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RSV-Festschrift

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Mit dem Aussterben der Herzöge von Zähringen im Jahre<br />

1218 zerfiel ihr Staat, der sich vom Schwarzwald bis tief in die<br />

Schweiz und Burgund (Ostfrankreich) erstreckte. Ihre Erben<br />

waren in unserem Gebiet die Grafen von Urach, die nun Freiburg<br />

und die Vogtei über St. Peter erwarben. Seit jener Zeit<br />

ist Unteribental für immer der Herrschaft St. Peter entglitten.<br />

Die Gemeinde bleibt nun für sechs Jahrhunderte mit der Herrschaft<br />

Weiler in Stegen verbunden.<br />

Die weltliche Herrschaft<br />

Nach dem Aussterben der Zähringer Herzöge 1218 gehörte<br />

Unteribental Freiburger Ministerialien, die zum Stand des<br />

niederen Adels aufgestiegen waren und auf dem Schloss Weiler<br />

in Stegen saßen. Wie das Beispiel Weiler zeigt, wurde mit der<br />

Zeit der Begriff „Maieramt“ gleichbedeutend mit „Herrschaft“.<br />

Ursprünglich bezeichnet der Name „Maier“ einen herrschaftlichen<br />

Verwaltungsbeamten. Die „Maier von Weiler“ begegnen<br />

uns schon im 13. Jahrhundert unter den führenden Familien,<br />

1280 im Rat der Stadt Freiburg. Sie sind identisch mit den reichen<br />

Meierniesse. So tritt 1321 „Heinrich Meiger Niessen von<br />

Willer“ zusammen mit Graf Konrad von Freiburg als Schiedsrichter<br />

über verschiedene Adelige auf. 1442 wird Hans Ulrich<br />

Meier von Kaiser Friedrich IV. mit der Herrschaft Weiler belehnt.<br />

Als 1480 Hans Ulrich Meyer von Wyler als letzter seines<br />

Namens stirbt, heiratete die Witwe Junker Hans von Reischach,<br />

die 1486 vom Kaiser mit der Herrschaft belehnt wird.<br />

Als im Bauernkrieg der Schwarzwälder Haufen („Bauernheer“<br />

des Hans Müller von Bulgenbach) im Mai 1525 von Furtwangen<br />

über St. Peter ins Dreisamtal zog, schlossen sich ihm die Bauern<br />

des Dreisamtales an. Sie erstürmten die Burg Wiesneck, brannten<br />

sie nieder und eroberten die Stadt Freiburg. Doch wenige<br />

Wochen später mussten die Bauern kapitulieren. Ihre Forderungen<br />

nach einer sozialen und religiösen Neuordnung blieben<br />

unerfüllt. In der Brandschatzung für die Bauern heißt es:<br />

Under Yben und Stegen hat 28 Hüser von gmeynen Lütten.<br />

Die Reischach blieben Inhaber der Herrschaft Weiler, bis Kaiser<br />

Rudolf II. den bisherigen erzherzoglichen Sekretär Dr. Justinian<br />

Moser 1759 damit belehnte. Das Kloster St. Peter gab seine<br />

Ansprüche auf Unteribental nicht auf. Nachdem ein Rechtsstreit<br />

von 1560 bis 1591 zu ungunsten des Klosters entschieden wurde,<br />

sandte 1696 der Abt eine Bittschrift an den Kaiser Leopold,<br />

damit Weiler und Unteribental dem Kloster verliehen werden<br />

als Ersatz dafür, dass kaiserliche Soldaten 1678 das Kloster in<br />

Brand gesteckt hatten. Die Bittschrift hatte keinen Erfolg.<br />

Als Zeichen der weltlichen Gerichtsbarkeit stand einst auf der<br />

höchsten Anhöhe des Ibentals, auf dem Hochgericht (815m)<br />

über dem Lindenberg ein Galgen, hart an der Grenze nach<br />

St. Peter. Auch zwischen dem unteren Ibental und dem unteren<br />

Rechtenbach heißt der Bergrücken zum Nadelhof der Galgenbühl.<br />

Schließlich soll auch auf dem Sommerberg des Schneiderhofes<br />

ein Galgen gestanden haben. Trotz diesem Überangebot<br />

lässt sich urkundlich keine Hinrichtung nachweisen.<br />

Viel Elend und Not brachten Kriege und Seuchen. 1611/12<br />

wütete die Pest. Im Dreißigjährigen Krieg plünderten und<br />

mordeten schwedische, kaiserliche und französische Soldaten<br />

und zündeten Häuser an. Die Leute flüchteten in die Wälder.<br />

Von 1677 bis 1697 war Freiburg von den Franzosen besetzt.<br />

Um 1713 soll ein französischer Soldat auf dem Zähringerhof<br />

erstochen worden sein, weil er raubend ins Haus eingedrungen<br />

war und die Bäuerin bedroht habe. Im Jahre 1735 wird in der<br />

Hofübergabe des Thomashansenhofs auf die „gegenwärtig<br />

schlimmen Zeiten“ hingewiesen.<br />

Im Jahre 1700 wurden die aus dem Elsass stammenden Freiherren<br />

von Kageneck mit der Herrschaft Weiler belehnt. Seit 1771<br />

in den Grafenstand erhoben, spielte die Familie von Kageneck<br />

in Freiburg und im vorderösterreichischen Breisgau eine führende<br />

Rolle. Der Preßburger Friede 1805 setzte den überkommenen<br />

Verhältnissen ein jähes Ende, denn der Breisgau kam an<br />

das neugebildete Großherzogtum Baden.<br />

Zur Herrschaft Weiler gehörte außer Unteribental und Stegen<br />

auch Ober- und Unterbirken, der Nadelhof und der Wehrlehof<br />

mit dem unteren Rechtenbach. Das ganze Gebiet war nach<br />

Kirchzarten eingepfarrt; 1796 kam Unteribental zur neu errichteten<br />

Pfarrei Buchenbach<br />

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