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Moses Pelham Rezeptbuch Leseprobe

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3P NO. 174


Oma Ohligs Käsenudeln<br />

Oma Ohligs Käsenudeln<br />

Gericht für 3-4 Personen · Zubereitungszeit: 1 gute Stunde<br />

Beginnen möchte ich gerne mit dem Gericht, das sich über die Jahre am meisten weiterentwickelte und doch stets<br />

eine sichere Bank meiner bescheidenen Kochkünste war.<br />

Meine Oma war eine sehr gute Köchin. Sie kochte das, was man deutsche Hausmannskost nennt, und doch waren<br />

die meisten ihrer Rezepte für mich und auch meine Mutter zu kompliziert. Jedenfalls bekamen wir die meisten<br />

Sachen, selbst mit telefonischer Unterstützung meiner Oma, nie so gut hin, wie meine Oma sie machte. Bei mir gibt<br />

es ausschließlich idiotensichere Rezepte.<br />

Ihr Rezept für Käsenudeln ist ein solches. Es war mein Leibgericht, als ich ein Kind war und wurde so das erste<br />

Gericht meiner Oma, das ich je nachkochte. Wahrscheinlich ist es auch das Gericht, das ich früher am häufigsten<br />

zubereitete. Ursprünglich hieß das Ganze Schinkennudeln, weil neben dem Käse auch Schinkenstücke zu diesem<br />

Gericht gehörten, allerdings flog der Schinken schon sehr früh aus dem Rezept, da er eigentlich immer nur störte.<br />

Lange bevor ich überhaupt Vegetarier wurde, modifizierte ich also die ursprünglichen Schinkennudeln zu<br />

Käsenudeln. In den vergangenen Jahren musste ich das Rezept natürlich noch veganisieren. Aber das war in diesem<br />

Fall auch sehr einfach. Here we go:<br />

Zutaten:<br />

· 500 g Hartweizennudeln, ich mag hierfür am liebsten<br />

Pappardelle und ganz besonders Paradiso Bio von<br />

Zabler, aber ich hab’ das Gericht mittlerweile schon<br />

mit fast allen Nudelsorten außer Spaghetti oder<br />

dergleichen gemacht<br />

· 250 g veganer Reibekäse, ich mag hierfür am liebsten<br />

Simply V-Reibegenuss<br />

· 250 g pflanzliche Sahne, ich mag am liebsten Alpro<br />

Cooking und Rama Kochcreme<br />

· 50 g pflanzliche Butteralternative, ich mag am<br />

liebsten Rama Sooo BUTTRIG! und Haferblock von<br />

THE VEGAN COW<br />

· 1 mittelgroße rote Zwiebel<br />

· 2 Teelöffel Meersalz für 3 l Nudelwasser<br />

· 1 Teelöffel Pfeffer aus der Pfeffermühle<br />

· 1 Teelöffel Kala Namak, ich vertraue hier auf Govinda<br />

· 1 Teelöffel Maggi Würze<br />

· 1 Esslöffel gerebelter Oregano, ich vertraue bei<br />

Gewürzen grundsätzlich auf Elli’s<br />

· 1 Teelöffel Paprikapulver edelsüß<br />

utensilien:<br />

Kochplatte, Backofen, Topf, Kastenform, Heber, Schneidebrett,<br />

gescheites Messer, Sieb oder Abseihlöffel<br />

Zubereitung:<br />

1. Wasser und Meersalz in einen Topf geben und das<br />

Wasser zum Kochen bringen. Die Pappardelle in das<br />

leicht gesalzene, kochende Wasser geben und unter<br />

gelegentlichem Rühren al dente kochen.<br />

2. Während die Nudeln kochen, den Backofen auf 230 °C<br />

Ober-/Unterhitze vorheizen und die Zwiebel schälen<br />

und fein hacken.<br />

3. Wenn die Nudeln al dente sind, das Wasser abschütten,<br />

aber die Nudeln im Topf belassen. Ich finde es<br />

am einfachsten, die Nudeln im Topf mit allen weiteren<br />

Zutaten zu vermischen.<br />

4. Zuerst die pflanzliche Butter dazugeben und zwischen<br />

den heißen Nudeln unter Rühren zergehen lassen.<br />

Sodann die pflanzliche Sahne, die gehackte Zwiebel,<br />

den Oregano, das Paprikapulver, das Kala Namak,<br />

den Pfeffer, das Maggi und den veganen Reibekäse<br />

in beliebiger Reihenfolge hinzugeben und mit dem<br />

Heber gut verrühren, bis alles gleichmäßig miteinander<br />

vermischt ist.<br />

5. Dann alles in die Kastenform geben und in den<br />

vorgeheizten Ofen schieben. Hier gute 30 Minuten<br />

backen, bis die Oberfläche goldbraun ist. Ich liebe,<br />

wie der Auflauf am Ende innen weich und außenherum<br />

knusprig ist.<br />

Während die Nudeln im Ofen sind, mache ich gerne<br />

schon den Topf und die Arbeitsplatte sauber, weil ich<br />

dann einfach unbeschwerter genießen kann. Auch kann<br />

man die Zeit natürlich noch nutzen, um einen Feldsalat zu<br />

machen, der selbstverständlich super zu den Käsenudeln<br />

passt, wobei ich sie meistens einfach so esse. Hier ist<br />

auch noch jede Menge Zeit, den Tisch zu decken oder das<br />

Rezept aufzuschreiben, wie ich es gerade tue. :o)<br />

Grundsätzlich trinke ich, wie im Vorwort erwähnt, gerne<br />

während des Kochens in alter Alfred-Biolek-Manier ein<br />

Gläschen Küchenwein. Ich empfehle zu diesem Gericht<br />

meinen aktuellen <strong>Moses</strong> <strong>Pelham</strong> Rosé.<br />

Es schadet wirklich überhaupt nicht, die Käsenudeln einen<br />

Moment stehen und etwas abkühlen zu lassen, innen<br />

bleiben sie ja eine Weile heiß. Der Heber kommt nun<br />

wieder zum Einsatz, um Stücke in der Größe von 1,5 bis 2<br />

Kuchenstücken herauszunehmen und auf Teller zu legen.<br />

Einige meiner Freunde essen gerne etwas pflanzlichen<br />

Frischkäse (mein Favorit ist hier HOPE NATUR-Aufstrich)<br />

dazu, ich mach’ einfach noch etwas Pfeffer und Kala<br />

Namak oder Maggi drauf.<br />

Dies ist eines dieser Gerichte, die am Tag danach noch<br />

besser schmecken. Freunde, die etwas davon verstehen,<br />

sprechen hier von durchgezogen.<br />

13


Blätterteignester<br />

Blätterteignester<br />

Snack für 2-3 Personen, es soll auch schon Betrunkene gegeben haben,<br />

die das Ganze alleine verspeisten · Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten<br />

Selten kommt man so einfach an eine warme Mahlzeit wie mit einer Rolle fertig gekauftem Blätterteig aus dem Kühlregal,<br />

etwas veganem Frischkäse, ein paar Kräutern, einem Ofen und was halt gerade im Haus ist. Ehrlich gesagt<br />

gelangt man auf diesem Wege so leicht innerhalb einer Dreiviertelstunde zu so wunderbaren Ergebnissen, dass ein<br />

solcher Snack auch für Kinder oder Betrunkene geeignet ist, wie ich mehrfach für Euch testete und im Folgenden<br />

beweisen werde. Besonders gerne arbeite ich hier mit tiefgefrorenem Spinat, geiler Bratvurst, Zitronensaft und etwas<br />

Trüffelöl, weil diese Kombination für mich die ultimative Geschmacksexplosion ist, aber natürlich kann auf die Basis<br />

aus Blätterteig, Vrischkäse, Oregano, Kala Namak, Knoblauchpulver und Paprikapulver was immer gerade da is’.<br />

Unter uns gesagt stelle ich mir manchmal vor, ein ganz kleines Lokal oder Büdchen zu betreiben, in dem nichts als diese<br />

Blätterteignester, drei Weine, Wasser und ein Bier angeboten werden. Das Ding hieße dann natürlich Blätterteigking.<br />

