30.08.2023 Aufrufe

HANSA Sonderpublikation: 13. Nationale Maritime Konferenz 2023

HANSA Sonderpublikation zur 13. Nationalen Maritimen Konferenz 2023 am 14. und 15. September 2023 in Bremen. Unter anderem mit Grußworten von Dr. Volker Wissing (BMDV), Dieter Janecek (BMWK), Kristina Vogt (Bremer Senat), Martin Kröger (VDR), Reinhard Lüken (VSM), Jörg Mutschler (VDMA), Daniel Hosseus (ZDS), Alexander Geisler (ZVDS), Heike Winkler (WAB), Christian Suhr (DNV), sowie einem Überblick über die Deutsche Maritime Industrie und das maritimes Cluster Bremen.

HANSA Sonderpublikation zur 13. Nationalen Maritimen Konferenz 2023 am 14. und 15. September 2023 in Bremen. Unter anderem mit Grußworten von Dr. Volker Wissing (BMDV), Dieter Janecek (BMWK), Kristina Vogt (Bremer Senat), Martin Kröger (VDR), Reinhard Lüken (VSM), Jörg Mutschler (VDMA), Daniel Hosseus (ZDS), Alexander Geisler (ZVDS), Heike Winkler (WAB), Christian Suhr (DNV), sowie einem Überblick über die Deutsche Maritime Industrie und das maritimes Cluster Bremen.

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<strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal<br />

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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Dieter Janecek<br />

Koordinator der Bundesregierung für<br />

<strong>Maritime</strong> Wirtschaft und Tourismus<br />

© BMWK<br />

Bedeutung der maritimen Wirtschaft<br />

für unsere Gesellschaft ist größer<br />

ADie maritime Wirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor<br />

für Deutschland. Schon allein die<br />

Wirtschaftszahlen der Branche beeindrucken: ungefähr<br />

190.000 Beschäftigte – über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

sogar 400.000 – erwirtschaften einen<br />

Umsatz von ca. 50 Mrd. €.<br />

Doch die Bedeutung für unsere Gesellschaft ist größer:<br />

Die maritime Branche ist ein Garant für globale Lieferketten.<br />

Gerade die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, welche<br />

drastischen Auswirkungen gestörte Lieferketten haben.<br />

Die maritime Wirtschaft nimmt eine herausragende Stellung<br />

in der Energiewende ein und spielt zukünftig eine<br />

zentrale Rolle bei der Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern.<br />

Auch für das Erreichen der Klimaziele brauchen<br />

wir eine innovative maritime Wirtschaft, welche die<br />

Dekarbonisierung in der Schifffahrt ermöglicht.<br />

Ohne Seehäfen wäre Handel nur schwer denkbar. Seehäfen<br />

sind Start- und Endpunkte globaler Lieferketten, sie<br />

sind Durchgangs- und Umschlagplatz. Die Häfen werden<br />

sich wandeln: In der Zukunft spielt die Verfügbarkeit von<br />

erneuerbaren Kraftstoffen und Wasserstoffzugänglichkeit<br />

eine zentrale Rolle. Die Bundesländer sind grundsätzlich<br />

für Häfen und deren Weiterentwicklung zuständig. Aber<br />

man wird darüber reden müssen, wie man künftige Herausforderungen<br />

gemeinsam stemmt. Bund und Länder<br />

haben ein gemeinsames Interesse an der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen See- und Binnenhäfen.<br />

Kurz gesagt: Die Zukunft unserer Energieversorgung,<br />

Erfolge beim Klimaschutz, und auch die Logistik unserer<br />

Warenströme sind fest mit Meeren und Häfen verbunden.<br />

Bei der maritimen Wirtschaft geht es also um<br />

gesamtdeutsche Interessen.<br />

Derzeit entstehen überall neue Geschäftsfelder, eine gigantische<br />

Chance für die maritime Wirtschaft. Nur ein<br />

Beispiel: Allein im Bereich der Offshore-Windenergie<br />

benötigen wir auf dem europäischen Kontinent Investitionen<br />

in Höhe von 1 Billion Euro. Wir brauchen einen<br />

Zubau von über 300 Gigawatt in den nächsten 25<br />

Jahren. Hierfür werden Windturbinen, Monopiles und<br />

Offshore-Konverterplattformen benötigt. Außerdem<br />

brauchen wir Errichterschiffe, denn ohne diese können<br />

wir die Turbinen nicht auf dem Meer installieren.<br />

Seit dem Beginn meiner Amtszeit als Koordinator für<br />

maritime Wirtschaft ist es mir ein zentrales Anliegen, die<br />

Bedeutung und Vielfalt der Branche aufzuzeigen und gemeinsam<br />

an den politischen Rahmenbedingungen zu arbeiten,<br />

die es ermöglichen, die wirtschaftlichen Chancen<br />

zu nutzen.<br />

Umso mehr freue ich mich, dass die <strong>13.</strong> <strong>Nationale</strong>n<br />

<strong>Maritime</strong>n <strong>Konferenz</strong> am 14. und 15. September in Bremen<br />

unter dem Motto »Standort stärken. Klima schützen.<br />

Zukunft gestalten« stattfinden wird: Hier werden wir<br />

uns gemeinsam mit den genannten Herausforderungen<br />

beschäftigen und den Beitrag der maritimen Branche für<br />

zentrale Zukunftsfragen aufzeigen. Die <strong>Konferenz</strong> steht<br />

unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers Olaf<br />

Scholz. Sie hat sich als Plattform für einen konstruktiven<br />

Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden,<br />

Gewerkschaften und Politik etabliert. Mit den vier<br />

Schwerpunkten Klimaschutz/Dekarbonisierung, Beitrag<br />

der maritimen Wirtschaft zur Energiewende, maritime<br />

Sicherheit und Fachkräftesicherung möchten wir gemeinsam<br />

mit Ihnen an der Zukunft arbeiten. Ich freue<br />

mich Sie in Bremen begrüßen zu dürfen!<br />

<br />

8 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

© BMDV<br />

Volker Wissing<br />

Bundesminister für Digitales und Verkehr<br />

<strong>Nationale</strong> Hafenstrategie soll<br />

Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen<br />

Unsere Häfen und unsere Schifffahrt bilden die Basis<br />

für Deutschland als Exportnation. Nahezu jeder<br />

Wirtschaftszweig ist auf funktionierende Häfen, eine leistungsfähige<br />

Handelsflotte und eine gut ausgebaute maritime<br />

Infrastruktur angewiesen: Mehr als 60 % der deutschen<br />

Exporte verlassen über den Seeweg das Land –<br />

beim Warenverkehr innerhalb Europas sind es sogar 70 %<br />

im Kurzstreckenseeverkehr.<br />

Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Auch oder gerade<br />

in Krisenzeiten können wir uns auf die deutschen Seehafenbetriebe<br />

an Nord- und Ostsee verlassen. Sie stellen<br />

sicher, dass Industrie, Handel und Bevölkerung verlässlich<br />

versorgt werden und beweisen damit regelmäßig,<br />

dass sie systemrelevant sind. Unsere deutschen Seehafenbetriebe<br />

zählen zu den leistungsfähigsten und flexibelsten<br />

Umschlagplätzen der Welt. Ohne diese wichtigen<br />

Drehkreuze für den Güter- und Warenverkehr würde bei<br />

uns Stillstand herrschen. Daher ist ganz klar, dass diese<br />

Bundesregierung sich zum Hafen- und Schifffahrtsstandort<br />

Deutschland bekennt. Wir setzen uns dafür ein, seine<br />

Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken.<br />

Eine große Chance, die Häfen der Zukunft zu gestalten,<br />

sehen wir in der <strong>Nationale</strong>n Hafenstrategie, die wir derzeit<br />

gemeinsam mit den Ländern, Verbänden und der Gewerkschaft<br />

Ver.di erarbeiten. Noch in diesem Jahr wollen<br />

wir sie im Kabinett verabschieden. Mit der neuen Strategie<br />

unterstützen wir alle relevanten Akteure dabei, die aktuellen<br />

und bevorstehenden Herausforderungen zu bewältigen.<br />

Wir setzen uns außerdem für bessere Zu- und Abläufe<br />

unserer Häfen ein. Denn ein Hafenstandort kann<br />

nur dann voll leistungsfähig sein, wenn die Hinterlandanbindungen<br />

über Wasserstraße, Schiene und Straße<br />

funktionieren. Zum Beispiel arbeiten wir mit Hochdruck<br />

daran, den Seekanal Rostock und die Fahrrinnen der Außen-<br />

und Unterelbe und am Nord-Ostsee-Kanal anzupassen.<br />

Weitere Projekte werden jetzt zügig vorbereitet,<br />

etwa die Seehafenzufahrten Wismar und über<br />

die Außenems sowie die Fahrrinnenanpassung Außenund<br />

Unterweser.<br />

Unser Ziel ist eine moderne, effiziente und saubere<br />

Schifffahrt. Dafür setzen wir unter anderem auf innovative<br />

Hafentechnologien und fördern das Erforschen dieser<br />

Technologien sowie deren Etablierung am Markt. Wir<br />

unterstützen Häfen dabei, technische Infrastrukturen<br />

aufzubauen, mit denen Innovationen der Logistik 4.0 unter<br />

Realbedingungen erprobt werden können.<br />

Die <strong>Nationale</strong> <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong> macht einmal mehr<br />

deutlich, dass die deutsche maritime Wirtschaft weltweit<br />

für Innovation, Qualität und Verlässlichkeit steht. Klar ist<br />

aber auch: Damit unsere Häfen und unsere Schifffahrt<br />

sich weiter im intensiven europäischen und internationalen<br />

Wettbewerb behaupten können, müssen die politischen<br />

Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb sorgen<br />

wir gemeinsam für mehr Wettbewerbsfähigkeit, für eine<br />

hochwertige, leistungsstarke und klimaneutrale Handelsflotte<br />

sowie für sichere und zukunftsfähige Arbeits- und<br />

Ausbildungsplätze. Gemeinsam stärken wir die maritime<br />

Wirtschaft in Deutschland.<br />

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10 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Kristina Vogt<br />

