GI 2023 2 De

02.09.2023 Aufrufe

25 Jahre Galapágos-Meeresschutzgebiet Ja, es ist bereits 25 Jahre her, seit am 18. März 1998 das Galápagos-Meeresschutzgebiet (GMR) ins Leben gerufen wurde, um die reichhaltige Meeresfauna um die Galápagos-Inseln nachhaltig zu schützen. Nirgendwo auf der Welt findet man ein Archipel, an dem so unterschiedlich temperierte Meeresströmungen aufeinandertreffen und dadurch einen einzigartigen Lebensraum bilden. So bringt der Panamastrom tropisch warmes Wasser, während der Humboldt- und der Cromwell-Strom aus grosser Tiefe kommen und planktonreiches Wasser führen, das unzähligen, oft nur dort vorkommenden Arten, eine Lebensgrundlage bietet. Damals umfasste das Meeresschutzgebiet 198.000 km 2 und zählte zu den grössten Meeresschutzgebieten der Erde. Inzwischen ist viel passiert. Der Schutz der Meere wird immer dringlicher und viele andere Länder sind dem Beispiel von Galápagos gefolgt. Auf dem Klimagipfel 2021 gaben die Präsidenten von Ecuador, Kolumbien, Panama und Costa Rica bekannt, dass sie gemeinsam ein Meeresschutzgebiet in einer Grösse von über 500.000 km 2 schaffen wollen. Das war ein grosser Schritt. Vor einem Jahr unterzeichnete dann Präsident Guillermo Lasso das Dekret zur Erweiterung des GMR um die 60.000 km 2 grosse «Hermandad». Sie verbindet nun entlang eines unterseeischen Gebirgsrückens das Meeresschutzgebiet um die Insel Coco vor Costa-Rica mit dem GMR. Diese Erweiterung war sehr wichtig, da sich im GMR viele wandernde Meerestierarten wie Haie, Rochen, Wale oder Meeresschildkröten treffen, für die die grossen Fischereiflotten im öffentlichen Hochseegebiet eine grosse Bedrohung darstellen. Claudia Haas, bei deren Besuch in der ecuadorianischen Botschaft in Bern. Aus diesem Grund hat Präsident Guillermo Lasso die Einrichtung einer Schutzzone entlang der gesamten ecuadorianischen Festlandküste angekündigt, die rund 15 km breit ist. In dieser Zone ist nur nachhaltige und traditionelle Fischerei in kleinen Mengen erlaubt. Die Freunde der Galápagos-Inseln zu Besuch bei der ecuadorianischen Botschaft in Bern. (von links) Dominik Ziegler, Botschafterin Deborah Salgado Campaña, Claudia Haas, Señor Édil Sánchez T. Ein grosses Problem ist die Überwachung der Grenzen der riesigen Schutzgebiete und der Einhaltung der Fischfangverbote und -beschränkungen. Jährlich kreuzen an den Grenzen des GMR hunderte von Fangschiffen mit unterschiedlichsten Nationalitäten. Sie fangen grosse Fischschwärme und gefährden damit viele andere Meeresbewohner, wie Meeresschildkröten, Delfine, Rochen, Haie und Walhaie. Viele der Schiffe zielen aber auf die grossen Haifisch-Gruppen ab, deren Flossen nach wie vor sehr begehrt sind. Hier wäre ein vermehrter Einsatz von Unterwasser-Video-Stationen (BRUVs – Baited Remote Underwater Videostations) sinnvoll, um die Wanderwege der bedrohten Tierarten zu überwachen und mit den bestehenden Schutzgebieten zu vergleichen. Auf diese Weise kann die Forschung den Regierungen Hinweise geben, welche Meeresgebiete dringend geschützt werden müssen, um gefährdete wandernde Meeresbewohner langfristig zu schützen. Bildquelle: https://ml.globenewswire.com/Resource/Download/f14b9060-8bf9-4c8b-81e7-4711cdbe2606 (WildAid) Doch es gibt noch viel zu tun, wenn wir bis 2030 das 30/30-Ziel, d.h. 30 % der Ozeane zu schützen, erreichen wollen. Dies erklärte die ecuadorianische Botschafterin Deborah Salgado Campaña unserem Vorstand Dominik Ziegler und der Geschäftsführerin Aber auch die Verschmutzung des Meeres durch Plastik und klimatische Veränderungen, ist eine grosse Herausforderung für das GMR. Forscherinnen und Forscher stellen immer öfter fest, dass Seevögel wie der flugunfähige Kormoran vermehrt Plastikmüll in ihre Nester einbauen, was dazu führt, dass Jungvögel kleine Plastikteile verschlucken und daran sterben. Doch auch die Mangroven an den Küsten der Galápagos-Inseln leiden unter dem Plastikmüll im Ozean, der sie buchstäblich zu ersticken droht. 8 Galápagos Intern

