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GI 2023 2 De

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Herbst <strong>2023</strong><br />

N TERN<br />

Galápagos <strong>De</strong>ep <strong>2023</strong> Expedition<br />

Drohnen zum Schutz der Meeresschildkröten<br />

auf Galápagos<br />

Wie geht es den Galápagos-Riesenschildkröten?<br />

Information<br />

der Freunde<br />

der Galápagos<br />

Inseln (Schweiz)


Editorial<br />

Das neuste Galápagos Intern hat einen starken<br />

maritimen Schwerpunkt. Dafür gibt es gleich zwei<br />

Gründe: Erstens der 25. Jahrestag des Galápagos-<br />

Meeresschutzgebiets und zweitens die Ankündigung<br />

des ecuadorianischen Präsidenten, Guillermo<br />

Lasso, ein acht nautische Meilen (14,8 km) breites<br />

Schutzgebiet entlang der ecuadorianischen Küste<br />

einzurichten, in dem der kommerzielle Fischfang<br />

verboten wird.<br />

Passend dazu machte die internationale Galápagos<br />

<strong>De</strong>ep Expedition <strong>2023</strong> mit ihrem U-Boot Alvin eine<br />

aufsehenerregende Entdeckung im Galápagos-<br />

Meeresschutzgebiet. In ca. 600 m Tiefe fanden sie<br />

im Zentrum des Archipels bisher unbekannte und<br />

unversehrte Korallenriffe mit einer unglaublichen<br />

Vielfalt an Lebewesen. Wir sind sehr gespannt auf<br />

die wissenschaftlichen Auswertungen dieser Entdeckung<br />

und die weiteren Erkenntnisse dieser grossen<br />

Expedition im Galápagos-Meeresschutzgebiet.<br />

Somit liegt es auf der Hand, dass wir auch unseren<br />

Spendenaufruf diesen Herbst den Meeren widmen.<br />

Diesmal mit einer Kampagne zum Schutz der<br />

Grünen Meeresschildkröten, die an den Stränden<br />

des Archipels brüten. Wir hoffen, dass diese Ausgabe<br />

des Galápagos Intern Sie dazu ermutigt, diese<br />

Kampagne zu unterstützen und so den Grundstein<br />

für eine sichere Zukunft der Grünen Meeresschildkröten<br />

zu legen.<br />

Im Weiteren berichten wir in dieser Ausgabe über<br />

erste Erfolge bei dem von uns unterstützten Barcoding-Projekt,<br />

dessen Ziel es ist, eine DNA-Bibliothek<br />

aller Lebewesen auf den Galápagos-Inseln zu<br />

erstellen. Trotz pandemiebedingter Rückschläge<br />

wurden bereits über 1‘500 Proben genommen und<br />

katalogisiert.<br />

Zu guter Letzt freuen wir uns sehr, Ihnen nun endlich<br />

den vor der Pandemie angekündigten Film<br />

«GALAPAGOS - Hope for the future» von Ewert van<br />

den Bos, am 3. November in Zürich präsentieren zu<br />

können (siehe beiliegende Einladung). Hier haben<br />

Sie die einmalige Gelegenheit Ihnen bekannte<br />

Forscher wie Dr. Stephen Blake (den Leiter des Galápagos<br />

Tortoise Movement Ecology Programms),<br />

Dr. Heinke Jäger, Dr. Francesca Cunninghame und<br />

viele andere, bei ihrer wertvollen Arbeit auf dem<br />

Archipel zu erleben.<br />

Inhaltsübersicht<br />

3 Galápagos <strong>De</strong>ep <strong>2023</strong> Expedition<br />

4 Meeresplastik - eine grosse Herausforderung<br />

5 Auch Galápagos-Seelöwen sind bedroht<br />

6 Drohnen zum Schutz der Meeresschildkröten<br />

auf Galápagos<br />

8 25 Jahre Galápagos-Meeresschutzgebiet<br />

9 Wie geht es den Galápagos-Riesenschildkröten?<br />

10 Das Barcoding-Galápagos-Projekt<br />

kommt voran<br />

12 Erste Erkenntnisse bei den Spechtfinken<br />

auf Pinzon<br />

12 Galápagos News<br />

Impressum:<br />

Freunde der Galápagos Inseln (Schweiz)<br />

c/o Zoo Zürich AG, Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich<br />

Telefon: 044 254 26 70<br />

E-Mail: freunde.galapagos@zoo.ch<br />

Homepage: www.galapagos-ch.org<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />

