PINwand 356

Weinmagazin Nr. 356 | September 2023 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 | Weinfachhandel und Weinversender Weinmagazin Nr. 356 | September 2023 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 | Weinfachhandel und Weinversender

28.08.2023 Aufrufe

PINwand Weingut Jülg / Caroline Diel / Holger Koch / Scarpa / Barone Ricasoli / Domaine des Aires Hautes Domaine des Bosquets / Domaine Pierre Guillemot / Envínate / Alves de Sousa / Weingut Bernhard Ott № 356 Erlesene Weine & Feinkost | September 2023 Scarpa – wie aus der Zeit gefallen Klassische, langlebige Spitzengewächse aus dem Piemont! SCARPA | PIEMONT www.pinard.de

<strong>PINwand</strong><br />

Weingut Jülg / Caroline Diel / Holger Koch / Scarpa / Barone Ricasoli / Domaine des Aires Hautes<br />

Domaine des Bosquets / Domaine Pierre Guillemot / Envínate / Alves de Sousa / Weingut Bernhard Ott<br />

№ <strong>356</strong><br />

Erlesene Weine & Feinkost | September 2023<br />

Scarpa – wie aus der Zeit gefallen<br />

Klassische, langlebige Spitzengewächse aus dem Piemont!<br />

SCARPA | PIEMONT www.pinard.de


INHALTSVERZEICHNIS<br />

82 | Domaine Pierre Guillemot<br />

Savigny-Lès-Beaune (Burgund)<br />

Outstanding: Die Guillemot-Brüder<br />

entwickeln sich zu geheimen Stars im<br />

Burgund. Auch, weil ihre wunderschönen<br />

Pinots noch immer enorm<br />

erschwinglich sind.<br />

DEUTSCHLAND<br />

04 | Weingut Jülg<br />

Schweigen (Pfalz)<br />

„Teils erhaben, teils von schwebender<br />

Eleganz“ urteilt der aktuelle Falstaff<br />

Weinguide. Auf jeden Fall aber begeisternd:<br />

der frische Jahrgang unseres<br />

Aufsteigerguts!<br />

22 | Caroline Diel<br />

Burg Layen ( Nahe)<br />

„Diel kann schlichtweg alles, und das<br />

ziemlich gut!“, behauptet die FAS. Und<br />

ob! Siehe Carolines famose Kollektion<br />

aus dem kleinen Seitental der Nahe!<br />

38 | Holger Koch<br />

Bickensohl (Baden)<br />

Er nimmt in Deutschland eine Spitzenstellung<br />

ein, wenn es um Burgunder<br />

geht, weiß wie rot. Der Meister der<br />

leisen Töne interpretiert diese virtuos,<br />

immer voller Finesse, immer voller<br />

Frische: ein Traum!<br />

ITALIEN<br />

50 | NEU: Scarpa<br />

Nizza Monferrato (Piemont)<br />

Sensationelle Piemont-Weine und<br />

„nahezu konkurrenzlose Meisterschaft“,<br />

wenn es um Barbera geht (Wein.Plus).<br />

Wir sind begeistert von unserer neuen<br />

Trouvaille und ihren klassischen,<br />

herrlich traditionellen Weinen voller<br />

Eleganz!<br />

60 | Barone Ricasoli<br />

Gaiole in Chinati (Toskana)<br />

„Macht Euch bereit, die Super-<br />

Italienerkommen“ (James Suckling).<br />

Die raren und hochgerühmten Einzellagenweine<br />

des geschichtsträchtigsten<br />

Weinguts der Toskana sind da!<br />

FRANKREICH<br />

68 | Domaine des Aires Hautes<br />

Minervois (Languedoc)<br />

Einer der großen Klassiker unseres<br />

Portfolios mit formidablen Qualitäten<br />

für kleines Geld: bis 94 Punkte für die<br />

„Réserve La Livinière“! Der Preis: keine<br />

12 Euro!<br />

72 | Domaine des Bosquets<br />

Gigondas (Rhône)<br />

Weltklasse pur: Julien Bréchet ist einer<br />

der neuen Superstars dieser renommierten<br />

Appellation, seine Weine sind<br />

echte Referenzen und zeigen exemplarisch,<br />

was hier möglich ist: „The sky is<br />

the limit“! – Jeb Dunnuck<br />

04<br />

90<br />

SPANIEN<br />

90 | Envínate<br />

Almansa, Teneriffa, Ribeira Sacra<br />

Das zur Zeit aufregendste Weingut<br />

Spaniens: einzigartige, völlig originäre<br />

Weine aus autochthonen Rebsorten,<br />

kanarisch, galicisch, kastilisch und<br />

im Herzen zutiefst burgundisch –<br />

Lieblingsweingut!<br />

PORTUGAL<br />

Alves de Sousa<br />

Santa Marta de Penaguião (Douro)<br />

Tiagos Credo von der perfekten Balance<br />

im Wein lässt sich eindrucksvoll<br />

nachvollziehen und schmecken!<br />

Wir stellen die jüngsten Zugänge inklusive<br />

eines<br />

sensationellen Vintage-Ports vor.<br />

ÖSTERREICH<br />

Weingut Bernhard Ott<br />

Feuersbrunn (Wagram)<br />

„Mister Grüner Veltliner“ spielt in<br />

seiner eigenen Liga: Unnachahmliche<br />

Weine mit kultigem Charakter („Fass<br />

4“ und „Der Ott“) oder ganz einfach<br />

„Beste Veltliner Österreichs“ wie die<br />

aus seinen legendären Lagen „Rosenberg“,<br />

„Spiegel“ und „Stein“!<br />

2 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


22<br />

Vorwort<br />

PINWAND № <strong>356</strong><br />

Liebe Freunde von Pinard de Picard,<br />

da sich der Sommer so langsam dem Ende entgegen neigt,<br />

möchten wir Sie an dieser Stelle auf schon traditionelles<br />

„Sommer Spezial“-Angebot hinweisen, unsere beliebtesten<br />

Bestseller in attraktiven 10+2 Spaßpaketen, werfen Sie hierzu<br />

einen Blick auf die letzte Seite dieser <strong>PINwand</strong>.<br />

Im Frühjahr sind wir auf grandios „altmodische“, sehr elegante<br />

Weine im klassischen Stil aus dem Piemont gestoßen,<br />

die uns dermaßen begeistert haben, dass wir gar nicht anders<br />

konnten, als sie in unser Portfolio aufzunehmen. Hier also<br />

erstmals bei Pinard de Picard: Casa Antica Vinicola Scarpa!<br />

Seit mehr als einem Jahrhundert Symbol für so traditionelle<br />

wie wunderschöne Spitzengewächse klassischen Zuschnitts<br />

aus dem Piemont. In dieser Kollektion übertrifft ein Wein den<br />

andern: Timorasso, Moscato, Freisa, Pelaverga, vorzüglicher<br />

Barbera und Nebbiolo – ein Füllhorn exzellenter, herrlich<br />

ungeschminkter, stets von Finesse geprägter und enorm langlebiger<br />

Weine, auf die es sich zu warten lohnt. „Jeder dieser<br />

Weine ist es unbedingt wert, probiert zu werden“, schwärmt<br />

Marcus „Sam“ Hofschuster (Wein.Plus). Stimmt haargenau!<br />

Langsam trudeln nun auch die ersten Bewertungen für den<br />

Deutschland-Jahrgang 2022 ein, und die haben es in sich –<br />

quer durch alle Anbaugebiete Bestnoten! Mit unseren Weingütern<br />

Jülg aus der Pfalz, Caroline Diel von der Nahe und<br />

Holger Koch vom Kaiserstuhl in Baden stellen wir Ihnen<br />

heute drei Kollektionen vor, die unterschiedlicher nicht<br />

sein könnten: virtuose Interpretationen ihrer jeweiligen<br />

Region, die die unermessliche Vielfalt deutscher Weinkultur<br />

schmeckbar werden lassen.<br />

Es gibt also viel zu entdecken in unserer neuen <strong>PINwand</strong> –<br />

viel Vergnügen beim Schmökern!<br />

Versandkonditionen<br />

innerhalb von Deutschland<br />

& Österreich!<br />

Frei Haus ab 95,00 €<br />

oder ab 12 Flaschen<br />

(Weine, Spirituosen & Olivenöle)<br />

und das Team von Pinard de Picard<br />

Für Bestellungen unterhalb der Freihausgrenze<br />

erheben wir eine Versandkostenpauschale von 6,50 €<br />

KONTAKT<br />

Tel.: 06838/97950-0<br />

Email: info@pinard.de<br />

September 2023<br />

3


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

WEINGUT<br />

JÜLG<br />

SCHWEIGEN-<br />

RECHTENBACH<br />

4 STERNE<br />

Eichelmann<br />

Deutschlands Weine 2023<br />

4 STERNE<br />

Falstaff Weinguide<br />

Deutschland 2023<br />

4 STERNE<br />

Vinum Weinguide<br />

Deutschland 2023<br />

Hat gut lachen:<br />

Johannes Jülg gelingt<br />

eine überragende<br />

Kollektion!<br />

VDP-MITGLIED<br />

SEIT 2021<br />

4 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„Es lebe die deutsch-französische<br />

Freundschaft!“<br />

Jülg<br />

– FALSTAFF WEINGUIDE DEUTSCHLAND 2023<br />

„Bei Jülg sind Grenzgänger am Werk, liegen doch die Weinberge zur Hälfte in Deutschland<br />

und zur anderen Hälfte im Elsass.“ – Gault&Millau („Die Besten Weine Deutschlands 2022“)<br />

„Frankreich ist hier ganz offensichtlich Vorbild. Spätburgunder, Chardonnay, Sauvignon Blanc,<br />

wie sie in Deutschland in dieser Qualität nurmehr wenig Konkurrenz haben. Aber halt,<br />

da ist ja auch noch der Riesling! Jülg kann alles.“ – Marcus Hofschuster (Wein.Plus)<br />

Über Johannes Jülg: „Seine Weine sind teils erhaben, teils von schwebender Eleganz.<br />

Frankreich schwingt immer mit – und zugleich die Pfälzer Tradition.“<br />

– Falstaff Weinguide Deutschland 2023<br />

Wir kehren wieder einmal von unserem Weingutsbesuch<br />

in Schweigen zurück, den wir rein zufällig<br />

und ohne Hintergedanken (wo kämen wir<br />

denn da hin?) so gelegt haben, um vom legendären Gutsausschank<br />

profitieren zu können (plat du jour: Bœuf Bourgignon<br />

und Saumagen-Carpaccio, auch auf dem Teller wird die<br />

Grenznähe zelebriert). Von der Terrassen-Sonne betankt und<br />

frisch gestärkt, fällt es und sehr leicht einen kurzen Rapport<br />

zu geben, wo die Familie Jülg mit ihrer diesjährigen Kollektion<br />

steht: wieder einen Level höher als im Vorjahr!<br />

Es ist sehr spannend alljährlich zu beobachten, was sich so<br />

unter der Haube im Weingut Jülg tut. „Johannes Jülg ist ein<br />

sehr ehrgeiziger Mensch, der es nicht haben kann, Dinge als<br />

richtig zu erkennen und sie dann aber nicht umzusetzen –<br />

oder umsetzen zu können. Aus diesem Grund ist beim Weingut<br />

Jülg viel Druck im Kessel, es passiert viel.“ schreibt der<br />

Vinum Weinguide 2023. Unsere Grenzgänger, die französisches<br />

Savoir-vivre mit Pfälzer Tradition verbinden, arbeiten<br />

in den letzten Jahren und mit der Aufnahme in den renommierten<br />

VDP Verein Deutscher Prädikatsweingüter) im Jahr<br />

2021 unermüdlich an ihrer Vision des Betriebs, sie befinden<br />

sich im steten Austausch mit anderen Winzern, kennen die<br />

verschiedenen Denkschulen, wägen weitsichtig ab, was für<br />

ihr Terroir und ihre angestrebte Stilistik infrage kommt und<br />

adaptieren entsprechend, verwerfen und stellen neu auf. Wie<br />

gute Schachspieler planen Werner und Sohn Johannes dabei<br />

jeden Zug ohne nicht bereits den folgenden im Blick zu<br />

haben. Vor allem haben sie dabei ein klares Bild davon wo<br />

sie einst stehen wollen. Für Johannes ist klar, dass all sein<br />

Antrieb aus einem Qualitätsbestreben besteht. Er liebt Produktqualität<br />

und geht hierfür keine Kompromisse ein. Die<br />

„Vermessung ihrer Erde“, der Lagen rund um Schweigen<br />

dies- und jenseits der französischen Grenze, bildet dabei die<br />

Grundlage. Rebsorten auf unidealen Standpunkten wurden<br />

ersetzt, suboptimale Flächen gegen bessere eingetauscht und<br />

aktuell entsteht ein neuer Weinkeller, der ohne Expandieren<br />

den Arbeitsalltag und alle Prozesse optimieren soll. Nichts<br />

wird dem Zufall überlassen. Dass all diese Schritte scheinbar<br />

im Stillen geschehen und der Optimierungsprozess hier eher<br />

einer Evolution als eines klaren Einschnitts gleicht, unterstreicht,<br />

dass hier seit Weingutsgründung durch Opa Oskar<br />

Jülg mit klarem Zukunftsblick gearbeitet wurde. Eine Weitsicht,<br />

deren Nachhaltigkeit sich nun in der dritten Generation<br />

enorm auszahlt. Die Jülgs haben eine exzellente Handschrift<br />

entwickelt aber ohne Ergotherapie, sondern durch<br />

Verfeinerung des Vorhandenen und besitzen somit einen<br />

unverkennbaren Wiedererkennungswert.<br />

Die Aufnahme in den VDP hatte allerdings zur Folge, dass<br />

Vater und Sohn Jülg ihr Sortiment etwas umgestalten mussten.<br />

Die Herkunft wurde noch mehr in den Fokus gerückt,<br />

die Qualität in der Basis nochmals angezogen. Wenn man die<br />

beiden so sprechen hört, wird schnell klar, dass sie sich an<br />

einem Punkt ihrer Winzerkarriere befinden, der neue Ideen<br />

geradezu katalysiert. Dazu gehört auch die Umstellung auf<br />

bio-zertifizierten Weinbau, und das in einem Jahrgang, der<br />

selbst alteingesessene Bio-Winzer vor beträchtliche Herausforderungen<br />

stellte. Doch Johannes ist überzeugt: „Für uns<br />

gibt’s keinen Schritt zurück, nur nach vorne.“<br />

Johannes Jülg katapultiert sich mit wunderbaren weißen und<br />

roten Gewächsen in die deutsche Burgunderspitze. Und das<br />

bei vergleichsweise sagenhaft günstigen Preisen! Der Sonnenberg,<br />

die omnipräsente Lage, die sich in Kammerberg, Kostert<br />

und Wormberg aufteilt, strahlt in vollem Glanz: Konsequent<br />

verfolgt Johannes hier den Terroirgedanken, und entlockt<br />

der Großlage verschiedene grandiose Spätburgunder!<br />

„Wir steigern uns jedes Jahr, immer in Anbetracht des Jahrgangs.<br />

Kein Jahrgang wird mehr als Hindernis betrachtet, sondern<br />

als Herausforderung.“ Johannes Jülg – noch jung an Jahren,<br />

aber umso reicher an Wissen und Erfahrung – gilt als „der<br />

Shootingstar der deutschen Burgunderszene“ (Falstaff).<br />

Gelernt hat er unter anderem bei Klaus Peter Keller, Werner<br />

Schönleber und auf der nicht minder berühmten Domaine<br />

Clos des Lambrays im Burgund. Wenn wir uns mit ihm austauschen<br />

fällt auf, dass er ganz genau weiß, wie seine hochangesehenen<br />

Kollegen arbeiten. Johannes ist längst im Olymp<br />

deutscher Burgundererzeuger angekommen.<br />

September 2023<br />

5


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

Wir zumindest können uns beim besten Willen nicht mehr vorstellen, wie die Weinwelt ohne<br />

die Pfälzer Burgunder aus dem Hause Jülg aussähe. Und auf die (im wahrsten Sinne!) möglicherweise<br />

preiswertesten Burgunder Deutschlands, ihre Guts- und Ortsweine, können wir<br />

schon gar nicht verzichten!<br />

Zusammen mit seinem Vater Werner bewirtschaftet der ebenso sympathische wie kluge Jungstar<br />

aktuell 23 Hektar Rebfläche. An einem ganz speziellen Ort sind beide im wahrsten Sinne<br />

des Wortes als „Grenzgänger“ unterwegs. Wie das denn? Nun, das Weinanbaugebiet der<br />

Pfalz erstreckt sich als ein durchschnittlich sieben Kilometer breiter, etwa 23.600 Hektar umfassender<br />

Traubengürtel in einer klimatisch besonders gesegneten Region, in der alljährlich<br />

selbst Mandeln und Feigen reifen. Das seit 1961 bestehende Gut von Familie der Jülg in<br />

Schweigen – im Grenzland zwischen Vogesen und Pfälzerwald, wo sich Elsass und Pfalz<br />

berühren – besitzt erstklassige, sehr kalkhaltige Weinberge auf deutschem sowie (bei Wissembourg)<br />

französischem Territorium. Was wiederum mit der wechselvollen Geschichte der<br />

Pfälzer und Saarländer und ihrer französischen Nachbarn zusammenhängt. Vor Inkrafttreten<br />

des Schengener Abkommens mussten die weiß Gott frankophilen Jülgs stets ihren Reisepass<br />

bei der Arbeit im Weinberg mit sich führen, da sich 40 % ihrer Weinberge auf französischem<br />

Staatsgebiet befinden. Doch lassen wir diese der Historie geschuldeten Irrungen und Wirrungen<br />

hinter uns und wenden wir uns umso nachdrücklicher den authentischen Terroirweinen<br />

zu, die unsere Winzer mit soviel Könnerschaft und Herzblut vinifizieren!<br />

Werte Kunden, schon lange predigen wir, dass über dem Jahrgang, über jeder noch so großen<br />

Lage stets der Winzer steht. Der letztlich darüber entscheidet, welche Qualität auf die Flasche<br />

kommt. Und nur durch Qualität kann das volle Potenzial einer Lage und eines Jahrgangs<br />

erfasst werden. Daher setzen wir seit vielen Jahren auf unsere wertvollste Ressource:<br />

das Vertrauen in unsere Winzer.<br />

„Der Höhenflug bei Johannes Jülg geht weiter. Vor einigen Jahren kürten wir ihn<br />

zum „Aufsteiger des Jahres“ in der Pfalz, weil er uns mit seiner Interpretation der<br />

Möglichkeiten vor Ort in und um Schweigen überzeugt hatte. Nicht dass dies wie<br />

aus dem Nichts gekommen wäre – sein Vater Werner hatte schon über lange Zeit<br />

hinweg klasse Weine erzeugt. Mit dem Einstieg von Johannes aber nahm das<br />

Weingut gewaltig Fahrt auf.“<br />

– VINUM WEINGUIDE 2022<br />

6 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Jülg<br />

WEISSBURGUNDER „VOM KALK“, 2022<br />

Große Frucht vom Kalkboden<br />

auf beiden Seiten der Grenze<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF070322 | 12,5% VOL. | 13,20 €/L | 9,90 €<br />

Werner und Johannes Jülg sind Grenzgänger jeden Tag ihres<br />

arbeitsreichen Lebens. Ihre Lagen befinden sich – und darauf<br />

sind sie stolz – zu einer Hälfte in der Pfalz und zur anderen<br />

in Frankreich; so auch der Schweigener Sonnenberg, auf dem<br />

unser Weißburgunder „vom Kalk“ zu seiner ganzen Pracht<br />

heranwachsen durfte. Das offene, von eben jener täglichen<br />

Grenzüberschreitung geprägte Denken der Beiden geht soweit,<br />

dass sie erfahrene Elsässer Erntehelfer beschäftigen,<br />

die von Hand ihre fabelhaften französischen Varianten der<br />

Weißburgunderrebe selektiv abernten. (Der Weißburgunder<br />

„vom Kalk“ darf nach der Vergärung dann noch zu einem<br />

Teil in Fudern, zum anderen in Stahltanks für sechs Monate<br />

reifen.)<br />

Die Bedeutung des Kalkbodens für das Aromenspektrum des<br />

Weißburgunders ist gar nicht zu überschätzen. Wenn diese<br />

Rebsorte gekonnt auf anderen Böden angebaut wird entsteht<br />

vielleicht ein dichter und interessanter Wein, vielleicht sogar<br />

ein ganz beeindruckender. Niemals wird man aber diese<br />

Frucht und diese einzigartige Frische hinbekommen, die<br />

Jülgs Exemplar zu bieten hat. Aus dieser blitzblanken, glasklar-gelbgrünen<br />

Flüssigkeit entweicht schon beim Öffnen<br />

der Flasche ein verführerisch süßer Duft seinem Gefängnis.<br />

Quitte, Birne, Apfel, Passionsfrucht, Ananas und Zitrusnoten<br />

formieren sich zu einem rauscherzeugenden Hauch, der<br />

vereinzelt subtilste Noten von Holunder, Apfelblüte, Honig<br />

und würziges Stroh hindurch lässt. Von frischer, lebhafter<br />

Säure und milder Süße ist das Bild am Gaumen bestimmt. Es<br />

ist fortwährend und so sehr ohne Pausen, dass dieser Wein<br />

faktisch keiner aktiven Konzentration seitens des Genießers<br />

bedarf: Dieser Burgunder kommt zu dir. Die Aromen bleiben<br />

in angenehmer Präsenz bis zum Ende, ohne je die Schwelle<br />

zu erreichen, die Überdruss auslösen könnte.<br />

Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, Jülgs Spitzenprodukt<br />

zu einem Picknick mitzunehmen (und der Schraubverschluss<br />

legt dies nahe), rechnen Sie bitte damit, dass sich diese Frucht<br />

bei benachbarten Insekten rumsprechen könnte. Viel Spaß!<br />

Ab sofort bis mindestens 2028+.<br />

GRAUBURGUNDER „VOM KALK“, 2022<br />

Pfälzer Barock: Grauburgunder von<br />

Kalkböden auf beiden Seiten der Grenze<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF070322 | 12,5% VOL. | 13,20 €/L | 9,90 €<br />

Als Oskar Jülg 1961 dieses Pfälzer Weingut gründete, begann<br />

er gleich französische Rebstöcke zu setzen, die zwar kleinere,<br />

aber geschmacksintensivere Trauben liefern sollten. Dazu<br />

sollte man sagen, dass er dazu nicht allzu weit reisen musste:<br />

die Reben seines Gutes stehen zur Hälfte in Frankreich. Viel<br />

Jahre also hatten die Pflanzen Zeit, sich durch den Kalk nach<br />

unten zu kämpfen, tief zu wurzeln und ungeheure Tiefe des<br />

Geschmacks zu erreichen. Sein Nachfolger und Sohn Werner<br />

braucht sich dank dieser Vorleistung um die erreichbare<br />

Qualität keine Sorgen zu machen. Er und sein Sohn Johannes<br />

müssen nur auf den gesegneten Lagen beider Länder von<br />

Hand lesen und unseren Grauburgunder für sechs Monate<br />

aufs Hefelager in den Edelstahltank schicken. Das klingt<br />

herrlich einfach, oder?<br />

Einfach nur einfach ist an diesem Grauburgunder „vom<br />

Kalk“ dann aber auch gar nichts. Die Farbe allein will schon<br />

verspielt-mehrdeutig sein: das kräftige Gelb mag ja noch hinlänglich<br />

bekannt sein, der magische grüne Hintergrund und<br />

der Pausbacken andeutende Rotanteil jedoch sind Insignienträger<br />

großer Komplexität. Im Barock war es üblich, von weit<br />

her geholte Ananas auf edelstem Silbergeschirr zu präsentieren,<br />

sie bloß zur Schau zu stellen, den eigenen Reichtum zu<br />

zeigen (gegessen wurden sie fast nie!). Wir dürfen in ihrem<br />

reifen Duft schwelgen, sie in Begleitung von Birne, Apfel,<br />

Aprikose, Melone, Orangenzeste und kraftvollem Feuerstein<br />

erleben. So barock das Bild, so ist auch das Bouquet insgesamt<br />

zu beschreiben: übervoll, ornamentiert, himmlisch! Am<br />

Gaumen erscheint erst einmal der vornehme Frucht-Diener<br />

Süße. Die Säure verschleiert sich zuerst verspielt-schamhaft,<br />

um dann keck, einer Pointe gleich, den Schleier wegzuziehen<br />

und traumhaftes Kribbeln zu erzeugen, das den finalen<br />

Feuerstein fast zum Feuerwerk werden lässt.<br />

Über diesen Wein hinweg zu diskutieren, seine Pracht nicht<br />

stillvergnügt zu genießen, wäre vermutlich eine Schande,<br />

ganz sicher aber eine vertane Chance!<br />

Ab sofort bis mindestens 2027+.<br />

September 2023<br />

7


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

RIESLING „VOM KALK“ TROCKEN, 2022<br />

Brillanter, hochtöniger Riesling mit<br />

viel Druck und begeisternder Frucht!<br />

RIESLING<br />

DPF071222 | 12,5% VOL. | 13,20 €/L | 9,90 €<br />

Es bedarf nur eines Moments, um dessen gewahr zu werden,<br />

dass sich 2022 der Riesling „vom Kalk“ noch einmal klarer<br />

positioniert, als es sein Vorgänger schon getan hatte. Dieser<br />

Gutswein, die Visitenkarte des Hauses, definiert ein klares<br />

Profil eines vibrierend mineralischen, saftigen und von lebendiger<br />

Säure bestimmten Weines voll von heller brillanter<br />

Frucht. Seit 2021 heißt der Riesling „vom Kalk“, und Johannes<br />

Jülg lässt in seinen wichtigsten Wein seitdem viel von<br />

der Wissembourger Frucht des ehemaligen „Kalkmergel“<br />

einfließen. Der „Kalkmergel“ war die höhere Stufe des Gutsweins.<br />

Seitdem das Weingut Mitglied im VDP ist, dem Verband<br />

Deutscher Prädikatsweingüter, hat Johannes Jülg sein<br />

Konzept allerdings ein wenig ändern müssen. Denn auf der<br />

zweiten Stufe der VDP-Qualitätspyramide steht schließlich<br />

der Ortswein, und der stammt eben, wie der Name schon<br />

sagt, aus einem Ort. Und das ist bei Jülgs der Ort Schweigen.<br />

Das heißt also, dass sich all das gute Rebmaterial aus den<br />

Wissembourger Lagen in diesem Riesling „vom Kalk“ wiederfindet.<br />

Was für ein Gewinn! Johannes setzt zudem immer<br />

mehr auf Spontanvergärung, die von Beginn an mehr Komplexität<br />

in den Wein bringt – so wie hier (und sehr wohltuend)<br />

der Fall! Der Riesling duftet intensiv nach Salzzitronen,<br />

Zitronenschalen, Limequats und Verbene mit ein wenig zerstoßenem<br />

Kalk und etwas Wollwachs im Hintergrund. Am<br />

Gaumen wirkt der „vom Kalk“ lebendig und tänzerisch, aber<br />

er verweilt nicht lange, ist unruhig, möchte weiterziehen,<br />

sorgt für Druck und Spannung am Gaumen, bindet immer<br />

mehr herbe Noten und etwas Salz mit ein, baut die Spannung<br />

auf und entlässt einen irgendwann in ein Finale voller<br />

Saft, Energie und Helligkeit.<br />

Ab sofort und bis 2027+.<br />

© Woody T. Herner<br />

SPÄTBURGUNDER „VOM KALK“, 2021<br />

Allerbeste Basis: Pinot Noir mit<br />

Prägnanz und Finesse!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF070621 | 13% VOL. | 15,86 €/L | 11,90 €<br />

Die Jülg-Saga nahm ihren Anfang 1961, als Weingutsgründer<br />

Oskar Jülg beschloss, die Weine, die er gerne trinken wollte,<br />

selbst zu produzieren, da der Weintyp seiner Heimat das zur<br />

damaligen Zeit einfach nicht hergab. Er wollte französischen<br />

Stil in den Pfälzer Wein bringen, wollte trocken statt süß<br />

und Klasse statt Masse. Deshalb bepflanzte er seine Weinberge<br />

von Beginn an mit Rebstöcken aus dem Burgund und<br />

legte so vor rund 70 Jahren den Grundstein für die großen<br />

Weine, die das Weingut Jülg heute produziert.<br />

Den hohen Qualitätsanspruch von Großvater Oskar haben<br />

sich zunächst Sohn Werner und heute auch Enkel Johannes<br />

mindestens so kompromisslos zu eigen gemacht. Das zeigt<br />

sich schon in der Einstiegslinie, bei der auf Handlese und<br />

schonende Verarbeitung gesetzt wird. Der Gutswein-Spätburgunder<br />

vergärt spontan, wird danach im großen Holzfass<br />

ausgebaut und kommt ohne jegliche Schönung aus. Die Gutsweinline<br />

folgt durchaus selbstbewusst dem Claim „Gehobener<br />

Einstieg mit Trinkfluss-Garantie“ und wird überwiegend<br />

auf kalkhaltigen Böden angebaut – daher auch der allen<br />

Gutsweinen gemeinsame Name „vom Kalk“. Die Weinberge<br />

der Jülgs sind verteilt auf Lagen in Deutschland und Frankreich,<br />

und vielleicht ist das der Grund, dass der Rotwein-Diva<br />

Pinot Noir ein gewisser französisch-burgundischer Geist<br />

innezuwohnen scheint. Im Glas glänzt der Wein in einem violett<br />

angehauchten Purpur, die Nase zeigt gleich eine frische<br />

Waldbeerfruchtigkeit, zu der sich dann Aromen von Kirsche<br />

und Johannisbeere gesellen, dazu eine interessante Würze<br />

und feine Kräuternoten. Besonders schön die Frische der<br />

Frucht, in der nichts Süßes oder Marmeladiges mitschwingt.<br />

Diese Präzision in den Aromen setzt sich auch am Gaumen<br />

fort: Die Waldfrüchte bekommen brombeerige Gesellschaft<br />

und die Kirsche tritt deutlich in den Mittelpunkt. Das Spiel<br />

der Säure ist frisch und balanciert, eine kalkige Kühle bringt<br />

eine ungemein angenehme Straffheit in den Wein, eine Art<br />

prägnante Eleganz mit Schliff und Finesse, dabei aber immens<br />

saftig und süffig. Das macht leicht gekühlt viel Spaß im<br />

Sommer (Trinkfluss-Garantie? Absolut abgeliefert!), ist aber<br />

auch ein universell einsetzbarer Speisenbegleiter zu rotem<br />

Fleisch, leichten chinesischen Gerichten oder Pfälzer Jause.<br />

So französisch elegant der Geschmack, so unburgundisch ist<br />

der Preis, denn in Frankreich dürfte es nahezu unmöglich<br />

sein, einen so gut gemachten Pinot Noir zu auch nur annähernd<br />

diesem Preis zu finden.<br />

Ab sofort bis 2029+.<br />

8 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Jülg<br />

Oma Erika, die gute Seele der<br />

idyllischen Weinstube Jülg in Schweigen:<br />

Immer einen Besuch wert!<br />

WEISSBURGUNDER „SCHWEIGEN“<br />

TROCKEN, 2022<br />

Mundfüllend saftig, elegant und ausdruckstark:<br />

Schweigener Weißburgunder auf bestem Niveau!<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF070422 | 12,5% VOL. | 22,66 €/L | 17,00 €<br />

Johannes Jülgs 2022er-Weißburgunder „Schweigen“ stammt<br />

vom gelben Kalkstein des Ortes, und damit vor allem aus<br />

dem Sonnenberg. Die Trauben, die der Winzer verwendet,<br />

wurden direkt gepresst und warm vergoren, um dann zu 60<br />

im Edelstahl und zu 40 % in gebrauchten 225er- und 500er-<br />

Fässern ausgebaut zu werden. Insgesamt sechs Monate blieb<br />

der Wein auf der Hefe.<br />

Die Sonne und der Kalk verleihen diesem Wein eine außerordentliche<br />

Spannung zwischen zwei Polen. Einerseits wirkt er<br />

schon im Duft voluminös, gesetzt, in sich ruhend, entspannt<br />

und elegant, duftet nach weißen Blüten, Pfirsichen, reifen<br />

gelben Birnen, Mandeln und etwas fermentiertem Pfeffer.<br />

Andererseits hat man schon einen Anflug von grünem Apfel<br />

in der Nase, der auf eine Frische hindeutet, die sich am Gaumen<br />

später auch zeigt. Dort aber kleidet der Weißburgunder<br />

zunächst den ganzen Mundraum mit einer herrlich samtigen<br />

Cremigkeit aus. Er fließt zunächst mit seiner seidigen und<br />

reifen Säure über die Zunge und nimmt die ganze Herrlichkeit<br />

von gelb- und weißfleischiger Frucht, von Stein- und<br />

Kernobst mit sich. Auf dem Weg zum langen Finale aber<br />

macht sich die vermutete frische Säureader – oder ist es die<br />

Mineralität des Kalksteins? – bemerkbar und übernimmt<br />

die Initiative. Sie geht eine perfekte Liaison mit einer feinen<br />

Spur von Salz und Kräutern sowie einigen leicht herben Zesten<br />

ein. Johannes Jülgs Weißburgunder „Schweigen“ ist für<br />

einen Ortswein beeindruckend tief, ja tiefsinnig, und doch<br />

ist er unkompliziert genug, um ihn auch ohne tiefschürfende<br />

Auseinandersetzungen genießen zu können.<br />

© Woody T. Herner<br />

„VOM KALK-KENNENLERNPAKET“<br />

(6 Flaschen)<br />

DPF079922-P | 12,44 €/L | STATT 61,40 € NUR 56,00 €<br />

„vom Kalk“ – nomen est omen!<br />

Sie sind so etwas wie die Visitenkarte unseres Aufsteigerweinguts.<br />

Und begeistern unsere Kunden seit Jahren. Neben<br />

Rebsortentypizität glänzen diese Weine auch durch ihren<br />

Terroirausdruck: „vom Kalk“!<br />

Zum Kennenlernen dieser Bilderbuchweine haben wir Ihnen<br />

ein Probierpaket zum reduzierten Preis geschnürt, das Sie<br />

sich nicht entgehen lassen sollten.<br />

Sie erhalten:<br />

2 x Weißburgunder „vom Kalk“ 2022<br />

2 x Grauburgunder „vom Kalk“ 2022<br />

1 x Riesling „vom Kalk“ 2022<br />

1 x Spätburgunder „vom Kalk“ 2022<br />

Ab sofort uns bis sicherlich über 2030 hinaus.<br />

September 2023<br />

9


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

CHARDONNAY „SCHWEIGEN“ 2022<br />

Eine moderne, dezent reduktive, elegante Version<br />

dieser wunderbaren Rebsorte!<br />

CHARDONNAY<br />

DPF072122 | 12,5% VOL. | 24,00 €/L | 18,00 €<br />

Chardonnay gehört mittlerweile zu den bemerkenswertesten und besten Rebsorten in Schweigen.<br />

Das liegt einerseits an den Könnern, die in diesem Ort wohnen, aber natürlich auch an der<br />

Nähe zu Frankreich, wo der Chardonnay eine ganz andere Tradition hat. Diese Nähe und das<br />

Wissen auf der anderen Seite der grünen Grenze dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass<br />

der Chardonnay „Schweigen“ schon als Ortswein eine so außerordentliche Klasse besitzt, wie<br />

man sie in Deutschland nur selten findet. Die gelbkalkigen Böden in Schweigen tun ihr Übriges,<br />

ebenfalls Johannes’ gekonnter Umgang mit Holz. In diesem Fall lagen die Partien im gebrauchten<br />

Barrique und im neuen Stückfass. Die Trauben von sechs bis 26 Jahre alten Reben hat<br />

Johannes Jülg direkt presst, recht warm vergoren und auf der Hefe für ein halbes Jahr ausgebaut.<br />

Man kann bei diesem Wein sehr schön die Unterschiede zum Weißburgunder erkennen, der ja<br />

artverwandt ist, sich aber doch deutlich anders präsentiert. Was hier auffällt, ist zunächst die<br />

leicht reduktive Feuerstein- und Knallplättchen-Note, die präsent ist, aber nicht ungebührlich<br />

in den Vordergrund tritt. Sie mischt sich schnell mit der reifen Frucht von Steinobst, mit Nektarinen<br />

und Pfirsichen, mit viel Zitrusfrucht und einem Hauch Ananas. Dazu kommen Noten<br />

von Birnen und Äpfeln, Strudelteig und Feingebäck, etwas Mandelsplitter und Holz. Am Gaumen<br />

findet man das alles wieder, aber in einer geradezu betörend saftigen Form, die den Mund<br />

komplett auskleidet und von einer präsenten, aber reifen Säure begleitet wird. Im Finale gibt<br />

es ein wenig Salz, auch Apfelschalen und Zitruszesten. Sie machen aus dem „Schweigen“ ein<br />

absolutes Must-have!<br />

Ab sofort und bis 2030+.<br />

RIESLING „SCHWEIGEN“ TROCKEN 2022<br />

Mehrdimensional und 2022 ganz besonders brillant!<br />

RIESLING<br />

DPF070122 | 12,5% VOL. | 22,66 €/L | 17,00 €<br />

Es ist nun bereits das zweite Jahr, dass der Riesling „Kalkmergel“, der seine Frucht früher von<br />

beiden Seiten der grünen Grenze bezog, als rein deutscher Wein nach dem Ort Schweigen benannt<br />

ist, wo die Weinberge auch liegen. Mit dieser Veränderung hat sich jedoch nicht nur der<br />

Name geändert. Der Riesling ist immer noch ein Jülg-Wein, aber mit zusätzlichen Dimensionen.<br />

Die Gründe dafür sind vielfältig. Der erste: Das Weingut nun Mitglied des renommierten<br />

Verbands Deutscher Prädikatsweingüter, des VDP geworden ist, was zur Folge hatte, dass sich<br />

Johannes Jülg selbstredend den Richtlinien seines „neuen Clubs“ angepasst hat. Diese besagen,<br />

dass es in der Qualitätspyramide eines Weinguts zunächst als Basis reinsortige Gutsweine geben<br />

muss, dann Ortsweine, schließlich Weine aus sogenannten Ersten und Großen Lagen. Um<br />

dem Wein zu einer gewissen „Mehrdimensionalität“ (und höheren Qualität) zu verhelfen, hat<br />

Johannes Jülg sich dazu entschieden, die Traubenmenge der Großen Lage Springberg auf das<br />

Große Gewächs und auf den Ortsriesling „Schweigen“ zu verteilen. Das wertet den Ortswein<br />

deutlich auf. „Beim Riesling haben wir den Resetknopf gedrückt“, merkt Johannes dazu an,<br />

„wir waren mutiger und haben mehr Spontangärung zugelassen“. Die Trauben wurden ohne<br />

Standzeit direkt gepresst, dafür wurde der Saft warm vergoren, was ihn komplexer und weniger<br />

primärfruchtig werden ließ.<br />

So ist ein äußerst lebendiger und vielschichtiger Wein entstanden, der nicht nur farblich, sondern<br />

auch im Bouquet zu strahlen scheint. Es duftet nach reifen Zitronen, etwas Cassis, Minze<br />

und Verbene, knackigen Birnen, Blüten, Pollen und Lanolin. Am Gaumen präsentiert sich der<br />

Wein mit einer brillanten geradlinigen Säure und einer vibrierenden Mineralität so fordernd<br />

wie charmant. Auch spürt man an der Cremigkeit das Hefelager, das der Riesling genießen<br />

konnte. Die Frucht wirkt zitrisch hell und saftig, ja geradezu mundwässernd (Salzzitrone!), dazu<br />

kommt ein ganz leichter, griffiger Gerbstoff, der zusätzlich für Komplexität sorgt. Und trotz<br />

der Vielschichtigkeit wirkt der Riesling harmonisch und einladend, komplex, aber zugänglich,<br />

anspruchsvoll, aber nicht verkopft. Genau richtig!<br />

Ab sofort uns bis über 2032 hinaus.<br />

10 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Jülg<br />

SPÄTBURGUNDER SCHWEIGEN, 2021<br />

Vorbote der Exzellenz zum erfreulich charmanten<br />

Preis: Jülgs Schweigener Spätburgunder vereint<br />

Kraft und Eleganz<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF070721 | 13% VOL. | 28,66 €/L | 21,50 €<br />

Unter Weinliebhabern ist es ein offenes Geheimnis, dass die<br />

deutschen Ortsweine aufgrund ihrer mittleren Position zwischen<br />

Sockel und Spitze der Qualitätspyramide ein (relativ<br />

gesehen) hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.<br />

Ebenso bekannt ist längst, dass das südpfälzische Weingut<br />

Jülg seinen kometenhaften Aufstieg vor einigen Jahren auch<br />

der Tatsache verdankt, dass es erstklassige Burgunder zu unglaublich<br />

attraktiven Preisen anbietet. Zwei gute Gründe also<br />

für diesen seriösen Schweigener Spätburgunder, den die Jülgs<br />

ganz bewusst als „Vorboten“ ihrer mitunter mehr als doppelt<br />

so teuren Lagenweine konzipiert haben. Schon beim ersten<br />

Schwenken des Großraum-Glases steigt eine betörende<br />

Kirschnote empor, reif und saftig, verführerisch und tiefgründig<br />

zugleich. Schwarze Johannisbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren<br />

tragen ebenfalls zur üppigen Fruchtfülle und angenehmen<br />

Frische bei. Im Hintergrund entfaltet sich nach und<br />

nach eine intensive Würze, die diesem „Villages“ eine elegante<br />

Komplexität gibt. Röstaromen umspielen subtil die Fruchtaromen,<br />

ohne je aufdringlich zu wirken. Eine zarte, kühle<br />

und salzige Mineralität spiegelt die kalkhaltigen Böden der<br />

besten Lagen von Schweigen wider. Hinzu kommt eine Mischung<br />

aus Erde, Unterholz, feuchtem Laub und Nebel, die an<br />

einen Waldspaziergang erinnert. Schon beim ersten Schluck<br />

spürt man die Kraft, die man von diesem Wein zurecht erwartet.<br />

Dennoch überraschen die Finesse und Eleganz, mit<br />

der sich diese Kraft präsentiert. Die feine Sauerkirschfrucht<br />

ist am Gaumen allgegenwärtig, zarte Veilchen-Noten fügen<br />

eine zusätzliche aromatische Nuance hinzu. Seidige Tannine<br />

und eine präzise Säure lassen die verschiedenen Geschmackskomponenten<br />

harmonisch verschmelzen. Ein beispielhafter<br />

Ausdruck der akribischen, ganz auf Qualität und Charakter<br />

ausgerichteten Arbeitsweise von Johannes Jülg: Geringe Erträge<br />

führen zu konzentrierten Aromen und einem intensiven<br />

Geschmacksprofil. Die Lese erfolgt von Hand, was eine sorgfältige<br />

Auswahl der besten und reifsten Trauben ermöglicht.<br />

Diese werden schonend verarbeitet, um ihre Unversehrtheit<br />

zu gewährleisten und die Oxidation auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Zunächst werden sie entrappt, um unerwünschte Bitterstoffe<br />

zu vermeiden. Durch regelmäßiges Unterstoßen werden<br />

dann Farbe, Aromen und Tannine aus den Schalen gelöst.<br />

Dadurch bleiben die frischen Aromen und Säuren erhalten.<br />

Statt kommerzieller Hefen werden die natürlichen Hefen auf<br />

den Traubenschalen für die Gärung verwendet. Dies verleiht<br />

dem Wein eine zusätzliche Komplexität und spiegelt das Terroir<br />

wider. Der Ausbau erfolgt überwiegend in gebrauchten<br />

Barriques, um eine zu starke Holzprägung zu vermeiden und<br />

die Frucht zu erhalten. Jülg legt Wert darauf, die natürliche<br />

Beerigkeit der Trauben zu bewahren und den verführerischen<br />

Charakter im Wein zu betonen. Mit diesen Ansätzen strebt<br />

der Winzer eine Stilistik an, die Eleganz, Finesse und Nuancenreichtum<br />

betont - traditionell burgundische Qualitäten<br />

also. Das Ergebnis ist ein Wein mit klarer Frucht, angenehmer<br />

Säurestruktur und feiner Balance zwischen Frucht, Tannin<br />

und Holz. Ein ungeschönter, unfiltrierter Ortswein mit<br />

konzentrierten Aromen, reifen Tanninen, gut integriertem<br />

Holz und einer eigenständigen, ausdrucksstarken Stilistik. Ein<br />

Wein, der so elegant und finessenreich ist, dass man ihn bei<br />

einer Blindverkostung tatsächlich an der Cȏte d’Or verorten<br />

könnte. Und der zu diesem Preis tatsächlich eine Rarität ist.<br />

Ab sofort und sicherlich über 2027 hinaus.<br />

„SCHWEIGEN IST GOLD 2022“<br />

(6 Flaschen)<br />

DPF079822-P | 22,20 €/L | STATT 107,50 € NUR 99,90 €<br />

Das Weingut Jülg hat im letzten Jahr den Sprung in den VDP<br />

geschafft, ein Meilenstein in der Weingutsgeschichte.<br />

Das Probier-Paket mit den vier Ortsweinen aus Schweigen<br />

unterstreicht die außerordentlichen Qualitäten, die Johannes<br />

Jülg hier auf die Flasche zieht – und das vorzügliche Terroir!<br />

Unbedingt probieren, es lohnt sich!<br />

Sie erhalten:<br />

2 x Weißburgunder „Schweigen“ 2022<br />

2 x Riesling „Schweigen“ 2022<br />

1 x Chardonnay „Schweigen“ 2022<br />

1 x Spätburgunder „Schweigen“ 2022<br />

September 2023<br />

11


© Woody T. Herner<br />

DEUTSCHLAND PFALZ<br />

DÖRRENBACHER SPRINGBERG RIESLING<br />

1. LAGE TROCKEN, 2022<br />

„Ich will zeigen, dass wir hier bei uns Riesling können.“ – Johannes Jülg<br />

RIESLING<br />

DPF071622 | 12,5% VOL. | 36,00 €/L | 27,00 €<br />

Johannes Jülg weiß, dass Schweigen-Rechtenbach einen besonderen Ruf für Burgunder besitzt<br />

und viele Pfalz-Fans beim Riesling eher den Fokus auf die Mittelhaardt legen, die auf<br />

eine lange, historisch gewachsene Verbindung mit dieser Rebsorte zurückblicken kann. Diese<br />

„gelernte“ Unterscheidung ist im Ansporn genug, bestehende Ansichten zu korrigieren. Denn<br />

als Schüler von Klaus Peter Keller bzw. Familie Schönleber weiß er auch, dass er das Terroir<br />

hat (das Zeug natürlich auch), um hier große trockene Rieslinge einzufahren. „Man kann keine<br />

simple Lage nehmen, es muss bei uns eine Berglage sein, denn der Riesling lebt von seiner<br />

Haptik und Mineralität, nicht von der Frucht. Es muss Niveau haben! Ich will zeigen, dass wir<br />

in Schweigen Riesling können.“ So wurde im Weingut Jülg im trockenen Sommer viel Arbeit<br />

zur Entlastung der Stöcke geleistet. Bewässert wird hier schon aus Überzeugung nicht, Ausnahme<br />

sind neu gesetzte Reben, die in ihren ersten Jahren und bis sie nennenswerten Ertrag<br />

bringen, derartige Sommer einfach nicht überleben würden.<br />

Wer nachvollziehen möchte, in welch Windeseile sich die Familie Jülg mit ihren Weinen in<br />

den letzten Jahren weiterentwickelt hat, der greife zu den Rieslingen! Hier ist die Evolution<br />

am stärksten spürbar und hat uns besonders seit dem Jahrgang 2021 erstaunt.<br />

Der Erste-Lage-Riesling vom Dörrenbacher Springberg, der kühlsten, weil nördlichsten und<br />

nach Osten exponierten Lage des Weinguts, stammt von rund 30-jährigen Reben. Johannes<br />

hat ihn bewusst etwas wärmer vergoren, dann mit etwas Trub zu 50 % im alten Barrique und<br />

Tonneau vergoren, den Rest beließ er im Stahltank. Die Rebstöcke wurzeln im vom Pfälzerwald<br />

geschützten Springberg in purem Kalk, der von einer nur dünnen Humusauflage<br />

bedeckt wird. In einem Jahrgang wie 2022 zeigt sich dann auch das ganze Potenzial dieser<br />

„cool climate“-Lage, denn der Riesling bleibt schlank und zeigt doch eine besondere Tiefe.<br />

Es duftet flintig und würzig aus dem Glas, aber auch nach Pfirsichhaut und Zitrusabrieb.<br />

Doch wirkt die Frucht nicht vordergründig, sondern schwebt im würzigen Bouquet mit, ist<br />

bestens eingebunden. Auch am Gaumen bleibt die helle Frucht eher dezent und am Rande.<br />

Hier spannt sich ein schlanker und athletischer Riesling, dessen Brillanz und Stilistik und<br />

ein wenig an die Rieslinge vom Weingut A. Christmann aus der weiter im Norden gelegenen<br />

Mittelhaardt erinnert. Ein höchst feiner, ausgesprochen trockener Riesling, den man unbedingt<br />

probiert haben sollte!<br />

Ab sofort und bis 2035.<br />

12 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Jülg<br />

RECHTENBACHER PFARRWINGERT<br />

WEISSBURGUNDER 1. LAGE, 2022<br />

„Eine der besten Lagen für Weißburgunder im<br />

Weingut“ – Johannes Jülg<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF072522 | 13% VOL. | 36,00 €/L | 27,00 €<br />

„Pfarrwingert“ ist eine nördlich der Ortschaft Rechtenbach,<br />

direkt am Waldrand gelegene Parzelle, deren Kalkanteil sehr<br />

hoch ist, weshalb sie für Burgundersorten bestens geeignet<br />

ist.<br />

Zudem weist sie auch Eiseneinlagerungen auf, was man bereits<br />

am rötlich schimmernden Boden sehen kann. Der vom<br />

VDP als „Erste Lage“ klassifizierte Weinberg gehört zu Johannes’<br />

typischen „Qualitätsoptimierungsprojekten“. Zuvor<br />

befanden sich hier Rieslingreben, doch gerieten die daraus<br />

gewonnenen Weine im Zuge der warmen Jahrgänge der letzten<br />

Dekade stellenweise zu opulent. Der Riesling hier hatte<br />

zu kämpfen, also pflanzte man eine geeignetere Rebsorte:<br />

Weißburgunder.<br />

Dieser Wein zeigt, wie wichtig die perfekte Anpassung von<br />

Rebsorte an Boden und Kleinklima ist. Ausgerechnet die<br />

Opulenz, die beim Riesling rasch ins Exotische abdriften<br />

kann, steht dem Weißburgunder ganz ausgezeichnet und<br />

drückt sich hier deutlich zuückhaltender aus. 2022 hat Johannes<br />

den Wein komplett im Barrique ausgebaut (im Vorjahr<br />

waren es noch 60 % Holz, zum Teil auch größere Gebinde),<br />

der Jahrgang verlangte nach mehr Holz, und bei Jülg hört<br />

man diese Dinge und spart auch nicht an den teuren kleinen<br />

Fässern. Das Bouquet zeigt sich dann auch zartwürzig und<br />

angenehm vom Hefeausbau geprägt, dazu ein Hauch von gelber<br />

Melone, Sternfrucht und etwas Aprikose. Am Gaumen<br />

zeigt sich der Weißburgunder saftig, besitzt aber auch eine<br />

angenehme feine, den Wein strukturierende Phenolik. Johannes<br />

vergärt den „Pfarrwingert“ mit mehr Trub als bei den<br />

Ortsweinen, fährt hier ein höheres Risiko, doch zahlt sich<br />

diese Mutprobe, die kerngesundes Lesegut erfordert, letztlich<br />

aus: Das ist ein hauchzarter, samtiger Weißburgunder,<br />

der am Gaumen einen angenehm kreidigen Eindruck erzeugt<br />

und mit dem federleichten Aroma von weißen Blüten im<br />

Nachhall die Zunge kitzelt.<br />

RECHTENBACHER PFARRWINGERT<br />

CHARDONNAY 1. LAGE, 2022<br />

Der gelbe Kalk verlangt nach Chardonnay!<br />

CHARDONNAY<br />

DPF071722 | 12,5% VOL. | 37,33 €/L | 28,00 €<br />

„Johannes hat sich alle Rebsorten und alle Standorte des Betriebs<br />

ganz genau angeschaut und dann entschieden: Wir<br />

räumen gerade radikal auf, denn ich bin auch ungeduldig.<br />

Falsche Sorten, noch dazu an den falschen Plätzen fliegen<br />

raus.“ Dafür wird künftig viel mehr Chardonnay gepflanzt,<br />

von dem er glaubt, dass er nicht nur auf die Kalkböden um<br />

Schweigen herum, sondern generell auch nach Deutschland<br />

sehr gut passt.“ berichtet der Vinum Weinguide 2023. Im<br />

Weingut Jülg liefern Kalkstein, Kalkmergel und Buntsandstein<br />

die Spielwiese für unterschiedlichste Rebsorten. Der<br />

Rechtenbacher Pfarrwingert, vom VDP als „Erset Lage“ klassifiziert<br />

befindet sich im nördlichen Teil Schweigen-Rechtenbachs.<br />

22,1 Hektar ist diese Kalksteinlage groß, und die<br />

verlangt für Johannes nach Chardonnay!<br />

Obwohl die Reben noch vergleichsweise jung sind, besitzt<br />

der Wein eine außerordentliche Klasse. Im Jahrgang 2022<br />

erweist sich der Wein als verspielter Burgunder, der nach<br />

Quitten und Fenchel sowie etwas Ananas duftet – die Reduktion<br />

aus dem Vorjahr ist einer hellen Frucht gewichen.<br />

Am Gaumen zeigt sich der Pfarrwinger mineralisch und<br />

präzise. Wer Crèmeschnitten-Chardonnay sucht, muss sein<br />

Glück andernorts suchen. Das ist ein geradliniger und purer<br />

Burgunder mit ausgeprägter Salzigkeit und angenehm zitrischem<br />

Nachhall. Dabei besitzt er genau den richtigen Grad,<br />

um weder zu karg zu wirken – der Ausbau auf der Hefe verleiht<br />

nämlich durchaus einen gewissen Schmelz und Feinheit<br />

– noch als Schmusekätzchen wahrgenommen zu werden. Ein<br />

wunderbarer Wein und sogar in seinen Grundzügen durchaus<br />

dem Chardonnay „Opus Oskar“ nahe.<br />

Ab sofort, Höhepunkt wohl ab 2024–2033.<br />

Ab sofort und bis 2033 – und bevorzugt aus großvolumigen<br />

Gläsern bei 12–14 °C.<br />

September 2023<br />

13


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

SCHWEIGENER SONNENBERG „WB“<br />

SPÄTBURGUNDER 1. LAGE, 2021<br />

Wormberg: parzellengenaue Extraktion aus dem Sonnenberg<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF070921 | 13% VOL. | 42,66 €/L | 32,00 €<br />

„WB“ steht für Wormberg, eine Parzelle innerhalb des Sonnenbergs, die allerdings auf dem<br />

Etikett so nicht ausgewiesen werden darf (was sich den seltsamen Blüten des deutschen Weinrechts<br />

verdankt!). Freunde der Burgunder des ortsansässigen Winzers Friedrich Becker wissen<br />

um die besonderen „geografischen Konstellationen“ dieser Gegend, denn hier gibt es deutsche<br />

Weinlagen, die auf französischem Staatsgebiet zu finden sind. Die Hälfte etwa der Rebflächen<br />

des Weinguts Jülg liegt denn auch jenseits der Grenze. Vor drei Jahren beschloss Johannes<br />

Jülg. sich dem Terroir-Aspekt seiner Weingärten noch konsequenter zu widmen, seine Weine<br />

noch lagenspezifischer ausbauen. Im Sonnenberg etwa gibt es die Parzellen Wormberg und<br />

Kammerberg, beides unterschiedliche Lagen mit eigenem Charakter, die direkt aneinander<br />

angrenzen. Der Wormberg (Kalkboden im Untergrund) ist nach Südwesten ausgerichtet und<br />

bringt einen enorm kühlen, seidigen Spätburgunder hervor und Werner Jülgs<br />

Lieblingswein des Jahrgangs 2021: „Diese Aromatik und Leichtigkeit, der Kalk in der Nase,<br />

springt einen einfach freudig an!“. Auch für Johannes ist er idealtypisch, ein, wie er sagt „signature<br />

wine“ unter seinen Roten.<br />

Dieser spontanvergorene, rund zwei Wochen lang eingemaischte Spätburgunder ist, trotz der<br />

Wärme der Lage („Wormberg“ kommt von „Warmer Berg“), ungemein frisch und in seiner<br />

Fruchtausprägung geradezu sinnlich. Auch 2021 hat Johannes alle Rotweine entrappt, er arbeitet<br />

lieber mit dem Holz, wenn es darum gibt das feine Spiel mit den Gerbstoffen zu betonen.<br />

Gerbstoffe aus den Rappen funktionieren für Vater und Sohn nicht, die Weine sind ihnen dann<br />

zu hart und grün am Gaumen. Hierzu Johannes: „Der Lesezeitpunkt, der sehr früh bei uns ist,<br />

schließt den Einsatz von Rappen quasi aus. Ich will den Kalk auf der Zunge spielen lassen.“ Und<br />

eben nicht die Würzigkeit der Rappen. Das Ergebnis ist ein höchst charmanter, ungemein voluminös<br />

duftiger Spätburgunder. Es duftet nach Brombeeren, frischer Blumenerde und Holzfass<br />

aus dem Glas. Im Bouquet völlig offen und zugänglich, zeigt er sich am Gaumen dann, wie von<br />

einem Kalkskelett durchzogen, bewusst fleischig (Graphit, Maulbeeren, Schlehe) und ernst in<br />

der Tanninstruktur. Alles Eigenschaften, die sich nicht nur dem Jahrgang, sondern vor allem<br />

auch der Lage verdanken: Der „Wormberg“ erweist sich – wie so oft – als im besten Sinne hedonistischer<br />

Wein, den man einfach in großen Schlucken genießen muss!<br />

Zu genießen ab Freigabe, gerne aus großen Gläsern, Höhepunkt 2025–2035+.<br />

„Mein<br />

Lieblingswein“<br />

– WERNER JÜLG<br />

© Woody T. Herner<br />

14 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


© Woody T. Herner<br />

Jülg<br />

SONNENBERG WEISSBURGUNDER<br />

GROSSES GEWÄCHS, 2022<br />

„Wir suchen das Vibrierende im Wein beim<br />

Großen Gewächs, nicht einfach noch mehr.“<br />

– Johannes Jülg<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF070522 | 13% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 €<br />

Wer einmal für längere Zeit im Burgund gearbeitet hat, der<br />

wird spätestens dann der Faszination, die die besten der<br />

dortigen Weine auslösen, erliegen. Dass Johannes Jülg sich<br />

sehr intensiv der dortigen Art und Weise Wein zu erzeugen<br />

gewidmet hat, merkt man nicht nur seinem Spätburgunder<br />

an – er hat ja bei Clos de Lambrays gelernt, wo überwiegend<br />

Pinot Noir erzeugt wird –, sondern auch seinem Chardonnay<br />

und dem Weißburgunder. Wenn man sein Großes Gewächs<br />

vom Weißburgunder aus dem „Sonnenberg“ zur Nase hebt,<br />

dann erkennt man neben dem eigenständigen Charakter<br />

auch eine Artverwandtschaft in Sachen Finesse, Eleganz und<br />

Dichte.<br />

Auch wenn wir hier keinen Chardonnay im Glas haben,<br />

kommt dem Weißburgunder hier Johannes Erfahrung aus Burgund<br />

zugute. Der behutsame Ausbau im Holz, hier tonneaux<br />

und Barriques, ergibt einen mineralischen Weißwein. Doch<br />

ist Johannes auch viel daran gelegen keine Chardonnay-<br />

Kopie zu vinifizieren. Diese aktuelle Mode sowie die Techniken<br />

sind ihm bekannt. Er will aber auch die sich vom Chardonnay<br />

abhebende, etwas intensivere Gelbfruchtigkeit des Weißburgunders<br />

betonen. Im Jahrgang 2022 erwartet uns ein volles und<br />

tiefes Bouquet. Es duftet zunächst nach frischen Teiglingen,<br />

gelber Melone, Birnenspalten und etwas Limetten, dahinter<br />

dann ein Hauch von Salzmandeln und getrocknete Blumen.<br />

Das Holz unterstützt den gelbfruchtigen „Sonnenberg“ am<br />

Gaumen, der aber eben auch Salzigkeit, Würze und eine<br />

angenehm kräftige Struktur offenbart. Der Weißburgunder<br />

bietet hier auch mehr Cremigkeit als die Chardonnays des<br />

Hauses, aber immer im Wechselspiel mit der für Jülg so<br />

typischen lebendigen Säure, die im Wein eine vibrierende<br />

Frische hinterlässt. Eine Punktlandung!<br />

Ab sofort und bis nach 2035. Gerne zwischen 12–14 °C servieren.<br />

SONNENBERG RIESLING<br />

GROSSES GEWÄCHS TROCKEN, 2022<br />

Zweiter Jahrgang Champions League!<br />

RIESLING | IN SUBSKRIPTION, AUSLIEFERUNG WINTER 2023<br />

DPF070222 | 50,66 €/L | 38,00 €<br />

Johannes Jülg hat in den letzten Jahren wohl am meisten an<br />

seinen Rieslingen getüftelt und besitzt einen nahezu grenzenlosen<br />

Ehrgeiz wenn es darum geht, seinen Betrieb zu optimieren.<br />

Abgesehen davon, dass man in dieser Ecke der Pfalz<br />

traditionell mehr den Burgunderrebsorten Aufmerksamkeit<br />

schenkt, sorgt die Größe der Jülg’schen Rotweine wohl auch<br />

dafür, dass der Riesling hier etwas im Schatten steht. Wir betonen<br />

(wie im Vorjahr schon): Wer die Riesling von Familie<br />

Jülg ignoriert, verpasst einige der besten Pfälzer Weißweine.<br />

Die zügige und bewusst wärmere Vergärung, der geduldige<br />

Ausbau mit Trub, all dies trägt zum würzig-mineralischen<br />

Gesamtbild bei. Wer beispielsweise die Großen Gewächse von<br />

Bürklin-Wolf oder A. Christmann schätzt, wird hier weitere,<br />

enorm anregende Facette dieser Rebsorte entdecken können.<br />

Obwohl der Jahrgang 2022 eher warm war und vor allem einen<br />

die Reben herausfordernden trockenen Sommer bescherte,<br />

hat unser Winzermagier aus Schweigen-Rechtenbach seinen<br />

Riesling aus dem Sonnenberg voll im Griff.<br />

Das Flaggschiff der Rebsorte, das Große Gewächs, stammt<br />

natürlich aus der Paradelage, dem Sonnenberg. Je zur Hälfte<br />

in Holz und Stahltank ausgebaut, zeigt dieser Riesling eine<br />

milde Fruchtausprägung in Form von nicht zu reifen Pfirsichen<br />

und viel Zitrusabrieb. Am Gaumen haben wir es mit<br />

einem kräftigen, da druckvollen Riesling zu tun, dessen zarte<br />

Würze und eine feine Stoffigkeit für ein exzellentes Mundgefühl<br />

sorgen. Die Konzentration ist enorm, doch fehlt es dem<br />

Wein nicht an Trinkfluss und Saftigkeit. Jülg kann hedonistischen<br />

Wein, den aber immer mit Anspruch. Beim Großen<br />

Gewächs rückt das Terroir noch stärker in den Vordergrund<br />

Genau das macht den Riesling so spannend, lässt aber auch<br />

den Schluss zu, dass dieser puristische Wein von weiterer<br />

Reife enorm profitieren wird. Hier darf man ruhig warten,<br />

Geduld zahlt sich aus!<br />

Ab Ende 2023, Höhepunkt wohl von 2027 bis 2040.<br />

IN SUBSKRIPTION!<br />

September 2023<br />

15


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

Kongeniales Duo:<br />

Vater Werner<br />

und Johannes!<br />

© Woody T. Herner<br />

SAUVIGNON BLANC<br />

„OPUS OSKAR“, 2022<br />

Ein außergewöhnlicher Sauvignon Blanc als<br />

Hommage an einen außergewöhnlichen Mann<br />

SAUVIGNON BLANC<br />

DPF071522 | 13,5% VOL. | 77,33 €/L | 58,00 €<br />

Die „Opus Oskar“-Serie der Jülgs markiert den Spitzenberiech<br />

des Weinguts. Diese Hommage an Oskar Jülg, der das<br />

Weingut in den 1960ern gründete, zeichnet sich durch feinen<br />

Ausbau im neuen Holz (in diesem Fall Barriques aus erster<br />

und zweiter Belegung) aus. Sie orientiert sich dabei klar an<br />

Frankreich und ihren besten Vertretern aus Sancerre und<br />

Pouilly-Fumé.<br />

„Die beiden weißen Opus Oskar-Weine gehören zum kleinen<br />

Kreis der besten deutschen Weine aus der jeweiligen<br />

Sorte.“ schreibt Gerhard Eichelmann in seinem Weinguide<br />

von 2022, der mit dieser Einschätzung beileibe nicht alleine<br />

dasteht. Dass sich dieser Wein so sehr von den auf die Primärfrucht<br />

reduzierten Varianten der Rebsorte abhebt, liegt<br />

an niedrigen Erträgen und einem kompromisslosen Ausbau.<br />

„Sauvignon Blanc funktioniert wie Riesling. Er braucht<br />

einen feinen Körper und schlanke Säure.“, konstatiert Werner.<br />

Mit dem Jahrgang 2022 ist den beiden Jülgs ein höchst<br />

prägnanter „Opus Oskar“ gelungen. Er duftet wie ein guter<br />

Sancerre dezent nach Stachelbeeren und zeigt neben der<br />

Perfekte Hommage!<br />

subtilen Würze auch einen Anflug exotischer Frucht. Beide<br />

Facetten werden durch das eher rauchige als vanillige Holz<br />

regelrecht vermählt. Am Gaumen besticht der Sauvignon<br />

Blanc durch sein zartes Gerüst. Die Säure erinnert an die von<br />

Pink Grapefruit, sorgt für Saftigkeit und Frische, wirkt aber<br />

deutlich reifer etwa als Zitronensäure. Dieser kristalline und<br />

geradlinige Weißwein hallt kräutrig aus und „befreit“ den<br />

Gaumen regelrecht, sodass man gleich zum nächsten Schluck<br />

ansetzen will. Doch lässt dieser auf sich warten, sofern man<br />

nicht den enorm langanhaltenden Nachhall unterbrechen<br />

möchte. Das ist kein „Fruchtikus“ für die Terrassensaison,<br />

sondern ein ernstzunehmender Weißwein der Extraklasse,<br />

der mit Reife nochmals zulegen wird. Vor einer Dekade gab<br />

es so etwas nur in Sancerre und Pouilly-Fumé, wo in den<br />

letzten warmen Jahrgängen eher kraftvollere Gewächse gefüllt<br />

wurden. Immerhin: Die Trauben für den „Opus Oskar“<br />

wachsen auf französischer Seite …!<br />

Ab sofort, Höhepunkt 2025 bis nach 2032+.<br />

16 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Jülg<br />

CHARDONNAY „OPUS OSKAR“, 2022<br />

Oskar Jülg und der Chardonnay – das ist Pioniergeist!<br />

CHARDONNAY<br />

DPF071322 | 12,5% VOL. | 82,66 €/L | 62,00 €<br />

Chardonnay ist im Hause Jülg keine Modeerscheinung, wie<br />

sie ganz klar in Deutschland zu beobachten ist und wir sie<br />

auch aufgrund der qualitativen Sprünge befürworten, sondern<br />

tief mit der Historie des Familienbetriebs verbunden.<br />

Es war Oskar Jülg, Großvater von Johannes und Gründer<br />

des Weinguts, der bereits in den 1960er-Jahren Chardonnay<br />

– damals noch gar nicht zugelassen! – pflanzte. Diese Weitsicht,<br />

die sehr sorgfältige, ja skrupulöse Vorgehen im Keller<br />

und das Vertrauen aufs Holz – all das sind Dinge, die auch<br />

für Johannes eine zentrale Rolle spielen. Dinge, die ihn mit<br />

seinem Großvater verbinden, der damals vermutlich von<br />

vielen Winzern, die das weder nachvollziehen noch verstehen<br />

konnten, belächelt wurde, seiner Zeit aber weit voraus<br />

war. Nicht von ungefähr ist die Top-Linie „Opus Oskar“ dem<br />

Großvater gewidmet, dessen Überzeugungen den Grundstein<br />

für das gelegt haben, was im Marketingjargon munter<br />

als „Betriebsphilosophie“ bezeichnet wird. Ganz besonders<br />

deutlich ist diese „Weinsicht“ am Beispiel des Spitzen-Chardonnays<br />

des Hauses zu erkennen, den der Ausbau im Holz<br />

mit langem Hefelager prägt und dessen Einzigartigkeit laut<br />

Falstaff darin besteht, dass er „die vermeintlichen Grenzen<br />

zwischen Deutschland und Frankreich“ auflöst.<br />

Die Parzelle selbst bezeichnet Johannes als „brutal in ihrer<br />

Bewirtschaftung“: Sie ist steinig, die Erträge niedrig. Nach<br />

der Lese per Hand quetscht Johannes die Trauben an, um das<br />

für ihn ideale Verhältnis aus Saft und Beerenhaut zu erzielen.<br />

Im Holz (früher überwiegend 500-Liter-Fässer, in letzter<br />

Zeit wieder häufiger kleinere Barriques) erfolgt dann der<br />

biologische Säureabbau. Der „Opus Oskar“-Chardonnay erzielte von Beginn an große Erfolge,<br />

vom Falstaff wurde er seiner „epischen Länge“ und seiner „Reduction noble par excellence“<br />

wegen in höchsten Tönen gelobt. Und auch wir waren bei unserer Verkostung vor Ort<br />

davon derart begeistert, dass wir den „Oskar“ auch sofort in unser Sortiment aufgenommen<br />

haben. Denn dieser Wein ist stilbildend für einen neuen Typ Chardonnay, der in Deutschland<br />

von einer Handvoll Winzern umgesetzt wird. Vorbild sind zweifelsfrei die großen Weißweine<br />

aus dem Burgund, allen voran aus Meursault. Doch auch hier geht es um einen bestimmten<br />

