschieden und in uns hat sich der<br />

„BUGA-Virus“ ganz tief eingenistet.<br />

An der BUGA liebe ich den Austausch<br />

mit den Kollegen und das Miteinander.<br />

Und eine solche Veranstaltung ist doch<br />

eine tolle Werbung für unseren Berufsstand.<br />

Wenn wir da nicht zeigen, wofür<br />

wir leidenschaftlich brennen, wo denn<br />

dann? Gerade bei einer solchen Gartenschau<br />

müssen wir zusammenhalten und<br />

uns austauschen, und das tun wir voller<br />

Überzeugung. Es macht immer Spaß,<br />

wenn man ein, zwei Stunden am eigenen<br />

Grab gearbeitet hat und einmal herumgeht<br />

und den anderen bei ihrer Arbeit zuschaut.<br />

Da freut man sich zu sehen, was die anderen<br />

gezaubert haben. Und dann beginnt<br />

es im eigenen Kopf zu „rattern“ und man<br />

bekommt jede Menge neue Ideen. Ich fahre<br />

auf eine BUGA, um etwas Schönes zu erschaffen,<br />

und wir alle, die wir auf der BUGA<br />

arbeiten, müssen gemeinsam ein tolles Bild<br />

unseres Berufs abliefern.<br />

Sie haben mit zwei Partnerbetrieben ein<br />

einstelliges Grab gestaltet, das hoch<br />

prämiert wurde. Wie findet man eine<br />

gemeinschaftliche Lösung?<br />

Wir und die Kollegen – die Gärtnerei Vößing<br />

aus Heiligenhaus und Schemberg-Garten<br />

aus Werdohl – kennen uns schon länger.<br />

Vor einiger Zeit kam die Idee auf, gemeinsam<br />

an den Start zu gehen. Die Erstanlage<br />

haben wir zusammen skizziert, Melanie<br />

Vößing hat in ihrem Betrieb ein 1:1-Modell<br />

vom Stein gebaut. Dann kam sie mit Uwe<br />

Schemberg in unsere Gärtnerei und wir haben<br />

das Grabzeichen maßstabsgerecht mit<br />

Holz eingefasst und die Position des Steines<br />

festgelegt. Danach haben wir uns auf<br />

den Japanischen Spindelstrauch (Mitchella<br />

repens) als Bodendecker geeinigt und die<br />

aufrecht wachsende Kleinblättrige Japanspindel<br />

(Euonymus japonicus ‘Microphyllus<br />

alba‘), um den Charakter des Steins aufzunehmen.<br />

Der Verstorbene, dem der zerklüftet<br />

gestaltete Grabstein gewidmet ist, war<br />

gemäß dem Konzept des Steinmetzes ein<br />

Freizeit-Kletterer. Diesen kantigen Stein<br />

wollten wir gestalterisch aufnehmen. Euonymus<br />

ist ja nicht so gerade gewachsen<br />

wie andere Bodendecker und bietet Höhen<br />

und Tiefen. Unterstützend hierzu wählten<br />

wir die Rahmengehölze, Blaufichte (Picea<br />

pungens ‘The Blues‘) und den Schuppen-<br />

Wacholder (Juniperus squamata ‘Blue<br />

Star‘). Dazu bietet ergänzend der Neuseelandflachs<br />

(Phormium tenax ‘Dark Delight‘)<br />

Höhe. Die Gehölze nehmen die graue Farbe<br />

des Grabsteins auf. Wir haben gemeinsam in<br />

unserer Gärtnerei ausprobiert, wie man die<br />

Pflanzen optimal stellen kann. Laut Konzept<br />

war der Verstorbene in der Stahlindustrie<br />

tätig, daran erinnern die rostfarbenen Stahlstangen,<br />

die schräg an dem grauen Grab-<br />

Bild: DBG<br />

Besonders kreativ: Wolfgang<br />

Becker ist Gärtner und Florist.<br />

stein lehnen. Für den Wechselflor haben<br />

wir daher drei unterschiedlich große Beete<br />

gestaltet – die darin verwendeten Farben<br />

orientieren sich an den rostfarbenen Stahlstangen<br />

des Grabsteins.<br />

Ihre Pflanzungen erinnern immer ein<br />

wenig an florale Kunstwerke.<br />

Ich kann eben nicht verleugnen, dass ich<br />

nicht nur Friedhofsgärtner, sondern auch<br />

Florist bin! Daher haben alle von uns gestalteten<br />

Gräber einen gewissen floristischen<br />

Einschlag. Die Farb- und Pflanzenkombinationen,<br />

die wir auf vielen Bundesgartenschauen<br />

gewagt haben, zeigen dies. Und<br />

wir arbeiten auch gerne mit Accessoires,<br />

aber natürlich nur, wenn es passt. Wir müssen<br />

und wollen immer Neues wagen – eine<br />

08/15-Gestaltung ist einfach nicht unsere<br />

Sache!<br />

September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

13


„Das Risiko macht<br />

auch den Reiz aus“<br />

Johannes Heiser und Susanne<br />

Wysocki arbeiten intensiv mit den<br />

produzierenden Kollegen zusammen.<br />

Johannes Heiser und Susanne Wysocki<br />

vom Familienunternehmen Blumenpavillon<br />

Neis aus Trier sind ein eingespieltes<br />

BUGA-Team. Bei der Preisverleihung der<br />

Sommerbepflanzung wurde das von Johannes<br />

Heiser und Susanne Wysocki gestaltete<br />

einstellige Wahlgrab mit der Großen Goldmedaille<br />

der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft<br />

(DBG) ausgezeichnet.<br />

Warum nehmen Sie an einer BUGA teil?<br />

Johannes Heiser: Die Teilnahme an einer<br />

Bundesgartenschau spiegelt wider, warum<br />

ich überhaupt Gärtner geworden bin: Weil<br />

ich etwas kreativ gestalten will! Wenn wir<br />

ein Grab auf einer BUGA gestalten, entscheiden<br />

unser eigenes Können, wie gut<br />

wir pflanzen, und unsere Ideen, welche<br />

Pflanzen am besten zu dem jeweiligen<br />

Grabzeichen passen. Das sind die einzigen<br />

Aspekte, die in diesem Moment unsere<br />

Arbeit beeinflussen. Die Zwänge, die man<br />

sonst im Alltag hat, wie eine Budgetvorgabe<br />

oder die Pflanzen- und Farbvorlieben der<br />

Kunden, spielen bei einer BUGA keine Rolle.<br />

Bei einer BUGA-Teilnahme kann man voller<br />

Leidenschaft experimentieren, kann uneingeschränkt<br />

kreativ sein. Auch wenn das Arbeiten<br />