Lukas Keller, Claudia Haas, Veronika Huebl, Doris Hölling,<br />

Marianne Egli, Karin Ramp. Gedruckt auf FSCzertifiziertem<br />

Papier.<br />

Die nächste Ausgabe des<br />

Galápagos Intern<br />

erscheint im Frühling 2024<br />

Follow us also on Social Media<br />

freundegalapagos<br />

friendsofgalapagos<br />

Ich hoffe, viele von Ihnen schon bald an unserem<br />

Filmabend zu sehen.<br />

Mit meinen besten Wünschen<br />

Titelbild<br />

Dr. Lukas Keller, Präsident<br />

Galápagos-Riesenschildkröte,<br />

© Amy<br />

MacLeod<br />

2 Galápagos Intern


Galápagos <strong>De</strong>ep <strong>2023</strong> Expedition<br />

Das Frühjahr dieses Jahres war in mehrerlei Hinsicht<br />

ein sehr erfolgreicher Abschnitt für den<br />

Meeresschutz: Im März <strong>2023</strong> verkündete der ecuadorianische<br />

Staatspräsident Guillermo Lasso die<br />

Einrichtung einer Schutzzone mit dem Fokus,<br />

nicht nur die in diesem Gebiet lebenden Meerestiere<br />

wie Buckelwale, Mantas, Rochen, Haie und<br />

vier der weltweit sieben Arten von Meeresschildkröten<br />

zu schützen, sondern auch die wichtigen<br />

Ökosysteme der Mangroven, Riffe, Korallen, unterseeischen<br />

Bergrücken, Inseln und Inselchen sowie<br />

unterseeischer Canyons zu erhalten.<br />

Wenig später, Ende März <strong>2023</strong>, startete die vierwöchige<br />

Expedition „Galápagos <strong>De</strong>ep <strong>2023</strong>“ mit<br />

22 Forschenden und dem Ziel, die Biodiversität<br />

und Geologie in der Tiefsee rund um Galápagos<br />

besser kennenzulernen. Mit von der Partie: Alvin,<br />

das Tiefsee-U-Boot (DSV-2), das 1986 bereits das<br />

Wrack der Titanic erkundet hatte. Alvin bietet Platz<br />

für drei Personen an Bord, kann bis zu 6500 Meter<br />

tief tauchen und hat zwei Greifarme, die höchst<br />

präzise und schonend Proben einsammeln können,<br />

sowie ein hochauflösendes Foto- und Videobildgebungssystem.<br />

Es gibt noch unbekannte Arten<br />

So konnte der Meeresboden des gesamten Archipels<br />

bis in die Tiefen genauer kartiert werden.<br />

Auch konnten zahlreiche Proben von fossilen Korallen<br />

genommen werden, die einen Blick in die<br />

erdgeschichtliche Vergangenheit ermöglichen.<br />

Weitere Proben von lebenden Organismen ergaben<br />

bei ihrer genetischen Auswertung mindestens<br />

32 neue Arten für Galápagos.<br />

Ein bemerkenswerter Fund war eine grosse Ansammlung<br />

von Kelp-Algen. Sie ist mit einer Länge<br />

von etwa einem Meter die grösste Alge im gesamten<br />

ecuadorianischen Meeresraum und eine<br />

Pflanze, die eigentlich nicht in den Tropen anzutreffen<br />

ist und nur wegen Kaltwasserströmen wie<br />

Seeigel auf einer lebenden Koralle (links) und im Hintergrund<br />

eine fossile Koralle, die die Grundlage des lebenden Riffs bildet.<br />

Bild mit freundlicher Genehmigung von Robinson (U.<br />

Bristol), D. Fornari (WHOI), M. Taylor (U. Essex), D. Wanless<br />

(Boise State U.) NSF/NERC/HOV Alvin/WHOI MISO Facility,<br />

<strong>2023</strong>, © Woods Hole Oceanographic Institution<br />

dem Humboldt-Strom hier existieren kann. Kelp<br />

ist gerade in der mesophotischen Zone, bis zu der<br />

nur mehr wenig Tageslicht vordringt, ein wichtiger<br />

Lebensraum für Schlüsselarten, die für gesamte<br />

Populationen überlebenswichtig sind. Nach<br />

der heftigen El-Niño-Saison 1982-83 war Kelp nur<br />

mehr vor den Westküsten von Isabela und Fernandina<br />

zu finden und galt im übrigen Archipel als<br />

ausgestorben. Nun stellte sich heraus, dass fussballfeldgrosse<br />

Kelpwälder in geringen Tiefen von<br />

etwa 100 Metern zwischen Santa Cruz, Isabela<br />

und Floreana bestehen. Sie unterscheiden sich<br />

von dem Kelp im Westen des Archipels (Eisenia<br />

galapagensis) und stellen vermutlich eine eigene<br />

Unterart dar.<br />

Salome Buglass von der Charles Darwin Foundation (links)<br />

und Dr. Sylvia Earle mit ihren Seetangproben an Bord der<br />

Mission Blue Galápagos Islands Hope Spot Expedition 2019.<br />

Bild mit freundlicher Genehmigung von Amanda Townsel,<br />

Mission Blue<br />

Grossartige Entdeckungen<br />

Über höchst erfolgreiche Tauchgänge zu Kartierung<br />

und Probenentnahme hinaus gelang dieser<br />

Expedition eine einzigartige Entdeckung: Zwischen<br />

den Inseln Santa Cruz und San Cristóbal, in<br />

einer Tiefe von 400 bis 600 Metern, fanden die Forschenden<br />

am Kamm eines versunkenen, bis dato<br />

nicht kartierten Vulkans ein weitgehend unberührtes,<br />

intaktes und von Leben erfülltes Korallenriff.<br />

Es erstreckt sich über mehrere Kilometer und<br />

besteht – neben zahlreichen weiteren Meeresbewohnern<br />

– aus erstaunlichen 50 bis 60 Prozent<br />

lebenden Korallen. Als normal gilt bei Korallenriffen<br />

in der Tiefsee ein Anteil von zehn bis maximal<br />

20 Prozent lebender Korallen. Kaltwasserkorallen<br />

gehören zu den ältesten lebenden Organismen,<br />

die wir kennen. Sie sind unglaubliche 2500 bis<br />

3000 Jahre alt. <strong>De</strong>n Korallen in dieser Tiefe steht<br />

kein Tageslicht mehr zur Verfügung. Sie leben vom<br />

„marine snow“, ein kontinuierlicher Partikelregen,<br />

Galápagos Intern<br />

3


mit dem grosse Mengen an Kohlenstoff aus den<br />

oberflächlichen Schichten in die Tiefe gelangen.<br />

Das gesammelte umfangreiche Bild- und Probenmaterial<br />

wird derzeit im <strong>De</strong>tail ausgewertet und<br />

verspricht eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen<br />

über Tiefseeboden, Klimawandel und Umweltschutz.<br />

Unter folgendem Link finden Sie ein spannendes<br />

Webinar der Charles Darwin Station zu diesem<br />

Thema. https://youtu.be/zcv85IH25-k<br />

Veronika Huebl<br />

Uraltes lebendes Tiefseekorallenriff (Gemischte Madrepora<br />

sp. und <strong>De</strong>ndrophyllia sp. Kaltwasserkorallen) Gerüst in<br />

400-500 m Tiefe. Bild mit freundlicher Genehmigung von L.<br />

Robinson (U. Bristol), D. Fornari (WHOI), M. Taylor (U. Essex),<br />

D. Wanless (Boise State U.) NSF/NERC/HOV Alvin/WHOI MISO<br />

Facility, <strong>2023</strong>, © Woods Hole Oceanographic Institution<br />

Meeresplastik - eine grosse Herausforderung<br />