Stil, der von feiner Reduktion, heller Frucht und purer Präzision bestimmt wird. So wie wir<br />

das beispielsweise von unseren Chardonnays der Domaine Boisson-Vadot kennen und lieben.<br />

Im Jahrgang 2022 zeigt sich der „Opus Oskar“ von einer geradezu geheimnisvoll dunklen<br />

Seite. Er duftet rauchig aus dem Glas, dazu Noten von gepufftem Mais sowie Salzzitronen.<br />

Die Grundreife der Trauben sorgt am Gaumen für einen animierenden und extraktreichen<br />

Chardonnay, dessen Gerbstoffe eine exzellente Struktur besitzen und die Frucht, die etwas<br />

gelber als im Vorjahr ausfällt, im Zaum halten, aber wie einen Ping-Pong-Ball immer wieder<br />

zurückspielen. Ein ungewöhnlich expressiver Chardonnay von einer Güte, die man so in<br />

Deutschland bis vor etwa einem Jahrzehnt nicht für möglich gehalten hätte! Es ist genau diese<br />

flintige und minimalistische Art, an der den Jülgs so gelegen ist, ein Stil, den man in feinster<br />

Vollendung etwa bei den Weißweinen von Julian Huber aus dem badischen Malterdingen<br />

findet. Jülgs hinreißend energetischer Chardonnay vibriert geradezu und zeigt, wie herrlich<br />

das Spiel aus Frucht und Holzeinsatz sein kann, wenn man exzellente Parzellen und und ein<br />

entprechend exzellentes Fingerspitzengefühl besitzt!<br />

Ab sofort, Höhepunkt 2025 bis nach 2035+.<br />

Chardonnay-Pionier!<br />

© Woody T. Herner<br />

September 2023<br />

17


© Woody T. Herner<br />

DEUTSCHLAND PFALZ<br />

Das Geheimnis hinter Kammerberg,<br />

Kostert und Wormberg dechiffriert:<br />

„Die Weinberge der Familie Jülg liegen rund um<br />

Schweigen, jeweils ungefähr zur Hälfte auf der<br />

deutschen und der französischen Seite der Grenze,<br />

zum großen Teil in der nach dem Weingesetz<br />

einzigen Einzellage für Schweigen, dem Sonnenberg<br />

[…] Da diese Teillagen auf der französischen<br />

Seite liegen, können sie in Deutschland nicht als<br />

eigenständige Gewanne eingetragen werden und<br />

dürfen auch nicht auf den Etiketten verwendet<br />

werden, dort tauchen sie nur als Abkürzungen<br />

wie „KB“, „KT“ oder „WB“ auf.“<br />

– EICHELMANN DEUTSCHLANDS WEINE 2023<br />

18 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Jülg<br />

Herrlich sinnlich!<br />

SONNENBERG „KT“ SPÄTBURGUNDER<br />

GROSSES GEWÄCHS, 2021<br />

Kostert: „Ein Großes Gewächs, das man auch<br />

früh trinken kann.“ – Werner Jülg<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF072321 | 13% VOL. | 65,33 €/L | 49,00 €<br />

Das Kürzel „KT“ steht für die Lage Kostert, die sich bereits<br />

auf französischer Seite befindet, der mit Novellierung des<br />

Weingesetzes 1971 einfach in die größere Lage Sonnenberg<br />

eingegliedert wurde. Die lehmreiche Lage sorgt für einen<br />

saftigen und vitalen Pinot Noir der Extraklasse, der im Vergleich<br />

zu den anderen GG-Parzelle aus dem Kammerberg<br />

etwas maskuliner und kräftiger ausfällt. Der tiefere Boden<br />

der Südlage mit etwa 20 % Neigung fungiert besonders in<br />

warmen und trockenen Jahren als idealer natürlicher Wasserspeicher.<br />

Auch hier wurden die Trauben – wie bei den<br />

Jülg’schen Rotweinen allgemein üblich – entrappt und dann<br />

nach zweiwöchiger Mazeration im Holz ausgebaut. Es handelt<br />

sich wie beim Kammerberg um 2015 gepflanzte Reben,<br />

eine Jugendlichkeit, die mit dem gut im Wasser stehenden<br />

Weinberg und der von Johannes gerne praktizierten pigeage<br />

(dem Herunterstößeln des Tresterhuts zur Fruchtextraktion)<br />

für die herrlich überbordende Fruchtintensität und Kraft<br />

sorgt. Es handelt sich um einen wunderbaren Spätburgunder,<br />

übrigens von französischen Klonen, sodass wir hier eher<br />

von Pinot Noir sprechen sollten, der laut Johannes schon in<br />

der Jugend immer sehr zugänglich und präsent ist.<br />

Der Jahrgang 2021 war für die Jülgs kein leichter. Die Erträge<br />

waren äußerst gering (bei den Rotweinen haben sie je nach<br />

Lage bis zu 50 % weniger Trauben eingefahren), zudem befanden<br />

sie sich im ersten Umstellungsjahr auf biologisch zertifizierte<br />

Bewirtschaftung, was große Herausforderungen an<br />

die Arbeit im Weinberg stellte. Weil sich 2021 als eher zart<br />

und filigran zeigt, hat Johannes in diesem Jahrgang auch die<br />

Weine tendenziell mit etwas weniger Neuholzanteil ausgebaut.<br />

„In solchen Jahren ist jedes Gramm Holz zu viel, statt<br />

bei 40 % lagen wir eher bei 20 %. Die gekauften Fässer liegen<br />

noch. Wir haben sie gar nicht verwendet, es hätte einfach<br />

nicht gepasst.“ Für uns als Weinliebhaber ist der Jahrgang<br />

allerdings ein klarer Must-buy. Diese Feingliedrigkeit,<br />

die so gut mit der Pinot-Noir-Traube harmoniert ist auch<br />

im Burgund einmalig und in den letzten tendenziell warmen<br />

Jahrgängen eher rar gesät. Allein das rotkirschige, von<br />

etwas Minze unterlegte Bouquet dieses Weins ist Ausdruck<br />

ungehemmter Sinnlichkeit. Am Gaumen dann zudem noch<br />

Kraft und Würze, die von einer fleischigen Tanninstruktur<br />

sowie etwas Speck, Graphit und viel Zwetschgen grundiert<br />

werden. Ein Charmes-Chambertin Grand Cru als Bruder<br />

im Geiste ist hier durchaus erkennbar: Charme, frühe Zugänglichkeit,<br />

sinnlich-hedonistische Fruchtfülle und einfach<br />

enormer Trinkfluss mit einer Nachhaltigkeit, die nur Große<br />

Gewächse so an den Tag legen.<br />

SONNENBERG „KB“ SPÄTBURGUNDER<br />

GROSSES GEWÄCHS, 2021<br />

Kammerberg-Parzelle: „Pure Kargheit, purer Kalk,<br />

kein Gramm zu viel!“ – Johannes Jülg<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF071021 | 13% VOL. | 73,33 €/L | 55,00 €<br />

Für die beiden Großen Gewächse vom Spätburgunder bedienen<br />

die Südpfälzer sich natürlich ihrer Paradelage, dem<br />

Sonnenberg. Einer der beiden Spitzenweine stammt aus dem<br />

Gewann „Kammerberg“, das wir auch vom Nachbarweingut<br />

Friedrich Becker kennen. Da sie auf französischer Seite<br />

zu finden ist, darf Johannes diese historische Lage nicht als<br />

solche ausschreiben, obgleich sie natürlich legendären Status<br />

besitzt. Anlässlich einer Novelle des deutschen Weingesetzes<br />

wurde der Kammerberg 1971 in die Lage „Schweigener Sonnenberg“<br />

eingegliedert. Es war Friedrich Becker, der dieser<br />

Lage als Großes Gewächs zu internationalem Ruhm verhalf.<br />

Hier stehen die Reben auf Kalkmergel und Ton mit tiefer<br />

Kalksteinunterlage, genauso wie im Burgund. Und hier, in<br />

diesem Hang mit 30 % Neigung, hat Johannes französische<br />

Klone gepflanzt, die nun als Einzellage, wenn auch unter anderer<br />

Bezeichnung, gefüllt werden können.<br />

2021 ist der Ausdruck von Finesse und bringt, vergleicht man<br />

Kostert und Kammerberg, laut Johannes „den intellektuelleren<br />

Wein“ hervor. Stark selektioniert hat Johannes hier mit<br />

seinem Team, um nur perfektes Lesematerial zu erhalten.<br />

Das Ergebnis waren verheerend niedrige Erträge. Es gibt dieses<br />

Jahr keine 1.300 Flaschen von dieser Rarität. Zum Vergleich:<br />

der reguläre Ertrag ermöglicht im Schnitt eher 2.500<br />

Flaschen Jahresproduktion!<br />

Die Trauben wurden hier wie gewohnt komplett entrappt,<br />

dann in Barriques ausgebaut, wo der Wein rund 18 Monate<br />

verweilte. Der Neuholzanteil ist rund 20 % geringer als gewohnt,<br />

weil 2021 sehr filigranes Lesegut hervorbrachte. Das<br />

Ergebnis wurde dann ungeschönt und unfiltriert auf die Flasche<br />

gezogen. Allein schon das Bouquet des Spätburgunders<br />

verlangt nach längerer und vertiefter Auseinandersetzung:<br />

gezogenen Teeblättern, Eisen und Belem-Pfeffer, darunter<br />

eine dunkle Kirschfrucht. Am Gaumen wirkt der Kammerberg<br />

total schlank und offenbart geschliffenes Tannin. Hier<br />

ist wirklich kein Gramm Speck zu finden, dafür um so mehr<br />

saftige Beerenfrucht und viel Salz. Genau das sorgt für Speichelfluss,<br />

animiert und liefert doch auch einen mineralisch<br />

geprägten Wein. Für Johannes sind vor allem die sehr kreidigen<br />

Böden dafür verantwortlich: „Wir selektionieren für das<br />

Große Gewächs nach der Geologie, der kalkdurchzogenere<br />

Teil liefert die besten Trauben im Vergleich mit dem, der<br />

etwas mehr Bodenauflage hat.“<br />

Es mag ein Klischee sein, doch wenn man die beiden Großen<br />

Gewächse gegenüberstellt, ist der Kostert ein eher maskuliner<br />

Typ, wohingegen der Kammerberg in diesem Jahrgang<br />

sehr feminin wirkt. Eine Beobachtung, die wir so auch schon<br />

im Vorjahr gemacht haben und die unterstreicht, wie sehr<br />

lagenbezogen die Geschmacksprofile der beiden großen Rotweine<br />

von Jülg doch sind.<br />

Zu genießen ab Freigabe, Höhepunkt wohl 2024 bis nach 2038+.<br />

Zu genießen ab sofort, Höhepunkt wohl ab 2026 bis 2040.<br />

September 2023<br />

19


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

SEKT<br />

RIESLINGSEKT BRUT, 2017<br />

Salut la France!<br />

RIESLING<br />

DPF071117 | 12,5% VOL. | 19,86 €/L | 14,90 €<br />

Familie Jülg ist ausgesprochen frankophil (frankophon ohnehin),<br />

befindet sich das Weingut in Schweigen doch vis-à-vis<br />

dem Elsass. Die nachbarschaftliche Vertrautheit wird nicht<br />

zuletzt durch den Besitz von Weinlagen jenseits der Grenze,<br />

die natürlich zum französischen Staatsgebiet zählen, vertieft.<br />

Es ist also nicht weiter verwunderlich (und schon gar kein<br />

Zufall), wenn sich denn auf Pfälzer Seite so ein klassischer<br />

Crémant größter Beliebtheit erfreut und Familie Jülg eben<br />

solche Schäumer vergnügt und mit einer gewissen Regelmäßigkeit<br />

trinkt.<br />

Vater Werner, der für die Schaumweine des Guts verantwortlich<br />

zeichnet, hat ganze Arbeit geleistet! Und in der Tat hat<br />

dieser Jahrgangs-Rieslingsekt eine französische Anmutung.<br />

Neben traditioneller Flaschengärung kommen mindestens<br />

neun Monate Hefelager sowie anschließend 12 bis 15 Monate<br />

Flaschenreife zum Einsatz. So duftet denn dieser zarte Rieslingsekt<br />

auch wunderbar mineralisch und erfrischend, und<br />

wenn sich die feine Schaumkrone im Glas verflüchtigt, steigen<br />

daraus Noten von Granny Smith, zudem auch ein Hauch<br />

Orangenblüten empor. Am Gaumen dann die große Erfrischung<br />

(absolut betörend!), die hochfeine Perlage – Zeichen<br />

des langen Hefeausbaus – gibt Raum zur Entfaltung. Kühler<br />

Kalk legt sich wie ein durchsichtiger Schleier über das Geschehen,<br />

eine animierende Frische leitet den Sekt bis zum<br />

Nachhall. Das ist einfach exzellentes Winzerhandwerk und<br />

Zeichen der hiesigen Sekt-Revolution, die in den letzten Jahren<br />

zweifelsfrei einige der bislang schönsten Schaumweine<br />

Deutschlands hervorgebracht hat, die sich vor den Nachbarn<br />

aus Frankreich nicht zu verstecken brauchen. Warum auch?<br />

CRÉMANT ROSÉ BRUT<br />

50 % Frankreich + 50 % Deutschland<br />

= 100 % Genuss.<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF072600 | 12,5% VOL. | 21,20 €/L | 15,90 €<br />

Worin sich seine Weinberge auf französischer Seite von seinen<br />

Weinbergen auf deutscher Seite unterschieden, wurde<br />

der beiderseits der Grenze anbauende Winzer Johannes<br />

Jülg unlängst in einem Podcast gefragt. Durch die französische<br />

Luft, gab er lachend zur Antwort, die ja bekanntlich<br />

von Baguette, Foie Gras und Pasteten geschwängert sei. So<br />

verwundert es nicht, dass der frankophile Südpfälzer nicht<br />

etwa gewöhnlichen Sekt, sondern diesen eleganten, dunkel<br />

lachsfarbenen Rosé-Crémant erzeugt. Die Cuvée aus Spätburgunder<br />

und Schwarzriesling (oder Pinot Noir und Pinot<br />

Meunier) stammt sowohl von hüben als auch von drüben,<br />

also aus Pfälzer und Elsässer Lagen gleichermaßen. Anders<br />

als man vermuten könnte, unternimmt Jülg mit diesem Brut<br />

allerdings gar nicht erst den Versuch, einen Champagner zu<br />

imitieren: Sein Crémant hat eine eigenständige Stilistik und<br />

– auch ob seines überaus erfreulichen Preises – inzwischen<br />

zahlreiche Liebhaber gefunden. In der Nase begegnet uns ein<br />

fruchtig-frisches Beerenpotpourri: Reife, saftige Himbeeren,<br />

Walderdbeeren, Preiselbeeren und rote Johannisbeeren spielen<br />

auch am Gaumen das Spiel „Herbe gegen Süße“ – eine<br />

Art Dialog der Früchte auf höchstem Niveau. Das feinperlige,<br />

weiche Mousseux ist nachhaltig und schäumt selbst dann<br />

noch im Mund, wenn im Glas schon keine Perlen mehr zu<br />

sehen sind. Ausschließlich gesunde Trauben aus Schweigen-<br />

Rechtenbach und Wissembourg wurden von Hand gelesen<br />

und in klassischer Flaschengärung mindestens neun Monate<br />

auf der Hefe gereift, handgerüttelt und nach dem Dégorgieren<br />

(Abtrennen der Hefe) mindestens ein Jahr lang auf der<br />

Flasche gelagert. Das Ergebnis ist ein erfrischender und doch<br />

finessenreicher Aperitif, der auch leichte Vorspeisen auf das<br />

Köstlichste begleitet. Das Beste aus zwei Welten eben – le<br />

meilleur des deux mondes!<br />

Ab sofort und bis 2025.<br />

Ab sofort und eigentlich immer – bis 2024+.<br />

20 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Jülg<br />

BLANC DE NOIR BRUT, 2019<br />

Feinfruchtig und würzig, elegante Perlage und nobel am Gaumen!<br />

PINOT NOIR, PINOT MEUNIER<br />

DPF072419 | 12,5% VOL. | 24,00 €/L | 18,00 €<br />

Mit mittlerweile sechs verschiedenen Crémants und Sekten hat sich Johannes Jülg zu einem wahren<br />

Schaumwein-Meister entwickelt. Einer unserer großen Favoriten ist der „Blanc de Noir“, der „Weiße<br />

von schwarzen Trauben“. Der Sekt ist eine Assemblage aus rund 80 % Spätburgunder und 20 % Schwarzriesling,<br />

der in der Champagne als Pinot Meunier neben Spätburgunder und Chardonnay die dritte<br />

wichtige Rebsorte darstellt. Wie so oft bei den Jülgs, stammt die Frucht von beiden Seiten der<br />

grünen Grenze, liegt Schweigen-Rechtenbach, die Heimat der Jülgs, doch direkt am elsässischen<br />

Wissembourg. Im Jülg’schen Habitat wird deutsch gesprochen, aber französisch gearbeitet. Denn in<br />

seiner Lässigkeit und Feinheit erinnert er uns an elegante französische Vertreter dieses Weintyps.<br />

Die Grundweine wurden teilweise im gebrauchten Holz vergoren, was den beiden Rebsorten vorzüglich<br />

steht, ihnen Tiefe und Gediegenheit verleiht. Dann wurden sie mittels klassischer Flaschengärung<br />

auf der Hefe ein halbes Jahr ausgebaut und 18 weitere Monate auf der Flasche gereift.<br />

Im Glas wirkt der 2019er-Jahrgang wie ein Rosé. Die Farbintensität der 2019er-Trauben verleiht dem<br />

„Blanc de Noir“ eine blassrosa Tönung. Er duftet dabei nach Himbeeren, Roten Johannisbeeren, vor<br />

allem aber nach Weinbergpfirsichen, reifen Grapefruits und roten Äpfeln. Hinzu kommt ein Hauch<br />

von Vanille und Tonkabohne, warmem Buttertoast und zerstoßenem Kalk. Am Gaumen besticht der<br />

Sekt durch ein feines, elegantes Mousseux und einer Balance aus saftiger roter und leicht zitrischer<br />

Frucht und feiner Würze. Die Dosage von 8,5 Gramm verleiht dem „Blanc de Noir“ eine zusätzliche<br />

Tiefe und Fruchtigkeit sowie echte Noblesse. Zu diesem Preis, tut man sich in Frankreich definitiv<br />

schwer, ein handwerklich ähnlich perfektes Erzeugnis zu finden. Bei Johannes Jülg ist diese Perfektion<br />

allerdings mittlerweile Standard!<br />

Ab sofort und bis leicht über 2026 hinaus.<br />

September 2023<br />

21


DEUTSCHLAND NAHE<br />

CAROLINE DIEL<br />

BURG LAYEN<br />

© Nady El-Tounsy<br />

„Diel kann schlichtweg alles,<br />

und das ziemlich gut.“<br />

– STEPHAN REINHARDT (FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG)<br />

„Vom Schlossgut Diel in Burg Layen probierten wir eine sehr schöne Kollektion mit Weinen aus<br />

unterschiedlichen Jahrgängen. Caroline Diel gibt den Weinen Zeit, sich zu entwickeln, ehe sie in<br />

den Verkauf kommen. Die Serie hat in allen Bereichen ihre Stärken.“<br />

– Vinum Weinguide Deutschland 2023<br />

„Unter der prägenden Leitung von Caroline Diel, die in siebter Generation als erste Frau in der<br />

vordersten Reihe des Weinguts steht, entstehen auf Burg Layen Rieslinge von großem Format.“<br />

– Gault&Millau Die Besten Weine Deutschlands 2022<br />

Große Weine brauchen Zeit<br />

„Für Caroline Diel ist klar: Große Weine brauchen<br />

Zeit. Und diese Zeit lässt die engagierte<br />

Winzerin aus Burg Layen ihren Weinen zunehmend.<br />

So setzt sie verstärkt auf ein langes Hefelager<br />

im Keller des stattlichen Gutshofs, ehe sie die<br />

Weine abfüllt, um sie dann mit etwas Abstand<br />

in den Verkauf zu bringen.“, heißt es im Weinguide<br />

der Vinum von 2022. In diesem Zitat finden<br />

wir uns selbst wieder. Denn alljährlich, wenn<br />

wir bei Sylvain und Caroline zur Jahrgangsprobe<br />

erscheinen, wissen wir, dass sich die beiden einen<br />

Luxus leisten, der heutzutage rar geworden<br />

ist: Sie nehmen sich die Zeit für uns und einen<br />

ausgiebigen Abend, der nach der großen Jahrgangsprobe<br />

seinen Abschluss (für die beiden eine<br />

Selbstverständlichkeit) in einem unvergesslichen<br />

Abendessen (ein Lob an den Mâitre-Chef Sylvain<br />

und unzählige französische Großmutterrezepte!)<br />

mit allerlei gereiften Weinen mündet.<br />

22 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


5 STERNE<br />

Wein.Plus<br />

5 STERNE<br />

Falstaff Weinguide<br />

Deutschland 2022<br />

4,5 F<br />

Der Feinschmecker<br />

Die 500 besten Weingüter<br />

in Deutschland 2023<br />

4 STERNE<br />

Vinum Weinguide<br />

Deutschland 2023<br />

4 STERNE<br />

Eichelmann<br />

Deutschlands Weine 2a023<br />

4 TRAUBEN<br />

Gault&Millau Weinguide<br />

Deutschland 2023<br />

WEIN-VIP DES<br />

JAHRES<br />

Vinum Weinguide<br />

Deutschland 2022<br />

WINZERIN DES<br />

JAHRES 2020<br />

Falstaff<br />

WINZERIN DES<br />

JAHRES 2019<br />

FAZ<br />

Genau so verfährt Caroline, übrigens unterstützt<br />

vom Kellermeister Marcel Will, auch mit<br />

ihren Weinen, egal ob es sich um den einfachen<br />

Gutsweine, den Diel de Diel handelt, der selbst<br />

gerne mal als Rosé mehrere Monate später erscheint<br />

als bei vielen Betrieben oder das Große<br />

Gewächs aus dem Burgberg, welches ein Jahr<br />

mehr als die meisten Großen Gewächse reift.<br />

Und warum? Weil Caroline Diel ihren Weinen<br />

die Zeit gibt, die sie benötigen, weil hier Wein<br />

gelebt wird und regelmäßig zu gutem Essen auf<br />

dem Terrassentisch in der Nähe der historischen<br />

Burgruine serviert wird. Ein solches Prozedere<br />

ist keine Selbstverständlichkeit. Denn dies<br />

bedarf einer Planung, derer sich die meisten<br />

nicht bewusst sein dürften: Mehrere Jahrgänge<br />

im Keller während der Lese zu verstauen birgt<br />

nicht nur finanzielle, sondern besonders logistische<br />

Herausforderungen in sich. Und nicht<br />

selten müssen wir viele treue Fans des Haues im<br />

Frühjahr noch um Geduld bitten bis der neue<br />

Jahrgang erscheint.<br />

Auf dem Weg an die Spitze<br />

Welch rasante Entwicklung Carolines Weine<br />

in den letzten Jahren genommen haben, zeigt,<br />

auf welch beachtlich hohem Qualitätsniveau<br />

sie arbeitet. Auch der Presse blieb dies nicht<br />

verborgen, sie überschlägt sich mit Auszeichnungen.<br />

Der Feinschmecker kürte Caroline<br />

als „Newcomer des Jahres 2017“ und lobt sie für<br />

„spektakuläre Weine“. In Siebenmeilenstiefeln<br />

geht es weiter voran. Es gibt keine höhere Auszeichnung<br />

und keine andere, über die man sich<br />

als Winzer mehr freut, als für das Gesamtwerk<br />

geehrt zu werden. Doch gleich mehrfach in einem<br />

Jahr, unabhängig voneinander, diesen Titel<br />

tragen zu dürfen, ist ein mehr als deutlicher<br />

Hinweis auf die besondere Wertschätzung, der<br />

sich die Weine des Schlossguts Diel mittlerweile<br />

erfreuen: Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />

kürte Caroline Diel zur Winzerin<br />

des Jahres 2019, und es dauerte nicht lang, bis<br />

man auch beim Falstaff „ein Einsehen“ hatte<br />

– Winzerin des Jahres 2020: natürlich Caroline<br />

Diel!<br />

Die Besonderheit unserer Meisterin aller Klassen:<br />

Nicht nur ihre Stillweine, seien sie nun<br />

weiß, rot oder roséfarben, gehören allesamt zur<br />

nationalen Spitzenklasse, auch ihre Sekte sind<br />

von überragender Qualität. So gewann ihr Top-<br />

Sekt, die „Cuvée Mo“ von 2008 den Deutschen<br />

Sektpreis des Meininger-Verlags als bester Prestige-Burgundersekt<br />

Deutschlands, und einen<br />

Sonderpreis für den besten Rieslingsekt Brut<br />

gibt es als Zugabe noch obendrauf. Seit Februar<br />

2023 darf sich das Schlossgut Diel zudem zum<br />

Verband Traditioneller Sektmacher zählen, deren<br />

Leitspruch nicht besser mit der Vorgehensweise<br />

bei Diel harmonieren könnte: „Was lange<br />

gärt, wird richtig gut“!<br />

Marcus Hofschuster ergänzt bei Wein.Plus:<br />

„Auch die Weine mit natürlicher Restsüße gehören<br />

Jahr für Jahr zur absoluten Spitze im<br />

Land, von den umwerfenden Kabinetten bis zu<br />

den Trockenbeerenauslesen. Damit wäre alles<br />

gesagt, wären da nicht noch die Burgundersorten,<br />

weiß wie rot, deren Umgang Diel beherrscht<br />

wie niemand sonst an der Nahe.“<br />

Caroline ist auf der Überholspur! Ein Zitat aus<br />

dem Vinum Weinguide 2021 beschreibt ganz<br />

vorzüglich, wie es zu diesen Erfolgen kommen<br />

konnte: „Während andere Winzer als Vorbereitung<br />

auf den Herbst noch einmal zur Entspannung<br />

in den Urlaub fahren, zog es Caroline Diel<br />

im Spätsommer 2020 in die Champagne, um<br />

dort in der Lese mitzuarbeiten. Das zeigt die<br />

pure Leidenschaft, mit der die Winzerin aus<br />

Burg Layen ihrem Handwerk nachgeht.“<br />

Reisen zur Selbstfindung<br />

Bevor Caroline im elterlichen Betrieb einstieg,<br />

drängte es sie aus dem engen Trollbachtal zunächst<br />

hinaus in die weite Welt. Nach ihrer<br />

Abiturprüfung, die sie in Kalifornien ablegte,<br />

entschied sie sich glücklicherweise, ihrer Leidenschaft<br />

zum Wein nachzugeben. Was folgte<br />

– auf ihrem Weg zur Winzerin und zurück zu<br />

ihren Wurzeln im heimatlichen Burg Layen –<br />

war eine Reise um die halbe Welt. Um zu lernen!<br />

Ihre Arbeitsstationen lesen sich wie das<br />

Who’s who einer so exquisiten wie exklusiven<br />

Weinkarte und nötigen vermutlich jedem großen<br />

Respekt ab: Château Pichon-Lalande, Robert<br />

Weil, Toni Jost, Von Winning, Romanée-<br />

Conti, Ruinart sowie Praktika in Österreich<br />

(Schloss Halbturn), Südafrika (Vergelegen) und<br />

Neuseeland (Rippon Estate). Seit ihrer Rückkehr<br />

an die Nahe (vor nun über zehn Jahren)<br />

kann Caroline also auf einen Schatz unbezahlbarer<br />

Erfahrungen zurückgreifen. Auf farbenfrohe<br />

Erinnerungen an verschiedene Kulturen,<br />

an unterschiedlichste Geschmäcker großer und<br />

kleiner Küchen dieser Welt, und auf ein immenses<br />

Wissen um die Geheimnisse großer Weine.<br />

Vielleicht erklärt dies auch, warum Caroline<br />

tatsächlich eine „Meisterin aller Klassen“ ist,<br />

den Sektausbau und Burgundersorten genauso<br />

brillant beherrscht wie trockene und fruchtsüße<br />

Rieslinge.<br />

Schlossgut Diel<br />

September 2023<br />

23


DEUTSCHLAND NAHE<br />

„Die Liste deutscher Spitzenwinzer ist relativ lang. Filterte man nach<br />

denen, die sowohl trockene als auch süße Rieslinge von Rang produzieren<br />

können, halbierte sich die Zahl der Weingüter vermutlich. Verlangte<br />

man zusätzlich Könnerschaft in weißen wie roten Burgundersorten,<br />

drittelte sich die Zahl ein weiteres Mal. Fügte man schließlich<br />

als letzten Filter noch die Fertigung von Sekten der Spitzenklasse dazu,<br />

die Zahl der Güter schrumpfte auf weniger als eine Handvoll, und das<br />

Schlossgut Diel nähme einen prominenten Platz im illustren Kreis ein.<br />

Kaum jemand – und diese Betrachtung gilt nicht nur in den Grenzen<br />

Deutschlands – tanzt so virtuos auf so vielen Hochzeiten.“<br />

– GAULT&MILLAU<br />

Diel-Weine: pure Harmonie<br />

Und ihre Leidenschaft für diese Gewächse und ihrem Zauber springt in unseren Gesprächen<br />

immer wieder wie ein Funke über, ihrer erfrischenden Begeisterung können und wollen wir uns<br />

nicht entziehen, sie macht die Besuche auf dem Schlossgut zu angenehmen Momenten voller<br />

Inspiration. „Es war für mich der größte Schritt in meinem Leben, nach all meinen Praktika in<br />

Nah und Fern zurückzukehren nach Burg Layen. Ich dachte nach meinem Studium in Geisenheim<br />

und nach meinen Erfahrungen in den vielen Betrieben, die ich gesehen hatte, ich könnte<br />

vom ersten Tag an Weine machen, wie ich sie mir vorstelle. Aber unsere Weinberge und die<br />

Natur haben mich gelehrt, dass man sich Zeit lassen und auf die Feinheiten achten muss. Jeder<br />

Weinberg, jede Parzelle »tickt« anders. Mein großes Ziel war und ist es immer wieder, die Verschiedenartigkeit<br />

und faszinierende Vielfalt der Böden, das vorherrschende Mikroklima, die<br />

Eigenheiten unseres Kellers zu erkennen, zu verstehen und in meinen Weinen widerzuspiegeln.“<br />

Und Caroline hat ihren Reben gelauscht und gut zugehört.<br />

Tatkräftig entwickelte sie einen Stil, der ihrem Idealbild<br />

entspricht. Und so ist sie, entsprechend der wichtigsten und<br />

einfachsten Erkenntnis ihrer Lehrjahre, dass große Weine zuallererst<br />

im Weinberg entstehen und Ergebnis harter Arbeit<br />

sind, meist in den spektakulären Dorsheimer Steillagen und<br />

im Keller zu finden, in Stiefel und Blaumann und selten im<br />

Kleinen Schwarzen bei repräsentativen Weinevents. Jegliche<br />

Starallüren sind ihr fremd.<br />

Zudem hat Caroline ein junges, engagiertes Team um sich<br />

geschart und arbeitet mit diesen engagierten Helfern hart<br />

an ihrem Lebensentwurf. Und damit sind wir wieder am Anfang<br />

unserer Geschichte: Caroline ist nicht nur Winzerin,<br />

sondern auch Mutter von drei süßen Kindern. „Mein Mann<br />

Sylvain hält mir den Rücken frei, sowohl bei der Arbeit in<br />

den Weinbergen, im Herbst, wenn ich nächtelang auf dem<br />

Weingut bin, als auch zu Hause; meine Kinder geben mir Tag<br />

für Tag Kraft, aber sie holen mich auch wieder ganz schnell<br />

auf den Boden zurück. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll,<br />

aber ich fühle mich angekommen… Alles macht auf einmal<br />

Sinn. Es ist einfach schön, Teil einer Tradition zu sein, sie<br />

am Leben zu halten und mitgestalten zu können.“ Wir finden,<br />

dass sich diese Harmonie auch in den Weinen Carolines<br />

widerspiegelt. Sie wirken stets ungekünstelt, ruhen in sich.<br />

Man gibt ihnen die Zeit zur Entfaltung, ehe sie das Weingut<br />

verlassen. Sie spiegeln letztlich die Seele unserer Winzerin<br />

wider. Welch größeres Kompliment könnte man einem<br />

Weingut machen?<br />

© Nady El-Tounsy<br />

24 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Schlossgut Diel<br />

„ROSÉ DE DIEL“, 2022<br />

Dieser rosarote Sommerspaß von der Nahe<br />

sollte bei keiner Gartenparty fehlen!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DNA011522 | 12,5% VOL. | 18,53 €/L | 13,90 €<br />

„Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?“,<br />

trällert es beim rosaroten Panther Paulchen, und wenn man<br />

sich in sommerlich feiernder Runde entspannt dem Genuss<br />

von Carolines rosarotem Rosé hingibt, dann ist dem<br />

schnellen Flug der Zeit Tür und Tor geöffnet. Ein Wein, der<br />

wunderbar durch laue Sommerabende begleitet und dazu<br />

einlädt, Uhr, Zeit und Termine zu vergessen. Seit Jahren ist<br />

der reinsortig gekelterte Rosé aus Spätburgunder, als solches<br />

schon eine Seltenheit der Region, ein kleines Highlight der<br />

Kollektion des Schlossguts. Seltenheitswert allein wäre aber<br />

irrelevant, wenn er nicht durch die Jahre diese stabile Qualität<br />

als perfekter Sommer- und Partywein mit Niveau liefern<br />

würde. Hinter dieser wunderbaren Frische und süffigen Eleganz<br />

steckt, wie bei den Diels nicht anders möglich, sauberes<br />

Handwerk und viel Arbeit. Die Trauben werden sorgfältig<br />

selektiv gelesen, dann teils als ganze Frucht gekeltert, teils<br />

nach einem Maischestand von rund sechs Stunden gepresst.<br />

Vergoren wird ausschließlich mit Naturhefen und der Ausbau<br />

erfolgt in Stahl und Holz. Der Aufwand hat sich gelohnt,<br />

denn der Genuss beginnt schon bei der Farbe, die zwischen<br />

poliertem Kupfer und Lachsrosa changiert. In der Nase finden<br />

sich frische Waldbeeren, ein Hauch von rotem Pfirsich,<br />

Himbeere und sehr angenehme florale Noten. Am Gaumen<br />

dann ein hervorragend süffiges, ausgewogenes Verhältnis von<br />

Fruchtsüße und Säure. Die Waldbeeren sind nun differenzierter<br />

(frisch-herbe Noten von Preiselbeeren, etwas Wacholder<br />

und Vogelbeere, dazu noch eine Spur Cassis) und tragen zu<br />

einem fruchtig-frischen Eindruck bei, der von der sehr angenehm<br />

straffen Mineralität, die sich gut mit den leicht seidigen<br />

Tanninen verträgt, noch verstärkt wird. Kulinarisch passt<br />

der rosarote Freudenspender zu allem, was auf dem Buffet des<br />

Gartengrillfestes so steht, zu Salaten, gegrilltem Fisch und<br />

Meeresfrüchten, aber auch zu Geflügel mit Zitronenpfeffer<br />

– und wenn es dann noch ein Erdbeer-Tiramisu zum Dessert<br />

gibt: umso besser! Unser Fazit, ganz im Geiste des Lieblingspanthers<br />

aus dem gleichen Farbspektrum: „Heute ist nicht aller<br />

Tage, den trink’ ich wieder, keine Frage“!<br />

Jugendlich ist der Wein in seiner Anmutung und jung will er auch<br />

getrunken werden. Trotzdem gilt: keine Hektik!<br />

Ab sofort bis 2026+.<br />

„DIEL DE DIEL“, WEISS 2022<br />

Eine Fee von einem Wein: filigran,<br />

feingliedrig und federleicht!<br />

WEISSBURGUNDER, GRAUBURGUNDER, RIESLING<br />

DNA010222 | 12% VOL. | 15,86 €/L | 11,90 €<br />

Das Schlossgut Diel an der Nahe produziert seit sieben Generationen<br />

Wein, seit 2017 ist die diplomierte Önologin<br />

Caroline Diel die Frau hinter dem Rebensaft und verleiht<br />

diesem ihre ganz eigene Handschrift. Zu den beliebtesten<br />

Weinen der Diels gehört die weiße Cuvée „Diel de Diel“ –<br />

und das nun auch schon seit gut 30 Jahren. Kreiert wurde diese<br />

gekonnte Mixtur aus Weißburgunder, Grauburgunder und<br />

Riesling im Auftrag der Lufthansa als besonderer Tropfen<br />

für die Business Class. Da passte sie wohl auch ganz hervorragend<br />

hin, aber warum nur über den Wolken dem Schönen<br />

frönen? Das geht auch ganz hervorragend mit einer gewissen<br />

Erdung, daher fand der „Diel de Diel“ recht bald seinen festen<br />

Platz im Sortiment des Weinguts. Alle Trauben bringen<br />

ihre Stärken in den Wein ein und finden dabei überaus harmonisch<br />

zueinander – niemand rangelt hier um die aromatische<br />

Vorherrschaft. Der Pinot Blanc liefert zarten Schmelz,<br />

sein grauer Bruder die elegante Würze und der Riesling eine<br />

fruchtig-vibrierende Frische. Alle Trauben stammen aus eigenen<br />

Weinbergen, werden sorgfältig gelesen und schonend<br />

gekeltert. Vergoren wird mit Naturhefen im Edelstahl und<br />

großen Holzfass. Im Glas zeigt sich der Wein in einem ätherischen<br />

Blassgelb, das Bouquet kombiniert duftig-florale Noten<br />

mit gelbem Apfel und etwas Aprikose, dazu (sehr subtil)<br />

Würznoten von Ajowan (Königskümmel) und Muskatblüte.<br />

Am Gaumen ist der Wein von einer fast schon irritierenden<br />

Zartheit, sämtliche Aromen sind präsent, aber in einer fast<br />

rücksichtsvollen Art zurückhaltend, so als wolle sich keines<br />

aktiv in den Vordergrund spielen. Diese frisch-filigrane Aromenharmonie<br />

ist etwas ganz Besonderes (und Zurückhaltung<br />

eine Zier!), herrlich feinsinnig und grazil. Geschmacklich<br />

bleibt alles in eher gelben Sphären, neben der schon erwähnten<br />

Aprikose und dem immer präsenten Apfel noch Ananas<br />

und gelbe Pflaume. Die grauburgundische Würze gibt dem<br />

Wein eine sanfte Erhabenheit. Dazu der leichte und duftige<br />

Schmelz … Eine Fee von einem Wein! – so leicht und schwebend,<br />

dazu saftig und animierend frisch. Das passt wunderbar<br />

als Apéritif (und einen ganzen Abend lang!) sowie zu<br />

leichten Fisch- und Geflügelgerichten.<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

September 2023<br />

25


DEUTSCHLAND NAHE<br />

„NAHESTEINER“ GRAUBURGUNDER, 2022<br />

Ein blitzsauberer Grauburgunder für alle Fälle<br />

GRAUBURGUNDER<br />

DNA011322 | 12,5% VOL. | 18,00 €/L | 13,50 €<br />

Seit 2017 ist Caroline Diel die Chefin des Traditionsweinguts Diel und seitdem heimst sie<br />

dafür auch vollkommen zu Recht entsprechende Auszeichnungen als „Winzerin des Jahres“<br />

ein. Diesen Titel bekam sie 2019 von der FAZ, 2020 vom Falstaff, 2021 auf dem Fine Food<br />

Days Festival in Köln und zuletzt 2022 von den Juroren des Fachmagazins Vinum. So eine Serie<br />

in Sachen Lobpreis kommt nicht von ungefähr, sondern nur aufgrund eines entsprechend<br />

makellosen und vielseitigen Portfolios, das nur entstehen kann, wenn Handwerk, Know-how<br />

und Fingerspitzengefühl zusammenkommen. Und genau diese Fähigkeiten scheinen bei allen<br />

Weinen von der Burg Layen durch, nicht etwa nur bei den tatsächlich fabelhaften Rieslingen,<br />

die auf 60 % der 25 Hektar des Weinguts gepflanzt sind, sondern auch und gerade bei den<br />

Burgundersorten. Beeindruckend ist, dass hier auch die Basisweine mit einer herausragenden<br />

Qualität in die Flasche kommen. Der „Nahesteiner“ Grauburgunder ist keine Ausnahme. In<br />

sorgfältiger Handlese werden die Trauben auf ihre Qualität hin kontrolliert, schonend und<br />

ohne den Einsatz von Zuchthefen verarbeitet. Neben Edelstahl kommen auch Fässer aus heimischer<br />

Eiche zum Einsatz – Terroir durch und durch, selbst beim Holz!<br />

Der Gutswein glänzt im blassen Heugelb mit zart grünlichen Reflexen im Glas, duftet nach<br />

dem ersten Schwenken – der Nahesteiner will Luft und braucht etwas Zeit, um richtig in<br />

die Gänge zu kommen – grünem Apfel, Stachelbeeren und Aprikosen, offenbart dabei auch<br />

sehr gefällige Würznoten, dazu auch eine leicht cremige Eleganz mit Nuancen von Heu<br />

und einer leichten Kieseligkeit. Am Gaumen überzeugt er mit einer frischen und griffigen<br />

Säure, der grüne Apfel bleibt und bekommt Gesellschaft von Papaya (ja, der grünen) und<br />

Honigmelone, dazu noch etwas weißer Holunder. Alle Aromen finden präzise und klar und<br />

gleichzeitig wohl balanciert und nicht überbordend zueinander, harmonisch und angenehm<br />

dezent. Das ist kein lauter Wein, sondern ein eleganter Allrounder mit Understatement, der<br />

als entspannter Apéro genauso gut funktioniert wie als unkomplizierter Feierabendwein und<br />

anpassungsfähiger Speisenbegleiter.<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

26 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


RIESLING „VOM ROTEN SCHIEFER“ TROCKEN, 2022<br />

Ein spannender Ritt durch die vielfältigen Diel-Terroirs!<br />

Schlossgut Diel<br />

RIESLING<br />

DNA013222 | 12% VOL. | 15,86 €/L | 11,90 €<br />

DNA013222-P | 10 +2 FL. GRATIS | 13,22 €/L | STATT 142,80 € NUR 119,00 €<br />

Exklusiv für Pinard de Picard entwirft Caroline Diel diese wunderbare Lagen-Cuvée im Range<br />

eines Gutsweins und liefert ein perfektes Anschauungs- und Genussobjekt ihres Weinstils, ihrer<br />

(pardon) „Dielosophie“. Im Mittelpunkt immer das Bestreben, den Böden der Region einen perfekten<br />

Ausdruck zu verleihen und charakterstarke Weine mit Frucht und Mineralik zu erschaffen.<br />

Für diese Rieslinge-Lagen-Cuvée stammt der größte Schwung der Trauben von jüngeren<br />

Reben aus der als „Großes Gewächs“ klassifizierten Schlossberg-Lage. Der Boden dort ist stark<br />

von verwittertem roten Schiefer geprägt, der duftig-fruchtige und mineralische Rieslinge mit<br />

Würze und Charakter liefert – da sich dies auch genauso in „unserem“ Gutswein wiederfindet<br />

wurde der Boden der Lagen auch namensgebend. Dazu kommt dann noch Rebmaterial aus den<br />

Dorsheimer Lagen (Pittermännchen, Goldloch und Burgberg) und ein Teil aus der Grauschieferreichen<br />

Hölle, die ihrerseits eine Spur elegant-frische Mineralik beisteuert. Insgesamt also eine<br />

spannende „Tour de Terroir “durch die unterschiedlichen Böden der Diel’schen Weingärten und<br />

eine Meisterleistung an Assemblage-Handwerk mit ganz viel Feingefühl und Gespür. „Klima<br />

und Böden unserer Region liefern animierende Frische, feine Frucht und sehr langlebige Weine.“,<br />

sagt Caroline Diel und beweist das perfekt mit diesem Riesling. Im Glas zeigt sich der<br />

Wein in einem hellen Weißgold mit Reflexen in Chartreuse-Grün, in der Nase beginnt es<br />

verhalten zitrisch, wird mit etwas Luft dann aber überaus duftig und bekommt Noten von<br />

Aprikose und gelbem Apfel und einer feinwürzigen Mineralik. Am Gaumen dann zunächst<br />

eine rassige, aber überaus animierende Säure, die dann von Schluck zu Schluck eleganter und<br />

weicher und als sehr trinkige Fruchtfrische wahrgenommen wird. An Aromen gesellen sich<br />

noch Passionsfrucht, Pfirsich und ein zarter Hauch Amalfi-Zitrone dazu, außerdem ein leichter<br />

Anflug von Phenolik. Das Spiel der Fruchtaromen ist überaus lebendig und die verschiedenen<br />

Geschmackseindrücke scheinen im Mund munter hin und her zu hüpfen ohne dabei aber anstrengend<br />

und nervend zu werden. Der Spaß an der Frucht hat als geschmacklichen Gegenpart<br />

eine wunderbar präzise und doch vielschichtige Mineralität: Der Rotschieferboden bringt eine<br />

ganz leicht an Feuerstein erinnernde Würze in den Wein und die Dreingabe aus der Hölle vermittelt<br />

eine kühle, „kieselige“ Frische. Auch der diesjährige „vom roten Schiefer“ ist wieder ein<br />

sensationeller Lagenquerschnitt des Diel-Repertoirs – und das zu einem phänomenalen Preis!<br />

EXKLUSIV BEI PINARD DE PICARD!<br />

Ab sofort bis 2033+.<br />

„DIEL-PROBIERPAKET“<br />

DNA019922-P | 19,55 €/L | STATT 95,70 € NUR 88,00 €<br />

Stephan Reinhardt, der seinem „Entzücken“ in der FAS freien<br />

Lauf ließ, schreibt: „Caroline Diel kann schlichtweg alles, und<br />

das ziemlich gut“. Davon können auch Sie sich mit unserem<br />

Probierpaket zum attraktiven Schnupperpreis überzeugen!<br />

Sie erhalten je 1 Flasche<br />

· „Rosé de Diel“, 2022<br />

· „Diel de Diel“, weiß 2022<br />

· „Nahesteiner“ Grauburgunder, 2022<br />

· Riesling „vom roten Schiefer“ trocken, 2022<br />

· „Eierfels“ Riesling trocken, 2022<br />

· „Noir de Diel“, rot 2019<br />

September 2023<br />

27


DEUTSCHLAND NAHE<br />

„EIERFELS“ RIESLING TROCKEN, 2022<br />

Zweitwein der Grand Crus – schmeckt erstklassig!<br />

RIESLING<br />

DNA011022 | 12% VOL. | 30,00 €/L | 22,50 €<br />

Ein Gesteinskopf, der wie ein aus dem Felsen geschlüpftes Ei ausschaut, trennt die beiden<br />

Paradelagen Goldloch und Burgberg. Diese markante Stelle im Felsmassiv diente Armin Diel<br />

als namensgebende Inspiration für den Eierfels, einen Riesling, der Sie niemals enttäuschen<br />

wird! Denn obwohl als Ortswein klassifiziert, steht Eierfels für eine Selektion aus bewussten<br />

GG-Lagen. Es handelt sich um einen Teil ihrer ursprünglich für die Großen Gewächse vorgesehenen<br />

Fässer, der separat abgefüllt wird, gewissermaßen als Zweitwein der Grands Crus,<br />

um deren Qualitäten bis zum Äußersten ausreizen zu können. Quarzit und Kieselgestein<br />

prägen diesen Topwein von 30- bis 60-jährigen Reben.<br />

Eine Handvoll Winzer hat es geschafft, mit Rieslingen, die nominell unter den Großen Gewächsen<br />

rangieren und deren Traubenmaterial ausschließlich aus potenziellen GG-Lagen<br />

stammt, eine neue Linie bärenstarker Weine zu etablieren. Für uns sind das „Kleine Große<br />

Gewächse“, die uns mit ihrer Brillanz, ihrem Niveau begeistern. Weine wie Emrich-Schönlebers<br />

Halgans, die Terroir-Linie der Familie Rebholz, Tim Fröhlichs „Schiefergestein“ bzw.<br />

„Vulkangestein“ und Kellers „Von der Fels“ seien hier stellvertretend genannt. Und dann ist da<br />

natürlich Caroline Diels perfekt assemblierte Lagencuvée „Eierfels“ – ein Evergreen und einer<br />

der stärksten Weine von Diel. Denn der „Eierfels“ enttäuscht nie!<br />

2022: Für den diesjährigen Riesling liegt der jeweilige Anteil der Lagen bei rund 50 %. Interessant<br />

ist aber, wie Caroline notiert, dass „der Burgberg mit seiner Würzigkeit präsenter ist.<br />

Im letzten Jahr hat das Goldloch mehr durchgeschlagen.“ Das ist insofern zusätzlich interessant,<br />

da man annehmen könnte, dass in einem wärmeren Jahrgang das exotischere Goldloch<br />

präsenter sei als der eher kühle und langsam reifende Nachbarsberg. Aus dem Glas steigt ein<br />

subtiler Duft nach Pfirsichhaut, Aprikose und etwas Boskoop, das Bouquet ist eher mild, ruht<br />

in sich. Dafür ist das Geschehen am Gaumen umso dynamischer, hier gleicht der Riesling<br />

einem Pfeil, geprägt von einer zitrischen Ader und einer angenehm würzige und mineralische<br />

Note, die von der trockenen Vergärung herrührt. „Ich war selbst überrascht von den guten<br />

Säurewerten der 2022er“, so Caroline. Der „Eierfels“ ist gewiss einer der schönsten Rieslinge<br />

seiner Preisklasse, seine Brillanz ist dieses Jahr schlicht phänomenal. Ganz klar: ein trockener<br />

Riesling von sehr großem Format und mit einem Preisetikett, das pures Understatement ist.<br />

Dieser Riesling ist wie ein Großes Gewächs zu behandeln, zeigt aber bereits früher seine volle Stärke.<br />

Geben Sie ihm trotzdem Luft und Zeit im Glas oder lassen sie ihn zwei Jahre reifen, dann beweist er<br />

sicherlich bis etwa 2035 seine ganze Qualität.<br />

© Nady El-Tounsy<br />

28 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


GOLDLOCH RIESLING<br />

GROSSES GEWÄCHS, 2022<br />

Dorsheimer Paradelage: Feuerstein pur<br />

und ein Hauch Frucht<br />

Schlossgut Diel<br />

RIESLING<br />

DNA010122 | 12,5% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 €<br />

DNA010122-M | MAGNUM | 12,5% VOL. | 54,00 €/L | 81,00 €<br />

© Dieth+Schröder<br />

Rund fünf Hektar Rebfläche besitzen die Diels in der Dorsheimer<br />

Paradelage. Damit ist die Familie bei weitem der<br />

größte Besitzer in dieser legendären Steillage, in der nach alten<br />

Überlieferungen im 17. Jahrhundert nach Gold gegraben<br />

worden sein soll. Eine andere Deutung des Namens kommt<br />

aus dem Volksmund und besagt, dass früher die Winzer mit<br />

ihren Weinen aus dieser Spitzenlage viel Gold verdient hätten.<br />

(So erzielten Spätlesen aus dieser großartigen Lage vor<br />

100 Jahren höhere Preise als die zu Recht gerühmten Gewächse<br />

von Château Latour!) Wie auch immer der Name<br />

entstanden sein mag, es ist der von einer dünnen Lehmauflage<br />

und Kieselsteinen bedeckte Urgesteinsboden auf felsigen<br />

Konglomeraten, der dem Wein seine immense Kraft, seine<br />

hohe Eleganz und formidable Tiefe zugleich verschwenderisch<br />

schenkt. Seine Beliebtheit verdankt das Goldloch auch<br />

dem Umstand, dass es von den drei Großen Gewächsen des<br />

Hauses stets in der Jugend schon eine gewisse Fruchtphase<br />

besitzt und sich am zugänglichsten präsentiert. Es verhält<br />

sich wie mit dem Dellchen bei Dönnhoffs oder dem Frühlingsplätzchen<br />

bei Emrich-Schönleber.<br />

Mit der 2022er-Kollektion sind Caroline Diel drei ungemein präzise Rieslinge gelungen, die<br />

sich allesamt knochentrocken präsentieren (alle Weine liegen bei unter 1,5g Rz/l!). Das trifft<br />

sich hervorragend, war der Sommer doch eher trockener, sorgte ohnehin für aromatisches<br />

Lesegut. Die konsequente Vergärung, die sich hier sehr rasch vollzog, sorgt für echte Langstreckenläufer,<br />

die das Terroir zur Geltung bringen. Diese konsequente Ausbauweise beobachten<br />

wir ungefähr seit dem Jahrgang 2020 und nehmen sie als eine der vielen, ganz typisch<br />

für Caroline, behutsamen und durchdachten Evolutionsstufen wahr. Immer mehr reift in ihr<br />

auch die Erkenntnis, dass ihre Weine vom noch längeren Ausbau und Flaschenreife profitieren.<br />

Eine Tatsache, die ihr Großes Gewächs vom Burgberg zeigt, der stets ein Jahr später<br />

erscheint. Wir sind gespannt, was wir hier in den nächsten Jahren berichten werden!<br />

Doch nun zum Goldloch, denn das hat alle Aufmerksamkeit verdient: Der Riesling zeigt sich<br />

nämlich für 2022 ungewöhnlich pur statt exotisch. Im Bouquet haben wir nicht zu reife Ananas,<br />

etwas Nektarine und ansonsten eher eine zart flintige Note, die aber keine Reduktion zeigt<br />

oder andere stilistische Moden. Wir sind hier ganz klar beim Riesling und der Nahe. Das<br />

spürt man auch am Gaumen, wo der Wein seidig über die Zunge gleitet, eine Intensität<br />

besitzt, die von reifem Lesegut herrührt, aber dank der trockenen Ausbauweise auch eine<br />

angenehm strenge Note aufweist ohne zu schwer auszufallen (12,5 Vol.-%). Hier lugt weißer<br />

Pfirsich hervor, hier hat man Aromatik am Gaumen, aber stets von der mineralischen Seite<br />

des Rieslings im Zaum gehalten. Die Säure ist präsent aber nicht „à part“, wirkt dicht verwoben<br />

im extraktreichen Riesling, dessen Intensität am Gaumen wie Sonnenstrahlen auf<br />

Silber reflektiert und intensiv strahlt. Da kommt gute Stimmung auf und jeder, der eher pure<br />

Rieslinge schätzt, aber eben auch Kraft und Komplexität bei einem Großen Gewächs erwartet,<br />

dürfte hierüber hocherfreut sein! Das Goldloch bietet einen wunderbar kraftvollen und<br />

nachhaltigen Typ Riesling, dessen Fruchtintensität (ohne jede Fruchtsüße!) als exemplarisch<br />

für die Generosität der Lage bezeichnet werden kann.<br />

Zu genießen ab sofort bis 2040.<br />

September 2023<br />

29


DEUTSCHLAND NAHE<br />

PITTERMÄNNCHEN RIESLING GROSSES GEWÄCHS, 2022<br />

Hier rockt der Schiefer!<br />

RIESLING<br />

DNA010622 | 12% VOL. | 57,33 €/L | 43,00 €<br />

DNA010622-M | MAGNUM | 12% VOL. | 60,66 €/L | 91,00 €<br />

„Es gibt nur wenige Weingüter mit so unterschiedlichen Böden über nur einen Kilometer<br />

Distanz. Ein Geschenk der Natur!“, fasst Carolines Mann, Sylvain Taurisson-Diel, ein wesentliches<br />

Alleinstellungsmerkmal des Schlossguts zusammen. In der Tat: Die Spitzen- Lagen<br />

im Weingut Diel erstrecken sich entlang eines Seitentals der Nahe über eine lange Kette<br />

unterschiedlicher Weinhänge. Von Westen nach Osten reihen sich der Schlossberg, das Pittermännchen,<br />

Goldloch und der Burgberg aneinander. Das „Pittermännchen“ macht hierbei<br />

den kleinsten Anteil aus. Nur rund einen Hektar besitzen die Diels hier. Und doch spielt<br />

diese Lage – trocken wie süß – eine elementare Rolle im Lagenportfolio. Dieses sprichwörtliche<br />

Kleinod in der Kollektion von Caroline Diel zeigt eine verspielt tänzelnde und moselanisch<br />

anmutende Seite des Riesling auf. Die Bezeichnung der Lage geht zurück auf das 16.<br />

Jahrhundert, als ein „Pittermännchen“ eine kleine Silbermünze war. Diese steile Südlage hat<br />

einen sehr hohen Anteil an Schiefer, was den feinrassigen Weinunikaten eine erfrischende<br />

mineralische Feuerstein-Note verleiht.<br />

Uns überzeugt wie Caroline hier in einem warmen Jahrgang wie 2022 mit 12 Vol.-% und der<br />

konsequent trockenen Vergärung einen filigranen Riesling eingefahren hat, der eben doch<br />

die Intensität und Dramaturgie eines Großen Gewächses einfängt. Eine strenge Selektion<br />

im Weinberg hat die Grundqualität für dieses einzigartige Große Gewächs gesichert. Nach<br />

einem sehr warmen August haben kürzere Regenschauer im Herbst die Situation maßgeblich<br />

entspannt, die gewiss gekippt wäre, wenn Caroline, Sylvain und ihr Team nicht Mitte<br />

Oktober mit der Lese bereits abgeschlossen hätten. Denn hier setzte dann Regen ein, der die<br />

Mostgewichte verwässert hätte und auch für Pilzdruck sorgte. Im Weinberg wurde bereits<br />

übers Jahr Vorarbeit geleistet, Einsaaten sorgen für partielle Weinbergsbegrünung, vermehrt<br />

setzt man auch auf Getreide, weil dies zwischen den Rebzeilen für natürliche Abdeckung<br />

sorgt, aber auch weniger Wasser für sich beansprucht.<br />

Liebhaber mineralischer Rieslinge mit moselanischer Finesse und Eleganz, die nicht unbedingt<br />

barocke Gewächse oder Pfälzer Schmusekätzchen zu ihren Favoriten zählen, werden mit<br />

diesem fokussierten Wein, der eindrucksvoll demonstriert, wie sensationell gut auch extrem<br />

trockene Rieslinge von Schieferböden schmecken können, eine große Freude haben. Allein<br />

der Duft, eine Ansammlung von warmem Schiefer, etwas Steinfrucht (allen voran Aprikosen)<br />

sowie ein Hauch Limettenschale – herrlich! Am Gaumen sind alle Regler in Richtung „high<br />

voltage“ gedreht: Die Spannung des „Pittermännchens“ ist<br />

enorm! Auch hier trägt gerade die Grundreife des Jahrgangs<br />

zum Tiefgang des Rieslings bei ohne ins Exotische abzudriften,<br />

da hier kein Gramm Fruchtzucker bei der Vergärung<br />

übergeblieben ist. Das macht den Wein engmaschig, zieht<br />

ihn mehr in die Länge, wo er mit weißen Johannisbeeren<br />

und Zitrusabrieb aushallt. Ein tänzelnder Wein, der auf eindrucksvolle<br />

Art zeigt, welch Dynamik die Liaison zwischen<br />

Schiefer und Riesling ergeben kann.<br />

Das Große Gewächs vom Pittermännchen ist bereits nach 2–3<br />

Jahren Flaschenreife ein Hochgenuss, besitzt allerdings bei guter<br />

Lagerung Potenzial für zwei Dekaden.<br />

© Dieth+Schröder<br />

30 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


BURGBERG RIESLING GROSSES GEWÄCHS, 2021<br />

Riesling aus einer kleinen 1,8-Hektar-Lage und groß gedacht<br />

Schlossgut Diel<br />

RIESLING<br />

DNA010421 | 12% VOL. | 69,33 €/L | 52,00 €<br />

DNA010421-M | MAGNUM | 12% VOL. | 72,66 €/L | 109,00 €<br />

Wie sehr ein längerer Ausbau auf der Feinhefe einen Wein verändert, lässt sich, ganz exemplarisch,<br />

am Großen Gewächs von Caroline Diels Burgberg festellen. Wir sind hier nicht beim<br />

Jahrgang 2022, oh nein, der schlummert noch im Fass. 2021 ist aktuell! Sein verlängertes Hefelager<br />

nützt dem Wein ungemein. „Burgberg braucht einfach immer etwas mehr Zeit.“ so fasst<br />

es Caroline prägnant zusammen. Und die gibt man ihm hier. Diese Geduld muss man erst<br />

einmal haben. Doch Caroline ist fest überzeugt, dass ihr Burgberg stark vom längeren Ausbau<br />

profitiert. Er kommt somit mit 20 Monaten auf der Hefe und ein Jahr später auf den Markt<br />

als die anderen Großen Gewächse.<br />

Einige Weine benötigen einfach mehr Zeit (wir kennen dies schon von Klaus Peter Kellers<br />

„AbtsE“, die ebenfalls ein halbes Jahr später als die anderen Großen Gewächse erscheint oder<br />

von Kühling-Gillots Rothenberg). Wie froh sind wir darüber, dass einige Winzer bei ihren<br />

Spitzenweinen keinerlei Kompromisse eingehen und ihnen die geforderte Sonderbehandlung<br />

zugestehen! Denn ohnehin sind sie für die lange Strecke ausgelegt.<br />

Der Lagencharakter des Burgbergs (eine angenehme In-sich-Gekehrtheit) ist hier nachhaltig<br />

ausgeprägt, scheint den Weins deutlich stärker zu beeinflussen als der Jahrgang. In Verbindung<br />

mit dem langen Ausbau auf der Hefe gerät der Burgberg nochmals komplexer und besitzt<br />

eine absolut fabelhafte Stimmigkeit. 2021, ein Jahrgang, den wir zumindest im Kontext<br />

der letzten Jahre eher als klassisch einstufen würden, intensiviert die Lagentypizität unserer<br />

Meinung nochmals. Dieser Riesling bringt bei 12 Vol.- % und einem knochentrockenen Ausbau<br />

eine Aromenwelt hervor, die sich völlig von den beiden anderen Großen Gewächsen,<br />

Goldberg und Pittermännchen, abhebt. Es duftet hier frisch und kühl aus dem Glas, weiße<br />

Johannesbeere, Minze und Cassis statt Steinobst. Auch verspricht dieser Wein bereits im<br />

Bouquet mehr, zeigt sich feiner ausdefiniert. Was ein Jahr für Unterschiede zu Tage fördern<br />

kann! Am Gaumen erfrischt dieser drahtige Riesling, die Aromen, die wir beim Riechen<br />

wahrnahmen, zeigen sich auch wieder am Gaumen und verschmelzen den Eindruck zu einem<br />

stimmigen Gesamtbild. Wie Limettensaft über Minze gegossen – in einer Intensität, die magisch<br />

ist! Uns erinnert der 2021er Burgberg in seiner Aromenwelt durchaus auch an die Rieslinge<br />

von Nahe-Nachbar Tim Fröhlich, nur ohne die Spontangärungs- und Reduktionsnoten,<br />

über die sich Liebhaber wie Kritiker alljährlich intensiv austauschen. Alles wirkt hier wie aus<br />

einem Guss. Der Fassausbau gibt dem Wein seine innere Ruhe, ohne ihn durch ein kräftigeres<br />

Volumen zu prägen.<br />

Der Trick: Bis in den Herbst 2022 lag der Wein im Stückfass auf der Vollhefe, danach bis in<br />

den Sommer 2022 im Stahltank auf der Feinhefe. „Ich will bewusst mit dem längeren Hefelager<br />

nicht ins Fette gehen, sondern die Finesse bewahren. Deshalb wandert er im zweiten Jahr<br />

in den Edelstahltank. Er soll von der Hefe und der Zeit profitieren, aber nicht zu viel Luft<br />

durchs Holz bekommen“, erklärt Caroline.<br />

PS: Erst seit Mitte der 1990er-Jahre besitzt das Schlossgut Diel 1,8 Hektar im extrem steilen<br />

Burgberg und damit exakt die Hälfte dieser mikroklimatisch einzigartigen Hanglage, die,<br />

wie ein Amphitheater, nach beiden Seiten von den kalten Hunsrückwinden geschützt, im<br />

engsten, fast schroff wirkenden Teil des Tales zu finden ist. Der Name entstand in Anlehnung<br />

an die Burg Layen und unterstreicht die Besonderheit seines einzigartigen Terroirs. Der mit<br />

einer großen Menge an Quarzitsteinen durchsetzte tiefgründige Lehmboden über nacktem<br />

Fels bietet exzellente Voraussetzungen für die Erzeugung hochfeiner, rassiger und mineralischer<br />

Rieslinge mit großem Alterungspotential. Eines der Must-haves von der Nahe und<br />

definitiv das Flaggschiff des Schlossguts Diel!<br />

Zu genießen ist dieser grandiose Wein dank seiner späteren Freigabe ab sofort, ganz groß wird er wohl<br />

ab 2028 bis 2045+.<br />

September 2023<br />

31


© Nady El-Tounsy<br />

DEUTSCHLAND NAHE<br />

32 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Schlossgut Diel<br />

DORSHEIM GOLDLOCH<br />

RIESLING KABINETT, 2022<br />

„Die Saftigkeit des Goldlochs im Glas.“<br />

– Caroline Diel<br />

RIESLING<br />

DNA013022 | 8% VOL. | 24,66 €/L | 18,50 €<br />

Das Dorsheimer Goldloch, gibt sich bereits bei unserer Anfahrt<br />

zum Weingut von der Landstraße aus durch die auf<br />

die Steinmauer goldenen bemalten Lettern zu erkennen. Es<br />

handelt sich um eine Steillage mit 45- bis 55%igem Gefälle.<br />

Die Rieslingreben wurzeln hier in kieshaltige Urgesteinsböden<br />

aus der Permzeit. Die terrassierten Anlagen sind für<br />

fruchtsüßen wie trocken vergorenen Riesling gleichermaßen<br />

prädestiniert. Überwiegend im Stückfass ausgebaut, wurde<br />

daraus ein fruchtintensiver und verspielter Riesling, der dem<br />

in den letzten Jahren zunehmend beliebter werdendem Prädikat<br />

voll und ganz gerecht wird. Pittermännchen-Liebhaber<br />

müssen sich leider gedulden, denn die nur rund einen Hektar<br />

große Rebfläche lieferte 2022 leider nicht ausreichend Lesegut<br />

für den Kabinett, der eben gar nicht mehr so leicht zu<br />

vinifizieren ist, das die Trauben nicht zu hohe Mostgewichte<br />

aufweisen dürfen, allerdings auch eine gewisse Grundreife<br />

besitzen müssen.<br />

Im Goldloch waren die Bedingungen allerdings perfekt!<br />

Carolines Kabinett duftet bereits komplex nach allerlei Steinobst<br />

und zeigt eine feine Feuersteinnote, die ganz typisch<br />

ist für Riesling aus dieser Lage. Am Gaumen haben wir einen<br />

aromenintensiven Wein, der aber nicht kraftvoll, sondern<br />

viel mehr verspielt über die Zunge fließt. Die Säurestruktur<br />

zeigt sich vibrierend, die zarte Fruchtsüße pendelt sie wiederum<br />

aus, sodass selbst dem seriösesten Weintrinker ein reflexartige<br />

Lächeln über die Lippen gezaubert wird – man kann<br />

sich so einem Wein einfach nicht entziehen! Die „Saftigkeit<br />

des Goldlochs“ (ein Merkmal, das, so Caroline Diel, geradezu<br />

konstituierend sei) kommt hier bestens zur Geltung.<br />

Dazu trägt auch das seidige Mundgefühl bei und der mineralische<br />

Nachhall, der den Kabinett auch im ganz jugendlichen<br />

Stadium zu einem hochkomplexen Gesamtkonstrukt veredelt.<br />

„Eins a“ Winzerhandwerk und natürlich auch ein wenig<br />

ein Glücksfall der Natur – das Goldloch war 2022 bei<br />

Diel einfach die Lage für perfekten Kabinett!<br />

PINOT GRIS „RÉSERVE“, 2018<br />

„Grauburgunder ist eine Rebsorte mit großem<br />

Strukturpotenzial“ – Caroline Diel<br />

GRAUBURGUNDER<br />

DNA012018 | 14% VOL. | 34,66 €/L | 26,00 €<br />

Caroline Diel weiß den Grauburgunder sehr zu schätzen.<br />

Wenn Sie eine „Réserve“-Qualität ausbaut, möchte sie auch<br />

bewusst die Vorzüge der Rebsorte ausbauen, anstatt ihm<br />

einem Weißburgunder anzugleichen, wie dies manchmal<br />

praktiziert wird. Weil die Rebsorte für sie eher über Struktur<br />

als über Aromatik zu definieren ist, liest sie für die Spitzenqualität<br />

bewusst die aromatisch reifen Trauben, die dann auch<br />

gerne mal etwas lilafarbener ausfallen. Dies erklärt zudem,<br />

warum dieser Wein nie blassgelb sondern immer mit etwas höherem<br />

Farbton ausfällt. Die „Réserve“ von 2018 lag tatsächlich<br />

bis zum Herbst 2022 im Fass. Für Caroline benötigen große<br />

Weine ihre Zeit und die gibt sie ihnen. Jetzt, nach rund vier<br />

Jahren zeigt sich der Pinot Gris ungemein ausbalanciert. Er<br />

ist im Fass nicht gealtert, sondern hat an Komplexität und<br />

Reifepotenzial zugenommen (die Spanier perfektionieren<br />

diese Erkenntnis mit ihren Gran Reservas in der Rioja!),<br />

sodass er jetzt erst am Anfang seines Potenzials steht, nur<br />

eben ungemein komplex und zugänglich ausfällt. Das intensiv<br />

goldene Glas offenbart die Wucht des 2018er-Jahrgangs:<br />

Hefe, feine Würze, ein Hauch Ingwer und Winterapfel. Es<br />

ist ein volles und ausladendes Bouquet, allerdings frei von<br />

röstigen Noten neuer Barriques, Denn ausgebaut wurde dieser<br />

Wein im traditionellen Stückfass.<br />

Der Gaumen wirkt ungemein satt und cremig. Die Frucht, sie<br />

erinnert gar an reiferen Riesling mit ihren Quitten-, Apfelund<br />

Birnennoten, ist exzellent verwoben im seidigen Gewand<br />

dieses Grauburgunders. Das hat Kraft und Körper, wirkt aber<br />

nie zu üppig. Er stammt im Übrigen von einem Plateau oberhalb<br />

der Großen Gewächs-Lage des Goldlochs. Die windoffene,<br />

sehr kiesige Lage strotzt vor alten Reben, die noch<br />

Carolines Großvater gepflanzt hat. Ein Wein, der höchst<br />

aufregend und überzeugend ist in seiner Konsequenz und<br />

sahnige Fischgerichte, Geflügel und Kalbsfleisch mit Pilzen<br />

bestens begleitet.<br />

Zu genießen ist die Reserve-Version ab sofort bis ca. 2030.<br />

Ab sofort uns bis 2040+.<br />

September 2023<br />

33


DEUTSCHLAND NAHE<br />

PINOT BLANC „RÉSERVE“, 2019<br />

Des Vaters ganzer Stolz: so burgundisch kann die Nahe sein!<br />

PINOT BLANC<br />

DNA013419 | 12,5% VOL. | 34,66 €/L | 26,00 €<br />

Dass wir uns über diese saftige, elegante „Réserve“ freuen dürfen, ist nicht zuletzt dem umtriebigen<br />

