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NATURZYT - Das Schweizer Naturmagazin - Ausgabe September 2023

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützen - 4 Ausgaben für nur CHF 29.50

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT.
NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützen - 4 Ausgaben für nur CHF 29.50

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Aus Liebe zur Natur.<br />

Nr. 42 | <strong>September</strong> – November 23 | CHF 7.90<br />

Jedes Abo hilft …<br />

<strong>NATURZYT</strong> abonnieren und mit uns<br />

Naturprojekte unterstützen.<br />

Mehr ab Seite 38<br />

Natur bewahren<br />

Igel mögen<br />

es wild<br />

Natur erleben<br />

Schottlands<br />

sanfter Süden<br />

Natur erfahren<br />

Genie im Federkleid<br />

Natur erfahren<br />

Wallwurz –<br />

Knochenheiler<br />

Natur bewahren<br />

Mit Fledermäusen<br />

glücklich unter einem Dach<br />

Natur erleben<br />

Herbstwandern – Bunte Blätter<br />

und intensives Farbspiel


TATEN STATT WORTE NR. 111<br />

TATENDRANG<br />

MACHT BIO LOGISCH.<br />

KW 36/23<br />

Seit 30 Jahren sind wir Bio-Pionierin und weltweite Bio-Spitzenreiterin<br />

mit rund 5000 Bio-Lebensmitteln, davon rund 3000 von Naturaplan.<br />

TATEN-STATT-WORTE.CH


EDITORIAL<br />

Impressum<br />

<strong>NATURZYT</strong> 11. Jahrgang<br />

Knaus Marketing- & Verlagsservice<br />

Sonnhalde 37<br />

8602 Wangen<br />

Redaktion<br />

Telefon 043 542 72 91<br />

redaktion@naturzyt.ch<br />

Anzeigen<br />

Michael Knaus<br />

Telefon 043 542 72 91<br />

michael.knaus@kmvs.ch<br />

Freie und ständige Mitarbeiter<br />

Virginia Knaus, Michael Knaus,<br />

Daniel Fleuti, Ernestine Astecker,<br />

Tobias Ryser, Olivia Scherrer,<br />

Gaby Kistler, Hubert Krättli,<br />

Helen Weiss, Katja Schönbächler<br />

Grafik & Produktion<br />

Martina Roth<br />

Bildbearbeitung<br />

Heinz Weber<br />

Hinsetzen!<br />

Titelbild<br />

Adobe Stock<br />

Korrektorat<br />

Christoph Meyer, Basel<br />

Druck<br />

AVD GOLDACH AG, 9403 Goldach<br />

Abonnementspreise<br />

4 <strong>Ausgabe</strong>n CHF 29.50 (inkl. 2.5% MwSt.),<br />

8 <strong>Ausgabe</strong>n CHF 56.50 (inkl. 2.5% MwSt.).<br />

Auslandabonnemente auf Anfrage.<br />

Abonnementsdienst<br />

Knaus Marketing & Verlagsservice<br />

Sonnhalde 37, 8602 Wangen<br />

Telefon 043 542 72 91, abo@<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

www.<strong>NATURZYT</strong>.ch/abonnieren<br />

ISSN-Nummer 2296-2859<br />

© Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

aus drücklicher Genehmigung des Verlages.<br />

<strong>Das</strong> Magazin wird in der Schweiz auf<br />

100% Recycling papier gedruckt.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Einfach mal hinsetzen und beobachten.<br />

In unserer hektischen Zeit gönnt<br />

man sich das sehr selten. Sie kennen<br />

sicherlich eine schöne Bank am Waldrand,<br />

am Bach, in den Bergen oder<br />

irgendwo, wo Sie sich schon lange<br />

einmal hinsetzen wollten. Bis jetzt sind<br />

Sie aber aufgrund Zeitmangels, weil<br />

Sie noch dies oder das erledigen sollten,<br />

daran vorbeigegangen.<br />

Gerade jetzt im Herbst, wo die<br />

Sonne nicht mehr so stark brennt,<br />

sollten Sie es einfach tun. Stellen<br />

Sie Ihre Gedanken ab. Lassen Sie Ihr<br />

Gewissen, «ja, aber ich sollte doch<br />

noch…» , mit dem Wind davontragen.<br />

Es ist nicht so, dass wir noch dies oder<br />

das zu Hause oder im Büro dringend<br />

erledigen müssen. <strong>Das</strong> erwartet niemand<br />

von uns, ausser wir selbst. Und<br />

selbst wenn es noch wirklich Wichtiges<br />

zu erledigen gibt, gönnen Sie sich diese<br />

Stunde oder mehr. Sie werden feststellen,<br />

wie einfach es ist, und vor allem, wie<br />

einfach anschliessend das «Wichtige»<br />

erledigt werden kann oder als unwichtig<br />

erkannt wird.<br />

Entdecken Sie mit allen Sinnen,<br />

hören Sie einfach mal in die Natur hinein.<br />

Schliessen Sie die Augen und lassen<br />

es einfach geschehen. Sitzen Sie mit<br />

offenen Augen auf der Bank und schauen<br />

Sie den letzten Schmetterlingen und<br />

Bienen zu. Vor der Dämmerung sehen<br />

Sie je nach Ort einen Fuchs vorbeihuschen<br />

oder Rehe in der Ferne, die<br />

genüsslich das saftige Herbstgras<br />

abäsen.<br />

Am Himmel ziehen Vogelscharen<br />

gegen Süden. Der Wind rauscht in den<br />

Bäumen, und die ersten Blätter tanzen<br />

zu Boden. Nehmen Sie sich mal diese<br />

Auszeit, anstelle zu joggen oder einfach<br />

den obligaten Nachmittags- oder<br />

Abendspaziergang zu unternehmen.<br />

Sie werden feststellen, die Natur<br />

zu erfahren und in Ruhe zu erleben wirkt<br />

und hilft uns, unseren inneren Frieden<br />

zu bewahren. Und vor allem werden Sie<br />

bisher Wichtiges oder dies und «das<br />

sollte ich unbedingt heute noch erledigen<br />

» auf einmal von einer anderen Seite<br />

sehen – und vielleicht ist das Wichtige<br />

als Unwichtiges erkannt worden – und<br />

sie bleiben dafür noch etwas länger<br />

sitzen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />

eine naturnahe und erholsame Herbstzeit.<br />

Herzlichst<br />

Ihr Michael Knaus<br />

<strong>NATURZYT</strong> 3


Seite 22<br />

Wallwurz –<br />

Knochenheiler<br />

Seite 30<br />

Igel mögen es wild<br />

Seite 14<br />

Genie im Federkleid<br />

Inhalt<br />

3 Editorial/Impressum<br />

4 Inhaltsverzeichnis<br />

7 Wissenswertes<br />

Weshalb wohnt das Murmeltier in den Alpen?<br />

Kann der Buntspecht singen?<br />

8 Entdeckt & Fair<br />

Spielerisch lernen. Weinkiste als Vogel- oder Futterhaus.<br />

10 Bastel­Tipp<br />

Naturholz -Bilderrahmen selbst basteln.<br />

62 Zu guter Letzt<br />

Waldgeist mit dem weissesten Weiss.<br />

Natur erfahren<br />

12 Homöopathie für Mensch und Tier<br />

Der Bergkristall als homöopathisches Mittel<br />

14 Genie im Federkleid<br />

Sie geniessen einen eher zweifelhaften Ruf: Schon die<br />

Germanen brachten sie mit der Todesgöttin Hel in Zusammenhang<br />

und sie galt als Unheilsbote. Unsere Elster.<br />

20 Gabys Natur­Tagebuch<br />

Manche mögen’s heiss …<br />

22 Wallwurz – Knochenheiler<br />

Wallwurz wird seit Jahrhunderten bei Knochenbrüchen und<br />

zur Wundheilung genutzt. Auch bei Muskelverhärtungen<br />

und rheumatischen Schmerzen kann die Wallwurz Linderung<br />

bringen und eignet sich auf für Behandlungen von Tieren.<br />

4 <strong>NATURZYT</strong>


INHALT<br />

Seite 46<br />

Bunte Blätter und<br />

intensives Farbenspiel<br />

Seite 58<br />

Schottlands sanfter Süden<br />

Natur bewahren<br />

26 Tierisch gute Interviews<br />

Svenja Schwalbe, eine jährige rasante Flugkünstlerin,<br />

im Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong>.<br />

30 Igel mögen es wild<br />

Wer den Igel nicht nur als Gast im Garten beherbergen,<br />

sondern ihm auf Dauer ein Heim anbieten möchte, muss<br />

nicht viel tun – denn weniger ist mehr.<br />

36 Leichter und frischer Herbstgenuss<br />

Herbstsalat mit Kürbis und Trauben, Kürbispfanne mit Rosenkohl,<br />

Eisbblattsalat mit Eierschwämmli und Zwetschgen.<br />

38 Mit Fledermäusen glücklich unter einem Dach<br />

Einige unserer 30 einheimischen Fledermausarten bewohnen<br />

Dachstöcke oder verstecken sich in Ritzen und Spalten.<br />

Natur erleben<br />

42 Alpstein von der ruhigen Seite<br />

Er ist ein Eldorado für Wanderer. Im imposanten Appenzeller<br />

Gebirgsmassiv findet man aber auch beschauliche Seiten.<br />

46 Bunte Blätter und intensives Farbspiel<br />

Gelb, orange und rot verfärben sich die Blätter. Jetzt ist<br />

der grossartige Moment für einen Herbstspaziergang in<br />

der farbenfrohen Natur.<br />

54 Sprachlos<br />

Auch Tobias Ryser ist manchmal sprachlos und überwältigt.<br />

58 Schottlands sanfter Süden<br />

Wer Ferien in Schottland plant, hat als Reiseziel meist<br />

die berühmten Highlands im Sinn. Aber auch der liebliche<br />

Süden hat zahlreiche Naturschönheiten zu bieten.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 5


DANKE, DASS SIE <strong>NATURZYT</strong><br />

MIT IHREM ABONNEMENT<br />

WEITERHIN UNTERSTÜTZEN!<br />

Jedes Abonnement zählt, jeder Gönner hilft.<br />

Natur erfahren, erleben und bewahren.<br />

<strong>Das</strong> ist <strong>NATURZYT</strong>.<br />

Aus Liebe zur Natur.<br />

Für nur CHF 29.50 für 4 <strong>Ausgabe</strong>n im Jahr schreibt die <strong>NATURZYT</strong><br />

nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese näher erfahren und<br />

erleben können, sondern auch, damit Sie gemeinsam mit uns<br />

unsere Natur bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt<br />

<strong>NATURZYT</strong> auch wichtige Naturprojekte mit einem Teil der Abo-<br />

Einnahmen. Aktuell unsere Fledermäuse.<br />

Mehr dazu auf Seite 38–41.<br />

<strong>Das</strong> will <strong>NATURZYT</strong> auch in Zukunft tun, und zwar zum unveränderten<br />

Abonnementen-Preis. Deshalb danken wir Ihnen, wenn<br />

Sie <strong>NATURZYT</strong> weiterhin treu bleiben und uns als Abonnement<br />

oder als Gönnerin und Gönner unterstützen.<br />

Bleiben Sie uns treu und abonnieren Sie die <strong>NATURZYT</strong>.<br />

Per Telefon 043 542 72 91, unter www.<strong>NATURZYT</strong>.ch/abonnieren oder mittels Abo-Talon auf Seite 63.<br />

* Bei Personenbezeichnungen ist jeweils das andere Geschlecht mitgemeint.


Wissenswertes<br />

WISSEN<br />

WESHALB WOHNT DAS MURMELTIER<br />

IN DEN ALPEN?<br />

Jeder weiss, dass die Murmeltiere in der Schweiz<br />

ihren Lebensraum in den Alpen haben, über<br />

der Waldgrenze, auf Wiesen und Bergweiden.<br />

Die Murmeltiere sind Nagetiere und gehören zur<br />

Gattung der Eichhörnchen. Die Frage stellt sich<br />

also, weshalb die Murmeltiere nicht im Flachland<br />

und in Wäldern anzutreffen sind.<br />

Murmeltiere sind primär Bewohner von kalten<br />

Steppen und waren während der Eiszeit auch im<br />

Flachland vertreten, als die Alpen mit einer dicken<br />

Eisschicht bedeckt waren. Erst gegen Ende der<br />

Eiszeit , als im Flachland vermehrt Wälder<br />

wuchsen, boten nur noch die hochalpinen Lagen<br />

der Alpen den Murmeltieren einen geeigneten<br />

Lebensraum. Murmeltiere verfügen nur über<br />

wenige Schweiss drüsen und hecheln auch nicht.<br />

Mit hohen Tempe raturen haben die Tiere Probleme<br />

und alles über 20 Grad bedeutet für sie<br />

Hitzestress. <strong>Das</strong> ist auch der Grund, dass man<br />

die Tiere vielfach an heissen Tagen nur am kühlen<br />

Morgen und Abend sehen kann, denn wird<br />

es zu heiss, ziehen sie sich in den kühleren<br />

Erdbau zurück.<br />

KANN DER BUNTSPECHT SINGEN?<br />

Wenn es im Wald hämmert und trommelt, ist<br />

meist der Buntspecht, die häufigste Spechtart<br />

in der Schweiz , nicht weit entfernt. Mit ihrem<br />

Schnabel schlagen sie besonders wohltönende<br />

Äste an, aber sie tun das nicht, um Insekten<br />

und Käferlarven zusammenzutrommeln. Viele<br />

meinen noch, der Buntspecht würde auf der<br />

einen Seite trommeln, dann würden auf der<br />

anderen Seite die Insekten den Ast verlassen.<br />

<strong>Das</strong> ist aber Unsinn. Sie trommeln, weil ihnen<br />

die Sprache fehlt. Sie also nicht singen können,<br />

um sich mitzuteilen, wie dies unsere Amseln<br />

oder Mittelspechte mit ihren Gesang tun. Um<br />

mitzuteilen, hier bin ich zuhause oder ich suche<br />

noch ein Weibchen oder Männchen, benutzen<br />

die Buntspechte das Trommeln als Signal. Ge -<br />

trommelt wird sowohl von männ lichem wie<br />

weiblichem Buntspecht.<br />

Hat der Buntspecht also etwas mitzuteilen,<br />

fliegt er an einen günstigen Ast, setzt sich zurecht<br />

und beginnt mit seinem Trommelwirbel.<br />

Wer gut gehört werden will, der benötigt natürlich<br />

einen guten Resonanzkörper, gewöhnlich<br />

ist dies ein Ast oder auch mal ein Baumstamm.<br />

Es gibt aber auch Trommler, die die Dachrinne<br />

als guten Resonanzkörper für sich entdeckt<br />

haben.<br />

Text Michael Knaus<br />

Foto AdobeStock<br />

<strong>NATURZYT</strong> 7


Entdeckt & Fair<br />

Spielerisch lernen mit Happy Bee und Just Wild<br />

Zwei lehrreiche Karten-Spiele<br />

über unsere Natur. Bei<br />

Just Wild müssen sich vier<br />

gefährdete Tierarten einen<br />

Raum teilen. Als Luchs, Wolf, Bär oder<br />

Steinbock spielst du deine Karten vorsichtig,<br />

um deine Gegner zu blockieren<br />

und das Überleben deiner Spezies zu<br />

sichern. Bei Happy Bee ist dein Ziel,<br />

möglichst viele Blumen zu bestäuben<br />

und so viele Blumen zu sammeln. Aber<br />

auch deine Mitspieler haben es darauf<br />

abgesehen. Zwei lehrreiche Spiele für<br />

2–4 Teilnehmer ab 8 Jahren. Die Fun<br />

by Nature Spiele werden umwelt -<br />

ver träglich hergestellt , ohne Plastik<br />

und mit biologisch abbaubaren Farben,<br />

Lacken und Klebstoffe n auf<br />

FSC-zertifiziertem Karton produziert.<br />

Die Spiele sind für je CHF 24.90<br />

im Online-Shop changemaker.ch und<br />

in den Läden in Baden (Badstrasse 34),<br />

Basel (Marktgasse 16), Bern (Spitalgasse 38),<br />

Luzern (Kramgasse 9), Schaffhausen<br />

(Vordergasse 55), Thun (Obere Hauptgasse<br />

35), Winterthur (Obertor 33 und<br />

Marktgasse 39) oder Zürich (Marktgasse<br />

10 und Europaallee 43) erhältlich.<br />

Wir machen Klimaschutz<br />

Seit 30 Jahren setzen sich Solarspar-Mitglieder für die Zukunft ein:<br />

100 Solar-Anlagen sparen in der Schweiz jährlich über<br />

2000 Tonnen CO 2 ein. Mit Ihrer Unterstützung bauen wir weiter.<br />

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DIE<br />

KATZENKALENDER 2024<br />

SIND DA!<br />

Zauberkraut & Wunderbaum<br />

Mythen und Märchen aus der Welt der Pflanzen<br />

Im Buchhandel oder www.mutaborverlag.ch<br />

info@katzensofa.blog<br />

IG @purrfectness_catphotography<br />

KATZENFOTOGRAFIE<br />

www.katzensofa.blog<br />

SUPPORT<br />

Tierheim- und<br />

Strassenkatzen<br />

FOTOGRAFIE<br />

Portraits<br />

catART<br />

Adoptionsbilder<br />

AUS LEIDENSCHAFT<br />

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Weinkiste als Vogel- oder Futterhaus<br />

Es gibt viele Ideen , aus alten<br />

Weinkisten Vogelhäuser zu<br />

bauen. Aber ein e ganz neue<br />

Geschenk idee hat die ARGO<br />

Stiftung für Integration von Menschen<br />

mit Behinderung in Graubünden.<br />

Ein sinnvolles Geschenkset für den<br />

nächsten Besuch, da haben nicht nur<br />

die Beschenkten Freude, sondern<br />

auch die Vögel in der kälteren Jahreszeit.<br />

Denn mit einfachen Handgriffen<br />

lässt sich die Weinkiste zum Vogeloder<br />

eben Futterhaus umbauen. So<br />

hat die Weinkiste ein zweites Leben<br />

und die Vögel einen<br />

Futterplatz.<br />

<strong>Das</strong> Geschenkset<br />

enthält die Weinkiste<br />

mit verschiedenen<br />

Einsätzen für den<br />

Umbau zum Vogeloder<br />

Futterhaus<br />

(L 440 x B 98 x<br />

Höhe 95 mm),<br />

ein en Bündner Rotwein<br />

«Malanser Point Noir» (75 cl), ein<br />

leckeres Bündner Birnbrot (ca. 250 g)<br />

und ist mit Bast dekoriert.<br />

Bestellt werden kann das Geschenkset<br />

für CHF 48.00 im Online-Shop<br />

von www.argo-gr.ch.<br />

Homöopathie<br />

von OMIDA.<br />

Erhältlich in Apotheken und Drogerien.<br />

Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Angaben auf der Packung.