vor Ort dann sehr anstrengend und<br />

intensiv ist, macht es mich sehr glücklich<br />

und ich ziehe viel Kraft daraus, weil ich ganz<br />

intensiv spüre, warum ich mich für diesen<br />

Beruf entschieden habe. Ich will offen sein<br />

für neue Ideen. Wenn ich nur zu Hause bliebe,<br />

gäbe es keine Innovation!<br />

Bild: BdF<br />

Johannes Heiser: Auf einer BUGA lernt<br />

man jedes Mal viel Spannendes hinzu und<br />

wir haben dadurch auch unser heutiges Level<br />

an Qualität erreicht. Man strengt sich<br />

jedes Mal aufs Neue an, probiert vieles und<br />

lernt vieles von anderen Friedhofsgärtnern.<br />

Indem man sich den kreativen Herausforderungen<br />

stellt, die der friedhofsgärtnerische<br />

Wettbewerb bietet, wird man natürlich immer<br />

besser. Und auf einer Bundesgartenschau<br />

können wir der Öffentlichkeit ganz<br />

anschaulich und sinnlich zeigen, was an<br />

wunderschönen gestalterischen Lösungen<br />

auf dem Friedhof möglich ist.<br />

Wie arbeiten Sie bei einer Bundesgartenschau?<br />

Johannes Heiser: Ich probiere auf jeder<br />

BUGA etwas Neues aus. Wenn man<br />

beispielsweise Pflanzen einsetzt, die bei<br />

der Grabbepflanzung nicht so häufig verwendet<br />

werden, kann das die Punktzahl<br />

beim Wettbewerb natürlich steigern. Es<br />

kann aber auch sein, dass diese Pflanzen<br />

leider innerhalb dieses halben Jahres auf<br />

der BUGA kaputtgehen und man mit seiner<br />

Idee scheitert – ein gewisses Risiko ist das<br />

zwar immer, aber das macht eben auch den<br />

Reiz aus. Dieses Mal arbeiten wir – natürlich<br />

passend zu dem Grabzeichen, das ja<br />

eine Berglandschaft darstellt – mit Pflanzen,<br />

die wir zuvor vorher noch nicht verwendet<br />

haben: Die kleinen Hinoki-Scheinzypressen<br />

(Chamaecyparis obtusa ‘Chirimen‘) haben<br />

mir, als ich sie in Holland zum ersten Mal<br />

gesehen habe, so gut gefallen, dass ich sie<br />

in jedem Fall verwenden musste.<br />

Johannes Heiser: Manchmal ist es die Liebe<br />

zu einer Pflanze, die dann alles über Bord<br />

wirft, was man sich vorher gestalterisch<br />

überlegt hat! Dann gestaltet man lieber seinen<br />

Pflanzplan für ein Grab neu, um diese<br />

besondere Pflanze verwenden zu können.<br />

Und mit ihrer ein wenig krummen Wuchsform<br />

erinnern diese kleinen Nadelbäume<br />

an Nadelgehölze im Gebirge – und lassen<br />

diese Atmosphäre einer Berglandschaft auf<br />

einem Grab Wirklichkeit werden.<br />

Sie haben im Frühjahr den Ehrenpreis<br />

für die große Artenvielfalt in der Wechselbepflanzung<br />

erhalten. Was hat Sie<br />

bei der Gestaltung geleitet?<br />

Johannes Heiser: Wir wollten als Kontrast<br />

zu der eher kargen Anmutung der Gestaltung<br />

der Miniatur-Berglandschaft aus Gehölzen<br />

und Bodendeckern beim Wechselflor<br />

mit vielfältiger Bepflanzung und Farbe<br />

nicht kleckern, sondern „klotzen“. Die Artenvielfalt<br />

hat sich ergeben, als wir Stück<br />

für Stück die Pflanzen zusammengestellt<br />

haben und sich so ein sehr lebendiges,<br />

farbenfrohes Zusammenspiel aus Farben,<br />

Düften und Texturen ergeben hat. Auch<br />

beim Sommerflor bleiben wir wieder in einer<br />

üppigen Farbkombination aus lila und<br />

weiß.<br />

Johannes Heiser: Wir nutzen intensiv die<br />

tollen Möglichkeiten, die uns unsere Pflanzenproduzenten<br />

bieten. Schon Wochen<br />

vor der eigentlichen Bepflanzung auf der<br />

BUGA bin ich zu unseren verschiedenen<br />

Produzenten gefahren, um die Qualität der<br />

Pflanzen, mit denen ich arbeiten wollte,<br />

genau auszuloten. Das war ein tolles Spiel<br />

mit den Möglichkeiten, wir haben jede Menge<br />

Pflanzen eingekauft und dann vor Ort<br />

die finale Entscheidung getroffen, was wir<br />

davon verwenden. Denn was ich zu Hause<br />

eingekauft habe, kann manchmal vor Ort<br />

auf dem speziellen Platz auf der BUGA ganz<br />

anders wirken.<br />

14 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


GARTENSCHAUEN<br />

„Manche melden sich extra<br />

für ein BUGA-Jahr an“<br />

Bild: privat<br />

Heinz-Josef Ahrens leitet<br />

die Meisterklasse Friedhofsgärtnerei<br />

an der<br />

Fachschule für Gartenbau in<br />

Essen. Seine Studierenden haben<br />

in Mannheim ein Doppelgrab<br />

gestaltet, obwohl sie in<br />

Heinz-Josef Ahrens<br />

be spricht mit den Studierenden<br />

auch Fragen der<br />

Klimaanpassung.<br />

den letzten Vorbereitungen für ihre Meisterprüfung steckten. Die<br />

Jury zeichnete die Grabstelle der Meisterklasse dann mit einer<br />

Goldmedaille aus.<br />

Wie kann man eine Meisterklasse von jungen Friedhofsgärtnern<br />

auf die Teilnahme an einer BUGA optimal vorbe reiten?<br />

Wer sich an unserer Fachschule in einem BUGA-Jahr anmeldet, fährt<br />

auch zur BUGA und manche Studierenden melden sich bewusst in<br />

einem BUGA-Jahr an, um teilnehmen zu können. Das gemeinsame<br />

Gestalten einer Grabstelle auf einer BUGA bedeutet konkret: Jeder<br />

der Studierenden hat natürlich seine eigenen Vorstellungen und<br />

Ideen, die er mit einbringt. Daraus etwas zu machen, wohinter am<br />

Ende alle stehen können und sich auf ein gemeinsames Konzept zu<br />

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September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