Zutaten:<br />

· 240 g Blätterteig aus dem Kühlregal, der ist fast immer<br />

vegan, wenn nicht jemand auf die Idee kam, Butter<br />

dranzumachen<br />

· 140 g luftiger veganer Frischkäse, ich liebe hierfür<br />

HOPE NATUR<br />

· ½ Teelöffel Kala Namak, ich vertraue hier auf Govinda<br />

· 5-7 Prisen Paprikapulver edelsüß, ich vertraue bei<br />

Gewürzen grundsätzlich auf Elli’s<br />

· 3 Prisen Knoblauchpulver<br />

· 1 ½ Teelöffel Oregano<br />

· ca. 90 g tiefgefrorener Spinat, ich benutze Junger<br />

Spinat feingehackt von iglo, der ist hier auch, weil er<br />

in kleinen Würfel kommt, sehr praktisch<br />

· 180 g vegane Bratwurst, ich liebe hierfür planted.<br />

Bratwurst Kräuter<br />

· etwas Trüffelöl, ich benutze hier Hellriegel Bella<br />

Donna Natives Olivenöl extra mit dem Geschmack<br />

weißer Trüffeln<br />

· ein klein wenig Senf, ich mag Dijon-Senf am<br />

liebsten<br />

· ein kleines bisschen Ketchup, ich liebe BioKids<br />

Tomatenketchup von Bio-Zentrale<br />

· etwas Zitronensaft, ich vertraue hier auf<br />

SICILIA<br />

· etwas Maggi Würze<br />

utensilien:<br />

Backofen, Backblech, Schneidebrett, gescheites Messer,<br />

etwas Backpapier, Kuchengabel, Spachtel<br />

Zubereitung:<br />

1. Die Zubereitung dieses Gerichts beginnt damit,<br />

den Ofen auf 200 °C Grad Ober-/Unterhitze vorzuheizen.<br />

Die Zeit, die der Ofen braucht, um warm<br />

zu werden, deckt sich bei mir ziemlich genau mit<br />

der Zeit, die ich benötige, alles andere vorzubereiten.<br />

2. Blätterteig aufrollen, mit Hilfe des Spachtels mit<br />

Vrischkäse bestreichen und gleichmäßig mit Oregano,<br />

Kala Namak, Knoblauchpulver und Paprikapulver<br />

bestäuben.<br />

3. Nun den Teig mit Hilfe des Spachtels der Länge nach in<br />

2 Teile und in die andere Richtung in 4 Teile schneiden,<br />

sodass 8 etwa gleich große Quadrate entstehen.<br />

4. Bratvürste in insgesamt 16 oder 24 etwa gleich große<br />

Stücke schneiden.<br />

5. Die 8 Quadrate mit je 3-5 Würfeln Spinat nebeneinander<br />

belegen und an den 4 Seiten etwas Teig<br />

übereinanderlegen, sodass die namensgebenden<br />

Nester entstehen.<br />

6. Die Vurststücke unabhängig von den Nestern auf<br />

dem Backpapier verteilen. Da mir das zu gequetscht<br />

ist und auf meinem Blech noch Platz ist, lege ich<br />

noch etwas frisches Backpapier neben das, auf dem<br />

der Blätterteig ist, und schaffe so den Vurststückchen<br />

ihre ganz eigene Bahn.<br />

7. Sobald der Ofen vorgeheizt ist, kommt das Blech<br />

hinein.<br />

8. Nach ca. 12 Minuten sollte der Blätterteig schon<br />

goldgelblich und Spinat wie Wurst einigermaßen<br />

durch sein.<br />

9. Backblech aus dem Ofen holen, auf den Spinat in<br />

den Nestern je ein paar Tropfen Trüffelöl und Maggi<br />

Würze geben und den Spinat mit der Kuchengabel<br />

etwas in den Nestern verteilen. Die Vurststücke<br />

wenden und alles nochmal für 7-8 Minuten in den<br />

Backofen geben, bis der Blätterteig goldbraun ist.<br />

10. Zum zweiten Mal zurück aus dem Ofen bekommt jedes<br />

der Nester noch 1-2 Spritzer Zitronensaft. Sodann<br />

werden die Bratvurststücke gerecht auf die<br />

Nester verteilt und erhalten je einen ganz kleinen<br />

Klecks Senf und einen kleinen Klecks Ketchup.<br />

Voilà! Hier kommt die Geschmacksexplosion.<br />

Hierzu passt natürlich eine schöne Scheurebe, ein leckeres<br />

leichtes Bier oder ein Radler.<br />

15


<strong>Moses</strong>’ hausgemachte Gurken (ketogen)<br />

<strong>Moses</strong>’ hausgemachte<br />

Gurken (ketogen)<br />

Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten plus 4 Stunden Ruhezeit · Wartezeit: 5 Tage<br />

Leider haben in Deutschland die meisten Gurken im Glas für meinen Geschmack viel zu viel Zucker und sind absurd<br />

knackig. So ging ich lange davon aus, dass Gewürzgurken einfach nichts für mich sind.<br />

Als ich im Jahr 2000 zum ersten Mal in Israel war, wurde ich eines Besseren belehrt. Hier aß ich eingelegte Gurken, die<br />

so lecker waren, dass ich – zurück in Deutschland – überall nach einem vergleichbaren Produkt suchte. Nichts zu machen.<br />

Seit ein paar Jahren betreiben aber glücklicherweise die Ardinast-Brüder James und David in Frankfurt ein Restaurant<br />

namens Bar Shuka, das sogenannte New Tel Aviv Cuisine anbietet.<br />

Hier gibt es hausgemachte Gurken, die ich so sehr liebe, dass man sie irgendwann sogar nach mir benannte. Außerdem<br />

war Ahmed, der Koch des Restaurants, so freundlich, mir das Rezept zu überlassen.<br />

Leider dauert es ein paar Tage, bis man seine hausgemachten Gurken essen kann, andererseits ist eine gewisse<br />

Vorfreude ja auch Teil des Kochens.<br />

Zutaten:<br />

· 2 kg Einlegegurken<br />

· 50 g grobes Meersalz<br />

· 400 ml weißer Balsamico-Essig<br />

· 1 Knoblauchzehe<br />

· 6 Pfefferkörner<br />

· 2 mittelgroße rote Chilischoten<br />

· 6 Zweige Dill<br />

· 1 l Wasser<br />

utensilien:<br />

Schneidebrett, gescheites Messer, Waage, Messbecher,<br />

mittelgroßer Topf, Einmachgläser, Bürste<br />

Zubereitung:<br />

1. Gurken waschen, wenn nötig bürsten und mindestens<br />

4 Stunden in kaltem Wasser ruhen lassen.<br />

Diese Zeit lässt sich wunderbar dazu nutzen, die Gurkengläser<br />

bei höchstmöglicher Temperatur in der Spülmaschine<br />

zu spülen.<br />

2. Dill und Chilischoten waschen und Knoblauchzehe<br />

schälen.<br />

3. Das Wasser mit dem Meersalz zum Kochen bringen,<br />

den weißen Balsamico-Essig hinzugeben und gut<br />

verrühren, bis sich das Meersalz aufgelöst hat.<br />

Ich benutze Einmachgläser mit einem Fassungsvermögen<br />

von 1,5 Litern und komme immer perfekt mit 2 Gläsern<br />

aus (manchmal muss ich halt die Gurken zerteilen).<br />

5. Einmachgläser verschließen, ans Fenster stellen und<br />

5 Tage unter gelegentlichem Wenden ruhen lassen.<br />

Dabei wandelt sich die Farbe der Gurken von strahlend<br />

grün zu olivfarben. Das gehört so und sieht für<br />

meinen Geschmack auch einfach super aus. Ich liebe<br />

es, wie die Chili in all dem Grün rot leuchtet und der<br />

Knoblauch der einzig weiße Fleck ist.<br />

Am 5. Tag können die Gurken langsam in den Kühlschrank<br />

und halten sich dort auch – wie man hört – Monate.<br />

Länger als 8 Wochen konnte ich das bisher nicht ausprobieren,<br />

da die Gurken leider immer innerhalb dieser Zeit<br />

aufgegessen wurden.<br />

Diese Gurken sind zu Falafel und Hummus geradezu<br />

unverzichtbar, aber ich esse sie am liebsten so oder verarbeite<br />

sie in anderen Gerichten. Überall, wo in diesem<br />

Buch von Gewürzgurken die Rede ist, verwende ich,<br />

sofern vorhanden, die selbsteingelegten.<br />

Das Gurkenwasser wegzuschütten ist wirklich eine<br />

Schande. Es ist für verschiedene Gerichte gut zu gebrauchen<br />

und eignet sich auch ganz wunderbar als Shot<br />

nach einem Glas Wodka. Überhaupt kann man die Gurken<br />

auch ganz hervorragend zu Wodka essen.<br />

4. Die Enden der Gurken knapp abschneiden und die<br />

Gurken, Chilischoten, Dillzweige, (zerteilte) Knoblauchzehe<br />

und Pfefferkörner gleichmäßig auf die<br />

Einmachgläser verteilen – die Gurken sollten hier<br />

sehr eng aneinander sein – und sodann mit dem<br />

Gemisch aus Wasser, Balsamico-Essig und grobem<br />

Meersalz übergießen.<br />

25


Rigatoni Cacciatore „Diesseits“<br />

Rigatoni Cacciatore<br />

„Diesseits“<br />

(ohne Rigatoni ketogen)<br />

Gericht für 4 Personen · Zubereitungszeit: ca. 90 Minuten<br />

Als wir 1992 das Rödelheim Hartreim Projekt gründeten und begannen, uns intensiv mit ernsthaften deutschsprachigen<br />

Reimen zu beschäftigen, hingen wir natürlich viel in meiner im Stück You Remember besungenen Anderthalb-<br />

Zimmer-Wohnung herum. Da diese Wohnung allerdings sehr klein war und eigentlich nur Platz für maximal drei<br />

Menschen bot – nämlich mich hinter dem riesigen Schreibtisch und zwei vor demselben – waren wir gezwungen, uns<br />

oft in Gaststätten zu treffen, wenn mehr als drei Menschen beteiligt waren.<br />

