Aurum 999,9 MagBook – Autumn 2023
The Coffee Table MagBook
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AUTUMN <strong>2023</strong>
T H E A R T O F F U S I O N<br />
BIG BANG UNICO<br />
Gehäuse aus Magic Gold, eine<br />
kratzfeste 18-Karat Goldlegierung,<br />
die von Hublot entwickelt und<br />
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EDITORIAL<br />
L Liebe AURUM <strong>999</strong>,9-Community!<br />
LHerzlich willkommen im Herbst <strong>–</strong> für mich<br />
Ldie schönste Jahreszeit in unseren Breiten-<br />
graden. Wie lange das noch so bleibt, wird<br />
die Zukunft zeigen. Denn wie wir in den letzten Monaten gesehen<br />
haben, unser Klima befindet sich im Umbruch. Nicht die einzige<br />
Herausforderung unserer Zeit. Schenken wir William Brian Arthur,<br />
einem der renommiertesten Wissenschaftler am Santa Fe Institute in<br />
den USA, oder anderen weltweit führenden Experten Glauben, steht<br />
der Menschheit mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ die größte<br />
gesellschaftliche Veränderung seit der Erfindung des Buchdrucks<br />
bevor. Wir sind also am Beginn des sogenannten KI-Zeitalters.<br />
Ehrlicherweise habe ich mich persönlich bis vor wenigen Monaten<br />
nicht wirklich damit auseinandergesetzt, bis es mir von allen Seiten<br />
zu Ohren gekommen ist. Egal ob während des Business-Lunchs,<br />
beim Smalltalk vor Beginn einer Fashionshow oder auf einem<br />
Immobilien-Event <strong>–</strong> KI ist in aller Munde und damit natürlich auch in<br />
meiner Gedankenwelt verankert. Deshalb haben wir beschlossen,<br />
diesem Hot Topic in unserer aktuellen Ausgabe Raum zu geben, den<br />
Anfang macht gleich das Cover unserer Herbstausgabe. Kreiert in<br />
einer kreativen Kooperation durch das KI-Programm Midjourney<br />
und unseren Head of Design Florian Reichel, der mit den thematischen<br />
Schwerpunkten unserer großen Geschichten durch sogenanntes<br />
Prompt Engineering die Text-zu-Bild-Software in die richtige<br />
Richtung lenkte. So dienten der künstlichen Intelligenz Informationen<br />
über Kleopatra, die bekannteste Königin Ägyptens, den Amauris-<br />
Falter aus der Gattung der Nymphalis-Schmetterlinge, prächtige<br />
Skelettuhren, Altes und Neues aus der Ewigen Stadt<br />
Rom sowie unsere AURUM <strong>999</strong>,9 <strong>MagBook</strong>-DNA als Design-Hilfe <strong>–</strong><br />
das extravagante Ergebnis vereint Vergangenheit und Zukunft.<br />
Liebe AURUM <strong>999</strong>,9-Community!<br />
„ Mein engagiertes<br />
Redaktionsteam werde<br />
ich sicher nicht durch<br />
KI-Programme wie<br />
ChatGPT ersetzen“<br />
Auch unsere geschätzten Kolumnisten Tatjana Lackner und Wolfgang<br />
Hutter haben sich intensiv damit auseinandergesetzt und analysieren<br />
Chancen, Auswirkungen und mögliche Risiken. Sie sehen,<br />
egal wie wir persönlich zu der Entwicklung stehen, aufhalten werden<br />
wir sie nicht. Ob die Menschheit jedoch das richtige Maß finden wird,<br />
mit den neuen technologischen Optionen umzugehen, und sich nicht<br />
gedankenlos der Bequemlichkeit hingeben wird, sehen wir wohl erst<br />
in einigen Jahren. Trotzdem, wir finden den Diskurs spannend, vor<br />
allem auch notwendig, und freuen uns, wenn wir auch Sie zum Nachdenken<br />
anregen können. Aber eines ist für mich gewiss, mein engagiertes<br />
Redaktionsteam werde ich sicher nicht durch KI-Programme<br />
wie ChatGPT ersetzen und Ihnen damit emotionslosen Einheitsbrei<br />
vorsetzen. Deshalb haben wir uns auch dieses Mal wieder aufgemacht,<br />
faszinierende Geschichten zu entdecken und ins Rampenlicht zu<br />
rücken. Zum Beispiel wagen wir einen Blick nach Spanien, wo 1846<br />
in Madrid eine Gruppe von Handwerkern ein Lederverarbeitungskollektiv<br />
gründete. Heute ist Loewe, nach der aktuellen Umfrage der<br />
Londoner Einkaufsplattform „Lyst“, an der Spitze der angesagtesten<br />
Luxusmarken. Auch einen Abstecher nach Italien zur Mille Miglia,<br />
dem wohl schönsten Autorennen der Welt, haben wir unternommen.<br />
Hier stehen nicht die Geschwindigkeit oder das Gewinnen an erster<br />
Stelle, sondern edle Oldtimer, Handwerk, verlässliche Partnerschaften<br />
und natürlich eine Portion Glück. Glücklich können<br />
sich auch jene schätzen, die für die großen Yacht-Ausfahrten den<br />
Wettergott auf ihrer Seite haben und so auf hoher See unvergesslichen<br />
Momenten, weit weg vom Alltag, entgegensteuern. Sollten Sie<br />
für eine Auszeit lieber festen Boden unter den Füßen haben wollen <strong>–</strong><br />
wir kuratierten atemberaubende, geschichtsträchtige Hideaways, die<br />
den Glanz von einst mit dem Luxus der Moderne kombinieren.<br />
Jetzt wünsche ich Ihnen aber erst einmal wunderbare Herbsttage,<br />
eine gute Zeit und natürlich viel Freude beim Eintauchen in Ihr<br />
smartes AURUM <strong>999</strong>,9 <strong>MagBook</strong>!<br />
Ihr Reinhard Neussner<br />
Foto: Jürgen Hammerschmid<br />
FOLGEN SIE UNS AUF @aurum.magbook @<strong>Aurum</strong><strong>MagBook</strong><br />
AUTUMN <strong>2023</strong> 9
38<br />
16<br />
FASHION & ACCESSOIRES<br />
16 PORTRAIT<br />
Für Loewe geht es hoch hinaus<br />
36 LUXURY PIECE for Women<br />
38 ACCESSOIRES<br />
Unter die Haut<br />
44 PORTRAIT<br />
Taschen zum Verlieben: Ina Kent<br />
48 LUXURY PIECE for Men<br />
58 EDITOR’S CHOICE<br />
ART & CULTURE<br />
50 TIME OF YOUR LIFE<br />
Bei der Mille Miglia ticken die Uhren anders<br />
60 SURREALES UNIVERSUM<br />
Helmut Grill<br />
HISTORY<br />
78 KLEOPATRA<br />
Die bekannteste und letzte Königin von Ägypten<br />
ARCHITEKTUR<br />
88 EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT<br />
Künstliche Intelligenz formt Architektur<br />
98 IMMOBILIEN ROUND TABLE<br />
Ein Stimmungsbild zum Megatrend „Smart Living“<br />
100 DIE TOP 7<br />
Intelligente Luxus-Residenzen<br />
110 HIGHLIGHT<br />
Hand in Hand<br />
LIVING<br />
126 SHOWROOM INTERNATIONAL<br />
Smarte Lösungen bei Rimadesio<br />
128 MODERNE MULTITALENTE<br />
Wohnzimmer, Küche, Esszimmer, Schlafzimmer, Bad, Outdoor<br />
138 SHOWROOM NATIONAL<br />
Raum für kunstvollen Stilmix: Rooms Vienna<br />
142 PORTRAIT<br />
Natuzzi Italia kreiert Interior mit Leib und Seele<br />
148 NEUE PERSPEKTIVEN IM PENTHOUSE<br />
Innenarchitekt Dominik Petz schafft moderne Verbindungen<br />
BEAUTY<br />
154 ALL EYES ON US<br />
Wie unsere Augen ein Blickfang bleiben<br />
158 INDIAN SUMMER<br />
In Your Face: Look für den strahlenden Herbst<br />
160 A SHOT OF FRESHNESS<br />
Olfaktorische Kreationen, die den Sommer verlängern<br />
162 HAARSCHARF<br />
Die Haarpracht muss man pflegen wie Freundschaften<br />
MOBILITY<br />
172 FAHRT INS BLAUE<br />
Yachten, die träumen lassen<br />
KULINARIK<br />
184 ZU BESUCH BEI<br />
Flower-Power<br />
187 MENU À LA CHEF<br />
Bonjour am Ring<br />
Fotos: LOEWE, Hublot, Feadship, Chopard, Natuzzi Italia, Atchain/ZHA<br />
10 AUTUMN <strong>2023</strong>
INHALT<br />
AUTUMN 2 0 2 3<br />
172<br />
88<br />
142<br />
50<br />
KOLUMNEN<br />
68 TATJANA LACKNER<br />
KI und die menschliche Sprache<br />
86 WOLFGANG HUTTER<br />
Künstliche Intelligenz <strong>–</strong> Beautiful New Work?<br />
PHOTOGRAPHY<br />
70 PORTRAIT PAUL GRAVES<br />
116 PORTRAIT RANKIN<br />
164 PORTRAIT STEFAN MILEV<br />
COFFEE TABLE BOOK<br />
200 IMPERIUM DER PÄPSTE<br />
Der Vatikan bietet Stoff für Legenden und Mythen<br />
TRAVEL<br />
192 HISTORY RELOADED<br />
Elisabeth Muth über die Symbiose von Alt und Neu<br />
194 FARE UNA BELLA FIGURA<br />
Rom ist auch auf den zweiten Blick eine Augenweide<br />
206 ZEITLOSE ELEGANZ<br />
Sieben Refugien erzählen ihre Geschichte<br />
222 TRAVEL WITH THE STARS<br />
Iconic Red<br />
224 NEW PLACES<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Reinhard Neussner Management und Beteiligungs GmbH, Kaasgrabengasse 86/4/40A, 1190 Wien, office@aurum-magbook.com<br />
Verlags- und Redaktionsadresse: Kaasgrabengasse 86/4/40A, 1190 Wien<br />
Herausgeber, Chefredakteur, Geschäftsführer: Reinhard Neussner. Redaktionsteam: Barbara Jahn, Bernhard Musil, Brigitte R. Winkler, Christoph Kulmer,<br />
Elisabeth Habitzl, Elisabeth Muth, Percival Pachta-Rayhofen, Reinhard Neussner, Rosemarie Pescheck. Redaktionsassistentin: Marily Elmezoglou.<br />
Chef vom Dienst: Christoph Kulmer. Head of Design: Florian Reichel. Art Direction: Anton-Georg Kiener. Grafik: Doris Wegener.<br />
Lektorat: Hildegard Atzinger, Julia Friehs. Autoren dieser Ausgabe: Alice Mandel, Tatjana Lackner, Wolfgang Hutter.<br />
Anzeigen: Angela Kindermann Projektagentur, Armin Zitter. Kontakt: office@aurum-magbook.com<br />
Herstellungsort: Wien. Druck: Holzhausen/Gerin Druck GmbH.<br />
Blattlinie: AURUM <strong>999</strong>,9 <strong>MagBook</strong> ist eine Verschmelzung der Genres Coffee Table Book & Magazin. Das Redaktionsteam berichtet 4-mal jährlich<br />
für seine exklusive Member-Community über Wissenswertes, Exklusives und Aufregendes. Die Luxus-Lifestyle-Themen reichen von Architektur,<br />
Design, Fotografie, Kunst, Mode, Genuss, Reisen und Mobilität bis hin zu Business und History.<br />
Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen.<br />
202223019<br />
Alle angegebenen Preise sind Richtpreise,<br />
redaktionelle Sonderwerbeformen sind mit dem Wort Advertorial gekennzeichnet.<br />
Offenlegung: www.aurum-magbook.com/impressum<br />
11
FASHION | PORTRAIT<br />
HOCH<br />
HINAUS<br />
Bekannt und gefeiert wurde das 1846 in Madrid gegründete<br />
Luxushaus Loewe zunächst wegen seiner Taschen und der damit<br />
verbundenen Handwerkskunst. Seit 2013 weht ein neuer Wind<br />
durch das spanische Traditionshaus: Seitdem ist Jonathan<br />
Anderson Kreativdirektor. Durch den jungen Iren stiegen Ansehen<br />
und Begehrlichkeit von Loewe-Produkten ins Unermessliche<br />
Von Brigitte R. Winkler<br />
16
Fotos: Molly Lowe (2)<br />
Ein abendliches,<br />
raffiniertes,<br />
bodenlanges Kleid aus<br />
der aktuellen Loewe<br />
Herbst/Winter-<br />
Kollektion: Die kunstvoll<br />
drapierte Stoffmenge<br />
schmiegt sich in der<br />
Mitte des Brustkorbs<br />
oder Oberkörpers um ein<br />
goldiges Schmuckstück,<br />
dessen Befestigung auch<br />
noch ein interessantes<br />
Rätsel aufgibt<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
17
k<br />
Durch ihn wurde das<br />
spanische Modehaus Loewe<br />
zur gefeierten Marke:<br />
Beifall für Jonathan<br />
Anderson nach seiner<br />
Männermodeschau im Juni<br />
Gerade erst waren die<br />
Männermode-Shows<br />
für das Frühjahr 2024<br />
vergangenen Juni in<br />
Mailand und Paris über<br />
die Laufstege gegangen, und schon waren<br />
sowohl Einkäufer als auch wir Medienleute<br />
uns einig, dass es eine der stärksten Saisonen<br />
seit Jahren war. Mit überzeugenden Trends,<br />
die vom neuen Anzug über eine entspanntere<br />
Silhouette und viel Transparenz bis hin zu<br />
stärkeren Farbakzenten reichten. Und welche<br />
der unzähligen gezeigten Kollektionen war<br />
die beste? Wenn man es nicht selbst sofort<br />
nach der Show gewusst hätte, dann bekam<br />
man es danach mehrfach zu lesen <strong>–</strong> jene von<br />
J.W. Anderson für Loewe.<br />
O<br />
Kam zur Loewe-<br />
Damenmodeschau:<br />
Der neue globale<br />
Markenbotschafter<br />
Taeyong, Star der<br />
südkoreanischen<br />
Boyband NCT<br />
Vor allem die radikal hoch<br />
taillierten Hosen und Jeans<br />
begeisterten und lassen den<br />
Träger oder die Trägerin jünger<br />
aussehen. Zu tollen Hemden<br />
und Anzügen gab es nicht eine<br />
einzige Krawatte. Fast über<br />
alles hatte Anderson winzige<br />
Kristalle fixieren lassen, die die<br />
Modelle zu einem geheimnisvollen<br />
Glitzern bringen <strong>–</strong> von<br />
den Hemden und Hosen bis zu<br />
den Chelsea-Stiefeln und den<br />
superflachen Ballerinas. (Loewe<br />
hat schon 2007 begonnen,<br />
die kostspielige neue Chaton-<br />
Ledertechnik von Swarovski<br />
zu verwenden. Dabei werden<br />
die diamantgeschliffenen Kristalle<br />
in vorgestanzte Löcher<br />
versenkt, die dann mit einem Trägerstoff an Ort und Stelle befestigt<br />
werden. Der Effekt ist eine <strong>–</strong> trotz Kristallen <strong>–</strong> flache Oberfläche.)<br />
Doch dem nicht genug. Kaum hatte man das neuerliche Lob über<br />
Anderson gelesen, erfuhr man weitere mit ihm zusammenhängende<br />
Top-News. Die in London ansässige Einkaufsplattform Lyst gab<br />
bekannt: Loewe landete im zweiten Quartal <strong>2023</strong> zum ersten Mal auf<br />
dem Spitzenplatz der Liste der angesagtesten Marken des Lyst-Index.<br />
Die dort gesammelten Daten zeigen, dass die Suchanfragen die spanische<br />
Marke betreffend in diesem Zeitraum um 19 Prozent gestiegen<br />
waren. Die Ursache sieht Lyst darin, dass Loewe „die Fantasie verschiedener<br />
Kundengruppen“ durch sein „Engagement für Handwerkskunst<br />
und Kreativität“ anregt. Dazu beigetragen hat sicher auch eine<br />
weitere geniale Idee des Hauses. Im Laufe des Quartals verpflichtete<br />
die Marke die K-Pop-Sensation Taeyong, Mitglied und Anführer der<br />
südkoreanischen Boyband NCT, als neuen globalen Markenbotschafter<br />
<strong>–</strong> neben Josh O’Connor, Tang Wei, Taylor Russell, Leo Wu,<br />
Stephane Bak und der südkoreanischen Girlgroup Nmixx. Schon sein<br />
Besuch der Herrenmodeschau in Paris sorgte für großes Aufsehen.<br />
Da saß er neben Supermodel Emily Ratajkowski, und jeder wollte ein<br />
Foto mit dem K-Pop-Star (Sammelbegriff für koreanischsprachige<br />
Popmusik) machen. Zusammen mit dem Designer Anderson wurde<br />
er nach der Show von Fans und Fotografen überrollt.<br />
Es war nicht seine erste Loewe-Show. Taeyong besuchte sie <strong>–</strong> nach<br />
eigenen Angaben <strong>–</strong> letzte Saison auch schon. Er sei ein langjähriger<br />
Fan der Marke, sagte er und gestand, dass er bei seiner allerersten<br />
Reise nach Paris einen Ausflug zum Loewe-Laden gemacht habe, um<br />
eine der beliebten „Puzzle“-Taschen zu erstehen. Sein Bekenntnis:<br />
„Da meine Musik mit vielen Bühnenauftritten verbunden ist, spielt<br />
Mode eine große Rolle. Abgesehen davon hatte ich schon immer<br />
großes Interesse an Mode.“ Lee Tae-yong <strong>–</strong> wie er tatsächlich heißt <strong>–</strong><br />
ist ja auch bekannt für seine energiegeladenen und komplizierten<br />
Tanzdarbietungen sowie seine Kostüme und farbenfrohen Haare. An<br />
diesem Show-Nachmittag trug er nach hinten gekämmte lila Locken.<br />
Sehr gescheit, dass Loewe ihn wählte, was ihn sehr freut und was er<br />
auch selbst begründen kann: „Unsere Fangemeinde ist stark in der<br />
jüngeren Generation verwurzelt, und hier entwickeln die Menschen<br />
ihre eigenen Leidenschaften und Stile. Als K-Pop-Künstler können wir<br />
viele Menschen, insbesondere Teenager, dazu inspirieren, ihre eigenen<br />
Leidenschaften anzunehmen, und wir versuchen, dies durch Auftritte<br />
zu erreichen. Ich denke, all diese verschiedenen Gründe erklären,<br />
warum Menschen sich von Natur aus zu K-Pop hingezogen fühlen.“<br />
Fotos: LOEWE (3)<br />
18<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
FASHION | PORTRAIT<br />
Ein Modell aus der<br />
Männermode-Kollektion<br />
Frühjahr/Sommer 2024,<br />
gezeigt im Juni in Paris:<br />
Am auffallendsten<br />
waren die radikal hoch<br />
taillierten Hosen, die<br />
begeistert aufgenommen<br />
wurden und nächstes Jahr<br />
sicher zu den Bestsellern<br />
der Saison gehören werden,<br />
wie auch die langen Mäntel<br />
und Loewes Brillen mit den<br />
auffallenden Rahmen<br />
19
LOVE IS IN<br />
THE AIR<br />
Bereits nach den aktuellen Herbstmodeschauen<br />
im Februar waren Loewes Entwürfe<br />
zur „Lieblingskollektion der Saison“ ernannt<br />
worden. Gaben doch alle wichtigen Einkäuferinnen<br />
und Einkäufer der Welt, wenn sie<br />
nach den Shows nach ihren Lieblingskollektionen<br />
gefragt wurden, auch und meist sogar<br />
an erster Stelle an: Loewe! So zum Beispiel<br />
die Einkaufschefin für Mode und Accessoires<br />
bei Samaritaine am Pariser Pont Neuf. Sie<br />
begründete es auch: Andersons Herbstmodeschau<br />
für Loewe sei eine „Demonstration<br />
purer Schönheit“ gewesen. Kreativdirektor<br />
Jonathan Anderson wurde immer wieder<br />
hervorgehoben, und seine neue Tragetasche<br />
für Loewe wurde auf vielen Listen als Musthave<br />
angehakt. Das passiert seit der Einführung<br />
der „Puzzle Bag“ im Jahr 2015 immer<br />
wieder. Gerade erst wurde sie in der britischen<br />
„Vogue“ unter die „14 Designer-Handtaschen,<br />
die den Test der Zeit bestehen werden“,<br />
gereiht. (Neben Loewes „Puzzle Bag“<br />
wird darin auch JW Andersons „Bumper Bag“<br />
genannt.)<br />
Und womit erreicht Anderson diesen<br />
Hype? Offenbar gerade durch seine Liebe<br />
zum „Weniger ist mehr“! Trotz dieses Bestrebens,<br />
Mode auf die einfachsten, schnörkellosesten<br />
Elemente zu reduzieren, gelingen ihm<br />
die interessantesten Hingucker. Gleich zur<br />
Eröffnung der Show kam da ein weißes Seidenkleid<br />
mit einem verschwommenen,<br />
aber wunderschönen Musterfarbkleid-<br />
Aufdruck auf den Laufsteg. Als hätte<br />
Weltmeistermaler Gerhard Richter es<br />
bemalt. Da wurde Pannesamt über<br />
einen Messingstift in der Mitte des<br />
Brustkorbs drapiert oder einfach um<br />
den Körper geschmiegt. Schlichte<br />
weiße Federn wurden zum verträumtesten<br />
Sweatshirt, das man sich vorstellen<br />
kann, arrangiert. Leder wurde<br />
zu Hemden versteift oder fließend wie<br />
heiße Schokolade zu weiten Mänteln,<br />
lässigen Taschen und zusammenklappbaren<br />
Stiefeln geformt. Ein übergroßes<br />
weißes Hemd bekam durch einen<br />
einfachen Trick eine kunstvolle Wellenform.<br />
Eine zarte Kette war im Saum befestigt und<br />
dann über die Schulter des Models gehängt<br />
worden. Anderson gelingt es, selbst schlichtem<br />
grauem Strick ein modisches Feuerwerk<br />
zu entlocken. Das Gleiche gilt für flauschige<br />
Umhüllungen in Form von Veilchen oder für<br />
T-Shirts aus Lammfell, in die die Geometrie<br />
der über alles begehrten „Puzzle“-Tasche von<br />
Loewe eingraviert ist. Kleidung, Taschen und<br />
Schuhe fesselten beim Zuschauen von<br />
Anfang bis Ende.<br />
Als Show-Location hatte Anderson einen<br />
ganz speziellen Ort gewählt. Einkäufer, wir<br />
Medienleute und die Ehrengäste mussten<br />
E<br />
Jonathan Anderson ist<br />
überzeugt von „Weniger<br />
ist mehr“: Was auch bei<br />
diesem Herbst-Modell<br />
nicht zu übersehen ist<br />
W<br />
Loewes Kreativdirektor<br />
liebt Ballerinas auch<br />
für Männer: für die<br />
Frühjahrskollektion<br />
2024 überzogen mit<br />
Glitzer<br />
weit hinaus zu einer Festung aus dem<br />
14. Jahrhundert, dem Château de Vincennes,<br />
fahren. Was zu erheblichen Sorgen<br />
führte, ob man es wegen der Streiks und<br />
sonstigen Verkehrsbehinderungen rechtzeitig<br />
schaffen würde. Dort musste man<br />
auch noch eine Zugbrücke überqueren<br />
und dann eine große weiße „Schachtel“<br />
im Innenhof betreten. In deren Inneren<br />
lagen 21 bunte Würfel, die über das<br />
gesamte Set verstreut waren. Es handelte<br />
sich um Skulpturen der italienischen<br />
Künstlerin Lara Favaretto, die aus zehn<br />
Tonnen Papierkonfetti gefertigt waren. Manchmal zerfielen sie ein<br />
wenig durch die leichte Erschütterung, wenn die Gäste und dann die<br />
Models daran vorbeigingen, was der Show zusätzliche Spannung verlieh.<br />
Gleichzeitig konnte man es aber auch als Metapher für Anderson<br />
interpretieren, der offenbar wieder einmal bis zum Rand mit Modeideen<br />
gefüllt war, diese aber nur langsam heraussickern ließ. Nach der<br />
Show wurde natürlich alles eingesammelt, um es für zukünftige<br />
Favaretto-Installationen wiederzuverwenden. Es war keine Überraschung,<br />
dass auch diese Gestaltung der Show-Location für die<br />
Loewe-Herbstkollektion am Ende der Damenmodewochen im März<br />
von wichtigen Medien zur besten der Saison erklärt wurde.<br />
Backstage erfuhr man nach der Show von Anderson, dass für ihn<br />
die Location, also die Schlosskulisse, eine Metapher für das 1846<br />
gegründete Traditionshaus Loewe war. Mit dieser Geschichte musste<br />
er sich auseinandersetzen, als er 2013 Kreativdirektor wurde. „Und<br />
plötzlich steht man vor einer weißen Schachtel“, sagte er und bezog<br />
Fotos: LOEWE (2), Molly Lowe (2)<br />
20 AUTUMN <strong>2023</strong>
FASHION | PORTRAIT<br />
sich dabei auf die Gestaltung des Laufstegs, aber auch auf<br />
die leere Seite, auf die er vor einem Jahrzehnt gestoßen war.<br />
Denn die spanische Marke verfügte über jede Menge Lederwaren-Know-how,<br />
hatte aber ein schwaches Mode-Erbe. „Es<br />
hat etwas Besonderes, Kleidung auf diese Weise zu präsentieren“,<br />
erklärte er. „Man wird gezwungen, sich die Kleidung<br />
anzusehen. Ich bin immer noch nicht über die Idee hinausgekommen,<br />
den weißen Kasten zu verlassen, weil ich immer<br />
noch über Silhouetten nachdenke.“ Er erwähnte, dass zum<br />
ersten Mal in seiner Zeit bei Loewe alle auf dem Laufsteg<br />
gezeigten Handtaschen, darunter die weiche „Squeeze“-<br />
Tasche und eine weitere, die einem Vogelnest ähnelt, von<br />
Stilen der 1970er-Jahre aus dem Loewe-Archiv inspiriert<br />
waren. „Als ich bei Loewe angefangen habe, habe ich alles<br />
abgelehnt. Und es ist das erste Mal, dass ich die Idee des historischen<br />
Lederhauses sozusagen annehme“, gestand er und<br />
schwärmte: „Das ist die Schönheit der Mode, die man neu<br />
betrachten, neu interpretieren und umgestalten kann.“<br />
Nicht viel weniger aufregend, ja atemberaubend und<br />
zum Nachdenken anregend war es ja schon im Jänner bei den Männershows<br />
für den Herbst zugegangen. Während sich viele europäische<br />
Designer in dieser Saison auf das Wesentliche konzentrierten,<br />
wagte Jonathan Anderson, das Unbekannte in der Herrenmode zu<br />
erkunden. Er begeisterte durch Unverblümtheit und Unorthodoxes,<br />
durch experimentelle Silhouetten, von denen einige an die Renaissance<br />
erinnerten. In einer Herbstsaison, in der maßgeschneiderte<br />
Wollmäntel im Vordergrund standen, zeichneten sich die Modelle von<br />
Anderson allein schon durch ihre unglaublich lang gestreckte<br />
Schlankheit aus. Manche wirkten noch faszinierender, wenn sie etwas<br />
lockerer und knopflos geschnitten waren und vorn eine tiefe V-Öffnung<br />
hatten, in der die Models eine Hand ruhen ließen, als ob ihr<br />
Arm in einer Schlinge steckte. Kein Wunder, muss man schon wieder<br />
sagen, dass im Herbst anstelle der Mode vor allem die Gesten in den<br />
Vordergrund rückten, ja zum wichtigen Trend wurden. Entscheidend<br />
ist, wie wir unsere Kleidung tragen. Ein Model umklammerte ein<br />
Seidencape. Die subtilen und vielseitigen Gesten waren bei Loewe<br />
jedenfalls nicht zu übersehen. Ebenfalls nicht zu übersehen: Da gab<br />
es ein aus Kupfer gehämmertes Oberbekleidungsstück oder ein<br />
lockeres Samthemd, das hinten<br />
offen getragen wird wie ein Krankenhauskittel,<br />
sodass Metallflügel<br />
Platz zum Entweichen hatten. War<br />
das jetzt ein Regenmantel oder ein<br />
Engel? Für aufregende Momente<br />
sorgten weiße und rote Kontaktlinsen,<br />
die einige der Models trugen.<br />
Für hemmungslose Begeisterung<br />
hingegen drei großformatige<br />
Gemälde des amerikanischen<br />
Künstlers Julien Nguyen, die als<br />
Showhintergrund auf einer strahlend<br />
weißen Bühne standen. Auf<br />
der Einladung war bereits eine<br />
Miniatur des von Anderson sehr<br />
geschätzten Künstlers zu sehen.<br />
So aufregend und verführerisch<br />
diese experimentellen Silhouetten.<br />
Da gab es Pullover mit Rundhalsausschnitt,<br />
die sich an den Seitennähten<br />
bauschten und so bauchige<br />
neue Formen bildeten. Während<br />
Trenchcoats wattiert und auch<br />
gebauscht waren wie die Gewänder<br />
auf Gemälden alter Meister. Ein<br />
silberfarbenes Oberteil, das sich am<br />
Saum wölbte, enthielt Sand, wie<br />
sich backstage herausstellte.<br />
h<br />
Handwerk gehört<br />
zu Loewes Essenz:<br />
Wie auch dieser<br />
schöne Pullover<br />
aus der Frühjahrskollektion<br />
2024<br />
für Männer zeigt<br />
Drei Models<br />
backstage mit drei<br />
der typischsten<br />
Loewe-Kennzeichen:<br />
Leder, auffallende<br />
Brillen und bald<br />
Hosen mit hoher<br />
Taille<br />
x<br />
Dort erklärte Anderson: „Hutmacher<br />
stellen Mäntel her, Buchmacher<br />
stellen Kleidung her.“ Was seine<br />
papierähnlichen Hemden erklärte.<br />
Und: „Ich denke, dass Herrenmode<br />
eine so spannende Plattform sein<br />
kann. Es ist die beste Möglichkeit,<br />
Dinge auszuprobieren. Ich bin jetzt<br />
in diesem Moment, in dem ich an<br />
die Grenzen gehen möchte. Ich habe<br />
tatsächlich das Gefühl, dass weniger<br />
mehr ist <strong>–</strong> aber auf eine neue Art<br />
und Weise.“ Unübersehbar auch bei<br />
den interessanten Schuhversionen<br />
für Damen und Herren. Zu sehen<br />
waren erst einmal bequeme Fußbekleidungen,<br />
die an Hauspatschen<br />
erinnerten. Sozusagen orthopädische<br />
Loewe-Slipper-Haus-Clogs.<br />
(Bei seiner eigenen Show zeigte Anderson<br />
gar keine Schuhe, ließ die Models in weißen<br />
Socken paradieren.) Sehr markant waren<br />
dann Schuhe mit großen Maschen. Zum<br />
schlichten schwarzen Abendkleid trug das<br />
Model ansonsten schlichte goldfarbene<br />
Schuhe, deren abgerundete Spitzen aber mit<br />
einer übergroßen Schleife, die links und<br />
rechts vom Schuh sogar den Laufsteg<br />
berührte, verziert waren. Auch an Absätzen<br />
gab es ungewöhnliche Verzierungen, sowohl<br />
beim zarten Schuhwerk als auch bei den<br />
Stiefeln. Entweder in Form von Miniskulpturen<br />
oder so, als wäre das Model mit dem<br />
hauchdünnen hohen Absatz auf etwas draufgestiegen,<br />
das nun mitgetragen wird. Stiefel<br />
waren darüber hinaus oft mit übergroßen,<br />
lässig in sich zusammenfallenden Schäften<br />
ausgerüstet.<br />
21
FASHION | PORTRAIT<br />
O<br />
Das neu gestaltete Vier-L-Logo:<br />
Als gerade von Loewe engagierter<br />
Kreativchef ließ Anderson es 2015<br />
verändern<br />
I<br />
Typisch für die Frühjahrskollektion<br />
2024: Anderson lässt auch die<br />
Sonnenbrillen <strong>–</strong> außer das<br />
Logo <strong>–</strong> glitzern<br />
U<br />
Vieles an der Männergarderobe<br />
ist mit gefärbten Kristallen überzogen<br />
ANDERSON<br />
UND LOEWE<br />
Begonnen hat die Zusammenarbeit von<br />
Loewe und Jonathan William Anderson 2013.<br />
Er galt in der Londoner Modeszene bereits als<br />
Geheimtipp. Der gebürtige Nordire studierte<br />
Herrenbekleidung am London College of<br />
Fashion, wo er 2005 seinen Abschluss machte.<br />
Anschließend arbeitete er bei Prada und als<br />
Berater anderer Marken, bevor er 2008 seine<br />
eigene Marke JW Anderson gründete und<br />
seine erste Herrenkollektion auf den Markt<br />
brachte. Im Jahr 2010 expandierte er in den<br />
Bereich Damenbekleidung. Mit seinen androgyn-verspielten<br />
Entwürfen prägte er damals<br />
schon maßgeblich das Bild der britischen<br />
Mode und weitete Geschlechtergrenzen<br />
immer wieder aus. Man kann ihn auch den<br />
prototypischen Designer des Instagram-Zeitalters<br />
nennen. Mit Entschlossenheit verwischt<br />
er radikal die Grenzen zwischen<br />
Männer- und Frauenmode.<br />
Dieser besondere Blick auf<br />
die Mode entging offenbar auch<br />
einem Branchenriesen nicht, und<br />
so begann sich der französische<br />
Luxuskonzern LVMH (Louis<br />
Vuitton Moët Hennessy) für das<br />
Nachwuchstalent zu interessieren.<br />
Im Jahr 2013 übernahm LVMH<br />
eine Minderheitsbeteiligung an<br />
Andersons Marke. Im selben Jahr<br />
wurde er zum Kreativdirektor des<br />
Traditionshauses Loewe ernannt,<br />
das bereits seit 1996 zum<br />
LVMH-Konzern gehört. Damals<br />
meinten führende Medien, es<br />
x<br />
Backstage nach der<br />
Damen-Herbstmodeschau:<br />
Jonathan<br />
Anderson mit<br />
Naomi Campbell,<br />
einem seiner<br />
Stargäste<br />
bleibe abzuwarten, wie Anderson seine ganz eigene Ästhetik mit der<br />
von Loewe verbinden werde. Sicher sei: Mit diesem Schritt manifestiere<br />
sich J. W. Anderson als einer der wichtigsten Designer der Zukunft.<br />
Anderson ließ gleich einmal den Markenschriftzug und das Vier-L-<br />
Logo von Loewe erneuern. Nur zwei Jahre später schrieb er Modegeschichte,<br />
als er als erster Modeschöpfer bei den British Fashion<br />
Awards sowohl als Damen- als auch als Herrenbekleidungsdesigner<br />
des Jahres ausgezeichnet wurde. Das<br />
einhellige Kritikerlob und wohl auch sein kommerzieller<br />
Erfolg führten dazu, dass er von Loewe 2018 in den<br />
Vorstand berufen wurde.<br />
2015 zeigte er vor dem Pariser UNESCO-Hauptsitz<br />
seine erste Kollektion für das Haus <strong>–</strong> damals schon mit<br />
ungewöhnlichen Looks. Da gab es ein Wildlederkleid, das<br />
mit losen, grob geschnittenen Stücken und Drapierungen<br />
aus demselben sandfarbenen Leder verziert war. Zu sehen<br />
waren auch eine weite rote Lederhose und ein T-Shirt mit<br />
Flügelärmeln aus Latex, das mit einer Retrolandschaft mit<br />
Enten, die auf einem Teich landen, bedruckt war. Anderson<br />
dazu: „Ich glaube, Loewe war schwer geworden, und<br />
ich wollte, dass es leichter wird. Ich wollte, dass es sich<br />
frischer und schärfer anfühlt.“ Und: „Ich will nicht nur das<br />
spanische Haus modernisieren, sondern auch eine neue<br />
Fotos: Molly Lowe (3), LOEWE (3)<br />
22
Schlichte Mode, auffallende<br />
Accessoires<br />
auch bei der<br />
Herbstkollektion <strong>2023</strong><br />
für Damen: Für die<br />
neue „Squeeze“-Tasche<br />
ließ sich Kreativchef<br />
Anderson von historischen<br />
Taschen<br />
aus dem Loewe-<br />
Archiv inspirieren.<br />
Hergestellt wird sie<br />
aus butterweichem<br />
Leder, verziert mit<br />
einer Donut-Kette <strong>–</strong><br />
so genannt, weil die<br />
kleinen Ringe der Kette<br />
die Form eines Donuts<br />
haben. Typisch Loewe<br />
auch die überweiten<br />
Stiefelschäfte<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
23
FASHION | PORTRAIT<br />
Vorstellung von Luxus vermitteln: ungeschminkt,<br />
unmittelbar und persönlich.“<br />
Und über Loewe: „Als diese Marke anfing,<br />
hatten sie nicht vor, Vintage-Taschen zu<br />
produzieren. Sie machten sich daran,<br />
moderne Taschen herzustellen. Es muss<br />
also immer Modernität geben, egal, in<br />
welchem Jahrzehnt man sich befindet.“<br />
Schon damals war er fest davon überzeugt,<br />
dass Bekleidung, obwohl sie heute nur<br />
noch einen kleinen Prozentsatz des<br />
Geschäfts von Loewe ausmacht, ein<br />
wesentlicher Bestandteil der Entwicklung<br />
der Marke im neuen Look sein sollte. Seine<br />
eigene Marke sah er als ein „jüngeres<br />
Mädchen“, obwohl er auch „junge Elemente“<br />
in die Marke Loewe einbringen<br />
wollte. Und über Leder schwärmte er<br />
damals schon: „Das ist ein so unglaublich<br />
vielseitiges Material. Mit Leder kann man<br />
Dinge machen, die man mit Anzugstoffen oder Baumwolle nicht<br />
machen kann.“ Abgesehen davon, wie gezielt er das spanische Traditionslabel<br />
mit Mode und Accessoires umkrempelte, war Anderson von<br />
Beginn an auch für andere Dinge aktiv. Während sich die 143 Filialen<br />
von Loewe hauptsächlich auf Spanien und Japan konzentrierten,<br />
bezeichnete er den ersten US-Store im Miami Design District als sein<br />
„Lieblingsprojekt“. Er wolle „diese Marke grundsätzlich vervierfachen“,<br />
sagte er über Loewe und stellte klar, dass es sich um eine persönliche<br />
Mission und nicht um ein ihm von LVMH gesetztes Ziel handle. „Ich<br />
schaue mir jeden Morgen die Verkäufe an. Wenn ich an einem Flughafen<br />
bin, bin ich im Geschäft. Wenn ich in Paris bin, bin ich im Laden.<br />
Ich möchte wissen, was verkauft wird, in welcher Menge, an wen, und<br />
warum sie es gekauft haben.“<br />
Auch außerhalb der Modewelt ist Anderson ein engagierter<br />
Anhänger von Kunst und Handwerk. 2016 gründete er den LOEWE<br />
FOUNDATION Craft Prize, den weltweit ersten internationalen Preis<br />
für zeitgenössisches Kunsthandwerk. Dazu das Haus auf seiner<br />
Homepage loewe.com: „Der Handwerkspreis der LOEWE FOUNDA-<br />
TION wurde ins Leben gerufen, um Exzellenz, Innovation und künstlerische<br />
Vision im zeitgenössischen Handwerk hervorzuheben. Die<br />
Finalisten repräsentieren Macher aller Altersgruppen, Kulturen und<br />
Disziplinen und werden von Experten ausgewählt, die Einreichungen<br />
aus über 100 Ländern prüfen. Besuchen Sie unsere Onlineplattform<br />
The Room, die sich der Erkundung des gesamten Katalogs der Werke<br />
früherer und aktueller Craft-Prize-Nominierter<br />
widmet.“<br />
Bei der sechsten Ausgabe des Preises<br />
waren 2.700 Einsendungen aus 117 Ländern<br />
und Regionen eingegangen. Eine<br />
fachkundige internationale Jury (besetzt<br />
mit von Loewe als führende Persönlichkeiten<br />
aus den Bereichen Design, Architektur,<br />
Kritik und Museum Bezeichneten) wählte<br />
30 Werke von Künstlern aus 16 Ländern<br />
aus, die in die engere Auswahl kamen.<br />
P<br />
„Metanoia“,<br />
Kunstwerk<br />
aus Keramik von<br />
der japanischen<br />
Künstlerin Eriko<br />
Inazaki: Damit<br />
gewann sie den<br />
LOEWE FOUNDATION<br />
Craft Prize <strong>2023</strong><br />
W<br />
„The Watchers“,<br />
Kunstwerk des<br />
Nigerianers<br />
Dominique Zinkpè:<br />
Dafür gab es<br />
eine spezielle<br />
Erwähnung<br />
E<br />
Ebenfalls<br />
eine spezielle<br />
Erwähnung bei der<br />
Preisverleihung<br />
gab es für<br />
das Kunstwerk<br />
„Transfer Surface“<br />
der Japanerin<br />
Moe Watanabe<br />
Jedes der Werke aus Textilien, Glas, Metall,<br />
Holz, Schmuck, Lack und Papier wurde im<br />
Studio von Isamu Noguchi im Noguchi<br />
Museum in Queens, New York, ausgestellt.<br />
An einem Abend im Mai, umgeben von all<br />
diesem aufwendigen Kunsthandwerk, wurde<br />
der Preis an die japanische Keramikerin Eriko<br />
Inazaki verliehen.<br />
Dazu Sheila Loewe, Präsidentin der Loewe-Stiftung,<br />
während der Preisverleihung:<br />
„Er ist eine Hommage an Loewes Wurzeln als<br />
kollektive Handwerkswerkstatt seit 1846 und<br />
eine Möglichkeit, Exzellenz und künstlerische<br />
Verdienste in der modernen Handwerkskunst<br />
zu würdigen und die Bedeutung des<br />
Handwerks in der heutigen Kultur anzuerkennen.<br />
Während sich der Preis dem Erhalt<br />
von Traditionen widmet, geht es auch um<br />
Innovation und Kreativität. Die Künstler, die<br />
wir heute hier haben, sind ein großartiges<br />
Beispiel dafür. Die heute Abend ausgestellten<br />
Werke, die in die engere Wahl kamen, zeigen<br />
den kunstvollen Umgang mit den Materialien<br />
und deren Beherrschung.“<br />
k<br />
Preisverleihung im Mai <strong>2023</strong>:<br />
Ins Leben gerufen hat den<br />
LOEWE FOUNDATION Craft Prize<br />
Jonathan Anderson 2016<br />
Fotos: LOEWE (6)<br />
24 AUTUMN <strong>2023</strong>
Von Palmen umgeben, eröffnet im Jahr 2022:<br />
Loewe-Geschäft am Rodeo Drive, der<br />
Luxus-Einkaufsstraße in Beverly Hills<br />
Casa Loewe in Chengdu: Die Metropole<br />
mit rund 20 Millionen Einwohnern zählt zu den<br />
lebenswertesten Städten in China<br />
25
Drei Modelle aus der<br />
aktuellen Herbstkollektion,<br />
gezeigt im März in Paris:<br />
weißer Seidenduchesse,<br />
bedruckt mit einem Kleid<br />
mit Blumenmotiven.<br />
Daneben ein Modell in<br />
Schwarz mit einem perfekt<br />
schlicht geschnittenen<br />
Lederoberteil und einer<br />
neuen Tasche.<br />
Ein bodenlanger Mantel<br />
gehört zu den Must-haves<br />
der Saison. Getragen<br />
wird er mit einer<br />
strengen Geste, dem<br />
allerwichtigsten Trend<br />
Fotos: Molly Lowe (2), LOEWE (2)<br />
26
FASHION | PORTRAIT<br />
DNA-ANALYSE<br />
Dank der perfekten Kombination aus Technik und Präzision, gepaart<br />
mit viel Kreativität und dem richtigen Gespür für Sinnlichkeit, ist<br />
Loewe mittlerweile weltweit für seine Mode und die exklusiven<br />
Lederwaren aus Handarbeit bekannt. Das Haus wurde ursprünglich<br />
1846 von einer Gruppe spanischer Handwerker in Madrid als Lederverarbeitungskollektiv<br />
gegründet. Fast 30 Jahre später, im Jahr 1872,<br />
kam der technisch begabte Ledermacher Heinrich Loewe Rössberg<br />
aus Deutschland nach Madrid. Dort übernahm er als Enrique Loewe<br />
das Ruder und konsolidierte den Betrieb unter einem einheitlichen<br />
Banner. Er gab dem Unternehmen seinen Namen, und die Marke, wie<br />
wir sie heute kennen, war geboren. Im selben Jahr eröffnete Loewe<br />
sein erstes Verkaufsgeschäft für Lederwaren in Madrid. Bereits 1905<br />
wurde die Firma unter der Leitung von Enrique Loewe Hinton (1879<strong>–</strong><br />
1934), Sohn des Gründers, zum spanischen Hoflieferanten. Loewe<br />
Hinton vermachte das Unternehmen seinen Söhnen Enrique Loewe<br />
Knappe (1912<strong>–</strong>2016) und Germán Loewe Knappe. Ersterer konzentrierte<br />
sich von Madrid aus auf die internationale Expansion, Letzterer<br />
steuerte die spanischen Geschäfte von Barcelona aus. In den folgenden<br />
Jahren wurden zahlreiche Geschäfte in Spanien eröffnet. 1965 trat der<br />
Urenkel des Gründers, Enrique Loewe Lynch (geboren 1941), in das<br />
Unternehmen ein. Ab Ende der 1960er-Jahre wurden auch im Ausland<br />
Filialen eröffnet, zunächst in London im damals neu eröffneten<br />
Hilton-Hotel an der Park Lane (1963), in der Jermyn Street (1966) und<br />
