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RSV-Festschrift

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Die Stellung des Lehrers um 1820<br />

Der Lehrer erhielt ein jährliches Gehalt von 118 fl. bzw. Gulden,<br />

welches von der Gemeinde quartalsweise ausbezahlt wurde.<br />

Dieser Betrag war für damalige Verhältnisse sehr gering, womit<br />

das Wort vom armen Dorfschulmeister seine Berechtigung<br />

hatte. Ob Joseph Heizler bei der geringen Besoldung als Lehrer<br />

noch einen anderen Beruf, vielleicht den des Schuhmachers,<br />

ausgeübt hat, lässt sich nicht nachweisen. Es ist jedoch anzunehmen,<br />

dass er im Sommerhalbjahr auf andere Weise gearbeitet<br />

hat. Damals waren die Lehrer auch darauf angewiesen,<br />

andere Nebenverdienste zu haben. In der Regel war der Lehrer<br />

Organist, oft auch Meßner und Lektor.<br />

In Buchenbach z.B. war der Meßnerdienst mit dem Schuldienst<br />

verbunden. Da das Ibental keine eigene Kirche hatte, waren<br />

alle diese Nebentätigkeiten für den hiesigen Lehrer nicht möglich.<br />

Eine Nebeneinnahme hatte Joseph Heizler durch sein Amt<br />

als Gerichtsschreiber, heute Ratsschreiber. In einer Aufstellung<br />

zur Volkszählung 1815, die wohl von seiner Hand geschrieben<br />

wurde, wird er als Lehrer und Gemeindeschreiber erwähnt.<br />

Ebenso bekleidete er das Amt des Akzisors bis zu seinem Tode.<br />

Der Akzisor hatte bestimmte Steuern einzutreiben.<br />

Wie schon erwähnt, hatte der Lehrer auch ein Anrecht auf eine<br />

Wohnung und ein Ökonomiegebäude, für die er keine Miete<br />

bezahlen musste.<br />

Vom Schulholz<br />

Schon die ältesten Urkunden belegen, dass die Gemeinde mit<br />

dem Holz für den Schulofen auch dem Lehrer das Holz für dessen<br />

Wohnung unentgeltlich anlieferte. Mit der Lieferung dieses<br />

Lehrerholzes war für den Lehrer die Verpflichtung verbunden,<br />

die tägliche Feuerung des Schulofens zu übernehmen.<br />

1829 wurde vom Badischen Direktorium des Dreisam-Kreises<br />

festgelegt:<br />

„Das Holzquantum für den Schuldienst zu Unteribental sowohl<br />

für die Heizung der Schulstube als zum eigenen Gebrauche für<br />

den Lehrer wird auf jährlich 5 Klafter (15 Ster), und zwar auf<br />

3 Klafter buchenes und 2 Klafter tannenes hiermit festgesetzt,<br />

welche auf Kosten der Gemeinde aufgemacht und in der Fron<br />

vor das Schulhaus zu führen sind. Das Holz für die Schulstube<br />

ist auf Kosten der Gemeinde sägen und spalten zu lassen, das<br />

Sägen und Spalten der weiteren 2 Klafter aber hat der Lehrer<br />

selbst als Bedürfnis für sich auf seine Kosten zu besorgen“.<br />

Gelegentlich gab es wegen der Holzlieferung Anstände. 1836<br />

beklagte sich Lehrer Lienert, dass das Holz „nicht in gehörigem<br />

Maß, nass und grün geliefert war“.<br />

Diese Regelung des Schulholzes hat die Zeiten überdauert. Sie<br />

galt noch bis 1974, als die bis dahin selbständige Ibentäler<br />

Grundschule aufgelöst wurde.<br />

Schulinspektion<br />

Verantwortlich für die Schulen einer Gemeinde war in der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Pfarrer. Er war der Vorgesetzte<br />

des Lehrers und hatte die Schulaufsicht. Er schrieb<br />

Zeugnisse über Leistungen und sittliches Verhalten des Lehrers,<br />

er leitete dessen Bitten und Beschwerden weiter. Da Unteribental<br />

eine Filialschule war, war der Pfarrer von Buchenbach Schulinspektor.<br />

Ihm unterstanden auch die Schulen in Buchenbach,<br />

Wagensteig und Falkensteig.<br />

Beim Schulhaus-Erweiterungsbau von 1833 bis 1836 gab es für<br />

Pfarrer Franz von Buchenbach viele Anlässe, als Schulinspektor<br />

von Unteribental die Behörden in Freiburg zu bitten, zu mahnen,<br />

zu drängen. Eine Fülle von Eingaben im Gemeindearchiv<br />

von Unteribental beweist, wie ernst Pfarrer Franz seine Aufgabe<br />

nahm und mit welcher Tatkraft er sich für Lehrer Lienert und<br />

die Schule im Ibental einsetzte.<br />

Schulversäumnisse<br />

Nach der Errichtung öffentlicher Schulen und der Einführung<br />

der Schulpflicht war der Schulbesuch ein ständiges Problem<br />

für Lehrer und Behörden. Gerade im ländlichen Bereich wurden<br />

die Kinder zur Arbeit gebraucht, besonders der Weidebetrieb<br />

vom späten Frühjahr bis in den Herbst war ihnen anvertraut.<br />

Für die Eltern war die Arbeitskraft der Kinder oft wichtiger als<br />

das Lernen in der Schule.<br />

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