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ALPHA Schulmagazin 1. Ausgabe August 2023

Deutschschweizer Basisschrift auf dem Prüfstand

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ALPHA

Schulmagazin

1. Ausgabe, 01. Juli 2023

Deutschschweizer Basisschrift

auf dem Prüfstand

Der Praxistest

Grosser

Sommer

Wettbewerb !

Wie bewährt sich die Schrift in der Praxis? Wo genau scheitert

die Basisschrift und warum? Mögliche Lösungsansätze

Basisschrift Test

Machen Sie den Test gleich selbst

Anforderungen an eine gute

Schreibschrift

Was macht eine gute Schrift aus?

Pixabay


Deutschschweizer Basisschrift auf dem Prüfstand

Wie bewährt sich die Schrift in der Praxis?

Hat ihr Kind Probleme mit dem

Schreiben von Buchstaben und

Zahlen? Sie sind nicht alleine.

Schriften sind nicht in Stein gemeisselt.

Zumindest heute nicht mehr.

Die Grundidee der Basisschriften

sind gut. Eine neue Schrift muss sich

jedoch in der Praxis bewähren. Hat

in der Praxis die Basisschrift versagt?

Die Umsetzung der

“Deutschschweizer Basisschrift”

zeigt nicht nur einige Macken und

Tücken sondern handfeste

Schwierigkeiten. Spätestes beim

Rechnen mit Buchstaben, Algebra,

scheitert die Deutschschweizer Basisschrift.

Schon in der Primarstufe

zeigen sich Schwierigkeiten für die

Schüler:innen. Machen sie den Test

zur Basisschrift gleich selbst und

finden sie heraus, ob auch sie oder

ihre Schüler:innen mit diesen Problemen

zu kämpfen haben und, wie

sie es besser machen können als die

Vorgabe.

t+ 6b

Pixabay

Kleines t oder Pluszeichen? Kleines b oder Ziffer 6? Die Deutschschweizer Basisschrift

Auf einem A4 Blatt ist eine Linie gezeichnet.

Die Schülerin soll nun nach Anweisung

Buchstaben oder Zahlen auf das

Blatt Papier schreiben.

Abbildung 1: Die 4. Klasse

Schülerin schreibt die Ziffer

sechs

Primarschule. Die Ziffer sechs und

das kleine b

“Die erste Aufgabe lautet, schreib die

Zahl sechs auf die Linie!” Die Schülerin

schreibt die Zahl. “Schreib ein kleiner

Buchstabe b!” Auch das schreibt die

Schülerin auf die Linie — doch halt, es

ist aus versehen ein kleines d, den Fehler

bemerkt, streicht sie es schnell durch

und schreibt daneben ein kleines b. Das

sieht ja schon mal nicht schlecht aus, das

kleine b. Man kann es deutlich von der

Ziffer sechs unterscheiden. Aber jetzt

mal in Zeitlupe, also nochmals:

“Schreib a, b und c alles in Kleinbuchstaben.”

Die Schülerin schreibt a, b, und

c. — “Und nochmals ein kleines b

bitte”. Das Resultat ist auf Abbildung 1

und 2 zu sehen. Die Schülerin ist ca. 10

Jahre alt und Ende 4. Klasse.

Die Vorlage zum Schreiben des Kleinbuchstabens

b mit Pfeilen angedeutet

beschreibt, dass man den Buchstaben

gleich wie die Ziffer sechs zeichnen soll.

Also ohne Richtungswechsel. Wer jedoch

das kleine b so schreibt, der läuft

die Gefahr, dass sein kleines b mit der

Ziffer sechs zum verwechseln ähnlich

aussieht. Wie zeichnet die Schülerin also

den Kleinbuchstaben b? Indem sie zuerst

die kleine Rundung macht, dann nach

oben fährt und dieselbe Linie wieder

runter. Ziemlich umständlich, langsam

und erfordert einiges an Präzision. Da

hätte man gleich den Richtungswechsel

machen können. Siehe Abbildung 3.

g r a p h o l i n o . c h s c h r e i b t d a z u :