schließlich in der Old Bond Street (1969). In den 1970ern öffneten<br />
Loewe-Ladengeschäfte in Tokyo und Hongkong ihre Türen.<br />
Von den bescheidenen Anfängen als Lederherstellungskollektiv<br />
bis hin zur Entwicklung zu einer weltweit führenden Marke war der<br />
Weg des Hauses immer von einem obsessiven Fokus auf Handwerkskunst<br />
und einer unübertroffenen Expertise im Lederbereich geprägt.<br />
Immer noch wird Wert auf handwerkliche Techniken und auf den<br />
eigenen Ansatz für modernes Design und raffinierte Fertigung gelegt.<br />
Die Meisterhandwerker haben ihren Sitz nach wie vor in der Loewe-<br />
Hauptwerkstatt in Madrid, die bis heute in Betrieb ist. Sie kombinieren<br />
ihr gesammeltes Handwerkswissen mit neuen Technologien und<br />
innovativen Denkweisen, um wirklich moderne Objekte der Begierde<br />
herzustellen. „Handwerk ist die Essenz von Loewe. Als Haus geht<br />
es bei uns um Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. Darin liegt<br />
unsere Modernität, und sie wird immer relevant sein“, so auch Jonathan<br />
Anderson, Loewes Kreativdirektor.<br />
Ein Sprecher des Hauses: „Bei Loewe sind unsere Handwerker das<br />
Lebenselixier des Unternehmens. Unsere Meisterhandwerker kombinieren<br />
traditionelle Techniken mit neuartigen Technologien und bewerten<br />
die Beziehung zwischen Form und Material ständig neu, um Objekte<br />
von dauerhafter Schönheit zu schaffen. Einige unserer Lederhandwerker<br />
sind schon seit 50 Jahren bei uns, während die Loewe School of Leather<br />
Craft in Madrid dafür sorgt, dass diese altehrwürdigen Fähigkeiten an<br />
neue Generationen weitergegeben werden.“ Und: „Durch die Weitergabe<br />
unseres Wissens von einer Generation von Meisterhandwerkern an<br />
die nächste bleibt unser reiches Erbe an Handwerkskunst die lebendige<br />
Seele des Hauses. Diese Grundwerte spiegeln sich in unserem Glauben<br />
an die Bedeutung des Handwerks in der heutigen Kultur, in unseren<br />
modernen Interpretationen historischer künstlerischer Errungenschaften<br />
und in unserem Engagement für die Unterstützung von zeitgenössischer<br />
Kunst, Handwerk und Kultur auf der ganzen Welt wider.“<br />
Und über den Kreativdirektor: „Das jüngste Kapitel unserer Geschichte<br />
markiert die Ernennung von Jonathan Anderson zum Kreativdirektor<br />
im Jahr 2013. Seitdem er das Ruder übernommen hat, hat er eine<br />
umfassende Erneuerung des Hauses vorangetrieben. Durch eine frische<br />
Neugestaltung der Markenidentität, eine moderne Artikulation unseres<br />
Engagements für Handwerkskunst mit der Einführung von Plattformen<br />
wie dem LOEWE FOUNDATION Craft Prize und durch die von der Kritik<br />
gefeierten Damen- und Herrenkollektionen wurde das Haus weiter<br />
aufgewertet als einflussreiche und globale kulturelle Kraft.“ Dabei geht<br />
es auch um Möbel. So präsentierte Anderson im Jahr 2017 in Mailand<br />
zum ersten Mal eine Möbelserie aus der Reihe Loewe Home.<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
27
FASHION | PORTRAIT<br />
Denn, so der Sprecher weiter: „In den letzten<br />
Jahren manifestierte sich diese Hingabe an die<br />
Handwerkskunst in der Aufnahme spezialisierter<br />
Kooperationen. Jedes Projekt gipfelt in der<br />
Schaffung von Originalwerken und Neuinterpretationen<br />
von Loewe-Produkten und stellt einen<br />
einzigartigen Austausch des handwerklichen<br />
Erbes und der Expertise des Hauses mit Fähigkeiten<br />
aus anderen kreativen Disziplinen dar. Wir<br />
sind stolz darauf, eine fortlaufende Reihe von<br />
Ausstellungen und Kapselkollektionen auf dem<br />
Mailänder Salone del Mobile, einer der weltweit<br />
führenden Designveranstaltungen, zu ermöglichen.<br />
Jedes Projekt bekräftigt das Engagement<br />
der Marke für zeitgenössische Handwerkskunst<br />
durch die Neugestaltung traditioneller Praktiken<br />
in einem modernen Umfeld und erforscht in<br />
Zusammenarbeit mit spezialisierten Kunsthandwerkern<br />
aus der ganzen Welt ein bestimmtes<br />
Handwerksthema oder eine bestimmte Handwerkstechnik.“<br />
Dazu gehören auch einige Preise.<br />
Bereits 1988 gründete Enrique Loewe Lynch die<br />
Kulturstiftung LOEWE FOUNDATION, deren<br />
Vorsitz er 2013 an seine Tochter Sheila übergab.<br />
Die Stiftung betätigt sich in den Bereichen Lyrik,<br />
Tanz, Fotografie, Kunst und Handwerk. Der im<br />
Gründungsjahr der Stiftung ins Leben gerufene Loewe Award (Premio<br />
Loewe bzw. Premio Internacional de Poesía Fundación Loewe) ist eine<br />
der renommiertesten Auszeichnungen der aktuellen spanischen Dichtkunst,<br />
die von der Fundación Loewe gesponsert und jährlich vergeben<br />
wird. Das Preisgeld für den Gewinner beträgt 25.000 Euro. Die erste<br />
Vergabe fand 1988 statt. Die Stiftung erhielt für ihr Wirken zur Förderung<br />
der Kultur 2002 die Medaille in Gold für Verdienste um die<br />
schönen Künste (Medalla de Oro al Mérito en las Bellas Artes) des spanischen<br />
Kulturministeriums. Die Auszeichnung wurde dem Ehrenvorsitzenden<br />
der Stiftung, Enrique Loewe Lynch, im September 2003 von<br />
Juan Carlos I. für das spanische Königshaus überreicht. Über die Loewe-<br />
Stiftung gründete Anderson<br />
wie erwähnt 2016 den Craft<br />
Prize für Kunsthandwerk,<br />
der jährlich vergeben wird<br />
und mit einem Preisgeld von<br />
50.000 Euro für den Gewinner<br />
sowie mit je 5.000 Euro<br />
für zwei weitere Prämierte<br />
dotiert ist.<br />
Loewe Weaves erforscht<br />
den Akt des Webens als<br />
dekoratives Handwerk mit<br />
einer Sammlung einzigartiger,<br />
handwerklich gefertigter<br />
Objekte, darunter von Künstlern<br />
verzierte galizische<br />
Kastanienröster, die aus<br />
überschüssigen Materialien<br />
aus früheren Loewe-Kollektionen<br />
gefertigt wurden. Die<br />
Ergebnisse treiben das Handwerk<br />
auf die Spitze, erforschen<br />
neue Wege, Objekte<br />
zum Leben zu erwecken,<br />
und verwandeln traditionelle<br />
Techniken in etwas Unerwartetes,<br />
während sie gleichzeitig<br />
Kunsthandwerkern auf<br />
der ganzen Welt und vor Ort<br />
eine Stimme geben.<br />
W<br />
Jonathan Anderson<br />
möchte gern zum<br />
Nachdenken anregen:<br />
Ist das jetzt ein Kleid<br />
aus Leder?<br />
„Puzzle Tote Bag“:<br />
Andersons erste,<br />
inzwischen gehypte<br />
Tasche gibt es seit<br />
2015 immer wieder in<br />
neuen Varianten<br />
x<br />
Wer will, kann auch<br />
nach Loewe duften. 1972<br />
erschien das erste Parfum<br />
von Loewe, genannt „L“,<br />
für Damen. Der erste<br />
Herrenduft, „Loewe para<br />
Hombre“ (später umbenannt<br />
in „Loewe pour<br />
homme“), folgte 1978.<br />
Beide Düfte sind bis heute<br />
erhältlich. Die Parfum-<br />
Serie mit Damen- und<br />
Herrendüften wurde im<br />
Lauf der Jahre um unzählige<br />
Düfte erweitert. Allein<br />
in den 2010er-Jahren<br />
wurden über 50 neue oder<br />
Variationen vorheriger<br />
Düfte auf den Markt<br />
gebracht. Natürlich ist<br />
auch Jonathan Anderson<br />
involviert. Gemeinsam mit<br />
Núria Cruelles, der hauseigenen<br />
Parfümeurin, feilt<br />
er seither an jedem neuen<br />
Duft: vom Konzept über<br />
die Komposition bis hin zum Finale. Und<br />
auch bei den Fläschchen redet er mit.<br />
Und wie spricht man den Namen Loewe<br />
korrekt aus? Hier bemüht sich die Homepage<br />
um Klarstellung: „Angesichts unseres<br />
spanischen Erbes könnte man annehmen,<br />
dass unser Name und die Art und Weise, wie<br />
er ausgesprochen wird, vom Kastilischen<br />
abstammen. Die wahre Herkunft geht<br />
tatsächlich auf Deutschland zurück. Durch<br />
den Ledermacher Heinrich Loewe Rössberg,<br />
geboren in der Stadt Kassel in Hessen. Von<br />
diesem Zeitpunkt an genoss das Haus beispiellosen<br />
Beifall, doch zu diesem Zeitpunkt<br />
begann auch die Verwirrung. Wir sind eine<br />
spanische Marke mit einem deutschen<br />
Namen geworden, und im Deutschen hat<br />
‚w‘ einen ‚v‘-Laut. Trotz der Versuchung, es<br />
phonetisch auszudrücken, ist die korrekte<br />
Aussprache also tatsächlich ‚lo-weh-vay‘. Einfach,<br />
wenn man weiß, wie es geht, schwierig,<br />
wenn man es nicht kann.“<br />
Trifft man in Deutschland auf den Namen<br />
Loewe, muss man <strong>–</strong> abgesehen von den<br />
Loewe-Modegeschäften <strong>–</strong> vorsichtig sein.<br />
Denn der Name ist dort noch immer stark<br />
vertreten. Angeblich leben in Deutschland<br />
1.596 Loewes. Noch mehr gibt es in der USA,<br />
nämlich 1.598. An dritter Stelle liegt Brasilien<br />
mit 97 Loewes, in Spanien sind es 34 und in<br />
Österreich 16. Wie berühmt der Name einst<br />
schon war, zeigt die Tatsache, dass es in<br />
Berlin einen „Loewe-Saal“ gibt. Die jetzige<br />
wunderschöne Event-Location geht auf die<br />
Gebrüder Loewe aus Düsseldorf zurück. In<br />
Lüneburg ist eine Straße nach ihnen benannt,<br />
die Gebrüder-Loewe-Straße. Kein Wunder,<br />
haben sie doch in den 1930er-Jahren das<br />
Fernsehen miterfunden, Maschinenfabriken<br />
gegründet usw. Aber zurück zum spanischen<br />
Modehaus!<br />
Fotos: Molly Lowe (2)<br />
28 AUTUMN <strong>2023</strong>
FASHION | PORTRAIT<br />
Natürlich gibt es die<br />
beliebteste Tasche des<br />
Hauses Loewe auch für<br />
Männer: Gezeigt wurde<br />
dieses wunderschöne<br />
Exemplar der „Puzzle Bag“<br />
bei der Männershow für<br />
das Frühjahr 2024 in Paris.<br />
Ob das Exemplar dann nur<br />
von Männern oder auch von<br />
Frauen getragen werden<br />
wird, bleibt jedem <strong>–</strong> ganz im<br />
Sinne Jonathan Andersons <strong>–</strong><br />
selbst überlassen<br />
Fotos: Molly Lowe (2), LOEWE (2)<br />
30
O<br />
Großen Applaus bei<br />
der Frühjahrsshow<br />
2024 für Männer gab<br />
es nicht nur für die<br />
hoch taillierten Jeans,<br />
sondern auch für<br />
die „Puzzle Tote Bag“:<br />
Sie ist farblich<br />
wunderbar auf die<br />
Mode abgestimmt<br />
MUST-HAVES<br />
Taschen waren lange Zeit das alleinige Markenzeichen<br />
von Loewe. Die Kunsthandwerker der<br />
spanischen Ateliers bearbeiten die feinsten Leder<br />
der Welt mit traditionellen Techniken und innovativen<br />
Technologien und fertigen Taschen und<br />
Lederaccessoires, die jeweils das Markenzeichen<br />
höchster Qualität und künstlerischen Geistes<br />
tragen. Auch jetzt werden sie nach wie vor in der<br />
Nähe von Madrid und in Barcelona produziert.<br />
Etwa 30 Prozent des Umsatzes wurden Anfang<br />
der 2010er-Jahre mit dem seit 1975 angebotenen<br />
Handtaschenmodell „Amazona“ erzielt. Es wurde<br />
aus Wildleder gefertigt und mit dem damals gerade<br />
vom Designer Vicente Vela entwickelten ikonischen Four-L-Logo<br />
versehen. Natürlich ist die Tasche mit Kultcharakter in raffinierten<br />
Proportionen und mit exquisit gefertigten Details weiterhin im<br />
Angebot. 2021, zum 175-Jahr-Jubiläum von Loewe, brachte Jonathan<br />
Anderson zwei neue Versionen auf den Markt, die „Amazona 19<br />
Square“ und die „Amazona 28“. Inspiriert vom griechischen Mythos<br />
der Amazonen, symbolisiert die „Amazona“ kraftvolle Weiblichkeit.<br />
Man kann sie zu jeder Tages- und Nachtzeit tragen, egal, ob zum<br />
Candle-Light-Dinner oder zum Business-Meeting. Die „Flamenco“-<br />
Clutch wurde ebenfalls in den 1970er-Jahren auf den Markt gebracht<br />
und 2010 wiedereingeführt. Für diejenigen, die einen klassischeren<br />
Stil bevorzugen, ist sie eine zeitlose Option. Sie verfügt über einen<br />
Kordelzugverschluss und ein charakteristisches Knotendetail und<br />
ist in verschiedenen Farben und Materialien erhältlich, darunter<br />
Bast, Lammfell oder mongolische Ziege. Zu einer der kultigsten<br />
W<br />
Model Tang Wei, die als<br />
Schauspielerin bekannt<br />
und 2022 von Loewe als<br />
globale Botschafterin<br />
engagiert wurde, wird<br />
backstage für die Show<br />
eingekleidet und mit<br />
einer neuen „Paseo<br />
Bag“ aus Kalbsleder<br />
ausgestattet<br />
W<br />
Gezeigt wurde diese<br />
Tasche aus strahlend<br />
weißem Leder mit<br />
goldfarbiger Kette bei<br />
der Herbst/Winter-<br />
Show im Februar<br />
Loewe-Taschen ist die „Puzzle Bag“<br />
geworden. Es war die erste Tasche, die<br />
Anderson für seine erste Kollektion<br />
für Loewe 2015 selbst entworfen hat.<br />
Ihr einzigartiges Design besteht aus<br />
geometrischen Lederstücken, die von<br />
Hand zusammengenäht werden, um<br />
eine dreidimensionale, Puzzle-ähnliche<br />
Struktur zu schaffen. Das Ergebnis ist<br />
eine Tasche, die sowohl auffällig als auch<br />
funktional ist, mit mehreren Fächern und<br />
einer vielseitigen Form, und sie kann auf<br />
verschiedene Arten getragen werden. Kein<br />
Wunder, dass Andersons Debüttasche heute<br />
das bekannteste Design der Marke geworden<br />
ist. Eine It-Bag, die auch von Beyoncé,<br />
Sienna Miller und Julianne Moore geliebt<br />
wird. Die „Puzzle“-Tasche hat eine markante<br />
Quaderform und lässt sich bequem komplett<br />
flach zusammenfalten. Auch sie ist in verschiedenen<br />
Farben und Größen und sowohl<br />
für Männer als auch Frauen erhältlich. Bei<br />
der Männermodeschau für den Herbst stach<br />
die geschmeidige „Puzzle Fold Tote“ immer<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
31
FASHION | PORTRAIT<br />
O<br />
Unwiderstehlich: Andersons faltbarer<br />
Taschenentwurf von 2015, die „Puzzle Bag“,<br />
ist in allen Varianten ein Bestseller<br />
x<br />
Neben der großen „Puzzle Tote Bag“ (links)<br />
gibt es natürlich auch einige Miniversionen<br />
wieder an den Schultern der Models hervor. Eine weitere begehrte<br />
Tasche ist die „Woven Basket“. Sie wird aus überschüssigem Leder<br />
gefertigt <strong>–</strong> Leder, das sonst weggeworfen würde. Die „Pochette Tote“<br />
ist ein zuverlässiger Begleiter, wenn die Sonne scheint. Das Modell<br />
aus Raffiabast aus Madagaskar zeichnet sich durch ein gestreiftes<br />
Design, einen Schulterriemen aus Leder und einen geprägten Logo-<br />
Aufnäher aus. Die „Gate“-Tasche hat sich ihren Namen aufgrund des<br />
Metallscharniers verdient, das den Lederverschluss sichert, was nur<br />
einer der Gründe ist, warum sie zu einem Modefavoriten geworden<br />
ist. Mit ihrer zurückhaltenden Eleganz und ihrem stillen Glanz ist sie<br />
keine Tasche, die sofort Aufmerksamkeit erregt <strong>–</strong> und das ist ihrem<br />
Design geschuldet. Sie ist in verschiedenen Ausführungen für jeden<br />
Geschmack erhältlich, egal, ob man eine Volllederversion oder eine<br />
Kombination aus Leder und Korb bevorzugt; ebenso gibt es sie in<br />
verschiedenen Farben. Und für diejenigen, die sich nicht entscheiden<br />
können, gibt es zweifarbige Taschen. Die kleine „Gate“-Tasche von<br />
Loewe ist eine Investition, die sich lohnt. Sie ist nicht nur ein stilvolles<br />
Accessoire, das jedes Outfit aufwertet, sondern auch ein vielseitiges<br />
Stück, das zu einer Vielzahl von Anlässen getragen werden kann.<br />
Nicht zu vergessen die „Hammock“-Tasche mit ihrem multifunktionalen<br />
Stil und ihrer originellen Silhouette. Sie verfügt über einen<br />
wiegenförmigen Körper und geschmeidige Kordelzug-Seitenteile,<br />
die Komfort und Zweckmäßigkeit maximieren. Zu seiner aktuellen<br />
Herbstmode hat Anderson die neue „Paseo Satchel“ im Angebot,<br />
eine weiche und bauschige Version der „Paseo“-Tasche mit den charakteristischen<br />
Falten und Spiralknotendetails der Linie. Getaucht in<br />
lebendige Farben, inspiriert von der spanischen Malerin Maruja Mallo<br />
aus dem 20. Jahrhundert. Deren reichhaltige Farbpalette gibt den<br />
Ton auch für die anderen Taschen der neuen Saison an, darunter die<br />
„Puzzle“- und die „Font“-Tasche, die in tiefen, belebenden Farbtönen<br />
wie Aubergine, Orange und Pink strahlen.<br />
W<br />
Auch eine Art, die „Puzzle“ zu<br />
tragen: Hier bei der Männer-<br />
Show Frühjahr 2024<br />
O<br />
Wie man eine Loewe-Tasche<br />
trägt, bleibt der Trägerin und<br />
dem Träger selbst überlassen<br />
Fotos: Molly Lowe (2), LOEWE (2)<br />
32 AUTUMN <strong>2023</strong>
CHARLIZE THERON<br />
NAVITIMER<br />
FOR THE JOURNEY
FASHION | PORTRAIT<br />
O<br />
Loewe-Kostüm von Jonathan<br />
Anderson mit Swarovski-Kristallen,<br />
das Beyoncé zur Eröffnung ihrer<br />
„Renaissance World Tour“ im Mai<br />
in Stockholm trug<br />
c<br />
Ebenfalls für Beyoncé in der<br />
Loewe-Werkstatt angefertigt:<br />
Satin-Jersey mit durchgehend<br />
applizierten goldfarbenen<br />
Kristallen, darauf ein schwarzer<br />
Latexhandschuh<br />
U<br />
Hier sieht man Beyoncé<br />
bei ihrem Auftritt in Stockholm:<br />
Dabei trug sie den goldglänzenden<br />
Body mit den körperumfassenden<br />
Handmotiven von Anderson<br />
GANZ<br />
GROSSES<br />
KINO<br />
Und gibt es Stars, die Loewe tragen? Natürlich!<br />
Im Jahr 1905 verliehen König Alfons XIII.<br />
und Königin Victoria Eugenia Loewe den<br />
Titel „Lieferant des königlichen Hofes“. Kein<br />
Wunder also, dass die einzigartigen Taschen<br />
nicht nur von adeligen Fans wie Königin<br />
Sophia und Königin Letizia getragen werden.<br />
Begehrt wurden sie schon in den 50er-Jahren<br />
vor allem von großen Hollywoodstars. Ernest<br />
Hemingway soll Ava Gardner eine braune<br />
„Amazona“-Tasche geschenkt haben. Weitere<br />
berühmte Kunden sind Marlene Dietrich,<br />
Rita Hayworth, Sophia Loren und Cary<br />
Grant. Dadurch wurden die Taschen weltberühmt<br />
und noch begehrter. Die „Puzzle“<br />
bringt selbst Stars wie Taeyong dazu, sich<br />
um eine Loewe-Tasche zu reißen. In der Zwischenzeit<br />
<strong>–</strong> dank Jonathan Anderson <strong>–</strong> nicht<br />
nur um die Taschen. Im Juli kam Gal Gadot<br />
in Los Angeles zur Premiere von „Barbie“<br />
in einem ärmellosen, schokoladenbraunen<br />
Minikleid mit vertikalen weißen Streifen und<br />
einem gebauschten Rock von JW Anderson.<br />
Beyoncé ließ sich für ihre „Renaissance<br />
World Tour“, die sie im Mai <strong>2023</strong> begann,<br />
von Anderson einige Kostüme entwerfen.<br />
Die maßgeschneiderten Stücke wurden<br />
von den Kunsthandwerkern in den Ateliers<br />
von Loewe in Frankreich und Spanien hergestellt.<br />
In Zusammenarbeit mit der Kostümdesignerin<br />
Shiona Turini verbinden die Looks<br />
futuristische Konzepte mit theatralischer Disco-Ästhetik.<br />
Roboter und Maschinen treffen<br />
auf hochglänzende Kristalle, Latex und 3D-gedruckte Lederstücke.<br />
Die surrealistischen Arm- und Handmotive aus der Herbstkollektion<br />
2022, die sich wie Selbstumarmungen um den Körper schmiegen,<br />
wurden auf Bodys neu gemischt, und eine Farbpalette aus Chrom,<br />
Silber, Schwarz, Weiß und Grau wurde mit kräftigen Rot- und Goldtönen<br />
kontrastiert.<br />
Sogar in Österreich gibt es prominente Loewe-Fans. So zeigte sich<br />
die Juristin Corinne Flick, Ehefrau des Daimler-Erben Gert-Rudolf<br />
Flick, im Juli bei den Salzburger Festspielen in einem Loewe-Kleid.<br />
Lang dauert es nicht mehr, dann feiert Loewe seinen 180. Geburtstag.<br />
Man darf gespannt sein, welche Stars sich bei diesem Jubiläum im<br />
Jahr 2026 in und mit Loewe zeigen werden!<br />
p<br />
Fotos: LOEWE (2), Parkwood Entertainment<br />
34<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
LUXURY PIECE | WOMEN<br />
LOVE<br />
LIGHT<br />
Nathalie Verdeille, ein glänzender Name in der Schmuckbranche, hat sich mit ihrer ersten High-Jewelry-Kollektion für das Traditionshaus<br />
Tiffany& Co. selbst übertroffen. „Out of the Blue“ war für sie aber keineswegs eine Reise ins Blaue, vielmehr folgte die Perfektionistin<br />
präzise ihren Visionen. Dafür dienten ihr die schillernden Designs von Jean Schlumberger als Vorbild, der es wie kein anderer verstand,<br />
Flora und Fauna für die Maison kunstvoll zum Leben zu erwecken. Geschickt ehrt Verdeille damit den Großmeister, drückt den<br />
Kreationen jedoch auch ihren ganz persönlichen, innovativen Stempel auf. Das Ergebnis ist eine strahlende Ode an das Wasser in sechs<br />
Kapiteln: Muscheln, Korallen, Fische, Seesterne, Seeigel und diese leuchtende Quallen-Brosche, welche die anmutenden Bewegungen<br />
der Tentakel nachahmt. Gefertigt wurde dieses Meisterwerk aus Platin sowie 18-karätigem Gelbgold und ist mit kräftigen, blauen<br />
Tansaniten, schimmernden Mondsteinen und unzähligen Diamanten besetzt.<br />
Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller<br />
36 AUTUMN <strong>2023</strong>
www.sisley-paris.com<br />
sisleyparisofficial
tntn n t<br />
ndie Haut<br />
2<br />
R<br />
RStück für Stück und Schraube für Schraube konzipieren Manufakturen in<br />
Rstundenlanger Detailarbeit grandiose Zeitmesser. Insbesondere Skelettuhren<br />
Rlassen tief in das Innere dieser Meisterwerke blicken, die nicht selten<br />
Rzu lebenslangen Begleitern avancieren<br />
38R<br />
Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller
ACCESSOIRES<br />
1 | Cartier<br />
Die aktuelle „Santos-Dumont“-<br />
Kreation orientiert sich am Erbe<br />
des Originals von 1904 und ist<br />
unverkennbar eine Hommage an<br />
die brasilianische Fluglegende.<br />
So zeigt das innovative, skelettierte<br />
Uhrwerks eine Miniatur<br />
des Flugzeugs „Demoiselle“, das<br />
der Pilot 1907 selbst gebaut hat.<br />
Die elegante Formensprache<br />
wurde bei allen drei Modellen<br />
perfektioniert, aber das Nonplusultra<br />
ist die limitierte Edition aus<br />
Gelbgold mit zahlreichen marineblauen<br />
Details.<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
39
ACCESSOIRES<br />
2<br />
1<br />
4<br />
1 | Patek Philippe<br />
Ein elegantes Statement setzt<br />
die „Calatrava“ aus Roségold mit<br />
dem berühmten ultraflachen<br />
Automatikuhrwerk Kaliber 240,<br />
das <strong>2023</strong> bereits sein 46-Jahr-<br />
Jubiläum feiert. Das Modell wird<br />
vollständig von Hand skelettiert,<br />
dekoriert und graviert, allein für<br />
die Gravur sind etwa 130 Arbeitsstunden<br />
erforderlich.<br />
2 | Blancpain<br />
Von der virtuosen Uhrenschmiede<br />
ist man Kunstwerke gewohnt.<br />
Auch das Glanzstück „Squelette<br />
8 Jours“ aus der „Villeret“-Kollektion<br />
hält diese Tradition hoch, da<br />
es von Hand dekoriert sowie graviert<br />
wurde. Gefertigt aus 18-karätigem<br />
Roségold, besticht die<br />
Uhr mit funkelnden Diamanten<br />
und einem stilvollen rot-braunen<br />
Armband aus Alligatorleder.<br />
40<br />
3<br />
R<br />
3 | Breguet<br />
Nur drei Millimeter dick präsen-<br />
tiert sich das roséfarbene Uhr-<br />
werk mit Tourbillon der „Classi-<br />
que Tourbillon Extra-Plat<br />
Squelette 5395“, eine technische<br />
und handwerkliche Meisterleis-<br />
tung der Maison. Das minimalis-<br />
tische Design wird durch die<br />
gebläuten „Pomme“-Zeiger und<br />
ein Zifferblatt aus edlem Saphir-<br />
glas geadelt.<br />
4 | Bulgari<br />
Als Inspiration diente die unver-<br />
gängliche römische Architektur.<br />
Der brandneue Zeitmesser „Octo<br />
Roma Naturalia“ verfügt über ein<br />
fliegendes Tourbillon sowie ein<br />
oktogonales Gehäuse aus sati-<br />
niertem 18-karätigem Roségold<br />
und ist, wenn man einmal abtau-<br />
chen möchte, bis auf 50 Meter<br />
wasserdicht.<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
Platz für fünf.<br />
Und unzählige Abenteuer.<br />
DER NEUE CAYENNE. JETZT IN IHREM PORSCHE ZENTRUM.<br />
Cayenne <strong>–</strong> Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8 <strong>–</strong> 12,1 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 246 <strong>–</strong> 275 g/km. Stand 08/<strong>2023</strong>.<br />
Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren VO (EG) 715/2007 (in der jeweils gültigen Fassung) im<br />
Rahmen der Typengenehmigung des Fahrzeugs auf Basis des neuen WLTP-Prüfverfahrens ermittelt.
ACCESSOIRES<br />
2<br />
3<br />
4<br />
E<br />
1<br />
5<br />
3 | Chanel<br />
Bei der „Première Squelette Camélia“<br />
entdeckt man die Kamelie<br />
als poetische Symbolik der<br />
Marke. Das von der Manufaktur<br />
entworfene Uhrwerk „Calibre<br />
2 Haute Horlogerie“ ist mit einem<br />
dreidimensionalen, floralen,<br />
geometrischen Muster und<br />
unzähligen Diamanten verziert.<br />
Gefertigt aus 18 Karat Weißgold.<br />
4 | Girard-Perregaux x<br />
Bucherer Blue<br />
Es ist ein wahrlich gelungener<br />
Brückenschlag zwischen zwei<br />
Traditionshäusern: die „Bridges“<br />
mit blauen Akzenten. Als Basis<br />
diente das seit den 1860er-Jahren<br />
unverändert gebliebene Uhrwerk,<br />
das im Gehäuse zu schweben<br />
scheint und ihm den Namen<br />
„Flying Bridges“ einbrachte.<br />
1 | Hublot<br />
Die Schweizer Uhrenmanufaktur<br />
ist bekannt für den progressiven<br />
Stilbruch, und auch bei der<br />
„Square Bang Unico Sapphire“<br />
bleibt sie diesem Markenzeichen<br />
treu: Transparentes Kautschuk-<br />
armband vereint sich mit noblen<br />
Gehäuse aus Saphirglas.<br />
2 | Rado<br />
Nicht nur optisch auf den Punkt,<br />
sondern auch technisch. Denn<br />
eine antimagnetische Spiralfeder<br />
sorgt in der neuen „DiaStar Original<br />
Skeleton“ für Präzision und<br />
Zuverlässigkeit. Ein stilvoller<br />
Begleiter mit einer Gangreserve<br />
von 80 Stunden.<br />
5 | Louis Vuitton<br />
Angetrieben wird das leuchtend<br />
gelbe Modell „Tambour Moon<br />
Tourbillon Volant Poinçon de<br />
Genève“ von einem fliegenden<br />
Tourbillon. Neu ist die Verwendung<br />
von synthetischem Saphir,<br />
der aufgrund seiner Härte die<br />
Langlebigkeit der Uhr fördert.<br />
42<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
www.die3.eu<br />
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FASHION | PORTRAIT<br />
TASCHEN<br />
ZUM VERLIEBEN<br />
Fast durch Zufall hat alles begonnen, heute sind Ina Kents Taschen<br />
aus der Fashionwelt nicht mehr wegzudenken.<br />
Ihr nützliches und trotzdem bezaubernd schönes Design<br />
ist einfach zum Verlieben<br />
Von Brigitte R. Winkler<br />
Ein Topseller im<br />
Angebot von<br />
Ina Kent seit Beginn:<br />
„MOONLIT ed.1“,<br />
hier in der<br />
Farbvariation<br />
„crackled yolk“.<br />
In Pink ein Handvoll<br />
Täschchen:<br />
„X.LOMI ed.2“<br />
Am Anfang ging<br />
es ums Geldverdienen.<br />
Ina Kent<br />
hatte ein Kind<br />
bekommen, und<br />
diese Bereicherung<br />
ihres Lebens<br />
musste sie sich<br />
erst einmal leisten können. Dass durch diese<br />
Lebensumstellung Taschen entstanden, war<br />
allerdings kein Zufall. Hatte die Wienerin<br />
doch schon vor ihrem relativ späten Studienbeginn<br />
für diverse Kundinnen und<br />
Unternehmen in ihrer eigenen Werkstatt<br />
Hüllen hergestellt <strong>–</strong> in Form von Auftragsarbeit.<br />
Für einen Kontrabass zum Beispiel.<br />
Oder für Schmuck aus winzigen Perlen der<br />
Wiener Werkstätte <strong>–</strong> das waren sogar schon<br />
Täschchen geworden. Für das Wien Museum<br />
tapezierte sie hingegen Ausstellungshocker.<br />
Gürtel in allen möglichen Farben entstanden<br />
ebenfalls. Meist war da Leder im Spiel. Und<br />
zu diesem Ausgangspunkt kehrte Ina Kent<br />
im Jahr 2007 wieder zurück.<br />
Und was hatte sie mit 33 Jahren zu<br />
studieren begonnen? „Ernährungswissenschaften“,<br />
antwortet Ina Kent beim Interview<br />
mit AURUM <strong>999</strong>,9. Das hat jetzt aber nicht<br />
unmittelbar etwas mit Lederhüllen zu tun.<br />
Ina Kent: „Ich wollte etwas in eine kreative<br />
Richtung studieren. Ernährung hat etwas<br />
mit dem Körper und mit Medizin zu tun. Das<br />
hat mich interessiert. Physik finde ich total<br />
spannend, da bin ich ein Riesenfan. Physik<br />
hat für mich den Zauber von Philosophie.<br />
Ein Gespräch mit einem Quantenphysiker<br />
würde ich superspannend finden.“<br />
Zum Abschluss kam es dann aber doch<br />
nicht. Da wurde Tochter Loleth zu wichtig.<br />
Ina Kent wollte flexibler mit ihrer Zeiteinteilung<br />
umgehen können, um sich quasi<br />
jederzeit auch um das Kind kümmern zu<br />
können. Also besann sie sich auf die Werkstatt<br />
in der Lindengasse, wo sie all das Werkzeug<br />
und Material aus ihrer Zeit vor dem<br />
Studium untergebracht hatte. Sogar ein paar<br />
Taschen lagerten dort. Freundinnen empfahlen<br />
ihr, diese doch in die Auslage zu stellen.<br />
Kaum war sie diesem Tipp gefolgt, wollten<br />
Passantinnen gleich einmal ihre Taschen<br />
haben. Ina Kent war überrascht. Bereits eine<br />
44 AUTUMN <strong>2023</strong>
Diese Tasche bietet Platz für alle<br />
Ausgeh-Essentials und mehr:<br />
Schultertasche „ORNAMENT ed.2“<br />
aus schimmerndem Leder in<br />
„crackled antra“ und mit<br />
multioptionaler Kugelkette<br />
„BALL’N’CHAIN ed.1“<br />
Fotos: Marlene Mautner (2), Martina Lajczak<br />
STorecaestem autemolum hil<br />
maiorem ipit, et eiciisti dolo<br />
conescium eatur sitae moluptaquia<br />
nulparum nuscien imoluptiore<br />
volorecta dolo venihil iquiae<br />
porestia doloreporestia<br />
45
h<br />
Gründete im Jahr 2007 ihr eigenes<br />
Taschenlabel: Ina Kent, hier vor ihrem<br />
Geschäft in der Wiener Neubaugasse,<br />
wo man ihre begehrten Tragwerkzeuge<br />
bekommt<br />
O<br />
Alles zum Kombinieren <strong>–</strong> wenn gewünscht:<br />
Mini-Bag „X.MOG ed.1“ mit Kugelkette<br />
und schlankem Portemonnaie<br />
ihrer ersten Taschen, die „MOONLIT6“, eine<br />
kleine Tasche, die es immer noch gibt, verkaufte<br />
sich sofort so gut, dass Ina Kent mit<br />
der Produktion kaum nachkam. Dazu trug<br />
auch ihre Teilnahme an der damals noch<br />
üblichen Modeveranstaltung, dem „Modepalast“<br />
im Museumsquartier in Wien, bei. Ab<br />
diesem Zeitpunkt ging sie dann strategisch<br />
an die Sache heran, stellte Mitarbeiter ein<br />
und lagerte die Produktion aus. Sie nahm<br />
an wichtigen Modemessen im Ausland teil,<br />
wie der „Premiere Classe“ in Paris oder der<br />
„Premium“ in Berlin. „Als Corona ausbrach,<br />
habe ich damit aufgehört“, erzählt Ina Kent.<br />
Und dass in der Zwischenzeit 15 Leute für sie<br />
arbeiten. Nein, die Tochter gehört <strong>–</strong> noch? <strong>–</strong><br />
nicht dazu. Ina Kent stolz: „Sie studiert in<br />
London Politikwissenschaften, Business und<br />
Economics.“<br />
Schön, zeitlos, multifunktional, so kann man<br />
Ina Kents Taschen am besten beschreiben.<br />
Als die Design-Autodidaktin im Oktober<br />
2007 ihr gleichnamiges Label in Wien gründete,<br />
hatte sie weder Statussymbole noch<br />
saisonale Statement-Taschen im Sinn. Ihr<br />
Gegenentwurf? Weniger kann mehr. Minimalistische<br />
Ästhetik, hochwertige Materialien<br />
und smarte Details zu einem adäquaten<br />
Preis kennzeichnen seither den unverkennbaren<br />
Stil von Ina Kent. Ihre Taschen unterstreichen<br />
die Persönlichkeit, anstatt sie zu<br />
dominieren. Sie werden getragen <strong>–</strong> nicht<br />
präsentiert. So bezeichnend und vielsagend<br />
auch ihr Slogan: Bags tell stories. Wer hat<br />
diesen genialen Spruch erfunden? „Schon<br />
ganz am Anfang mein damaliger Texter. Der<br />
Markenstratege und Designer Peter Deisenberger<br />
hat mir Vorschläge gemacht. Dieser<br />
hat mir am besten gefallen“, blickt Ina Kent<br />
zurück. Dass ihre Taschen so begehrt sind, ist<br />
kein Wunder. Sie kreiert moderne Klassiker,<br />
die mit zeitlos-lässiger Eleganz und funktionalem<br />
Design perfekt in die Lebenswelt<br />
moderner Frauen passen und alle Generationen<br />
gleichsam ansprechen. Die hohe Qualität<br />
bei der Verarbeitung und die exquisite<br />
Materialauswahl machen sie zu Lieblings-<br />
Items, die auch nach vielen Jahren noch mit<br />
Freude getragen werden. Das ist Nachhaltigkeit<br />
im ursprünglichsten Sinn. Gleichzeitig<br />
sind die Taschen wie geschaffen für die<br />
komplexen Anforderungen des Alltags: Je<br />
nach Stimmung und Anlass bieten sich die<br />
meisten Modelle mühelos und flexibel für<br />
mehrere Tragevarianten an, wie zum Beispiel<br />
Clutches, Crossbody-Bags oder Rucksäcke.<br />
Dazu bietet ihr durchdachtes Innenleben<br />
Raum für Dinge, die wichtig sind: Handy,<br />
Tablet, Regenschirm <strong>–</strong> alles findet seinen<br />
Platz. Auch genderfluide Ästhetik beschäftigt<br />
die Designerin schon seit Längerem. Im<br />
Februar brachte sie nun eine Tasche abseits<br />
geschlechterbezogenen Designs auf den<br />
Markt, benannt nach einem langjährigen<br />
Freund: „THE MILLER“. Es ist eine sleeke<br />
Alltagstasche, die keine Geschlechtergrenzen<br />
kennt. Die Unisex-Bag besteht aus robustem,<br />
pflanzlich gegerbtem und hautfreundlichem<br />
Büffelleder in subtil glänzendem Schwarz<br />
und ist ausgestattet mit abnehmbaren, längenverstellbaren<br />
Trageriemen, die besonders<br />
schonend zur Kleidung sind. Man kann sie<br />
als Schultertasche, Crossbody-Bag, Seesack<br />
und Handtasche tragen. Eine eigene Herrenlinie<br />
ist für die Zukunft geplant.<br />
46
FASHION | PORTRAIT<br />
Fotos: Martina Lajczak, Gianmaria Gava, Marlene Mautner<br />
Und wie beschreibt Ina Kent ihre Arbeit<br />
selbst? Dazu fallen ihr gleich einmal ein paar<br />
bezeichnende Schlagworte ein: „Wandelbarkeit,<br />
Wiedererkennbarkeit, aber nicht durch<br />
Auffälligkeit, sondern durch Schlichtheit.<br />
Mein Fokus liegt auf den Materialien.“<br />
Heuer gibt es zwar kein rundes Jubiläum,<br />
aber der fantasiegeladenen Künstlerin ist<br />
trotzdem etwas Tolles eingefallen. Da es<br />
in diesem Jahr den 16. Geburtstag ihrer<br />
Taschenmarke zu feiern gilt, lancierte sie im<br />
April die Jubiläumskampagne „sweet16“. Die<br />
Motive wurden mittels Wildplakatierung<br />
oder Flyer in Szene gesetzt. Das Kreativkonzept<br />
mit Visuals, Shootings und Layout kam<br />
und kommt das ganze Jahr weiterhin in<br />
Eigenregie von der Designerin selbst. In drei<br />
limitierten Taschenkollektionen ließ sie das<br />
einzigartige Lebensgefühl der Teenagerzeit<br />
wiederaufleben. Alle unter dem Motto „Sweet<br />
Sixteen“ <strong>–</strong> der Lebensperiode, die geprägt<br />
ist von starken Emotionen und Comingof-Age-Momenten.<br />
Im Juni kam die zweite<br />
„sweet16“-Kollektion auf den Markt, ganz im<br />
Zeichen von „PLURR“, das seinen Ursprung<br />
in der 1990er-Rave-Kultur hat, die heute zwar<br />
mit den gleichen Sounds, aber neuen Perspektiven<br />
ihr Comeback erlebt. Jetzt geht es<br />
um Rave als Safe Space, in dem Gemeinschaft,<br />
Inklusivität und Freiheitsgefühl im Vordergrund<br />
stehen. Ina Kent griff diese auch<br />
ihr sehr wichtige Entwicklung hin zu mehr<br />
sozialem Bewusstsein und Verantwortungsgefühl<br />
auf und kreierte mit ihrer „sweet16“-<br />
Kampagne eine Utopie, in der P(eace), L(ove),<br />
U(nity), R(espect) und R(esponsibility) für<br />
alle an erster Stelle stehen.<br />
Im Oktober folgt die dritte Kampagne, in<br />
der Ina Kent wieder ihren Sinn für Gemeinschaft<br />
mit einer warmherzigen, integrativen<br />
Bildsprache zum Ausdruck bringen will.<br />
Das eigens kreierte „sweet16“-Key-Visual <strong>–</strong><br />
ein geflügeltes Herz <strong>–</strong> wird sich auf allen<br />
Pieces der Herbst-Edition wiederfinden.<br />
Der Topseller „MOONLIT ed.1“ erschien im<br />
Juni in der Farbvariante „rainbow ice“, einem<br />
kühlen, holografisch schimmernden Silber,<br />
das Lust auf Sommer macht und das gewisse<br />
Etwas zur Festival-Wardrobe beisteuern soll.<br />
Groß genug für das Wichtigste, ohne beim<br />
Tanzen im Weg zu sein. Die beliebte Tasche<br />
kann nach wie vor als Schultertasche, Crossbody-Bag,<br />
Hüfttasche und Clutch erstanden<br />
werden. In der dritten Edition werden es<br />
Herbstfarben sein, die das Taschenbild ausmachen.<br />
Seit Juni gibt es auch das Newcomer-<br />
Schlüsseletui „KARLY ed.1“ mit integriertem<br />
Lanyard. Es bildet eine perfekte Balance zwischen<br />
Vergnügen und Funktionalität, weil es<br />
genug Platz für Schlüssel, Geldscheine und<br />
Karten bietet. Mittels Kordelband und Karabiner<br />
kann es als Bag-Charm um den Hals<br />
und an der Gürtelschlaufe getragen werden.<br />
Ideal für alle, die ihre Essentials gern ganz<br />
„Wir wollen vermitteln,<br />
für welche Werte wir<br />
stehen. Wir stellen ja<br />
etwas dar als Brand<br />
und wollen das auch.<br />
Gender-Fluidity ist<br />
einfach einer davon. Es<br />
reicht ja nicht zu sagen:<br />
Wir machen Taschen.<br />
Mir wäre das zu wenig!“<br />
Ina Kent<br />
Typisch schlichte<br />
Alltagsbegleiter von Ina Kent<br />
in dem pudrig-goldigen<br />
Anthrazitton „crackled anthra“.<br />
Eine praktische Everyday-Bag<br />
mit Außenfach ist die<br />
„MOONLIT ed.2“, dazu<br />
die Handtasche „ROVE ed.3“<br />
mit maximalem Wiedererkennungswert<br />
nah bei sich tragen, um unbeschwert durch<br />
den Alltag zu schreiten. Die Hände bleiben<br />
dabei immer frei. „KARLY ed.1“ ist in den<br />
Farben „rainbow ice“, „dark metallic anthra“<br />
und „eco buffalo black“ erhältlich und jetzt<br />
zusätzlich in Herbstfarben.<br />
Und wo bekommt man Ina-Kent-Taschen?<br />
Sämtliche Modelle sind in ihren beiden<br />
Wiener Geschäften in der Siebensterngasse<br />
und in der Neubaugasse erhältlich. Dazu<br />
natürlich im Online-Store www.inakent.com<br />
sowie in ausgewählten Partner-Stores in der<br />
Schweiz, in Deutschland und weiteren EU-<br />
Ländern. (Endkunden gibt es aber auch in<br />
Japan, Australien und in den USA.) Immer<br />
in Verbindung mit einer ausführlichen<br />
Beschreibung der verschiedenen Trage- und<br />
Kombinationsmöglichkeiten sowie der Produkt-<br />
und Materialbesonderheiten. p<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
47
LUXURY PIECE | MEN<br />
SATTEL<br />
FEST<br />