Ein Lokal, das auf diesem Wege zu unserem Stammlokal wurde, war das Diesseits, eine ganztägig geöffnete Studentenkneipe<br />

im benachbarten Bockenheim. Wir gingen hier ein und aus, freundeten uns mit dem Personal und dem Betreiber<br />

an und führten später auch oft Interviews dort, weil wir uns hier einfach zuhause fühlten. Das Foto von Thomas und<br />

mir bei den Credits zum Stück Vision im Booklet unseres Debütalbums Direkt aus Rödelheim wurde im Diesseits aufgenommen<br />

und Thomas soll hier auch einige Reime verfasst haben.<br />

Die Studentenkneipe war einfach „unser“ Laden, mit Stammtisch und allem. So hatten wir hier natürlich auch unsere<br />

drei bis vier Stammessen. Manche Essen waren abhängig von der Tageszeit oder davon, dass es etwas zu feiern gab,<br />

aber eines ging immer, war mir nur von dort bekannt und wird für mich auch auf ewig mit dem Diesseits verbunden<br />

bleiben: Rigatoni Cacciatore.<br />

Erst bei der Recherche für dieses Büchlein lernte ich, dass Cacciatore Jäger bedeutet und es sich dabei um ein eigentlich<br />

traditionelles italienisches Gericht handelt, das offenbar im Diesseits sehr eingedeutscht wurde. Wie auch<br />

immer kommt hier meine veganisierte Version der mittellangen rohrförmigen Nudeln nach Jägerart, wie wir sie<br />

zwischen 1992 und 1995 zu essen pflegten. Eine kulinarische Reminiszenz an das Rödelheim Hartreim Projekt, eine<br />

gerichtgewordene Version von You Remember<br />

Zutaten:<br />

· 500 g Rigatoni, ich benutze die von Bio-Zentrale<br />

· 150 g Sojatrockenfleisch (texturiertes Sojaprotein),<br />

ich verwende gerne Soja Schnetzel grob von Alnatura,<br />

wichtig erscheint mir, dass man für dieses Gericht<br />

Streifen, Würfel, Bälle oder Stücke in Bitesize und<br />

keine Steaks oder Granulat benutzt<br />

· 300 g frische Champignons<br />

· 700 g passierte Tomaten, ich vertraue hier auf<br />

Bio-Zentrale<br />

· 1 mittelgroße rote Zwiebel<br />

· 3 Frühlingszwiebeln<br />

· 450 ml vegane Alternative zu Sahne, Alpro Cooking<br />

und Rama Kochcreme sind hier meine Favoriten<br />

· 5-7 mild-pikante Peperoni oder Pfefferonen aus<br />

dem Glas<br />

· 2 Bund frische krause Petersilie (ca. 60 g)<br />

· 1 Esslöffel italienische Kräutermischung, ich<br />

vertraue bei Gewürzen grundsätzlich auf Elli’s<br />

· 1 Esslöffel gerebelter Oregano<br />

· 3-4 Esslöffel Sojasoße<br />

· 1 Teelöffel gemahlener Rosmarin<br />

· 2 Knoblauchzehen<br />

· 2 Teelöffel Kala Namak, ich vertraue hier auf<br />

Govinda<br />

· ½ Esslöffel Meersalz für 2 l Nudelwasser<br />

· 5 Esslöffel Bratöl, ich vertraue hier auf Bio-Zentrale<br />

· 1 Esslöffel Olivenöl für die Nudeln nach dem Kochen,<br />

ich vertraue hier auf Bio-Zentrale<br />

· 1 Teelöffel Paprikapulver edelsüß<br />

· 1 Teelöffel Gyrosgewürzzubereitung<br />

· 1 ½ l starke Gemüsebrühe, ich benutze dazu 4 Gemüsebrühwürfel<br />

von Knorr<br />

· Salz und Pfeffer aus der Mühle nach Geschmack<br />

utensilien:<br />

Herdplatte, mittelgroßer Topf, große Pfanne oder Wok,<br />

Schneidebrett, Sieb, gescheites Messer, Kochlöffel,<br />

Messbecher, Waage, Küchenrolle<br />

Zubereitung:<br />

1. Die Zubereitung dieses Gerichts beginnt mit dem<br />

Vleisch, also dem texturierten Sojaprotein. Hierzu<br />

1,5 Liter Wasser zum Kochen bringen und 4 Gemüsebrühwürfel<br />

darin auflösen (gilt jedenfalls für meine<br />

Brühwürfel, natürlich geht es darum, 1,5 l kochende,<br />

starke Gemüsebrühe zu erhalten).<br />

2. Von dieser kochenden Gemüsebrühe werden nun<br />

500 ml in ein Gefäß (idealerweise einen Messbecher)<br />

gegeben und im verbleibenden Liter das<br />

texturierte Sojaprotein eingeweicht, während die<br />

Hitze abgestellt wird. Das Sojaprotein sollte mindestens<br />

20 Minuten unter gelegentlichem Rühren<br />

in der Brühe verbringen, sodass am Ende die Sojaproteinstücke<br />

ganz weich und mit der Brühe vollgesaugt<br />

sind.<br />

51


Rigatoni Cacciatore „Diesseits“<br />

3. Die Zeit kann man natürlich wunderbar nutzen, um<br />

Petersilie und Frühlingszwiebeln zu waschen, die<br />

Champignons zu putzen, die Petersilie von ihren<br />

Stängeln zu befreien, die Stiele der Champignons<br />

abzuschneiden, die Zwiebel und den Knoblauch zu<br />

schälen und dann alles zu schneiden. Außer den<br />

Champignons und den Frühlingszwiebeln wird alles<br />

danach noch richtig klein gehackt.<br />

4. Auch die Peperoni oder Pfefferonen werden vom Stiel<br />

befreit und möglichst klein gehackt.<br />

5. Die Frühlingszwiebeln werden an beiden Enden knapp<br />

abgeschnitten, der Länge nach halbiert und dann<br />

in die andere Richtung in ca. 5 mm breite halbe Ringe<br />

geschnitten. Die Champignons werden ebenfalls in<br />

ca. 5 mm breite Scheiben geschnitten.<br />

6. Nach den 20 Minuten wird die Brühe abgeschüttet.<br />

Aus meiner Perspektive erinnern die Sojastücke nun<br />

schon sehr an Fleisch.<br />

7. Jedenfalls sollte man das Ganze nun einen Moment<br />

abkühlen lassen und nochmal etwas Flüssigkeit loswerden.<br />

Hierzu kann man die Sojastücke zwischen<br />

ein paar Lagen Küchenrolle geben und auspressen.<br />

8. Jetzt kommt das Vleisch in die Pfanne oder den Wok,<br />

in der das Öl bereits erhitzt wurde. Ca. 5 Minuten unter<br />

gelegentlichem Rühren anbraten, dann kommt<br />

die Zwiebel dazu. Sodann werden unter Rühren das<br />

Gyrosgewürz, der Rosmarin und das Paprikapulver<br />

addiert. Nach ca. 6 weiteren Minuten kommen die<br />

Champignonscheiben mit der Hälfte der italienischen<br />

Kräuter und des Oreganos hinterher.<br />

9. Nun ist ein guter Zeitpunkt, das Nudelwasser mit<br />

dem Meersalz aufzustellen. Ich benutze dafür denselben<br />

– kurz ausgewaschenen – Topf, in dem ich<br />

die Sojastücke einweichte, da er jetzt frei und eh<br />

schon in Gebrauch ist.<br />

10. Nachdem der Inhalt der Pfanne oder des Woks unter<br />

gelegentlichem Rühren erneute 6 Minuten angebraten<br />

wurde, kommen ganz zum Schluss unter<br />

Rühren der gehackte Knoblauch und die gehackten<br />

Peperoni bzw. Pfefferonen hinzu. Weil ich immer<br />

befürchte, dass der Knoblauch anbrennt, nehme<br />

ich jetzt kurz die Pfanne vom Herd.<br />

11. Das Vleisch, die Zwiebeln und die Champignons<br />

sollten jetzt von einer gewissen Bräune sein, nun<br />

wird die Pfanne mit der Sojasoße abgelöscht. Rühren,<br />

zurück auf den Herd und mit den passierten<br />

Tomaten auffüllen.<br />

12. Wahrscheinlich kocht mittlerweile das Wasser für<br />

die Nudeln. Da die Soße nun keine 10 Minuten mehr<br />

braucht, können jetzt auch die Nudeln ins gesalzene<br />

Wasser.<br />

13. Wenn der Inhalt der Pfanne heiß ist, also etwas<br />

köchelt, obwohl man umrührt, ist es Zeit, den<br />

Rest der getrockneten Kräuter, also italienische<br />

Kräuter und Oregano, das Kala Namak und die<br />

Hälfte der frischen gehackten Petersilie hinzuzugeben<br />

und die Temperatur des Herds deutlich zu<br />

verringern.<br />

14. Nach etwas Rühren kommen die pflanzliche Sahne<br />

und nach nochmaligem Rühren die Frühlingszwiebeln<br />

hinzu. Rühren, rühren, nochmal abschmecken<br />

und vielleicht noch etwas Pfeffer, Salz oder Flüssigkeit<br />

aus dem Peperoni- bzw. Pfefferonen-Glas hinzugeben.<br />

Für diesen Moment habe ich gerne noch etwas Gemüsebrühe<br />

zur Hand (es wurde ja erst 1 von den 1,5 Litern<br />

verbraucht), um die Jägersoße gegebenenfalls noch<br />

etwas zu strecken, da sie auch nicht zu dickflüssig sein<br />

sollte. Man muss das gar nicht machen und keinesfalls<br />

die gesamten 500 ml in die Pfanne geben, dieser Schritt<br />

geht wirklich nach Gefühl und ist ohnehin reine Geschmackssache.<br />

Rühren, rühren.<br />

15. Wenn die Nudeln al dente sind, werden sie abgeschüttet<br />

und – zurück im Topf – mit etwas Olivenöl<br />

versehen, damit sie nicht zusammenkleben.<br />

16. Nudeln auf tiefe Teller verteilen, diese sodann mit<br />

reichlich Jägersoße auffüllen und mit dem Rest gehackter,<br />

frischer Petersilie anrichten. Guden!<br />

Wenn man dazu 80er-Jahre-Rock oder noch besser das<br />

Es ist soweit-Album der Böhsen Onkelz hört und ein Hefeweizen<br />

trinkt, is’ es fast wie damals im Diesseits.<br />

Ohne die Nudeln und natürlich das Hefeweizen ist das<br />

Gericht übrigens ketogen.<br />

Mustang-Pizza, Baby!<br />

Gericht für 4 Personen, jedenfalls werden es 4 Pizzen · Zubereitungszeit: mindestens 2 Stunden, allerdings<br />

profitiert der Teig sehr davon, gute 24 Stunden – besser 48 (erst hier wird der Teig nach meinem Dafürhalten das,<br />

was ich als luftig bezeichnen würde) – zu ruhen, wenn alles vorbereitet ist, dauert es 10 Minuten je Pizza<br />