Armin Diel zu verdanken: Als der Quereinsteiger einst 1987 das elterliche Schlossgut<br />

übernahm, war der Weißburgunder hierzulande noch beinahe ausschließlich ein gutes<br />

Stück weiter südlich beheimatet – auf Höhe des Elsass in der Südpfalz oder in Baden etwa, wo<br />

daraus noch immer gehaltvolle, bisweilen gar opulente Weine gekeltert werden. Das kühlere<br />

Anbaugebiet Nahe galt dagegen als prädestiniert für mineralische, fruchtig-filigrane Rieslinge.<br />

Diel, ein auch in der Spitzengastronomie geschulter Gaumen, hatte den Weißburgunder<br />

als vorzüglichen Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten, zu hellem Geflügel und Kalbfleisch<br />

kennen und schätzen gelernt und etablierte die Sorte daher kurzerhand auch auf den eigenen<br />

Rebflächen. Kräftige, trockene Böden waren vorhanden, wärmeres Klima kam über die Jahre<br />

hinzu. Was seine Tochter, die begnadete Ausnahme-Winzerin Caroline Diel, heute daraus<br />

macht, nötigte dem Vater 2019 - dem Jahrgang dieser Réserve - höchsten Respekt ab. „Unsere<br />

Weine waren nie besser als heute!“, verkündete er rundum sorglos bei seinem Ausscheiden<br />

aus dem Weingut und übergab die Verantwortung an die nächste Generation. Wer diesen<br />

vollmundigen, ausgewogenen, komplexen und subtilen Pinot Blanc genießt, wird dem stolzen<br />

Vater beipflichten. Nach der Handlese (selektiv und in mehreren Durchgängen) wurden die<br />

Trauben nach einigen Stunden auf der Maische behutsam gekeltert.<br />

Hellgolden im Glas, duftet die Réserve nun verschwenderisch nach Aprikosen, reifen Birnen<br />

sowie einem Hauch von Holunder. Vergoren und ausgebaut wurde sie sowohl in großen<br />

heimischen Eichenfässern als auch in kleineren französischen Eichen-pièces. Dadurch sind<br />

nussige, buttrige Noten und feine Röstaromen hinzugekommen, die am Gaumen wiederkehren<br />

und sich dort mit kräutrigvegetabilen<br />

Elementen vermischen.<br />

Ein mittelkräftiger,<br />

angenehm fülliger, nicht zu<br />

schwerer Weißburgunder mit<br />

zartem Schmelz, einer Spur<br />

von Holzrauch und einem<br />

faszinierend ausgeprägten<br />

wie anregend persistenten<br />

mineralischen Nachhall.<br />

Ab sofort und bis 2029.<br />

© Nady El-Tounsy<br />

34 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„Caroline Diel hatte während ihres<br />

Geisenheim-Studiums unter anderem<br />

Praktika bei Ruinart in Reims und bei<br />

Romanée-Conti absolviert und<br />

anschließend auch in Österreich,<br />

Südafrika und Neuseeland gearbeitet.“<br />

Schlossgut Diel<br />

– EICHELMANN DEUTSCHLANDS WEINE 2023<br />

„NOIR DE DIEL“, 2019<br />

Hervorragende Pinot-Noir-Cuvée (nicht nur) für Spätburgunder-Skeptiker!<br />

SPÄTBURGUNDER, DORNFELDER<br />

DNA011119 | 13% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

In dieser überaus charmanten Cuvée von Caroline Diel finden eine uralte und eine recht<br />

neue Traubensorte ungemein harmonisch zusammen. Den „uralten“ Part übernimmt der<br />

Pinot Noir, dessen Ursprung von Ampelographen auch durch gründliche Gen-Analysen<br />

(sie war die erste Sorte, deren Genom 2007 vollständig sequenziert wurde) nicht genau bestimmt<br />

werden konnte – es wird aber vermutet, dass es sie schon seit 2000 Jahren gibt. Seit<br />

die Pinot-Noir-Traube professionell kultiviert wird, umweht sie die Aura einer schwierigen<br />

Diva, die zwar fantastische und einzigartige Weine hervorzubringen vermag, aber eben in der<br />

Handhabung schwierig ist. Durch ihre dünnhäutige Beerenschale ist sie besonders hege- und<br />

pflegebedürftig, und ihre Anforderungen an Lage und Boden sind hoch. So gesehen ist der<br />

Dornfelder der perfekte Antagonist. Er entstand 1955 an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt<br />

für Wein- und Obstbau in Weinsberg als Kreuzung aus den Sorten Helfensteiner und<br />

Heroldrebe. Der Dornfelder ist dickschalig, recht robust und nicht sonderlich anspruchsvoll<br />

was den Boden angeht. Ziel der Züchtung war es, einen dunkelroten Verschnittwein zu<br />

produzieren oder anders gesagt: Der Dornfelder war als Farbe gedacht, um zu helle Weine<br />

aufzupeppen. Nun hat sich der Dornfelder in den letzten Dekaden sehr positiv in Sachen Geschmack<br />

entwickelt und liefert harmonische und angenehm fruchtbetonte Weine in nach wie<br />

vor schön dunkler Couleur. Im „Noir de Diel“ kombiniert Caroline diese beiden Trauben mit<br />

viel Fingerspitzengefühl zu einem wunderbar dunklen Rotwein, in dem die Spätburgunderaromatik<br />

elegant und klar im Vordergrund steht, der Dornfelder aber optisch Körper verleiht<br />

und geschmacklich Harmonie poliert. Vielleicht ein Einstieg in die komplexe Pinot-Welt für<br />

Spätburgunder-Skeptiker?<br />

Die Trauben für diese geschmeidige Assemblage werden von Hand gelesen und entrappt und<br />

dann im offenen Holzbottich nur mit Umgebungshefen vergoren. Danach erfolgt der Ausbau<br />

über 18 Monate in französischen Barriques. Im Glas zeigt sich der „Noir de Diel“ in einem<br />

tiefdunklen Rot mit auberginefarbenen Reflexen, duftet dann auch nach dunklen roten<br />

Früchten (Schwarzkirsche, Brombeere und Josta) und legt dabei eine feine Würze (Vanillehauch<br />

inklusive) an den Tag. Diese Aromen finden sich auch genauso auf der Zunge wieder<br />

und werden von einem leichten Pflaumentouch und einer Prise schwarzem Pfeffer ergänzt.<br />

Alle Aromen finden kompakt und dicht zusammen, die Tannine sind angenehm balanciert<br />

aber mit lebendigem Kick. Leicht gekühlt ist der „Noir de Diel“ ein absoluter Geheimtipp<br />

zu jedem BBQ, passt aber auch ganz hervorragend zu Klassikern wie bœuf bourguignon oder<br />

coq au vin (bei beiden sowohl als Ingredienz als auch als flankierende Maßnahme) und zu<br />

kräftigem Käse. Ein ganz wunderbar gelungener Tischwein, der schlank und dennoch voll<br />

und intensiv, vor, während und nach dem Dinner Freude macht – und das sicher nicht nur<br />

eingefleischten Pinot-Noir-Fans!<br />

Ab sofort bis 2027+.<br />

September 2023<br />

35


© Hendrik Haase<br />

DEUTSCHLAND NAHE<br />

PINOT NOIR „CUVÉE CAROLINE“, 2020<br />

„Eher untypisch für die Nahe ist der großartige<br />

Spätburgunder.“ – VINUM Weinguide<br />

Deutschland 2023<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DNA010320 | 12,5% VOL. | 89,33 €/L | 67,00 €<br />

Viel wurde über die gelungene Fortführung des Schlossguts<br />

Diel geschrieben, seit Caroline Diel dort das Zepter<br />

schwingt. Über die „Cuvée Caroline“ schrieb Stephan Reinhardt<br />

nach seinem letztjährigen Besuch: „Des Vaters Hommage<br />

an die Tochter ist erst durch sie erwachsen geworden.“<br />

Und selbst Papa Armin Diel, sicher eine der gewichtigsten<br />

Persönlichkeiten des deutschen Weinbaus, resümiert stolz<br />

über die Weine seiner Tochter: „Unsere Weine waren nie<br />

besser als heute!“<br />

Den Grundstein für diese Cuvée, seit dem Jahrgang 2001<br />

eine Hommage an Caroline, legte natürlich bereits ihr Vater.<br />

Auch er orientierte sich an den Tugenden der französischen<br />

Weinkultur. Kein Wunder, dass Pinot Noir auch für ihn eine<br />

wichtige Stellung einnahm. Heute kümmert sich Caroline<br />

um ihre persönliche Cuvée. Sie hat sie über die Jahre noch<br />

verfeinert. Für diesen Spitzenwein werden die selektiv von<br />

Hand gelesenen Trauben direkt am Lesetag größtenteils<br />

entrappt und in großen Holzbottichen vergoren. Eine mehrtägige<br />

Mazeration, unter regelmäßigem Unterstoßen des<br />

Tresters, bringt eine feine Frucht in den Wein, der dann lediglich<br />

im kleinen Eichenholzfass über 18 bis 20 Monate seine<br />

Harmonie und Spannung findet. Geblieben ist der Gedanke,<br />

dass es sich hierbei um eine Selektion handelt, die im Keller<br />

Fass für Fass festgelegt wird, wobei diese Cuvée Caroline den<br />

„grand vin“ des Hauses darstellt, also stets die besten Pinot-<br />

Noir-Fässer der Burg Layer Lagen.<br />

Mit dem Jahrgang 2020, den wir nach wie vor sehr schätzen,<br />

haben wir einen wunderbaren Vertreter eines Spätburgunders,<br />

der eine gewisse Grundreife besitzt, aber insgesamt<br />

einen eher leichteren Charakter besitzt. Bereits die hagebuttenrote<br />

Farbe deutet dies an. Das Bouquet vereint viel Beerenfrucht,<br />

dabei vor allem rote Kirschen sowie Herzkirschen.<br />

Die Frucht wird hier vom Holzfassausbau ohne den Einfluss<br />

von Röstnoten regelrecht aufgefächert, mit zunehmendem<br />

Luftkontakt offenbart sich dann auch das feine Aroma von<br />

Walderdbeeren, die dann förmlich aus dem Glas schweben.<br />

Am Gaumen zeigt der Pinot Noir ein feines Tannin und<br />

leichte Noten, die an Brennnessel erinnern. Bei dieser Fassselektion<br />

zuvor parzellengenau ausgebauter Weine liegt der<br />

Fokus stets auf die Finesse und Eleganz, sodass bekennende<br />

„Krafttrinker“ möglicherweise mehr Freude an der Réserve<br />

finden dürften. Der Vergleich mit vermeintlichen Vorbildern<br />

aus Burgund liegt nahe, denn die Finesse der großen Weine<br />

ist hier offensichtlich. Doch wachsen die Trauben für die<br />

„Hommage“ nicht auf Kalk und Lehm sondern – und das<br />

macht sie so spannend und einzigartig – auf Schieferlagen!<br />

Ab sofort, Höhepunkt wohl ab 2025 bis 2036+.<br />

36 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„PINOT DE DIEL“ BRUT<br />

Fulminant preiswerter Einstieg in die<br />

schöne weite Welt des Winzersekts!<br />

SPÄTBURGUNDER, PINOT BLANC<br />

DNA013900 | 12% VOL. | 25,33 €/L | 19,00 €<br />

Das Schlossgut Diel ist schon lange vor der aktuellen Sekt-<br />

Revolution in Deutschland einer der führenden Betriebe für<br />

hochwertigen Winzersekt gewesen. Wenige Schaumweine<br />

standen beispielsweise so oft auf dem Treppchen wie due<br />

Spitzencuvée des Hauses, die „Cuvée Mo“. Man könnte fast<br />

behaupten, dass in den einschlägigen Guides bis ca. 2015 nahezu<br />

immer ein Sekt aus dem Hause Diel unter den „Top 5“<br />

des Landes zu finden war. Mit ihrer jüngsten Cuvée, dem<br />

„Pinot de Diel“ widmet sich Caroline Diel nun auch der<br />

Perfektion im Einstiegsbereich, der (etwas technokratischnüchtern<br />

benamsten) Kategorie „VDP.Sekt“.<br />

Der „Einstieg in die Sektwelt“ setzt die Messlatte bereit sehr<br />

hoch: Es handelt sich hierbei um eine Cuvée aus Weißburgunder<br />

und Spätburgunder. Der Grundwein lag 20 Monate<br />

auf der Hefe (die aktuelle Basis stammt aus dem Jahrgang<br />

2020) und wurde mit äußerst geringer Dosage von 4g/l dégorgiert,<br />

sodass der Sekt ausreichend Ruhezeit hatte und nun<br />

ungemein balanciert ausfällt, sich sogar noch etwas trockener<br />

als ihr Vorgänger zeigt, bei dem auch noch etwas Grauburgunder<br />

assembliert wurde.<br />

„CUVÉE MO“ BRUT NATURE, 2014<br />

(DEG. 12.2022)<br />

Einer der besten seiner Kategorie!<br />

82 Monate Hefelager!<br />

PINOT NOIR, CHARDONNAY<br />

DNA011914 | 12% VOL. | 73,33 €/L | 55,00 €<br />

Die „Cuvée Mo“ ist schon jetzt Legende. Ihr Vorgänger von<br />

2008 errang den 1. Platz bei Meiningers „Deutscher Sektpreis<br />

2016“ in der Kategorie „Prestige Burgunder Sekt“. Stuart Pigott<br />

war hochbegeistert von der letzten „Cuvée Mo“ und war<br />

der Meinung, dass man diese beinahe mit einem Krug-Champagner<br />

verwechseln könne, einer der vielleicht komplexesten<br />

Prestige-Cuvées, die es momentan gibt und selten unter<br />

250 Euro angeboten wird. Es überrascht nicht, wenn man<br />

die genaue Entstehungsgeschichte dieser Spitzencuvée aus<br />

dem Hause Diel verfolgt. Als Armin Diel, Carolines Vater,<br />

diese Cuvée kreierte, schwebte ihm durchaus eine Art Krug-<br />

Champagner vor. Diese zeichnet sich stilistisch durch ein<br />

langes Hefelager und den Ausbau der Grundweine in Barriques<br />

aus. Auch bei der „Cuvée Mo“ haben wir es mit einem<br />

komplexen und im Eichenholzfass ausgebauten Sekt zu tun.<br />

Der Nachfolger des 2009ers ist nun der 2014er, der sich aktuell<br />

spektakulär schön präsentiert und erst nach 82 Monaten<br />

Hefelager ohne Dosage als Brut Nature im Dezember 2012<br />

dégorgiert wurde! Die Assemblage aus Pinot Blanc und Pinot<br />

Noir hat eine derartige Tiefe, dass sie mühelos ein ganzes<br />

Allein das Bouquet, das der feinperligen Schaumkrone entströmt,<br />

ist herrlich einladend. Ein Hauch Waldmeister in der<br />

Kopfnote, dann intensiver Birnenduft und Golden Delicious.<br />

All dies von einem Anflug von Hefe gebettet, wie man es<br />

auch bei hochwertigerem Sekt gewohnt ist. Am Gaumen<br />

zeigt der Schaumwein feinen Schmelz, wirkt durch die Dosage<br />

als Brut weder zu herb, noch zu weichgezeichnet. Bei<br />

dieser angenehm ausgeglichenen Cuvée, deren Grundwein<br />

im Stahltank vergoren wurde, stimmt die Balance einfach!<br />

Das ist (nicht nur) für unter 20 Euro schon ziemlich raffiniert<br />

und ungemein hochwertig. Wer hier im Supermarkt<br />

zum französischen Pendant greift, bezahlt in der Regel das<br />

Doppelte und erhält noch nicht einmal im Ansatz ein derart<br />

individuelles Produkt wie dies hier. Für die exzellente Qualität<br />

sorgt der jährlich steigende Anteil an Reserveweinen,<br />

aber auch, dass Caroline hier teils Fässer aus ihrem fast dreimal<br />

so teuren Spitzensekt, der „Cuvée Mo“, eingehen lässt,<br />

die nicht ganz ideal mit ihrer Vorstellung der Prestige-Cuvée<br />

harmonieren.<br />

Ab sofort und sicherlich auch noch bis 2027+.<br />

Menü begleiten kann. Statt Primärfrucht und schlankem<br />

Körper haben wir hier einen vielschichtigen und eher weinigen<br />

Sekt im Glas. Es duftet nussig und komplex nach Buttercroissants<br />

und Quittengelee aus dem Glas. Das Bouquet ist<br />

geprägt vom langen Ausbau, die feine Holznote verleiht dem<br />

Sekt unglaublichen Körper und mündet in einer zarten Cremigkeit<br />

(Meersalz, Mandeln) aus feinstgewobenen, winzigen<br />

Perlen. Solch eine Fülle und Tiefe muss über mehrere Gläser<br />

erschlossen werden. Ja, diesen Sekt nicht zu zweit zu genießen<br />

und in seiner Evolution zu beachten, hieße ein Buch<br />

lediglich anhand des Umschlags und Klappentexts zu beurteilen.<br />

Man sollte sich die Zeit nehmen und mehrere Gläser.<br />

Alles andere wäre pure Vergeudung des enormen Potenzials.<br />

Ein Glas von diesem Sekt fühlt sich so beruhigend und nobel<br />

an wie eine sonntägliche Spazierfahrt mit dem Rolls ohne<br />

festes Ziel. Man lässt die Zeit ohne Zwang verstreichen und<br />

genießt den Moment. So sieht die exklusive Spitze deutscher<br />

Sektkunst aus!<br />

Ideal wohl ab 2024 und dann bis 2037+.<br />

SEKT<br />

Schlossgut Diel<br />

September 2023<br />

37


DEUTSCHLAND BADEN<br />

HOLGER<br />

KOCH<br />

BICKENSOHL<br />

2022: viel Frische und „dichte, schmelzige Weine“!<br />

„Holger Koch untermauert auch mit den Jahrgängen 2021 und 2020 seine Spitzenstellung in<br />

Baden und darüber hinaus: Seine Burgunder gehören nicht nur zu den besten und interessantesten<br />

in Deutschland.“ – Der Feinschmecker Die 500 Besten Weingüter in Deutschland 2023<br />

„Wer den traditionelle Kaiserstühler Spätburgunder-Stil mit ganz auf Reife und Fülle setzenden<br />

Weinen liebt, wird mit den im Vergleich dazu schlank erscheinenden Koch’schen Weinen wenig<br />

anfangen können, wer sich im Geschmacksbild eher auf Burgund eingeschossen hat, dafür<br />

umso mehr.“ – Eichelmann Deutschlands Weine 2023<br />

Holger Koch zählte lange Zeit zu den Geheimtipps<br />

der deutschen Burgunderszene – als Nicht-VDPler<br />

(keinerlei bundesweite Präsentationen nebst großangelegter<br />

Verkostungen in Sicht) mit recht übersichtlichen<br />

7,5 Hektar Rebfläche und eher introvertiert (typisch badisch<br />

bescheiden) vermutlich nicht allzu verwunderlich –, man<br />

musste schon den Weg nach Bickensohl am Kaiserstuhl antreten,<br />

um, jenseits seiner Weine, mehr über diesen außerordentlich<br />

klugen Kopf zu erfahren. In seinen Anfangsjahren<br />

war er Praktikant bei Graf Neippberg (Canon la Gaffelière<br />

in St. Émilion ), später Kellermeister bei Franz Keller in<br />

Oberbergen. Kurz vor der Jahrtausendwende macht er sich<br />

selbständig, übernahm gemeinsam mit Ehefrau Gabriele den<br />

elterlichen Betrieb, der bis dahin (wie in der Region allgemein<br />

üblich) alle Trauben an die Genossenschaft ablieferte.<br />

Holger erkannte schon früh das Potenzial der terrassieren<br />

Hochlagen, für die sich – der geringen Erträge und anstrengenden<br />

Bewirtschaftung wegen – seinerzeit niemand<br />

interessierte. Sie sind auch heute sein ganzes Kapital. Denn<br />

Holger schätzt einen Weinstil, der uns als Burgundliebhaber<br />

ganz entgegenkommt: Seine Weiß- wie Rotweine zeigen sich<br />

schlank und von Finesse geprägt. Leise Kunstwerke, voller<br />

Filigranität, und daher von Winzerkollegen wie Somme-<br />

38 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


4 STERNE<br />

Eichelmann<br />

Deutschlands Weine 2023<br />

4 F<br />

Der Feinschmecker<br />

Die 500 Besten Weingüter in<br />

Deutschland 2023<br />

4 TRAUBEN<br />

Gault&Millau<br />

Weinguide Deutschland 2023<br />

letzten Besuch, dass Holgers Weine nun auch in Frankreich<br />

getrunken werden. Ein Sommelier aus Paris hatte die Weine<br />

für sich entdeckt, als er Ersatz für seine geliebten Pinot Noir<br />

aus Chambolle-Musigny, Gevrey-Chambertin und Co. suchte,<br />

da diese kaum noch für Weinkarten realistisch kalkulierbar<br />

waren. Für den Eichelmann „Weinführer Deutschland<br />

2023“ nähern sich Holgers Weine der „deutschen Spitze“ an<br />

und beschreibt sein Schaffen so: „Wer den traditionelle Kaiserstühler<br />

Spätburgunder-Stil mit ganz auf Reife und Fülle<br />

setzenden Weinen liebt, wird mit den im Vergleich dazu<br />

schlank erscheinenden Koch’schen Weinen wenig anfangen<br />

können, wer sich im Geschmacksbild eher auf Burgund eingeschossen<br />

hat, dafür umso mehr.“<br />

Holger Koch<br />

liers gleichermaßen geschätzt. Er pflanzte damals ertragsschwache,<br />

extrem hochwertige, uralte Burgunderklon, die<br />

kleinbeerige und damit höchst aromatische Trauben hervorbringen.<br />

Denn die Aromendichte eines Weins steht in<br />

unmittelbarem Zusammenhang mit dem Geschmack der<br />

Trauben am Rebstock!<br />

Es hat sich viel getan in den letzten zwei Dekaden und niemandem,<br />

der sich mit dem Thema beschäftigt, wird entgangen<br />

sein, das die Preise für Weine aus Burgund – einerseits<br />

bedingt durch geradezu ertragsarme, homöopathisch<br />

kleine Frost- und Hageljahrgänge, andererseits von einer<br />

überbordenden Nachfrage befeuert – regelrecht explodiert<br />

sind. Zeitgleich ist das Selbstbewusstsein und Wissen der<br />

deutschen Betriebe sprungartig gestiegen, die klimatischen<br />

Veränderungen haben Weine ermöglicht, die zuvor kaum<br />

denkbar gewesen sind. So schreibt Der Feinschmecker in<br />

seinem Guide „Die 500 besten Winzer in Deutschland 2021“<br />

über die Region: „Der von den burgundischen Rebsorten geprägte<br />

Leuchtturm des deutschen Weinbaus wirft mit den<br />

aktuellen Jahrgängen viel Licht in die Landschaft. Grandios –<br />

auch im internationalen Vergleich – Betriebe wie Ziereisen,<br />

Bernhard Huber oder Holger Koch.“<br />

Das Burgund ist eben klimatisch wie geologisch nicht so weit<br />

entfernt vom Kaiserstuhl, man vergisst schnell, dass Baden<br />

nur knapp drei Autostunden von der Côte d‘Or (Burgund)<br />

entfernt liegt. Mit großer Freude vernahmen wir bei unserem<br />

Aber lauschen wir doch am<br />

besten dem Meister selbst:<br />

„Ich versuche, authentische, harmonische, lebendige Weine<br />

zu machen. Meine leicht erhöht liegenden Weingärten (300<br />

bis 380 Meter, Lössboden auf Vulkangestein) in Bickensohl<br />

profitieren nämlich nicht nur von den vielen Sonnentagen,<br />

sondern auch von kühlen Nächten, denn hohe Temperaturunterschiede<br />

zwischen Tag und Nacht sind ideal zur Herausbildung<br />

komplexer Aromen. Daher ist das Bickensohler<br />

Terroir bestens geeignet, meine Vision von mineralischen<br />

Weiß- und Rotweinen in die Realität umsetzen zu können,<br />

die einen samtigen, kraftvollen Körper mit vielschichtiger,<br />

finessenreicher, feiner Frucht verbinden. Entscheidend ist<br />

immer die handwerkliche Arbeit im Weinberg. Sorgfältig,<br />

naturnah, nachhaltig. Wir müssen das Erbe für unsere Kinder<br />

schützen und bewahren.“<br />

„Nachhaltige Aromen statt lauter, protziger Verkostungsweine“<br />

lobt der Gault&Millau die feinsinnigen Rot- und<br />

Weißweine von Holger Koch, die in ihrer edlen Stilistik und<br />

Terroirprägung den Vorstellungen von einem großen Pinot<br />

Noir und grandiosen Weiß- und Grauburgundern so nahekommen,<br />

dass sie von der Seele ihrer Heimat zu erzählen<br />

vermögen!<br />

Und Parker-Verkoster Stephan Reinhardt trifft den Nagel<br />

auf den Kopf: „Holger Koch und seine Frau Gabriele bevorzugen<br />

einen erfrischenden und finessenreichen, eleganten<br />

Stil beim Pinot Noir. Tatsächlich ist der Stil ihrer Weine sehr<br />

französisch: pur, präzise und elegant, mit einem reduzierten<br />

Fruchtaroma in der Nase und am Gaumen, dafür geprägt von<br />

Intensität, Nachhaltigkeit und Frische.“<br />

20 Jahre nach seinem ersten Jahrgang wäre es ein Leichtes,<br />

den Winzer Holger Koch in die Schublade „Establishment“<br />

zu packen. Es wäre allerdings genauso falsch. Wohl ist es so,<br />

dass er mittlerweile „angekommen“ zu sein scheint, seine innere<br />

Balance gefunden hat. Allerdings kann man ihm kaum<br />

vorwerfen, einen bequemen Weg eingeschlagen zu haben.<br />

Everything but! Wir kennen nur sehr wenige Winzer, die ihr<br />

eigenes Tun ständig derart hinterfragen, dabei ständig mit<br />

sich ringen!<br />

Er weiß welchen Stil er anstrebt, findet dafür immer wieder<br />

neue Methoden und teils auch Rebsorten oder Klone: Die<br />

Güte der Lagen wird anhand der Höhe der Terrassenlagen<br />

festgesetzt, seine weißen Burgundersorten, zu denen sich seit<br />

wenigen Jahren nun auch Chardonnay gesellt (mit großem<br />

Erfolg, denn die Rebsorte meistert die klimatischen Heraus-<br />

September 2023<br />

39


DEUTSCHLAND BADEN<br />

forderungen), verschneidet der Winzer mit Fässern, die Maischegärung durchliefen, um diese<br />

so zu strukturieren und selbst in heißen Jahrgängen Frische zu verleihen (Der Feinschmecker:<br />

„Die Weißen sind nie behäbig, sondern durch die Säure, die bewusst gepflegt wird,<br />

leichtfüßig und elegant“). Sein kleines Reich, überaus effizient und praktisch angelegt, erinnert<br />

an eine kleine Garage, die wenigen Rotweintanks, die er vor der Abfüllung verwendet<br />

(zuvor reifen die Weine in burgundischen Fässern, zum Teil auch in größeren Gebinden),<br />

kann man an einer Hand abzählen. Der völlig überstrapazierte Begriff „Manufaktuware“ –<br />

hier trifft hier tatsächlich zu!<br />

Holger Koch macht sich über seine Vermarktung „keinen Kopf“, Eigenwerbung samt Selbstinszenierung<br />

über soziale Medien würde man ihm ohnehin kaum abkaufen. Und anstatt seine<br />

Weine preislich in höheren Sphären zu positionieren, versucht er diese lieber für seine<br />

Fans erschwinglich zu halten. Er weiß, dass er guten Wein im Keller hat, er weiß, dass er,<br />

würde sein Weingut größer werden, diesen Wein nicht mehr selbst erzeugen könnte. Und er<br />

weiß, dass er eine treue Kundschaft gefunden hat, denn sie folgt ihm seit vielen Jahren. Gutes<br />

Handwerk zahlt sich aus – hier ist’s Realität! Zumal bei seinen Weinen von 2022, einem Jahrgang,<br />

den er ohne Umschweife mit „viel Sonne – wenig Regen, aber noch gerade genug“ charakterisiert.<br />

Auch seine detaillierteren Angaben lesen sich erfreulich nüchtern, nach einem<br />

schon sehr warmen und extrem trockenen Mai mit früher Rebblüte ab Mitte des Monats und<br />

„erfreulich gutem Regen“ im Juni, einem einzigen Regentag im Juli, einem kleinen Gewitter<br />

Ende August und früher Ernte bei moderaten Temperaturen (30. August bis 20. September<br />

– „gute Säure“!) heißt es dann „volle Fässer, eine gute Ernte“ und „dichte, schmelzige Weine,<br />

bei schöner Frische und moderatem Alkohol“ – ach Holger, wir lieben Dein Understatement!<br />

GRAUBURGUNDER, 2022 (EDITION PINARD DE PICARD)<br />

Holgers und unsere Edition „in Grau“: präzise Handarbeit,<br />

perfekte Vinifikation und ein Fest für Gaumen und Portemonnaie!<br />

GRAUBURGUNDER<br />

DBA010422 | 12,5% VOL. | 15,46 €/L | 11,60 €<br />

An der Basis entscheidet sich, ob eine Wein-Idee, ein Konzept, wie man heute gerne sagt,<br />

tragfähig ist. Im Falle Holger Kochs war es das klare Bekenntnis zu den Burgundersorten,<br />

die er in allen Facetten auf seinen acht Hektar Weingarten am Kaiserstuhl kultiviert. Dieser<br />

Grauburgunder, der einem Gutswein entspricht (darüber kennzeichnen Sterne die Selektion<br />

der Traubenqualität), setzt eine Methodik ein, die man schon den „Koch-Touch“ nennen<br />

kann. Einen minimalen Anteil der Ernte lässt der Winzer auf den Traubenhäuten und mit<br />

Stängeln vergären. Diese Charge ist dann so etwas wie die Würze, die im einstelligen Prozentbereich<br />

(heuer: fünf Prozent) bereits diesen Einstiegswein mit einem Plus an Körper,<br />

Struktur und Tiefe versieht. Was bereits das Erfolgsrezept des genialen 2019er-Jahrgangs war,<br />

der viele auf den Badener Winzer aufmerksam gemacht hat, setzt er nun regelmäßig fort.<br />

Dieser kellertechnische Mehraufwand wird sofort schmeckbar und er sorgt auch für das komplexe<br />

Bouquet, wie man es bei einem Grauburgunder dieser Preisklasse kaum erwarten würde.<br />

Das Motto lautet: Aufschrauben und Spaß haben! Das signalisiert die überaus freundliche<br />

Nase des 2022ers (50 % im Holzfass spontan vergoren, für fünf Monate im Fass auf der Hefe,<br />

die anderen 50 % ebenso lang im Edelstahl gereift), der mit Heublumen, weißer Schokolade,<br />

jugendlichen Renekloden und Pflaumen lockt. Wie eine saftige, aber vielleicht noch nicht<br />

ganz reife, Frucht will man von ihm definitiv kosten. Und gut so! Denn im Mund finden die<br />

besagten Aromen zu einem neuen Geschmack zusammen – alle Teile sind da, doch es kommt<br />

ein neues Element hinzu: Kühl, frisch und mit einem leichten Säurebiss lässt der Grauburgunder<br />

dann sogar das sortentypische „Nusserl“ aufblitzen. Neckisch wie ein Tattoo unterm<br />

Abendkleid-Träger. Etwas weniger blumig formuliert: Druckvoll und mit seinem ganz eigenen<br />

Kopf erfreut dieses Gewächs. Und es könnte glatt neben der Definition von „Alltagswein“<br />

im Lexikon abgedruckt werden. Denn weder ist er am Gaumen zu cremig, noch allzu<br />

schlank. „Idealmaß“ könnte man diese perfekte Struktur auch nennen.<br />

Ab sofort bis 2028.<br />

40 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


WEISSBURGUNDER, 2022<br />

(EDITION PINARD DE PICARD)<br />

Weißburgunder – und wir sind<br />

wunschlos glücklich!<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DBA010122 | 12,5% VOL. | 14,53 €/L | 10,90 €<br />

Klarheit im Denken bedingt in der Regel auch Weine, die<br />

man versteht. Das ist nur konsequent. Wenn Holger Koch<br />

also von den Anfängen seines eigenen Weinguts 1999 erzählt,<br />

merkt man die Präzision, die man mehr als zwei Jahrzehnte<br />

später seinen Abfüllungen „anschmeckt“: „Mit dem Vorsatz<br />

nur Burgunder zu vinifizieren, begannen wir unsere Weine<br />

selbst auszubauen“. Dabei ist es erstens geblieben, ohne den<br />

Sirenenrufen des Marktes zu gehorchen. Und zweitens hat<br />

sich die Fläche, die er mit seiner Frau Gabriele Engesser bewirtschaftet,<br />

auf inzwischen acht Hektar vergrößert. Wichtiger<br />

als das sukzessive Wachstum der ursprünglichen zwei<br />

Hektar „Raabstick“ ist aber der dritte Punkt, nämlich das<br />

– ebenso klar formulierte – Ziel des Burgunder-Spezialisten<br />

vom Kaiserstuhl: „Die Endziele unserer Arbeit in Weinberg<br />

und Keller sind Trinkvergnügen auf hohem Niveau, anregender<br />

Genuss und ideale Essensbegleitung“.<br />

Und dann gibt’s halt Baden at its best! Für diese Exklusivfüllung<br />

für Pinard de Picard wurden die Trauben von Hand<br />

gelesen und streng selektioniert. Das Ergebnis: ein wunderbarer<br />

Weißburgunder, der gelassen zwischen zurückhaltender<br />

Eleganz und unbeschwertem Trinkgenuss pendelt.<br />

Der Wein stammt von rund 30 Jahre alten Weinbergen rund<br />

um Bickensohl mit Lößböden. Die Trauben wer- den nach<br />

der Lese entrappt und über Nacht langsam gepresst. Der Saft<br />

wird – wie immer bei Holger Koch – spontan angegoren und<br />

im Zweifel mit neutraler Zuchthefe durchgegoren, falls die<br />

Gärung nicht zu 100 % durchläuft, denn restsüße Burgunder<br />

sind überhaupt nicht sein Ding. Der Ausbau findet sowohl<br />

mit Edel- stahl als auch im neutralen großen Holzfass statt.<br />

Kochs Kunstgriff bei seinen Weißweinen, einen kleinen Teil<br />

der Trauben auf der Maische vergären zu lassen (hier sind es<br />

drei Prozent), hat sich in den letzten Jahren als ein bewährtes<br />

Stilmittel etabliert, das seinen Weinen auch in warmen Jahren<br />

besondere piccantezza verleiht. Denn Frucht und Fülle<br />

bringen die Trauben in warmen Jahrgängen schon aus den<br />

Weinbergen mit. Doch benötigen sie auch Frische und Struktur,<br />

um perfekt ausbalanciert zu sein. Genau dies bringt die<br />

Beigabe der mazerierten Trauben mit sich. In der Nase duftet<br />

dieser Gutswein zart nach Apfel und Apfelquitte, einer Spur<br />

Birne, etwas Honigmelonen und einem Hauch Kamillenblüten.<br />

Ein zart cremiger Weißburgunder, dessen ausgewogene<br />

Struktur auf Anhieb überzeugt. Seine am Gaumen animierende,<br />

glockenklare Kernobstaromatik, eine Spur zum Teil<br />

noch unreifer Haselnüssen, der zitrische Nachhall sowie eine<br />

zarte Salinität ergeben ein herrlich fruchtreduziertes Geschmackserlebnis.<br />

Ein wunderbarer Gutswein und, typisch<br />

Holger, ein Wein, der schon im Basissegment für Anspruch<br />

sorgt und auch dem fortgeschrittenen Gaumen noch spielerisch<br />

ein Entzücken abringen kann. Bitte mehr davon!<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

Holger Koch<br />

„BURGUNDER-PROBE“ (6 FLASCHEN)<br />

DBA019922-P | 17,75 €/L | STATT 87,65 € NUR 79,90 €<br />

Jetzt Holger Kochs 2022er entdecken!<br />

Holger wird für seine feingliedrigen, zarten und superfrischen<br />

Weiß- und Rotweine gleichermaßen gerühmt. Zum Kennenlernen<br />

des neuen Jahrgangs haben wir für Sie eine wunderbare<br />

„Burgunderprobe“ (je zwei verschiedene Weiß- und Grauburgunder<br />

sowie Pinot Noirs) vorbereitet:<br />

Sie erhalten je 1 Flasche<br />

· Weißburgunder, 2022 (Edition PdP)<br />

· Weißburgunder „Steinfelsen“, 2022 (Edition PdP)<br />

· Grauburgunder, 2022 (Edition PdP)<br />

· Grauburgunder „Steinfelsen“, 2022 (Edition PdP)<br />

· Pinot Noir „Funken“, 2021 Edition (Edition PdP)<br />

· Pinot Noir „Herrenstück“, 2021<br />

September 2023<br />

41


DEUTSCHLAND BADEN<br />

GRAUBURGUNDER „STEINFELSEN“,<br />

2022 (EDITION PINARD DE PICARD)<br />

Grau ist alle Theorie, grauburgundisch<br />

grandios die Praxis!<br />

GRAUBURGUNDER<br />

DBA010722 | 12,5% VOL. | 19,93 €/L | 14,95 €<br />

Als Holger Koch den elterlichen Betrieb übernahm, wurden<br />

die Trauben, wie üblich, noch an die Genossenschaft geliefert.<br />

Über viele Jahre – und für einen Winzergenerationenbetrieb<br />

doch in Windeseile – krempelte er den Betrieb komplett<br />

um. Zuwider waren ihm das anspruchslose Konzept, zu<br />

gut die potenziellen Qualitäten seiner Heimat. Klar war von<br />

Anfang an: Man muss nicht jedem gefallen. Das ist eine Attitüde,<br />

die gerade beim Grauburgunder fast schon revolutionär<br />

anmutet, handelt es sich doch um eine Rebsorte, die in<br />

vielen Betrieben fast schon gleichschmeckende Weine ohne<br />

Individualität hervorbringt. Weine, die jeder mag, die niemandem<br />

wehtun.<br />

Bei Holger Koch ist das anders. Sein „Steinfelsen“-Grauburgunder<br />

schimmert etwas dunkler als die meisten anderen<br />

Exemplare dieser Rebsorte im Glas, der Schalenkontakt der<br />

Burgundertrauben ist offensichtlich. Auch die für ihn schon<br />

traditionelle Zugabe von maischevergorener Trauben (hier<br />

beläuft sich der Anteil auf sieben Prozent) bringt eine Struktur<br />

in den Wein, die viele andere Betriebe lieber glattbügeln<br />

bzw. gar nicht erst zulassen.<br />

Die Trauben stammen aus der kühlen und windigen Westlage<br />

„Amerika“. Ja, dies ist der Name dieser Terrasse, die ihn<br />

deshalb von Kochs Vorfahren bekommen hat, weil sie so weit<br />

vom Weingut entfernt liegt. Um dorthin zu gelangen, muss<br />

man folgerichtig dann auch erst einmal den „Ozean“ durchqueren<br />

– so heißt die Lage vor „Amerika“. Doch zurück zum<br />

Wein: Hier duftet es sehr zart nach Meyer-Zitronen nebst<br />

der etwas herben Note der weißen Schale. Eine zarte, perfekt<br />

eingebundene Holzfassnote – der Grauburgunder wurde sieben<br />

Monate in gebrauchten 500- und 1200-Liter-Gebinden<br />

auf der Vollhefe ausgebaut – dient diesem so feinen wie seriösen,<br />

wunderbar nachhaltigen Burgunder nur als Rahmen.<br />

Am Gaumen zeigt sich der Grauburgunder zart und cremig,<br />

wie im Grunde alle von Holgers Weißweinen in diesem<br />

Jahr geradezu ideal proportioniert. Er ist etwas fülliger als<br />

der „etwas karger“ (Holger Koch) geratene Vorgänger, dabei<br />

von seidiger Konsistenz. Der Steinfelsen „in Grau“ ist wieder<br />

bildschön geworden, ein über die Maßen erfrischender<br />

Wein, der an einen Gang über Streuobstwiesen denken lässt,<br />

an frisch aufgeschnittene Äpfel samt Schalen, an „dunkle“<br />

Birnen, an Melone und Kräuter erinnert. Ein bemerkenswert<br />

eleganter, animierend würziger Grauburgunder, der enorm<br />

viel Substanz bietet und in seiner Preisklasse – in wirklich<br />

allen Belangen – wohl konkurrenzlos ist!<br />

Ab sofort bis 2029+.<br />

WEISSBURGUNDER „STEINFELSEN“,<br />

2022 (EDITION PINARD DE PICARD)<br />

Holgers „Steinfelsen“ – immer wieder ein Ereignis!<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DBA010622 | 12,5% VOL. | 19,93 €/L | 14,95 €<br />

Im Vinum Weinguide 2020 werden Holger Koch und seine<br />

Weine perfekt charakterisiert: „Innerhalb von 20 Jahren hat sich<br />

Holger Koch mit seinem von den Eltern übernommene<br />

Weingut an die Spitze Deutschlands vorgearbeitet. Dabei ist<br />

er immer gern unter dem Radar der großen Weinszene geflogen<br />

und hatte kein Problem mit seiner von Understatement geprägten<br />

Rolle. Und so sind auch seine Weine.“ Entsprechend<br />

ist sein Weißburgunder „Steinfelsen“ bereits Ergebnis einer<br />

komplexen Denkleistung, mit der man sich auseinandersetzen<br />

sollte, um den Wein voll und ganz zu verstehen. Er stammt<br />

aus Bickensohler Weinberglagen, die seit der Flurbereinigung<br />

in den 1970er-Jahren zu Großlagen zusammengelegt wurden,<br />

die nun mehrere Dutzend Hektar umfassen. Daher kommt es<br />

häufig mehr auf die Gemarkung, also einen bestimmten Teilbereich<br />

an. Und diese Gemarkungen (oder „Gewanne“) werden<br />

bei Winzern wie Holger Koch natürlich jeweils getrennt ausgebaut.<br />

In unserem Fall stammt der Weißburgunder aus dem<br />

Gewann „Amerika“. So nennen die Kochs diesen Weinberg<br />

schon sehr lange. Er befindet sich noch hinter dem „Ozean“ und<br />

ist vom Weingut in gut zehn Minuten (ein flotter Traktor<br />

vorausgesetzt) zu erreichen. „Amerika“ liegt vergleichsweise<br />

hoch und nach Westen ausgerichtet, was in Anbetracht des<br />

Klimawandels in Zukunft durchaus von Vorteil sein könnte.<br />

Die Weine aus „Amerika“ (Ortslage Bickensohler Steinfelsen)<br />

werden kaum anders als die „Drei-Sterner“ behandelt, sind<br />

allerdings nach Freigabe schon deutlich zugänglicher. Die<br />

2022er-Version des Weißburgunders ist die „gastronomischste“,<br />

die uns jemals untergekommen ist! So weich, so verführerisch,<br />

dabei so erfrischend und wunderbar nachhaltig! Sie duftet<br />

nach Steinobst, weißen Blüten, Mandeln und Orangenzeste.<br />

Eine wunderbare Würzigkeit durchzieht den Wein im Bouquet<br />

ebenso wie am Gaumen, wo man die Frucht zunächst eher „hintergründig“<br />

wahrnimmt, die Würze dominiert in Form einer<br />

gewissen Nussigkeit und Kräutern. Wesentliches Stilmittel des<br />

Weins: die Maischevergärung. Während 94 % der Trauben entrappt<br />

und nach einer gewissen Standzeit sehr langsam ins<br />

gebrauchte 1200-Liter-Fass gepresst wurden, hat der Winzer<br />

den restlichen Anteil wie einen Orange-Wein mit Stielen und<br />

Stängeln sowie mit Kernen und Traubenhäuten vergären<br />

lassen. Was wie immer ein großes Plus ist, denn dieser maischevergorene<br />

Anteil ist das Ausrufezeichen, dass bei den<br />

„Steinfelsen“-Weinen mitgelesen, mitgedacht werden sollte: Er<br />

bedingt diesen wunderbaren grip, die feinstoffige, seidige<br />

Textur und eben auch diese herrliche Frische und (wie schon<br />

im Vorjahr) Frucht ohne Süße und den herb-animierenden<br />

Zug. Schluck für Schluck eine Rehabilitation dieser Sorte!<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

42 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


GRAUBURGUNDER ***, 2022<br />

Wir sind begeistert, hier leuchten die Sterne!<br />

Holger Koch<br />

CHARDONNAY „HERRENSTÜCK“ 2022<br />

Köstlicher Villages-Chardonnay aus Bickensohl<br />

CHARDONNAY<br />

DBA011522 | 12,5% VOL. | 21,26 €/L | 15,95 €<br />

Chardonnay aus dem Herrenstück wieder solistisch! Anders<br />

als im frostgeplagten Jahr 2021 konnte Holger in dem unmittelbar<br />

vor dem Weingut liegenden „Herrenstück“ wieder<br />

genügend Chardonnay lesen, so dass das klassische Koch’sche<br />

„Drehbuch“ für diese nach Süden ausgerichtete Lage nicht<br />

um die Nebenrollen Weißburgunder und Sauvignon Blanc<br />

ergänzt werden musste. Was wir – das gestehen wir gerne<br />

– auch gar nicht so sehr bedauern: Nicht etwa, dass Holger<br />

nicht mit jeder Cuvée gekonnt jonglieren, ja zaubern könnte,<br />

aber so ein Koch’scher Chardonnay, ganz nach Originalskript<br />

… Das ist schon ziemlich fantastisch. Und noch dazu<br />

haben wir uns wie die Schneekönige darauf gefreut! Wie<br />

schon im letzte Jahr hat Holger auch bei diesem Wein den<br />

Ausbau mit einem kleinen Anteil an Trauben mit Schalenkontakt<br />

(in diesem Fall sind es sieben Prozent) beibehalten,<br />

der seine Burgunder so anders, so grandios und auch so bekannt<br />

gemacht hat. Trotz Trockenheit und Hitze kommt der<br />

Winzer daher und dank der frühen Lese auf schlanke 12,5<br />

Vol.-% Alkohol, was der Frische bzw. dem Frischeempfinden<br />

natürlich enorm zuträglich ist.<br />

Im Duft erinnert der Wein an knackige Birnen, gelb wie grün,<br />

an Zitrusabrieb und ein paar Kumquats, an Mirabellen und<br />

Renekloden, zerstoßenen Kalk und an ein Birnenkompott<br />

mit einer Spur Sahne. Das Holz – gebrauchte 400-, 500- und<br />

600-Liter-Fässer, in denen der Wein spontanvergoren und<br />

dann sieben Monate auf der Hefe lag – spielt olfaktorisch<br />

kaum eine Rolle, man nimmt es am Gaumen – der Wein hat<br />

einen cremigen Charakter, wirkt seidig und elegant – sehr<br />

dezent wahr. Hier verbindet sich die Frucht mit einer feinen<br />

Würze, wirkt strukturiert und klar, nicht zuletzt dank des<br />

leichten Gerbstoff-grips am Gaumen. Der Chardonnay „Steinfelsen“<br />

verbindet dabei eine beeindruckende Konzentration<br />

mit Frische und Finesse. Das ist – nicht nur in diesem Preisbereich<br />

– eine Ansage, die klarer kaum hätte ausfallen können!<br />

GRAUBURGUNDER<br />

DBA010922 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

„Nachhaltige Aromen statt lauter, protziger Verkostungsweine“<br />

lobt der Gault&Millau die feinsinnigen Rot- und<br />

Weißweine von Holger Koch, die in ihrer edlen Stilistik und<br />

Terroirprägung unserem Ideal grandioser Burgunder sehr<br />

nahekommen und die von der Seele ihrer Heimat zu erzählen<br />

vermögen – auch oder gerade wenn die Rebstöcke, die diesen<br />

Grauburgunder***, Holger Kochs Kategorie der Großen<br />

Gewächse, von einem alten Weinberg im Elsass abstammen.<br />

Hier zeigt der Winzer jedenfalls exemplarisch, was in dieser<br />

Rebsorte auch alles stecken, was ein Rebenflüsterer seines<br />

Format ihr ablauschen kann.<br />

Schon beim Einschenken wird klar, dass man es hier mit<br />

einem eher nonkonformistischen Wein (die Spontangärung<br />

im 500-Liter-Holzfass sowie die zehnmonatige Reife auf der<br />

Vollhefe zählen wir nicht dazu …). Im Glas zeigt er sich denn<br />

auch leicht zwiebelschalenfarben: Schalenkontakt (20 % sind<br />

hier maischevergoren)! Denn die Grauburgundertraube<br />

schimmert im Weinberg (für diesen in jeder Hinsicht „Drei-<br />

Sterne-Wein“ stammen sie aus einer Einzelparzelle im Herrenstück,<br />

dem südsüdöstlich exponierten, auf etwa 360 Metern<br />

Höhe gelegenen „Vogel-Eichbuck“) fast rötlich-violett.<br />

Das Bouquet jedenfalls beweist, dass sich Mineralität und<br />

Frucht nicht ausschließen: Im Duft eine von Kräutergärten<br />

umgebene Streubobstwiese, dazu Quitte und Mandel (nebst<br />

grüner Mandelhaut), ein Hauch Aprikosen, eine Spur Pfirsich.<br />

Herrlich intensiv, dabei luftig- transparent, verspielt,<br />

wie Schleier kaum greifbar. Mit etwas mehr Luft nimmt eine<br />

sortentypische Würzigkeit zu, die an blonden Virginia-Tabak,<br />

aber auch an einen frostigen Morgen im Winter, an getrocknete<br />

Blumen und Wildkräuter erinnert. Am Gaumen<br />

das ideale Verhältnis von geschmeidiger Cremigkeit und<br />

schlankem, dabei substanziellem grip (traumhaft profilierte<br />

Tanninstruktur – die Ganztraubenvergärung zeigt Wirkung!),<br />

kein Holz, das diesen Eindruck auch nur im Ansatz<br />

camoufliert.<br />

Jetzt schon herrlich, und sicherlich noch bis 2031+.<br />

Ab sofort und sicher bis 2030+.<br />

September 2023<br />

43


DEUTSCHLAND BADEN<br />

WEISSBURGUNDER ***, 2022<br />

Dreifach besternt und von uns heiß geliebt:<br />

der Top-Weißburgunder von Holger Kochs Gnaden!<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DBA011022 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Holger Kochs Weißburgunder *** von 2022 hätte unserer Meinung nach einen vierten Stern<br />

verdient! – und es ist nicht das erste Mal, dass wir mehr Himmelskörper am Koch’schen Firmament<br />

leuchten sehen, als es die Etiketten hergeben! Im Grunde, soviel sei eingestanden,<br />

geht’s uns seit spätestens 2018 dauernd so. Aber der 2022er ist ganz eindeutig etwas besonders<br />

Schönes. Zumal ihm Holger wie sämtlichen seiner weißen Burgunder einen Teil maischevergorenen<br />

Wein mit auf den Weg gegeben hat. Es sind in der Regel etwa 10 bis 12% (beim Weißburgunder<br />

*** sind es heuer 18 % maischevergorene Ganztrauben) – was kaum auffällt, wenn<br />

man es nicht weiß, aber genau dieser „Orange-Anteil“ ist das entscheidende Distinktionsmerkmal,<br />

das seine Weine von denen anderer Winzer so deutlich unterscheidet. Übrigens<br />

wurden die bildschönen kleinbeerigen Trauben in einer Einzelparzelle im Herrenstück – dem<br />

Schillinger-Eichbuck (mit sogenanntem Vulkangrieß durchsetzter Lößboden) – gelesen, über<br />

Nacht kühl vorvergoren und in einer gekühlten Presse langsam gepresst. Nach der Gärung<br />

wurde dem Wein, der zehn Monate im 500-Liter-Fass auf der Vollhefe ausgebaut wird, der<br />

kleine Maischewein-Anteil wieder hinzugefügt. Und wie sich das alles fügt!<br />

Ein im Duft schon bemerkenswert klarer, unglaublich für sich einnehmender Wein: Im ersten<br />

Moment wie von Pulverschnee bepuderte weiße Blüten, später dann Agrumen (zarteste Limette,<br />

inklusive der an Zimtrinde erinnernden Würze, ein Hauch Pampelmuse und Pomelo),<br />

dann, deutlich „heimischer“, ein Apfel-Birnen-Potpourri, etwas Weinbergpfirsich und weiße<br />

Blüten, später dann eine fast nussige Komponente. Am Gaumen läuft die saftige, mundwässernde<br />

Frucht (wieder die Apfel-Birnen-Melange, gelbe Pflaume) über eine Bahn aus feinem<br />

Gerbstoff, begleitet von einer leichten Phenolik. Dabei ist es beeindruckend, wie frisch und<br />

klar, wie überaus elegant, ja nobel dieser Wein wirkt. Ideal proportioniert, straff, präzise, voller<br />

Energie und auf absolut gewinnende Weise zugänglich und überaus charmant – chapeau,<br />

lieber Holger!<br />

Ab sofort bis 2032+.<br />

44 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„Meist ragen die Pinot-Noir-Selektionen aus<br />

den stets starken, zuverlässigen Kollektionen<br />

hervor, aber auch mit Weiß- und Grauburgunder<br />

– und neuerdings auch mit Chardonnay<br />

– nähert Holger Koch sich der badischen<br />

– und deutschen – Spitze.“<br />

Holger Koch<br />

– EICHELMANN DEUTSCHLANDS WEINE 2023<br />

CHARDONNAY ***, 2022<br />

Charakter, Finesse und Eleganz: drei Sterne für ein Halleluja!<br />

CHARDONNAY<br />

DBA011422 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Wer gute oder herausragende Weine machen will, der braucht Zeit, um seine Reben kennenzulernen.<br />

Vor allem, wenn man mit neuen Sorten beginnt. Holger Koch hat in weiser Voraussicht<br />

auf den Klimawandel schon vor mehr als zehn Jahren die ersten Chardonnay-Reben in<br />

die kühleren westlich und höher gelegenen Gewanne gepflanzt. Er hat exzellente kleinbeerige<br />

Klone dafür genutzt und vom ersten Jahrgang an sehr gute Weine erzeugt. Trotzdem gab es<br />

natürlich auch für ihn eine Lernkurve in der er bemerkt hat, wo die Reben die besten, die<br />

sehr guten und die guten Qualitäten bringen. Für diesen Chardonnay wurde Holger im (bedingt<br />

klangvollen) „Mistgraben“ fündig, der Parzelle, die sonst die Trauben für seine „Reserve“<br />

liefert: Upgrade, ick hör’ dir trapsen!<br />

Erzeugt werden die Weine vom Löss, Lehm und Vulkangestein im Prinzip alle auf die gleiche<br />

Weise: Die reife Frucht, die aber immer im unteren Alkoholbereich von 12,5 bis 13 Volumenprozent<br />

bleibt, wird zum größten Teil klassisch spontan vergoren und zu einem kleineren Teil<br />

auf der Maische. Diesen kleineren Teil gibt er dann zum fertigen Wein wieder mit zurück.<br />

Dieser Orangewein, so ist es Holger Koch immer klarer geworden in den letzten, warmen<br />

Jahren, gibt den Weinen genau das notwenige Maße an zusätzlicher Struktur, Extrakt und<br />

Frische, die sie brauchen. Es sind Schritte wie diese oder der Verzicht auf Herbizide (ohne<br />

das weiter auszuflaggen), die gesundes Traubenmaterial für die Kellerarbeit liefern. Hier hat<br />

Holger Koch dem Dreisterne-Chardonnay von 2022 dann den finalen Touch in den von ihm<br />

so geliebten und meisterhaft eingesetzten Holzfässern verliehen, die für eine phänomenale<br />

Finesse sorgen, die man einem „Chardo“ aus Baden nicht unbedingt zugetraut hätte. Doch<br />

in der Hand des Sortenverstehers aus Vogtsburg-Bickensohl wird daraus eben Großes. Um<br />

seinem „Drei-Stern-Chardonnay“, der übrigens von in den klassischen Lagen von Puligny<br />

selektionierten Reben stammt, noch präziser und klarer werden zu lassen, hat Holger sich<br />

hier eines Anteils von 18 % maischevergorener Ganztrauben bedient, insgesamt lag der Drei-<br />

Sterne-Chardonnay zehn Monate lang in 400- und 500-Liter-Fässern (darunter auch „Edelholzbehältnisse“<br />

von Stockinger) ohne Schwefel auf der Vollhefe.<br />

Irgendwo zwischen getrockneter Kamille, Mandarinen-Schale und Melone ist doch glatt ein<br />

wenig Rauch versteckt! Nektarinen überstrahlen diese Duftsignatur des Vulkangesteins zwar<br />

ein wenig. Doch mit dem ersten Schluck des Chardonnays kommen auch die saftigen Fruchtnoten<br />

wieder: Eindeutig ist das Steinobst – doch nicht der Pfirsich des Rieslings, mehr säuerlich<br />

– ein Hauch von Blutorangen und Kumquats – unterlegte Aprikose. Dazu findet sich ein Hauch<br />

von cremiger, fast sahniger Anmutung, ferner eine feine Holzwürze sowie eine pikante Nuss<br />

und durchaus auch etwas kühler Stein. Ein gut gezimmertes Gerbstoff-Gerüst hat Holger Koch,<br />

der Fuchs, den Trauben dastehen lassen. Und an ihm ranken sich weitere Geschmacksnoten, vor<br />

allem der herb-würzigen Abteilung empor: etwas Kurkuma, Senfsaat und sogar Ingwer-Raspel<br />

peppen den Abgang des badischen „Drei-Sterners“ auf, konturieren die ohnehin schon wunderbar<br />

animierende Textur des Weins – und lassen ihn auch noch lange nachhallen!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2033+.<br />

September 2023<br />

45


DEUTSCHLAND BADEN<br />

CHARDONNAY „RESERVE“, 2022<br />

Premiere bei Kochs Selektion der Selektion:<br />

„Ergerle“, diesen Namen wird man sich<br />

merken müssen!<br />

CHARDONNAY<br />

DBA011622 | 13,5% VOL. | 49,33 €/L | 37,00 €<br />

Mit der „Reserve“ von 2022 hat Holger, wenn man so will, eine<br />

„Parzellen-Selektion“ seines Drei-Sterne-Chardonnays abgefüllt.<br />

Sie stammt, anders die anderen Selektionsweine, diesmal<br />

nicht aus den eher hochgelegenen und kühlen Gewannen<br />

des Bickensohler Herrenstücks, wo Koch vor mehr als zehn<br />

Jahren besonders kleinbeerige Chardonnay-Reben gepflanzt<br />

hat. Normalerweise (aber was ist bei so einem außergewöhnlichen<br />

Winzer schon „normal“?) verwendet Holger für seine<br />

Chardonnay-Reserve Trauben aus einer einzelnen Parzelle,<br />

dem „Mistgraben“, die etwa 200 Meter hinter seinem Elternhaus<br />

liegt. Aber diesmal griff er beherzt auf den „Jungfernertrag“<br />

einer Junganlage im dritten Standjahr zurück, deren<br />

Reben gerade einmal zwei bis drei Trauben pro Stock trugen<br />

zurück. Kleine, besonders konzentriert schmeckende Beeren<br />

aus dem sogenannten „Ergerle“ auf Ihringer Gemarkung: „das<br />

war einfach noch besser als Mistgraben“! Dieses „dark horse“<br />

von Parzelle wurde dann in bester Holger-Koch-Manier vinifiziert,<br />

das heißt nach kühler Vorvergärung langsam in einem<br />

500-Liter-tonneau von Stockinger gepresst – einen Teil (20 %)<br />

lässt er als Ganztrauben auf der Maische vergären, was man<br />

sieht und schmeckt –, dann zehn Monate ohne Schwefel auf<br />

der Vollhefe ausgebaut, und siehe da: es ward Reserve!<br />

Der Wein zeigt sich goldgelb mit einem grünen, frischen Reflex,<br />

offenbart im Duft Orangenblüten, dann bald gelbfruchtig<br />

wird mit Noten von Pfirsichen, Aprikosen und Agrumen.<br />

Doch so wie der Wein in der Farbe einen grünen Reflex zeigt,<br />

macht er das auch im Duft: ein paar Spritzer Limette und<br />

vor allem grüner Ananas (für Holger eher die Schale reifer<br />

Ananas) und Eisenkraut, dazu auch eine Spur Lanolin, feine<br />

Holzwürze, ein wenig Nuss und Gestein. Am Gaumen wieder<br />

etwas Zitrusabrieb; der sehr elegante Holzeinsatz deutet das<br />

Stil-Vorbild der modernen (!) „Bourgogne Blancs“ an. Vanille<br />

in zarter Ausprägung ist ein Teil dieser Signatur, das salzigleichtfüßige<br />

Finale der andere. Was den berechtigten Verdacht<br />

aufkommen lässt, dass Holger einige der französischen Meister<br />

hier schon deutlich hinter sich gelassen hat! Was nicht zuletzt<br />

mit der klaren zitrischen Säure zu tun haben, die den<br />

Wein perfekt strukturiert und die lebendigen, leicht exotischen<br />

Fruchtnoten (Ananas, Agrumen) höht. Das Holz wirkt<br />

schon jetzt exzellent eingebunden und liefert eine sehr elegante<br />

Facette in diesem Wein, der ein ellenlanges und salziges Finale<br />

bietet, nach dem man einfach glücklich und zufrieden ist,<br />

so wohltuend schwebend und doch kraftvoll, so mundfüllend<br />

und doch so frisch wirkt dieser Wein, der ganz sicher zu den<br />

spannendsten Chardonnay dieses Landes zählt.<br />

Ab sofort, ideal sicher in 2–4 Jahren, Potenzial bis 2033+.<br />

SPÄTBURGUNDER „ALTE REBEN“, 2022<br />

(EDITION PINARD DE PICARD)<br />

Alten Reben in hinreißender Verfassung<br />

und Bestform!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DBA010822 | 13% VOL. | 15,93 €/L | 11,95 €<br />

Wer 2022 nun bangt und barmt, dass es nach 2021, Holgers<br />

Traumjahrgang für Liebhaber feinziselierter und kühler Rotweine<br />

nun ganz anders weitergehe und man sich notgedrungen<br />

auf einen Kompromiss würde einigen müssen, dem sei<br />

die Frohbotschaft verkündet: Holger Kochs rote 2022er stehen<br />

seinen wunderbaren Weißen in nichts nach! Pinot Noir<br />

bzw. Spätburgunder mögen zwar Diven sein, aber dieser<br />

Winzer lenkt sie wie ein Meisterregisseur seine Stars!<br />

Sein Gutswein stammt von Lössböden mit vulkanischem<br />

Untergrund und zum Teil bis zu 35 Jahre alten Rebanlagen,<br />

für 2022 sind es zu 55 % badische Spätburgunder-Reben („aromatische,<br />

saftige Frucht“), zu 45 % kleinbeeriger Pinot Noir<br />

burgundischer Provenienz („feine nachhaltige Würze“). Der<br />

Wein wurde nicht im Barrique, dies würde ihn zu sehr überschminken,<br />

sondern nach 14-tägiger Maischegärung neun<br />

Monate im 3.000-Liter-Holzfass ausgebaut, was ihm – das sei<br />

vorweggenommen – eine ausgezeichnete Struktur und sehr<br />

willkommene Komplexität verliehen hat.<br />

„Seine Burgunder gehören nicht nur zu den besten und interessantesten<br />

in Deutschland.“, schrieb der Der Feinschmecker<br />

in seinem 2023er-Guide – und daran hat sich natürlich nichts<br />

geändert, man kann es aber gar nicht häufig genug wiederholen!<br />

Zumal angesichts eines Spätburgunders dieses Kalibers,<br />

dieser Güte, der noch immer für weniger als 12 Euro zu<br />

haben ist. Wie Holgers Idealvorstellung von gutem Spätburgunder<br />

zu schmecken hat, kann man hier bereits nachvollziehen.<br />

Diese so feine und auch so sensible Sorte interpretiert<br />

Holger Koch in diesem Wein auf eine ganz eigene Weise, irgendwo<br />

im Spannungsfeld zwischen deutscher Frucht und<br />

französischer Eleganz und Klarheit. So entsteht hier ein Pinot,<br />

der jede zünftige Brotzeit begleitet und doch auch das<br />

Zeug hat, als Solist für Begeisterung zu sorgen. Am Gaumen<br />

zeigt sich der „Alte Reben“ mineralisch und geschliffen, das<br />

Gerbstoffgerüst geschmeidig und nachgiebig, ohne indes an<br />

Profilierungsvermögen zu verlieren: Die wunderbare Melange<br />

aus völlig unverkitschter kirschig-beeriger Frucht und feiner<br />

Kräuterwürze macht diese „Alten Reben“ zu einem kleinen<br />

Highlight einer jeden Sightseeing-Tour durch die Welt<br />

deutscher Spätburgunder oder Pinot Noirs!<br />

Ab sofort ein Hochgenuss, locker 5+ Jahre Reifepotenzial.<br />

46 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„Die Pinot Noirs zählen zu den feinsten Badens und ganz Deutschlands. Ich habe selten solch<br />

delikaten, seidigen und finessenreichen, filigranstrukturierten Pinot Noir probiert, wie hier.“<br />

Holger Koch<br />

– STEPHAN REINHARDT (ROBERT PARKER’S WINE ADVOCATE)<br />

PINOT NOIR HERRENSTÜCK, 2021<br />

„Mit Sicherheit sehr langlebig.“ – Holger Koch<br />

PINOT NOIR<br />

DBA011121 | 12,5% VOL. | 23,06 €/L | 17,30 €<br />

Die Trauben für den „Herrenstück“, klein- und lockerbeerige, hocharomatische Dijon-Klone,<br />

stammen aus der gleichnamigen Großlage, auf deren Vulkanböden mit Löss-Lehm-Auflage<br />

Holger Koch vor Jahren schon die burgundischen Pinot-Noir- Stöcke gepflanzt hat. Im Jahrgang<br />

2021 hat Holger Koch bei diesem, wie auch den anderen Pinot Noirs, alle Trauben entrappt.<br />

Dieses Stilmittel betont die Frucht in ihre Ganzheit, ohne in kühleren Jahrgängen (und<br />

hiervon kann man 2021 definitiv nach vielen Jahren wieder sprechen!) in der Jugend kantige<br />

Weine zu ergeben. Die Weine wirken dann weniger massiv, viel mehr filigran, ja fragil und<br />

dies kommt, wie wir finden, Holger Kochs Hausstil perfekt entgegen, dessen Mantra-artig<br />

repetierte Schlagworte bei der Fassprobe durch den Keller „geniale Säurestruktur“, „Frische“<br />

und „Leichtigkeit“ lauten (wir können es bestätigen!). Dieser Wein reifte rund elf Monate in<br />