Senatorin für Wirtschaft, Häfen<br />

und Transformation, Bremen<br />

© SWHT<br />

Bund muss sich stärker an der<br />

Finanzierung der Seehäfen beteiligen<br />

Es ist mir eine große Freude, Sie zur <strong>13.</strong> <strong>Nationale</strong>n<br />

<strong>Maritime</strong>n <strong>Konferenz</strong> in der Hansestadt Bremen begrüßen<br />

zu dürfen. Als Land Bremen haben wir zum dritten<br />

Mal das Privileg, als Gastgeber Vertreterinnen und<br />

Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an<br />

diesem zentralen maritimen Schauplatz willkommen zu<br />

heißen.<br />

In einer Welt, die von globalen, europäischen und nationalen<br />

Herausforderungen geprägt ist, spielt die maritime<br />

Wirtschaft eine zentrale Rolle. Die Vielfalt, die Bremen<br />

als Hafen- und Logistikstandort auszeichnet – vom<br />

Schiffbau über die Logistik bis hin zur Offshore-Industrie<br />

– bietet eine solide Basis für den Austausch zwischen Unternehmen,<br />

Forschungseinrichtungen und Behörden. Unsere<br />

Stärke liegt in unserer Expertise, unserer Innovationskraft<br />

und unserem Streben nach Nachhaltigkeit.<br />

Unsere Häfen und die maritime Wirtschafts- und Wissenschaftslandschaft<br />

prägen nicht nur unsere Region,<br />

sondern sind ein wesentlicher Teil unserer wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Identität. Unter dem Motto<br />

der diesjährigen <strong>Konferenz</strong> – »Standort stärken. Klima<br />

schützen. Zukunft gestalten« – setzen wir uns für eine<br />

nachhaltige, digitale und wettbewerbsfähige Infrastruktur<br />

unserer Häfen ein.<br />

Die Tore, die unsere Seehäfen zur Welt öffnen, ermöglichen<br />

den Export Deutschlands. Dabei leistet die<br />

Hafen- und Logistikbranche einen wesentlichen Beitrag<br />

zur nationalen und europäischen Versorgungssicherheit.<br />

Sie befindet sich in einem Prozess der klimaneutralen<br />

Transformation, bei dem sie zur Bereitstellung CO2-neutraler<br />

Energieträger und zur Förderung der Offshore-<br />

Windenergie beitragen soll.<br />

Diese Herausforderung erfordert Mut und Entschlossenheit.<br />

Auf Grundlage der <strong>Nationale</strong>n Hafenstrategie<br />

und der Fortführung der »Greenports«-Strategie<br />

sind wir zuversichtlich, nachhaltige und soziale Lösungen<br />

zu finden. Doch dieser Prozess erfordert auch<br />

Unterstützung.<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Seehäfen ist unbestreitbar<br />

und weitreichend. Daher sehen wir auch eine<br />

größere Verantwortung beim Bund. Er muss sich stärker<br />

an der Finanzierung unserer Seehäfen beteiligen, um die<br />

nationalen und internationalen Ziele zu verwirklichen.<br />

Die strategische Bedeutung unserer Seehäfen als Tor<br />

zur Welt und als Motor unserer Wirtschaft macht die<br />

Förderung ihrer Entwicklung zu einer nationalen Aufgabe.<br />

Es liegt in der Verantwortung des Bundes, die notwendige<br />

Unterstützung zu gewährleisten, um unsere maritimen<br />

Standorte im internationalen Wettbewerb zu<br />

stärken und zur Erreichung unserer nationalen und internationalen<br />

Ziele beizutragen.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass wir die Herausforderungen<br />

der Zukunft mit gegenseitiger Unterstützung meistern<br />

werden. Dazu bedarf es einer angemessenen Finanzierung<br />

und eines konstruktiven Dialogs. In diesem<br />

Sinne freue ich mich auf anregende Diskussionen während<br />

der <strong>13.</strong> <strong>Nationale</strong>n <strong>Maritime</strong>n <strong>Konferenz</strong> <strong>2023</strong> in<br />

Bremen und wünsche uns allen erfolgreiche Tage. <br />

12 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Deutschland muss<br />

Führungsrolle<br />

als Schifffahrtsstandort<br />

stärken<br />

Martin Kröger<br />

Geschäftsführer<br />

Verband Deutscher Reeder (VDR)<br />

© VDR<br />

Schon im Vorwege der <strong>13.</strong> <strong>Nationale</strong>n <strong>Maritime</strong>n <strong>Konferenz</strong><br />

hat der Deutsche Bundestag Anträge der Regierungsfraktionen<br />

und der CDU/CSU zur maritimen<br />

Souveränität Deutschlands und der Zukunft seiner maritimen<br />

Wirtschaft diskutiert. Danach will und muss<br />

Deutschland seine Führungsrolle als wichtiger Schifffahrtsstandort<br />

weiter ausbauen. Dies spiegelt auch das<br />

diesjährige Motto der NMK: »Standort stärken. Klima<br />

schützen. Zukunft gestalten.« Dabei ist die maritime Souveränität<br />

Kern einer neuen nationalen Resilienz.<br />

Deutschland ist als rohstoffarmes Land darauf angewiesen,<br />

den Großteil der benötigten Rohstoffe und Vorprodukte<br />

über den Seeweg zu importieren. Der Seeverkehr<br />

ist mit einem Anteil von 60 % beim Im- und Export<br />

der mit Abstand wichtigste Verkehrsträger für die Versorgung<br />

Deutschlands mit Gütern und Energie. Die eigene<br />

Handelsflotte und Führungsrolle als maritime Leitnation<br />

weiter zu stärken, ist für Deutschland somit Grundvoraussetzung<br />

einer nationalen Resilienz. Denn es erhält<br />

Deutschland nicht nur den notwendigen Zugang zum internationalen<br />

Handel; vielmehr hängt mittlerweile auch<br />

der Übergang zu einer Gesellschaft mit umfassendem<br />

Zugang zu alternativen Energien maßgeblich von funktionierenden<br />

seegestützten Lieferketten ab.<br />

Wer die Zukunft eines starken Schifffahrtsstandort<br />

Deutschland gestalten will, der muss zusätzlich auch das<br />

maritime Know how am Standort sichern. Der Pool der<br />

ausgebildeten Nachwuchskräfte wird immer kleiner und<br />

der Wettbewerb um junge Talente wird immer härter.<br />

Um einen langfristigen Wissensverlust für die Branche zu<br />

vermeiden, braucht es gemeinsame Anstrengungen der<br />

Reedereien, Sozialpartner, Politik, Verwaltung und der<br />

Ausbildungsstätten, um die Attraktivität der Ausbildungsgänge<br />

in der Seeschifffahrt insgesamt zu erhöhen.<br />

Von gleichfalls hoher Priorität bleibt die Dekarbonisierung<br />

der deutschen Handelsflotte; die dritte Themensäule<br />

des Mottos der NMK. Die Schifffahrt hatte sich schon<br />

lange einen umfassenden Klimaschutz auf die Fahne geschrieben.<br />

Ihrem selbst gesteckten Ziel der Klimaneutralität<br />

für 2050 ist die internationale Staatengemeinschaft<br />

in der IMO mittlerweile gefolgt ist. Der<br />

Kraftakt der Dekarbonisierung der Handelsflotte wird<br />

aber nur gelingen, wenn Politik und Wirtschaft an einem<br />

Strang ziehen. Der entscheidende Faktor wird dabei sein,<br />

dass alternative Kraftstoffe in ausreichender Menge und<br />

flächendeckend zur Verfügung stehen. Hier sind nicht<br />

zuletzt Treibstoffhersteller und Häfen in der Pflicht, die<br />

nötigen Voraussetzungen für Produktion und Infrastruktur<br />

zu schaffen.<br />

<strong>Maritime</strong> Resilienz erfordert somit zweifelsohne gemeinsame<br />