Fahrräder feiern im Großstadttrubel ein umjubeltes Comeback. Lange mussten sie den Autos Platz machen, heute prägen sie<br />
endlich wieder die Metropolen rund um den Globus. Ob sich Baron Karl von Drais bewusst war, wie genial und zeitlos seine<br />
Erfindung war, als er die „Laufmaschine“, das erste zweirädrige, vom Menschen angetriebene, lenkbare Transportmittel der<br />
Welt, 1818 patentieren ließ? Man kann nur mutmaßen, aber wahrscheinlich nicht. Die französische Luxusmarke Hermès,<br />
heute vor allem berühmt für noble Couture, hochwertige Taschen, Uhren und Parfums, hat eine ähnlich lange Tradition<br />
vorzuweisen. Eröffnete doch der gelernte Sattler, Thierry Hermès, bereits 1837 sein erstes Geschäft in Paris und legte damit<br />
den Grundstein für ein Imperium. Mit diesem Veloziped „Odyssée Terre“, das mit einem hellen Eschenholzrahmen und klaren<br />
Linien von kompakten japanischen Modellen inspiriert ist, haben sie wieder den Finger am Puls der Zeit. Leichtigkeit, breite<br />
Reifen, vier Gänge, eingebautes Licht und ein verstellbarer Sattel aus Spad-Jungstierleder bieten Komfort im urbanen Alltag.<br />
Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller<br />
48<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
Mailand<br />
Brescia<br />
Parma<br />
TIME<br />
OF YOUR<br />
LIFE<br />
Rom<br />
Die Mille Miglia hat eine bewegte Geschichte.<br />
1927 gegründet, fand sie 30 Jahre später ein jähes Ende,<br />
um 1977 wie der Phoenix aus der Asche ein Comeback als<br />
Oldtimer-Rallye zu feiern. Seither ticken die Uhren anders:<br />
Im Mittelpunkt stehen historische Autos, Fahrspaß und<br />
Freundschaften fürs Leben<br />
Von Christoph Kulmer<br />
Cervia/<br />
Milano Marittima<br />
Eine wunderschöne<br />
Aufnahme von Olindo<br />
Deserti und Maurizio<br />
de Marco aus diesem<br />
Jahr, in ihrem Alfa<br />
Romeo 6C 2500 S<br />
Cabriolet Pinin<br />
Farina. Sie sind von<br />
Rom nach Parma<br />
unterwegs, nahe dem<br />
Dorf Capodimonte<br />
50 AUTUMN <strong>2023</strong>
CULTURE<br />
Die berühmte Mille<br />
Miglia in Italien gilt als<br />
das „schönste Autorennen<br />
der Welt“. Und wer<br />
einmal das Spektakel<br />
live vor Ort verfolgen konnte, wenn<br />
die auf Hochglanz polierten Oldtimer<br />
endlos scheinende Landstraßen<br />
entlangbrausen, sich schmale<br />
Küsten-Serpentinen hinaufschlängeln,<br />
historische Sehenswürdigkeiten<br />
hinter sich lassen oder<br />
gekonnt durch enge italienische<br />
Gassen navigieren, der wird bestätigen:<br />
Dem Ganzen haftet etwas<br />
Besonderes an. Deshalb strömen<br />
jedes Jahr über eine Millionen Zuschauer aus<br />
aller Herren Länder nach Italien, um einen<br />
Blick auf die historischen Schmuckstücke zu<br />
werfen. Während die Piloten zu jeder Zeit<br />
hoch konzentriert sein müssen, schwingt<br />
das Emotionspendel der Besucher stets<br />
zwischen Nostalgie und Tradition. <strong>2023</strong> war<br />
das natürlich nicht anders. Zum ersten Mal<br />
in der Geschichte dauerte das Rennen heuer<br />
sogar fünf anstatt der üblichen vier Tage, insgesamt<br />
haben die 405 Teams zwischen dem<br />
13. und 17. Juni dabei über 2.200 Kilometer<br />
zurückgelegt. Gestartet wurde wie immer in<br />
Brescia, von wo aus die Teilnehmer am ersten<br />
Tag über den Gardasee bis Cervia/Milano<br />
Marittima an der Adria brausten. Schon am<br />
nächsten Morgen steuerten sie weiter über<br />
Der italienische Rennfahrer Umberto Maglioli belegte in seinem Porsche 550 beim letzten<br />
Mille-Miglia-Rennen 1957 den fünften Platz<br />
den Kleinstaat San Marino, durch die Städtchen<br />
Macerata und Ascoli Piceno, bevor sie<br />
abends in Rom, entlang der berühmten Via<br />
Veneto, einfuhren <strong>–</strong> selbstverständlich unter<br />
dem tosenden Applaus tausender Schaulustiger.<br />
Einen Tag später führte die längste<br />
Etappe des Rennens von Rom nach Parma,<br />
hier muss auch der Passo dell’Abetone auf<br />
1.300 Meter Seehöhe überquert werden. Am<br />
vierten Tag ging es erst einmal ins Piemont,<br />
über Stradella, Pavia und Alessandria dann<br />
bis nach Mailand. Und beim letzten Streckenabschnitt<br />
an Tag fünf passierten die Teams<br />
Bergamo und kleinere Orte wie Ospitaletto<br />
und Gussago, um nach einer Stadtrundfahrt<br />
in Brescia am Ziel in der Viale Venezia einzurollen.<br />
Heuer konnten sich auf den ersten<br />
sieben Rängen ausschließlich italienische<br />
Teams platzieren. Andrea Vasco auf seinem<br />
Alfa Romeo aus dem Jahr 1929 triumphierte<br />
bereits zum vierten Mal in Folge, absoluter<br />
Rekord! Zweifellos, die Mille Miglia avancierte<br />
seit ihrer Neuauflage 1977 zu einer<br />
umjubelten Touristenattraktion und einem<br />
Laufsteg der internationalen High Society.<br />
Persönlichkeiten aus der Welt des Sports,<br />
der Politik und Wirtschaft sowie Schauspieler<br />
und Musiker sind begeisterte Fahrer<br />
und präsentieren dabei ihre beachtlichen<br />
Oldtimersammlungen. Zum Beispiel nennt<br />
der amerikanische Late-Night-Show-Moderator<br />
Jay Leno mehr als 200 dieser Klassiker<br />
sein Eigen und überzeugte 2014 auf einem<br />
Jaguar XK 120 Sports „Ecurie Ecosse“ aus<br />
k<br />
Chopard-Ambassadors: Der französische<br />
Rennfahrer Romain Dumas am Steuer und der<br />
chinesische Schauspieler Zhu Yilong als<br />
Beifahrer <strong>2023</strong> beim Start in Brescia auf<br />
einem Porsche 356 1500 Speedster<br />
Fotos: Mille Miglia, Chopard<br />
O<br />
1927 gewann Ferdinando Minoia zusammen mit seinem<br />
Co-Piloten Giuseppe Morandi die erste Mille Miglia<br />
in einer Rennzeit von 21 Stunden, 4 Minuten und<br />
48 Sekunden<br />
51
CULTURE<br />
Es ist wohl eine der<br />
schönsten, aber auch<br />
anspruchsvollsten Etappen<br />
der Mille Miglia: Tag zwei,<br />
die Strecke von Cervia/<br />
Milano Marittima nach Rom<br />
dem Jahr 1951 mit seinen Fahrkünsten. Auch<br />
den Modezar Ralph Lauren ziehen exquisite<br />
Oldtimer in den Bann, seine einzigartige<br />
Sammlung wird auf ungefähr 200 Millionen<br />
Euro geschätzt, darunter das wahrscheinlich<br />
teuerste Auto der Welt: der Bugatti 57 SC<br />
Atlantic für kolportierte 40 Millionen. Auf<br />
die Frage, warum er sie sammelt, soll er<br />
einmal geantwortet haben: „Weil man mit<br />
Gemälden nicht fahren kann.“ Sie sind<br />
also nicht nur luxuriöse Statussymbole,<br />
sondern auch lukrative Geldanlagen. Eine<br />
Faszination, die der Co-Präsident der Uhrenund<br />
Schmuckmanufaktur Chopard, Karl-<br />
Friedrich Scheufele, höchstwahrscheinlich<br />
versteht und teilt. Das Schweizer Traditionshaus<br />
ist seit 1988 nicht nur globaler Sponsor<br />
und offizieller Zeitnehmer der Veranstaltung,<br />
sondern 1989 gab Scheufele auch persönlich<br />
sein Debüt als Pilot. Seither hat er keine<br />
Mille Miglia ausgelassen und schwärmt: „Die<br />
Leidenschaft für klassische Rennen und<br />
Oldtimer wurde mir bereits in jungen Jahren<br />
von meinem Vater vermittelt, der selbst ein<br />
großer Oldtimer-Liebhaber ist. Ich war schon<br />
immer von diesen prächtigen Fahrzeugen<br />
fasziniert, und als Junger war Porsche meine<br />
Lieblingsmarke. Seitdem sammle ich sie und<br />
habe sogar angefangen, sie zu restaurieren.<br />
Was mich daran am meisten beeindruckt,<br />
ist die traditionelle Handwerkskunst und<br />
die Tatsache, dass man genau weiß, was<br />
unter der Motorhaube steckt. Moderne<br />
Autos dagegen haben oft zu viele elektronische<br />
Komponenten und sind nicht wirklich<br />
sammelwürdig.“ Heuer glänzte er mit dem<br />
Mercedes-Benz 300 SL „Gulliwing“, genau<br />
wie schon vor 35 Jahren. Andere prominente<br />
Teilnehmer in der letzten Dekade waren der<br />
deutsche Sänger Herbert Grönemeyer 2013<br />
W<br />
Vor dem Start in Brescia<br />
werden die Klassiker noch<br />
einmal inspiziert<br />
R<br />
Zum vierten Mal in Folge<br />
gewinnt <strong>2023</strong> Andrea Vesco<br />
auf seinem Alfa Romeo 6C<br />
1750 SS Zagato von 1929<br />
auf einem 1927er-Bentley, der Schauspieler<br />
und Oscar-Preisträger Adrien Brody 2014 auf<br />
einem Mercedes 300 SL W 198 aus dem Jahr<br />
1956 oder die Fußballikone Javier Zanetti<br />
2015 auf einem Alfa Romeo 1900 Sport<br />
Spider von 1954. Angeblich aus Sicherheitsgründen<br />
werden seit 2016 keine prominenten<br />
Teilnehmernamen mehr veröffentlicht,<br />
wenn aber auf der Starterliste der Pilotenname<br />
fehlt, kann man davon ausgehen,<br />
dass es sich um eine Berühmtheit handelt.<br />
Wie so oft im Leben beflügelt Konkurrenz<br />
die Kreativität und lässt etwas Neues, Einzigartiges<br />
entstehen. Das originale Mille-<br />
Miglia-Rennen ist ein Paradebeispiel dafür,<br />
geht es doch auf die Rivalität zweier Städte<br />
52
Die Sonne strahlte über<br />
Mailand, als die<br />
Oldtimer heuer das<br />
erste Mal auch durch<br />
die norditalienische<br />
Metropole rollten. Hier<br />
zu sehen Michele<br />
Cibaldi und Andrea<br />
Costa auf einem<br />
hellblauen Bugatti T40<br />
aus dem Jahr 1929<br />
Chopard, die berühmte<br />
Schweizer Uhren- und<br />
Schmuckmanufaktur, ist<br />
seit 1988 Sponsor und<br />
offizieller Zeitnehmer.<br />
Jedes Jahr erscheint<br />
eine neue Mille-Miglia-<br />
Uhr, mittlerweile sind<br />
es begehrte<br />
Sammlerstücke<br />
Fotos: Mille Miglia, Chopard<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
53
CULTURE<br />
Loris Beghetto und<br />
Gianpietro Didone<br />
fahren auf einem<br />
Mercedes-Benz 300 SL<br />
(W198) durch die Via<br />
delle Caiole in Viterbo<br />
Der Niederländer<br />
Matthias Joel Laqueur<br />
und sein Beifahrer<br />
Etienne Schroijen<br />
genießen das Rennen<br />
auf einem Lagonda<br />
M45 Rapide aus dem<br />
Jahr 1934<br />
x<br />
zurück. Als Mitte der 1920er-Jahre bekannt<br />
wurde, dass der „Große Preis von Italien“<br />
nicht mehr in Brescia, sondern auf dem<br />
neuen „Circuito di Monza“ in der Nähe von<br />
Mailand stattfinden sollte, spornte das Graf<br />
Franco Mazzotti, Graf Aymo Maggi, Renzo<br />
Castagneto und Giovanni Canestrini an, ihre<br />
Heimat wieder zum Motorsportmekka zu<br />
machen. Am 21. März 1927 fiel der Startschuss<br />
für ein Straßenrennen <strong>–</strong> zumeist über<br />
unbefestigte Landstraßen <strong>–</strong>, das in Brescia<br />
seinen Anfang nahm und dort auch endete.<br />
Gefahren wurde damals die 1.600 Kilometer<br />
lange Strecke, was 1.000 Meilen entspricht,<br />
immer in einem Stück. Warum dieses für<br />
Europa eher ungewöhnliche Längenmaß<br />
als Name gewählt wurde, erklärten die<br />
vier jungen Männer damit, dass schon die<br />
alten Römer in Meilen gemessen hätten.<br />
1955 schrieb die Triumphfahrt des Engländers<br />
Stirling Moss auf einem Mercedes-<br />
Benz SLR Geschichte: In nur zehn Stunden,<br />
sieben Minuten und 48 Sekunden, was einer<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp<br />
160 Stundenkilometern entspricht, bewältigte<br />
der Ausnahmesportler das Rennen. Dafür<br />
wurde er 2000 von Prinz Charles, dem damaligen<br />
Prince of Wales und nunmehrigen<br />
König von England, zum Ritter geschlagen.<br />
Bereits 1957 sollte die Ära des wichtigsten<br />
Autorennens der Welt aufgrund eines<br />
schrecklichen Unfalls ein jähes Ende finden.<br />
1977 feierte die Mille Miglia ein fulminantes<br />
Comeback als Oldtimer-Rallye. Geschwindigkeit<br />
und das Streben, zu gewinnen, sind nun<br />
nebensächlich, die Präsentation der edlen<br />
Karossen, die allesamt ein Baujahr zwischen<br />
1927 und 1957 verbindet, und der Fahrspaß<br />
stehen im Mittelpunkt. Um teilnehmen zu<br />
können, müssen einige glückliche Umstände<br />
zusammentreffen, bewerben sich doch jedes<br />
Jahr über 1.500 Teams <strong>–</strong> starten können<br />
allerdings nur knapp 400. Um die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine Zulassung zu erhöhen,<br />
sollte der Oldtimer eine spannende Historie<br />
oder einen berühmten Vorbesitzer haben <strong>–</strong><br />
schlussendlich entscheidet ein Komitee.<br />
Gehört man zu den Auserwählten, ist noch<br />
ein Startgeld von ungefähr 6.000 Euro<br />
fällig, bevor man wirklich ans Steuer darf.<br />
Als Sponsor und leidenschaftlicher Fahrer<br />
kennt Karl-Friedrich Scheufele dieses<br />
Prozedere natürlich in all seinen Details und<br />
erlebte in den letzten 35 Jahren unzählige<br />
magische Augenblicke, besonders mit einem<br />
seiner Co-Piloten, der Motorsportlegende<br />
Jacky Ickx: „Es gab viele tolle Momente,<br />
wie zum Beispiel, als ich das erste Mal mit<br />
Jacky Ickx als Beifahrer fuhr. Ich erinnere<br />
mich noch gut daran, wie er plötzlich während<br />
der Fahrt einschlief. Es bedeutete für<br />
mich, dass er sich mit meinen Fahrkünsten<br />
Fotos: Mille Miglia<br />
54 AUTUMN <strong>2023</strong>
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CULTURE<br />
sicher und wohl fühlte. Das empfand ich<br />
als großes Kompliment.“ An dieser Stelle<br />
sollte man mit dem Vorurteil aufräumen,<br />
dem Co-Piloten käme keine wichtige Rolle<br />
zu, denn das Gegenteil ist der Fall <strong>–</strong> er hält<br />
dem Fahrer den Rücken frei, beruhigt und<br />
navigiert. So sind sich Experten auch einig,<br />
dass Stirling Moss 1955 die Rekordzeit ohne<br />
seinen Beifahrer Denis Jenkinson nicht<br />
geschafft hätte. Das sieht auch Scheufele<br />
so: „Bei jedem Rennen muss sich der Fahrer<br />
auf seinen Beifahrer verlassen können, und<br />
umgekehrt. Ich kenne Jacky schon lange,<br />
und er ist nicht nur für mich, sondern auch<br />
für Chopard ein enger Freund geworden. Es<br />
ist großartig, mit ihm die Mille Miglia zu<br />
bestreiten, denn er verkörpert den wahren<br />
Geist eines Gentleman-Fahrers, und ich bin<br />
sicher, dass unsere gemeinsame Reise noch<br />
viele Jahre weitergehen wird.“ Aber Karl-<br />
Friedrich Scheufele wäre nicht der kreative<br />
Visionär, der er nun einmal ist, würde er den<br />
unvergleichlichen Spirit dieser nostalgischen<br />
Veranstaltung nicht auch in einem Schmuckstück<br />
einfangen. Deshalb erscheint jedes<br />
Jahr eine Uhr von Chopard, welche die automobile<br />
Leidenschaft, den Wettbewerbsgeist<br />
und die Emotionen aufleben lässt. Der Initiator<br />
erklärt: „Präzision, Handwerkskunst,<br />
Mechanik, Eleganz und Zeitmessung <strong>–</strong> es<br />
gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen klassischen<br />
Autorennen und der Uhrmacherei.<br />
Die Mille Miglia, die als das schönste Rennen<br />
der Welt gilt, ist der perfekte Ort, um<br />
diese gemeinsamen Werte ins Rampenlicht<br />
zu rücken, und passt daher perfekt zu<br />
Chopard. Die langjährige Partnerschaft mit<br />
dem Rennen ist sogar Teil des Vermächtnisses<br />
von Chopard geworden und hat es uns<br />
ermöglicht, in den letzten<br />
35 Jahren einzigartige<br />
Mille-Miglia-Zeitmesser<br />
zu kreieren. Liebhaber von<br />
Oldtimern haben eine Leidenschaft<br />
für Handwerk<br />
und fühlen sich natürlich<br />
zu mechanischen Uhren<br />
hingezogen.“ Beim neuen<br />
Mille-Miglia-Chronografen<br />
erinnern die Farben<br />
an die Lackierung und das Interieur von<br />
Oldtimern und wurden von Karl-Friedrich<br />
Scheufele selbst ausgewählt. Die Modelle<br />
aus Lucent Stahl strahlen mit Zifferblättern<br />
in den Farbtönen „Verde Chiaro“, „Rosso<br />
Amarena“ und „Nero Corsa“, das Zifferblatt<br />
der Bicolor-Kreation aus Lucent Stahl und<br />
ethischem Gold in der graublauen Nuance<br />
„Grigio-Blue“. Noch nie währte eine Zusammenarbeit<br />
zwischen einer Uhrenmarke und<br />
einer Motorsportveranstaltung länger. Die<br />
Mille Miglia ohne Chopard oder Chopard<br />
ohne die Mille Miglia ist schlichtweg nicht<br />
vorstellbar.<br />
p<br />
W<br />
Karl-Friedrich Scheufele,<br />
Co-Präsident von Chopard,<br />
hat seit seinem ersten<br />
Rennen 1989 keines mehr<br />
verpasst. Damals wie auch<br />
heuer hat er es auf einem<br />
Mercedes-Benz 300 SL<br />
„Gulliwing“ absolviert<br />
E<br />
Die Motorsportlegende<br />
Jacky Ickx (re.) und<br />
Karl-Friedrich Scheufele<br />
(li.) nahmen 1989 zum<br />
ersten Mal gemeinsam an<br />
der Mille Miglia teil, daraus<br />
entwickelte sich eine echte<br />
Freundschaft. Auch <strong>2023</strong><br />
bestritten sie das Rennen<br />
gemeinsam<br />
k<br />
<strong>2023</strong> erschien der<br />
Mille-Miglia-Chronograf<br />
von Chopard in vier Farben,<br />
die von den Lackierungen<br />
der Oldtimer inspiriert sind<br />
Fotos: Chopard<br />
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58 AUTUMN <strong>2023</strong>
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UNIVERSUM<br />
So bezeichnet der grandiose Medienkünstler Helmut Grill selbst seine Werke.<br />
Er kreiert spektakuläre neue Welten, indem unterschiedlichste digitale Fundstücke<br />
zu intensiven Bildern vereint werden und als Spiegel einer<br />
marken- und medienorientierten Gesellschaft dienen<br />
Von Elisabeth Muth<br />
60
„terraversum“, 2022, 90 x 120 cm,<br />
mixed media on photo<br />
ART<br />
Fotos: Simon Grill<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
61
O<br />
„knowing about freedom“,<br />
2020, 120 x 120 cm,<br />
mixed media on photo<br />
„eat, play, suck <strong>–</strong> la<br />
grande bouffet“,<br />
<strong>2023</strong>, 150 x 200 cm,<br />
mixed media on photo<br />
U<br />
„rocketfish 40“, 2022, 200 x 125 cm,<br />
constructed photography<br />
„Think<br />
the opposite“<br />
62
„rocketfish 41“, 2022, 100 x 135 cm,<br />
constructed photography<br />
ART<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
63
ART<br />
b<br />
„palace nr 4“, <strong>2023</strong>,<br />
Größe variabel,<br />
constructed photography<br />
W<br />
„palace Nr 2“, <strong>2023</strong>,<br />
Größe variabel,<br />
constructed photography<br />
O<br />
„palace Nr 1“, <strong>2023</strong>,<br />
Größe variabel,<br />
constructed photography<br />
64 AUTUMN <strong>2023</strong>
Fotokünstler, Landschaftsgärtner, Architekt:<br />
All das trifft auf das Mediengenie Helmut<br />
Grill zu, der sich selbst als Komponist<br />
bezeichnet. Der Künstler war früher in der<br />
Werbebranche tätig, absolvierte eine Ausbildung<br />
zum Reprofotografen und Lithografen<br />
und arbeitete sozusagen als „Fotomanipulator“,<br />
in einer Kunstform, die ihn<br />
nicht mehr loslassen wollte. Woraufhin er<br />
beschloss, sich ihr hauptberuflich zu widmen.<br />
Er löst winzige Details aus ihrem gewohnten<br />
Kontext und stellt sie in seinen Bilderwelten<br />
in einen völlig neuen Dialog. So entstehen<br />
keine Abbilder der Wirklichkeit, sondern<br />
Bilder von fiktiven Wahrheiten und einer<br />
Welt, die nicht existiert. Der Medienkünstler<br />
verführt zum genauen Betrachten, versteckt<br />
kleine Details und Botschaften, lässt einen<br />
immer wieder Neues finden und erkennen,<br />
so schildert er: „Einige meiner Kunden rufen<br />
mich noch Monate später an, um mir zu<br />
sagen, was sie wieder gefunden haben, sie<br />
entdecken damit auch ihre ganz eigene<br />
„Ich schaffe<br />
einen völlig<br />
neuen Dialog“<br />
Geschichte.“ Man erkennt einen echten Grill<br />
auch sofort, die außergewöhnlich schönen<br />
Bilder entführen den Betrachter in Tempel,<br />
Häuser, Landschaften und auf Berge, sie<br />
lassen einen tief eintauchen und ganz genau<br />
hinschauen. Und dann, unverhofft, findet<br />
man sie, die kleinen Botschaften, die der<br />
Künstler hinterlassen hat und die sich meist<br />
mit den Themen Kommerz und Macht der<br />
Konzerne beschäftigen. Aber wie kann man<br />
sich nun den Entstehungsprozess seiner<br />
Werke vorstellen? Der Mastermind schildert:<br />
„Ich gehe vor wie ein Maler, starte auf einer<br />
weißen Leinwand, baue alles neu<br />
zusammen.“ Er greift nicht in Bilder ein, er<br />
gestaltet Fotocollagen aus Gefundenem,<br />
selbst Fotografiertem und setzt sie zu seinen<br />
„Gemälden“ zusammen. Seine Tempel zum<br />
Beispiel sind eine faszinierende Mischung<br />
aus Kirche und Moschee, die er mit kommerziellen<br />
Dingen befüllt, die die Menschen<br />
anbeten, seien es High Heels, Konzernlogos<br />
oder üppige Product-Placements. Personen<br />
sind keine zu sehen in seinen Werken, nur<br />
die Spuren, die sie hinterlassen: ihre Sprache,<br />
die sie an die Wände schreiben, ihre Schuhe,<br />
die sie ausziehen, den Liegestuhl, in dem sie<br />
gerade gesessen sind. Auf den ersten Blick<br />
wirkt alles fast normal, wagt man einen<br />
tiefergehenden Blick, weiß man, dass man<br />
sich gedanklich in einem „Grill-Gemälde“<br />
befindet, und erst dann beginnt man<br />
seine ganz persönliche Reise. In seiner<br />
„Rocketfish“-Serie wird ein kleiner Fisch zum<br />
Senkrechtstarter, der wie eine Rakete abhebt,<br />
um aus seinem flüssigen Lebensraum auszubrechen.<br />
Immer und immer wieder, er gibt<br />
nicht auf und schwimmt unermüdlich auf<br />
das Licht zu, das Helmut Grill mit einer<br />
Unterwasserkamera selbst eingefangen und<br />
daraufhin mit einem nuancenreichen,<br />
„geschummelten“ Blau umgeben hat <strong>–</strong><br />
visionär, einfühlsam und atmosphärisch. Einfach<br />
realistisch. Und am Ende schafft es der<br />
kleine Fisch und bricht auf zu neuen Ufern.<br />
Grill experimentiert mit einer Vielzahl von<br />
Materialien, kombiniert Naturkautschuk mit<br />
Metall, überzieht Gegenstände mit Flüssiggummi,<br />
meist komponiert er virtuelle Landschaften<br />
aus digitalen Bildern. Der Künstler<br />
lebt und arbeitet in Wien, wo er an die<br />
15 Bilder pro Jahr kreiert. Manche davon<br />
gleichzeitig, andere brauchen wiederum<br />
etwas länger in der Entstehung, aber jedes<br />
inspiriert ihn auf besondere Weise. Durch<br />
Übermalung entstehen auch Unikate, die bei<br />
seinen Fans besonders begehrt sind. In den<br />
letzten 25 Jahren wurden seine Werke im<br />
Rahmen von rund 80 internationalen Ausstellungen,<br />
auf Festivals und Messen gezeigt<br />
und befinden sich in zahlreichen Museumssammlungen<br />
wie vom Museum der Moderne<br />
in Salzburg und dem mumok in Wien.<br />
helmutgrill.com<br />
W<br />
„nature isn’t perfect“, 2018, 150 x 160 cm,<br />
constructed photography<br />
R<br />
Medienkünstler Helmut Grill schafft neue<br />
Welten und begeistert damit die internationale<br />
Kunst-Community immer wieder aufs Neue<br />
65
KI und die<br />
menschliche<br />
Sprache<br />
Von Dr. Tatjana Lackner<br />
Kommunikations- & Verhaltens-Profilerin<br />
I<br />
ndustrie 4.0 hat unsere Lebensumstände, aber auch die Art,<br />
wie wir kommunizieren, studieren und denken, verändert.<br />
Technischen Analphabetismus kann sich heute niemand<br />
mehr leisten. Ein Studium ohne Computer oder iPad ist kaum<br />
noch zu organisieren. Die Art, wie wir durch die neuen Medien denken<br />
gelernt haben, beeinflusst auch unsere Sprache. Das Rennen hat<br />
längst begonnen: Sprechen Computer unsere Sprache oder wir langsam<br />
ihre? Wie lernen zukünftige Generationen ihre Muttersprache?<br />
Von der Computersoftware im Laufstall? Baby-Spiele-Software gibt es<br />
bereits heute zuhauf. Die Avatar-Technologie hat in den letzten Jahren<br />
enorm aufgeholt, und Metaverse steht bald für alle erlebbar vor der Tür.<br />
Es wird uns noch in Staunen versetzen! Alles, was die Gedanken beeinflusst,<br />
wirkt direkt weiter auf unsere Sprache.<br />
KI zwingt uns dazu, analog besser zu werden!<br />
Wer undeutlich spricht, wird von seiner Alexa im Wohnzimmer nicht<br />
verstanden. So paradox es klingt: Die Digitalisierung zwingt uns, dass<br />
wir deutlicher, direktiver und klarer sprechen. Dabei lernen ChatGPT<br />
und andere künstliche Intelligenzen täglich dazu. KI wird in der<br />
Servicewüste Österreich deshalb bereits im Tourismus erfolgreich<br />
eingesetzt <strong>–</strong> wie man in einem Ö1-„Morgenjournal“ erfährt <strong>–</strong>, weil es<br />
überall an fachkundigem Personal fehlt. Ein weiterer Vorteil ist wohl<br />
auch, dass viele in unserem Land wenig „service-minded“ mit ihrer<br />
Klientel umgehen. Hier wirkt die künstliche Intelligenz im ersten<br />
Durchgang deutlich charmanter und ist mancherorts stärker auf<br />
Kundenorientierung trainiert als mancher menschliche Betreuer.<br />
Welche Auswirkungen hat die künstliche<br />
Intelligenz auf die menschliche Sprache?<br />
Zum einen hilft sie bei automatisierten Übersetzungen:<br />
Informationen sind in Echtzeit über Ländergrenzen hinweg zugänglich.<br />
Verwende zum Beispiel DeepL und lass deinen Lebenslauf ins<br />
Englische übersetzen! Note: Sehr gut!<br />
Auch die Spracherkennung ist hilfreich: gesprochene Sprache in Text<br />
umzuwandeln. Auf dem Smartphone kann jeder dank der Diktierfunktion<br />
Texte aller Art verschriftlichen. Immer wieder sind dabei<br />
Korrekturen nötig. Note: Befriedigend!<br />
Chatbots und virtuelle Assistenten führen bereits menschenähnliche<br />
Konversationen und können einfache Fragen beantworten.<br />
Note: Geht so!<br />
Textgenerierung rockt: kreative und personalisierte Texte verfassen.<br />
Der nächste Liebesbrief oder das Geburtstagsgedicht lässt sich kinderleicht<br />
verfassen. Note: Sehr gut!<br />
Foto: Die Schule des Sprechens GmbH<br />
68
KOLUMNE<br />
„Wer künstliche Intelligenz<br />
verdammt, ist ignorant.<br />
Wer künstliche Intelligenz<br />
verklärt, ist naiv.<br />
Je artifizieller die Daten,<br />
umso wichtiger<br />
wird persönliche Bildung.“<br />
Sprachinteraktion bei Alltagsgegenständen bedeutet mit<br />
Geräten interagieren und Funktionen durch Sprache steuern.<br />
Beispiel: Du hast die Hände voll mit Einkäufen und möchtest<br />
dein Smart Home aufgesperrt bekommen. Wearable Devices kannst<br />
du Befehle erteilen und wirst mit Convenience belohnt. Alexa<br />
kann heute auch schon telefonieren, Licht ein- und ausschalten etc.<br />
Note: Ausbaufähig!<br />
Der Begriff „künstliche Intelligenz“ wurde vor 70 Jahren vom Informatiker<br />
John McCarthy ersonnen, weil er Fördermittel für einen<br />
Forschungsantrag einholen wollte. Als Teildisziplin der Mathematik<br />
bedeutet Informatik den Ursprungsquell der „Artificial Intelligence“.<br />
Heute ist KI (AI) in aller Munde und wirft neben einem hippen<br />
Lebensdesign noch viele Fragen rund um Urheberrechte, KI als<br />
Plagiator bis hin zur Lehrmittelerlaubnis bei Prüfungen und dem<br />
korrekten Umgang mit falschen Antworten auf. Nach dem gestarteten<br />
Prozess können selbst die Programmierer nicht mehr kontrollieren,<br />
was der Algorithmus hinter der künstlichen Intelligenz aus der<br />
bereitgestellten Lernliteratur für eigene Schlüsse gezogen hat.<br />
Wie gefährlich die Verbreitung von Fake News bereits im Kleinen<br />
ist, zeigt sich bei der einfachen Frage: „Wer ist Tatjana Lackner?“<br />
ChatGPT: „Tatjana Lackner wurde am 13. August 1972 in Wien,<br />
Österreich, geboren.“ Falsch! Es stimmen weder Tag noch Monat<br />
noch Jahr. Selbst die Stadt und das Land sind falsch! Einzig stimmt,<br />
dass ich geboren wurde. ChatGPT: „Sie absolvierte eine Ausbildung<br />
zur Diplomierten Legasthenietrainerin und die „Lackner University“<br />
und entwickelte das „Lackner-System®“. Hier stimmt übrigens inhaltlich<br />
gar nichts mehr!<br />
Fazit: Niemand weiß, wie die jeweiligen Ergebnisse „selbstlernend“<br />
entstehen. Das sollte uns nachdenklich stimmen. Was, zugegeben,<br />
bei komplexen Maturabeispielen in Mathematik noch überprüfbar<br />
richtig ist, stimmt bei personenbezogenen Daten oft gar nicht mehr.<br />
Bislang galten Wikipedia & Co nicht als verlässliche Quellen im<br />
akademischen Kreis. Im Vergleich zur einen oder anderen KI mutet<br />
jedoch selbst Wikipedia verlässlich an. Richard David Precht warnt in<br />
diesem Zusammenhang zu Recht davor, dass KI nichts mit „freiem<br />
Willen“, „verstehen“ oder „Intelligenz“ zu tun hat. Und Albert Einstein<br />
hat uns zu Lebzeiten den Satz mitgegeben: „Ich fürchte mich vor<br />
dem Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit übertrifft.<br />
Auf der Welt wird es nur noch eine Generation aus Idioten geben.“<br />
Wir werden uns um Recherche, Gegencheck und vor allem die finale<br />
Kontrolle besser noch eine Weile selber kümmern.<br />
sprechen.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
69
70
O<br />
„stoned“<br />
Chanel Haute Joaillerie<br />
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
Redaktion: Bernhard Musil, Fotos: Paul Graves, Porträtfoto: A. Pertemov<br />
Paul Graves<br />
E<br />
gal, ob er Luftballons Gesichter gibt, Kleidungsstücke<br />
so drapiert, dass sie an die Moai <strong>–</strong> die Steinstatuen der<br />
Osterinsel <strong>–</strong> erinnern, aus Hermès-Taschen ein<br />
Schweinchen baut oder Swatch-Armbändern einen Fetischcharakter<br />
verleiht: Paul Graves haucht unbeweglichen Objekten Leben ein. Im<br />
Vordergrund steht für ihn aber stets, seinen Kreationen eine kräftige<br />
Portion Humor unterzumischen. So bekundet er: „Wenn ich meinem<br />
Publikum mit meinen Bildern kein Schmunzeln entlocke, habe ich<br />
meine Arbeit nicht richtig gemacht.“<br />
Der Produktfotografie hat sich Graves jedoch nicht von Anfang<br />
an verschrieben. In den 90ern zählte der 1969 in den Vereinigten<br />
Staaten geborene Künstler zu den angesagtesten Musikvideodirektoren<br />
des deutschsprachigen Raums. Seine unverkennbare Handschrift<br />
zeigte sich schon in Videoclips von H-Blockx, Nina Hagen oder Sin<br />
with Sebastian. Doch dann wandte er sich vom Bewegtbild ab und<br />
fokussierte sich auf die Königsdisziplin der Fotografie: das Stillleben.<br />
Graves Bilder fallen auf. Nicht verwunderlich also, dass in Kürze<br />
internationale Marken wie Hermès, Absolut Vodka und Nike auf ihn<br />
aufmerksam wurden und ihre Produkte von ihm in Szene setzen<br />
lassen wollten <strong>–</strong> legendär auch seine Editorials in Magazinen wie<br />
„Elle“, „AnOther Magazine“, „Purple“ und „Le Monde“.<br />
Paul Graves ist ein gieriger Ästhet; ein Grenzgänger, dessen<br />
Werke eine Schnittstelle zwischen Malerei, Fotografie und performativer<br />
Installation darstellen. Seine konzeptionelle Herangehensweise<br />
ist akribisch geplant. Die detailverliebte Handarbeit, die Graves’ Bildern<br />
zugrunde liegt, ist ihm mindestens ebenso wichtig, wie seine<br />
Kreationen ins richtige Licht zu setzen. Im Zeitalter der digitalen<br />
Bildbearbeitung ist es ihm dabei ein Anliegen, auf diese Möglichkeit<br />
zu verzichten und mit klassischen Techniken wie Mise en Scène und<br />
Beleuchtung bahnbrechende Bilder zu generieren. So kann es mitunter<br />
vorkommen, dass er Schuhe fotografiert, diese dann zwei Meter<br />
groß ausdruckt, um sie zusammen mit Models abzulichten, die nur<br />
mit denselben Schuhen bekleidet sind.<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
71
h<br />
„bondage“<br />
Swatch<br />
v<br />
„piggy“<br />
Hermès<br />
h<br />
„root chakra“<br />
Louis Vuitton High Jewelry<br />
k<br />
„stoned“<br />
Cartier<br />
72
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
„jump rope“<br />
Harry Winston<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
73
74<br />
„mellow yellow“<br />
Chanel Haute Joaillerie
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
„plastic fantastic“<br />
Prada Eyewear<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
75
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
v<br />
„hand full of …“<br />
x<br />
„lollipop“<br />
Chaumet<br />
c<br />
„view of the times“<br />
xx<br />
„shoe fetish“<br />
Jean Paul Gaultier<br />
76 AUTUMN <strong>2023</strong>
TOBACCO HONEY<br />
DAS NEUE EAU DE PARFUM
Frederick Arthur Bridgman:<br />
„Kleopatra auf den<br />
Terrassen von Philae“,<br />
19. Jahrhundert<br />
78 AUTUMN <strong>2023</strong>
HISTORY<br />
Fotos: Alamy<br />
KLEOPATRA<br />
DIE BEKANNTESTE UND<br />
LETZTE KÖNIGIN VON ÄGYPTEN<br />
Mehr Griechin als Ägypterin, mehr intelligent und gebildet als<br />
schön, mehr klug abwägende Regentin als raffinierte Verführerin,<br />
mehr geschickte Diplomatin als zartfühlende Geliebte …<br />
Von Percival Pachta-Rayhofen<br />
79
HISTORY<br />
Wer war Kleopatra<br />
wirklich? Unser Bild<br />
einer der schillerndsten<br />
Frauenpersönlichkeiten<br />
der Geschichte<br />
wurde verzerrt durch<br />
romantisierende Literatur und vor allem<br />
zahlreiche Verfilmungen, aber auch schon<br />
zu ihrer Zeit durch gehässige Propaganda<br />
römischer Geschichtsschreiber, die auch vor<br />
<strong>–</strong> modern ausgedrückt <strong>–</strong> „fake news“ nicht<br />
zurückschreckten.<br />
Unmittelbar nach dem unerwartet<br />
frühen Tod Alexanders des Großen begann<br />
der Kampf um sein Erbe, ein riesiges Reich,<br />
das sich etwa vom heutigen Griechenland<br />
im Westen bis Indien im Osten erstreckte<br />
und auch Ägypten umfasste. Jahrzehntelang<br />
bekämpften sich die Diadochen,<br />
Alexanders prominenteste Feldherren, um<br />
seine Nachfolge anzutreten. Schließlich<br />
einigten sich die siegreichen Diadochen auf<br />
eine Aufteilung des Reiches, wobei Ptolemaios<br />
Ägypten erhielt. Seitdem regierten<br />
seine Nachfolger als Dynastie der Ptolemäer,<br />
hellenistisch-makedonisch geprägte Herrscher<br />
und gleichzeitig ägyptische Pharaos,<br />
über Ägypten. Zur Zeit Kleopatras also<br />
bereits etwa 250 Jahre.<br />
Die Welt der Kleopatra, die 70 v. Chr. zur<br />
Welt kam, war geprägt von der aufstrebenden<br />
Macht der Republik Rom, die den Mittelmeerraum<br />
dominierte. Ihr Vater Ptolemaios<br />
XII., König und Pharao von Ägypten, hatte<br />
bedeutende Summen bezahlt, um Roms<br />
Schutz zu gewinnen. Und zwar derart viel,<br />
dass die Eintreibung der deswegen erhobenen<br />
Steuern zu inneren Unruhen führte,<br />
sodass er zeitweilig sein Land verlassen<br />
musste. Insbesondere Gnaeus Pompeius,<br />
einer der mächtigsten römischen Feldherren<br />
und Politiker, war ein Patron der Ptolemäer.<br />
Innenpolitisch blickte das ptolemäische<br />
Ägypten auf eine bewegte Geschichte mit<br />
zahlreichen Thronstreitigkeiten zurück,<br />
wobei politische Morde keine Seltenheit<br />
Gnaeus Pompeius Magnus,<br />
Gipskopie einer antiken Büste,<br />
Rom<br />
waren. Ägypten selbst war nicht nur aufgrund<br />
seiner uralten Kultur, sondern auch<br />
aufgrund seiner Größe und vor allem wegen<br />
seiner reichen Getreideanbauten von besonderer<br />
Bedeutung. Rom war nämlich von<br />
ägyptischen Getreideimporten abhängig.<br />
Blieben diese aus, kletterte der Brotpreis in<br />
gefährliche Höhen, was unausweichlich zu<br />
Unruhen und politischer Instabilität in Rom<br />
führte.<br />
KLEOPATRA VII.<br />
PHILOPATOR<br />
Kleopatra, die VII. ihres Namens, deren Beiname<br />
griechisch so viel wie „die Vaterliebende“<br />
bedeutet, war die Älteste von vier Kindern<br />
des Ptolemaios XII. und seiner zweiten<br />
Gemahlin, die aus einer der einflussreichsten<br />
ägyptischen Priesterfamilien stammte. Deshalb<br />
und möglicherweise auch, weil sie sich<br />
als besonders intelligent und gebildet zeigte,<br />
baute der König sie schon zu seinen Lebzeiten<br />
als Co-Regentin auf und setzte sie<br />
testamentarisch als seine Nachfolgerin ein.<br />
Weil eine Pharaonin zumindest in der ägyptischen<br />
Kultur jedoch nicht möglich war, sah<br />
er ihren jüngeren Bruder Ptolemaios XIII. als<br />
Mitregenten vor.<br />
Kleopatra ist gerade einmal 18 Jahre alt,<br />
als ihr Vater stirbt. Nun sieht sich die junge<br />
Frau, die zahlreiche Sprachen spricht, sich<br />
viel Wissen erworben hat, der sogar medizinische<br />
und alchemistische Kenntnisse zugeschrieben<br />
werden, plötzlich an vorderster<br />
Front der politischen Bühne. Dabei werden<br />
ihr einerseits ihr scharfer Intellekt, andererseits<br />
aber auch ihr Verständnis sowohl für<br />
die hellenistische als auch die ägyptische<br />
Kultur gute Dienste erweisen. Denn sehr<br />
bald versucht ihr 13-jähriger Bruder und Mitregent,<br />
angestachelt von seinen Beratern,<br />
Kleopatra zu entmachten. Sie sieht sich<br />
gezwungen, nach Syrien zu fliehen.<br />
POMPEIUS UND<br />
DER RÖMISCHE<br />
BÜRGERKRIEG<br />
Nun beginnen die Entwicklungen in Rom<br />
starken Einfluss auf die Geschicke Ägyptens<br />
zu nehmen: Gaius Iulius Caesar kehrt<br />
siegreich aus Gallien nach Italien zurück<br />
und überschreitet mit seinen Legionen den<br />
Grenzfluss Rubikon mit den berühmten<br />
Worten „Die Würfel sind gefallen!“. Es war<br />
nämlich römischen Feldherren verboten,<br />
mit ihrem Heer Italien zu betreten. Damit<br />
beginnt ein Bürgerkrieg, bei dem Caesar<br />
gegen die Senatspartei, geführt von Gnaeus<br />
Pompeius, steht. Bei Pharsalos treffen die<br />
beiden prominentesten römischen Feldherren<br />
mit ihren Truppen aufeinander. Es<br />
gelingt Caesar, seinen Gegner in der Schlacht<br />
trotz deutlich unterlegener Truppen mittels<br />
eines geschickten taktischen Manövers entscheidend<br />
zu schlagen. Pompeius flieht,<br />
folgerichtig dorthin, wo er beste Beziehungen<br />
zu haben glaubt, nämlich nach Ägypten.<br />
Schließlich hatte ja der römische Senat auf<br />
sein Betreiben den jungen Ptolemaios XIII.<br />
als Alleinherrscher anerkannt.<br />
Kleopatra dachte allerdings nicht daran,<br />
auf die Herrschaft zu verzichten, hatte inzwischen<br />
eine Armee in Syrien versammelt und<br />
steht nun den Truppen ihres Bruders kampfbereit<br />
an der ägyptischen Grenze gegenüber.<br />
Just dort landet der glücklose Pompeius, um<br />