300- und 500-Liter-Fässern französischer Provenienz.<br />

Der Pinot Noir vom „Herrenstück“ duftet wie ein feiner Burgunder aus dem Norden (Marsannay!)<br />

und besitzt eine fragile Struktur. Hauchfeine Noten von Erdbeeren, Herzkirschen und<br />

etwas Liebstöckel steigen aus dem Glas. Letztere Noten fächern sich mit Luftkontakt auf, verändern<br />

sich hin zu Minze. Das ist ein wunderbar verspieltes und dezentes Bouquet, wie man es<br />

von gutem Pinot Noir gewohnt ist. Die 2021er sind keine Dampfhammer, die direkt nach dem<br />

Entkorken süße Frucht und Würze zeigen. Man bekommt hier mehr den introvertierten Charakter<br />

der Rebsorte zu spüren (genau hierfür lieben wir die Rebsorte so sehr). Von Abweisung<br />

kann allerdings nicht der Rede sein, die Tannine sind hierzu viel zu verführerisch seidig, die<br />

Frucht mit ihrem kühlend beerigen Charakter (Himbeere pur) zu delikat, um sich nicht schon<br />

jetzt an diesen feinsinnigen Wein heranzuwagen. „Unsere Weine sollen nachhaltige Kraft mit<br />

lebendiger Frische kombinieren. Sie sollen fein, zurückhaltend und dennoch mit Nachdruck<br />

präsent bleiben: saftigen Trinkfluss bieten, der Spaß macht.“ so lautet die Koch’sche Devise.<br />

Die Frucht steht hier so eindeutig im Mittelpunkt, ist der „Himmelskörper“ im Wein, um den<br />

sich alles dreht. „Trabanten“ sind warme Erde, etwas Unterholz und Kräuterwürze.<br />

Auch eine gewisse Rauchigkeit macht sich anfangs bemerkbar, die mit Luftkonakt zunehmend<br />

der puristischen Fruchtausprägung weicht und so eine feine Dramaturgie zeichnet,<br />

nicht nur am Gaumen, sondern über mehre Gläser. Hier steckt Leben in der Flasche! Das<br />

„Herrenstück“ ist ein Muster an Präzision, besitzt ein rückwärtsgewandtes Sättigungsgefühl,<br />

ist ein echter Appetitanreger oder kurz: Pinot Noir in Reinform.<br />

Und genau nach dieser Idee richtet er all seine Arbeitsschritte das ganze Jahr über im Weinberg<br />

aus, wählt den idealen Lesezeitpunkt und extrahiert nur ganz zart Farbe und Aromen<br />

aus der filigranen Rebsorte. Holger gelingt mit diesem grandiosen Wein scheinbar mühelos<br />

die Überwindung der Schwerkraft und verschiebt qualitative Maßstäbe, setzt sie in einer<br />

Preisklasse, in der die wenigsten Winzer „mittun“ könnten! Eine dringende, unbedingte<br />

Empfehlung für alle Liebhaber feiner, zarter, präziser und beglückender Pinots. Für die<br />

Freunde großer Weine. Für die Verehrer großartigen Winzerhandwerks. Und für alle anderen<br />

eigentlich auch. Kategorie „absoluter Lieblingswein“!<br />

PS: Der Jahrgang 2021 zeigt sich durchaus etwas leiser und es lohnt sich im zuzuhören. Wir<br />

sind keine Freunde des Karaffierens beim Pinot Noir. Etwas Geduld und große bauchige Gläser<br />

sind jetzt im frühen Stadium ideal. „Die 2021er sind für mich perfekt in Feinheit, Frische<br />

und straffer Präzision. Das gibt es viel Spannendes zu entdecken, fordert aber auch Kenntnis<br />

und Einfühlung.“, so der Kommentar des Winzers.<br />

Zu genießen ist der Wein jetzt bis sicher 2030.<br />

September 2023<br />

47


DEUTSCHLAND BADEN<br />

PINOT NOIR „FUNKEN“, 2021 (EDITION PINARD DE PICARD)<br />

Funky-Time: Darfs etwas wilder sein?<br />

Exklusiv bei Pinard de Picard!<br />

PINOT NOIR<br />

DBA010221 | 12,5% VOL. | 23,93 €/L | 17,95 €<br />

Benannt ist der Rotwein nach einer schmalen, hoch auf einer mächtigen Lössscholle thronenden<br />

Parzelle derselben Terrasse, in der Holger auch seinen Pinot Noir * liest. Wen<br />

wundert’s daher, dass sich der „Funken“ bei uns zu einem der beliebtesten Weine Holgers<br />

entwickelt hat?<br />

Was diesem Wein eigen ist, es zieht sich über die Jahrgänge hinweg, ist eine wilde, nahezu<br />

überschäumende Fruchtpräsenz in der Jugend. Sind Holgers Rotweine doch vornehmlich<br />

introvertierte Feingeister, so hebt sich der „Funken“ klar ab mit seiner ungestümen und auflehnenden<br />

Haltung (der pubertäre Revoluzzer der Familie Koch!). Diesen Charakter verleihen<br />

dem Wein nicht etwa Rappen bei der Vergärung (wie wir fälschlich annahmen), auch<br />

der Jahrgang 2021 wurde wie einst vor den letzten trockenen Jahrgängen comme d’habitude<br />

ohne Stengel vergoren, sondern seine Exposition. Seine Würze und Wildheit verdankt der<br />

Wein der wärmeren Exposition und hierdurch implizierten schnelleren Heranreifung. Diese<br />

ungehobelte Art verströmt enormen Charme, weshalb der Funken für uns persönlich zu den<br />

absoluten Lieblingsweinen zählt.<br />

Der Jahrgang 2021, übrigens rund zwei Monate länger im 300 Liter fassenden Holzfass ausgebaut,<br />

als üblich, duftet zunächst nach frischen Rosen an einem warmen Sommertag. Erst<br />

danach tauchen beerige Noten auf, in Form von Himbeeren. Die feine Würze erinnert fast<br />

an Prickelbrause und in der Tat rückt der Duft nach Knallkörpern den Eindruck vom zündelnden<br />

Teenager auch hier nicht ab, ganz als wolle der Wein seinem Namen gerecht werden.<br />

Es handelt sich um eine subtile Reduktion, die ebenso von der schonenden Behandlung im<br />

Keller zeugt und uns diesem preislich im Kontext des Sortiments doch eher einfacheren<br />

Wein ein großes Potenzial vermuten lässt. Mit mehr Luft tauchen auch Zwetschgennoten<br />

auf, die Himbeerfrucht wird intensiver, Erdbeeren tauchen auf. Am Gaumen zeigt sich<br />

der Pinto Noir kernig und pikant. Eine feine Säurestruktur verleiht dem Wein Frische, die<br />

Tannine sind subtil aber keineswegs ausgewaschen, verliehen dem verspielten Wein (vor<br />

Sauerkirschsaft strotzend) gar einen seriösen Anstrich. Das ist ein herausragender Wein,<br />

ein echter Charakterkopf, dem man gerne etwas Zeit geben darf. Denn hat man erst einmal<br />

seine Klasse erkannt und ihm die nötige Zeit zum warmwerden ermöglicht, offenbart er<br />

seine ganze Exzellenz.<br />

Ab sofort genießen. Der Wein profitiert davon 1-2 Stunden vorab belüftet zu werden. Dann fliegen<br />

auch die Funken dieses aromatisch einzigartigen Weins. Höhepunkt? Ab sofort und vermutlich bis<br />

2030.<br />

48 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Holger Koch<br />

PINOT NOIR ***, 2021<br />

Holger Kochs Drei-Sterne-Pinot:<br />

Unbedingt eine Reise wert!<br />

PINOT NOIR<br />

DBA010321 | 12,5% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 €<br />

Ein Pinot Noir, stellvertretend für Deutschlands „Rotweinwunder“,<br />

das sich seit einigen Jahren vor unsrer aller Augen<br />

abspielt. Als der erstaunlich bald berühmtberüchtigte Reiseführer<br />

für den ambitionierten Automobilisten, der „Guide“<br />

des Reifenherstellers Michelin zum ersten Mal aufgelegt<br />

wurde, zielte sein ganzes Bestreben darauf die wenigen Tankstellen-<br />

und Werkstattsuchenden entsprechend sicher ans<br />

Ziel ihrer Wünsche zu lotsen. Ein knappes Vierteljahrhundert<br />

später, navigierte man auf Frankreichs (und nach und<br />

nach Europas) Straßen wieder nach den Sternen. Damit sich<br />

die „Ritter der Straße“ unterwegs standesgemäß verpflegen<br />

konnten, hatten die Herausgeber des „Guide Michelin“ für<br />

Restaurants eine Klassifizierung entwickelt: Ein Stern, und<br />

das Restaurant war einen „Stopp wert“, mit zweien lohnte<br />

sich sogar schon „ein Umweg“. Die Elite dieser Etablissements<br />

war mit drei Sternen sogar „eine (ganze) Reise wert“!<br />

Der Pinot Noir *** markiert – neben der raren „Reserve“ –<br />

die Spitze des Koch’schen Sortiments. Wir sind so frei und<br />

wenden die Kategorisierung d’après Michelin auf die Kochs<br />

und diesen Wein an: unbedingt „eine Reise wert“! In seiner<br />

Einzigartigkeit und Ausdrucksform zählt er ganz klar zu den<br />

größten Burgundern Deutschlands. Punkt. Eine Aussage, die<br />

der sehr bescheidene Holger Koch im Gespräch vermutlich<br />

schnell unter den Tisch fallen ließe und diesen Faden nicht<br />

wieder aufnähme. Aber den Wein würde er sprechen lassen!<br />

Sein Drei-Sterne-Pinot stammt von einer hohen, recht sonnigen<br />

und windoffenen Südwestlage, der Parzelle „Halbuck“<br />

im Herrenstück. Der Boden besteht aus dünner Lößauflage,<br />

unter dem das Vulkangestein ansteht. Das Traubenmaterial<br />

reift hier langsamer, aber aromatisch intensiver als in allen<br />

anderen Weinbergen heran, weshalb hier wie nirgends sonst,<br />

eine besonders würzige Fruchtintensität entsteht.<br />

Den aktuellen Jahrgang 2021 vergleicht Holger selbst mit<br />

seinen Kollektionen aus 2013 und 2010. Liebhaber des Pinot<br />

Noir werden entzückt sein, gelten diese doch als Vertreter<br />

der klassisch geschliffenen und kühlen Stilistik par excellence!<br />

Es sind keine Hedonisten, denn solche Jahre benötigten<br />

Reife, haben aber den Test der Zeit bestanden und sich<br />

im Kanon als Klassiker verewigt. Der eher hellrot im Glas<br />

liegende „Dreistern“ zeigt eine saftige Frucht, duftet nach<br />

Zwetschgen und Sauerkirschen, die im gepfefferten Saft liegen.<br />

Die kräutrige Unternote erweitert diesen noblen Duft,<br />

der da entgegenschwebt ohne ihn zu dominieren. Hier haben<br />

wir es mit dem feinsten Duft der Pinot-Noir-Traube zu tun.<br />

Am Gaumen (wir empfehlen bauchige Burgunderschwenker)<br />

besticht der Wein durch seine kernige Struktur und seriöse<br />

Ausstrahlung. Die Frucht zeigt wieder Sauerkirschen,<br />

allerdings in einer beachtlichen Tiefe und Vielfalt, ermüdet<br />

aber niemals, denn der noble Tanninteppich sorgt hier für<br />

Halt am Gaumen, während eine feinsäuerliche Beerenfrucht<br />

darüber hinweggleitet. Holger Koch spricht vom „Cool-Climate-Jahrgang“,<br />

einen Terminus, der im Zug der Phalanx an<br />

warmen Jahrgängen beinahe schon vergessen schien, 2021<br />

schwört bei uns Erinnerungen an diese Zeit herauf und<br />

schafft, was nur großem Wein gelingt: er weckt Emotionen.<br />

Zu genießen ab sofort, der Altmeister empfiehlt noch 2-3 Jahre<br />

Reife. Höhepunkt folglich ab 2025 bis 2032.<br />

September 2023<br />

49


ITALIEN PIEMONT<br />

SCARPA<br />

NIZZA MONFERRATO<br />

Innovation in der Tradition: Antica Casa Vinicola<br />

Scarpa oder die Frage, seit wann Barbera dem<br />

Barolo das Wasser kann …?!<br />

„Scarpa produziert neben sehr guten, traditionellen Nebbiolo d’Alba, Barbaresco und Barolo einige<br />

Spezialitäten wie Moscato d’Asti, Bracchetto oder auch einen wunderbaren Verduno Pelaverga.<br />

Jeder dieser Weine ist es unbedingt wert, probiert zu werden. Das nur deshalb vorausgeschickt,<br />

weil man Gefahr läuft, die ganzen anderen ausgezeichneten Weine des Hauses aus dem Sinn zu<br />

verlieren, nachdem man einmal die Barbera probiert hat. Denn hier läuft Scarpa zu einer nahezu<br />

konkurrenzlosen Meisterschaft auf.“ – Marcus Hofschuster (Wein.Plus)<br />

50 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Barbera? Wirklich? Eine der fünf meistangebauten einheimischen Rebsorten Italiens<br />

und die dritthäufigste rote Rebsorte, die in fast allen Regionen des Landes zu finden<br />

ist? Und auch eine der fünfzehn meistangebauten Rebsorten der Welt? Auf Barolo-<br />

Niveau? Doch, das geht. Aber sehen wir uns die Sache doch einmal ein wenig genauer an.<br />

„Barbera“: Der Ursprung des Namens ist unklar. Pietro Ratti von Renato Ratti etwa ist der<br />

Meinung, dass er sich aufgrund der tiefroten Farbe des Weins von barbaro (Barbar/barbarisch)<br />

abgeleitet ist, während andere glauben, dass er von vinum berberis abstammt, einem adstringierenden,<br />

säurehaltigen und farbinstensiven mittelalterlichen Getränk. Dieser vinum berberis<br />

wiederum hat nichts mit vitibus berbexinis (so in einem Dokument von 1249 aus den<br />

Archiven von Casale Monferrato) zu tun, der auch als Namensquelle herhalten musste. Denn<br />

dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine andere Sorte, nämlich Barbesino oder<br />

Berbesino, die heute als Grignolino bekannt ist. Trotz ihres üppigen Vorkommens und der<br />

ziemlich uneingeschränkten Loyalität, die ihr entgegengebracht wird (Piemonteser und Lombarden<br />

werden in der Gesellschaft dieser Traube und ihrer Weine erwachsen: Barbera zu<br />

trinken, charakterisiert einen Mailänder fast so sehr wie der Dom oder Risotto alla milanese),<br />

hat die Rebsorte weder eine lange noch bedeutende Historie. Die meisten italienischen<br />

Experten glauben, dass sie ursprünglich nicht aus Asti oder Alba stammt, sondern aus dem<br />

Monferrato-Gebiet im Piemont, in der Nähe von Alessandria, wo sie bereits im siebzehnten<br />

Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde; Koryphäen wie der Botaniker und „Zitronenpapst“<br />

Giorgio Gallesio (1772–1839) nannten sie „Vitis vinifera montisferratensis“ – obwohl<br />

sich dieser Name natürlich auf jede beliebige lokale Rebsorte beziehen könnte. Zwar gilt<br />

Barbera als typische piemontesische Rebsorte, allerdings fehlen jegliche historische Dokumente,<br />

die ihr Vorkommen in dieser Region vor dem 18. Jahrhundert belegen. Weder dass<br />

die Rebsorte dort schon immer beheimatet war oder dass sie tatsächlich von domestizierten<br />

Wildreben aus dem Piemont abstammt. Nichts, niente! Tatsächlich haben DNS-Analysen<br />

ergeben, dass die Barbera („la Barbera“!) mit keiner anderen piemontesischen Rebsorte genetisch<br />

eng verwandt ist. Was völlig anders aussähe, wäre sie tatsächlich seit vielen Jahrhunderten<br />

oder gar Jahrtausenden auf piemontesischem Boden heimisch. Barbera ist auch nicht mit<br />

einer anderen, ähnlich benannten piemontesischen Sorte, der Barbera d’Davi, verwandt. Gleiches<br />

gilt für die sehr seltenen, ebenfalls piemontesischen Sorten Barbera Ciarìa, Barbrassa,<br />

Barberùn oder Barbera Dou Ciorniou: nicht verwandt! Ihre Herkunft? Ein Rätsel.<br />

Scarpa<br />

Barbera hat einige der wichtigsten Momente der italienischen Weingeschichte miterlebt,<br />

gute, schlechte und hässliche. Zu den schlechten, besonders hässlichen gehörte der Methanol-<br />

Skandal im Jahr 1986, als einige weniger bekannte Winzer dabei erwischt wurden, wie sie<br />

ihren fertigen Barbera-Weinen Methanol beimengten, um sie opulenter und kraftvoller zu<br />

machen – und um Kosten zu sparen: eine kriminelle Idee mit lethalem Ausgang! Einziger positiver<br />

Nebeneffekt war die Reaktion auf diese Schandtaten, die Italiens Weinszene zwangsweise<br />

verbesserte und zu einer strengeren Qualitätskontrolle auf allen Ebenen führte. Zu den<br />

besonders guten Momenten gehörte die Erkenntnis, dass Barbera soviel mehr sein kann als<br />

ein fröhlich-banaler, säurebetonter Alltagswein für die Trattoria: enter Mario Pesce und die<br />

Antica Casa Vinicola Scarpa, die im Jahr 1854 von Antonio Scarpa gegründet wurde.<br />

Mario Pesce († 2004) war es, der in den 1960ern und 70ern, den Ruf von Scarpa begründete. Sein<br />

Vater hatte das Weingut gekauft, ab 1948 die Entwicklung und Führung aber ihm überlassen.<br />

Mario war einer derjenigen, die zwar die Traditionen und die Geschichte seiner Region respektierten,<br />

aber ehrgeizig und selbstbewusst genug waren, es besser zu machen – und vor allem<br />

der fixen Idee anhingen, dass das Monferrato komplexe und elegante Weine mit großem Lagerund<br />

Reifepotenzial hervorbringen könne. Er verbrachte dann auch einige Zeit in Burgund und<br />

im Elsass, um die französischen Techniken im Weinberg und im Keller zu studieren und nutzte<br />

das Gelernte, um in seinen eigenen Weinbergen und in der Cantina im Monferrato zu experimentieren<br />

und noch sorgfältigere Techniken zu entwickeln. Dank seiner kompromisslosen<br />

„Innovation in der Tradition“ (so die Scarpa-Formel) genoss er unter den Weinproduzenten im<br />

gesamten Piemont großes Ansehen, etwa bei so völlig unterschiedlich arbeitenden Winzern<br />

wie Bruno Giacosa und Angelo Gaja.<br />

Wie schon erwähnt, war Monferrato lange schon für Barbera bekannt, der aber über den<br />

Status des säuresatten, zum Teil als Weißwein oder chiaretto vinifizierten Durstlöschers per<br />

tutti i giorni nicht hinauskam. Mario Pesce und Giacomo Bologna waren die ersten Erzeuger,<br />

die in den 1960er-Jahren einen ernstzunehmenden, hochwertigen Barbera d’Asti auf Flaschen<br />

zogen. Allerdings trennten die beiden stilistisch Welten: Während Bologna seinen Wein (der<br />

dann als „Bricco dell’Uccellone“ berühmt wurde) in neuen Eichenfässern reifen ließ, griff<br />

Pesce im Wesentlichen auf traditionelle Weinbereitungs- und Reifungstechniken zurück<br />

September 2023<br />

51


ITALIEN PIEMONT<br />

(gebrauchte Fässer unterschiedlicher Größe) und schenkte der Weinwelt seinen „La Bogliona“,<br />

der profunden Kennern wie etwa Kritiker Ian D’Agata als „benchmark wine“ gilt.<br />

Im Laufe seiner über 160-jährigen Geschichte war Scarpa im Besitz von sechs Familien. Der<br />

jetzige Eigentümer, der in Monaco beheimatete Eugène René Strzhalkovsky, ein Geschäftsmann<br />

russischer Herkunft mit polnischen Wurzeln, kaufte das Weingut 2014 von Martina<br />

Barosio und ihrer Mutter Maria Piera Zola, die es 2001 von Mario Pesce erwarb, dem sie<br />

freundschaftlich verbunden war. Pesces Vermächtnis war in guten Händen, zumal sein Neffe<br />

Carlo Castino, der ihm seit 1962 zur Hand ging, weiterhin als Chefönologe fungierte (später<br />

unterstützt von Silvio Trichero). Das Weingut liegt in Castel Rocchero, in der Provinz Asti,<br />

10 km südöstlich von Scarpas Cantina in Nizza Monferrato oder 30 km östlich von Alba. Der<br />

Weinberg liegt an der Grenze zwischen den beiden Teilen des Monferrato: dem Monferrato<br />

Astigiano (d.h. um Asti) im Westen und dem Monferrato Alessandrino (um Alessandria) im<br />

Osten. Die Gesamtfläche beträgt 50 Hektar, von denen 27 Hektar bepflanzt sind. Der Rest<br />

sind Wälder (einschließlich Trüffelwälder!) und Felder, die Scarpa absichtlich brach liegen<br />

lässt, um die Artenvielfalt in den nachhaltig bewirtschafteten Weinbergen zu erhalten.<br />

Sämtliche Weine (bis auf den Basis-Barbera und die Weißweine, die ausschließlich in Edelstahl<br />

vergoren und ausgebaut werden) werden entweder in Inox oder konischen Holz vergoren<br />

und dann in botti grandi mit einem Fassungsvermögen von 2.000 bis 10.000 Litern ausgebaut.<br />

Mario Pesce führte Tests mit unterschiedlichen Hölzern durch und stellte fest, dass solches<br />

französischer Provenienz die elegantesten Scarpa-Weine ergab. Wie aber kommt Scarpa aus<br />

Nizza Monferrato an Barolo? Seit Beginn der 1900er-Jahre kauft Scarpa Trauben von Winzern<br />

in Barolo und Barbaresco und bringt sie zur Vinifizierung und Reifung in die eigene Cantina<br />

in Nizza Monferrato. Tatsächlich gehörte Scarpa 1949 zu den ersten, die Barolo mit eigenem<br />

Etikett abfüllten und war auch Gründungsmitgliedern des Consorzio Barolo e Barbaresco.<br />

Aufgrund seiner historischen, ja „testimonialen“ Bedeutung, darf Scarpa weiterhin Barolo<br />

und Barbaresco in der cantina im Monferrato erzeugen – und auch diese hat Mario Pesce ein<br />

ganzes Leben lang begleitet: Alle Rotweine werden vor ihrer Freigabe einer längeren Flaschenreifung<br />

in der Cantina unterzogen. Diese Reifung ist Teil des Vermächtnisses von Mario<br />

Pesce und ein Teil dessen, was allen Scarpa-Weinen ihre besondere Eleganz verleiht. Darüber<br />

hinaus hält das Weingut nach wie vor ein großes Quantum seiner Weine quer durch den<br />

Rebsortenspiegel in exzellenten Jahrgängen zurück, um sie nach und nach freizugeben. Diese<br />

Bibliothek („Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt“ – Jorge Luis<br />

Borges) umfasst weit über 45.000 Flaschen, die bis in die 1960er zurückreichen. Darunter auch<br />

der legendäre Barolo Riserva Speciale von 1962, einem Jahr, das zwar mit viel Eleganz, aber<br />

wenig Reifepotenzial punktete. Nicht so hier, wie Auktionen bei Bonhams, Christie’s oder<br />

Sotheby’s Jahr für Jahr beweisen. Scarpa und seine Weine – aus der Zeit gefallen!<br />

52 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Scarpa<br />

„TACCODODICI“ MOSCATO D’ASTI<br />

DOCG, BIANCO 2022<br />

Im Namen des High Heels: verführerisch süßer,<br />

perfekt ausbalancierter Moscato!<br />

MOSCATO BIANCO<br />

IPI112022 | 5% VOL. | 17,20 €/L | 12,90 €<br />

Vor allem in der Vorweihnachtszeit sind sie nicht zu übersehen<br />

– und das längst nicht nur in Italien: Moscato d’Asti-Flaschen,<br />

zum Mitnehmen direkt neben Panettone-Dosen<br />

platziert. Dabei gibt es gerade bei diesem vermeintlichen<br />

Allerwelts-Tropfen erhebliche Unterschiede. Denn selten<br />

treten die Ausdruckskraft der Muskateller-Traube und des<br />

Terroirs, das handwerkliche Können in Berg und Keller nur<br />

selten so deutlich zutage wie bei den Schaumweinen aus den<br />

51 (!) Gemeinden der DOCG Asti. Aromen von frischen<br />

Trauben, fleischigen Zitrusfrüchten, Rosen, Jasmin und weißen<br />

Früchten finden sich in vielen Moscato d'Asti. Spannung<br />

und Komplexität wie bei diesem „Tacco 12“ von Scarpa sind<br />

dagegen im Bereich der Typizität rar. Der nach dem abgebildeten<br />

(12 cm hohen) Stöckelschuh getaufte Wein leuchtet<br />

strohgelb mit goldenen Reflexen im Glas. In der frischen,<br />

lebendigen Nase verschmelzen Noten von Pfirsich und Aprikose<br />

mit dem Duft von Limettenschale, grünem Apfel und<br />

der zarten Süße reifer Birnen. Subtile Noten von Kastanienhonig<br />

runden das Bouquet ab. Der erste Eindruck am Gaumen<br />

ist fruchtig und süß, wird aber sofort durch eine angenehme<br />

Säure ausbalanciert. Diese Harmonie setzt sich<br />

im Abgang mit einem Hauch von Ingwerfrische fort. Eine<br />

weitere Facette dieses Weins ist sein verführerischer nussiger<br />

Geschmack, der an geröstete Mandeln und Walnüsse im<br />

Zusammenspiel mit kandierten Äpfeln erinnert. Hier zeigt<br />

sich, dass verschiedene Reifegrade und Gärtemperaturen<br />

zu Weinen mit sehr unterschiedlicher Struktur und aromatischer<br />

Intensität führen können. Leichte Oxidations- und<br />

Gärungsnoten wie karamellisierte Nüsse, zerdrückte Äpfel<br />

oder pochierte Birnen machen den fein moussierenden Wein<br />

zu einem erstaunlich vielseitigen Speisenbegleiter. Während<br />

der Moscato d’Asti in Frankreich schon lange als Apéritif<br />

geschätzt wird, bleibt seine kulinarische Vielseitigkeit eines<br />

der bestgehüteten Geheimnisse des Piemonts. Denn er passt<br />

nicht nur hervorragend zu fruchtigen Desserts aller Art, sondern<br />

auch zu gebratenen Pilzen, Pasta mit cremigen Saucen,<br />

Wildgerichten oder Käseplatten. Eine köstliche Erfrischung<br />

mit natürlich niedrigem Alkoholgehalt und meisterhaft in<br />

die Struktur eingebundener Fruchtsüße.<br />

Ab sofort und bis 2025.<br />

TIMORASSO MONFERRATO DOC,<br />

BIANCO 2020<br />

Eine vergessene Rebsorte trumpft auf: der<br />

„weiße Barolo“ von den Colli Tortonesi<br />

TIMORASSO<br />

IPI111020 | 13,5% VOL. | 26,53 €/L | 19,90 €<br />

Versierte Konsumenten haben es längst geahnt: Abseits der<br />

ausgetretenen Pfade finden sich immer wieder großartige<br />

Weine, die nicht nur unterschätzt, sondern oft sogar völlig<br />

übersehen werden. Eine Ignoranz, die es zu nutzen gilt. Dieser<br />

seltene weiße Monferrato aus dem Hause Scarpa ist eine solche<br />

spektakuläre Entdeckung. Er stammt von den sanften Hügeln<br />

rund um die Stadt Tortona, aus der Region Colli Tortonesi<br />

auf halbem Weg zwischen Mailand und Genua. Hier also,<br />

fernab der großen Weinbaugebiete Italiens also, hat eine<br />

Gruppe engagierter Gruppe von Winzern vor rund vier Jahrzehnten<br />

die einst von der Reblaus bedrohte und dann fast<br />

vergessene Rebsorte Timorasso vor dem Aussterben gerettet<br />

und zu neuem Glanz geführt. Auch wenn der Wein ob<br />

seiner lebhaften Säure gern mit trockenen deutschen Rieslingen<br />

verglichen wird, erinnert er doch eher an Aromen,<br />

die man sonst nur bei einem erstklassigen Chenin Blanc von<br />

der Loire oder bei bestem Assyrtiko von der Insel Santorin<br />

findet. Schon die intensive strohgelbe Farbe mit goldenen<br />

Reflexen erinnert daran. Dem Glas entsteigt ein facettenreicher<br />

Duft nach knackigem Fallobst, gequetschten Äpfeln<br />

insbesondere, dazu saftiger Pfirsich, etwas Akazienhonig, ein<br />

wenig Kräuterwürze und konfierte Zitronen, unterlegt von<br />

einer unerwarteten Salzigkeit, die am Gaumen wiederkehrt.<br />

Eine Mischung aus Lehm und Sand verleiht dem liebevoll<br />

„weißer Barolo“ genannten Wein seine charakteristische<br />

Mineralität. Die vorwiegend in den sandigen, kalkhaltigen<br />

Böden der piemontesischen Provinzen Asti und Alessandria<br />

wurzelnden Reben tragen unverkennbar die Handschrift<br />

des Terroirs. Der Wein wurde zehn Monate in Tanks ausgebaut,<br />

um seine Aromen zu vertiefen, bevor er weitere sechs<br />

Monate auf der Flasche reifen durfte. Ihn jung und frisch zu<br />

trinken ist durchaus möglich. Doch seinen wahren Genuss-<br />

Höhepunkt erreicht er im Alter von fünf bis sechs Jahren. Wohl<br />

den versierten Konsumenten, die so lange warten können.<br />

Ab sofort und bis 2030.<br />

September 2023<br />

53


ITALIEN PIEMONT<br />

FREISA SECCO MONFERRATO DOC,<br />

ROSSO 2019<br />

Der Wein, der Hemingway bezauberte:<br />

das fulminante Comeback der Freisa!<br />

FREISA<br />

IPI110619 | 13,5% VOL. | 23,86 €/L | 17,90 €<br />

„CASASCARPA“ BARBERA D’ASTI<br />

DOCG, ROSSO 2021<br />

Die perfekte Begleitung bei Tisch – der „Casascarpa“<br />

bietet wunderbar frischen, traditionellen<br />

Barbera-Spaß!<br />

BARBERA<br />

IPI112121 | 13,5% VOL. | 15,86 €/L | 11,90 €<br />

In Italien – und das ist heute immer noch sehr häufig der<br />

Fall – fehlt bei Tisch nur selten eine Flasche Wein. Übrigens,<br />

egal ob mittags oder abends. Wie schön! Das heißt freilich<br />

nicht, dass besonders viel getrunken wird, keinesfalls. Aber<br />

die meisten gönnen sich eben ein Glas –Alltagsgenuss, ganz<br />

herrlich! Für diese Anlässe braucht es weder wuchtige noch<br />

besonders alkoholstarke Weine, sondern Weiße und Rote,<br />

die unkompliziert, aber mit exzellenter Qualität eine Vielzahl<br />

von Speisen begleiten können. Es ist also eine gewisse<br />

– aber nicht falsch zu verstehende – Bescheidenheit gefragt.<br />

Nicht nur aus seiner langen Tradition als Tischwein heraus<br />

eignet sich die Rebsorte Barbera hervorragend für solche<br />

Zwecke. Es ist kein Wunder, dass es sich ausgerechnet die<br />

Traditionalisten von Scarpa zur Aufgabe gemacht haben, genau<br />

so einen Wein zu keltern – frisch und klar, aber dennoch<br />

mit Struktur und Tiefgang. Bei Scarpa, die den Qualitätsgedanken<br />

stets vorangetrieben haben und ihre Crus einzeln<br />

abfüllen, weiß man, dass es nicht nur große Weine braucht,<br />

sondern auch solche per ogni giorno. Und genau deshalb geben<br />

sie sich mit ihrem Barbera d’Asti „Casascarpa“ so große<br />

Mühe. Die Reben für ihren Basis-Barbera wachsen auf dem<br />

Gut „I Bricchi“, das zwischen Castel Rocchero and Acqui Terme<br />

liegt. Die Weinberge stehen auf 350 bis 400 Metern Höhe<br />

und sind zum größten Teil nach Südwesten ausgerichtet. Um<br />

die Frische im Wein zu bewahren, wird der „Casascarpa“<br />

im Stahlfass vergoren, wo er danach noch etwas lagert. Der<br />

Wein duftet nach reifen roten und schwarzen Früchten, viel<br />

Kirsche ist dabei, aber ebenso frische Pflaume, alles unterlegt<br />

von schöner Würze. Am Gaumen zeigt sich eine dynamische<br />

Säure neben fein ziselierten Gerbstoffen, erneut kommt rote<br />

Frucht durch. Das ist alles auf maximalen Zug ausgerichtet,<br />

wunderbar frisch und klar – ein großartiger, klassischer Barbera<br />

mit Struktur! Der „Casascarpa“ ist ein Wein, der sich,<br />

gerne leicht gekühlt, perfekt als Begleitung bei Tisch eignet.<br />

Ein großer Trinkspaß, der dazu führt, dass die Gläser stets<br />

sehr schnell geleert sind. Also: Genügend Flaschen bereitstellen,<br />

wenn Gäste kommen!<br />

Ernest Hemingways Roman „A Farewell to Arms“ (dessen<br />

Titel hierzulande, wie so oft bemerkenswert schlampig, mit<br />

„In einem andern Land“ übersetzt wurde …) handelt – hauptsächlich<br />

– von der Zerbrechlichkeit der Liebe in Zeiten des<br />

Krieges und der Sinnsuche in einer chaotischen Welt. Am<br />

Rande geht es aber auch um den Freisa, den Hemingway als<br />

„klaren, roten, tanninhaltigen und großartigen“ Wein beschreibt.<br />

Während die Rebsorten Nebbiolo, Barbera und<br />

Dolcetto damals wie heute den Großteil der piemontesischen<br />

Rotweine ausmachen, gibt es im Nordwesten Italiens<br />

auch noch andere, weniger bekannte, aber nicht minder<br />

lohnende Rotweinsorten – allen voran: Freisa. Die etwas<br />

rustikalere Verwandte des Nebbiolo feiert derzeit ein fulminantes<br />

Comeback. Dieser Monferrato von Scarpa beweist:<br />

Gekonnt angebaut und fachgerecht ausgebaut, kann Freisa<br />

wie ihr weltberühmter Verwandter betörend duftende Rotweine<br />

von großer Struktur hervorbringen. Das erklärt auch,<br />

warum die alte Sorte bis ins 19. Jahrhundert hinein viel beliebter<br />

(und wertvoller) war als heute und bis zur Hälfte der<br />

Weinanbauflächen in Asti und Alessandria einnahm.<br />

Mit seiner tiefvioletten Farbe ist Scarpas Freisa deutlich dunkler<br />

als mancher Barolo oder Barbaresco. Sein Name stammt vom<br />

lateinischen Wort für Erdbeere, von dem sich auch die französische<br />

„fraise“ ableitet. Doch mehr noch als Erdbeeren machen<br />

Himbeeren, Brombeeren und eine Spur von Sauerkirschen<br />

das Bouquet aus – jene knackig frische Fruchtmischung<br />

also, aus der in Norddeutschland die Rote Grütze und in England<br />

der „summer pudding“ zubereitet wird. Dazu kommen<br />

feine Gewürznuancen, ein Hauch von Zimt und Nelken<br />

etwa, Rosenduft und etwas Tonkabohne, begleitet von einer<br />

attraktiven Bitternote. Bis zu zwei Jahre im Tank und ein<br />

Jahr auf der Flasche gereift, zeichnet sich der Freisa durch<br />

eine köstliche Säure und einen kräftigen Tanningehalt aus,<br />

die beide zur Lagerfähigkeit dieses Weins beitragen. Am<br />

Gaumen kehrt der eindringliche Beerengeschmack komplex<br />

und lebhaft wieder, ergänzt durch erdige Noten und einen<br />

Hauch von Teer. Ein aromatischer, charaktervoller Rotwein<br />

mit ausgeprägten Tanninen, der es sogar mit exotisch<br />

gewürzten Gerichten wie einer knusprigen Pekingente aufnehmen<br />

könnte. Und der sicher auch „Papa“ Hemingway<br />

begeistert hätte.<br />

Ab sofort und bis 2030+.<br />

Ab sofort und bis 2026.<br />

54 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Scarpa<br />

PELAVERGA DOC VERDUNO,<br />

ROSSO 2022<br />

Maximale Frische, maximale Individualität<br />

– ein faszinierend knackiges<br />

PELAVERGA<br />

IPI110922 | 13,5% VOL. | 26,53 €/L | 19,90 €<br />

In vielen Bereichen des Lebens beklagen wir zu Recht einen<br />

zunehmenden Mangel an Individualität. Das gilt für die<br />

Innenstädte, die immer mehr von den gleichen Mode- und<br />

Fast-Food-Ketten dominiert werden. Das gilt aber auch für<br />

andere Lebensbereiche, wo wir drohen, in unseren Blasen<br />

gefangen zu sein. Selbst beim Genuss lauert die Gefahr, in<br />

den gleichen Mustern verhaftet zu bleiben und mehr oder<br />

weniger im Mainstream mit zu schwimmen. Also, weshalb<br />

nicht mal etwas ganz anderes entkorken? Beispielsweise<br />

einen Pelaverga? Sie müssen jetzt nicht erschrecken, wenn<br />

Sie als passionierter Weintrinker beziehungsweise Weintrinkerin<br />

noch nie von dieser Rebsorte gehört haben. Wie auch?<br />

Im Piemont, wo die rote Sorte zuhause ist, gedeihen gerade<br />

einmal 20 Hektar Pelaverga rund um die Ortschaft Verduno.<br />

Nur noch wenige Winzer bauen die autochthone Rebsorte<br />

an – natürlich auch die passionierten Weintraditionalisten<br />

von Scarpa. Der Pelaverga des legendären Piemonteser Betriebs<br />

wächst auf kalk- und sandhaltige Böden in der Lage<br />

Monvigliero in der Nähe von Verduno, umrahmt von Haselnussbäumen<br />

und Lavendelfeldern. Viel malerischer geht es<br />

nicht. Die alte Rebsorte zeichnet sich durch eine sehr große<br />

Frische aus, in der Farbe ist sie hell, das ist ein wirklich sehr<br />

transparentes Rot. Spötter sagen daher, der Pelaverga sei ein<br />

„Rosé Plus“. Das ist natürlich gemein, wird von den Power-<br />

Freaks aber wahrscheinlich genau so gesehen. Für alle anderen<br />

gilt: unbedingt probieren! Der Wein duftet wunderbar<br />

frisch nach knackigen Sauerkirschen, Walderdbeere, Mandel,<br />

Johannisbeerblatt und pikanter Pfeffrigkeit. Am Gaumen<br />

verfügt der Wein über erstaunlich zupackende Gerbstoffe,<br />

lebendige Säure und eine hellrote Fruchtaromatik, die komplett<br />

griffig ist. Alles schwebend und frisch, dabei sehr präsent<br />

und mit dicht gewobener Struktur sowie erstaunlicher Länge<br />

– ein Phänomen. Leicht gekühlt ist das ein perfekter Begleiter<br />

zu Grilladen oder hellem Fleisch, aber auch solo macht der<br />

Pelaverga eine exzellente Figur. Und: Zu dem Genuss gesellt<br />

sich das Wissen, einen Wein im Glas zu haben, der maximal<br />

individuell ist. Ein schönes Gefühl!<br />

Ab sofort und bis 2025.<br />

„BRIC DU NOTA“ DOC NEBBIOLO<br />

D’ALBA, ROSSO 2020<br />

Wunderbar vielschichtiger Nebbiolo-Genuss<br />

mit 100 % Piemont-Feeling<br />

NEBBIOLO<br />

IPI110120 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Der Nebbiolo fristet im Piemont bisweilen ein etwas undankbares<br />

Zwitterdasein. Einerseits wird er hoch gelobt, weil aus<br />

ihm die fantastischen Baroli und Barbareschi der Region gekeltert<br />

werden, Weine von Weltformat mit großartigem Lagerpotenzial,<br />

die maximalen Trinkgenuss bieten. Wird der Nebbiolo<br />

andererseits jedoch unter seinem eigenen Namen verkauft,<br />

schlägt ihm nicht selten eine gewisse Skepsis entgegen. Nach<br />

dem Motto: Ist das ein Wein für all jene, die sich einen Barolo<br />

oder Barbaresco nicht leisten können? Aber das ist natürlich<br />

Unfug. Reinsortig ausgebauter Nebbiolo außerhalb der engen<br />

Grenzen der Barolo- und Barbaresco-Gebietsgrenzen bietet<br />

schlicht schneller zugänglichen Piemont-Genuss auf hohem<br />

Niveau, mit einer Spur weniger Gerbstoff und Tiefe, dafür<br />

gibt es ein Plus an Frucht. Die Trinkfreude ist damit garantiert.<br />

Und wenn man es so sieht, dann sind Nebbiolos fantastische<br />

Weine, die man auch mal entkorken kann, wenn gerade<br />

nicht Sonntag oder Feiertag ist und es dennoch Pasta al ragù<br />

mit einem Glas charakterstarkem Piemonteser Roten sein soll.<br />

Das ist großer Genuss für den Alltag. Und ja, da müssen wir<br />

nicht drum herumreden, günstiger als die großen Geschwister<br />

ist so ein Nebbiolo natürlich auch – zum Glück gibt es diese<br />

Weine! Vor allem, wenn sie so exzellente Qualität bieten, wie<br />

der Nebbiolo d’Alba „Bric du Nota“ von 2020, dem die Traditionalisten<br />

von Scarpa nach dem Ausbau im großen Holzfass<br />

genügend Zeit gegeben haben, damit er sich herrlich entfalten<br />

konnte. Der – und das ist typisch für Nebbiolo – ziegelrote<br />

Wein duftet nach Rosenblättern, etwas Unterholz, Pflaume,<br />

Johannisbeere und Sauerkirsche kommen dazu, genau wie eine<br />

animierend pfeffrige Würze. Das ist komplex und vielschichtig.<br />

Am Gaumen entwickelt der „Bric du Nota“ schönen, wohldosierten<br />

Druck, die Gerbstoffe sind fest und reif, sie packen<br />

genau so zu, wie es sein muss. Erneut blinkt Johannisbeere auf,<br />

da ist eine fantastische Frische, Lorbeerblatt gesellt sich dazu.<br />

Das ist ein richtig erwachsener Wein, der bereits komplett zugänglich<br />

ist. Und wenn man das Etikett nicht liest, darf man<br />

sich einen mittelgewichtigen Barbaresco vorstellen. Was will<br />

man mehr?<br />

Ab sofort und bis 2033.<br />

September 2023<br />

55


ITALIEN PIEMONT<br />

„LA BOGLIONA“ BARBERA D’ASTI<br />

SUPERIORE DOCG, ROSSO 2017<br />

Druckvoll-frischer Barbera-Genuss auf höchstem<br />

Niveau – hier trifft Eleganz auf Kraft!<br />

BARBERA<br />

IPI112217 | 14% VOL. | 52,00 €/L | 39,00 €<br />

Barbera hat im Piemont eine jahrhundertelange Tradition.<br />

Bereits im 13. Jahrhundert wurde die Rebsorte – beziehungsweise<br />

die damalige Variante derselben – im Norden Italiens<br />

angebaut. Geschätzt wurde sie seitdem jedoch nicht nur wegen<br />

ihres feinen Kirsch- und Pflaumenaromas, sondern auch<br />

wegen ihrer hohen Ertragskraft und ihrer flexiblen Ansprüche<br />

an das Terroir. Eigenschaften, die von den Winzerinnen<br />

und Winzern zwar geschätzt wurden, der edlen Sorte aber<br />

fast zum Verhängnis geworden sind, denn in den 1970er- und<br />

1980er-Jahren, als die Nachfrage nach italienischen Rotweinen<br />

zunahm, wurde der Barbera mit seinen hohen Erträgen<br />

genutzt, um die benötigten Mengen zu erzeugen. Das war<br />

gut für das Geschäft, aber schlecht für den Ruf. Zum Glück<br />

gab es fast zeitgleich im Piemont genug qualitätsbewusste<br />

Winzer, die erkannten, dass man mit dem Barbera exquisite<br />

Weine keltern kann, die – wenn es besonders gut läuft<br />

– sogar dem noblen Nebbiolo, dem Piemonteser Platzhirsch,<br />

Konkurrenz machen können. Natürlich vorausgesetzt, die<br />

Erträge sind angemessen niedrig und die Lage ist herausragend<br />

– beides gilt in hohen Maßen für Scarpas Barbera d’Asti<br />

Superiore „La Bogliona“ aus dem Jahr 2017. Und nein, 2017<br />

ist kein Druckfehler. Die Qualitätsfanatiker von Scarpa sind<br />

– völlig zu Recht – davon überzeugt, dass die Lagerung im<br />

Holzfass und auf der Flasche ihren Weinen sehr guttut. Und<br />

sie nehmen sich die Zeit, ihre Weine entsprechend reifen zu<br />

lassen. Ist es nicht herrlich, wenn die Controller nicht das<br />

letzte Wort haben? Die Trauben für den „La Bogliona“ wachsen<br />

auf lehmigen Boden mit Anteilen von Ton, Schluff und<br />

Sand auf einer Höhen zwischen 350 und 400 Metern, und<br />

zwar in einer Süd-West Exposition, das Alter der Reben liegt<br />

im Schnitt bei etwa 30 Jahren. Die Gärung findet ganz traditionell<br />

ohne Temperaturkontrolle in großen, 3500 Liter fassenden<br />

Eichenholzfässern statt. Danach folgt eine dreijährige<br />

Lagerung ebenfalls in 3500-Liter Fässern. Kurz und gut: Alles<br />

super traditionell und getrieben vom Gedanken, möglichst allerbeste<br />

Qualität zu erzeugen. Bereits im Duft zeigt sich, dass<br />

dem „La Bogliona“ die Lagerung ausgesprochen förderlich war.<br />

Die Nase ist extrem vielschichtig mit reifer Pflaume, Süßkirsche,<br />

Schlehe und ganz viel feiner Würze (Wacholder ist dabei,<br />

aber auch etwas Zedernholz und Tabak). Am Gaumen dann<br />

ein großartiger grip mit geschliffenen Gerbstoffen und einer<br />

für den Barbera so typisch frischen Säure. Auch hier wieder<br />

ganz viel Würze, Eukalyptus scheint durch, alles auf Zug und<br />

Trinkigkeit ausgerichtet, wobei den dicht gewobenen, animierend<br />

komplexen „La Bogliona“ dabei eine enorme Länge auszeichnet:<br />

ganz großer Barbera-Genuss von den Traditionalisten<br />

des Topweinguts Scarpa – bravo, bravissimo!<br />

Ab sofort und bis 2033.<br />

56 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Scarpa<br />

„TETTINEIVE“ DOCG BARBARESCO, ROSSO 2019<br />

Finesse, Saft und Kraft sowie großer Terroirausdruck –<br />

der „Tettineive“ zeigt die Magie eines großen Piemonteser Weins<br />

NEBBIOLO<br />

IPI110219 | 14% VOL. | 61,20 €/L | 45,90 €<br />

Einige Puristen unter den Weinfreaks haben eine klare Meinung, wenn es um Spitzenweine aus<br />

Italien geht. Für sie gibt es nur eine Rebsorte und zwei Appellationen, die dann wirklich zählen:<br />

der Nebbiolo und die daraus gekelterten Weine Barolo und Barbaresco – Supertoskaner<br />

hin oder her. Die wahre weinbauliche Bezugsgröße Italiens sei das Piemont, meinen sie. Ob<br />

sie Recht haben? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall haben die Puristen ein paar interessante<br />

Argumente auf ihrer Seite. Fest steht: Barolo und Barbaresco sind perfekte Weine zum Einlagern,<br />

verfügen über sehr stabilen Gerbstoff, lebhafte Säure und eine enorme aromatische<br />

Tiefe. Und – auch das dürfte den Adepten der Weine gefallen – Nebbiolo fordert teilweise<br />

eine recht intensive Auseinandersetzung mit ihm. Easy drinking geht jedenfalls anders. Man<br />

könnte sagen: Genießerinnen und Genießer mit einem Hang zur intellektuellen Befassung<br />

mit Wein sowie einem gewissen Traditionsbewusstsein fühlen sich in dieser Welt besonders<br />

oft zuhause. Und sie werden – so sie genügend Geduld mitbringen – reich vom Nebbiolo und<br />

den daraus gekelterten Spitzentropfen beschenkt. Denn die Rebsorte bringt in guten Jahren<br />

unfassbar bezaubernde Weine hervor, die Eleganz und Wucht so verkörpern, wie es sonst nur<br />

ganz große Rotweine aus dem Burgund können. Wobei der Barbaresco unter dem Geschwisterpaar<br />

als der feinere, etwas schneller zugängliche gilt, der Bezug zum Burgund ist bei ihm<br />

noch näher. Und damit sind wir beim „Tettineive“ DOCG Barbaresco aus dem Ausnahmejahr<br />

2019 von den Traditionalisten aus dem Haus Scarpa. Die auf einer Höhe zwischen 200 und<br />

300 Meter gelegenen Weinberge sind von Ton und Kalkstein, mit Schluff- und Sandanteilen<br />

geprägt, die Ausrichtung geht nach Westen. Der Wein wird gut zwei Jahre in großen Eichenholzfässern<br />

ausgebaut, danach folgt eine einjährige Lagerung auf der Flasche. Typisch Nebbiolo<br />

ist der Wein von einer eher hellen Farbe, zartes Kirschrot ist das. Der Duft ist enorm<br />

würzig, Schattenmorelle, Johannisbeerblatt, Schlehe, aber auch Unterholz, Rosenblatt und<br />

etwas Veilchen, alles intensiv mineralisch unterlegt. Am Gaumen dann mit sehr zupackendem,<br />

aber ganz feinem Gerbstoff, die Säure ist pikant und frisch, da ist enormer Zug, herrliche<br />

Saftigkeit, rote Früchte kommen durch sowie ein mineralischer Nachklang. Alles geschliffen,<br />

kompakt und doch super elegant. Das ist ein Erlebnis! Der Barbaresco „Tettineive“<br />

von 2019 ist ein großer Wein, der fantastisch reifen wird – und den es so nur im Piemont gibt.<br />

Schönen Gruß an die Puristen!<br />

Ab sofort und bis 2040.<br />

September 2023<br />

57


ITALIEN PIEMONT<br />

„TETTIMORRA“ DOCG BAROLO, ROSSO 2019<br />

Diese Kombination aus Kraft und Eleganz gibt es nur beim Barolo –<br />

der „Tettimorra“ ist ein Meisterwerk für die nächsten Jahrzehnte!<br />

NEBBIOLO<br />

IPI110319 | 14% VOL. | 73,20 €/L | 54,90 €<br />

Wenn man sich den Weinbau im Piemont als Pyramide vorstellt, dann thront ganz oben der<br />

Barolo, an seine Seite schafft es gerade noch sein enger Verwandter, der Barbaresco. Beide<br />

sind mit faszinierendem Gerbstoff und feiner Säure ausgestattet, sie sind dicht, komplex,<br />

sehr lagerfähig und dabei enorm elegant. Der Barolo, so lautet ein Sprichwort sei der „Wein<br />

der Könige und König der Weine". Zum ersten Teil des Spruches sollte man wissen, dass das<br />

Haus Savoyen Mitte des 19. Jahrhunderts tatkräftig dabei geholfen hat, den Barolo in seiner<br />

jetzigen Form zu entwickeln. Entscheidend dafür verantwortlich war der französische Önologe<br />

Louis Oudart, der seine Versuche mit der Nebbiolo-Traube unter anderem in einer Jagdhütte<br />

der Königsfamilie unternehmen durfte. Die Herrscherinnen und Herrscher wussten es<br />

eben zu schätzen, wenn sich jemand mit Kompetenz um die Verbesserung der Weinqualität<br />

kümmerte. Schließlich gelang es Louis Oudart aus dem vormals oft süßlichen Rotwein –<br />

in den kalten norditalienischen Wintern stoppte die Gärung der Moste der spät gelesenen<br />

Nebbiolo-Traube häufig – einen fantastischen trockenen Rotwein zu keltern, auch weil er<br />

die Gärtanks in die wärmeren Keller verlegte. Seitdem haben sich Barolos zu Recht den Ruf<br />

erworben, zu den besten Weinen der Welt zu gehören. Die Kombination aus enormer Kraft,<br />

subtiler Aromenvielfalt und einer Lagerfähigkeit über Jahrzehnte ist faszinierend. Es sind<br />

Unikate, die es nur im Piemont gibt. Dabei drehen sie den Regler in den Bereichen Wucht<br />

und Kraft im Vergleich zu den bereits stabil gebauten Barbaresco noch einmal etwas weiter<br />

auf – der Barolo „Tettimorra“ aus dem exzellenten Jahr 2019 von Scarpa zeigt das eindrucksvoll.<br />

Die Trauben für diesen Wein wachsen auf bis zu 380 Metern Höhe im nach Südosten geneigten<br />

Weinberg Roncaglie, der zwischen Verduno and La Morra liegt und von sandhaltigen<br />

Mergelböden geprägt ist. Der Wein lagert bei den Traditionalisten von Scarpa 36 Monate in<br />

5000-Liter-Fässern aus französischer und slawonischer Eiche – also kein moderner Stil mit<br />

neuen Barriques. Der „Tettimorra“ glänzt in einem leicht transparenten Kirschrot im Glas.<br />

Sein Duft wird von tiefer, warmer Würze bestimmt, Kirsche kommt dazu, Johannisbeerblatt,<br />

aber auch Rose, Unterholz, Steinpilz und eine Spur Tabak und Lakritz. Das ist extrem<br />

vielschichtig, komplex und dicht. Am Gaumen dann dieser unglaubliche Barolo-Zug: festes,<br />

aber fein gewobenes Tannin, Mengen davon, aber ganz geschmeidig, dazu diese lebendige<br />

Säure und ein mineralisch-dunkler Faden. Der Wein ist voller Saft und Konzentration, erneut<br />

kommen rote Früchte durch, aber auch wieder Tabak. Bei aller Wucht bleibt immer die einmalige,<br />

fast schwebende Barolo-Eleganz erhalten. Das ist ganz enorm und einfach groß. Klar,<br />

der Wein macht jetzt schon zum Essen Spaß. In zehn Jahren ist er aber noch umwerfender!<br />

Ab sofort und bis 2048.<br />

58 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„MONVIGLIERO“ DOCG BAROLO, ROSSO 2018<br />

Monvigliero: Der „Gran Cru“ der Region, dessen Eleganz die<br />

Weine aus Verduno in der ganzen Welt berühmt gemacht hat!<br />

Once in a lifetime:<br />

eine der besten Lagen<br />

des Piemonts<br />

Scarpa<br />

SUBSKRIPTION<br />

NEBBIOLO | IN SUBSKRIPTION, AUSLIEFERUNG AB NOVEMBER 2023<br />

IPI110418 | 145,33 €/L | 109,00 €<br />

Das im Jahr 1900 gegründete Weingut Scarpa befindet sich in Nizza Monferrato, rund 50 Kilometer<br />

östlich von Verduno, wo man auch ein kleines Gästehaus betreibt. Auf Scarpa widmet<br />

man sich autochthonen Rebsorten sowie den großen drei „B“s: Barbera, Barbaresco und Barolo.<br />

In Verduno befindet sich ein legendärer Cru, dessen Ruf einzigartig ist: Monvigliero.<br />

Spätestens seitdem Vinous-Chef Antonio Galloni Fabio Alessandrias Barolo aus dem Monvigliero<br />

gleich zweifach mit 100 Punkten adelte und die Weine der Azienda Vitivinicola Commendatore<br />

G. B. Burlotto zu den begehrtesten Kreszenzen der Region machte, dürfte es nicht<br />

überraschen, dass der Monvigliero als ein „Musigny des Piemonts“ beschrieben wird. Nicht nur<br />

seiner Güte, sondern auch seines unvergleichlich finessereichen und duftigen Bouquets wegen,<br />

zählt er zu den burgundischsten Ausprägungen der Nebbiolo-Traube. Dass Scarpa daher im<br />

Jahr 2018 Parzellen in jenem legendären Cru erwerben konnte, ist schlicht sensationell! Auf 300<br />

Metern Höhe und hellen Böden, die reich an Kalkstein und Sand sind, bewirtschaftet man hier<br />

rund zwei Hektar Weinberge, die sowohl mit Nebbiolo, als auch mit der raren autochthonen<br />

Rebsorte Pelaverga bestockt sind. Das Debüt liefert der Jahrgang 2018, der nun zum Herbst<br />

2023 freigegeben wurde und gewiss einen der „rising stars“<br />

des Barologebiets liefern wird. Ganz der Tradition verpflichtet,<br />

wurde auch dieser Wein in großen Eichenfudern<br />

ausgebaut und erst nach langer Reife im kühlen Keller freigegeben.<br />

Aufgrund seiner besonderen historischen Situation<br />

darf Scarpa seine Barolo- und Barbaresco-Weine in<br />

der Gemeinde Nizza Monferrato (Provinz Asti) herstellen,<br />

ausbauen und abfüllen. Die Regularien der denominazione di<br />

origine controllata e garantita sehen vor, dass die Produktion<br />

außerhalb der DOCG-Zone nur dann erlaubt ist, wenn<br />

der Winzer die Weine – und in diesem Fall ist es eben auch<br />

der Barolo – schon vor der offiziellen Konstituierung der<br />

Appellation im Jahre 1966 produziert hat.<br />

Das Bouquet dieses Weins ist einmalig: Rosen natürlich,<br />

in allen Schattierungen! (Die Assoziation „Pinot Noir“<br />

dürfte auch so manch geneigter Profi haben, wenn er an<br />

diesem Barolo riecht.) Dahinter verbergen sich ein Hauch<br />

Schattenmorellen, Nelke und Tabak. Am Gaumen zeigt<br />

der geradezu balsamisch anmutende „Monvigliero“ eine<br />

für einen so jungen Barolo ungewöhnliche Eleganz. Die<br />

Tanninstruktur ist dicht und fleischig, doch sind die<br />

Gerbstoffe fein poliert und trocknen nicht aus. Sauerkirsche<br />

und Orangenabrieb vermählen sich hier, unterstützt<br />

von einer feinen Säure, die alles wunderbar zusammenfügt.<br />

Ein ganz großer, ja sensationeller Wein!<br />

Wir sind jedenfalls sehr stolz darauf und werten es als<br />

ganz besonders gutes Zeichen, dass wir gleich zu Beginn<br />

unserer Zusammenarbeit mit der Antica Casa Vinicola<br />

Scarpa wenigstens einige wenige Kisten dieses leider<br />

vergleichsweise raren Debüts erhalten haben!<br />

Ab Freigabe im Oktober 2023 (dann idealerweise 2–3 Stunden<br />

vorab karaffieren und aus Burgunderkelchen genießen), Höhepunkt<br />

wohl ab 2026–2045+.<br />

September 2023<br />

59


ITALIEN TOSKANA<br />

BARONE<br />

RICASOLI<br />

GAIOLE IN CHIANTI<br />

„Macht Euch bereit:<br />

die Super-Italiener<br />

kommen!“<br />

– JAMES SUCKLING<br />

Die Ankunft auf dem Weingut: Jeder Mauer, jeder Ziegel,<br />

jeder Quadratmeter Boden atmet Geschichte. Schließt man<br />

für einen Moment die Augen, vermeint man das Klirren von<br />

Schwertern, das Wiehern von Schlachtrössern, den Gefechtslärm<br />

eines mittelalterlichen Scharmützels zu hören. Angesichts<br />

des zu einer wahren Trutzburg ausgebauten Schlosses<br />

mit seinen schier uneinnehmbaren, mächtigen Bastionen<br />

und jäh aufragenden Festungswällen, scheint die Vergangenheit<br />

zum Greifen nah – wechselvolle kriegerische toskanische<br />

Geschichte: guelfisches Florenz gegen den ghibellinischen<br />

Erbfeind Siena.<br />

Im Hier und Jetzt: welch eine Idylle! Heute thront das<br />

Castello di Brolio friedlich und verträumt auf einem malerischen<br />

Hügel in den Chianti-Bergen, umgeben von Weingärten,<br />

Olivenhainen und Zypressen, und die untergehende<br />

Sonne taucht den eleganten, im Renaissance-Stil erbauten<br />

Wohntrakt der Burg in leuchtendes Terracotta-Rot. Hinter<br />

diesem toskanischen Postkartenidyll verbirgt sich das traditionsreichste<br />

Weingut im Chianti: Barone Ricasoli und das<br />

legendäre Castello di Brolio, gelegentlich als „Château Lafite<br />

Italiens“ bezeichnet, können auf eine lange Geschichte zurückblicken,<br />

sind seit Jahrhunderten mit dem Weinbau und<br />

der Region untrennbar verbunden. Historie und wirkmächtige<br />

Tradition von Brolio könnten auch einem tatkräftigen<br />

Charakter zusetzen und ihn in Ehrfurcht erstarren lassen.<br />

Nicht so jedoch Ur-Enkel Francesco, 32. Baron von Ricasoli,<br />

der – glücklicherweise! – das Weingut 1993 ins Familieneigentum<br />

„zurückkaufte“: Es war vorübergehend an einen internationalen<br />

Getränkekonzern bzw. ein australisches Weinkonsortium<br />

verloren gegangen, unter deren Regime die Qualität<br />

(vorsichitg ausgedrückt) nicht oberste Priorität genoss. Nach<br />

dem gelungenen Rückhol-Coup (Kauf der Namensrecht,<br />

Kündigung der Pachtverträge für diverse Weinberge) konnte<br />

man in der Zeitschrift „Wine Today“ über Francesco folgendes<br />

lesen: „He has the key to the castle again.“. Und der neue<br />

alte Besitzer war fest entschlossen, die „Schlüsselgewalt“ zu<br />

nutzen, um das Weingut zu neuer – klassisch-traditioneller –<br />

Größe und Glorie zu führen.<br />

Mit Übernahme des Weinguts begann die große Transformation,<br />

kein Stein blieb mehr auf dem anderen, und das alte<br />

Familienmotto „Rien sans peine“ (übersetzt etwa „Kein Erfolg<br />

ohne Anstrengung“) kam wieder zu neuen Ehren. Francesco<br />

leitete sofort eine ambitionierte Neustrukturierung<br />

ein: Qualität war nun oberstes Gebot und Richtschnur, er<br />

modernisierte mit großem Aufwand den Keller, ließ sämtliche<br />

Weingärten in unmittelbarer Nähe des Schlosses nach<br />

und nach roden und neu auspflanzen, die Pflanzdichte dabei<br />

auf bis zu 6600 Rebstöcke pro Hektar deutlich erhöhen, was<br />

im Wesentlichen eine intensive Rebwurzelkonkurrenz und<br />

damit ein Vordringen in tiefer liegende Gesteinsschichten<br />

fördert. Ein wie sich herausstellen sollte äußerst probates<br />

Mittel um die Qualität der Weine von Jahrgang zu Jahrgang<br />

erheblich, wenn nicht sogar dramatisch zu steigern.<br />

Ein altes englisches Sprichwort hat sich wieder einmal bewahrheitet:<br />

„Cometh the hour, cometh the man“ – der richtige<br />

Mann zur richtigen Stunde. Unter der Leitung von Francesco<br />

Ricasoli erhob sich Castello di Brolio wie der Phönix<br />

aus der Asche: Ein gutes Jahrzehnt, nachdem er beherzt nach<br />

dem Schlüssel zur Burg gegriffen hatte, wird das Weingut<br />

bereits zu „Italiens Kellerei des Jahres“ gekürt und endlich<br />

wieder zu einem der Leitbetriebe im Chianti.<br />

Die Wahrheit aber liegt, wie so oft im Wein, und das Gute,<br />

Schöne, Wahre – uns unserer Meinung nach für Sie, werte<br />

Kunden Allerbeste, ist das, was sämtliche Ricasoli-Weine auszeichnet<br />

(wir zitieren den Baron): „Meine Weine sind keine<br />

ermüdenden, hochgezüchteten, barrique- oder alkoholgeschwängerte<br />

Verkostungstropfen, sondern höchst animierende<br />

Trinkweine mit unverwechselbarer Heimat. Denn wir<br />

versuchen die heitere, schöne Landschaft der Toskana und<br />

ihre Seele in unseren Weinen einzufangen“.<br />

Und das ist ihm auf geniale Weise gelungen: Ricasoli ist heute<br />

wieder ein auf der ganzen Welt bekanntes, ja berühmtes<br />

Aushängeschild italienischen Weins!<br />

60 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


CHIANTI DOCG, ROSSO 2022<br />

Authentischer Alltagswein mit Noblesse<br />

SANGIOVESE<br />

ITO070422 | 13,5% VOL. | 12,66 €/L | 9,50 €<br />

Ricasoli ist das älteste Weingut Italiens (und übrigens eines<br />

der vier ältesten Familienunternehmen weltweit), und daher<br />

gehört es einfach zum guten Ton, einen attraktiven, authentischen<br />

Alltagswein zu kleinem Preis im Sortiment zu haben.<br />

Der Einstiegswein, auf dem schlicht „Chianti“ steht, hat so<br />

rein gar nichts mit dem Inhalt der bauchigen Bastflaschen-<br />

Bazookas zu tun, die das Chianti-Bild in vielen Köpfen geprägt<br />

(und zum Teil leider verdorben) haben. Was hier in die<br />

Flasche kommt, ist ein wunderbar präziser Tischwein – perfekt<br />

für den Feierabend und als Essensbegleiter. Ein Wein,<br />

würdig den Nachfahren des Chianti-Erfinders, denn tatsächlich<br />

schrieb 1872 Baron Bettino Ricasoli (der nebenbei noch<br />

zweimal italienischer Ministerpräsident war) nieder, wie ein<br />

idealer Chianti erzeugt werden soll – eine Beschreibung, die<br />

Generationen von Winzern in ihrem Tun leitet. Sein Nachfahre<br />

Francesco Ricasoli, der 32. Baron der Dynastie, lenkt<br />

heute die Geschicke des Weinguts mit einem sehr guten Gespür<br />

für die Tradition und einem mindestens ebenso großen<br />

Know-how in Sachen Nachhaltigkeit und moderner Kellertechnik.<br />

Und auch bei seinem Einstiegswein macht er in Sachen<br />

Qualität keine Kompromisse.<br />

Im Glas leuchtet dieser Basis-Chianti einladend in dunklem<br />

Granatrot mit brombeerfarbenen Reflexen. Die Brombeere<br />

hat man dann auch sogleich in der Nase, zusammen mit den<br />

Sangiovese-typischen Kirscheindrücken, dazu Waldbeerkonfitüre,<br />

würzige Kräuterdüfte und eine Idee von Pfeifenrauch.<br />

Im Mund sind die Fruchtaromen charmant, voll und frisch<br />

und angenehmerweise etwas weniger opulent, als die Nase<br />

vermuten ließ. Die Brombeere bleibt wunderbar präsent und<br />

bekommt Gesellschaft von reifer Schattenmorelle und Roter<br />

Grütze. Angenehm weich und balanciert sind die Tannine<br />

und entwickeln in der Länge des Nachgeschmacks noch einen<br />

ganz leicht vanilligen Schmelz. Eine prima Kombination<br />

zu Pasta, Pizza, Antipasti oder einer Runde am Grill. Übrigens:<br />

Dieser Chianti macht sich auch leicht gekühlt ganz hervorragend.<br />

Geheimtipp für den Sommer: diesen Wein richtig<br />

knackig kalt einschenken – das ist mal was ganz anderes,<br />

unfassbar erfrischend an heißen Tagen und passt perfekt zu<br />

gegrilltem Fisch!<br />

Ab sofort bis 2026+.<br />

„BROLIO“ DOCG CHIANTI CLASSICO,<br />

ROSSO 2021<br />

Zwischen Tradition und Moderne – Ricasolis<br />

Chianti-Classico-Essenz<br />

SANGIOVESE, COLORINO<br />

ITO070621 | 14% VOL. | 19,33 €/L | 14,50 €<br />

Die Fakten zu Ricasoli lesen sich nicht nur beeindruckend, sie<br />

sind es auch. Ein mittelalterliches Schloss, 1.200 Hektar Landbesitz<br />

(davon 240 Hektar Rebfläche und 26 Hektar Olivenhaine),<br />

seit dem Jahre 1141 im Familienbesitz, Definition der erlaubten<br />

Rebsorten in Chianti-Weinen durch ein Familienoberhaupt,<br />

ein eigenes Programm zur Selektion und Vermehrung<br />

der besten Sangiovese-Klone und die revolutionäre, getrennte<br />

Vinifikation einzelner Lagen und Terroirs im Chianti-Classico-Gebiet.<br />

Wohl kaum eine Familie ist enger mit der Historie<br />

des Chianti Classico verknüpft wie die Ricasolis. Dass hier<br />

trotz der beeindruckenden Historie keineswegs altbackene<br />

Weine entstehen, beweist das Team um Chef-Önologe Carlo<br />

Ferrini mit dem nach ihrem Weingutssitz Castello Brolio<br />

getauften Chianti Classico „Brolio“. Um als solcher klassifiziert<br />

werden zu können, gelten strenge Regeln im Bezug auf<br />

die Herkunft (die Weine müssen aus dem Chianti-Classico-<br />

Gebiet kommen), die max. Erträge (52,5 hl/ha), die Cuvée-<br />

Zusammensetzung (mindestens 80 % Sangiovese und maximal<br />

20 % andere rote Sorten), den Mindestalkohol (12 Vol.-%)<br />

und Restzuckergehalt (nicht mehr als vier Gramm) sowie die<br />

Mindestlagerzeit des Weines (frühester Verkauf der Weine<br />

ab dem 1. Oktober im Jahr nach der Lese). Um nicht weiter<br />

auf Paragraphendschungelpfaden zu wandeln: Der „Brolio“<br />

erfüllt nicht nur alle Chianti-Classico-Kriterien mit Bravour,<br />

sondern gilt zurecht als moderner Archetyp dieses klangvollen<br />

Weines und Aushängeschild der Ricasolis. Die Trauben<br />

für den „Brolio“ stammen von hochgelegenen, südwestlich<br />

und südöstlich ausgerichteten Weinbergen und werden einzeln,<br />

nach Parzellen getrennt, in kleinen Edelstahltanks vergoren.<br />

Die Kombination aus hoher Pflanzdichte (5.000 bis<br />

6.000 Rebstöcke pro Hektar), warmen Tagestemperaturen,<br />

kühlen Nächten und einer langen Reifeperiode (bis Mitte<br />

Oktober) führt zu einer tollen Balance aus reifen Tanninen,<br />

immer noch lebendiger Säure und hohem Extrakt. Nach der<br />

Gärung wird der „Brolio“ für etwa neun Monate in gebrauchten<br />

tonneaux (in Zweit- oder Drittbelegung) ausgebaut.<br />

Kaum ist die Cuvée aus Sangiovese (95 %) und Colorino (5 %)<br />

im Glas, leuchtet sie rubinrot und lädt uns schon beim<br />

ersten Hineinriechen auf einen Ausflug in die sonnenverwöhnte<br />

Toskana ein. Saftige Schattenmorellen, Cranberrys,<br />

rote Pflaumen, ätherischer Zypressenduft, ein Hauch Veilchen<br />

und Pfeffer steigen aus dem Glas. Am Gaumen zeigt sich der<br />

„Brolio“ ähnlich facettenreich wie in der Nase und mit extrem<br />

saftiger Textur. Veredelt durch die Würze getrockneten<br />

Oreganos, gesellen sich rote und schwarze Johannisbeere, etwas<br />

Nougat und eine Prise Zedernholz zu den bereits bekannten<br />

saftig-kirschigen Noten. Die für Chianti oft typischen Kanten<br />

wurden bei diesem Wein bereits in der Jugend abgeschliffen,<br />

und der „Brolio“ begeistert mit einer wunderschönen<br />

Balance aus Zugänglichkeit und Tiefe. Ein Chianti Classico,<br />

der bereits in der Jugend große Trinkfreude bereitet und<br />

Potenzial für mindestens acht bis zehn Jahre besitzt.<br />

Ab sofort bis 2030+.<br />

Ricasoli<br />

September 2023<br />

61


ITALIEN TOSKANA<br />

„CASTELLO DI BROLIO“<br />

DOCG CHIANTI CLASSICO GRAN SELEZIONE, ROSSO 2020<br />

Tradition, Sorgfalt und moderne Kellertechnik formen<br />

diese grandiose Lagen-Cuvée<br />

SANGIOVESE<br />

ITO071020 | 14,5% VOL. | 58,66 €/L | 44,00 €<br />

96 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

„Chianti Classico Gran Selezione“ – das liest sich schon edel und vielversprechend. Dieser<br />

