01.09.2023 Aufrufe

RSV-Festschrift

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

eine Beschwerde der Ibentäler blieb ohne Erfolg. 1810 kam<br />

Ibental zum Bezirksamt St. Peter und 1820 zum Landamt<br />

Freiburg. Erst 1827 sind Unteribental und Stegen durch<br />

Ministerialerlass in zwei voneinander unabhängige Gemeinden<br />

getrennt worden.<br />

Die Geschichte der Vogteien<br />

Ibental und Stegen, beide zur Herrschaft Weiler gehörig, waren<br />

ursprünglich selbständige Vogteien (Gemeinden). Im Jahre<br />

1557 verordnete der Grundherr in Weiler, dass „der Vogt aus<br />

denen, die Gueter haben“, ernannt werden solle. Lange Zeit<br />

vertrat ein Vogt beide Gemeinden. Melchior Dilger (Melcherhof),<br />

seit 1702 als Bauer genannt, war von 1725 bis 1741 Vogt<br />

von Unteribental und Stegen. Bei der Amtsübernahme 1725<br />

war er in Gegenwart des Pfarrers und der sechs anderen Vögte<br />

in der Pfarrkirche zu Kirchzarten in den Vogtsstuhl im Chor der<br />

Kirche geführt worden. Andere Bauern versahen das Ehrenamt<br />

als „Richter“ (etwa Gemeinderat). Der Vogt hatte für die Einhaltung<br />

von Recht und Ordnung auf den 19 Höfen zu sorgen,<br />

zu welchen in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts viele kleine<br />

Berghäuschen dazu kamen, Zeichen einer stark angewachsenen<br />

Bewohnerschaft. 7 der 9 Berghäuschen besaßen gar kein Land,<br />

höchstens einen Küchengarten, hatte man doch nur den Platz<br />

für das Haus aus dem Land der großen Höfe herausgeschnitten.<br />

Um die Wende zum 19. Jahrhundert war ein neuer Hof aus<br />

dem Berghäuschen des Pretschenhofs entstanden: der Eckpeterhof<br />

auf dem Lindenberg (Hof im Eck des Oberibentals). Zu<br />

den großen Höfen gehörte eine Scheuer, ein Schweinehaus, ein<br />

Waschhaus, oft noch mit einem Backofen ausgestattet, manchmal<br />

auch eine Mühle. Eine Kapelle rundete häufig diese quasi<br />

autarken Hofbezirke ab.<br />

Für Kriegs- und andere Lasten wurden Ibental und Stegen als<br />

eine gemeinsame Gemeinde veranlagt. Auch bei einer<br />

Neuregelung 1764 wurden beide Vogteien als eine Gemeinde<br />

behandelt, aber in einem Zeugnis von 1787 heißt es: „ehevor<br />

mit Stegen vereinbarte, nunmehr aber …für sich bestehende<br />

Gemeinde Ibental. Wohl wegen der Kriegslasten forderte<br />

Ibental 1804 die Trennung beider Gemeinden. Diesem Antrag<br />

hat die Regierung im folgenden Jahr entsprochen. Aber schon<br />

1806 wurde die Wiedervereinigung beider Gemeinden verfügt,<br />

Nach einer Statistik vom Jahre 1790, einer Art Bodenbenutzungserhebung,<br />

umfasste Unteribental 27 Eigentümer mit<br />

zusammen 2372 Juchert (1 Juchert = ca. 36 Ar), sind 85392 Ar<br />

oder 853,9 Hektar. Davon waren 449 Juchert Äcker und 1128<br />

Juchert Brand- und Weidfeld. Größter Hof war der Thomashansenhof<br />

mit 245 Juchert, gefolgt vom Mathislehof mit<br />

182 Juchert, beide Höfe haben eigene Jagd. Heute enthält die<br />

Gemarkung 834,18 Hektar mit 272 Flurstücken.<br />

(Quelle WebGIS Geodaten)<br />

Bäuerliche Rechtsverhältnisse<br />

Das Weistum (eine alte Aufzeichnung von Rechtsgewohnheiten)<br />

der Bauernschaft von Unteribental gibt die Nachricht, dass<br />

ihre Altvorderen ihre Lehen (Höfe) empfingen von der Herrschaft<br />

von Freiburg und dass die Herrschaftsrechte alsdann als<br />

rechtes Mannlehen an den Hof zu Weiler geliehen wurden. Die<br />

Unteribentäler waren nicht wenig stolz auf ihre unmittelbare<br />

Belehnung. Sie ließen sich von ihrer Obrigkeit mit „ir Herren“<br />

anreden und dieser Anrede entsprach die freie Stellung, die<br />

sie einnahmen. Vor allem waren sie darauf bedacht, dass dem<br />

benachbarten Kloster keinerlei Gerichtsbarkeit, sondern nur<br />

die gebührenden Abgaben zustanden. An den alten Zusammenhang<br />

mit dem oberen Tal erinnerte nur der gemeinsame<br />

wechselseitige Weidegang und die geringe Steuer, die sie für<br />

die Nutzung des Allmendwaldes nach St. Peter zahlten.<br />

Politischer Mittelpunkt für jedes Tal war der Dinghof, auf dem<br />

die Bauern zur Rechtssprechung zusammenkamen. Jeder musste<br />

bei Gefahr einer Geldbuße erscheinen. Mitte Februar war der<br />

wichtigste Dingtag. Dann wurde der Dingrodel (Weistum) verlesen,<br />

die Übertragung von Gütern vorgenommen und Streitigkeiten<br />

geschlichtet.<br />

Nach dem Weistum gab es ein Recht des straflosen Totschlags.<br />

Jeder Bauer konnte den Gemeindehirten erschlagen, wenn er<br />

ihn bei der Herde schlafend auf seinem Acker traf.<br />

64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!