Bastel­Tipp<br />

Naturholz Bilderrahmen<br />

10 <strong>NATURZYT</strong>


So machen wir’s<br />

Der Herbst kommt, und die<br />

schönen Sommerferien<br />

sind längst vorbei, was<br />

bleibt, sind die Erinnerungen.<br />

Vielleicht habt ihr ein besonderes<br />

Erinnerungsfoto oder ein Bild, welches<br />

ihr mit etwas Besonderem verbindet.<br />

Warum aber immer einen gekauften<br />

Bilderrahmen dafür nehmen, wenn ihr<br />

einen eigenen einzigartigen Rahmen<br />

für diese Erinnerungen basteln könnt.<br />

Dazu braucht ihr nicht mehr als ein<br />

paar schöne Holzäste, welche ihr<br />

bei einem Spaziergang im Wald ohne<br />

Probleme finden könnt, und ein bisschen<br />

Fantasie, um den Rahmen zu<br />

verzieren, und schon habt ihr einen<br />

dekorativen Rahmen für eure schönste<br />

Erinnerung. Ich wünsche euch nun<br />

viel Spass beim nachbasteln.<br />

Euer <strong>NATURZYT</strong>-DIY-Team<br />

Virginia Knaus<br />

Schritt für Schritt<br />

MATERIALLISTE:<br />

• Altes Laken oder Zeitung<br />

als Unterlage<br />

• Diverse Holzäste, die euch gefallen<br />

(egal ob gerade oder gewunden)<br />

• Verschiedene Dekomaterialien<br />

(wie z.B. Federn, Schnecken häuser,<br />

Blüten Bänder etc.)<br />

• Kleine Wäscheklammern<br />

• Evtl. Massstab und Filzstift<br />

• Gartenschere und normale Schere<br />

• Heissleimpistole<br />

• Und natürlich euer Bild, das ihr<br />

rahmen wollt<br />

Text/Fotos Virginia Knaus<br />

Schritt 1:<br />

Sucht euch den Ast aus, der euch in<br />

Form und Farbe am besten gefällt. Ob<br />

gerade oder krumm, ist Geschmackssache.<br />

Schneidet die Äste mit der<br />

Gartenschere in der gewünschten<br />

Grösse zu und ordnet sie so um euer<br />

Bild, wie ihr den Rahmen am Ende<br />

haben möchtet. Dann klebt den Rahmen<br />

an den Ecken mit Heissleim zusammen.<br />

Wenn Ihr so wie abgebildet Luft um<br />

das Bild lasst könnt Ihr das Bild immer<br />

mal wieder durch ein anderes ersetzen.<br />

Ihr könnt aber die Äste auch direkt an<br />

die Bildränder anpassen und so das<br />

Bild direkt rahmen.<br />

Schritt 2:<br />

Wenn ihr den Rahmen zusammengeklebt<br />

habt, verziert ihr ihn nur<br />

noch, so wie es euch gefällt. Ich habe<br />

dafür verschiedene Materialien wie<br />

Federn, Muscheln, Dekoschnur,<br />

Perlen und Stoffblüten gemischt<br />

und mit etwas Heisskleber fixiert.<br />

Danach braucht ihr nur noch ein<br />

Stück Schnur von einer Seite zur<br />

anderen zu spannen, um euer Bild<br />

mit den kleinen Wäscheklammern<br />

im Rahmen anzubringen. Zu guter<br />

Letzt knüpft ihr oben noch ein Stück<br />

Schnur an, damit ihr den fertigen<br />

Rahmen mit eurem Bild aufhängen<br />

könnt. Jetzt könnt ihr euch jedes<br />

Mal beim Ansehen daran erfreuen<br />

und euch an den schönen Moment<br />

erinnern, den dieses Bild für euch<br />

verkörpert.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 11


Homöopathie für Mensch und Tier<br />

Der Bergkristall<br />

als homöopathisches Mittel<br />

Silicea verleiht Stärke und Stabilität<br />

und hilft bei chronischen Infektionen.<br />

Wer schon mal auf einer<br />

Wanderung oder<br />

bei einer Mineralienexkursion<br />

einen<br />

Bergkristall gefunden hat, kann sich<br />

glücklich schätzen. Bergkristalle sind<br />

Olivia Scherrer ist Tierärztin und klassische<br />

Homöopathin für Mensch und Tier.<br />

Sie arbeitet in Zürich und Kloten. Weitere<br />

Informationen auf www.oliviascherrer.ch<br />

oder 076 528 41 81<br />

nicht so einfach zu finden. Die Grundsubstanz<br />

des Bergkristalls hingegen,<br />

das Siliziumdioxid, auch Kieselsäure<br />

genannt, ist omnipräsent. Es ist der<br />

wichtigste Bestandteil der Erdkruste<br />

und der weltweiten Sandvorkommen.<br />

Kieselsäure besteht aus Silizium und<br />

Sauerstoff, den am häufigsten in der<br />

Natur vorkommenden Elementen überhaupt.<br />

Wenn die Kieselsäure kristallisiert,<br />

entstehen Quarze, die je nach<br />

Beimengungen anderer Elemente ganz<br />

unterschiedliche Farben haben können.<br />

Der Bergkristall ist die reinste Form<br />

und daher farblos. Dieses Klare und<br />

Reine hat die Menschen schon immer<br />

fasziniert, und dem Bergkristall wurden<br />

und werden heute noch besondere<br />

Kräfte zugeschrieben. Bis ins Mittelalter<br />

glaubte man, der Kristall sei versteinertes<br />

Eis. <strong>Das</strong> homöopathische<br />

Mittel Silicea terra (auch Kieselsäure,<br />

Kieselerde oder Siliziumdioxid genannt)<br />

wird aus fein gepulvertem Bergkristall<br />

hergestellt.<br />

SILICEA IN DER HOMÖOPATHIE<br />

In der homöopathischen Praxis wird<br />

das Mittel Silicea fast täglich gebraucht.<br />

Gerade Katzen mit eiternden Bisswunden<br />

und Abszessen sind häufige<br />

Empfänger von Silicea -Globuli. Wenn<br />

die infizierte Wunde noch stark entzündet<br />

und sehr schmerzhaft ist, wird<br />

Hepar sulfuris als erstes Mittel die<br />

bessere Wahl sein. Wenn die akute<br />

Entzündung abgeklungen ist, die<br />

Wunde aber trotzdem nicht richtig<br />

abheilen will oder immer wieder eitert,<br />

wird Silicea den Heilungsprozess abschliessen.<br />

Silicea ist auch bekannt<br />

dafür, das Austreiben eines Fremdkörpers,<br />

z.B. eines Splitters, zu fördern.<br />

Auch chronische und wiederkehrende<br />

Infektionen wie z.B. Stirn- oder<br />

Kieferhöhlenentzündungen oder eine<br />

12 <strong>NATURZYT</strong>


Der Bergkristall ist<br />

in seiner reinsten Form<br />

farblos.<br />

Anfälligkeit für Erkältungen können<br />

mit Silicea behandelt werden. Wie bei<br />

allen chronischen Krankheiten muss<br />

das Mittel aber zur Gesamtheit der<br />

Symptome und den Eigenheiten des<br />

Patienten passen. Der «Silicea-Typ»<br />

wird als schüchtern, unsicher und nachgiebig<br />

beschrieben. Es sind Menschen<br />

und Tiere, die trotz ihrer sanften Art<br />

aber durchaus wissen, was sie wollen,<br />

und sehr hartnäckig sein können.<br />

So wie der Bergkristall keine Wärme<br />

speichern kann, haben auch Silicea-<br />

Patienten zu wenig Eigenwärme und<br />

reagieren sehr empfindlich auf Kälte<br />

und Zugluft. Ihre Beschwerden bessern<br />

meist durch Wärme. Trotz ihrer Frostigkeit<br />

neigen sie aber zu starkem Schwitzen.<br />

Typisch ist auch eine Empfindlichkeit<br />

auf Geräusche, ein Erschrecken<br />

bei geringsten Geräuschen.<br />

Schon in der ersten Lebensphase<br />

kann Silicea sehr hilfreich sein: bei<br />

zu früh geborenen, lebensschwachen<br />

Tieren oder solchen, die nicht recht<br />

zunehmen oder wachsen wollen. Dieses<br />

Mittel hat schon manchem «Kümmerer»<br />

ins Leben verholfen!<br />

SILIZIUM VERLEIHT MENSCH,<br />

TIER UND PFLANZEN STABILITÄT<br />

Viele Gräser haben einen hohen Gehalt<br />

an Silizium. Dieses verleiht ihren<br />

Halmen Stärke und verhindert, dass<br />

die Stängel umgeknickt werden. Auch<br />

wir Menschen und Tiere brauchen<br />

Silizium als Spurenelement. Es ist<br />

beteiligt an der Bildung von Kollagen,<br />

das zur Stabilisierung von Knochen,<br />

Bindegewebe, Haut, Haaren und Nägeln<br />

benötigt wird.<br />

SCHÜSSLER­SALZ UND<br />

HOMÖOPATHIE<br />

Silicea ist ausserdem bekannt als<br />

Schüssler-Salz Nr.11, das Salz für Haut,<br />

Haare und Nägel. Die Indikationen<br />

sind vergleichbar mit denen der klassischen<br />

Homöopathie. Die Art der Anwendung<br />

hingegen unterscheidet sich<br />

stark. Schüssler-Salze werden in tiefen<br />

D-Potenzen täglich eingenommen, klassische<br />

homöopathische Mittel hingegen<br />

in der Regel als C-Potenzen zur einmaligen<br />

Einnahme verschrieben.<br />

Text Olivia Scherrer<br />

Fotos Adobe Stock<br />

Die Anwendung der aufgeführten Mittel erfolgt<br />

auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen<br />

Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin<br />

bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 13


Genie im<br />

Federkleid<br />

Sie geniessen einen eher zweifelhaften Ruf:<br />

Schon die Germanen brachten sie mit der Todesgöttin<br />

Hel in Zusammenhang, weshalb sie als<br />

Unheilsboten galten. Und laut Volksmund stibitzen<br />

Elstern notorisch. Doch wie so oft: Wissenschaftlich<br />

haltbar ist dieser Vorwurf nicht. <strong>Das</strong> schlechte<br />

Image haftet dem intelligenten Vogel also zu<br />

Unrecht an.<br />

«Es gibt Vögel, die einen grossen<br />

Hang zum Stehlen haben. Die<br />

Elster trägt alles, was glänzt, weg<br />

und verfährt dabei sehr vorsichtig<br />

und schlau», hielt der englische Naturforscher<br />

William Bingley 1810 in seinem<br />

Buch «Biographie der Thiere» über die<br />

Elster (Pica pica) fest. Doch nicht erst<br />

im 19. Jahrhundert wurde dem hübschen<br />

Vogel Übles nachgesagt: Schon bei den<br />

Germanen war die Elster die Gefährtin<br />

der Todesgöttin Hel. Ihren Ruf konnte<br />

die Elster auch im Mittelalter nicht aufpolieren:<br />

Dort wurde sie zum Galgenvogel<br />

und Hexentier. Vermutlich hat kaum ein<br />

anderer Vogel einen derart schlechten Ruf<br />

wie die Elster. Sie gilt als Nestplünderer<br />

und Vogelmörder, soll geschwätzig sein<br />

und Unglück bringen. Und sie stiehlt.<br />

Mit Vorliebe Schmuck und andere kleine<br />

glänzende und glitzernde Gegenstände,<br />

um diese in ihrem Nest zu horten.<br />

Dieser Volksglaube ist so verbreitet, dass<br />

die Elster fast schon zum archetypischen<br />

Dieb geworden ist.<br />

Die Zuschreibung dieser Laster an<br />

die Elster hält Christoph Vogel für alles<br />

andere als fair. «Es ist erstaunlich, wie<br />

sich aufgrund vereinzelter Beobachtungen<br />

die Redensart über die diebische Elster so<br />

fest in Literatur, Alltagssprache und Musik<br />

festsetzen konnte», meint der Rabenvogelexperte<br />

und pensionierte Mitar beiter der<br />

<strong>Schweizer</strong>ischen Vogelwarte Sempach.<br />

Wahrscheinlich geht der Volksglaube auf<br />

Spielereien von Elstern mit glänzenden<br />

Objekten zurück. Dabei muss es sich laut<br />

dem Fachmann um Vögel gehandelt<br />

haben, die falsch geprägt im menschlichen<br />

Umfeld lebten. Denn der wissenschaftliche<br />

Nachweis eines diebischen Naturells<br />

der Elster fehlt: Im Rahmen einer grossangelegten<br />

Studie zur Brutbiologie wurden<br />

in Polen rund 500 Elsternnester kon -<br />

14 <strong>NATURZYT</strong>


Im Flug sind der lange<br />

Schwanz sowie die<br />

weissen Handflügel<br />

besonders auffällig.<br />

NATUR ERFAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 15


trolliert. «In keinem einzigen wurden<br />

Schmuck oder andere glänzende Objekte<br />

gefunden», weiss Vogel. Bei gezielten<br />

Experimenten mit freilebenden Elstern<br />

konnte zudem gezeigt werden, dass von<br />

glänzenden Objekten keinerlei Attraktion<br />

für die Vögel ausgeht (siehe Box S. 18).<br />

SCHLAU DURCHS LEBEN<br />

Ihr Hang zum Stehlen ist also frei erfunden.<br />

Die Intelligenz und Lernfähigkeit<br />

gesteht man der Elster hingegen zu<br />

Recht zu, denn ihr Gehirn gehört zu<br />

Unter bestimmten<br />

Lichtbedingungen<br />

glänzt ihr schwarzes<br />

Gefieder metallisch<br />

blau oder grün.<br />

den höchstentwickelten unter den<br />

Singvögeln. Letzteres kann etwa beobachtet<br />

werden, wenn ein Elsternpaar<br />

eine Katze oder einen am Tag aktiven<br />

Fuchs abwechslungsweise so lange<br />

ärgert, bis das Tier verzweifelt das Weite<br />

sucht. «<strong>Das</strong> ist nicht etwa ein Ausdruck<br />

von Bösartigkeit, sondern der<br />

Versuch, einem möglichen Raubfeind<br />

das Leben so schwer wie möglich zu<br />

machen, damit er die Nestumgebung<br />

dieses Paares in Zukunft möglichst<br />

meidet», erklärt Vogel.<br />

Weitere erstaunliche Leistungen<br />

wurden zudem in Laborexperimenten<br />

nachgewiesen: Im Rahmen des Spiegelexperiments<br />

erkannten sich einige<br />

Individuen im Spiegel wieder – doch<br />

nicht allen Elstern gelang dies. Wissenschaftlich<br />

bewiesen ist ebenfalls, dass<br />

eine Elster bis sieben zählen kann; zu<br />

dieser Leistung ist im Vogelreich nur<br />

noch der Amazonaspapagei und der Kolkrabe<br />

in der Lage. Auch ein Beispiel aus<br />

dem früheren Berufsalltag Vogels an der<br />

Vogelwarte Sempach beweist die Intelligenz<br />

des schwarzweissen Genies: «In der<br />

Pflegestation durchschaute eine Elster<br />

den Schliessmechanismus der Voliere,<br />

konnte den Riegel von innen anheben<br />

und entfliehen», erinnert sich Vogel.<br />

VOM LAND IN DIE STADT<br />

Trotz ihrer überragenden Intelligenz und<br />

ihres unverwechselbaren Aussehens – mit<br />

ihren weissen und metallisch glänzenden<br />

schwarzen Federn ist sie kaum zu übersehen<br />

– gewann die Elster nie dieselbe<br />

Sympathie wie die putzige Bachstelze<br />

oder der elegante Storch. In Europa wurde<br />

sie zeitweise gar so stark bejagt, dass sie<br />

Nach ca. 28 Tagen verlassen<br />

die Jungvögel ihr Nest.<br />

Die Jungen werden noch<br />

eine Zeit lang von beiden<br />

Eltern mit Nahrung versorgt.<br />

16 <strong>NATURZYT</strong>


Elstern sind etwas kleiner<br />

als Krähen, im Gegensatz<br />

zu diesen aber schwarz­weiss<br />

gefärbt und haben einen<br />

langen Schwanz.<br />

NATUR ERFAHREN<br />

vom Aussterben bedroht war. Mitte des<br />

letzten Jahrhunderts erlebte die Elster<br />

zudem eine ganz andere Krise. Ihre ursprüngliche<br />

Heimat, die offenen Kulturlandschaften,<br />

veränderte sich von Grund<br />

auf: Hecken wurden beseitigt, Grünland<br />

umgepflügt und Wegränder totgespritzt.<br />

Die Charaktervögel der naturnahen,<br />

abwechslungsreichen Landschaft mussten<br />

ausweichen. Es zog sie in Gartenvororte<br />

und in die Parks der Städte – eine gute<br />

Wahl, wie sich herausstellte, denn ihr<br />

Bestand hat wieder zugenommen, wie<br />

Vogel bestätigt. «Im Siedlungsgebiet<br />

profitiert die Elster von reich strukturierter<br />

Umgebung, von der Abwesenheit<br />

grosser Greifvögel und fehlender Jagd»,<br />

erklärt Vogel. In den Städten findet der<br />

Vogel mit dem schillernden Gefieder<br />

zudem das ganze Jahr über bestes Futter<br />

auf Komposthaufen und in Abfallkörben,<br />

kann Picknickreste auf Parkwiesen sammeln<br />

und überfahrene Tiere an Strassenrändern<br />

aufpicken.<br />

Speiseplan, was für Unmut bei vielen<br />

Gartenbesitzerinnen und -besitzern<br />

sorgt. «Es stimmt, dass Elstern Eier<br />

und Nestlinge kleinerer Singvögel erbeuten»,<br />

bestätigt Vogel. Sich um den<br />

Fort bestand der heimischen Singvögel<br />

sorgen müsse man sich deshalb aber<br />

nicht: «Die Interpretation der Beobachtung,<br />

wonach die Elster Singvögel<br />

dezimiert oder gar ausrottet, ist Quatsch<br />

und nervt durch dauernde Wiederholung»,<br />

stellt der Experte klar. Alle<br />

Rabenvögel würden eine Brut pro Jahr<br />

machen, kleinere Singvögel meistens<br />

zwei oder sogar drei. «Verluste können<br />

sie ausgleichen.»<br />

Eine ökologische Faustregel besagt,<br />

dass die Menge verfügbarer Beute an<br />

Pflanzen, Früchten, Kleintieren und Aas<br />

die Populationen der Konsumenten kontrolliert,<br />

und nicht umgekehrt. Vogel:<br />

«Diese Beziehung lässt sich in allen<br />

Nahrungsnetzen beobachten.» Ein gezieltes<br />

Experiment in der Kulturlandschaft<br />

im deutschen Saarland mit Totalabschuss<br />

von allen Raubtieren, Greif- und Rabenvögeln<br />

habe eindeutig belegen können,<br />

dass die oben genannte Behauptung<br />

Diese Elster<br />

geniesst sichtlich<br />

ihr kühlendes<br />

Wasserbad.<br />

UNWILLKOMMENER GARTENGAST<br />

Zur Aufzucht des Nachwuchses ist die<br />

Elster auf tierische Proteine angewiesen<br />

– neben Aas, Käfern und weiteren Insekten<br />

stehen auch Jungvögel auf ihrem


falsch sei. «Für mich als Ökologe ist es<br />

unerträglich, wenn aus Unkenntnis und<br />

als Folge eines naiven Naturverständnisses<br />

aus einem komplizierten Gefüge<br />

einzelne Beziehungen herausgegriffen<br />

und Sympathien und Antipathien<br />

verteilt werden. Elstern und Krähen<br />

können gar nicht anders.»<br />

Ihre Nester bauen die Elternvögel<br />

gemeinsam in hohen Bäumen.<br />

<strong>Das</strong> kugelförmige Konstrukt aus<br />

Zweigen kann bis zu 80 Zentimeter<br />

gross sein.<br />

DIEBISCH WIE EINE ELSTER – ODER EBEN NICHT<br />

Was ist eigentlich dran an dem Gerücht, dass Elstern diebisch sind und alles fortschleppen,<br />

was funkelt und glitzert? Eine räuberische Veranlagung ist nicht die<br />

Ursache für dieses Verhalten. Trotzdem wurde die diebische Elster zum geflügelten<br />

Wort, Gioachino Rossini widmete ihr sogar eine eigene Oper. Doch wie Wissenschafter<br />

um Toni Shephard von der englischen Universität Exeter ermittelten, geriet<br />

die Elster offenbar ohne eigenes Zutun in Verdacht.<br />

Um die scheinbaren kriminellen Neigungen der vermeintlichen Diebe genau<br />

ins Visier zu nehmen, machten die Wissenschafter Versuche – sowohl mit Elstern<br />

in Gefangenschaft als auch mit Tieren, die zwar in Freiheit leben, aber auf dem<br />

Campus der Universität die Nähe zu Menschen gewohnt waren.<br />

Kein Interesse an Schrauben<br />

Die Vögel wurden zunächst regelmässig an festen Orten gefüttert. Nach einiger<br />

Zeit stellten die Forscher in etwa 30 Zentimeter Entfernung der Futternäpfe zwei<br />

Schälchen auf. Im einen Gefäss befanden sich Schrauben und Ringe in glänzendem<br />

Originalzustand, im anderen waren sie dagegen mit matter Farbe bemalt. <strong>Das</strong><br />

Ergebnis: Die Vögel zeigten kein Interesse an den Gegenständen, unabhängig von<br />

ihrem Aussehen. Teilweise reagierten die Elstern sogar ängstlich auf die offerierten<br />

Gegenstände. Die Furcht legte sich erst nach mehreren Versuchsdurchgängen.<br />

Die Vorsicht zeigte sich unter anderem darin, dass es länger dauerte, bis sich die<br />

