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Leben mit Brustkrebs

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8<br />

Experteneinblick<br />

<strong>Brustkrebs</strong>:<br />

Biomarker und Testung<br />

Biomarker können bei der Behandlung von <strong>Brustkrebs</strong>erkrankungen entscheidend<br />

sein. Durch ihre Bestimmung lässt sich vielfach beantworten, ob und wie sich für<br />

Patientinnen die Prognose sowie das Behandlungsergebnis <strong>mit</strong> zielgerichteten<br />

Therapien verbessern lässt.<br />

Redaktion Miriam Rauh<br />

Frau Professor Dr. Lüftner, welche Biomarker<br />

spielen beim Mammakarzinom<br />

eine Rolle?<br />

Wir kennen <strong>mit</strong>tlerweile eine Vielzahl<br />

prädikativer Marker, deren Nachweis entsprechende<br />

therapeutische Konsequenzen<br />

hat. Östrogenrezeptoren und Progesteronrezeptoren<br />

beispielsweise sind<br />

seit Jahrzehnten bekannt, sie zeigen eine<br />

Empfindlichkeit gegenüber einer antihormonellen<br />

Therapie an. Seit circa 25 Jahren<br />

kennt man HER2-Rezeptoren, das sind<br />

humane epidermale Wachstumsfaktorrezeptoren.<br />

Sie gehen zwar einerseits <strong>mit</strong><br />

einem ungünstigeren, aggressiveren Verlauf<br />

der Erkrankung einher und auch <strong>mit</strong><br />

einem erhöhten Risiko für Metastasen, das<br />

Vorhandensein der Biomarker qualifiziert<br />

aber andererseits für den Einsatz entsprechender<br />

Antikörper. Zudem kennen wir<br />

heute Biomarker wie den Nachweis einer<br />

BRCA-Positivität, die eine Mutation von<br />

BRCA1 oder BRCA2 aufweisen, sowie eine<br />

Reihe anderer spezifischer Marker.<br />

Eine prognostische Einschätzung erlauben<br />

einige Tests, bei denen verschiedene Gene<br />

abgefragt werden. Diese können für eine<br />

Einschätzung wichtig sein, wie hoch das<br />

Risiko von Fernmetastasen ist und ob man<br />

eine Chemotherapie machen sollte oder<br />

ob man gegebenenfalls darauf verzichten<br />

und <strong>mit</strong> der antihormonellen Therapie arbeiten<br />

kann. Andere Marker können aber<br />

auch erst zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt<br />

werden.<br />

Wie findet man diese Biomarker?<br />

Üblicherweise wird derzeit, bis auf wenige<br />

Ausnahmen, das direkte Material per Tumorbiopsie<br />

getestet, zum Beispiel bezüglich<br />

des Vorhandenseins von HER2. Das<br />

geschieht invasiv über eine Gewebeprobe,<br />

die ein Pathologe daraufhin untersucht,<br />

ob bestimmte Biomarker vorhanden sind<br />

oder nicht.<br />

Prof. Dr. med. Diana Lüftner<br />

Chefärztin an der Immanuel<br />

Klinik Märkische Schweiz und<br />

tätig in der Hochschulambulanz<br />

und im Onkologischem MVZ des<br />

Campus Rüdersdorf der Medizinischen<br />

Hochschule Brandenburg<br />

Theodor Fontane.<br />

„Der mutierte<br />

ESR1-Marker<br />

lässt sich im Blut<br />

nachweisen – nicht<br />

in einem einfachen<br />

Blutbild, aber in<br />

einer speziellen<br />

Untersuchung.“<br />

Gibt es neue Biomarker, die aktuell in den<br />

Fokus rücken?<br />

Recht neu ist die sogenannte ESR1-Mutation,<br />

eine Mutation im Östrogenrezeptor.<br />

Diese Mutation kann man erst im Verlauf der<br />

Krankheitsgeschichte bestimmen, da sie erst<br />

im Erkrankungsverlauf entsteht. Sie befindet<br />

sich in der zirkulierenden Tumor-DNA.<br />

Wird die Mutation vom ESR1-Marker anders<br />

bestimmt als bisher?<br />

Der mutierte ESR1-Marker lässt sich im Blut<br />

nachweisen – nicht in einem einfachen Blutbild,<br />

aber in einer speziellen Untersuchung.<br />

Eine Biopsie, die Gewebeentnahme, ist wesentlich<br />

aufwendiger; sie ist für die Bestimmung<br />

dieses spezifischen Markers in vielen<br />

Fällen nicht nötig.<br />

Welche Rolle spielt der Zeitpunkt bei der Bestimmung?<br />

Kann man Marker schon früh<br />

in der Diagnostik abfragen oder erst im Verlauf<br />

der Krebserkrankung?<br />

Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort,<br />

jeder Marker muss für sich betrachtet<br />

werden. Den mutierten ESR1-Rezeptor<br />

beispielsweise kann man erst im Laufe der<br />

Erkrankung abfragen, meistens, wenn eine<br />

Metastasierung eingetreten ist. Grundsätzlich<br />

wissen wir, dass eine Patientin, die einen<br />

Nachweis für eine ESR1-Mutation hat,<br />

in dieser metastasierten Situation schlechter<br />

auf die klassische antihormonelle Therapie<br />

anspricht. Gegebenenfalls kann man sie<br />

trotzdem medikamentös therapieren anstatt<br />

<strong>mit</strong> einer Chemotherapie.<br />

Was bedeutet das für die Patientin <strong>mit</strong><br />

ESR1-Mutation?<br />

Zum einen ist eine Blutentnahme für die Patientin<br />

schonender als eine Tumorbiopsie.<br />

Auch gibt es aktuell einige Entwicklungen,<br />

die das Therapieergebnis der Patientinnen,<br />

bei denen der mutierte ESR1-Marker gefunden<br />

wurde, gegebenenfalls erheblich verbessern<br />

können..

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