Die Galápagos-Inseln zählen zu den am besten erhaltenen<br />

Naturschutzgebieten weltweit und gerade<br />

deshalb ist der Einfluss durch die Plastikverschmutzung<br />

der Meere hier besonders verheerend.<br />

In den letzten 5 Jahren wurde an den Stränden des<br />

Archipels mehr als 80 Tonnen an Plastikmüll angeschwemmt<br />

und beseitigt. Viele Ranger des Galápagos-Nationalparks,<br />

aber auch Freiwillige helfen hier<br />

tagtäglich mit. Die Analyse des angeschwemmten<br />

Mülls zeigt, dass über 80 % des Plastiks nicht von den<br />

Galápagos-Inseln oder aus dem Meeresschutzgebiet<br />

stammt. Mithilfe von ozeanografischen Simulationen<br />

lässt sich aufzeigen, dass ein grosser Teil von den<br />

Küsten des Festlands von Ecuador und Peru, durch<br />

Wind und Meeresströmungen dorthin getragen wird.<br />

Aber auch die grossen Fischereiflotten im Ostpazifik<br />

hinterlassen ihren Müll im Meer.<br />

Ursachen<br />

Um grosse Schwarmfische zu fangen, werden oft<br />

Lockbojen oder Fischsammler (FAD – Fish Agregating<br />

<strong>De</strong>vices) eingesetzt, die entweder am Meeresboden<br />

verankert sind oder frei im Meer schwimmen und<br />

über Satelliten geortet werden können. Diese FADs<br />

bestehen aus einem Schwimmkörper, unter dem mit<br />

Sensoren bestückte Netze oder Seile, die bis zu 20 m<br />

in die Tiefe hängen, befestigt sind. Nähert sich dieser<br />

Konstruktion ein Fischschwarm, so senden Sensoren<br />

die Daten per GPS an die Fangschiffe, die dann mit<br />

grossen, ringförmigen Netzen die Tiere fangen. Diese<br />

in Asien bevorzugte Fangmethode wird für zirka 40 %<br />

des Thunfischfangs genutzt.<br />

Unglaublicherweise wird allerdings nur ein kleiner<br />

Prozentsatz dieser Lockbojen wieder eingeholt oder<br />

entsorgt. Man schätzt, dass nur 15 % dieser Fischsammler<br />

geborgen werden und allein im Zentralpazifik<br />

bis zu 40‘000 dieser FADs schwimmen. Ebenso wie<br />

verloren gegangene Fischereinetze und Leinen, die<br />

als sogenannte «Geisternetze» weltweit zu finden<br />

Junge Robbe in Plastiktüte verwickelt, © Juan Pablo Muñoz, CDF<br />

sind, treiben die Lockbojen als Plastikmüll im Meer<br />

und stellen Todesfallen für die Meeresbewohner dar.<br />

Insbesondere <strong>De</strong>lphine, Meeresschildkröten und Haie<br />

verfangen sich darin und sterben jämmerlich, da sie<br />

nicht atmen können.<br />

Folgen<br />

In den letzten Jahren wurden über 35 verschiedene<br />

Tierarten an Land und im Meer Opfer des Plastikmülls.<br />

Wissenschaftler haben Seevogelnester gefunden,<br />

in denen grosse Mengen von Plastik zum Nestbau<br />

genutzt wurden. Das ist besonders gefährlich, da die<br />

Jungvögel sich in dem Nistmaterial verfangen können,<br />

daran ersticken oder das bunte Plastik für essbar<br />

halten und dann versterben. Seelöwen, Meerechsen<br />

und andere Tiere verfangen sich in Plastiktüten, die<br />

dann ihre Gliedmassen abschnüren oder die Tiere<br />

strangulieren.<br />

Speziell für endemische Arten ist das verheerend –<br />

nicht nur für Meerechsen oder die Galápagos-Albatrosse,<br />

sondern auch für die Galápagos-Riesenschildkröten<br />

an Land, denn auch sie halten Plastik oftmals für essbar.<br />

Erfreulicherweise gibt es auf dem Archipel seit 2019<br />

ein Verbot für die Nutzung von Einwegplastik. Die<br />

Bevölkerung der Inseln entwickelt ein immer grösser<br />

werdendes Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, auf<br />

4 Galápagos Intern


solches Plastik zu verzichten, insbesondere da mehr<br />

als 60 % des angespülten Meeresplastiks aus Einwegverpackungen<br />

stammt. Erschreckend ist auch, dass<br />

an einzelnen Stränden des Archipels mehr als 2‘500<br />

Mikroplastikpartikel pro Quadratmeter gefunden<br />

wurden. Diese Plastikpartikel führen dazu, dass sich<br />

die Farbe des Sandes verändert und dunkler wird,<br />

wodurch sich der Sand schneller erhitzt, was wiederum<br />

zu klimatischen Veränderungen führt.<br />

Damit wird offensichtlich, dass für die Galápagos-<br />

Inseln das Meeresplastik nicht nur eine Bedrohung<br />

der einzigartigen Tierwelt des Archipels bedeutet,<br />

es stellt auch ein Risiko für das ganze Ökosystem dar.<br />

Im Plastik enthaltene Schadstoffe werden freigesetzt<br />

und bedeuten eine zusätzliche Herausforderung bei<br />

der Entsorgung des angeschwemmten Mülls – ganz<br />

abgesehen davon, dass er nicht von den Inseln stammt,<br />

aber dort entsorgt werden muss.<br />

Grundsätzlich ist Plastik ein Problem, welches uns alle<br />

angeht und das sich nicht einfach lösen lässt. Doch<br />

Seelöwe mit Plastikring um den Hals, © Andrew Donelly, GCT<br />

wenn wir gemeinsam dazu beitragen, weniger Plastik<br />

zu nutzen und nach ökologisch besseren Alternativen<br />

suchen, ist dies ein wichtiger erster Schritt, die Zukunft<br />

der Meere und deren Bewohner zu sichern.<br />

Auch Galápagos-Seelöwen sind bedroht<br />

Sie erinnern sich bestimmt an die frechen Galápagos-<br />

Seelöwen (Zalophus wollebaeki), die an den Uferpromenaden<br />

der Städte von Galápagos um Sitzplätze<br />

kämpfen oder auf dem Markt in Puerto Ayora warten,<br />

um von den Fischhändlern einen Leckerbissen<br />

zu ergattern. Aber wahrscheinlich ist Ihnen nicht<br />

bekannt, dass auch diese endemischen, also nur auf<br />

den Galápagos vorkommenden Tiere bedroht sind.<br />

Obwohl die Galápagos-Seelöwen und -Seebären nach<br />

wie vor auf den Inseln verbreitet sind, haben sich ihre<br />

Populationen in den letzten vier Jahrzehnten um<br />

die Hälfte reduziert. Daher werden die Galápagos-<br />

Seelöwen und -Seebären auf der Roten Liste der<br />

bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN)<br />

als stark gefährdet geführt. Es wird vermutet, dass<br />

sich durch Umweltverschmutzung und veränderte<br />

Meeresströmungen das Nahrungsangebot um den<br />

Galápagos-Archipel verringert und dies zum Rückgang<br />

der Tierbestände führt.<br />

Im Jahr 2022 wurde daher eine Studie zur Einschätzung<br />

der Bedrohung von Seelöwen und Seebären auf<br />

Galápagos durchgeführt.<br />

Seelöwe auf einem Landungssteg der Insel Española, © Paquita<br />

Hoeck<br />

Hierzu wurden auf den Inseln Santa Fé, Floreana,<br />