52


Mustang-Pizza, Baby!<br />

Mustang-Pizza, Baby!<br />

Mustang-Pizza, Baby!<br />

Mustang-Pizza, Baby!<br />

Ich weiß, was Ihr denkt. Geile, nach Euren Wünschen belegte Pizza im Komfort Eurer eigenen vier Wände ist ein Ding<br />

der Unmöglichkeit! Die Pizza-Mafia hat Euch fest in der Zange. Auf der einen Seite sind da Pizzerien, die Euch glauben<br />

machen, dass geile Pizza nur in Holzöfen für fünfstellige Beträge machbar ist, auf der anderen Seite sind Dr. Oetker<br />

und Gangster-Rapper, die Euch ihre Tiefkühlpizzen andrehen wollen. Aber have no fear, the Mustangs are here!<br />

Zu unser aller Glück habe ich mich mit meinem langjährigen Freund und ehemaligen Co-Moderator der legendären<br />

Late-Night-Call-In-Show NACHTSCHICHT, Bayz Benzon, zusammengetan, um Euch aus diesem Irrglauben zu befreien<br />

und direkt in den Pizza-Himmel zu führen. Also bildlich gesprochen, tatsächlich kommt ja der Himmel zu Euch in die<br />

Küche. Ihr müsst wissen, dass Bayz sich einerseits viele Jahre nahezu ausschließlich von Pizza ernährte und andererseits<br />

grundsätzlich keinen Käse isst, es sei denn, er befindet sich in meinen Käsenudeln oder auf einer Pizza.<br />

Dies vorausgeschickt, kommt hier das Ergebnis jahrelanger Experimente der in Fachkreisen auch als Mustangs<br />

bekannten Radiografen Bayz Benzon und <strong>Moses</strong> <strong>Pelham</strong>. Oder wie Bayz es beschreibt: „Manchmal bedarf es jahrelanger<br />

Vorbereitung für einen kurzen, aber intensiven Moment des Gaumenschmauses mit Pizza der Glückseligkeit.“<br />