bei seinem Protegé Schutz zu suchen. Weil<br />
aber Caesar offenbar im Bürgerkrieg auf der<br />
Siegerstraße zu sein scheint und man sich<br />
in Ägypten überhaupt aus diesem Konflikt<br />
heraushalten will, wird Pompeius mit Billigung<br />
des Ptolemaios XIII. ermordet.<br />
Tempel von Dendera,<br />
die Regenten Kleopatra VII.<br />
und Ptolemaios XIII. opfern<br />
der Göttin Hathor<br />
Fotos: Alamy, Shutterstock<br />
80<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
Alexandre Cabanel: 1887,<br />
Kleopatra lässt tödliche Gifte<br />
an Verurteilten testen<br />
IULIUS CAESAR<br />
UND MARCUS<br />
ANTONIUS<br />
Caesar verfolgte Pompeius, trifft zwei Tage<br />
später in Ägypten ein und zeigt sich überraschenderweise<br />
entsetzt über den Mord<br />
an diesem gefeierten Römer, der obendrein<br />
sein Schwiegersohn war. Er beschließt, in<br />
Alexandria zu bleiben und als Vermittler<br />
im ägyptischen Thronstreit aufzutreten.<br />
Nun ergreift Kleopatra die Initiative und<br />
arrangiert eine geheime Zusammenkunft<br />
mit Caesar, indem sie sich <strong>–</strong> nach manchen<br />
Quellen in einen Teppich oder Kleidersack<br />
eingewickelt <strong>–</strong> heimlich in den Palast tragen<br />
lässt. Dieses vielbesungene Treffen wird<br />
nun entscheidend für das weitere Schicksal<br />
Ägyptens und der beiden Gesprächspartner.<br />
Es gelingt Kleopatra, Caesar davon zu überzeugen,<br />
ihre Sache zu unterstützen. Nicht so<br />
sehr durch Schönheit gewinnt die 22-Jährige<br />
den um 30 Jahre älteren erfahrenen Feldherrn<br />
und gewieften Politiker, sondern<br />
durch kluge Argumente und Charme. Denn<br />
nach den objektiveren antiken Autoren war<br />
Kleopatra keine betörende Schönheit, jedoch<br />
von außergewöhnlicher Intelligenz und Ausstrahlung.<br />
Silbermünze, geprägt<br />
während ihrer<br />
Regierungszeit,<br />
Kleopatra darstellend<br />
Caesar entscheidet sich also für Kleopatra,<br />
besiegt mithilfe von Kleopatras Heer sowie<br />
angeforderten römischen Verstärkungen die<br />
Rebellen unter Ptolemaios, wobei dieser fällt.<br />
Kleopatra ist nun alleinige Regentin und heiratet<br />
ihren jüngsten Bruder, Ptolemaios XIV.,<br />
um die weibliche Regentschaft aus ägyptischer<br />
Sicht zu legitimieren.<br />
Zur Demonstration ihrer gemeinsamen<br />
Macht begeben sich Kleopatra und Caesar<br />
mit dem pompösen Staatsschiff auf eine<br />
mehrmonatige Nilfahrt, wobei sich herausstellt,<br />
dass Kleopatra mit einem gemeinsamen<br />
Sohn schwanger ist, der demgemäß<br />
Caesarion heißen wird. Damit genießt die<br />
gewiefte Königin den Schutz Roms, während<br />
Caesar Zugriff auf die politisch wichtigen<br />
ägyptischen Getreidelieferungen hat.<br />
Nach Caesarions Geburt reist sie auf Caesars<br />
Einladung nach Rom und wohnt dort in<br />
seiner Villa, vermutlich zum Verdruss von<br />
Caesars Ehefrau Calpurnia. Sie erreicht<br />
ihr erstes Ziel, nämlich die Anerkennung<br />
Caesarions als gemeinsamer Sohn mit<br />
Caesar. Das zweite Ziel, eine Eheschließung<br />
mit ihm, bleibt ihr verwehrt, da das weder<br />
nach römischen noch nach ägyptischen<br />
Rechtsvorstellungen möglich ist.<br />
Sie gewinnt jedoch die römische Gesellschaft<br />
mit außergewöhnlicher Bildung, Intelligenz<br />
und Redegewandtheit, veranstaltet<br />
spektakuläre Feste, lässt Künstler auftreten<br />
und diskutiert mit Philosophen, sodass sogar<br />
der berühmte Redner Cicero zum Kreis der<br />
Gäste gehören möchte. Offenbar hatte sie<br />
auch großen Einfluss auf Caesar, denn beispielsweise<br />
die Einführung des julianischen<br />
Kalenders in Rom geht auf ihre Initiative<br />
zurück. Dieser gilt für die orthodoxe Kirche<br />
bis heute, in Europa wurde erst im 18. Jahrhundert<br />
stattdessen der gregorianische<br />
Kalender eingeführt. Auch die Gründung<br />
einer öffentlichen Bibliothek in Rom nach<br />
dem Vorbild Alexandrias geht auf sie zurück.<br />
Im Jahre 44 v. Chr. passiert das Undenkbare:<br />
Der mächtige Caesar, der Rom zunehmend<br />
autokratisch regiert, wird während einer<br />
Senatssitzung von mehreren politischen<br />
Gegnern erdolcht.<br />
81
HISTORY<br />
Ermordung des Pompeius, aus: Ward and Lock’s Illustrated History of the World,<br />
erschienen ca. 1882<br />
Mit diesem blutigen Ereignis hat Kleopatra<br />
ihren Schutzherrn verloren und muss in<br />
dem nun folgenden politischen Chaos genau<br />
abwägen, wer an seine Stelle treten sollte.<br />
Sie entschied sich für Marcus Antonius, der<br />
als enger Vertrauter und General Caesars<br />
auch dessen Testamentsverwalter war und<br />
als römischer Konsul das höchste Amt in der<br />
Republik bekleidete. Außerdem hatte er sie<br />
auch zuvor schon unterstützt.<br />
Erbe Caesars wird nun Octavian, der<br />
gemeinsam mit Marcus Antonius den Kampf<br />
gegen die Caesarmörder aufnimmt. Allerdings<br />
umfasst sein Erbe nicht Ägypten, das<br />
keine römische Provinz, sondern eher eine<br />
Art römisches Protektorat bildete. Daher<br />
plant Kleopatra nun ihren nächsten Schachzug:<br />
Der Erbe Caesars in Ägypten ist ihr<br />
gemeinsamer Sohn Caesarion, den sie nun<br />
zum Mitregenten erhebt. Bezeichnenderweise<br />
ist ihr bisheriger mitregierender Brudergemahl<br />
Ptolemaios XIV. etwa zu dieser Zeit<br />
verstorben, angeblich von ihr vergiftet. Nach<br />
dem Sieg über die Caesarmörder bei Philippi<br />
teilen die Partner Octavian und Marcus Antonius<br />
die Reichsverwaltung auf, wobei Letzterer<br />
den römischen Osten erhält. Wieder<br />
bewerkstelligt Kleopatra, diesmal begleitet<br />
von orientalischem Prunk und großem Gefolge,<br />
ein richtungweisendes Treffen, indem sie<br />
Marcus Antonius von den beiderseitigen Vorteilen<br />
eines Bündnisses zu überzeugen versteht.<br />
Auch diesmal geht das Zweckbündnis<br />
über das rein Politische hinaus, denn Marcus<br />
Antonius folgt ihr als De-facto-Prinzgemahl<br />
nach Ägypten und das Paar wird mit Zwillingen<br />
gesegnet. Auch eine formale Heirat<br />
erreicht Kleopatra sowie die Anerkennung<br />
ihrer Kinder. Allerdings mit einem Schönheitsfehler:<br />
Marcus Antonius trennt sich<br />
dazu von seiner römischen Ehefrau Octavia,<br />
der Schwester seines Rivalen Octavian. Damit<br />
hat Königin und Pharaonin Kleopatra den<br />
Höhepunkt ihrer Macht erreicht, aber gleichzeitig<br />
den Grundstein für ihren eigenen<br />
Untergang gelegt. In Rom beginnt nun eine<br />
richtiggehende Schmutzkübelkampagne<br />
der Octavian-Anhänger, die sich zunehmend<br />
gegen Kleopatra als Feindin Roms,<br />
die Caesar und Marcus Antonius behext und<br />
verführt habe, richtet. Die Scheidung von<br />
Marcus Antonius von seiner Schwester nutzt<br />
Octavian zum offenen Bruch mit ihm. Es folgt<br />
ein erbitterter Krieg zwischen Octavian und<br />
dem römischen Senat auf der einen und Marcus<br />
Antonius und seinen Anhängern sowie<br />
Kleopatra auf der anderen Seite.<br />
Vincenzo Camuccini (1771<strong>–</strong> 1844):<br />
„Ermordung Caesars“<br />
Fotos: Alamy<br />
82 AUTUMN <strong>2023</strong>
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HISTORY<br />
ENTSCHEIDUNG<br />
BEI ACTIUM UND<br />
DAS ENDE EINER<br />
DYNASTIE<br />
Bei Actium an der griechischen Adriaküste<br />
treffen die beiden Kriegsflotten zur Entscheidungsschlacht<br />
aufeinander. Kleopatra ließ<br />
es sich nicht nehmen, das Kommando über<br />
einen Flottenteil zu führen. Offenbar war<br />
der Plan des ägyptischen Herrscherpaares<br />
weniger, eine siegreiche Schlacht zu schlagen,<br />
als vielmehr den versorgungstechnisch<br />
problematischen Ankerplatz zu verlassen<br />
und einen Durchbruch zu wagen. Anders ist<br />
es auch schwer erklärbar, warum Kleopatras<br />
Flottenabteilung plötzlich bei gutem Wind<br />
die Schlachtordnung verließ und Richtung<br />
Heimat segelte, während die Kriegsgaleeren<br />
beider Seiten gerade miteinander rangen<br />
und die Seeschlacht in Schwebe war. Als<br />
dann auch Marcus Antonius seiner Gemahlin<br />
nacheilte und die restliche Flotte im Stich<br />
ließ, war der Kampf entschieden.<br />
Nach der Kapitulation der Seestreitkräfte<br />
lief auch das Landheer zu Octavian über<br />
und nacheinander die einzelnen Provinzen<br />
Kleinasiens. Marcus Antonius verfiel in<br />
eine Depression, während Kleopatra versuchte,<br />
Ägypten zu verteidigen, aber auch<br />
diplomatische Fühler in Richtung Senatspartei<br />
auszustrecken. Nachdem Alexandria<br />
von Octavians Truppen eingenommen<br />
worden war, ließ Kleopatra ihren Gemahl<br />
Marcus Antonius benachrichtigen, dass sie<br />
den Freitod gewählt habe <strong>–</strong> möglicherweise<br />
um sich Optionen für einen Seitenwechsel<br />
offenzuhalten? Jedenfalls stürzt sich der<br />
Trauernde in sein Schwert und wird noch<br />
sterbend zu ihr gebracht, um in ihren Armen<br />
zu sterben. Kleopatra aber will Octavians<br />
letzten Triumph, sie als Gefangene in Rom<br />
Lorenzo a Castro: „Seeschlacht von Actium“, 1672<br />
vorzuführen, unbedingt vereiteln. So lässt sie<br />
sich angeblich in einem Obstkorb eine Giftschlange<br />
bringen und stirbt gemeinsam mit<br />
ihren beiden treuen Dienerinnen.<br />
Das bedeutete nicht nur das Ende Ägyptens<br />
als unabhängiges Königreich, sondern<br />
auch das Ende der Römischen Republik.<br />
Gleichzeitig war es jedoch auch der Beginn<br />
des glänzenden Aufstiegs Roms als Kaiserreich.<br />
Denn der siegreiche Octavian ließ sich<br />
als Princeps und Kaiser ausrufen und herrschte<br />
weitere 45 Jahre als Kaiser Augustus. p<br />
Jean André Rixens:<br />
„Der Tod der Kleopatra“, 1874<br />
Fotos: Alamy<br />
84 AUTUMN <strong>2023</strong>
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Künstliche<br />
Intelligenz <strong>–</strong><br />
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New Work?<br />
Von Dr. Wolfgang Hutter<br />
Information-Governance-Forscher<br />
Schon seit vielen Jahren erfährt das Thema künstliche<br />
Intelligenz (KI) eine rasante Entwicklung.<br />
Doch erst seit November 2022 ist es durch die Veröffentlichung<br />
von ChatGPT, Dall-E, Midjourney<br />
und Bluewillow medial in den Vordergrund gerückt. ChatGPT ist ein<br />
Chatsystem, das sehr komplexe strukturierte Antworten in einer bisher<br />
nicht vorhandenen Qualität liefert und in kürzester Zeit von über<br />
100 Millionen Usern als Hilfe bei der Erstellung von Präsentationen,<br />
Diplomarbeiten, Vorträgen, Hausaufgaben und vielen weiteren Textsorten<br />
benutzt wird.<br />
Was genau bedeutet künstliche Intelligenz (KI)?<br />
KI bezeichnet die Fähigkeit von Maschinen, mithilfe von Algorithmen<br />
Aufgaben selbstständig auszuführen und flexibel auf unbekannte<br />
Situationen zu reagieren. KI-Systeme ähneln menschlichem Verhalten,<br />
da sie nicht nur repetitive Aufgaben erledigen, sondern auch aus<br />
Erfolgen und Misserfolgen lernen und ihr Verhalten anpassen können.<br />
So können sie menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen,<br />
Planen und Kreativität nachahmen.<br />
Bei den neuen Anwendungen wie ChatGPT und Co wird ein<br />
Large Language Model (LLM) eingesetzt. Das ist ein Sprachmodell,<br />
das mit großen Datenmengen umgehen und sich selbstständig anpassen<br />
und verbessern kann. Dabei zerlegt es Texte, Bilder, Musik oder<br />
Videos in Wortbestandteile in Form von Zahlen-IDs (Token) und vergleicht<br />
und kategorisiert diese dann. Damit können Texte neu generiert<br />
und klassifiziert, Fragen in Form von Gesprächen beantwortet<br />
oder Texte übersetzt werden. Aus diesem maschinellen Lernmodell<br />
kann eine Vielzahl von Aufgaben im täglichen Leben unterstützt werden,<br />
wie das Erstellen, Übersetzen und Klassifizieren von Texten oder<br />
die Analyse von Stimmungen. Die Konversation mit Chatbots von<br />
einem Nutzer kann so auf einer wesentlich natürlicheren Weise erfolgen,<br />
welche mit der Kommunikation mit Menschen vergleichbar ist.<br />
Im Folgenden werden aus einer Vielzahl von möglichen Anwendungen<br />
einige dargestellt. Online-Shopping wird wesentlich einfacher.<br />
Dabei kann eine unabhängige KI als Berater dienen, welcher für die<br />
individuellen Bedürfnisse maßgeschneiderte Vorschläge macht, sofort<br />
entsprechende günstige Angebot einholt und vergleicht und dann die<br />
Bestellung ausführt. In der Medizin kann KI in der Entwicklung von<br />
neuen Medikamenten und sowohl bei der Diagnose als auch bei der<br />
Behandlung Ärzte unterstützen und eine personalisierte Medizin<br />
trotz Fachkräftemangels ermöglichen, in der wesentlich individueller<br />
auf den Patienten eingegangen werden kann. In kreativen Bereichen<br />
wie Kunst, Architektur, Bauwesen, Bild- und Videodesign kann künstliche<br />
Intelligenz durch das Erkennen von Mustern und Zusammenhängen<br />
in Daten neue Lösungsansätze darstellen. In der Kommunikation<br />
von Teams und Arbeitsgruppen können Unstimmigkeiten<br />
erkannt und auf Ursachen hingewiesen werden.<br />
Wie wird die Arbeitswelt durch den verstärkten<br />
Einsatz von KI unmittelbar verändert?<br />
Da so gut wie alle großen Softwarehersteller, wie zum Beispiel Adobe,<br />
Google, Microsoft oder Meta, sich nun beeilen, entsprechende KI-<br />
Komponenten ihren Lösungen hinzuzufügen, wird jeder IT-Anwender<br />
diese auch nutzen und damit seine Arbeitsweise grundlegend<br />
verändern. So können etwa automatisierte Präsentationen auf der<br />
Basis von Kennzahlen aus Buchhaltung und Controlling, Reports,<br />
E-Mails, Notizen und Chats erstellt werden.<br />
Foto: Robert Becksteiner<br />
86
KOLUMNE<br />
„Künstliche Intelligenz<br />
wird die Arbeitswelt in den<br />
kommenden Jahren<br />
grundlegend verändern“<br />
Im Add-on „Copilot“ von Microsoft für Office-Anwendungen kann<br />
für PowerPoint neben ChatGPT der Bildgenerator Dall-E von<br />
OpenAI integriert werden, wodurch sich Präsentationen schnell mit<br />
Bildern anreichern lassen.<br />
Der Boom der signifikanten Verbesserungen der beschriebenen KI-<br />
Modelle basiert auf der Optimierung der Verarbeitung menschlicher<br />
Sprache und wird auch als Typ-2-KI bezeichnet. Typ-2-KI, mit begrenzter<br />
Speicherkapazität (Limited Memory) und auch als schwache KI<br />
bezeichnet, sind auch jene Softwarelösungen, wie sie in selbstfahrenden<br />
Autos, Chatbots und digitalen Assistenten verwendet werden.<br />
Künftige Weiterentwicklungen von KI werden zum Typ 3 der KI:<br />
Theorie des Geistes oder Geisteshaltung (theory of mind) gehören.<br />
Diese werden über soziale Intelligenz verfügen und menschliche<br />
Emotionen verstehen. Diese Art von KI wird als starke KI bezeichnet<br />
und würde uns Menschen verstehen, was unsere Gefühle, Motive<br />
und Absichten betrifft. Sie wäre daher sogar in der Lage, menschliche<br />
Absichten zu erkennen und Verhalten vorherzusagen. Solche<br />
KI-Modelle existieren derzeit nur in Science-Fiction-Filmen, wie<br />
zum Beispiel „Star Wars“ oder „Star Trek“.<br />
Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt in den kommenden Jahren<br />
grundlegend verändern. KI-Anwendungen werden in immer<br />
mehr Bereichen eingesetzt, von der Automatisierung von Aufgaben<br />
bis hin zur Entscheidungsfindung. Dies wird zu einem Verlust<br />
von Arbeitsplätzen führen, da KI-Anwendungen viele Aufgaben<br />
übernehmen können, die derzeit von Menschen ausgeführt werden.<br />
Manche Tätigkeiten, langweilige und unspektakuläre, können<br />
von Maschinen effizienter erledigt werden. Diese Arbeiten können<br />
durch die Hilfe der KI oft schneller erledigt werden. Somit kann die<br />
Produktivität, die durch den Einsatz von Software schon in den letzten<br />
Jahrzehnten massiv gesteigert wurde, weiter verbessert werden.<br />
Dies wiederum kann auf der anderen Seite viele Arbeitsplätze retten,<br />
weil Unternehmen dadurch im internationalen Wettbewerb besser<br />
bestehen können.<br />
Es werden auch neue Berufsbilder entstehen. Diese neuen Tätigkeiten<br />
werden eher hochqualifiziert sein und einen hohen Grad<br />
an Kreativität und Problemlösungsfähigkeit erfordern. Ein aktuelles<br />
Beispiel ist die neue hochbezahlte Tätigkeit des sogenannten<br />
Prompt-Designers. Dieser füttert eine KI mit passenden Befehlen<br />
(Prompts), um die gewünschte Qualität an Antworten/Ergebnissen<br />
zu erhalten. Menschen werden in Zukunft mehr denn je zuvor<br />
darauf angewiesen sein, sich weiterzubilden und ihre Fähigkeiten<br />
an die sich rasant verändernden technischen Herausforderungen der<br />
Arbeitswelt anzupassen. Die Zukunft der Arbeit wird von KI-Lösungen<br />
geprägt sein. Nichtsdestotrotz werden Menschen weiterhin eine<br />
wichtige Rolle spielen. Unsere Fähigkeit zu denken, zu lernen und zu<br />
kommunizieren wird entscheidend sein, um sich in der neuen, sich<br />
verändernden Arbeitswelt erfolgreich zu behaupten.<br />
Die neuen KI-Technologien sind eine Chance, die Arbeit für<br />
Menschen zu erleichtern und sinnvoller zu gestalten. Sie können<br />
einfache Routinearbeiten übernehmen, während die Menschen die<br />
herausfordernden Aufgaben, die mit mehr Denkarbeit, Fantasie und<br />
Inspiration und bestimmt auch mit mehr Freude und Spaß an der<br />
Arbeit verbunden sind, erfüllen.<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
87
EIN BLICK<br />
IN DIE ZUKUNFT<br />
Künstliche Intelligenz ist weniger Schreckgespenst<br />
als hilfreiches Tool. In den nächsten Jahren wird sie die<br />
Architektur prägen, indem sie Bauwerke formt, ganze Skylines<br />
verändert und auch in unseren vier Wänden Einzug hält<br />
Von Christoph Kulmer<br />
Foto: Atchain<br />
88
ARCHITEKTUR<br />
Das Science-Fiction-<br />
Museum in der chinesischen<br />
Metropole Chengdu scheint<br />
auf dem Jingrong-See zu<br />
schweben. Konzipiert wurde<br />
es mithilfe einer digitalen<br />
Modellanalyse von Zaha<br />
Hadid Architects<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
89
U<br />
nsere Welt ist voller Skeptiker. Alles Neue wird<br />
zuerst einmal infrage gestellt <strong>–</strong> und das ist auch<br />
gut so! Trotzdem, wirft man einen Blick in die<br />
Vergangenheit, entdeckt man eine Vielzahl von<br />
berühmten Fehleinschätzungen visionärer Erfindungen, die heute<br />
aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. 1891 hat Gottfried<br />
Daimler prognostiziert: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen<br />
wird eine Million nicht überschreiten, allein schon aus Mangel<br />
an verfügbaren Chauffeuren.“ Auch Thomas Watson, damaliger<br />
Chef von IBM, hatte es nicht auf dem Schirm, dass sein Produkt ein<br />
Bestseller werden könnte, und meinte 1943: „Ich denke, dass es einen<br />
Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“ Ähnlich der Gründer<br />
von Microsoft, Bill Gates, der 1993 das Internet als einen vorübergehenden<br />
Hype abtat, oder der spätere Microsoft-Boss Steve Ballmer,<br />
der mit dem ersten Smartphone 2007 nur wenig anzufangen wusste<br />
und dazu kommentierte: „Das iPhone spricht Business-Nutzer überhaupt<br />
nicht an, weil es keine Tastatur hat.“ Alle diese Zweifler mussten<br />
sich eines Besseren belehren lassen und haben es schlussendlich<br />
nicht bereut. Gehören doch Marken wie Daimler, IBM und Microsoft<br />
bis heute zu Weltmarktführern in ihrem Metier und haben sogar den<br />
Weg für eine neue, technologische Zeitenwende geebnet: das Zeitalter<br />
der künstlichen Intelligenz, kurz KI. Und Sie ahnen es bereits,<br />
wieder einmal wird gezweifelt! Der Grund ist in der komplexen Psyche<br />
von uns Menschen zu finden. Für manche Personen ist Neues<br />
faszinierend, anderen macht der Fortschritt Angst, und sie sehen<br />
darin keine Chance, sondern nur Gefahren, auch deshalb, weil sie sich<br />
oft nicht damit auseinandersetzen. Dabei ist die KI ein hilfreiches<br />
Tool in vielen Bereichen unseres Lebens. Sie ermöglicht technischen<br />
Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen<br />
umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu<br />
erreichen, und sind sogar in der Lage, ihr Handeln anzupassen,<br />
indem sie die Folgen früherer Aktionen analysieren. Im Kontext von<br />
Architektur und Design kann die künstliche Intelligenz als ein Instrument<br />
betrachtet werden, dass dabei unterstützt, Bauprojekte schnell<br />
zu inspizieren und angemessene Antworten auf komplexe Probleme<br />
mit minimalem menschlichem Eingriff zu liefern. Das Nonplusultra<br />
im Planungsprozess ist die Integration eines sogenannten „Building<br />
Information Modeling“, es stellt die Grundlage für die digitale Transformation<br />
in der Architektur, im Ingenieur- und im Bauwesen dar.<br />
Diese Werkzeuge sind in der Lage, riesige Mengen an Informationen<br />
Fotos: Atchain, ZHA<br />
90<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
ARCHITEKTUR<br />
h<br />
Fließende Formen<br />
erinnern an einen Stern<br />
in einer Nebelwolke. Auf<br />
dem Dach wurde eine<br />
Photovoltaikanlage<br />
eingebettet<br />
R<br />
Die Räumlichkeiten des<br />
Museums umfassen<br />
verschiedene<br />
Ausstellungsgalerien,<br />
ein Theater und einen<br />
Konferenzsaal<br />
91
ARCHITEKTUR<br />
zu sammeln, welche wiederum die KI nutzt, um jeden Aspekt des<br />
Bauvorhabens zu untersuchen und, viel schneller als der menschliche<br />
Verstand, detailorientierte Ergebnisse zu liefern. Ziel ist es, eine digitale<br />
Darstellung über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes<br />
hinweg zu erstellen <strong>–</strong> von der Planung über den Entwurf bis hin zum<br />
Bau und den späteren Betrieb. Ähnlich revolutionär ist die „Parametrische<br />
Architektur“, eine interaktive Entwurfsmethode, die es<br />
ermöglicht, mit einzelnen Parametern zu variieren, um verschiedene<br />
Outputs zu erhalten. Das Modell wird automatisch aktualisiert, der<br />
Planer kann unterschiedliche Lösungen begutachten, das Gebäude je<br />
nach Anforderung mehrmals umgestalten und im Vergleich zu<br />
manuellen Verfahren erspart er sich viel Zeit. Ein berühmtes Beispiel<br />
für so einen Entstehungsprozess sind die über 10.000 individuellen<br />
Akustikpaneele im Konzertsaal der Elbphilharmonie in Hamburg.<br />
Eine weitere Methode ist „Generatives Design“. Hier erzeugt die<br />
Software aus den Vorgaben des Architekten schnell nicht nur eine<br />
einzige, sondern eine Vielzahl von Konstruktionsvarianten, schlussendlich<br />
entscheidet der Mensch, welche am meisten seinen Vorstellungen<br />
entspricht. Schritt für Schritt nähert man sich der optimalen<br />
Designlösung. Wieder andere Tools unterstützen beispielsweise bei<br />
der Konzeption von Renderings oder geben mithilfe von Virtual und<br />
Augmented Reality realistische Einblicke in die neue Immobilie, aber<br />
auch selbstfahrende Maschinen und Roboter werden in Zukunft Baustellen<br />
schmücken, den Fortschritt beschleunigen und für mehr<br />
Sicherheit sorgen, indem sie risikoreiche Aufgaben erledigen. Hat<br />
man sein neues Heim erst einmal bezogen, werden die modernen<br />
Komponenten meist über Smart-Home-Systeme gesteuert, die den<br />
Energieverbrauch optimieren, für Sicherheit sorgen und den Komfort<br />
der Bewohner verbessern. Auch hier sind es Algorithmen, die der<br />
KI-Software zugrunde liegen.<br />
Vorreiter in Sachen digitaler Unterstützung ist das berühmte Architekturbüro<br />
Zaha Hadid Architects, das immer wieder aufs Neue mit<br />
seinen futuristischen Entwürfen überrascht und begeistert. Gründerin<br />
Zaha Hadid, die 2016 im 66. Lebensjahr in ihrer Wahlheimat Miami<br />
verstarb, war berühmt für ihren kinetischen Baustil. Hadids langjähriger<br />
Geschäftspartner Patrik Schumacher definiert ihn als parametrisch<br />
und spricht von einer „Eleganz geordneter Komplexität und<br />
dem Eindruck nahtloser Fluidität“. Künstliche Intelligenz hat hier<br />
längst Einzug in den kreativen Arbeitsalltag gehalten, so auch beim<br />
Design des Science-Fiction-Museums in der chinesischen Stadt<br />
Chengdu. Der Standort ist kein Zufallstreffer, schon seit 1979 wird in<br />
der 20-Millionen-Einwohner-Metropole die Zeitschrift „Science-<br />
Fiction World“ herausgegeben, die weltweit beliebteste Lektüre ihres<br />
Genres. Das Bauwerk glänzt durch programmatische und funktionale<br />
Klarheit, geht aber auch eine magische Symbiose mit der Umgebung<br />
ein und scheint über dem Wasser des Jingrong-Sees zu schweben. Die<br />
fließenden Formen des Daches gehen von einem zentralen Punkt im<br />
Inneren aus und ahmen eine sich ausdehnende Nebelwolke mit einem<br />
Stern im Zentrum nach, beim Betreten des Museums sollen gelebte<br />
Erfahrungen mit Vorstellungen der Zukunft kollidieren. Erschaffen<br />
wurde das Meisterwerk mithilfe einer detaillierten digitalen Modellanalyse,<br />
um die Effizienz in Bezug auf die Zusammensetzung, Stand-<br />
W<br />
Alle Gebäude im „Innovation Park Artificial<br />
Intelligence“ sind in einem Kreis angeordnet. Das<br />
schärft das Profil und macht ihn auf Google Maps<br />
sofort erkennbar. Kreiert hat den Campus MVRDV<br />
Grünflächen in der Umgebung werden als<br />
Testfelder für KI-Technologien dienen<br />
c<br />
Fotos: © MVRDV<br />
92<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
LIVING THE BEST VIEW.<br />
Das rahmenlose Premium-Schiebefenster ermöglicht ein<br />
grenzenloses Raumerlebnis voller Licht, Luft und Atmosphäre.<br />
Schweizer Perfektion seit 1886 | swissfineline.com
ARCHITEKTUR<br />
W<br />
Großzügige Außenflächen mit<br />
eigenen Pools sorgen für<br />
Entspannung und reichlich<br />
Privatsphäre<br />
k<br />
Das Design der „Bugatti<br />
Residences“ spiegelt die<br />
ikonischen Markenelemente und<br />
luxuriösen Designinnovationen<br />
der Brand wider. Entstanden in<br />
einer Kooperation mit den<br />
Entwicklern Binghatti<br />
94
ortbedingungen, Sonneneinstrahlung und Struktur zu maximieren.<br />
Dabei hat das KI-Programm die Abmessungen des Daches so berechnet,<br />
dass die verglasten Fassaden im Sommer beschattet werden,<br />
natürlich befindet sich darauf auch eine Photovoltaikanlage zur<br />
Deckung des Energiebedarfs. Fertigstellung ist noch <strong>2023</strong>.<br />
Nicht minder zukunftsweisend zeigt sich der Masterplan von<br />
MVRDV für den „Innovation Park Artificial Intelligence“ im deutschen<br />
Heilbronn. Angedacht ist eine Mischung aus Unternehmenscampus,<br />
Labors, einem Start-up-Innovationszentrum, Wohnungen,<br />
einem Kommunikationszentrum und Infrastruktureinrichtungen wie<br />
einem Restaurant oder auch einem Kindergarten. Der Wunsch der<br />
Initiatoren, unter der Leitung der Stadt Heilbronn und der Dieter<br />
Schwarz Stiftung, war ein Campus für die Entwicklung von KI-<br />
Technologien, der es mit weltweiten Technik-Hotspots wie dem Silicon<br />
Valley oder Shezhen aufnehmen kann. Dabei sind die einzelnen<br />
Gebäude in einem Kreis mit einem Durchmesser von 400 Metern<br />
organisiert, zudem sollen in einem Teil des Heilbronner Grünlands<br />
Wälder, Obstwiesen und Weiden wachsen, die als Testfelder für biologische<br />
und landwirtschaftliche KI-Technologien dienen werden.<br />
Bioklimatische Fassaden und energieeffiziente Haustechnik tragen<br />
dazu bei, den Energiebedarf für den Betrieb zu minimieren, während<br />
erneuerbare Energie vor Ort durch Windturbinen und Sonnenkollektoren<br />
erzeugt und mithilfe von Batterien gespeichert wird. Der Heizund<br />
Kühlbedarf wird durch Geothermie und Wärme- und Kältespeicher<br />
im Boden gedeckt. Ausgeklügelte Systeme wie diese wären<br />
ohne die Hilfe von künstlicher Intelligenz schlichtweg nicht möglich.<br />
Jacob van Rijs, Gründungspartner von MVRDV, bringt es auf den<br />
Punkt: „Die Entwicklungen, die wir in letzter Zeit im Bereich der<br />
künstlichen Intelligenz gesehen haben, erfordern die Aufmerksamkeit<br />
von Menschen aus allen Bereichen des Lebens, und mit diesem<br />
Entwurf tragen wir dazu bei.“<br />
k<br />
Technisch auf der Höhe der Zeit, gepaart mit<br />
Komfort und Eleganz: Wie die Sportwagen<br />
präsentieren sich auch die Wohnungen<br />
Fotos: Bugatti Residences<br />
W<br />
Die Landmark in Dubai ist das erste<br />
Immobilienprojekt des Traditionsunternehmens<br />
Bugatti<br />
k<br />
Insgesamt umfasst das Bauwerk 171 Wohnungen<br />
und elf Penthouses<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
95
ARCHITEKTUR<br />
R<br />
Über Smart-Home-<br />
Systeme steuert und<br />
beobachtet man auf dem<br />
Tablet oder Smartphone<br />
die Technik beim Projekt<br />
„Oceanix“<br />
U<br />
Viele Städte sind durch<br />
den steigenden<br />
Meeresspiegel<br />
gefährdet. Die Lösung<br />
von BIG und SAMOO:<br />
Leben auf dem Wasser<br />
Einzelne Plattformen können je nach<br />
Bedarf miteinander verbunden werden.<br />
Der Prototyp „Oceanix“ liegt vor der<br />
Küste von Busan in Südkorea<br />
U<br />
Aber auch andere Architektur-Visionäre widmen sich den Herausforderungen<br />
unserer Zeit und profitieren vom technischen Fortschritt.<br />
So haben sich die Büros BIG aus Kopenhagen und SAMOO aus Seoul<br />
zusammengetan, um eine Lösung für urbane Zentren zu finden, die<br />
dem Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels hilflos<br />
ausgeliefert sind. Bis Ende des Jahrhunderts dürfte dieser zwischen<br />
0,6 und 2,1 Meter betragen, viele Millionen Menschen werden<br />
dadurch ihre Heimat verlieren. Die Antwort der Experten: Städte<br />
schwimmen in Zukunft auf dem Wasser. Die miteinander verbundenen<br />
Plattformen des Prototyps „Oceanix“ etwa liegen vor der Küste<br />
von Busan in Südkorea und umfassen insgesamt 15,5 Hektar für eine<br />
Gemeinschaft von 12.000 Menschen. Sie sind über Brücken mit dem<br />
Festland verbunden. Daniel Sundlin von BIG erklärt: „Jede Plattform<br />
wird einen Mobilitätspavillon haben, wo man zwischen Land- und<br />
Wasserfahrzeugen wechseln kann. Von seinem Haus kann man zu<br />
Fuß gehen oder ein Boot, ein Kajak oder eine Fähre benutzen, um sich<br />
zwischen den Elementen zu bewegen, während die Stadt wächst.“ Als<br />
Steuermodul für die Technik stehen heutzutage nicht nur in „Oceanix“<br />
Smart-Home-Systeme zur Verfügung, die meistens über ein Tablet<br />
oder das eigene Smartphone bedient werden. Damit kann man beispielsweise<br />
die Energieproduktion der Photovoltaikanlange beobachten,<br />
das Licht ein- und ausschalten, die Heizung und Kühlung<br />
regeln oder wie bei den „Bugatti Residences“ in Dubai sogar den Aufzug<br />
bedienen, der sein Fahrzeug in das eigene Penthouse befördert.<br />
Gebaut wird das erste Immobilienprojekt der bekannten Automarke<br />
von den Entwicklern Binghatti, der raffiniert geschwungene Turm mit<br />
vielen Glasflächen, die für ausreichend Licht in den Innenräumen<br />
sorgen, wird demnach 171 Apartments sowie elf Penthouses<br />
beheimaten. Und trumpft mit luxuriösen Annehmlichkeiten wie<br />
Swimmingpool, Jacuzzi-Spa, Fitnessclub, Parkservice und Concierge<br />
auf <strong>–</strong> natürlich bucht man seine Wünsche über eine App, die im<br />
Smart-Home-System integriert ist, die sich auch unsere Präferenzen<br />
merkt und proaktiv darauf reagiert. Künstliche Intelligenz ist somit<br />
nicht nur in der Architekturbranche angekommen, sondern macht es<br />
sich auch bei uns zu Hause bequem <strong>–</strong> wer es noch nicht getan hat,<br />
sollte sich also dringend mit ihr anfreunden.<br />
p<br />
Fotos: OCEANIX/BIG-Bjarke Ingels Group<br />
96 AUTUMN <strong>2023</strong>
Weil schöne Dinge besser sind<br />
www.bernd-gruber.at
IMMOBILIEN<br />
Round Table<br />
Technologien aller Art versprechen unsere vier Wände smarter zu machen.<br />
Dabei steht vor allem im Fokus, die Wohn- und Lebensqualität der Bewohner<br />
sowie deren Sicherheit zu steigern, aber auch die Energienutzung auf Basis<br />
vernetzter Geräte effizienter zu gestalten. AURUM <strong>999</strong>,9 hat mit Technik-<br />
Experten und Immobilieninsidern gesprochen, um ein aktuelles Stimmungsbild<br />
zu diesem Megatrend einzufangen<br />
Von Christoph Kulmer<br />
Alfred Mölzer<br />
Geschäftsführer Gira Austria GmbH<br />
Smart Home ist in aller Munde. Nun die<br />
Frage an Sie als Experten: Was ist heutzutage<br />
wirklich Standard in diesem<br />
Bereich?<br />
Intelligente Gebäudetechnik bringt mehr<br />
Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit.<br />
Das sind auch die wichtigsten Motive, um<br />
sich smarte Technik ins Gebäude zu holen.<br />
Außerdem: die Frage, wie ich eine neu<br />
gebaute Immobilie zukunftsfit mache, um<br />
auch für zukünftige Technologien gerüstet und<br />
flexibel zu sein. Dabei geht es am Ende des Tages<br />
auch darum, mit der richtigen Technologie für den Werterhalt<br />
eines Gebäudes zu sorgen. Daher ist es aus meiner Sicht<br />
schlicht nicht mehr zeitgemäß, Neubauten heutzutage ohne intelligente<br />
Gebäudetechnik zu planen. Der Individualisierungsgrad<br />
der smarten Ausstattung hängt von den jeweiligen Anforderungen<br />
und Bedürfnissen ab. Die Möglichkeiten sind sehr vielseitig <strong>–</strong> von<br />
Türkommunikation, Raumklimatechnik und Heizungssteuerung bis<br />
hin zu Licht- oder Musiksteuerung.<br />
Die Entwicklung schreitet rasant voran, das brauchen wir Ihnen<br />
nicht erzählen. Wie sieht es nun aus, wenn man sein System nachrüsten<br />
und auf den neuesten Stand bringen möchte?<br />
Auch beim Nachrüsten von Smart-Home-Technik sehen wir tatsächlich<br />
in den letzten Jahren eine hohe Dynamik im Markt. Bestandsgebäude<br />
nachträglich smart zu machen ist etwa in Mietwohnungen und Altbauwohnungen<br />
ein riesiges Thema. Der Clou: Die Installation funktioniert<br />
heute sehr einfach und vor allem ohne große Baustelle im Gebäude,<br />
ohne Wände aufzustemmen, ohne Staub, ohne Dreck. Möglich ist das<br />
durch moderne RF-Technologie, also das kabellose Vernetzen via Funksignal.<br />
Die wichtigste Grundvoraussetzung ist in der Regel immer<br />
schon da: eine gewöhnliche 230-V-Installation für Steckdosen oder<br />
Lichtschalter. Bei uns heißt dieses Produkt Gira KNX RF. Je nach individuellen<br />
Wünschen und Bedürfnissen lässt sich die Wohnung intelligent<br />
und <strong>–</strong> dank KNX Secure <strong>–</strong> mit dem höchsten Sicherheitsstandard vernetzen.<br />
So schafft man sich einfach neue<br />
Möglichkeiten für Jalousie-, Licht- oder<br />
Heizungssteuerung genauso wie Medien-,<br />
App- oder Sprachsteuerung. Wie können<br />
Fehler beim Kauf oder Bau vermieden<br />
werden? Erstens: planen und installieren<br />
ausschließlich mit und durch einen zertifizierten<br />
Elektrofachbetrieb. Zweitens: auf den<br />
KNX-Standard setzen, der garantiert auch in<br />
Zukunft herstellerübergreifend Flexibilität und<br />
Kompatibilität. Drittens: sich nur für Systeme und<br />
Produkte von Herstellern entscheiden, die auch für erstklassige<br />
Qualität, Vertrauen und Sicherheit stehen!<br />
Auf welche technologischen Highlights in Bezug auf Smart Home<br />
dürfen wir uns in Zukunft freuen, oder müssen wir uns eher fürchten<br />
<strong>–</strong> Stichwort künstliche Intelligenz?<br />
Österreich wird täglich smarter, Gira beobachtet das als Smart-<br />
Home-Pionier und Themenführer aus der ersten Reihe und hilft<br />
dabei mit. Der Anteil von smarten Produkten und Lösungen nimmt<br />
stetig zu, gleichzeitig wächst auch die Akzeptanz. Im Breitenmarkt<br />
für meinen Geschmack allerdings zu langsam <strong>–</strong> gut Ding braucht bei<br />
uns manchmal Weile. Intelligente Türkommunikation, Sicherheitssysteme<br />
rund ums Haus oder Gebäude wie auch effiziente Heizungsund<br />
Lichtsteuerung werden weiter stark an Bedeutung gewinnen,<br />
auch angetrieben durch das Thema Energieeffizienz. Die Technik ist<br />
da, sie sollte allerdings deutlich schneller in die Fläche. Ich bin davon<br />
überzeugt, dass auch Entwicklungen im Bereich Artificial Intelligence<br />
einen positiven Beitrag leisten werden, dass Gebäudetechnik<br />
und -automation noch komfortabler, energieeffizienter und sicherer<br />
werden. Der Mensch wird sich Innovationen mittels künstlicher<br />
Intelligenz zunutze machen, ich sehe das durchwegs positiv. Allerdings,<br />
das Thema Sicherheit und Datensicherheit bleibt von höchster<br />
Priorität, daher ist es auch so wichtig, sich nur für Systeme und Produkte<br />
von Herstellern zu entscheiden, die auch für erstklassige<br />
Qualität, Vertrauen und Sicherheit stehen.<br />
Fotos: Gira, AIRA, Karin Gornik<br />
98<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
ARCHITEKTUR<br />
Roman Ascherov<br />
Geschäftsführender Gesellschafter von<br />
AIRA Development Group GmbH<br />
Sie entwickeln Neubauten, revitalisieren<br />
aber auch Altbauten. Gibt es hier Unterschiede<br />
in Bezug auf die Implementierung<br />
von Smart-Home-Systemen?<br />
Grundsätzlich möchte ich erwähnen: Weniger<br />
ist mehr. Das bedeutet, bei uns werden Vorkehrungen<br />
in gewissen Teilen des Hauses getroffen, um<br />
dem Kunden die Möglichkeit zu geben, seine persönlichen<br />
Wünsche und Träume zu verwirklichen. Bis dato konnten wir aus<br />
Kundengesprächen nicht herausfiltern, dass für unsere Klientel<br />
Smart-Home-Technologien einen wesentlichen Mehrwert darstellen<br />
würden. Es wird eher generell auf Professionalität und Qualität des<br />
Hauses geachtet. Insbesondere auf die Qualität der Ausstattung:<br />
Sind Wärmepumpen vorhanden, welches Parkett wurde verlegt, oder<br />