Status ist nicht einfach nur marketingtechnisch clever ausgedacht. Er steht offiziell an der<br />

Spitze der Klassifikationen der Chianti Classico Region noch vor „Annata“ und „Riserva“, und<br />

um diesen zu erlangen, müssen die Trauben am Weingut produziert werden und der Wein<br />

mindestens 30 Monate reifen, davon ein Vierteljahr in der Flasche. Zuletzt muss ein offizielles<br />

Verkostungsgremium auch noch den Daumen nach oben heben.<br />

Bis 2015 die drei Cru-Weine („Colledilà“, „Roncicone“ und „CeniPrimo“) ebenfalls als „Gran<br />

Selezione“ klassifiziert wurden, war der Flaggschiff-Wein, der nach dem Familiensitz benannte<br />

„Castello di Brolio“ der einzige in diesem Rang im Portfolio. Während bei den drei Crus einer<br />

einzelnen Lage Ausdruck verliehen werden soll, möchte Baron Francesco Riscoli im „Castello<br />

di Brolio“ die Trauben von ganz unterschiedlichen Bodentypen zu einem möglichst perfekten<br />

Ausdruck der Region assemblierenen. In der Sangiovese-Cuvée kombiniert er Trauben aus drei<br />

für sich schon hervorragenden Lagen, nämlich von „Macigno del Chianti“ (eine Lage geprägt<br />

von Sandstein), „Scaglia Toscana“ (dort findet sich das Sedimentgestein Mergel) und „Monte<br />

Morello“ (mit kalkhaltigen und wasserspeichernden Tonböden). Die Lagen sind malerisch<br />

nach Süden und Südwesten ausgerichtet und liegen in 400 bis 500 Metern Höhe. Für die Qualität<br />

des Weins sind perfekte Trauben notwendig, daher wird dieser Wein nicht jedes Jahr abgefüllt,<br />

sondern konsequent nur dann, wenn es das Lesegut auch wirklich hergibt. Die Reben<br />

für diesen außergewöhnlichen Wein sind zwischen 20 und 30 Jahren alt und können über die<br />

nächsten Jahre noch weiter an Intensität zulegen – es ist anzunehmen, dass diese jetzt schon so<br />

großartige Cuvée in Zukunft also noch besser werden wird. Gelesen wurden die Trauben zwischen<br />

dem 25. und 28. September 2020. Vinifiziert wird im Edelstahltank ohne Reinzuchthefen<br />

mit Mazeration auf den Schalen für zwei Wochen bei kontrollierter Temperatur. Danach erfolgt<br />

der Ausbau in tonneaux für 23 Monate. Wie bei der Cru-Serie wird nur 30 % neues Holz<br />

eingesetzt, um den Charakter des Weins zu unterstützen und nicht zu überlagern.<br />

Die Verkostung dieses edlen Tropfens, der keinen Vergleich zu den ersten Weinen aus dem Medoc<br />

scheuen muss, motiviert zu Neologismen im Hyperlativ-Bereich („am Allerbestesten“?),<br />

da man vor wonnevollen Sinneseindrücken kaum weder ein noch aus weiß. Beim Einschenken<br />

gleitet der Wein in dunklem Purpurrot samtig ins Glas und beim Schwenken entstehenden<br />

Kirchenfenster an der Glaswand, die zusammen mit dem aufsteigenden Duft auch den in der<br />

Wolle gefärbtesten Atheisten in eine andächtig-ehrfürchtige, jedenfalls leicht sakral anmutende<br />

Stimmung versetzen dürften. Um die Aromen in der Nase völlig zu entfalten, braucht<br />

es mehr als nur ein paar Umdrehungen um Glas – zum Aufwachen lässt sich der Wein Zeit,<br />

und die hat er auch verdient. In der Nase dann Noten von reifen roten Beeren, Granatapfel,<br />

Kirsche, Paprika und Habanero, florale Eindrücke von Veilchen, Zedernholz, Gewürzen und,<br />

wie um die profane Sphäre weiter zu minimieren, ein Anflug von Weihrauch.<br />

Im Mund überrascht und überzeugt das Flaggschiff dann mit seiner ausgewogenen Präzision,<br />

so rund und gleichzeitig so spannend. Die Tannine sind nahezu tänzerisch und leicht unterwegs,<br />

zu Anfang noch etwas in Attackierlust werden sie dann von Schluck zu Schluck weicher<br />

und eleganter. Das Fruchtspiel liefert unterschiedliche Kirscharomen (von säuerlicher Schattenmorelle<br />

bis hin zu Burlat-Süßkirsche), Pflaume und Blutorange. Der Paprika-Eindruck aus<br />

der Nase gewinnt hochinteressante Röstnoten dazu und erinnert nun mehr an ein Chutney.<br />

Dazu noch dunkle Schokolade und eine zarte Spur Vanille. Bei aller Präzision und aromatischen<br />

Klarheit entwickelt sich ein wunderbar angenehmer Schmelz mit frischer Saftigkeit<br />

und einer animierenden Frische. Das ist Chianti allerersten Ranges, ein Spitzenwein von<br />

Weltformat. Möchte man diesen Wein mit Speisen kombinieren, empfehlen wir auf Gerichte<br />

mit kräftigen Aromen zu setzen, wie eine bistecca fiorentina oder lange geschmortes ossobuco.<br />

Ein Wein, der im Keller lange Freude bereiten und die nächste Dekade sicher beständig an<br />

Qualität zulegen wird. Gemessen an den Preisen, die mittlerweile bei den Spitzenkreszenzen<br />

aus Bordeaux aufgerufen werden, erscheint uns diese elegante toskanische Schönheit geradezu<br />

verdächtig günstig. Sie ist in jedem Fall eine wunderbare Bereicherung der besonderen<br />

Gelegenheiten vorbehaltenen Sektion im heimischen Weinregal!<br />

Schon jetzt schon wunderbar zu trinken (idealerweise mit ordentlich Luft und in einem großen Glas).<br />

In 3–5 Jahren sicher noch besser und ein Vergnügen über die nächsten beiden Dekaden.<br />

62 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


92 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

Ricasoli<br />

„CASTELLO DI BROLIO SANBARNABA“<br />

IGT TOSCANA, BIANCO 2020<br />

Ausdruckstarkes Debüt und 5.650 Flaschen für die ganze Welt!<br />

TREBBIANO<br />

ITO072020 | 13% VOL. | 61,33 €/L | 46,00 €<br />

Wenn eine Familie, die sich seit knapp 1.000 Jahren dem Weinbau in der Toskana verschrieben<br />

hat, einen neuen Wein veröffentlicht, dann kann man nur gespannt sein. Und die Spannung<br />

hat sich beim ersten Probieren des „Castello di Brolio Sanbarnaba“ von 2020 schnell<br />

in Begeisterung entladen: Denn was Ricasoli in gerade einmal 5.600 Bordeauxflaschen und<br />

50 Magnumflaschen abgefüllt hat, ist ein echtes Must-have!<br />

Der Weißwein war schon lange ein Wunschprojekt, doch hat es Jahre gedauert, bis man die<br />

geeigneten alten Trebbiano-Rebstöcke ausgewählt hatte. Es handelt sich hierbei um eine tatsächlich<br />

außergewöhnliche Trebbiano-Rebe, die seit über einem Jahrhundert in den Weingärten<br />

des Castello di Brolio gedeiht. „Nach fast zehnjähriger Forschungsarbeit haben wir uns<br />

für eine zeitgenössische Interpretation der Trebbiano-Rebe von Brolio entschlossen und 2018<br />

eine kleine Parzelle auf dem Anwesen Tarci mit Trebbiano Rebstöcken bepflanzt“, erklärt<br />

Francesco Ricasoli sein Engagement. Die Tradition besagt, dass genau auf diesem Anwesen,<br />

das auf über 400 Metern Höhe liegt, einst ein dem Apostel Barnabas geweihter Tabernakel<br />

errichtet wurde. Entsprechend wurde San Barnaba, dem Schutzpatron gegen Hagelschäden,<br />

dieser Weinberg und sein Wein gewidmet.<br />

Für sich genommen wäre eine Trebbiano aus der Toskana noch nichts wirklich Besonderes.<br />

Doch auf Ricasoli hat man sich nicht nur um eine perfekte Klon-Selektion gekümmert, sondern<br />

auch für einen vergleichsweise ungewöhnliche Ausbau entschieden. Rund 40 % der am<br />

25. September 2020 gelesenen und entrappten Trauben wurden mit den Schalen in Amphoren<br />

vergoren und ausgebaut. Die Amphoren bestehen aus „cocciopesto“, einem seit der Antike<br />

bekannten Estrich-Mörtel, der auch „opus signinum“ genannt wird. 30 % der Trauben reiften<br />

im Edelstahl und noch einmal 30 % in tonneaux aus zweiter und dritter Belegung.<br />

Der „Castello di Brolio Sanbarnaba“ ist ein intensiver und gleichzeitig eleganter, vor allem<br />

aber charakterstarker Wein geworden. Man spürt hier den Willen, etwas Besonderes zu kreieren,<br />

das gleichzeitig klassisch wirkt. Der intensiv goldgelbe Wein duftet nach Wachs, etwas<br />

Honig, Akazienblüten, Kräutern und dem Saft und Schalen von Äpfeln, Quitten und<br />

Zitronen mit einem Hauch von Walnüssen. Am Gaumen wirkt der „Sanbarnaba“ angenehm<br />

saftig und herb, griffig und stoffig mit viel Extrakt. Es ist ein toskanischer Weißwein, der sich<br />

gleichzeitig mundfüllend und mundwässernd salzig präsentiert, seine Frische bis ins lange<br />

Finale zieht und ein deutliches Entwicklungspotential besitzt. Eine echte und über die Maßen<br />

gelungene Überraschung!<br />

Ab sofort und bis 2034+.<br />

September 2023<br />

63


ITALIEN TOSKANA<br />

98 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

96 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

„CASALFERRO“<br />

IGT TOSCANA, ROSSO 2019<br />

Ein italienischer Spitzen-Merlot mit<br />

Chianti-Prägung!<br />

MERLOT<br />

ITO070919 | 14,5% VOL. | 72,00 €/L | 54,00 €<br />

Es ist klar – beim ältesten Weingut Italiens, im Herzen des<br />

Chianti Classico dreht sich die Welt in erster Linie um Sangiovese.<br />

Aber eben nicht nur. Mit dem „Casalferro“ zeigt<br />

Weingutchef Baron Frederico Ricasoli, dass er auch mit Merlot<br />

umgehen kann. Dabei kommt wieder sein „dreifaltiger“<br />

Ansatz zum Tragen, den er auch bei seinem Spitzenwein,<br />

dem „Castello di Brolio“ anwendet, nämlich die Kombination<br />

unterschiedlicher Terroirs. Hier zahlt sich die intensive<br />

Forschung aus, die er in die wissenschaftliche Analyse seiner<br />

Böden investiert hat. So konnte er genau auswählen, welche<br />

Mikrolagen für seinen Merlot am besten geeignet sind und<br />

diese kombiniert er zu einer wahrlich außergewöhnlichen<br />

Merlot-Cuvée. Die Trauben stammen zum einen von dem<br />

namensgebenden Weinberg Casalferro (fünf Hektar mit<br />

rund 30 Jahre alten Reben mit südlicher Ausrichtung), zum<br />

anderen von den Weingärten Pecchierino (gute drei Hektar<br />

auf Sandsteinboden, eher kühler mit einer Ausrichtung nach<br />

Nordwesten) und Sodacci (rund vier Hektar, ebenfalls Sandsteinboden<br />

und mit rund 500 Meter über dem Meeresspiegel<br />

die höchste der drei Lagen). Auch bei der Lese der Merlots<br />

steht die sorgfältige Arbeit mit der Hand und die Selektion<br />

der besten Trauben an oberster Stelle. Der Ausbau erfolgt<br />

dann über 21 Monate in tonneaux und Barriques. Auch beim<br />

Merlot bleibt der Baron dem bewährten Mix von 70 % altem<br />

und nur 30 % neuem Holz treu, ganz so, wie er es auch bei<br />

seinen Spitzen-Sangiovese praktiziert.<br />

Dem Auge zeigt sich der Casalferro in einem edlen Schwarzrot<br />

mit dunkelvioletten Reflexen. In die Nase steigt ein<br />

dunkler und intensiver Duft nach reifen Beeren mit einem<br />

wunderbar frischen Anflug von roten Johannisbeeren. Dazu<br />

jede Menge Gewürz: Tellicherrypfeffer, Nelke, Garam Masala<br />

und Lorbeer, dazu noch geröstete Nüsse, Zedernholz und etwas<br />

Teer. Intensiv und voll. Am Gaumen hat er ordentlich<br />

Druck, die Fruchtnoten sehr sauber und präzise, weder „kompottig“<br />

oder überbreit. Die dunklen Beeren sind reif und<br />

frisch und man findet Brombeere, schwarze Johannisbeere,<br />

Josta und Pflaumen. Kräutrige Noten, die man in der Nase<br />

allenfalls erahnen konnte, treten nun viel klarer hervor, erinnern<br />

an Minze, Salbei und Menthol, was dem Wein eine zusätzliche<br />

herbe Frische verleiht. Die samtigen Tannine bringen<br />

Kakao, Malztöne und Kaffeearomen in den „Casalferro“.<br />

An der Luft und beim Schwenken wird der Aromenstrauß<br />

in Nase und Mund immer üppiger und komplexer. Ein Wein,<br />

wie gemacht für Wildgerichte, die mit Obstkomponenten<br />

spielen und zur kräftigen Herbstküche. Es ist wirklich bemerkenswert,<br />

dass Ricasoli hier wieder einmal ein Wein mit<br />

beachtlich langem Lagerpotenzial gelungen ist, der sich mit<br />

Sicherheit noch viele Jahre geschmacklich „nach oben“ entwickeln<br />

wird, der aber auch schon jetzt in seiner Jugend sehr<br />

viel Charme versprüht und so unendlich viel Spaß im Glas<br />

macht. Merlot aus der Toskana? Und wie, und ob!<br />

Idealerweise ab 2025, dann bis 2040+.<br />

„COLLEDILÀ“ DOCG CHIANTI<br />

CLASSICO GRAN SELEZIONE,<br />

ROSSO 2020<br />

Ganz große Oper für den Gaumen!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO070820 | 14,5% VOL. | 78,66 €/L | 59,00 €<br />

Francesco Ricasoli ist der 32. Baron und Erbe eines bemerkenswerten<br />

Vermächtnisses, der das Weingut seit 1993 führt<br />

und auf die Ebene gehoben hat, auf der es heute rangiert: ganz<br />

oben! Das ist ihm nicht gelungen durch das Vertrauen auf die<br />

Tradition und den großen Namen, sondern durch das mutige<br />

Beschreiten neuer Wege und den Einsatz von Wissenschaft<br />

und modernster Kellertechnik. Mit dem Ziel authentische,<br />

eigenwillige und stilsichere Weine zu produzieren, ließ er<br />

die Böden des Weinguts analysieren und identifizierte dabei<br />

19 Bodentypen. Daraus schnitt er drei Mikrolagen und fasste<br />

den Entschluss dort Einzellagen-Weine zu produzieren: der<br />

Beginn der Cru-Serie mit den Lagen Roncione, CeniPrimo<br />

und Colledilà. Letztere, 7,6 Hektar groß, befindet sich auf dem<br />

Monte Morello und weist die für die Region wohl typischste<br />

Bodenbeschaffenheit aus kalkhaltigem Ton auf, ist sehr felsig,<br />

reich an Kalziumcarbonat und arm an organischen Substanzen.<br />

Nach einem in Summe eher trockenen Jahr erfolgte<br />

die Lese am 24. und 25. September von Hand, dabei wurden<br />

schon im Weinberg die besten Trauben selektiert. Diese<br />

werden komplett entrappt in 100-Hektoliter-Stahltanks mit<br />

Reinzuchthefen bei 24 bis 27 °C vergoren, mazerieren 14 bis<br />

16 Tage lang auf den Schalen (bei täglicher Umwälzung zur<br />

Intensivierung von Aromen und Farbe) und kommen dann<br />

für 22 Monate in 500-Liter-tonneaux mit einem Neuholzanteil<br />

von nur 30 %. Wenig neues Holz deshalb, um den Terroir-<br />

Charakter nicht zu verfälschen.<br />

Das Auge wird erfreut von einem intensiven Purpurrot mit<br />

fast schwarzem Kern. Das Bukett entfaltet sich schon beim<br />

Eingießen und verströmt einen betörenden Duft von reifen<br />

Beerenobst, nach trockenem Laub, Süßholz und Kräutern, vor<br />

allem Salbei und Lorbeer. Dazu Aromen vom frischer Pflaumenkonfitüre<br />

und das Umami von Waldpilzen. Mit jedem<br />

Schwenken des Glases wird die Nase komplexer und differenzierter.<br />

Der erste Schluck dann: „wow!“, lässt uns die<br />

Augen schließen und lange wonnevoll verharren. Hier haben<br />

wir eine perfekt komponierte verflüssigte Schwarzwälderkirschtorte<br />

feinsten toskanischen Zuschnitts! Schon jetzt weiche<br />

Tannine und wundervolle Röstaromen von Schokolade,<br />

Kaffee und Teer und ein ganzer Strauß unterschiedlicher<br />

Holznoten, alle elegant und keines davon vordergründig<br />

dominant. Viele dunkelrote Früchte, darunter Wildkirsche,<br />

Brombeere und Pflaume, finden sich mit einer feinen und eleganten<br />

Säure, kein bisschen überreif: Fruchtsüße und -säure<br />

in vollkommener Harmonie! Im ewiglangen und fantastisch<br />

schmelzigen Nachklang des Weins finden sich dann noch<br />

florale Noten und eine warme Erdigkeit, die an Pilze und<br />

schwarzen Trüffel erinnert. Auch bei diesem Cru bringen<br />

die subtilen mineralischen Noten Spannung und Zug. Man<br />

möchte schwärmen und schwelgen und fürchtet sich schon<br />

beim ersten Schluck vor dem letzten, ganz einfach deshalb,<br />

weil dieses Aromenbombardement doch bitte nicht<br />

aufhören möge!<br />

Ab sofort (Geduld wird allerdings belohnt, ideal wohl in etwas<br />

4–5 Jahren) uns bis sicherlich 2040+.<br />

97+ PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

97 PUNKTE<br />

95 PUNKTE<br />

3 GLÄSER<br />

Wine Spectator<br />

James Suckling<br />

Gambero Rosso<br />

64 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Ricasoli<br />

RARITÄT<br />

„RARITAS 2020“ –<br />

LIMITIERTES LAGENWEINPAKET<br />

in der Originalholzkiste<br />

ITO071520-P | 3 FLASCHEN | 86,66 €/L | 195,00 €<br />

Dieses limitierte Set aus dem starken Jahrgang 2020 in<br />

der exklusiven Holzkiste, direkt ab Weingut, enthält je<br />

eine Flasche der Crus „Colledilà“ 2020 (97+ Punkte),<br />

„Roncicone“ 2020 (95 Punkte) und „CeniPrimo“ 2020<br />

(97 Punkte)! Dreimal Chianti Classico Gran Selezione:<br />

schmeckbares Terroir und ein Must-have für alle Toskana-<br />

Liebhaber, Genießer und – warum nicht? – Sammler!<br />

Sie erhalten je 1 Flasche:<br />

· „Colledilà“ DOCG Chianti Gran Selezione, rosso 2020<br />

· „Roncicone“ DOCG Chianti Gran Selezione, rosso 2020<br />

· „CeniPrimo“ DOCG Chianti Gran Selezione, rosso 2020<br />

September 2023<br />

65


ITALIEN TOSKANA<br />

„RONCICONE“<br />

DOCG CHIANTI CLASSICO GRAN SELEZIONE, ROSSO 2020<br />

Auf dem Zenith kulinarischen Toskana-Glücks<br />

SANGIOVESE<br />

ITO071620 | 14% VOL. | 78,66 €/L | 59,00 €<br />

94 PUNKTE 95 PUNKTE<br />

Wine Spectator James Suckling<br />

Das Weingut Ricasoli blickt zurück auf eine jahrhundertelange Tradition im Weinbau zurück<br />

– urkundlich verbrieft wird hier seit 1141 Wein produziert. Und damit ist das Weingut<br />

das älteste nicht nur der Region sondern Italiens, gilt zudem als der Erfinder des klassischen<br />

Chianti-Weins. Seit nunmehr 30 Jahren ist Baron Franceso Ricasoli für Hege und Pflege dieses<br />

Vermächtnisses verantwortlich, was ihm nach wie vor in bewundernswerter Weise gelingt.<br />

Dabei vertraut er nicht nur allein auf den riesigen (und dokumentierten!) Erfahrungsschatz<br />

seiner Familie, sondern setzt auf moderne Wissenschaft und Bodenuntersuchungen.<br />

Im Rahmen dieser Forschungen hat der Baron drei Mikrolagen identifiziert, neben Roncione<br />

noch CeniPrimo und Colledilà, die seit 2015 als Einzellagen ausgebaut werden. Die Arbeit<br />

im Keller unterscheidet sich beim Ausbau dieser drei Terroir-Wein nicht voneinander – Ziel<br />

ist es jeder Lage ihren perfekten Ausdruck im Wein zu verleihen, ohne diesen besonderen<br />

Charakter mit Kellertechnik zu überlagern. Die rund 10 Hektar des Roncione befinden sich<br />

in den abfallenden Hanglagen im Zentrum des Weinguts. Hier besteht der Boden aus Meeresablagerungen,<br />

Kieselsteinen und Sandsteinsediment und einem deutlich größeren Anteil an<br />

organischer Substanz als etwa in der Lage CeniPrimo und ebenfalls wasserspeicherndem Ton<br />

in den tieferen Schichten. Das Weinjahr war (nach einem kalten und verregneten Herbst)<br />

von Trockenheit geprägt. Nicht nur im Winter und Frühling, sondern vor allem im Sommer<br />

bei Niederschlägen von insgesamt nur etwa 30 Millimetern. Am 8. September wurde gelesen,<br />

die Trauben wurden analog zu denen des Cru-Kollegen „CeniPrimo“ vinifiziert: Gärung der<br />

entrappten Trauben mittels ausgewählter in konischen 100-Hektoliter-Edelstahltanks, 14- bis<br />

16-tägige Mazeration nebst täglichem Untertauchen des Tresterhuts, Ausbau dann für 22 Monate<br />

in 500-Liter-tonneaux (30 % Neuholz).<br />

Ins Glas schmiegt sich der Wein in einem leuchtenden Rubinrot, und schon beim Einschenken<br />

bricht sich ein überaus animierendes Bouquet mit dunklen Früchten, Zwetschgenröster<br />

und Waldboden, Nelken und Zimt seine Bahn. Eine feine faszinierende Würze weht aus dem<br />

Glas mit einem Hauch von Tabak und frisch gerösteten Robustabohnen. Am Gaumen überrascht<br />

die unfassbar milde und anschmiegsame Säure und lässt ganz vergessen, dass wir es<br />

hier ja eigentlich mit einem Chianti zu tun haben. Da ist – wie es sich für einen Chianti<br />

ja auch gehört – ganz deutlich zwar Kirsche zu schmecken, aber eben keine frische Sauerkirsche,<br />

sondern reife dunkle Süßkirschen mit einem eleganten Touch von Amarena. Dazu<br />

Aromen von Erdbeerkuchen und Waldbeeren. Die feine Würze aus der Nase erreicht auch<br />

die Geschmackspapillen, geht in Richtung Garam Masala und wird auch von einem zart-duftigen<br />

Veilchen-Aroma umweht. Die frische Mineralität bringt eine ganz zarte Salzigkeit mit<br />

frischen, kalkigen Noten, was dem Wein eine ungemein „trinkige“ Frische verleiht. Das lässt<br />

sich ganz kontemplativ und in kleinen Schlucken genießen und durchdenken – genauso aber<br />

mit großen Schlucken und nicht minder großem Genuss wegzechen. Trotz seiner Jugend<br />

braucht der „Roncicone“ so gut wie keine Zeit und nur wenig Luft, um voll auf Touren zu<br />

kommen. Er duftet und schmeckt schon gleich nach dem Entkorken wie frisch dekantiert.<br />

Und trotzdem wachen beim langsamen (wenn das gelingen sollte) Leeren der Flasche immer<br />

weitere Aromen auf und gesellen sich zu diesem sensationell balancierten Aromenkaleidoskop.<br />

Das ist komplex, vielschichtig, aufregend und trotzdem wunderbar schlüssig und einfach<br />

zu trinken. Natürlich kann man diesen Wein zum Essen kombinieren – ideal zu kräftiger<br />

Küche mit klaren Aromen – eine bistecca fiorentina geht immer! Dazu noch gutes Brot, gute<br />

Freunde und idealerweise die beiden anderen Weine der Cru-Serie und wir haben den Zenith<br />

kulinarischen Toskana-Glücks erreicht!<br />

Schon jetzt eine große Freude, ja eine Offenbarung im Glas – und dennoch sind wir sicher, dass er<br />

mindestens über die nächsten 3 bis 5 Jahre noch ordentlich zulegen kann und dann bis 2040+ auf<br />

hohem Niveau Freude bereiten wird.<br />

66 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„CENIPRIMO“<br />

DOCG CHIANTI CLASSICO GRAN SELEZIONE, ROSSO 2020<br />

Vielschichtig-subtiles Terroirwunder mit fanstatischem Potenzial!<br />

Ricasoli<br />

SANGIOVESE<br />

ITO071720 | 14% VOL. | 78,66 €/L | 59,00 €<br />

Mit seiner Cru-Serie beschert uns Baron Francesco Ricasoli, der seit 1993 die Geschicke des<br />

Traditionsweinguts leitet, ein Tryptichon wunderbarer Terroir-Sangioveses. Sehr lohnend,<br />

sich diese drei Schönheiten im hedonistischen Freundeskreis in einer Vergleichsverkostung<br />

zu gönnen, denn es ist absolut faszinierend zu schmecken, wie die Sangiovese-Traube, die bei<br />

allen dreien im Keller so gut wie gleichbehandelt wird, das Terroir in faszinierend eigenständigen<br />

Geschmack umwandelt. Die gerade einmal sechs Hektar kleine Hanglage CeniPrimo<br />

liegt im südlichen Teil des rund 1200 Hektar großen Anwesens, im großen Flusstal des Arbia<br />

und zählt zu den besten Lagen der gesamten Region. Die komplexen Böden der Lage sind<br />

geprägt von Meeresablagerungen mit geringen Einschlüssen von Kalk und organischen Stoffen,<br />

allerdings mit dicken Tonschichten im Untergrund, die hervorragende gerade bei Trockenheit<br />

hervorragend als Wasserspeicher fungieren – was etwa im fast niederschlagsfreien<br />

Sommer 2020 enorm von Vorteil war. Gelesen und sorgfältig selektiert wurden die Trauben<br />

von Hand am 27. September. Nach der Entrappung führte der Weg in konische 100-Hektoliter-Edelstahltanks<br />

worin dann die Gärung mit ausgewählten Hefen und die 14- bis 16-tägige<br />

Mazeration temperaturkontrolliert bei 24 bis 27 °C erfolgte. Zur Intensivierung von Farbe<br />

und Gerbstoffen wurde der Tresterhut täglich umgewälzt. Zum Ausbau geht es dann für 22<br />

Monate in 500-Liter-tonneaux, davon nur 30 % aus neuem Holz. Kurz vor Weihnachten 2022<br />

fand der Wein dann seinen Weg in die Flasche – und hoffentlich jetzt zu Ihnen!<br />

Im Reigen der drei Crus ist „ CeniPrimo“ der wohl subtilste und feingliedrigste. Im Glas<br />

zeigt er sich Rubinrot mit dunklem Kern, das Bouquet ist anfangs zart balsamisch und schreit<br />

förmlich nach Luft. Nach und nach entfaltet sich dann ein bunter Aromenstrauß: Es beginnt<br />

mit dunklen Fruchtnoten von Weichsel, Brombeere und Cassis. Es ist eine große Wonne immer<br />

wieder versonnen nachzuschnuppern und neue Aromen zu entdecken. Ein Anflug von<br />

Bucheckern kommt dazu, dann Noten von Kaffee, Schokolade und Nelken – je mehr Luft,<br />

desto üppiger! Im Mund präsentiert er sich dann mit einer zum Adelsgeschlecht der Ricasolis<br />

passenden Eleganz – da ist nichts zu viel und nichts fehlt. Jede Nuance des Geschmacks<br />

erscheint genau dort, wo sie sein muss, und das in perfekter Balance. Wie in der Nase findet<br />

man auch am Gaumen ständig etwas Neues, was dann auch ab diesem Moment aus dem Gesamtzusammenhang<br />

nicht mehr wegzudenken ist, so überraschend es auch erscheinen mag.<br />

Die Fruchtnoten von reifer Sauerkirsche, Johannis- und Waldbeeren sind für einen Wein der<br />

Region zwar zu erwarten, aber so klar, sauber und finessenreich? Was ein Vergnügen! Die<br />

leicht kühle Mineralik verleiht dem Wein eine angenehme Frische und passt zu den wunderbaren<br />

Kräuteraromen, die an Menthol und Bohnenkraut erinnern. Dazu dann noch apart<br />

florale Noten und eine schier endlose Länge. Die Tannine sind zart und seidig, mit noch ganz<br />

leicht jugendlichem Kratzen und einem feinen Vanilleton. Sehr spannend nachzuvollziehen,<br />

wie sich hier eine endlose Zahl subtiler Geschmackseindrücke zu harmonischer Opulenz zusammenfinden.<br />

Das ist schon jetzt große Kunst, aber ganz sicher durchläuft der Wein in den<br />

nächsten Jahren noch viele verschiedene Stadien – Geduld ist, wie so oft, auch hier also eine<br />

durchaus genussfördernde Tugend. Laden Sie doch jetzt gleich ihre entsprechend toskanischhedonistisch<br />

orientierten Freundeskreis zu einer Verkostung im Februar 2028 ein (es darf<br />

auch jeder andere Monat sein – schadet aber nicht, wenn es noch ein bisserl kühl ist) – und<br />

genießen sie jeden Tag die Vorfreude darauf!<br />

Je jünger er geöffnet wird, desto eher dekantieren. Luft tut diesem edlen Tropfen gut und lässt ihn<br />

geradezu abheben. Ideal in 3–5 Jahren und dann bis 2040+.<br />

Unser Tipp: Gönnen Sie sich den direkten Vergleich der drei Crus „Colledilà“, „Roncicone“ und „Ceni-<br />

Primo“! Da diese sogenannten „Raritas“-Weine nahezu identisch ausgebaut sind, lassen sich anhand<br />

der unterschiedlichen Bodenformationen und Ausrichtungen der Lagen, Vielseitigkeit und Variationsbreite<br />

der Sangiovese-Traube aus der Hand eines Meisters im Glas wunderbar nachvollziehen und<br />

ergründen.<br />

97 PUNKTE<br />

94 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

Wine Spectator<br />

September 2023<br />

67


FRANKREICH LANGUEDOC<br />

DOMAINE<br />

DES AIRES<br />

HAUTES<br />

Gilles Chabbert wurde von<br />

Revue du Vin de France bereits<br />

zum „Mann des Jahres“ gekürt!<br />

SIRAN (LANGUEDOC)<br />

Urwüchsige, charaktervolle Weine des Languedoc und<br />

tolle Qualitäten mit hohen Bewertungen („bester<br />

Wein des Languedoc“, Vinum) zu extrem fairen<br />

Preisen!<br />

Aires Hautes, seit zwei Jahrzehnten eine Kult-domaine unseres<br />

Programms – unser Freund und Winzermagier Gilles<br />

Chabbert ist in einem Special der Revue du Vin de France<br />

zu den besten Weinen Frankreichs wurde zum „Mann des<br />

Jahres“ gekürt! –, ist jüngst mit einem unserer absoluten<br />

Bestseller, der „Réserve“ aus der Appellation Minervois-La-<br />

Livinière, „auffällig“ geworden:<br />

Anlässlich einer großen Languedoc-Cru-Verkostung in der<br />

Fachzeitschrift Vinum hat sie sämtliche Mitbewerber – dank<br />

ihres nicht zu toppenden Preis-Genuss-Verhältnisses – auf<br />

die Plätze verwiesen: höchste Wertung und mit Abstand<br />

preiswertester Wein! Mit seinen damals knapp zehn (!) Euro<br />

kostet er nur ein Drittel bzw. ein Viertel seiner beiden in<br />

dieser Vergleichsprobe schärfsten Konkurrenten!<br />

Es kam wie es kommen musste, Gilles Chabberts „Réserve“<br />

von 2018 war in kürzester Zeit ausverkauft, der Nachfolger<br />

von . Jetzt aber die gute Nachricht: Der 2021er-Jahrgang („another<br />

incredibly impressive wine from this estate“, schreibt<br />

rin beeindruckter Jeb Dunnuck) ist nun endlich da!<br />

Liebe Weinfreunde, wir schmecken nie nur den Jahrgang in<br />

einem Wein, sondern immer auch die Menschen, die ihre<br />

Reben das Jahr über liebevoll pflegen und die Trauben zu<br />

Wein werden lassen. Daher gehört in der französischen Bedeutung<br />

des Wortes Terroir immer auch der Winzer als wesentlicher<br />

Faktor dazu. Und unter der Leitung von Gilles<br />

Chabbert, dem sympathischen Winzerstar des Languedoc,<br />

der sich trotz großer Erfolge seine Bodenhaftung bewahrt<br />

hat und den wir bei unseren Besuchen stets „dreckig“ im<br />

Weinberg antreffen (hierin Klaus Peter Keller sehr ähnlich),<br />

vinifiziert eine bodenständige Familie jahraus, jahrein köstliche<br />

Weine.<br />

Gilles ist ein vinologisches Naturtalent. Der bescheidene<br />

Handwerker („artisan“) besitzt einige der besten Weingärten<br />

im Kerngebiet des Minervois, La Livinière. In aufwändiger<br />

handwerklicher Arbeit erzeugt er dichte, tiefgründige,<br />

komplexe Weine mit einer reichhaltigen Frucht und von<br />

einer beeindruckenden Balance und Brillanz in den Aromen.<br />

Monumente der Inkarnation von Terroircharakter, die wie<br />

Fanale der Authentizität und Natürlichkeit aus einem Meer<br />

uniformer Massenerzeugnisse herausragen. Aires Hautes gehört<br />

unzweifelhaft zur Elite der Weingüter des Languedoc!<br />

Die neuen Jahrgänge zeugen infolge subtiler Verbesserungen<br />

in der Weinbergarbeit mehr denn je zuvor von dem Enthusiasmus,<br />

mit dem Gilles und seine Familie ihr Handwerk betreiben<br />

und von der Naturverbundenheit, mit der sie ganz<br />

tief im französischen Süden, in der Einsamkeit ihrer wildromantischen<br />

Landschaft, traumhafte Weine aus biologischem<br />

Anbau produzieren, die mit das beste Preis-Genuss-Verhältnis<br />

des gesamten Languedoc besitzen!<br />

Liebe Kunden: Obwohl wir keine Punkte trinken, sondern<br />

Weine, freut es uns natürlich für Gilles und seine ganze Familie,<br />

dass ihre „Réserve“ in Robert Parker’s Wine Advocate<br />

seit Jahren nun zwischen 91 und 94 Punkten pendelt. Solch<br />

eine Ehrung für einen Wein unter elf Euro (bis zum letzten<br />

Jahrgang noch unter zehn) ist neben der tatsächlich recht<br />

sensationellen Wertung einfach eine schöne Anerkennung<br />

für handwerklich seriöse Arbeit. Und kommt in dieser Konstellation<br />

für einen Winzer in Frankreich vielleicht einmal<br />

in zehn Jahren vor. Wenn überhaupt! Daher wieder einmal<br />

unsere ganz besondere Empfehlung: Aires Hautes – santé!<br />

© Marc Ginot<br />

68 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


SAUVIGNON BLANC<br />

IGP PAYS D’OC, 2022 (BIO)<br />

„Der perfekte Begleiter für laue Sommerabende“,<br />

sagt der Winzer. Und Recht hat er!<br />

CHARDONNAY<br />

IGP PAYS D’OC, BLANC 2022 (BIO)<br />

Chardonnay aus dem Minervois?<br />

Mais oui, Mesdames et Messieurs!<br />

Aires Hautes<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

FR-BIO-01<br />

FLA020122 | 12,5% VOL. | 10,60 €/L | 7,95 €<br />

Gerne wird der Sauvignon Blanc als ein Wein des Nordens<br />

angesehen, als Cool-Climate-Wein gewissermaßen. Doch<br />

diese weiße Sorte ist viel flexibler als man ihr gemeinhin zutraut.<br />

Schon in Bordeaux, wo aus ihr Grand Crus entstehen,<br />

ist es keineswegs kühl, und im Languedoc meist auch nicht.<br />

Und doch vermögen es Winzer wie Gilles Chabbert von der<br />

Domaine des Aires Hautes, die Frische und die Mineralität<br />

zu bewahren, die diese Sorte wie kaum eine andere ins Glas<br />

bringen kann. Gilles Chabbert verbindet sie mit vollen und<br />

saftigen Aromen. Er sagt ganz lapidar: „Das ist ein Wein, bei<br />

dem man nicht zu viel nachdenken muss, der ehrlich und<br />

gehaltvoll ist und dessen Zitrusfrucht- und Pfirsichnoten ihn<br />

zum perfekten Begleiter für laue Sommerabende machen.“<br />

Doch eigentlich ist dieser Sauvignon viel mehr als nur das.<br />

Er präsentiert sich so frisch und klar, so präzise und unaufgeregt,<br />

wie man es im Languedoc äußerst selten findet. Es ist<br />

eben ein Gilles-Chabbert-Wein; denn wie der Winzer, so der<br />

Wein, und Gilles Chabbert ist die Ruhe selbst. Er bewirtschaftet<br />

hohe und kühle Lagen mit Mergel und Sandstein<br />

und hat damit eine ideale Umgebung für diese Sorte. Mit<br />

gerade einmal 45 hl/ha wurden die biologisch zertifizierten<br />

Trauben gelesen, dann gepresst, und der Saft wurde gekühlt<br />

über 96 Stunden sich selbst überlassen, um dann bei rund<br />

17ºC vergoren und über wenige Monate hinweg auf den eigenen<br />

Hefen ausgebaut zu werden.<br />

Dies zarte Grün lockt, leichtes Gelb begleitet jenes, und beide<br />

Farben dieses Spieles verheißen Frische und Raffiniertheit.<br />

Der Wein ruht, obwohl ungefiltert, klar im Glas. So unbeschwert<br />

dann auch sein Duftprofil: schwebende, schwerelose<br />

und altbekannte Johannis- und Stachelbeere ziehen förmlich<br />

in die Nase. Ein bezaubernder Beiklang von Zitrone und frisch<br />

gemähtem Gras will sich einstellen, verduftet dann zügig<br />

wieder, um bei ein paar Graden mehr wieder zu erscheinen.<br />

Alle typischen Charakterzüge eines gelungenen Sauvignon<br />

Blancs werden hier geboten (frische, pikante Aromen, grüne<br />

Noten, deutlicher Mineralton und unterstützende Säurestruktur).<br />

Alles scheint auf Fessellosigkeit, Frische und Leichtigkeit<br />

ausgelegt zu sein. Die Welt aus Herzhaftigkeit, Würze,<br />

Säure und Aromen scheint so selbstverständlich, dass hier<br />

völlig entspannter Genuss allen Alltag verscheuchen kann.<br />

Auch bei zunehmender Wärme im Glas bleibt hier alles leicht.<br />

Etwas Flint blitzt auf und grüne Paprikawürze zieht vorüber,<br />

um weißem Pfirsich den Vortritt zu lassen. Sie kennen<br />

das bestimmt: Von vielen Enttäuschungen vorsichtig<br />

geworden, fragt man sich, ob es sich lohnt, diese weißen Pfirsiche<br />

auf einem Bauernmarkt zu kaufen, allzu oft schmecken<br />

sie nach nichts. Dann aber gerät man einmal an den richtigen<br />

Stand – und das Aroma ist überwältigend: An derart perfekte<br />

Früchte erinnert dieser Wein und lässt eben diese Freude<br />

wieder aufleben. So eine Inszenierung zu diesem Preis muss<br />

man lange suchen. Was ein Glück, dass wir diese Suche für<br />

Sie schon erledigt haben!<br />

Ab sofort bis mindestens 2026+.<br />

CHARDONNAY |<br />

FR-BIO-01<br />

FLA020222 | 13% VOL. | 10,60 €/L | 7,95 €<br />

Geschützt vor Kälteeinflüssen und allzu großer Nässe, vor<br />

den Extremen der Hitze des Südens und der verheerenden<br />

Trockenheit durfte dieser Aires Hautes Chardonnay 2022<br />

quasi in seinem Idealreservat heranwachsen. Ein großes<br />

Amphitheater, weit geöffnet nach Süden zum Mittelmeer<br />

nennt Gilles Chabbert das Minervois, sieht die Gebirge des<br />

Nordens und Westens um sein Anbaugebiet als natürliche<br />

Schutzvorrichtung. So machtvoll eingehegt, muss ja ein<br />

Chardonnay etwas Vortreffliches werden. Allein schon deshalb<br />

und um sich als individuell und regionsbewusst zu zeigen<br />

wird handgelesen, in kleinen Containern zum Weingut<br />

transportiert, ja nicht die so wertgeschätzten Beeren zu beschädigen.<br />

Die Weine werden ohne Schönung und Filtration<br />

abgefüllt. Um so mehr erstaunt es, dass dieser Chardonnay<br />

so blitzblank im Glas ist. Als Überrest von Trübung bleibt<br />

einzig eine leichte Fluoreszens, die das zarte Gelbgrün aber<br />

keinesfalls beeinträchtigt.<br />

Pfirsich, Apfel etwas Hefezopf, später drängen Teenoten und<br />

ein Hauch Banane aus dem Glas. Dieser Chardonnay beeindruckt<br />

bereits vor dem ersten Schluck durch eine gelassene<br />

Süße im Duft. Auf der Zunge wirkt er kraftvoll, herzhaft<br />

und breit. Säurefunken blitzen auf und verschwinden wieder.<br />

Tatsächliche Süße tritt erst im Abgang auf, als Erinnerung<br />

sozusagen. Zu den Aromen gesellen sich Himbeere<br />

und etwas Nelke, der Apfel gewinnt an Stärke. Immer wieder<br />

lenkt der Chardonnay der Domaine des Aires Hautes<br />

die Aufmerksamkeit auf das Herzhafte. Ein durchweg starker<br />

Wein, der ein breites Spektrum von Speisen zu begleiten<br />

in der Lage ist und die Abende sonnenstarker Tage mit<br />

Erfrischung bereichert.<br />

Ab sofort bis mindestens 2026+.<br />

September 2023<br />

69


FRANKREICH LANGUEDOC<br />

„TRADITION“ MINERVOIS, ROUGE 2021<br />

TrAnimierend kraftvolle Rotweincuvée<br />

aus dem Minervois!<br />

CARIGNAN, GRENACHE NOIR, SYRAH<br />

FLA020321 | 14,5% VOL. | 10,60 €/L | 7,95 €<br />

Klar, die Erwartungshaltung an einen roten Alltagswein, den<br />

man jeden Tag trinken mag und sich gönnen kann und will,<br />

ist so etwas wie das Mini-Max-Prinzip: die Kosten sollen<br />

möglichst niedrig sein und die Qualität maximal hoch. Ökonomen<br />

werden das (richtigerweise) als Unsinn abtun. Aber<br />

wir sind nicht bei den Wirtschaftswissenschaften, sondern<br />

beim Wein. Ein Genussthema und so gar kein trockenes. Und<br />

da geben wir uns eben auch mit großartigen Näherungswerten<br />

zufrieden. Denn das obiger „Unsinn“ funktionieren kann,<br />

beweisen die „hands-on“-Winzer-Brüder Eric und Gilles<br />

Chabbert seit vielen Jahren. So können wir die Häkchen in<br />

Südfrankreich, im Minervois, zumindest locker bei schwarzen<br />

Früchten, würzigen Garrigue-Anklängen, warmer Ausgewogenheit<br />

und kühlender Frische setzen. Ach ja, Handlese<br />

und wunderbares Kalkterrassen-Terroir bekommt man noch<br />

obenauf.<br />

Das Bouquet des tiefdunklen Weins verheißt viel dunkle,<br />

fast schwarze Frucht (unter anderem Heidelbeere, Pflaume,<br />

Kirsche); diese ist dann auch sattsam vorhanden, aber nicht<br />

übererhitzt oder gekocht. Darüber florale Noten, Hagebuttenmark,<br />

etwas Sandelholz, Tapenade und eine fast pfeffrigpikante<br />

Kräuterwürze. Am Gaumen bringt dieser verführerische<br />

Franzose aus Carignan, Cinsault, Grenache und Syrah<br />

neben seiner satt schmeichelnden Furcht zudem seidig weiche<br />

Tannine mit, und eine superbe Frischeader nebst allerfeinsten,<br />

allerdezentesten Bitternoten sorgt für „Unschwere“,<br />

den animierenden „Schwung nach vorne“ – Jeb Dunnuck<br />

spricht bzw. schreibt hier zu Recht von „terrific purity“! –<br />

und einen bemerkenswert langen Nachhall. Und genau deshalb<br />

lässt er sich so unbeschwert genießen, macht zu deftigen<br />

Speisen (Braten mit Rotwein und Kräutern geschmort,<br />

Fleisch vom Grill oder kräftigen mediterranen Gemüseeintöpfen)<br />

ebenso eine gute Figur und dürfte, wie die Augen<br />

derer, die noch nicht kennen und zum ersten Mal im Glas<br />

haben, garantiert ziemlich groß werden!<br />

Ab sofort (und gut belüftet, gerne bei 15–16 °C) und bis 2028+.<br />

© Marc Ginot<br />

„RÉSERVE“<br />

MINERVOIS-LA-LIVINIÈRE, ROUGE 2021<br />

Referenz-Minervois – und wie immer<br />

eine echte Schönheit!<br />

SYRAH, GRENACHE NOIR, MOUVÈDRE, CARIGNAN<br />

FLA020521 | 15% VOL. | 15,86 €/L | 11,90 €<br />

Machen wir’s kurz: Gilles und Éric Chabberts Weine gehören<br />

zum Besten, was die AOC Minervois-La-Livinière zu bieten<br />

hat – Punkt, Ausrufezeichen, ganz wie Sie wollen. Ihre Domaine<br />

des Aires Hautes ist zweifellos eine der Referenzen<br />

des Languedocs, immer wieder wird die „Réserve“, der mit<br />

Preisen und Auszeichnungen überhäufte Klassiker des Weinguts<br />

genannt. Glaubt man den unzähligen Beschreibungen<br />

der „Réserve“ der Domaine des Aires Hautes in Print und<br />

Netz muss sie der „wahre Jakob“ sein. Positive Besprechungen<br />

allerorten, punkteüberhäuft (bis hin zu 94 Punkten bei<br />

– wahlweise – Robert Parker’s Wine Advocate oder Jeb<br />

Dunnuck ) – bei einem Wein dieser Preisklasse (momentan<br />

sind’s 11,90 Euro) macht das schon ein wenig skeptisch: Sollte<br />

ein Wein dann nicht deutlich mehr kosten? Sollte er nicht<br />

auch um einen exklusiveren Auftritt bemüht sein und das<br />

Geheimtipp-Image abgelegt haben? Liest man jedoch kreuz<br />

und quer im Netz der Meinungen, findet man eigentlich nur<br />

Zustimmung zum Befund der professionellen Punkteverteiler.<br />

Und das macht dann doch ein wenig neugierig.<br />

Die Wahrheit, mag es auch noch so banal klingen, liegt im<br />

Glas. Ein samtenes Rotviolett, der erste Eindruck verrät<br />

Dichte und Extrakt. Die Augen wollen sich gerade am edlen<br />

Glanz dieser Farbe festschauen, da zeigt sich, dass der<br />

Wein einfach will. Der Raum um das Glas wird förmlich<br />

parfümiert mit allen Reichtümern dieser Cuvée aus Syrah,<br />

Grenache, Mourvèdre und Carignan. Da kann man, da will<br />

man sich gar nicht wehren! Dunkle Beeren, Pflaume, Kirsche,<br />

dahinter dann immer komplexer und raffinierter Lavendel,<br />

Herbstlaub, Zedernholz, etwas Leder, ein Hauch Zimt und<br />

würzige Tabaknoten. Am Gaumen viel Druck, viel Eleganz,<br />

viel Ehr! Saftige Frucht (wieder Pflaume, von Pfeffer unterlegte<br />

Blau- und Brombeeren) trifft auf feine Säure und würzig-weiches<br />

Tannin, alles scheint völlig selbstverständlich,<br />

nichts tritt aus dieser perfekten Komposition hervor, spielt<br />

sich in den Vordergrund. Mit solchen Mitteln erinnert der<br />

Wein an Wald, die Brombeeren an ihren Sträuchern gerade<br />

eben reif geworden. Da muss irgendwo ein Trüffel sein …<br />

Ja! Das ist er, der wahre Jakob. Alle Besprechungen, selbst die<br />

vergebenen Punkte haben Recht. Soviel Wein, uninszeniert,<br />

wahrhaftig und selbstverständlich – und das für dieses bescheidene<br />

Sümmchen!<br />

Ab sofort bis sicherlich 2029+.<br />

92–94 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

70 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


92–94+ Punkte:<br />

„a gorgeous wine<br />

in the making“<br />

– JEB DUNNUCK<br />

„CLOS DE L’ESCANDIL“<br />

MINERVOIS-LA-LIVINIÈRE, ROUGE 2021<br />

Eine der „besten Entdeckungen“ in formidabler<br />

Verfassung: Minervois vom Allerschönsten!<br />

Das für französische Winzer finanziell verheerende Jahr<br />

2021 (in den Worten des Landwirtschaftsministers Julien<br />

Denormandie: „probablement la plus grande catastrophe<br />

agronomique de ce début de XXIe siècle“) ist für Giles in<br />

qualitativer Hinsicht dennoch und quasi „naturgemäß“ ein<br />

Erfolg! Die aktuelle Version des mittlerweile zum Klassiker<br />

avancierten Tropfens macht David Ridgways Begeisterung<br />

für diesen beinahe opaken, in dunklem Rubinrot leuchtenden<br />

Wein mit violetten Reflexen in jeder Hinsicht nachvollziehbar:<br />

Im Duft dunkle Beeren (frische Früchte bis hin zu<br />

Brombeer- und Himbeermus, dann auch Cassis und Schlehen),<br />

Pflaume und Süßkirsche sowie Veilchennoten, dazu ein<br />

bouquet garni mediterraner Kräuter ätherische Minze inkluisve)<br />

nebst schwarzem Pfeffer, Muskat und etwas Zimt. Am<br />

Gaumen dann mächtig viel Umami (Frucht meets Tamari),<br />

Süßholz, Garrigue und Tapenade, später dann etwas Bitterschokolade.<br />

Wunderbar vollmundig, dabei nicht zu üppig,<br />

von einer geradezu saftigen Mineralität und geschmeidiger<br />

Tanninstruktur. Wie gewohnt ein herrlich raumgreifender,<br />

konzentrierter Minervois von Format und betörend nachhaltiger<br />

Fruchtfrische, der wieder einmal als weitaus kostspieligerer<br />

Priorat-Bolide durchgehen könnte, wäre da nicht diese<br />

enorm verführerische „südfranzösische“ Note, die dem kraftvollen<br />

Wein eine mehr „kosmopolitische“ Eleganz und Finesse<br />

verleiht, den die eher „strengen“ Weine vom Schiefer nur<br />

selten an den Tag legen. Ein Wein, der unbedingt Lust auf ein<br />

zweites und drittes Glas macht und der auch sicher perfekt<br />

zur berühmten Ente im La Tour d’Argent (mittlerweile als<br />

„Caneton de Frédéric Delair“ auf der Karte zu finden) passt!<br />

Ab sofort, idealerweise von 2024 an und dann bis sicherlich 2033+.<br />

Aires Hautes<br />

SYRAH, GRENACHE NOIR, MOURVÈDRE<br />

FLA020621 | 15,5% VOL. | 32,00 €/L | 24,00 €<br />

Es war schon eine mittlere Sensation: Vom englischen Observer<br />

nach seinen Lieblingsweinen befragt, bekannte sich<br />

der legendäre Sommelier David Ridgway einst stolz zum<br />

„Clos de l’Escandil“ aus dem südfranzösischen Minervois La<br />

Livinière – und das neben einem Jahrgangs-Champagner,<br />

einem Chevalier-Montrachet und einem Romanée-Conti.<br />

Als Chefsommelier im La Tour d’Argent, dem traditionsreichsten<br />

Gourmetrestaurant von Paris, durfte sich Ridgway<br />

mehr als 35 Jahre lang um eine der weltweit größten und besten<br />

Sammlungen französischer Weine kümmern (zeitweise<br />

über eine halbe Million Flaschen). „Die Cuvée aus Grenache,<br />

Syrah und Carignan“, so schwärmte der Mundschenk, „hat<br />

eine Ausgewogenheit und Definition, wie ich sie im Languedoc-Roussillon<br />

nur selten finde. Eine meiner besten Entdeckungen<br />

der letzten Zeit“. Eine „discovery“, die auch Joe<br />

Czerwinksi machte, als er sich im Juli 2019 durch eine gute<br />

Hundertschaft an südfranzösischen Rotweinen probiert hatte,<br />

deren Top 12 zwei Produzenten unter sich ausmachten:<br />

Gerard Bertrand und Gilles Chabbert! Das Bemerkenswerte<br />

daran: Während man für Bertrands 95-Punkter „Hospitalitas“<br />

bzw. „Clos de Ora“ (dieser, wie Chabberts „Clos de<br />

l’Escandil“, ein Wein aus der AOC Minervois-La-Liviniere)<br />

gut 75 bzw. rund 220 Euro hätte ausgeben müssen, wäre man<br />

bei Chabberts 94-Punkte-Flagschiff mit knapp 20 Euro dabei<br />

gewesen!<br />

© Marc Ginot<br />

September 2023<br />

71


FRANKREICH CÔTES DU RHÔNE<br />

DOMAINE DES<br />

BOSQUETS<br />

GIGONDAS<br />

© Marc Ginot<br />

Der neue Superstar aus Gigondas,<br />

der fast alle domaines aus<br />

Châteauneuf-du-Pape qualitativ<br />

hinter sich lässt.<br />

„Julien Bréchet hat nicht nur blitzschnell die Qualitäts-Leiter der Spitzen-Erzeuger<br />

Gigondas erklommen, sondern auch die des gesamten Rhône-Tals (…)“ – Vinous<br />

„Julien Bréchet, einer der wahren Stars aus Gigondas!“ – Vinous<br />

„Truthfully, sky is the limit at this fabulous estate.“ – Jeb Dunnuck<br />

„Neben ihrer Qualität zeigen diese Weine einen einzigartigen Charakter und sind einfach eine<br />

wahre Freude beim Verkosten.“ – Jeb Dunnuck<br />

„Julien Bréchet definiert Gigondas neu, indem er lagenreine Parzellen exemplarisch vinifiziert,<br />

die, und dies ist entscheidend, rebsortenrein bestockt sind. Le Lieu Dit und La Colline sind Grenache,<br />

Le Plateau ist Mourvèdre und Les Routes ist Syrah. Der »normale« Gigondas, eine Cuvée<br />

aus diesen vier Sorten, ist von hervorragender Qualität.“ – Robert Parker’s Wine Advocate<br />

72 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Eine Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben! Stammkunden<br />

wissen: Die Weine der Rhône und des Languedoc<br />

sind Urgesteine unseres Programms. Mit diesen<br />

betörenden Tropfen starteten wir vor 25 Jahren unser Weingeschäft.<br />

Schon früh zählten auch die Weine der Domaine des<br />

Bosquets dazu, doch irgendwann verloren wir uns ein wenig<br />

aus den Augen. Pinard hatte einfach ein zu umfangreiches<br />

Programm des französischen Südens. Wir mussten straffen,<br />

uns konzentrieren auf weniger Güter, um sie entsprechend in<br />

unseren PINwänden präsentieren zu können und, eher zufälligerweise<br />

als gewollt, traf es auch die Domaine des Bosquets.<br />

Uns war nie so recht wohl bei dieser Entscheidung, mochten<br />

wir doch Weine und Winzer sehr und auch unsere Kunden<br />

trauerten diesen Heimatweinen aus Gigondas lange nach.<br />

Vor wenigen Jahren trafen wir uns im Rahmen der weltweit<br />

wichtigsten Messe für südfranzösische Weine in Montpellier<br />

wieder, degustierten den Jahrgang 2014 und waren hellauf<br />

begeistert. Und beschlossen, sofort unsere Zusammenarbeit<br />

wiederaufzunehmen. Auch unsere Kunden reagierten enthusiastisch<br />

und der Jahrgang verkaufte sich wie warme Semmeln.<br />

Den großen Jahrgang 2015 mit Weinen, auf die nach<br />

Jeb Dunnucks Bewertungen mit bis zu 99 Punkten weltweit<br />

ein Hype ohnegleichen eingesetzt hat, konnten wir kaum<br />

vorstellen, da waren die Flaschen bereits ausreserviert. Jeb<br />

Dunnuck, der lange Zeit Robert Parkers Mann an der Rhône<br />

war, ließ auf seine geliebte Domaine dann im Spitzenjahrgang<br />

2016 Punkte niederregnen, die Wertungen fielen noch<br />

höher aus. Auch 2018 machte da keine Ausnahme: wieder<br />

Höchstwertungen! Schon die „Reserve“, der Basis-Gigondas<br />

aus dem Hause Bosquets, sah Dunnuck bei bis zu 94 Punkten<br />

(der Wine Advocate zückt sogar bis 95 Punkte) und wertet<br />

dann die Lagen-Crus alle von 94 bis 97 Punkte.<br />

Auch Vinous-Verkoster Josh Raynolds war sichtlich angetan,<br />

er vergab bis zu 96 Punkte und hebt Bréchets neuste<br />

Projekte hervor: „Ich halte seinen 100%igen Syrah (aus Rebstöcken,<br />

dessen Setzlinge von Château de Fonsalette und<br />

Jean-Louis Chave stammen) und den 100%igen Mourvèdre<br />

(von Domaine Tempier-Setzlingen) faszinierend und absolut<br />

verfolgenswert.“ Kein Wunder, bei unseren Besuchen in Gigondas<br />

erlebten wir stets einen enorm aufgeschlossenen Winzer,<br />

der sich seiner vorzüglichen Terroirs vollends bewusst ist<br />

und diese konsequent und mit klarer Vision bewirtschaftet.<br />

Unsere Domaine des Bosquets ist ein magischer Ort voller<br />

Geschichte, geschützt durch einen gleichnamigen Hügel, der<br />

an der südlichen Grenze der Appellation Gigondas verläuft.<br />

Bereits 1376 wird erstmals Weinbau („vinea culta“) an dem<br />

Ort mit dem Namen „Les Bosquets“ im amtlichen Register<br />

notariell erwähnt. Die ersten Weingutsgebäude wurden bereits<br />

1644 errichtet, so dass man wahrlich von einem historischen<br />

Weingut sprechen kann.<br />

Julien, hatte zunächst ganz andere Ziele im Kopf: Als junger<br />

Draufgänger hatte er mit Wein nichts am Hut, wollte raus<br />

aus der kleinen beschaulichen Welt an der südlichen Rhône.<br />

Vielmehr verfolgte er eine Karriere als Ralleyfahrer, immer<br />

im Rausch des Adrenalins, immer am Limit, immer volles<br />

Risiko, immer im Rampenlicht. Und Julien war gut, sehr gut,<br />

ehrgeizig, bissig und talentiert. Sein Weg führte steil nach<br />

oben, an die Spitze, er galt als einer der besten Nachwuchsfahrer<br />

Europas, eine glänzende Zukunft wurde ihm vorhergesagt,<br />

bis zu einem schweren Unfall, der alles, was bisher<br />

galt, seine Ideale und Zukunftsträume, in Frage stellte. Ein<br />

einschneidendes Erlebnis. Julien beendete seine Rennfahrerlaufbahn<br />

und kam zurück nach Hause, mit einem neuen<br />

Blick auf die Welt, das Leben und das, was wirklich wichtig<br />

ist und konzentrierte seinen ganzen Ehrgeiz und Enthusiasmus<br />

auf ein neues Ziel:<br />

Wein. Auf großartigen Wein. Und mit einer genauen Vorstellung<br />

davon, was einen großartigen Wein auszeichnet: Ausdruck<br />

statt beeindrucken zu wollen, leise statt laut, „Ruhe<br />

statt Motorenlärm“. Seit 2009 ist er nun auf der Domaine<br />

des Bosquets für die Weinbereitung zuständig und mit der<br />

ihm eigenen Konsequenz verfolgt er sein Ideal und verbessert<br />

Jahr für Jahr die Stilistik der Weine, mit dem Ziel, sie immer<br />

feiner zu machen („Ich mache jedes Jahr von allem weniger:<br />

weniger Extraktion, weniger Holz, weniger Erntemenge, weniger<br />

Bearbeitung im Keller...“) Insbesondere die herausragende<br />

Finesse und Eleganz sowie die traumhafte Balance sind<br />

das Markenzeichen dieser neuen Generation von Weinen der<br />

südlichen Rhône.<br />

Auf dem Weingut werden alle Details und jeder Arbeitsschritt<br />

sorgfältig durchgeplant. Vier Rebsorten werden auf<br />

dem Weingut angebaut, die Edelrebe Grenache dominiert.<br />

Ein weiterer fester Bestandteil auf unserem Traditionsgut<br />

sind Syrah, Mourvèdre und Cinsault; alle Weinberge sind<br />

schon sehr alt und daraus ergeben sich schon naturgemäß sehr<br />

geringe Erträge, die sich auf rund durchschnittlich 25 hl/ha<br />

belaufen. Die kerngesunden Trauben, die im Keller ankommen,<br />

werden schonend mit Hilfe der Schwerkraft weiterverarbeitet,<br />

dies ermöglicht außerdem eine sehr sanfte<br />

Extraktion. Das Ergebnis solch sensibler handwerklicher<br />

Winzerkunst sind gigantisch gute Weine, die zu den Besten<br />

ganz Frankreichs zählen, wegen ihrer Frische, Finesse und<br />

Eleganz sich deutlich von anderen Weinen der südlichen<br />

Rhône unterscheiden und die auch die meisten Prestige-<br />

Gewächse aus Châteuneuf- du-Pape qualitativ weit hinter<br />

sich lassen und darüberhinaus über ein großartiges Preis-<br />

Genuss- Verhältnis verfügen. Die Weine des Traditionsgutes<br />

Domaine des Bosqutes sind wahrlich neue, alte Juwelen<br />

unseres Programms!<br />

Domaine des Bosquets<br />

1987 übernimmt Sylvette Bréchet von ihrem Vater das Weingut,<br />

und gemeinsam mit ihrem Sohn Laurent beginnen sie,<br />

an der Qualitätsschraube zu drehen, Ziel ist die präzise Herausarbeitung<br />

der Typizität jeder einzelnen Parzelle, vom<br />

Weinberg bis zum Ausbau im Keller. Ein neuer Weinkeller<br />

wird errichtet in Form einer provenzalischen Kapelle sowie<br />

ein unterirdischer Reifekeller. Die Weine werden von Jahrgang<br />

zu Jahrgang besser. Und dann, 2006, ein weiterer Wendepunkt<br />

in der Weingutsgeschichte: Sylvettes zweiter Sohn,<br />

September 2023<br />

73


FRANKREICH CÔTES DU RHÔNE<br />

91 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

„RÉSERVE DU DOMAINE“<br />

GIGONDAS, ROSÉ 2022 (BIO)<br />

Rarität in Rosé aus Julien Bréchets Schatzkammer!<br />

91 Punkte: „crisp and refreshing, with a long,<br />

graceful finish.“ – Robert Parker Wine Advocate<br />

GRENACHE NOIR |<br />

FR-BIO-01<br />

FRS260622 | 13,5% VOL. | 30,66 €/L | 23,00 €<br />

Schon die substanzielle Flasche zeigt an, dass es sich beim<br />

Rosé der Domaine des Bosquets keineswegs um ein schlankes,<br />

oberflächliches Sommerweinchen handelt, das man schnell<br />

zwischen Terrasse und Esstisch schlürft. Die „Réserve du<br />

Domaine“ ist ein erwachsener und seriöser Wein, eine dritte<br />

„Säule“ nach Weiß- und Rotwein. Die Grenache-Noir-Reben<br />

für diesen Wein stehen auf Kalkmergel in der kühlen, auf 350<br />

Metern gelegenen Parzelle „Jasio“, die Trauben wurden von<br />

Hand in kleinen Kisten gelesen und sofort gepresst. „Unser<br />

Ziel ist ein eleganter Wein mit einer frischen, puren Frucht“,<br />

sagt der ehrgeizige Julien Bréchet, der als neuer Superstar aus<br />

Gigondas gilt und all seinen Weinen dieselbe Sorgfalt und Leidenschaft<br />

angedeihen lässt. Die Erträge für diesen Rosé liegen<br />

bei kargen 25 bis 30 Hektoliter pro Hektar, Bréchet füllt davon<br />

nur ein paar tausend Flaschen ab, die in Windeseile vergriffen<br />

sind: Rosé mit dem Siegel der AOC Gigondas macht<br />

gerade einmal 1 % der Produktion der Appellation aus! Zartes<br />

Lachsrosa, im Duft Himbeere, Waldbeere und Pfirsich, etwas<br />

Granatapfel, feine Kräuter und ein Hauch von Banane. Setzt<br />

am Gaumen saftig und stoffig an, zeigt einiges an Substanz,<br />

reife, eingewobene Säure, Schmelz und feinen Gerbstoffen<br />

(phenolische „Leuchtpunkte“). Wieder zeigen sich Himbeeren<br />

und Walderdbeeren, auch gelbfruchtige Noten, Pfirsich und<br />

Aprikose, feine Kräuterigkeit, wilder Thymian. Trocken ausgebaut,<br />

ohne Zugeständnis an Mainstream und süßlichere Geschmacksvorlieben.<br />

Sehr schöner, auffallend langer Nachhall<br />

eines Rosés der Extraklasse mit echtem Profil, den man so vermutlich<br />

(und bedauerlicherweise) viel zu selten im Glas hat!<br />

Ab sofort bis 2026.<br />

„SÉGURET“ CÔTES-DU-RHÔNE<br />

VILLAGES, BLANC 2022<br />

Ein sinnlicher, seidiger und saftiger<br />

Weißwein des Südens<br />

GRENACHE BLANC, ROUSSANNE, MARSANNE<br />

FRS2613221 | 3,5% VOL. | 23,86 €/L | 17,90 €<br />

Dies ist der zweite Jahrgang eines Weines, der ein Glücksfall<br />

für die 1376 gegründete Domaine des Bosquets darstellt.<br />

Julien Bréchet hatte sich bei einem alten Winzerehepaar des<br />

Ortes um einige Parzellen mit uralten Reben beworben. Obwohl<br />

andere Winzer mehr geboten hatten, bekam Julien den<br />

Zuschlag. Da der Weinberg erst mit diesem Jahrgang 2021 in<br />

seinen Besitz gelangt ist, muss er erst in einem dreijährigen<br />

Prozess bio-zertifiziert werden. Neben uralten Grenacheund<br />

Syrah-Reben stehen in der 300 Meter hoch gelegenen,<br />

sonnengeschützten Parzelle auch alte Stöcke mit Grenache<br />

Blanc, Roussanne und Marsanne. Zusätzlich hatte Julien<br />

schon vor einiger Zeit auch neue weiße Reben gepflanzt<br />

(insgesamt besitzt er nun 1,5 Hektar davon), da die Appellation<br />

Gigondas ab dem Jahrgang 2023 auch weiße Weine<br />

mit entsprechendem AOC-Siegel zulässt. Grenache Blanc<br />

und Roussanne hat Julien nach der langsamen Ganztraubenpressung<br />

im Edelstahl ausgebaut, Marsanne mit dem Jahr<br />

2022 erstmals im Holz mit einem ganz kleinen Anteil von<br />

Neuholz, den man aber kaum spürt. Eine wirklich gelungene<br />

Entscheidung, denn der Wein wirkt cremiger und sinnlicher<br />

als zuvor. Der weiße „Séguret“ erinnert an Linden- und Akazienblüten,<br />

reife Birnen und weiße Pfirsiche, etwas Grapefruit<br />

samt Zesten, Kräutern und Gestein. Man merkt hier<br />

die südliche Herkunft und doch wirkt der Weißwein schon<br />

im Duft angenehm frisch. Am Gaumen hat Julien das Saftige<br />

der Rebsorten herausgearbeitet und die weißfleischige<br />

Frucht mit einer ganz dezenten Kräuter- und Gesteinswürze<br />

verbunden. Der Fokus liegt zudem eindeutig auf der sinnlichen<br />

und seidigen Textur des Weines, der auf dem Gaumen<br />

zu schmelzen scheint. Erst im Finale schiebt sich die würzige<br />

und pikante Komponente mehr in der Vordergrund und<br />

wird begleitet von einer feinen Mineralik und Salzigkeit. Das<br />

gefäält über alle Maßen, zumal wenn dazu typisch südfranzösische<br />

Speisen (Knabbereien wie fougasse oder socca und natürlich<br />

alles, was das Mittelmeer so hergibt) gereicht werden.<br />

Ab sofort uns bis 2027.<br />

© Marc Ginot<br />

74 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Domaine des Bosquets<br />