Zutaten:<br />

Für den Teig:<br />

· 500 g Pizzamehl Typ 00<br />

· 10 g frische Hefe<br />

· 1 Esslöffel Olivenöl<br />

· 1 Esslöffel Salz<br />

· 350 ml warmes Wasser<br />

Für die Soße:<br />

· 200 g passierte Tomaten, ich vertraue hier auf<br />

Bio-Zentrale<br />

· 40 g Ketchup, ich liebe BioKids Tomatenketchup von<br />

Bio-Zentrale<br />

· 2 Teelöffel gerebelter Oregano, ich vertraue bei<br />

Gewürzen grundsätzlich auf Elli’s<br />

· 1 Prise Salz<br />

· 1 Prise Pfeffer aus der Mühle<br />

Für den Belag:<br />

· 400 g pflanzlicher Käse, mein Favorit für Pizza ist<br />

Simply V Reibegenuss<br />

· 60 g (Abtropfgewicht) entkernte grüne Oliven aus<br />

dem Glas<br />

· 60 g (Abtropfgewicht) Pfefferonen, ich mag<br />

Pfefferonen handgepflückt mild-pikant von Feinkost<br />

Dittmann aus dem Glas<br />

· 140 g vegane Salami, ich finde für Pizza Green<br />

Legend. Vegane Geflügel Salami am besten<br />

· 1 Esslöffel gerebelter Oregano<br />

· 120 g frische weiße Champignons<br />

· 1 große rote Zwiebel<br />

· 2 ordentliche Knoblauchzehen<br />

Außerdem:<br />

· 80 g Pizzamehl Typ 00 zum Bestäuben des Teigs,<br />

der Arbeitsplatte, des Nudelholzes, der Hände und<br />

des Pizzaschiebers<br />

utensilien:<br />

Backofen, Gitterrost, Pizzastein, Küchenmaschine, Schneidebrett,<br />

gescheites Messer, Löffel, Messbecher, große<br />

Schüssel, ein paar Teller für den Belag, Schneebesen,<br />

Nudelholz, Pizzaschieber, 3 Küchenhandtücher, Pinsel<br />

Zubereitung:<br />

1. Ich beginne damit, das Mehl und die Hefe für den<br />

Teig abzuwiegen und gebe sodann das Mehl und das<br />

Salz für den Teig in die Küchenmaschine. Ich messe<br />

mit Hilfe des Messbechers das Wasser ab, löse die<br />

Hefe darin auf und gebe das Wasser-Hefe-Gemisch<br />

wie das Öl in die Küchenmaschine und vermische<br />

alles miteinander.<br />

Ich machte das lange nur mit den Händen, was geht, aber<br />

sehr mühsam ist und nach meinem Dafürhalten lange<br />

nicht so gut wird wie mit Hilfe einer Küchenmaschine.<br />

Als ich es noch mit den Händen machte, hatte ich immer<br />

das Gefühl, nicht genug Wasser benutzt zu haben, aber<br />

es kommt einfach darauf an, hartnäckig zu bleiben und<br />

das Ganze wieder und wieder mit den Händen zu vermischen,<br />

bis ein einigermaßen glatter Teig entsteht und<br />

aus dem Mischen ein Kneten wird. Dieser Vorgang kann<br />

locker 10 Minuten dauern und erinnert mich an Basteln<br />

im Kindergarten.<br />

2. Ist der Teig homogen, lasse ich ihn für 30 Minuten<br />

in der mit einem Küchenhandtuch abgedeckten<br />

Schüssel bei Zimmertemperatur gehen.<br />

3. Nach dieser Gehzeit bestäube ich das Schneidebrett<br />

mit etwas Mehl, gebe den Teig darauf und knete ihn<br />

für ca. 3 Minuten mit den Händen. Kneten, kneten,<br />

kneten und nochmal kneten. Zum Schluss forme ich<br />

daraus eine Kugel, die sodann auf ein mit Mehl bestäubtes<br />

Küchenhandtuch gelegt und mit einem<br />

weiteren Küchenhandtuch, das etwas befeuchtet<br />

wurde, abgedeckt wird.<br />

4. So sollte die Kugel, die natürlich durch die Kraft der<br />

Gravitation zur Halbkugel wird, nun für mindestens<br />

1 Stunde, viel besser 24 Stunden, noch besser 48<br />

Stunden kühl ruhen.<br />

5. 1 Stunde bevor die erste Pizza gebacken wird,<br />

kommt der Pizzastein auf den Gitterrost und beides<br />

zusammen in die mittlere Schiene des Backofens,<br />

der nun auf voller Kraft Ober-/Unterhitze vorgeheizt<br />

wird, da der Stein nun erstmal Hitze aufnehmen<br />

muss. In der Beschreibung meines Steins ist<br />

von mindestens 40 Minuten die Rede.<br />

6. Diese Zeit nutze ich gerne, um den Belag vorzubereiten.<br />

Ich beginne mit der Tomatensoße und zwar,<br />

indem ich passierte Tomaten, Ketchup, Oregano, Salz<br />

und Pfeffer aus der Mühle mit dem Schneebesen<br />

verrühre.<br />

7. Ich schäle Zwiebel und Knoblauch, reinige mit Hilfe<br />

des Pinsels die Champignons, schneide die Enden ihrer<br />

Stiele ab und schneide dann Zwiebel und Champignons<br />

in Scheiben. Den Knoblauch hacke ich, wie die<br />

Oliven und die Pfefferonen, möglichst klein. Ich wiege<br />

den Käse ab und lege mir die Salami zurecht.<br />

8. Ist wenigstens die Mindestruhezeit um und der<br />

Ofen samt Pizzastein ordentlich vorgeheizt, forme<br />

ich aus ¼ des Teigs auf dem mit Mehl bestäubten<br />

Schneidebrett einen Fladen, der bei mir nicht richtig<br />

rund, sondern so wie sich der Fladen am besten<br />

ausbreiten ließ, ist und auch keinen dickeren Rand<br />

hat. Ich tue dies – entgegen aller Ratschläge von<br />

Pizzaprofis – mit Hilfe des ebenfalls mit Mehl bestäubten<br />

Nudelholzes. Überhaupt kommt, wann<br />

immer Teig irgendwo kleben bleibt, etwas Mehl dazwischen.<br />

Natürlich kommt die eher längliche Form<br />

meiner Pizza der des Pizzasteins entgegen.<br />

Manche Menschen schwören darauf, die Pizza 1 Minute<br />

in den Ofen zu geben, bevor sie belegt wird, allerdings<br />

gehören weder Bayz noch ich zu diesen Menschen.<br />

9. Also Zeit die erste Pizza zu belegen, was natürlich<br />

damit beginnt, Tomatensoße auf den Teig zu geben<br />

und damit endet, nochmal ordentlich Oregano über<br />

das Ganze zu streuen. Dazwischen sind bei mir in<br />

genau der Reihenfolge Käse, Knoblauch, Zwiebeln,<br />

Pfefferonen, Champignons, Oliven und Salami.<br />

10. Ist die erste Pizza belegt, kommt sie auf den mit<br />

etwas Mehl bestäubten Pizzaschieber, mit Hilfe<br />

dessen sie auf den Pizzastein gelangt, wo sie nun<br />

innerhalb von ca. 10 Minuten gebacken wird.<br />

11. Diese Zeit wird natürlich genutzt, um die nächste<br />

Pizza zu belegen.<br />

12. Eat, repeat ...<br />

Nach meinem Dafürhalten gehört zu diesem Essen ein<br />

ordentlicher Rotwein und in meinem Fall ist das natürlich<br />

<strong>Moses</strong> <strong>Pelham</strong> Rot.<br />

Ich hoffe, Ihr seht: Nichts ist so einfach und gleichzeitig<br />

so lecker, wie Pizza im Komfort der eigenen vier Wände<br />

nach Herzenslust zu belegen und in den vorgeheizten<br />

Backofen zu schieben. Ich belegte den Teig schon mit<br />

allem Möglichen, von der im Rezept beschriebenen Version<br />

bis hin zu Nuss-Nougat-Creme, machte schon Pizza<br />

ohne Tomatensoße, buk den Teig schon nur mit Olivenöl<br />

und Rosmarin und belegte ihn später mit Cherrytomaten<br />

und Frühlingszwiebeln, liebe das Ganze mit und<br />

ohne Zwiebeln, Oliven, Paprika, Mais, frischen Champignons,<br />

solchen aus dem Glas, allen möglichen Kräutern,<br />

Spinat, Hackvleisch und was halt da ist.<br />

Hier sind der Fantasie wirklich überhaupt keine Grenzen<br />

gesetzt und jedes Experiment macht natürlich unfassbare<br />

kindliche Freude. Das Einzige, das wirklich überhaupt<br />

nicht auf Pizza geht, ist Ananas. Von mir aus Apfel<br />

oder Banane, aber niemals Ananas. Anderseits merkt<br />

das ja auch keiner, wenn Ihr es zu Hause macht und es<br />

ist ja Eure Pizza.<br />

Ein für mich persönlich sehr wichtiges Qualitätsmerkmal<br />

von Pizza ist, dass man sie auch kalt noch gerne isst. Von<br />

der Mustang-Pizza wurde noch nie etwas weggeworfen.<br />

54<br />

65<br />

66<br />

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Pfannengerührter Tofu mit Champignons und Mie-Nudeln<br />

Pfannengerührter Tofu<br />

mit Champignons und<br />

Mie-Nudeln<br />

(ohne Mie-Nudeln ketogen)<br />

Gericht für 2 Personen · Zubereitungszeit: knappe 30 Minuten<br />

Ich gestand an anderer Stelle dieses Büchleins bereits, dass asiatische Gerichte im Allgemeinen überhaupt nicht mein<br />

Kompetenzbereich sind, weil die vielen fremden Zutaten mich irgendwie einschüchtern. Andererseits liebe ich pfannengerührten<br />

Tofu in allen möglichen Variationen so sehr, dass ich in dem thailändischen Restaurant bei mir um die Ecke, in<br />

dem ich mindestens schon 400 Mal war, maximal drei Mal etwas anderes aß. Man könnte von einem Leibgericht sprechen.<br />

Ideale Voraussetzungen für einen richtigen Kampf in der Küche also. Der Fernsehmacher spricht hier von Fallhöhe,<br />

ich von Tofuhunger und Experimentierfreude, die mich sehr an meine Jugend erinnert, als ich – gerade im Urlaub –<br />

einfach mit dem, was halt da war, anfing zu kochen und darauf vertraute, dass schon was Essbares dabei rauskommt.<br />

Wie auch immer kommt hier der Grund, warum ich mich überhaupt an asiatische Küche wagte, und damit einhergehend<br />

ein Dokument meiner Unkenntnis asiatischer Kräuter. Man arbeitet halt mit dem, was man hat, und Hauptsache ist,<br />

dass es schmeckt. Müsste ich mich jetzt festlegen, welches eine selbstgekochte Gericht ich für den Rest meines<br />

Lebens essen darf, fiele meine Wahl auf das folgende.<br />

Zutaten:<br />

· 1 ½ l starke Gemüsebrühe, ich benutze hier<br />

4 Gemüsebrühwürfel von Knorr, die eigentlich für<br />

2 Liter gedacht sind<br />

· 1 mittelgroße rote Zwiebel<br />

· 3-4 (80 g) Frühlingszwiebeln<br />

· 200 g frische Champignons<br />

· 3-4 Esslöffel Bratöl, ich vertraue hier auf Bio-Zentrale<br />

· 200 g Tofu mit Erdnüssen, am liebsten Bio Tofu Erdnuss<br />

von TOFUTOWN<br />

· 250 g Mie-Nudeln, ich mag am liebsten Quick Cooking<br />

Noodles von Diamond<br />

· 2 Esslöffel Sojasoße<br />

· 1 Teelöffel gerebeltes Bohnenkraut, ich vertraue bei<br />

Gewürzen grundsätzlich auf Elli’s<br />

· 1 Teelöffel gerebelter Majoran<br />

· 1 Teelöffel gerebelter Oregano<br />

· 1 Teelöffel Paprikapulver edelsüß<br />

· - ½ Teelöffel Kala Namak, ich vertraue hier auf Govinda<br />

· 1 paar Umdrehungen frisch gemahlene Chili<br />

· 1 Prise Knoblauchpulver<br />

· 1 Prise gemahlener Ingwer<br />

· 1 paar Spritzer Zitronensaft, ich vertraue hier auf SICILIA<br />

utensilien:<br />

Herdplatte, mittelgroßer Kochtopf, große Pfanne,<br />

Messbecher, Waage, Schneidebrett, gescheites Messer,<br />

Löffel, Abseihlöffel, Kelle<br />

Zubereitung:<br />

1. Die Zubereitung dieses schnellen Gerichts beginnt<br />

damit, Bratöl in der Pfanne zu erhitzen. Das Ganze<br />

darf allerdings nicht zu heiß werden. Ich benutze<br />

hier Stufe 7, maximal 8 meines Elektroherds, der bis<br />

10 geht.<br />

2. Die Zeit, die es braucht, bis das Öl die gewünschte Temperatur<br />

hat, nutze ich, um den Tofu in zuckerwürfelgroße<br />

Stücke zu schneiden, wozu ich ein Verfahren,<br />

das ich mit „gittern“ beschreiben würde, nutze.<br />

3. Ist der Tofu in der Pfanne, wird das Wasser mit den<br />

Brühwürfeln aufgesetzt und die Zwiebel geschält<br />

und klein gehackt. Die Champignons werden geputzt,<br />

am Stiel abgeschnitten und in ca. 5 mm<br />

dicke Scheiben geschnitten, die ich gerne nochmal<br />

halbiere.<br />

4. Gelegentlich sollte der Tofu in der Pfanne mal gerührt<br />

werden, ist ja schließlich für dieses Gericht<br />

namensgebend.<br />

5. Die Frühlingszwiebeln werden gewaschen, an den<br />

Enden abgeschnitten, der Länge nach halbiert und<br />

dann in die andere Richtung in ca. 5 Millimeter<br />

breite halbe Ringe geschnitten.<br />

6. Nach etwa 12 Minuten in der Pfanne müsste der Tofu<br />

schon etwas Farbe bekommen haben, nun kommen<br />

die gehackte Zwiebel und die Champignons dazu.<br />

Nach ein paar Minuten unter gelegentlichem Rühren<br />

folgen schon Bohnenkraut, Majoran, Oregano, Kala<br />

Namak, Chili, Knoblauchpulver und Ingwer in die<br />

Pfanne. Rühren, rühren, rühren.<br />

7. Wahrscheinlich kocht die Brühe schon lange. Nun ist<br />

ein guter Zeitpunkt die Nudeln hineinzugeben, die<br />

innerhalb von ca. 6 Minuten unter gelegentlichem<br />

Rühren al dente gekocht werden.<br />

8. Nach 2 der 6 Minuten, die die Nudeln brauchen,<br />

lösche ich den Pfanneninhalt gerne schon mit der<br />

Sojasoße ab und verrühre das Ganze.<br />

9. Apropos rühren: Gelegentliches Rühren der Nudeln<br />

nicht vergessen.<br />

10. Sind die Nudeln al dente, kommen sie mit Hilfe des<br />

Abseihlöffels direkt aus dem Topf in die Pfanne. Es<br />

ist intendiert, dass hierbei auch etwas Gemüsebrühe<br />

mitkommt. Da es mir allerdings meist zu wenig<br />

Brühe in der Pfanne ist, gebe ich gerne noch 4-5<br />

Esslöffel dazu.<br />

11. Auch kommen nun die Frühlingszwiebeln und ein<br />

paar Spritzer Zitronensaft in die Pfanne, deren Inhalt<br />

gut verrührt und sodann abgeschmeckt wird.<br />

Vielleicht noch etwas Sojasoße, Kala Namak oder<br />

Zitrone?<br />

Auf tiefe Teller verteilen und schon kann es losgehen.<br />

Ich mag hierzu gerne einen schönen Sauvignon Blanc<br />

oder eine Scheurebe.<br />

89


Äppler Bomb<br />

Äppler Bomb<br />

Getränk für 2 Personen, ich trinke den Bembel, während ich dies hier niederschreibe,<br />

alleine · Zubereitungszeit: max. 10 Minuten<br />

Das Frankfurter Nationalgetränk ist Apfelwein. Von uns hier liebevoll Äppler genannt.<br />