15


GARTENSCHAUEN<br />

einigen, ist immer eine spannende Herausforderung.<br />

Unser Unterricht hat zuvor die<br />

gestalterischen Grundlagen gelegt, um eine<br />

solche Aufgabe zu bewältigen. Wir haben<br />

außerdem in Essen in unmittelbarer Nähe<br />

eine Mustergrabanlage mit 60 Feldern, wo<br />

unsere Studierenden jede Menge Praxisunterricht<br />

bekommen. Und generell sind<br />

unsere Studierenden ja alle schon ausgebildete<br />

Friedhofsgärtner, allerdings mit relativ<br />

wenig Praxiserfahrung und noch viel<br />

weniger BUGA-Erfahrung. Sie können noch<br />

nicht im Detail wissen, worauf es bei einer<br />

BUGA ankommt und wie detailversessen<br />

und akribisch da vor Ort gearbeitet wird.<br />

Diese Erfahrung muss ich ihnen vermitteln.<br />

Außerdem hilft es ungemein, wenn<br />

die Studierenden auf dem BUGA-Gelände<br />

mal nach links und rechts schauen und beobachten,<br />

wie ihre erfahreneren Kollegen<br />

arbeiten.<br />

Welche Rolle spielt der Klimawandel in<br />

Ihrem Unterricht?<br />

In diese Thematik steigen wir über die Bodenvorbereitung<br />

ein, also etwa mit Fragen<br />

wie diesen: Was kann ich zur Bodenverbesserung<br />

tun, was kann ich mit Substraten,<br />

mit Bodenhilfsstoffen, mit Zusatzstoffen<br />

erreichen? Der nächste Schritt ist dann die<br />

standortgerechte Pflanzenauswahl, aber<br />

eben auch die Konzentration auf trockenheitsverträglichere<br />

Arten und Sorten wie<br />

zum Beispiel Sedum. Da gibt es ja eine<br />

ganze Menge an Möglichkeiten, wenn man<br />

ein bisschen darauf achtet und sehr wasserliebende<br />

Pflanzen bei seiner Pflanzung<br />

vermeidet. Wir befassen uns in diesem<br />

Zusammenhang natürlich auch mit dem<br />

Thema Bienen- und Insektenfreundlichkeit:<br />

Wenn man etwas Abstand von den vielen<br />

hochgezüchteten, stark gefüllten Sorten<br />

nimmt, die häufig eher empfindlich sind,<br />

und sich auf die Verwendung einfacher<br />

Sorten zurückbesinnt, hat man oft auch<br />

robustere Pflanzen, die den Insekten nützen<br />

und mit dem veränderten Klima besser<br />

zurechtkommen.<br />

„Nach der BUGA für eine<br />

Ausbildung entschieden “<br />

Bild: BdF<br />

Seit 1928 ist die Familie Arnholz-Prüße<br />

in Löhne gärtnerisch tätig. Roland<br />

Prüße, der Enkel des Firmengründers,<br />

beteiligt sich bereits seit 2013 mit<br />

Beiträgen an der BUGA. In diesem Jahr ist<br />

Tochter Leonie als Nachwuchs-Friedhofsgärtnerin<br />

mit ihm vor Ort. Die Preisrichter<br />

zeichneten das Doppelgrab, das in Zusammenarbeit<br />

der Friedhofsgärtnereien Arnholz-Prüße<br />

(Löhne) und Bell (Recklinghausen)<br />

entstanden ist, mit einer Goldmedaille<br />

sowie einem Ehrenpreis der Friedhofsgärtner<br />

Bochum für eine trockentolerante Dauerbepflanzung<br />

aus. Das von Leonie Prüße<br />

gestaltete Einzelgrab erhielt eine Bronzemedaille.<br />

Die DBG fragte im April nach.<br />

Mit welchen Ideen sind Sie in diesem<br />

Jahr in Mannheim dabei?<br />

Für das einstellige Wahlgrab ist in diesem<br />

Jahr meine Tochter Leonie vorrangig verantwortlich.<br />

2019 in Heilbronn habe ich sie<br />

zur Unterstützung mitgenommen, weil wir<br />

seinerzeit einen personellen Engpass hatten.<br />

Das hat ihr so gut gefallen, dass sie sozusagen<br />

„Blut geleckt“ und sich im Anschluss für<br />

eine Ausbildung zur Friedhofsgärtnerin entschieden<br />

hat. Bei dem einstelligen Grab wies<br />

uns der Grabstein in Wellenform die gestalterische<br />

Richtung. Wir haben die Wellenform<br />

mit Fiederpolster (Cotula) nachempfunden,<br />

Roland und Leonie Prüße ließen sich<br />

auch von schlechtem Wetter nicht<br />

von vollem Einsatz abhalten.<br />

wobei der „Meeresboden“ mit seinen wellenförmigen<br />

Riefelungen mit Erde modelliert<br />

wurde. In der Mitte wurde eine „Insel“ gestaltet,<br />

die eine Wechselbepflanzung vorrangig<br />

aus blau-weißen Tönen trägt, um den Meerescharakter<br />

farblich zu unterstützen. Die Anmutung<br />

eines Strands wird unterstützt durch<br />

eine filigrane, schwachwüchsige Kiefer.<br />

Welche Gedanken haben Sie bei der<br />

Gestaltung des Doppelgrabes geleitet?<br />