„LES BOSQUETS“<br />

CÔTES-DU-RHÔNE, ROUGE 2022<br />

„CdR“-Einstieg von einem der besten<br />

Winzer der Südrhône!<br />

GRENACHE NOIR, SYRAH<br />

FRS261522 | 14,5% VOL. | 17,20 €/L | 12,90 €<br />

Sollten Sie die Weine von Julien Bréchet so schätzen, wie<br />

wir, sich von ihm aber einen Côtes-du-Rhône erhoffen, der<br />

preislich alltagstauglich ist, können wir ihnen helfen! Sein<br />

„Les Bosquets“ ist die Antwort auf die vielen Wünsche seiner<br />

Händler und Kunden. Die Frucht, die Bréchet dafür verwendet,<br />

stammt nicht aus seinen eigenen Weinbergen, denn so<br />

viele hat er gar nicht und die Weinberge sind so alt und ergeben<br />

so wenig Ertrag, dass man sie nur für preislich höher<br />

angesiedelte Weine nutzen kann. Also kauft Julien Trauben<br />

von einem Freund, bei dem er weiß, was er an ihm und seinen<br />

Trauben hat. Es ist ein gewissenhafter Traubenbauer, der<br />

ihm genau die Qualität liefert, die Julien benötigt. Der „Les<br />

Bosquets“ ist eine Cuvée aus viel Grenache, rund einem Viertel<br />

Syrah und einem kleinen Anteil Mourvèdre. Die Reben<br />

stehen alle in der Nähe der Dentelles de Montmirail auf kalkigen,<br />

kiesigen und sandigen Böden. Nach der Lese wurden<br />

rund 80 % der Trauben entrappt, dann zerkleinert und spontan<br />

nach kühler Vorvergärung bei 28 °C über 32 Tage hinweg<br />

vergoren. Danach lagen die einzelnen Partien je nach Rebsorte<br />

im Betontank, im Fuder oder im 600-Liter-demi-muid.<br />

Der „Les Bosquets“ zeigt sich in einem leicht transparenten<br />

Rubinrot. Er duftet geradezu exemplarisch nach einem<br />

„GSM“, also einer Grenache-, Syrah- und Mourvèdre-Cuvée<br />

mit Noten von Kirschen, Zwetschgen und Himbeeren,<br />

Garrigue, Unterholz und Süßholz, einem Tupfer Veilchen<br />

und Oliventapenade. Am Gaumen wirkt dieser Côtes-du-<br />

Rhône saftig und seidig, transparent und klar mit einer betörenden<br />

Mischung aus reifer Himbeerfrucht und Süßholz,<br />

etwas Framboise und Holunder. Das ist viel Wein für sein<br />

Geld und in seiner Finesse und Klarheit bei aller Trinkfreude<br />

ein echter „Bréchet“!<br />

Ab sofort und bis 2027.<br />

„SÉGURET“ CÔTES-DU-RHÔNE<br />

VILLAGES, ROUGE 2021<br />

Bréchets neuer Côte du Rhône Village<br />

von uralten Reben!<br />

GRENACHE NOIR, SYRAH<br />

FRS261621 | 14,5% VOL. | 22,00 €/L | 16,50 €<br />

Es gibt Neuigkeiten von der Domaine des Bosquets: Julien<br />

Bréchet hatte sich bei einem alten Winzerehepaar am Ort<br />

um einige Parzellen mit uralten Reben beworben – und obwohl<br />

andere Winzer mehr Geld geboten hatten, hat er den<br />

Zuschlag bekommen! Da der Weinberg erst mit dem Jahrgang<br />

2021 in seinen Besitz gelangt ist, muss er erst in einem<br />

dreijährigen Prozess bio-zertifiziert werden, weshalb man<br />

auf dem Rücketikett den bei Juliens Weinen sonst üblichen<br />

Hinweis darauf nicht findet. Aus der 0,5 Hektar umfassenden<br />

Parzelle mit teils 100-jährigen Grenache- und 80-jährigen<br />

Syrah-Reben ist der neue Côtes-du-Rhône Villages<br />

„Séguret“ (im Verhältnis 70:30) entstanden. Da die Reben<br />

so alt sind, liegt der Ertrag hier bei gerade einmal 11 hl/ha!<br />

Die vom Kalk und blauem Kalkmergel geprägte Parzelle liegt<br />

auf 300 Metern Höhe und wird vom nahen Wald beschattet.<br />

Julien hat sich dazu entschlossen, fast die gesamten Reben<br />

als Ganztrauben zu vergären. Seit dem Jahrgang 2021 nutzt<br />

er 600-Liter-demi-muids, um seine Weine zu vergären und<br />

nicht mehr die früher üblichen Betonfermenter. Begonnen<br />

hat er mit einer kühlen Vorvergärung und die Gärung dann<br />

langsam auf 28 °C gebracht. Sie dauerte in diesem Fall zwei<br />

Wochen. Um seine Weine eleganter und finessenreicher werden<br />

zu lassen, extrahiert er so wenig wie möglich und stößt<br />

nur noch einmal am Tag den Tresterhut unter. Der Wein<br />

wurde schließlich über anderthalb Jahre in Barriques aus erster<br />

bis vierter Belegung ausgebaut.<br />

Man kann es gar nicht anders als sensationell bezeichnen,<br />

dass Julien diesen hervorragenden Wein aus Reben, die nur<br />

etwas mehr als Nichts an Ertrag bringen, zu einem so kundenfreundlichen<br />

Preis anbietet. Was man hier nicht alles an<br />

Aromen findet! Veilchen, Lavendel, Brombeeren und Holunderbeeren,<br />

Kirsche und dunkel Himbeeren strömen mit<br />

Anklängen von Süßholz und Rauchfleisch aus dem Glas.<br />

Am Gaumen hat man das Gefühl, als habe sich „Amaro“ mit<br />

Kirschsaft, Himbeeren und steinigen und erdigen Noten vermischt.<br />

Die uralten Reben bringen dazu in eine kühle Mineralik<br />

ins Gesamtbild. Ein Côtes-du-Rhône-Konzentrat voller<br />

Kraft und Intensität, das angesichts der Qualität für einen<br />

Spottpreis zu haben ist. Was für eine Premiere!<br />

Schon jetzt betörend (profitiert allerdings von etwas Luft) und<br />

sicher noch über die nächsten 10 Jahre.<br />

September 2023<br />

75


FRANKREICH CÔTES DU RHÔNE<br />

Erdig &würzig!<br />

92–94 PUNKTE<br />

Vinous<br />

91–93 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

© Marc Ginot<br />

92 PUNKTE<br />

Decanter<br />

„RÉSERVE DU DOMAINE“ GIGONDAS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

Ortswein-Cuvée aus drei Rebsorten und Julien Bréchets<br />

Gigondas-Visitenkarte<br />

GRENACHE NOIR, SYRAH, MOURVEDRE, CINSAULT |<br />

FRS260221 | 14,5% VOL. | 39,93 €/L | 29,95 €<br />

FRS260221-M | MAGNUM | 14,5% VOL. | 43,33 €/L | 65,00 €<br />

FR-BIO-01<br />

Julien Bréchets Gigondas „Réserve“ ist der Wein, mit dem man sich zuerst beschäftigen sollte,<br />

wenn man den Stil dieses Ausnahmewinzers kennenlernen möchte. Für Kenner der Domaine<br />

de Bosquets ist dieser Wein die Quintessenz von Gigondas, während alle Lagen- oder Parzellenweine<br />

einzelne Bilder ergeben, die zusammen wiederum ein großes Ganzes erzeugen. Während<br />

die Lagenweine rebsortenreine Weine sind, ist die „Réserve du Domaine“ eine Cuvée. Meist<br />

ist ein klein wenig Cinsault mit dabei, für 2021 aber beschränkt es sich auf 60 % Grenache,<br />

25 % Syrah und 15 % Mourvèdre. Dabei stammen die Trauben aus Lagen von Kalkmergel, Kies<br />

und Sand, die rund 350 Meter hoch und nach Westen und Nordwesten exponiert sind. Diese<br />

Höhe wird in Zeiten spürbarer Klimaveränderung immer mehr zum Standortvorteil des<br />

Gigondas’, gerade im Vergleich zu dem in der Nähe, insgesamt aber tieferliegenden<br />

Châteauneuf-du-Pape.<br />

Kommen wir zurück zur Gigondas „Réserve“ 2021. Diese stammt von 50 bis 100 Jahre alten,<br />

biologisch bewirtschafteten Reben, deren von Hand gelesene und sortierte Trauben weitgehend<br />

entrappt wurden. Bréchet hat in diesem Jahr recht spät gelesen, weil der Jahrgang mit<br />

seinen Spätfrösten und einem eher unbeständigen Wetter nach reifen Tanninen verlangte,<br />

die jedoch mehr Zeit benötigt haben, als in den Jahren zuvor. Tatsächlich war dies wohl der<br />

ungewöhnlichste Jahrgang seit 2008, auf den Julien entsprechend reagiert hat: noch dezentere<br />

Extraktion, noch weniger Holzeinfluss und die Kühle des Jahrgangs durch Finesse und Feinheit<br />

sprechen lassen. Die Grenache hat er zwölf Monate in tonneaux ausgebaut, den Syrah in<br />

mehrjährigen Barriques und die Mourvèdre im Beton-Fuder. Nach der Assemblage reifte der<br />

Wein weitere sechs Monate im Beton zur Harmonisierung.<br />

Der tief rubinrote Gigondas öffnet sich mit einer Melange aus roten und schwarzen Beeren,<br />

bei denen Brombeeren und Himbeeren herausstechen. Diese werden von Veilchen, Lavendel<br />

und Rosen, ein wenig schwarzer Oliventapenade und Lakritz, Erde und Moos begleitet. Ein<br />

paar Himbeerblätter mit ihren grünen Noten kann man ebenfalls erahnen.<br />

Die Cuvée bringt viel Kraft an den Gaumen, wobei die rote und schwarze Frucht reif und<br />

saftig wirkt und die Noten von Garrigue, Kräutern, trockenem Unterholz und Humus einen<br />

klaren Herkunftscharakter erzeugen. Das markante Tannin sorgt für viel Struktur und die<br />

Säure für eine Lebendigkeit. Der Wein wirkt dabei noch sehr jugendlich und drängend, doch<br />

ein wenig Zeit und Luft werden zu einer noch größeren Harmonie beitragen, die man schon<br />

spürt, wenn man einen Schluck der „Réserve“ für eine längere Zeit am Gaumen behält. Dann<br />

wird der Wein tief, dunkel, würzig, süß und seidig, behält aber seine erdige Note. Das ist ungemein<br />

spannend und stellt mühelos deutlich teurere Weine aus Gigondas in den Schatten!<br />

Ab sofort, sollte dann noch karaffiert werden. Idealerweise ab 2025–2035.<br />

76 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Domaine des Bosquets<br />

„LE LIEUT DIT…“<br />

GIGONDAS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

„LA COLLINE…“<br />

GIGONDAS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

Die feinste „cuvée parcellaire“<br />

im Portfolio von Julien Bréchet!<br />

Grenache-Gigant von einer hoch<br />

gelegenen Parzelle mit uralten Reben!<br />

GRENACHE NOIR |<br />

FR-BIO-01<br />

FRS260321 | 15% VOL. | 69,20 €/L | 51,90 €<br />

GRENACHE NOIR |<br />

FR-BIO-01<br />

FRS260421 | 15% VOL. | 69,20 €/L | 51,90 €<br />

95–97 PUNKTE<br />

Vinous<br />

Wenn vom feinsten, elegantesten und nuancenreichsten<br />

Wein im Portfolio von Julien Bréchet die Rede ist, dann kann<br />

das nur „Le Lieu Dit…“ sein. Dieses – wie der Name schon<br />

sagt – „lieu dit“ liegt auf mittlerer Höhe in nordwestlicher<br />

Exposition am Waldesrand, nicht weit entfernt vom legendären<br />

Château Rayas und von Julien Bréchets eigenem Weingut<br />

Bosquets. Der Boden der Einzellage ist geprägt von Sand, wo<br />

uralte Grenache-Reben, die gerade einmal 18 hl/ha Ertrag<br />

bringen, tief im Gestein wurzeln. Nach erfolgter Handlese<br />

und dem Sortieren der Trauben Anfang Oktober wurden<br />

davon 70 % entrappt, die Beeren leicht angerebelt und dann<br />

vergoren. Bei Bréchet erfolgt die Gärung in drei Stufen über<br />

32 Tage hinweg. Nach einer kühlen Vorvergärung fand die alkoholische<br />

Gärung bei rund 28 ºC statt. Hat Julien früher im<br />

Beton-cuve vergoren und die Maische immer wieder aufgerührt<br />

und den Saft über den Tresterhut gepumpt, vergärt er<br />

mittlerweile in 600-Liter-demi-muids und stößt nur noch den<br />

Tresterhut einmal täglich unter. „Je weniger wir extrahieren,<br />

desto klarer kommt der Lagencharakter durch. Das musste ich<br />

2021 lernen“, beschreibt Julien Bréchet seine neue Erfahrung,<br />

die man in allen seinen Gigondas-Weinen nachvollziehen<br />

kann. Der Mazeration folgte der Ausbau über 18 Monate<br />

hinweg in demi-muids (ebenfalls 600 Liter).<br />

Der rubinrote reinsortige Grenache duftet dezent und fein<br />

mit einem Parfum von Minze und Süßholz, Sandelholz und<br />

Garrigue in Verbindung mit reifen Himbeeren, Walderdbeeren,<br />

Kirschen und Blutorangen. Dazu kommt eine Erinnerung<br />

an englischen Christmas Cake mit ein wenig Himbeerbrand<br />

auf. Am Gaumen liefert dieser Gigondas ein beeindruckendes<br />

Wechselspiel von Kraft und Finesse, vor allem das Tannin<br />

wirkt betörend fein, was zusammen mit der seidigen Säure<br />

und der reifen Frucht für einen hohen Charme-Faktor sorgt.<br />

Auch hier verbinden sich Himbeeren, Walderdbeeren und<br />

Kirschen mit Himbeer- und Kirschwasser, was von der für<br />

Grenache typischen Süßholz-Note abgerundet wird. Obwohl<br />

die Säure reif und seidig wirkt, hat man einen klaren<br />

Eindruck von Frische am Gaumen, die von der Klarheit der<br />

Frucht und Würze noch unterstrichen wird. Der Wein ist<br />

jetzt noch sehr jung und nur mit viel Luft und einer Karaffe<br />

zu empfehlen. Aber die Größe zeigt sich schon ebenso klar<br />

wie die fulminante Länge – ein sensationeller Gigondas!<br />

Diesen Wein sollte man idealerweise bis 2027 beiseitelegen oder<br />

einige Stunden vorher dekantieren. Entwicklungspotenzial bis<br />

2044 und länger.<br />

„La Colline …“ bezeichnet einen Gigondas, der vom höchsten<br />

Punkt der Weinberge der Domaine des Bosquets stammt.<br />

Ähnlich wie die Mourvèdre-Lage, die für den „Le Plateau…“<br />

genutzt wird, liegt der Weinberg auf 350 Metern Höhe –<br />

allerdings ist er nach Westen ausgerichtet. Die Lage ist vom<br />

Kalkstein und blauen Mergel geprägt, direkt am Waldrand<br />

gelegen und vornehmlich mit uralten Grenache-Büschen<br />

bestockt. Gerade einmal 15 hl/ha entstehen hier – erlaubt<br />

sind in Gigondas 35 hl/ha, was ebenfalls sehr wenig ist. Der<br />

Ertrag, aus dem bei Bréchet rund 3.000 Flaschen entstehen,<br />

wurde manuell im frühen Oktober gelesen, zu 80 % entrappt,<br />

leicht angerebelt und per Schwerkraft in den Weinkeller<br />

befördert. Wie bei seinen anderen Gigondas-Weinen auch<br />

setzt Bréchet auf eine dreiteilige Vergärung über 30 Tage hinweg.<br />

Er beginnt mit einer kühlen Vorvergärung, dann findet<br />

die eigentliche alkoholische Gärung bei rund 28 ºC demi-muids<br />

statt, schließlich erfolgt eine lange Mazeration mit einem<br />

einzigen täglichen Unterstoßen des Tresterhuts. Anschließend<br />

wird der Wein über 18 Monate in demi-muids (600 Liter<br />

Fassungsvermögen) ausgebaut.<br />

Der Wein, der hier unter dem so zurückhaltend wirkenden<br />

Namen „La Colline…“ entsteht, ist ein Gigant, dessen<br />

Größe sich allerdings erst nach und nach zeigt. Durch die<br />

Ausrichtung der Parzelle ist „La Colline…“ immer einer der<br />

gehaltvollsten Weine von Julien Bréchet. Das ist auch 2021<br />

so, denn auch diesmal hat der Winzer den perfekten Lesezeitpunkt<br />

gewählt, um diesem gewichtigen Wein die notwendige<br />

Struktur und Frische zu geben. „La Colline…“ duftet<br />

nach reifen Erdbeeren und Himbeeren, Kirschen und Maulbeeren,<br />

aber auch Blutorangen, etwas Menthol, Minze und<br />

Süßholz, Garrigue und Oregano. Am Gaumen birst die<br />

Frucht, ohne die Struktur zu verlieren. Ganz im Gegenteil!<br />

Der Wein bleibt immer präzise und klar mit einem eleganten,<br />

seidigen Tannin und einer eleganten Säure. Er hat zwar auch<br />

eine opulente Seite mit der Mischung aus zerstoßenen roten,<br />

reifen Beeren, Lakritz und Kräutern, doch findet sich darin<br />

auch eine mineralisch kühle, fast knackige Komponente,<br />

die im langen Finale immer präsenter wird und sich mit floralen<br />

Noten mischt. Ganz klar einer der besten, sicherlich<br />

einer der schönsten Weine des Jahrgangs aus dieser Region!<br />

Idealerweise ab 2027 (momentan einige Stunden, besser sogar<br />

einen Tag vor Genuss dekantieren), dann bis 2040+.<br />

93–95+ PUNKTE 94–96 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

Vinous<br />

September 2023<br />

77


FRANKREICH CÔTES DU RHÔNE<br />

„LE PLATEAU…“ GIGONDAS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

Mourvèdre-Monument von einem uralten, nach Norden<br />

ausgerichteten Kalkstein-Plateau<br />

MOURVÈDRE, SYRAH, CINSAULT, GRENACHE NOIR, CLAIRETTE |<br />

FRS260721 | 14,5% VOL. | 69,20 €/L | 51,90 €<br />

FR-BIO-01<br />

Nur selten bekommt man an der südlichen Rhône einen einhundertprozentigen Mourvèdre<br />

ins Glas. Doch Julien Bréchet ist ein großer Verfechter der reinsortigen Parzellenweine, die<br />

er unter dem Begriff der „cuvée parcelaire“ subsummiert. Und so hat er nach und nach die<br />

kleinen Anteile von Syrah, Cinsault und Clairette, die ursprünglich in diesem uralten Mourvèdre-Weinberg<br />

standen, ersetzt. Wie bei den Mourvèdre-Stöcken, die er immer wieder nachpflanzen<br />

muss, weil manche der 1922 gepflanzten Greise einfach zu alt werden, nutzt er dafür<br />

eine sélection massale aus dem Bandol-Weingut Tempier.<br />

„Le Plateau…“ stammt von einem kalkhaltigen (man ahnt es schon) Plateau oberhalb von<br />

Gigondas, nahe den Dentelles de Montmirail. Es ist ein einsamer, nord-nordwestlich exponierter<br />

(eher selten!) Weinberg auf 350 Metern Höhe – dem höchsten Punkt der Appellation.<br />

Die Reben stehen schattig, teils von Wäldern umgeben, sind aber trotzdem in hohem Maße<br />

dem Wind ausgesetzt. Hier kann es ganz schön kühl werden, aber das macht dem Mourvèdre<br />

ja bekanntermaßen nichts aus. Der Ertrag dieser Parzelle liegt im Durchschnitt bei gerade<br />

einmal 14 hl/ha. Gelesen wurden die Trauben Anfang Oktober von Hand. Die Beeren wurden<br />

nicht entrappt, sondern lediglich leicht angequetscht und als Ganzbeeren in offenen demimuids<br />

vergoren. Zunächst lässt er die Beeren kühl vorvergären, dann erfolgt die alkoholische<br />

Gärung temperaturgesteuert bei 28 ºC. Im Gegensatz zu früher wird hier heutzutage nichts<br />

mehr untergerührt oder überschwallt, um den Wein so wenig wie möglich zu extrahieren.<br />

Stattdessen stößt Julien einmal am Tag den Tresterhut unter. Der gesamte Mazerationsprozess<br />

dauert rund einen Monat, danach reift der Wein für 18 Monate in 600-Liter-demi-muids.<br />

„Julien Bréchet,<br />

einer der wahren Stars<br />

aus Gigondas!“<br />

– Vinous<br />

Dem tief rubinrote Gigondas „Le Plateau…“ von 2021 gelingt eine wunderbare Verbindung<br />

aus Mourvèdre-typischer Erdverbundenheit und einer floralen Intensität. Er duftet nach<br />

Veilchen und Kornblumen, roten und schwarzen Beeren, vor allem Heidelbeeren. Dazu kommen<br />

Kirschen und Feigen, wobei die Kirschen so konzentriert<br />

erscheinen, als habe man hier ein wenig Kirschlikör<br />

untergemischt. Abgerundet wird dieses Potpourri von<br />

93–95 PUNKTE Lakritz-Noten, dunkler Schokolade, Gestein und leicht<br />

Vinous<br />

feuchter Erde, schwarzen Oliven, Kräutern der Provence,<br />

Pfeffer, Rauchwerk und Wacholder. All das zeigt sich vor<br />

92–94+ PUNKTE allem dann, wenn man den Wein karaffiert und ihm zum<br />

Jeb Dunnuck aktuellen Zeitpunkt ein paar Stunden Zeit gibt. Dann<br />

glättet sich auch das präsente, zupackende Tannin am<br />

94 PUNKTE Gaumen, das diesem Wein zusammen mit der lebendigen<br />

Decanter Säure ein jahrzehntelanges Leben bescheren wird. „Le<br />

Plateau…“ ist ein Wein von großer Energie und Spannung,<br />

Frische und Harmonie, bei dem sich die erdige,<br />

steinige und an Sandelholz erinnernde Würze wunderbar<br />

in die dunkle, fleischige Frucht integriert. Im langen<br />

Finale vermählen sich die Tannine schließlich mit dem<br />

Parfum der reifen Früchte und violetten Blüten. Geben<br />

Sie diesem Wein mehr Zeit als den anderen Gigondas<br />

der Domaine des Bosquets. Mourvèdre benötigt sie und<br />

dankt es dafür mit einem Höchstmaß an Komplexität,<br />

Tiefe und Balance, die zwar jetzt schon vorhanden ist,<br />

sich aber entsprechend erweitern wird.<br />

Geben Sie diesem Wein Zeit, idealerweise bis 2028 (davor<br />

dringend dekantieren, 24 Stunden sind nicht zuviel!).<br />

Potenzial für sichere 20 Jahre und mehr.<br />

© Marc Ginot<br />

78 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„LES ROUTES…“ GIGONDAS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

Sicher einer der besten Syrahs der südlichen Rhône!<br />

SYRAH |<br />

FR-BIO-01<br />

FRS260821 | 14,5% VOL. | 69,20 €/L | 51,90 €<br />

„Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Cuvée<br />

zu den allerbesten Syrahs gehört, die an der Südrhône<br />

gefüllt werden.“ Das sind die Worte von<br />

Joe Czerwinski, der den reinsortigen Syrah der<br />

Domaine des Bosquets immer wieder für Robert<br />

Parker’s Wine Advocate bewertet. Und auch<br />

für den Jahrgang 2021 kann man dies mit Fug<br />

und Recht unterschreiben. Bei Parker wurde der<br />

Wein zwar noch nicht bepunktet, wohl aber bei<br />

Jeb Dunnuck (93–95 Punkte), bei Vinous (93–95<br />

Punkte) und im Decanter (94 Punkte).<br />

© Marc Ginot<br />

Domaine des Bosquets<br />

Die Antwort auf die Frage, was wohl das Geheimnis<br />

dieses Weines sein könnte, das zu dieser besonderen<br />

Klasse und Persönlichkeit führt, dann ist es<br />

wohl vor allem der Weinberg mit seinem außergewöhnlichen<br />

Rebmaterial. Die dort gepflanzten<br />

Reben stammen nämlich aus einer sélection massale<br />

des berühmten Weinguts Fonsalette, die wiederum<br />

ursprünglich von Jean-Louis Chave von der Nord-<br />

Rhône stammt. Es handelt sich auch nicht nur um<br />

Syrah, sondern auch um Sérine, eine Rebsorte, die<br />

über Jahrzehnte hinweg als Syrah bezeichnet wurde,<br />

sich genetisch davon aber ein wenig unterscheidet<br />

und heute als enge Verwandte und vielleicht<br />

sogar als der Vorläufer des Syrah und der Dureza<br />

gilt. In einigen Weingärten der Nord-Rhône wird sie zusammen mit<br />

Syrah gepflanzt – so auch hier. Die Reben wurzeln in einer Bodenstruktur,<br />

die man „cône de déjection“ nennt und die aus Ton, Kies<br />

93–95 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

und Kalksteinverwitterung besteht. Der Weinberg liegt unweit des<br />

Weinguts direkt zwischen den Zufahrtswegen von Gigondas in der 93–95 PUNKTE<br />

Ebene, daher der Name „Les Routes …“. Auch hier ist die Ausbeute Vinous<br />

im Weinberg – wie bei allen Weinen von Julien Bréchet – mit 18 hl/ha<br />

sehr niedrig. Aber Qualität und Konzentration gehen dem Winzer 94 PUNKTE<br />

über alles, und so entstehen bei ihm gerade einmal 1.600 Flaschen Decanter<br />

dieses puren Syrah. Er wurde natürlich von Hand gelesen und sortiert,<br />

entrappt, angerebelt und gelangte dann per Schwerkraft ins Weingut. Wie es seinem<br />

Stil entspricht, wendet Bréchet die Gärung in drei Phasen an: Einer kühle Vorvergärung<br />

folgt die alkoholische Gärung bei 28 ºC in demi-muids und schließlich eine rund vier Wochen<br />

dauernde Mazeration mit einem täglichen Unterstoßen des Tresterhuts. Früher wurde „Les<br />

Routes …“ in burgundischen „pièces“ von 228 Litern ausgebaut. Heute nutzt er mehrjährige<br />

demi-muids mit einem Fassungsvermögen von 600 Litern und hat damit den Holzeinfluss<br />

noch einmal deutlich reduziert.<br />

Der purpurfarbene „Les Routes…“ wirkt in der Nase genauso elegant wie eindringlich. Man<br />

hat sofort die typischen Syrah-Attribute in der Nase: Zwetschgen, Kirschen und Brombeeren<br />

mischen sich mit Rauchfleisch und etwas Wildbret, Süßholz und Veilchen. Hinzu kommen<br />

Noten von Eisen, Kirschkernen und Garrigue. Am Gaumen wirkt der Syrah fleischig und<br />

saftig mit einer gelungenen Reife im Tannin und in der Frucht. Er besitzt einen kraftvollen,<br />

muskulösen Körper mit Spannkraft und Ausdruck, aber auch Eleganz und Finesse. Vor allem<br />

ist dies ein tiefer, intensiver Wein, der eine hervorragende Länge besitzt.<br />

Idealerweise ab 2027 (momentan mindestens ein paar Stunden, wenn nicht sogar einen Tag vorher<br />

dekantieren), dann bis 2042 und länger.<br />

September 2023<br />

79


FRANKREICH CÔTES DU RHÔNE<br />

93–95 PUNKTE<br />

Vinous<br />

93–95 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

„LES ROCHES…“ GIGONDAS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

Erinnert an so manchen Nord-Rhône-Cru!<br />

SYRAH |<br />

FR-BIO-01<br />

FRS261121 | 14,5% VOL. | 69,20 €/L | 51,90 €<br />

Bevor im Oktober 2021 der große Regen kam, hatte Julien Bréchet alle seine Weinberge gelesen.<br />

Beim Syrah, den er für „Les Roches…“ nutzt, wurde es jedoch knapp. Er musste warten,<br />

dass das Tannin der Trauben von diesem 250 Meter hoch gelegenen und nach Norden<br />

ausgerichteten Weinberg reif wurde – tatsächlich hat er die Parzellen dann erst im Oktober<br />

„reingeholt“. Der Ertrag dieses von Kalkmergel geprägten Weinbergs liegt (ähnlich wie<br />

bei den anderen Weinbergen mit altem Rebbestand) bei gerade einmal 14 hl/ha. Das würde<br />

deutschen Winzern, die eher mit dem Fünffachen rechnen, die Tränen in die Augen treiben.<br />

Bréchet kennt es kaum noch anders. Zwar könnten die Reben durchaus etwas höhere Erträge<br />

erbringen, doch in jedem Jahr schlägt mittlerweile eine andere Wetterkapriole zu. Im Jahr<br />

2021 waren es Spätfröste, die vor allem Grenache und Syrah erwischt haben, die früher austreiben<br />

als beispielsweise Mourvèdre. In diesem Weinberg hielt sich der Schaden allerdings<br />

noch in Grenzen, weil er so kühl liegt, dass sich die gesamte Entwicklungsphase nach hinten<br />

verschiebt.<br />

Der Syrah, der nach Kriterien der „agriculture biologique“ erzeugt wurde, ist von Hand gelesen<br />

und sortiert worden. Danach wurde er weitgehend entrappt und einer kühlen Vorvergärung<br />

unterzogen, bevor die Trauben in offenen 600-Liter-demi-muids vergoren wurden.<br />

Bréchet mazeriert lange und temperaturkontrolliert und extrahiert so wenig wie möglich,<br />

um die Finesse zu intensivieren. Hat er den Wein noch bis 2020 in Barriques ausgebaut, sind<br />

es mittlerweile ebenfalls besagte demi-muids aus mehrfacher Belegung, in denen der Wein<br />

zwölf Monate reift.<br />

Der Gigondas „Les Roches…“ 2021 ist ein kühler, klarer, bläulich wirkender Wein, der auch<br />

von der nördlichen Rhône stammen könnte. Im Duft finden sich Noten von Veilchen, Garrigue,<br />

Oliventapenade, Erde, abgehangenen Steaks, etwas Eisen und dunklen Früchten. Zudem<br />

erinnert er an Zwetschgen, knackige Schwarzkirschen und auch Sauerkirschen sowie<br />

Brombeeren. Am Gaumen sorgt das feste, aber jetzt schon elegant werdende Tannin für eine<br />

klare Struktur und feine Textur. Die knackige schwarze Frucht verbindet sich mit herben<br />

Kräutern, Erde und Gestein. Auch das Fleischige und die schwarzen Oliven spielen wieder<br />

eine Rolle. Der „Les Roches…“ ist ein mineralischer, lebendiger, floraler und dabei kraftvoller<br />

und gewichtiger „Gigondas“ von großer Schönheit. Julien Bréchet hat hier auf perfekte Weise<br />

den „sense of place“ eingefangen.<br />

Jetzt noch idealerweise karaffieren, oder ab 2025 öffnen. Bis 2040+.<br />

80 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„LE CASTELLAS…“<br />

CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2021<br />

Ein Traum von mehr als 100 Jahre<br />

alten Grenache-Reben<br />

Domaine des Bosquets<br />

GRENACHE NOIR<br />

FRS260921 | 15% VOL. | 86,66 €/L | 65,00 €<br />

Julien Bréchet hat sich längst den Ruf als einer der besten<br />

Winzer der Süd-Rhône erworben. Und wenn man einen solchen<br />

Ruf hat, dann gehört es einfach dazu, dass man neben<br />

den herausragenden Weinen der Heimatgemeinde – in diesem<br />

Fall Gigondas – auch einen hervorragenden Châteauneufdu-Pape<br />

füllt. Die Domaine des Bosquets verfügt jedoch nicht<br />

über eigene Parzellen in der Appellation. Da Julien nur Weine<br />

aus herausragend guten Parzellen vinifizieren möchte, die<br />

kaum käuflich zu erwerben sind, hat er sich 2016 an seinen<br />

Bruder Laurent gewandt. Denn der ist für die Weine von Château<br />

de Vaudieu verantwortlich und konnte ihm eine von den<br />

typischen galets roulés geprägte Parzelle mit über 100 Jahre<br />

alten Grenache-Reben in Le Castellas zur Verfügung stellen.<br />

Nach der Handlese wurden die Trauben (100 % Grenache<br />

Noir) in einem einzelnen demi-muid von 600 Litern langsam<br />

vergoren und danach auch in so einem Fass ausgebaut. Entsprechend<br />

gibt also jährlich maximal 800 Flaschen von diesem<br />

Wein. Da er nicht aus einem eigenen Weinberg stammt,<br />

steht auf dem Etikett nicht „Domaine des Bosquets“, sondern<br />

„Les Bosquets“.<br />

Auch wenn Châteauneuf-du-Pape nicht Juliens Markenkern<br />

sein mag, sollte man sich keine Flasche dieser raren Schönheit<br />

entgehen lassen. Denn es ist ganz offenkundig, dass er diesen<br />

Wein mit ebenso viel Hingabe macht, wie seine Gigondas.<br />

Der „Le Castellas…“ ist zudem eine hervorragende Ergänzung<br />

seines Portfolios, weil die Grenache-Traube sich hier dunkler<br />

und würziger präsentiert, als in den helleren und subtileren<br />

Weinen aus Gigondas. Es duftet hier nach Rosen und Lavendel,<br />

Schwarzkirschen und Sauerkirschen, etwas Pflaumen und<br />

Himbeeren, abgerundet wird die Frucht von Garrigue<br />

und Süßholz. Am Gaumen wirkt der „C9dP“, mit seiner<br />

gelungenen Mischung aus Stoffigkeit und seidigem Tannin,<br />

das hier etwas markanter wirkt als in Gigondas, ungemein<br />

elegant. Tatsächlich könnte man Struktur, aber auch Transparenz<br />

und Balance durchaus mit der bester Pinot Noirs der<br />

Côte du Beaune vergleichen. Faszinierend ist, dass hier auch<br />

am Gaumendas duftig-florale Element so präsent ist. Der<br />

Wein pendelt zwischen Kraft und Eleganz, bietet eine fantastische,<br />

ganz feine Frucht – und macht einfach glücklich!<br />

Ideal ab etwa 2025–2026 und dann bis 2034.<br />

„LE REGARD LOIN…“<br />

GIGONDAS, ROUGE 2021<br />

Ultimative Selektion und himmlische Essenz<br />

aus Julien Bréchets besten Lagen<br />

GRENACHE NOIR, MOURVÈDRE, SYRAH,<br />

CINSAULT, COUNOISE, CLAIRETTE<br />

FRS261221 | 15% VOL. | | 198,66 €/L | 149,00 €<br />

Wenn man diesen großen Wein im Glas hat, bietet es sich an,<br />

die rasant verlaufene Karriere von Julien Bréchet noch mal<br />

kurz Revue passieren zu lassen: Der junge Winzer krempelte<br />

nicht nur das traditionsreiche Familien-Weingut um und stellte<br />

dabei vieles auf den Kopf, er hat auch dem Anbaugebiet Gigondas<br />

so wichtige Impulse verliehen wie wenig andere Winzer.<br />

Als Erneuerer der Region zeigt er so viel Energie, Können<br />

und Durchsetzungskraft wie Louis Barruol. Ein neuer Keller<br />

wurde gebaut, der es ihm erlaubt seine Philosophie akribisch<br />

und detailversessen umzusetzen: Er arbeitet „parcellaire“,<br />

jede einzelne Parzelle seiner Weinberge wird getrennt gelesen,<br />

vergoren und ausgebaut. Alles entwickelte sich bei diesem<br />

Ausnahmewinzer in rasantem Tempo, was nicht verwundert,<br />

denn der Draufgänger aus dem Süden Frankreichs verfolgte<br />

eigentlich eine Karriere als Ralleyfahrer. Auf Anhieb<br />

eingeschlagen hat auch seine Luxus-Cuvée „Le Regard Loin…“<br />

(zuletzt von Jeb Dunnuck mit 98 Punkten für den 2020er<br />

bzw. Parker-Verkoster Joe Czerwinski mit 97–99 Punkten<br />

für den 2019er ausgezeichnet), eine Assemblage der besten<br />

Fässer aus den Lagen Le Lieu Dit, La Colline, Le Plateau,<br />

Les Routes und Les Roches, also das Beste vom Besten.<br />

Für diesen Wein wurden die Trauben sorgfältig von Hand<br />

gelesen und nur die gesündesten berücksichtigt. Die Beeren<br />

wurden teilweise entrappt und in Edelstahl und in Beton<br />

vergoren. Danach wurde der Wein ein Jahr in französischer<br />

Eiche und ein weiteres Jahr in Amphoren aus Sandstein ausgebaut:<br />

Eine ungewöhnliche Vinifizierung, die Bréchet nur<br />

für seinen Spitzenwein einsetzt. Die gewichtigen Flaschen<br />

wurden von Hand nummeriert, die Menge ist äußerst limitiert,<br />

es wurden gerade einmal 927 Flaschen und 103 Magnums<br />

gefüllt! Dunkles Kirschrot mit violetten Reflexen. Zeigt<br />

schon im herrlichen Duft, wohin die Reise geht: Feine Aromen<br />

von Cassis, Schwarzkirsche, Brombeere, getrocknete<br />

Kräuter, Tabak und Zeder, die Frucht wirkt frisch und ist<br />

äußerst präzise herausgestellt. Elegante Textur am Gaumen,<br />

mit reifen und seidigen Tanninen höchster Güte, würzig<br />

und getragen, auch von einer feinnervigen Säure, die weiß,<br />

was zu tun ist. Waldbeeren zeigen sich, schwarze Kirsche,<br />

auch etwas Rosmarin. Edel in seiner Anmutung, von prägnanter<br />

Mineralik unterlegt, dem Lebensnerv des Weines.<br />

Vielschichtig, außerordentliche Tiefe und Länge mit viel<br />

Finesse und Raffinesse. Dürfte in Blindproben mühelos<br />

teurere Weine ausstechen. Ein großer Wein, ein äußerst beeindruckendes<br />

Landschaftsgemälde. Die himmlische Essenz<br />

eines Ausnahmekönners!<br />

Sollte (noch) dringend karaffiert werden, Reifepotenzial bis sicher<br />

2050.<br />

September 2023<br />

81


FRANKREICH BURGUND<br />

DOMAINE<br />

PIERRE<br />

GUILLEMOT<br />

SAVIGNY-LÈS-BEAUNE<br />

82 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Savigny, wie man es sich wünscht: konstant<br />

großartig, terroirbetont, Anmut und Eleganz<br />

vor Kraft und Fülle – Guillemot!<br />

Guillemot<br />

„Die Weine sind bemerkenswert beständig, übertreffen die Erwartungen in schwierigen Jahren<br />

und erfüllen sie in günstigen voll und ganz. (…). Wer also den Mangel an ausgezeichneten,<br />

erschwinglichen Burgundern von der Côte d’Or beklagt, sollte sich auf den Weg zu Familie<br />

Guillemot machen.“ – William Kelley (Robert Parker’s Wine Advocate)<br />

William Kelley (Robert Parker Wine Advocate) stellt in<br />

seinem Côte-d’Or-Bericht unter anderem die Gretchenfrage,<br />

was ein großer Jahrgang sei. Seine Antwort darauf wird nicht<br />

jedem gefallen: „Im späten 19., 20. und frühen 21. Jahrhundert<br />

herrschte über die Definition eines großen roten Burgunderjahrgangs<br />

weitgehend Einigkeit: kraftvolle Weine mit vergleichsweise<br />

hoher Reife, die mit Struktur und Extrakt ausgestattet<br />

sind, um sie über die Zeit zu tragen. Heute sind<br />

solche Jahrgänge so zahlreich wie nie zuvor: Allein das Burgund<br />

war 2018, 2019 und 2020 mit gleich drei aufeinanderfolgenden<br />

Jahrgängen gesegnet. Das Paradoxe daran ist, dass<br />

sich mit dem Aufkommen »großer Jahrgänge« auch Ziele<br />

und Ansprüche verschieben: Jetzt, wo tiefgründige, gesättigte<br />

Weine, die Jahre brauchen, um zu reifen, viel häufiger<br />

als nur einmal pro Jahrzehnt produziert werden, fühlen sich<br />

die Erzeuger – und laut Markttrends auch die Verbraucher<br />

– zunehmend zu verführerischen, sinnlichen, duftenden<br />

Weinen hingezogen, die vor lebhaften Aromen strotzen und<br />

den Gaumen mit schmelzenden Tanninen umschmeicheln,<br />

sodass jeder Schluck belebt und durstig nach mehr macht.<br />

In der Vergangenheit wurden solche Weine vielleicht wegen<br />

mangelnder Dichte oder Struktur abgewertet – oder weil sie<br />

einfach zu gut und zu schnell schmeckten. Aber was ist heute<br />

ein großer Rotweinjahrgang?“ und fährt fort: „Der 2021er-<br />

Jahrgang in Burgund verleiht dieser Frage besondere Aktualität.<br />

Landauf, landab schwärmen die Erzeuger an der Côte<br />

d'Or von einem Jahrgang, der ihnen kaum Anreiz bietet, ihn<br />

anzupreisen. Denn die Nachfrage nach den Top-Adressen<br />

der Region übersteigt das Angebot völlig, und die deutlich<br />

geringeren Erträge des Jahrgangs 2021 machen die Zuteilung<br />

selbst bei geringem Interesse seitens der Verbraucher zu einem<br />

Albtraum.“ Die Weine erinnern viele Winzer an die Burgunder<br />

von früher (Weine, von denen man immer geträumt<br />

habe, Weine wie ein frischer Wind und endlich wieder eine<br />

Rückkehr zum Pinot Noir oder, wie es, “ Jacques-Frédéric<br />

Mugnier auf den Punkt bringt, Weine, die er trinken möchte.)<br />

– aber was heißt das genau, wie „funktionieren“ diese<br />

Weine denn? „Wenn Ihr Burgund-Ideal reichhaltiger, sonnenverwöhnter<br />

und muskulöser ist, in etwa dem entspricht,<br />

was uns die Natur 2018 beschert hat, dann hat sich jede weitere<br />

Lektüre für Sie erübrigt: 2021 ist einfach nicht der richtige<br />

Jahrgang für Sie. Aber wenn Sie den Geschmack der oben<br />

zitierten Erzeuger (und vieler anderer mehr) teilen, können<br />

Sie viel Interessantes finden – wenn Sie mit Bedacht einkaufen.<br />

Die Rotweine des Jahrgangs 2021 sind geschmeidig,<br />

fleischig und parfümiert. Sie vereinen im Idealfall die Konzentration<br />

geringer Erträge und überraschend gute phenolische<br />

Reife mit dem lebhaften, duftigen Merkmalen eines<br />

kühleren Jahrgangs.“ Und wir ergänzen Frische, Finesse und<br />

im besten Sinne anregende, ja verführerische Eleganz!<br />

Jasper Morris MW kommt in seinem Bericht „2021 in Burgundy:<br />

An Introduction to the 2021 Vintage“ auf Inside<br />

Burgundy zu nämlichen Schluss, leitet seinen Bericht allerdings<br />

durchaus zurückhaltender ein: „Das Jahr 2021 war weder<br />

das beste noch das schlechteste aller Zeiten, auch wenn<br />

es gelegentlich nach Letzterem aussah.“ Und: „Aber keine<br />

Panik, die Weine schmecken viel besser, als es die Wetterbedingungen<br />

vermuten ließen.“ Guillemot (und andere) haben<br />

demnach auch gute Karten, nicht umsonst heißt es im Abschnitt<br />

zur Côte de Beaune („Hill of Corton“): „Das Jahr 2021<br />

bietet in diesem Gebiet ein gemischtes Bild. Zunächst sah es<br />

so aus, als ob die Frostschäden noch schlimmer sein würden<br />

als 2016, aber das ist bei den meisten Erzeugern nicht der<br />

Fall. Was die Qualität betrifft, so scheinen mir Rotweine ausgewogener<br />

zu sein als weiter südlich in der Côte de Beaune.“<br />

Auch wenn ein etwas skeptischer William Kelley (Robert<br />

Parker Wine Advocate) ungewöhnlich Kassandra-haft darüber<br />

spekuliert, dass es in 50 Jahren Historikern möglicherweise<br />

so vorkommen wird, dass die Blütezeit des Weinbauers<br />

und Eigentümers („peasant-proprietor“) und ihrer Abfüllungen<br />

nur eine jahrhundertelange Abweichung vom Status quo<br />

war.“ Und weiter: „Wenn der Jahrgang 2021 also Fragen über<br />

die Art von Weinen aufwirft, die man trinken möchte, dann<br />

lädt er auch zum Nachdenken darüber ein, was die Zukunft<br />

für kleine, in Familienbesitz befindliche Domänen bereithält,<br />

in denen der Eigentümer auf Gedeih und Verderb das<br />

Sagen hat. Mein Rat: Genießen Sie’s, solange es noch Bestand<br />

hat.“ Was auf jeden Fall „bemerkenswert beständig“ ist (wieder<br />

William Kelley) sind die Weine der Brüder Guillemot,<br />

deren Weine die Erwartungen in schwierigen Jahren übertreffen<br />

und in günstigeren Jahrgängen voll und ganz erfüllen.<br />

Was er vor nun schon zwei Jahren notiert hat, gilt heute<br />

mehr denn je: „Ich kann es nur wiederholen: Leser, die den<br />

Mangel an feinen, erschwinglichen Burgundern von der Côte<br />

d’Or beklagen, sollten sich unbedingt auf den Weg zu Familie<br />

Guillemot machen.“ Falls Sie die Reise zur „Goldküste“<br />

Burgunds scheuen sollten: Sie bekommen diese wunderschönen<br />

Weine im Zweifel natürlich bei uns!<br />

September 2023<br />

83


FRANKREICH BURGUND<br />

BOURGOGNE HAUTES-CÔTES DE BEAU-<br />

NE „LE MONT ET FÔRET“, BLANC 2021<br />

Zweiter Jahrgang dieses Chardonnay aus Savigny-lès-Beaune<br />

und Pernand-Vergelesses!<br />

CHARDONNAY<br />

FBU261021 | 12,5% VOL. | 36,66 €/L | 27,50 €<br />

Es ist, gelinde gesagt, ungewöhnlich, dass ein so renommiertes<br />

Weingut wie die Domaine Pierre Guillemot keinen klassischen<br />

Chardonnay im Portfolio hat, zumal wenn man an der Côte de<br />

Beaune angesiedelt ist, wo es ja viel mehr Chardonnay gibt als<br />

an der Côte de Nuits. Zwar haben die beiden einen weißen Savigny-lès-Beaune<br />

aus der Lage Dessus les Gollardes, in diesem<br />

Weinberg dominiert jedoch der Weißburgunder gegenüber<br />

dem Chardonnay, was ebenfalls ungewöhnlich ist. „Es muss<br />

halt passen“, sagen Vincent und Philippe Guillemot, die sehr<br />

gerne mit sehr alten Reben arbeiten und keinen Chardonnay<br />

des gewünschten Alters im Programm hatten. Also haben<br />

sie sich vor sechs Jahren auf das Experiment zweier Neuanpflanzungen<br />

eingelassen, indem sie eine Sélection massale<br />

der Association Technique Viticole de Bourgogne (ATVB) in<br />

hochgelegene und nach Südwesten ausgerichtete Weinberge in<br />

Savigny-lès-Beaune (lieu-dit Mont Battois) und Pernand-Vergelesses<br />

gepflanzt haben. Beratend mit dabei waren bei diesem<br />

Projekt übrigens Klaus Peter und Felix Keller. Letzterer, das<br />

darf man durchaus verraten, ist mit den Brüdern Vincent und<br />

Philippe befreundet und ist mit ihnen ein Joint Venture eingegangen.<br />

Er bewirtschaftet selbst einen Teil des Chardonnays,<br />

um – nicht zuletzt in Bezug auf den Klimawandel – im gegenseitigen<br />

Austausch zu lernen.<br />

Was den Bourgogne Hautes-Côtes de Beaune „Le Mont et Fôret“<br />

von 2021 angeht, so hat es die weiß tragenden Rebstöcke<br />

durch den schweren Frost am 5. April genauso erwischt wie<br />

den Pinot Noir. Gerade einmal drei Fässer haben die Guillemots<br />

füllen können, eines davon war neu. Das Eichenholz<br />

dafür stammt aus dem Wald der Familie von Vincents Frau.<br />

Viel davon macht sich im Duft allerdings nicht bemerkbar,<br />

was daran liegen dürfte, dass die Brüder Guillemot ihre Fässer<br />

sehr vorsichtig und lange auf kleiner Flamme haben rösten<br />

lassen. Statt Holzdominanz dann also bemerkenswerte<br />

Frische und viel helle Frucht im Wein: grüne und gelbe Äpfel,<br />

Birnen, natürlich Zitrusfrüchte und zudem Geißblatt und<br />

etwas Lorbeer gibt es hier neben dem erwähnten dezenten<br />

Holz und dem Gestein. Am Gaumen dann mehr Volumen,<br />

als man vom Duft her erwartet, der Wein bleibt dabei aber<br />

auf der frischen Seite. Auch das Holz ist hier etwas präsenter.<br />

„Le Mont et Fôret“ besitzt Kraft, zeigt sich rassig, saftig<br />

und salzig mit einem sehr angenehmen langen Finale. „Trotzdem“,<br />

meint Vincent, „ist das lediglich ein Vorgeschmack“<br />

auf das, was in kommenden Jahrgängen mit mehr Mengen<br />

und älteren Reben kommen wird. Uns gefällt dieses „amuse-bouche“<br />

allerdings schon außerordentlich gut! Ein feiner,<br />

unkomplizierter und angenehm balancierter Chardonnay!<br />

SAVIGNY-LÈS-BEAUNE, „DESSUS LES<br />

GOLLARDES“, BLANC 2021<br />

Der ganz besondere „Blanc“ aus der Bourgogne!<br />

PINOT BLANC, CHARDONNAY<br />

FBU260921 | 13% VOL. | 47,86 €/L | 35,90 €<br />

Wenn man über die Weine aus Savigny-lès-Beaune spricht,<br />

dann redet man üblicherweise von Pinot Noir. Das ist, was<br />

die Côte de Beaune angeht, durchaus nicht selbstverständlich,<br />

werden dort doch auch große Mengen an Chardonnay<br />

erzeugt. Eine Ausnahme in diesem Meer der 375 klassifizierten<br />

Hektar der Appellation bildet der climat Dessus les<br />

Gollardes. Die meisten Weine, die dort entstehen, sind Weißweine.<br />

„Savigny Blanc wird unterschätzt. Von einem anständigen<br />

Erzeuger kann er ein wahres Vergnügen sein mit einem<br />

Hauch Silex-Geschmack und viel reifer, satter Frucht. Bessere<br />

Jahrgänge belohnen uns nach einigen Jahren der Lagerung,<br />

bringen einen nussigen, sehr eigenständigen Wein mit mittlerer<br />

Reife hervor“, heißt es in Remington Normans und<br />

Charles Taylors Klassiker „The Great Domaines of Burgundy“.<br />

Die Guillemots erzeugen dort jedoch nicht etwa einen Chardonnay,<br />

wie man es erwarten würde, sondern eine Cuvée<br />

aus rund 30 % Chardonnay mit 70 % Weißburgunder, also<br />

Pinot Blanc bzw. Pinot Gouges, denn die ersten Varianten<br />

dieser weißen Mutante des Pinot Noir wurden einst in der<br />

Domaine Henri Gouges gefunden. Vincent, der in unter anderem<br />

bei Louis Carillon, Tollot-Beaut und Dujac gelernt hat<br />

und somit in Weingütern, die alle auch für ihre weißen Burgunder<br />

berühmt sind, hat sich der weißen Reben angenommen<br />

und bekommt Unterstützung von seinem Freund Felix<br />

Keller (genau, der Felix Keller aus Rheinhessen), der mit den<br />

Guillemots kürzlich ein Joint Venture eingegangen ist.<br />

„Le Dessus les Gollardes“ ist ein intensiv strohgelber Wein, der,<br />

leicht gekühlt, im Edelstahl vergoren und dann in 600-Literdemi-muids<br />

ausgebaut wurde. Er erinnert an reife Äpfel,<br />

Birnen, weiße Pfirsiche und reife Zitronen. Bemerkenswert<br />

ist die tabakige und leicht rauchige Note, die über der Frucht<br />

liegt und von Lindenblüten und etwas Muskat begleitet wird.<br />

Am Gaumen wirkt der Wein saftig und seidig mit einer angenehmen<br />

Fülle in der weiß- und gelbfleischigen Frucht, einer<br />

zugleich lebendigen und reifen Säure sowie einer Note von<br />

leicht gerösteten Nüssen und Sandelholz, die nie dominiert,<br />

aber immer mitschwingt. Das ist ein anmutiger und eleganter<br />

Wein mit gutem Volumen und einem griffigen<br />

Mundgefühl. Man kann den weißen „Savigny-lès-Beaune“<br />

schon jetzt sehr gut im großen Burgunderglas antrinken. Er<br />

kann aber auch exzellent reifen.<br />

Ab sofort, idealerweise aber zwischen 2024 und 2030+.<br />

Ab sofort bis etwa 2028 zu genießen.<br />

84 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Guillemot<br />

Die Weine der Brüder<br />

Philippe und Vincent sind<br />

einige der spannendsten<br />

Geheimtipps aus Burgund!<br />

BOURGOGNE CÔTE D’OR, ROUGE 2021<br />

2021 ist selbst der klassische „Bourgogne“<br />

ein rarer Wein – aber was für einer!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU260121 | 12,5% VOL. | 31,06 €/L | 23,30 €<br />

Was man bei Guillemot bisher als „Bourgogne“ bezeichnet<br />

hat, heißt jetzt „Bourgogne Côte d’Ôr“, bleibt aber ein wunderbarer<br />

Einstiegswein. Ein Wein, von dem Master of Wine<br />

Jasper Morrison schreibt: „Very joyous. Long and fine, quite<br />

delicious. No need to hesitate.“ Daran gibt es definitiv nichts<br />

zu rütteln! Er präsentiert sich fruchtbetont, feinwürzig und<br />

in meisterlicher Manier mit genau der richtigen Komplexität,<br />

ohne den Trinkspaß zu verlieren. Dieser Gutswein definiert<br />

hier schon den Stil des Hauses, zeigt Charakter, ist<br />

nicht zu kompliziert, man möchte ihn, weil so charmant und<br />

delikat, im Grunde zu jeder Gelegenheit, vor allem aber zu<br />

einer zünftigen Brotzeit auf den Tisch stellen. Im Keller wurde<br />

ihm die gleiche Sorgfalt zuteil wie den anderen Weinen<br />

des Hauses. Und er stammt von Lagen mit einem Durchschnittsalter<br />

der Reben von 44 Jahren. Welcher Gutswein<br />

kann da schon bzw. noch mithalten? Doch es gibt einen Wermutstropfen.<br />

Der Jahrgang 2021 wurde entscheidend durch<br />

den schweren Frost, der halb Europa heimsuchte, am 5. April<br />

geprägt. Im Burgund und vor allem an der Côte de Beaune<br />

aber sorgte er für Temperaturen von -6 bis -7 ºC. Einem solchen<br />

Temperaturabfall, der von Schnee begleitet war, kann<br />

keine Rebe, die gerade ausgetrieben hat, etwas entgegensetzen.<br />

Und auch kein Winzer. Für Familie Guillemot wie für<br />

ihre Nachbarn hatte das extreme Auswirkungen. So konnten<br />

2021 vom Bourgogne Côte d’Or nur fünf statt der sonst üblichen<br />

24 pièces, wie die Barriques im Burgund genannt werden,<br />

gefüllt werden. Und diese Minimengen ziehen sich durchs<br />

gesamte Sortiment. Es heißt also, sich schnell zu entscheiden<br />

– und das schon beim Gutswein. Dass er sich mittlerweile<br />

auf einem Niveau bewegt, das frühere Abfüllungen<br />

spielend übertrifft, tröstet uns – und Familie Guillemt hoffentlich<br />

auch! – dann doch ein wenig.<br />

Der Wein duftet intensiv nach Zwetschgen, Kirschen und<br />

Kirschkernen, wirkt leicht rauchig und floral sowie feinwürzig<br />

bei einem dezenten Einsatz von 20 % Neuholz und rund<br />

30 % Ganztrauben. Die Rappen bringen dem Wein ein Mehr<br />

an Frische und Struktur und auch an Kalium, was in Weinbergen<br />

mit wenig Oberboden durchaus nützlich ist. Am<br />

Gaumen lebt der Bourgogne Côte d’Or vom präzisen Zusammenspiel<br />

aus einer fleischigen und saftigen Kirsch- und<br />

Beerenfrucht, einem Hauch von Zimt und Waldboden sowie<br />

einer klaren, präzisen Säure. Ein sehr schöner, frischer und<br />

transparenter Gutswein und eine mehr als gelungene Basis<br />

des 2021er-Portfolios!<br />

Ab sofort und bis etwa 2030 ein Genuss.<br />

September 2023<br />

85


FRANKREICH BURGUND<br />

SAVIGNY-LÈS-BEAUNE, „VIEILLES VIGNES“, ROUGE 2021<br />

Saftig, fleischig, charmant – und leider sehr rar!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU260221 | 12,5% VOL. | 47,86 €/L | 35,90 €<br />

Mit Philippe und Vincent Guillemots „Vieilles Vignes“ bekommen Sie Jahr für Jahr einen<br />

„Savigny-lès-Beaune“ ins Glas, der zwar keinen Cru-Status besitzt, aber eine Qualität bietet,<br />

die diesen Status mehr als rechtfertigen würde. Schon die genutzten Villages-Lagen wie Les<br />

Planchots de la Champagne, Les Vermots und Dessus les Gollardes sprechen für sich, noch<br />

mehr aber die mittlerweile im Schnitt bereits 68 Jahre alten Rebstöcke, die einen in der Farbe<br />

zwar eher blass-transparenten Wein erzeugen, im Duft und Geschmack aber begeistern. Darin<br />

ähnelt der 2021er durchaus den Vorgängern, nur dass der Charakter ein anderer ist, da sich<br />

2021 fundamental von den drei warmen bis heißen Jahren 2018 bis 2020 unterschieden hat.<br />

2021 war klassisch mit viel Arbeit im Weinberg und der Notwendigkeit, das richtige Bauchgefühl<br />

zu besitzen, als es um die Arbeiten im Weinberg und um den Lesezeitpunkt ging. Woran<br />

allerdings auch die beste Intuition nichts ändern konnte, war die Kaltfront, die am 5. April<br />

über Burgund zog und so ausgeprägt und so kalt war, dass Familie Guillemot 80 % ihres Ertrags<br />

verloren. Das heißt für den „Vieilles Vignes“, dass es nur 3.000 statt 15.000 Flaschen gibt.<br />

Für die große Fan-Gemeinde, die das Weingut mittlerweile weltweit hat, ist das eine ebenso<br />

wenig schöne Nachricht wie für die Winzer.<br />

Doch statt sich dem Frust hinzugeben, haben Philippe und Vincent Guillemot die Ärmel<br />

hochgekrempelt und einen zwar kleinen, dafür aber einen famosen Jahrgang erzeugt. Das beginnt<br />

schon mit dem einfachen Bourgogne Côte d’Or, wird aber noch offensichtlicher beim<br />

„VV“, wie die Winzer den „Vieilles Vignes“ nennen. Die beiden Brüder sind ja schon vor<br />

einigen Jahren dazu übergegangen, möglichst ein Viertel oder ein Drittel an Ganztrauben zu<br />

verwenden, und auch 2021 waren die Rappen so schön reif, dass sie 30 % vendange entière,<br />

also eine Ganztraubenvergärung genutzt haben. Diese Rappen, ferner die nach altem Holz<br />

duftenden Noten kann man in diesem „Savigny“ klar wahrnehmen. Sie verbinden sich mit<br />

dem Duft von reifen Walderdbeeren, Kirschen und Zwetschgen sowie mit Noten von Anis,<br />

Waldboden, etwas Torf und Gestein. Der aromatisch dunkel anmutende Pinot Noir besitzt<br />

am Gaumen eine wunderbar feine Konzentration von süßem Extrakt, fleischiger, saftiger<br />

Frucht, einer sinnlich seidigen Textur und einer lebendigen Säure und Mineralik. Die reifen<br />

Tannine tragen den Wein in ein langes Finale, das mit deutlichen Noten von Sauerkirschen<br />

ausklingt. So wirkt der „Vieilles Vignes“ 2021 aus Savigny-lès-Beaune schon jetzt charmant<br />

und charaktervoll, wird seine Anlagen aber in den nächsten Jahren noch weiter ausformen.<br />

Ab sofort, idealerweise ab 2025 bis sicher 2037+ genießen.<br />

86 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Guillemot<br />

SAVIGNY-LÈS-BEAUNE,<br />

„LES GRANDS PICOTINS“, ROUGE 2021<br />

Umwerfend charmanter und einladender Savignylès-Beaune!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU260321 | 12,5% VOL. | 47,86 €/L | 35,90 €<br />

Wenn man sich fragt, welches der entscheidende Unterschied<br />

zwischen einem „Les Grands Picotins“ und den 1ers<br />

Crus des Hauses aus der gleichen Appellation ist, dann würden<br />

wir sagen, dass vor allem der frühe Charme dieses Weines<br />

hervorsticht. Erst auf längere Sicht werden die 1ers Crus<br />

auch komplexer. Doch Les Grands Picotins, am Rande des<br />

Orts Richtung Chorey-lès-Beaune gelegen, bietet schon sehr<br />

viel. Wie in allen Pinot-Lagen basiert die Qualität auch dieses<br />

climats auf der Güte der alten Reben, von denen die Guillemots<br />

rund 40 % Ganztrauben verwenden. Eine Pigeage, also<br />

ein Unterstoßen des Tresterhuts zur Extraktgewinnung, gibt<br />

es bei den Guillemot-Brüder nicht mehr. Ausgebaut wurde<br />

der Pinot Noir schließlich in burgundischen kleinen Fässern<br />

mit einem Neuholzanteil von 25 %.<br />

Hier ist alles auf Finesse ausgelegt, und das spürt man schon<br />

im Duft. Das Holz schwingt zwar mit, hält sich aber ganz dezent<br />

im Hintergrund. Dass auf Extrahierung verzichtet wird,<br />

merkt man an der Klarheit und Transparenz. Trotzdem behält<br />

der Wein Substanz und wird nicht etwa mager, wie man<br />

es bei so manchem 2021er konstatieren musste, den wir probiert<br />

haben. Der Anteil an Rappen sorgt für eine zusätzliche<br />

Frische in diesem grundsätzlich eher klassischen Jahrgang.<br />

Im Glas duftet es nach Walderdbeeren, dunklen Himbeeren,<br />

Kirschen und Granatapfelsaft mit Lorbeer und Waldboden.<br />

Darüber liegen Noten von Heckenrosen und Kräutern. Am<br />

Gaumen wirkt der Wein fleischig und reif mit einer höheren<br />

Dichte, als man sie etwa beim „Vieilles Vignes“ findet. Auch<br />

das Holz wirkt etwas präsenter und damit auch der Gerbstoff.<br />

Die Säure zieht sich wie ein lebendiger Fluss durch den<br />

Wein und sorgt für eine großartige Frische. Zum Finale hin<br />

schmelzen die Tannine ab, der „Les Grands Picotins“ wird<br />

immer seidiger und offener mit feiner Konzentration und<br />

einer ganz klaren Struktur.<br />

Ab sofort, Potenzial bis 2035 und darüber hinaus.<br />

SAVIGNY 1ER CRU<br />

„AUX SERPENTIÈRES“, ROUGE 2021<br />

Guillemots Paradelage und einer der schönsten<br />

Weine aus Savigny-lès-Beaune!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU260421 | 13% VOL. | 60,00 €/L | 45,00 €<br />