Elstern an den Futternapf heranwagten. Bei anderen Vögeln wie dem Schwarzmilan<br />

ist dagegen die Vorliebe für glänzende Gegenstände belegt. Es ist deshalb durchaus<br />

verwunderlich, dass es ausgerechnet zum angeblich diebischen Naturell der<br />

Elster bislang kaum Untersuchungen gab.<br />

UNTERSCHIEDLICHE SOZIALFORMEN<br />

Dank dem reichen Nahrungsangebot in<br />

den Städten besteht keine Not fortzuziehen.<br />

Doch die Elster ist ohnehin äusserst<br />

standorttreu: Hat ein Elsternpaar erst<br />

einmal ein Revier gewählt, so bleibt es<br />

diesem – sofern die Bruten erfolgreich<br />

verlaufen – zeitlebens treu. «Elstern bewohnen<br />

und verteidigen ihr Revier gegen<br />

Artgenossen übers ganze Jahr, am intensivsten<br />

vor und während der Brutzeit»,<br />

erklärt Vogel. Dabei kommentieren<br />

die Vögel mögliche Gefahren mit dem<br />

typischen Schackern, ein lautes «tschaktschak»,<br />

das vom Partner oft mit einem<br />

weittragenden «tschirk» beantwortet<br />

wird. Auch nicht brütende Vögel gebrauchen<br />

diesen kurzen, abgehackten<br />

Ruf, wenn Gefahr droht. Diese geht bei<br />

der Elster, die von der Schnabel- bis zur<br />

Schwanzspitze fast einen halben Meter<br />

misst, meist von den eigenen Reihen aus.<br />

Vogel: «Etwa von Artgenossen aus<br />

Nichtbrüterschwärmen, die versuchen,<br />

Revierinhaber zu vertreiben.» Daneben<br />

zählen auch die Rabenkrähe als Nesträuberin,<br />

Habicht, Wanderfalke und<br />

Baummarder, Rotfuchs, Hauskatze und<br />

Steinmarder zu den Feinden.<br />

Elstern leben in zwei verschiedenen<br />

Sozialformen: Einerseits verbringen Brutpaare<br />

während der Brutsaison die Zeit<br />

in ihren eigenen Revieren, abseits von<br />

den Artgenossen. Im Winter dagegen<br />

bilden die schwarz -weissen Rabenvögel<br />

insbesondere an geeigneten Schlafplätzen<br />

Scharen von einem Dutzend bis zu<br />

100 Vögeln. Nichtbrüter schliessen sich<br />

auch im Sommer zu derartigen Scharen<br />

mit bis zu 13 Vögeln zusammen.<br />

GRÖSSTER FEIND? DER MENSCH!<br />

Die Paarbildung erfolgt unauffällig in<br />

diesen Nichtbrüter-Schwärmen.<br />

Verpaarte Vögel beginnen bereits im<br />

Herbst, gemeinsam mögliche Brutplätze<br />

zu inspizieren , und bauen ab Februar<br />

zusammen ein eindrucksvolles Kugel-<br />

18 <strong>NATURZYT</strong>


nest. Die überdachten Reisighaufen<br />

werden meist unter grossem Gezeter in<br />

hohen Bäumen errichtet. Die Brutzeit ist<br />

zwischen April bis Juni: <strong>Das</strong> Weibchen<br />

legt etwa vier bis sieben Eier. Nur rund<br />

die Hälfte aller Bruten ist von Erfolg<br />

gekrönt. Die andere Hälfte fällt Nesträubern<br />

oder der Zerstörungswut des<br />

Menschen zum Opfer. Leider zerschiessen<br />

Jäger oftmals die Nester und die<br />

Gelege der Elstern. Auch auf die adulten<br />

Tiere wird weiterhin Jagd gemacht: Laut<br />

der Eidgenössischen Jagdstatistik wurden<br />

allein 2016 über 1000 Elstern abgeschossen.<br />

Vogel: «Zu den grössten Feinden<br />

dieser eleganten, schlauen und zu Unrecht<br />

unbeliebten Vögel zählen Jäger mit<br />

ihrer antiquierten Manie, ‹Missstände›<br />

in der Natur mit der Flinte korrigieren<br />

zu müssen.»<br />

NATUR ERFAHREN<br />

Text Helen Weiss Fotos Adobe Stock<br />

Elstern sind sehr intelligente und neugierige Tiere. Sie verstecken ihre<br />

Nahrung für kurze Zeit in kleinen Löchern im Boden und müssen sich die<br />

Stelle genau einprägen, um sie später wiederzufinden.<br />

v<br />

Nordisland im Winter<br />

In Nordisland erwartet Sie die Entdeckung<br />

zweier Welten<br />

In Richtung Osten führt der Weg zum beeindruckendsten<br />

Geothermalgebiet der Insel, einer surreal anmutenden<br />

Mondlandschaft, und zum Mývatn, dem bizarr geformten<br />

Mückensee. Richtung Nordwesten fahren Sie auf dem<br />

Arctic Coast Way zwischen dem kobaltblau schimmernden<br />

Eyjafjörður und weiss glitzernden Bergflanken.<br />

Ein Einheimischer<br />

im Interview<br />

NEU:<br />

Kontiki-Direktflug<br />

von Zürich nach<br />

Nordisland<br />

Gerne beraten wir Sie persönlich<br />

Tel. 056 203 66 88<br />

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www.kontiki.ch/nordisland-im-winter