transformative Ansätze in einem sich stetig<br />

wandelnden Umfeld. Durch eine gesicherte Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Schifffahrtsstandortes und eine<br />

starke Stellung deutscher Reedereien am internationalen<br />

Schifffahrtsmarkt, sind diese bestens gerüstet, auch künftig<br />

um ihre wichtigen Dienstleistung für Deutschland<br />

und die Welt zu erbringen.<br />

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14 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Wir müssen nicht<br />

alles selber<br />

machen, aber wir<br />

müssen alles<br />

selber können<br />

Reinhard Lüken<br />

Hauptgeschäftsführer, Verband für Schiffbau<br />

und Meerestechnik (VSM)<br />

© VSM<br />

Von hier an anders« betitelte Robert Habeck vor gut<br />

zwei Jahren sein neuestes Buch, eine Art politische<br />

Skizze nicht nur für das Ressort, das er inzwischen führt.<br />

Wie auch immer man zu den Details dieser Skizze stehen<br />

mag, der Titel trifft den Nagel auf den Kopf. Ein grundlegender,<br />

politischer Kurswechsel wird auch für die maritime<br />

Industrie in Deutschland immer drängender.<br />

Das letzte Jahr hat, wie selten zuvor, eine ganze Reihe<br />

von strukturellen Defiziten in Deutschland, auch im<br />

maritimen Bereich offengelegt. Von der Bundeswehr,<br />

über Infrastruktur bis zum Fadenriss beim Ausbau der<br />

Offshore-Windenergie.<br />

Klar ist, ohne die maritime Industrie geht es nicht: Unsere<br />

Marine braucht leistungsstarke, einsatzfähige Schiffe,<br />

um ihre Aufgaben zu erledigen. Die Handelsflotte<br />

muss viel energieeffizienter werden und klimaneutrale<br />

Kraftstoffe einsetzen können, die wiederum müssen erstmal<br />

hier verfügbar sein. Auch dafür brauchen wir Schiffe<br />

und regenerative Energie, z.B. von Offshore-Windparks.<br />

Eine neue Flotte muss entstehen, um die riesigen Kraftwerksanlagen<br />

ins Meer zu bauen, anzuschließen und zu<br />

betreiben. Konverterplattformen sind nötig, um Strom<br />

verlustarm an Land bringen zu können. Seekabel wollen<br />

verlegt werden. Offshore produzierter Wasserstoff muss<br />

per Schiff oder Pipeline an Land. Wir wollen das Meer<br />

mit leistungsfähigen Forschungsschiffen erkunden, wollen<br />

aber auch Rohstoffe aus dem Meer gewinnen. Und<br />

natürlich wollen wir auch weiterhin unsere Stammkunden<br />

bedienen und tolle Urlaubserlebnisse auf dem<br />

Wasser ermöglichen. Es gibt also enorm viel zu tun und<br />

somit viele gute Gründe für einen klaren und dauerhaft<br />

angelegten Wachstumspfad! Allerdings führt Bedarf<br />

nicht automatisch zu Wertschöpfung, insbesondere nicht<br />

in einem seit Jahrzehnten durch massive Verzerrungen<br />

geprägten globalen Markt.<br />

Wir als Industrie müssen zunächst durch gute Ideen<br />

und gute Produkte überzeugen. Wir müssen Fachkräfte<br />

ausbilden und investieren. Aber wir müssen dazu auch<br />

die Chance bekommen! Die ganze EU hat sich diesbezüglich<br />

in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht<br />

sehr ins Zeug gelegt. Während die wichtigen asiatischen<br />

Schiffbauländer keine Zweifel an der strategischen Bedeutung<br />

der Schiffbauindustrie aufkommen ließen, beschloss<br />

die EU vor 25 Jahren, Unterstützung für den<br />

Schiffbau einzustellen. Die Idee, üppige Unterstützung<br />

für Reeder an Wertschöpfung in der EU zu knüpfen,<br />

wurde nie umgesetzt. China ging zeitgleich den entgegensetzten<br />

Weg und schüttete die staatlichen Füllhörner<br />

über ihre Werften ebenso wie Reedereien aus, auf<br />

dass sie den globalen Markt zügig dominieren mögen.<br />

Einzig Korea hat sich dem Preiskampf gestellt und selbst<br />

mit hohen Milliardenbeträgen die Werften gestützt.<br />

Doch was passiert, wenn Korea auch die Segel streicht?<br />

Es hat lange gedauert, um in China nicht nur den wunderbaren<br />

Partner mit märchenhaften Wachstumsraten,<br />

sondern auch den systemischen Rivalen, der akribisch<br />

strategische Abhängigkeiten schafft, zu erkennen. In der<br />

maritimen Industrie weisen wir schon lange auf dieses<br />

Problem hin. Gerade bei ganz großen Frachtschiffen finden<br />

Sie in Europa bereits seit Jahren keinen Anbieter<br />

mehr. Für kleinere und mittlere Einheiten, die typischerweise<br />

von den hiesigen mittelständischen Reedereien betrieben<br />

werden, können wir allerdings Dank der Breite<br />

und der Exzellenz der vorhandenen Fähigkeiten in<br />

Deutschland und Europa das Ruder noch herumreißen.<br />

Wir müssen nicht alles selber machen, aber wir müssen<br />

alles selber können, um Abhängigkeiten zu begrenzen,<br />

Die Zutaten für nachhaltiges Wachstum der deutschen<br />

Schiffbauindustrie liegen bereit: Bedarf, Ideen, Können.<br />

Jetzt fehlt nur noch der politische Mut, die ausgetretenen<br />

Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen. Von hier an<br />

anderes! Statt Unternehmen zu schließen oder Produktion<br />

zu verlagern, ist jetzt die Zeit gekommen, zu investieren,<br />

moderne Kapazitäten aufzubauen und weiterzuentwickeln<br />

und jungen Leuten mit modernen Methoden die<br />

Faszination maritime Industrie zu vermitteln.<br />

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16 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Darum beneiden<br />

uns viele andere<br />

Nationen<br />

Jörg Mutschler<br />

Geschäftsführer, VDMA |<br />

Marine Equipment and Systems<br />

© VDMA<br />

Die weltweite Seeschifffahrt ist bereits jetzt der umweltfreundlichste<br />

Transportweg. Aufgrund der großen<br />

Transportmengen emittiert sie dabei 2 bis 3 % des<br />

weltweiten CO 2<br />

-Ausstoßes. Hier besteht ein großer Hebel,<br />

um das Weltklima zu verbessern. Die Internationale<br />

Seeschifffahrtsorganisation (IMO) hat sich gerade jetzt<br />

auf ein Klimaabkommen geeinigt, welches das Ziel für<br />

die Klimaneutralität der weltweiten Schifffahrt bis 2050<br />

setzt. Die deutschen Schiffbau-Zulieferer, die Offshore-<br />

Wind-Industrie und die Unternehmen der Offshore-Öl/<br />

Gas-Industrie mit ihren zusammen rund 100.000 Beschäftigten<br />

in Deutschland verstehen sich als »Enabler«<br />

für die nachhaltige Schifffahrt, die notwendigen Übergangstechnologien<br />

und die Erzeugung erneuerbarer<br />

Energien. Sie produzieren nicht nur neue Maschinen und<br />

Anlagen, sondern betreuen im Service und durch vorausschauende<br />

Wartung die Systeme über ihren gesamten<br />

Lebenszyklus. Die Branche ist gut ausgelastet. Im<br />

Neubau, aber gerade auch bei der Modernisierung und<br />

Nachrüstung der fahrenden Flotte, wird an herausfordernden<br />

Projekten in der deutschen maritimen Zulieferindustrie<br />

gearbeitet.<br />

Alle Unternehmen in der Branche haben das Thema<br />

Nachhaltigkeit bei der Entwicklung ihrer Produkte als<br />

absolut notwendigen Schritt in eine umweltgerechte Zukunft<br />

erkannt und setzten dies um. Dazu benötigen sie<br />

geeignetes Personal. Die Nachwuchsgewinnung wird als<br />

das Zukunftsthema der Branche angesehen. Es gilt neue<br />

Wege bei der Rekrutierung der geeigneten Mitarbeitenden<br />

zu gehen. Dabei geht es gerade auch um das<br />

Image der Branche. Wir erreichen die jungen Menschen,<br />

wenn wir ihnen die »sinnstiftende Wertschöpfung« ihrer<br />

Tätigkeit nahebringen können. Damit sind maritime Industriebetriebe<br />

mit klar formulierten und gelebten Nachhaltigkeitszielen<br />

bei Nachwuchskräften bevorzugte Arbeitgeber.<br />

Ein wichtiges Thema bei der Zielerreichung sind beschleunigte<br />

und entbürokratisierte Genehmigungsverfahren<br />

in allen Bereichen, aber gerade auch bei dem Ausbau<br />

der Offshore-Wind-Parks in Deutschland und<br />

Europa. Beschleunigungen sind möglich und sind auch<br />

die Voraussetzung für die ambitionierten Ziele. Die erneuerbaren<br />

Energien in großen Mengen sind auch die<br />

Voraussetzung für die Wasserstoffziele und die PtX-<br />

Kraftstoffe, die die klimaneutrale Schifffahrt bis 2050 ermöglichen.<br />

Ein weiteres Thema zum Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen maritimen Zulieferindustrie ist<br />

die Standardisierung der Schnittstellen zwischen den<br />

Produkten verschiedener Hersteller auf den maritimen<br />

Einheiten. Vor diesem Hintergrund sind die Anstrengungen<br />

zum VDMA-Einheitsblatt zu MTP (Module Type Package)<br />

zu verstehen, welches inzwischen eine immer größere<br />

Verbreitung findet und zu einem internationalen<br />

Standard werden soll.<br />

Die <strong>Nationale</strong> <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong> <strong>2023</strong> in Bremen als<br />