“Wir empfehlen allen Lehrpersonen,

aber insbesondere jenen, die eine Schrift

neu einführen, NICHT das b der

Deutschschweizer Basisschrift zu

übernehmen, sondern ein b einzusetzen,

das wie in allen auf schnelle Lesbarkeit

ausgerichteten Leseschriften in seinem

Bewegungsablauf mindestens über EIN

Abbildung 2: Kleines b, zuerst

falsch als d. Mit a, b, c und

nochmals b

deutliches Unterscheidungsmerkmal zur

Ziffer 6 verfügt.” Und meint weiter, die

Schrift sei nicht Mathematik tauglich

und führt als Beispiel Algebra an, also

das Rechnen mit Buchstaben und Ziffern

[3]. Zu recht, mehr dazu später.

Wie macht es die Vorlage? Unter

Schriftbeispiele findet sich ein schönes

b. Es ist jedoch offensichtlich dass hier

2 ALPHA Schulmagazin | Ausgabe 1, 01. Juli 2023


Abbildung 3: Umständliches

Schreiben

des kleinen b

geschummelt wurde und das b nicht wie

die Ziffer 6 gezeichnet wurde. Siehe

Abbildung 4.

Abbildung 4: Schriftbeispiel

Ziffern und Buchstaben mit der Basisschrift

Verwirrung komplett

Doch zuerst noch eine weitere Übung.

“Schreibe 1 plus 2 gleich 3. — Ok gut.

Nun daneben die Ziffer 1 mit dem

Kleinbuchstaben t.” Das Resultat ist in

Abbildung 6 zu sehen. Was war passiert?

Der Proband hat erst die Rechnung 1

plus 2 geschrieben. Kurz nachher die

“1t” und merkte, dass das kleine t nicht

gleich aussehen sollte wie das Pluszeichen,

da man es sonst ja nicht unterscheiden

kann. Was also tun? Der

Proband entschloss sich kurzerhand das

kleine t übergross zu zeichnen. Eine

kreative Möglichkeit, den Unterschied

klar zu machen. Das funktioniert so aber

nur sehr relativ im Kontext mit den andern

Zeichen und auch nur dann, wenn

diese proportional unterschiedlich gezeichnet

werden. Für sich allein genommen

ist das kleine t nicht vom Pluszeichen

zu unterscheiden.

wird zwar auch dort nicht mit einem

Richtungswechsel gezeichnet; das wäre

nicht nötig, aber man strebt als Ziel so

oder so eine verbundene Schrift an, wo

das kleine B ja verbunden gezeichnet

wird. Die verbundene Schrift wird denn

auch bei der Prima Schrift gleich mitgeliefert.

Man merkt, da waren Profis

am Werk. - Die deutschschweizer Basisschrift

hat hingegen keine Verbundene

Vorlage, obschon diese vom Autor Hans

Eduard Meier [1] existiert.

Unterschied Lesen und Schreiben

Die Schrift zum Schreiben ist nicht die

selbe wie zum Lesen, sonst wären alle

Bücher in einer Art Basisschrift

gedruckt. Und umgekehrt: Die Schrift

mit denen die Bücher, Zeitschriften und

Zeitungen gedruckt werden, ist nicht

dieselbe die von Hand geschrieben wird.

Niemand käme auf die Idee, die

gedruckte Schrift nachzuzeichnen, mit

all den Schnörkelnchen (Serifen) etc.

Eine Schrift die zum Schreiben wie

auch zum Lesen optimal geeignet ist

existiert wohl nicht. Nur wenige

Schriften eignen sind zum Lesen und

Schreiben. Es ist ein Kompromiss.

Wie machen es eigentlich die Profis?

Kleines t und Pluszeichen sind nicht

zu unterscheiden

“Schreibe ein kleines t und ein Pluszeichen.”

Resultat siehe Abbildung 5. Die

zwei Zeichen sind nicht zu unterscheiden.

Wir fragen nach: Hat die Lehrperson

das denn nicht erklärt? Die Antwort kam

prompt: Nein. — Wir geben der Schülerin

den Tipp mit nach Hause: Das

kleine t kann mit einem kleinen Bogen

unten abgeschlossen werden. So kann

man es sicher von dem Pluszeichen unterscheiden.

Abbildung 5: Kleines t mit Pluszeichen.

Nicht zu unterscheiden.