Gabys Natur­Tagebuch<br />

Der Hornklee, das<br />

Acker­Witwenkraut und<br />

der Wiesensalbei<br />

haben mit der Trockenheit<br />

weniger Probleme.<br />

Manche mögen’s heiss …<br />

Auch in diesem Sommer gab es eine längere Trockenphase.<br />

Dabei liess sich gut beobachten, welche Pflanzen gut<br />

damit klarkommen, wenn der Regen mal für eine Weile ausbleibt.<br />

20 <strong>NATURZYT</strong>


Just in dem Moment, in welchem<br />

ich diese Zeilen schreibe, messen<br />

wir am Schatten hinter dem<br />

Haus bereits 32 Grad. Bei so viel<br />

Transpiration hat es die Inspiration<br />

fast ein wenig schwer. Wer hätte das<br />

gedacht, dass wir dieses Jahr doch noch<br />

einen richtigen Sommer erleben dürfen,<br />

mit viel Sonnenschein und sommerlich<br />

heissen Temperaturen. <strong>Das</strong> hat im<br />

späteren Frühling noch völlig anders<br />

ausgesehen, und einige befürchteten<br />

gar, der Sommer werde genauso kühl<br />

und nass.<br />

Fast bis zum Muttertag Mitte Mai<br />

hatte es mehrheitlich geregnet und die<br />

Temperaturen lagen weit unter dem, was man normalerweise<br />

in dieser Jahreszeit hätte erwarten dürfen.<br />

Einmal gab es gar zehn Tage in Folge ohne Sonne.<br />

Nun komme ich eigentlich mit trübem, regnerischem<br />

Wetter gut klar, doch ich mag mich nicht erinnern,<br />

in meinem Leben je eine solch grosse Sehnsucht<br />

nach etwas Sonnenschein verspürt zu haben. Dieser<br />

Mangel an Wärme hatte dazu geführt, dass die<br />

Vegetation, auch im Garten, über lange Zeit bis zu<br />

zwei und mehr Wochen im Rückstand war. Vieles,<br />

worauf ich mich den ganzen Winter über gefreut<br />

hatte, verpasste ich, beispielsweise die prächtige Blüte<br />

der Obstbäume. Noch bevor ich dazu kam, schöne<br />

Bilder von diesem alljährlich wiederkehrenden,<br />

wunderschönen Naturschauspiel zu machen, war<br />

die ganze Pracht bereits verblüht.<br />

Aber dann, ja dann kam endlich der Sommer,<br />

und zwar so richtig, mit Temperaturen von 30 Grad<br />

und mehr. Da waren wir doch alle wieder froh, hatte<br />

es zuvor ausreichend geregnet. Bereits im Frühling<br />

hatte ich all unsere Tonnen mit Regenwasser gefüllt.<br />

Spätestens seit 2018, als es völlig unerwartet einfach<br />

nicht mehr regnen wollte, achte ich darauf, dass alle<br />

Wasserreservoire stets gefüllt sind. Diese Voraussicht<br />

zahlte sich aus, denn auch der Sommer <strong>2023</strong> wurde<br />

phasenweise wieder ziemlich trocken, sodass sich<br />

in den stellenweise verdichteten Böden der Wiesen<br />

breite Risse auftaten. Viele Gräser und Kräuter<br />

wurden dürr und verfärbten sich rot, aber nicht alle.<br />

Einige von ihnen behielten ihr sattes Grün selbst<br />

während der grössten Trockenheit und blühten munter<br />

weiter. So liess sich gut beobachten, wer von ihnen<br />

«klimafit» ist und auch ohne Regen eine Weile klarkommt.<br />

Auf einem südwärts gerichteten, vollsonnig<br />

gelegenen Hang sah ich, wie beispielsweise der<br />

Wiesensalbei, Hornklee, das Acker-Witwenkraut<br />

und das Wiesenlabkraut keine Probleme mit dem<br />

Mangel an Feuchtigkeit hatten. Von den Gräserarten<br />

war es hauptsächlich das über Einsaaten verbreitete<br />

Italienische Raygras (Lolium multiflorum), welches<br />

selbst dann noch aufrecht und grasgrün in den<br />

Die Trockenheit ist gut sichtbar.<br />

Wiesen stand, als manch andere Gewächse bereits<br />

verdorrt waren. Dieses schnellwüchsige Gras liefert<br />

einen hohen Ertrag und das Futter ist gut verdaulich,<br />

ein Grund, warum es in der Landwirtschaft sehr<br />

beliebt ist. Sein Vorteil ist, dass es – genauso wie die<br />

vorgängig genannten Überlebenskünstlerinnen unter<br />

den Pflanzen – bis zu einem Meter tief reichende<br />

Wurzeln hat. Dies hilft ihnen, selbst dann noch irgendwo<br />

in den Tiefen des Bodens Feuchtigkeit zu finden,<br />

wenn Flachwurzler schon lange schlapp gemacht haben.<br />

Diese Beobachtungen führten bei mir zum Entscheid,<br />

künftig beim Pflanzenkauf für den Garten<br />

nicht nur auf die Schneckensicherheit, sondern auch<br />

auf eine gute Trockenheitsresistenz zu achten. Pflanzen<br />

die welken, sobald der Regen mal ein paar Tage ausfällt,<br />

werden es in Zukunft wohl schwer haben.<br />

Herzlichst, eure Gaby<br />

Text/Fotos Gaby Kistler<br />

Wiesenlabkraut<br />

Gaby Kistler – Naturvermittlerin mit Leib und Seele<br />

Auf ihrer Homepage www.naturtagebuch.ch<br />

und der gleichnamigen<br />

Facebook-Seite zeigt Gaby, was es im<br />

Laufe der Jahreszeiten in Wäldern und<br />

Wiesen vor unserer Haustüre so alles<br />

zu entdecken gibt. Sie lebt am Ricken -<br />

pass, wo sie einen Gemüse-, Obst-,<br />

Beeren- und Heilkräutergarten pflegt.<br />

So findet man auf ihren Seiten auch<br />

Tipps für den Garten, zum Einmachen,<br />

zur Verwertung von Wildfrüchten und<br />

vieles mehr.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 21


Ernestines Kräuterapotheke<br />

Wallwurz –<br />

Knochenheiler<br />

Wallwurz wird seit Jahrhunderten bei<br />

Knochenbrüchen und zur Wundheilung genutzt.<br />

22 <strong>NATURZYT</strong>


WALLWURZ HILFT BEI KNOCHEN­<br />

BRÜCHEN<br />

Wallwurz wird eingesetzt bei Knochenverletzungen,<br />

Verstauchungen, Prellungen,<br />

Zerrungen, Quetschungen und Blutergüssen.<br />

Schmerz und Schwellung<br />

lassen meist schnell nach. Bei Sehnenscheiden-<br />

und Schleimbeutelentzündungen,<br />

Narbenschmerzen oder verhärteten<br />

Narben haben sich Wallwurz-Anwendungen<br />

bewährt. Auch bei Muskelverhärtungen<br />

und rheumatischen Schmerzen kann<br />

Wallwurz Linderung bringen.<br />

MÄCHTIGE WIRKUNG<br />

<strong>Das</strong> Zusammenwirken verschiedener<br />

Inhaltsstoffe macht die Wallwurz zu<br />

einem hochwirksamen Heilmittel. Hervorstechend<br />

ist der sehr hohe Gehalt an<br />

Allantoin, welches die Neubildung von<br />

Gewebe fördert und Knochen nach einem<br />

Bruch schneller wieder zusammenwachsen<br />

lässt. Ausserdem wirkt Wallwurz reiz- und<br />

schmerzlindernd, entzündungshemmend,<br />

abschwellend, antibakteriell, wundreinigend<br />

und zusammenziehend.<br />

WAS SAGEN DIE ALTEN KRÄUTER­<br />

KUNDIGEN?<br />

Die Wurzel fand bereits bei Hildegard<br />

von Bingen (12. Jh.) und Paracelsus<br />

(15. Jh.) als Wundheilmittel Verwendung.<br />

Leonhardt Fuchs, Botaniker und Mediziner<br />

im 16. Jh., schrieb in seinem «New<br />

Kreutterbuch»: «… ein Pflaster daraus<br />

gemacht und über die frischen Wunden<br />

gelegt hefftet dieselbigen zusammen; die<br />

Wurzel zerstossen und übergelegt heilet<br />

die brüch.» Kräuterpfarrer Künzle wusste:<br />

«<strong>Das</strong> Pflaster, hergestellt aus frischen<br />

Beinwellwurzeln, ist heilkräftig bei der<br />

Nachbehandlung von Knochenbrüchen,<br />

Quetschungen, Knochenhautentzündung,<br />

Thrombose.»<br />

STATTLICHER WUCHS UND<br />

ZIERLICHE BLÜTE<br />

Die robuste, mehrjährige Staude wächst<br />

gerne an Bachufern, Gräben und auf feuchten<br />

Wiesen. Seine dicke, spindel förmige<br />

Hauptwurzel verzweigt sich und reicht<br />

tief in den Boden. Sie ist innen schleimig,<br />

weich und cremeweiss. Aussen ist sie von<br />

einer schwarzen Haut überzogen, daher<br />

rührt der volkstümliche Name «Schwarzwurzel».<br />

Fast alle oberirdischen Teile<br />

des Beinwells sind borstig behaart. Die<br />

verzweigten Stängel sind kantig und<br />

fleischig. Die Grundblätter stehen in<br />

Büscheln, die Stängelblätter sind wechselständig,<br />

länglich und schmal. Die rauen<br />

Blätter werden von einem groben Netzwerk<br />

an Blattadern durchzogen. Im Mai erscheinen<br />

glockenförmige Blüten von rosavioletter<br />

oder gelblich-weisser Farbe, die<br />

eine nektarreiche Bienenweide sind. Mit<br />

dem botanischen Namen heisst die Pflanze<br />

Symphytum officinale, abstammend vom<br />

griechischen Wort «symphein» was «zusammenwachsen»<br />

bedeutet. Die deutschen<br />

Namen «Wallwurz» und «Beinwell» leiten<br />

sich von «wallen» ab, was «zusammenheilen»<br />

ausdrückt. Hinweis: Vor der Blüte<br />

können die Blätter des Beinwells mit denen<br />

des sehr giftigen Fingerhuts verwechselt<br />

werden.<br />

ANBAU UND ERNTE<br />

Wallwurz braucht auch im Garten einen<br />

feuchten, nährstoffreichen Boden.<br />

Günstig ist ein Platz im lichten Halbschatten.<br />

Graben Sie die Wurzeln entweder<br />

im zeitigen Frühjahr oder im<br />

Oktober aus. Lassen Sie bei der Ernte<br />

ein kleines Stück Wurzel im Boden und<br />

die Pflanze wächst wieder nach. Hier<br />

zeigt sich die hohe Regenerationskraft<br />

der Wallwurz. Wurzeln gut waschen<br />

und in dünne Scheiben schneiden (die<br />

schwarze Wurzelhaut bleibt dran). Auf<br />

eine Schnur auffädeln und im Halbschatten<br />

trocknen. In Glasbehältern<br />

lagern. Gärtner schätzen Wallwurz als<br />

nährstoffreichen Dünger, da sie durch<br />

ihre enorme Vitalität frischen Schwung<br />

in den Garten bringt.<br />

EINE HEILPFLANZE FÜR TIERE<br />

Wallwurz eignet sich auch zur Behandlung<br />

von Tieren. Sie hilft z.B.<br />

bei entzündetem Euter oder Gelenken,<br />

Wunden und Verstauchungen als<br />

Auflage mit Tee aus Blättern bzw.<br />

Wurzeln oder als Salbe.<br />

SYMPHYTUM ALS<br />

HOMÖOPATHISCHES MITTEL<br />

Bei Knochenbrüchen oder Spätfolgen<br />

von Verletzungen ist Symphytum ein<br />

ausgezeichnetes homöopathisches<br />

Mittel. Allerdings darf Symphytum<br />

erst gegeben werden, wenn der<br />

Knochenbruch durch Stabilisierung<br />

oder Operation versorgt ist.<br />

WALLWURZ IN DER<br />

WILDKRÄUTER­KÜCHE<br />

Junge und weiche Blätter gibt man roh<br />

in den Salat. Sie schmecken gurkenartig.<br />

Ältere Blätter verwendet man wegen der<br />

borstigen Haare gedünstet als spinat artiges<br />

Gemüse, Blattrouladen oder Einlage in<br />

Suppen. Sehr gut schmecken sie in Pfannkuchenteig<br />

getaucht und in heissem Öl<br />

herausgebacken. Blüten und Knospen<br />

lassen sich als essbare Dekoration und<br />

Farbtupfer nutzen. Die im Herbst geernteten<br />

Wurzeln erinnern im Geschmack<br />

an Schwarzwurzeln.<br />

Hinweis: Wallwurz enthält Pyrrolizidinalkaloide,<br />

die bei einer Langzeitanwendung<br />

und in massiver Überdosierung<br />

leberschädigend und krebs erregend<br />

wirken können. Daher sollte die Pflanze<br />

vorsichtig verwendet werden. Jedoch<br />

wurde Beinwell von unseren kräuterkundigen<br />

Vorfahren jahrhundertelang<br />

als Heil- und Nahrungspflanze gebraucht,<br />

ohne dass schädigende Wirkungen beim<br />

Menschen bekannt wurden. Ein gelegentlicher<br />

Verzehr in geringen Mengen<br />

scheint unbedenklich zu sein. Erinnern<br />

wir uns an den weisen Satz des <strong>Schweizer</strong><br />

Arztes Paracelsus, dass allein die Dosis<br />

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge<br />

mit Ernestine<br />

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin<br />

Fachbereich Homöopathie<br />

(TG) und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis<br />

in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen<br />

und auf Kräuterspaziergängen gibt<br />

sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und<br />

ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Die<br />

nächsten Kurse: «Heilpflanzen bei Hautbeschwerden»<br />

am 23.9.<strong>2023</strong>. «Pflanzenkraft<br />

beim Räuchern zu Samhain» am 1.11.<strong>2023</strong>.<br />

Nähere Informationen zum Kursangebot<br />

unter www.eastecker.ch oder<br />

Telefon 043 322 86 70.<br />

NATUR ERFAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 23


Herstellung –<br />

Natur-Haarshampoo<br />

mit Wallwurz<br />

das Gift macht. Trotzdem möchte ich<br />

klarstellen, dass der Anwender die<br />

Verantwortung und die Entscheidung<br />

für den Einsatz der Pflanze selber übernehmen<br />

muss. Mittlerweile ist die<br />

Züchtung pyrrolizidinfreier Pflanzen<br />

gelungen.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, ich<br />

wünsche Ihnen viel Freude mit den<br />

Schätzen der Natur.<br />

Ihre Ernestine<br />

Text Ernestine Astecker<br />

Fotos Ernestine Astecker, Adobe Stock<br />

Die glockenförmigen<br />

Blüten entfalten sich<br />

spiralig.<br />

Quellen und weiterführende<br />

Literatur<br />

Brendieck-Worm, C., Klarer, F.,<br />

Stöger, E., Heilende Kräuter für Tiere.<br />

Ebert, R., Beinwell. Bühring, U.,<br />

Alles über Heilpflanzen.<br />

Fischer-Rizzi, S., Medizin der Erde.<br />

Fleischhauer, St.G., Gutmann, J.,<br />

Spiegelberger, R., Enzyklopädie<br />

Essbare Wildpflanzen. Fuchs, L.,<br />

<strong>Das</strong> New Kreütterbuch.<br />

Künzle, J., <strong>Das</strong> grosse Kräuterheilbuch.<br />

Nedoma, G. & Hirsch, S., Vegane<br />

Kosmetik. Scheiwiller-Muralt, E.,<br />

Homöopathie bei akuten Erkrankungen<br />

und Notfällen. Storl, W.D., Mit Pflanzen<br />

verbunden.<br />

Je 10 g kleingeschnittene Wallwurzund<br />

Klettenwurzeln sowie 5 g Brennnesselwurzeln<br />

in ein Schraubglas geben.<br />

1 TL natürliches Salz (z.B. Steinsalz,<br />

Himalayasalz) in 150 ml Wasser lösen<br />

und mit 150 ml Bio­Weinbrand oder<br />

Korn gemischt die Wurzeln übergiessen.<br />

1 TL Jojobaöl (oder Mandelöl) einrühren.<br />

Glas verschliessen. 1 Woche bei Zimmertemperatur<br />

stehen l assen. Regelmässig<br />

schütteln. Danach den Wurzelextrakt<br />

mit 100 g Lavaerde (oder Heilerde) auf<br />

eine cremige Konsistenz rühren. Wer<br />

möchte, kann noch 5–8 Tropfen naturreines<br />

ätherisches Bio­Rosmarinöl Typ<br />

Cineol dazugeben. Rosmarinöl hat eine<br />

belebende und durchblutungsanregende<br />

Wirkung. <strong>Das</strong> Shampoo in ein Glasgefäss<br />

abfüllen, verschliessen und beschriften.<br />

Haltbarkeit 2 Monate bei Zimmertemperatur.<br />

(Rezept­Variation nach G. Nedoma,<br />

Vegane Kosmetik, S. 63)<br />

Anwendung: <strong>Das</strong> Natur­Haarshampoo<br />

auf die nassen Haare auftragen, verteilen<br />

und leicht in die Kopfhaut einmassieren.<br />

Nach kurzer Einwirkzeit mit Wasser ausspülen.<br />

<strong>Das</strong> Haarshampoo fördert die<br />

Durchblutung der Kopfhaut und nährt<br />

die Haare.<br />

Beinwell in der Kräuterapotheke<br />

BEINWELLTEE ZUR ÄUSSERLICHEN<br />

ANWENDUNG<br />

Dieser Tee eignet sich für Umschläge,<br />

Wickel oder Bäder. 2 TL frische oder getrocknete<br />

zerkleinerte Wurzeln mit ¼ L<br />

Wasser 5 min. lang köcheln und weitere<br />

10 min. lang ziehen lassen, anschliessend<br />

abseihen. Für ein Vollbad stellt man 1 L<br />

Tee her. Ein Vollbad wirkt entspannend<br />

und lockert zudem die Muskeln.<br />

BEINWELL­WURZELPASTE<br />

Die Wurzelpaste kann für Wickel, Auflagen<br />

oder Kompressen warm oder kalt<br />

zubereitet werden. Bei akuten Entzündungen<br />

ist eine kalte Anwendung empfehlens -<br />

wert, bei Muskelverspannungen eher eine<br />

warme. Sie wird bei schmerzenden Gelenken,<br />

Bändern, rheumatischen Beschwerden,<br />

Muskelschmerzen oder stumpfen Verletzungen<br />

eingesetzt. Herstellung: Frische geriebene<br />

Wurzeln mit Wasser oder Beinwell-<br />

Tee verrühren. Auf ein Tuch streichen und<br />

auf die betroffene Stelle auflegen. Mit einer<br />

Binde oder einem Tuch fixieren. Solange<br />

aufliegen lassen, wie es angenehm ist. Bei<br />

akuten Schmerzen bis dreimal täglich. Ist<br />

keine frische Wurzel vorhanden, so können<br />

Sie die Wurzelpaste auch mit Wurzelpulver<br />

aus getrockneten Wurzeln anrühren.<br />

BEINWELL­BLATTAUFLAGE<br />

Beinwellblätter mit einer Flasche walzen,<br />

bis der Saft austritt. Sie können die Blätter<br />

direkt oder in ein Tuch verpackt auf die<br />

betroffene Stelle auflegen. Schmerz und<br />

Schwellung lassen meist rasch nach.<br />

Anwendung und Einsatz der Pflanze sowie<br />

der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene<br />

Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch.<br />

Eine Haftung der Verfasserin bzw.<br />

der Redaktion ist ausgeschlossen.<br />

24 <strong>NATURZYT</strong>


Herstellung<br />

von Wallwurz-Öl und<br />

Wallwurz-Salbe<br />

NATUR ERFAHREN<br />

Gerätschaften: Kochtopf, feuerfestes<br />

Becherglas, Spatel, Kochlöffel, Keramikmesser,<br />

Salbendosen. Zutaten: 15 g<br />

frische Wurzel der Wallwurz, 100 ml<br />

Olivenöl, 10 g gelbes Bienenwachs.<br />

Anstelle der frischen Wurzel können<br />

auch getrocknete Wurzelstücke verwendet<br />

werden.<br />

Schritt 1: Wallwurz­Öl: Frisch g egrabene<br />

Wurzeln der Wallwurz vorsichtig mit<br />

Wasser reinigen, mit Haushaltspapier<br />

abtupfen, mit einem Keramikmesser<br />

klein schneiden und in das Becherglas<br />

geben. Mit Olivenöl übergiessen und<br />

leicht erhitzen auf max. 60°C. Bei dieser<br />

Temperatur eine halbe Stunde unter<br />

Rühren ausziehen lassen. Die Inhaltsstoffe<br />

gehen dabei in das Öl über.<br />

Schritt 2: Wallwurz­Salbe: Anschliessend<br />

durch ein Baumwolltuch oder<br />

einen Teefilter abgiessen und das<br />

Bienenwachs dazugeben. Rühren , bis<br />

sich das Bienenwachs im warmen Ölauszug<br />

gelöst hat. Nach Bedarf kann<br />

in die Salbe 1 TL Wallwurz­Tinktur<br />

einge arbeitet werden. <strong>Das</strong> verstärkt<br />

die Wirkung. Dann in vorbereitete<br />

Salbendosen abfüllen, nach dem<br />

Erkalten verschliessen und beschriften.<br />

Kühl und dunkel aufbewahren.<br />

Haltbarkeit bei guter Lagerung:<br />

1 Jahr.<br />

Anwendung: <strong>Das</strong> Wallwurz­Öl kann<br />

zum Einreiben bei Muskelschmerzen<br />

verwendet werden sowie zur Weiterverarbeitung<br />

in Salben und Cremes.<br />

Die Wallwurz­Salbe wird zum Einreiben<br />

bei Beschwerden von Muskeln, Sehnen,<br />

Bändern und Gelenken oder zur Nachbehandlung<br />

von Knochenbrüchen<br />

eingesetzt. Nach Bedarf mehrmals<br />

täglich auf die betroffene Stelle auftragen.<br />

Auch für Kompressen und<br />

Auflagen eignet sich die Wallwurz­<br />

Salbe.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 25


Tierisch gute Interviews<br />

Interview mit Sve<br />

Wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten,<br />

doch wir sehen die Dinge immer nur aus unserer Sicht.<br />

Wie aber wäre es, wenn wir hören könnten, was unsere 4-, 8-<br />

oder 111-beinigen Mitbewohner dieser Erde uns zu sagen haben?<br />

Was würden sie wohl über uns Menschen denken, und wie<br />

würden sie ihr Zusammenleben mit uns empfinden?<br />

26 <strong>NATURZYT</strong>


nja Schwalbe<br />

Eine spannende Idee – sähen wir das ganze<br />

einmal aus ihrer Sicht und erführen, was<br />

sie uns alles zu sagen hätten. Naturzyt<br />

hat sich deshalb entschlossen, neue Wege<br />

aus zuprobieren und sich darüber Gedanken zu<br />

machen, was wäre, wenn sie wie wir sprächen und<br />

wir sie einfach fragen könnten.<br />

Sie sind fantastische Flieger und sausen im<br />

Sommer nur so über den Feldern und Äckern dahin.<br />

Sie jagen zu vielen in luftiger Höhe ihre Insekten im<br />

Flug. Ausserdem gelten sie als Frühlings- und Glücksbringerinnen.<br />

Im Volksmund sagt man, dass wenn<br />

sie tief flögen, es bald Regen gebe. Die Rede ist von<br />

unseren wunderhübschen Schwalben.<br />

Im Stall meines Pflegepferdes habe ich letztens<br />

ein Schwalbennest entdeckt und mir gedacht, dass<br />

sich da wohl eine gute Gelegenheit für ein kurzes<br />

Gespräch während der mütterlichen Brutpflege ergeben<br />

könnte. Also sofort die Gunst der Stunde nutzen<br />

und die hübsche Schwalbe um ein Interview bitten.<br />

GUTEN TAG, LIEBE SCHWALBE, BITTE ERSCHRICK<br />

NICHT. ICH MÖCHTE DIR NICHTS BÖSES. ICH<br />

HABE NUR GERADE DEIN WUNDERVOLLES NEST<br />

BEWUNDERT UND HABE MICH GEFRAGT, OB DU<br />

WOHL ZU EINEM KLEINEN GESPRÄCH MIT MIR<br />

BEREIT WÄRST.<br />

Wer bist du denn, und wieso willst du mit mir sprechen?<br />

ICH BIN GINI VON DER <strong>NATURZYT</strong>. DAS IST EIN<br />

MAGAZIN, WELCHES DEN MENSCHEN GERNE<br />

DIE NATUR UND IHRE BEWOHNER NÄHERBRINGT.<br />

DORT STELLE ICH JEWEILS EINE PERSÖNLICH­<br />

KEIT AUS DEM TIERREICH VOR UND MACHE DAZU<br />

KLEINE INTERVIEWS. UND WIE IST DENN DEIN<br />

NAME?<br />

Ich bin Svenja, das tönt wirklich interessant, Gini,<br />

ich habe einfach nicht sehr viel Zeit, da ich bald<br />

wieder Beute jagen gehe, um meine 5 Kinder zu<br />

ernähren. Ich bin aber gerne bereit, mit dir zu reden.<br />

Wie läuft denn sowas wie ein Interview ab?<br />

DAS IST GANZ EINFACH, ICH STELLE DIR EIN<br />

PAAR FRAGEN ÜBER DICH UND DEINE ART, UND<br />

DU ERZÄHLST MIR DANN VON EUCH. OKAY?<br />

Klar, dann schiess mal los.<br />

ALSO DU BIST EINE SCHWALBE, WIE ICH<br />

SEHE. KANNST DU MIR VIELLEICHT SAGEN,<br />

WAS FÜR EINE ART SCHWALBE DU BIST?<br />

Ich bin tatsächlich eine Schwalbe, und zwar eine<br />

Rauchschwalbe. <strong>Das</strong> erkennst du an unserem blauschwarzen<br />

Gefieder und der kastanienbraunen,<br />

schwarz umrandeten Halspartie. Wir sind mit<br />

19 bis 22 Zentimeter Länge und einer Flügelspannbreite<br />

von 32 bis 34,5 Zentimetern auch etwas<br />

grösser als die Mehlschwalben. Generell sind wir<br />

die grösste Schwalbenart und kommen in ganz<br />

Europa vor. Ausserdem fliegen wir langsamer mit<br />

einer durchschnittlichen Flügelschlagfrequenz<br />

von ca. 4,4 Schlägen pro Sekunde gegenüber der<br />

Mehlschwalbe, welche 5,3 Schläge in der Sekunde<br />

erreicht.<br />

GIBT ES NOCH MEHR SOLCHE MARKANTEN<br />

UNTERSCHIEDE ZWISCHEN EUREN BEIDEN<br />

ARTEN?<br />

Ja, wir sind zwar beide Kulturfolger, das heisst,<br />

wir ziehen mit den Menschen mit, aber wir Rauchschwalben<br />

haben im Gegensatz zu den Mehlschwalben<br />

schon immer in den Häusern und Ställen der Menschen<br />

unsere Nester gebaut, wogegen diese Aussenfassaden<br />

bevorzugen. <strong>Das</strong> hat uns auch unseren<br />

Namen eingebracht. In früheren Zeiten sind wir<br />

nämlich jeweils durch die Öffnungen rein und raus<br />

geflogen, welche für den Abzug des Rauches der<br />

Herde gedacht waren. Da wir sehr wendige Flieger<br />

sind, bereitete uns das kein Problem. Noch ein<br />

markanter Unterschied ist unsere Jagdhöhe, während<br />

wir unsere Beute in 7 bis 8 Metern Höhe<br />

ab Boden jagen, liegt die Jagd Höhe der Mehlschwalben<br />

bei ca. 21 Metern, auch wenn sie manchmal<br />

pflügenden Traktoren hinterherfliegen, um<br />

aufgescheuchte Insekten zu vertilgen.<br />

DAS IST INTERESSANT. UND WIE IST ES, WENN<br />

IHR, SAGEN WIR MAL, EINE FLIEGE ERWISCHT.<br />

SETZT IHR EUCH DENN DAMIT HIN, UM SIE ZU<br />

ESSEN?<br />

Nein, keineswegs. Wir schlucken die Beute sofort<br />

runter, sofern wir keinen Nachwuchs zu versorgen<br />

haben. Ansonsten sammeln wir die Insekten in<br />

unserem Kehlsack, sofern sie nicht zu gross sind,<br />

wie z.B. Schmetterlinge. Die tragen wir in unserem<br />

Schnabel zum Nest. Wir jagen täglich so um die<br />

NATUR BEWAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 27


2500 Mücken und Fliegen. <strong>Das</strong> brauchen wir zum<br />

Überleben. Stell dir nur mal vor, wir müssten uns<br />

mit jeder Beute erst hinsetzen, um sie zu verzehren,<br />

dann würden wir wohl vorher verhungern …<br />

APROPOS NESTER, WORAUS BESTEHEN DIESE<br />

EIGENTLICH UND BENUTZT IHR SIE IMMER<br />

WIEDER ODER BAUT IHR JEWEILS WIEDER<br />

NEUE?<br />

Oh, wir sind wahre Baumeister. Unser Nest hat die<br />

Form einer Viertelkugel, die frei weit oben auf Vorsprünge<br />

oder so wie bei meinem an einen Balken<br />

geklebt wird. Für ein Nest brauchen wir so um die<br />

750–1400 Lehm- und Erdklümpchen, welche wir<br />

mitunserem Speichel zusammenkleben. Zu deren<br />

Beschaffung legen wir etwa eine Wegstrecke von<br />

Im Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong><br />

Svenja Schwalbe ist eine dreijährige rasante Flugkünstlerin. Sie<br />

liebt ihren Reto fast genau so sehr wie Mücken und hat schon<br />

viermal Nachwuchs grossgezogen.Sie kommt jedes Jahr aus<br />

Afrika zu ihrem Nest in der Schweiz zurück.<br />

rund 220 Kilometern zurück. Als Verstärkung<br />

bauen wir Grashalme und Stroh zwischen den Lehmklumpen<br />

ein. Innen wird dann das Nest schön<br />

geglättet und mit Federn, Haaren und Pflanzenmaterial<br />

weich ausgepolstert. Pferdehaare sind der<br />

Hit, und davon gibt’s so viele hier. So ein Nest<br />

bauen ist eine Heidenarbeit. Darum nutzen wir sie<br />

auch immer wieder und bessern lediglich k leinere<br />

Schäden aus.<br />

JA, ICH HABE GEHÖRT, DASS SCHWALBEN<br />

SEHR STANDORTTREU SIND , UND IHRE NESTER<br />

ZU ENTFERNEN IST SOGAR VERBOTEN. IHR<br />

GEHÖRT JA ZU DEN LANGSTRECKENZIEHERN.<br />

KANNST DU MIR ERZÄHLEN , WIE DEIN LEBEN<br />

SO ABLÄUFT?<br />

Klar! Also das ist so. Ich komme im Frühjahr , so<br />

zwischen März und Mai, zurück in die Schweiz, und<br />

zwar aus Afrika. Ist eine sehr lange Strecke, welche<br />

wir hin - und her fliegen. Dann so zwischen März<br />

und Juli ist Brutsaison. In dieser Zeit haben Rauchschwalben<br />

etwa 2 bis höchstens 3 Bruten, in denen<br />

wir etwa 3 bis 6 weiss-braun gefleckte Eier legen.<br />

Dies hier ist jetzt meine zweite Brut. Ich habe meine<br />

Eier etwa 16 Tage bebrütet , und nun versorgen wir<br />

die Kleinen etwa 20 Tage lang, bis diese flügge sind<br />

und ausziehen. Meine Kinder aus der ersten Brut<br />

sind nett und helfen bei der Aufzucht meiner zweiten<br />

Brut mit. <strong>Das</strong> ist nicht immer so, normalerweise<br />

machen das nur mein Mann und ich. Dann zirka<br />

im <strong>September</strong>/Oktober fliegen wir wieder die ganze<br />

lange Strecke nach Afrika zurück. Wir könnten<br />

in diesem Klima den Winter hier sonst nicht<br />

überleben.<br />

WOW, DAS IST GANZ SCHÖN WEIT. SCHWÄNE<br />

ODER KRÄHEN SIND IHREM PARTNER EIN<br />

LEBEN LANG TREU. ANDERE VOGELARTEN<br />

WÄHLEN SICH IMMER WIEDER NEUE PARTNER.<br />

WIE IST DAS EIGENTLICH BEI EUCH?<br />

Naja, bei uns ist das etwas zwischendurch. Unsere<br />

Männchen unterscheiden sich vom Optischen her<br />

nicht sehr von uns. Einzig der kastanienfarbige<br />

Kehlkopf ist bei ihnen ausgeprägter als bei uns.<br />

Diesen benutzen sie dann auch bei der Balz. Wenn<br />

wir uns dann, nach Erreichen der Geschlechtsreife,<br />

etwa im zweiten Lebensjahr, für einen Partner<br />

entschieden haben, bleiben wir eigentlich dann wie<br />

die Raben ein Leben lang zusammen. Jedoch mit<br />

dem Unterschied, dass sich unsere Männchen jedes<br />

Jahr auf s Neue beweisen müssen. <strong>Das</strong> heisst, wenn<br />

mich mein Reto nicht mehr vollkommen überzeugen<br />

kann, dass er der Beste und Schönste ist, dann<br />

werde ich ihm wahrscheinlich untreu. Ich würde<br />

ihn nicht verlassen oder keine Kinder mehr kriegen<br />

mit ihm, aber ich würde mich auch mit einem<br />

meiner Ansicht nach Besseren paaren und Reto so<br />

ein paar Kuckuckseier unterschieben. Ist vom<br />

menschlichen Standpunkt her gesehen vielleicht<br />

nicht die feine Art und hat auch nichts mit Gefühlen<br />

zu tun, aber der Fortbestand ist wichtig und dem<br />

muss man halt auch Rechnung tragen. Ich liebe<br />

meinen Reto trotzdem, er ist ein toller und fürsorglicher<br />

Vater, egal von welchem Ei.<br />

ICH SEHE DU WIRST LANGSAM UNRUHIG UND<br />

MUSST BALD WIEDER RAUS , BEUTE FANGEN.<br />

28 <strong>NATURZYT</strong>


ICH HABE NOCH ZWEI KEINE FRAGEN. HABT<br />

IHR FEINDE, WIE ALT BIST DU UND WELCHES<br />

ALTER KÖNNT IHR ERREICHEN?<br />

<strong>Das</strong> sind 3 Fragen … Aber ist schon okay. Ich bin<br />

jetzt 3 Jahre alt und habe letztes Jahr schon mit<br />

meinem Reto hier gebrütet , er ist immer noch der<br />

Beste … Feinde haben wir neben dem Menschen,<br />

welcher uns aus den Siedlungsgebieten verdrängt, da<br />

die Bauernhöfe meist ausserhalb liegen, vor allem in<br />

Form der Baumfalken. Andere Greifvögel schlagen<br />

uns kaum, da wir sehr wendig und schnell sind. Wir<br />

erreichen bis zu 80 km/h. Es gibt auch bei uns jede<br />

Menge Parasiten , welche uns zu schaffen machen und<br />

unsere Gesundheit angreifen. Ausserdem ist das Hinund<br />

Herziehen nach Afrika und zurück auch immer<br />

mit vielen Gefahren verbunden. Schliesslich<br />

sammeln wir uns dafür in Schwärmen und übernachten<br />

zusammen in grösseren Schilfbeständen<br />

oder auf Überlandleitungen. Da sind wir leichtere<br />

Beute, auch für Nachtgreifvögel wie Eulen. Weshalb<br />

unser Durchschnittsalter bei etwa 4 Jahren liegt,<br />

trotzdem können wir bis zu 8 Jahre oder sogar<br />

älter werden.<br />

Für jedes zehnte<br />

verkaufte Buch spenden<br />

wir 1 Buch an Kinder.<br />

Mehr unter<br />

www.naturzyt.ch/<br />

buch­ravensong<br />

NATUR BEWAHREN<br />

DAS WAR EIN GROSSARTIGES GESPRÄCH<br />

MIT DIR, SVENJA. ICH DANKE DIR SEHR DAFÜR.<br />

GIBT ES NOCH ETWAS, DAS DU UNSEREN<br />

LESERN VIELLEICHT NOCH MITTEILEN MÖCH­<br />

TEST?<br />

Nein , eigentlich nicht, ausser vielleicht, dass sie<br />

doch bitte nicht so viele Pestizide benutzen sollen.<br />

Wir sind doch dazu da , die Fliegen und Mücken<br />

zu jagen , und deshalb ja sowas wie ein ganz natürlicher<br />

Mückenschutz. Man sollte immer allem mit<br />

Respekt begegnen und daran denken, dass , wenn<br />

man eine Spezies vernichtet, daran vielleicht auch<br />

noch eine andere hängen könnte, welche man<br />

vielleicht gerne bewahren möchte. Also, niemand<br />

mag Mücken, ausser wir. Wir haben sie zum Fressen<br />

gerne, und wenn sie alle verschwänden, dann<br />

würden auch wir verschwinden. <strong>Das</strong> wäre doch<br />

echt schade, oder?<br />

JA, DAS WÄRE ES IN DER TAT. ICH DANKE<br />

DIR UND WÜNSCHE DIR, RETO UND DEINEN<br />

KINDERN EIN LANGES, GESUNDES LEBEN<br />

VOLLER LECKERER MÜCKEN.<br />

Danke dir auch, Gini, es hat echt Spass gemacht,<br />

mit dir zu reden. Ich muss jetzt leider los, aber<br />

vielleicht sehen wir uns mal wieder. Alles Gute<br />

auch an eure Leser.<br />

Text, Foto, Illustration Virginia Knaus<br />

Ravensong – Auch Tiere haben eine Stimme<br />

Die Autorin Virginia Knaus gibt unseren Wildtieren, vor allem<br />

den kleinen, eine Stimme. In spannenden und packenden<br />

Interviews schafft sie es, uns mehr Verständnis gegenüber<br />

unseren 4-, 8- oder 111-beinigen Mitbewohnern zu vermitteln.<br />

In 25 spannenden Interviews erzählen unsere Mit bewohner,<br />

wie beispielsweise Anton Ameise, Fritz von Schmeiss-Fliege,<br />

Karlchen Käfer und viele mehr, wer sie sind, wie sie leben<br />

und auch was sie von uns Menschen erwarten würden.<br />

Eine spannende Welt, die sich eröffnet und den kleinen<br />

Mitbewohnern ein ganz neues Gesicht verleiht. <strong>Das</strong> Buch<br />

«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme» ist nicht nur<br />

für kleine Leser gedacht, sondern auch für grosse. Und auf<br />

einem schönen Spaziergang lassen sich vielleicht Edgar Spidermann,<br />

Teigeer Schnegel und viele andere Interview-Partner<br />

wiederentdecken, und wer weiss, vielleicht erzählen sie euch<br />

noch weitere spannende Ereignisse aus ihrem Leben.<br />

Virginia Knaus<br />

«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme»<br />

mit 25 Illustrationen.<br />

176 Seiten, A5 Hardcover,<br />

Erstausgabe 2020<br />

<strong>NATURZYT</strong> Verlag<br />

ISBN 978­3­033­07896­3<br />

Preis CHF 34.90 –,<br />

für Abonnenten <strong>NATURZYT</strong> 29.90<br />

Bestellen unter www.naturzyt.ch/buch­ravensong<br />

oder T 043 542 72 91<br />

<strong>NATURZYT</strong> 29


Natur im Garten<br />

Igel mögen es wild<br />

Wer den Igel nicht nur als Gast im Garten beherbergen, sondern ihm auf<br />

Dauer ein Heim anbieten möchte, muss nicht viel tun – denn weniger ist<br />

hier mehr. Igel mögen es nämlich so richtig wild und unordentlich; deshalb darf<br />