Das Renommee einer Lage steht und fällt mit den Winzern, die<br />

sie bewirtschaften. Die Güte des Terroirs steht dabei sogar eher<br />

an zweiter Stelle. Beim climat Aux Serpentières war es so, dass<br />

es über lange Zeit niemand gab, der aus der Premier-Cru-Lage<br />

in Savigny-lès-Beaune gute Weine machen konnte – trotz des<br />

hervorragenden Terroirs. Es bedurfte Winzern à la Guillemot,<br />

um die Bedeutung dieses climats ins rechte Licht zu rücken –<br />

kein Wunder, dass die Weine dieses Premier Crus von Jahr zu<br />

Jahr besser (und begehrter!) werden. Die stark mergelhaltige<br />

Lage findet sich oberhalb des Flüsschens Rhoin inmitten der<br />

Lagen Aux Clous, Aux Gravains (von der es ebenfalls einen<br />

sehr guten Wein der Guillemots gibt), Aux Pointes und Aux<br />

Guettes. Die meisten Reben aus der 1,27-Hektar-Parzelle sind<br />

rund 65 Jahre alt und vom 2019 verstorbenen Großvater und<br />

Weingutsgründer Pierre Guillemot gepflanzt worden. Sie<br />

haben das richtige Alter erreicht, um den Weinen ein hohes<br />

Maß an Mineralität und Tiefe zu verleihen. Ergänzt werden sie<br />

durch einen kleinen Anteil 30-jähriger Rebstöcke. Jean-Pierre,<br />

der Sohn von Pierre und Vater der heute agierenden Brüder<br />

Philippe und Vincent, hat diese damals mit der Association<br />

Technique Viticole de Bourgogne (ATVB), deren Vizepräsident<br />

er heute ist, gepflanzt. Die ATVB beschäftigt sich seit 110<br />

Jahren mit den Rebsorten und Klonen Burgunds, und Jean-<br />

Pierre ist eine echte Koryphäe auf diesem Gebiet.<br />

Der Premier Cru „Aux Serpentières“ 2021 aus Savigny-lès-Beaune<br />

ist unser persönlicher Liebling der Kollektion, was jene,<br />

die unsere Expertisen zu den Weinen der Guillemots im Laufe<br />

der letzten Jahre verfolgt haben, nicht überraschen dürfte.<br />

Aux Serpentières hat sich zur Paradelage der beiden Brüder<br />

entwickelt, und der Wein daraus wird auch 2021 den hohen<br />

Erwartungen gerecht. Schon die Nase ist ganz besonders in<br />

der Art, wie sich Floralität, Frucht und Erdigkeit mischen.<br />

Da finden sich Heckenrosen und Veilchen, Sauerkirschen,<br />

Zwetschgen, Blutorangenschalen und Granatapfelsaft, Rote<br />

Bete, Laub und Waldboden mit etwas Rauch und Feuerstein.<br />

Am Gaumen präsentiert sich der Wein saftig und vollmundig<br />

mit einer pikanten Würze, etwas Grafit und Gewürzen.<br />

In die Frucht möchte man gerne hineinbeißen, so fleischig<br />

und knackig ist sie. Dabei wird sie von einem eleganten und<br />

seidigen Tannin ummantelt. Die Säure wiederum präsentiert<br />

sich lebendig und agil in diesem langen, persistenten, geschmeidigen<br />

Premier Cru.<br />

Ab 2025 oder aktuell einige Stunden vorab karaffieren, Höhepunkt<br />

wohl ab 2026–2040+.<br />

September 2023<br />

87


FRANKREICH BURGUND<br />

SAVIGNY-LÉS-BEAUNE 1ER CRU<br />

„LES JARRONS“, ROUGE 2021<br />

2021: Gerade einmal ein Fass gibt es von<br />

dem betörend schönen<br />

PINOT NOIR<br />

FBU260621 | 12,5% VOL. | 60,00 €/L | 45,00 €<br />

Wenn man die Tragik des 2021er-Jahrgangs auf den Punkt<br />

bringen will, dann kann man sie am besten anhand des Premier<br />

Cru „Les Jarrons“ aus Savigny-lès-Beaune erklären. Es<br />

ist ein so zarter, so schöner, so anmutiger und gleichzeitig<br />

fleischiger Pinot Noir geworden, der alles auf ganz klassische<br />

Weise besitzt, was man sich von einem „Savigny“ wünscht.<br />

Doch wenn man die Guillemots dann nach der Menge fragt,<br />

heißt die Antwort: ein Fass – bei 80 % Verlust! Die Kaltfront<br />

vom 5. April 2021 mit sechs Grad minus und Schnee in den<br />

Weinbergen hat vielen gerade ausgetriebenen Rebstöcken<br />

schwer zugesetzt.<br />

Der Premier Cru Les Jarrons schmiegt sich an die benachbarte<br />

Lage Les Narbantons und befindet sich auf der südlichen<br />

Seite des Flüsschens Rhoin, das durch die kleine Ortschaft<br />

Savigny-lès-Beaune fließt. Der Weinberg, in dem die Guillemots<br />

0,24 Hektar mit mittlerweile rund 50 Jahre alten Reben<br />

besitzen, ist von Kalk, Kreide, Gestein und auch ein wenig<br />

Sand geprägt, was ihn von der Nachbarlage unterscheidet. Er<br />

wird von dem ebenso bekannten Premier Cru Marconnets<br />

begrenzt, der der Domaine Simon Bize wegen hohes Ansehen<br />

genießt und vielen Burgunder-Kennern unter der Bezeichnung<br />

„La Dominode“ bekannt ist, da Bruno Clair seinen<br />

Wein aus dieser Lage so bezeichnet. Entsprechend handelt es<br />

sich hierbei um den vielleicht bekanntesten Premier Cru von<br />

Savigny-lès-Beaune. Wenn man die Chance hat, diesen Wein<br />

mit dem Nachbar-Cru des Weinguts zu vergleichen, dem<br />

„Les Narbantons“, dann sollte man das unbedingt einmal<br />

machen. Denn hier wird schnell klar, wie sich die benachbarten<br />

Grundstücke bei einem gleich vinifizierten Wein<br />

unterscheiden. Bei beiden spielt das Neuholz mit rund 25 %<br />

eine nur geringe, wenn auch angenehm begleitende Rolle.<br />

Beide Weine wurden mit rund 50 % Ganztrauben samt Rappen<br />

vergoren, was die Guillemots mittlerweile ebenso in den<br />

Prozess des Weinmachens integriert haben wie den Verzicht<br />

auf Extraktion durch das Unterstoßen des Tresterhuts.<br />

Der „Les Jarrons“ wirkt vom ersten Moment an fein und ausgewogen<br />

mit einem sinnlichen Duft von Schwarz- und von<br />

Sauerkirschen, etwas Marzipan und Zimt, Pfingstrosen und<br />

Blutorangen. Dazu kommen ein wenig Rauch und Unterholz.<br />

Am Gaumen erweist sich der Wein äußerst delikat, verführt<br />

mit einer mundfüllenden fleischigen, saftigen und knackigen<br />

roten Frucht, dazu etwas Unterholz und Waldboden,<br />

Kirschkernen und Rappen. Insgesamt ist es ein geschmeidiger,<br />

präziser, feiner Premier Cru, der in einem langen,<br />

sinnlichen Finale endet.<br />

Ab 2025 oder aktuell einige Stunden vorab karaffieren, Höhepunkt<br />

wohl ab 2027–2040+.<br />

88 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


So etwas wie der<br />

Pommard unter den<br />

Savignys: dunkel, kraftvoll,<br />

erdig und saftig!<br />

CORTON „LE ROGNET ET CORTON“<br />

GRAND CRU, ROUGE 2021<br />

Göttertrunk und rarer Grand Cru aus einem<br />

einzelnen Fass!<br />

Guillemot<br />

SAVIGNY 1ER CRU<br />

„AUX GRAVAINS“, ROUGE 2021<br />

PINOT NOIR<br />

FBU260721 | 12,5% VOL. | 60,00 €/L | 45,00 €<br />

Aus den Weinen der Premier-Cru-Lagen der Guillemots<br />

sticht der „Aux Gravains“ immer deutlich heraus. Und das<br />

liegt ganz eindeutig an der Lage, die die Guillemots vor<br />

rund 19 Jahren erwerben konnten. Genauer gesagt, es ist eine<br />

0,27-Hektar-Parzelle, die damals komplett neu bestockt werden<br />

musste. Also haben sie zusammen mit der Association<br />

Technique Viticole de Bourgogne (ATVB) neue Reben gepflanzt.<br />

Jean-Pierre, der Sohn des 2019 im Alter von 93 Jahren<br />

verstorbenen Domaine-Gründers Pierre und Vater der heute<br />

agierenden Brüder Philippe und Vincent, ist Vizepräsident<br />

der ATVB, die sich seit 110 Jahren mit den Rebsorten und<br />

Klonen Burgunds befasst. Die heute 15-jährigen Reben sind<br />

die jüngsten der domaine. Das ausgesuchte Rebmaterial<br />

war fantastisch, und so bringen die Reben seit einigen Jahren<br />

auch einen hervorragenden und charakterstarken Wein<br />

hervor. Grund dafür ist der besondere Boden der Lage<br />

Aux Gravains, die sich direkt an Guillemots Top-Lage Aux<br />

Serpentières anschmiegt. Die Böden sind hier reich an Geröll<br />

und Kies, worauf der Name auch schon hindeutet.<br />

Der „Aux Gravains“ von 2021 ist der einzige Wein, der in diesem<br />

Jahr in fast normalen Quantitäten zur Verfügung steht,<br />

was daran liegt dass die Lage die am meisten geschützte ist<br />

und deutlich weniger stark vom Frost des 5. April betroffen<br />

war. Man kann das auch an der Kraft spüren, die bei diesem<br />

Wein stärker ausgeprägt ist als bei den anderen Pinots. Der<br />

Wein öffnet sich mit Noten von Sauerkirschen, Schwarzkirschen<br />

und Kirschkernen, Himbeeren und Zwetschgen, frischen<br />

Kräutern, Orangenschalen und Roter Bete, die begleitet<br />

werden von Laub, Moos und Unterholz. Darüber findet<br />

sich ein Hauch von Veilchen und Zimt. Am Gaumen besitzt<br />

der „Aux Gravains“ eine feste Struktur bei vollem Körper<br />

und feinkörnigen Tanninen. Es ist nicht der eleganteste und<br />

komplexeste 1er Cru von Guillemot, dafür aber ein kraftvoller<br />

und lebendiger erdverbundener Wein, der immer hervorragend<br />

zu einer Küche passt, die Wildbret, Rote Bete oder<br />

Speisen mit ähnlichen Aromen auf den Tisch bringt.<br />

Ab 2023 oder aktuell einige Stunden vorab karaffiert, Höhepunkt<br />

wohl ab 2025–2040+.<br />

PINOT NOIR<br />

FBU260821 | 13% VOL. | 153,33 €/L | 115,00 €<br />

Mit Guillemot verhält es sich so wie mit anderen kleinen<br />

Weingütern im Burgund auch. Die Grand-Cru-Parzellen sind<br />

rar gesät. In diesem Fall ist es eine einzelne 0,33 Hektar umfassende<br />

Parzelle namens Le Roget et Corton. Dass diese Parzelle<br />

jedoch eine weitere vorzügliche und wichtige Ergänzung<br />

des für sich genommen ja schon hervorragenden Savigny-<br />

Portfolios darstellt, wird einem schnell bewusst, wenn man<br />

den Wein im Glas hat. Dann versteht man noch einmal neu,<br />

was Terroir ist und was die Unterscheidung von Premier Cru<br />

und Grand Cru bedeutet. Savigny-lès-Beaune mit seinen<br />

Schichten aus Kies, alluvialem Schwemmland und Sand ist<br />

einfach noch einmal etwas anderes als der Corton mit seinem<br />

Eisenoxid im kargen Kalkstein und Kalkmergel. Dieser<br />

„Corton“ sticht entsprechend komplett aus dem Portfolio<br />

heraus. Dabei verstehen es die Guillemot-Brüder hervorragend,<br />

auf die speziellen Bedürfnisse der Lage einzugehen. Das<br />

aber, so sagen sie selbst, habe fast 20 Jahre gedauert. Es war<br />

ein langer Weg, die im Vergleich zur Heimat deutlich verschiedenen<br />

Böden, die Exposition und den daraus resultierenden<br />

Wein zu in all seinen Ausprägungen zu begreifen. Für<br />

den 2021er-Jahrgang gilt allerdings, wie Vincent sagt: „Genau<br />

so soll für mich ein Corton Grand Cru schmecken!“<br />

Die Lage Le Rognet et Corton befindet sich innerhalb eines<br />

U-förmigen Berges oberhalb von Ladoix-Serrigny, der die<br />

Gemeinden Ladoix-Serrigny, Aloxe-Corton und Pernand-<br />

Vergelesses dominiert. Die Domaine Pierre Guillemot besitzt<br />

dort auf etwa halber Höhe des Hangs das angesprochene<br />

0,33 Hektar große Filetstück mit Reben, die im Wesentlichen<br />

vor 60 Jahren gepflanzt wurden. Was die Lage vor allem auszeichnet,<br />

ist ein hoher Anteil von Eisenoxid im entsprechend<br />

roten Kalkmergel, der mit braunem Lehm bedeckt ist.<br />

Dieser Pinot Noir unterscheidet schon in der Nase deutlich<br />

vom Rest des Portfolios. Er wirkt steiniger, dunkler, erdiger<br />

und erinnert in der Frucht eher an Schlehen und Brombeeren.<br />

Der Anteil an Kirsche ist hier niedriger, der von Himbeeren<br />

gar nicht vorhanden. Dafür gibt es Anklänge an Rost,<br />

Tabak und Nelken. Am Gaumen wirkt der Wein konzentriert<br />

und dicht, kraftvoll und strukturiert. Die Säure zeigt<br />

sich druckvoll, das Tannin fein, die Frucht fleischig und im<br />

Kern süß, der Wein ist insgesamt hervorragend ausbalanciert<br />

und lang. Den Grand-Cru-Status erkennt man vor allem an<br />

der Tatsache, dass der Wein so selbstsicher, so komplex und<br />

dabei so entspannt und fast unwirklich harmonisch wirkt.<br />

Mit zunehmender Reife wird das alles an Vielschichtigkeit<br />

und Komplexität nur noch zulegen!<br />

Nach Möglichkeit fünf Jahre beiseitelegen oder jetzt noch viel, viel<br />

Luft geben. Potenzial bis 2045 und darüber hinaus.<br />

September 2023<br />

89


SPANIEN VINOS ATLANTICOS<br />

Vier Freunde, vier Regionen<br />

„Auf der Suche nach den atlantisch beeinflussten Terroirs Spaniens. Weine,<br />

die tief in ihrem Herzen burgundisch sind.“<br />

2021: „A cool, classical vintage.“ – Luis Gutiérrez (Robert Parker’s Wine Advocate)<br />

Envínate, das sind vier Freunden, die sich während des<br />

Weinbaustudiums an der Universität in Alicante<br />

kennenlernten. Roberto Santana, Alfonso Torrente,<br />

Laura Ramos und José Martínez waren eine Lerngruppe,<br />

diskutierten, verkosteten und reisten gemeinsam durch die<br />

Weinwelt. Aus dieser Interessengemeinschaft ist ein verschworenes<br />

Quartett geworden, eine gang aus absoluten<br />

Weinnarren. 2005 gründeten sie das Projekt Envínate, waren<br />

ursprünglich auch als Weinberater tätig, denn die Truppe<br />

verfügt über ein fundiertes Wissen, sowohl theoretisch durch<br />

ihr Studium als auch praktisch. Wir haben es hier mit erfahrenen<br />

Verkostern zu tun, die das Idealbild von Wein, das<br />

sie suchen, klar vor ihrem geistigen Auge haben. Ja, es sind<br />

Suchende. Im Grunde mit einem recht einfachen Ziel: jeder<br />

Weinberg und jede Parzelle sollen einen eigenständigen Charakter<br />

maximal zum Ausdruck bringen, den reinen Klang<br />

ihres Terroirs in sich tragen, eine klar erkennbare Herkunft<br />

zeigen, sich geschmacklich voneinander abheben. Der Weg<br />

dahin: Einsatz althergebrachter Methoden in der Weinbergwie<br />

auch der Kellerarbeit, Verzicht auf konventionelle Dünger,<br />

Pflanzenschutz- und Schönungsmittel sowie den Einsatz<br />

von Reinzuchthefen, keine mechanische Filtration, minimaler<br />

Einsatz von Schwefel. Liest sich wie die Definition für die<br />

Herstellung von Spitzenweinen, und genau dies gelingt den<br />

Vieren mit verblüffenden Ergebnissen: puristische Weine,<br />

die niedrig im Alkohol sind, frei von neuem Holz, frei von<br />

(pseudo)beeindruckender Extraktion. Weine mit höchstem<br />

Trinkfluss und eigener Handschrift der jeweiligen Herkunft.<br />

Denn jetzt kommt das Ungewöhnliche: Envínate erzeugt in<br />

vier verschiedenen spanischen Regionen Wein! Das Zentrum<br />

ist die Ribeira Sacra ganz im Nordwesten Spaniens mit ihren<br />

atlantischen Einflüssen. Dann gibt es noch ein Projekt auf<br />

den Kanarischen Inseln, genauer gesagt auf Teneriffa, eines<br />

in Almansa (südwestlich von Valencia) und schließlich das<br />

in der bergigen Extremadura, an der Grenze Portugals. Extrem<br />

unterschiedlich, extrem anders, extrem spannend! Diese<br />

Streuung erlaubt das Spiel mit verschiedensten Böden, genauer<br />

gesagt vulkanischem Gestein, Schiefer, Kalkstein und<br />

Granit. Das Team geht das Projekt extrem seriös an, und<br />

im Prinzip wird jeder mögliche Arbeitsschritt mit höchster<br />

Sorgfalt geplant und ausgeführt. Im Weinberg setzen sie keine<br />

Chemikalien ein, verzichten auf konventionelle Dünger<br />

und Pflanzenschutzmittel, lesen vom Basis- bis zum Spitzenwein<br />

von Hand in kleinen Kisten. Die Trauben werden mit<br />

den Füßen gemaischt und ausschließlich spontanvergoren.<br />

Dann landen sie im gebrauchten Holz, denn dies soll den<br />

Wein lediglich geschmeidig machen, ohne ihn aber aroma-<br />

tisch zu prägen. Und Schwefel sehen die Weine ebenfalls nur<br />

in minimaler Dosierung vor dem Füllen, um sie für den Export<br />

zu stabilisieren. Liebe Kunden, als uns Roberto Santana<br />

zum ersten Mal die Weine präsentierte, waren wir sprachlos.<br />

Ganze neun Weine aus vier Regionen! Wir probierten uns<br />

durch das Sortiment, wollten Projekt und „Vision“ verstehen.<br />

Am Ende war klar: Wir wollen und müssen Ihnen sämtliche<br />

Weine anbieten. Denn hierbei handelt es sich um einen ganzheitlichen<br />

Ansatz und die Weine sind derart genial, dass wir<br />

keinen einzigen missen möchten. Envínate ist noch ein ganz<br />

junges Projekt, und trotzdem sind wir uns sicher, dass es sich<br />

hierbei um einen zukünftigen Superstar Spaniens handelt.<br />

Schon heute werden die Weine von aufmerksamen Sommeliers<br />

weltweit als Geheimtipp gehandelt und von Kollege zu<br />

Kollege gereicht. Man findet die Envínate-Flaschen auf den<br />

Karten der angesagtesten und führenden Restaurants und<br />

Weinbars. Das hat einen Grund: Sie legen beredtes Zeugnis<br />

ihrer Herkunft ab, besitzen einen Trinkfluss und eine Finesse,<br />

wie man sie fast nur von den besten Burgundern kennt.<br />

Und in der Tat haben die Weiß- wie Rotweine sehr viel eben<br />

jenen burgundischen Gewächsen: die kühle Art, eine frische,<br />

perfekt integrierte Säure, Leichtigkeit im Alkohol und ihre<br />

pure Eleganz. Parkers Spanien-Verkoster, Luis Gutiérrez, hat<br />

ein Buch – „The New Vignerons: A New Generation Of Spanish<br />

Wine Growers“ – über die neue Avantgarde Spaniens<br />

veröffentlicht, über eine Handvoll Winzer, die kommende<br />

Weinelite. Darunter auch die Vier von Envínate, deren Projekt<br />

„atlantischer“ Weine“ ihn restlos überzeugt hat. Der Weg<br />

zum Kultproduzenten, zum Kultweingut ist vorgezeichnet!<br />

Wir haben wieder um jede Flasche unserer Allokation gefeilscht,<br />

denn unsere Weine des ersten Jahrgangs waren innerhalb<br />

von nur wenigen restlos ausverkauft (ein Hoch auf<br />

unsere aufmerksamen Leser!). Inzwischen erhalten wir als exklusiver<br />

Importeur für Deutschland eine etwas großzügiger<br />

bemessene Zuteilung, doch arbeiten der internationale<br />

Markt und die enorm hohe Bewertung des Projekts kräftig<br />

dagegen. Auch diesmal sind die Weine jahrgangsbedingt vergleichsweise<br />

streng limitiert. Neben dem Schnäppchen aus<br />

Almansa und den neuen 2021ern aus Teneriffa können wir<br />

Ihnen zumindest auch den „Villages“ aus der Ribeira Sacra<br />

anbieten. An dieser Stelle (wie so oft) die Empfehlung der<br />

freundlichen Aufforderung unserer vier Winzer – ¡Envínate!<br />

– (auf Deutsch: „Deck’ dich mit Wein ein!“) Folge zu leisten.<br />

Sichern Sie sich möglichst bald einige der wenigen Flaschen,<br />

denn bis zum nächsten Jahrgang war’s das mit diesen Perlen!<br />

90 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Envínate<br />

ENVÍNATE<br />

ALMANSA, RIBEIRA SACRA,<br />

TENERIFFA<br />

Laura Ramos, Alfonso Torrente,<br />

José Martínez und Roberto Santana<br />

sind die Gesichter des<br />

spanischen Weinwunders!<br />

September 2023<br />

91


SPANIEN VINOS ATLANTICOS<br />

„ALBAHRA“ VDM, TINTO 2021<br />

„Über“-Weinwert: Traumdoppel Garnacha Tintorera und Moravia Agria!<br />

ALMANSA<br />

GARNACHA TINTORERA, MORAVIA AGRIA<br />

SAM010121 | 13% VOL. | 17,26 €/L | 12,95 €<br />

Haben Sie schon einmal von der Stadt (bzw. von dem municipio) Almansa gehört? Falls<br />

nicht, ist es nicht weiter verwunderlich, denn sie liegt recht abgeschieden auf der Hochebene<br />

von Kastilien-La Mancha in der Provinz Albacete. Der Name stammt vom arabischen<br />

al-manṣaf ab, was so viel heißt wie „halber Weg“. Wenn man dort angelangt war, hatte man<br />

früher die halbe Strecke von Alicante bis Albacete auf der Ruta de la Lana, einem Teil des<br />

Jakobswegs zurückgelegt. Schon im Mittelalter konnte man dort einkehren und den Durst<br />

mit Wein löschen. Irgendwann ist die Ecke weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei gibt<br />

es dort so wunderbare alte Weinberge. Und eben die neu zu entdecken und wieder in den Fokus<br />

zu rücken, haben sich die Freunde von Envínate auf die Fahnen geschrieben. So erzeugen<br />

sie dort einen Wein namens „Albahra“ („kleines Meer“ oder „Lagune“), der aus Weinbergen<br />

stammt, die zum Teil in fast 900 Metern Höhe liegen! Es sind Buschreben der Sorten Garnacha<br />

Tintorera (drei Parzellen um Albacete) und Moravia Agria (eine Parzelle in Manchuela).<br />

Erstere ist auch unter dem Namen „Alicante Bouschet“ bekannt, die andere ist eine uralte<br />

lokale Spezialität, die vor allem durch die Arbeit von Juan Antonio Ponce (der seine Sporen<br />

bei Telmo Rodríguez verdient hat) immer mehr Fans gewinnt. Was Envínate aus diesem Doppel<br />

für vergleichsweise kleines Geld entstehen lässt, ist für Luis Gutiérrez von Robert Parker’s<br />

Wine Advocate „eines der unglaublichsten Schnäppchen aus Spanien“. Und das können<br />

wir absolut nachvollziehen! Wenn man so will, dann ist das der Einstiegswein in die Welt<br />

von Envínate. Aber wäre das nicht doch sehr untertrieben? Für einen Wein, dessen 2016er-<br />

Jahrgang bei James Suckling 97 Punkte erhalten hat und dort zu den 100 besten Weinen<br />

des Jahres für unter 30 US-Dollar gezählt wurde? Und auch im Parker-Universum wird der<br />

Wein hoch gehandelt– und das in steter Steigerung (2016: 93, 2017: 93+, 2018 & 2019: 94, 2020:<br />

94+ – für 2021 steht die Wertung allerdings noch aus). Damit ehren diese anspruchsvollen<br />

Weinjournale einen in jeder Hinsicht besonderen Wein. Im Gegensatz zu den Envínate-Gewächsen,<br />

die auf Teneriffa und in Galicien erzeugt und unter dem Rubrum „Vinos Atlánticos“<br />

abgefüllt werden, bezeichnen sie den „Albahra“ als „Vino Mediterráneo“. Das gibt einen<br />

Hinweis darauf, dass hier eine andere Frucht, eine andere Wärme und Kraft geboten werden.<br />

Wer aber jetzt einen schweren Wein erwartet, liegt falsch. Dieser 13-Prozenter liefert eine beeindruckende<br />

Balance aus Kraft und Finesse. Der rubinrot leuchtende Wein, dessen Garnacha<br />

im Beton bzw. Moravia im neutralen Holz (228-Liter-Fässer) acht Monate lang ausgebaut<br />

wurden, duftet nach weißen Blüten, einem Hauch Eukalyptus und etwas Heu, getrockneter<br />

Orangenschale und einer Spur Asche, nach Wildkirschen und Brombeeren, kräutrigen und<br />

steinig-flintigen Noten. Mit Luft wird der Wein intensiver, raumgreifender, dabei auch (falls<br />

überhaupt möglich) noch einladender und macht schon sehr viel Lust auf den ersten Schluck!<br />

Am Gaumen wirkt der „Albahra“ dann enorm frisch, liefert saftig-süffige Frucht ohne jedoch<br />

ein Jota seiner „Seriosität“ – der Wein ist ausdrucksvoll mineralisch, die Säure animierend<br />

energetisch, dabei herrlich präzise und auf den Punkt, die Tannine wunderbar geschliffen –<br />

einzubüßen. Das ist charaktervoller, unverwechselbarer Stoff und tatsächlich mediterrane<br />

Finesse par excellence – kein Wunder, dass Envínate zu den absoluten Gipfelstürmern der<br />

spanischen Weinszene zählen!<br />

Ab sofort bis leicht (und lässig) 2027+.<br />

92 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„BENJE“ DO YCODEN-DAUTE-ISORA, TINTO 2021<br />

Pikant-frischer Vulkanwein in Samt und Seide<br />

und nicht allzu großer Stückzahl …<br />

Envínate<br />

LISTAN NEGRO<br />

STE010521 | 12% VOL. | 26,53 €/L | 19,90 €<br />

92+ PUNKTE<br />

View from the Cellar<br />

Über lange Zeit hinweg galt die rote Mission-Rebe, auch País, Criolla Chica oder Listán Prieto<br />

genannt, als „die“ Rebsorte der sogenannten „Neuen Welt“. Sie war die Rebe der Missionare,<br />

die daraus die ersten Messweine in Süd-, Mittel- und Nordamerika erzeugten, und sie<br />

verbreiteten sie dort auch überall. Später wurde sie die Basis des „Pipeño“, eines ziemlich rustikalen<br />

Alltagsweins, der von den huasos oder campesinos (einfachen Weinbauern) erzeugt<br />

wurde. Dieser simple Wein aus hohen Erträgen, der häufig noch mit Wasser verdünnt wurde,<br />

dürfte dem Ansehen der Sorte außerhalb Südamerikas nicht geholfen haben. Doch wie es<br />

nicht selten der Fall ist, ändert sich das Urteil über eine Rebsorte, wenn man anders mit ihr<br />

umgeht und sie sich entfalten lässt. Auf Teneriffa steht der Listán Prieto (der etwa 90 % des<br />

„Benje“ ausmacht, dazu heuer 9 % Listán Blanco und eine Winzigkeit Tintilla) auf Parzellen<br />

zwischen 75 und 300 Metern Höhe an den Hängen des Vulkans Teide, des höchsten Bergs der<br />

Kanarischen Inseln. Es sind alte unbeschnittene Buschreben, die diesen so einzigartigen Stoff<br />

für die rote Variante des „Benje“ liefern. Man kann den Viticultores de Santiago de Teide<br />

(insgesamt 15 Familien), mit denen das Envínate-Team zusammenarbeitet, nur danken, dass<br />

sie diese aufwendig zu bewirtschaftenden Flächen bis heute schätzen und pflegen. Sie sorgen<br />

für die Frucht, die Envínate dann später verarbeitet. Die vier Freunde kümmern sich darum,<br />

dass der besondere Charakter des Ortes und der Sorte so unverfälscht wie möglich in die<br />

Flasche kommt. Jede Parzelle wird von Hand verlesen und separat vinifiziert, einige in Beton,<br />

andere in kleinen offenen Kübeln. Die Mazeration (50 % Ganztrauben) dauert je nach Parzelle<br />

zehn bis 30 Tage. Die malolaktische Gärung findet in neutralen französischen Barriques statt,<br />

danach reifen zwei Drittel des Weins acht Monate in denselben Fässern ohne bâtonnage oder<br />

Schwefel-Zugabe, ein Drittel im Beton. Die Abfüllung erfolgt ohne Schönung oder Filtration<br />

mit einem nur minimalen Füllschwefel.<br />

So entsteht ein Wein mit einem klaren, deutlichen und einzigartigen<br />

Charakter. Der Wein leuchtet hell und transparent<br />

im Glas, da die hier hauptsächlich verwendete Rebsorte<br />

Listan Prieto über nur wenig Farbstoff verfügt und die<br />

Trauben so wenig wie möglich extrahiert wurden. Anfänglich<br />

noch etwas verschlossen (in diesem noch frühen Stadium<br />

ist ein Dekanter von Vorteil) „feuersteinig-flintig“ im Duft,<br />

mit etwas Luft dann Noten von Sauerkirschen und weißem<br />

Pfeffer, vegetabile bis florale Elemente, die einträchtig neben<br />

Schießpulver, Erde und kühlem Stein das Geschehen bestimmen.<br />

Noch etwas später dann eine Kombination von Blutorangen<br />

samt Zesten, wildem Fenchel, etwas Baumrinde, die<br />

sich in Rauch auflöst, wieder etwas Kirsche, Johannisbeeren<br />

und eine Spur Kampfer. Ein ungemein subtiler, schwebend<br />

leicht wirkender Wein, der dann trotzdem eine gewisse Erdung<br />

an den Tag legt, die sich vor allem am Gaumen bemerkbar<br />

macht: mehr Stein (tiefenschärfer, nachhaltiger),<br />

mehr Pfeffer, aber auch mehr Umami! Der „Benje“ tinto ist<br />

so würzig und wild wie charaktervoll, mit ungemein feinen,<br />

mit leichter Hand gewirkten Tanninen, einer bemerkenswert<br />

samtigen Textur und einer Frische, wie sie tatsächlich<br />

nur ein „Vino Atlántico“ liefern kann. Ganze 20.000 Flaschen<br />

für die große weite Weinwelt – ranhalten!<br />

Ab sofort (etwas Belüftung wirkt Wunder!), idealerweise ab<br />

Ende 2023/Anfang 2024 und dann sicherlich bis 2028+. Hierzu sei<br />

angemerkt: John Gilman empfindet und empfiehlt 2028–2055+<br />

als Trinkfenster! Wir können und wollen solange nicht warten,<br />

werden aber die eine oder andere Flasche zur Wiedervorlage<br />

zurückhalten – man weiß ja nie …!<br />

TENERIFFA<br />

September 2023<br />

93


SPANIEN VINOS ATLANTICOS<br />

TENERIFFA<br />

93 PUNKTE<br />

View from the Cellar<br />

„BENJE“ DO YCODEN-DAUTE-ISORA, BLANCO 2021<br />

Vulkan und Hefe-flor – schöner wird’s nicht!<br />

LISTÁN BLANCO<br />

STE010421 | 12% VOL. | 26,60 €/L | 19,95 €<br />

Mit dem „Benje“ blanco entsteht bei Envínate ein Weißwein,<br />

der in jeglicher Hinsicht einzigartig ist. Er stammt aus<br />

Weinlagen von 900 bis 1.200 Metern Höhe direkt am Vulkan<br />

Teide, dem höchsten Berg der Kanarischen Inseln auf<br />

Teneriffa. Wein wird dort seit Jahrhunderten angebaut, und<br />

es gab Zeiten, in denen die dortigen aufgespriteten Weine<br />

berühmter waren als jene aus Jerez, Madeira oder Málaga.<br />

Mit dem weißen „Benje“ greift das Team von Envínate diese<br />

Tradition in gewisser Weise wieder auf, allerdings ist ihr<br />

Wein nicht alkoholverstärkt, sondern mit 12 Vol.-% frisch<br />

und klar wie eine Brise vom nahen Atlantik. Doch so, wie<br />

man in Jerez traditionell Sherry aus der Rebsorte Palomino<br />

unter einer flor genannten Hefeschicht reifen lässt, tun<br />

das hier auch die vier Freunde von Envínate. Denn auch bei<br />

diesem „Benje“ verwenden sie Palomino, der auf Teneriffa<br />

Listán Blanco genannt wird. Jede Parzelle des steilen Weinbergs<br />

bei Santiago del Teide (Valle de Arriba, Era de Borges,<br />

El Barranco, El Patio, El Hoyo, Las Manchas, Las Arenas,<br />

Arguayo und Los Baldíos) wurde von Hand Anfang September<br />

gelesen. Anders wäre das auch gar nicht möglich, denn es<br />

handelt sich hierbei um zwischen 70 und 110 Jahre alte wurzelechte<br />

Buschreben, die nicht beschnitten werden und wie<br />

zufällig in der wildwüchsigen Landschaft auf den sandigen<br />

Vulkanböden stehen. Sämtliche Parzellen werden getrennt<br />

vinifiziert, wobei die entrappten Trauben wurden dann in<br />

Betontank spontan vergoren, nach 12 bis 24 Stunden Maischestandzeit<br />

abgepresst, der weiße „Benje“ dann acht Monate<br />

lang auf der Feinhefe ausgebaut. 30 % des Weins reiften in<br />

einem ovalen Fuderfass (2.500 Liter) und gebrauchten, das heißt neutralen 350-Liter-Fässern<br />

aus Chassagne-Montrachet seiner Vollendung entgegen. Der Rest (70 %) wurde in zwei Betontanks<br />

ausgebaut, wovon 30 % im Betontank bajo flor (also unter der Hefeschicht) reiften,<br />

was dem „Benje“ eine leicht sherryartige Anmutung mit Noten von Walnüssen, Wachs und<br />

Ähnlichem verleiht, der Rest dann in einem cuve ganz ohne biologische Reifung. Im Juni 2022<br />

wurden dann 18.000 Flaschen (und tatsächlich auch 150 Magnums) ungeschönt, unfiltriert<br />

und nur minimal geschwefelt abgefüllt.<br />

Der weiße „Benje“ drückt nun (wie Luis Gutiérrez schon mehr als einmal anmerkt „stärker<br />

die Böden aus“, ist „weniger fruchtbetont“ – auch hier eine maritime, nicht ganz zufällige Facette,<br />

die an einen Sherry mit kühlem poniente-Einfluss (von Osten also) bzw. einem Anteil<br />

Meeresbrise (jetzt kommt der Süden ins Spiel) erinnert. Ein Wein mit einem so atlantischen<br />

wie vulkanischen Charakter, wobei sich die Säure trotz des im Vergleich zum Vorjahr wärmeren<br />

Jahrgangs ganz hervorragend macht, durchaus auch (kühle) Riesling-Assoziationen befördert.<br />

Das ist er wieder, der klaren Gebirgsbach, an dessen Ufern es einiges zu entdecken gibt:<br />

rauchige Noten, als habe man den Stein, in dem die Reben wurzeln, frisch aufgeschlagen,<br />

dazu zart reduktive Noten von herber Orange, die schon angesprochenen Nüsse (jetzt eher<br />

noch leicht grüne Haselnüsse) und noch mehr Agrumen (Salzzitrone!), getrocknete Blüten,<br />

Wachs, Pfeffer und unreife Mandeln. Hinzu kommt auch eine Salinität, die die Inselherkunft<br />

sowie eine gewisse Ungezähmtheit, ja Wildheit unterstreicht (eine präsente helle Säure und<br />

der phenolische grip sprechen Bände!) und dem Spiel von Würze, Frische und zarter Frucht<br />

eine weitere Dimension verleiht. Und wieder unser Appell an Sie, sich dieses Unikat nicht<br />

entgehen zu lassen – schöner wird’s nicht!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2029.<br />

94 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„TÁGANAN“ VDM, TINTO 2021<br />

Himmelsstürmer: der bisher beste Jahrgang eines<br />

schon jetzt legendären Weins!<br />

94 Punkte: „absolutely stellar vintage of this signature bottling!“<br />

– John Gilman (VIEW FROM THE CELLAR)<br />

Envínate<br />

LISTÁN NEGRO, LISTÁN GACHO, VIJARIEGO NEGRO, MALVASÍA NEGRA, NEGRAMOL, …<br />

STE010321 | 12% VOL. | 36,66 €/L | 27,50 €<br />

„Táganan“ – die Bezeichnung für einen der neuen spanischen, genauer kanarischen Spitzenweine,<br />

leitet sich vom Namen einer mit uralten Reben bestockten Zone im Nordosten<br />

Teneriffas, Taganana, ab, dem Alptraum eines jeden wackeren Winzers. Denn dieser Wein<br />

wird unter Extrembedingungen erzeugt. Rebschnitt, Weinbergsarbeit, Ernte sind ein Dauer-<br />

Clinch mit Mutter Natur. Erlauben Sie uns ein paar Sätze den Wetterverhältnissen:<br />

Seit 2016 sind die Niederschläge in diesem Gebiet um fast 40 % zurückgegangen, was sich in<br />

diesen letzten fünf Jahren recht drastisch auf den Ertrag ausgewirkt hat, da das Envínate-Team<br />

die Reben heftig beschneiden musste, um den Wasserstress der Pflanzen zu minimieren,<br />

wie auch die Pflanze selbst ihre Produktion „natürlich“ reduziert hat, um zu überleben. 2020<br />

war mit insgesamt 235 Litern der trockenste Jahrgang der letzten Dekaden, die Niederschläge<br />

verteilten sich aufs ganze Jahr, mit Ausnahme des Sommers – hier hat es praktisch überhaupt<br />

nicht geregnet. Anders das in ganz Spanien aus welchen Gründen auch immer phänomenale<br />

Jahr 2021, hier lag die Gesamtniederschlagsmenge bei knapp über 345 Litern. Der Herbst<br />

ähnelte dem von 2020 mit milden Temperaturen von durchschnittlich 18 °C und war (der<br />

Wert schließt die Wintermonate ein) mit etwa 50 Litern wieder relativ trocken. Ab März bis<br />

Ende Juni fielen dann insgesamt 251 Liter, eine der „großzügigsten“ Niederschlagsmengen der<br />

letzten Jahre, was den Böden Erholung verschaffte und auch den Pflanzen sehr zugute kam.<br />

Die Temperaturen waren zu dieser Zeit mild und konstant, lagen zwischen 17 und 20 ºC. Im<br />

Juli wurden dann noch 20 Liter Regen verzeichnet, wobei die durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit<br />

nicht übermäßig hoch war, was zu einem trockenen August und absolut gesunden,<br />

ja geradezu perfekten Trauben in den Weinbergen von Chavarria, El Chorro, Lomo del<br />

Drago, Los Ejes, La Rosa Cumplida und Almáciga führte. Bemerkenswert für diese Lagen und<br />

Parzellen: Trotz der sommerlichen Hitzewelle auf der Insel, überschritten die Temperaturen<br />

in der Gegend von Taganana die 30 °C nicht!<br />

Aber zurück zu den geografischen Gegebenheiten: Die Reben wachsen hier wild auf vulkanischem<br />

Felsen und teilweise sogar an den Klippen weit über dem Atlantik, der unaufhörlich<br />

gegen die Landmasse anrollt. Hier mit Maschinen arbeiten? Unmöglich. Aber für die Envínates,<br />

die eine bemerkenswerte Leidensfähigkeit an den Tag legen, sind’s paradiesische Zustände.<br />

Negramol, Listán Negro, Moscatel Negra, Listán Gacho, Vijariego Negro, Mulata, Malvasía<br />

Rosada (und diverse, noch nicht identifizierte mehr) heißen die uns wenig bis gar nicht<br />

vertrauten Rebsorten, die hier in verschiedensten Parzellen unterschiedlicher Exposition in<br />

einer Ch die (zu zwei Dritteln entrappt) bis zu 18 Tagen in offenen Betonbehältnissen (1000<br />

Liter) mazerieren, dann acht Monate in gebrauchten Barriques ausgebaut werden. Herkunft<br />

statt Kellertechnik! Schlanke, ja fast luftig wirkende 12 Vol.-% Alkohol verheißt das Etikett,<br />

der Wein im Glas ist mittelrot und von quasi „burgundischer“ Transparenz. Das Bouquet hat<br />

ein Bleistift (nicht unter „6H“!) gezeichnet, im Duft anfangs Graphit, pencil shavings, Zedernholz,<br />

Tuff und schwarzer, frisch gemahlener Pfeffer. Darunter immer weniger versteckt, eine<br />

schmale, ganz der Frucht gewidmete Schicht, hier feinsäuerliche rote Johannisbeeren und (in<br />

Zeitlupe) Pfirsich und Agrumen (Salzzitrone, etwas Pomeranze). Mit etwas Luftkontakt dann<br />

Rosenblätter, ein Hauch Kampfer, der sich dann gen immer „wildere“, vulkanischere Noten<br />

hin verändert, die der „Táganan“ auch am Gaumen in Szene setzt. Dann wieder die Frucht,<br />

jetzt auch etwas Himbeere, später Sauerkirsche und eine leicht würzige (Pfeffer, gemahlener<br />

Ingwer, eine Spur Piment) Pflaume. Als frankophiler Weinfachhändler suchen wir gerne den<br />

Vergleich zu bekannten Größen. Wer einen erstklassigen Cru, etwa einen Morgon Beaujolais<br />

schätzt, der könnte in diesem Wein einen Geisteverwandten entdecken, obschon der „Táganan“<br />

eine ganz besondere Präzision und distinkte „piccantezza“ an den Tag legt. Man kann sich<br />

diesem Wein aber auch mit einer gewissen Unschuld, ja Unbedarftheit nähern, leicht gekühlt<br />

lässt er sich auch in „Terrassen-Situationen“ wunderbar unkompliziert (und herrlich erfrischend)<br />

trinken. Würzig-kühlfruchtige Finesse und Eleganz gepaart mit einer gewissen Wildheit,<br />

die ungewöhnlich animierend wirkt: ein echter Terroirwein, der das vulkanische Eiland<br />

widerspiegelt. Für uns ganz klar der bisher beste Jahrgang des „Táganan“ tinto! Und wie immer<br />

unser Envinaté-Imperativ: unbedingt probieren!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2033+.<br />

94 PUNKTE<br />

View from the Cellar<br />

September 2023<br />

95


SPANIEN VINOS ATLANTICOS<br />

TENERIFFA<br />

91+ PUNKTE<br />

View from the Cellar<br />

„MIGAN“ VDM, TINTO 2021<br />

Einfach spektakulär: wurzelecht, vulkanischen Ursprungs –<br />

was will man mehr?!<br />

LISTÁN NEGRO<br />

STE010621 | 12% VOL. | 38,66 €/L | 29,00 €<br />

„Cordón trenzado“ nennt sich die spektakuläre und einzigartige Erziehungsform der mehrheitlich<br />

über 120- jährigen Reben (von denen die Listán-Negro-Trauben für den mittlerweile<br />

vierten Jahrgang des „Migan“ stammen) die zu mehrsträngigen „Zöpfen“ geflochten werden.<br />

Auch bei diesem Wein lässt sich einer der „Envínate-Effekte“ beobachten: Mit jedem neuen<br />

Jahrgang steigen die „Parker-Punkte“ im WINE ADVOCATE! Nun ließe sich dem ungeheuer<br />

fleißigen und begeisterungsfähigen Verkoster für Spanien (sowie für Argentinien, Chile und<br />

Jura), Luis Gutiérrez, einiges unterstellen (zu aufgeschlossen, zu ikonoklastisch veranlagt, zu<br />

vertraut mit den Winzern), aber sicher nicht Befangenheit, Leichtfertigkeit oder gar chauvinistische<br />

Tendenzen. Nein, der Mann weiß, was gut, was besser ist. Daher können wir der<br />

Stoßrichtung seiner Bewertung – 94 Punkte für 2016, 95 für 2017 und 95+ für 2018 – nur zustimmen<br />

(wir bleiben dabei, auch wenn ihm der großartige 2019 „nur“ 94+ Punkte wert war<br />

und der aktuelle Jahrgang „nur“ die 95er-Marke konsolidiert). Und er zeigt sich, zu Recht!,<br />

immer noch ein Stück begeisterter (2018: „this has to be the finest vintage of Migan“), wenn<br />

er die zunehmende Ausdruckskraft dieses atlantisch geprägten Weins feiert. Der „Migan“ (das<br />

ist der historische Name des Dörfchens La Perdoma) stammt von insgesamt vier Parzellen in<br />

500 bis 850 Metern Höhe aus dem Orotava-Tal: „Tío Luis“ (1,4 Hektar, etwa 90 Jahre alt, in<br />

550 bis 600 Metern Höhe), „La Habanera“ (1,6 Hektar, gut 100 Jahre alt, nach Norden ausgerichtet,<br />

in 380 bis 425 Metern Höhe), „Las<br />

Suertes“ (100 Jahre alter, nach Norden exponierter<br />

Weinberg von 0,6 Hektar Größe in<br />

400 und 450 Metern Höhe, dessen Böden der<br />

Habanera-Parzelle ähneln) und „Montijo“ (ein<br />

2,5 Hektar großer, 100 Jahre alter Weinberg<br />

mit Finca, der erst seit 2018 wieder bearbeitet<br />

wird, davor lag er fast zwei Jahre lang brach).<br />

Die entrappten Trauben mazerieren bis zu<br />

30 Tagen in Betonbehältern, werden dann<br />

zu 30 % (die komplette Parzelle „Tio Luis“)<br />

in 4.200-Liter-Betontanks und zu 70 % in gebrauchten<br />

350-Liter-Fässern über einen Zeitraum<br />

von 12 Monaten ausgebaut. Schon für<br />

den letzten Jahrgang schrieben wir, dass Envínate,<br />

unter anderem mit diesem Wein, so etwas<br />

wie „den Masterplan für die neue Avantgarde<br />

Spaniens vorlege“ – und daran hat sich<br />

nichts geändert – auch wenn der „Migan“ von<br />

2021 nicht sofort „aus dem Glas springt“, wir<br />

ihm sicherlich noch ein Jahr auf der Flasche<br />

gönnen würden. Solche Weine gab es in unserem<br />

„Vorher“ nicht, nicht diese erstaunliche<br />

Geradlinigkeit, diese herrliche Strenge und<br />

stilistische Stringenz, diese enorme, dabei so<br />

verführerische Präzision des Ausdrucks von<br />

Frucht und Terroir, von roten Beerenfrüchten,<br />

getrockneten Blüten, ätherischer Minze, Tuff,<br />

und Vulkanasche, weder die „saftig-kühle“<br />

Mineralität, noch das salin-pikante, animierend<br />

pfeffrige Finish: einfach genial!<br />

Ab 2024 und dann bis 2032+.<br />

96 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Envínate<br />

„LA SANTA“ DO TACORONTE-ACENTEJO, TINTO 2021<br />

„There is a new red from the north of Tenerife“<br />

– Luis Gutiérrez (Robert Parker’s WINE ADVOCATE)<br />

NEGRAMOLL, LISTAN NEGRO<br />

STE010921 | 12% VOL. | 38,66 €/L | 29,00 €<br />

Den Neuzugang aus Teneriffa konnten wir Ihnen im vorherigen Jahr gar nicht vorstellen, dermaßen<br />

überzeichnet war die Nachfrage. Mit dem Jahrgang 2021 steht nun erstmals Envínates<br />

„La Santa“ zur Subskription ins Haus. Hierbei handelt es sich um eine Rotweincuvée aus gemischtem<br />

Satz: Negramoll und Listán Negro gedeihen hier im sogenannten „parral bajo“-Verfahren,<br />

wie wir es aus Frankreich von der gobelet-Erziehungsform kennen. Die Reben stehen<br />

hier buschförmig im Weinberg in der Gemeinde Santa Úrsula. Genau deshalb können sich<br />

auch 1–2 % weiße Trauben (Listán Blanco) einschleichen. Alfonso und Roberto ließen sich die<br />

Chance nicht nehmen gleich drei Parzellen mit über hundertjährigen Reben zu bewirtschaften,<br />

die auf 350 sowie 600 Metern Höhe gelegen sind.<br />

Die Vergärung findet wie bei den meisten anderen Weinen statt: Rund 50–75 % Ganztrauben<br />

in Plastik- sowie Betontanks, gerne auch in geringem Anteil mit Gärkohlensäure. Ausgebaut<br />

wurde die Rotweincuvée dann relativ zügig (acht Monate) in gebrauchten Eichenfässern.<br />

Das Ergebnis ist ein unglaublich würzig-wilder Rotwein, dessen Anklänge an strukturierten<br />

Beaujolais-Cru aus Fleurie denken lassen und stilistisch mit Envínates Rotwein aus Taganana<br />

zu vergleichen ist. Hochfein, unkonventionell und von absolut ansteckender Vitalität!<br />

Ab Freigabe, mühelos bis 2032+ und gerne aus Burgunder-Gläsern.<br />

September 2023<br />

97


SPANIEN VINOS ATLANTICOS<br />

„LOUSAS – VIÑAS DE ALDEA“ VDM, TINTO 2021<br />

Ein „village“ aus Galicien mit Cru-Format!<br />

MENCIA<br />

SRS010121 | 12,5% VOL. | 28,00 €/L | 21,00 €<br />

Wenn wir Ihnen einen Wein empfehlen sollten, der für uns stellvertretend für das neue Spanien<br />

steht, dann ist es Envínates Ortswein „Viñas de aldea“ aus der Ribeira Sacra. Ribeira<br />

Sacra, diese wildwüchsige und wunderschöne Landschaft in Galicien, die man als „heiliges<br />

Ufer“ übersetzen kann, ist ja erst in den letzten 15 Jahren wieder nach und nach in den Fokus<br />

der Weinöffentlichkeit gerückt, weil Winzer wie die vier Freunde Roberto Santana, Alfonso<br />

Torrente, Laura Ramos und José Martínez von Envínate und natürlich auch noch ein paar<br />

andere, diese Hänge mit teils uralten Weinbergen wiederentdeckt haben. All das, was sie<br />

dort ernten, ist früher an große Kellereien geliefert worden. Die vier haben dann mit ausgewählten<br />

„Viticultores Galegos“ Verträge abgeschlossen, um zusammen einige dieser alten<br />

Weinberge bewirtschaften zu können. In diesem Falle sind es verschiedene Weine in Ortslagen<br />

– „aldea“ bedeutet im Dialekt Galego so viel wie „Ortschaft“ und „lousas“„Schiefer“. Diese<br />

Cuvée besteht zu etwa 85 % aus Mencía, der großen roten Rebsorte Galiciens. Doch wie es<br />

früher so üblich war, wurde sie im Gemischten Satz mit einem kleinen Anteil weiterer Rebsorten<br />

gepflanzt. Dazu gehören zum Beispiel die autochthonen regionalen Sorten Merenzao,<br />

Brancellao, Caiño, Sousón und Mouratón, Alicante Bouschet sowie die weißen Godello und<br />

Palomino. Die Reben wachsen auf steilen Hängen aus Schiefer, Gneis, Granit und Glimmerschiefer<br />

und liegen auf 400 bis 600 Metern Höhe. Die Trauben jeder dieser Parzellen wurden<br />

von Hand gelesen und dann auch separat in offenen Wannen mit den Füßen eingemaischt,<br />

spontan mit wilden Hefen vergoren, wobei ausschließlich Ganztrauben genutzt wurden. Danach<br />

wurde der Wein (weiterhin nach Parzellen getrennt) für elf Monate in alte tonneaux und<br />

Betontanks gefüllt und ohne SO2-Zugabe bis zur Füllung ausgebaut.<br />

RIBEIRA SACRA<br />

Der „Lousas – Viñas de aldea“ von 2021 stammt aus einem für Galicien vergleichsweise schwierigen<br />

Jahr. Auf einen enorm verregneten Frühling folgte ein noch immer ziemlich feuchter<br />

Sommer, der die Erträge zum Teil halbierte! Die überlebenden Trauben waren sehr klein und<br />

mussten, für dortige Verhältnisse enorm früh – in der ersten Septemberhälfte gelesen werden.<br />

Allerdings zeigt sich auch bei diesem Jahrgang ganz zweifelsfrei der maritime Charakter des<br />

„Lousas“, ein village und echter „Vino Atlántico“. Denn diese im besten Sinne „gischtige“ Frische<br />

zeigt sich nur bei Rotweinen, die unter starkem Einfluss des Meeres entstehen. Der Wein<br />

ist ein sehr frischer und eleganter tinto, der auf jeden Fall Luft und ein Burgunderglas verlangt.<br />

Dieser leuchtend purpurrote, leicht transparente Wein duftet intensiv nach Heckenrosen<br />

(Blüte und Fruchtfleisch), hellen Kirschen (immer wieder und nach Tagen noch Kirschen),<br />

roten Johannisbeeren, Wildkräutern und rosa Pfeffer, einer leicht rauchigen Note,<br />

Eisen und feuchtem Schiefer (Baslat? Obsidian? Steinig!). Läge Burgund etwas näher am Atlantik,<br />

ließen sich diverse Parallelen finden... Auch am Gaumen zeigt sich dieser ungehemmt<br />

frische Wein in einer fast kristallin anmutenden, dabei ungezügelten Eleganz, frei von jedweder<br />

Schwere ist. Auch hier zeigen sich säuerliche rote Beerenfrüchte, diese allerdings reif und<br />

saftig. Dazu konzentriertere Noten inklusive Gerbstoffe, die sich, wunderbar eingebunden,<br />

mit einer so druckvollen wie energetisierenden Säure verbinden: ein Rotwein, der leicht (und<br />

gerne) als Weißwein durchginge. Am Gaumen „errötet“ die Frucht, wird würziger, griffiger,<br />

nachhaltiger, schwenkt gen Umami, das von Salz und Jod des Atlantiks angereichert wird,<br />

während der Wein einen immer drängenderen Trinkfluss entwickelt, dem man mit Freuden<br />

nachgibt.Viel Struktur und noch mehr Geschmeidigkeit – einfach herrlich!<br />

Ab sofort bis gut 2028 – ein etwas voluminöseres Glas sollte man sich und dem Wein schon gönnen.<br />

98 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


Envínate<br />

September 2023<br />

99


PORTUGAL DOURO<br />

ALVES DE<br />

SOUSA<br />

DOURO<br />

Traumwertungen für<br />

den Pionier<br />

aus dem Douro-Tal!<br />

Familie Alves de Sousa produziert seit fünf<br />

Generationen Weine im Douro-Tal. Im Fokus<br />

neben den klassischen Portweinen, die revolutionär<br />

zu nennende Wiederbelebung autochthoner<br />

Rebsorten!<br />

„Tiago und sein Vater Domingos führen eine Vorzeigefirma für generationenübergreifende Partnerschaft<br />

in der Familie. Beide extrem talentiert, zurückhaltend und fachkundig. Hier sind alle wichtigen<br />

Voraussetzungen erfüllt, um in eine goldene Zukunft zu blicken.“ – Axel Probst („Portwein“)<br />

„Domingos Alves de Sousa gilt als Pionier der Douro-Weine. Das Anwesen, das sich der Rot-,<br />

Weiß- und Portweinproduktion verschrieben hat, ist heute ein Star im Douro.“ – Rui Falcão<br />

Werte Kunden, 2021 war für Domingo und Tiago<br />

Alves de Sousa ein Jahr der Highlights. Vater<br />

und Sohn konnten sich über eine ziemlich ungewöhnliche<br />

Anzahl von Spitzenauszeichnungen freuen. Ihr<br />

neuer Jahrgang der „Quinta da Gaivosa“ (nicht etwa der Spitzenwein<br />

des Hauses, sondern preislich obere Mittelklasse),<br />

seinerzeit von niemand geringerem als „Meilleur Sommelier<br />

du Monde“ Olivier Poussier als „Cheval Blanc aus dem Douro“<br />

bezeichnet, schnitt in Portugals gewichtigster Weinfachzeitschrift,<br />

der Vinho Grandes Escolhas („What makes<br />

a Great Wine?“) mit 19 Punkten als höchstbewerteter Wein<br />

ab! Fast selbstverständlich scheint es da, dass der „Vinha de<br />

Lordelo“ ebenfalls mit 19 Punkten zu den 30 Besten Weinen<br />

des Jahres gekürt wurde, Tiagos spezieller Weißweinexot, der<br />

„Pessoal“, räumt dann standesgemäß 18.5 Punkten ab („Weißweine,<br />

die mit der Zeit sprechen“) – wann hat es so etwas<br />

zuletzt gegeben?<br />

Die Weine aus dem Douro-Tal machen schon seit einiger<br />

Zeit von sich von sich reden. Und das bereits im Basissegment.<br />

Frisch eingetroffen ist nämlich der „Caldas“ tinto,<br />

einer der schönsten Rotweine des Tals in seiner Preisklasse,<br />

von beiden führenden Weinzeitschriften Portugals mit 17<br />

Punkten ausgezeichnet. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen<br />

und vollkommen gerechtfertigte Ehrung des „Gesamtkunstwerks“<br />

von Vater und Sohn, ist der just verliehene Award<br />

für Nachhaltigkeit und Önologie des Instituto dos Vinhos<br />

do Douro e Porto.<br />

Hier hat’s jedenfalls die richtigen getroffen, denn qualitativ<br />

ist bereits der sogenannte Einstiegsbereich der Kollektion<br />

von Alves de Sousa über jeden Zweifel erhaben und besitzt<br />

eine beeindruckende Strahlkraft. Sämtliche Weine zeichnen<br />

sich durch eine enorme Brillanz und Eleganz aus, bei<br />

gleichzeitig dichter Struktur. Für Tiago gilt das Credo der<br />

perfekten Balance im Wein, und das lässt sich eindrucksvoll<br />

nachvollziehen und -schmecken! Grundlage für diese ungewöhnlichen<br />

Qualitäten ist das einzigartige Lagen-Portfolio<br />

des Weinguts. Der renommierte portugiesische Weinjournalist<br />

und Autor Rui Falcão, der Alves de Sousa als „Pionier der<br />

Douro-Weine und Star im Douro“ bezeichnet, zeigt sich vom<br />

vorhandenen Terroir beeindruckt: „Ein Spaziergang durch<br />

die Gaivosa-Weinberge genügt, um die Komplexität und<br />

Raffinesse der Weine zu erklären. Sie sind von unterschiedlichen<br />

Höhenlagen, zahlreichen Traubensorten, verschiedens-<br />

100 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


ten Landschaften und dem Wechsel zwischen traditionellen<br />

und neubepflanzten Rebflächen geprägt. Die Rebstöcke<br />

wurden auf der einen Seite terrassenförmig, auf der anderen<br />

vertikal angelegt. Alles wird sorgfältig gepflegt.“ Und Axel<br />

Probst sieht in seiner Portwein-Bibel großes Potenzial für<br />

den Betrieb: „Tiago und sein Vater Domingos führen eine<br />

Vorzeigefirma für generationenübergreifende Partnerschaft<br />

in der Familie. Beide extrem talentiert, zurückhaltend und<br />

fachkundig. Hier sind alle wichtigen Voraussetzungen erfüllt,<br />

um in eine goldene Zukunft zu blicken.“<br />

Werte Kunden: Als wir Tiago kennenlernen und seine Weine<br />

probieren durften, war uns sofort klar, dass wir es hier mit<br />

einem tatsächlich außergewöhnlichen, mit höchster Konstanz<br />

und Professionalität agierenden Erzeuger zu tun haben.<br />

Die Rotweine sind ein Aushängeschild und bester Beweis<br />

für Portugals Bemühen um Spitzengewächse, die Portweine<br />

als enorm preiswerte und authentische, da handwerklich erzeugte<br />

Gewächse des Douro-Tals. Und in den letzten Jahren<br />

haben auch die Weißweine das enorm hohe Niveau ihrer<br />

roten Brüder erreicht. Tiago de Sousa ist Botschafter des<br />

kulturellen Erbes des Douro-Tals und steht zeitgleich für die<br />

Zukunft der portugiesischen Weinwelt.<br />

„BRANCO DA GAIVOSA“<br />

DOC DOURO, BRANCO 2022<br />

Frisch-individueller Weißweingenuss<br />

von einem Topwinzer aus dem Douro<br />

MALVASIA FINA, GOUVEIO, ARINTO<br />

PDO100122 | 12,5% VOL. | 15,20 €/L | 11,40 €<br />

Das landschaftlich spektakuläre Douro-Tal war traditionell<br />

eine Gegend, in der hauptsächlich Portweine gekeltert wurden,<br />

die in früheren Jahrhunderten aufgrund ihres höheren<br />

Alkoholgehalts von etwa 20 Vol.-% auch längere Transportwege<br />

gut überstanden. Rotweine oder gar Weißweine spielten in<br />

der Gegend kaum eine Rolle, weiße Rebsorten gab es nur, um<br />

– ganz genau – weißen Portwein daraus zu machen. Erst in den<br />

1990er-Jahren entdeckten die Winzer, was für großartige Rotund<br />

Weißweine am Douro gekeltert werden können. Dabei<br />

waren vor allem bei den Weißweinen anfangs die Zweifel groß:<br />

Wie sollten in der sommerlichen Hitze des steilen Douro-Tals<br />

lebendige Weißweine entstehen? Die Antwort ist einfach: Angepasste<br />

Rebsorten und die Schieferböden machen es möglich!<br />

Und der richtige Erntezeitpunkt! Tiago und sein Vater<br />

Domingos Alves de Sousa gehörten damals zu den Weißwein-<br />

Pionieren im Douro, heute zählt der Betrieb des fantastischen<br />

Vater-Sohn-Gespanns zu den absoluten Spitzenerzeugern. Bereits<br />

ihr weißer Einstiegswein „Branco da Gaivosa“ belegt das<br />

Potenzial dieser großartigen Gegend mehr als eindrucksvoll.<br />

Weine aus dem Douro sind aufgrund des speziellen Terroir<br />

und der häufig verwendeten autochthonen Rebsorten immer<br />

sehr individuell – der „Branco da Gaivosa“ ist das ebenfalls in<br />

höchstem Maß – und zwar zu einem extrem fairem Tarif. Wer<br />

es beim Wein individuell mag, der kommt im Douro immer<br />

auf seine Kosten und wird diesen Wein lieben! Gekeltert wird<br />

der „Branco da Gaivosa“ aus Malvasia Fina, Rabigato, Viosinho<br />

und Gouveio. Und nein, Sie müssen diese Rebsorten nicht<br />

kennen – außer dem Malvasia sind es Varietäten, die vor allem<br />

in Portugal angebaut werden. Aber gerade das macht es so<br />

spannend! Die Trauben für diesen Wein stammen von Rebbergen<br />

mit nördlicher und östlicher Exposition, jeweils aus den<br />

höchsten Lagen. Gelesen wurde der 2022er-Jahrgang Ende August,<br />

die Gärung fand unter strenger Temperaturkontrolle bei<br />

niedrigen Temperaturen statt, 70 % lagerte dann in Edelstahl,<br />

der Rest in gebrauchter französischer Eiche, etwa vier Monate<br />

lang hatte der Wein Kontakt zur Feinhefe. Der „Branco da<br />

Gaivosa“ duftet unheimlich frisch nach Limettenschale, Bergamotte,<br />

Thymian und Rosmarin, dazu kommen Johannisbeerblatt<br />

und grüne Walnuss, alles ganz strahlend, mit Belüftung<br />

fast pfeffrig-würzig, sehr faszinierend. Am Gaumen dann eine<br />

frische, perfekt balancierte Säure, zarte Phenole und erneut<br />

eine extrem belebende Frische mit viel Zitrusfrucht. Das Erstaunliche<br />

ist, dass gleichzeitig ein gewisser Schmelz vorhanden<br />

ist – eine tolle Kombination. Das ist ein maximal spannender<br />

Weißwein, der nur darauf wartet, ein paar Austern zu<br />

begleiten.<br />

Alves de Sousa<br />

Ab sofort und bis 2028.<br />

September 2023 101


PORTUGAL DOURO<br />

„CALDAS“ DOC DOURO, TINTO 2021<br />

Der perfekte Rotwein für jeden Tag: anspruchsvoll-lässiger<br />

Genuss aus dem Douro-Tal<br />

TOURIGA NACIONAL, TINTA RORIZ, TINTA BAROCCA<br />

PDO100421 | 13,5% VOL. | 11,86 €/L | 8,90 €<br />

Die meisten Weintrinkerinnen und Weintrinker haben vor allem einen Wunsch: Sie suchen<br />

einen guten, anspruchsvollen, aber unkomplizierten, nicht teuren Alltagswein, der mit an Sicherheit<br />

grenzender Wahrscheinlichkeit allen Gästen schmeckt: dem kritischen Wein-Gourmet,<br />

der hedonistischen Freundin der Gattin, die schon mal Eiswürfel in Weißweine fallen<br />

lässt und immer Angst vor Kopfschmerzen hat, dem wissenden Schwiegervater und dem durstigen<br />

Jungvolk. Und man selber sollte diesen Wein ebenfalls noch mögen. Alle Betroffenen<br />

bitte mal herhören: Ihre Suche ist hiermit beendet! Einfach ein paar Kisten des 2021er-Douro-<br />

Rotweins „Caldas“ von Alves de Sousa in den Keller legen und das Thema ist zumindest beim<br />

Rotwein durch. Gemeinhin sagt man Rotweinen von der iberischen Halbinsel ja nach, dass<br />

sie extrem viel Genuss fürs Geld bieten. Der „Caldas“ des fantastischen Vater-Sohn-Gespanns<br />

Domingo und Tiago Alves de Sousa belegen diese These extrem eindrucksvoll – und gewinnen<br />

noch ein extra Eleganz-Sternchen, denn mit 13,5 Vol.-% liegt der Wein unter den sonst in dieser<br />

Region üblichen Alkoholwerten. Das tut der Trinkigkeit sehr gut! Die Quinta da Caldas<br />

des Familienunternehmens liegt direkt am Douro, der Boden ist wie üblich in der Gegend<br />

vom Schiefer geprägt, hat aber einen relativ hohen Anteil an Lehm, was dem Volumen und<br />

dem Schmelz der Weine zugutekommt. Der „Caldas“ wird aus den traditionellen Rebsorten<br />

Touriga Nacional, Tinta Barroca und Tinta Roriz gekeltert, die Anlagen sind im Schnitt über<br />

20 Jahre alt. Die Vergärung der entrappten Trauben findet unter Temperaturkontrolle statt,<br />

der zwölfmonatige Ausbau erfolgt in Betonfässern. Der Wein duftet sehr intensiv nach würziger<br />

Süßkirsche, Schlehe, Brombeere, auch Rosmarin, Thymian und Salbei sind dabei. Das ist<br />

dicht gewoben, aber doch wunderbar transparent, fast schwebend für einen portugiesischen<br />

Rotwein. Am Gaumen dann eine lebendige Säure, fließende, extrem elegante Gerbstoffe und<br />

erneut eine herrlich animierende Frucht mit sehr viel Kirsche und Brombeere. Der Wein ist<br />

perfekt balanciert, lang, er endet frisch und animierend, leicht gekühlt wird die Frucht noch<br />

eine Spur pikanter. Das ist ein großer, sehr lässiger Trinkspaß zu einem extrem günstigen<br />

Preis. Aber Vorsicht: Die Gläser leeren sich extrem schnell!<br />

Zu genießen ab sofort, Potenzial bis ca. 2029.<br />

102 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


QUINTA DA GAIVOSA DOC DOURO,<br />

TINTO 2019<br />

Wer von den „icon wines“ aus dem Douro-Tal<br />

spricht, kommt an „Quinta da Gaivosa“<br />

nicht vorbei!<br />

„Cheval Blanc des Dourotals“ – Olivier Poussier<br />

(Bester Sommelier Frankreichs 2000)<br />

TOURIGA FRANCA, TOURIGA NACIONAL, TINTO CÃO<br />

PDO100819 | 14,5% VOL. | 51,60 €/L | 38,70 €<br />

Wenn man von den großen Terroir-Weinen des Douro-Tals<br />

redet, kommt man schnell auf Domingos Alves de Sousa und<br />

seinen Sohn Tiago zu sprechen. Ihr „Quinta da Gaivosa“<br />

zählt zu den berühmten Roten Portugals, der nur in Jahren<br />

mit besonders guter Trauben-Qualität erzeugt wird. Quinta<br />

da Gaivosa, etwas abseits vom Fluss Douro in einem Seitental<br />

gelegen, ist auch der Stammsitz von Alves de Sousa, wo<br />

Domingos Alves de Sousa als einer der allerersten Winzer<br />

im weltbekannten Schiefer-Canyon begann, neben dem traditionsreichen<br />

Port auch trockene Weine auszubauen. Sein<br />

„Quinta da Gaivosa“ wurde schnell zum Symbol dieser sensationellen<br />

Entwicklung und zu einem der von der internationalen<br />

Weinkritik gefeierten icon wines: Der bekannte französische<br />

Sommelier Olivier Poussier bezeichnete den Wein<br />

sogar als „Cheval Blanc des Dourotals“! Der über 80 Jahre<br />

alte Weinberg, aus dem die Trauben stammen, ist eine Kurio-<br />

sität, wie man sie wohl nur noch in Portugal findet: Über 20<br />

autochthone Rebsorten wie Touriga Franca, Touriga Nacional<br />

und Tinto Cão stehen auf Schieferverwitterung-Böden<br />

und sorgen für ein einmaliges aromatisches Profil. Die Trauben<br />

wurde in den traditionellen lagares vergoren und über<br />

20 Monate in gebrauchten Barriques ausgebaut. Tiefes Violett<br />

in der Farbe, Herzkirsche und Brombeere werden von<br />

einer Eukalyptusnote flankiert, auch Minze und Menthol,<br />

balsamische und ätherische Anklänge, eingelegte Orangenschale,<br />

Tabak, getrocknete Feige, Lakritz, etwas Sauerkirsche<br />

und Pflaume. Am Gaumen dicht und gleichzeitig seidig, ein<br />

nach den Regeln der Dramaturgie reizvoll vorgetragenes Zusammen-<br />

und Wechselspiel von Kraft und Finesse, getragen<br />

vom mineralischen Timbre eines Weltklasse-Terroirs. Komplex<br />

und vielschichtig, mit feinnerviger Säure, einer großen<br />

Menge fein extrahierter Gerbstoffe, die Qualität der Gerbstoffe<br />

und die delikate Säure sind eine Wucht. Klare Frucht,<br />

auch feine fruchtige Herbe, viel Saft, Sauerkirsche, frisches<br />

Lorbeerblatt, Blutorange, etwas Kumquats, feiner Tabak und<br />

Würze. Sehr eigenständig, erinnert an einen Grand Cru aus<br />

dem Bordelais, hat aber den ungebändigten Charakter der<br />

autochthonen Reben. Ein Rotwein von großem Format, mit<br />

Klasse und großer Ausstrahlung. Strahlt schon jugendlich<br />

Klasse aus, hervorragendes Entwicklungspotenzial.<br />

Sollte noch in die Karaffe, Höhepunkt ab 2027 bis sicher 2042.<br />

Alves de Sousa<br />

„PESSOAL“ DOC DOURO, BRANCO 2016<br />

Maximal individueller Weißwein-Genuss für fortgeschrittene<br />

Genießer – ein Meisterwerk voll Würze und Tiefe<br />

MALVASIA FINA, VIOSINHO, GOUVEIO … UND ANDERE MEHR<br />

PDO100316 | 12,5% VOL. | 57,33 €/L | 43,00 €<br />

Angesichts der fantastischen Rot- und Weißweine, die am Douro gekeltert werden, vergisst man schnell, dass die weinbauliche<br />

