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Männer bleibt gesund

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„Ich habe dann intuitiv etwas getan, was ich heute<br />

jedem rate […] Ich habe mir frühzeitig Hilfe geholt“<br />

Simon Licht ist ein renommierter deutscher Schauspieler und erfolgreicher Unternehmensgründer. Zusätzlich<br />

setzt er sein Talent und seine Leidenschaft auch als Botschafter ein und nutzt seine Reichweite, um auf<br />

Themen der mentalen Gesundheit aufmerksam zu machen.<br />

FOTO: MARCUS NASS<br />

Text Sarra Gläsing<br />

Als Schauspieler haben Sie einen anspruchsvollen<br />

Beruf. Welche Auswirkungen hat dieser<br />

auf Ihre mentale Gesundheit gehabt, und<br />

wie haben Sie gelernt, damit umzugehen?<br />

Der Beruf des Schauspielers ist sehr herausfordernd, das<br />

heißt aber nicht, dass Künstler grundsätzlich anfälliger<br />

dafür sind an einer Depression zu erkranken. Dazu<br />

müssen immer individuelle Dispositionen berücksichtigt<br />

werden. Wobei Studien gezeigt haben, dass Künstler auf<br />

Grund spezifischer Belastungen durch die Rollen und<br />

des unsicheren Arbeitsumfeldes oft mit mentalen<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Wir müssen als<br />

Künstler mit sehr viel Ablehnung leben. Viel öfter bekommen<br />

wir eine Rolle nach Castings nicht, als das wir<br />

für einen Film oder ein Theaterstück besetzt werden. Es<br />

gibt ja nur in seltenen Fällen objektive Kriterien, nach<br />

denen eine Rolle besetzt wird. Das ist auf der einen Seite<br />

immer eine persönliche Enttäuschung und Ablehnung,<br />

auf der anderen Seite aber schnell auch eine existenzielle<br />

Bedrohung. Wie soll ich meine Miete zahlen? Diese<br />

Enttäuschungen und Ängste zu verarbeiten und sich<br />

gleichzeitig immer frisch und neugierig für ein mögliches<br />

neues Projekt zu halten, bedeuten starke innere Konflikte<br />

und ist mental sehr anstrengend. Eine andere Schwierigkeit<br />

ist, sich nach intensiver langer Auseinandersetzung<br />

mit einer Rolle, gerade wenn man am Theater lange<br />

einen psychisch deformierten Charakter spielt, davon<br />

zu lösen. Das gilt bei Filmrollen natürlich auch. Mir ist<br />

es selbst passiert, als ich einige Wochen einen solch<br />

deformierten Charakter gespielt habe. Abend für Abend,<br />

begann es mir schlecht zu gehen. Ich fühlte mich niedergeschlagen,<br />

seltsam zerrissen, habe schlecht geschlafen.<br />

Bis ich merkte, dass meine Rolle mit meinem eigentlichen<br />

Ich kämpft und ich dringend etwas dagegen tun<br />

muss. Konkret habe ich jeden Abend nach den folgenden<br />

Vorstellungen einen kleinen Stein genommen, meinen<br />

Rollennamen darauf geschrieben, mich für die Erfahrung<br />

und die schöne Vorstellung bedankt und diesen<br />

Stein dann in einen kleinen benachbarten See geworfen.<br />

Ich habe also diese Rolle jeden Abend von mir entlassen.<br />

Es gibt unterschiedliche Techniken und Strategien in<br />

diesem Bereich eine mentale Hygiene zu betreiben<br />

und ich rate dringend dazu, sich mit diesen Techniken<br />

auseinanderzusetzen. Mich persönlich haben vor etwa<br />

12 Jahren starke Panikattacken heimgesucht. Diese<br />

Angstzustände suchen sich ja oft den schwächsten<br />

Punkt zum Angriff und ich hatte meine größten Attacken<br />

im Zusammenhang mit meiner Arbeit. Zunächst am<br />

Theater, ich stand vor 500 Menschen auf der Bühne und<br />

merkte, wie ich plötzlich die Kontrolle verliere, sich der<br />

glühende Boden unter mir auftut und schiere Angst<br />

die Kontrolle übernimmt. Von da an hatte ich vor jeder<br />

Vorstellung und dann auch vor jedem Drehtag starke<br />

Angstzustände. Begleitend zu den Panikattacken<br />

kommen oft depressive Verstimmung.<br />

Nicht nur reden, sondern<br />

aktiv etwas tun.<br />

Keine klinischen Depressionen, aber doch auch starke<br />

mentale Tiefs. Ich habe dann intuitiv etwas getan, was<br />

ich heute jedem rate und was grundsätzlich auch das<br />

Credo der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist. Ich<br />

habe mir frühzeitig Hilfe geholt. Ein befreundeter Produktionsleiter<br />

kannte sich mit dem Thema aus, hat mich<br />

auf kurzem Wege zu einem Arzt geschickt. Ich habe eine<br />

Therapie begonnen und ich habe auch ein Medikament<br />

bekommen. Die schnelle Reaktion hat dazu geführt, dass<br />

ich insgesamt relativ schnell wieder aus diesem Kreislauf<br />

herausgekommen bin. Die Medikamente konnte ich<br />

nach 2 Jahren vollumfänglich absetzen und Panikattacken<br />

sind seitdem nicht wieder aufgetaucht. Insgesamt<br />

würde ich heute sagen, die Auseinandersetzung mit den<br />

Panikattacken hat mich positiv beeinflusst und mein<br />

Leben nachhaltig verändert. Ich betreibe weiter mentales<br />

Coaching, ich meditiere, ich treibe bewusst viel Sport<br />

und wenn spüre, dass mich etwas belastet kann ich den<br />

Ursprung relativ schnell identifizieren und entsprechend<br />

reagieren. Sicher sind Panikattacken nicht mit diagnostizierten<br />

Depressionen zu vergleichen, aber dass ich die<br />

mentalen Tiefs gespürt habe, gibt mir eine Ahnung,<br />

was diese Krankheit bedeutet, und hat am Ende dazu<br />

geführt, mich auch für die Betroffenen und Aufmerksamkeit<br />

für diese leise Krankheit einzusetzen.<br />

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