man im naturnahen Garten auch einfach mal zurücklehnen und geniessen.<br />

30 <strong>NATURZYT</strong>


Den Igel findet man<br />

mittlerweile häufig im<br />

Siedlungsgebiet, da<br />

er hier gute Lebensbedingungen<br />

vorfindet.<br />

(Foto: pexels.com)<br />

Wer Vögeln, Eidechsen und<br />

Igeln etwas Gutes tun will,<br />

sollte eine Totholzhecke<br />

im Garten stapeln, die den<br />

Tieren als willkommenes<br />

Zuhause dient.<br />

(Foto Oliver Klas)<br />

NATUR BEWAHREN<br />

Bei seinem Anblick gerät man<br />

regelmässig in Verzückung:<br />

Auf kurzen Beinen trippelt<br />

er eilig über den Gartenweg,<br />

reckt laut schnüffelnd seine Nase in die<br />

Höhe und verschwindet flink im Gemüsebeet.<br />

Igel sind einfach knuffige Gesellen<br />

– doch nicht nur deshalb sind sie gern<br />

gesehene Gäste im Garten. Als natürliche<br />

Feinde von Schnecken, Raupen und anderen<br />

Schädlingen sind die kleinen Wildtiere<br />

ideale Helfer in Sachen biologischer<br />

Pflanzenschutz. Viele Gartenbesitzerinnen<br />

und -besitzer machen es dem Igel allerdings<br />

alles andere als leicht: Ein perfekt<br />

aufgeräumter Garten mit sauber geharkten<br />

Flächen und akkurat geschnittenen Sträuchern<br />

bietet den stacheligen Besuchern<br />

nämlich kaum einen Unterschlupf. Als<br />

Wildtier, das in unserer Nähe haust, hat<br />

der Igel sich zwar bestens angepasst.<br />

Im Zusammenleben mit den Menschen<br />

lauern ihm im Garten aber immer wieder<br />

zahlreiche todbringende Gefahren: Lichtschächte,<br />

Netze, Pestizide, Fadenmäher<br />

und Heckenscheren stellen lebensbedrohliche<br />

Fallen dar.<br />

ÖKOLOGISCHES GLEICHGEWICHT<br />

Wie jedes Wildtier nimmt der Igel eine<br />

wichtige Rolle im Zusammenspiel der<br />

Natur ein. Entsprechend gerne mag das<br />

Stacheltier wilde Ecken mit Dickicht,<br />

Totholzhaufen und zugewachsenen Gartenrändern.<br />

Hier findet er fette Würmer,<br />

knackige Schneckeneier und dicke Maden,<br />

die er gerne laut schmatzend verschlingt.<br />

Um Igel zu schützen, gilt es deshalb,<br />

gänzlich auf Pestizide zu verzichten und<br />

seinen Garten möglichst biologisch<br />

zu bewirtschaften. Dazu braucht es eine<br />

andere Sicht der Dinge. Der Begriff<br />

«Schädling» existiert im biologischen<br />

Gartenbau eigentlich nicht, vielmehr<br />

spricht man von Nahrungskonkurrenten.<br />

Denn in der Natur sind alle Insekten<br />

auf ihre Weise nützlich, wichtig ist vor<br />

allem, dass das ökologische Gleichgewicht<br />

stimmt und nicht gestört wird.<br />

Wer sein grünes Reich auf Bio umstellt,<br />

muss sich deshalb eine gewisse<br />

Gelassenheit aneignen. Anstatt sofort<br />

einzugreifen, gilt es manchmal, auch<br />

einfach abzuwarten und die natürlichen<br />

Gegenspieler aufs Feld zu lassen – wie<br />

eben den Igel. Die Natur verfügt über<br />

ein gut funktionierendes Ökosystem;<br />

biologisches Gärtnern bedeutet deshalb,<br />

ein ökologisches Gleichgewicht zu<br />

erreichen. Um einen igelfreundlichen<br />

Garten zu gestalten, gilt es , gan zheitlich<br />

zu denken: Tummeln sich Insekten,<br />

Schmetterlinge, Regenwürmer, Schnecken<br />

und Vögel im Garten, benötigt der<br />

kleine Runde keine besondere Einladung,<br />

sondern kommt von selbst. Schliesslich<br />

kann er einem solchen Buffet kaum<br />

widerstehen. Doch wo beginnt man am<br />

besten, wenn man den herkömmlichen<br />

Garten in ein Igel- Eldorado verwandeln<br />

möchte? Begleiten Sie uns durchs<br />

Gartenjahr – wir zeigen Ihnen, wie es<br />

geht:<br />

HOLZ SAMMELN IM FRÜHLING<br />

Im Februar und März ist es Zeit, zur<br />

Baumschere zu greifen und Obst- sowie<br />

Ziergehölze wieder in Form zu bringen.<br />

Vom Rückschnitt der Sträucher, Hecken<br />

und Bäume fällt viel Astmaterial an,<br />

das sich bestens für den eigenen Garten<br />

nutzen lässt. Durch das Aufschichten<br />

eines Totholzhaufens kann das Schnittgut<br />

naturnah und zur Förderung der<br />

<strong>NATURZYT</strong> 31


Biodiversität verwendet werden. Er<br />

besteht aus locker angehäuften Ästen<br />

und Zweigen und ist ein beliebter<br />

Tummelplatz: Totholz bietet nicht nur<br />

Igeln, sondern auch vielen anderen<br />

Tieren Versteck-, Schlaf- und Futterplätze.<br />

Bedrohte Vogelarten finden hier<br />

ein schützendes Versteck vor Fressfeinden<br />

oder einen idealen Platz zum<br />

Nisten. Auch für andere gefährdete<br />

Gartenbewohner wie etwa Erdkröten<br />

oder Zauneidechsen bietet das Astgeflecht<br />

einen prima Rückzugsort. Es<br />

ist Kinderstube und Winterquartier<br />

zugleich. Daneben finden auch viele<br />

Insekten-, Käfer- und Spinnenarten in<br />

Asthaufen einen Lebensraum.<br />

DER RICHTIGE MIX MACHT’S<br />

Bei der Wahl der Bepflanzung im Blumenbeet<br />

sollte man im Biogarten möglichst<br />

auf einheimische oder sogar standortheimische<br />

Pflanzen zurückgreifen, denn<br />

sie bieten zahlreichen Insekten Nahrung,<br />

Fortpflanzungsmöglichkeiten und<br />

Unterschlupf. Dadurch erhöht sich die<br />

natürliche Vielfalt und somit die Stabilität<br />

des Ökosystems «Garten». Besonders<br />

attraktiv sind Wiesenblumen mit offenem<br />

Blütenbau wie die Schafgarbe oder<br />

Margerite, da deren Pollen und Nektar<br />

auch von kurzrüssligen Schwebefliegen<br />

aufgenommen werden können. Den<br />

Insekten zuliebe sollte im biologischen<br />

Garten zudem die traditionelle Trennung<br />

Schnecken, Maden und<br />

Würmer sorgen für den<br />

benötigten Winterspeck<br />

der Igel. Katzenfutter ist<br />

keine Alternative dafür.<br />

zwischen Blumenrabatte und Gemüsebeet<br />

aufgegeben werden. Heil- und Gewürzkräuter,<br />

Klatschmohn und Ringel blumen<br />

sehen zwischen Salatköpfen und Lauchstängeln<br />

nicht nur schön aus, sondern<br />

sie locken auch den Igel ins Gemüsebeet,<br />

wo er sich gerne an Schnecken, Laufkäfern,<br />

Larven von Nachtschmetterlingen,<br />

Regenwürmern, Ohrwürmern,<br />

Hundert- und Tausendfüsslern sowie<br />

Spinnen gütlich tut. Igel sind keine<br />

Vegetarier, sie fressen im Garten weder<br />

Obst noch Gemüse.<br />

BLUMENWIESE GENIESSEN<br />

IM SOMMER<br />

Rasen ist als Gartenfläche steril und<br />

bietet dem Igel weder Nahrungsgrundlage<br />

noch Versteckmöglichkeiten. Falls<br />

möglich, sollte man deshalb im Sommer<br />

eine Blumenwiese anlegen – oder<br />

zumindest Inseln mit Wildblumen<br />

im Rasen planen. Zwar lassen sich die<br />

Blütenpflanzen, die einer Blumenwiese<br />

ihren bunten Charakter verleihen, nicht<br />

so ohne Weiteres aus der Tüte auf den<br />

Mährasen schütten. Doch die nachträgliche<br />

Verwandlung eines Rasens in<br />

eine Blumenwiese ist trotzdem nicht<br />

so schwer – es braucht nur etwas Fachwissen,<br />

Muskelkraft und das richtige<br />

Saatgut. Die Mühe des Anlegens lohnt<br />

sich, denn statt des mühsamen wöchentlichen<br />

Rasenmähens muss man künftig<br />

nur noch zweimal im Jahr die Sense<br />

schwingen: Ausserdem ist eine Blumenwiese<br />

bunter, ihr Wasserbedarf geringer<br />

und die heimische Tierwelt freut sich<br />

an ihr.<br />

IGEL LEBEN GEFÄHRLICH<br />

Dem Igel ist damit gleich doppelt gedient:<br />

Eine Wildwiese bietet ihm zusätzlichen<br />

Lebensraum, zudem muss er sich nicht<br />

vor möglichen Mährobotern fürchten.<br />

Da der elektronische Mäher sozusagen<br />

geräuschlos durch die Halme zirkelt,<br />

lässt man ihn gerne nachts frei – dann<br />

sind auch die Igel unterwegs. <strong>Das</strong> kann<br />

zu unschönen Zusammenstössen führen,<br />

denn Igel rollen sich bei drohender Gefahr<br />

ein. Fährt der Roboter an das Tier heran,<br />

kann dieses verletzt und sogar getötet<br />

werden. Auch Fadenmäher sollten aus<br />

dem igelfreundlichen Garten verbannt<br />

werden: Mit den motorisierten Sensen<br />

wird oft der Wildwuchs an Böschungen,<br />

32 <strong>NATURZYT</strong>


unter Büschen und Hecken geschnitten.<br />

Man dringt damit also direkt ins Schlafzimmer<br />

der Igel ein, die sich während<br />

des Tages gern im hohen Gras verstecken.<br />

Falls einmal eine Motorsense benutzt<br />

werden muss, ist es wichtig, den Garten<br />

vor dem Einsatz der Motorsense gründlich<br />

abzusuchen. Da Igel auch bei Lärm<br />

verharren, stochert man am besten mit<br />

einem Stock zwischen dem Gestrüpp<br />

und im hohen Gras herum. Stösst man<br />

dabei auf einen Igel, kann er in Sicherheit<br />

gebracht werden. Wer ein Herz für<br />

Igel und andere Gartenbewohner hat,<br />

sollte aber möglichst auf diese elektrischen<br />

Helfer verzichten.<br />

Was auf den ersten Blick wie eine wilde Ansammlung<br />

von toten Ästen und Zweigen wirkt, hat durchaus System<br />

und ist ein Paradies für heimische Tiere. (Foto: Ingmar B)<br />

WILD IN DEN HERBST<br />

Eine abwechslungsreiche Gestaltung<br />

erhöht den ökologischen Wert eines<br />

Gartens. Der Herbst ist eine ideale Zeit,<br />

um Gehölze zu pflanzen – im naturnahen<br />

Igelgarten fällt die Wahl auf<br />

einheimische Heckensträucher, die<br />

für die Insekten während der ganzen<br />

Vegetationszeit Nektar und Pollen<br />

Ihre Winterquartiere suchen die Igel bei anhaltenden Bodentemperaturen<br />

um null Grad auf. Schutz geg en Kälte finden sie in Erdmulden, unter Hecken<br />

oder eben in Reisighaufen. (Foto: Alfredo H)<br />

Neu in der swisstopo-App<br />

- Informationen zu den geologischen Gesteinsschichten<br />

- Interessante geologische Punkte unterwegs<br />

- Maximale Vergletscherung während letzter Eiszeit<br />

wohin<br />

wissen<br />

swisstopo<br />

Foto: Karsten Pippig<br />

<strong>Schweizer</strong>ische Eidgenossenschaft<br />

Confédération suisse<br />

Confederazione Svizzera<br />

Confederaziun svizra<br />

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Bundesamt für Landestopografie swisstopo