Española und San Cristóbal, an deren Stränden sich<br />

ein Grossteil der Galápagos-Seelöwen aufhalten, Proben<br />

von Seelöwenkot gesammelt. Anhand der darin<br />

enthaltenen DNA konnten die Fischarten identifiziert<br />

werden, die von den Tieren gefressen wurden. So wurde<br />

festgestellt, ob und wie sich die Fressgewohnheiten<br />

der Tiere während der unterschiedlichen Jahreszeiten<br />

verändern.<br />

Man wollte herausfinden, inwieweit der Klimawandel<br />

die Tiere beeinflusst, denn eine Auswirkung des<br />

Klimawandels sind häufigere und intensivere El-Niño-<br />

Ereignisse, während derer die Meerestemperaturen<br />

ansteigen. Das wärmere Wasser führt dazu, dass der<br />

Artenreichtum im Ozean abnimmt, und könnte zur<br />

Folge haben, dass die Nahrung für Seelöwen und<br />

Seebären knapper wird.<br />

Erfreuliche Erkenntnisse<br />

Die Forscher stellen jedoch fest, dass Seelöwen und<br />

Seebären eine große Vielfalt an Beutetieren fressen,<br />

darunter waren auch viele Tiefseefische sowie Haie<br />

und Rochen. Ein solch vielseitiger Speiseplan könnte<br />

den Tieren helfen, mit den durch die Erwärmung der<br />

Ozeane verursachten Veränderungen des Nahrungsangebots<br />

zurecht zu kommen.<br />

Im November des letzten Jahres begann eine Expedition<br />

mit dem Ziel, umfassendere Erkenntnisse über<br />

die Entwicklung in den Populationen zu erhalten, um<br />

so besser einschätzen zu können, wie potenzielle<br />

langfristige Auswirkungen des Klimawandels auf diese<br />

charismatischen Tiere verhindert werden können,<br />

damit die Seelöwen und Seebären auch weiterhin<br />

ein vertrautes Bild auf den Galápagos-Inseln bleiben.<br />

Galápagos Intern<br />

5


Drohnen zum Schutz der Meeresschildkröten auf Galápagos<br />

Nicht nur die für den Archipel legendären Galápagos-Riesenschildkröten<br />

sind vom Aussterben bedroht,<br />

auch ihre Verwandten, die Meeresschildkröten,<br />

sind gemäss der Weltnaturschutzunion (IUCN)<br />

bedroht.<br />

Auf den Galápagos-Inseln sieht man am häufigsten<br />

die Pazifische Grüne Meeresschildkröte (Chelonia<br />

mydas). Diese Meeresschildkrötenart ist laut<br />

IUCN mit sinkenden Populationszahlen sogar vom<br />

Aussterben bedroht. Sie ist die einzige Meeresschildkrötenart,<br />

die auf den Galápagos-Inseln auch<br />

brütet.<br />

Die im Galápagos-Meeresschutzgebiet sehr häufig<br />

anzutreffenden Tiere haben oftmals einen dunkleren<br />

Panzer, der etwas höher gewölbt ist. Auch ihre<br />

Extremitäten sind dunkler gefärbt als die der meisten<br />

Pazifischen Grünen Meeresschildkröten. Daher<br />

wurden diese Tiere zeitweilig als eine eigene Art,<br />

die Schwarze Meeresschildkröte (Chelonia agazsizii)<br />

betrachtet, was aber inzwischen umstritten ist. Es<br />

wird davon ausgegangen, dass diese Tiere eine<br />

Unterart (Chelonia mydas agassizii) der Pazifischen<br />

Grünen Meeresschildkröte bilden.<br />

Die Grüne Meeresschildkröte wird auch Suppenschildkröte<br />

genannt, was einen klaren Hinweis auf<br />

ihre frühere, bevorzugte Verwendung durch den<br />

Menschen gibt. Seit 1988 ist allerdings der Handel<br />

mit Eiern, Fleisch und lebenden oder toten Grünen<br />

Meeresschildkröten gemäss des Washingtoner<br />

Artenschutzübereinkommens (CITES) verboten.<br />

Entgegen der allgemeinen Annahme bezieht sich<br />

der Name Grüne Meeresschildkröte nicht auf die<br />

braun bis olivgrüne Farbe Ihres Panzers, sondern<br />

auf die Farbe ihres Körperfetts. <strong>De</strong>nn die erwachsenen<br />

Grünen Meeresschildkröten sind reine Pflanzenfresser<br />

und ernähren sich von Seegräsern, Algen<br />

oder Blättern von Meersalat, die sie mit ihren<br />

gezackten Kiefern abreissen und kauen können.<br />

Nur die Jungtiere sind karnivor, also Fleischfresser.<br />

Sie ernähren sich unter anderem von Krebsen,<br />

Muscheln und Quallen.<br />

Grüne Meeresschildkröten an ihrem Futterplatz, © Joshua Vela, CDF<br />

6 Galápagos Intern<br />

Wenn die Schildkröten mit 25-35 Jahren Ihre Geschlechtsreife<br />

erreichen, kehren sie in ihre Geburtsgewässer<br />

zurück, um sich dort fortzupflanzen.<br />

Dazu wandern die Tiere weite Strecken (mehr als<br />

2.600 km), geleitet von ihrem inneren Kompass,<br />

der sich an den Magnetfeldern der Erde orientiert<br />

und ihrer guten Sicht, mit der sie sich am Stand der<br />

Sonne oder den Wellenbewegungen orientieren<br />

können.<br />

Einige Wochen nach der Paarung suchen die weiblichen<br />

Tiere die Strände auf, an denen sie geschlüpft<br />

sind, um dort ihre Eier abzulegen. Es wird vermutet,<br />

dass die Tiere an ihre Geburtsstrände zurückkehren,<br />

weil sie dort gute Bedingungen für Ihren Nachwuchs<br />

finden.<br />

Sich paarende Grüne Meeresschildkröten, © Paquita Hoeck<br />

Es gibt viele Bedrohungen<br />

<strong>De</strong>r Tigerhai ist der hauptsächliche Fressfeind der<br />

erwachsenen Grünen Meeresschildkröten. Die gerade<br />

geschlüpften Jungtiere hingegen werden<br />

von erheblich mehr Tierarten wie Krabben, Meeresvögeln,<br />

grösseren Fischen oder Meeressäugern<br />

gejagt. Aber auch verwilderten Katzen suchen nach<br />

den Schildkröteneiern und den Jungtieren.<br />

Eine weitere grosse Bedrohung der Meeresschildkröten<br />

ist nach wie vor der Mensch. <strong>De</strong>r zunehmende<br />

Bootsverkehr führt zu schlimmen Verletzungen<br />

des Panzers, dem Verlust von Gliedmassen und<br />

oftmals auch zum Tod der Tiere. Auch die Fischerei<br />

bedroht die Meeresschildkröten, denn oftmals<br />

landen sie als Beifang in den Fischernetzen oder<br />

verfangen sich darin mit Ihren Extremitäten. Dadurch<br />

können sie nicht zum Atmen auftauchen und<br />

ertrinken jämmerlich.<br />

Die Galápagos-Inseln sind nach wie vor ein stark<br />

nachgefragtes Urlaubsziel. Allein in den letzten<br />

10 Jahren sind die Besucherzahlen um mehr als<br />

50 % gestiegen. Dies führt zu einer starken Zunahme<br />

des Bootsverkehrs für Inselhopping, Transport,<br />

oder Tauch- und Schnorchel-Touren. All dies trägt<br />

dazu bei, dass die Verletzungen und Todesfälle bei<br />

den Meeresschildkröten dramatisch angestiegen<br />

sind.


