RSV-Festschrift
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Die Schule in Unteribental<br />
(von ihren Anfängen bis 1981)<br />
Das Schulwesen um 1770<br />
Vor 1770 gab es keine allgemeine Schulpflicht und keine öffentlichen<br />
Schulen. Die Menschen damals konnten, abgesehen<br />
von wenigen Ausnahmen, weder Lesen noch Schreiben. Schulen<br />
gab es nur in Klöstern und Städten. Das gesamte Bildungswesen<br />
im Mittelalter und in den folgenden Jahrhunderten<br />
lag in den Händen der Kirche. Verstärkt durch die Reformation<br />
richteten auch die Städte Schulen ein. Das Land blieb aber<br />
so gut wie ausgeschlossen von den Bildungsmöglichkeiten.<br />
Um 1770 gab es in unserer Gegend nur je eine Schule in Freiburg<br />
und in St. Peter. Abt Speyrer ließ 1754 in St. Peter ein<br />
zweigeschossiges Schulhaus erbauen. Dem Kloster St. Peter war<br />
die Bildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen immer<br />
ein besonderes Anliegen.<br />
In Kirchzarten und anderen Gemeinden des Dreisamtals entstanden<br />
bis im Jahre 1800 Schulen, die mit unseren heutigen<br />
Einrichtungen jedoch nicht zu vergleichen waren. Schulmeister<br />
oder Schullehrer war damals ein Handwerker oder Bauer, der<br />
auf irgendeine Weise Lesen und Schreiben gelernt hatte und<br />
nun anbot, Kinder zu unterrichten. Er handelte mit den Eltern<br />
ein Schulgeld aus. Die Tätigkeit als Lehrer übte er neben seinem<br />
eigentlichen Beruf aus, denn allein vom Unterricht konnte<br />
er nicht leben. Zunächst betreute er die Kinder im Einzelunterricht.<br />
Erst später wurde Klassenunterricht erteilt.<br />
Dieser Schullehrer hatte keine besondere Vorbildung. Jeder,<br />
der sich berufen und im Stande fühlte, konnte Lehrer sein.<br />
Die Schule war ein Privatunternehmen, der Unterricht fand in<br />
der Wohnung des Lehrers statt. Da es keine Schulpflicht gab,<br />
konnte jeder seine Kinder in die Schule schicken oder auch<br />
nicht. Der finanzielle Beitrag der Eltern, das Schulgeld, war die<br />
einzige Vergütung für den Lehrer.<br />
In der Regel wurde nur im Winterhalbjahr unterrichtet. Diese<br />
Winterschule dauerte von Allerheiligen bis Fastnacht oder<br />
Ostern. In der übrigen Zeit wurden die Kinder zur Arbeit gebraucht.<br />
Das änderte sich 1774, als das Schulwesen im vorderösterreichischen<br />
Breisgau durch Dekrete der Kaiserin Maria<br />
Theresia entscheidend reformiert wurde. In Freiburg wurde die<br />
Normalschule eingerichtet, die jeder besucht haben musste,<br />
wenn er als Lehrer eingestellt werden wollte.<br />
Der Ortsgeistliche hatte die Aufsicht über die Schulen seiner<br />
Pfarrei.<br />
Joseph Heizler vom Jägerhof, der erste Lehrer im Ibental<br />
Bis 1786 geben die Akten keine Auskunft über die Tätigkeit<br />
eines Lehrers im Ibental. Die kaiserlichen Reformen der 1770er<br />
Jahre waren sicherlich ein entscheidender Impuls, dass Unteribental<br />
einen Lehrer bekam. Es ist ebenso anzunehmen, dass<br />
die Entstehung von Schulen in den Nachbargemeinden, wie<br />
z.B. Buchenbach und Eschbach, zur Errichtung einer Schule in<br />
Unteribental beigetragen hat.<br />
Im Jahre 1786 wird zum ersten Mal ein Lehrer in Unteribental<br />
urkundlich erwähnt. Joseph Heizler, so sein Name, wurde 1764<br />
auf dem Jägerhof geboren und war der älteste Bruder des<br />
späteren Hofbauern Andreas Heizler. Er wurde als 22-jähriger<br />
der erste Lehrer in Unteribental. Man darf annehmen, dass er<br />
seine Schulbildung in der Normalschule in Freiburg erhalten<br />
hatte. Mit ihm beginnt die eigentliche Schulchronik Unteribentals.<br />
Der Unterricht fand im sogenannten „Schuhmacherhäusle“<br />
statt. Dieses Häusle war ursprünglich wohl ein Leibgeding. Aus<br />
dem Hofplan geht hervor, dass dieses kleine Gebäude an der<br />
Stelle des heutigen Jägerhofs stand und zu dieser Zeit wohl<br />
Eigentum des Lehrers Heizler war. Joseph Heizler heiratete<br />
1796 Katharina Gohr von Höfen, nach deren Tod 1803, Maria<br />
Pfister, Tochter des Rainwebers Pfister. Sie hatten zusammen<br />
vier Kinder.<br />
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