Insekten mögen᾽s traditionell:<br />

Der Nektar einheimischer<br />

Wildpflanzen<br />

mundet ihnen am besten.<br />

(Foto: pxhere.com)<br />

Nicht nur auf der Blumenwiese, sondern<br />

auch im Kräutergarten finden Schmetterlinge<br />

in den Blüten von Lavendel oder Pfefferminze<br />

Nahrung. (Foto: pxhere.com)<br />

Igel nutzen Materialien wie Blätter,<br />

Gestrüpp und Zweige, um ihre Nester<br />

zu isolieren und sich während des<br />

Winterschlafs darin einzuwickeln.<br />

(Foto pexels.com)<br />

produzieren. Wildwachsende Strauchhecken<br />

bringen nicht nur gestalterisch<br />

mehr Leben in das grüne Grundstück,<br />

sondern bieten auch der heimischen<br />

Fauna ein ideales Heim. Neben Igeln<br />

nutzen auch Vögel und Insekten Strauchhecken<br />

gerne als Versteck, Nistplatz oder<br />

Nahrungsquelle. Wer auf eine naturnahe<br />

Gestaltung Wert legt, darf deshalb auf<br />

standortgerechte, einheimische Gehölze<br />

wie Pfaffenhütchen oder Kornelkirsche<br />

nicht verzichten. Sie sind nicht nur eine<br />

ideale Nahrungsquelle für Tiere, sondern<br />

bieten auch ökologische Nischen.<br />

WERTVOLLES LAUB<br />

Der Herbst hält neben der Ernte von<br />

Früchten und Gemüse eines der<br />

schönsten Geschenke im Garten parat:<br />

das Laub. Die Blätter enthalten wichtige<br />

Nährstoffe, die dem mikrobiologischen<br />

Kreislauf unbedingt wieder zugeführt<br />

werden sollten. Denn nach dem Blattfall<br />

werden die Nährstoffe von Bakterien<br />

und Pilzen im Boden aufgenommen<br />

und zersetzt. Laub kann deshalb vielfältig<br />

im Garten genutzt werden – etwa<br />

als Nährstoff liefe rant für den Rasen,<br />

Wurmfutter im Kompost oder als<br />

schützende Abdeckung im Staudenbeet.<br />

Aufräumen im Herbst ist im Igel-Reich<br />

grundsätzlich passé. Vielmehr gilt,<br />

dass alles, was im Garten wächst, auch<br />

im Garten bleiben soll. <strong>Das</strong> Herbstlaub<br />

ist für Igel eine überlebensnotwendige<br />

Vorratskammer für die Zeit sowohl<br />

vor als auch nach dem Winterschlaf.<br />

Unter dem Laubteppich suchen all die<br />

Kleintiere Schutz, die auf der Futterliste<br />

des Igels stehen. Entfernt man<br />

das Laub, raubt man dem stacheligen<br />

Wildtier seine Ressourcen – die Folgen<br />

sind abgemagerte Tiere, die den Winter<br />

nicht überstehen. <strong>Das</strong> Zufüttern mit<br />

Katzenfutter ist eine Scheinlösung, denn<br />

in einer gepützelten Gartenwüste gibt<br />

es keine Zukunft für Igel.<br />

WINTERLICHES CHAOS<br />

Je wilder und chaotischer der Garten<br />

ist, desto nützlicher ist er für die Tierund<br />

Pflanzenwelt. <strong>Das</strong> gilt auch für<br />

Ast- und Steinhaufen sowie Pflanzenstängel<br />

von verblühten Blumen. Für<br />

unterschiedliche Tiere dienen solche<br />

so genannte Feinstrukturen als Unterkunft<br />

oder Futter. So entdecken Igel<br />

in unaufgeräumten Ecken des Gartens<br />

ideale Bedingungen für ihren Winterschlaf<br />

und naschen, wie Amseln und<br />

andere Vogelarten, gern vom reich gedeckten<br />

Tisch. Sie machen dabei freilich<br />

keinen Unterschied zwischen Nütz -<br />

lingen und Schädlingen und sorgen<br />

so für ausgeglichene Populationsbestände.<br />

Neben Laubhaufen sind auch dichtes<br />

Gestrüpp oder alte Holzstapel ideale<br />

Quartiere für die stacheligen Gesellen,<br />

die von November bis März einen Winterschlaf<br />

halten. Mit trockenem Laub, langstieligem<br />

Heu, drei alten Brettern und<br />

vier Backsteinen lässt sich mit wenig<br />

Handgriffen ein perfekter Unterschlupf<br />

für den kleinen Gartenhelfer bauen: Die<br />

Backsteine werden je zu zweit nebenund<br />

aufeinandergeschichtet. An diese<br />

niedrige «Mauer» stellt man nun die<br />

34 <strong>NATURZYT</strong>


Insekten bieten nicht<br />

nur ein wunderschönes<br />

Naturschauspiel, sondern<br />

sind auch wichtige Helfer<br />

im Garten.<br />

(Foto pxhere.com)<br />

Bretter an und füllt den dadurch entstehende<br />

Hohlraum mit Laub. <strong>Das</strong><br />

langstielige Heu wird von den Igeln als<br />

Nistmaterial bevorzugt. Sie bestehen<br />

aber darauf, das Nest selbst einzurichten,<br />

weshalb man es am besten vor der Höhle<br />

liegen lässt. Es empfiehlt sich, die erhöhte<br />

Seite gegen Osten zu richten – als<br />

Schutz vor dem Westwindwetter. Nicht<br />

immer können alle Massnahmen für<br />

einen igelfreundlichen Garten während<br />

eines Jahrs umgesetzt werden – aber<br />

auch mit kleinen Schritten können bereits<br />

grosse Erfolge erzielt werden. Und der<br />

Lohn für die Mühe? Regelmässige<br />

Besuche des charmantesten Stacheltiers<br />

überhaupt!<br />

Text Helen Weiss<br />

Fotos pixelio.de, pxhere.com, pexels.com<br />

HERBSTMARKT<br />

PFLANZEN -SPEZIALITÄTEN<br />

Sa. 16.09. 9-17 Uhr<br />

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EINEN NATURGARTEN,<br />

SO WIE IM MÄRCHEN.<br />

Wo der Frosch König ist und die Vögel Hochzeit halten.<br />

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Ostermundigen


Leichter und frischer Her b<br />

Im Herbst ist Grosssaison<br />

der frischen Gemüse<br />

für einen leichten und<br />

frischen Herbstgenuss.<br />

Jetzt empfiehlt sich auch der<br />

Gemüse lehrpfad zwischen<br />

Kerzers und Ins, auf welchem<br />

an über 60 verschiedenen Standorten<br />

die angeboten Gemüsekulturen<br />

auf Tafeln von Mai bis<br />

Mitte Oktober beschriftet sind.<br />

Als Ausgangspunkt dienen die<br />

Bahnhöfe Kerzers oder Ins.<br />

Der Gemüselehrpfad kann zu<br />

Fuss oder mit einer Velorundfahrt<br />

(2 Routen) genossen<br />

werden.<br />

Auf www.gemuese.ch sind<br />

neben einem übersichtlichen<br />

Saison kalender für das <strong>Schweizer</strong><br />

Gemüse auch weitere leckere<br />

Rezepte mit unserem Gemüse<br />

und mehr Informa tionen zum<br />

Gemüselehrpfad zu finden.<br />

HERBSTSALAT MIT KÜRBIS UND TRAUBEN<br />

Zutaten (für 4 Personen)<br />

SALAT<br />

1 Eisbergsalat, fein geschnitten<br />

4 EL Kürbiskerne, geröstet<br />

KÜRBIS<br />

400 g Kürbis, z.B. Butternut,<br />

in ca. 3 cm grossen Würfeln<br />

2 EL Rapsöl<br />

1 TL Salz<br />

1 EL Curry<br />

200 g Blaue Trauben, abgezupft<br />

SAUCE<br />

2 TL Grobkörniger Senf<br />

3 EL Balsamico ­Apfelessig<br />

3 EL Rapsöl<br />

2 EL Kürbiskernöl<br />

Salz, Pfeffer<br />

KÜRBIS<br />

Kürbis auf das vorbereitete Blech<br />

geben. Öl, Salz und Curry mischen,<br />

über die Kürbiss tücke verteilen und<br />

gut mischen. Trauben dazu legen.<br />

In der Mitte des auf 200 °C vorgeheizten<br />

Ofens ca. 15 Minuten<br />

backen. Herausnehmen, auskühlen<br />

lassen.<br />

SAUCE<br />

Senf und alle Zutaten bis und mit<br />

Pfeffer verrühren. Salat mit Kürbis<br />

und Trauben auf Teller anrichten,<br />

Sauce darüberträufeln, Kerne<br />

darüberstreuen<br />

36 <strong>NATURZYT</strong>


<strong>NATURZYT</strong> kocht<br />

bstgenuss<br />

KÜRBISPFANNE MIT ROSENKOHL<br />

Zutaten (für 4 Portionen)<br />

300 g Kürbis, z.B. oranger Knirps,<br />

in feinen Schnitzen<br />

200 g Rosenkohl, halbiert<br />

1 Zwiebel, in Streifen<br />

200 g Champignons,<br />

je nach Grösse halbiert<br />

2 EL Rapsöl<br />

1 dl Weisswein<br />

2 dl Gemüsebouillon<br />

100 g tiefgekühlte Marroni,<br />

angetaut oder frische Marroni<br />

100 g Crème fraîche<br />

50 g Baumnüsse, grob gehackt<br />

1/2 Bund Schnittlauch, fein<br />

geschnitten, Saison<br />

Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer<br />

Zwiebel im Öl andämpfen, Kürbis,<br />

Rosenkohl und Champignons<br />

beigeben, kurz bei hoher Hitze<br />

rösten. Wein dazugiessen, aufkochen,<br />

dann Bouillon beigeben<br />

und zugedeckt ca. 15 Minuten<br />

knapp weichkochen. Marroni beigeben,<br />

nochmals ca. 10 Minuten<br />

köcheln , bis die Marroni weich<br />

sind und die Flüssigkeit verdampft<br />

ist, würzen. Crème fraîche dazu<br />

servieren , mit Baumnüssen und<br />

Schnittlauch garnieren.<br />

EICHBLATTSALAT MIT EIERSCHWÄMMLI<br />

UND ZWETSCHGEN<br />

Zutaten (für 4 Personen)<br />

SALAT<br />

1 Eichblatt, zerzupft<br />

1 Knoblauchzehe,<br />

fein gehackt Saison<br />

1 Schalotte, fein gehackt , Saison<br />

1 EL Rapsöl<br />

400 g Eierschwämmli<br />

1/2 TL Salz, Pfeffer<br />

8 Zwetschgen, in Schnitzen<br />

SAUCE<br />

1 TL Senf<br />

4 EL Rotweinessig<br />

5 EL Rapsöl<br />

1 EL Sojasauce<br />

20 g Rucola oder Petersilie<br />

1/2 TL Salz, Pfeffer<br />

SAUCE<br />

Senf mit den restlichen Zutaten<br />

pürieren, beiseite stellen.<br />

SALAT<br />

Knoblauch und Schalotte im<br />

Öl andämpfen. Pilze beigeben,<br />

mitdämpfen, würzen, herausnehmen.<br />

Zwetschgen in derselben<br />

Pfanne rundum kurz anbraten.<br />

Salat anrichten, Sauce, Pilze und<br />

Zwetschgen darüber verteilen,<br />

sofort servieren.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 37


Fledermäuse schützen<br />

Mit Fledermäusen glücklich<br />

unter einem Dach<br />

Einige unserer 30 einheimischen Fledermausarten<br />

bewohnen Dachstöcke, in denen die Tiere<br />

gut sichtbar unter der Decke hängen. Doch der<br />

Grossteil der heimlichen Flugakrobaten versteckt<br />

sich in engen Ritzen und Spalten von Gebäuden.<br />

Fledermäuse leben mit uns<br />

Menschen unter einem Dach<br />

und schätzen, was wir auch<br />

mögen: Es ist sicher, trocken<br />

und zieht nicht durch die Ritzen.<br />

Fledermäuse in Fassadenspalten oder<br />

Zwischendächern bekommen wir<br />

höchstens beim abendlichen Ausflug<br />

zu Gesicht, wenn die kleinen Flatterer<br />

in der Dämmerung blitzschnell und<br />

scheinbar lautlos zur nächtlichen<br />

Insektenjagd starten. Ist der Raum<br />

unter der Spalte offen, dann fallen<br />

unter Umständen aber ihre Hinterlassenschaften<br />

auf: meist reiskorngrosse,<br />

braune bis schwarze Kotkrümel.<br />

Im Unterschied zu Vogel- oder<br />

38 <strong>NATURZYT</strong>


Kolonie Grosser Mausohren<br />

hängt gut sichtbar in<br />

einem Dachstock .<br />

oder die Terrasse fallen? Auf den<br />

Fenstersims stellt man am einfachsten<br />

eine gesicherte Blumenkiste. Die<br />

Biodüngung von oben ist gratis. Montiert<br />

man ein beliebig langes, aber<br />

maximal 30 cm breites Brett mindestens<br />

50 cm unter der Ausflug öffnung,<br />

fallen die Kotkrümel auf das Brett<br />

anstatt auf Tisch und Stühle. Durch<br />

die jährliche Reinigung des Brettes<br />

gewinnt man zudem einen nährstoffreichen<br />

Dünger.<br />

IRRFLIEGER<br />

Fledermäuse bilden im Sommerhalbjahr<br />

Wochenstuben: Meist bis zu einige<br />

Dutzend Weibchen besiedeln ein<br />

warmes Quartier, in dem Trächtigkeit,<br />

Geburt und Jungenaufzucht stattfinde n.<br />

Im Spätsommer werden die jungen<br />

Fledermäuse flügge. Bei der Quartiersuche<br />

fliegen die unerfahrenen Teenager<br />

aber auch Spalten an, aus denen sie<br />

kaum mehr herauskommen, wie zum<br />

Beispiel den Spalt bei Kippfenstern. Eine<br />

Fledermaus findet nicht mehr hinaus,<br />

weil sie mit ihrem Ultraschallsystem<br />

die Öffnung in die Freiheit von innen<br />

nur schlecht orten kann. Von vorne<br />

angeflogen ist die rettende Spalte im<br />

Hörbild nämlich nicht «sichtbar». Bemerkt<br />

man eine fliegende Fledermaus<br />

im Zimmer, sollen ganz einfach die<br />

Fenster weit geöffnet und das Licht<br />

gelöscht werden. Unser Flatterer wird<br />

innert kurzer Zeit die rettende Aus -<br />

flug öffnung finden. Ist die Fledermaus<br />

bereits erschöpft und rastet, soll<br />

das Fledermausschutz-Nottelefon<br />

079 330 60 60 für eine Beratung kontaktiert<br />

werden. Insbesondere Kippfenster<br />

in unbenutzten Räumen sollten<br />

nachts geschlossen bleiben oder mit<br />

einem Fliegengitter geschützt werden.<br />

Dadurch vermeidet man nicht nur, dass<br />

Fledermäuse in den Innen räumen vor<br />

Erschöpfung verenden können sondern<br />

auch das Eindringen von Stechmücken.<br />

NATUR BEWAHREN<br />

Jedes Abo hilft …<br />

<strong>NATURZYT</strong> abonnieren<br />

und mit uns unsere Natur<br />

schützen.<br />

Eidechsenkot fehlt eine weisse Spitze,<br />

die durch ausgeschiedene Harnsäure<br />

gebildet wird. Und im Unterschied<br />

zu Mäusekot lässt sich Fledermauskot<br />

leicht zwischen den Fingern zerbröseln.<br />

BIODÜNGER GRATIS<br />

Fledermäuse fressen jeden Tag bis zur<br />

Hälfte des eigenen Körpergewichts.<br />

Unverdauliches wird meist schon eine<br />

halbe Stunde später wieder ausgeschieden.<br />

Trotzdem können sich mit<br />

der Zeit auch im oder unter dem<br />

Quartier Kot-Chegeli ansammeln,<br />

insbesondere wenn mehrere Tiere das<br />

Quartier besiedeln. Doch was tun,<br />

wenn sie auf Fenstersims, Balkontisch<br />

Eine Zwergfledermaus<br />

versteckt sich unter<br />

einer Blechabdeckung<br />

an einem modernen<br />

Einfamilienhaus.<br />

<strong>Das</strong> Magazin <strong>NATURZYT</strong> schreibt nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese näher<br />

erfahren und erleben können, sondern damit Sie, gemeinsam mit uns, unsere Natur<br />

besser bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt <strong>NATURZYT</strong> auch wichtige<br />

Naturprojekte mit einem Teil der Abo-Einnahmen. Seit Januar 2022 unterstützen wir<br />

mit unseren Abonnenten unsere Fledermäuse zusammen mit der Stiftung Fledermausschutz.<br />

Mit einem Teil der Abo-Einnahmen werden die medizinische Versorgung, die<br />

Pflege sowie der Betrieb der Fledermaus-Notstation finanziert. Mehr zur Stiftung<br />

Fledermausschutz unter naturzyt.ch/fledermaeuse­schuetzen<br />

Jedes Abo hilft! Von Januar 2022 bis Juli <strong>2023</strong> konnten CHF 11 261 an die<br />

Stiftung Fledermausschutz überwiesen werden. Werden Sie Abonnent und<br />

unterstützen Sie mit uns wichtige Naturprojekte. Jetzt abonnieren mit dem Bestelltalon<br />