Touristische Aktivitäten wie Strandbesuche oder<br />

Kajak- und Schnorchel-Touren entlang der Küste<br />

oder von den Stränden aus, an denen die Grünen<br />

Meeresschildkröten ihre Gelege haben, beeinträchtigen<br />

die Tiere. Lärm und zu viele Aktivitäten am<br />

Strand bedeuten eine Veränderung des Lebensraums<br />

der Meeresschildkröten und können Verhaltensstörungen<br />

verursachen oder im ungünstigsten<br />

Fall dazu führen, dass die Tiere abwandern.<br />

Eine weitere nicht zu unterschätzende Bedrohung<br />

geht von Mikroplastik aus, das im Sand eingelagert<br />

ist. Die winzig kleinen Partikel sorgen dafür, dass<br />

der Sand eine dunklere Farbe bekommt, was dazu<br />

führt, dass der Sand sich schneller erwärmt und<br />

höhere Temperaturen hat. Das ist deswegen fatal,<br />

weil das Geschlecht der jungen Schildkröten durch<br />

die Bruttemperatur bestimmt wird. Je höher die<br />

Temperatur, umso mehr weibliche Tiere schlüpfen.<br />

Frauenpower ist zwar wichtig, aber wenn es<br />

hauptsächlich weibliche Schildkröten gibt, können<br />

sich nicht genug von ihnen vermehren, um den<br />

Artbestand dauerhaft zu sichern.<br />

Junge Meeresschildkröte verlässt das Nest, © Andres Cruz,<br />

CDF<br />

Ausrichten der Drohne und Datensammlung, © Joshua Vela,<br />

CDF<br />

Hilfe kommt aus der Luft<br />

Ein Forscherteam der Charles Darwin Forschungsstation<br />

will deshalb gemeinsam mit der Galápagos<br />

Nationalparkbehörde herausfinden, ob und<br />

wie sich die Anwesenheit der Menschen auf die<br />

Meeresschildkröten auswirkt. Dazu überwacht ein<br />

Forscherteam seit nunmehr zwei Jahren, mithilfe<br />

von Drohnen, die Meeresschildkröten an dem bekannten<br />

Tourismus-Spot Tortuga Bay. Durch die<br />

Verwendung von Drohnen ist sichergestellt, dass<br />

die Meeresschildkröten nicht gestört werden. So<br />

können die Forschenden nicht nur die Anzahl der<br />

Tiere am Strand und im Wasser, ihren optischen<br />

Zustand und ihre Aktivitäten erfassen, sondern<br />

ebenfalls auch den dortigen Bootsverkehr und<br />

die touristischen Aktivitäten. Da die Studie in Zeiten<br />

ohne Touristen (bedingt durch die Covid-19-<br />

Pandemie) begann, gibt es auch repräsentative<br />

Vergleichsdaten dazu, wie sich die Tiere verhalten,<br />

wenn sich kaum ein Mensch in der Tortuga Bay<br />

aufhält.<br />

In diesem Jahr sind die Touristenzahlen wieder<br />

auf das Niveau von vor Corona angestiegen. Die<br />

Weiterführung der Studie in diesem Jahr ist des-<br />

halb besonders wichtig. <strong>De</strong>nn sie ermöglicht es,<br />

aktuelle und gesicherte Daten zu gewinnen, die<br />

dann die Basis dafür bilden, touristische Unternehmungen<br />

auf den Galápagos-Inseln nachhaltiger<br />

und ungefährlicher für die Meeresschildkröten zu<br />

gestalten und damit ihre Lebensräume und ihren<br />

Fortbestand zu sichern.<br />

Helfen Sie mit<br />

Bitte helfen Sie uns dabei, den Grünen Meeresschildkröten<br />

ihren natürlichen Lebensraum<br />

zu erhalten. Nur so können wir langfristig<br />

sicherstellen, dass diese interessanten<br />

Tiere noch weitere Tausende von Jahren<br />

existieren.<br />

Ihre Spende hilft sicherzustellen dass die<br />

Grünen Meeresschildkröten der Galápagos-<br />

Inseln noch vielen anderen Menschen ein<br />

Lächeln ins Gesicht zaubern.<br />

Galápagos Intern<br />

7


25 Jahre Galapágos-Meeresschutzgebiet<br />

Ja, es ist bereits 25 Jahre her, seit am 18. März 1998<br />

das Galápagos-Meeresschutzgebiet (GMR) ins Leben<br />

gerufen wurde, um die reichhaltige Meeresfauna<br />

um die Galápagos-Inseln nachhaltig zu schützen.<br />

Nirgendwo auf der Welt findet man ein Archipel,<br />

an dem so unterschiedlich temperierte Meeresströmungen<br />

aufeinandertreffen und dadurch einen<br />

einzigartigen Lebensraum bilden. So bringt der<br />

Panamastrom tropisch warmes Wasser, während<br />

der Humboldt- und der Cromwell-Strom aus grosser<br />

Tiefe kommen und planktonreiches Wasser führen,<br />

das unzähligen, oft nur dort vorkommenden Arten,<br />

eine Lebensgrundlage bietet.<br />

Damals umfasste das Meeresschutzgebiet<br />

198.000 km 2 und zählte zu den grössten Meeresschutzgebieten<br />

der Erde. Inzwischen ist viel passiert.<br />

<strong>De</strong>r Schutz der Meere wird immer dringlicher und<br />

viele andere Länder sind dem Beispiel von Galápagos<br />

gefolgt.<br />

Auf dem Klimagipfel 2021 gaben die Präsidenten<br />

von Ecuador, Kolumbien, Panama und Costa Rica<br />

bekannt, dass sie gemeinsam ein Meeresschutzgebiet<br />

in einer Grösse von über 500.000 km 2 schaffen<br />

wollen. Das war ein grosser Schritt. Vor einem Jahr<br />

unterzeichnete dann Präsident Guillermo Lasso das<br />

<strong>De</strong>kret zur Erweiterung des GMR um die 60.000 km 2<br />

grosse «Hermandad». Sie verbindet nun entlang<br />

eines unterseeischen Gebirgsrückens das Meeresschutzgebiet<br />

um die Insel Coco vor Costa-Rica mit<br />

dem GMR.<br />

Diese Erweiterung war sehr wichtig, da sich im<br />

GMR viele wandernde Meerestierarten wie Haie,<br />

Rochen, Wale oder Meeresschildkröten treffen,<br />

für die die grossen Fischereiflotten im öffentlichen<br />

Hochseegebiet eine grosse Bedrohung darstellen.<br />

Claudia Haas, bei deren Besuch in der ecuadorianischen<br />

Botschaft in Bern. Aus diesem Grund hat<br />

Präsident Guillermo Lasso die Einrichtung einer<br />

Schutzzone entlang der gesamten ecuadorianischen<br />

Festlandküste angekündigt, die rund 15 km breit ist.<br />

In dieser Zone ist nur nachhaltige und traditionelle<br />

Fischerei in kleinen Mengen erlaubt.<br />

Die Freunde der Galápagos-Inseln zu Besuch bei der ecuadorianischen<br />

Botschaft in Bern. (von links) Dominik Ziegler,<br />

Botschafterin <strong>De</strong>borah Salgado Campaña, Claudia Haas, Señor<br />