Das Doppelgrab gestalte ich zusammen<br />

mit den Kollegen der Firma Bell aus Recklinghausen.<br />

Prägend für dieses Grab ist das<br />

Grabzeichen aus hellem Kalkstein mit einem<br />

als Relief eingearbeiteten Olivenbaum, der<br />

uns den gestalterischen Weg in eine mediterrane<br />

Richtung wies. Allerdings haben wir<br />

uns gegen die Pflanzung eines Olivenbaums<br />

entschieden – angesichts möglicher Frostgefahren,<br />

die man ja nie ganz ausschließen<br />

kann. Daher haben wir eine Birne mit<br />

16 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


GARTENSCHAUEN<br />

schmalem Laub ausgesucht, das dem Laub<br />

der Olive ziemlich nahekommt. Als Bodendecker<br />

haben wir unter anderem Thymian,<br />

Rosmarin und Lavendel gewählt, die man<br />

aus dem mediterranen Bereich kennt. Für<br />

die Wechselbepflanzung haben wir uns auf<br />

Hornveilchen beschränkt, deren Farbspiel<br />

sich an den Blüten der Bodendecker orientiert<br />

und eine Farbkomposition von blau<br />

über pink hin zu weiß ins Spiel bringt.<br />

Ist es nicht schwierig, mit Kollegen eines<br />

anderen Unternehmens eine Grabstelle<br />

gemeinschaftlich zu gestalten?<br />

Wir kennen die Bells von mehreren Gartenschauen<br />

und so ist eine Freundschaft<br />

entstanden. Zunächst waren wir mit den<br />

Kollegen der Firma Bell gemeinsam bei der<br />

Auslosung der Grabzeichen und haben den<br />

Entwurf für den Stein entgegengenommen.<br />

Dann haben wir uns noch zweimal in Recklinghausen<br />

zum Brainstorming getroffen<br />

und miteinander die Gestaltung und die<br />

Wahl der Pflanzen für die Grabstelle geplant.<br />

Der Rest an Abstimmung ging übers Telefon.<br />

Schritt für Schritt entstand so das Konzept.<br />

Und wohin geht für die Friedhofsgärtner<br />

die Reise bei der Pflanzenauswahl?<br />

Eine Bepflanzung, die in diesen klimatisch<br />

herausfordernden Zeiten dauerhaft völlig<br />

problemfrei zurechtkommt, hat bislang<br />

keiner von uns gefunden. Bei der Waldsteinie<br />

etwa, die ich lange Jahre gern als<br />

Bodendecker verwendet habe, kommt man<br />

in diesen heißen Sommern mit dem Gießen<br />

nicht mehr hinterher. Alle Kollegen sind am<br />

Experimentieren. Cotoneaster geht bei uns<br />

immer noch recht gut, auf kleineren Flächen<br />

versuchen wir jetzt mit Feldthymian zu arbeiten,<br />

der die Hitze besser aushält als die<br />

Waldsteinie. Eine Pflanze, die klimatisch alles<br />

mitmacht, werden wir nicht finden – da<br />

wird man aus einem größeren Spektrum an<br />

Pflanzen auswählen müssen, was am individuellen<br />

Standort funktioniert. Ich freue<br />

mich bei der Bundesgartenschau sehr auf<br />

den Austausch mit ihnen darüber, welche<br />

Erfahrungen sie in ihrer jeweiligen Region<br />

machen. Wir alle lernen auf jeder BUGA<br />

dazu, sowohl im gestalterischen Bereich<br />

als auch in der Pflanzenverwendung.<br />

„Durch eine BUGA<br />

junge Menschen<br />

motivieren“<br />

Friedhofsgärtner Thomas Schlimgen<br />

hat seit 30 Jahren an fast allen BUGAs<br />

teilgenommen. Die Preisrichter zeichneten<br />

die Friedhofsgärtnerei Schlimgen<br />

aus Köln mit zwei Goldmedaillen für das<br />

Urnengrab und die „fließende Form“, einer<br />

Silbermedaille für das Einzelgrab sowie einem<br />

Ehrenpreis des Landesverbandes Gartenbau<br />

NRW für „eine besonders harmonische<br />

Gesamtgestaltung neben einer außergewöhnlichen<br />

Formensprache des<br />

Wechselbeetes“ aus. Das gemeinsam von<br />

den Friedhofsgärtnereien Schlimgen (Köln),<br />

Krisam (Solingen) und Seppelfricke (Gelsenkirchen)<br />

gestaltete Grab erhielt eine<br />

Goldmedaille sowie eine Große Goldmedaille<br />

der Deutschen Bundesgartenschau-<br />

Gesellschaft (DBG) für „die beste Gestaltung<br />

eines Wahlgrabes in fließender Form“.<br />

Die DBG fragte im April nach.<br />

Was treibt Sie seit nunmehr 30 Jahren<br />

immer wieder an, sich an einer Bundesgartenschau<br />

zu beteiligen?<br />

Für mich ist die Bundesgartenschau das<br />

Medium, wo unsere Fachsparte die größte<br />

mediale Resonanz hat. Natürlich kostet eine<br />