Man kann ihn pur oder gespritzt, also mit etwas Sprudelwasser, trinken. Eine Unart des Gespritzten, die sich einige<br />

Zeit lang bei Touristen einer gewissen Beliebtheit erfreute, ist der sogenannte Süßgespritzte, hier wird dem guten<br />

Apfelwein Limonade hinzugefügt. In Frankfurt gibt es einige Wirte, die sich weigern, ein solches Verbrechen an<br />

unserer Tradition zu begehen und aufgrund derartiger Wünsche schon potenzielle Gäste des Lokals verwiesen.<br />

In Sachsenhausen, auf der – aus meiner Perspektive – anderen Seite des Mains, soll es Wirte geben, die anbieten,<br />

eine Limo und ein drittes Glas zum Apfelwein zu bringen, was für andere bereits Beihilfe ist. Das Höchste der Gefühle<br />

und ein Entgegenkommen, auf das man sich einlassen sollte, wenn man es denn süß haben muss, ist etwas Apfelsaft<br />

zum Apfelwein zu geben.<br />

Ich hole so weit aus, damit deutlich wird, dass es sich beim Apfelwein um ein politisches, ja fast religiöses Thema<br />

handeln kann. Dies alles vorausgeschickt, erfand ich vor noch gar nicht allzu langer Zeit ein Mixgetränk, das auf<br />

Apfelsaft und Apfelwein basiert. Mit etwas Wodka und einem Ingwershot ergibt es auf Crushed Ice serviert einen<br />

wunderbaren Sommerdrink, der sich hervorragend als Aperitif eignet und – wie der Frankfurter sagt – „direkt in de Kopp<br />

geht“: die Äppler Bomb. Da meine bisherigen Bemühungen, mein liebstes Sommergetränk in Flaschen oder Dosen<br />

auf den Markt zu bringen, noch nicht von Erfolg gekrönt wurden, will ich es Euch wenigstens auf diesem Wege<br />

zugänglich machen.<br />

Zutaten:<br />

· 500 ml naturtrüber Apfelsaft<br />

· 250 ml naturtrüber Apfelwein<br />

· 100 ml Ingwer-Zitronen-Shot<br />

· 60 ml Wodka<br />

· Crushed Ice<br />

utensilien:<br />

Messbecher, Löffel, wenn vorhanden Bembel, zur Not geht<br />

auch jede andere Karaffe, aber ein Bembel wäre schon<br />

viel schöner<br />

Zubereitung:<br />

Zutaten in beliebiger Reihenfolge in den Bembel oder<br />

welches Gefäß Ihr eben benutzt geben, umrühren und<br />

abschmecken. Ist Euch das Ganze nicht süß genug,<br />

gebt Ihr eben noch etwas Apfelsaft hinzu, fehlt Schärfe,<br />

kommen eben noch etwas Wodka und Ingwer-Zitronen-<br />

Shot dazu, fehlt Säure, muss mehr Apfelwein rein. Die<br />

Äppler Bomb sollte schon eine gewisse Intensität haben,<br />

denn nun kommt ja noch Crushed Ice dazu, das<br />

unseren Drink logischerweise verdünnt.<br />

Voilà! L’Chaim from Frankfurt with Love.<br />

91


Exomole (ketogen)<br />

Exomole (ketogen)<br />

Dip für 4-6 Personen · Zubereitungszeit: ca. 25 Minuten plus mindestens 30 Minuten Kühlund<br />

Ziehzeit, das Ganze profitiert auch von mehreren Stunden im Kühlschrank<br />

Wahrscheinlich wisst Ihr längst, dass das Wort Guacamole vom Nahuatl-Wort ahuacamolli stammt und so viel wie<br />

Avocadosoße bedeutet. So seid Ihr Euch auch gewiss des Umstandes gewahr, dass Guacamole sich aus huacatl<br />

[aːˈwakat ͡ ɬ] („Avocado“, wörtlich „Hoden“) und molli [ˈmolːi] („Soße“, wörtlich „Gebräu“) zusammensetzt. Wer so viel<br />

Nahuatl spricht, weiß dann sicher auch, dass Erbse auf Nahuatl „exotl“ heißt. Wenn nun jemand, sagen wir ein Rapper,<br />

der leidenschaftlich gerne kocht, Guacamole machte, bei der er die eigentliche Hauptzutat, nämlich die Avocado,<br />

durch Erbsen ersetzte, würde aus der Avocadosoße logischerweise eine Erbsensoße und hieße dann vielleicht<br />

sowas wie Exomole. Aber das versteht sich ja von selbst. Hier kommt mein Erbsengebräu!<br />

Zutaten:<br />

· 400 g tiefgefrorene Erbsen, ich vertraue auf Gartenerbsen<br />

von iglo<br />

· 125 ml Wasser für die Erbsen<br />

· 140 g luftige Frischkäsealternative, ich vertraue auf<br />

HOPE NATUR<br />

· 250 g Cherrytomaten<br />

· ½ mittelgroße rote Zwiebel<br />

· 3-4 Frühlingszwiebeln<br />

· 1 ordentliche Knoblauchzehe<br />

· 4-5 Esslöffel Zitronensaft, ich vertraue hier auf SICILIA<br />

· 1 Chilischote<br />

· 1 Teelöffel Kala Namak, ich vertraue hier auf Govinda<br />

· 1 Teelöffel Paprikapulver edelsüß, ich vertraue bei<br />

Gewürzen grundsätzlich auf Elli’s<br />

· 40 g frische krause Petersilie<br />

· 2 Esslöffel geiles natives Olivenöl, ich vertraue hier<br />

auf Bio-Zentrale<br />

· Pfeffer und Salz aus der Mühle nach Geschmack<br />

Dazu, mit was Ihr gerne dippt:<br />

· Babykarotten<br />

· Gurkensticks<br />

· Kohlrabisticks<br />

· Radieschen<br />

· geiles Brot oder Cracker<br />

utensilien:<br />

Kochplatte, Schneidebrett, gescheites Messer, Löffel,<br />

kleiner Kochtopf, kleine Schüssel, Pürierstab, Kühlschrank<br />

Zubereitung:<br />

2. Währenddessen Zwiebel und Knoblauchzehe schälen<br />

und klein hacken, Petersilie, Cherrytomaten, Frühlingszwiebeln<br />

und Chilischote waschen. Petersilie von<br />

ihren Stängeln befreien, Chilischote von ihrem Kopf<br />

befreien und beides so klein wie möglich hacken.<br />

Cherrytomaten vierteln oder achteln. Frühlingszwiebeln<br />

an beiden Enden abschneiden, der Länge<br />

nach halbieren und dann in die andere Richtung in<br />

etwa 5 mm breite halbe Ringe schneiden.<br />

3. Sind die Erbsen gar, wird das Wasser abgeschüttet<br />

und die Erbsen kommen mit allen anderen Zutaten<br />

außer den Tomaten, dem Vrischkäse, 1/10 der Petersilie<br />

und den Frühlingszwiebeln in die Schüssel, wo<br />

alles püriert wird.<br />

4. Sodann werden die Tomaten, der Vrischkäse und<br />

die Hälfte der Frühlingszwiebeln mit dem Püree<br />

vermischt und das Ganze geht für mindestens 30<br />

Minuten in den Kühlschrank.<br />

5. Diese Zeit nutze ich gerne, um was immer ich zum<br />

Dippen benutzen möchte vorzubereiten.<br />

6. Ist die Mindestkühlzeit, die gleichzeitig Ziehzeit<br />

war, vergangen, wird das Ganze nochmal verrührt,<br />

abgeschmeckt, gegebenenfalls nachgewürzt und<br />

mit dem Rest Frühlingszwiebel und Petersilie angerichtet.<br />

Happy dipping!<br />

Ich trinke hierzu gerne ein mexikanisches Bier und<br />

möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich die Erbsensoße<br />

auch schon mit Spaghetti gegessen habe, aber<br />

dazu vielleicht mehr im MOSES PELHAM REZEPTBUCH 2.<br />

1. Das Wasser mit einer Prise Salz zum Kochen bringen,<br />

tiefgefrorene Erbsen hinzugeben und unter gelegentlichem<br />

Rühren bei geschlossenem Topf ca. 5<br />

Minuten garen.<br />

119


Gebratener Wasserspinat mit frischem Tofu<br />

Gebratener Wasserspinat<br />

mit frischem Tofu<br />

(ohne Reisnudeln ketogen)<br />

Gericht für 2 Personen · Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten<br />