Treffpunkt aller Akteure des maritimen Netzwerkes ermöglicht<br />

den branchenübergreifenden Austausch zu den<br />

beschriebenen Themen. Um diese Möglichkeit beneiden<br />

uns viele andere maritime Nationen.<br />

<br />

18 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

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<strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal<br />

19


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Die Seehäfen<br />

erwarten mehr<br />

Ehrgeiz<br />

Daniel Hosseus<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS)<br />

© ZDS<br />

Der Bund möchte die Seehäfen deutlich stärker in<br />

den Blick nehmen. Auf der NMK muss sich zeigen,<br />

dass sich die <strong>Nationale</strong> Hafenstrategie auch in konkreten<br />

Vorhaben niederschlägt.<br />

In den Seehäfen wird Konjunktur und Wirtschaftskraft<br />

sichtbar. Hier werden Bevölkerung und Industrie<br />

versorgt und hier werden unsere Exporte in alle Welt<br />

verladen, zuverlässig und flexibel. Die Seehäfen sind zudem<br />

die Krisenbewältiger für Deutschland, das haben<br />

wir zuletzt mit den LNG-Terminals für die Energiesicherheit<br />

gezeigt. Und auch bei der Energie- und der<br />

Verkehrswende stehen Häfen im Mittelpunkt. Weder der<br />

Ausbau der Windkraft noch die Nutzung von Wasserstoff<br />

oder die Klimaneutralität der Schifffahrt sind ohne<br />

die Seehäfen möglich.<br />

Leider spiegelt sich diese unbestritten große und weiterwachsende<br />

Bedeutung kaum in zielgerichteter Aufmerksamkeit<br />

der Bundespolitik wider. Wir erwarten<br />

mehr Ehrgeiz, nicht nur bei der Unterstützung der großen<br />

Transformationsprozesse Energiewende und Digitalisierung,<br />

sondern auch bei der Stärkung der Wirtschaftskraft<br />

der Hafenunternehmen. Unsere Nachbarn<br />

kaufen uns da den Schneid ab. Die <strong>Nationale</strong> Hafenstrategie<br />

ist der richtige Ansatz, aber wir müssen schnell ins<br />

Handeln kommen. Die <strong>Nationale</strong> <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong><br />

ist die Gelegenheit, die eigenen Ansprüche zu bestärken<br />

und mit Zusagen und konkreten Vorhaben zu untermauern.<br />

Am größten ist der Handlungs- und Investitionsbedarf<br />

bei der Infrastruktur, die die Grundlage der Logistik<br />

ist. Das gilt zum einen für den Erhalt, aber umso<br />

mehr für den nötigen Ausbau. Vor allen bei den Wasserstraßen<br />

ist der Sanierungsbedarf immens. Der Bund<br />

muss hier dringend seinen hoheitlichen Aufgaben nachkommen.<br />

Noch größer sind die Herausforderungen<br />

beim Bahnnetz, einem der entscheidenden Wettbewerbsvorteile<br />

der deutschen Seehäfen. Für das Ziel<br />

der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 25 % des Güterverkehrs<br />

über die Schiene abzuwickeln, muss nicht nur<br />

kräftig saniert, sondern auch entschlossen ausgebaut<br />

werden. Nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes, sondern<br />

auch als Teil einer Standortpolitik, die Hafenumschlag<br />

und Hinterlandverkehr für Europa in<br />

Deutschland halten will. Es geht darum, die steigenden<br />

Gütermengen zu bewältigen und Marktanteile im europäischen<br />

Wettbewerb zurückzugewinnen. Gleichzeitig<br />

müssen mit Blick auf den Klimaschutz die Voraussetzungen<br />

etwa für den Import von molekularen Energieträgern<br />

wie Wasserstoff oder den Umschlag von<br />

Windenergieanlagen geschaffen werden. Anders sind<br />

die klima- und wirtschaftspolitischen Ziele nicht zu erreichen.<br />

Außerdem müssen Wettbewerbsnachteile gegenüber<br />

anderen Standorten und teils massiv staatlich geförderten<br />

Marktteilnehmern ordnungspolitisch korrigiert<br />

werden. Auch das hat mit der in der Zeitenwende verstärkt<br />

thematisierten Resilienz und Versorgungssicherheit<br />

zu tun.<br />

Wir brauchen als Häfen ein viel größeres Engagement<br />

des Bundes, ideell wie monetär. Wir erwarten, dass sich<br />

die Bundesregierung auf der NMK zur <strong>Nationale</strong>n Hafenstrategie<br />

bekennt und aufzeigt, wie sich der Bund<br />

stärker engagieren wird. An Ansatzpunkten mangelt es<br />

wahrlich nicht.<br />

<br />

20 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

© ZVDS<br />

No Shipping,<br />

No Shopping<br />

Dank der <strong>Nationale</strong>n <strong>Maritime</strong>n <strong>Konferenz</strong> wird die<br />

