LINZA#42 Herbst 2023

Das urbane LINZA stadtmagazin erscheint alle zwei Monate als Printmagazin – und ist täglich aktuell unter www.linza.at und www.facebook.com/linza.magazin Das urbane LINZA stadtmagazin erscheint alle zwei Monate als Printmagazin – und ist täglich aktuell unter www.linza.at und www.facebook.com/linza.magazin

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4 DA LINZA Wilson Holz -> holzleitner@linza.at Für bis zu 17.000 Euro pro Baum können MOGELPACKU Ein Pflanz? So löblich die gehörig verspätete Umsetzung der Idee der Baumpatenschaft für Linz ist, so wundersam ist dessen Entstehungsgeschichte. Denn mehrmals versuchte die Linzer Baumrettungsinitiative 2018, Gehör im Bürgermeisterbüro zur finden, blitzte aber ein ums andere Mal mit ihrer Idee ab, nicht mal für ein Gespräch soll Luger Zeit gehabt haben. Das Mindeste wäre jetzt gewesen, die Baumrettungsinitiative als ursprünglichen Projekttreiber der Baumpatenschaften dankend zu erwähnen und diese bei der Umsetzung mit an Bord zu nehmen, beides geschah nicht. Zeit wäre dafür auch jetzt noch – nach der großen medialen Einvernahme durch die Stadtpolitik und nachdem man die Baumrettungsinitiative zuvor immer wieder abschasselte. Dass Luger und Schobesberger tatsächlich vergessen haben, wer das Projekt damals überhaupt nach Linz brachte und lancierte, ist schwer vorstellbar. Und wegen einem “Danke” ist auch noch keinem ein Zacken aus der Krone gefallen – nicht mal einem Bürgermeister… Unter dem Strich wäre aber auch dieser dreiste Ideenklau okay, sofern er etwas Positives bringt. Aber Klimastadträtin Schobesberger sagt es ganz offen und ehrlich: Die Aktion geschehe „im Rahmen der Baumoffensive“, der Stadt Linz, u.a. war damals von „1.000 zusätzlichen Bäumen für Linz“ die Rede. Was nix anderes heißt: Wir Bürger sollen die von der Stadtpolitik bereits versprochenen Bäume selbst bezahlen. Insofern hinterlässt die Aktion mit einer Preisgestaltung von bis zu 17.000 Euro pro Baum einen schalen Geschmack. Geht’s am Ende gar nicht um mehr Bäume, sondern darum, die Kosten des “Baumoffensive”-Wahlversprechens auf Bürger und Firmen abzuwälzen? Würde man es ernst meinen, wären beide Projekte voneinander entkoppelt. So riecht es streng danach, die Öffentlichkeit für dumm zu verkaufen – oder im wahrsten Sinn des Wortes zu „pflanzen“... facebook.com/linza.magazin www.linza.at Bereits 2018 schlug die Linzer Baumrettungsinitiative vor, Baumpatenschaften zu ermöglichen, blitzte aber mehrmals bei Bürgermeister Klaus Luger ab. Jetzt, 5 Jahre später, wurde die damalige Idee doch noch umgesetzt. Doch während die Baumrettungsinitiative damals Preise zwischen 50 und 800 Euro für die Pflanzungen vorschlug, wollen Luger und Stadträtin Schobesberger jetzt bis zu 17.000 Euro (!) pro Baum – für überschaubare Gegenleistungen. Der bekannte Linzer Künstler Beni Altmüller ist einer der führenden Köpfe der Baumrettungsinitiative Linz, die bereits viele Bäume vor dem Abholzen rettete. 2018 wollte man mit einer neuen Aktion für mehr Grün in der Stadt sorgen: Baumpatenschaften, die von Unternehmen, Institutionen oder Privatpersonen übernehmen werden könnten, sollten Baumpflanzungen in der City vorantreiben. Von Bürgermeister Klaus Luger kam damals aber ein striktes “Njet” zu dieser Idee, die in bereits vielen Citys gang und gäbe war. Alles war bereits fertig geplant damals im Jahr 2018: “Mit der Firma France Car wäre bereits der erste Partner Gewehr bei Fuß gestanden, das Unternehmen hätte für jedes verkaufte Auto einen Baum in der Stadt gepflanzt. Das Gartenamt hätte die Arbeit vor Ort übernommen, das hätte einige hundert Bäume pro Jahr für die Stadt bedeutet”, berichtet Beni Altmüller. Im letzten Moment gab es aber von höchster Stelle – dem Bürgermeisterbüro – einen Rückzieher. Auch für ein persönliches Gespräch sei Luger nicht zu bewegen gewesen: “Einen vereinbarten Termin hat er kurzfristig abgesagt, einen neuen bekommen wir nicht”, so Altmüller 2018. Ein Baum um 17.000 Euro Jetzt setzte Bürgermeister Luger die Idee der Baumrettungsinitiative um – fünf Jahre später, als die eigentlichen Urheber schon in Vergessenheit gerieten. Erwähnt oder medial mitgenommen wurden die Aktivisten nicht.