solche BUGA-Teilnahme jede Menge Geld<br />

und Zeit, aber sie ist auch eine großartige<br />

Möglichkeit, jungen Menschen zu zeigen,<br />

wie toll unser Beruf ist. Nachwuchsprobleme<br />

haben wir ja alle, aber durch eine BUGA<br />

kann man wunderbar junge Menschen motivieren<br />

und ihnen demonstrieren, dass das,<br />

was wir tun, nicht nur Unkrautrupfen und im<br />

Dreck wühlen ist. Sondern im Gegenteil: Wie<br />

vielfältig unser Beruf ist und dass er ganz<br />

große Kunst und großes Handwerk darstellt.<br />

Und diese Kunst kann man nicht nur auf der<br />

BUGA, sondern auf jedem normalen Grab<br />

umsetzen. Ich fahre auch dorthin, um mich<br />

selbst weiterzubilden. Und um zu schauen,<br />

ob ich dort etwas Neues finde, ob sich bestimmte<br />

Pflanzenkombinationen bewähren<br />

und um mich mit den Kollegen aus den anderen<br />

Regionen des Landes auszutauschen.<br />

Hier auf der BUGA kann ich immer auch<br />

neue Ideen ausprobieren.<br />

Mit welchen Beiträgen sind Sie in diesem<br />

Jahr in Mannheim dabei?<br />

Wir sind dieses Mal mit drei Beiträgen dabei,<br />

einem Urnengrab, einem einstelligen<br />

Grab und mit der sogenannten „fließenden<br />

Form“. Das Urnengrab gestalte ich selbst.<br />

Das Grabzeichen ist eine runddreieckige<br />

Stele mit Fenstern im oberen Bereich auf<br />

jeder Seite, aus deren Innern der Steinmetz<br />

einen Baum herausgearbeitet hat. Daneben<br />

habe ich einen grünen Ahorn gesetzt und<br />

mit grünem Schlangenbart (Ophiopogon)<br />

unterpflanzt und modelliert, in den ein paar<br />

rotlaubige Pflanzen eingestreut wurden.<br />

Das Beet soll einen Bachlauf darstellen,<br />

der von oben nach unten fließt und auf den<br />

Grabstein zuläuft. Die restliche Fläche habe<br />

ich mit Antennaria gestaltet. Unser Geselle<br />

und unsere beiden Lehrlinge gestalten<br />

ein einstelliges Grab, dessen Grabzeichen<br />

an eine Pyramide erinnert und in der Mitte<br />

eine Treppe zeigt. Diese Form haben die drei<br />

mittels einer Eibe (Taxus) gestalterisch aufgenommen.<br />

Das Bild der Treppe wurde mit<br />

Hornveilchen in der Farbe des Grabzeichens<br />

September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

17


GARTENSCHAUEN<br />

Was zeigen Sie den Besuchern in Mannheim?<br />

Auf der BUGA haben wir ein Doppelgrab bepflanzt, da konnten wir<br />

uns schön austoben und hatten genug Fläche, um etwas richtig<br />

Schönes zu präsentieren. Das uns zugeloste Grabzeichen ist eine<br />

Stele, auf der zwei alte Bauarbeiterschuhe ausgearbeitet sind;<br />

die Inschrift verweist auf das Thema Strand und das haben wir<br />

gestalterisch aufgegriffen. Wir haben einen Zwerg-Duftflieder<br />

( Syringa meyeri ‘Palibin‘) sowie eine krumme gewachsene Himalaja-Zeder<br />

(Cedrus deodora ‘Pendula‘) in die Gestaltung hineinnachgestaltet<br />

und als Bodendecker dienen Stechpalme (Ilex) und<br />

Katzenpfötchen (Antennaria).<br />

Ist für die Gestaltung der fließenden Form wieder Ihr Sohn<br />

zuständig?<br />

Wenn anlässlich der letzten BUGA in Erfurt ein Beitrag über die Friedhofsgärtner<br />

im Fernsehen gezeigt wurde, war das fast immer die<br />

Grabstelle in der fließenden Form, die mein Sohn Christian gestaltet<br />

hat, weil sie so interessant und anders war. Auch in Mannheim hat<br />

er wieder einen der Beiträge aus diesem Bereich gestaltet. Das Grabzeichen<br />

war gestalterisch eine große Herausforderung: Es sind fünf<br />

stilisierte Menschen auf einer Grundfläche von einem Quadratmeter,<br />

jede dieser fünf Figuren ist zwischen 1,50 und 1,75 m hoch, hat aber<br />

nur eine Grundfläche von 9 x 9 cm. Um diese sehr schlanken Figuren<br />

gestalterisch gut einzubinden, hat mein Sohn die Fläche zwischen<br />

den Grabsteinen optisch etwas höher in die Wechselbepflanzung miteinbezogen.<br />

Das ganze Beet fließt um die schmalen Figuren herum,<br />

um ihnen die optische Strenge zu nehmen. Die vollsonnig gelegene<br />

Fläche ist mit Pflanzen aus dem Mittelmeerraum angelegt, unter anderem<br />

Thymian, Sedum und Gamander. Den Wechselflor im Frühling<br />

bildet eine bunte Mischung aus Ranunkeln, Bellis, Hornveilchen, Traubenhyazinthen,<br />