Édil Sánchez T.<br />

Ein grosses Problem ist die Überwachung der Grenzen<br />

der riesigen Schutzgebiete und der Einhaltung<br />

der Fischfangverbote und -beschränkungen. Jährlich<br />

kreuzen an den Grenzen des GMR hunderte von<br />

Fangschiffen mit unterschiedlichsten Nationalitäten.<br />

Sie fangen grosse Fischschwärme und gefährden<br />

damit viele andere Meeresbewohner, wie Meeresschildkröten,<br />

<strong>De</strong>lfine, Rochen, Haie und Walhaie.<br />

Viele der Schiffe zielen aber auf die grossen Haifisch-Gruppen<br />

ab, deren Flossen nach wie vor sehr<br />

begehrt sind. Hier wäre ein vermehrter Einsatz von<br />

Unterwasser-Video-Stationen (BRUVs – Baited Remote<br />

Underwater Videostations) sinnvoll, um die<br />

Wanderwege der bedrohten Tierarten zu überwachen<br />

und mit den bestehenden Schutzgebieten zu<br />

vergleichen. Auf diese Weise kann die Forschung<br />

den Regierungen Hinweise geben, welche Meeresgebiete<br />

dringend geschützt werden müssen, um<br />

gefährdete wandernde Meeresbewohner langfristig<br />

zu schützen.<br />

Bildquelle: https://ml.globenewswire.com/Resource/Download/f14b9060-8bf9-4c8b-81e7-4711cdbe2606<br />