Diese Ökosysteme sind jedoch wichtige Kinderstuben für die bedrohten Bogenstirn-Hammerhaie und Gefleckte Adlerrochen. Durch die Bestimmung und Überwachung des Plastikmülls durch die Einwohner des Archipels, erhält die Galápagos-Nationalparkbehörde wichtige Hinweise, welche Gebiete regelmässig gesäubert werden müssen. Die Botschafterin war sehr dankbar zu hören, dass unser Verein derartige Projekte bereits seit langer Zeit aktiv unterstützt und sich auch weiterhin für Forschungsprojekte, die den Schutz der Meeresbewohner betreffen, einsetzen wird. Erfreulich war auch, dass die Credit Suisse (CS) im Mai dieses Jahres einem Dept-for-Nature Swap zugestimmt hat. Diese neuere Art der Umschuldung könnte ein guter Weg sein, um sicherzustellen, dass in Ländern, denen solche Swaps gewährt werden, mehr Geld in den Naturschutz investiert wird. Der Rückkauf der Bonds durch die CS bewirkt, dass die Rückzahlungsverpflichtungen der ecuadorianischen Regierung um zirka 17 Mio. US$ pro Jahr sinken. Im Gegenzug hat sich die ecuadorianische Regierung verpflichtet in den nächsten 20 Jahren pro Jahr rund 18 Mio. US$ in den Naturschutz zu investieren. Mit diesen Geldern könnte beim Schutz des GMR eine Menge bewegt werden. Hoffen wir also, dass dieses Konzept wirklich in die Tat umgesetzt wird. Bogenstirn-Hammerhai, © Jordi Chias, CDF Mit Plastik verschmutzter Strand von Galápagos, © Juan Pablo Muñoz, CDF Wie geht es den Galápagos-Riesenschildkröten? Dr. Steven Blake von der Universität in St. Louis (USA), hat in Zusammenarbeit mit dem Max Planck Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell, das Giant Tortoise Movement Ecology Programme (GTMEP) ins Leben gerufen. Das Projekt hat zum Ziel die Wanderung der Riesenschildkröten zu erforschen. Seit vielen Jahren wird es von unserem Verein unterstützt. Die Ziele zum besseren Schutz dieser endemischen und damit nur auf dem Galápagos-Archipel vorkommenden Schildkröten sind: • Es soll festgestellt werden, inwieweit das natürliche Verhalten der Schildkröten von den Veränderungen des Lebensraums der Tiere durch den Menschen, beeinflusst wird. Sowohl erwachsene als auch junge Schildkröten werden dazu mit GPS-Sendern versehen, die es den Forschern und Rangern ermöglichen, die Bewegungen der Tiere nachzuvollziehen. Da aber nicht alle Schildkröten wandern, möchten die Forscher wissen, ob die Wanderung den Tieren einen besseren Fortpflanzungserfolg bringt. Dazu wurde bei 20 freilebenden weiblichen Schildkröten auf Santa Cruz erstmals eine Röntgenaufnahme im Gelände gemacht. So konnten die Forscher die Anzahl der Eier und die Gelege pro Weibchen zählen. Diese Untersuchungen sollen zukünftig jährlich erfolgen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die wandernden Weibchen mehr Eier legen und mehr Gelege produzieren. Das zeigt den Forschern, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über die Bedürfnisse der Tiere aufzuklären und der Galápagos-Nationalparkbehörde Handlungsempfehlungen zu geben, um die Wanderrouten der Schildkröten langfristig zu schützen. Anhand der Bewegungsdaten der jungen Schildkröten habe die Forscher erstmals die Möglichkeit, Riesenschildkröten über deren ganzes Leben hinweg zu verfolgen und die Überlebensraten zu erheben. • Weiterhin soll festgestellt werden, wie die, durch das Zusammenleben mit dem Menschen verursachten, bei den Schildkröten festgestellten antibiotikaresistenten Bakterien und neu aufgetretenen Viren transportiert werden. Dazu soll der allgemeine gesundheitliche Status der Galápagos-Riesenschildkröten bestimmt werden. Galápagos Intern 9