Schachbrettblumen, Zwergtulpen, Skabiosen, Zierlauch<br />

und weißen Osterglocken – alles, was man sich nur vorstellen<br />

kann. Zu einer dritten Seite hin gibt es ein sehr mediterranes Beet mit<br />

Sukkulenten, Sedum und Sempervivum – mit Tulpen als Eyecatcher<br />

dazwischen. Als Gehölze setzen eine Olive mit 30 cm Stammdurchmesser<br />

sowie kleine Weinstöcke Akzente, die alle mit dem sonnigen<br />

trockenen Standort in Mannheim gut zurechtkommen.<br />

Mit welchen Pflanzen begegnen<br />

Sie dem Klimawandel?<br />

Die eierlegende Wollmilchsau<br />

habe ich leider noch nicht gefunden.<br />

Wenn Sie etwas gefunden<br />

haben, was die Hitze<br />

gut toleriert, dann kommt ein<br />

sehr feuchtes Jahr oder ein<br />

ganz nasser, milder Winter<br />

Thomas Schlimgen lässt sich durch<br />

und dann lösen sich ihre Konzepte<br />

völlig in Wohlgefallen<br />

die BUGA auf neue Wege bringen.<br />

auf. Aber wir sind immer auf<br />

der Suche nach neuen Ideen. Und auch durch das Suchen für die<br />

BUGA-Bepflanzung kann man auf neue Lösungen kommen. Durch<br />

Zufall habe ich bei einem Lieferanten eine ganz besondere, schwach<br />

wachsende Lonicera gefunden, die ich gerade teste: Der Winter<br />

war schon einmal vielversprechend und nun schauen wir mal, wie<br />

sich diese Pflanze im Sommer macht und wie stark sie wächst.<br />

Gut funktionieren auch die neuseeländischen Zwerggrasnelken.<br />

Viele Pflanzen, mit denen wir früher gut arbeiten konnten, leiden<br />

heute unter Krankheiten oder dem veränderten Klima: Euonymus<br />

hat Pilzerkrankungen, der Buchs ist aus dem Rennen, Taxus tut<br />

sich teilweise extrem schwer, Pachysandra hat die Efeupest und<br />

Pilzerkrankungen. Stauden sehen nicht lange schön aus und sind<br />

arbeitsintensiv, weil man sie immer neu aufnehmen und alle paar<br />

Jahre neu aufpflanzen muss. Aber eine BUGA ist eine ideale Chance,<br />

um neue Wege zu finden und diese dann auch zu beschreiten!<br />

Bild: privat<br />

„Viele Pflanzen blühen<br />

drei Wochen eher“<br />

Die Friedhofs- und Landschaftsgärtnerei Morasch unter der<br />

Leitung von Verena Morasch ist seit über 100 Jahren in<br />

Mannheim ansässig. Die Preisrichter-Jury zeichnete die<br />

Grabstelle der Friedhofsgärtnerei Morasch mit einer Goldmedaille<br />

aus. Die DBG fragte im April nach.<br />

18 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


GARTENSCHAUEN<br />

genommen und Sand und Holz als Dekoelemente eingearbeitet,<br />

um das Thema zu untermauern. An Bodendeckern verwenden wir<br />

Thymian (Thymus praecox ‘Pygmaeus‘) und die Kugelblume (Globularia<br />

cordifolia) und im Frühjahrsflor Hornveilchen (Viola cornuta)<br />

und Vergissmeinnicht (Myosotis), dazu Schleifenblumen (Iberis)<br />

und Ranunkeln (Ranunculus asiaticus). Farblich arbeiten wir beim<br />

Frühjahrsflor in weiß und lila. Das Gelände ist zwar vollsonnig und<br />

es gibt keinen Schatten, aber das kennen wir schon von unseren<br />

Friedhöfen in Mannheim. Dort funktionieren unsere Pflanzkonzepte<br />

ja auch, weil wir die Gegebenheiten vor Ort kennen. Mittlerweile<br />

blühen aber viele Pflanzen drei Wochen eher, als früher der Fall war.<br />

nur mit Frühjahrsblumen, sondern auch mit Blattstrukturen von<br />

Heuchera und mit Gräsern. Wir würden bei der Pflanzenverwendung<br />

gern auf das eine oder andere verzichten, aber Stiefmütterchen<br />

und Hornveilchen sind nun einmal der Tradition geschuldet. Wenn<br />

man sie noch verwenden will, verursacht das einen großen Gießaufwand.<br />

Das schreckt uns ein bisschen ab, aber ich habe noch<br />

keine sinnvolle Alternative gefunden, weil im Frühjahr ja auch die<br />

Bodendecker im Austrieb sind und Wasser brauchen. Das Gießen<br />

ist bei uns in der Region eine große Herausforderung. Wir geben<br />

nach wie vor unser Bestes, aber die Gegebenheiten haben sich in<br />

den letzten Jahren stark verändert.<br />

Welche Anforderungen stellt der Klimawandel an die Pflanzenverwendung<br />

und wie reagieren Sie darauf?<br />

Wir sind unser „Toskana-Klima“ gewohnt und können damit umgehen,<br />

dass es selten regnet und immer sehr warm ist, doch der<br />

Klimawandel hinterlässt natürlich auch hier seine Spuren. Wir<br />

verwenden schon seit einiger Zeit im Frühjahrsbereich vermehrt<br />

Stauden wie etwa Iberis, Tiarella, Nelken oder Bergenien, während<br />

früher eigentlich nur Stiefmütterchen und Bellis und Vergissmeinnicht<br />

verwendet wurden. Wir arbeiten immer sehr bunt und nicht<br />

Was heißt das für Sie konkret?<br />

Früher hatten wir im Sommer noch Zeit, um nebenher ein wenig<br />

Gartenpflege zu betreiben oder andere Arbeiten auszuführen, aber<br />

das fällt mittlerweile komplett aus, weil man nur noch mit dem<br />

Gießen beschäftigt ist. Da steht vieles nicht mehr im Verhältnis zum<br />

Aufwand, aber man kann nicht so ohne Weiteres den Bestand an<br />

Friedhofspflanzen von heute auf morgen ummodeln. Wir werden<br />

daher nach und nach die Grabanlagen auf die neuen Gegebenheiten<br />

umstellen. Viele unserer Kunden haben noch das alte Bild im Kopf,<br />

dass ein Grab immergrün und bedeckt sein und ganzjährig gut<br />

aussehen muss, aber der Aufwand dafür ist gerade grenzwertig<br />

hoch. Wenn wir auf diese ökologischen Dinge hinweisen, sind die<br />

jüngeren Kunden dafür leichter ansprechbar als die älteren, die<br />

natürlich noch von jahrzehntelangen Sehgewohnheiten auf Friedhöfen<br />

geprägt sind.<br />

Macht Ihr Beruf Ihnen in diesen herausfordernden Zeiten<br />

noch Spaß?<br />

Wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, würde ich wieder<br />

Friedhofsgärtnerin werden. Ich liebe das kreative Arbeiten,<br />

denn mit dem Wissen, das man hat, kann man aus den Wünschen<br />

der Kunden heraus wunderschöne Ergebnisse erzielen. Was mich<br />

wirklich begeistert, ist die Dankbarkeit der Menschen: Wenn man<br />

ein schönes Grab gestaltet hat, ist es ergreifend zu sehen, wie<br />

emotional und dankbar die Kunden reagieren – das ist für mich<br />

immer wieder etwas Besonderes. Man nimmt ja auch an den Leidenswegen<br />

der Menschen Anteil, mit denen man es zu tun hat, und<br />

leidet mit ihnen mit. Aber wir haben dadurch auch eine emotionale<br />

Bindung zu unseren Kunden, die vielleicht intensiver ist als in anderen<br />

gärtnerischen Berufen. Es ist einfach schön, das Vertrauen<br />

der Menschen zu spüren!<br />

Interviews: Deutsche Bundesgartenschaugesellschaft (DBG)<br />

Bild: privat<br />

Verena Morasch bekommt auf ihre Gestaltungen sehr<br />

positive Rückmeldungen.<br />

September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

19


GESELLSCHAFT + KULTUR<br />

AUSSTELLUNG IN BERLIN<br />

Pflanzen, Symbolik<br />

und Historie<br />

Was macht einen Bestattungsplatz attraktiv als Location? Ist es der Charme alter Grabmale, die<br />

spannungsreiche Stimmung zwischen Leben und Tod oder der Kontrast von Historie und Moderne?<br />

Auf dem Berliner Friedhof Georgen-Parochial I unweit des Alexanderplatzes wurde eine Dauerausstellung<br />

installiert.<br />

Die Ausstellung gibt Auskunft über vergangene Traditionen,<br />

erklärt Symbole und deren Bedeutung. Elf Informationstafeln<br />

auf Pulten rund um einen Kastanienbaum wurden mit<br />

einer wohlüberlegten Bepflanzung kombiniert und bilden nun das<br />

Zentrum der Ausstellung. Entstanden ist eine dauerhafte Freiluftausstellung,<br />