Deutschschweizer Basisschrift.

Abbildung 6: Das kleine t übergross gezeichnet als Unterschied zum Pluszeichen

Wie sieht es bei den Lernenden in

Beruf und in den Berufsschulen aus?

Auch den Lehrlingen geht es nicht besser.

Die Aufgabe war, ein Passwort auf

ein Zettel zu schreiben. Das Passwort

enthielt Pluszeichen und Kleinbuchstaben

wie b und t. Der Empfänger konnte

die Buchstaben nicht unterscheiden

und musste nachfragen. Das sei “nicht

so wichtig und: Das merkt man mit Hilfe

des Zusammenhangs” geht hier nicht.

Nehmen wir an, dürfte das Passwort nur

noch einmal eingeben und könnte nicht

nachfragen. Dann wäre es Glückssache

wenn man die richtige Folge eintippen

würde.

Prima - die Basisschrift aus Wien

Ein Vergleich zeigt, die Basisschrift

aus Wien, Prima [2] genannt, schneidet

deutlich besser ab als die deutschschweizer

Basisschrift. Das kleine b

Spätestes bei Algebra ist Schluss mit der

Basisschrift.

Nicht nur im universitären Bereich muss

streng zwischen Buchstaben und Ziffern

unterschieden werden können. Spätestes

bei Algebra ist Schluss mit der

d e u t s c h s c h w e i z e r B a s i s s c h r i f t .

Grapholino führt anschaulich ein

Beispiel vor. Siehe dazu Quelle [3].

Gezeigt wird eine Aufgabe aus dem

Bereich Mathematik Algebra, wie sie im

Schulbuch stehen könnte.

a 2 + b 2 ⋅ 36

b ⋅ 6

= ?

ALPHA Schulmagazin | Ausgabe 1, 01. Juli 2023 3


Wer hier für klein b eine Ziffer 6 abschreibt

und einsetzt, wird nie zum korrekten

Resultat kommen. Man wird für b

die Ziffer 6 sehen, und erhält nun nachfolgendes

Bild.

Die Formel dargestellt mit LaTeX

Ihre Werbung hier.

Das Schulemagazin.

Wir zeigen wo andere wegschauen.

Das Magazin für Schüler:innen,

Lehrpersonen und Eltern.

Volksschule, Homeschooling, Freilerner.

a 2 + 6 2 ⋅ 36

6 ⋅ 6

= ?

Spätestens auf universitärer Ebene wie

zum Beispiel der ETH Zürich aber auch

schon auf Sekundarstufe wird man im

Mathematik Unterricht auf LaTeX

stossen. Ein de-fakto Standard und das

nicht erst seit es Basisschriften gibt. Das

Problem der möglichen Verwechslung

und deren Prävention ist aber sicher so

alt wie die Darstellung von Zahlen selbst,

also wohl mehrere tausend Jahre und

längst gelöst.

Schriften zum besser Lesen lernen

OpenDyslexic [7] ist so eine Schrift. Die

ist nicht symmetrisch, verhindert daher

aktiv das verdrehen der Buchstaben.

Schreiben der Schrift und mit der Lesbarkeit.

Nur durch gezielte Korrekturen kann

Abhilfe geschaffen werden. Ansonsten

b l e i b t d e n S c h ü l e r n m i t d e r

deutschschweizer Basisschrift leider nur

zwar eine gut gemeinte Schrift die aber

wegen den bekannten Mängeln nie das

volle Potential ausschöpfen kann. Um

ein Bild zu verwenden: Wie eine Autofahrt

mit angezogener Handbremse. Der

Verschleiss ist hoch die der Schaden

hinterher um so grösser. — Bei der

Schrift müssen solche Fehler unter Umständen

mühsam mit Logopädie korrigiert

werden. Wieso nicht gleich von

Anfang an richtig?

Ein möglicher Ausweg bietet die Grundschrift

von Christian Urff [6]. Diese

Schrift ist sowohl gut zum Lesen als

auch zum Schreiben. ALPHA

Fazit

Basisschriften sind eine gute Idee. Aber

diese müssen praxistauglich sein. Sonst

werden alle Vorteile wieder zunichte

gemacht. Sicher, niemand will zurück zu

etwa einer Sütterlinschrift [4] mit Feder

und Tintenfass oder auch nicht zu den

Schnürlischriften, zumindest nicht in der

Form wie früher mit den geschwungenen

Grossbuchstaben, die später im

Lauf der persönlichen Schrift-Entwicklung

eigentlich niemand verwendet.