wie effizient ist der Grundriss der Wohnung? Ein Gebäude smarter<br />
zu machen verkauft meiner Meinung nach keine Wohnungen, denn<br />
es gibt nur wenige Menschen, die das als Kaufkriterium sehen.<br />
Smart-Home-Lösungen entwickeln sich in den letzten Jahren rasant<br />
weiter. Häufig liegen zwischen Planung und Fertigstellung eines<br />
neuen Gebäudes Jahre <strong>–</strong> stellt dadurch eine derartige Ausstattung<br />
für den Immobilienentwickler auch ein Risiko dar?<br />
Das ist der wesentliche Faktor, weshalb ich kein großer Freund von<br />
solchen Systemen bin. Etwas, was man heute entwickelt, ist morgen<br />
schon wieder out. Es ist wie beim Handy, alle zwölf Monate kommt<br />
ein neues Gerät auf den Markt, das uns das<br />
Leben einfacher gestalten sollte, aber<br />
gleichzeitig wird alles komplizierter. Das<br />
heißt natürlich nicht, wir sollten back to the<br />
roots, sondern es ist einfach unsere Aufgabe,<br />
ein Haus mit Geschichte zu entwickeln, das eine<br />
gesunde Zukunft vor sich hat. Eine Anlage, die wir<br />
fertigstellen, hat in der Regel eine Zeitschiene von fünf<br />
Jahren ab Ankauf, in der Zeit tummeln sich hunderte neue Systeme<br />
am Markt.<br />
Immobilien mit Smart-Home-Systemen bedeuten zweifelsfrei höhere<br />
Kosten in der Entstehung. Werden sie deshalb nur bei Projekten im<br />
Premiumsegment angedacht und umgesetzt, oder ist es in allen Preissegmenten<br />
mittlerweile sozusagen State of the Art?<br />
State of the Art, denke ich, sollte eher die Architektur, die Wohnung<br />
itself beziehungsweise die Ausstattung sein. Als ausschlaggebend im<br />
Premiumbereich sehen wir, zum Beispiel bei einem Projekt von uns<br />
am Wolfersberg in Wien, dass die Garagenstellplätze breiter als üblich<br />
sind, Einlagerungsräume mindestens die Größe von fünf Quadratmetern<br />
haben oder es gemütliche Gartenflächen gibt, die Einfamilienhaus-Charakter<br />
versprühen. Unnötige Kosten wie für Smart Home,<br />
das eher als Spielzeug dient, haben mich bis dato noch nicht überzeugen<br />
können, aber wer weiß: Die Zukunft bleibt spannend und<br />
interessant.<br />
Karin Gornik<br />
Geschäftsführende Gesellschafterin bei<br />
Gornik Immobilien GmbH<br />
Sie sind Maklerin, welche Features im Smart-<br />
Home-Bereich werden aktuell von Ihren Klienten<br />
besonders gewünscht und nachgefragt?<br />
Smart Home bedeutet bei unseren Bauträgerprojekten<br />
in erster Linie Tablet-Applikationen, die auch über Smartphones<br />
abruf- und steuerbar sind. Dazu gehören vorwiegend die<br />
Überwachung der Heizung und Innenraumkühlung, Licht-, Musikund<br />
Bewässerungstools, Zutrittssysteme, Alarmanlagen mit Kameraüberwachung,<br />
Steuerung der Außenjalousien und Ähnliches. Diese<br />
Tools sind heutzutage im gehobenen Immobilienbereich<br />
Standard und werden von den<br />
Kunden vorausgesetzt.<br />
Welche Tools wären aus Ihrer Sicht sinnvoll, die aber noch nicht<br />
angeboten werden, und warum?<br />
Die Elektronikindustrie bringt permanent neue Funktionen für<br />
Smart Home auf den Markt, da gibt es kaum etwas, was es noch nicht<br />
gibt. Der Bedarf der Kunden richtet sich nach dem Angebot.<br />
99
DieTop<br />
7<br />
DieTop<br />
Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: © Sangreal Properties<br />
100<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
ARCHITEKTUR | DIE TOP 7<br />
Hightech-Systeme und<br />
nachhaltige Materialien,<br />
aber auch innovative Ideen<br />
wie Carsharing-Modelle<br />
oder Urban Gardening<br />
lassen unsere Residenzen<br />
zu futuristischen<br />
Wunderwelten mutieren.<br />
AURUM <strong>999</strong>,9 hat sich<br />
auf die Suche nach Österreichs<br />
smarten Luxus-Hideaways<br />
gemacht und wurde fündig<br />
6th Sense Residences<br />
Stubenring 2 | 1010 Wien<br />
Wohnflächen: 130 m2 bis 390 m2<br />
Smarte Features: Exzellente Fenster in<br />
Hinblick auf UV-, Wärme- und Schallschutz,<br />
Smart-Home-System, über das<br />
zum Beispiel Beschattung, Raumtemperatur<br />
und Licht gesteuert werden,<br />
verschiedene Lichtstimmungen sind<br />
programmierbar, Alarmanlage mit<br />
Kamera, verdeckte Klimaanlage<br />
Fertigstellung: Herbst 2024<br />
sixthsense-residences.at<br />
101
ARCHITEKTUR | DIE TOP 7<br />
Deck Zehn<br />
Laxenburger Straße 2D | 1100 Wien<br />
Wohnflächen: 37 m2 bis 98 m2<br />
Smarte Features: Co-Working-Space<br />
erfüllt alle nötigen Homeoffice-<br />
Anforderungen, die Energieversorgung<br />
mittels Fernwärme und<br />
Bauteilaktivierung wird durch eine<br />
Photovoltaikanlage ergänzt, Urban<br />
Gardening, Outdoor-Fitness-Zone<br />
Fertigstellung: Ende <strong>2023</strong><br />
deckzehn.buwog.at<br />
k<br />
v<br />
Winternitzgasse<br />
2391 Kaltenleutgeben<br />
Wohnflächen: 120 m2 bis 160 m2<br />
Smarte Features: Alle zwölf Häuser sind<br />
energieautark via Photovoltaikanlage,<br />
smarte Home-Stations zur intelligenten<br />
Energienutzung, zwei E-Car-Sharing-<br />
Fahrzeuge für alle Bewohner der Anlage<br />
Fertigstellung: in Planung<br />
egbon-group.at<br />
Fotos: © BUWOG / Pic My Place, Egbon Group<br />
102<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
Am Opernring • Opernring 10 • Wien<br />
Telefon: (01)5126084 • e-mail:opernring@ligne-roset.at
ARCHITEKTUR | DIE TOP 7<br />
vx<br />
Grand Park Residence<br />
Widerhoferplatz 1 | 1090 Wien<br />
Wohnflächen: 115 m2 bis 260 m2<br />
Smarte Features: Smart-Home-<br />
System <strong>–</strong> alle Funktionen von der<br />
Beleuchtung bis zur Raumtemperatur<br />
können über ein Tablet gesteuert<br />
werden, Fußbodenheizung, Klimaanlage,<br />
das ganze Gebäude ist<br />
barrierefrei zugänglich<br />
Fertigstellung: Ende <strong>2023</strong><br />
3si.at<br />
v<br />
Lebe die Zukunft<br />
Ferdinand-Waldmüller-Gasse 7<br />
2531 Mödling<br />
Wohnflächen: 110 m2 bis 148 m2<br />
Smarte Features: Nachhaltigkeit<br />
und Atmungsaktivität durch<br />
Schafwolldämmung, Klimadämmung<br />
aus Holzfaser, Smart-<br />
Home-System, hauseigene<br />
Photovoltaikanlage inklusive Notstromfunktion<br />
im Fall eines Blackouts,<br />
E-Ladestationen mit elf Kilowatt<br />
Fertigstellung: nach Vereinbarung<br />
lebediezukunft.at<br />
Fotos: © 3SI Immogroup | JAMJAM, techwoodhomes / immovob<br />
104<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
ARCHITEKTUR | DIE TOP 7<br />
WR<br />
Bauernhaus 2.0<br />
Kirchberg in Tirol<br />
Wohnnutzfläche: 720 m2<br />
Smarte Features: 200 Jahre altes<br />
Bauernhaus, nachhaltig saniert, Heizung<br />
über Erdwärme, Bus-System, steuerbar<br />
mit Smart-Geräten wie Tablet oder<br />
Smartphone, nachhaltige Materialien<br />
Fertigstellung: bezugsfertig<br />
kitzimmo.at<br />
v<br />
Mira Laa<br />
Laaer-Berg-Straße 100 | 1100 Wien<br />
Wohnflächen: 40 m2 bis 112 m2<br />
Smarte Features: Geothermie,<br />
Sole/Wasser-Wärmepumpe, Heizung<br />
und Kühlung mittels Bauteilaktivierung,<br />
Paketboxenanlage, Möglichkeit für<br />
Urban Gardening<br />
Fertigstellung: 2025<br />
miralaa.at<br />
Fotos: © Christian Pichlkastner, Kitz Immo<br />
106<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
ADVERTORIAL<br />
NUR NICHT<br />
oberflächlich<br />
Fotos: MW-Architekturfotografie<br />
NEUNZIG° verschmilzt echtes<br />
Handwerk und feinste Materialien<br />
und erschafft mit einzigartigen<br />
Unikatoberflächen eine<br />
unvergleichbare Atmosphäre.<br />
Der Name NEUNZIG° beschreibt den Ursprung des Konzeptes der<br />
beiden Unternehmensgründer Martin Sternath und Markus Pranger.<br />
Er definiert den Winkel zwischen Boden und Wand <strong>–</strong> mit diesen elementaren<br />
Flächen im Innenraum beschäftigt sich NEUNZIG°.<br />
Der Boden erdet, die Wand gibt dem Raum Struktur.<br />
Man sieht sich als rechte Hand und Partner für Architekten,<br />
Designer sowie für Bauherren und berät und unterstützt in den<br />
Bereichen Naturholzböden, fugenlos gespachtelte Oberflächen,<br />
Keramik, Stein und weiterer außergewöhnlicher Designmaterialien.<br />
Was als Vision entsteht, wird mit NEUNZIG° zum Werk. Dies<br />
beginnt mit der personalisierten Auswahl und Kreation besonderer<br />
Materialien und führt über die Planung der Details und die Abstimmung<br />
am Projekt vor Ort bis hin zur fachgerechten verlässlichen<br />
Umsetzung und Vollendung. Die Basis bilden die langjährige Erfahrung<br />
der Unternehmensgründer und ihr kreatives Team. Das Knowhow<br />
umfasst alle Bereiche der Oberflächengestaltung und Bearbeitung.<br />
107
108
ADVERTORIAL<br />
Living Materials for Design and<br />
Architecture<br />
„NEUNZIG° Living Materials“ sind eine neue Generation von Baumaterialien,<br />
die für eine unvergleichliche Atmosphäre sorgen. Oberflächen<br />
wie beispielsweise ein Naturholzboden werden in einem<br />
gemeinsamen Prozess personalisiert und somit zu individuellen<br />
Unikaten. Farbe, Struktur, Sortierung und Haptik sind genau auf die<br />
Ansprüche des Kunden abgestimmt. Das Ergebnis ist ein einzigartiges<br />
Bespoke-Material, das es so nur einmal gibt. Dieser Zugang setzt<br />
sich nicht nur am Boden, sondern auch an der Wand fort <strong>–</strong> in den<br />
fugenlos gespachtelten Oberflächen oder in skulpturalen Designwänden,<br />
die aus Tausenden von Einzelteilen bestehen. Als Impulsgeber<br />
werden einzigartige Materialien, Oberflächen und Strukturen,<br />
abseits von bekannten Standards, in Szene gesetzt. In jedem Projekt<br />
wird danach gestrebt, etwas Außergewöhnliches zu kreieren. Sei es<br />
beim Material selbst oder bei den Details in der Umsetzung. Durch<br />
die Individualität und die Handschrift der Meister werden unvergleichliche<br />
Unikate geschaffen. Ein weiterer Fokus liegt auch auf der<br />
Langlebigkeit und Regenerierbarkeit der Oberflächen. Es wird für<br />
Generationen gebaut, und auch die Oberflächen sollen nicht alle paar<br />
Jahre ausgetauscht werden, sondern durch fachgerechte Auswahl und<br />
Servicierung Bestand haben.<br />
Concept-Stores in Wien und Innsbruck<br />
In den beiden Showrooms steht dem Besucher ein Archiv aus vielfältigen<br />
und sorgfältig kuratierten Materialien und Oberflächen zur<br />
Verfügung, das dazu einlädt, mit Farben, Strukturen und Texturen zu<br />
experimentieren. Hier können herausragende Oberflächen, Möglichkeiten<br />
und auch die Menschen dahinter kennengelernt werden. Die<br />
Stores sind Treffpunkt und Inspirationsquelle für alle designbegeisterten<br />
Menschen, die das Besondere schätzen. Ein Besuch lohnt sich!<br />
Fotos: MW-Architekturfotografie<br />
Concept Store Wien<br />
Parkring 12/3<br />
1010 Wien<br />
+43 1 934 62 41<br />
office@neunziggrad.at<br />
www.neunziggrad.at<br />
Showroom Innsbruck<br />
Haller Straße 125<br />
6020 Innsbruck<br />
+43 676 942 29 94<br />
alps@neunziggrad.at<br />
109
110<br />
Natur pur: So<br />
präsentiert sich<br />
Vollebak Island im<br />
kanadischen<br />
Nova Scotia. Die<br />
Architekten von BIG<br />
haben die Baukörper<br />
„Earth House“<br />
und „Wood House“<br />
im Einklang mit der<br />
Umwelt kreiert
ARCHITEKTUR | HIGHLIGHT<br />
HAND IN<br />
HAND<br />
Die vielfältigen<br />
Herausforderungen,<br />
die in Zukunft auf uns<br />
warten, werden wir nur<br />
gemeinsam bewältigen.<br />
Vollebak Island in Kanada<br />
zeigt, wie harmonisch und<br />
smart Architektur sein<br />
kann, wenn Design und<br />
Natur eine Einheit bilden<br />
Von Christoph Kulmer<br />
Fotos: Vollebak<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
111
„BEI VOLLEBAK ISLAND HABEN WIR<br />
LOKALE TRADITIONEN MIT GLOBALEN<br />
INNOVATIONEN VERBUNDEN“<br />
Bjarke Ingels<br />
Bei der Konzeption<br />
der Design-Idee<br />
wurde darauf<br />
geachtet, dass<br />
jeder Raum aus<br />
einem eigenen,<br />
einzigartigen<br />
Material gefertigt<br />
wird: von Seegras<br />
und verdichteter<br />
Erde über Hanf bis<br />
hin zu Steinen<br />
W<br />
ir bewegen uns auf<br />
eine Welt zu, die<br />
von Klimawandel,<br />
Ressourcenknappheit<br />
und der Kolonisierung des Weltraums<br />
geprägt ist. Wir schauen uns um und fragen<br />
uns, warum sich niemand sonst darauf einstellt.“<br />
Das sind die mahnenden Worte der<br />
Zwillingsbrüder Nick und Steve Tidball <strong>–</strong><br />
zwei Athleten, die sich mit dem futuristischen<br />
Modelabel Vollebak in den letzten Jahren<br />
einen Namen gemacht haben. Seit 2016<br />
stellen sie sich mit ihren Entwürfen den<br />
grundlegenden Herausforderungen unserer<br />
Zeit und produzieren nach eigener Aussage<br />
nicht für die nächste Saison, sondern für<br />
das nächste Jahrhundert. Aber abgesehen<br />
von den Designs sind auch die verwendeten<br />
Materialien zukunftsweisend, wie die Gründer<br />
präzisieren: „Heute arbeiten wir mit den fortschrittlichsten<br />
Materialien der Welt <strong>–</strong> ganz<br />
gleich, ob sie ihren Ursprung bei der NASA<br />
oder in der Natur haben.“ Nun hat das Duo<br />
auch die perfekte Umgebung gefunden, wo<br />
seine Kleidung auf Herz und Nieren getestet<br />
werden kann. Die elf Hektar große Insel<br />
Vollebak Island liegt in Nova Scotia, Kanada,<br />
nur knapp 400 Meter vom neuschottischen<br />
Festland entfernt. Zusammen mit dem<br />
renommierten Architekturbüro BIG aus<br />
Kopenhagen konzipierten die beiden Brüder<br />
eine autarke, netzunabhängige Design-Vision.<br />
Bjarke Ingels, Gründer und Kreativdirektor<br />
von BIG, erklärt: „Vollebak nutzt Innovationen,<br />
um Kleidung zu kreieren, die ebenso nachhaltig<br />
und widerstandsfähig wie schön ist. Mit<br />
anderen Worten, das modische Äquivalent<br />
zu unserer architektonischen Philosophie,<br />
der hedonistischen Nachhaltigkeit.“ So soll,<br />
wenn es nach dem Mastermind geht, in Bälde<br />
das 597 Quadratmeter große „Earth House“,<br />
welches aus neun miteinander verbundenen<br />
Gebäuden besteht, das Eiland zieren und<br />
auch eine 88 Quadratmeter große, freistehende<br />
Gartensuite namens „Wood House“<br />
an der Ostküste. Herzstück der Planung ist<br />
das Wohn- und Esszimmer des „Earth House“.<br />
Vollständig aus witterungsbeständigem und<br />
natürlich isoliertem Stroh gefertigt, wird<br />
eine sechs Meter lange Wikinger-Feuerstelle<br />
als zentraler Treffpunkt im Haus für<br />
Behaglichkeit sorgen. Ebenso beeindruckend<br />
sind die vier Schlafzimmer aus feuerfestem<br />
Hanfbeton, 3D-gedrucktem Beton und<br />
Steinen aus der direkten Umgebung sowie<br />
das Badehaus im japanischen Stil, wo man<br />
sich in Wasserbecken, die aus dem Felsen<br />
geschlagen wurden, erholen kann. Aber<br />
das ist noch nicht alles, was sich die Genies<br />
aus Kopenhagen für Vollebak Island überlegt<br />
haben: Lebensmittel werden in einem<br />
Gewächshaus aus Glasbausteinen angebaut,<br />
die Energie stammt aus Offshore-Windkraft,<br />
Geothermie und Solarpaneelen, wobei sie<br />
zudem in Tesla-Powerwalls gespeichert wird,<br />
das Bootshaus folgt einer lokalen Tradition,<br />
bei der nachwachsende Algen zur Isolierung<br />
dienen, Dächer sollen mit Sträuchern<br />
bepflanzt werden, um den Abfluss von Regenwasser<br />
zu reduzieren und die Belastung der<br />
Kanalisation und der Wasseraufbereitung zu<br />
verringern. Jedes noch so kleine gestalterische<br />
Detail sollte eine möglichst enge Verbindung<br />
zur Natur herstellen, das eine geht also mit<br />
dem anderen Hand in Hand. Hut ab vor<br />
Bjarke Ingels und seinem Kreativteam, die<br />
sensationelle Lösungen für aktuelle und<br />
künftige Herausforderungen aufzeigen.<br />
Wann aber die Visionen auf Vollebak Island<br />
tatsächlich realisiert werden, steht noch in<br />
den Sternen.<br />
112<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
ARCHITEKTUR FASHION | | HIGHLIGHT<br />
PORTRAIT<br />
k<br />
Erholung findet man in einem<br />
Badehaus im japanischen Stil.<br />
Das Wasserbecken wurde direkt<br />
aus dem Fels geschlagen<br />
v<br />
Möchte man die Seele baumeln<br />
lassen, kann man sich auch in<br />
den Sternenbeobachtungs- und<br />
Meditationsraum zurückziehen<br />
c<br />
Das Wohn- und Esszimmer<br />
besteht vollständig aus<br />
witterungsbeständigem Stroh<br />
l<br />
Ergänzt wird das „Earth House“<br />
durch das „Wood House“, mit<br />
einer Außenhülle aus Holz<br />
113
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wir moderne Lösungen für Ihr Zuhause.<br />
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DESIGNANSPRÜCHEN
116<br />
„Crowning Glory“<br />
Hunger, Issue 9, 2015
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
Rankin<br />
Redaktion: Bernhard Musil, Fotos: © Rankin<br />
Mein Weg mag nicht der beste sein, aber es ist mein Weg“,<br />
erklärt Rankin. Eine offensichtlich fruchtbare Herangehensweise,<br />
denn Rankin zählt zu den einflussreichsten<br />
Fotografen unserer Zeit. Anfangs strebte er an, sich dem<br />
dokumentarischen Fotorealismus zu verschreiben, und nennt<br />
W. Eugene Smith als eine seiner frühesten Inspirationsquellen. Doch<br />
schnell wurde ihm klar, dass sein Talent mehr in der inszenierten<br />
Fotografie liegt als im Einfangen des Alltäglichen. Sein Interesse für<br />
soziale und kulturelle Themen blieb dennoch Triebfeder seiner Fotografie.<br />
Er ist bekannt dafür, weder Konfrontation noch Provokation<br />
zu scheuen, auch wenn er stets bemüht ist, seinen Werken eine<br />
gehörige Note von britischem Humor unterzumischen. So entstand<br />
ein unverkennbarer Stil, der von quietschbunten, dynamischen<br />
Beautyaufnahmen bis hin zu einfühlsamen, reduzierten Porträts in<br />
Schwarz-Weiß reicht.<br />
Die mannigfaltigen Facetten des Fotografen zeigen sich auch in<br />
seinem Werdegang. 1966 in der Nähe von Glasgow geboren, studierte<br />
er zuerst Betriebswirtschaft, erwarb anschließend einen Bachelor in<br />
Technologie sowie einen Abschluss am London College of Printing,<br />
erst dann verschrieb er sich vollends der Fotografie. Rankin gilt als<br />
Fixstern der britischen Kreativszene. Er porträtierte nicht nur Persönlichkeiten<br />
wie Queen Elizabeth II, Vivienne Westwood und David<br />
Bowie, er rief auch provokante Zeitgeistmagazine wie „Dazed &<br />
Confused“ und „Hunger“ mit ins Leben.<br />
Obwohl die Medien ihn gern als Ikone der Modefotografie handhaben,<br />
sieht Rankin selbst das ambivalenter: „Ich habe keine Obsession<br />
bezüglich Mode, ich habe eine Obsession bezüglich Menschen.“<br />
Eben diese Leidenschaft, sein Gegenüber bestmöglich in Szene zu<br />
setzen, ist der rote Faden in Rankins breit gefächertem Œuvre. Seine<br />
Bilder sind intime Einblicke, die eine Verbindung zwischen Bild und<br />
Betrachter aufbauen sollen. Dem Starfotografen widmet das Ernst<br />
Leitz Museum in Wetzlar die Ausstellung „Rankin <strong>–</strong> Zeitsprünge“.<br />
Noch bis zum 27. September <strong>2023</strong> ist dort ein Auszug aus Rankins<br />
Schaffen aus über drei Jahrzehnten zu bewundern.<br />
rankin.co.uk<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
117
k<br />
„Heidi Klum“<br />
Italian GQ, 2003<br />
v<br />
„Scream“<br />
Hunger, Issue 12, 2016<br />
vv<br />
„Oasis“<br />
Q Magazine, 2002<br />
v<br />
„The Wilderness“<br />
S Magazine, Issue 3, 2012<br />
118 AUTUMN <strong>2023</strong>
Fotos: Courtesy Studio Semotan @ Elfie Semotan<br />
119
„Glow“<br />
Hunger, Issue 11, 2016<br />
120
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
h<br />
„Nailed it“<br />
Hunger, The Beauty Issue, 2019<br />
v<br />
„Ayami Nishimura“<br />
Rankin Publishing, 2012<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
121
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
„Antithesis“<br />
S Magazine, Issue 3, 2012<br />
122 AUTUMN <strong>2023</strong>
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am Ossiacher See<br />
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Ossiacher See<br />
rsee<br />
Ossiacher See<br />
Millstätter See<br />
Wörthersee
Der Stockholmer Store zeigt ein<br />
Best-of von Rimadesio wie das<br />
„Modulor“-Paneelwandsystem, die<br />
Schiebetür„Maxi“ und den Tisch<br />
„Manta“ von Giuseppe Bavuso<br />
Klares Design für smartes<br />
Wohnen: Die Schiebetür „Sail“<br />
verbirgt den begehbaren<br />
Schrank „Dress Bold“, davor<br />
ein Sideboard aus der<br />
„Alambra“-Kollektion<br />
126
LIVING | SHOWROOM INTERNATIONAL<br />
SMARTE LÖSUNGEN<br />
Rimadesio Showroom Stockholm<br />
Für jeden Raum die perfekte Lösung: Rimadesio verleiht modernen Wand-, Schrankund<br />
Schiebetürsystemen italienische Eleganz. Technische Brillanz und präzises<br />
Handwerk schaffen vielseitige Verwandlungskünstler aus Aluminium, Glas und Holz<br />
Von Alice Mandel<br />
Fotos: Rimadesio<br />
Einfach und durchdacht statt kompliziert, Ordnung<br />
statt Chaos, mehr (Stau-)Raum zum<br />
Leben: Rimadesio organisiert das Wohnen mit<br />
intelligenten Interiorkonzepten chic und effizient.<br />
Darin bündeln sich exzellentes Knowhow,<br />
technische Innovationen, Präzision und<br />
die stringente Designsprache von Giuseppe<br />
Bavuso. Seine Entwürfe prägen vorrangig die<br />
Produktrange des 1956 gegründeten Unternehmens<br />
in der Brianza. Konzentriert auf das<br />
Wesentliche, bilden Funktionalität, Ästhetik<br />
und Exaktheit eine Einheit und transportieren<br />
Klarheit. Zudem orientiert man sich an den<br />
Bedürfnissen und Ansprüchen der Zeit, von<br />
Kunden, Architekten und Interiordesignern.<br />
Für diesen Zirkel ist der jüngste Rimadesio-<br />
Showroom in Stockholm ein weiterer Anziehungspunkt.<br />
Im Monobrandstore in der lebhaften<br />
Linnégatan 12 sieht man die Essenz<br />
des Portfolios: smarte Lösungen für Wohnund<br />
Schlafbereiche, Schrank- und Wandsysteme,<br />
Einrichtungsgegenstände, Tische, Türen<br />
und Schiebetüren. Im Fokus stehen etwa das<br />
neue „Modulor“-Boiserie-System in grauer,<br />
gestreifter Litech-Ausführung, „Modulor Storage“<br />
in elegantem „Nussbaum Sahara“-Finish<br />
sowie Möbelstücke aus der „Alambra“-Serie.<br />
Diese interpretiert die Klassiker Sideboard,<br />
Vitrine und Kommode neu und modernisiert<br />
sie auf Wunsch mit technischem Zubehör.<br />
Denn natürlich sind individuelle Maßeinrichtungen<br />
und zahllose Konfigurationsmöglichkeiten<br />
ein wichtiger Grundpfeiler des renommierten<br />
Designlabels. „Wir sind fest überzeugt,<br />
dass der Rimadesio-Stil der genaue Ausdruck<br />
unseres Verständnisses von Wohnräumen ist:<br />
konkret, funktional, zeitgenössisch und<br />
formal einwandfrei“, definiert CEO Davide<br />
Malberti die DNA der italienischen Topmarke.<br />
Es ist nicht die einzige Synergie. Sie ergibt<br />
sich auch bei den Kernmaterialien Aluminium<br />
und Glas, deren Einsatz- und Kombinationsoptionen<br />
beständig ausgelotet, erforscht und<br />
erweitert werden. Mit seiner konsequenten<br />
Strategie war Rimadesio gerade in diesem Jahr<br />
erfolgreicher denn je.<br />
rimadesio.com<br />
Die Schiebetür „Sail“<br />
lässt sich wie das<br />
„Dress Bold“-<br />
Schranksystem mit<br />
Materialien wie<br />
Aluminium, Glas oder<br />
Nussbaum<br />
individuell<br />
konfigurieren<br />
k<br />
Schaustück der<br />
Kommode „Alambra<br />
Isola“ aus Aluminium<br />
mit Schubladen in<br />
Nussbaum ist der<br />
Vitrinenteil mit<br />
transparenter<br />
Glasplatte<br />
x<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
127
2<br />
1<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1 Multimedial: TV-Ständer „Ptolomeo TV Smart“ aus weißem Carrara-Marmor von Bruno Rainaldi für Opinion Ciatti, opinionciatti.com<br />
2 Skulptural: Extravagant gestaltet ist die Kommode „Maglia“ aus Holz und Metall mit gerundeten Schubladen, Design: Atelier Oï.<br />
Von Fendi Casa, fendicasa.com 3 Individuell: Die Lichtringe der Pendelleuchte „Pallana“ aus stoffumhülltem Metall sind verstell- und<br />
dimmbar, von Ideo für Moooi, moooi.com 4 Rockig: Steine nahm das Design-Duo Front als Vorbild für das außergewöhnliche modulare<br />
Sofa „Pebble Rubble“ von Moroso, moroso.it 5 Standfest: Klassische Handarbeit und ausgesuchtes Holz machen das Tafelparkett „Elegance“<br />
in „Leinen hell“ exkluisv und exquisit. Von Schotten & Hansen, schotten-hansen.com 6 Formvollendet: Mehrere Formen und Materialien<br />
wie Marmor und Holz verbindet Carlo Ballabio für seinen ausgefallenen Coffeetable „Callisto Mix Wood“. Von Porada, porada.it<br />
6<br />
Fotos: Alessandro Paderni / Moroso, Simone Barberis / Zanotta, Hersteller<br />
128
SMART LIVING<br />
13<br />
12<br />
MODERNE<br />
MULTITALENTE<br />
Wohnzimmer<br />
7<br />
11<br />
8<br />
9<br />
10<br />
7 Drehturm: Die multifunktionale, drehbare Anrichte „Babel“ überrascht mit vielen Details, von Storagemilano für Fratelli Boffi, fratelliboffi.it<br />
8 Erhellend: Huang Quans elegantes Sideboard „Pinnacle“ mit beleuchtetem Fach von Turri, turri.it 9 Zukunftsblick: Designpreisgekrönt ist das<br />
„ThinkReality VRX“-Headset für Mixed-Reality-Anwendungen von Lenovo, lenovo.com 10 Freestyle: Den Teppich „Miroo" gibt es in mehreren<br />
Farben und smarten Formen, hier die Version „Wabe“, von Landegger, landegger.at, miroo.at 11 Rampenlicht: Modulare, satinierte Nickelelemente<br />
prägen die Stehleuchte „Veronica“ im 40s-Stil von Studio 63 für Marioni, marioni.it 12 Wandelbar: „Galeotta“ besteht aus aufklappbaren Kissen<br />
und verwandelt sich vom Sessel zur Chaiselongue oder Daybed, Design: De Pas, D'Urbino, Lomazzi. Von Zanotta, zanotta.com 13 High Art: Die<br />
Anden verewigt Cristián Mohaded im Beistelltisch „Apacheta“ aus Eichenholz, Textilien und Keramik von Loro Piana, loropiana.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
129
1 2<br />
3<br />
4<br />
SMART<br />
DINING<br />
Küche & Esszimmer<br />
6<br />
8<br />
5<br />
1 Lichtblick: Giuseppe Viganò verlieh der Holzvitrine „Blues“ Glastüren und eine integrierte Beleuchtung. Von Turri, turri.it<br />
2 Aufstrebend: Dank Elektroantrieb wird das makellos glänzende Sideboard „Lift Daquacryl“ zur edlen Bar, von Sacha Lakic für Roche<br />
Bobois, roche-bobois.com 3 Agil: Die drei Bögen der Leuchte „Elo“ aus Glas und Aluminium kann man unterschiedlich positionieren.<br />
Von Filippo Mambretti für Brokis, brokis.cz 4 Floral: Mode, Kunst und Design verbindet die handbemalte Geschirrkollektion<br />
„Midnight Flowers“ von Marni-Kreativdirektor Francesco Risso für Serax, serax.com 5 Sit up: Philippe Starcks Sessel „Adela Rex“ lässt<br />
sich einfach zusammensetzen und recyceln. Von Andreu World, andreuworld.com 6 Flexibel: Esstisch „Atlas“ mit ausgeklügeltem<br />
Ausziehmechanismus und Naturstein, Entwurf: Georg Appeltshauser, von Draenert, draenert.de 7 Two-in-one: „Norr“ von<br />
Ditte Buus Nielsen ist Holzbrotbox und Schneidbrett in einem. Von Skagerak, skagerak.com<br />
7<br />
Fotos: © Martin Chum / Brokis, Artedona AG, Salva Lopez / Arper, Hersteller<br />
130
SMART LIVING<br />
13<br />
14<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8 Teamwork: Salz- und Pfeffermühlen-Duo „Granville“ aus versilbertem Messing und Walnussholz von Grégoire de Lafforest für Puiforcat über<br />
Artedona, artedona.com, puiforcat.com 9 Gut verstaut: García Cumini kreierten das modulare und individuell konfigurierbare Schranksystem<br />
„Semiton“ mit Regal- und Lagerelementen und Kabelmanagement. Von Arper, arper.com 10 Grün & fashionable: Philippe Starck kleidet seinen<br />
Sesselentwurf „Eleganza Nia“ in exklusive Jacquardstoffe von Missoni, das Gestell besteht aus recycelten Illy-Kaffeekapseln. Von Kartell,<br />
kartell.com 11 Beständig: Ein Designklassiker ist Toyo Itos Bank „Ripples“ aus fünf verschiedenen Hölzern mit ausgeschnitzten Sitzflächen.<br />
Von Horm, horm.it 12 Hideaway: Bei der Luxusküche „Duncan“ verschwindet der Marmor-Holz-Küchenblock diskret und unsichtbar hinter<br />
einer Schiebewand mit Metallfliesen, Design: Alessandro La Spada. Von Visionnaire, visionnaire-home.com 13 Coole Brise: Der innovative<br />
Hightech-Luftreiniger „PuriCare Aero Furniture“ fungiert auch als Beistelltisch inklusive Ladestation von LG, lg.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
131
2<br />
1<br />
3<br />
6<br />
4<br />
5<br />
1 Glatt: Danilo Radices elegant gerundete Kommode „Tylsa Night 4“ aus Holz und Marmor verbirgt vier Schubladen. Von Porada, porada.it<br />
2 Vielseitig: Wandschirm „Shield“ von Pietro Russo ist ein Paravent aus Holz mit stylishem Innenleben und Messingdetails. Von Gallotti&Radice,<br />
gallottiradice.it 3 Antikes Vorbild: handgetufteter Teppich „CoDeco CD 01“ mit goldfarbenem Rand aus Neuseelandwolle und Tencel von<br />
Marcante-Testa für Carpet Edition, carpetedition.com 4 Beauty-Tempel: Spiegel, raffinierte Ablagen, Stahl und Marmor bilden den mondänen<br />
Schminktisch „Vanitoso“, ein grandioser Entwurf von Atelier Oï für Fendi Casa, fendicasa.com 5 Wegweisend: beiges quadratisches Kissen<br />
„Plan de Paris“ mit Straßenkartenmotiven von Dior Maison, dior.com 6 Leuchtend: Magisches Mondlicht zitiert Ilenia Viscardi in<br />
„Chiaro di Luna“, das runde Möbel aus Metallgeflecht kombiniert Nachttisch und Leuchte in einem. Von Flou, flou.it<br />
Fotos: Hersteller<br />
132
SMART LIVING<br />
12<br />
11<br />
10<br />
QUIET<br />
LUXURY<br />
Schlafzimmer<br />
9<br />
7<br />
8<br />
7 Standlicht: Ein Wassertropfen beflügelte Valeria Giuva zur Stehleuchte „Perpetua“ aus mundgeblasenem Glas, gehämmertem Messing und<br />
Travertin mit Tischchen. Von Bronzetto, bronzetto.com 8 Cozy Chic: Das überdimensionale Samtflechtwerk des puderfarbenen Armsessels „Azul“<br />
hat modischen Appeal und ist handgefertigt, von Paola Navone für Turri, turri.it 9 Grazil: Leichtigkeit strahlt das modulare Regalsystem „Radice“<br />
aus, für das Sebastiano Tosi Metall, Holz und verschiedene Accessoires verbindet. Von Natuzzi Italia, natuzzi.com 10 Slow Motion: Für die Me-Time<br />
perfekt ist Jonathan Saunders’ Unisex-Pyjama „Sweet“ mit üppigem Blumendesign und Liebesliedzitaten für Magniberg, magniberg.com 11 Zeitgeist:<br />
Smart-Watch „Ultra“ mit Titangehäuse und „Trail Loop“-Armband von Apple, apple.com 12 Stoff zum Träumen: Das Bett „Horizonte“ begeistert<br />
mit dem Cinemascope-Format, dem breiten Kopfteil und integrierten Konsolen von Marcio Kogan/Studio mk27 für Minotti, minotti.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
133
SMART LIVING<br />
9<br />
10<br />
1<br />
2<br />
3<br />
THINK<br />
TANK<br />
Badezimmer<br />
8<br />
4<br />
7<br />
5 6<br />
1 Auf Linie: Unisex-Bademantel „Carlyle“ mit Velours- und Schlingenfrottee-Seite von Missoni Home über Artedona, missoni.com,<br />
artedona.com 2 Durchdacht: Giulia Liverani stattete die Wandleuchte „Tell Me Stories“ mit Spiegeln und Ablagen aus, von DCWéditions,<br />
dcw-editions.fr 3 Wasserfarben: Armatur „Alto“ in Messing mit Griffelementen in 28 Nuancen von Kast, kastconcretebasins.com 4 Raffiniert:<br />
Die „Active Surfaces“ beim Feinsteinzeug „Calacatta Active“ und „Pietra Grey Active“ sind antibakteriell, antiviral, selbstreinigend, bauen<br />
Schadstoffe ab und neutralisieren Gerüche. Von Fiandre, granitifiandre.de 5 Elegant: Sinnvolle Regalfächer hat die Wanne „Hug“ aus Marmor<br />
und Edelholz von Matteo Nunziati für Kreoo, kreoo.com 6 Tierlieb: Handtücher „Dodo Pavone“ mit Federnmotiv von Moooi, moooi.com<br />
7 Ergonomisch: Relax-Liege „Bridge Lounger“ aus Eichenholz von Starpool, starpool.com 8 Wasserkraft: handgefertigter, indirekt beleuchteter<br />
Marmorwaschtisch mit Zackenrand von Paolo Ulian für Antoniolupi, antoniolupi.it 9 Interaktiv: Smart-Mirror „Malin“ mit Touchscreen<br />
von Mues-Tec,mues-tec.de 10 Klug verschachtelt: Kommode „Totu 6“ aus Lärchenholz von Nendo für Bisazza, bisazza.com<br />
Fotos: Hersteller, Artedona AG<br />
134 AUTUMN <strong>2023</strong>
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SMART LIVING<br />
9<br />
9<br />
1<br />
8<br />
FREI-<br />
GEISTER<br />
Outdoor<br />
2<br />
6<br />
3<br />
7<br />
6<br />
4<br />
5<br />
1 Sportlich: Open-Air-Fitnessstudio „Out-Fit“ aus Holz, Metall und Leder von Studio Adolini für Ethimo, ethimo.com 2 All-in-one: Nendos<br />
Kreation „Pinch“ mit ovalem Zedernholztablett ist Ablage, Servier- oder Beistelltisch. Von Cappellini, cappellini.com 3 Helles Köpfchen:<br />
LED-Stehleuchte „Plisy Up“ mit Plisseeschirm und Akku von Alejandra Gandía-Blasco für Diabla, diablaoutdoor.com 4 Stilikone: Stardesigner<br />
Gio Ponti schuf 1954 den Armsessel „D.154.2“, nun als Outdoorversion von Molteni & C, molteni.it 5 Zusammenspiel: Francesco Rota entwarf<br />
die Bank „Concreto“ mit Nerikomi-Mosaiken der Künstlerin Simona Sporchia. Von Paola Lenti, paolalenti.it 6 Heiß: Feuerkorb „Baron“ aus Eisen<br />
von Anders Norgren für Röshults, roshults.com 7 Eat out: Die exzellente Küche „AH01“ aus Edelstahl und Iroko-Holz hat einen Teppanyaki-<br />
Grill und mehr. Von Alessandro Andreucci & Christian Hoisl für Boffi, boffi.com 8 Warm: Sesselklassiker „Rio R50“ im Jacquardstrickkleid von<br />
Modemacherin Lorena Antoniazzi für Emu, emu.it 9 Flexibel: recycelbares Raumteiler-Regal „Opus Incertum“ von Casamania, casamania.it<br />
Fotos: Hersteller, Sergio Chimenti / Paola Lenti<br />
136 AUTUMN <strong>2023</strong>
SHOWROOM WIEN<br />
IM FORMDEPOT<br />
Abelegasse 10 | 1160 Wien<br />
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schotten-hansen.com | bodenholz.at
LIVING | SHOWROOM NATIONAL<br />
Raum für<br />
KUNSTVOLLEN STILMIX<br />
Klassik und Moderne, angewandte Kunst und smarte Funktionalität: Das Rooms<br />
Vienna erschafft seit 2017 ausgeklügelte Wohnkonzepte, deren individueller Charakter<br />
zu fühlen und zu sehen ist <strong>–</strong> nun auch in der neuen Beletage des Wiener Stores<br />
Von Alice Mandel<br />
v<br />
Art of living: Das Sofa „Roger“ stammt<br />
ebenso wie der Sessel von Minotti.<br />
Dahinter hängt ein Werk von<br />
Kiki Kogelnik<br />
c<br />
Hochgenuss: Die elegante Küche<br />
kombiniert kerngeräucherte Eiche mit<br />
Calacatta-Viola-Naturstein<br />
x<br />
Die Sprossenglaswand im klassischen<br />
Industrialstil ist mit Glimmerlack<br />
beschichtet und eine Eigenanfertigung.<br />
Links ein Bild von Peter Krawagna<br />
Funktion, Nachhaltigkeit, Design: Diese drei<br />
Leitmotive stehen beim Interior-Spezialisten<br />
Rooms, der 2006 in Klagenfurt gegründet<br />
wurde, im Zentrum jeder Einrichtungsplanung.<br />
Und ebendiese Gestaltungsmaximen<br />
prägen auch den exklusiven Store am Wiener<br />
Schwarzenbergplatz, der ein eleganter Cocktail<br />
aus Atelier, Showroom und einzigartiger<br />
Wunderkammer ist. In diesem Jahr wurde er<br />
umgestaltet und um eine auf nun drei Etagen<br />
erweitert. Das Obergeschoß spiegelt die<br />
firmeninterne Philosophie perfekt wider und<br />
macht sie auf bravouröse Weise anschaulich<br />
und greifbar. Es ist die ideale repräsentative<br />
Bühne für die luxuriösen Wohnkonzepte<br />
von Rooms. Als geschmackvolles Refugium<br />
angelegt, empfängt die Besucher ein eklektischer<br />
Stilmix von ausgesuchten Produkten,<br />
Premium-Brands und feinsinnig kuratierten<br />
Vintage-Elementen. Doch die Philosophie<br />
von Rooms geht noch viel weiter. Alle<br />
Konzepte werden selbst geplant, und viele<br />
Objekte werden auch selbst produziert. Die<br />
hohe Kunst zeigt sich in smarten Kombinationen,<br />
bei denen edle Wandlösungen,<br />
gediegenes Mobiliar, opulente Barschränke,<br />
der großzügige Einsatz von Marmor sowie<br />
von Kunstwerken in ausgeklügelter Manier<br />
auf Hightech-Ausstattung, die adäquate<br />
Beleuchtung und moderne Klima- und<br />
Medientechnik treffen. Dabei ist es vorrangig<br />
der individuelle Charakter, der bei jedem<br />
Interieur und im gesamten Showroom zählt.<br />
Deshalb sind in der Beletage des Rooms<br />
Vienna antike Fischgrätböden und Stuckdecken<br />
ebenso erhalten geblieben wie ein<br />
Kamin und Wandvertäfelungen. Als extravaganter<br />
Mittelpunkt sorgt eine Bar aus<br />
beleuchtetem Marmor, der dank raffinierter<br />
Schnitttechnik wie minimalistische Sterne<br />
funkelt, für Furore. Das groß dimensionierte<br />
Büro zeigt eine Akustikdecke, einen textilen<br />
Raumteiler und flächenbündig integrierte<br />
Teppichböden. Einen Vorschlag für ein<br />
Luxusbad liefert etwa der indirekt beleuchtete<br />
Waschtisch, der komplett aus Naturstein<br />
besteht. Dieser, genauer das Vulkangestein<br />
Porphyr, veredelt auch die Küche im unteren<br />
Showroombereich. Mit ihrer ungewöhnlichen,<br />
archaischen Form verdeutlicht sie<br />
exemplarisch das Credo von Rooms: Sie ist<br />
designstark, funktional, nachhaltig. Und<br />
natürlich eine Pracht.<br />
rooms.co.at<br />
Fotos: © Philipp Schuster | Rooms GmbH<br />
138
Elegante Komposition:<br />
Der Teppich von Jan Kath<br />
interpretiert traditionelle<br />
Knüpfkunst neu, das<br />
Farbkonzept ist abgestimmt<br />
mit dem Gemälde von Julia<br />
Thesenfitz. Sessel „Daiki“<br />
und Sofa von Minotti.<br />
Luster „Nimbus“ von CTO<br />
Lighting, Blauer Sessel:<br />
Vintage<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
139
BEL ATRIUM<br />
Wohnen in der Donaustadt<br />
Bel Atrium erhebt sich über der blauen Donau<br />
und setzt ein klares Statement für einen außerordentlichen<br />
Lifestyle in der Donaustadt.<br />
75 moderne Eigentumswohnungen und ein<br />
Büroraum zur Homeoffice-Nutzung werden für<br />
das Leben, Arbeiten und Wohnen im Morgen<br />
geschaffen. Die 2- bis 4-Zimmereinheiten mit<br />
Größen von 37 bis 114 m² weisen große Vielseitigkeit<br />
auf und entsprechen unterschiedlichen<br />
zeitgenössischen Anforderungen und Lifestyles.<br />