die über die Bestattungskultur im 19. Jahrhundert<br />

aufklärt. Erläutert wird die Bedeutung häufig verwendeter Symbole<br />

wie Schmetterling, Mohnkapsel oder Spindel. Parallel dazu ist<br />

im Zentrum des Friedhofs eine Grünfläche neu angelegt worden,<br />

in deren Mitte eine den Kastanienbaum umlaufende Bank dazu<br />

einlädt, die Stimmung des Orts auf sich wirken zu lassen. Der Platz<br />

wurde vergangenen Oktober gärtnerisch gestaltet.<br />

1<br />

Gärtnermeisterin Pia Schommer ist Leitende Friedhofsgärtnermeisterin<br />

beim Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte<br />

(EVFBS), dem Eigentümer des Friedhofs. Sie beschreibt ihre Vorgehensweise<br />

bei der Gestaltung: „Vorab habe ich mir Gedanken zur<br />

Ausstellungsthematik und über den Standort gemacht. Es war klar,<br />

dass die alte Kastanie, ein Baum, der in der christlichen Symbolik<br />

ein Sinnbild für Güte, Keuschheit und Triumph über die Versuchung<br />

darstellt, das Zentrum der Ausstellung sein würde. So schön und<br />

wertvoll dieser Baum ist, so schwierig ist es, die Fläche darunter zu<br />

bepflanzen, denn sie liegt im Schatten der ausladenden Baumkrone.<br />

Demzufolge wählte ich Pflanzen, die Schatten vertragen oder<br />

lieben. Nachdem ich eine Vorauswahl getroffen hatte, wurde der<br />

Pflanzplan in Absprache mit der Verwaltung des EVFBS bestätigt.<br />

Mit der Hilfe des Teams der gärtnerisch Beschäftigten habe ich kurz<br />

vor der Ausstellungseröffnung im Herbst die Pflanzen gesetzt. Die<br />

Pflege übernehmen nun die Kolleginnen und Kollegen vor Ort.“<br />

Ihr besonderer Stolz sind die Weinstöcke, die am Kopf der Anlage<br />

einen guten Platz erhalten haben. Damit stellte die Gärtnerin den<br />

Bezug zum ehemaligen Weinberg und dem Weinanbau auf dem<br />

Gelände in der Vergangenheit her und rückte die Symbolik des<br />

Weins in den Fokus. Auch alle anderen verwendeten Pflanzen sind<br />

mit einer Symbolik behaftet. „Hedera und Primula stehen für Ehe,<br />

Freundschaft und Hoffnung, die weiße Strauchrose ‘Schneewittchen‘<br />

für Anmut. Verbenen senden eine Friedensbotschaft und Iris<br />

vermittelt Glaube. Die Christrose (Helleborus) steht für Hoffnung<br />

und die Geburt von Jesus Christus.“ Die schöne weiße Blume wurde<br />

zum Symbol der Hoffnung und fand bei Pia Schommer zwischen<br />

weißen Taglilien, Geranium, Primula und Muscari, umrahmt von<br />

Euonymus ihren Platz in der Rabatte um die Ausstellung.<br />

„Alle Pflanzen“, erklärt Pia Schommer, „schaffen entweder eine<br />

inhaltliche Verbindung zum Text der Tafeln oder haben direkt eine<br />

Bedeutung.“ Hosta wachsen am Rand neben der Hecke, wo kaum


2 3<br />

ein Sonnenstrahl hin gerät, und tragen zum friedlichen Ambiente<br />

bei.<br />

Der 1814 als Georgenfriedhof eingeweihte Begräbnisplatz ist einer<br />

von fünf der Berliner Evangelischen Georgen-Parochialgemeinde.<br />

Das einst auf einem früheren Weinberg vor den Toren der Stadt<br />

angelegte Gräberfeld ist heute ein Garten- und Kulturdenkmal, das<br />

alte Baumbestände und bemerkenswerte Erbbegräbnisse des 19.<br />

Jahrhunderts mit teils kunstvoll gestalteten Gittereinfassungen<br />

aufweist. Die Gittergräber sind typisch für alte Berliner Friedhöfe<br />

und sollten die Grabstätten als Privateigentum kennzeichnen. Auf<br />

diesem Friedhof sind sie besonders zahlreich vorhanden. Das besondere<br />

Ambiente wurde schon mehrfach als Kulisse und Drehort<br />

für Kriminalfilme ausgewählt. Dass sich der Friedhof heute mitten<br />

im dichten Verkehrsgetümmel der Großstadt befindet, verleiht ihm<br />

zusätzlichen Wert. Wer Ruhe und Natur sucht, trifft am höchsten<br />

Punkt, auf dem Prenzlauer Berg, auf ein einmaliges Erbbegräbnisquartier<br />

mit herausragenden Kleinarchitekturen. In der Zeit<br />

zwischen der Gründung des Friedhofs und dem Untergang des<br />

Staates Preußen im Jahr 1945 war eine würdevolle „Totenstadt“<br />

mit Wegen und Gebäuden entstanden. Die Mausoleen, Grabtempel<br />

und beeindruckenden Gittergrabstellen bilden, vergleichbar mit den<br />

öffentlichen Bauten und Kirchen in der realen Stadt, das Erscheinungsbild<br />

dieser „Totenstadt“.<br />

Andreas Hungerbühler, Initiator und Förderer der Ausstellung,<br />

sagt: „Als ich vor fast vier Jahren gemeinsam mit meiner Mutter<br />

einen Grabplatz für meinen verstorbenen Vater suchte, faszinierten<br />

mich die Symbole an alten Gräbern. Mein Urgroßvater war Heimatforscher,<br />

und vielleicht habe ich etwas von ihm mitbekommen,<br />

sodass ich anfing, über diesen Friedhof Nachforschungen anzustellen.<br />

Jetzt bin ich dem Team des Evangelischen Friedhofsverbandes<br />

dankbar, dass ich auf offene Ohren gestoßen bin und Unterstützung<br />

für mein Vorhaben erhielt, diese Ausstellung zu installieren. Hier<br />

ist ein schöner, parkartiger Platz für die Präsentation der Tafeln<br />

entstanden. Mittendrin die Bank, um darauf Platz zu nehmen, aber<br />

auch als Symbol des Lebens – das stimmt mich froh.“<br />

Zu finden ist der Friedhof Georgen-Parochial I in der Greifswalder<br />

Str. 229 in 10405 Berlin-Pankow (OT Prenzlauer Berg).<br />

TEXT und BILDER: Sabine Meißner, Berlin<br />

4<br />

5<br />

1 Die im Herbst neu angelegte Grünfläche mit Baumbank<br />

eignet sich als Treffpunkt, Kommunikations- und Kulturort.<br />

2 Neun Monate nach der Eröffnung im Herbst zeigt sich das<br />

bepflanzte Ausstellungsareal in voller Blüte.<br />

3 Grabgitter mit Darstellungen von Blüten und anderen<br />

Symbolen gehen zuweilen eine Symbiose mit den umgebenden<br />

Pflanzen ein.<br />

4 Gittergrabstätten in einmalig dichter Reihung tragen zum<br />

besonderen Charme des Friedhofs in Sichtweite zum<br />

Fernsehturm am Alexanderplatz bei.<br />

5 Wetterfeste Tafeln beinhalten Erläuterungen zur Geschichte<br />

von Ritualen der Friedhofs- und Begräbniskultur sowie<br />

zur Symbolik an Gräbern, darunter Spindel, Kreuz und<br />

Lorbeerkranz.<br />

September <strong>2023</strong> |<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