auf der Rückseite des Magazins – oder online naturzyt.ch/abonnieren<br />

<strong>NATURZYT</strong> 39


schern und ziehen sich noch tiefer ins<br />

Versteck zurück.<br />

Mögliche Verstecke von Fledermäusen an einem Einfamilienhaus.<br />

AUSERWÄHLTE GASTGEBER<br />

Fledermäuse können von ihrem Tagesschlafversteck<br />

viele Kilometer weit ins<br />

Jagdgebiet fliegen. Dort vertilgen sie<br />

riesige Mengen an Insekten, darunter<br />

auch solche, die schädlich für die Landund<br />

Forstwirtschaft sind – aber auch<br />

Fledermäuse ziehen immer wieder am<br />

selben Ort ihre Jungen gross. Insbesondere<br />

einfach konstruierte Fledermauskästen<br />

werden deshalb oft nicht angenommen.<br />

Die Stiftung Fledermausschutz empfiehlt<br />

mehrkammerige, grössere Kästen.<br />

Stechmücken. Wer ein Fledermausquartier<br />

hat, gehört deshalb zu den auserwählten<br />

Gastgebern. Wer sich Zeit nimmt, die<br />

nützlichen Untermieterinnen beim abendlichen<br />

Ausflug zu beobachten, wird sie<br />

schnell in sein Herz schliessen. Besonders<br />

Kinder sind von Fledermäusen begeistert.<br />

GASTGEBER AUF ZEIT<br />

Fledermäuse leben in unseren Breiten<br />

aber meist nicht das ganze Jahr über am<br />

Haus. Zwergfledermäuse erscheinen in<br />

der Regel Anfang Mai, um eine Wochenstube<br />

zu bilden. Die Jungen sind meist<br />

schon im Juli flügge und im Anschluss<br />

ist das Quartier bereits wieder verwaist.<br />

Von Juli bis <strong>September</strong> können «Teenagerbanden»<br />

herumvagabundieren: Sie<br />

beziehen meist nur für wenige Tage ein<br />

Quartier und verschwinden wieder genauso<br />

plötzlich, wie sie aufgetaucht sind.<br />

Grosse Abendsegler hingegen verstecken<br />

sich meist erst ab Oktober in Gebäudefassaden<br />

um hier kühl, aber frostsicher<br />

den Winterschlaf zu halten.<br />

SCHEUE UND HARMLOSE GÄSTE<br />

Trotz des irreführenden Namen Fleder-<br />

«Maus» sind Fledermäuse keine Nagetiere,<br />

sondern mit den Insektenfressern<br />

Igel, Maulwurf und Spitzmaus verwandt.<br />

Fledermäuse haben also keine Nagezähne,<br />

mit denen sie Löcher nagen können.<br />

Sie nutzen ausschliesslich bereits<br />

bestehende Spalten und Hohlräume<br />

als Tagesschlafversteck. Ängste vor<br />

Schäden am Haus durch Fledermäuse<br />

sind also meist unbegründet. Werden<br />

Fledermäuse im Quartier gestört,<br />

beginnen sie mit hohen Tönen zu zwit-<br />

FLEDERMÄUSE AM HAUS FÖRDERN<br />

Fledermäuse suchen sich ihre Quartiere<br />

sehr sorgfältig aus. Nebst der Sicherheit<br />

muss das Mikroklima stimmen. Wochenstuben<br />

mit den Weibchen und Jungtieren<br />

sind warme Quartiere. Die kleinen Tiere<br />

müssen dadurch kaum Energie aufwenden,<br />

um die Körpertemperatur im Betriebsmodus<br />

zu halten. Quartiere von Männchen<br />

sind hingegen meist kühl. Fledermäuse<br />

können wie andere Kleinsäuger<br />

auch eine Tagesschlaflethargie herbeiführen.<br />

Dabei wird die Körpertemperatur<br />

auf ein paar Grad über der Umgebungstemperatur<br />

abgesenkt. Eine Fledermaus<br />

in Tagesschlaflethargie braucht kaum<br />

Energie zum Heizen des Körpers. Ebenfalls<br />

kalt sind Winterschlafquartiere. Je nach<br />

den saisonalen Bedürfnissen nutzen<br />

Fledermäuse deshalb ganz unterschiedliche<br />

Quartiere. Wer Fledermäuse am<br />

Haus hat, muss also nicht für sie sorgen.<br />

Sie fühlen sich dort wohl. Auch gut gemeinte<br />

Veränderungen schätzen sie nicht.<br />

Wer Fledermäuse fördern will, achtet<br />

deshalb auf einen naturnahen Garten mit<br />

einheimischen Pflanzen und vermeidet<br />

Lichtverschmutzung.<br />

FLEDERMAUSFREUNDLICHE<br />

RENOVATIONEN<br />

Fledermäuse sind bedroht und daher bundesrechtlich<br />

geschützt. Mehr als die Hälfte<br />

der einheimischen Fledermaus arten steht<br />

auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.<br />

Es ist deshalb verboten, sie zu töten,<br />

ihre Verstecke zu zerstören oder sie daraus<br />

zu vertreiben. Doch irgendwann muss<br />

jedes Haus renoviert werden. In der ganzen<br />

Schweiz beraten deshalb Expertinnen und<br />

Experten Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer,<br />

wie man gesetzeskonform fledermausfreundlich<br />

renovieren kann. So begleitet<br />

der Fledermausschutz in der Schweiz<br />

jährlich rund 300 bis 500 Renovationen.<br />

Dank dieser Dienstleistung bleibt ein<br />

grosser Teil dieser Fledermausquartiere<br />

erhalten – und damit auch ein grossartige<br />

Erlebnismöglichkeit für unsere Kinder<br />

und Kindeskinder.<br />

Text Hubert Krättli<br />

Fotos Stiftung Fledermausschutz<br />

40 <strong>NATURZYT</strong>


Mopsfledermaus<br />

Stiftung Fledermausschutz<br />

<strong>Das</strong> Hauptanliegen der Stiftung Fledermausschutz<br />

ist die Sympathiewerbung<br />

für Fledermäuse, denn nur wer Fledermäuse<br />

kennt, kann Fledermäuse schätzen<br />

und schützen.<br />

Kotkrümel von Fledermäusen auf<br />

einem Fensterbrett. Die Tiere verstecken<br />

sich tagsüber im darüber<br />

liegenden Rollladenkasten.<br />

Fledermauskot besteht grösstenteils<br />

aus den unverdaulichen Resten der<br />

Beutetiere. Zupft man ihn vorsichtig<br />

auseinander, entdeckt man Fühler,<br />

Beine, Kiefer oder Panzerplatten der<br />

gefressenen Insekten.<br />

Die Stiftung Fledermausschutz ist<br />

die Drehscheibe für fledermauskundliche<br />

Informationen in der Deutschschweiz<br />

und im Tessin. Sie berät Behörden,<br />

Fachpersonen und die Bevölkerung<br />

bei der Umsetzung der bundesrechtlichen<br />

Schutzbestimmungen. Am Zoo<br />

Zürich unterhält sie die Ausstellung<br />

«Fledermaus-Welt» und bietet für die<br />

interessierte Bevölkerung zahlreiche<br />

Ausbildungslehrgänge und Events an,<br />

an denen sie Fledermäuse hautnah<br />

erleben kann. Die Stiftung Fledermausschutz<br />

betreibt mit Unterstützung des<br />

Zoos Zürich und des Zürcher Tierschutzes<br />

das Fledermausschutz-Nottelefon<br />

und die Fledermaus-Notpflegestation.<br />

Darüber hinaus engagiert<br />

sie sich für die Umsetzung konkreter<br />

Schutzprojekte.<br />

Helfen Sie uns, unseren Fledermäusen<br />

zu helfen!<br />

Spendenkonto:<br />

IBAN CH71 0900 0000 8000 7223 1<br />

Stiftung Fledermausschutz<br />

Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich<br />

Sekretariat: 044 254 26 80<br />

Fledermausschutz-Nottelefon:<br />

079 330 60 60<br />

www.fledermausschutz.ch<br />

fledermaus@zoo.ch<br />

Die Mopsfledermaus (Barbastella<br />

barba stellus) ist mit ihrer mopsartig<br />

gedrungenen Schnauze, den trapezförmigen,<br />

an der Basis zusammengewachsenen<br />

Ohren und dem einheitlich<br />

schwarzbraunen Fell kaum mit<br />

einer anderen einheimischen Fledermausart<br />

zu verwechseln. Ebenso speziell<br />

wie ihr Aussehen ist ihre Ernährungsweise:<br />

Die Mopsfledermaus hat sich auf<br />

Nachtfalter spezialisiert, welche die<br />

Ultraschalllaute von Fledermäusen hören<br />

und normalerweise den geschickten<br />

Jägerinnen ausweichen. Dank alternierenden<br />

Ruftypen und allgemein leisen<br />

Jagdrufen scheinen sie die Ortungsfähigkeit<br />

der Falter wirksam umgehen<br />

zu können.<br />

Mopsfledermäuse sind typische Waldfledermäuse.<br />

Sie haben nicht nur ihre<br />

Tagesschlafverstecke bevorzugt im Wald,<br />

sondern auch ihre Jagdgebiete. Typischerweise<br />

verstecken sie sich hier hinter der<br />

sich lösenden Rinde von abgestorbenen<br />

Bäumen, seltener hinter Fensterläden von<br />

Gebäuden. Da Zufallsfunde im Wald selten<br />

sind, dürfte ihre Verbreitung bisher etwas<br />

unterschätzt worden sein. Seit ein paar<br />

Jahren sind aber Hochleistungsdetektoren<br />

verfügbar, die es erlauben, Fledermausrufe<br />

detailliert aufzuzeichnen und zu analysieren.<br />

Dank dieser neuen Methoden konnten<br />

mehrere dutzend neue Nachweise der unverwechselbaren<br />

Mopsfledermausrufe<br />

erbracht werden.<br />

Steckbrief<br />

Name: Mopsfledermaus<br />

(Barbastella barbastellus)<br />

Bestand Schweiz: unbekannt<br />

Gefährdung Schweiz: stark gefährdet<br />

Schutzstatus: geschützt nach Naturund<br />

Heimatschutzgesetz<br />

Tagesschlafverstecke: hinter Rinde<br />

abgestorbener Bäume sowie in Baumhöhlen,<br />

seltener Spalten und Ritzen an Gebäuden<br />

insbesondere hinter Fensterläden.<br />

Jagdlebensraum: alte und wenig genutzte<br />

Wälder und Waldränder<br />

Zugverhalten: wenig bekannt, eventuell<br />

über kurze Distanzen<br />

Spannweite: 245–280 mm<br />

Gewicht: 6–14 g<br />

Verbreitung: Jura, Voralpen und Alpentäler;<br />

im Mittelland vereinzelte Nachweise<br />

<strong>NATURZYT</strong> 41


Die Alp Sigel ist ein traumhafter Ort<br />

und zeigt den Alpstein von seiner<br />

ruhigen Seite.<br />

Alpstein<br />

von der ruhigen Seite<br />

Der Alpstein ist ein Eldorado für Wanderer mit entsprechend viel<br />

Betrieb. Doch man findet im imposanten Appenzeller Gebirgsmassiv<br />

auch beschauliche Seiten. Zum Beispiel auf der Alp Sigel, einer Traumalp<br />

weit ab vom Rummel.<br />

42 <strong>NATURZYT</strong>


Blick zurück auf Brülisau.<br />

Der Jahreszeit getreu blühen im<br />

Herbst die Herbstzeitlosen.<br />

Bei der Alp Bärstein fragt man<br />

sich ein erstes Mal: Wie kommt<br />

man diese Felswand hoch?<br />

Der Alpstein und das Appenzellerland –<br />

das ist wahre Liebe. Die Appenzeller<br />

verdanken dem Alpstein einen kleinen<br />

Anteil an den Alpen; das freistehende<br />

Bergmassiv setzt dem hügeligen Vorland gewissermassen<br />

die Krone auf. Und was für eine: spitze Gipfel,<br />

kühne Felstürmchen, schmale Grate, tief eingeschnittene<br />

Täler und Schluchten, drei Bergseen und ein<br />

unübersehbarer Chef in der Mitte, der 2503 Meter<br />

hohe Säntis, prägen das Kalkgebirge. Dieses landschaftliche<br />

Potenzial wissen die Appenzeller zu nutzen.<br />

Im Alpstein werden Kühe, Ziegen, Schweine, Hühner<br />

und Schafe gesömmert, würziger Bergkäse produziert<br />

und urchiges Brauchtum gelebt. Auf Ausflügler und<br />

Wanderer warten mehrere Luftseilbahnen, das wohl<br />

dichteste Wegnetz der Schweiz und über 25 Berggasthäuser,<br />

einige samt Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

Der Sonne entgegen<br />

aufwärts Richtung<br />

Alp Sigel. Noch ist<br />

der Weg zahm, das<br />

ändert sich bald.<br />

KEIN GASTHAUS, KEIN GIPFEL<br />

Die Touristen wissen das Angebot zu schätzen. In<br />

Scharen strömen sie her, an schönen Tagen gleichen die<br />

Parkplätze bei den Bergbahnen solchen von Einkaufszentren,<br />

auf den bekannten Routen ist dann Völkerwandern<br />

angesagt. Trotzdem: Im Alpstein finden sich<br />

auch ruhige Ecken und einsame Touren. Sie liegen<br />

weit ab von Bergwirtschaften, lassen bekannte Gipfel<br />

und Grate aus und versprechen auch sonst keine Höhepunkte,<br />

zumindest auf den ersten Blick. Die Wanderung<br />

von Brülisau über die Alp Sigel nach Wasserauen<br />

gehört zu dieser Kategorie. Dennoch beinhaltet sie<br />

alles, was Wandern im Alpstein speziell macht: einen<br />

steilen Aufstieg, eine mit Seilen und Treppen gespickte<br />

Felspassage, eine weitläufige Alp zum Ausspannen<br />

und natürlich viel Aussicht, Sonne und den obligaten<br />

kniefressenden Abstieg.<br />

Der Ausgangspunkt, das beschauliche Dorf Brülisau,<br />

ist einer der Hotspo ts im Alpstein. Die Luftseilbahn<br />

zum Hohen Kasten mit seinem Drehrestaurant startet<br />

hier, das Postauto von Weissbad ist entsprechend voll.<br />

Zur Alp Sigel hingegen will niemand. Die ersten Mitwanderer<br />

werden uns erst gegen Mittag begegnen.<br />

A propos Mittag. Im Appenzell gehört zum Picknick<br />

ein Stück Appenzellerkäse. In der Dorfbäckerei gibt<br />

es ihn «mild», «reif» und «räss». Nach dem Unterschied<br />

zwischen reif und räss gefragt, lächelt die Frau hinter<br />

dem Ladentisch und meint: «<strong>Das</strong> merked Sie de scho.»<br />

<strong>NATURZYT</strong> 43


Die Bogartenlücke lohnt<br />

den kleinen Umweg<br />

im Abstieg nach Wasserauen.<br />

Da unten wartet Wasserauen,<br />

das Ziel der Tour. Der Alpstein<br />

ist gedacht für Menschen mit<br />

gesunden Knien.<br />

machen sich blühende Herbstzeitlosen breit. Eine erste<br />

Pause haben wir uns bei der Alp Cher verdient. Wir<br />

sind bereits ordentlich gestiegen, die Sitzbank mit<br />

Blick auf den Säntis ist willkommen. Sein 123 Meter<br />

hoher Sendeturm versorgt das Land mit Fernseh- und<br />

Radio programmen und den Bund mit Wetter daten.<br />

Und e r war einst Schauplatz einer schaurigen Geschichte.<br />

Am 21. Februar 1922 wurden auf dem Gipfel die<br />

Säntis-Wetterwarte Heinrich und Lena Haas ermordet.<br />

Der Täter, ein gewisser Anton Kreuzpointer, stieg<br />

bei höchster Lawinengefahr und Unmengen Neuschnee<br />

mit Ski auf den Säntis, wohnte fünf Tage beim<br />

Ehepaar und erschoss dann die Frau in der Wetterstation<br />

und den Mann auf dem Gipfel. Nach der<br />

Tat soll er mit schönsten Telemarkschwüngen ins Tal<br />

zurückgekeh rt sein. Später nahm er sich in einer<br />

Alphütte das Leben.<br />

Wir begnügen uns mit der Stufe mild und sind froh um<br />

die Wahl. Appenzeller ist sehr würzig, selbst in seiner<br />

schwächsten Form.<br />

MORD AUF DEM BERG<br />

Von Beginn weg verwöhnt uns die Sonne. Über<br />

sumpfige Weiden geht es in die Höhe, rundherum<br />

Tipps und Infos<br />

Wanderroute: Brülisau–Bärstein–Zahme Gocht–Alp Sigel–Obere Mans<br />

–Kleinhütten (direkt oder via Bogartenfirst)–Wasserauen.<br />

Variante: Wer Lust hat auf Appenzeller Küche, steigt von der Alp Sigel<br />

zum Gasthaus Plattenbödeli ab und kehrt danach nach Brülisau zurück.<br />

Verkürzt die Wanderung um gut eine Stunde.<br />

Anforderungen: Die Wanderung erfordert sicheren Tritt, gute Kondition<br />

und Freude an einer kurzen, seilgesicherten Steilrinne. Die Wanderzeit<br />

beträgt rund 4,5 Stunden.<br />

Einkehr: In Brülisau und Wasserauen. Zur Alpzeit auch auf der Alp Sigel.<br />

An­ und Rückreise: Mit dem Zug über Gossau nach Weissbad, dann<br />

mit dem Postauto nach Brülisau Kastenbahn. Zurück ab Wasserauen mit<br />

dem Zug nach Gossau. <strong>Das</strong> Auto parkiert man am besten in Weissbad.<br />

Kartenmaterial: Wanderkarte Blatt 227T, Appenzell.<br />

ZAHME GOCHT? VON WEGEN<br />

Ein Blick auf den weiteren Wegverlauf holt uns aus<br />

der Vergangenheit zurück. Es warten der steile<br />

Zickzackpfad über die Alp Bärstein und die unbezwingbar<br />

scheinende Sigelwand. Ein Durchschlupf<br />

durch die Felsen ist erst auszumachen, wenn man<br />

unter dem mächtigen Riegel steht. Zahme Gocht<br />

heisst der Kamin. Er ist mit Seilen, künstlichen Stufen<br />

und Geländern gespickt und spuckt uns nach zehn<br />

Minuten Kraxeln auf der Alp Sigel wieder aus. Was<br />

für ein Szenenwechsel. Endlos scheint die Welt hier<br />

oben; es hat massenhaft Platz, um sich unter der<br />

Herbstsonne nieder lassen. Die Kühe sind längst im<br />

Tal, die Alp winterfest gemacht. Die Alp Sigel ähnelt<br />

einem Dorf, rund ein Dutzend Alphütten und Ställe<br />

stehen nahe beieinander.<br />

Nochmals ein Stück einsamer, und in absoluter<br />

Traumlage, lädt eine knappe Wanderstunde später die<br />

Alp Obere Mans zur Rast. Der Weg hierhin schlängelt<br />

sich erst elegant dem Hang entlang mit Ausblick auf<br />

den Sämtisersee und den Hohen Kasten, danach<br />

taucht man ein in einen lichten Wald mit knorrigen<br />

Bäumen , die aussehen wie aus dem Märchenland. Ist<br />

die Obere Mans passiert, heisst es sich entscheiden:<br />

Ein eindrücklicher, leicht ausgesetzter Weg führt oben<br />

durch Richtung Bogartenlücke, eine kleine Einsattelung.<br />

Mit Glück lassen sich hier Gämsen und<br />

Steinböcke erblicken, und die Schroffheit des Alpsteins<br />

wird nochmals richtig spürbar. Ansonsten steigt man<br />

direkt ab, im steilen Zickzack Wasserauen entgegen,<br />

und reiht sich kurz vor dem Hüttentobel in den<br />

Wanderstrom ein, der vom Seealpsee herkommt –<br />

mit dem guten Gefühl im Herzen, dass der Alpstein<br />

auch noch einsam sein kann. Zumindest etwas.<br />

Text/Fotos Daniel Fleuti<br />

44 <strong>NATURZYT</strong>


Mehr Naturferien auch auf<br />

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Natur­ und Wanderferien<br />

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<strong>NATURZYT</strong> 45


Herbstwandern<br />

Bunte Blätter und inte n<br />

Gelb, orange und rot verfärben sich die Blätter. Jetzt ist<br />

der grossartige Moment, um einen Herbstspaziergang oder eine<br />

Herbstwanderung in der farbenfrohen Jahreszeit zu erleben.<br />

46 <strong>NATURZYT</strong>


Einer der schönsten Bergseen im<br />

ganzen Alpenraum liegt im Val da Camp.<br />

Zum Lagh da Saoseo führt eine<br />

einfache, abwechslungsreiche<br />

Bergwanderung.<br />

(Foto: Marco Hartmann)<br />

NATUR ERLEBEN<br />

nsives Farbenspiel<br />

<strong>NATURZYT</strong> 47


Bergahornweiden im Meniggrund<br />

wirken wie Kraftorte in der Natur<br />

durch die Erhabenheit dieser Baumriesen<br />

im Naturpark Diemtigtal.<br />

(Foto: Martin Wymann)<br />

Sie liegt mitten im Onsernonetal,<br />

ist von Vergeletto oder Comologno<br />

aus zu erreichen. Die Alp Salei mit<br />

dem gleichnamigen See bildet eine<br />

idyllische Oase in der Bergwelt.<br />

(Foto: Ascona Locarno Tourism/<br />

Alessio Pizzicannella)<br />

48 <strong>NATURZYT</strong>


Der Pass Col du L ein verbindet das<br />

Rhonetal mit dem Val de Bagnes<br />

und dem Val d’Entremont und<br />

beginnt auf der Wanderung ab<br />

Saxon durch Wiesen und Wälder<br />

auf die Passhöhe.<br />

(Foto: Valais-Wallis Promotion –<br />

David Carlier)<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Die Wälder verfärben sich,<br />

das erste Laub fällt von den<br />

Bäumen und die Temperaturen<br />

werden frischer. Schon<br />

fast ist es wieder kühl, ein optimaler Zeitpunkt<br />

auch für eine längere Wanderung<br />

bietet sich gerade an und es gibt vieles<br />

zu erleben und zu bestaunen.<br />

Nicht umsonst sagt man, dass die<br />

Herbstzeit auch Wanderzeit ist. Es geht<br />

aber nicht darum, den Weg möglichst<br />

schnell zu begehen oder den Berg zu<br />

erklimmen, sondern darum, die Faszination<br />

der Natur bewusst zu erleben. Jetzt<br />

werden die grünen Wälder bunt, die<br />

Wiesen und Felder sind am Morgen mit<br />

einer feinen Schicht Tau bedeckt und<br />

glitzern wie Diamanten im Morgenlicht<br />

der Sonne.<br />

ZAUBERHAFTES LICHT<br />

Im Herbst ist die Luft klarer und die<br />

Weitsicht viel besser als im Sommer. Ein<br />

sonniger Herbsttag bietet intensivere<br />

Farben, und ein zauberhaftes und warmes<br />

Licht bringt alles zum Strahlen. Es sind<br />

<strong>Das</strong> Val Trupchun ist als wildreichstes<br />

Tal des Nationalparks<br />

bekannt. Während der Hirschbrunft<br />

im <strong>September</strong> bis Anfang Oktober<br />

sieht man im Val Trupchun viele<br />

Hirsche, ihr Röhren hört man schon<br />

von Weitem.<br />

(Foto: Alexander Starcevic)<br />

<strong>NATURZYT</strong> 49


Eine schöne Wanderung mit leichter<br />

Steigung zum Aussichtspunkt<br />

Les Rochers de Tablettes, der einen<br />

herrlichen Panoramablick auf das<br />

Drei­Seen­Land, das Mittelland und<br />

die Alpen bietet.<br />

(Foto Switzerland Tourism Andre Meier)<br />

perfekte Bedingungen für jeden Fotografen.<br />

Die Kombination von leichten<br />

bis dickeren Nebenfeldern, gepaart<br />

mit den warmen Farben des Herbstes,<br />

lässt jedes Herz höher schlagen.<br />

Wanderung auf dem Genussweg durch den<br />

Herbstwald im Wangental durch herbstliche<br />

Eichenwälder mit schöner Wasserspieglung<br />

im Regionalen Naturpark Schaffhausen.<br />

(Foto: ©ASTPic)<br />

Im Lauenenweidli am Metsch<br />

an der Lenk : Wandern durch<br />

farbenprächtige Bergahorne.<br />

(Foto: Patrick Aegerter)<br />

ANGENEHME TEMPERATUREN<br />

Es herrschen an sonnigen Herbsttagen<br />

jetzt angenehme Temperaturen, aber<br />

aufgepasst ! In höheren Lagen und auf<br />

schattigen Strecken kann es jetzt bereits<br />

recht kühl werden und in den Bergen<br />

kann bei schlechtem Wetter aus Regen<br />

auch schon Mal Schneefall werden.<br />

Die richtige Kleidung ist nun angesagt.<br />

WILDER HERBST<br />

Die Wildtiere bereiten sich auf den<br />

Winter vor, die Hirsche sind jetzt<br />

in der B runftzeit gut zu hören. Die<br />

Eichhörnchen, Eichelhäher bereiten<br />

sich mit aktiver Nahrungssuche auf<br />

die kältere Jahre szeit vor. Jetzt im<br />

Herbst ist das Nahrungsangebot im<br />

Überfluss vorhanden und die Vorratskammern<br />

müssen gefüllt werden.<br />

Ein Herbstspaziergang oder eine<br />

Herbstwanderung, egal ob in höheren<br />

Lagen oder im Mittelland , sorgt für<br />

einzigartige Landschaftsbilder, die uns,<br />

wenn wir sie bewusst und in Ruhe aufnehmen,<br />

lange in Erinnerung bleiben<br />

und uns über die kältere Jahreszeit<br />

tragen werden.<br />

Text Michael Knaus<br />

50 <strong>NATURZYT</strong>


Mehr Natur erleben auch<br />

auf www.<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

Die Natur im Herbst erleben<br />

VIELSEITIGE WANDERFREUDEN<br />

AM MONT VULLY<br />

Hier werden Genusswandernde, Naturund<br />

Geschichtsinteressierte gemeinsam<br />

glücklich. Dem wortwörtlichen Höhepunkt<br />

steigt man ab Praz über den Botanischen<br />

Pfad entgegen. Murtensee, Jura und die<br />

Gipfelschönheiten der Berner Alpen …<br />

das Panorama vom Mont Vully (653 m)<br />

ist spektakulär! Auf dem Historischen<br />

Pfad geht’s am 1. -Weltkriegs-Réduit vorbei<br />

zu den legendären Vully-Grotten. Wenn<br />

man daraus wieder a uftaucht, lockt der<br />

Rebweg hinunter zur Geniesserküste.<br />

www.fribourg.ch/de/regionmurtensee<br />

DIE RHEINSCHLUCHT AUS DER VOGELPERSPEKTIVE<br />

Die Aussicht vom Tenner Chrüz<br />

mit Blick auf die Rheinschlucht, auf<br />

2020 m ü.M. ist eindrücklich. Die unzählige Berggipfel und bis zur<br />

Wanderung startet in Tenna. Dort Bündner Hauptstadt. Der Abstieg<br />

lohnt sich ein Besuch der kleinen<br />

erfolgt nach Imschlacht. Von dort<br />

Kirche mit bedeutenden Wandmalereien.<br />

Auf dem Walserweg Safiental Bus von Freitag bis Sonntag nach<br />

bringt Sie der Rheinschlucht-Cabrio-<br />

Nr. 735 erreichen Sie das Tenner Chrüz Valendas. www.safiental.ch<br />

NATUR ERLEBEN<br />

MARIA­RICKENBACH – GENIESSEN MIT ALLEN SINNEN<br />

<strong>Das</strong> Nidwaldner Natur- und Wanderparadies<br />

bietet Naturgenuss pur. In Feuerstellen. Berggänger begeben sich<br />

Haldigrat das dichteste Netz betreuter<br />

wenigen Minuten bringt die Luftseilbahn<br />

Dallenwil–Niederrickenbach Brisen. Und Pilgerinnen und Pilger<br />

auf Wanderungen im Einzugsgebiet des<br />

(GA akzeptiert) den Gast hinauf nach schöpfen Mut und Zuversicht in der<br />

Niederrickenbach. Familien finden Wallfahrtskirche Maria-Rickenbach.<br />

zwischen Buochserhorn, Musenalp und www.maria-rickenbach.ch/kalender<br />

EICHHÖRNCHEN –<br />

AKROBATEN IM WALD<br />

Besuchen Sie die Ausstellung im Pro<br />

Natura Zentrum Eichholz in Wabern<br />

bei Bern. Viele Präparate, spannende<br />

Filme zum Leben der Eichhörnchen<br />

und überraschende Erkenntnisse zur<br />

Lebensweise der Nagetiere machen den<br />

Besuch zum Erlebnis für Gross und<br />

Klein. Und in der angrenzenden<br />

Naturoase sind mit etwas Glück die<br />

putzigen Tiere sogar live zu sehen!<br />

Geöffnet bis 29. Oktober; Mi und<br />

Sa 13.30–17.30, So 10.30–17.00.<br />

www.pronatura-eichholz.ch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 51