Ich deutete in diesem Büchlein bereits mehrfach an, dass meine Hood Cuisine etwas mit der asiatischen Küche fremdelt.<br />

Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, wie großartig ich ein Gericht finden muss, um mich meinem Fremdeln zum Trotz<br />

dafür im Asia-Markt der Lächerlichkeit preiszugeben. Das folgende Festmahl ist jedes mitleidige Lächeln wert und<br />

gerade in ketogenen Phasen ein absolutes Go-to-Gericht. Da man allein wegen der namensgebenden Zutat in den<br />

Asia-Markt muss, versuche ich das Ganze gerne insgesamt so authentisch wie mir Laien eben möglich zuzubereiten<br />

und liebe das Ergebnis. Nochmal Shoutout an den jungen Mann in meinem Lieblings-Asia-Markt, der die Geduld<br />

hatte, mir zu erklären, dass helle Sojasoße entgegen meiner Erwartung nicht – na, wer weiß es? Genau! – hell ist.<br />

Der Geschmack dieses Gerichts aus einer fremden wunderbaren Welt entlohnt wirklich für jede Peinlichkeit und<br />

Unsicherheit auf dem Weg dazu. Hmmm, come to umami!<br />

Zutaten:<br />

Für den Wasserspinat:<br />

· 400 g Wasserspinat<br />

· 3 Esslöffel Erdnussöl zum Braten<br />

· ½ mittelgroße rote Zwiebel<br />

· 3 Knoblauchzehen<br />

· 3 frische Chilis aus dem Asia-Markt<br />

· 1 Esslöffel Sojapaste<br />

· 3 Esslöffel helle Sojasoße<br />

Für den Tofu:<br />

· 3 Esslöffel Erdnussöl zum Braten<br />

· ½ mittelgroße rote Zwiebel<br />

· 1 Knoblauchzehe<br />

· 1 frische Chili aus dem Asia-Markt<br />

· 400 g fester, frischer, sogenannter Cotton-Tofu<br />

aus dem Asia-Markt<br />

· 2 Esslöffel helle Sojasoße<br />

Für die Reisnudeln:<br />

· 2 l Gemüsebrühe, ich benutze dafür 4 Gemüsebrühwürfel<br />

von Knorr<br />

· 375 g nicht zu dünne Reisnudeln, also keine<br />

Glas nudeln, ich benutze 3 mm breite von AROY-D<br />

· 1 Esslöffel geiles natives Olivenöl, ich vertraue hier<br />

auf Bio-Zentrale<br />

utensilien:<br />

Kochplatte, Kochtopf, große Pfanne mit Deckel, mittelgroße<br />

Pfanne, Messbecher, Waage, Schneidebrett, gescheites<br />

Messer, Löffel, Kelle, Sieb, Gabel, Küchenrolle<br />

Zubereitung:<br />

1. Den Wasserspinat waschen und putzen, dann die<br />

Blätter von den Stängeln trennen. Die Stängel in<br />

3 bis 4 cm lange Stücke schneiden. Die Blätter grob<br />

hacken.<br />

2. Nun wird das Wasser für die Gemüsebrühe aufgesetzt.<br />

3. Zwiebel und Knoblauch schälen, die Chilis waschen<br />

und alles möglichst klein hacken.<br />

4. Den Tofu in Küchenrolle wickeln und die Flüssigkeit<br />

so gut es eben geht auspressen, ohne den Tofu zu<br />

zerquet schen. Diesen Vorgang wiederholen und danach<br />

den Tofu in 3 Teile schneiden und den Vorgang<br />

erneut wiederholen. Danach den Tofu in zuckerwürfelgroße<br />

Stücke schneiden.<br />

5. Wenn das Wasser kocht, werden die Gemüsebrühwürfel<br />

darin aufgelöst, aber die Nudeln kommen<br />

noch nicht hinein, das passiert erst, wenn der Tofu<br />

fast fertig ist, da die Reisnudeln innerhalb von 6-7<br />

Minuten al dente sind.<br />

6. In beiden Pfannen Erdnussöl erhitzen, in die kleinere<br />

kommen die Tofuwürfel und in die größere die Stängel<br />

des Wasserspinats. Die Pfanne mit dem Wasser spinat<br />

wird mit dem Deckel verschlossen.<br />

7. Beide Pfannen sollten nun unter gelegentlichem<br />

Rühren mindestens 5 Minuten brutzeln. Sodann<br />

kommen in die Pfanne mit dem Wasserspinat die<br />

dafür bestimmte Sojasoße und die Sojapaste.<br />

8. Sind die Stängel fast gar, kommen der für den Wasserspinat<br />

bestimmte Knoblauch, die Zwiebel, die Chilis<br />

und die gehackten Blätter des Wasserspinats hinzu<br />

und alles wird verrührt.<br />

9. Hat der Tofu von allen Seiten etwas Farbe bekommen,<br />

kommen auch in diese Pfanne die hierfür bestimmten<br />

Zwiebel-, Chili- und Knoblauchstückchen.<br />

10. Nun ist ein guter Zeitpunkt, die Nudeln in die Brühe<br />

zu geben und etwas von der Brühe auf den Wasserspinat<br />

zu schütten, der nun auch von der Flamme kann.<br />

11. Nach etwa 2 Minuten unter Rühren wird auch der Tofu<br />

mit der für ihn bestimmten Sojasoße abgelöscht.<br />

12. Nach 6-7 Minuten unter gelegentlichem Rühren sollten<br />

die Nudeln al dente sein. Sind sie das, wird die<br />

Brühe über ein Sieb abgeschüttet und die Nudeln<br />

werden mit dem dafür bestimmten Olivenöl verrührt.<br />

13. Reisnudeln auf tiefe Teller verteilen, erst Wasserspinat,<br />

dann Tofu darüber geben und den kulinarischen<br />

Thailand-Ausflug genießen.<br />

Ich mag hierzu gerne den wunderbaren Grenzgänger-<br />

Sauvignon Blanc von Familie Friedrich Becker.<br />

123


Sauerbraten, meine Schweinchen<br />

Sauerbraten, meine<br />

Schweinchen<br />

Natürlich ist das Ganze nichts, das man mal so spontan auf den Tisch bringen kann, das Vleisch wird 4 Tage<br />

eingelegt und auch der Rotkohl ist viel schmackhafter, wenn er tags zuvor gekocht wurde, aber der Aufwand lohnt<br />

sich für dieses – aus meiner Perspektive – sensationelle Gericht und mir macht es auch Freude, auf etwas hinzuarbeiten.<br />

Ein kleines Projekt sozusagen. Dürfte ich nur ein Gericht aus diesem Büchlein meinem Ich von vor 25 Jahren kochen,<br />

wäre es Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffelklößen. Oder wie ich es vor Liebe und Begeisterung nenne: Sauerbraten,<br />

meine Schweinchen.<br />

(ohne Kartoffelklöße ketogen)<br />

Gericht für 3 Personen · Zubereitungszeit: gute 4 Stunden, allerdings muss das Vleisch 4 Tage eingelegt werden<br />

Wenn man beschließt, sich zu verändern, entscheidet man sich natürlich auch dafür, gewisse Dinge für immer hinter<br />

sich zu lassen. So ging ich, als ich 1999 Vegetarier wurde, davon aus, nie wieder den wunderbaren Sauerbraten meiner<br />

Mutter, der eigentlich der Sauerbraten meiner Oma ist, zu essen. Ein aus meiner Perspektive gutes Geschäft, wenn<br />

man vor Augen hat, was ich dafür bekam, nämlich das Gefühl, endlich das Richtige zu tun.<br />

Allerdings gibt es neben der persönlichen Entwicklung auch eine Entwicklung der Welt um einen herum. Da auch<br />

diese Entwicklung oft genug zum Besseren ist, entdeckte ich Anfang des Jahres 2022 ein Fleischersatzprodukt<br />

namens Juicy Marbles, das so sehr an echtes Fleisch erinnerte, dass ich Hoffnung schöpfte, den traditionellen Sauerbraten<br />

meiner Familie mütterlicherseits doch wieder genießen zu können.<br />

So fragte ich meine liebe Mutter nach dem Rezept, das ihr noch in der Handschrift meiner geliebten Großmutter<br />