Linzer Unternehmen oder Bürger einen Baum pflanzen lassen: Verständlich, denn die von der Stadt Linz ausgegebenen Preise für eine von Bürgern oder Unternehmen zu zahlenden Baum liegen bei 500 bis 17.000 Euro – und damit mehr als das 20-fache über jenen Tarifen, die die Baumrettungsinitiative 2018 vorschlug. Bekannt wurde die Linzer Baumrettungsinitiative u.a. durch die Rettung der Bäume an der Heinrich-Gleißner-Promenade in Urfahr – das Donauufer beim Jahrmarktgelände sollte 2016 komplett abgeholzt werden. Benni Altmüller, Günter Eberhardt und anderen Aktivisten gelang es damals, zumindest 17 der schönen, völlig gesunden Bäume zu retten. Mit dieser medienwirksamen Aktion könnte man sich auch den Groll des Bürgermeisters zugezogen haben, wird vermutet… THEMA DES MONATS NG BAUMPATENSCHAFT? „Beteiligung an Begrünungsmaßnahmen“ „Der klimagerechte Umbau unserer Stadt steht im Mittelpunkt vieler städtischer Initiativen. Dabei bekommen wir immer wieder Anfragen, ob sich auch Privatpersonen oder Betriebe an den Begrünungsmaßnahmen beteiligen können. Mit der Einführung eines Patenschaftsmodells möchten wir den LinzerInnen ein entsprechendes Angebot machen. Zudem sollen die Baumpatenschaften auch zur Bewusstseinsbildung beitragen und aufzeigen, mit wie viel Engagement unsere StadtgärtnerInnen die Linzer Bäume schützen und den Baumbestand stetig ausbauen“, sagt Klimastadträtin Eva Schobesberger zur von der Baumrettungsinitiaitve geklauten Idee. Überschaubare Gegenleistungen In österr. und deutschen Städten existieren bereits verschiedene Baumpatenschaftsmodelle. So können sich Bürger beispielsweise in Graz, Villach, Köln oder Hamburg an den Baumpflanzungen beteiligen. Vorgesehen sind in Linz eine Goldene, Silberne und Bronzene Baumpatenschaft. Kostenpunkt: 500, 2.500 und 17.000 Euro. Die namentlichen Nennung auf einer „Gemeinschaftstafel“ ist nur beim teuersten Paket vorgesehen, alle anderen bekommen eine Urkunde und eine Online-Erwähnung. Als günstigste Möglichkeit gibt es eine „Baumbuddy Support-Baumpatenschaft“, um 150 Euro, bei der allerdings kein neuer Baum gepflanzt wird, sondern ein bereits stehender von der Stadt „standardgepflegt“ wird. Bleibt die Frage: Werden vorhandene Bäume sonst nicht gepflegt? LINZER BAUMPATENSCHAFTEN > Goldene Baumpatenschaft Entsiegelung der Fläche für einen neuen Baumstandort, Ankauf eines Stadtbaumes, Pflanzung und Anwuchspflege durch die Stadt Linz für die Dauer von 5 Jahren. Gegenleistungen: Nennung aller Paten auf einer gemeinsamen Tafel, gemeinsame Presseaussendung und Foto für alle einzelnen Paten, Patenschaftsurkunde, Nennung auf der Projektwebsite, Eintragung der Patenschaft im Baumkataster, Social Media Beitrag auf der Facebook-Seite „Nachhaltiges Linz“. EUR 17.000.- > Silberne Baumpatenschaft Pflanzung und volle Anwuchspflege eines Stadtbaumes auf einer bestehenden Baumscheibe durch die Stadt Linz für die Dauer von 5 Jahren. Gegenleistungen: Patenschaftsurkunde, Nennung auf der Projektwebsite, Eintragung der Patenschaft im Baumkataster, Social Media Beitrag auf Facebook-Seite „Nachhaltiges Linz“. EUR 5.000.- > Bronzene Baumpatenschaft Pflanzung eines Stadtbaumes auf einer bestehenden Baumscheibe durch den städtischen Geschäftsbereich Stadtgrün und Straßenbetreuung. Gegenleistungen: Patenschaftsurkunde, Nennung auf der Projektwebseite, Eintragung der Patenschaft im Baumkataster. EUR 500.- > Baumbuddy-Supportpatenschaft Standardpflege eines bestehenden Baumes durch den städtischen Geschäftsbereich Stadtgrün und Straßenbetreuung. Gegenleistungen: Patenschaftsurkunde, Nennung auf der Projektwebsite. EUR 150.-