Branche einmal mehr im Rampenlicht stehen. Und<br />

das ist auch gut so. Denn gerade in der COVID-<br />

Pandemie sowie bei der Neustrukturierung der Handelswege<br />

im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die<br />

Ukraine hat die Branche, vor allem die Schifffahrt sowie<br />

die Häfen, ihre herausragende Bedeutung für die Versorgung<br />

der Bevölkerung mit Energie, Lebensmitteln und<br />

sonstigen Gütern bewiesen.<br />

Es hat sich aber auch gezeigt, dass diese Aufgaben nur<br />

erfüllt werden können, wenn die Infrastruktur effizient<br />

und die Häfen leistungsfähig sind. Man kann es drehen<br />

und wenden, wie man möchte, aber ohne produktive Häfen<br />

und ohne eine wettbewerbsfähige Schifffahrt werden<br />

wir weder eine Versorgungssicherheit in Deutschland erreichen<br />

noch einen echten Fortschritt bei der Dekarbonisierung<br />

erleben.<br />

Es ist allgemein anerkannt, dass der Transport mit dem<br />

Schiff unter den bekannten Transportsystemen gemessen<br />

am Transportvolumen die umwelt- und klimafreundlichste<br />

Transportart ist. Wenn dies aber Konsens ist,<br />

müssten wir dann nicht alles tun, um die Schifffahrt reibungs-<br />

und störungsfrei zu organisieren? Warum lassen<br />

wir es denn zu, dass der Investitionshaushalt für die Wasserwege<br />

wie im letzten Haushalt de facto halbiert wird?<br />

Warum statten wir die Verwaltung nicht endlich mit ausreichend<br />

Personal aus, damit sie ihre originäre Aufgabe,<br />

den Bau und Erhalt der maritimen Infrastruktur, erfüllen<br />

kann? Leider ist es immer noch so, dass es einfacher ist,<br />

2 Mrd. € für einen neuen Subventionstatbestand zu fordern,<br />

als ein bestehendes Verwaltungsverfahren zu ändern<br />

oder eine Verwaltungseinheit neu zu gestalten.<br />

Dies muss sich ändern, auch wenn die damit verbundene<br />

Debatte anstrengend sein mag. Und vielenorts<br />

Alexander Geisler<br />

Geschäftsführer<br />

Zentralverband Deutscher Schiffsmakler (ZVDS)<br />

hätten die Wählerinnen und Wähler lieber eine Eigentumswohnung<br />

mit Hafenblick als einen Hafenbetrieb<br />

in der Nachbarschaft. Aber auch das ist eine Diskussion,<br />

die man aushalten muss. Es ist nämlich Tatsache, dass<br />

mehr als die Hälfte der Emissionseinsparungen, die die<br />

Handelsschifffahrt erzielt hat, auf dem Einsatz von großen,<br />

modernen Schiffen beruhen. Das kann man mögen<br />

oder ablehnen, aber das ist Fakt.<br />

Solange die Menschen in diesem Land Rohstoffe und<br />

Konsumgüter haben möchten, die vorrangig im Ausland<br />

produziert werden, benötigen wir Schiffe, die diese klimaschonend<br />

nach Europa bringen. Wenn diese Schiffe aber<br />

vor den Häfen warten müssen, weil die Wasserstraßen<br />

und seewärtigen Hafenzufahrten nur eingeschränkt nutzbar<br />

sind, werden Vorteile, wie sie z.B. moderne Schiffsdesigns<br />

bieten, nicht genutzt und unnötig Bunker verbrannt,<br />

also Emissionen produziert. Das kann nicht gewollt sein.<br />

Es ist an der Zeit, dass wir unser gemeinsames Bekenntnis<br />

zur maritimen Industrie, aber vor allem zur Schifffahrt,<br />

wirklich ernst nehmen. Wir müssen die notwendigen<br />

Mittel in die Hand nehmen und vor allem den Erhalt und<br />

Ausbau der Wasserstraßen sowie die Entbürokratisierung<br />

der mit dem Seetransport verbundenen Verwaltungsverfahren<br />

vorantreiben, um durch mehr Seetransporte zum<br />

Klimaschutz beizutragen. Eine effiziente klimafreundliche<br />

Schifffahrt beruht auf einer leistungsfähigen maritimen<br />

Infrastruktur, von daher ist das grundsätzliche Ausschließen<br />

der Wasserstraße im »Gesetz zur Beschleunigung<br />

von Genehmigungsverfahren im Verkehrsbereich«<br />

nicht nachvollziehbar. Hier ist ein Umdenken<br />

zwingend geboten. Daher ist es gut, dass Politik, Verwaltung<br />

und Wirtschaft sich zwei Tage Zeit nehmen, um<br />

miteinander Herausforderungen zu benennen und Lösungen<br />

zu diskutieren. Wir sollten uns darauf freuen. <br />

22 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


Foto:Scheer


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Es muss jetzt um<br />

schnelle politische<br />

Lösungen gehen<br />

Heike Winkler<br />

Geschäftsführerin WAB e.V.<br />

© WAB<br />

Zur <strong>13.</strong> <strong>Nationale</strong>n <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong> steht für uns<br />

die Energiewende auf See im Vordergrund. Wir sind<br />

sehr stolz, rund 250 Mitgliedsunternehmen und -Institute,<br />

sowohl aus der Offshore-Windenergie, als auch<br />

der maritimen Industrie vertreten zu dürfen. Dazu kommen<br />

die Akteure der Windenergie an Land und die, die<br />

in der entstehenden Wasserstoffwirtschaft beheimatet<br />

sind. Wir engagieren uns seit Jahren für die Energiewende<br />

auf See und den Schutz der Meere, der nur mit<br />

dem erforderlichen Klimaschutz effektiv sein kann.<br />

Gleichzeitig geht es auf See um die Transformation des<br />

Industriestandorts Deutschland.<br />

Die Energiewende ist aus Klimaschutzgründen zwingend<br />

geboten und kann mittelfristig zur Resilienz und<br />

Versorgungssicherheit Deutschlands, zu einer grünen<br />

Schifffahrt, sowie zu sinkenden Energiepreisen beitragen.<br />

Der Ausbau der Offshore-Windenergie ist entscheidend.<br />

Deutschland hat im novellierten Windenergie-auf-See-Gesetz<br />

sinnvolle und klimaschützende<br />

Ziele gesetzt, die durch die Realisierungsvereinbarung<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

im November 2022 weiter erhöht wurden. Die installierte<br />

Leistung von Offshore-Windkraftanlagen soll auf mindestens<br />

30 GW im Jahr 2030, 40 bis 50 GW in Jahr 2035<br />

und 70 GW im Jahr 2045 steigen. Dazwischen liegen Repowering,<br />

Rückbau und Recycling und begleitend Service<br />

& Wartung der Windparks auf See und der Umspannplattformen.<br />

Auf dem Weg dahin fehlen der erforderliche regulatorische<br />

Rahmen mit qualitativen Kriterien, Hafeninfrastruktur,<br />

Fachkräfte, die erforderliche Größe der Offshore-Wind-Zulieferindustrie,<br />

Spezialschiffe und Schiffbaukapazitäten<br />

für den Bau der Umspannplattformen.<br />

In vielen Teilen der Welt wird heute die Windenergie<br />

auf See ausgebaut. Die gesamte Wertschöpfungskette industrieübergreifend<br />

am Industriestandort Deutschland<br />

antreffen zu können, ist erstens eine Frage der Unabhängigkeit,<br />

um die deutschen Energieziele realisieren zu<br />

können und zweitens eine Frage von Klimaschutz. Mit<br />

welchem CO 2<br />

-Fußabdruck soll ein nachhaltiger Offshore-<br />

Windpark für die Erzeugung von grüner Energie in Form<br />

von Molekülen und Elektronen realisiert werden?<br />

Wenn wir CO 2<br />

reduzieren, den innovativen Gehalt der<br />

Offshore-Wind-Projekte fördern, auf grünen Stahl setzen,<br />

Energieeffizienz und die optimale Flächennutzung im Sinne<br />

von Meeresschutz und der Energiewende auf dem Wasser<br />

anstreben wollen, sollte sich dies auch in den Ausschreibungskriterien<br />

für die Flächen auf dem Meer sowie<br />

für die Auftragsvergabe für den Schiffbau wiederfinden.<br />

Deutschland hat sich zu Klimaschutz und der Reduktion<br />

vor allem des Treibhausgases CO 2<br />

verpflichtet. Die maritime<br />

Industrie einschließlich der Offshore-Windindustrie<br />

kann einen großen Beitrag leisten, wenn politisch die richtigen<br />

Weichen gestellt werden. Die maritime Industrie ist<br />

eine systemrelevante Zukunftsindustrie und bietet ein immenses<br />

Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenzial.<br />

Produktionskapazitäten in der benötigten Größenordnung<br />

erfordern den Erhalt und die Weiterentwicklung von<br />

Know-how und Erfahrung, langfristige Investitionen, die<br />

richtigen Finanzierungsinstrumente, die passende Infrastruktur,<br />

langfristige Planungssicherheit und gut ausgebildete<br />

und qualifizierte Fachkräfte. Wir hoffen, dass wir<br />

mit der <strong>13.</strong> <strong>Nationale</strong>n <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong> auf diese Themen<br />