Man schreibt die Grossbuchstaben in

Druckbuchstaben, ähnlich wie in einer

Steinschrift [5]. Die Deutschschweizer

Basisschrift hat Probleme mit dem

Geeignet zum Lesen und Schreiben: Die Grundschrift

von Christian Urff, Quelle siehe [6]

Quellen

[1] http://www.schulschrift.ch - Autor Basisschrift, Hans Eduard Meier

[2] https://www.schulschrift.at/ - Prima, die Schrift in Österreich

[3] https://grafolino.ch/begleitmaterial/tipps/ - Tipps

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Sütterlinschrift - Sütterlinschrift

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Druckschrift - Druckschrift, Steinschrift

[6] https://fontlibrary.org/en/font/grundschrift - Grundschrift von Christian Urff

[7] https://opendyslexic.org/ - OpenDyslexic Font. Einfacher lesen lernen.

[8] https://www.basisschrift.ch/schriftbeispiele - Deutschschweizer Basisschrift, Schriftbeispiel geschummelt

4 ALPHA Schulmagazin | Ausgabe 1, 01. Juli 2023


Basisschrift Test

Nehmen sie ein A4 Batt und zeichnen ein paar einfache

Schreiblinien. Stellen sie den Probenden folgende Aufgaben

und achten sie dabei genau darauf, wie die Buchstaben bzw.

Ziffern geschrieben werden. Die Aufgaben sollen möglichst

spontan ohne langes Überlegen durchgeführt werden.

- Aufgabe 1: Schreib die Kleinbuchstaben “abc”.

- Aufgabe 2: Schreib “6b”, das b als Kleinbuchstabe.

- Aufgabe 3: Schreib “+t”.

- Aufgabe 4: Schreib “a + t + b6”

Besprechen sie das Resultat mit den Probanden. Fragen sie

nach, wieso diese die Buchstaben oder Ziffern so

geschrieben haben.

Geben sie Tipps weiter, um eine bessere Unterscheidung

zwischen den Buchstaben bzw. Ziffern zu erreichen.

Anforderungen an eine gute Schreibschrift

Je mehr Fragen mit ja beantwortet werden, desto besser.

# Anforderung Ja Nein

1 Fördert keine Lese-Rechtschreibstörung (LSR)

2 Keine Buchstaben oder Ziffern sind geometrisch symmetrisch, gedreht oder gespiegelt.

Zum Beispiel “M” ist nicht einfach ein umgedrehtes “W”, “q” ist nicht ein bespiegeltes

“p”, etc.

3 Keine Verwechslung von Buchstaben mit Ziffern. Z.B. “b” mit “6”, “t” mit “+”, etc.

4 Keine komplizierte Schreibrichtung der Buchstaben und Ziffern. Z.B. die acht “8” sind

nicht einfach zwei Kreise übereinander, sondern eine Schleife. Kleinbuchstabe “b” wird

mit Richtungswechsel gemacht.

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die.

gesehen.

wird.

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ALPHA Schulmagazin | Ausgabe 1, 01. Juli 2023 5


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Welche Buchstaben und Zahlen werden

in der Deutschschweizer Basisschrift am

häufigsten verwechselt?

Antwort A: b und 6, t und +

Antwort B: p und q, d und b

Antwort C: c und d, + und -

Schreib die richtige Lösung von Hand mit

dem gesamten abc in Kleinbuchstaben

und den Zahlen 1 bis 10 auf ein Papier

mit Vorname und Alter und sende ein

Foto davon an ALPHA bis spätestens

11. August 2023.

alpha.schulmagazin@gmail.com

Deine Schrift kann im nächsten Magazin

abgedruckt werden. Der Rechtsweg ist

ausgeschlossen. Das Los entscheidet über

den Gewinner oder die Gewinnerin.

Viel Glück!

ALPHA Schulmagazin | Ausgabe 1, 01. Juli 2023 7

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