25 Jahre Galapágos-Meeresschutzgebiet<br />

Ja, es ist bereits 25 Jahre her, seit am 18. März 1998<br />

das Galápagos-Meeresschutzgebiet (GMR) ins Leben<br />

gerufen wurde, um die reichhaltige Meeresfauna<br />

um die Galápagos-Inseln nachhaltig zu schützen.<br />

Nirgendwo auf der Welt findet man ein Archipel,<br />

an dem so unterschiedlich temperierte Meeresströmungen<br />

aufeinandertreffen und dadurch einen<br />

einzigartigen Lebensraum bilden. So bringt der<br />

Panamastrom tropisch warmes Wasser, während<br />

der Humboldt- und der Cromwell-Strom aus grosser<br />

Tiefe kommen und planktonreiches Wasser führen,<br />

das unzähligen, oft nur dort vorkommenden Arten,<br />

eine Lebensgrundlage bietet.<br />

Damals umfasste das Meeresschutzgebiet<br />

198.000 km 2 und zählte zu den grössten Meeresschutzgebieten<br />

der Erde. Inzwischen ist viel passiert.<br />

<strong>De</strong>r Schutz der Meere wird immer dringlicher und<br />

viele andere Länder sind dem Beispiel von Galápagos<br />

gefolgt.<br />

Auf dem Klimagipfel 2021 gaben die Präsidenten<br />

von Ecuador, Kolumbien, Panama und Costa Rica<br />

bekannt, dass sie gemeinsam ein Meeresschutzgebiet<br />

in einer Grösse von über 500.000 km 2 schaffen<br />

wollen. Das war ein grosser Schritt. Vor einem Jahr<br />

unterzeichnete dann Präsident Guillermo Lasso das<br />

<strong>De</strong>kret zur Erweiterung des GMR um die 60.000 km 2<br />

grosse «Hermandad». Sie verbindet nun entlang<br />

eines unterseeischen Gebirgsrückens das Meeresschutzgebiet<br />

um die Insel Coco vor Costa-Rica mit<br />

dem GMR.<br />

Diese Erweiterung war sehr wichtig, da sich im<br />

GMR viele wandernde Meerestierarten wie Haie,<br />

Rochen, Wale oder Meeresschildkröten treffen,<br />

für die die grossen Fischereiflotten im öffentlichen<br />

Hochseegebiet eine grosse Bedrohung darstellen.<br />

Claudia Haas, bei deren Besuch in der ecuadorianischen<br />

Botschaft in Bern. Aus diesem Grund hat<br />

Präsident Guillermo Lasso die Einrichtung einer<br />

Schutzzone entlang der gesamten ecuadorianischen<br />

Festlandküste angekündigt, die rund 15 km breit ist.<br />

In dieser Zone ist nur nachhaltige und traditionelle<br />

Fischerei in kleinen Mengen erlaubt.<br />

Die Freunde der Galápagos-Inseln zu Besuch bei der ecuadorianischen<br />

Botschaft in Bern. (von links) Dominik Ziegler,<br />

Botschafterin <strong>De</strong>borah Salgado Campaña, Claudia Haas, Señor<br />

Édil Sánchez T.<br />

Ein grosses Problem ist die Überwachung der Grenzen<br />

der riesigen Schutzgebiete und der Einhaltung<br />

der Fischfangverbote und -beschränkungen. Jährlich<br />

kreuzen an den Grenzen des GMR hunderte von<br />

Fangschiffen mit unterschiedlichsten Nationalitäten.<br />

Sie fangen grosse Fischschwärme und gefährden<br />

damit viele andere Meeresbewohner, wie Meeresschildkröten,<br />

<strong>De</strong>lfine, Rochen, Haie und Walhaie.<br />

Viele der Schiffe zielen aber auf die grossen Haifisch-Gruppen<br />

ab, deren Flossen nach wie vor sehr<br />

begehrt sind. Hier wäre ein vermehrter Einsatz von<br />

Unterwasser-Video-Stationen (BRUVs – Baited Remote<br />

Underwater Videostations) sinnvoll, um die<br />

Wanderwege der bedrohten Tierarten zu überwachen<br />

und mit den bestehenden Schutzgebieten zu<br />

vergleichen. Auf diese Weise kann die Forschung<br />

den Regierungen Hinweise geben, welche Meeresgebiete<br />

dringend geschützt werden müssen, um<br />

gefährdete wandernde Meeresbewohner langfristig<br />

zu schützen.<br />

Bildquelle: https://ml.globenewswire.com/Resource/Download/f14b9060-8bf9-4c8b-81e7-4711cdbe2606<br />

(WildAid)<br />

Doch es gibt noch viel zu tun, wenn wir bis 2030<br />

das 30/30-Ziel, d.h. 30 % der Ozeane zu schützen,<br />

erreichen wollen. Dies erklärte die ecuadorianische<br />

Botschafterin <strong>De</strong>borah Salgado Campaña unserem<br />

Vorstand Dominik Ziegler und der Geschäftsführerin<br />

Aber auch die Verschmutzung des Meeres durch<br />

Plastik und klimatische Veränderungen, ist eine<br />

grosse Herausforderung für das GMR. Forscherinnen<br />

und Forscher stellen immer öfter fest, dass Seevögel<br />

wie der flugunfähige Kormoran vermehrt Plastikmüll<br />

in ihre Nester einbauen, was dazu führt, dass<br />

Jungvögel kleine Plastikteile verschlucken und daran<br />

sterben. Doch auch die Mangroven an den Küsten<br />

der Galápagos-Inseln leiden unter dem Plastikmüll<br />

im Ozean, der sie buchstäblich zu ersticken droht.<br />

8 Galápagos Intern

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