HERBSTGENUSS IM BERNER OBERLAND<br />

Der blaue Himmel, die verfärbte Landschaft und die goldgelben<br />

Herbstblätter lassen die Stimmung in der Natur besonders intensiv<br />

wirken. Auf verschiedenen Panoramawanderungen, Bergausflügen und<br />

an kulturellen Events rund um den Thuner- und den Brienzersee lässt sich<br />

die Herbstzeit besonders gut erleben.<br />

GENUSSWANDERUNG ZUM<br />

AUSSICHTSTURM «BLUEME»<br />

An den Ufern des Thunersees gedeihen<br />

süsse Früchte und es wachsen sogar Palmen.<br />

Die Region vermittelt ein südliches<br />

Flair. Dem Geniesser bieten die Gipfel<br />

der Berner Alpen ein einzigartiges Panorama.<br />

Auf gepflegten Spazier- und Wanderrouten<br />

lässt sich die Landschaft herrlich<br />

entdecken. Eine Genusswanderung mit<br />

Start bei der imposanten Panorama brücke<br />

Sigriswil in Richtung Aeschlen über den<br />

Margel zum Aussichtsturm «Blueme»<br />

in Schwanden lässt die Herzen höher<br />

schlagen. Auf 16 Metern Höhe wartet ein<br />

Rundblick auf den Sigriswilergrat, die<br />

Voralpen und bis auf die Jurakette.<br />

GOLDENER HERBST AM GIESSBACH<br />

Die letzten warmen Sonnenstrahlen<br />

geniessen, das knirschende Laub unter<br />

den Füssen spüren und die bunten<br />

Wälder bestaunen – der Naturpark<br />

Giessbach mit den tosenden Wasserfällen<br />

ist ein einzigartiger Kraftort.<br />

Gäste geniessen die Stimmung des<br />

traditionsreichen Grandhotels, die<br />

Möbel aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

und die Einbettung in die<br />

Natur, die sich jedes Jahr neu erfindet.<br />

<strong>Das</strong> Grandhotel Giessbach ist ein<br />

Stück Heimat über dem Brienzersee<br />

und kann von November bis März<br />

jeweils von Mittwoch bis Sonntag<br />

besucht werden.<br />

NATURSCHAUSPIEL AUF DEM NIESEN<br />

Jeweils ab Anfang Oktober wirft der Niesen<br />

seinen pyramidenförmigen Schatten auf<br />

den Thunersee. Dieses Naturschauspiel<br />

macht den Ausflug auf den Niesen besonders<br />

speziell. Der ideale Zeitpunkt, um den<br />

einzigartigen Schatten zu sehen, ist täglich<br />

bei Sonnenschein zwischen ca. 14 .30 und<br />

16.00 Uhr. Zu dieser Zeit ist der Schatten<br />

besonders markant. Die nostalgische<br />

Niesenbahn von 1910 bringt Gäste gemütlich<br />

auf den 2362 m erreichenden Berg.<br />

Oben können sich Gäste dann im Berghaus<br />

Niesen Kulm von 1856 kulinarisch<br />

verwöhnen lassen.<br />

Text Interlaken Tourismus<br />

52 <strong>NATURZYT</strong>


Einzigartige Aussicht<br />

auf den Thunersee und die<br />

umliegende Bergwelt.<br />

(Foto: Schweiz Tourismus,<br />

Christian Meixner)<br />

ADVERTORIAL<br />

Zwischen bunten Bäumen ragt<br />

das majestätische Grandhotel<br />

Giessbach hervor.<br />

(Foto: Christoph Frutiger)<br />

Der markante Niesenschatten<br />

in seiner ganzen Pracht.<br />

(Foto: Rob Lewis Photography)<br />

Kulturelle Vielfalt im Freilichtmuseum Ballenberg<br />

Lebendiger Marktplatz mit viel Herbstgenuss im<br />

Freilicht museum Ballenberg. (Foto: Birri David)<br />

Am 23. und 24. <strong>September</strong> <strong>2023</strong> verwandelt<br />

sich der Museumsteil für das östliche Mittelland<br />

im Freilichtmuseum Ballenberg in einen<br />

lebendigen Marktplatz. Von «Apfelküchlein»<br />

bis Naturkosmetik stehen hausgemachte und<br />

handgemachte Produkte aller Art zum Verkauf.<br />

Ein weiteres Highlight ist die traditionelle<br />

«Brächete». Am 7. und 8. Oktober <strong>2023</strong> können<br />

Gäste beim Bauernhaus von Madiswil BE sehen,<br />

wie aus Flachs feines Leinen wird. Zudem<br />

kann auch gleich der traditionelle Schnaps<br />

«Brächete- Brönnts» degustiert werden.<br />

<strong>Das</strong> Museum ist bis am 29. Oktober <strong>2023</strong><br />

täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 53


Die perfekte Nebelhöhe<br />

Naturwärts – auf den Spuren der Natur<br />

Sprachlos<br />

Wann hatten Sie das letzte Mal geweint vor<br />

Freude, waren sprachlos und völlig über wältigt?<br />

Ich erinnere mich an manche Momente,<br />

in denen ich mit Tränen in den Augen meine<br />

Kamera bediente und am ganzen Körper Hühnerhaut hatte.<br />

In diesen Minuten des Glücks passt alles zusammen, was<br />

mich als Fotograf fasziniert: ein wunderbares Potpourri aus<br />

Farben, Formen, Licht und Schatten.<br />

Am intensivsten erlebe ich solche Momente dann, wenn<br />

ich sie mir hart verdienen muss. Mit einem kräftezehrenden<br />

Aufstieg. Mit Ausharren in Kälte, Wind und Wetter.<br />

Ob eine Bildidee nach mehrmaligen Anläufen funktioniert<br />

oder eine Lichtstimmung ganz unverhofft eintritt, spielt dann<br />

keine Rolle mehr. Denn dann lebe ich nur im Augenblick. Im<br />

Hier und Jetzt. Genauso, wie es die Kinder machen.<br />

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Herbst!<br />

Text/Fotos Tobias Ryser<br />

54 <strong>NATURZYT</strong>


<strong>NATURZYT</strong> 55<br />

NATUR ERLEBEN


Föhnstimmung aus<br />

dem Bilderbuch.<br />

Indian Summer<br />

zum Verlieben.<br />

56 <strong>NATURZYT</strong>


Dramatische Lichtstimmung<br />

am Berg.<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Der Autor<br />

Tobias Ryser arbeitet als selbstständiger Fotograf mit Schwerpunkt<br />

Natur- und Landschaftsfotografie. Auf der Suche<br />

nach dem perfekten Moment legt er grossen Wert auf eine<br />

ästhetische Bildkomposition und atemberaubendes Licht.<br />

Tobias Ryser zählt zu den erfolgreichsten Naturfotografen<br />

der Schweiz, seine Bilder werden regel mässig<br />

publiziert und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet<br />

in diversen nationalen und internationalen<br />

Wettbewerben.<br />

Mehr Informationen:<br />

www.tobias-ryser.ch, www.naturwaerts.ch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 57


Von Küste zu Küste<br />

Schottlands sanfter Süd<br />

Wer Ferien in Schottland plant, hat als Reiseziel meist die<br />

berühmten Highlands im wilden Norden im Sinn. Doch auch<br />

der liebliche Süden hat zahlreiche Naturschönheiten zu bieten –<br />

die sich bestens zu Fuss erkunden lassen.<br />

Hier tobten einst erbitterte<br />

Schlachten, handelten<br />

legendäre Königinnen und<br />

Könige wichtige Abkommen<br />

aus, wurde eine neue Nation gegründet<br />

und entstanden grosse Balladen – der<br />

Süden Schottlands ist eine historische<br />

Schatztruhe und von zentraler Bedeutung<br />

in der Geschichte des Landes. Der Geist<br />

Schottlands lässt sich jedoch nicht nur<br />

auf alten Schlachtfeldern, durch Monumente<br />

des Volksdichters Robert Burns<br />

und in alten Schlossmauern erahnen,<br />

sondern auch in der anmutigen Natur.<br />

Mit Heidekraut bewachsene Moore, verzauberte<br />

Wälder, windumtoste Meeresstrände<br />

und spiegelglatte Seen erwarten<br />

Schottland reisende hier. Es lohnt sich<br />

also durchaus, das nächste Abenteuer<br />

genau dort zu beginnen, wo Schottland<br />

beginnt: Willkommen im Süden!<br />

Südschottland wird beim Besuch des<br />

Landes meist nicht eingeplant: Abgesehen<br />

davon, dass es wenig vermarktet wird,<br />

übersieht man es aufgrund seiner geografischen<br />

Lage und der Vielzahl an Reizen<br />

der Highlands oft. Dabei ist der Süden<br />

58 <strong>NATURZYT</strong>


<strong>Das</strong> St. Abb’s Head,<br />

ein nationales Naturschutzgebiet<br />

mit 78 ha an der<br />

schottischen Nordseeküste,<br />

ist bekannt für seine<br />

Vogelwelt.<br />

Machrie Moor bildet eine<br />

Ebene im Westen der<br />

Isle of Arran am Ausläufer<br />

des Glen Machrie mit diversen<br />

Steinkreisen und wunderschöner<br />

Sicht ins Tal.<br />

NATUR ERLEBEN<br />

den<br />

<strong>Das</strong> Loch Trool liegt an<br />

erhöhter Lage in Glen Trool<br />

im Galloway Forest Park.<br />

Der Bruce’s Stone erinnert<br />

an die Schlacht im Glen Trool<br />

von 1307.<br />

ideal, um fern der Touristenströme und<br />

in aller Ruhe die mächtige Landschaft<br />

zu entdecken. Weite Teile dieser Gegend<br />

eignen sich perfekt für Radtouren oder<br />

lassen sich zu Fuss erkunden. Von der<br />

Destination Edinburgh einfach zu erreichen<br />

ist etwa der «Berwickshire Coastal<br />

Path», der entlang der Südostküste führt.<br />

Die Wanderroute erstreckt sich über etwa<br />

45 Kilometer von Cockburnspath im<br />

Norden bis hinunter nach Berwick-upon-<br />

Tweed in England und bietet eine dramatische<br />

Klippenlandschaft mit Bögen,<br />

Felstürmen und zerfallenden Burgen.<br />

Besonders sehenswert ist St. Abb᾽s Head,<br />

ein nationales Naturschutzgebiet, das<br />

für seine Vogelwelt bekannt ist. Mit etwas<br />

Glück erspäht man in der Nordsee zudem<br />

Robben und Delfine.<br />

MENHIRE UND HERRENHÄUSER<br />

Wer lieber das Landesinnere entdeckt,<br />

wählt vom selben Ausgangspunkt den<br />

«Southern Upland Way». Er ist Schottlands<br />

erste und einzige offizielle Fernroute<br />

von Küste zu Küste und führt quer durch<br />

das Land von der Nordsee 341 Kilometer<br />

weit an den Atlantik nach Portpatrick<br />

an der Westküste. Hier wandert man<br />

entlang schroffer Klippen, über Schafweiden,<br />

niedriges Moorland, quert Wälder<br />

und folgt einsamen Pfaden, die von<br />

kleinen Städten gesäumt werden. Entlang<br />

der Route gibt es viele historische Artefakte,<br />

von prähistorischen Menhiren bis<br />

hin zu viktorianischen Herrenhäusern<br />

– aber auch moderne Kunstwerke und<br />

natürlich eine reiche Naturgeschichte,<br />

die durch ihre lebendige Landschaft die<br />

Vergangenheit widerspiegelt, sind hier<br />

zu entdecken. Traditionell bewandert<br />

man den «Southern Upland Way» von<br />

Westen nach Osten – aber andersrum<br />

geht es auch und selbstverständlich<br />

lassen sich von dieser 12-tägigen<br />

Wanderung auch nur Teilstrecken<br />

absolvieren.<br />

GRÖSSTER WALD<br />

GROSSBRITANNIENS<br />

Einige der schönsten Attraktionen<br />

Südschottlands liegen in den sanften<br />

Hügeln und üppigen Tälern von<br />

Dumfries und Galloway. Der Galloway<br />

Forest – mit seinen atemberaubenden<br />

Ausblicken, Mountainbike- und<br />

Wanderwegen, Rothirschen, Milanen<br />

und anderen Wildtieren – ist ein<br />

<strong>NATURZYT</strong> 59


Auf einem Felsvorsprung<br />

an der<br />

Küste des Firth<br />

of Clyde liegt die<br />

Ruine Dunure Castle<br />

in der Grafschaft<br />

Ayrshire.<br />

Highlight. Der Park wird manchmal als<br />

«die Highlands der Lowlands» bezeichnet<br />

und bietet spektakuläre Landschaften<br />

und einige der schönsten, unberührtesten<br />

Wildnisgebiete im Vereinigten Königreich.<br />

Der Park selbst erstreckt sich über<br />

770 Quadratkilometer und umfasst den<br />

grössten Wald Grossbritanniens sowie<br />

einen grossen Teil der Galloway Hills.<br />

Hier führen gut markierte Wanderwege<br />

durch eine Reihe atemberaubender Landschaften<br />

mit schroffen Hochebenen, abgelegenen<br />

Tälern, alten Wäldern, ruhigen<br />

Seen und glitzernden Gebirgsbächen.<br />

Dies ist die mildeste Region Schottlands<br />

und wird durch den Golfstrom<br />

erwärmt, ein Phänomen, das die Entstehung<br />

einiger berühmter Gärten ermöglicht<br />

hat. Dazu zählen etwa der «Logan<br />

Botanic Garden», der an der Südwestspitze<br />

Schottlands liegt und als der exotischste<br />

Garten des Landes gilt. Naturfreunden<br />

besonders zu empfehlen sind zudem die<br />

«Castle Kennedy Gardens» in der Nähe<br />

von Stranraer: Mit 75 Hektaren Wald,<br />

Seen und Gärten bieten sie einen perfekten<br />

Lebensraum für eine faszinierende<br />

Vielfalt an Wildtier-Arten.<br />

SCHÖNSTE FERNWANDERWEGE<br />

Stranraer bildet die südlichste Spitze<br />

der Grafschaft Ayrshire im Südwesten<br />

Schottlands. Die Region ist vor allem als<br />

Geburtsort des berühmten Volk sdichters<br />

Robert Burns sowie der weltberühmten<br />

Whiskymarke Johnnie Walker bekannt.<br />

Die Region ist zudem das «Kartoffelland»<br />

Schottlands: Die berühmten «Ayrshire<br />

Tatties» wachsen auf den Feldern entlang<br />

der Küste. Ayrshire verfügt über mehr<br />

als 100 atemberaubende Meilen begehbarer<br />

Küste; bekannt als «Ayrshire<br />

Coastal Path». Die Region ist auch die<br />

Heimat von Schottlands erstem Fernwanderweg:<br />

Der «River Ayr Way» folgt<br />

dem Verlauf des Flusses Ayr von seiner<br />

Quelle am Glenbuck Loch bis zum Meer<br />

bei Ayr. Beide Routen tragen die offizielle<br />

NatureScot-Auszeichnung «Scotland’s<br />

Great Trails», was bedeutet, dass sie<br />

zu Schottlands schönsten Fernwanderwegen<br />

gehören. Im Landesinneren gibt<br />

es viele attraktive ländliche Städte und<br />

Dörfer zu entdecken sowie mehrere<br />

Flusstäler, die zahlreiche Wandermöglichkeiten<br />

bieten. Zu den besonderen<br />

Highlights gehören die Dörfer Straiton<br />

und Barr, das Doon Valley und das<br />

Irvine Valley.<br />

FERIEN AUF MINI­SCHOTTLAND<br />

Die Inseln Cumbrae und Arran sind von<br />

Ayr nur eine kurze Fahrt mit der Fähre<br />

entfernt. Besonders letztere sollte man<br />

unbedingt besuchen, den sie widerspiegelt<br />

auf kleinstem Raum die ganze Vielfalt<br />

von Schottlands Landschaften. Die Insel<br />

wird von der Highland-Verwerfungslinie<br />

geteilt, die die sagenhaften Gipfel des<br />

nördlichen Arran-Gebirges und die<br />

hügeligen Weiden der Südinsel geformt<br />

hat. Auch mit den für die Highlands<br />

typischen Glens, also Tälern, spart die<br />

Insel nicht. Im Norden liegt etwa das<br />

herrlich wilde Glen Sannox, das zum<br />

Wandern einlädt. Bekannt ist Arran auch<br />

für seine Milchprodukte wie Glac e und<br />

Käse: In der Käserei in Brodick lässt sich<br />

die Herstellung von Cheddar in allen<br />

möglichen Geschmacksvariationen von<br />

Whisky über Knoblauch bis Chili beim<br />

Besuch der Schaukäserei mitverfolgen.<br />

Ganz in der Nähe ist die Duftmanufaktur<br />

«Arran – Sense of Scotland». Seifen,<br />

Bodylotions und Raumdüfte können<br />

hier erworben werden. Allen Schottland-<br />

Fans ans Herz gelegt sei das Duschset<br />

«03 – seaweed & sage»: Damit lässt<br />

sich der Duft des Süden Schottlands<br />

in Flaschen abgefüllt mit nach Hause<br />

nehmen.<br />

Text Helen Weiss Fotos Adobe Stock<br />

60 <strong>NATURZYT</strong><br />

Die Insel Arran<br />

wi derspiegelt auf<br />

kleinstem Raum<br />

die ganze Vielfalt<br />

von Schottlands<br />

Land schaften.


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GÖNNERIN UNTERSTÜTZEN, DAMIT<br />

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Zu guter Letzt<br />

Die Waldschnepfe ist<br />

mit ihrem rindenartigen<br />

Gefieder am Boden<br />

nahezu perfekt getarnt.<br />

Waldgeist mit dem weissesten Weiss<br />

Die Waldschnepfe lebt heimlich und ist hauptsächlich<br />

nachtaktiv. Als regelrechter «Waldgeist»<br />

bekommt man sie kaum zu Gesicht. Umso erstaunlicher<br />

ist, dass ihre weissen Schwanzfedern das<br />

Restlicht so stark reflektieren wie sonst keine andere<br />

Vogelfeder.<br />

Die <strong>Schweizer</strong>ische Vogelwarte ist eine<br />

private, von der Bevölkerung getragene<br />

gemeinnützige Stiftung. Politisch unabhängig<br />

setzt sie sich für die Erforschung<br />

und den Schutz der einheimischen Vögel<br />

ein. Unterstützen Sie unsere heimische<br />

Vogelwelt mit einer Spende:<br />

<strong>Schweizer</strong>ische Vogelwarte<br />

6204 Sempach<br />

IBAN: CH47 0900 0000 6000 2316 1<br />

Sie ist nachtaktiv und lebt äusserst<br />

zurückgezogen in feuchten Wäldern:<br />

die Waldschnepfe. Als<br />

«Waldgeist» ist sie kaum je zu<br />

beobachten, meist entdeckt man sie nur<br />

beim Aufscheuchen von einem Wanderweg<br />

und sieht gerade noch einen taubengrossen,<br />

braungesprenkelten Vogel<br />

davonfliegen. Einzig während der Balzzeit<br />

kann man die Waldschnepfe etwas<br />

einfacher feststellen, wenn die Männchen<br />

auf gemeinsamen Plätzen beim sogenannten<br />

«Schnepfenstrich» um die Weibchen<br />

buhlen. Um auch im Mondlicht für potenzielle<br />

Partner sichtbar zu sein, präsentieren<br />

dann sowohl Männchen als auch<br />

Weibchen ihre weissen Schwanzspitzen.<br />

Ein Forschungsteam unter Beteiligung<br />

des Federspezialisten und ehemaligen<br />

Wissenschaftlichen Leiters der <strong>Schweizer</strong>ischen<br />

Vogelwarte Lukas Jenni konnte nun<br />

eine Besonderheit zeigen: Die Schwanzspitzen<br />

der Waldschnepfe reflektieren<br />

aufgrund ihrer Struktur so viel Licht wie<br />

keine andere Feder. Sie stellen somit das<br />

weisseste Weiss der gesamten Vogelwelt<br />

dar. Die Waldschnepfe zeigt exemplarisch,<br />

wie viele faszinierende Dinge es auch in<br />

unserer einheimischen Vogelwelt noch<br />

zu entdecken gibt. Dabei ist die Waldschnepfe<br />

bei uns bedroht. Auf der Roten<br />

Liste wird sie als verletzlich geführt, zudem<br />

ist sie eine Prioritätsart für die Artenförderung.<br />

In den letzten 30 Jahren ist sie<br />

praktisch vollständig aus tiefer g elegenen<br />

Regionen verschwunden, in höheren Lagen<br />

ist der Bestand noch stabil. Mögliche<br />

Gründe dafür sind etwa die Verdichtung<br />

der Wälder oder Störungen. Ausserdem ist<br />

die Waldschnepfe in der Schweiz immer<br />

noch jagdbar. Den geschätzten 1000–4000<br />

Männchen der <strong>Schweizer</strong> Brutpopulation<br />

stehen 1500–2500 Waldschnepfen gegenüber,<br />

die jeden Herbst geschossen werden.<br />

Selbst wenn es sich wohl hauptsächlich<br />

um durchziehende Vögel aus Nord- und<br />

Osteuropa handelt: Auch in der Schweiz<br />

müssen für den Erhalt dieser Art neben<br />

Lebensraumaufwertungen auch Einschränkungen<br />

der Jagd umgesetzt werden. Zur<br />

Diskussion stehen beispielsweise eine Ausdehnung<br />

der Schonzeit bis Mitte November<br />

oder niedrigere Abschussquoten. Dann<br />

werden wir auch in Zukunft das weisseste<br />

Weiss der Vogelwelt in unserem Land<br />

bewundern können – sofern sich der<br />

scheue Waldgeist denn zeigen will.<br />

Text Livio Rey, <strong>Schweizer</strong>ische Vogelwarte<br />

Foto Jari Peltomäki<br />

62 <strong>NATURZYT</strong>


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