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DA LINZA<br />

Wilson Holz<br />

-> holzleitner@linza.at<br />

Für bis zu 17.000 Euro pro Baum können<br />

MOGELPACKU<br />

Ein Pflanz?<br />

So löblich die gehörig verspätete Umsetzung<br />

der Idee der Baumpatenschaft für Linz ist, so<br />

wundersam ist dessen Entstehungsgeschichte.<br />

Denn mehrmals versuchte die Linzer Baumrettungsinitiative<br />

2018, Gehör im Bürgermeisterbüro<br />

zur finden, blitzte aber ein ums andere Mal<br />

mit ihrer Idee ab, nicht mal für ein Gespräch soll<br />

Luger Zeit gehabt haben.<br />

Das Mindeste wäre jetzt gewesen, die Baumrettungsinitiative<br />

als ursprünglichen Projekttreiber<br />

der Baumpatenschaften dankend zu erwähnen<br />

und diese bei der Umsetzung mit an Bord zu<br />

nehmen, beides geschah nicht. Zeit wäre dafür<br />

auch jetzt noch – nach der großen medialen<br />

Einvernahme durch die Stadtpolitik und nachdem<br />

man die Baumrettungsinitiative zuvor<br />

immer wieder abschasselte. Dass Luger und<br />

Schobesberger tatsächlich vergessen haben, wer<br />

das Projekt damals überhaupt nach Linz brachte<br />

und lancierte, ist schwer vorstellbar. Und<br />

wegen einem “Danke” ist auch noch keinem<br />

ein Zacken aus der Krone gefallen – nicht mal<br />

einem Bürgermeister…<br />

Unter dem Strich wäre aber auch dieser dreiste<br />

Ideenklau okay, sofern er etwas Positives bringt.<br />

Aber Klimastadträtin Schobesberger sagt es<br />

ganz offen und ehrlich: Die Aktion geschehe „im<br />

Rahmen der Baumoffensive“, der Stadt Linz, u.a.<br />

war damals von „1.000 zusätzlichen Bäumen für<br />

Linz“ die Rede. Was nix anderes heißt: Wir Bürger<br />

sollen die von der Stadtpolitik bereits versprochenen<br />

Bäume selbst bezahlen. Insofern<br />

hinterlässt die Aktion mit einer Preisgestaltung<br />

von bis zu 17.000 Euro pro Baum einen schalen<br />

Geschmack. Geht’s am Ende gar nicht um mehr<br />

Bäume, sondern darum, die Kosten des “Baumoffensive”-Wahlversprechens<br />

auf Bürger und<br />

Firmen abzuwälzen? Würde man es ernst meinen,<br />

wären beide Projekte voneinander entkoppelt.<br />

So riecht es streng danach, die Öffentlichkeit<br />

für dumm zu verkaufen – oder im wahrsten<br />

Sinn des Wortes zu „pflanzen“...<br />

facebook.com/linza.magazin<br />

www.linza.at<br />

Bereits 2018 schlug die Linzer Baumrettungsinitiative<br />

vor, Baumpatenschaften<br />

zu ermöglichen, blitzte aber<br />

mehrmals bei Bürgermeister Klaus<br />

Luger ab. Jetzt, 5 Jahre später, wurde<br />

die damalige Idee doch noch umgesetzt.<br />

Doch während die Baumrettungsinitiative<br />

damals Preise zwischen<br />

50 und 800 Euro für die Pflanzungen<br />

vorschlug, wollen Luger und Stadträtin<br />

Schobesberger jetzt bis zu 17.000<br />

Euro (!) pro Baum – für überschaubare<br />

Gegenleistungen.<br />

Der bekannte Linzer Künstler Beni Altmüller ist einer<br />

der führenden Köpfe der Baumrettungsinitiative Linz,<br />

die bereits viele Bäume vor dem Abholzen rettete. 2018<br />

wollte man mit einer neuen Aktion für mehr Grün in<br />

der Stadt sorgen: Baumpatenschaften, die von Unternehmen,<br />

Institutionen oder Privatpersonen übernehmen<br />

werden könnten, sollten Baumpflanzungen in der City<br />

vorantreiben. Von Bürgermeister Klaus Luger kam damals<br />

aber ein striktes “Njet” zu dieser Idee, die in bereits<br />

vielen Citys gang und gäbe war.<br />

Alles war bereits fertig geplant damals im Jahr 2018:<br />

“Mit der Firma France Car wäre bereits der erste Partner<br />

Gewehr bei Fuß gestanden, das Unternehmen hätte für<br />

jedes verkaufte Auto einen Baum in der Stadt gepflanzt.<br />

Das Gartenamt hätte die Arbeit vor Ort übernommen,<br />

das hätte einige hundert Bäume pro Jahr für die Stadt<br />

bedeutet”, berichtet Beni Altmüller. Im letzten Moment<br />

gab es aber von höchster Stelle – dem Bürgermeisterbüro<br />

– einen Rückzieher. Auch für ein persönliches Gespräch<br />

sei Luger nicht zu bewegen gewesen: “Einen vereinbarten<br />

Termin hat er kurzfristig abgesagt, einen neuen bekommen<br />

wir nicht”, so Altmüller 2018.<br />

Ein Baum um 17.000 Euro<br />

Jetzt setzte Bürgermeister Luger die Idee der Baumrettungsinitiative<br />

um – fünf Jahre später, als die eigentlichen<br />

Urheber schon in Vergessenheit gerieten. Erwähnt<br />

oder medial mitgenommen wurden die Aktivisten nicht.

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