(WildAid)<br />

Doch es gibt noch viel zu tun, wenn wir bis 2030<br />

das 30/30-Ziel, d.h. 30 % der Ozeane zu schützen,<br />

erreichen wollen. Dies erklärte die ecuadorianische<br />

Botschafterin <strong>De</strong>borah Salgado Campaña unserem<br />

Vorstand Dominik Ziegler und der Geschäftsführerin<br />

Aber auch die Verschmutzung des Meeres durch<br />

Plastik und klimatische Veränderungen, ist eine<br />

grosse Herausforderung für das GMR. Forscherinnen<br />

und Forscher stellen immer öfter fest, dass Seevögel<br />

wie der flugunfähige Kormoran vermehrt Plastikmüll<br />

in ihre Nester einbauen, was dazu führt, dass<br />

Jungvögel kleine Plastikteile verschlucken und daran<br />

sterben. Doch auch die Mangroven an den Küsten<br />

der Galápagos-Inseln leiden unter dem Plastikmüll<br />

im Ozean, der sie buchstäblich zu ersticken droht.<br />

8 Galápagos Intern


Diese Ökosysteme sind jedoch wichtige Kinderstuben<br />

für die bedrohten Bogenstirn-Hammerhaie und<br />

Gefleckte Adlerrochen. Durch die Bestimmung und<br />

Überwachung des Plastikmülls durch die Einwohner<br />

des Archipels, erhält die Galápagos-Nationalparkbehörde<br />

wichtige Hinweise, welche Gebiete<br />

regelmässig gesäubert werden müssen.<br />

Die Botschafterin war sehr dankbar zu hören, dass<br />

unser Verein derartige Projekte bereits seit langer<br />

Zeit aktiv unterstützt und sich auch weiterhin für<br />

Forschungsprojekte, die den Schutz der Meeresbewohner<br />

betreffen, einsetzen wird.<br />

Erfreulich war auch, dass die Credit Suisse (CS) im<br />

Mai dieses Jahres einem <strong>De</strong>pt-for-Nature Swap zugestimmt<br />

hat. Diese neuere Art der Umschuldung<br />

könnte ein guter Weg sein, um sicherzustellen, dass<br />

in Ländern, denen solche Swaps gewährt werden,<br />

mehr Geld in den Naturschutz investiert wird. <strong>De</strong>r<br />

Rückkauf der Bonds durch die CS bewirkt, dass die<br />

Rückzahlungsverpflichtungen der ecuadorianischen<br />

Regierung um zirka 17 Mio. US$ pro Jahr sinken. Im<br />

Gegenzug hat sich die ecuadorianische Regierung<br />

verpflichtet in den nächsten 20 Jahren pro Jahr rund<br />

18 Mio. US$ in den Naturschutz zu investieren. Mit<br />

diesen Geldern könnte beim Schutz des GMR eine<br />

Menge bewegt werden. Hoffen wir also, dass dieses<br />

Konzept wirklich in die Tat umgesetzt wird.<br />

Bogenstirn-Hammerhai, © Jordi Chias, CDF<br />

Mit Plastik verschmutzter Strand von Galápagos, © Juan Pablo<br />

Muñoz, CDF<br />

Wie geht es den Galápagos-Riesenschildkröten?<br />

Dr. Steven Blake von der Universität in St. Louis<br />

(USA), hat in Zusammenarbeit mit dem Max Planck<br />

Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell, das Giant<br />

Tortoise Movement Ecology Programme (GTMEP)<br />

ins Leben gerufen. Das Projekt hat zum Ziel die<br />

Wanderung der Riesenschildkröten zu erforschen.<br />

Seit vielen Jahren wird es von unserem Verein unterstützt.<br />

Die Ziele zum besseren Schutz dieser endemischen<br />

und damit nur auf dem Galápagos-Archipel vorkommenden<br />

Schildkröten sind:<br />

• Es soll festgestellt werden, inwieweit das natürliche<br />

Verhalten der Schildkröten von den<br />

Veränderungen des Lebensraums der Tiere durch<br />

den Menschen, beeinflusst wird.<br />

Sowohl erwachsene als auch junge Schildkröten<br />

werden dazu mit GPS-Sendern versehen, die es den<br />

Forschern und Rangern ermöglichen, die Bewegungen<br />

der Tiere nachzuvollziehen. Da aber nicht<br />

alle Schildkröten wandern, möchten die Forscher<br />

wissen, ob die Wanderung den Tieren einen besseren<br />

Fortpflanzungserfolg bringt. Dazu wurde bei<br />

20 freilebenden weiblichen Schildkröten auf Santa<br />

Cruz erstmals eine Röntgenaufnahme im Gelände<br />

gemacht. So konnten die Forscher die Anzahl der<br />

Eier und die Gelege pro Weibchen zählen. Diese<br />

Untersuchungen sollen zukünftig jährlich erfolgen.<br />

Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die wandernden<br />

Weibchen mehr Eier legen und mehr Gelege<br />

produzieren. Das zeigt den Forschern, wie wichtig<br />

es ist, die Bevölkerung über die Bedürfnisse der<br />

Tiere aufzuklären und der Galápagos-Nationalparkbehörde<br />

Handlungsempfehlungen zu geben,<br />

um die Wanderrouten der Schildkröten langfristig<br />

zu schützen. Anhand der Bewegungsdaten der<br />

jungen Schildkröten habe die Forscher erstmals die<br />

Möglichkeit, Riesenschildkröten über deren ganzes<br />

Leben hinweg zu verfolgen und die Überlebensraten<br />

zu erheben.<br />

• Weiterhin soll festgestellt werden, wie die, durch<br />

das Zusammenleben mit dem Menschen verursachten,<br />

bei den Schildkröten festgestellten<br />

antibiotikaresistenten Bakterien und neu aufgetretenen<br />

Viren transportiert werden.<br />

Dazu soll der allgemeine gesundheitliche Status der<br />

Galápagos-Riesenschildkröten bestimmt werden.<br />

Galápagos Intern<br />

9


Dies umfasst nicht nur das Sammeln von Blutund<br />

Fäkalienproben. Es gibt auch Untersuchungen<br />

zu einem Pilz, der sich in Verletzungen im Panzer<br />

ansiedelt und zu schlechtem Panzerwachstum<br />

führt. Eine weitere sehr besorgniserregende Studie<br />

beschäftigt sich mit Plastikmüll, der von den<br />

Schildkröten gefressen wird. Dazu gehören auch<br />

benutzte und weggeworfene OP-Masken, durch<br />

die die Tiere weitere Pathogene aufnehmen, die<br />

ihre Gesundheit zusätzlich bedrohen.<br />

• Aufzuzeigen wie wichtig es ist, die Bevölkerung<br />

des Archipels intensiv über diese ikonischen Tiere<br />

zu informieren und so ein besseres Verständnis<br />

für den Schutz der Tiere zu generieren.<br />

Mit Sender versehene Riesenschildkröte im Wasserloch,<br />

© Christian Zeigler GTMEP<br />

<strong>De</strong>r Fokus liegt hier bei der jungen Bevölkerung. Bei<br />

Ausflügen, Projekttagen oder beim Schulunterricht,<br />

erfahren die Jugendlichen mehr über diese interessanten<br />

Tiere. Neben allgemeinen Informationen<br />

zur Anatomie oder den Lebensgewohnheiten der<br />

Riesenschildkröten gibt es auch die Möglichkeit,<br />

gemeinsam mit den Forschenden die Schildkröten<br />

in deren Lebensraum durch die GPS-Sender aufzuspüren,<br />

zu beobachten und den Forschen zu helfen,<br />

wissenschaftliche Daten zu erheben. Diese kurzen<br />

Expeditionen dienen auch dazu, den Jugendlichen<br />

zu zeigen, welche Berufsmöglichkeiten der Naturschutz<br />

ihnen bieten kann.<br />

Bei den erwachsenen Bewohnern liegt der Fokus in<br />

der Aufklärung über die Schildkröten-Wanderrouten<br />

und wie wichtig es ist das diese den Tieren auch<br />

weiterhin zugänglich sind, aber auch die Vermeidung<br />

von Müll und Pestiziden.<br />

Kindergruppe beim Besuch der Riesenschildkröten des GT-<br />

MEP, © Christian Zeigler<br />

All diese Forschungserkenntnisse zusammen werden<br />

hoffentlich dazu beitragen, ein umfassendes Bild<br />

über das Leben der Riesenschildkröten zu erhalten<br />

und das Zusammenleben mit den Menschen so zu<br />

gestalten, dass diese interessanten und ruhigen<br />

Tiere noch für lange Zeit auf dem Archipel anzutreffen<br />

sind.<br />

Das Barcoding-Galápagos-Projekt kommt voran<br />

Die moderne Genetik ist faszinierend: Schon mit<br />

einem kleinen DNA-Strang kann mit realisierbarem<br />

Aufwand die Gensequenz eines Lebewesens<br />

bestimmt werden. Mit Kenntnis der Gensequenz<br />

können Wissenschaftler und Naturschützer beispielsweise<br />

beurteilen, wie „genetisch“ gesund<br />

eine Population ist, wie eng verwandt einzelne<br />

Gruppen von Individuen sind und welche Individuen<br />

nicht miteinander verwandt und daher für<br />

Zuchtprogramme geeignet sind – was auf Galápagos<br />

mit einer grossen Anzahl lokal ausgestorbener<br />

endemischer Arten besonders wichtig ist.<br />

So können beispielsweise auf Floreana nicht nur<br />

die Riesenschildkröten rückgezüchtet, sondern<br />