Persönliche Freibereiche gehören bei<br />
jeder Wohnung zum Standard<br />
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40 <strong>–</strong> 160 m²<br />
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23 freifinanzierte<br />
Eigentumswohnungen<br />
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Loggien und Terrassen<br />
Die revitalisierte Fassade aus der<br />
Gründerzeit lässt schon erahnen,<br />
was durch die Fenster „blinzelt“:<br />
Modernster Lifestyle, pure Urbanität,<br />
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zum großzügigen Dachgeschoss.<br />
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23 freifinanzierte<br />
Eigentumswohnungen<br />
Hightlights:<br />
Gärten, Balkone und Terrassen<br />
Viele bunte Farben hat er, der<br />
sechszehnte Bezirk. Er ist vor<br />
allem eines: niemals langweilig!<br />
Lebhaftes Sein, seinem vielseitigen<br />
Naturell entsprechend, verspricht<br />
er auf alle Fälle.<br />
Alle Projekte<br />
auf einen Blick!<br />
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LIVING | PORTRAIT<br />
Mit Leib und Seele<br />
Ethik, Innovation, Handwerkskunst und Tradition <strong>–</strong> diese vier<br />
Begriffe sind in der DNA von Natuzzi Italia tief verankert.<br />
Aber auch in die apulische Seele des Unternehmens lassen<br />
seine Kollektionen tief blicken. Vor allem sie ist es,<br />
die die Menschen verzaubert<br />
Von Barbara Jahn<br />
Um eine Sache wirklich gut zu machen,<br />
braucht es einige wichtige Dinge, die nach<br />
rationalen und mathematischen Maßstäben<br />
nicht messbar sind. Zum Beispiel<br />
Leidenschaft, das Wissen, woher man<br />
kommt, und die Sensibilität dafür, was<br />
einem geschenkt wird. Pasquale Natuzzi<br />
ist so ein Mensch, der diesen Gefühlen Ausdruck verlieh, als er vor<br />
mehr als 60 Jahren die Entscheidung traf, Natuzzi in einer Region<br />
Italiens zu gründen, in der es nicht sehr viel gab außer jede Menge<br />
Steine und Schafe. Und doch war da etwas, das bis heute in den<br />
Kollektionen des Unternehmens mitschwingt: Das Blau des Meeres,<br />
das Beige des Sandes und das Grau der Steine <strong>–</strong> all das fließt als Emotion<br />
mit ein und verleiht Räumen ein ganz besonderes Lebensgefühl.<br />
Vom Handwerk zum Lifestyle<br />
Seit 1959 ist das süditalienische Santeramo in Colle in der Provinz<br />
Bari Schauplatz einer großen Erfolgsgeschichte. Pasquale Natuzzi<br />
verhalf der Region aus eigener Kraft und eigenem Tatendrang zu<br />
wirtschaftlichem Aufschwung, indem er sich entschied, zu bleiben<br />
und nicht zu gehen. Er überstürzte nichts, investierte besonnen und<br />
machte erst aus dem Handwerks- einen industriellen Betrieb, bis er<br />
in den 1990er-Jahren den Sprung hinaus in die Welt wagte. Heute<br />
umfasst das Natuzzi-Imperium mehr als 650 Monobrand-Stores<br />
und mehr als 560 weitere Ausstellungsflächen weltweit. „Er war<br />
gerade volljährig geworden, als mein Vater seine erste Werkstatt in<br />
Taranto eröffnete. Von diesem Moment an begann eine lange Reise<br />
h<br />
Auf Sofa „Wellbe“ kann man<br />
richtiggehend die Wellen,<br />
die Landschaft und die<br />
Leichtigkeit spüren, die<br />
Natuzzi fest in seine<br />
Philosophie integriert hat<br />
c<br />
Leuchte „Germoglio“ von<br />
Designer Marcantonio<br />
verkörpert die Wiedergeburt<br />
der Natur<br />
142
W<br />
Sofa „Splash“ ist eines der<br />
Highlights aus der<br />
Kollektion <strong>2023</strong> und<br />
stammt aus der Feder des<br />
Spaniers Enrique Martí<br />
O<br />
Er hat in Zukunft die Fäden<br />
in der Hand: Pasquale<br />
Junior Natuzzi, heute Chief<br />
Creative Officer, wird in die<br />
Fußstapfen seines Vaters<br />
treten<br />
Fotos: Natuzzi Italia<br />
W<br />
Wie ein Stück Heimat:<br />
Tisch „Uragano“ ist aus<br />
Olivenholz gefertigt und<br />
beeindruckt mit einer Form,<br />
wie vom Wind geschliffen<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
143
LIVING | PORTRAIT<br />
O<br />
Mann mit Visionen: Pasquale Natuzzi<br />
gründete das Unternehmen 1959 und<br />
definierte das Sofa völlig neu<br />
R<br />
Rätselhaftes grünes Kaninchen:<br />
Stuhl „Green Rabbit“ entstand anlässlich<br />
des 20-Jahr-Jubiläums der Rockband<br />
Negramaro, präsentiert von Pasquale<br />
Junior Natuzzi, Giuliano Sangiorgi und<br />
Fabio Novembre<br />
Auf nach Amerika: In den 1980er-Jahren<br />
setzte Natuzzi Italia zum internationalen<br />
Höhenflug an<br />
l<br />
des Wachstums, die auf einer außergewöhnlichen Qualität<br />
von Produkten made in Italy beruht, kombiniert<br />
mit einer starken internationalen Ausrichtung und der<br />
Fähigkeit, eine konstante stilistische Forschung auf<br />
der Grundlage von Innovation zu betreiben. Meinem<br />
Vater gelang es, das Ledersofa, das bis dahin als elitäres<br />
Produkt galt, das sich auf ein altbackenes Muster und<br />
wenige Farben beschränkte, neu zu erfinden. Natuzzi<br />
gab dem Leder Farbe und produzierte Hunderte von<br />
Modellen mit einem informellen Design, das in vielen<br />
Farben und zu einem außerordentlich wettbewerbsfähigen<br />
Preis erhältlich war“, erzählt Sohn Pasquale Junior<br />
Natuzzi. „Heute sind wir ein globales Unternehmen, das<br />
seine Produkte in mehr als 120 Ländern der Welt vertreibt.<br />
Wir verfügen über ein hohes Maß an handwerklichem<br />
und industriellem Know-how, denn wir produzieren und verarbeiten<br />
alle Sofakomponenten, vor allem das Leder, direkt vor Ort.<br />
In den letzten 20 Jahren haben wir ein starkes Imageprojekt rund um<br />
Natuzzi Italia aufgebaut, eine Lifestyle-Marke, die in der ganzen Welt<br />
bekannt ist und die innersten Werte des Unternehmens verkörpert.“<br />
Alte Werte, neue Ideen<br />
Seit 2018 leitet PJ <strong>–</strong> wie Pasquale Junior Natuzzi auch genannt<br />
wird <strong>–</strong> die Marken- und Kreativstrategie des Unternehmens und<br />
tritt immer mehr in die Fußstapfen seines Vaters, in dessen Sinn er<br />
das Unternehmen weiterführen will. Schon in seiner Kindheit verbrachte<br />
er, der als erster Sohn nach dem Vater benannt wurde, viel<br />
Zeit in den Produktionshallen, schaute zu, roch das Leder und sog<br />
auf diese Weise den Geist von Natuzzi in sich auf. Auch das Kommen<br />
und Gehen von Geschäftspartnern, Designern und Gästen war<br />
bereits damals Teil seines jungen Lebens. Und irgendwie war immer<br />
schon klar, dass er eines Tages das Unternehmen weiterführen würde.<br />
„Damit bin ich aufgewachsen“, sagt der heute 32-Jährige, der als<br />
nächste Generation ein neues Kapitel für Natuzzi aufgeschlagen hat.<br />
Nicht etwa, dass er keine eigenen Pläne gehabt hätte: Das Studium<br />
in Mailand und ein Aufenthalt in den USA eröffneten dem jungen<br />
Mann neue Perspektiven, wohl auch<br />
jene, selbst ein Start-up zu gründen.<br />
Gleichzeitig befand sich Natuzzi<br />
gerade in einem großen Umbruch.<br />
Alles sollte überarbeitet und neu<br />
gedacht werden, von der internen<br />
Struktur bis hin zum Auftritt nach<br />
außen. „Genau an diesem Punkt<br />
dachte ich mir: Wenn ich jetzt nicht<br />
zurückgehe und von meinem Vater,<br />
der auch nicht jünger wird, alles, was<br />
es braucht, lerne, mache ich es wahrscheinlich<br />
nie“, erinnert sich PJ an<br />
den wohl entscheidendsten Moment<br />
in seinem Leben. Und während er<br />
viele bewegte Momente Revue passieren lässt, verleiht er der Bewunderung<br />
für das Lebenswerk seines Vaters Ausdruck: „Es war eine<br />
der unglaublichsten Phasen, die wir die erste ‚Natuzzi-Revolution‘<br />
nennen <strong>–</strong> die einzigartige Geschichte eines Unternehmens in einer<br />
kleinen Stadt im Süden Italiens, das es geschafft hat, von hier aus die<br />
ganze Welt zu erobern.“ In den 1970er-Jahren beschloss sein Vater,<br />
den amerikanischen Markt zu erschließen: Er konzentrierte sich auf<br />
New York und präsentierte seine Kollektionen in den großen Kaufhäusern.<br />
Dort gelang es ihm, die Menschen davon zu überzeugen,<br />
dass sein Produkt besser war als das, was sie bereits besaßen <strong>–</strong> von<br />
höherer Qualität, mit einer ansprechenden Ästhetik, dazu ungeheuer<br />
bequem und mit unschlagbaren Lieferzeiten. „Von diesem Moment<br />
an haben wir nicht mehr aufgehört, die Erfolgsleiter hinaufzuklettern.<br />
Unser unermüdlicher Einsatz wurde im Jahr 1993 mit dem<br />
Börsengang an der Wall Street gekrönt. Seitdem hat es viele weitere<br />
‚revoluzioni Natuzziane‘ gegeben, die alle notwendig waren, um<br />
die Marke entsprechend den verschiedenen Wirtschaftskontexten,<br />
die wir seit den 1990er-Jahren erlebt haben, zu positionieren.“<br />
Ohne die traditionellen Pfade zu verlassen, strebt er danach,<br />
seine eigene Handschrift einzubringen. „Seit ich zwölf Jahre alt war,<br />
habe ich dieses Unternehmen mitgedacht und mitgefühlt. Ich habe<br />
zugehört und verstanden, ich habe mitgearbeitet, bin gescheitert<br />
144
hE<br />
Für die Konzeption und<br />
Gestaltung des neuen<br />
Mailänder Schauraums<br />
zeichnet Designer Fabio<br />
Novembre<br />
verantwortlich<br />
k<br />
Universo Natuzzi:<br />
Der neue Showroom in<br />
Mailand wurde 2022 zum<br />
Salone del Mobile<br />
eröffnet<br />
Fotos: Natuzzi Italia, Andrea Matiradonna<br />
und hatte Erfolge. Auch wenn vieles vordefiniert war: Das war die<br />
Gelegenheit, mein persönliches Potenzial zu nützen, meine eigene<br />
Energie einzubringen, vielleicht das Unternehmen in ‚meine‘ Richtung<br />
zu lenken.“ Ihm zur Seite stehen die loyalen Mitarbeiter, die PJ<br />
zum Teil haben aufwachsen sehen. Das prägt und verbindet, daran<br />
besteht auch für den jungen Unternehmer kein Zweifel. „Meiner<br />
Meinung nach gibt es keine so klare Trennung zwischen dem eher<br />
‚historischen‘ Teil und dem ‚neuen Kurs‘ der Marke. Natürlich hat<br />
sich der Stil im Lauf der Jahre weiterentwickelt, die Marktbedürfnisse<br />
und Produktionsprozesse haben sich verändert. Aber wir haben<br />
unsere DNA nie untergraben. Als Chief Creative Officer versuche<br />
ich jeden Tag, unser Erbe mit Innovation in Einklang zu bringen:<br />
Was wir waren und was uns ausgemacht hat, leitet uns immer noch.<br />
Wir sehen die Welt auf eine Art und Weise, die mit unseren Kerneigenschaften<br />
grundlegend übereinstimmt“, sagt PJ. „Die Suche<br />
nach Harmonie <strong>–</strong> im Design und im Leben im Allgemeinen <strong>–</strong> repräsentiert<br />
den Geist der Marke, der unser Handeln seit fast 65 Jahren<br />
prägt. Es ist Harmonie, verstanden als das richtige Gleichgewicht<br />
zwischen Körper und Geist, zwischen Mensch und Natur, zwischen<br />
verschiedenen Völkern und Kulturen, als ein Mittel, einander zu<br />
bereichern und zu ergänzen. So wie es seit Jahrtausenden nicht nur<br />
in unserem ‚Mutterland‘ Apulien, sondern auch im gesamten Mittelmeerraum,<br />
wo die ständigen Überschneidungen zwischen den verschiedenen<br />
Kulturen immer intensiver geworden sind, Tradition hat.“<br />
Frischer Wind von außen<br />
An Ideen und Kreativität mangelt es dem jungen, mondänen Italiener<br />
keinesfalls. Dazu gehört unter anderem ein Markenauftritt mit<br />
einem neuen Showroom-Konzept, das er gemeinsam mit Designer<br />
Fabio Novembre kreiert hat. So präsentiert sich heute auch der neue<br />
Schauraum in der Wiener Innenstadt, der am 20. Mai 2022 in der<br />
Mahlerstraße 7 eröffnet wurde. Das Extra des Concept-Stores ist<br />
ein eigenes Designstudio, das gemeinsam mit den Kunden maßgeschneiderte<br />
Einrichtungslösungen erarbeitet. Das apulische Flair<br />
ist kaum zu übersehen, auch wenn die Möbelentwürfe, etwa von<br />
Lorenza Bozzoli, Marcel Wanders oder Manzoni & Tapinassi, die<br />
Blicke auf sich ziehen. Die Herkunft und die tiefe Verbundenheit<br />
spiegeln sich nicht nur in den deckenhohen Fotografien und Bögen,<br />
sondern auch in Stoffen, Farben und Materialien wider. Im Mittelpunkt<br />
jedoch steht die Kollektion „The Circle of Harmony“, zu der PJ<br />
acht hochkarätige Designer eingeladen hat, darunter Claudio Bellini,<br />
Mauro Lipparini, Paola Navone, Nika Zupanc sowie Marcantonio und<br />
Fabio Novembre. „Alles läuft über unsere Einzelhandelsgeschäfte auf<br />
der ganzen Welt, in denen wir das neue Ladenkonzept umsetzen.<br />
Der Natuzzi Italia Shop ist die Bühne, auf der die Geschichte und<br />
die Darstellung der Marke zu einem Erlebnis für den Verbraucher<br />
werden, als Protagonist eines multisensorischen italienischen Lifestyle-Events.<br />
Wir arbeiten auch ständig an Kollaborationen mit<br />
Designern. Insbesondere bei der ‚The Circle of Harmony‘-Kollektion,<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
145
LIVING | PORTRAIT<br />
die seit 2020 in unserem Sortiment ist und die Natuzzi Italia mit den<br />
Designern verbindet, begleiten uns einige der größten internationalen<br />
Kreativen auf Schritt und Tritt. Darüber hinaus konzentrieren wir<br />
uns auch stark auf die Erforschung neuer nachhaltiger Materialien,<br />
wobei wir das Ziel anstreben, eine Produktion zu etablieren, die<br />
den Bedürfnissen unseres Planeten mehr Aufmerksamkeit schenkt.“<br />
R<br />
Für die „Posidonia“-<br />
Kollektion hat Natuzzi<br />
Italia mit Designerin<br />
Elena Salmistraro<br />
zusammengearbeitet.<br />
Ein Stück daraus ist<br />
Spiegel „Anemonia“, der<br />
geometrische mit<br />
organischen Elementen<br />
kombiniert<br />
Mehr als ein Möbel<br />
Heute ist Natuzzi Italia eine Lifestyle-Marke, die mit Stolz die apulische<br />
und mediterrane Kultur in die Welt trägt. Sie basiert auf einer<br />
Philosophie, die sogar die Aufmerksamkeit regionaler Regierungsstellen<br />
auf sich zieht, mit denen gemeinsame Projekte, Interessen<br />
sowie Kommunikations- und Marketingstrategien<br />
diskutiert werden. „Apulien ist unsere Muse, unsere<br />
Heimat. Aus diesen Wurzeln entspringt unsere Idee<br />
von Harmonie und Gastfreundschaft. Ich bin der festen<br />
Überzeugung, dass Natuzzi einen der Eckpfeiler in der<br />
Geschichte der Unternehmen aus Apulien darstellt. Die<br />
Produktion hat sich von Anfang an auf die Region konzentriert<br />
und war sozusagen der Geburtshelfer des Sofaviertels.<br />
Dem Beispiel meines Vaters Pasquale Natuzzi<br />
folgend, sind viele andere Unternehmen entstanden,<br />
die unser Geschäftsmodell nachempfunden haben, und<br />
auch sie haben ihren Weg auf die internationalen Märkte<br />
gefunden“, ist PJ stolz. „Jede neue Strategie ist stets<br />
vom festen Willen getragen, die DNA und das Erbe von<br />
Natuzzi zu bewahren, auch wenn die jeweilige Entscheidung<br />
ganz offensichtliche wirtschaftliche Risiken bergen<br />
könnte. Heute ist es uns dank dieser Vision gelungen,<br />
eine tiefe und dauerhafte Beziehung zu unseren Kunden<br />
aufzubauen, die sich auch in Zukunft für uns entscheiden,<br />
weil sie die Marke Natuzzi mit ihrer Art und Weise,<br />
das Zuhause, den Stil und den Komfort zu verstehen,<br />
schätzen. Natuzzi Italia hat beschlossen, diese Idee der<br />
Harmonie in die Welt des Innendesigns zu integrieren,<br />
indem es die Kluft zwischen zeitgenössischer Ästhetik<br />
und Funktionalität, zwischen Materialien und Farben,<br />
zwischen Texturen und Grafiken auffüllt, mit der Vision,<br />
Räume und Wohnungen zu schaffen, die Gleichgewicht,<br />
Eleganz und Schönheit aus jeder Pore ausstrahlen.“ p<br />
„Das Vermächtnis von Natuzzi ist nicht etwas, auf dem<br />
wir uns ausruhen, sondern ein Leitfaden, der kontinuierlich<br />
Innovationen für die Zukunft hervorbringt.“<br />
Pasquale Junior Natuzzi<br />
b<br />
Sofa „Colle“, entworfen von Bjarke Ingels Group, wurde von den<br />
ersten Natuzzi-Modellen inspiriert<br />
Fotos: Natuzzi Italia<br />
146 AUTUMN <strong>2023</strong>
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Lebensraum Küche: Die Kochinsel aus<br />
„Sky Gold Marble“ und Pinienholz<br />
stammt von Boffi, die exklusiven<br />
Metallfronten von De Castelli.<br />
Maßgefertigte Hochschränke der<br />
Tischlerei Ecker mit Geräten von<br />
Gaggenau, Barhocker „Catifa“ von<br />
Arper, Leuchte „Simbiosi“ von<br />
Davide Groppi (links). Leuchte<br />
„Elementi" über dem Tisch „Imperial<br />
Family“ aus der „Time & Style Edition“<br />
von DePadova. Fußboden: „Kerakoll<br />
Warm Collection Cementoresina“ im<br />
Farbton „WR02“ (rechts)<br />
148
LIVING<br />
Fotos: MW-Architekturfotografie<br />
NEUE PERSPEKTIVEN<br />
IM PENTHOUSE<br />
Alte Strukturen aufbrechen und neue Verbindungen schaffen: Beim Umbau eines<br />
Wiener Penthouse setzte Innenarchitekt Dominik Petz auf durchdachte Details<br />
und holte das Optimum an Wohnraum für eine Familie heraus<br />
Von Alice Mandel<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
149
Klug wandeln: Im Wohnzimmer stehen das Sofa<br />
„Square 16“, die drehbaren Lounge-Chairs „Ripamonti“<br />
und Tische von DePadova. Das Highlight ist der<br />
Stufenverbau mit Bibliothek, verstaubarem TV-Gerät<br />
und Ethanol-Kamin, realisiert von Tischlerei Ecker<br />
Ein Traum von Schlafzimmer:<br />
Die Stoffbespannung des<br />
Betts „Imera“ von DePadova<br />
und der Schrankraum sind<br />
Maßarbeiten der Tischlerei<br />
Ecker. Pouf „Capitonné“,<br />
Armsessel „Blendy Lounge“<br />
und Couchtisch „Sen“ von<br />
DePadova. Teppich: Kvadrat<br />
150
LIVING<br />
v<br />
Lieblingstreff der Familie ist der<br />
Essbereich. Am runden Tisch<br />
„Mawari“ von Gunther Pelgrims für<br />
DePadova laden die Drehstühle „Duna<br />
02“ von Arper (Design: Lievore Altherr<br />
Molina) zu gemütlichen Essen ein im<br />
Licht der Leuchte „Sun <strong>–</strong> Light of Love“<br />
von Tord Boontje für Foscarini<br />
Intelligente<br />
Raumnutzung:<br />
Regalsystem von<br />
MA/U Studio,<br />
Stauraum mit<br />
handgemachter<br />
„Kerakoll Warm<br />
Collection“-<br />
Oberfläche<br />
beschichtet von<br />
Tischlerei Ecker.<br />
Möbel: DePadova,<br />
Teppich: Kvadrat<br />
Großes beginnt meist im Kleinen. So auch<br />
bei diesem weitläufigen Penthouse in der<br />
Wiener Innenstadt, bei dem zunächst nur<br />
ein minimaler Umbau geplant war. Nachdem<br />
die Kinder großteils flügge geworden<br />
waren, wollte das Bauherren-Ehepaar das<br />
Familiendomizil auf seine eigenen Bedürfnisse<br />
abstimmen lassen. Ein erster Versuch<br />
verfehlte sein Ziel und jede Wirkung. Doch<br />
der ursprünglich nur für Einrichtungsfragen<br />
beigezogene Innenarchitekt Dominik Petz<br />
<strong>–</strong> seines Zeichens Geschäftsführer des namhaften<br />
Concept-Stores Ecker am Schubertring<br />
<strong>–</strong> erkannte das enorme Potenzial des<br />
exklusiven City-Apartments. Der erfahrene<br />
Interiordesign-Experte entwickelte für die<br />
350 Quadratmeter große Wohnfläche ein<br />
durchdachtes und nachhaltiges Konzept,<br />
das alle Wünsche berücksichtigte und intelligent<br />
alles im Detail ausschöpfte, was das<br />
Penthouse zu bieten hatte. Dessen beide<br />
Etagen wurden mit der hauseigenen Bauund<br />
Möbeltischlerei Ecker einer grundlegenden<br />
und professionellen Umgestaltung<br />
unterzogen. Nach intensiven Arbeiten<br />
ist das Ergebnis absolut geglückt.<br />
Fotos: MW-Architekturfotografie<br />
Als prägnanteste Veränderung sichtbar ist,<br />
dass die vorherige Raumaufteilung komplett<br />
aufgelöst und durch einen modernen,<br />
smarten Grundriss ersetzt ist. Der Haupteingang<br />
wurde verlegt und ist jetzt im<br />
Untergeschoß der Wohnung und somit<br />
im dritten Stockwerk des Gebäudes. Hier<br />
befinden sich nun das Entree des Penthauses,<br />
zwei Schlafzimmer mit Badezimmer en<br />
suite sowie ein eigener Ankleidebereich.<br />
Zudem gibt es ein Jugendzimmer und ein<br />
Bad für die Tochter des Paares. Er- und eingerichtet<br />
wurden auch ein Gästezimmer<br />
und ein praktischer Hauswirtschaftsraum.<br />
Ein ehemaliges Kinderzimmer hat sich in<br />
ein weiteres Highlight verwandelt: das private<br />
Gym mit einer begehbaren Garderobe<br />
inklusive wandhoher Stauräume. Und<br />
überall lassen sich smarte Extras entdecken,<br />
so ist etwa im Stiegenaufgang ein versteckter<br />
Schuhschrank integriert.<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
151
LIVING<br />
Das Bad schließt nahtlos ans<br />
Schlafzimmer an. Glasschiebetür<br />
von ADL, Badewanne „Fisher<br />
Island“ von Boffi, Sessel „Blendy<br />
Lounge“ von DePadova<br />
Im Gästebad wirken der Waschtisch<br />
„Sabbia“ und die Armatur „Pipe“ von<br />
Boffi harmonisch zur fugenlosen<br />
„Kerakoll Warm Collection“-Oberfläche<br />
Die einstige<br />
Raumaufteilung<br />
wich einem<br />
modernen<br />
Grundriss mit<br />
intelligenten<br />
Übergängen und<br />
Verbindungen<br />
Die Treppe führt in die obere Etage im vierten<br />
Stockwerk. Durch die Verspiegelung des ehemaligen<br />
Eingangsbereichs wirkt er nun größer,<br />
der Gang ist durch eine Tür geschlossen und<br />
lässt die Wand ruhiger aussehen. Fast unsichtbar<br />
ist ein trickreich verborgener Vorratsraum,<br />
in dem eine natürlich kühle Temperatur<br />
herrscht. Das Wohnzimmer liegt rechts neben<br />
der Küche, als Attraktion entpuppt sich die<br />
eindrucksvolle Treppe auf die Dachterrasse,<br />
die wie ein raumumfassendes Möbel wirkt. Ein<br />
schmuckloses Fenster in den Innenhof fügt<br />
sich nun als Teil in die Bücherwand ein, der<br />
TV-Flatscreen verschwindet hinter einer Wand,<br />
die mit handgemachten Fliesen von Domenico<br />
Mori verkleidet ist. Für behagliches Wohlgefühl<br />
sorgt ein Ethanol-Kamin.<br />
Fließender Übergang ins<br />
Büro mit der Pivot-Tür aus getöntem Glas<br />
von ADL. Die Einrichtung besteht aus<br />
Maßanfertigungen von Ecker. Sessel „The<br />
Sensitive Light Chair“ aus der „Time & Style<br />
Edition“ von DePadova<br />
Eine durchgehende Einheitlichkeit zwischen<br />
den Ebenen und Räumen bilden Oberflächen<br />
und Fußböden aus der „Kerakoll Warm Collection“<br />
im Farbton „WR02“, die von Hand und<br />
schichtweise angelegt sind. Weitere verbindende<br />
Elemente stellen die eleganten High-<br />
End-Möbel der Premiummarken Boffi und<br />
DePadova dar. Sie dominieren auch Küche und<br />
Esszimmer, etwa die Boffi-Kücheninsel in „Sky<br />
Gold Marble“-Ausführung, die perfekt mit<br />
Kerakoll-gespachtelten Komponenten korrespondiert.<br />
Das Herz- und Lieblingsstück ist ein<br />
runder Esstisch, an dem sich die ganze Familie<br />
trifft. Vom Wohnbereich abgegrenzt und dennoch<br />
mit ihm in Verbindung sind ein Gästebad<br />
und das Büro des Bauherrn. Ebenso flexibel<br />
ist die Pivot-Tür ins Untergeschoß, die der<br />
Grundidee des Penthouse entspricht: offen für<br />
Neues, ein Mix aus Angekommen-Sein und<br />
In-Bewegung-Bleiben.<br />
Fotos: MW-Architekturfotografie<br />
152 AUTUMN <strong>2023</strong>
ADVERTORIAL<br />
EDITORIAL<br />
Die Kunst,<br />
BEWAHRENSWERTES<br />
BEIZUBEHALTEN<br />
UND NEUES ZU SCHAFFEN<br />
Fotos: Fotos: Lorem ©PicMyPlace ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula eget dolor. Aenean massa.<br />
Das wunderschöne Wiener Zinshaus<br />
aus dem Jahr 1904 wurde liebevoll<br />
und ohne Kosten und Mühen zu<br />
scheuen komplett revitalisiert.<br />
In bester Döblinger Lage liegt es direkt<br />
am Wertheimsteinpark und bietet<br />
einen unverbaubaren Weitblick auf<br />
die Weinberge<br />
5 elegante Altbauwohnungen<br />
96 m2 bis 135 m2 mit großzügigen Grundrissen, Salons bis zu 48 m2,<br />
Balkon oder Terrasse<br />
2 exklusive Dachgeschoß-Wohnungen<br />
191 m2 sowie 200 m2 mit tollem Raumkonzept, uneinsehbar und<br />
mit Parkblick-Terrassen mit ca. 45 m2<br />
Top-Ausstattung, Fußbodenheizung, Klimaanlage, hochwertige<br />
Materialien, 4 Stellplätze in hauseigener Tiefgarage. Provisionsfrei<br />
für den Käufer ab € 930.000,<strong>–</strong><br />
Energiewerte: Dachgeschoß <strong>–</strong> HWB 35,6, fGEE 0,76; Altbau <strong>–</strong> HWB 211, fGEE 3,91<br />
Elisabeth Rist, B.A., M.Sc.<br />
+43 680 160 07 31<br />
elisabeth@rist.immo<br />
www.rist.immo<br />
SPRING 2022<br />
153 85
BEAUTY<br />
Das A und O ist die richtige<br />
Pflege, damit die Augen<br />
möglichst lange frisch,<br />
straff und munter wirken<br />
Fotos: Chiara Milo<br />
154 AUTUMN <strong>2023</strong>
ALL<br />
E Y E S<br />
ON<br />
US<br />
Umwelteinflüsse, Stress, zu wenig Schlaf und<br />
vieles mehr nagen an der jugendlichen Frische<br />
unserer Augen. Schenken wir ihnen also die<br />
Aufmerksamkeit, die sie verdienen, denn man<br />
kann einiges tun, damit sie ein Blickfang bleiben<br />
Von Christoph Kulmer<br />
Wussten Sie eigentlich, dass unsere Augen<br />
wie eine Kamera funktionieren? Sie fangen<br />
das Licht aus der Umgebung ein, das wird<br />
auf der Hornhaut gebündelt, als Bild weiter<br />
über den Sehnerv an das Gehirn geleitet<br />
und dort weiterverarbeitet <strong>–</strong> das erleben wir<br />
als „Sehen“. Ebenso spannend ist, dass die<br />
Merkmale der Iris einzigartiger sind als ein<br />
Fingerabdruck, das menschliche Auge bis zu<br />
10.000 Farben erkennen kann, der Augapfel<br />
nur etwa 28 Gramm wiegt, Braun die weltweit<br />
häufigste Augenfarbe ist, der Wimpernschlag<br />
als schnellste Körperbewegung gilt <strong>–</strong> um nur<br />
ein paar Fakten zu nennen. Ein faszinierendes<br />
Wunderwerk der Natur also, das uns ein<br />
visuelles Tor zur Welt öffnet, damit wir die<br />
volle Pracht und bunte Vielfalt bewundern<br />
können. Und das ist Schwerstarbeit, wofür wir<br />
dem Auge viel zu selten danken. Denn nicht<br />
nur das Sehorgan an sich wird durch Umwelteinflüsse<br />
und stundenlange Bildschirmarbeit<br />
beansprucht, sondern auch die unvergleichlich<br />
dünne Haut um das Auge. Hier sitzt das<br />
Bindegewebe sehr locker, und es sind auch<br />
keine Fettpölsterchen zu finden, deshalb<br />
führt sie einen täglichen Kampf gegen UV-<br />
Strahlung, Hitze, Kälte, Stress, zu wenig Schlaf,<br />
ungesunde Ernährung oder Alkoholkonsum,<br />
bei dem sie unsere Unterstützung braucht.<br />
Denn sonst müssen wir als unschönes Ergebnis<br />
Fältchen, hängende Lider, Augenringe,<br />
Tränensäcke oder Schwellungen ertragen, die<br />
das Gesicht müde, fahl und antriebslos wirken<br />
lassen. Kurz gesagt: Sie nehmen uns die<br />
jugendliche Frische. Dabei gelten die Augen<br />
sozusagen als Visitenkarte und bestimmen<br />
den ersten Eindruck, den das Gegenüber von<br />
uns hat. Nicht grundlos wandert bei vielen<br />
Menschen der erste Blick genau dorthin.<br />
Unverständlicherweise lassen wir diesen<br />
155
BEAUTY<br />
W<br />
Setzt auf eine intensive<br />
Essenz aus Kirschblüten:<br />
„Ultimate The Eye Cream“<br />
von Sensai<br />
R<br />
Mit Kamille und Rose:<br />
„Eye Cream“ von JK7<br />
x<br />
Für strahlende Augen,<br />
erhältlich ab Oktober<br />
<strong>2023</strong>: „Future Solution LX<br />
Legendary Enmei Eye<br />
Cream“ von Shiseido<br />
empfindlichen Bereich bei der täglichen<br />
Beauty-Routine oft links liegen <strong>–</strong> ein großer<br />
Fehler, wie die Fachärztin für ästhetische Dermatologie,<br />
Dr. med. Sibylle Rosenberg, verdeutlicht:<br />
„Natürlich spielt die Genetik immer<br />
eine Rolle. Die Tendenz zu Augenringen,<br />
Schlupflidern und Ähnlichem ist uns schon in<br />
die Wiege gelegt, allerdings können wir den<br />
Zeichen der Zeit sehr wohl entgegensteuern.“<br />
Es liegt also in unserer Hand! Das Nonplusultra<br />
ist die richtige Pflege, und zwar wirklich<br />
eine, die speziell für diese ungemein sensiblen<br />
Hautstellen konzipiert wurde. Hier schafft die<br />
Kosmetikindustrie eine fruchtbare Symbiose<br />
zwischen wissenschaftlichem Know-how und<br />
hochwertigen Inhaltsstoffen aus der Natur.<br />
Shiseido brilliert mit der brandneuen „Future<br />
Solution LX Legendary Enmei Eye Cream“,<br />
die ab Oktober <strong>2023</strong> erhältlich sein wird.<br />
Geschickt werden wertvolle japanische Wirkstoffe<br />
wie Enmei, ein seltenes Kraut, das die<br />
Zellfunktionen aktiviert, oder das Extrakt der<br />
Akoya-Perle kombiniert, um die Augenpartie<br />
wieder zum Strahlen zu bringen. Zusätzlich<br />
sorgt ein feines Massagegerät aus Porzellan<br />
für Entspannung und einen angenehmen<br />
Kühleffekt. Bei Sensai setzt man bei „The Eye<br />
E<br />
Anti-Aging-Wunderwerk<br />
dank Algen: „Genaissance<br />
De La Mer Eye Expression<br />
Cream“ von La Mer<br />
W<br />
Gegen die ersten Zeichen<br />
der Hautalterung: „Supreme<br />
Eye Cream“ von Master Lin<br />
Dr. med. Sibylle Rosenberg verfügt über<br />
20 Jahre Erfahrung im Bereich ästhetischer<br />
Dermatologie. Mit Expertise und<br />
Fingerspitzengefühl macht sie müde Augen<br />
wieder munter<br />
Cream“ auf eine innovative Essenz aus Kirschblüten,<br />
Master Lin mischt Lotus und Jasmin<br />
in die „Supreme Eye Cream“, La Mer reichert<br />
die „Genaissance De La Mer Eye Expression<br />
Cream“ mit Algenextrakten an, und die „Eye<br />
Cream“ von JK7 begeistert mit einem pflegenden<br />
Potpourri aus Arnika, Kamille und Rose.<br />
Was alle Produkte eint: Sie versorgen die Haut<br />
mit ausreichend Feuchtigkeit und stärken<br />
mit einem wunderbaren Anti-Aging-Effekt.<br />
Außerdem sollte stets auf einen umfassenden<br />
UV-Schutz geachtet werden. Entweder man<br />
benutzt eine klassische Sonnencreme oder<br />
greift zu einer Augenpflege mit integriertem<br />
Lichtschutzfaktor. Bei der Anwendung ist die<br />
Konsistenz nicht unwesentlich. Üblicherweise<br />
überzeugt eine Tagescreme mit leichter Textur<br />
und zieht schnell ein, damit das Make-up<br />
problemlos hält. Die Variante für die Nacht<br />
darf durchaus etwas fetthaltiger sein. Wenn<br />
es nun an das Eincremen geht, profitiert die<br />
empfindliche Augenpartie von der richtigen<br />
Technik. Oberstes Gebot sind kreisförmige<br />
Bewegungen ohne zu viel Druck, um<br />
starke Reibungen und damit einhergehende<br />
Schwellungen zu vermeiden. Sollten wider<br />
Erwarten doch welche auftreten, empfiehlt<br />
es sich, einige Minuten vor dem Schlafengehen<br />
ein kaltes Tuch aufzulegen. Beim Auftragen<br />
beginnt man innen am Augenwinkel<br />
und bewegt sich langsam um das Auge, über<br />
die Augenbraue zum äußeren Augenwinkel<br />
und anschließend vom äußeren Augenwinkel<br />
unter dem Auge wieder zurück zum<br />
inneren Augenwinkel. Klingt vielleicht kompliziert,<br />
aber der Aufwand ist es wert.<br />
Sollten Cremes, Gels, Seren und Masken<br />
irgendwann doch nicht mehr helfen,<br />
schafft Dr. med. Sibylle Rosenberg, die über<br />
20 Jahre Erfahrung im Bereich ästhetischer<br />
Dermatologie vorweisen kann, Abhilfe. In<br />
ihrer Ordination „Jugendstil“ in der Lehárgasse<br />
3a, 1060 Wien, macht sie müde Augen<br />
wieder munter. Dafür steht heutzutage eine<br />
Vielzahl an Methoden zur Verfügung. Wann<br />
und vor allem was im Detail gemacht wird,<br />
entscheidet die Expertin nach einer eingehenden<br />
Anamnese. Die Bandbreite reicht<br />
von Botulinumtoxin, Hyaluronsäure oder<br />
einem Fadenlift bei Falten über Bleachings<br />
und Laserbehandlungen bei Pigmentflecken<br />
oder durchscheinenden Blutgefäßen bis zu<br />
chirurgischen Lidstraffungen. Ein natürliches<br />
Ergebnis hängt dabei immer „von der Technik<br />
und einem guten Augenmaß ab. Oft ist auch<br />
eine dezente Kombination aus verschiedenen<br />
Methoden notwendig, um den gewünschten<br />
Effekt zu erzielen.“ Der Heilungsprozess hält<br />
sich in Grenzen und dauert, je nach Eingriff,<br />
zwischen ein bis zwei Wochen. Natürlich wird<br />
dieser von Nachkontrollen begleitet, um das<br />
Resultat bestmöglich zu beeinflussen. Anders<br />
als etwa bei den Lippen gibt es für diese Eingriffe<br />
keine Primärzielgruppe, denn für beide<br />
Geschlechter gilt: „Sympathische, leuchtende<br />
Augen als Tor zur Welt können durch nichts<br />
ersetzt werden.“ Und damit spricht uns die<br />
Medizinerin aus der Seele.<br />
p<br />
Fotos: Hersteller, Chiara Milo<br />
156 AUTUMN <strong>2023</strong>
Indian<br />
Summer<br />
Magie, so weit das Auge reicht. Leuchtendes Rot, sattes Gelb, faszinierendes Orange<br />
und frisches Grün lassen den Herbst in seiner ganzen Pracht erstrahlen.<br />
Die Zeit für den Indian-Summer-Look ist gekommen<br />
W<br />
er einmal im Herbst in Nordamerika war, wird wahrscheinlich<br />
aus dem Schwärmen nicht herauskommen,<br />
denn der sogenannte Indian Summer macht jeden Spaziergang<br />
zu einem unvergesslichen Erlebnis. Beginnen<br />
sich doch ab Anfang September die Blätter der endlosen Laubwälder<br />
in ein Farbenmeer aus intensivem Gelb, Orange und Blutrot zu färben,<br />
begleitet meist von einem strahlend blauen Himmel und angenehm<br />
warmen Temperaturen. Doch beschränkt sich dieses Phänomen<br />
nicht auf die USA und Kanada, in Japan etwa nennt man es<br />
Momijigari, in Finnland Ruska-Aika und im deutschsprachigen Raum,<br />
weniger klingend und schmeichelhaft, Altweibersommer. Angeblich<br />
leitet sich dieser Name von Spinnfäden her, mit denen junge Baldachinspinnen<br />
im Herbst durch die Luft segeln. Der Flugfaden, den sie<br />
dabei produzieren, soll eben an das graue Haar älterer Frauen erinnern.<br />
Wie dem auch sei und wie immer man es betitelt, unbestritten<br />
ist das magische, fast schon mystische Flair, das mit diesem Naturschauspiel<br />
einhergeht <strong>–</strong> egal, wo auf der Welt man es bestaunen darf.<br />
Deshalb sollte diese wunderbare Farbenwelt im Herbst auch beim<br />
Styling nicht fehlen. Als Basis dient immer ein hochwertiger Primer<br />
wie der „Parure Gold 24K“ von Guerlain. Zartes Blattgold wird in<br />
einer transparenten Geltextur gelöst, die der Haut ausreichend<br />
Feuchtigkeit verleiht, Unregelmäßigkeiten korrigiert und optimal auf<br />
das Make-up vorbereitet. Erst dadurch kommen die leuchtenden<br />
Indian-Summer-Farben richtig zur Geltung. Für den verführerischen<br />
Augenaufschlag sorgen der „Noir Allure“ von Chanel in einem elektrisierenden<br />
„Rouge Grenat“-Rotton sowie der Lidschatten „Diorshow<br />
<strong>–</strong> 5 Couleurs“ in Khaki von Dior. Die Lippen setzen wir mit der<br />
Farbe „Orange Boîte“ nicht minder ikonisch in Szene, einem zeitlosen<br />
Hermès-Klassiker seit 1942. Für das glamouröse Finish ist der Nagellack<br />
„Vernis à Ongles“ von Gucci die perfekte Wahl. Der frische, aber<br />
auch kräftige Farbakzent „Melinda Green“ vereint die Gegensätze der<br />
Herbstmonate, wie Aktivität und Passivität oder Wärme und Kälte.<br />
Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller<br />
158
BEAUTY | PFLEGE<br />
1<br />
2<br />
3 4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
9<br />
8<br />
10<br />
1 / Cremiges Gefühl, hohe Pigmentierung und langer Halt adeln<br />
diesen Lidschatten: „Diorshow <strong>–</strong> 5 Couleurs“ in Khaki von Dior<br />
2 / Smokey Eyes de luxe mit Provitamin B5 sowie Reis- und<br />
Bienenwachs: „Noir Allure“ in „Rouge Grenat“ von Chanel<br />
3 / Für ein samtweiches und mattes Finish: „Tatouage Couture<br />
Velvet Cream Liquid Lipstick“ in „Rouge Rebel“ von YSL Beauty<br />
4 / Auf pflanzlicher Basis, er trocknet schnell und glänzt intensiv:<br />
„Vernis à Ongles <strong>–</strong> Nagellack“ in „Melinda Green“ von Gucci Beauty<br />
5 / So leuchtend wie die goldene Herbstsonne präsentiert sich diese<br />
Make-up-Base: „Parure Gold 24K“ von Guerlain<br />
6 / Die pudrige Formel verspricht unkompliziertes Auftragen für den<br />
Wow-Look im Herbst: „Lidschatten“ in „Chrome Yellow“ von Mac<br />
7 / Eine ikonische Farbe seit 1942 mit feiner Textur für angenehmen<br />
Tragekomfort: „Lippenstift“ in „Orange Boîte“ von Hermès<br />
8 / Inspiriert von feiner Seide verleiht sie der Haut einen<br />
strahlenden Teint: „Luminous Silk Foundation“ von Armani Beauty<br />
9 / Aloe-Vera-Extrakt und Jojoba-Öl sorgen für zarte Feuchtigkeit:<br />
„Phyto-Lèvres Perfect Lippenkonturenstift“ in „Coral“ von Sisley<br />
10 / Leichte Gelformel für lange Haltbarkeit: „Double Wear 24H<br />
Waterproof Gel Eye Pencil“ in „Burgundy“ von Estée Lauder<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
159
A Shot<br />
of Freshness<br />
Zitrusfrüchte wie Orange, Mandarine, Bergamotte oder Zitrone sind ein Garant für<br />
spritzige Duftkreationen, die, egal zu welcher Jahreszeit, das Fenster weit aufmachen<br />
und die Sonne hereinlassen. Verlängern wir also den Sommer<br />
Spritzige Zitrusfrüchte bereichern jeden noch so trüben Herbsttag<br />
mit angenehmen Sommerschwingungen. Sieht man sich<br />
doch urplötzlich wieder durch eine Pergola an der Riviera spazieren,<br />
an der große, reife Früchte hängen, während in die Nase<br />
eine charakteristisch salzige Meeresbrise steigt und warme Sonnenstrahlen<br />
durch das dichte Blattwerk blinzeln. Gemeinhin werden die<br />
über 1.600 Arten von Zitrusfrüchten in vier Gruppen eingeteilt: Grapefruits,<br />
Mandarinen, Orangen und Zitronen. Der Geschmack reicht<br />
dabei von bitter wie bei der Grapefruit über süßlich wie bei Mandarinen<br />
oder Orangen bis hin zu sauer wie bei den Zitronen. Auch Parfümeure<br />
haben deren Leichtigkeit schon lange für sich und ihre olfaktorischen<br />
Kreationen entdeckt. Beispielsweise waren dem jungen<br />
Globetrotter und Adelsspross Carlo Magnani die Düfte, die Anfang des<br />
20. Jahrhunderts in Metropolen wie Paris, London oder New York<br />
erhältlich waren, zu schwer. Er sehnte sich nach der lebendigen Frische<br />
seiner italienischen Heimat. Kurzerhand ließ er sich 1916 ein<br />