aufmerksam machen können. Um die bestehenden<br />

Potenziale bestmöglich und gemeinsam nutzen zu können,<br />

muss es jetzt um schnelle politische Lösungen gehen. <br />

24 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Nur Ausbildung<br />

sichert maritimes<br />

Know-how<br />

Christian Suhr<br />

Vorsitzender Deutscher Nautischer Verein (DNV)<br />

© DNV<br />

Unser Lebensstandard und täglicher Bedarf wird<br />

durch die Schifffahrt gewährleistet. Damit der<br />

Schifffahrtsstandort Deutschland auch im Jahr 2030<br />

noch zu den führenden maritimen Zentren weltweit gehört,<br />

sind neben adäquaten Rahmenbedingungen für die<br />

Branche erhöhte Anstrengungen zur Sicherung des maritimen<br />

Know-hows durch eine Intensivierung der Ausbildungsbemühungen<br />

und Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung<br />

der Ausbildungsberufe auf See und<br />

an Land erforderlich. Hierbei sind Unternehmen, Sozialpartner,<br />

Politik und Verwaltung sowie Ausbildungsstätten<br />

gemeinsam gefordert. Ziel muss es sein, durch bedarfsgerechte<br />

und zukunftsorientierte Ausbildung, das<br />

exzellente maritime Know-how am Standort zu sichern<br />

und auszubauen.<br />

Auch wenn die Zahl der Berufsanfänger in der Seeschifffahrt<br />

mit 377[1] (Vorjahr 355) gegen den Trend<br />

leicht gestiegen ist, so bleibt der Bedarf an Nachwuchskräften<br />

weiterhin sehr groß. Die Zahl der jungen Menschen,<br />

die 2022 eine Berufsausbildung nachfragten, ging<br />

erneut zurück. Durch den demografischen Wandel und<br />

das Ausscheiden der Babyboomer-Generation entsteht<br />

eine Bedarfslücke an Fachkräften für den primären und<br />

sekundären Arbeitsmarkt. Der Pool des ausgebildeten<br />

maritimen Nachwuchses wird immer kleiner. Damit wird<br />

es zukünftig auch an Land einen harten Wettbewerb um<br />

junge Talente geben. Es droht ein Wissensverlust, der zur<br />

Schwächung des maritimen Standortes führen kann.<br />

Die Schifffahrt bietet ein vielfältiges Berufsfeld mit<br />

großen Entwicklungsperspektiven an Bord sowie bei einem<br />

Wechsel in den maritimen Sekundärmarkt. Die umfangreichen<br />

Erfahrungen an Bord sind die Grundlagen,<br />

um sich zu Experten weiterzuentwickeln. Sie sind damit<br />

prädestiniert für die vielfältigen Angebote des sekundären<br />

maritimen Arbeitsmarktes, wie bei Reedereien,<br />

Lotsen, Verwaltungen, maritimen Ausbildungseinrichtungen,<br />

Klassifikationsgesellschaften, Versicherungen,<br />

maritimen Zulieferern, Werften, der Hafenwirtschaft<br />

und den Vollzugsorganen des Bundes und der<br />

Länder. Desgleichen gilt auch für die kaufmännisch ausgebildeten<br />

Mitarbeiter.<br />

Der Arbeitsmarkt verändert sich und dies stellt ständig<br />

neue Anforderungen an Arbeitgeber und Arbeitnehmer.<br />

Der Wettbewerb um junge Talente wird in allen Branchen<br />

immer härter. So ist die hochwertige nautisch-technische<br />

und duale Berufsausbildung am Standort unbedingt<br />

dauerhaft zu sichern und kontinuierlich den technologischen<br />

Entwicklungen anzupassen. Dazu ist es notwendig,<br />

zukünftig deutlich schneller und unbürokratischer<br />

auf die neuen Anforderungen der maritimen Berufsbilder<br />

einzugehen. Der drohende Wissensverlust<br />

wird zu einer erheblichen Schwächung des maritimen<br />

Standortes führen. Um dem entgegenzuwirken, muss der<br />

Dialog zwischen Behörden, Ausbildungseinrichtungen<br />

und der Industrie deutlich intensiviert werden. Es ist weiter<br />

zu prüfen, inwieweit die deutsche Flagge einen positiven<br />

Einfluss auf die Gesamtentwicklung haben könnte.<br />

Es braucht eine konzertierte Aktion aller maritimen<br />

Stakeholder, unterstützt durch die Länder, unter der Moderation<br />

des Bundes mit einem klaren Bekenntnis zur<br />

dauerhaften Sicherung der maritimen Ausbildung und<br />

Beschäftigung in Deutschland.<br />

Die erfolgreichen Herangehensweisen unserer europäischen<br />

Nachbarländer machen deutlich, dass nur eine<br />

gemeinsame Ausrichtung der gesamten maritimen<br />

Branche zum Erfolg führt.<br />

Wir brauchen das maritime Know-how, um auch zukünftig<br />

als starker, wettbewerbsfähiger maritimer Standort<br />

in der Welt wahrgenommen zu werden. Damit wir<br />

dies erhalten, bedarf es einer besseren Einbindung im<br />

<strong>Maritime</strong>n Bündnis und einer deutlichen Platzierung im<br />

Rahmen der <strong>Nationale</strong>n <strong>Maritime</strong>n <strong>Konferenz</strong>. <br />

26 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

»Plattform für konstruktiven Dialog«<br />

Die <strong>Nationale</strong> <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong> findet nach einer »Corona-Variante« in 2021<br />

in diesem Jahr wieder in Präsenz statt. In Bremen suchen Politik und Wirtschaft<br />

nach Lösungswegen für aktuelle und künftige Herausforderungen<br />

© CCB<br />

© BMVG<br />

Die <strong>Nationale</strong> <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong> <strong>2023</strong><br />

findet im Congress Centrum Bremen statt<br />

Bundeskanzler Olaf Scholz wird die<br />

NMK <strong>2023</strong> mit einer Rede eröffnen<br />

Reeder, Werften, Zulieferer, Schiffsmakler und -agenten,<br />

Häfen, Lotsen, die Marine und die Offshore-<br />

Branche – sie alle (und noch Weitere) blicken mit Spannung<br />

auf die <strong>13.</strong> <strong>Nationale</strong> <strong>Maritime</strong> <strong>Konferenz</strong> (NMK),<br />

die in diesem Jahr in Bremen stattfindet. Für das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz ist die<br />

NMK »die zentrale Veranstaltung der Bundesregierung<br />

zur Unterstützung der maritimen Wirtschaft«. Sie sei zu-<br />

… für sicheres Anschlagen, Heben und Zurren<br />

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28 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

© BMWK<br />

© Senat Bremen<br />

Dieter Janecek, Koordinator der<br />

Bundesregierung für die maritime Wirtschaft<br />

soll eine zentrale Rolle bei der NMK spielen<br />

Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört zu<br />

den Gastgebern und wird über den maritimen<br />

Standort Bremen/Bremerhaven sprechen<br />

gleich größtes Treffen der hierzulande ansässigen maritimen<br />

Branche mit etwa 800 Teilnehmenden.<br />

Die <strong>Konferenz</strong> steht unter der Schirmherrschaft von<br />

Bundeskanzler Olaf Scholz, der die Belange der maritimen<br />

Wirtschaft aus seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister<br />

noch kennen dürfte, und findet seit dem Jahr<br />

2000 alle zwei Jahre statt, an wechselnden Orten, jeweils<br />

in Kooperation mit einem Bundesland.<br />

»In dieser Zeit hat sich die Veranstaltungsreihe als<br />

wichtiger Impulsgeber am Standort Deutschland und als<br />

Plattform für einen konstruktiven Dialog zwischen Wirtschaft,<br />

Wissenschaft, Verbänden, Gewerkschaften und<br />

Politik zu Herausforderungen und Chancen der Branche<br />

etabliert«, meint das Ministerium.<br />

In diesem Jahr steht die NMK unter dem Motto »Standort<br />

stärken. Klima schützen. Zukunft gestalten.« Der politische<br />

Plan: Der Bundeskanzler soll gemeinsam mit dem<br />

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert<br />

Habeck, der Parlamentarischen Staatssekretärin beim<br />

Bundesminister für Digitales und Verkehr, Daniela Kluckert<br />

und dem Koordinator der Bundesregierung für die<br />

maritime Wirtschaft und Tourismus, Dieter Janecek, die<br />

zentralen globalen, europäischen und nationalen Herausforderungen<br />

für Schifffahrt, Schiffbau, Häfen, Meerestechnik<br />

und Offshore Wind mit der gesamten Branche<br />

aufgreifen und diskutieren.<br />

Hört man sich in der maritimen Wirtschaft um, wird<br />

allenthalben durchaus einiger Gesprächsbedarf signalisiert,<br />

und zwar aus unterschiedlichsten Teilsegmenten.<br />

Auch die norddeutschen Bundesländer könnten bei<br />

der NMK eine gewisse Rolle spielen und die Möglichkeit<br />

nutzen, erneut auf ihre Forderungen an den Bund hinzuweisen<br />

– Stichwort Hafen- und Hinterland-Infrastruktur<br />

und <strong>Nationale</strong> Hafenstrategie.<br />

Zu den Kernthemen wird selbstverständlich die Dekarbonisierung<br />

der maritimen Logistikketten gehören.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal<br />

29


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

© Bundesregierung<br />

© BMUV<br />

Boris Pistorius<br />

Bundesminister der Verteidigung<br />

Sebastian Unger<br />

Meeresbeauftragter der Bundesregierung<br />

das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft<br />

gewechselt war.<br />

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, in dessen<br />

Geschäftsbereich der Koordinatoren-Posten fällt, lobte<br />

Janecek anlässlich dessen Ernennung »einen erfahrenen<br />

Wirtschaftspolitiker«. Deutschland müsse den Umbau<br />

hin zur Klimaneutralität in der <strong>Maritime</strong>n Wirtschaft<br />

und im Tourismus ebenso wie in der Wirtschaft insgesamt<br />

weiter vorantreiben. Der neue Koordinator selbst,<br />

der wie Habeck dem sogenannten Realo-Flügel seiner<br />

32 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


1<br />

2 3 4<br />

A<br />

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B<br />

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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

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<strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal<br />

35


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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Lürssen ist Weltmarktführer beim Bau von Mega-Yachten wie der im Bild noch unfertigen »Deep Blue«<br />

