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Katalog Willi SIBER "Barocke Pracht", 2023

Der Katalog zeigt neue Arbeiten aus 2022-2023. Das Werk von Willi Siber bezieht seine Kraft aus einer Abstraktion, die elementare Gestaltung, Intuition und Assoziation überzeugend verbindet

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Joachim Haller<br />

ZUM SCHÖNEN IM WERK<br />

VON WILLI <strong>SIBER</strong> – EINE ANNÄHERUNG<br />

Das Werk von <strong>Willi</strong> Siber bezieht seine Kraft aus einer Abstraktion, die elementare<br />

Gestaltung, Intuition und Assoziation überzeugend verbindet. Es<br />

ist geprägt von einem unermüdlichen Interesse am Erkunden von Materialien,<br />

von Formen und Farben, die er immer wieder neu kombiniert und auf<br />

ihre ästhetische Wirkung hin befragt. Aufgrund der Ästhetik und sinnlichen<br />

Fülle, die aus den Tafel-, Wand- und Bodenobjekten spricht, versteht sich<br />

auch ein Eintrag im Gästebuch zur Ausstellung der weg – <strong>Willi</strong> Siber 1980-<br />

2020, in dem es heißt: »Die Werke des letzten Jahrzehnts sind von atemberaubender<br />

Schönheit und Faszination« 1 . Mit dem Verweis auf die Schönheit<br />

wird ein zentraler Begriff der neuzeitlichen Ästhetik aufgerufen, der zu den<br />

ebenso kontrovers diskutierten wie fundamentalen der europäischen Kultur<br />

gehört. In einem groben Umriss soll dem bedeutungsvielfältigen Schönen<br />

allgemein und seiner Manifestation im Werk von <strong>Willi</strong> Siber im Besonderen<br />

nachgegangen werden.<br />

Seit der Antike steht das Schöne in der Philosophie in Korrespondenz zum<br />

Guten und Wahren, also zu jener Trias, die den abendländischen Bildungsbegriff<br />

bis in das 19. Jahrhundert prägte. Was aber hat es mit der Schönheit<br />

auf sich? Ist sie Ausdruck einer objektiven Idee oder Reflex einer subjektiven<br />

Empfindung? Diese Frage ist in der philosophischen Ästhetik heftig umstritten.<br />

Schon im 17. Jahrhundert begegnet man der von <strong>Willi</strong>am Hogarth in seiner<br />

Analysis of Beauty 2 (1753) – und später von anderen – vertretenen Auffassung,<br />

Schönheit sei Ausdruck objektiver Regeln, mit dem Begriff des »Je<br />

ne sais quoi« (»Ich weiß nicht was«), der das Unbegreifliche, das Unbestimmbare<br />

und den geheimnisvollen Zauber künstlerischer Schönheit beschreibt.<br />

1 In: <strong>Willi</strong> Siber. Bleibt alles anders – Eine kleine Nachlese zur Retrospektive <strong>Willi</strong> Siber 2019/2020, hrsg.<br />

von Museum Villa Rot, Burgrieden-Rot 2020, o. S. / 2 Hogarth nennt sechs Prinzipien des Schönen: Zweckmäßigkeit,<br />

Vielfalt, Gleichförmigkeit, Einfachheit, Verwicklung und Größe. <strong>Willi</strong>am Hogarth, The Analysis of<br />

Beauty (Analyse der Schönheit), London 1753, aus dem Englischen von Jörg Heininger, mit einem Nachwort<br />

von Peter Bexte, Hamburg 2008, S. 44 ff. / 3 Kant schreibt: »Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.«<br />

Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, hrsg. von Wilhelm Weischedel, 2. Aufl., Frankfurt am Main 1996, S. 134.<br />

Zu einem Topos wird die Bestimmung bei Immanuel Kant (1724-1804),<br />

wonach Schönheit ein »interesseloses Wohlgefallen« 3 voraussetzt – eine<br />

Betrachtung, die allerdings schon Kants Zeitgenosse Johann Gottfried Herder<br />

(1744-1803) kritisiert, der erklärt, dass »nichts ohne Interesse gefallen«<br />

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