21


PFLANZENSCHUTZ<br />

SAISONPFLANZEN<br />

Schadursachen<br />

an Silberblatt<br />

Silberblätter werden auf Grabanlagen gerne als Strukturpflanzen<br />

verwendet. Bei ungünstigen Standort- und Witterungsbedingungen<br />

können Schaderreger Probleme bereiten.<br />

Bei Befall mit Phytophthora welken<br />

zunächst einzelne Pflanzen, meist<br />

nesterweise im Bestand. Der Stängelgrund<br />

ist dann schwarz und weichfaul,<br />

die Wurzeln verbräunt. Die gesamte Pflanze<br />

vergilbt und stirbt im weiteren Verlauf<br />

ab. Höhere Temperaturen und starke<br />

sommerliche Niederschläge sind für die<br />

Entwicklung des Krankheitserregers förderlich.<br />

Braune Blätter im unteren Bereich sind<br />

Anzeichen für Befall mit Echten Mehltaupilzen.<br />

Der für andere Kulturen typische<br />

weiße Sporenbelag ist bei Silberblättern nur<br />

schwach ausgeprägt. Leichter Befall wird<br />

meist verkraftet und kann toleriert werden.<br />

Echter Mehltau tritt in warmen, eher trockenen<br />

Sommern auf.<br />

Alternaria-Blattflecken verursachen<br />

runde, hellbraune, später nachdunkelnde<br />

eingesunkene Flecken mit deutlich erkennbarem<br />

Rand. Mit zunehmender Dauer fließen<br />

die Flecken zusammen, bei stärkerem<br />

Befall kommt es zu vorzeitigem Blattfall.<br />

Blattfleckenpilze treten besonders nach<br />

länger anhaltenden Regenperioden auf.<br />

Begleitend bildet sich dann häufig noch<br />

Botrytis an den Triebspitzen.<br />

Rostpilze infizieren Senecio in wärmeren<br />

Sommern mit eher kühleren Nächten.<br />

Meist im bodennahen Bereich sind auf<br />

den silbrigen Blättern die orange-roten<br />

Sporen gut sichtbar. Als sehr anfällig hat<br />

sich die großblättrige Sorte ‘Angel Wings‘<br />

erwiesen.<br />

Bei Befall mit dem Weißen Rost (Albugo<br />

candida) entstehen auf der Blattoberseite<br />

von Silberblättern feine, graugrüne Flecken,<br />

blattunterseits an den entsprechenden<br />

Stellen weiße Warzen mit Sporenbelag. Die<br />

Pflanzen kümmern nesterweise im Bestand,<br />

es entstehen Chlorosen.<br />

Ein ähnliches Schadbild ist bei Befall mit<br />

Falschem Mehltau zu sehen. Blattoberseits<br />

entstehen Vergilbungen, an der Unterseite<br />

ein weißlich-grauer Sporenbelag. Die Flecken<br />

sind deutlich vom gesunden Blattgewebe<br />

abgegrenzt<br />

Nasse Witterungsperioden, in deren<br />

Verlauf die Bestände über einen längeren<br />

Zeitraum schlecht oder gar nicht abtrocknen<br />

sowie enger Stand fördern eine schnelle<br />

Ausbreitung beider eng verwandter Pilze.<br />

Schädlinge sind bei Senecio bicolor eher<br />

selten anzutreffen. Bei Nässe fressen zuweilen<br />

Nacktschnecken im unteren Pflanzenbereich.<br />

Im Hochsommer bis in den Herbst<br />

hinein ist mit grünlichen Raupen von Eulenfaltern<br />

zu rechnen.<br />

TEXT und BILDER:<br />

Holger Nennmann, Fröndenberg<br />

1<br />

3<br />

1 Eulenraupen<br />

2 Falscher Mehltau<br />

3 Albugo candida (Weißer Rost)<br />

4 Blattfleckenpilze vor allem nach<br />

längerem Regen.<br />

4<br />

2<br />

22 <strong>FRIEDHOF</strong> | September <strong>2023</strong>


PORTRÄT<br />

Spittel in Braunschweig | 4<br />

SONDERBEILAGE <strong>DEGA</strong> GARTENBAU | September <strong>2023</strong> | www.dega-gartenbau.de<br />

AUSSTELLUNG<br />

Symbolik in Berlin | 20<br />

PFLANZENSCHUTZ<br />

Gesundes Silberblatt | 22<br />

NEUE WEGE GEHEN<br />

Im Juni wurde in Süßen das Experimentierfeld<br />

„Campus VIVORUM“ eröffnet zur Friedhofsentwicklung.<br />

Infos unter raum-fuer-trauer.de/<br />

campus-vivorum!<br />

Bild: Karres en Brands<br />

<strong>FRIEDHOF</strong>SGÄRTNER IN <strong>DEGA</strong> GARTENBAU<br />

Betriebsberichte von Kollegen aus dem Friedhofsgartenbau, Infos zu Pflanzensortimenten und<br />

Veränderungen in der Friedhofskultur und technische Neuheiten finden Sie regelmäßig auch<br />

in unserem Monatsmagazin. Wenn Sie besondere Themenwünsche haben: bitte melden Sie<br />

sich in der Redaktion!<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>FRIEDHOF</strong><br />

FACHINFOS FÜR <strong>FRIEDHOF</strong>SGÄRTNER<br />

GARTENSCHAUEN<br />

Warum es sich lohnt,<br />

dabei zu sein<br />

Redaktion<br />

Christoph Killgus (verantw.) | ckillgus@ulmer.de<br />

Telefon 07 11/45 07-181 und 0170 2152326<br />

www.dega-gartenbau.de<br />

www.instagram.com/dega_gartenbau<br />

www.facebook.com/<strong>DEGA</strong>.Gartenbau<br />

Marketing/Anzeigen<br />

Marc Alber (verantw.) | malber@ulmer.de<br />

Telefon 07 11/45 07-126<br />

Herstellung<br />

Julia Karl (www.juka-satzschmie.de)<br />

Druck<br />

Druckerei Ungeheuer & Ulmer KG,<br />

71634 Ludwigsburg<br />

Verlag<br />

Eugen Ulmer KG, Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart<br />

www.ulmer-verlag.de, www.ulmer.de


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wie alle EGO Gartengeräte.<br />

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