© Christian Eckardt<br />

te Anlegeprozesse und schiffsgenaue Überwachung weiter<br />

gesenkt werden sollen. Gleichzeitig soll sich durch<br />

die Optimierung der Liegestellen die Kaje effizienter<br />

nutzen lassen, um zeit- und emissionsträchtige Verholungen<br />

möglichst zu vermeiden.<br />

Das übergeordnete Ziel lautet, die bremischen Häfen<br />

zu »Smart Ports« weiterzuentwickeln. »Smart« steht dabei<br />

für »sustainable, multimodal, agile, resilient, technologizeds«<br />

– so ist es im bremischen Hafenentwicklungskonzept<br />

2035 definiert. Einige Digitalisierungsprojekte,<br />

darunter das neue Messsystem für Anlegemanövern<br />

von Schiffen (SAMS), das Port Railway Information<br />

System der Hafeneisenbahn (PRINOS) und die aktive<br />

Schiffskoordination auf der Außenweser unter dem<br />

Stichwort »Digitale Außenweser«« wurden gemeinsam<br />

mit Akteuren der Hafenwirtschaft bereits umgesetzt. Mit<br />

der »Smart Port«-Strategie will der Bremer Senat einen<br />

»Kulturwandel« innerhalb der Hafengemeinschaft anstoßen.<br />

Als unabdingbar wird eine bessere Vernetzung<br />

mit Reedern, Terminalbetreibern, Dienstleistern und<br />

Behörden angesehen.<br />

Bremen stellt sich zudem hinter die Forderung der<br />

deutschen Küstenländer an die Bundesregierung, mehr<br />

Geld und mehr Unterstützung für den Ausbau der Häfen<br />

als Infrastruktur von nationaler Bedeutung bereitzustellen.<br />

Bislang sind es lediglich 38 Mio. € im Jahr. Das<br />

Zehnfache dieser Summe, genauer 400 Mio. € im Jahr,<br />

gilt den Landespolitikern als angemessen.<br />

Im Rahmen einer »<strong>Nationale</strong>n Hafenstrategie« müsse<br />

auch das Thema Kooperation »ernsthaft und zukunftsfähig<br />

in Angriff genommen werden, hieß es nach dem<br />

jüngsten Treffen der zuständigen Minister und Senatoren<br />

im Juni in Bremen. Auch das dürfte ein Thema auf<br />

der <strong>Nationale</strong>n <strong>Maritime</strong>n <strong>Konferenz</strong> werden.<br />

38 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


SILENCE<br />

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NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Blick auf den Bremerhavener Kaiserhafen mit dem Automobilumschlag<br />

© Wolfhard Scheer<br />

schen Seite beheimatet sind. Dort werden vornehmlich<br />

Behörden- und Marineschiffe, im Falle von A & R ebenfalls<br />

Yachten gebaut, wie zuletzt die 118 m lange »Liva o «.<br />

Allein im Bundesland Bremen listet die Gewerkschaft<br />

IG Metall 2.000 direkte Arbeitsplätze auf. Dazu kommen<br />

Tausende weitere Jobs bei Zulieferbetrieben in der Region.<br />

Ähnlich wie die Häfen verlangt auch die Werftindustrie<br />

ein stärkeres Engagement und mehr Unterstützung<br />

seitens des Bundes – und hofft nun auf eine baldige Einigung.<br />

Zukunftschancen sehen sowohl die Industrie als<br />

auch die Gewerkschaft im Spezialschiffbau mit klimafreundlichen<br />

Antrieben, im Marineschiffbau sowie im<br />

Bau von Anlagen für die Windkraft-Offshore-Parks.<br />

Auch die Lloyd Werft hatte sich dafür ins Spiel gebracht.<br />

Allerdings werden zum Beispiel Konverter-Plattform<br />

bislang im Ausland gebaut. Die Bundesregierung müsse<br />

den Netzbetreibern daher klare Vorgaben machen, damit<br />

Aufträge an deutsche Standorte vergeben werden,<br />

heißt es. Denn über den Preis könnten die heimischen<br />

Werften nicht mit ausländischen Anbietern konkurrieren.<br />

Kritisch sieht die IG Metall zudem die Vergabepraxis<br />

bei öffentlichen Aufträgen. »Gute tarifliche<br />

Arbeit und regionale Wertschöpfung müssen bei Ausschreibungen<br />

für Marine- und Behördenschiffe endlich<br />

berücksichtigt werden«, hieß es kürzlich.<br />

Bremer Reeder – von klein bis groß<br />

Wo in Häfen gearbeitet wird und auf Werften Schiffe gebaut<br />

werden, sind meist auch Schifffahrtstreibende nicht<br />

weit. Im Bundesland Bremen hat der größte Reeder allerdings<br />

die kleinsten Schiffe: Es ist die Deutsche Gesellschaft<br />

zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), kurz Seenotretter.<br />

Mehr als 100 Einheiten hat die rein mit Spenden<br />

arbeitende gemeinnützige Organisation im Einsatz<br />

– vom 7-m-Boot bis zum 46 m langen Kreuzer. Viele<br />

dieser Boote und Schiffe wurden an der Weser gebaut,<br />

etwa bei Lürssen und Fassmer.<br />

40 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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<strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal<br />

43


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

»Ein kohärentes Lagebild ist<br />

die beste Abschreckung«<br />

Mit der neuen Sicherheitslage in Europa fällt der Blick auf kritische<br />

Infrastruktur im Meer. Wie lässt sich schützen? Die <strong>HANSA</strong> sprach mit<br />

Johannes Peters, Leiter der Abteilung für maritime Strategie und Sicherheit<br />

am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel<br />

Was umfasst der Begriff »kritische <strong>Maritime</strong> Infrastruktur«?<br />

Johannes Peters: Der Begriff maritime KRITIS ist<br />

nicht ganz trennscharf. Wir verwenden ihn zurzeit insbesondere,<br />

wenn wir über kritische Infrastruktur im<br />

Bereich Energie sprechen. Gemeint ist im Endeffekt alles<br />

an Infrastruktur, was systemrelevant und auf dem<br />

Meeresgrund verlegt ist beziehungsweise einen maritimen<br />

Bezug hat. Offshore-Windparks und Konverterstationen<br />

als neuralgische Punkte liegen zwar über<br />

Wasser, die Anbindung an die Netze erfolgt aber über<br />

Seekabel am Meeresgrund. Wir reden also über Stromkabel,<br />

Datenkabel und wir reden natürlich auch über<br />

Pipelines.<br />

Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und<br />

nach dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines<br />

herrscht heute ein ganz anderes Risikobewusstsein. Gab<br />

es auch vorhereine Bedrohung?<br />

Peters: <strong>Maritime</strong> kritische Infrastruktur wird schon länger<br />

als Instrument von »Strategic Signaling« genutzt, also<br />

zum Aussenden strategischer Kommunikation. Russland<br />

operiert mit seinen Tiefseeforschungsschiffen – die faktisch<br />

paramilitärische Einheiten sind, weil sie dem Verteidigungsministerium<br />

unterstellt sind – schon seit mehreren<br />

Jahren ganz gezielt entlang von Unterseekabelverbindungen.<br />

Teilweise offen, teilweise verdeckt, im Atlantik,<br />

im Mittelmeer, in der Ostsee, im Nordatlantik.<br />

Russland benutzt diese kritische Infrastruktur und die<br />

Abhängigkeit anderer Staaten davon spätestens seit 2014<br />

als Instrument der strategischen Kommunikation. Also<br />

ist die maritime KRITIS als potenzieller Angriffspunkt<br />

nicht ganz neu.<br />

Welche Angriffsszenarien sind denkbar?<br />

Peters: Wir reden hier gar nicht so sehr darüber, was tatsächlich<br />

in einem Krieg mit dieser Infrastruktur passieren<br />

könnte, sondern wie diese Infrastruktur für hybride<br />

Szenarien benutzt werden könnte. So ist man lange Zeit<br />

davon ausgegangen, auch im Zuge des Angriffskrieges<br />

gegen die Ukraine, dass es vor allen Dingen Cyber-Attacken<br />

seien werden. Die hat es ja auch gegeben. Es ist aber<br />

auch möglich, physische Attacken durchzuführen, die<br />

müssen gar nicht notwendigerweise solche Infrastruktur<br />

zerstören, es könnten auch Datenverbindungen manipuliert<br />

oder angezapft werden.<br />

Der »Charme« bei dieser kritischen Infrastruktur als<br />

Ziel ist, dass man relativ einfach Szenarien erzeugen<br />

kann, bei denen unklar ist, wer es war. Oft befindet sich<br />

diese Infrastruktur auf dem Meeresgrund, wo viel passiert:<br />

beispielsweise verdriftende Anker, Schleppnetze<br />

und so weiter. Da besteht für einen Angreifer immer die<br />

Möglichkeit, Dinge abzustreiten. Sie brauchen noch<br />

nicht einmal notwendigerweise militärische Einheiten,<br />

um solche Verbindungen zu stören. Das haben wir in<br />

Norwegen gesehen, wo Kabelverbindungen zerstört<br />

wurden, während es Hinweise gibt, dass russische Trawler<br />

mit ihren Schleppnetzen involviert waren. Man kann<br />

von einem Unfall sprechen, man kann natürlich auch Intention<br />

vermuten.<br />

Schäden an solcher Infrastruktur kommen durchaus<br />

regulär vor, und die meisten Schäden an solcher Unterwasserinfrastruktur<br />

passieren tatsächlich durch Naturereignisse<br />

oder menschengemachte Unfälle wie Havarien.<br />

Ein gewisser Prozentsatz ist nicht aufklärbar, was<br />

nicht bedeutet, dass es sich um hybride Kriegsführung<br />

handelt.<br />

44 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Johannes Peters, Leiter der Abteilung für maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel<br />