vorlag, und tat, was ein Fuchs tun muss.<br />

Zutaten:<br />

Zum Einlegen des Sauerbratens:<br />

· 750 g Juicy Marbles Whole-Cut Loin Tender Plant-<br />

Based Muscle, meiner Vorstellung nach müsste das<br />

Ganze auch mit Redefine Meat gehen, allerdings<br />

kann man das zum Zeitpunkt der Niederschrift als<br />

Endkonsument in Deutschland (noch) nicht kaufen<br />

· 600 ml trockener Rotwein, natürlich fällt meine<br />

Wahl auf <strong>Moses</strong> <strong>Pelham</strong> Rot<br />

· 1 mittelgroße rote Zwiebel<br />

· 2 Lorbeerblätter, ich vertraue bei Gewürzen<br />

grundsätzlich auf Elli’s<br />

· 4 Nelken<br />

· 4 Pfefferkörner<br />

· 8 Wacholderbeeren<br />

· 1 Teelöffel Meersalz<br />

· 4 Knoblauchzehen<br />

· 200 ml Rotweinessig, ich mag es sehr sauer, wer hier<br />

Bedenken hat, fängt vielleicht mal mit der Hälfte an<br />

Für den Rotkohl:<br />

· ½ Rotkohl (so um die 500 g)<br />

· 1 mittelgroße rote Zwiebel<br />

· ¾ saurer Apfel<br />

· 400 ml starke Gemüsebrühe, ich nehme dafür<br />

1 Knorr-Gemüsebrühwürfel, der eigentlich für 500 ml<br />

Wasser gedacht ist<br />

· 100 ml trockener Rotwein<br />

· 50 g Butteralternative, ich bevorzuge Haferblock von<br />

THE VEGAN COW und Rama Sooo BUTTRIG!<br />

· 4 Esslöffel Apfelessig<br />

· 2 Lorbeerblätter<br />

· 3 Nelken<br />

· 2 Wacholderbeeren<br />

· 1 Esslöffel Rohrzucker<br />

· Pfeffer und Meersalz nach Geschmack<br />

Für den Braten:<br />

· 50 g Pflanzenfett zum Braten, ich benutze hier Biskin<br />

im Ziegel<br />

· 300 ml starke Gemüsebrühe, ich nehme dafür<br />

1 Knorr-Gemüsebrühwürfel, der eigentlich für 500 ml<br />

Wasser gedacht ist<br />

· Pfeffer und Meersalz nach Geschmack<br />

· 3 Esslöffel Maisstärke<br />

Für die Kartoffelklöße:<br />

· 750 g Kloßteig, da es den fertig im Supermarkt zu<br />

kaufen gibt, käme ich Faulpelz nie auf die Idee,<br />

ihn selbst zu machen<br />

· 2 Teelöffel Meersalz für 2 ½ l Wasser<br />

utensilien:<br />

Kochplatte, großer Kochtopf, mittelgroßer Kochtopf,<br />

Schneidebrett, gescheites Messer, Löffel, großer Wok,<br />

Sieb, Schneebesen, große Schüssel, Gabel, Gefrierbeutel,<br />

Waage, Messbecher<br />

Zubereitung:<br />

1. Natürlich beginnt die Zubereitung dieses Gerichts<br />

mit dem Einlegen des Sauerbratens. Hierzu schäle<br />

ich die Zwiebel und die Knoblauchzehen und<br />

schneide die Zwiebel in 4 Teile.<br />

2. Sodann gebe ich die Zwiebelviertel und die ganzen<br />

Knoblauchzehen zusammen mit dem Vleisch,<br />

dem Rotwein, den Lorbeerblättern, den Nelken,<br />

den Pfefferkörnern, den Wacholderbeeren, dem<br />

Rotweinessig und dem Meersalz in einen Gefrierbeutel,<br />

sehe zu, dass so wenig Luft wie möglich<br />

darin ist, verschließe das Ding und lege es in den<br />

Kühlschrank, wo das Ganze nun 3-4 Tage ruhen<br />

muss.<br />

3. Der Rotkohl sollte am Tag vor dem Festmahl zubereitet<br />

werden, da er geschmacklich sehr davon<br />

profitiert, einen Tag durchzuziehen.<br />

4. Dazu entferne ich die äußeren Blätter und den<br />

Strunk des Kohls und schneide ihn dann wie einen<br />

Laib Brot in dünne Scheiben, die ich danach nochmal<br />

im selben Abstand in die andere Richtung<br />

schneide.<br />

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Sauerbraten, meine Schweinchen<br />

5. Zwiebel schälen und hacken, Apfel waschen, vierteln,<br />

vom Kern befreien und dann nochmal in 2 Richtungen<br />

schneiden, sodass kleine Stücke entstehen, die nicht<br />

größer als ein Fingernagel sind.<br />

6. Im großen Topf Butteralternative zergehen lassen,<br />

Zwiebel und Apfel hinzugeben und 2-3 Minuten<br />

unter Rühren braten, bis die Zwiebel glasig ist.<br />

7. Schon kommen Rotkohl, die Hälfte des Apfelessigs<br />

und der Rohrzucker hinterher. Rühren, rühren, rühren.<br />

Sieht super aus, oder?<br />

8. Gemüsebrühe, Lorbeerblätter, Nelken, Wacholderbeeren,<br />

etwas Pfeffer und eine gute Prise Meersalz<br />

dazugeben und wieder rühren, rühren, rühren. Hitze<br />

deutlich reduzieren und Deckel auf den Topf geben.<br />

9. Das Ganze jetzt 1 Stunde unter gelegentlichem Rühren<br />

köcheln lassen.<br />

10. Nach der Stunde sollte man mal prüfen, ob der Kohl<br />

durch ist und wie das Ganze überhaupt so schmeckt.<br />

Ich brauche meist mehr Salz und mehr Säure, weshalb<br />

ich jetzt mehr Salz, weitere 2 Esslöffel Apfelessig<br />

und den Rotwein hinzugebe.<br />

11. Auch ist mir zu diesem Zeitpunkt der Kohl in der<br />

R egel noch immer nicht weich genug. Einfach unter<br />

gelegentlichem Rühren weiterkochen lassen, aber<br />

jetzt, wenn man beim Rühren Lorbeerblättern, N elken<br />

oder Wacholderbeeren begegnet, selbige aus dem<br />

Kohl fischen.<br />

12. Bei mir ist der Rotkohl meist nach 80-90 Minuten<br />

dort, wo ich ihn gerne haben möchte. Nochmal abschmecken<br />

und 1 Tag durchziehen lassen.<br />

Ist endlich der Tag des Festmahls gekommen, empfiehlt<br />

es sich, 2 ½-3 Stunden bevor der Braten auf dem Tisch<br />

stehen soll, zurück ans Werk zu gehen.<br />

13. Pflanzenfett zum Braten im heißen Wok zergehen<br />

lassen und das Stück Vleisch und die Zwiebelviertel<br />

ohne die Marinade, in der sie die vergangenen Tage<br />

verbrachten, in den Wok geben und von allen Seiten<br />

scharf anbraten. Bitte nicht die Marinade wegschütten,<br />

die brauchen wir gleich wieder.<br />

14. Da das Vleisch nicht ganz die Beschaffenheit des<br />

tierischen Produkts hat, zerfällt es jetzt gerne entlang<br />

der Fasern, was für mich überhaupt kein Problem<br />

ist. Beim Anbraten von allen Seiten etwas Meersalz<br />

hinzugeben.<br />

15. Hat man das Vleisch von allen Seiten gut angebraten,<br />

was bei mir zwischen 10 und 15 Minuten dauert,<br />

wird es wieder mit der Marinade vereint. Auf die<br />

Marinade kommt nun noch die starke Gemüsebrühe.<br />

16. Hitze reduzieren, Deckel drauf und das Ganze unter<br />

gelegentlichem Rühren 2 Stunden köcheln lassen.<br />

17. Während der 2 Stunden, die der Sauerbraten köchelt,<br />

den Rotkohl in einen mittelgroßen Topf geben, in<br />

dem er zum Ende der Garzeit des Sauerbratens auf<br />

kleiner Flamme erhitzt wird.<br />

18. Etwa 45 Minuten vor Ende der Garzeit des Bratens<br />

empfiehlt es sich, Wasser und Meersalz für die Klöße<br />

aufzustellen und aus dem Kloßteig 8 etwa gleich große<br />

Klöße zu formen. Kocht das Wasser, kommen die Klöße<br />

hinein. Kurz aufkochen und sodann bei reduzierter<br />

Hitze ohne Deckel 20-25 Minuten ziehen lassen.<br />

19. Ist der Braten soweit, geht der gesamte Inhalt des<br />

Woks durch ein Sieb, unter dem die große Schüssel<br />

steht, sodass die Flüssigkeit in der Schüssel und<br />

Vleisch, Zwiebelviertel, Knoblauchzehen, Lorbeerblätter,<br />

Nelken, Pfefferkörner und Wacholderbeeren<br />

im Sieb landen.<br />

20. Die Flüssigkeit in der Schüssel kommt nun zurück in<br />

den Wok, wo sie mit der Maisstärke unter Rühren<br />

mit dem Schneebesen gebunden wird.<br />

21. In der Zeit, die das braucht, ist hoffentlich der Inhalt<br />

des Siebs etwas abgekühlt, da es nun gilt, Vleisch<br />

und Zwiebel einerseits und den Rest, also Knoblauchzehen,<br />

Lorbeerblätter, Nelken, Pfefferkörner<br />

und Wacholderbeeren anderseits, voneinander zu<br />

trennen.<br />

22. Vleisch und Zwiebel kommen zurück zu der Soße in<br />

den Wok und der Rest in den Müll.<br />

23. Da das Vleisch, wie bereits beschrieben, gerne entlang<br />

der Fasern zerfällt, muss man es gar nicht mehr<br />

schneiden, sondern einfach auf Teller verteilen, mit<br />

Rotkohl und Klößen anrichten, Soße drüber und los<br />

geht endlich das Festmahl.<br />

Natürlich trinke ich hierzu den guten <strong>Moses</strong> <strong>Pelham</strong> Rot,<br />

der bereits in der Soße und dem Rotkohl ist.<br />

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