Tradition der Gegend tief und eng mit dem Portwein verbunden ist. Das ist der Ursprung, das ist der Startpunkt. Von<br />

hier aus hat die unglaubliche Reise dieser einmaligen Weinbauregion begonnen, die allein durch die enorme Vielfalt der<br />

autochthonen Reben so spannend und vibrierend ist. Tiago Alves de Sousa, der zusammen mit seinem Vater Domingo das<br />

Familienweingut erfolgreich führt, bezieht sich mit seinem Top-Weißwein, dem „Pessoal“ genau auf diese Portwein-Tradition<br />

– er verbindet mit ihm das Beste beider Welten. Und um es vorwegzunehmen: Mit dem „Pessoal“ ist ihm ein Meisterwerk<br />

gelungen. Ein Wein, der Grenzen überwindet und neue Horizonte sichtbar macht, der die Port-Wurzeln in die Welt der Weißweine<br />

transportiert. Kurzum: ein genialer Wein. So etwas geht natürlich nicht auf die Schnelle – Tiago weiß, dass große Weine<br />

Zeit brauchen. Deshalb ist der 2016er der aktuelle Jahrgang! Sieben Jahre hat er ihn reifen lassen, bis er fand, dass es nun an<br />

der Zeit sei, den „Pessoal“ freizugeben. Die Reben für dieses Weißweinunikat stehen auf kargen Schieferböden, es dominieren<br />

Malvasia Fina, Gouveio, Viosinho, dazu kommen – wie bei Alves de Sousa häufig üblich– weitere autochthone Rebsorten,<br />

die in einem gemischten Satz stehen. Die Reben sind im Schnitt über 70 Jahre alt, die Erträge extrem gering. Die komplett<br />

entrappten Trauben werden in kleinen Eichenfässern vergoren, der Wein reift danach 20 Monate in Eichenfässern aus Zweitbelegung,<br />

teilweise in Barriques, teilweise in 500-Liter-Fässer. Der goldgelbe „Pessoal“ duftet intensiv nach Haselnuss, grüner<br />

Walnuss, etwas Apfel ist dabei, aber vor allem ist da eine enorme Würze, Fenchelsamen, Ingwer, etwas Zimt und Bergamotte,<br />

alles untermalt von Schiefermineralität – ein spektakulärer Duft, der gewisse Anklänge an einen Fino-Sherry hat. Am Gaumen<br />

dann eine dicht-gewobene, aber unheimlich elegante Struktur, keine Schwere, sondern strahlend mineralisch-würzige<br />

Eleganz mit einem beschwingten Säurefaden. Das ist große, extrem individuelle Weißweinkunst und der tiefe Ausdruck einer<br />

großartigen Weinbauregion, dargebracht von einem überaus talentierten Winzer. Grandios! Übrigens: Den Wein unbedingt<br />

aus großen Gläsern genießen und ihn probeweise gerne etwas wärmer werden lassen (etwa 13 °C) – der „Pessoal“ zeigt sich<br />

dann in all seinen Facetten.<br />

Ab sofort (dann allerdings mindestens eine Stunde vor Genuss öffnen, idealerweise karaffieren) und bis leicht 2031+.<br />

September 2023 103


PORTUGAL DOURO<br />

QUINTA DA GAIVOSA<br />

„VINHA DE LORDELO“ DOC DOURO, TINTO 2019<br />

Druckvoll-satter Genuss mit enormer Tiefe – der „Vinha de Lordelo“<br />

gehört zu den besten Rotweinen Portugals<br />

TOURIGA NACIONAL, MALVASIA PRETA, TINTA AMARELA, 30 ANDERE MEHR<br />

PDO100919 | 14,5% VOL. | 73,33 €/L | 55,00 €<br />

Das Streben nach Exzellenz, nach dem Maximum, nach den letzten paar Prozent an Qualität<br />

lässt sich mit rationalen Gründen oft nicht erklären. Einfach, weil sich der Aufwand für<br />

die kleinen Verbesserungen gar nicht zu lohnen scheint. Und weil die Mühe sich ökonomisch<br />

kaum rechnet. Und doch ist es genau dieser Enthusiasmus, der uns immer wieder die<br />

schönsten und tiefgreifendsten Erlebnisse und emotionalsten Momente schenkt. Das ist in<br />

der Kunst so, das gilt für die Kulinarik und – natürlich – für den Weinbau. Sehr eindrucksvoll<br />

zu besichtigen und zu erfahren ist das beim „Vinha de Lordelo“ von 2019, einem Projekt<br />

des großartigen Tiago Alves de Sousa, der vor etwa 20 Jahren damit begann, im angesehenen<br />

Familienweingut ganz besondere Crus einzeln zu vinifizieren. Das klingt zwar banal, aber angesichts<br />

der minimalen Erträge – Tiago rechnet in der Lage „Lordelo“ mit etwa 200 Gramm<br />

Trauben pro Rebe – der teilweise über 100 Jahre alten Stöcke, die in einer beeindruckenden<br />

Steillage wachsen, war und ist das Unterfangen außerordentlich aufwändig. Deshalb wäre<br />

die Neupflanzung der Anlage, so Tiago, eigentlich der logische, der rationale Schritt. Nur:<br />

Beim „Vinha de Lordelo“ gehe es eben nicht um Rationalität oder Vernunft, sondern um<br />

Emotionen, Geschichte und das Erbe eines großartigen Terroirs, das es zu ehren gelte. Vielen<br />

Dank, dass Du das so siehst, Tiago. Denn mit Deinem Einsatz beschenkst Du uns mit einem<br />

fantastischen Weinerlebnis, das seinesgleichen sucht. In der vom Schiefer geprägten Steillage<br />

„Lordelo“ stehen neben Touriga Nacional, Malvasia Preta, Tinta Amarela etwa 30 weitere<br />

autochthone Rebsorten im gemischten Satz. Die Beeren werden entrappt, nach Mazeration<br />

und Gärung findet die Reifung in französischer Eiche statt, zur Hälfte in neuen Fässern, zur<br />

Hälfte in gebrauchten. Der tief dunkelrote Wein duftet nach reifer Sauerkirsche, Schlehe,<br />

Pflaume und Rauch, dann kommen schwarze Johannisbeere, Schokolade, Tabak, aber auch<br />

frische, fast minzige Anklänge dazu, quasi auf jedem Millimeter von einem fantastischen<br />

Schiefer-Ausdruck grundiert. Das ist alles unglaublich dicht und tief, super beeindruckend<br />

und tatsächlich fast unbeschreiblich sinnlich! Am Gaumen dann ein perfekt balanciertes<br />

Zusammenspiel von Wucht, Schmelz, satten, polierten Gerbstoffen und enormem aromatischem<br />

Reichtum, dabei sorgt ein eleganter Säurefaden für Frische, Mineralik für Spannung,<br />

das ist dicht und stark, aber nicht schwer. Ein Hochamt für Genießerinnen und Genießer,<br />

die satt-druckvollen Rotwein lieben, denn sie haben hier ihre Heimat gefunden! Viel besser<br />

und individueller geht’s einfach nicht. Ein großer Wein – der „Vinha de Lordelo“ gehört zu<br />

den besten Rotweinen Portugals.<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2045+.<br />

104 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


QUINTA DA OLIVEIRINHA<br />

„VINHA FRANCA“ DOC DOURO, TINTO 2017 (0,5L)<br />

Ein intensiver, aber nicht konzentrierter Rotwein-Typus mit viel Zukunft<br />

Alves de Sousa<br />

TOURIGA NACIONAL, TOURIGA FRANCA, TINTA RORIZ<br />

PDO101717 | 14,5% VOL. | 86,66 €/L | 65,00 €<br />

Mit der „Quinta da Oliveirinha“, der Farm der Olivenbäumchen, so die wörtliche Übersetzung,<br />

hat die Familie Alves de Sousa ihren Besitz um 12 Hektar in Cima Corgo erweitert. Es<br />

war eine Entscheidung, die leicht fiel: Diese Parzellen tragen die Klassifikation „A“ gemäß der<br />

portugiesischen Einstufung der Weingärten: Höchstnote! Historisch wurden hier, im Herzen<br />

des Douro, große Portweine erzeugt. Doch in den allerbesten Jahren entsteht nun eine kleine<br />

Auflage von nur 1.500 Flaschen, die diese außergewöhnliche Lage auch als klassischen Rotwein<br />

schmeckbar macht. Die erste Abfüllung des „Vinha Franca“ fand 2013 statt und zeigte<br />

bereits die Klasse der Reben der Quinta da Oliveirinha. Der Jahrgang 2017, für 26 Monate im<br />

neuen französischen Holz gereift, ist also erst der zweite dieser portugiesischen Rarität, die<br />

zugleich ein Tribut an die Rebsorte Touriga Franca darstellt. „Sie ist das Rückgrat der Region,<br />

das verbindende Element“, lobt sie Domingos Alves de Sousa. Wie in der Region üblich, erhält<br />

der nahezu reinsortige Touriga Franca aber „a little help from its friends“, wie der Winzer die<br />

restlichen 5 % anderer autochthoner Reben nennt. Die Kraft dieses Weins stammt aus einem<br />

überaus heißen Jahr, das mit kühleren Nächten und einer frühen Lese (sie begann am 22. August!)<br />

aber auch Spannung zur Reife mitlieferte.<br />

Brombeeren im Übermaß, etwas Lack, Schwarze Oliven und Kirsch-Tabak runden das dunkle,<br />

immer auch leicht rauchwürzige Duftbild ab. Viel Beeren, alle dunkel gefärbt, mürb und reif, sind<br />

auch zu schmecken. Kein Gramm Fett und vor allem keine Süße, sondern die pure Intensität<br />

drückt hier gegen das Gaumensegel. Man schmecke aber genau hin! Immer noch ist da genug<br />

Säure, um den 2017er aus dem Douro Lebendigkeit zu verleihen – auch das abgeschliffene<br />

Tannin befördert diesen Eindruck. Vor allem frischt aber auch die Würze im Finale auf: Thymian,<br />

etwas Basilikum und säuerliche Heidelbeeren klingen noch lange nach. Der „Quinta da<br />

Oliveirinha“ spielt bereits jetzt fast alle Stückerl, ein wenig Flaschenreife sollte man ihm nach den<br />

über zwei Jahren im Barrique aber noch gönnen. Großer Solist der Marke „Meditationswein“!<br />

Ab 2022 bis 2035.<br />

September 2023 105


PORTUGAL DOURO<br />

94 PUNKTE 18,5 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Vinho Grandes Escolhas<br />

„ABANDONADO“<br />

DOC DOURO, TINTO 2019<br />

Ein großartiges Unikat: Der geniale<br />

„Abandonado“ verbindet maximale<br />

Wucht mit unerreichter Individualität!<br />

TINTA AMARELA, TOURIGA FRANCA,<br />

TOURIGA NACIONAL, SOUSÃO, ANDERE<br />

PDO101119 | 14,5% VOL. | 113,33 €/L | 85,00 €<br />

Vernachlässigt sein, aufgegeben worden zu sein – eigentlich<br />

ist das gar nicht gut. Aber eben nur eigentlich und nicht,<br />

wenn es um einen Weinberg geht, der bereits von allen abgeschrieben<br />

wurde, weil er unter ökonomischen Gesichtspunkten<br />

als unbewirtschaftbar galt. So blieb das Weinbergs-Juwel<br />

unter einer sehr dichten und schweren Schicht aus unfassbar<br />

mühsamer Arbeit verborgen, bestockt mit uralten Reben, die<br />

sonst längst ersetzt worden wären. Der Dornröschenschlaf<br />

endete, als das grandiose Vater-Sohn-Gespann Domingo<br />

und Tiago Alves de Sousa sich im Jahr 2004 entschlossen aus<br />

ihrem steinigen, mühsam zu kultivierenden Clos „Abandonado“<br />

einen eigenen Wein zu keltern – allerdings nur in den<br />

besten Jahren. So entstand ein absoluter Kultwein, der heute<br />

zu den spektakulärsten Roten Portugals zählt. Ein Wein aus<br />

der am höchsten gelegenen und vom Weingut am weitesten<br />

entfernten Lage, die von ihrem äußerst kargen Boden geprägt<br />

ist. Bereits nach wenigen Zentimetern müssen sich die<br />

Reben hier durch puren Schiefer bohren. Die Bedingungen<br />

sind so extrem, dass Versuche, neue Reben zu pflanzen, stets<br />

scheiterten. Selbst mit liebevoller Pflege, so berichtet Tiago<br />

sei es nicht gelungen, die jungen Stöcke am Leben zu halten.<br />

Was auf der einen Seite natürlich sehr schade ist, gleichzeitig<br />

aber bedeutet, dass die hier verbliebenen Reben besonders<br />

zähe, sehr alte Exemplare sind, im Schnitt über 80 Jahre.<br />

Ihre Wurzeln gehen tief ins Erdreich, die Erträge sind klein,<br />

die Konzentration groß – alles ist angerichtet, was man für<br />

einen großen Wein braucht. Noch eine Besonderheit gibt es<br />

im „Abandonado“: Vor knapp einem Jahrhundert wurde in<br />

den Rebbergen oft ein „Gemischter Satz“ gepflanzt, also verschiedene<br />

Sorten durcheinander. Je nach Jahrgang gelang mal<br />

die eine Sorte besser, mal die andere – damals ging es weniger<br />

um Komplexität als vielmehr um kontinuierliche Erträge.<br />

Heute stellt die ziemlich einmalige Zusammenstellung aus<br />

Tinta Amarela, Touriga Franca, Touriga Nacional, Sousão<br />

und etwa 25 anderen autochthonen Reben mehr einen wunderbaren<br />

geschmacklichen Schatz dar und macht den „Abandonado“<br />

zu einem kostbaren, raren Unikat. Im relativ trockenen<br />

Jahr 2019, das von großen Temperaturschwankungen<br />

geprägt war, erfolgte nach der temperaturgesteuerten Gärung<br />

ein 20-monatiges Lager in neuer und gebrauchter portugiesischer<br />

und französischer Eiche. Der tiefdunkle Wein duftet<br />

intensiv nach reifen roten und dunklen Früchten, Kirsche,<br />

Brombeere, dann etwas Tabak, Milchschokolade, dazu eine<br />

Spur Rauch, Graphit kommt noch hinzu, vor allem aber eine<br />

unglaubliche, minzige Frische sowie ein tiefer mineralischer<br />

Faden. Das ist purer Schiefer, heißer, schwer Stein. Ein betörender<br />

Duft, so schön – man möchte sich darin verlieren.<br />

Am Gaumen dann eine unfassbare Saftigkeit, Samt und Seide,<br />

fließende Gerbstoffe, immens viel Druck und Kraft, aber<br />

dabei aromatisch hochfein bleibend, wieder dunkle Frucht<br />

und mineralischer Untergrund. Durch die lebendige Säure<br />

bleibt der Wein komplett trinkig, das ist richtig frisch, was<br />

für eine Spannung, dieser Wein hat, Wahnsinn! Das ist Weltklasse.<br />

Klar, der „Abandonado“ wird in den nächsten Jahren<br />

und Jahrzehnten großartig reifen. Aber wer besitzt schon<br />

die innere Stärke, diese Flaschen unangetastet zu lassen?<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2050.<br />

106 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„AMPHITHEATRUM“ by QUINTA<br />

DA GAIVOSA VINTAGE PORT, 2020<br />

Premiere: Einzellagen-Vintage-Port!<br />

95 Punkte: „Domingos Alves de Sousa hat einen<br />

fantastischen neuen Port namens Quinta da<br />

Gaivosa Vintage Port Amphitheatrum produziert.<br />

Er ist jetzt schon beeindruckend. Wenn er so<br />

altert, wie ich denke, wird er sogar noch<br />

beeindruckender sein.“ – Mark Squires<br />

(Robert Parker’s WINE ADVOCATE)<br />

TOURIGA NACIONAL, MALVASIA PRETA,<br />

TINTA AMARLA, 30 ANDERE MEHR<br />

PDO101820 | 19,5% VOL. | 198,66 €/L | 149,00 €<br />

Bis Anfang der 1990er- Jahre lieferte Domingos die Trauben<br />

an die großen Portweinhäuser des Douro- Tals. Ein Glück für<br />

uns alle, dass er sich irgendwann dazu entschied, eigene Weine<br />

zu vinifizieren. Der „Amphitheatrum“ nun übertrifft unseres<br />

Erachtens allerdings alles, was wir von Alves de Sousa<br />

in Sachen Vintage-Port bisher verkostet haben! Schon seine<br />

„Serienmodelle“ stammen aus vorzüglichen, um nicht zu<br />

sagen großartigen Lagen („Oliveirinha“ in Cima Corgo und<br />

„Gaivosa“ in Baixo Corgo), hier allerdings handelt es sich um<br />

einen „Single Quinta Vintage Port“ aus einer einzigen, im<br />

Zweifel Spitzenlage des Hauses. In diesem Fall aus der mit<br />

uralten Reben im Mischsatz bestockten Steillage „Vinha de<br />

Lordelo“. Kurz: Das ist die, wenn Sie so wollen, atemberaubende<br />

Port-Variante des genialen Rotweins aus der nämlichen<br />

Lage. Noch kürzer: ein absolut spektakulärer „SQVP“!<br />

Aber lassen wir doch den Macher zu Wort kommen:<br />

„2020 war vielleicht das herausforderndste Jahr, das unsere<br />

Generation je erlebt hat. Das Jahr war von Anfang an sehr<br />

heiß, was zu einem deutlichen Vorsprung schon beim Knospenaufbruch<br />

führte. Ein verregnetes Frühjahr führte zu einem<br />

großen Druck von Falschem Mehltau, der auch die Blüte<br />

beeinträchtigte, was zu Einbrüchen in der ohnehin nicht üppigen<br />

Produktion führte. Die bescheidenen Mengenprognosen<br />

für das Jahr wurden durch den Sonnenbrand vom 22. bis<br />

24. Juni noch verschlimmert. Die im Frühjahr angesammelten<br />

Wasserreserven ermöglichten jedoch einen guten Verlauf der<br />

Reifung. Der Eintritt in das letzte Augustdrittel markierte<br />

einen Wendepunkt – nach einem Regen am 20. August, der<br />

scheinbar willkommen war, um der Sommerhitze zu trotzen<br />

und die Reifung zu beenden ... beginnt eine plötzliche Austrocknung<br />

in den Beeren schnell. Das Ergebnis ... die Menge<br />

ging dramatisch zurück, in einigen Weinbergen um mehr als<br />

50 %. Aber die Natur hat mit der einen Hand genommen und<br />

mit der anderen zurückgegeben – die Qualität ist wirklich<br />

außergewöhnlich! Die Konzentration, die Intensität war so<br />

groß, dass sie bei einer ersten Analyse einige Fragen aufwarf.<br />

Lordelo, der älteste Weinberg der Quinta da Gaivosa, der bisher<br />

als eine der besten Douro-Cuvées des Weinguts abgefüllt<br />

wurde, erreicht plötzlich ein Rekordniveau an Konzentration.<br />

Es war reiner Jahrgangsport direkt aus dem Weinberg! Die<br />

Konzentration war in der Tat immens... aber proportional<br />

auf allen Ebenen: Zucker, Aromen, phenolische Struktur,<br />

Säuregehalt... alles (!), was eine außergewöhnliche Intensität,<br />

aber auch eine bemerkenswerte Ausgewogenheit garantierte!<br />

Einzigartige Bedingungen für einen fantastischen historischen<br />

Meilenstein – genau 200 Jahre nach 1820, dem Jahrgang,<br />

in dem ähnliche Bedingungen die Geschichte des Portweins<br />

für immer verändert haben.“ 200 Jahre später hat sich in<br />

Sachen Weinbereitung allerdings nicht viel verändert, die<br />

Methoden sind ähnlich, nur die Präzision hat zugenommen:<br />

sehr langsame spontane Gärung in „Mikro-lagares“ bei<br />

niedriger Temperatur (17 °C, um die delikaten Aromen<br />

der Rebsorte zu erhalten, Traubentreten inklusive); die Gärung<br />

wird dann durch Zugabe von neutralem „aguardente“ (Weinbrand,<br />

77 Vol.-%) gestoppt, um ein optimales Gleichgewicht<br />

zwischen natürlicher Süße, dem Alkohol und der Struktur<br />

des Weins zu erreichen und den intensiven, möglichst puren<br />

Ausdruck der Frucht zu bewahren. Danach reifte der<br />

Port zwei Jahre lang in Holzfässern unterschiedlicher Größe.<br />

Im Glas völlig opak, von tief rubinroter Farbe, der Duft eine<br />

Explosion von Aromen! Üppige Blütennoten, geradezu dekadente<br />

Frucht (rezent, fast überreif und getrocknet: Wildbeeren,<br />

Pflaume, Aprikose), ätherisch-balsamische Kräuter (Eukalyptus,<br />

Minze), Tabak- und Graphitnoten. Immens komplex,<br />

dabei eine gelassene Wildheit, wie sie nur ein junger Vintage-Port<br />

aufweist. Dann aber auch von einer unglaublichen<br />

Präzision, die genau diese Jugend Lügen straft. Feigen und<br />

Heidelbeeren, mit getrockneten Aprikosen und kandierten<br />

(Blut-)Orangen unterlegt, Kirschsüße und -säure im Abgang,<br />

dann, recht unvermittelt, raumgreifend mineralisch, verblüffend<br />

konzentriert, behält dabei allerdings seine leichtfüßige,<br />

traumwandlerisch sichere Eleganz! Er trifft jede einzelne<br />

Geschmacksknospe (die dann auch prompt „erblüht“), aber<br />

mit einer entwaffnenden Sanftheit, die Gerbstoffe sind in<br />

ihrer Finesse geradezu dezent. Oder, wie es Mark Squires beschreibt:<br />

„Gut definiert, strukturiert und mit kontrolliertem<br />

grip im Abgang, und dann nur noch absoluter Hedonismus“!<br />

Ab sofort, Höhepunkt 2035 bis sicherlich 2070+.<br />

19 PUNKTE 95 PUNKTE<br />

Alves de Sousa<br />

Revista de Vinhos<br />

Robert Parker<br />

September 2023 107


ÖSTERREICH WAGRAM<br />

BERNHARD<br />

OTT<br />

FEUERSBRUNN<br />

Grüne Veltliner braucht das Land! Keine Sorge,<br />

hier sind sie: „Der Ott“ sowie die Rieden „Stein“,<br />

„Spiegel“ und „Rosenberg“!<br />

Bernhard Ott ist ein legendärer Weinmacher. Nicht erst seit er vom Falstaff dem renommierten<br />

österreichischen Weinführer, mit dem Titel „Winzer des Jahres“, der bedeutendsten Ehrung, die<br />

ein Winzer in Österreich erreichen kann, ausgezeichnet wurde. Denn „Österreichs Mr. Grüner<br />

Veltliner“, wie der sympathische Genuss-Mensch in der Weinszene liebevoll tituliert wird, „hat<br />

sich schon in frühen Jahren mit Haut und Haar der regionaltypischen österreichischen Paradesorte<br />

verschrieben“ (Vinaria).<br />

Eigentlich ist Bernhard Ott, ein sinnenfroher, ausgeglichener,<br />

barocker Genussmensch, so schnell nicht aus der<br />

Ruhe zu bringen. Doch wenn die Rede auf „seinen“<br />

Grünen Veltliner kommt, dann wirkt er wie elektrisiert, wird<br />

zum engagierten Streiter für eine häufig verkannte, von allzu<br />

vielen Winzern zum billigen Durstlöscher abgestempelte<br />

Massenrebe. Dann spürt jeder Gesprächspartner, dass sein leidenschaftliches<br />

Plädoyer für Österreichs große autochthone<br />

Rebsorte, aus der unter den Händen begnadeter Winzer<br />

höchst anspruchsvolle Spitzengewächse mit cremig-seidener,<br />

aber auch zutiefst mineralischer Textur entstehen können, aus<br />

tiefstem Herzen kommt. Markenzeichen sind für uns Brillanz<br />

und Transparenz, die diesen gebirgsbachklaren und präzisen<br />

Weinen mit großem Trinkfluss eignet. Die Umstellung auf<br />

biodynamischen Anbau hat Bernhards großartigen Weinen<br />

eine neue Dimension an Terroirausdruck, an strahlender Mineralität,<br />

unvergleichlicher Brillanz und betörend aromatischer<br />

Finesse hinzugefügt. Er hat den Gipfel österreichischer<br />

Winzerkunst erreicht, was die Verleihung des Titels „Winzer<br />

des Jahres“ durch das Magazin Falstaff konsequent und mit<br />

einer logischen Folgerichtigkeit unterstreicht – und ist trotzdem<br />

ein wohltuend bescheidener und sympathischer Naturbursche<br />

geblieben. Ganz so, wie wir seinerzeit den aufstreben-<br />

den Stern am österreichischen Weinhimmel kennenlernten.<br />

Seine wunderbaren Grünen Veltliner gehören allesamt zur<br />

Kategorie „persönliche Lieblingsweine“ bei Pinard de Picard.<br />

Und Bernhards Weine begeistern auch die Kritiker. Egal ob die<br />

Rieden-Weine Bernhards angestellt werden oder sein legendärer<br />

„Ott“: Bernhards Preziosen sind stets vorne dabei, wenn<br />

Journalisten und Kritiker seine Weine in Blindproben anstellen.<br />

Auf der prestigereichen Veranstaltung „Meiningers Finest<br />

100“ war er bereits zum zweiten Mal als Wagram-Spezialist<br />

unter den besten Weingütern weltweit vertreten. Der Österreicher<br />

kennt einfach kein Halten. Erst kürzlich schuf er sich<br />

aufwändige Korbpressen an. Sie sind langsamer, teurer und<br />

höchst aufwändig. So etwas scheut doch eine Ikone nicht!<br />

„Durch das Anquetschen der Trauben in der Traubenmühle<br />

und das Pressen in den bislang einzigen Korbpressen dieser<br />

Art in Österreich, ergibt sich ein ungemein hohes Konzentrationsniveau<br />

aus Reife, Frucht, Säure und einer klassischen<br />

Veltliner Würze.“, erklärt uns Bernhard mit leuchtenden<br />

Augen. Das Ergebnis ist schmeckbar, Glas für Glas!<br />

Unsere Hochachtung gilt dem gesamten Ott-Team und<br />

seiner konsequenten Arbeit, die uns Jahr für Jahr so schöne<br />

Vetliner beschert!<br />

108 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„ROSALIE“, ROSÉ 2022 (BIO)<br />

Bodenständig und gleichzeitig einem<br />

französischen Vorbild treu!<br />

Bernhard Ott<br />

ZWEIGELT |<br />

AT-BIO-402<br />

OWG011622 | 12% VOL. | 23,33 €/L | 17,50 €<br />

Für Bernhard Ott, den niederösterreichischen König des<br />

Grünen Veltliners war es ein besonderes Anliegen, einen<br />

Rosé zu erschaffen, der nicht nur der Nase etwas zu bieten<br />

hat, der in allen Parametern seinen Ansprüchen folgen sollte.<br />

Hier kann man sich vorstellen, dass es äußerst schwierig gewesen<br />

sein musste. Otts Rosé nach französischen Vorbildern<br />

und die überragenden Qualitäten seiner Grünen Veltliner<br />

in einem Portfolio? Ja, das geht. Zuerst einmal ist die Wahl<br />

der Rebsorte entscheidend. Nichts Fremdes wurde da aus<br />

Südfrankreich herangekarrt, es sollte schließlich kein Experiment<br />

werden. Zweigelt von seinen Lößböden im warmen<br />

Wagram, an der Donau zugewandten Hängen gewachsen,<br />

unbedingt handgelesen wandert da spontan vergoren (auch<br />

hierauf legt Ott besonderen Wert) ganz selbstverständlich in<br />

die Flasche. Bodenständigkeit pur!<br />

Ungeheuer farbreich – dem Auge bereitet es eine große Freude,<br />

die vielen Facetten von Altrosa, Grün und Gelb in noble Blässe<br />

gebettet zu beobachten – und genauso ungeheuer duftig<br />

aalt sich Rosalie im Glas. Zuerst wirkt die Frucht allerdings<br />

sanft im Schlummer. Da „bombt“ nichts. Statt eines weit geöffneten<br />

Bouquets wird der Nase eher ein auf ganz allgemeiner<br />

Frische schwebendes Parfum geboten. Hollerblüte über allem<br />

in Ruhe, dann treten die „üblichen Verdächtigen“ in Erscheinung:<br />

Erdbeere, Himbeere, Granat- und gewöhnlicher Apfel<br />

und etwas Rhabarber warten darauf, sich nach den entzückenden<br />

Fingerzeigen zitrischer Noten aus diesem Schlummer<br />

zu erheben und kurze Auftritte zu absolvieren.<br />

Am Gaumen malt Otts „Rosalie“ dann ein ganz ähnliches<br />

Bild. Herbheit löst sich rasch auf und Wohlbefinden setzt<br />

ein. Hin und wieder überraschen herrlichste Säure-Piekser<br />

(den Fingerzeigen aus dem Bouquet sehr ähnlich) und nach<br />

Momenten wundervoller Fragilität verabschiedet sich der<br />

Schluck in spielerischem Verklingen, sagt noch einmal leise<br />

„Servus“. Man möchte sein Glas erheben, Ott zuprosten und<br />

„Dankeschön!“ antworten.<br />

Ab sofort bis mindestens 2027+.<br />

GRÜNER VELTLINER<br />

„AM BERG“, 2022 (BIO)<br />

Am Berg ist der Blick aufs Ott’sche<br />

Grüne-Veltliner-Panorama am schönsten!<br />

GRÜNER VELTLINER |<br />

AT-BIO-402<br />

OWG010422 | 11,5% VOL. | 18,00 €/L | 13,50 €<br />

Unter Bernhard Otts drei Grünen Veltlinern ohne Lagenbezeichnung<br />

ist der „Am Berg“ der wohl mineralischste. Wobei<br />

er nicht am Berg wächst, sondern am Fusse der mächtigen<br />

Lössterrassen und dort neben saftigen Böden auch entsprechende<br />

Prägung durch den Boden erfährt. Mit seinem 95%-<br />

igen Veltliner-Anteil am Portfolio hat Ott die Unterschiede<br />

zwischen „Fass 4“ bzw. „Der Ott“ und dem „Am Berg“ über<br />

die Jahre wunderbar kultiviert und auch stärker herausgearbeitet.<br />

Der leich- te Alkohol der biodynamischen Weißweine<br />

des Wagramer Winzers macht es auch einfach, diese<br />

Unterschiedlichkeiten nachzuvollziehen. Für Ott selbst soll<br />

dieser Weine den Bogen zwischen Ele- ganz und Unkompliziertheit<br />

spannen. Präzise dort, wo wir den Veltliner sehen“.<br />

Technisch handelt es sich um eine Rieden-Cuvée aus verschiedenen<br />

Weinbergen „in Fahrraddistanz“ (Bernhard Ott).<br />

Aus den einzeln vinifizierten Chargen wird dann jährlich<br />

dieser Wein komponiert, der den Einstieg in die „GV“-Welt<br />

des Weinguts darstellt. Entsprechend beliebt ist der trinkflussbeschleunigende<br />

„Am Berg“ in der Gastronomie seiner<br />

österreichischen Heimat. Überall, wo Panier und ein<br />

Quäntchen Fett im Spiel sind, frischt dieser Veltliner-<br />

Typus den Gaumen wieder auf. Das gilt insbesondere für<br />

den aktuellen Jahrgang: Attraktives Gelb-Grün tanzt im Glas<br />

und man sollte dieses Farbspiel noch eine Zeit bewundern.<br />

Denn olfaktorisch lässt sich der „Am Berg“ ein wenig Zeit, bis<br />

er sich in seinen Facetten öffnet. Dann duftet es nach gelber<br />

Kiwi, Birne und auch etwas Zitrusabrieb.<br />

Vor allem aber kommt eine zarte Rauchigkeit – wie ein Fladenbrot<br />

mit knuspriger Kruste und Sesamkörnern – durch.<br />

Sehr engmaschig ist dieser Wein, der mit einem frischen<br />

Geschmack nach Grapefruit, gelbem Apfel (wie ein knackiger<br />

Golden Delicious) punktet. Die Würze hat er sich für den<br />

letzten Moment aufgehoben, wenn dann etwas Senfsaat und<br />

Curry für den finalen Eindruck dieses Veltliners sorgen. Süßsauer<br />

und sogar leicht pikant im „Peperonata“-Style klingt<br />

der „Am Berg“ von 2022 aus. Merke: Leichtigkeit, Raffinesse<br />

und Komplexität müssen kein Widerspruch sein!<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

September 2023 109


ÖSTERREICH WAGRAM<br />

CUVÉE „SPECTRUM“, WEISS 2022<br />

Bandbreite à la Ott: neun weiße Sorten vom Engabrunner Stein<br />

TRAMINER, MÜLLER-THURGAU, SILVANER, ROTER VELTLINER, WEISSBURGUNDER<br />

OWG011822 | 12% VOL. | 20,66 €/L | 15,50 €<br />

Bei Bernhard Otts „Spectrum“ ist der Name Programm. Der Wein bietet tatsächlich die ganze<br />

Vielfalt der weißen Rebsorten, die typischerweise im Kamptal und in Wagram angebaut<br />

werden. Die Idee zu diesem Wein kam dem Winzer, als er ein paar Parzellen im Engabrunner<br />

Ried Stein übernehmen konnte – unter anderem eine mit einem Gemischten Satz. Bis ins<br />

20. Jahrhundert war diese Art des An- und Ausbaus von Weinen vielerorts noch gang und<br />

gäbe. Der Gemischte Satz basiert auf der Idee, dass unterschiedliche Rebsorten gemeinsam<br />

im Weinberg stehen, gemeinsam gelesen und vergoren werden. Diese Vielfalt an Rebsorten<br />

hat früher für mehr Diversität im Weinberg gesorgt und für eine größere Widerstandsfähigkeit,<br />

als es reine Monokulturen können. Doch mit dem Aufkommen der modernen Landwirtschaft<br />

und ihrer Spritztechnik sowie mit den in Mode gekommenen reinsortig ausgebauten<br />

Weinen war diese Art des Anbaus fast dem Vergessen anheimgefallen. Es gab lediglich<br />

noch historische Weinberge mit Gemischten Sätzen und darunter eine Ausnahme, denn<br />

Wiener Winzer haben diese Gemischten Sätze zu ihrem USP gemacht und sich das Ganze<br />

auch gleich als „Wiener Gemischten Satz“ schützen lassen – europaweit.<br />

Auf dem Etikett des „Spectrum“ taucht der Begriff nicht auf und ebenso lässt sich erahnen,<br />

wie viele Rebsorten tatsächlich im Wein enthalten sind. De facto sind es im 2022er-Jahrgang<br />

neun: Traminer, Müller Thurgau, Silvaner, Roter Veltliner, Neuburger, Chardonnay, Muskateller,<br />

Sauvignon Blanc und Welschriesling. Den Zusatz „Cuvée“ hat der „Spectrum“ erhalten,<br />

weil es nicht mehr ein Lesedurchgang ist, wie beim „Gemischten Satz“ üblich, sondern in diesem<br />

Jahr drei. Biologisch-dynamisch bewirtschaftet, wurde der „Spectrum“ im großen 7.000<br />

Liter-Holzfass vergoren und ausgebaut, nachdem die Trauben eine viertägige kühle Maischestandzeit<br />

genossen haben und danach sanft mit der Korbpresse gepresst wurden. Der Wein<br />

wurde nach dem Ausbau unfiltriert abgefüllt und präsentiert sich im Glas auch leicht hefetrüb.<br />

Er öffnet sich mit dem Duft von weißen Blüten und Enzian, aromatischen Birnen und<br />

Mostbirnen samt Schalen und einer kräuterwürzig herben Note. Das wirkt beschwingt und<br />

leicht, besitzt aber gleichzeitig das richtige Maß an würziger Ernsthaftigkeit. Am Gaumen<br />

wirkt der „Spectrum“ saftig mit der gleichen Frucht von knackigen Birnen, zudem etwas<br />

Apfel und Zitrusfrüchten. Dazu kommen auch hier die Kräuternoten, etwas Schale und Zeste<br />

und eine würzig erdige Komponente. Die Säure wirkt lebendig und bietet einen angenehmen<br />

Biss. Die Standzeit und das Hefelager sorgen einerseits für einen griffigen Gerbstoff, andererseits<br />

für eine seidige Textur. Mit der abschließenden leichten Salzigkeit steigt der Trinkfluss<br />

noch einmal an. Ein mundfüllender, charmanter, heller und leicht herber Wein, der ein echter<br />

Allrounder geworden ist und der ganz hervorragend ein komplettes Menü begleiten kann.<br />

Ab sofort uns bis mindestens 2028.<br />

110 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


GRÜNER VELTLINER<br />

„DER OTT“ TROCKEN, 2022 (BIO)<br />

Sinnliche Noten und subtile Würze:<br />

„Der Ott“ verführt mit barocker Opulenz<br />

Bernhard Ott<br />

GRÜNER VELTLINER | AT-BIO-402<br />

OWG010222 | 12,5% VOL. | 38,26 €/L | 28,70 €<br />

OWG010222-M | MAGNUM | 12,5% VOL. | 39,33 €/L | 59,00 €<br />

GRÜNER VELTLINER „FASS 4“, 2022 (BIO)<br />

Gewichtig und gleichzeitig ohne jede Schwere!<br />

GRÜNER VELTLINER |<br />

AT-BIO-402<br />

OWG010122 | 12% VOL. | 25,32 €/L | 18,99 €<br />

OWG010122-M | MAGNUM | 12% VOL. | 27,00 €/L | 40,50 €<br />

Ursprünglich war der Grüne Veltliner „Fass 4“ nur einer kleinen<br />

Gruppe von Privatkunden vorbehalten. Nach dem vierten<br />

Holzfass im Keller des Weingutes benannt, sollte er einen<br />

Querschnitt des Gutes bieten. Aus kleinen Parzellen ihrer<br />

Lagen am niederösterreichischen Wagram, deren Rebgut<br />

getrennt vinifiziert wurde, cuvèetieren Otts seit 30 Jahren<br />

dieses Aushängeschild so erfolgreich, dass es mittlerweile ihr<br />

mengenmäßig wichtigster Wein geworden ist. Daran änderte<br />

auch der aus Gründen des Klimawandels notwendig gewordene<br />

Umstieg auf biodynamische Bewirtschaftung nichts.<br />

Die Nutzung wiederentdeckter Verfahren (insbesondere die<br />

einer Traubenmühle mit Walzen aus Eichenholz) sollte dem<br />

Grünen Veltliner noch mehr Reichtümer mit auf den Weg<br />

geben. Die derart gequetschten, vollständigen Trauben werden<br />

in großen Holzbecken einen Tag lang mazeriert, bevor<br />

der Wein dann im Holzfass spontan gären darf und lange<br />

Zeit, bis zu einem Jahr auf der Hefe liegt.<br />

„Gewicht, das nicht ins Gewicht fällt“ könnte denn Motto<br />

dieses großen Weines sein. Grüner Apfel, Aprikose, Mango,<br />

Zedratzitrone, Mandarine machen den Anfang dieses weit<br />

geöffneten Bouquets. Lilien-, Mandel- und Holunderblüte<br />

schweben darüber und den Untergrund würzen grüne Paprika,<br />

Fenchel und Pfeffer. Das Bouquet scheint sich immer weiter<br />

zu öffnen, die wenigen Würznoten wirken immer mehr wie<br />

eingestreute Prisen. Zunge und Gaumen bekommen eins zu<br />

eins das gleiche Spektakel geboten. Aus Alkoholeindruck<br />

von warmer Süße, Salz und Säure entsteht hier eine ganz besondere<br />

Welt, die alle Aromatik üppig erscheinen lässt, ohne<br />

Leichtigkeit einzubüßen. (Wie macht man das nur?) Bis zum<br />

Spitzenfinale eines Feuerwerks wird der Genießer mit Säurefunkeln<br />

und Aromareichtümern überhäuft. Ein abendfüllender<br />

Grüner Veltliner!<br />

„Pur, ungestüm, stur auf der Bahn der Qualität“ – so charakterisiert<br />

der Veltliner-Flüsterer Bernhard Ott aus Feuersbrunn<br />

am Wagram nicht etwa sich selbst, sondern seinen Spitzenwein<br />

aus exzellenten Lagen. Tatsächlich begeistert der in konsequenter<br />

Schlichtheit „Der Ott“ getaufte hellgoldene Tropfen<br />

seit mehr als einem Jahrzehnt als ein Klassiker von unvergleichlicher<br />

Tiefe und Fülle – und das, obwohl der Ott (der<br />

Winzer, nicht der Wein) vieles bewusst anders macht als seine<br />

Kollegen, die sich ebenfalls der wichtigsten autochthonen<br />

Rebsorte Österreichs verschrieben haben: Kompostierung<br />

des Bodens statt Düngung und die sorgfältige Bepflanzung<br />

zur Feuchtigkeitsregulierung sind nur zwei Beispiele für die<br />

biologisch-dynamische Philosophie, mit der Bernhard Ott<br />

seine Weingärten bewirtschaftet. Hinzu kommen ein möglichst<br />

schonender Ausbau mit reduktiven Methoden, eine lange<br />

Reifezeit auf der Feinhefe und ein allenfalls dezenter Schwefelzusatz.<br />

So entfaltet sich das Aromenspektrum dieses Weins<br />

in weiten Wellen, und sein fast barocker Körper ist von opulenter<br />

Substanz. Im charakteristischen Bouquet vereinen sich<br />

Nuancen von weißen Blüten, zartem Gras, Noten von grünem<br />

Spargel, begleitet von einer Spur Hefe, subtilen Pilznoten<br />

und einer feinen Würze, die sich alsbald im berühmten<br />

„Pfefferl“ manifestiert. Noten von Honigmelone und reifer<br />

Birne setzen Akzente, begleitet von etwas Papaya. Subtile<br />

Tabaknuancen geben dem Bouquet die Würze. Am Gaumen<br />

präsentiert sich eine cremige, fast ölige Textur von<br />

erhabener Präsenz, begleitet von einer subtilen Würze im<br />

anhaltenden Nachklang. Ein kraftvoller, herrlich vollmundiger<br />

Grüner Veltliner wie aus dem Bilderbuch, geprägt<br />

von tropischer Finesse, komplexer Struktur und kräuterwürziger<br />

Saftigkeit.<br />

Ab sofort und bis 2029+.<br />

Ab sofort bis mindestens 2028.<br />

September 2023<br />

111


ÖSTERREICH WAGRAM<br />

RIED „SPIEGEL“ FEUERSBRUNNER<br />

GRÜNER VELTLINER 1. LAGE, 2021 (BIO)<br />

Riede „Spiegel“? Otts höchste und kühlste Lage.<br />

Der Grüne Veltliner? Ein Überflieger!<br />

95–97 Punkte: „crazy in its richness and<br />

salinity as well as flinty purity“ – Stephan<br />

Reinhardt (Robert Parker WINE ADVOCATE)<br />

GRÜNER VELTLINER |<br />

AT-BIO-402<br />

OWG010821 | 13% VOL. | 55,33 €/L | 41,50 €<br />

Der 2021er-Jahrgang wurde in Österreich sehr bald als legendär<br />

gefeiert, ein Jahrgang, der in der Tradition von 2013, 2015<br />

and 2019 stehen sollte. Allerdings war das Ergebnis dann doch<br />

komplexer, denn Wärme und Trockenheit haben die Grünen<br />

Veltliner oft etwas alt aussehen lassen, wenn sie zu früh oder<br />

zu spät und vor allem mit zu hohem Ertrag gelesen wurden.<br />

Bei Bernhard Ott ist all das nicht der Fall. Seine Grünen<br />

Veltliner von 2021 zählen zum Besten, was es in diesem<br />

Jahr aus dieser Rebsorte gibt. Doch nicht nur das, auch der<br />

Winzer hat sich mit seinen Lagenweinen wieder einmal selbst<br />

übertroffen. Die Feuersbrunner Riede „Spiegel“ ist Bernhard<br />

Otts höchste und kühlste Lage. Sie ist acht Hektar groß und<br />

von Tertiärschotter und mit Kalk durchsetztem Löss geprägt.<br />

Gearbeitet wird hier seit Jahren biodynamisch, doch um aus<br />

dieser sehr guten Lage nicht nur einen sehr guten, sondern<br />

einen exzellenten Wein zu machen, nutzt Ott Erträge,<br />

die so gering sind, das er aus bewussten acht Hektar lediglich<br />

ein Fass mit 56 Hektolitern füllt. Er baut den Grünen Veltliner<br />

rund 18 Monate darin aus, nachdem er ihn spontan hat<br />

vergären und durchgären lassen. Der „Spiegel“ ist nach<br />

Meinung von Bernhard Ott immer der Neugierigste der drei<br />

Lagen-Veltliner, sprich, er wagt sich immer als Erster aus<br />

der Deckung.<br />

Otts „Spiegel“ von 2021 präsentiert sich vom ersten Moment<br />

an als ein sehr kompletter, balancierter und in sich stimmiger<br />

Wein. Er wirkt zugleich kraftvoll, elegant und komplex<br />

und bietet eine Mischung aus reifen und knackigen Äpfeln,<br />

Grapefruit, Orangenzesten, etwas Karambole und Ananas.<br />

Darüber liegt ein Hauch von zerstoßenem Feuerstein sowie<br />

ein paar Lindenblüten. Am Gaumen zeigt der Grüne<br />

Veltliner dann seine ganze Komplexität und reichhaltige<br />

Würze: Kräuter, gelbe Gewürze und Selleriesalz tragen die<br />

helle, saftige, knackige Frucht in ein langes, kraftvolles und<br />

spannungsreiches Finale.<br />

Ab sofort uns bis 2040+.<br />

RIED „STEIN“ ENGABRUNNER<br />

GRÜNER VELTLINER 1. LAGE 2021<br />

Eleganz und Dichte, Präzision und Frische!<br />

95–96 Punkte: „ein faszinierender Wein“<br />

– Stephan Reinhardt (Robert Parker Wine Advocate)<br />

GRÜNER VELTLINER |<br />

AT-BIO-402<br />

OWG010721 | 13% VOL. | 55,33 €/L | 41,50 €<br />

Wenn wir die Grünen Veltliner, die Bernhard Ott in den<br />

letzten Jahren erzeugt hat, Revue passieren lassen, dann müssen<br />

wir konstatieren, dass der Mann nicht nur zu den ganz<br />

Großen seines Fachs gehört, sondern auch, dass seine Weine<br />

von Jahr zu Jahr immer noch ein bisschen besser, feiner, tiefer<br />

und eleganter werden. Das gilt auch (und besonders) für<br />

2021, wo der Grüne Veltliner den Herausforderungen durch<br />

Hitze und Trockenheit ausgesetzt war, die die Sorte nicht<br />

so einfach verkraftet wie beispielsweise der Riesling. Otts<br />

Weinen merkt man diese Herausforderungen jedoch nicht<br />

an. Sein Gefühl für die richtigen Entscheidungen und die<br />

jahrelange biodynamische Arbeit im Weinberg haben sich<br />

auch in diesem nicht ganz einfachen Jahrgang wieder voll<br />

ausgezahlt. Das beste Beispiel dafür liefert der Grüne Veltliner<br />

Ried „Stein“. Die Lage „Stein“ findet man in Engabrunn<br />

auf der Kamptaler Seite an der Grenze zum Wagram. Dort<br />

war Otts Urgroßvater schon Winzer. Die Böden unterscheiden<br />

sich deutlich von denen in Feuersbrunn, dem heutigen<br />

Stammsitz des Weingutes; denn die Reben, von denen<br />

die ältesten 1957 gepflanzt wurden, fußen tief im Gföhler<br />

Gneis, sowie einem Oberboden aus roten und weißen Sanden,<br />

bedeckt von einer dünnen Oberschicht aus Lösslehm.<br />

So vielschichtig der „Stein“ aufgebaut ist, so komplex wirkt<br />

der Wein, für den Bernhard Ott die Trauben mehr als einen<br />

Tag lang auf der Maische ließ, um Extrakt und Phenole in<br />

den Saft zu bringen, der tatsächlich die ganze Tiefe und<br />

Mineralität der Lage widerspiegelt.<br />

Der 2021er-„Stein“ sorgt im Glas für ein tiefes, leicht rauchiges<br />

und steiniges, vor allem aber saftiges und frisches Bukett mit<br />

einer feinen Kräuter- und Gesteinswürze, heller Frucht und<br />

etwas herber Zeste. Zudem erinnert er an Salzzitronen und<br />

Flechten auf feuchtem Stein und etwas Sesam. Am Gaumen<br />

wirkt dieser Grüne Veltliner mundfüllend saftig mit einer seidigen<br />

und feinen Textur, einer reichen Fruchtfülle von weißfleischigem<br />

Steinobst und Kernobst, herzhaft bitteren Noten<br />

von Zesten und herben Kräuternoten. Im Finale werden<br />

die ganze Würze und Salzigkeit des Weins offensichtlich, die zu<br />

einer beeindruckenden Intensität führt. Der „Stein“ hält dabei<br />

sehr lange seine innere Spannung und Dichte, wirkt mineralisch<br />

und elektrisierend: ein schlicht famoser Riedenwein!<br />

Ab sofort uns bis mindestens 2042.<br />

112 <strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong>


„RIED ROSENBERG“<br />

FEUERSBRUNNER GRÜNER VELTLINER 1. LAGE 2021 (BIO)<br />

Veltliner-Eleganz in Perfektion: Otts legendäres Juwel,<br />

der unvergleichliche Ried Rosenberg!<br />

Bernhard Ott<br />

GRÜNER VELTLINER |<br />

AT-BIO-402<br />

OWG010321 | 13% VOL. | 69,33 €/L | 52,00 €<br />

„Ich bin ein Veltliner1“ Auch wenn dieses augenzwinkernde Motto des Wagram-Winzers<br />

Bernhard Ott das Bekenntnis eines großen Staatsmannes variiert, ist es im Falle des Ried<br />

Rosenberg ein maßloses Understatement. Denn hierbei handelt es sich um Otts mit Abstand<br />

beste Einzellage, ein legendäres Kleinod in Form eines Amphitheaters, das der Sonne<br />

zugewandt ist und die Reben dennoch vor allzu rauen Brisen schützt. In einer Höhe von 280<br />

bis 320 Metern entfaltet der Rosenberg seinen Reichtum an kalkhaltigem Lössboden, die bis<br />

zu 20 Meter tiefen Rebstöcke wurden teilweise bereits 1956 von Otts Vater gepflanzt. Dieser<br />

straffe, filigrane Veltliner aus biodynamischem Anbau strahlt eine Authentizität aus, die den<br />

Geist des spektakulären Terroirs einfängt. Er präsentiert ein facettenreiches mineralisches<br />

Bouquet mit einem Hauch von Reife und Hefe, umspielt von Mineralität und einem Hauch<br />

von Jod. Hier zeigt sich die Kunst des erfahrenen Winzers, den optimalen Lesemoment abzupassen:<br />

nicht zu früh, um nicht in unreife Jugendlichkeit zu verfallen, doch auch nicht zu<br />

spät, um nicht von überbordendem Alkoholgehalt überwältigt zu werden. Schon beim ersten<br />

Hineinschnuppern offenbart sich eine Reinheit, die wie ein kostbares Versprechen in der<br />

Luft schwebt: Feuerstein und nussige Akzente bilden eine einladende Nase, die das bevorstehende<br />

Geschmackserlebnis erahnen lässt. Ausdrucksstarke Steinobstnoten und reife Zitrusfrüchte<br />

fügen sich kunstvoll zusammen. Mirabellen und weißer Pfirsich vermischen sich mit<br />

Nuancen von Kamille und Tabak. Durch die monatelange Reifung auf der Feinhefe entfaltet<br />

sich am Gaumen eine meisterhafte Struktur, ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Frische<br />

und Tiefe, das die Sinne umschmeichelt. Ein bezaubernder Aromenreigen zeigt sich in<br />

schmelziger Klarheit, Nektarinen, Aprikosen und grüner Apfel treffen auf zarte Tabaknoten,<br />

Aromen von kandierten Orangen, Estragon und Rosen steigen auf, tief und konzentriert.<br />

Lindenblüten und eine rauchige Mineralität weben weitere Facetten in diese Aromenkulisse.<br />

Alles in allem ein großer, unvergleichlich eleganter Grüner Veltliner, der das Erbe von über<br />

60 Jahre alten Reben in sich trägt. Und der sich als perfekter Begleiter zu feinen Vorspeisen,<br />

Fisch- und Gemüsegerichten empfiehlt.<br />

Ab 2025 und bis 2040.<br />

WEINBERGHONIG<br />

Bei soviel Biodiversität muss es auch<br />

einen eigenen Honig geben!<br />

OWG019700 | 33,00 €/L | 9,90 €<br />

Ein biologisch gepflegter Weingarten, in dem der Winzer<br />

Wert auf Biodiversität legt, ist heute so wichtig wie nie zuvor.<br />

Während weltweit immer mehr Arten aussterben – nicht zuletzt<br />

Bienen –, schafft Bernhard Ott in seinen Weingärten<br />

ein wahres Paradies. Neben den Reben stehen Aussaaten, um<br />

die Weinberge herum Bäume und Hecken, und zwischenzeitlich<br />

erstrahlt der Weinberg als großes Blütenmeer. Aus<br />

diesem Meer nun stammt dieser Honig. Der ist nicht nur<br />

als Brotaufstrich ein wahrer Genuss – wir empfehlen dazu<br />

Brioche und beste Butter. Lasiert man aber ein glücklich<br />

aufgewachsenes Huhn mit diesem feinwürzig-aromatischen<br />

Honig und schiebt es in den Ofen, sind später nicht nur die<br />

Düfte betörend, sondern auch und vor allem die Kombination<br />

von Ofenhuhn und einem Grünen Veltliner von Bernhard<br />

Ott. Damit schließt sich dann der Kreis, der im Weinberg<br />

eröffnet wurde!<br />

September 2023 113


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109,00 €<br />

ITO070422 Chianti DOCG, rosso 2022 9,50 €<br />

ITO070621 „Brolio“ DOCG Chianti Classico, rosso 2021 14,50 €<br />

ITO071020<br />

„Castello di Brolio“ DOCG Chianti Classico<br />

Gran Selezione, rosso 2020 Suckling: 96 P<br />

ITO070919 Casalferro IGT Toscana, rosso 2019<br />

Suckling: 98 P<br />

ITO070820<br />

ITO071620<br />

ITO071720<br />

ITO071520-P<br />

ITO072020<br />

ITO071900<br />

„Colledilà“ DOCG Chianti Classico<br />

Gran Selezione, rosso 2020 Parker: 97+ P<br />

„Roncicone“ DOCG Chianti Classico<br />

Gran Selezione, rosso 2020 Suckling: 95 P<br />

„CeniPrimo“ DOCG Chianti Classico<br />

Gran Selezione, rosso 2020 Suckling: 97 P<br />

„Raritas 2020“– limitiertes Lagenweinpaket<br />

in der Originalholzkiste<br />

(je 1 Fl. „Colledilà“, „Roncicone“, „CeniPrimo“)<br />

„Castello di Brolio Sanbarnaba“ IGT Toscana,<br />

bianco 2020<br />

Grappa di Casalferro (0,5l)<br />

Feinschmecker: Platz 1, Bester Grappa<br />

44,00 €<br />

54,00 €<br />

59,00 €<br />

59,00 €<br />

59,00 €<br />

195,00 €<br />

46,00 €<br />

47,90 €<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

DEUTSCHLAND | Sommer-Spezial-Probierpaket<br />

802223-S „Die besten Gutsrieslinge 2022“<br />

(12 Flaschen) statt 125,65 € nur<br />

DEUTSCHLAND | Weingut Jülg – Pfalz<br />

109,00 €<br />

DPF070322 Weißburgunder „vom Kalk“, 2022 9,90 €<br />

DPF072222 Grauburgunder „vom Kalk“, 2022 9,90 €<br />

DPF071222 Riesling „vom Kalk“ trocken, 2022 9,90 €<br />

DPF079922-P<br />

„Vom Kalk“-Kennenlernpaket (6 Flaschen)<br />

statt 61,40 € nur<br />

56,00 €<br />

DPF070122 Riesling „Schweigen“ trocken, 2022 17,00 €<br />

DPF070422 Weißburgunder „Schweigen“ trocken, 2022 17,00 €<br />

DPF072122 Chardonnay „Schweigen“, 2022 18,00 €<br />

DPF079822-P<br />

DPF071622<br />

DPF072522<br />

DPF071722<br />

„Schweigen ist Gold 2022“ (6 Flaschen)<br />

statt 107,50 € nur<br />

Dörrenbacher Springberg Riesling<br />

1. Lage trocken, 2022<br />

Rechtenbacher Pfarrwingert Weißburgunder<br />

1. Lage, 2022<br />

Rechtenbacher Pfarrwingert Chardonnay<br />

1. Lage, 2022<br />

99,90 €<br />

27,00 €<br />

27,00 €<br />

28,00 €<br />

DPF070522 Sonnenberg Weißburgunder GG, 2022 38,00 €<br />

DPF071522 Sauvignon Blanc „Opus Oskar“, 2022 58,00 €<br />

DPF071322 Chardonnay „Opus Oskar“, 2022 62,00 €<br />

DPF070222 Sonnenberg Riesling GG trocken, 2022<br />

In Subskription, Lieferung ab Winter 2023<br />

38,00 €<br />

DPF070621 Spätburgunder „vom Kalk“, 2021 11,90 €<br />

DPF070721 Spätburgunder „Schweigen“, 2021 21,50 €<br />

DPF070921<br />

Schweigener Sonnenberg „WB“<br />

Spätburgunder 1. Lage, 2021<br />

32,00 €<br />

DPF072321 Sonnenberg „KT“ Spätburgunder GG, 2021 49,00 €<br />

DPF071021 Sonnenberg „KB“ Spätburgunder GG, 2021 55,00 €<br />

DPF071117 Rieslingsekt brut, 2017 14,90 €<br />

DPF072600 Crémant Rosé brut 15,90 €<br />

DPF072419 Blanc de Noir brut, 2019 18,00 €


<strong>PINwand</strong> № <strong>356</strong><br />

Bitte liefern Sie mir folgende Weine<br />

Bestellung per Fax: 0 68 38 / 9 79 50-30, Telefon: 0 68 38 / 9 79 50-0 oder auch per Post:<br />

Pinard de Picard • Alfred-Nobel-Allee 28 • 66793 Saarwellingen oder www.pinard.de<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

DEUTSCHLAND | Holger Koch – Baden<br />

IHRE KONTAKTDATEN<br />

Name | Firma<br />

DBA010122 Weißburgunder, 2022 (Edition PdP) 10,90 €<br />

DBA010422 Grauburgunder, 2022 (Edition PdP) 11,60 €<br />

DBA010622 Weißburgunder „Steinfelsen“, 2022 (Edition PdP) 14,95 €<br />

DBA010722 Grauburgunder „Steinfelsen“, 2022 (Edition PdP) 14,95 €<br />

DBA019922-P „Burgunder-Probe“ (6 Fl.) statt 87,65 € nur 79,90 €<br />

DBA011522 Chardonnay „Herrenstück“, 2022 15,95 €<br />

DBA010922 Grauburgunder ***, 2022 22,00 €<br />

DBA011022 Weißburgunder ***, 2022 PdP: Coup de Cœur 22,00 €<br />

DBA011422 Chardonnay *** 2022 22,00 €<br />

DBA011622 Chardonnay „Reserve“, 2022 37,00 €<br />

DBA010822 Spätburgunder „Alte Reben“, 2022 (Edition PdP) 11,95 €<br />

DBA011121 Pinot Noir „Herrenstück“, 2021 17,30 €<br />

DBA010221 Pinot Noir „Funken“, 2021 (Edition PdP) 17,95 €<br />

DBA010321 Pinot Noir ***, 2021 38,00 €<br />

DBA019822-P „***Sterne-Selectionen“ (4 Fl.) statt 104,00 € nur 89,00 €<br />

DEUTSCHLAND | Caroline Diel – Nahe<br />

DNA011522 „Rosé de Diel“, 2022 13,90 €<br />

DNA010222 „Diel de Diel“, weiß 2022 11,90 €<br />

DNA011322 „Nahesteiner“ Grauburgunder, 2022 13,50 €<br />

DNA013222 Riesling „vom roten Schiefer“ trocken, 2022 11,90 €<br />

DNA013222-P<br />

Ankunftsofferte: 12x Riesling „vom roten<br />

Schiefer“, 2022 (10+2 gratis) statt 142,80 € nur<br />

119,00 €<br />

DNA011022 „Eierfels“ Riesling trocken, 2022 22,50 €<br />

DNA019922-P „Diel-Probierpaket“ (6 Fl.) statt 95,70 € nur 88,00 €<br />

DNA013022 Dorsheim Goldloch Riesling Kabinett, 2022 18,50 €<br />

DNA012018 Pinot Gris „Réserve“, 2018 26,00 €<br />

DNA013419 Pinot Blanc „Réserve“, 2019 26,00 €<br />

DNA010122 Goldloch Riesling Großes Gewächs, 2022 38,00 €<br />

DNA010122-M Goldloch Riesling GG, 2022 MAGNUM 81,00 €<br />

DNA010622 Pittermännchen Riesling GG, 2022 43,00 €<br />

DNA010622-M Pittermännchen Riesling GG, 2022 MAGNUM 91,00 €<br />

DNA010421 Burgberg Riesling Großes Gewächs, 2021 52,00 €<br />

DNA010421-M Burgberg Riesling GG 2021 MAGNUM 109,00 €<br />

DNA011119 „Noir de Diel“, rot 2019 22,00 €<br />

DNA010320 Pinot Noir „Cuvée Caroline“, 2020 67,00 €<br />

DNA013900 „Pinot de Diel“ brut 19,00 €<br />

DNA011914 „Cuvée Mo“ Brut Nature, 2014 (Deg. 12.2022) 55,00 €<br />

FRANKREICH | Aires Hautes – Languedoc<br />

FLA020122 Sauvignon Blanc IGP Pays d’Oc, 2022 (BIO) 7,95 €<br />

FLA020222 Chardonnay IGP Pays d’Oc, 2022 (BIO) 7,95 €<br />

FLA020321 „Tradition“ Minervois, rouge 2021 7,95 €<br />

FLA020521 „Réserve“ Minervois-La-Livinière, rouge 2021<br />

PdP: Coup de Cœur, Dunnuck: 92–94 P<br />

11,90 €<br />

FLA020621 „Clos de l’Escandil“ Minervois-La-Livinière, 2021 24,00 €<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

FRANKREICH | Domaine Pierre Guillemot – Burgund<br />

FBU261021<br />

FBU260921<br />

Frei Haus innerhalb Deutschland und Österreich ab 95,00 € oder 12 Flaschen (Wein,<br />

Spirituosen, Olivenöl). Unterhalb der Frei-Haus-Grenze erheben wir eine Versandkostenpauschale<br />

in Höhe von 6,50 €. Versandkosten ins Ausland auf Anfrage oder einzusehen<br />

unter www.pinard.de<br />

BITTE ANKREUZEN / AUSFÜLLEN<br />

Bourgogne Hautes-Côtes de Beaune<br />

„Le Mont et Fôret“, blanc 2021<br />

Savigny-lès-Beaune „Dessus des Gollardes“,<br />

blanc 2021<br />

Lieferung per O DHL O DPD O Selbstabholer<br />

Zahlung per O Bankeinzug O Kreditkarte O Rechnung<br />

Kreditkarte O Mastercard O Visa O AMEX<br />

27,50 €<br />

35,90 €<br />

FBU260121 Bourgogne Côte d’Or, rouge 2021 23,30 €<br />

FBU260221<br />

FBU260321<br />

FBU260421<br />

FBU260621<br />

FBU260721<br />

FBU260821<br />

Savigny-lès-Beaune „Vieilles Vignes“,<br />

rouge 2021<br />

Savigny-lès-Beaune „Les Grands Picotins“,<br />

rouge 2021<br />

Savigny-lès-Beaune 1er Cru „Aux<br />

Serpentières“, rouge 2021 PdP: Coup de Cœur<br />

Savigny-lès-Beaune 1er Cru „Les Jarrons“,<br />

rouge 2021<br />

Savigny-lès-Beaune 1er Cru „Aux Gravains“,<br />

rouge 2021<br />

Corton Grand Cru „Le Rognet et Corton“,<br />

rouge 2021<br />

FRANKREICH | Domaine des Bosquets – Gigondas<br />

35,90 €<br />

35,90 €<br />

45,00 €<br />

45,00 €<br />

45,00 €<br />

115,00 €<br />

FRS261322 „Séguret“ Côtes-du-Rhône Villages, blanc 2022 17,90 €<br />

FRS260622<br />

„Réserve du Domaine“ Gig., rosé 2022 (BIO)<br />

Parker: 91 P<br />

23,00 €<br />

FRS261522 „Les Bosquets“ Côtes-du-Rhône, rouge 2022 12,90 €<br />

FRS261621 „Séguret“ Côtes-du-Rhône Villages, rouge 2021 16,50 €<br />

FRS260221 „Réserve du Domaine“ Gig., rouge 2021<br />

Vinous: 92–94 P<br />

FRS260221-M „Réserve du Domaine“ Gigondas, rouge 2021<br />

MAGNUM<br />

FRS260321 „Le Lieu Dit...“ Gigondas, rouge 2021<br />

Vinous: 95–97 P, PdP: Coup de Cœur<br />

29,95 €<br />

65,00 €<br />

51,90 €<br />

FRS260421 „La Colline…“ Gig., rouge 2021 Vinous: 94–96 P 51,90 €<br />

FRS260721 „Le Plateau…“ Gig., rouge 2021 Vinous: 93–95 P 51,90 €<br />

FRS260821 „Les Routes…“ Gig., rouge 2021 Dunnuck: 93–95 P 51,90 €<br />

FRS261121 „Les Roches…“ Gig., rouge 2021 Dunnuck: 93–95 P 51,90 €<br />

FRS260921 „Le Castellas ...“ CdP rouge 2021 65,00 €<br />

FRS261221 „Le Regard Loin…“ Gigondas, rouge 2021 149,00 €<br />

SPANIEN | Envinate – Almansa, Ribeira Sacra, Teneriffa<br />

SAM010121 „Albahra“ VdM, tinto 2021 12,95 €<br />

SRS010121 „Lousas – Viñas de aldea“, tinto 2021 21,00 €<br />

STE010421 „Benje” DO Ycoden-Daute-Isora, blanco 2021<br />

View from the Cellar: 93 P<br />

19,95 €<br />

STE010521 „Benje“ DO Ycoden-Daute-Isora, tinto 2021 19,90 €<br />

STE010321 „Táganan“ VM Tenerife, tinto 2021<br />

View from the Cellar: 94 P<br />

27,50 €<br />

STE010621 „Migan“ VM Tenerife, tinto 2021 29,00 €<br />

STE010921 „La Santa“ DO Tacoronte-Acentejo, tinto 2021 29,00 €<br />

Kunden-Nr.<br />

Straße, Nr.<br />

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BIC<br />

PLZ, Ort<br />

Tel. | E-Mail<br />

Kreditkartennummer Gültig bis Prüfziffer<br />

Datum, Unterschrift<br />

Hinweis zum Datenschutz: Sollten Sie kein Interesse an der Zusendung unserer Informationen haben, können Sie jederzeit einer weiteren Verwendung Ihrer Daten für Werbezwecke widersprechen.<br />

Widerrufsrecht: Sie haben das Recht, binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt 14 Tage ab dem Tag, an dem Sie oder ein von Ihnen benannter Dritter, der nicht der Beförderer ist, die letzte<br />

Ware einer einheitlichen Bestellung in Besitz genommen haben bzw. hat. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie uns (Pinard de Picard GmbH & Co.KG, Alfred-Nobel-Allee 28, 66793 Saarwellingen, Tel.: 06838/97950-0, Fax:-30, E-Mail:<br />

info@pinard.de) mittels einer eindeutigen Erklärung (z.B. ein mit der Post versandter Brief, Telefax oder E-Mail) über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren. Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung<br />

über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden. Unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen können Sie unter https://www.pinard-de-picard.de/geschaeftsbedingungen.html einsehen. Unsere Datenschutzerklärung<br />

finden Sie unter https://www.pinard-de-picard.de/datenschutz.html. Gerne können Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen sowie die Datenschutzerklärung auch in schriftlicher Form bei uns anfordern. Allgemeine Informationen über<br />

den Umfang der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten und über Ihre Datenschutzrechte finden Sie unter https://www.pinard-de-picard.de/kontakt/190111_Informationspflicht_Datenerhebung_V1.10.pdf

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