© ISPK<br />

Wie hat sich die Bedrohungslage im Zuge der technischen<br />

Entwicklung verändert?<br />

Peters: Durch den technologischen Fortschritt, insbesondere<br />

was den Tiefseebereich anbelangt, ist diese Infrastruktur<br />

auf immer größeren Abschnitten über immer<br />

größeren Distanzen angreifbar geworden. Vor nicht allzu<br />

langer Zeit war es so, dass man sagen konnte, alles, was<br />

unterhalb einer gewissen Wassertiefe ist, ist sicher, da<br />

kommt eh keiner ran. Mittlerweile können nicht zuletzt<br />

durch die kommerzielle Proliferation von Tiefseetechnik<br />

viele Akteure in große Tiefen vordringen, ohne dass sie<br />

dazu dezidierte militärische Fähigkeiten brauchen oder<br />

eigenes Know-how.<br />

Ist das vergleichbar mit den Entwicklungen an Land, beziehungsweise<br />

in der Luft mit Drohnen?<br />

Peters: Ja, diese unbemannten Systeme bedeuten sicherheitspolitisch<br />

und militärisch einen echten Paradigmenwechsel.<br />

Streitkräfte waren eigentlich seit<br />

Ende des zweiten Weltkrieges gewohnt, die Technologieführerschaft<br />

zu haben. Auf amerikanischer<br />

Seite, auf NATO-Seite oder auf Seiten der Sowjetunion<br />

und dann später Russlands hatte man die Edging<br />

Technologies im militärischen Bereich quasi exklusiv.<br />

Diese wurden dann in abgeschwächter Form in den zivilen<br />

Nutzen überführt, GPS ist das beste Beispiel dafür.<br />

Der Bereich unbemannte Systeme, KI und Cyber sind<br />

wahnsinnig relevante sicherheitspolitische Felder, die<br />

das Schlachtfeld der Zukunft definieren werden, wo aber<br />

Militärs nicht mehr unbedingt die Technologieführerschaft<br />

haben. Im Unterwasser Bereich übersteigen sicherlich<br />

die militärischen Fähigkeiten die zivilen nach<br />

wie vor deutlich und das wird auch noch so bleiben.<br />

Aber wir sehen es in begleitenden Aspekten wie Datenverarbeitung,<br />

KI etc., dass der zivile Sektor besser,<br />

schneller und flexibler ist. Und mit den kommerziellen<br />

Anreizen für Tiefseebergbau ist auch hier für Forschung<br />

und Exploration vermehrt entsprechende Technik verfügbar<br />

– die ja durchaus »dual use« ist.<br />

<strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal<br />

45


NATIONALE MARITIME KONFERENZ <strong>2023</strong><br />

Wie kann Deutschland seine maritime kritische Infrastruktur<br />

schützen?<br />

Peters: Die Sicherheitslage in Europa hat sich fundamental<br />

verändert, für die nächsten Jahre, vielleicht<br />

sogar Jahrzehnte. Das impliziert auch, dass wir wieder<br />

wesentlich stärker auf strategische Kommunikation<br />

setzen und unsere Fähigkeiten zur Abschreckung erhöhen<br />

müssen.<br />

Im Bereich Schutz kritischer Infrastruktur unter Wasser<br />

ist die beste Abschreckung momentan, ein möglichst<br />

kohärentes Lagebild zu erzeugen, um im Zweifel eine<br />

Attribuierbarket hinzubekommen. Das heißt, wir müssen<br />

so gut informiert über das sein, was unter Wasser<br />

bei uns passiert, dass die sogenannte »plausible deniability«<br />

für einen Akteur immer schwieriger wird.<br />

Die immense Menge an kritischer Infrastruktur, die<br />

über riesengroße Gebiete auf dem Meeresgrund liegt,<br />

können wir nicht kohärent auf ihrer ganzen Länge<br />

schützen. Das ist technisch nur schwer machbar, kapazitiv<br />

nicht zu leisten und es ist auch rechtlich gar nicht<br />

so einfach, weil das Allermeiste in internationalen Gewässern<br />

liegt.<br />

Natürlich kann ein Staat wie Deutschland Gesetze zum<br />

Schutz maritimer kritischer Infrastruktur erlassen, die<br />

gelten dann genau bis 12 sm vor der Küste. Danach, in<br />

der AWZ, könnte man sogar völkerrechtlich noch eine<br />

gewisse Verantwortung über den Meeresschutz ableiten.<br />

Spätestens wenn wir über die 200sm hinausgehen, sind<br />

wir auf der völkerrechtlichen Ebene, wo wir dann Regularien<br />

treffen müssten. Die rechtliche Seite ist ein unheimlich<br />

schwieriger Aspekt, die Schaffung von Rechtsnormen<br />

würde im besten Fall Jahre dauern. Solange das<br />

nicht der Fall ist, muss man eben einen Modus Operandi<br />

finden, wie man zumindest die Abschreckung erhöhen<br />

kann. Das kann zum einen durch einen Fähigkeitsaufwuchs<br />

erzielt werden, was Unterwassersensorik anbelangt,<br />

aber eben auch vor allen Dingen, indem man Informationen,<br />

die da sind, wesentlich besser zusammenführt,<br />

bündelt und aufbereitet.<br />

Es ist nicht zuletzt im Zuge der Nordstream-Anschläge<br />

klar geworden, dass man gar nicht so richtig wusste,<br />

wer überhaupt welche Daten erhebt. Die Nato hat jetzt<br />

eine Koordinationsstelle eingerichtet, die genau das machen<br />

soll. Diese Stelle ist nicht dafür da, militärisch kritische<br />

Infrastruktur oder maritime, kritische Infrastruktur<br />

zu schützen, sondern um ein kohärentes Lagebild zu<br />

erzeugen und zu identifizieren, was überhaupt an Informationen,<br />

an Lagebildern, an Playern, an Akteuren im<br />

Spiel ist, und diese zusammenzuführen.<br />

Über das ISPK<br />

Das Institut für Sicherheitspolitik an der Universität<br />

Kiel (ISPK) widmet sich der Analyse sicherheitspolitischer<br />

Herausforderungen. Dabei<br />

hat sich das ISPK zur Aufgabe gemacht, mit<br />

policy-orientierter Forschung einen Beitrag<br />

zum sicherheitspolitischen Diskurs in<br />

Deutschland zu leisten. Den grundsätzlichen<br />

Forschungsschwerpunkt des ISPK bilden strategische<br />

Fragen in den internationalen Beziehungen<br />

im Allgemeinen und in der deutschen<br />

Außen- und Sicherheitspolitik im Besonderen.<br />

Wer ist bei uns für diese Schutzaufgaben zuständig?<br />

Peters: In Deutschland – und das ist in anderen europäischen<br />

Staaten auch nicht anders – ist der Schutz kritischer<br />

maritimer Infrastruktur in deutschen Hoheitsgewässern<br />

und der deutschen AWZ keine militärische<br />

Aufgabe, sondern Aufgabe der Bundespolizei See. Die<br />

Marine darf es verfassungsrechtlich nicht, sie kann<br />

höchstens in Amtshilfe tätig werden. So war es auch bei<br />

den Ermittlungen zu Nord Stream 2. Das ist aber keine<br />

dauerhaft tragfähige Lösung, weil die Marine jetzt schon<br />

einsatzüberlastet ist.<br />

Ein Problem gibt es auch bei der Lagebilderstellung.<br />

Die Marine ist eigentlich der natürliche »Hoster« für so<br />

ein Lagebild, weil bei ihr das »rote Bild« und das<br />

»schwarze Bild« zusammenkommen, also ein klassifiziertes<br />

militärisches Lagebild und das zivil generierte.<br />

Die Marine könnte daraus ein kohärentes Lagebild erstellen,<br />

in verschiedenen Abstufungen, je nach Adressat.<br />

Aber wir haben das Informationstrennungsgesetz und<br />

dürfen nicht einfach militärische und zivile Daten zusammenwerfen.<br />

Auch hier kommen wir also schnell an<br />

eine rechtliche Grenze.<br />

Auch haben wir im zivilen Bereich keine zentralen<br />

Akteure. Wir haben die Bundespolizei See, in den Küstengewässern<br />

sind wiederum die Landespolizeien See<br />

zuständig. Wir haben es also mit föderalen, rechtlichen,<br />

verfassungsrechtlichen und völkerrechtlichen Strukturen<br />

zu tun, wenn wir den Schutz maritimer kritischer Infrastruktur<br />

über eine Ad-hoc-Lösung hinaus sauber<br />

durchdeklinieren wollen.<br />

Interview: Felix Selzer<br />

46 <strong>HANSA</strong> – International <strong>Maritime</strong> Journal


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