auch Lebewesen wie Spottdrossel, Bussard oder<br />

Rubintyrann, die auf kleinen, vorgelagerten Inseln<br />

10 Galápagos Intern


Das Team des Galápagos-Barcode-Projekts sammelt Umwelt-<br />

DNA (eDNA) aus dem Meer vor Isabela, © Universidad San<br />

Francisco de Quito, Equipo Galápagos Barcode 2021<br />

Das Team des Galápagos Barcode Projekts sammelt Proben<br />

auf Santa Cruz, © Universidad San Francisco de Quito, Equipo<br />

Galápagos Barcode 2021<br />

überlebt haben, wieder angesiedelt werden. Mithilfe<br />

von Gensequenzen lassen sich auch invasive<br />

Arten erkennen werden. Darüber hinaus liefern<br />

sie wichtige Informationen zur Bekämpfung des<br />

illegalen Handels z.B. mit Haiflossen, oder dem<br />

Verkauf von Haustieren auf Schwarzmärkten. Bei der<br />

Kategorisierung genetischer Proben ist es zudem<br />

wahrscheinlich, dass auch neue Arten identifiziert<br />

werden, was immer eine sehr spannende Perspektive<br />

für die Wissenschaft darstellt.<br />

Das Barcoding-Projekt wurde im Corona-Jahr 2020<br />

gestartet als Kooperation der Universitäten San<br />

Francisco de Quito (Ecuador) und Exeter (UK). Unterstützt<br />

wurde es von der Galápagos Conservancy<br />

und der Agencia de Bioseguridad Galápagos (ABG)<br />

der ecuadorianischen Regierung sowie vom Verein<br />

der Freunde der Galápagos-Inseln in der Schweiz.<br />

Mit dem Projekt verfolgten die Wissenschaftler<br />

zwei Ziele: Erstens sollten in Galápagos alternative<br />

Lebensgrundlagen zur Unterstützung der Bemühungen<br />

um Natur- und Artenschutz geschaffen werden.<br />

Ein Bedürfnis das aufgrund der wirtschaftlichen<br />

Notlage durch den Zusammenbruch des Tourismus,<br />

insbesondere während der Covid-Pandemie, dringlich<br />

wurde. Zweitens sollte das genetische Profil aller<br />

im Archipel vorkommenden Arten beschrieben werden,<br />

von Scalesia-Bäumen und Blaufusstölpeln bis<br />

hin zu Mikroben und Riesenschildkröten. Aufgrund<br />

der abgeschiedenen Lage und des vulkanischen<br />

Ursprungs der Inseln ist das Ökosystem in Galápagos<br />

vergleichsweise überschaubar, man rechnet<br />

mit etwa 9‘000 vielzelligen Arten.<br />

Einen Rückschlag stellten Covid-bedingte Kürzungen<br />

von bereits zugesagten Budgets dar. Man versuchte<br />

diese mittels Crowdfunding auszugleichen. Betroffen<br />

waren Gehälter für Mitarbeitende auf den Inseln<br />

und Teile des Schulprojekts, das Schülerinnen und<br />

Schülern das Wissen um den Artenschutz näherbringen<br />

sollte. Unser Verein unterstützte mit Ihrer<br />

Hilfe das Projekt und konnte so massgeblich zum<br />

Erfolg beitragen.<br />

Durch das Projekt wurde es möglich 84 Personen in<br />

Labor- und Feldtechniken auszubilden. Während des<br />

Projektes waren sie in Voll- oder Teilzeit angestellt.<br />

Sie konnten so nicht nur die wirtschaftlich prekäre<br />

Corona-Zeit überstehen, die durch den vollständigen<br />

Zusammenbruch des Tourismus entstanden war,<br />

sondern auch vielfältige Erfahrungen und Qualifikationen<br />

für weiterführende Jobs sammeln. Mehr<br />

als 1‘500 DNA-Proben wurden im ganzen Archipel<br />

gesammelt. Diese umfassen sowohl endemische<br />

wie auch invasive Arten der Fauna und Flora. Auf<br />

Santa Cruz konnte auch ein Workshop stattfinden,<br />

in dem 70 Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit<br />

hatten, die molekularbiologischen Grundlagen und<br />

die Ausrüstung zur Gensequenzierung kennen zu<br />

lernen und mit den Wissenschaftlern zu sprechen.<br />

So trägt dieses Projekt auch dazu bei, der jungen<br />

Bevölkerung auf Galápagos ihre einzigartige Umgebung<br />

näherzubringen und sie für ihren Schutz<br />

zu sensibilisieren.<br />

Veronika Huebl<br />

Flora und Fauna von Gewinnung der DNA aller Speichern der Informationen auf Erstellen einer<br />

Galápagos Arten Strichcodes Bibliothek<br />

Zeichnungen, © Galápagos Conservation Trust<br />

Galápagos Intern<br />

11


Erste Erkenntnisse bei den Spechtfinken auf Pinzon<br />

In unserem Spendenaufruf zu Weihnachten hatten wir<br />

ihnen das Spechtfinken-Projekt auf der Insel Pinzon<br />

vorgestellt. Hier ein Zwischenbericht.<br />

Im Jahr 2012 wurden alle invasiven Ratten von der<br />

Insel Pinzon entfernt. Damit wurde es wieder möglich,<br />

nach 150 Jahren wieder junge Pinzon Riesenschildkröten<br />

(Chelonoidis duncanensis) anzusiedeln. Auch<br />

Galápagos Rallen und Kaktusfinken haben sich bereits<br />

wieder angesiedelt.<br />

Aus diesem Grund starteten im Jahr 2022 die Bestrebungen<br />

auch die Spechtfinken (Camarhynchus psittacula)<br />

wieder auf der Insel anzusiedeln. Im Hochland<br />

von Santa Cruz wurden 23 dieser Vögel gefangen,<br />

beringt, mit Sendern versehen und bis zu ihrer Abreise<br />

auf Santa Cruz in Quarantäne gehalten. In dieser Zeit<br />

gab es auch Gesundheitstest, um sicherzustellen,<br />

dass nur völlig gesunde Tiere ohne Parasiten nach<br />

Pinzon gelangen.<br />

Nachdem die Spechtfinken dann in ihre neue Heimat<br />

entlassen wurden, begann die Überwachung<br />

der Vögel, indem nach ihren Transmittersignalen<br />

gesucht wurde. Allerdings gab es nach einigen Tagen<br />

der Überwachung keine Signale mehr. Nur auf der<br />

Nachbarinsel Rabida wurden zwei der Spechtfinken<br />

gesichtet. Folgerichtig startete man auf der Insel<br />

Santa Cruz eine Suche, um festzustellen, ob die Vögel<br />

dorthin zurückgekehrt wären. Doch auch hier gab es<br />

keine Signale der Vögel.<br />

Nun soll in weiteren Expeditionen der Verbleib die<br />

Tiere geklärt werden. Die Forscher hoffen, das einige<br />

der Vögel sich in weniger zugänglichen Gebieten<br />

von Pinzon angesiedelt haben und vielleicht sogar<br />

begonnen haben zu brüten.<br />

Es ist für das Forscherteam sehr wichtig, zu erfahren<br />

wo sich die Vögel aufhalten. Diese Daten zeigen den<br />

Forschenden, welche Lebensräume in der Natur von<br />

den Vögeln bevorzugt werden. So kann auch festgestellt<br />

werden, welche Pflanzen für die Vögel attraktiv<br />

sind oder welche Insekten sie als Nahrung bevorzugen.<br />

Sollten die Vögel zu anderen Inseln geflogen sein, ist<br />

es wichtig, sie zu finden, um festzustellen, was dort<br />

besser oder anders ist, um entsprechende Voraussetzungen<br />

auf Pinzon zu schaffen.<br />

All diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Ansiedlung<br />

der Spechtfinken auf Pinzon wichtig, sie geben<br />

den Forschern auch wichtige Hinweise für die Wiederansiedlung<br />

von Vögeln auf der Insel Floreana, die<br />

für Anfang 2024 geplant ist, nachdem auch dort die<br />

Ausrottung von Ratten durchgeführt wurde.<br />

Spechtfink bei der Nahrungssuche, © Dr. M. Dvorak<br />

Galápagos<br />

News<br />

Gemeinde schützt den Strand der Seelöwen<br />

Playa de Los Marinos, ein Strand auf der Insel San Cristóbal, ist ein wichtiger Lebensraum für die grösste<br />

Seelöwenkolonie des Galápagos-Archipels und auch ein Treffpunkt für viele andere Strandbewohner der<br />

Galápagos-Inseln.<br />

Doch leider wurde dieser besondere Ort durch Abwässer, Chemikalien von Booten und Abfälle verschmutzt.<br />

Erfreulicherweise wird inzwischen unter Mithilfe unserer Partnerorganisation “Galápagos Conservancy” intensiv<br />

an der Wiederherstellung von Playa de Los Marinos gearbeitet. Diese Bemühungen sind insbesondere<br />

wegen der grossen dort vorkommenden Artenvielfalt sehr wichtig.<br />

Durch aktuelle Studien soll festgestellt weden, inwieweit diese Vielfalt durch die Verschmutzung des Strandes<br />

bedroht ist. Dazu weden Wasser- und Bodenproben gesammelt, um den Grad der Verschmutzung zu bestimmen.<br />

Zusätzlich hat sich die Gemeinde dazu verpflichtet, den Strand dauerhaft zu pflegen, und arbeitet gemeinsam<br />

mit den Besitzern von Fischerbooten und selbst Touristen daran, herumliegenden Müll einzusammeln.<br />

12 Galápagos Intern

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