Duftwasser ganz nach seinen Vorstellungen mischen, dominieren<br />
sollten Essenzen von Zitrone, Bergamotte und Orange <strong>–</strong> noch heute<br />
ist das berühmte „Colonia“ von Acqua di Parma unverändert in seiner<br />
Rezeptur. Trotzdem beweist die Maison immer wieder aufs Neue, was<br />
unaufdringlicher Luxus bedeutet, wie bei ihrer aktuellen Version von<br />
„Zafferano“, die mit Kopfnoten aus Bergamotte, Mandarine und Orange<br />
sowie einem Herz aus Safran überzeugt. Jacques Cavallier-Belletrud,<br />
Meisterparfümeur von Louis Vuitton, entführt dagegen dieses<br />
Jahr bereits zum fünften Mal an die Westküste der USA. Im Zentrum<br />
von „Pacific Chill“ steht die Zitrone, damit sie ihre volle Pracht entfalten<br />
kann, wird sie gerahmt von schwarzer Johannisbeere, Basilikum,<br />
Pfefferminze, Koriander- sowie Karottensamen.<br />
Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller, Hintergrundbild: Shutterstock<br />
160
BEAUTY | DUFT<br />
1 7<br />
6<br />
8<br />
2<br />
3<br />
5<br />
9<br />
4<br />
10<br />
1 / Spritzige Symbiose aus süßem Fenchel, Verbena und Bergamotte:<br />
„Aqua Media Cologne Forte“ von Maison Francis Kurkdjian<br />
2 / Olfaktorischer All-time-Klassiker mit fruchtiger Mandarine,<br />
Seerose und Zimt: „L’eau d’Issey Pour Homme“ von Issey Miyake<br />
3 / Außergewöhnliche und hypnotische Kombination aus frischer<br />
Bergamotte und starkem Oud: „Oud & Bergamotte“ von Jo Malone<br />
4 / Füreinander bestimmt: Die Wärme des Safrans verbindet sich<br />
mit belebenden Zitrusakkorden: „Zafferano“ von Acqua di Parma<br />
5 / Energiegeladene Komposition aus Grapefruit, Johannisbeere und<br />
Maiglöckchen: „The Scent of Peace“ von Bond No. 9<br />
6 / Ode an die Herbstsonne mit Zitrone, aromatischem Neroli,<br />
Jasmin, cremiger Vanille und Sandelholz: „Solaris“ von Penhaligon’s<br />
7 / Zitrusfrüchte, Vetiver, Vanille und Moschus vereinen sich zu<br />
einer kraftvollen Essenz: „Valaya“ von Parfums de Marly<br />
8 / Hier verschmelzen Mandarine und Basilikum zu einer magischen<br />
Duftkreation: „Mandarine Basilic Harvest“ von Guerlain<br />
9 / Lebendig, erfrischend und gleichzeitig etwas holzig. Im Fokus<br />
stehen Mandarine und Mastix: „Infusion de Figue“ von Prada<br />
10 / Erfrischend wie ein Tag am Meer. Dafür sorgen Zitrone,<br />
Koriander und Johannisbeere: „Pacific Chill“ von Louis Vuitton<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
161
BEAUTY | MEN<br />
Viele Herren können ein Lied davon singen, wie über die Jahre das Kopfhaar<br />
immer dünner und weniger wird. Doch, liebe Männerwelt, lass dir eines<br />
gesagt sein: Unsere Haarpracht müssen wir pflegen wie Freundschaften,<br />
damit sie für möglichst lange Zeit wächst und gedeiht<br />
Haar scharf<br />
2<br />
3<br />
1<br />
4<br />
1 | La Biosthetique Homme<br />
„Hair&Scalp Tonic“<br />
Wird das Tonic direkt nach der Wäsche ins feuchte oder handtuchtrockene<br />
Haar sowie auf die Kopfhaut aufgetragen, wirkt es wie ein<br />
Booster und fördert das Haarwachstum. Dafür sorgt ein innovativer<br />
Algenkomplex, das enthaltene Menthol verspricht einen Kühleffekt.<br />
2 | Kérastase Genesis Homme<br />
„Instant Thickening Molding Clay“<br />
Welcher Mann kennt es nicht: Das Haar wirkt nach dem Styling eher<br />
dünn und kraftlos. Dieses starke „Clay“ ist speziell für geschwächtes<br />
Haar, es verbessert die Haarfaser und verleiht dadurch sichtbar mehr<br />
Volumen. Ein stylishes Finish, wie man es sich wünscht.<br />
3 | Acca Kappa<br />
„Fluid Protecting“<br />
Superfood für das Haar, anders kann man es nicht sagen! Das kostbare<br />
Fluid enthält Inka-Öl mit außergewöhnlich restrukturierenden<br />
Anti-Aging-Eigenschaften. Dadurch schützt es vor Umwelteinflüssen,<br />
spendet Feuchtigkeit und stellt die Elastizität wieder her.<br />
4 | Sebastian Professional <strong>–</strong> Seb Man<br />
„Purifying Shampoo“<br />
Dieses tiefenreinigende Shampoo, angereichert mit Guarana-Extrakt,<br />
Bergamotte und rosa Pfeffer, zaubert Sommer-Vibes in den Herbst.<br />
Das enthaltende Zink wirkt effektiv gegen Schuppen und lindert<br />
gereizte und juckende Kopfhaut. Für normales bis fettendes Haar.<br />
5 | Salt Grooming<br />
„Marine Mist <strong>–</strong> Volumising Sea Salt Spray“<br />
Definitiv eines der am meisten unterschätzten Stylingprodukte für<br />
Männer. Das Herzstück des Sprays ist Meersalz, das dem Haar den<br />
Look eines unbeschwerten Tages am Strand verleiht und es ganz<br />
nebenbei mit wichtigen Mineralien und Provitamin B5 nährt.<br />
5<br />
Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller, Hintergrundbild: istockphoto.com<br />
162 AUTUMN <strong>2023</strong>
seit<br />
März <strong>2023</strong><br />
auch in Mödling<br />
www.largilla.at<br />
FLIESE<br />
WIEN<br />
GRAZ<br />
KLAGENFURT<br />
SALZBURG<br />
MÖDLING<br />
www.largilla.at
164
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
v<br />
„7 Deaths of Maria Callas“<br />
Marina Abramovic´<br />
München, 2020<br />
Stefan Milev<br />
Redaktion: Bernhard Musil, Fotos: Stefan Milev<br />
Selbstporträt<br />
Doppelbelichtung mit Lochkamera<br />
Stuttgart, 2022<br />
Einerseits behauptet Stefan Milev: „Alles, was andere<br />
Fotografen können, kann ich besser.“ Andererseits sagt<br />
er auch: „Fehler bringen mich voran.“ Das mag als Oxymoron<br />
gedeutet werden, zeigt aber genau die Gegensätzlichkeit, die<br />
die Genialität von Milevs Fotografien ausmacht. In anderen Worten:<br />
Die Bilder dieses Fotokünstlers stellen einen Widerspruch in sich dar.<br />
Milevs Arbeiten knüpfen an die Anfänge der Fotografie an, als dieses<br />
Medium schier unendliche Möglichkeiten zu haben schien. Er untermalt<br />
seine Inspirationsquellen aber mit derart viel Zeitgeist, dass althergebrachte<br />
Techniken in neuem Licht erscheinen.<br />
1981 in Sofia geboren, emigrierte Stefan Milev 1995 nach<br />
Deutschland und lebt mittlerweile in Freiberg. Neben Ausstellungen<br />
in London, Paris und New York arbeitete er für Marken wie Augustin<br />
Teboul und 22/4 Hommes Femmes. Seine Bilder erschienen unter<br />
anderem in „Vogue“, „Madame“, „AD“ und „REVS Magazine“. Den<br />
Grundstein für seine Karriere als Fotograf setzte eine Doppelbelichtung,<br />
die ein Jugendfreund seiner Mutter erstellt hatte. Seither fasziniert<br />
ihn die Magie der Anfangsphase der Fotografie, allen voran<br />
George Seeley und Alvin Langdon Coburn, der als Schlüsselfigur des<br />
Piktorialismus gilt. Nicht verwunderlich also, dass Milev vorrangig<br />
analog arbeitet und sich fotografischer Ausdrucksmittel bedient, die<br />
sich bereits in der Moderne großer Beliebtheit erfreut haben. Doch<br />
Milev kopiert nicht, vielmehr interpretiert er die Stilmittel der<br />
Impressionisten, Expressionisten sowie Surrealisten neu, wirkt als<br />
Schnittstelle zwischen Fotografie und Malerei und führt Vergangenes<br />
gekonnt in die Gegenwart über.<br />
„Mentale Freiheit ist die Luft, die ich atme“, sagt Milev. Er arbeitet<br />
intuitiv, sucht das Besondere in seiner Darstellung der menschlichen<br />
Form, lässt das Unterbewusste an die Oberfläche treten und würzt<br />
seine Ästhetik gern mit Elementen der Groteske. So entsteht eine<br />
manierierte Wirklichkeit, die sowohl als befremdlich und träumerisch<br />
als auch als in sich ruhend wahrgenommen werden kann.<br />
stefanmilev.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
165
k<br />
„Thinking your mind was my own in a dream“<br />
Freiberg, <strong>2023</strong><br />
„Gedankenwanderung“<br />
Lys Inger<br />
Paris, 2016<br />
x<br />
h<br />
„Greta accidentally with the burned tree“<br />
Katalonien, Spanien, 2016<br />
k<br />
„Am See mit Marie Enecita & Alpha Dia“<br />
K21, Düsseldorf, 2022<br />
„Benjamin Kühnemund“<br />
Berlin, 2022<br />
166
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
167
168
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
h<br />
„Toros Blumengruß“<br />
München, 2016<br />
v<br />
„Silence after green flash“<br />
Bird at House of Cards N° VI <strong>–</strong> SMPH Series<br />
Friederike Engel<br />
Leipzig, 2022<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
169
PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />
h<br />
„Embrione“<br />
Kollaboration mit Valter Polleggioni <strong>–</strong> SMPH Series<br />
Friederike Engel<br />
Greifswald-Loissin, 2018<br />
h<br />
„Der Vogel (Bird)“<br />
Transformation N° IX <strong>–</strong> SMPH Series<br />
Friederike Engel<br />
Greifswald-Loissin, 2018<br />
k<br />
„Plateau I“<br />
Flo Gennaro<br />
Normandie, 2011<br />
Berlin, 2022<br />
170 AUTUMN <strong>2023</strong>
ADVERTORIAL<br />
STATEMENT PIECE<br />
Anlässlich des 110-Jahr-Jubiläums<br />
des Unternehmens und des<br />
75-jährigen Bestehens der schillernden<br />
DB-Modellreihe feiert Aston Martin<br />
den brandneuen DB12.<br />
Als die Gründer Lionel Martin und Robert Bamford offiziell jene<br />
Partnerschaft vereinbarten, aus der Aston Martin hervorging, war<br />
das der Startschuss für ein Jahrhundert aufregender automobiler<br />
Leidenschaft, technischer Innovation und beeindruckender Erfolge<br />
im Spitzenrennsport. Nun bilden die Kernwerte des neuen DB12 <strong>–</strong><br />
Hochleistung und Ultraluxus <strong>–</strong> die Speerspitze der nächsten<br />
Sportwagengeneration von Aston Martin. Als komplettestes und<br />
vollendetstes DB-Modell setzt er ein klares, konsequentes Zeichen<br />
und strahlt das Selbstbewusstsein eines Fahrzeugs aus, das in<br />
3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt, einen Top-Speed<br />
von 325 km/h erreicht und mit seinem 4,0-Liter-Biturbo-V8-Motor<br />
führende Leistung in seiner Klasse bietet. Dieser außergewöhnliche,<br />
handgefertigte Motor wurde von den Aston Martin-Ingenieuren so<br />
abgestimmt, dass er beeindruckende 680 PS bei 6.000 U/min und<br />
800 Nm zwischen 2.750 bis 6.000 U/min liefert und damit eine Steigerung<br />
von 34 Prozent im Vergleich zum Vorgänger DB11 erreicht.<br />
Das ultraluxuriöse Interieur verwöhnt die Insassen mit moderner<br />
Opulenz und wird vervollständigt durch klassische Handwerkskunst,<br />
feinste Materialien, ein spektakuläres Surround-Sound-System des<br />
neuen Audio-Partners Bowers & Wilkins, ein brandneues Navigationssystem<br />
sowie das erstmals von Aston Martin selbst entwickelte<br />
Infotainment-System mit Anbindung an die völlig neue und bahnbrechende<br />
Aston Martin-App, mit der DB12-Besitzer mit ihrem Auto<br />
kommunizieren und interagieren können.<br />
Roberto Fedeli, seit 2022 Group Chief Technology Officer bei<br />
Aston Martin, bringt das neue Konzept auf den Punkt: „Der DB12 ist<br />
ein Statement-Wagen. Ein Auto, das die Position von Aston Martin<br />
als führendes Unternehmen in Sachen Performance, Dynamik,<br />
Technik und Technologie unterstreicht. Jeden Aspekt dieses Wagens<br />
haben wir klassenführend gemacht. Das Ergebnis sind mehr Kraft<br />
und Leistung als seine Konkurrenten, ohne Kompromisse in Sachen<br />
Eleganz, Komfort und Luxus.“<br />
Aston Martin Wien <strong>–</strong> Vertrieb<br />
Faradaygasse 1, 1030 Wien, Österreich<br />
Der DB12 ist mehr<br />
als ein GT: Das ist<br />
der weltweit erste<br />
Supertourer.<br />
Foto: Aston Martin<br />
171
Für das elegante Exterieur<br />
der „Madsummer“ von<br />
Lürssen zeichnet niemand<br />
Geringeres als das<br />
Designstudio Harrison<br />
Eidsgaard verantwortlich,<br />
es ist trotz seiner<br />
zeitlosen Anmutung<br />
zukunftsweisend<br />
k<br />
Die „Madsummer“ kann<br />
auch gechartert werden.<br />
Es beginnt bei 267.000<br />
Dollar am Tag, die Woche<br />
kostet knapp 1,5 Millionen<br />
172
MOBILITY<br />
FAHRT<br />
INS BLAUE<br />
„Man darf das Schiff nicht an einen einzigen Anker und das Leben<br />
nicht an eine einzige Hoffnung binden“, schrieb der antike Philosoph<br />
Epiktet einst in sein Logbuch. AURUM <strong>999</strong>,9 hat Juwele der Meere<br />
kuratiert, die nicht nur hoffen, sondern auch träumen lassen<br />
Fotos: Jeff Brown<br />
Von Reinhard Neussner<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
173
MOBILITY<br />
h<br />
Wer Abkühlung sucht,<br />
hat die Wahl zwischen<br />
einem Sprung in den<br />
Ozean oder in den Pool.<br />
Bequeme Lounge-Möbel<br />
laden in diesem Bereich<br />
zum Verweilen ein<br />
x<br />
Das grandiose Team von<br />
Designexpertin Laura<br />
Sessa bringt die<br />
Harmonie des Meeres<br />
nach drinnen. Auch im<br />
Schlafzimmer dominiert<br />
kräftiges Blau<br />
R<br />
Auf dem Hauptdeck<br />
lassen sich unvergessliche<br />
Feste feiern. Hier<br />
befindet sich nicht nur<br />
der Esstisch, sondern<br />
auch eine Bar, die keine<br />
Wünsche offenlässt<br />
l<br />
Im Wohnzimmer<br />
begeistern große<br />
Fenster, die viel Licht<br />
in den Raum lassen.<br />
Auch unsere vierbeinigen<br />
Freunde fühlen<br />
sich hier pudelwohl<br />
LÄNGE<br />
95 METER<br />
MARKE<br />
LÜRSSEN<br />
FERTIGSTELLUNG 2019<br />
KABINEN 10<br />
PASSAGIERE 12<br />
CREW 28<br />
174
Fotos: Giorgio Baroni, Jeff Brown<br />
h<br />
95 Meter misst dieses<br />
Flaggschiff, es schafft<br />
maximal 17 Knoten.<br />
Die „Madsummer“ ist ein<br />
echtes Juwel, das elegant<br />
und erhaben durch<br />
die Weltmeere gleitet<br />
MADSUMMER<br />
Diese Luxusyacht steht für zeitlose Eleganz.<br />
Dafür verantwortlich zeichnen unter anderem<br />
die virtuosen Designer Ben Harrison<br />
und Peder Eidsgaard, die traditionelle Handwerkskunst<br />
mit einer modernen Ausstattung<br />
verbinden. Anspruchsvolle Gäste werden den<br />
über zwölf Meter langen Swimmingpool und<br />
den großzügigen Spa-Bereich zu schätzen<br />
wissen, außerdem versteckt sich im Bug ein<br />
Hangar für den Hubschrauber. Das Interieur<br />
glänzt durch die Handschrift des renommier-<br />
ten Studios Laura Sessa. Kombiniert werden<br />
klare Linien mit einem maritimen Farben-<br />
semble, dass die Harmonie des Ozeans auch<br />
im Inneren widerspiegelt.<br />
luerssen.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
175
MOBILITY<br />
Dieses futuristische<br />
Meisterwerk kommt auf<br />
eine Länge von knapp<br />
27 Metern und erreicht<br />
Spitzen von 21 Knoten<br />
k<br />
Nicht nur die<br />
Eignerkabine ist<br />
etwas Besonderes.<br />
Auch die Gästezimmer<br />
sind komfortabel<br />
ausgestattet, mit<br />
angrenzendem Bad<br />
x<br />
Das Nonplusultra ist<br />
bestimmt das grandiose<br />
Sonnendeck. Hier lassen<br />
sich viele tolle Stunden<br />
mit der Familie oder<br />
Freunden verbringen<br />
WALLYWHY200<br />
Die kühne Ästhetik ähnelt mehr einem<br />
futuristischen Raumschiff als einer Yacht.<br />
Beeindruckend ist die großzügige Eignersuite,<br />
die im breiten Rumpf zu finden ist und<br />
auf dem Wasser zu schweben scheint. Zudem<br />
konstruierte Wally eine hohe Glasfront, die<br />
sich um das Hauptdeck schlängelt und einen<br />
atemberaubenden Panoramablick auf das<br />
Wasser garantiert. Verbunden sind alle Decks<br />
mit einer markanten Treppe aus Kohlefaser,<br />
als krönender Abschluss wurde eine Kuppel<br />
aus Glas und Carbon auf das Oberdeck<br />
gesetzt, dadurch dringt viel Licht ins Innere.<br />
wally.com<br />
LÄNGE<br />
MARKE<br />
27 METER<br />
WALLY<br />
FERTIGSTELLUNG <strong>2023</strong><br />
KABINEN 4<br />
PASSAGIERE 8<br />
CREW 5<br />
Fotos: Ferretti Group<br />
176 AUTUMN <strong>2023</strong>
WLTP: 20.1-23.1 kWh/100 km und CO₂: 0 g/km. Vorläufige Daten. Vorbehaltlich der endgültigen Zertifizierung.
SAKURA<br />
Inspiriert vom japanischen Namen für die<br />
Kirschblüte, ist diese Yacht eine Design-<br />
Symbiose aus Ost und West: Skandinavische<br />
Wärme trifft auf japanischen Minimalismus.<br />
So zeichnen helle Räume, zurückhaltende<br />
Farben, Form und Funktion dieses harmonische<br />
Refugium auf dem Wasser aus. Privatsphäre<br />
par excellence verspricht, auch wenn<br />
man Gäste beherbergt, das Eignerdeck mit<br />
der Hauptkabine, einem persönlichen Frühstücksbereich<br />
und Whirlpool. Besucher sind<br />
auf dem Hauptdeck untergebracht, wobei<br />
die vier Zimmer und zwei VIP-Kabinen zu<br />
einer großen Suite zusammengelegt werden<br />
können.<br />
feadship.nl<br />
178 AUTUMN <strong>2023</strong>
MOBILITY<br />
O<br />
Bei Sonnenuntergang<br />
zeigt die „Sakura“ ihre<br />
volle Pracht <strong>–</strong> man kann<br />
sich der Magie kaum<br />
entziehen. So wie einem<br />
duftenden Meer aus<br />
Kirschblüten im Frühling<br />
c<br />
Das italienische<br />
Designstudio FM<br />
Architettura zeichnet<br />
für den Innenraum<br />
verantwortlich. Helle<br />
Farben sind im Fokus,<br />
wie im Schlafzimmer<br />
x<br />
Zukunftsfit: Gekoppelt<br />
sind die Dieselmotoren<br />
der 72-Meter-Yacht<br />
mit elektrischen<br />
Strahlrudern.<br />
Das reduziert den<br />
Kraftstoffverbrauch<br />
h<br />
Imposant ist auch der<br />
Wohnbereich. Hier trifft<br />
Skandinavien auf Japan:<br />
klare Linien, helle<br />
Räume, zurückhaltende<br />
Farben. Harmonisch<br />
entsteht eine Einheit<br />
Fotos: Feadship<br />
LÄNGE<br />
72 METER<br />
MARKE<br />
FEADSHIP<br />
FERTIGSTELLUNG 2025<br />
KABINEN 7<br />
PASSAGIERE 14<br />
CREW 18<br />
179
h<br />
Im offen konzipierten<br />
Wohn-/Essbereich<br />
genießt man einen<br />
wunderbaren Ausblick<br />
R<br />
Auch wenn einmal Gäste<br />
an Bord sein sollten,<br />
bietet der große<br />
Esstisch genügend Platz<br />
für zwölf Personen<br />
x<br />
Eine elegante Mischung<br />
aus hellen Beige- und<br />
dunklen Brauntönen<br />
dominiert in den<br />
Schlafräumlichkeiten<br />
h<br />
Oquae nonsequi idus<br />
debitiam natem. Nam<br />
idiaepel mo corempossed<br />
maiorem<br />
faccaboria q uis pa<br />
P<br />
Oquae nonsequi idus<br />
debitiam natem. Nam<br />
idiaepel mo corempossed<br />
maiorem<br />
faccaboria quis pa<br />
O<br />
Aquae nonsequi idus<br />
debitiam natem. Nam<br />
idiaepel mo idiaepel mo<br />
core mpossed maiorem<br />
faccaboria quis<br />
LÄNGE<br />
35 METER<br />
MARKE<br />
PERSHING<br />
FERTIGSTELLUNG <strong>2023</strong><br />
KABINEN 5<br />
PASSAGIERE 10<br />
CREW 5<br />
Fotos: Ferretti Group<br />
180 AUTUMN <strong>2023</strong>
MOBILITY<br />
GTX116<br />
Immer wieder aufs Neue begeistert Pershing<br />
mit sportlichen, dynamischen Modellen.<br />
Auch bei der neuesten Kreation hat man das<br />
Augenmerk auf eine perfekte Kombination<br />
aus Geschwindigkeit, Wohlbefinden und<br />
Komfort gelegt. Das Konzept ist ausgewogen<br />
in Form und Raum, Außen- und Innenbereiche<br />
gehen harmonisch ineinander über.<br />
Für das richtige Fahrerlebnis sorgen standardmäßig<br />
drei MAN-V12-1800-Motoren mit<br />
einer Leistung von je 1.800 PS, ein Upgrade<br />
auf drei MAN-V12-2000-Motoren ist möglich.<br />
pershing-yacht.com<br />
h<br />
Die 35-Meter-Yacht<br />
besticht durch ihre<br />
sportliche Silhouette<br />
sowie ihre<br />
Alltagstauglichkeit<br />
b<br />
Komfort de luxe bieten<br />
die Badezimmer, mit<br />
großen, ebenerdigen<br />
Duschen und genügend<br />
Ablageflächen<br />
R<br />
Auf zwei 1.800 PS<br />
starken MAN-Motoren<br />
beruhen Kraft und<br />
Dynamik der „GTX116“<br />
181
MOBILITY<br />
THE ICON<br />
Zwei Experten haben sich zusammengetan,<br />
um uns die Zukunft der Mobilität auf dem<br />
Wasser ein kleines Stück näherzubringen. Die<br />
Rede ist vom Autobauer BMW und dem Bootshersteller<br />
Tyde. Mit dieser batteriebetriebenen<br />
Yacht ist es möglich, den Energiebedarf um bis<br />
zu 80 Prozent zu reduzieren. Nicht eingespart<br />
wird stattdessen bei Design und Technologie.<br />
Die sogenannten Foils dienen als Tragflächen,<br />
deren „Flügel“ sind unter Wasser, während der<br />
Rumpf darüber zu schweben scheint. Inspiriert<br />
wurde das Exterieur von Origami, große<br />
Fenster und edle Materialien kreieren eine<br />
Wohlfühlatmosphäre auf hoher See.<br />
O<br />
Ein batteriebetriebenes<br />
Wasserfahrzeug,<br />
die grandiose<br />
Zusammenarbeit<br />
von BMW und Tyde,<br />
wurde <strong>2023</strong> bei den<br />
Filmfestspielen von<br />
Cannes der Welt<br />
präsentiert<br />
x<br />
Nahezu komplett<br />
verglast ist der<br />
Aufbau. Er ähnelt<br />
einer luxuriösen<br />
Hotel-Lobby, in Form<br />
von Origami<br />
bmw.com | tyde.one<br />
O<br />
Aquae nonsequi idus<br />
debitiam<br />
natem. Nam ididiaepel<br />
mo corempossed<br />
maiorem faccaboria<br />
quiaepel mo corempossed<br />
m<br />
x<br />
Aquae nonsequi idus<br />
debitiam natem. Nam<br />
idiaepel mo idiaepel mo<br />
core mpossed maiorem<br />
faccaboria quis<br />
LÄNGE<br />
13,5 METER<br />
MARKE<br />
BMW UND TYDE<br />
FERTIGSTELLUNG <strong>2023</strong><br />
KABINEN -<br />
PASSAGIERE -<br />
CREW -<br />
O<br />
„The Icon“ erhebt sich wie<br />
eine Insel aus dem Wasser<br />
Fotos: © BMW<br />
182 AUTUMN <strong>2023</strong>
184<br />
Olfaktorische<br />
Erlebnisse<br />
schaffen die<br />
Duftkerzen von<br />
Trudon in großer<br />
Auswahl. Wahrhaft<br />
erlebbar gemacht<br />
werden sie in<br />
der Zweigstelle:<br />
Porzellangasse 4-6,<br />
1090 Wien
Bereits 20 Jahre lang kann man<br />
die wunderbaren Kreationen im<br />
Hotel Sacher in Wien bewundern,<br />
so sieht eine Partnerschaft auf<br />
Augenhöhe aus, bei der man<br />
einander vertraut und die<br />
Kreativität fließen darf. Die<br />
Inszenierungen von Andreas<br />
Bamesberger sind eindrückliche<br />
Eye-Catcher, fast Teil des<br />
Interiordesigns, mutig, wild<br />
und unzähmbar. Kompositionen,<br />
die seine unverwechselbare<br />
Handschrift tragen und<br />
Gemälden gleichen<br />
KULINARIK | ZU BESUCH BEI<br />
Flower-<br />
POWER<br />
Kühn, eindringlich und passioniert sind die Blumenkreationen<br />
des Floristen Andreas Bamesberger, der mit seinem Team der Zweigstelle<br />
einzigartige Stillleben und florales Interiordesign kreiert<br />
Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: Katharina Schiffl, Trudon, Alexander Tuma, Zweigstelle<br />
Das Auge isst mit, deshalb gehört zu jedem köstlichen Festmahl eine<br />
ebenso stilvoll dekorierte Tafel. Einer der Besten, wenn es darum geht,<br />
diese mit prächtigen Blumenarrangements zu schmücken, ist zweifellos<br />
Andreas Bamesberger. Er ist jemand, der gerne gewohnte und vertraute<br />
Pfade verlässt, sich selbst niemals kreative Grenzen setzt und<br />
schon als Kind wusste, dass er Florist werden möchte. Damals hatte er<br />
im Garten seiner Eltern seine Leidenschaft entdeckt, die er später zum<br />
Beruf gemacht hat. Bamesberger versteht es als gelernter Gärtner wie<br />
kein anderer, die Floristik zum Leben zu erwecken und damit Welten<br />
zu kreieren, die man so schnell nicht vergisst. 24 Jahre gibt es seine<br />
Homebase, die Zweigstelle, jetzt schon, 24 Jahre voller Kreativität,<br />
mutiger Visionen und natürlich auch Rückschlägen sowie mit einem<br />
begabten Team, das den Vorzeige-Floristen auf seinem Weg begleitet.<br />
20 Jahre davon besteht auch die blumige Zusammenarbeit mit dem<br />
Wiener Traditionshaus Sacher und dessen Inhaberin Alexandra Gürtler,<br />
die die Kreativität von Andreas Bamesberger nie einschränkte und ihm<br />
stets freie Hand gewährte. Seine modern inszenierten Kreationen<br />
haben dem traditionsreichen Hotel, bei aller Wertschätzung, einen frischen<br />
Blumenanstrich verliehen und auf unkonventionelle Art und<br />
Weise für ein beliebtes Fotomotiv der Gäste gesorgt. So auch die in der<br />
Lobby inszenierte Jubiläumsinstallation, eine dreistöckige „Original<br />
Sacher-Torte“, der 1.200 Blüten entspringen. Auch die Nationalbibliothek<br />
unter der Leitung von Dr. Johanna Rachinger, die Juweliere Reinhard<br />
und Felix Köck, die Schauspielerin Maxi Blaha, die Generaldirektorin<br />
des Naturhistorischen Museums Wien, Dr. Katrin Vohland, und<br />
das Park Hyatt Vienna zählen zu den begeisterten Kunden der Zweigstelle,<br />
um nur einige zu nennen. Andreas Bamesberger war der Erste,<br />
der, als die große Eventkultur in den 2000er-Jahren ihren Höhepunkt<br />
fand, mit floralen Innovationen und mutigen Inszenierungen punktete.<br />
Seine Werke sind eindrücklich, kühn, passioniert und wurzeln in einem<br />
stringenten Konzept auf handwerklich höchstem Niveau. „Die Schönheit<br />
der Kunst liegt darin, einen Schritt wegzugehen von der normalen<br />
Art, die Dinge zu sehen“, so der Blumenkünstler, der hinzufügt: „Florale<br />
Inszenierungen sind für mich ein architektonisches Element bei<br />
Empfängen und Veranstaltungen. Sie sollen berühren und in Erinnerung<br />
bleiben.“ In seiner Zweigstelle im Wiener Servitenviertel werden<br />
Blumen, Wohnaccessoires, Kunst und Kunsthandwerk perfekt in Szene<br />
gesetzt. Die älteste Wachsmanufaktur der Welt, Trudon, zeigt hier das<br />
umfassendste Angebot außerhalb Frankreichs, mit mehr als 30 Duftkompositionen.<br />
Ein Besuch wird zur Inspiration für alle Sinne!<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
185
FÜR EINEN VERANTWORTUNGSVOLLEN GENUSS.
KULINARIK | MENU À LA CHEF<br />
Bonjour<br />
am Ring<br />
Wien ist um einen gastronomischen Hotspot reicher. Der in Frankreich geborene<br />
Executive Chef Alexandru Simon kocht im „Glasswing“, dem kulinarischen Herzen<br />
des „The Amauris Vienna“, mit viel Liebe zu Detail und Perfektion<br />
h<br />
Executive Chef Alexandru Simon<br />
ist der perfekte Gastgeber,<br />
seine Kreationen sind emotionale<br />
Erlebnisse, die einen bleibenden<br />
Eindruck hinterlassen<br />
h<br />
Die Gäste im „Glasswing“<br />
erwartet eine stylishe<br />
Wohnzimmeratmosphäre mit<br />
viel Raum für gute Gespräche<br />
Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: The Amauris Vienna<br />
S<br />
chmetterlinge haben eine vielschichtige Bedeutung, aber sie<br />
stehen vor allem für eines: Schönheit. So sieht das auch das<br />
Team vom „The Amauris Vienna“, hat es doch nicht nur das<br />
Hotel, sondern auch das dazugehörige Restaurant „The<br />
Glasswing“ nach diesen wunderschönen Tieren benannt.<br />
Die Erklärung: „Wir sehen unsere Gäste als diese besonderen<br />
Schmetterlinge, als Besucher, die die raffinierte Qualität unserer<br />
Stadt und unseres Hotels erkunden, um sie verändert zu verlassen, um<br />
ihre eigenen Geschichten zu erzählen.“<br />
Transparente Glastüren, viel Licht, ein ausgedehnter Schanigarten<br />
und die angenehme Leichtigkeit der Gerichte, die Küchenchef<br />
Alexandru Simon kreiert, machen das „Glasswing“ zum neuen Kulinarik-Hotspot<br />
für Wiener Kosmopoliten und internationale Gäste. Dem<br />
Spitzenkoch ist es dabei ein persönliches Anliegen, Kochkunst zu<br />
zelebrieren, sich auf das kulinarische Erbe Österreichs einzulassen, es<br />
in seiner Quintessenz wiederzugeben und zeitgemäß zu interpretieren.<br />
Kompromisslos gelingt es ihm, seine saisonalen Sieben-Gang-Menüs<br />
und die À-la-carte-Gerichte zu emotionalen Erlebnissen avancieren zu<br />
lassen, die, man kann es nicht anders sagen, für Wow-Effekte sorgen.<br />
„Nicht wie viel, sondern was man isst, ist ausschlaggebend, jeder Gang<br />
ist eine Steigerung im Geschmack“, so das Ausnahmetalent, das regionale<br />
Produkte, mediterrane Einflüsse und französische Küchentechnik<br />
perfekt in Einklang bringt. Verarbeitet wird das, was gerade von seinen<br />
lokalen Lieblingslieferanten vorbeigebracht wird, das Amouse-Bouche<br />
ist somit per se eine kleine Überraschung und kann täglich variieren.<br />
Gelebt wird eine Zero-Waste-Kreislaufwirtschaft <strong>–</strong> alles soll zur Gänze<br />
genutzt und verarbeitet werden, ein Dachgarten für Kräuter und<br />
Gemüse ist ebenso in Planung. Ein weiteres Highlight ist das elegante<br />
gleichnamige Bistro mit Bar zum entspannten Verweilen, egal ob nach<br />
ausgedehnten Shoppingtouren, für geschäftliche Besprechungen oder<br />
den After-Work-Drink mit Freunden. Wunderbare Snacks, großartige<br />
Weine und ausgesuchte Cocktails sowie die herzliche Gastfreundschaft<br />
machen dieses urbane Hideaway am Wiener Ring zu einem ganz<br />
besonderen Place-to-be. Man darf also gespannt sein, welche kulinarischen<br />
Erlebnisse Executive Chef Alexandru Simon noch kredenzen<br />
wird. Im nachfolgenden Menü à la Chef gibt er AURUM <strong>999</strong>,9 einen<br />
köstlichen Vorgeschmack, doch sollte man die Fine-Dining-Küche im<br />
„Glasswing“ unbedingt persönlich genießen.<br />
theamauris.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
187
Kaviar<br />
Cheesecake,<br />
Störmousse,<br />
Kohlrabi<br />
Kaisergranat,<br />
Karfiol,<br />
Vadouvan Hollandaise,<br />
Kaviar<br />
188 AUTUMN <strong>2023</strong>
KULINARIK | MENU À LA CHEF<br />
Raviolo,<br />
Waldpilze,<br />
Topinambur,<br />
Zitronenmelisse<br />
189
Donauland-Lamm,<br />
Schmorzwiebel, Eiergraupen<br />
190 AUTUMN <strong>2023</strong>
KULINARIK | MENU À LA CHEF<br />
Blüten,<br />
Rauchmilch,<br />
Karamell<br />
191
TRAVEL<br />
History<br />
reloaded<br />
I<br />
ch muss gestehen, in der Schule hat<br />
mich der Geschichtsunterricht<br />
immer am meisten fasziniert, in<br />
Kombination mit der jeweiligen Mode,<br />
Architektur und Kunst. Einzutauchen<br />
in altertümliche Welten und Traditionen, um<br />
das Beste daraus ins Jetzt mitzunehmen, ist<br />
etwas, das ich immer noch gerne mache.<br />
Ich liebe es, auf Flohmärkten und in Antiquitätengeschäften<br />
herumzustöbern, nicht nur in<br />
Wien. Ich „finde“ gerne Sachen, die mich auch<br />
noch Jahre später an bestimmte Situationen<br />
oder Länder erinnern, wo ich sie einst entdeckt<br />
habe. Zu Hause mische ich dann aktuelles<br />
Design mit ausgesuchten alten Stücken<br />
und habe viel Freude daran. Natürlich ziehen mich auch historische Häuser in<br />
den Bann, in denen die Zeit fast ein wenig stillzustehen scheint, man spürt den<br />
Spirit und kann sich oft sogar vorstellen, wie der jeweilige Ort zu seiner Blütezeit<br />
ausgesehen haben muss. Und wenn man dann auch noch weiß, wer die<br />
Eigentümer waren und wer darin gelebt hat, welche Schicksale sich hier oft<br />
erfüllt haben, wird man neugierig und will noch mehr erfahren. Das gilt nicht<br />
nur für Bauwerke, sondern auch für ganze Landstriche, die ebenso von der<br />
jeweiligen Historie geprägt werden. Wie beispielsweise die Normandie, die für<br />
immer mit der Landung der Alliierten 1944 verwoben sein wird <strong>–</strong> ein Ereignis,<br />
das mich bis heute zutiefst bewegt. Gerade bei einer Reise tauchen wir oft in die<br />
jahrhundertealte Kultur der Destinationen ein, aber auch viele Unterkünfte<br />
leben von einer lange zurückreichenden Geschichte. Wenn Häuser wie diese<br />
Emotionen und Erinnerungen wecken, dann ist es ein Ort, der lebt. Man tritt ein<br />
und fühlt sofort die Vertrautheit, Behaglichkeit und den Spirit der damaligen<br />
Bewohner. Egal ob es sich dabei um ein ehemaliges Schloss, ein Kloster, ein altes<br />
Grand Hotel oder eine Familienvilla handelt. Wir haben nun wunderbare,<br />
historische Luxus-Anwesen mit Geschichte für Sie entdeckt. Und eines kann ich<br />
Ihnen schon verraten: Wenn man den alten Gemäuern genau zuhört, erzählen<br />
sie von ihren Abenteuern, ihren Bewohnern, ihrer Entstehung und lassen uns<br />
eintauchen in eine vergangene Ära, eine für uns unbekannte Welt.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Erkunden und hoffen, Sie ein wenig<br />
inspirieren zu können!<br />
Ihre Elisabeth Muth<br />
Foto: Juergen Hammerschmid<br />
192 AUTUMN <strong>2023</strong>
FARE<br />
UNA<br />
BELLA<br />
FIGURA<br />
Der erste Eindruck zählt, heißt es, aber auch auf den zweiten<br />
Blick ist Rom eine Augenweide. Trotz ihrer fast 3.000 Jahre<br />
alten Geschichte ist die Metropole am Tiber mehr als ein<br />
gigantisches Museum <strong>–</strong> seine Bewohner füllen es mit Leben<br />
und machen dabei stets eine gute Figur<br />
Von Christoph Kulmer<br />
194<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
TRAVEL<br />
O<br />
Die Figur zeigt eine Wölfin,<br />
die die ausgesetzten Zwillinge<br />
Romulus und Remus säugt. Sie<br />
gehört zur berühmten Legende<br />
der Entstehung Roms<br />
Fotos: Mattia Aquila / Palazzo Vilòn / Shedir Collection, Shutterstock, Hotel Maalot / Shedir Collection<br />
Es ist eine der berühmtesten<br />
Sagen der<br />
römischen Mythologie:<br />
jene über die Entstehung<br />
der Stadt Rom.<br />
Angefangen hat alles damit, dass<br />
Amulius seinen Bruder Numitor<br />
vom Thron gestürzt und dessen<br />
Tochter Rhea Silvia gezwungen<br />
haben soll, Priesterin zu werden,<br />
damit sie keinen Nachwuchs<br />
bekommt. Als sie trotzdem vom Kriegsgott<br />
Mars schwanger wurde, veranlasste Amulius,<br />
dass die Zwillinge Romulus und Remus in<br />
einem Weidenkorb auf dem Fluss Tiber ausgesetzt<br />
wurden. Eine Wölfin entdeckte die<br />
Neugeborenen und säugte sie, beobachtet<br />
vom Hirten Faustulus, der die Kinder bei sich<br />
aufnahm und großzog. Als die Zwillingsbrüder<br />
viele Jahre später von ihrer wahren<br />
Herkunft erfuhren, halfen sie ihrem Großvater<br />
Numitor, den Tyrannen Amulius ein<br />
für alle Mal zu entmachten. Als Dank wurde<br />
es Romulus und Remus gestattet, dort, wo<br />
sie ausgesetzt worden waren, eine Stadt zu<br />
errichten. Doch sie gerieten schnell in Streit,<br />
O<br />
Im Barockstil<br />
präsentiert sich der<br />
Innenhof des „Palazzo<br />
Vilòn“. Die beiden<br />
Statuen gehören zum<br />
Brunnen Fontana di<br />
Flora und sind ein<br />
prächtiges Werk des<br />
Künstlers Filippo<br />
Carcani. Abgesehen von<br />
den beiden Teilen, die<br />
zur Shedir Collection<br />
gehören, befindet sich<br />
der Palast großteils<br />
immer noch im Besitz<br />
der Familie Borghese<br />
k<br />
Das Hotel „Maalot“ wird<br />
als Rockstar der Shedir<br />
Collection gefeiert.<br />
Nobel und unkonventionell<br />
werden<br />
dunkle Töne mit<br />
Zebraprints gemischt<br />
kT<br />
Die Zimmer im „Maalot“<br />
strahlen in leuchtenden<br />
Farben und vermitteln<br />
ein behagliches Gefühl<br />
von Geborgenheit<br />
wer nun Namensgeber werden sollte, und<br />
als Remus versuchte, verbotenerweise über<br />
die Stadtmauer zu klettern, erschlug ihn<br />
Romulus. Das war die Geburtsstunde von<br />
Rom: 753 vor Christus. So will es zumindest<br />
die Legende. Historiker gehen vielmehr<br />
davon aus, dass der Wortstamm „Roma“ auf<br />
das Etruskergeschlecht Rumina zurückgeht,<br />
die damals das Gebiet des heutigen Rom<br />
beherrschten und die ersten Siedlungen aufbauten.<br />
Wie dem auch sei, aus dem beschaulichen<br />
Dörfchen entwickelte sich eine Megacity<br />
mit drei Millionen Einwohnern und einer<br />
fast 3.000 Jahre alten Geschichte, die auch<br />
gekonnt in Szene gesetzt wird.<br />
So protzt Rom nicht wie andere<br />
Metropolen mit gigantischen<br />
Glastürmen und diversen pseudomodernen<br />
Bauwerken, sondern<br />
mit dem Flair eines historischen<br />
Freilichtmuseums. An jeder Ecke<br />
finden sich Überreste der römischen<br />
Kaiserzeit und verweisen<br />
auf das Erbe der einst mächtigsten<br />
Stadt der Welt. Eine lebendige<br />
Essenz aus altertümlichen Schätzen, exzellenter<br />
Kulinarik, mediterranem Klima, Lebensfreude<br />
sowie der unvergleichlichen Gastlichkeit<br />
und Ästhetik der Italiener zieht jedes<br />
Jahr eine Schar von Besuchern in die Ewige<br />
Stadt. Und solch ein Besuch war, auch durch<br />
die erstklassigen Nachtzugverbindungen von<br />
und nach Rom, noch nie einfacher als jetzt.<br />
Denn sind wir uns ehrlich, es muss nicht für<br />
jede Kurzstrecke immer das Flugzeug sein.<br />
Seit ein paar Jahren sind die Österreichischen<br />
Bundesbahnen wahre Pioniere auf diesem<br />
Gebiet. Nach Europa gebracht hat die Idee<br />
des Schlafwagens mit bezogenen Betten,<br />
Waschgelegenheiten und Toiletten Georges<br />
Nagelmackers. Schon 1872 nahm seine<br />
Compagnie Internationale des Wagons-Lits,<br />
kurz CIWL, zwischen Wien und Paris ihren<br />
Betrieb auf, sie gilt sogar als Vorbild für den<br />
berühmten Orientexpress. Das Erfolgsrezept<br />
von einst ist gleich geblieben: Abends legt<br />
man sich in ein bequemes Bett und wacht<br />
am nächsten Tag ausgeschlafen auf, gönnt<br />
sich noch ein köstliches Frühstück und<br />
genießt die Landschaft, während der Zug die<br />
letzten Kilometer zur Wunschdestination<br />
zurücklegt <strong>–</strong> komfortabel ohne umzusteigen<br />
und vor allem, in Zeiten des Klimawandels,<br />
umweltbewusst quer durch Europa. Noch<br />
<strong>2023</strong> nimmt die neue Generation der<br />
195
TRAVEL<br />
Die Höhe der Decken in<br />
den Zimmern des Hotels<br />
„Umiltà 36“ wurde durch<br />
Massivholzvertäfelungen<br />
an den Kopfenden der<br />
Betten betont<br />
R<br />
Im „Umiltà 36“<br />
verschmilzt im<br />
Restaurantbereich der<br />
raffinierte Minimalismus<br />
exzellent mit der Vielfalt<br />
der Einrichtung<br />
l<br />
Beim Design im 2022<br />
eröffneten „Umiltà 36“<br />
hat man sich vom Stil der<br />
römischen Wohnzimmer<br />
der 1950er-Jahre<br />
inspirieren lassen<br />
ÖBB-Nightjets auf der Strecke von Wien<br />
nach Rom ihren Dienst auf. Das Reisen im<br />
Schlafwagen wird somit noch bequemer,<br />
verfügen doch künftig alle Abteile über<br />
eine eigene Toilette und Duschmöglichkeit<br />
sowie eine gemütliche Sitzgelegenheit, die<br />
ein entspanntes Arbeiten, Lesen oder Essen<br />
während der Fahrt ermöglicht.<br />
Spätestens wenn man langsam im Bahnhof<br />
Roma Termini einfährt, zieht einen die<br />
