RSV-Festschrift
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Frondienste für die Schule<br />
Der Bau des Schulhauses bedeutete für die Bürger der Gemeinde<br />
eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Sie mussten die im<br />
Gerichtsurteil geforderten Hand- und Spannfronen leisten. In<br />
den Gemeindeakten von Unteribental sind genaue Listen über<br />
die Fronarbeiten der einzelnen Bürger vorhanden. Die Angaben<br />
betreffen „Mann, Pferd und Wagen“. Das Baumaterial musste<br />
z.T. von weit hergebracht werden. Es wurden Fuhren aufgezeichnet<br />
nach Heimbach, Rechtenbach, Waldau u.a. In diesem<br />
Schulhaus steckte so nicht nur der finanzielle Beitrag der Bürger<br />
durch Umlagen, sondern auch ein beträchtliches Maß an Arbeit<br />
und persönlichen Opfern.<br />
Das Ökonomiegebäude der Schule<br />
Sowohl der Pfarrer als auch der Lehrer waren in der damaligen<br />
Zeit nicht in der Lage, allein von ihrem Gehalt zu leben. Der<br />
damalige Pfarrer von Buchenbach hatte ein Ökonomiegebäude<br />
mit Stallungen, Scheune, Holzschopf usw., ebenso auch<br />
der Lehrer Lienert in Unteribental. Dieses Ökonomiegebäude<br />
neben der Schule wurde während der Bauarbeiten abgerissen.<br />
Nach der Fertigstellung des Schulhauses begann ein langer<br />
Streit um das Ökonomiegebäude. Man wurde sich nicht einig,<br />
an welchem Platz das neue Gebäude errichtet werden sollte,<br />
welche Größe es haben sollte und wer die Kosten trägt. Nach<br />
drei Jahren war immer noch nichts geschehen, sodass Pfarrer<br />
Franz nach Freiburg schreiben musste: „Da nun das Schulhaus<br />
ohne alle Ökonomiegebäude ist, und nicht einmal einen<br />
Schweinestall darbietet, so fand sich der dermalige Lehrer Lienert<br />
genötigt, seine Gaiße, die er wegen seiner starken Familie<br />
und vielen Kindern auf keinen Fall entbehren kann, in eine der<br />
unteren Kammern des Schulhauses zu stellen… Dies macht den<br />
Besitz eines Ökonomiegebäudes zum wahren Bedürfnis. Denn<br />
wer einmal kürzere oder längere Zeit gelebt hat, der wird es<br />
wohl wissen, mit welch großen Kosten der Ankauf von Milch,<br />
als eines so wichtigen Bedürfnisses für eine zahlreiche Familie<br />
mit vielen Kindern verbunden ist, und dass man dieselbe auf<br />
dem Land, wo namentlich in Heu- und Erntezeit mit allen guten<br />
Worten und Geld in der Hand, nicht erhalten kann. Oder wie<br />
will man dem Lehrer zumuten, dass er bei seiner so geringen<br />
Besoldung gerade den größten Aufwand für die unumgängliche<br />
Befriedung dieses Nahrungsmittels mache. Oder aller<br />
Bauern Knecht werde und zum größten Nachteil der Schule<br />
und des Unterrichts treulos seinem Berufe nur dem Eigennutz<br />
fröne und dem Eigensinn schlechter Eltern diene, die mit einem<br />
Hafen Milch wochenlang für ihre Kinder Ferien zu erkaufen<br />
suchen.“<br />
Der Streit zog sich hin, das Badische Hofgericht in Freiburg<br />
musste 1842 endgültig entscheiden. Ein kleines, dem früheren<br />
ähnliches Ökonomiegebäude, wurde erstellt. Damit konnte<br />
„der für die Solidität des Gebäudes offenbar sehr schädliche<br />
Unfug, dass der Lehrer ein Zimmer des Schulhauses als Stall für<br />
seine Ziege benutzte“, aufhören.<br />
Ablösung der auf dem Zehnten zu Unteribental<br />
haftenden Schulhausbaulasten<br />
Das überkommene Zehntrecht sah vor, dass die Zehntberechtigten<br />
die Kirch-, Pfarr- und Schulhäuser an den Orten zu erbauen<br />
haben, wo sie den Zehnten beziehen. Die Gemeinde Unteribental<br />
war zehntpflichtig gegenüber dem badischen Staat, der die<br />
Rechtsnachfolge des Priorats von Heitersheim angetreten hatte.<br />
Daher musste die badische Hofdomänenkammer auch die<br />
Löhne der Handwerker und Taglöhner beim Schulhauserweiterungsbau<br />
übernehmen.<br />
1833 gab der Badische Staat die Möglichkeit, den Zehnten<br />
abzulösen. Er gründete eine Zehnschuldentilgungskasse, die<br />
den Zehntpflichtigen durch Kapitalleihe helfen sollte. 1843<br />
begannen die Verhandlungen über die Ablösung der auf dem<br />
Zehnten von Unteribental haftenden Schulhausbaulasten. 1848<br />
wurde sie mit einem Ablösungsvertrag abgeschlossen, welcher<br />
festlegte, dass die Baulasten vom 20. Dezember 1847 an auf<br />
die Lastenberechtigten, die Gemeinde Unteribental, übergingen.<br />
Das Ablösungskapital wurde mit 799 fl 46 kr festgesetzt.<br />
Damit war Unteribental Eigentümer des Schulgebäudes.<br />
Die ersten 70 Jahre Schule in Unteribental<br />
Nachdem beim kath. Oberschulrat in Karlsruhe über Johann<br />
Lienert Beschwerden wegen Trinkens eingegangen sind, wurde<br />
er 1858 nach Wagensteig versetzt. Ob er sich dort gebessert<br />
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