Magie der Stadt in den Bann. Das passende<br />
Ambiente, um voll und ganz in das viel<br />
besungene italienische „bella vita“ einzutauchen,<br />
bieten die luxuriösen Hideaways der<br />
Hotelgruppe Shedir Collection <strong>–</strong> inspiriert<br />
vom Schedir, dem hellsten Stern im Sternbild<br />
Kassiopeia. Wie die Himmelskörper präsentiert<br />
sich jedes der vier Häuser als Unikat,<br />
das italienisches Design hochhält und mit<br />
einer hervorragenden Lage im historischen<br />
Zentrum punktet. Geschäftsführer Claudio<br />
Ceccherelli beschreibt die Philosophie so:<br />
„Jedes Hotel der Shedir Collection ist auf seine<br />
Weise einzigartig, verfolgt wird aber ein<br />
gemeinsames Ziel: den Gästen mit außergewöhnlichem<br />
Service und höchster Aufmerksamkeit<br />
das Gefühl zu geben, zu Hause<br />
zu sein.“ Nahtlos fügt sich hier das 2022<br />
eröffnete Meisterwerk „Umiltà 36“ ein. Es<br />
zeichnet sich durch seine pulsierende Atmosphäre<br />
sowie einen noblen, eklektischen<br />
Retrostil aus und ist das optimale Domizil für<br />
aufgeschlossene Weltenbummler, Geschäftsleute<br />
und Unternehmer. Das Boutiquehotel<br />
mit seinen 47 Zimmern ist in einem historischen<br />
Gebäude untergebracht, das aufwendig<br />
saniert wurde, bevor es seine Pforten<br />
W<br />
Roms größtes Amphitheater,<br />
das Kolosseum, wurde 80 n.<br />
Chr. feierlich eröffnet<br />
R<br />
Mit dem ÖBB-Nightjet reist<br />
man komfortabel und<br />
umweltfreundlich direkt von<br />
Wien nach Rom<br />
öffnete. Von hier aus sind viele bedeutende<br />
Sehenswürdigkeiten, wie das Kolosseum,<br />
unkompliziert zu Fuß zu erreichen. Dieses<br />
Monument gilt als das größte römische<br />
Amphitheater, mit einer ellipsenförmigen<br />
Struktur von 188 Metern Länge, einer<br />
Breite von 156 Metern und einer Höhe von<br />
57 Metern. Es wurde nach dreijähriger Bauzeit<br />
80 nach Christus fertiggestellt und mit<br />
einem Fest, das 100 Tage andauerte, gebührend<br />
eingeweiht. Noch heute beeindruckt es<br />
durch seine Größe und Schönheit, weshalb<br />
es seit 2007 zu den „sieben neuen Weltwundern“<br />
zählt. Nur ein paar Gehminuten<br />
entfernt, in einer Senke zwischen den drei<br />
196
W<br />
Im Hotel „Vilòn“ weht<br />
ein angenehm frischer<br />
Wind: Auffällige Farben,<br />
zeitgenössische Kunst,<br />
Stoffe mit markanten<br />
Mustern und bemalte<br />
Wände veredeln das<br />
Ambiente<br />
Fotos: Hotel Umiltà 36 / Shedir Collection, ÖBB, Shutterstock, Hotel Vilòn / Shedir Collection<br />
R<br />
Der charmante<br />
Außenbereich des<br />
„Vilòn“ kombiniert<br />
urbanes Flair mit<br />
einer stilvollen<br />
Boheme-Atmosphäre<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
197
W<br />
Prächtige Gänge und<br />
Treppen verbinden die drei<br />
Etagen des „Palazzo Vilòn“<br />
k<br />
Authentizität war das<br />
Schlüsselwort bei der<br />
Restaurierung dieses<br />
Schmuckstücks. Seit <strong>2023</strong><br />
kann der „Palazzo Vilòn“<br />
als ganze Residenz gebucht<br />
werden. Startpreis:<br />
25.000 Euro pro Nacht,<br />
je nach Saison<br />
kk<br />
Der Fußboden setzt sich<br />
aus Carrara-, Bardiglio-,<br />
Marquina-, gelbem<br />
Siena- und mediceischem<br />
Breccia-Marmor zusammen<br />
198 AUTUMN <strong>2023</strong>
TRAVEL<br />
Stadthügeln Kapitol, Palatin und Esquilin,<br />
versteckt sich das Forum Romanum. Die<br />
spektakulären Ruinen zeugen vom ehemaligen<br />
Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen,<br />
kulturellen und religiösen Lebens<br />
der Stadt und sind wirklich sehenswert. Auf<br />
dem Rückweg sollte man unbedingt noch<br />
einen Abstecher auf den Hügel des Kapitols<br />
unternehmen. Schon von der Weite ist das<br />
Vittoriano an der Piazza di Venezia nicht zu<br />
übersehen, rechts davon führt ein eindrucksvoller<br />
Weg hinauf über die Cordonata, eine<br />
von Michelangelo im 16. Jahrhundert geplanten<br />
Rampe. Der Ausblick entschädigt für den<br />
Aufstieg, versprochen!<br />
Das zweite Refugium der Shedir Collection,<br />
das „Maalot“, zeigt sich fast ebenso<br />
majestätisch und befindet sich im ehemaligen<br />
Wohnhaus des italienischen Komponisten<br />
Gaetano Donizetti, der Anfang des<br />
19. Jahrhunderts zusammen mit Gioacchino<br />
Rossini und Vincenzo Bellini zu den<br />
bedeutendsten Meistern der sogenannten<br />
Belcanto-Oper zählte. Das hauseigene Restaurant<br />
„Don Pasquale“ wurde nach einem<br />
seiner berühmtesten Werke benannt und<br />
ist ein ausgezeichneter Rückzugsort, um die<br />
köstlichen Gerichte von Küchenchef Domenico<br />
Boschi, der in Rom geboren und aufgewachsen<br />
ist, in vollen Zügen zu genießen.<br />
Die Kreationen sind als eine kulinarische<br />
Hommage an seine Heimat zu verstehen<br />
und überzeugen als Potpourri zeitgemäßer<br />
Interpretationen römischer Rezepte. Bei den<br />
Zimmern und Suiten werden Design und<br />
Mode in den Fokus gerückt, zwei Dinge, die<br />
in Italien untrennbar zusammengehören.<br />
Auch nicht entgehen lassen sollte man sich<br />
das Eis des benachbarten Salons „Il maestro<br />
del gelato“ <strong>–</strong> es ist wohl eines der besten der<br />
Stadt. Nur einen Steinwurf entfernt thront<br />
der Trevi-Brunnen, der in den Jahren 1732<br />
bis 1762 vom Architekten Nicola Salvi für<br />
Papst Clemens XII. konzipiert wurde und als<br />
Glanzstück des Barocks gilt. Mythen ranken<br />
sich seit jeher um das Bauwerk, zum Beispiel<br />
besagt ein Volksglaube, dass es Glück bringe,<br />
Münzen über die Schulter in den Brunnen zu<br />
werfen. Eine Münze führe zu einer sicheren<br />
Rückkehr nach Rom, zwei Münzen dazu,<br />
dass man sich in einen Römer oder eine<br />
Römerin verliebe, drei Münzen münden<br />
sogar in einer Heirat mit der entsprechenden<br />
Person. Durchschnittlich landen auf diese<br />
Weise 4.000 Euro täglich im Wasser, was in<br />
etwa einer Summe von 1,5 Millionen Euro<br />
im Jahr entspricht. Früher war das Geld Allgemeingut,<br />
trotzdem haben es die Verantwortlichen<br />
nie gern gesehen, wenn man sich<br />
daran bediente. Erst 2001 hat man offiziell<br />
beschlossen, dass die Münzen der Stadt<br />
gehören, derselbe Beschluss legt auch fest,<br />
dass es der römischen Caritas für wohltätige<br />
Zwecke gespendet werden muss.<br />
Wunderschön gelegen, nur wenige Meter<br />
vom Ufer des Tibers, von der Spanischen<br />
Treppe, dem Pantheon und der Vatikanstadt<br />
entfernt, in einer ruhigen, typisch italienischen<br />
Gasse mit Kopfsteinpflaster, ruht<br />
der verborgene Star der Shedir Collection:<br />
das „Vilòn“. In dem intimen Haus mit nur<br />
17 Zimmern und Suiten wird nichts dem<br />
Zufall überlassen, jedes Detail zeugt von<br />
Wertschätzung und umarmt den Gast mit<br />
einer warmen, ehrlichen und behaglichen<br />
Atmosphäre. Das startet schon elitär mit der<br />
Glocke, die geläutet werden muss, um dieses<br />
kleine Juwel betreten zu können, gefolgt<br />
von einem herzlichen Lächeln des diskreten<br />
Personals. Im Inneren prägen auffällige<br />
Farben, zeitgenössische Kunst und Säulen<br />
im Rokoko-Stil das Ambiente. Das Wohlfühlkonzept<br />
zieht sich wie ein roter Faden auch<br />
durch die großzügigen Zimmer des „Vilòn“,<br />
die Terrassen ermöglichen sogar einen Blick<br />
auf die versteckten Gärten des ehemaligen<br />
Palazzo Borghese, des Palasts der nobelsten<br />
und einflussreichsten Aristokratenfamilie<br />
Roms. Und exakt dort kann man seit Anfang<br />
des Jahres in die Noblesse vergangener Tage<br />
eintauchen. Im „Palazzo Vilòn“ reiht sich<br />
ein Superlativ an den nächsten, er kann mit<br />
seinen über 1.000 Quadratmetern Wohnfläche<br />
auf drei Etagen als komplette Residenz<br />
gebucht werden. Die hauseigene Küche wird<br />
vom weltweit bekannten Chefkoch Gabriele<br />
Muro bedient, zudem wartet das Schmuckstück<br />
mit vier exklusiven Suiten, einem Pool<br />
und Wellnessbereich sowie einem Butler auf,<br />
damit kein Wunsch unerfüllt bleibt. Eine<br />
monumentale Marmortreppe führt die Gäste<br />
in eine Welt der Opulenz, zudem ziehen<br />
einen atemberaubende, mit Fresken bemalte<br />
Decken und Wände aus dem Jahr 1600, zahlreiche<br />
Bibliotheken, Salons und ein Ballsaal<br />
in den Bann. Hier lassen sich unvergessliche<br />
Feste mit der nötigen Privatsphäre zelebrieren.<br />
So wie die Stadt Rom selbst hebt sich<br />
auch jedes der luxuriösen Boutiquehotels<br />
der Shedir Collection vom Einheitsbrei ab.<br />
Trotzdem ist irgendwann der Zeitpunkt<br />
der Heimreise gekommen. Wehmütig<br />
packt man seine Sachen, lässt prächtige<br />
Palazzi, Kopfsteinpflaster, an das man sich<br />
gewöhnt hat, antike Säulen, Barockbrunnen<br />
und modische Italiener hinter sich, steigt<br />
wieder in den Nachtzug Richtung Wien und<br />
realisiert, während die Sonne langsam hinter<br />
dem Horizont verschwindet, um wie viele<br />
unbezahlbare Eindrücke man reicher ist <strong>–</strong><br />
Übergepäck, das man gerne schleppt! p<br />
Fotos: Mattia Aquila / Palazzo Vilòn / Shedir Collection<br />
k<br />
Mehrere Salons<br />
schmücken den<br />
„Palazzo Vilòn“.<br />
Beeindruckende, mit<br />
Fresken bemalte<br />
Decken und kostbare<br />
Gemälde an den<br />
Wänden ziehen einen<br />
sofort in den Bann<br />
kk<br />
Die Opulenz des<br />
Speisezimmers kommt<br />
bei gedeckter Tafel<br />
und im Kerzenschein<br />
erst so richtig zur<br />
Geltung<br />
199
IMPERIUM DER<br />
PÄPSTE<br />
Der Vatikan bietet Stoff für Legenden und Mythen, für dunkle Gerüchte und<br />
Verschwörungstheorien, er beflügelt die Fantasie der Menschen seit Jahrhunderten.<br />
„A Private Visit to a Secret World“, ein spektakulärer Bildband, gewährt nun tiefe<br />
Einblicke in diese so geheimnisvolle Welt<br />
Von Elisabeth Muth<br />
Fotos: © Sergey Nezhinkiy / Alamy Stock, Abaca Press / Alamy Stock, Eric Vandeville<br />
200
COFFEE TABLE BOOK<br />
Briefmarke mit der päpstlichen<br />
Schweizergarde und Trommlern,<br />
produziert von der Schweiz, 2005<br />
h<br />
h<br />
300.000<br />
Menschen<br />
versammelten<br />
sich auf dem<br />
Petersplatz zur<br />
Amtseinführung<br />
von Papst<br />
Johannes Paul I.<br />
am 3. September<br />
1978<br />
OO<br />
Die Kardinäle legen<br />
in der Sixtinischen<br />
Kapelle einen<br />
Schweigeeid ab, bevor<br />
das Konklave zur Wahl<br />
des nächsten Papstes<br />
beginnt<br />
O<br />
Ein Schweizergardist<br />
im Dienst im<br />
Apostolischen Palast<br />
Der „kleinste Staat der Welt“ ist nicht größer als circa 62 Fußballfelder<br />
und liegt in der italienischen Hauptstadt Rom. Seit jeher fasziniert<br />
dieser komplexe Stadtstaat mit seiner fast 2.000 Jahre langen<br />
Geschichte, seiner Spiritualität, seinen Skandalen und seinen Rätseln.<br />
Als Zentrum der katholischen Kirche ist er eine der ältesten Institutionen<br />
der Welt. Vatikanstadt beherbergt neben der Wohnung des<br />
Papstes unter anderem eine der bedeutendsten Kunstsammlungen<br />
und das berühmte vatikanische Archiv. 1929 unterzeichneten Papst<br />
Pius XI. und der italienische Staatschef Benito Mussolini die sogenannten<br />
Lateranverträge, die Vatikanstadt zu einem unabhängigen<br />
Staat erklärten, Staatsoberhaupt ist der jeweils regierende Papst. Die<br />
große Verführungskraft hat auch die Filmwelt inspiriert, von Federico<br />
Fellinis „Roma“ über Francis Ford Coppolas „Der Pate III“ bis zu Paolo<br />
Sorrentinos „The New Pope“.<br />
Aber was ist der wahre Vatikan? Der handgefertigte Bildband der<br />
„Ultimate Collection“ von Assouline ist mit Archivbildern und noch nie<br />
gesehenen Fotografien illustriert und enthält aufschlussreiche Texte<br />
der Journalistin Caroline Pigozzi, einer Spezialistin für die Geschichte<br />
des Vatikans, und des Historikers Giovanni Maria Vian, ehemaliger<br />
Chefredakteur der renommierten Zeitung „L’Osservatore Romano“,<br />
die den verborgenen Geschichten nachspüren, die sich in den labyrinthischen<br />
Gängen abgespielt haben.<br />
Caroline Pigozzi ist eine französische Schriftstellerin, Journalistin<br />
und Chefreporterin von „Paris Match“, Vatikanologin und Preisträgerin<br />
des Prix de la Fondation Mumm für die Printpresse sowie Trägerin<br />
der Médaille de Vermeil der Académie française. Giovanni Maria Vian<br />
ist ordentlicher Professor für patristische Philologie an der Universität<br />
La Sapienza in Rom und Mitglied des Päpstlichen Komitees für<br />
Geschichtswissenschaften. Als angesehener Gelehrter, Historiker und<br />
Journalist hat Vian zahlreiche Artikel und Essays über die christliche<br />
Geschichte und das gegenwärtige Papsttum veröffentlicht. Lassen Sie<br />
sich mit diesem wunderbaren Band in eine beeindruckende wie auch<br />
geheimnisvolle Welt entführen.<br />
assouline.com<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
201
Blick in die Sala Regia, einen Vorraum zwischen der<br />
Sixtinischen und der Paulinischen Kapelle, der in den<br />
späten 1500er-Jahren von verschiedenen Künstlern<br />
mit Fresken verziert wurde<br />
Fotos: © Eric Vandeville, Philippe Le Tellier / Getty, DEA / E. Lessing / De Agostini / Getty, Bernhard Moosbrugger / Gamma-Raplo / Getty Images<br />
202
COFFEE TABLE BOOK<br />
Alliierte Truppen auf dem<br />
Petersplatz während des<br />
Zweiten Weltkriegs<br />
Nonnen lesen die Zeitungsmeldung über den Tod von<br />
Papst Pius XII., in „Paris Match“, Oktober 1958<br />
x<br />
Jacques-Louis David,<br />
„Le Sacre de Napoléon“ (Detail), 1806/07, Öl auf<br />
Leinwand, Museum Louvre, Paris<br />
Versammlung der Bischöfe auf dem Petersplatz<br />
während des Zweiten Vatikanischen Konzils, um 1962<br />
„Der kleinste<br />
Staat<br />
der Welt<br />
wird nur von<br />
Männern<br />
regiert“<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
203
COFFEE TABLE BOOK<br />
hhh<br />
Das kosmopolitische College der Kardinäle bestand zum größten<br />
Teil aus italienischen Prälaten<br />
hh<br />
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte des Petersdoms am<br />
8. Dezember 2015 und leitet damit das Jubiläumsjahr der<br />
Barmherzigkeit ein<br />
h<br />
Drei Prälaten in der Zweiten Loggia des Apostolischen Palasts,<br />
ungefähr 2011: im Vordergrund Kardinal Jean-Louis Tauran (links)<br />
und Kardinal Walter Brandmüller, im Hintergrund Erzbischof<br />
Angelo Becciu, stellvertretender Staatssekretär<br />
„Vatican <strong>–</strong> A Private<br />
Visit to a Secret<br />
World“ ist erschienen<br />
im Assouline Verlag<br />
Foto: © Courtesy of Assouline<br />
204<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
TRAVEL<br />
ZEITLOSE<br />
ELEGANZ<br />
Foto: Marc Anthony Fox<br />
206 AUTUMN <strong>2023</strong>
Sieben herrschaftliche Anwesen und sieben glorreiche<br />
Geschichten auf einer Reise durch die Jahrhunderte:<br />
AURUM <strong>999</strong>,9 hat elitäre Prachthotels kuratiert, wo<br />
die Zeit fast stillzustehen scheint und sich auf<br />
faszinierende Weise der Glanz von einst mit dem<br />
Luxus der Moderne vereint<br />
Von Elisabeth Muth<br />
Die Küste von<br />
Montenegro ist immer<br />
einen Besuch wert,<br />
wie hier auf Mamula<br />
Island vor dem Hafen<br />
von Kotor<br />
207
TRAVEL<br />
LASTAVICA, MONTENEGRO<br />
Reif für die Insel<br />
MAMULA ISLAND<br />
Fotos: Mark Anthony Fox<br />
208<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
Die fast spartanisch anmutenden Suiten<br />
bieten jeden erdenklichen Luxus<br />
h<br />
Die gesamte Bausubstanz wurde<br />
behutsam renoviert und ins Jetzt<br />
transferiert<br />
x<br />
Die einzigartige Architektur<br />
verspricht bleibende Erinnerungen<br />
Strategisch perfekt am Eingang der Bucht von Kotor gelegen, präsentiert<br />
sich die kleine Insel Lastavica mit einem Fort, das während der<br />
österreichischen Herrschaft von Admiral Lazar von Mamula 1853 zur<br />
Verteidigung errichtet wurde. Es ging jedoch niemals in Betrieb und<br />
durchlebte während des Zweiten Weltkrieges ein dunkles Kapitel,<br />
wurde es doch vom faschistischen Italien unter Benito Mussolini als<br />
Gefängnis benutzt. Danach verschlechterte sich der bauliche Zustand<br />
des Forts zusehends. Erst Jahre später wurde das Gebäude mit Passion<br />
von der Orascom Development Holding zu neuem Leben erweckt mit<br />
dem Ziel, eine Oase der Ruhe und friedvollen Entspannung zu schaffen.<br />
Aus Respekt vor der Geschichte hat man eine Gedenkstätte<br />
errichtet und in die Revitalisierung integriert. Seither begeistern<br />
32 edle Zimmer und Suiten, drei Restaurants, vier Bars, ein Spa, drei<br />
Pools, Sonnenterrasse und Strand Ruhesuchende aus aller Herren<br />
Länder. Der aus Polen stammende Designer Piotr Wisniewski von<br />
weStudio Berlin ließ den einzigartigen Charakter des Forts bestehen<br />
und durch sein Interieur-Design mit ausgewählten Materialien und<br />
Farben, lokalem Handwerk und kultureller Authentizität neu aufleben.<br />
Die architektonische Einzigartigkeit und die Vielfalt der umliegenden<br />
Natur lassen einen zur Ruhe kommen. Die Bucht von Kotor<br />
eignet sich für Erholungssuchende und Aktivurlaubende gleichermaßen<br />
und ist Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge in die Umgebung.<br />
mamulaisland.com<br />
209
h<br />
Der einzigartige Blick von der Klippe auf das Meer<br />
verspricht Erholung pur in wunderbarer Stille<br />
v<br />
Die Terrasse lädt zu jeder Tageszeit zum<br />
entspannten Verweilen ein: egal ob mit einem<br />
spannenden Buch oder einem Plausch mit Freunden<br />
Fotos: Monastero Santa Rosa, Bruno Bruchi<br />
210
TRAVEL<br />
AMALFIKÜSTE, ITALIEN<br />
Fünf-Sterne-Luxus<br />
im historischen<br />
Kloster<br />
MONASTERO SANTA ROSA<br />
In majestätischer Einsamkeit thront das „Monastero Santa Rosa“ auf<br />
einer Klippe der Amalfiküste und lässt uns seine Geschichte hautnah<br />
erleben. Ursprünglich im späten 17. Jahrhundert erbaut, wurde das<br />
Kloster vor allem durch die Mittel und den Ehrgeiz von Schwester<br />
Rosa Pandolfi, einer Nachfahrin der Adelsfamilie Pontone di Scala,<br />
zum Leben erweckt. Sie finanzierte den Ausbau für die „heiligen<br />
Jungfrauen“, 1681 wurde es der glorreichen heiligen Rosa von Lima<br />
geweiht. Die Schwestern waren für ihre Backkünste bekannt, vor<br />
allem für die himmlischen „Sfogliatelle“, ein muschelförmig gefülltes<br />
Gebäck. Zu Ehren der Schwestern kredenzt es die heutige Besitzerin,<br />
Bianca Sharma, ihren Gästen. Denn im ehemaligen Kloster befindet<br />
sich mittlerweile ein charmantes Luxus-Boutiquehotel, das fast<br />
schwebend mit Blick auf den Golf von Salerno, umrahmt von<br />
wunderschönen Terrassengärten, seine majestätische Schönheit<br />
bewahrt hat. 20 Suiten und ein Restaurant, das mit den besten<br />
Gerichten der mediterranen gastronomischen Tradition überzeugt,<br />
laden Gäste zum entspannten Verweilen mit geschichtlichem Flair<br />
ein. Das 1924 in ein Hotel transformierte Gebäude wurde unter<br />
Wahrung der ursprünglichen historischen Elemente behutsam restauriert,<br />
und das sieht man. Jede der Suiten bietet einen spektakulären<br />
Blick auf das Meer, und die antiken Möbel ergänzen sich mit allen<br />
modernen Annehmlichkeiten eines Fünf-Sterne-Hauses perfekt. Ein<br />
Infinity-Pool auf den Klippen, bezaubernde Gärten und ein großartiges<br />
Spa runden das Angebot ab. In jedem Winkel kann man die<br />
historische Atmosphäre spüren und auf sich wirken lassen.<br />
monasterosantarosa.com<br />
Die kleine Kirche wurde generalrestauriert<br />
und ist spiritueller Rückzugsort<br />
k<br />
Im hauseigenen Restaurant werden ganz<br />
wunderbare landestypische Gerichte<br />
kredenzt<br />
AUTUMN <strong>2023</strong><br />
211
TRAVEL<br />
SEVILLA, SPANIEN<br />
Opulenz mit königlichem Service<br />
HOTEL ALFONSO XIII, A LUXURY COLLECTION, SEVILLE<br />
Fotos: Hotel Alfonso XIII, a Luxury Collection Hotel, Seville<br />
212<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
Das charmante Hotel hat eine<br />
beeindruckende Architektur<br />
h<br />
Die im maurischen Stil gehaltene<br />
Lobby ist ein Stück beeindruckende<br />
Geschichte<br />
x<br />
Im wunderbaren Innenhof versteckt<br />
sich das hoteleigene Restaurant<br />
Prachtvoll und königlich zeigt sich das „Hotel Alfonso XIII, a Luxury<br />
Collection“ in der andalusischen Hauptstadt Sevilla, das 1916 bis 1928<br />
auf Anweisung des Königs errichtet wurde, um für die Ibero-Amerikanische<br />
Ausstellung von 1929 eine luxuriöse Logiermöglichkeit zu<br />
bieten. Es befindet sich direkt neben dem Königspalast „Alcázar“ und<br />
besticht mit Bögen im arabischen Stil, Keramikfliesen und einem<br />
Reichtum an Verzierungen. Eingeweiht wurde es am 28. April von<br />
König Alfonso XIII persönlich, 1991 wurde es renoviert, um für die<br />
Weltausstellung 1992 in frischem Glanz zu erstrahlen. Internationale<br />
Persönlichkeiten wie Fürst Rainier und Fürstin Gracia Patricia von<br />
Monaco, Prinz Charles und Lady Diana, Ernest Hemingway, Audrey<br />
Hepburn, Plácido Domingo, Brad Pitt und Shakira waren hier zu Gast<br />
und schätzten die luxuriöse Atmosphäre und die einzigartige Ausstrahlung.<br />
126 Zimmer und 22 prächtige Suiten spiegeln die<br />
Geschichte und den Charme der Stadt wider, sind im maurischen<br />
oder andalusischen Stil dekoriert und mit allem erdenklichen Luxus<br />
und Komfort ausgestattet. Deshalb begeistern Suiten wie die „Reales<br />
Alcázares“ mit ihrem einzigartigen Blick auf die Stadt oder die „Royal“<br />
mit Kunstwerken von unschätzbarem Wert nach wie vor Gäste aus<br />
aller Welt. Der Aufenthalt in diesem schönen Haus ist ein echtes<br />
Erlebnis und voll von außergewöhnlichem, geschichtlichem Flair!<br />
mariott.com<br />
213
TRAVEL<br />
HANOI, VIETNAM<br />
Ein Jahrhundert<br />
voller Geschichten<br />
SOFITEL LEGEND METROPOLE HANOI<br />
Hanoi, dessen Name „Stadt innerhalb der Flüsse bedeutet“, wurde<br />
bereits 1010 gegründet und 1889 zum Verwaltungssitz Französisch-<br />
Indochinas, woraufhin die Kolonialherren ihr geliebtes Frankreich<br />
nachbauen ließen. Im Herzen des Old Quarter gelegen, befindet sich<br />
seit 1901 das „Metropole Hanoi“, das Gäste auf höchstem Niveau<br />
beherbergt. Der damalige Bildungsbeauftragte Gustave-Émile<br />
Dumoutier eröffnete gemeinsam mit seinem Geschäftspartner André<br />
Ducamp das geschichtsträchtige Haus mit französischer Eleganz und<br />
asiatischen Stilelementen. Nordvietnam war damals mit seiner<br />
Halong-Bucht eine Traumdestination für betuchte Reisende aus aller<br />
Welt, unter anderem auch für William Somerset Maugham, Jeffrey<br />
Amherst, Charlie Chaplin und Graham Green, der bei Ausbruch des<br />
Vietnamkrieges als Kriegsreporter arbeitete. 1968 errichtete man im<br />
Innenhof einen Schutzbunker, in dem auch die US-amerikanische<br />
Folk-Sängerin und Bürgerrechtlerin Joan Baez die Bombenangriffe<br />
der Amerikaner überdauerte. 2009 wurde das Hotel von der Sofitel-<br />
Hotelgruppe als erstes Mitglied ihrer „Legend-Collection“ ausgewählt<br />
und mit fünf Sternen ausgezeichnet. Das imposante Haus besticht<br />
mit authentisch prächtigem Flair, bewahren doch die Zimmer und<br />
Suiten bis heute den eleganten französischen Stil. Im Gegensatz dazu<br />
werden im Restaurant „Spices Garden“ köstliche vietnamesische<br />
Spezialitäten serviert. Ein legendäres Anwesen, das seine Gäste in die<br />
Opulenz einer vergangenen Epoche entführt.<br />
sofitel-legend-metropole-hanoi.com<br />
h<br />
Sehen und gesehen werden ist das Motto auf der<br />
großartigen Terrasse<br />
Die „Grand Prestige“-Suite besticht mit luxuriösem<br />
Charme im Kolonialstil<br />
x<br />
Fotos: Sofitel Legend Metropole Hanoi<br />
214 AUTUMN <strong>2023</strong>
TRAVEL<br />
LLANDUDNO, NORDWALES,GROSSBRITANNIEN<br />
Historische<br />
Gartenlandschaften<br />
erkunden<br />
BODYSGALLEN HALL AND SPA<br />
Fotos: Bodysgallen Hall<br />
216<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
h<br />
In der hauseigenen Bibliothek finden sich auch Bücher über die<br />
Geschichte des Anwesens<br />
v<br />
Das ehemalige Turmhaus fügt sich perfekt in die wunderbare<br />
Landschaft und in die spektakuläre Parkanlage ein, die als die<br />
schönste in Wales bezeichnet wird<br />
„Bodysgallen Hall“ ist ein denkmalgeschütztes Herrenhaus in der<br />
Grafschaft Conwy, Nordwales, das größtenteils aus dem 17. Jahrhundert<br />
stammt. Es wurde im Mittelalter als Turmhaus der nahegelegenen<br />
Burg „Conwy Castle“ errichtet. Die berühmte Festung diente als<br />
Verteidigungsanlage, um die wilden Bergregionen von Snowdonia zu<br />
beherrschen. Der Überlieferung nach war „Bodysgallen“ im fünften<br />
Jahrhundert nach Christus das Zuhause von Cadwallon Lawhir, dem<br />
König von Gwynedd, der weitreichende Taten bis nach Northumberland<br />
vollbrachte. Die Ruinen der Residenz von Cadwallon Lawhir<br />
befinden sich auf einer bewaldeten Anhöhe oberhalb der jetzigen<br />
„Bodysgallen Hall“. Heute betreten die Gäste den ältesten Teil des<br />
Hauses über die Haupthalle, in der sich der wunderschöne Kamin mit<br />
den Familienwappen der Mostyns, Wynns und Vaughans befindet.<br />
Die Gärten werden als die spektakulärsten in Wales bezeichnet, die<br />
220 Hektar große Parklandschaft mit Buchsbaumhecken aus dem<br />
17. Jahrhundert, einem Steingarten mit Wasserfall und einem<br />
ummauerten Rosengarten sowie mehreren Laubengängen verführt<br />
zu langen gemütlichen Streifzügen. Die luxuriösen 14 Zimmer bieten<br />
alle einen bezaubernden Blick auf ebendiese Pracht, im stilvollen<br />
Dining-Room genießt man großartige britische Küche, und in der<br />
Bibliothek den traditionellen walisischen Nachmittagstee. Entspannung<br />
findet man, neben den Gartentouren, im hauseigenen Fitnesscenter<br />
mit Indoor-Pool und im Spa-Bereich, der nur einen kurzen<br />
Fußweg vom Hotel entfernt liegt.<br />
bodysgallen.com<br />
217
W<br />
Aus weißem Marmor<br />
errichtet, repräsentiert<br />
der Palast den Reichtum<br />
und die Macht vergangener<br />
Generationen<br />
O<br />
Der ehemalige<br />
Sommerpalast liegt<br />
malerisch in der Mitte<br />
des Pichhola-Sees<br />
Fotos: Taj Lake Palace, Udaipur, Rajasthan, India<br />
218<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
TRAVEL<br />
UDAIPUR, INDIEN<br />
Auf den Spuren<br />
der Maharadschas<br />
TAJ LAKE PALACE<br />
Der außergewöhnliche Seepalast „Taj Lake Palace“, früher „Jan Niwas“<br />
genannt, wurde zwischen 1743 und 1746 unter der Leitung des Maharana<br />
Jagat Singh II. als Sommerpalast errichtet und in die Mitte des<br />
Pichhola-Sees gesetzt. Der Palast wurde mit verschwenderischer<br />
Pracht ausgestattet, die Außenfront ist überwiegend aus weißem<br />
Marmor gefertigt, das gesamte Design zeugt von dem luxuriösen<br />
Lebensstil der damaligen Herrscher. Während des Sepoyaufstands im<br />
Jahr 1857 flohen mehrere europäische Familien auf die Insel und<br />
erhielten Asyl von Maharana Swaroop Singh. In der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts forderten Zeit und Wetter ihren Tribut von den<br />
außergewöhnlichen Wasserpalästen, und der „Jan Niwas“ verfiel. Der<br />
damalige Herrscher, Bhagwat Singh, beschloss daraufhin, den Palast<br />
in das erste Luxushotel Udaipurs umzubauen (1961 bis 1969). Das derzeitige<br />
Oberhaupt der Mewar-Dynastie führte das „Lake Palace Hotel“,<br />
als es seine Fünf-Sterne-Bewertung erhielt. Im Jahr 1971 übernahm<br />
die Hotelkette „Taj Hotel Resorts and Palaces“ die Leitung und erweiterte<br />
auf 65 weitere einzigartige und luxuriöse Zimmer und 18 großartige<br />
Suiten. Der spektakuläre Palast ist in seiner ursprünglichen<br />
Pracht wiederhergestellt worden und erlangte Weltruhm, als Teile des<br />
James-Bond-Films „Octopussy“ vor Ort gedreht wurden. Seine unvergleichliche<br />
Lage, die eleganten Restaurants und der großartige „Jiva<br />
Spa“ spiegeln den sagenhaften Lebensstil und das Savoir-vivre der<br />
indischen Könige wider. Die „königlichen Butler“ in diesem Luxus-<br />
Palast sind Nachkommen der ursprünglichen Palastbediensteten und<br />
lesen den Besuchern jeden Wunsch von den Augen ab.<br />
tajhotels.com<br />
k<br />
Luxus auf höchstem<br />
Niveau erleben Gäste in<br />
der „Grand Royal“-Suite,<br />
sie bekommen einen<br />
Eindruck davon, wie die<br />
Maharadschas damals<br />
gelebt haben<br />
219
h<br />
Das prachtvolle Anwesen liegt auf dem höchsten Punkt<br />
von Long Island und verzaubert damals wie heute<br />
v<br />
Selbstverständlich verfügt die Residenz über eine<br />
adäquate Bibliothek, in die man sich auch nur für<br />
einen Drink nach dem Dinner zurückziehen kann<br />
Fotos: Stefen Turner, Brett Matthews, Elliot Kaufmann, , Philipp Enis<br />
220
TRAVEL<br />
HUNTINGTON, NEW YORK, USA<br />
Ein historisches<br />
Herrenhaus in<br />
Privatbesitz<br />
OHEKA CASTLE HOTEL & ESTATE<br />
Vor einem Jahrhundert erbaute der Finanzier und Philanthrop Otto<br />
Hermann Kahn das „Oheka Castle“ inmitten eines 443 Hektar großen<br />
Grundstücks auf dem höchsten Punkt von Long Island in Cold Spring<br />
Harbor, 158 Millionen Dollar in heutiger Währung investierte er in<br />
den Prachtbau. Zum damaligen Zeitpunkt war es die zweitgrößte<br />
Privatresidenz, die in Amerika je konzipiert wurde. Er nutzte das<br />
109.000 Quadratmeter große Anwesen mit 127 Zimmern als<br />
Sommerhaus, in dem er ausgelassene Feste feierte und Könige,<br />
Staatsoberhäupter und Hollywood-Stars empfing. Nach seinem Tod<br />
1934 wechselte das Anwesen mehrmals den Besitzer, bis 1984 der<br />
Bauunternehmer Gary Melius Schloss und Garten erwarb und damit<br />
anfing, alles authentisch wiederherzustellen. So wurden zum Beispiel<br />
mehr als 222 Fenster und Türen durch maßgefertigte Nachbildungen<br />
ersetzt. Er zog Spezialisten hinzu, die nach Originalvorlagen mit<br />
Originalmaterialien restaurierten. 40 Millionen Dollar später war das<br />
„Oheka Castle Hotel & Estate“ auf der Liste des National Register of<br />
Historic Places und diente unter anderem als Kulisse für viele großartige<br />
Filme wie „Citizen Kane“ von Orson Welles, „Xanadu“ und<br />
noch viele mehr. Alle 34 luxuriös gestalteten Gästezimmer und<br />
Suiten sind individuell eingerichtet, was das Haus zu einem der<br />
schönsten Hotels in New York macht. Das Refugium strahlt den<br />
Luxus der alten Welt aus und bietet einen überaus charmanten<br />
Rahmen für exklusive sowie extravagante Veranstaltungen aller Art.<br />
oheka.com<br />
k<br />
In der „Fairbanks“-Suite wird das<br />
Dinner auch in den eigenen Living-Room<br />
serviert, wird doch im ganzen Haus die<br />
Privatsphäre der Gäste hochgehalten<br />
AUTUMN <strong>2023</strong> 221
Das Interiordesign spiegelt den<br />
Geschmack des Ausnahmedesigners<br />
faszinierend wider<br />
h<br />
Die Symbiose aus verschiedenen<br />
Stilen macht das ikonische<br />
Boutiquehotel so interessant<br />
j<br />
Der portugiesische Barockstil wird<br />
luxuriös in Szene gesetzt<br />
jj<br />
Sein Markenzeichen, die ikonische<br />
Farbe Rot, findet sich in allen<br />
Räumlichkeiten<br />
v<br />
Das Kleinod „Vermelho“ ist außen<br />
und innen ein perfekt gestyltes<br />
Kunstwerk<br />
Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: Marugal<br />
222<br />
AUTUMN <strong>2023</strong>
TRAVEL | WITH THE STARS<br />
Die Kreationen der Schuhlegende<br />
Christian Louboutin stehen für<br />
authentischen Luxus und die Farbe Rot.<br />
Ingredienzien, mit denen der Designer<br />
jetzt, in einem verträumten Ort in<br />
Portugal, auch sein erstes Fünf-Sterne-<br />
Boutiquehotel eröffnet<br />
ICONIC<br />
RED<br />
Zweifellos, seine nagellackroten Schuhsohlen haben die Modewelt auf<br />
den Kopf gestellt und sind zum Must-have jeder Fashionista avanciert.<br />
Das Design-Genie dahinter: natürlich Christian Louboutin <strong>–</strong> und wer<br />
ihn kennt, weiß, er ist ein Mann mit vielen Freunden. Deshalb hat er<br />
es sich auch zur Lebensaufgabe gemacht, intime Orte auf der ganzen<br />
Welt zu schaffen, um seine Liebsten würdig zu empfangen. Nun wagt<br />
sich der Mastermind an ein neues Abenteuer und eröffnet mit dem<br />
„Vermelho“ sein erstes Hotel. Beim Konzept blieb er wie immer seinen<br />
Prinzipien treu, Gastfreundschaft mit Design und Handwerkskunst zu<br />
kombinieren. Melides, ein kleines, mehr als 500 Jahre altes Dorf, das<br />
verträumt an einer Verlängerung der portugiesischen Küste liegt, ist<br />
nun um dieses zauberhafte Kleinod reicher. Das „Vermelho“, mit seinen<br />
13 luxuriösen Zimmern, fügt sich elegant in den historischen<br />
Dorfkern ein und präsentiert sich als wahres Kunstwerk im portugiesischen<br />
Barockstil, bei dem jedes noch so kleine Detail sorgfältig<br />
durchdacht wurde. So ist die Dekoration eine extravagante Mischung<br />
aus Louboutins persönlichem Geschmack und der Handwerkskunst<br />
aus der ländlichen Umgebung. Wichtig ist ihm stets, eine Wohlfühlatmosphäre<br />
zu kreieren. Er war es auch, der 1991, als er seinen ersten<br />
Shop in Paris eröffnete, kostenlos Kaffee zur Verfügung stellte und<br />
seine Kundinnen in spannende Gespräche verwickelte.<br />
Wie schon damals, darf auch heute eines nicht fehlen: sein<br />
Markenzeichen, die Signalfarbe Rot. Das Hotel präsentiert sich als<br />
Hommage an diese Farbe, heißt sie doch auf Portugiesisch „vermelho“<br />
und zieht sich durch die ganze Gestaltung. Behilflich waren Christian<br />
Louboutin dabei seine Künstler-Freunde, das Resultat ist eine<br />
meisterhafte Symbiose aus verschiedenen Kulturen und Stilen, mit<br />
roten Akzenten. Wenn man so möchte, hat der Ausnahmedesigner<br />
nun einen perfekten Showroom für die Sammlung seiner Möbel und<br />
Kunstwerke, die er im Laufe der Zeit auf seinen Reisen erstanden hat.<br />
Gäste aus aller Welt können sich davon inspirieren lassen, genauso<br />
wie es der Meister schätzt. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja einmal<br />
die Möglichkeit, Monsieur Louboutin selbst vor Ort anzutreffen<br />
<strong>–</strong> ausgeschlossen ist es zumindest nicht.<br />
vermelhohotel.com<br />
223
TRAVEL<br />
New<br />
Places<br />
AURUM <strong>999</strong>,9 ist immer auf der Suche nach brandneuen<br />
Top-Destinationen. Auch in dieser Ausgabe präsentieren wir wieder<br />
einige nationale und internationale Highlights und Hideaways<br />
Bulgari Hotel Tokyo<br />
Italienisches Flair trifft japanische Tradition<br />
Anspruchsvolle Reisende wissen, Bulgari-Hotels glänzen mit zeitgenössischem<br />
Design, Handwerkskunst und Liebe zum Detail. Die<br />
soeben eröffnete Depandance in Tokio wird dieser Vision mit einem<br />
japanischen Twist mehr als gerecht. Sie erstreckt sich vom 40. bis<br />
45. Stockwerk des „Tokyo Midtown Yaesu“-Wolkenkratzers, mit sensationellem<br />
Blick über die Stadt, auf die Gärten des Kaiserpalastes und<br />
sogar bis zum Berg Fuji. Die 98 edlen Zimmer und Suiten trumpfen<br />
mit italienischem Luxus-Design, gepaart mit japanischen Einflüssen<br />
und modernster Technik auf, so wie auch die 400 Quadratmeter große<br />
„Bulgari-Suite“ <strong>–</strong> sie ist sogar eine der größten in ganz Tokio. Selbstredend,<br />
dass auch der umfangreiche Wellness- und Spa-Bereich samt<br />
einem 25-Meter-Indoorpool neue Wohlfühl-Maßstäbe setzt.<br />
bulgarihotels.com<br />
The Ritz-Carlton, Vienna, Symphony Suite<br />
Eine Komposition der Luxusklasse<br />
Musik liegt in der Luft! In der soeben eröffneten, fast hundert Quadratmeter<br />
großen „Symphony Suite“ des Hauses „The Ritz-Carlton,<br />
Vienna“ spürt man die tiefe Verbundenheit Wiens mit berühmten<br />
Künstlern wie Mozart, Beethoven oder Schubert. Die großzügig, als<br />
One-Room angelegte Bleibe verbindet Tradition und Moderne auf<br />
feinfühlige Weise und ist in verschiedene Bereiche gegliedert, die den<br />
Elementen der Sonatenform folgen. Klassik-Liebhaber kommen voll<br />
auf ihre Kosten, sogar Musikstücke, die eigens von den Wiener Symphonikern<br />
komponiert wurden, sind über die Musikanlage exklusiv<br />
verfügbar. Eine Übernachtung in der „Symphony Suite“ des „Ritz-<br />
Carlton, Vienna“ kann also getrost als Erlebnis bezeichnet werden, sie<br />
verzaubert ihre Gäste mit der reichen Geschichte und künstlerischen<br />
Magie der österreichischen Bundeshauptstadt.<br />
Weissenhaus Private Nature Luxury Resort<br />
Oase der Ruhe an der Ostsee<br />
Menschen, die einen ruhigen Rückzugsort suchen, werden sich im<br />
„Weissenhaus Private Nature Luxury Resort“ im deutschen Wangels an<br />
der Ostsee wohlfühlen. Großzügige Suiten, liebevoll gestaltete Zimmer,<br />
Zwei-Sterne-Gastronomie im Restaurant „Courtier“ und das<br />
2.500 Quadratmeter große Luxus-Spa sorgen für Entspannung und<br />
Ruhe. Das Wohnensemble wurde nun um ein in dieser Form an der<br />
Küste einmaliges und luxuriöses Highlight ergänzt: die „Weissenhaus<br />
Signature Villa“. Das Refugium setzt sich aus zwei klassischen Suiten<br />
mit je zwei Schlaf- und Badezimmern sowie zwei Junior-Terrassen-<br />
Suiten mit je einem Badezimmer zusammen. Mit 400 Quadratmeter<br />
Wohnfläche bietet dieses private Hideaway Platz für bis zu zwölf Personen<br />
und fügt sich harmonisch in das ursprüngliche Anwesen ein.<br />
Hier kann man luxuriöse Abgeschiedenheit voll und ganz genießen.<br />
weissenhaus.de<br />
ritzcarlton.com<br />
Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: Bulgari, The Ritz-Carlton, Vienna, Weissenhaus<br />
224 AUTUMN <strong>2023</strong>