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Nr. 88 - Herbst 2023

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

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Anekdote mit dem Koffer war allerdings einem amerikanischen<br />

Journalisten zu Ohren gekommen, der daraufhin<br />

amüsiert in einem Artikel schrieb, Lacoste habe sich trotz<br />

der Niederlage « wie ein Alligator geschlagen ». Nachdem<br />

die Zeitung Boston Evening diesen Titel publiziert hatte,<br />

war der Franzose in den Augen der Tennisfans fortan The<br />

Alligator.<br />

In der Folge verlief die Karriere des Tennisspielers<br />

ausgesprochen erfolgreich: Der französische « Alligator »<br />

gewann dreimal die internationalen<br />

Tennismeisterschaften<br />

in Frankreich (1925, 1927 und<br />

1929), zweimal Wimbledon<br />

(1925, 1928) und zweimal<br />

die US Open (1926, 1927).<br />

1926 und 1927 wurde er sogar<br />

als « bester Tennisspieler der<br />

Welt » ausgezeichnet!<br />

René Lacoste war über seinen<br />

Spitznamen nicht nur belustigt,<br />

sondern witterte gleichzeitig<br />

einen Marketingcoup.<br />

Er beauftragte den bekannten<br />

Designer Robert George, ihm<br />

ein Krokodil zu zeichnen, das<br />

er dann auf seine Blazer und<br />

Hemden sticken ließ. Das berühmte<br />

Krokodil war geboren!<br />

Es war gleichzeitig das erste<br />

Markenzeichen, das außen an<br />

einem Kleidungsstück sichtbar<br />

war. Einige Jahre später,<br />

1929, musste René Lacoste im<br />

Alter von nur 25 Jahren seine<br />

Tenniskarriere aufgrund von<br />

Anlässlich des 90. Geburtstags der Marke<br />

findet im schönen Musée de la Bonneterie in<br />

Troyes eine Lacoste-Ausstellung statt.<br />

Mit Archivmaterial, Fotos und<br />

symbolträchtigen Kleidungsstücken stellt die<br />

Ausstellung die Art und Weise ins Rampenlicht,<br />

wie sich die Marke aus Troyes entwickeln<br />

konnte. Gleichzeitig ist sie eine Hommage an<br />

alle diejenigen – von der Näherin bis hin zum<br />

Designer – die im Laufe der neun Jahrzehnte<br />

dazu beigetragen haben, dass der legendäre<br />

Status der Marke erhalten blieb.<br />

Lacoste, 90 ans de savoir-faire,<br />

bis 24. September <strong>2023</strong>.<br />

Musée de la Bonneterie<br />

4 rue de Vauluisant<br />

10000 Troyes<br />

Telefon: +33 (0)3 25 43 43 20<br />

Täglich außer montags geöffnet.<br />

Eintritt 7,00 €, ermäßigt 3,50 €<br />

www.musees-troyes.com/bonneterie/<br />

Lungenproblemen aufgeben.<br />

Er verließ zwar den Tennisplatz<br />

als Spieler, hatte jedoch<br />

in der Folge einen wesentlichen<br />

Anteil daran, dass dort<br />

ein frischer Wind Einzug hielt.<br />

Und nicht nur dort, sondern im<br />

Bereich der Sportkleidung im weitesten Sinne.<br />

The Alligator schlug eine neue Berufslaufbahn ein, die<br />

gar nicht weit vom Tennis entfernt war. Als Tennischampion<br />

hatte René selbst festgestellt, dass die übliche Kleidung<br />

der Spieler weder praktisch noch bequem war, vom<br />

fehlenden Stil ganz zu schweigen. Für ihn lag es auf der<br />

Hand, dass sich etwas ändern musste, denn seiner Meinung<br />

nach war es nicht am Spieler, sich der Kleidung anzupassen,<br />

sondern umgekehrt.<br />

Er begann, sich für dieses Thema zu interessieren, und<br />

als er in der Autowerkstatt seines Vaters den aus Troyes<br />

stammenden Industriellen André Gillier (1<strong>88</strong>2-1935) traf,<br />

der dort ein Auto gekauft hatte, entwickelte er mit dessen<br />

Hilfe das mittlerweile legendäre<br />

Piqué-Gewebe. Dabei<br />

werden Fäden eng miteinander<br />

verwoben, wobei die einen sehr<br />

straff und die anderen etwas<br />

lockerer sind, wodurch Hohlräume<br />

entstehen und die Luft<br />

besser zirkulieren kann. Die<br />

Spieler, die es testeten, waren<br />

vom Komfort überzeugt, den<br />

der leichte, atmungsaktive Stoff<br />

ihnen bot. Zusätzlich verkürzte<br />

The Alligator die traditionell<br />

langen Ärmel der Hemden und<br />

erfand damit das legendäre<br />

Lacoste-Polohemd. In der ersten<br />

Zeit setzte der ehemalige<br />

Sportler vor allem auf seine Familie<br />

und befreundete Tennisspieler,<br />

die bei internationalen<br />

Matches Prototypen der neuen<br />

Kleidungsstücke trugen, doch<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda<br />

sorgte schnell dafür, dass sich<br />

der Erfolg einstellte. Daraufhin<br />

konnte die Produktion<br />

gestartet werden und die Marke<br />

die Welt erobern. Das erste<br />

Lacoste-Poloshirt wurde 1933<br />

in Troyes (Aube) produziert.<br />

Innerhalb nur weniger Jahrzehnte<br />

entwickelte sich Lacoste<br />

zu einer Kultmarke. Der<br />

visionäre Erfinder René Lacoste reichte im Laufe seines<br />

Lebens rund 30 Patente ein, unter anderem für den ersten<br />

Tennisschläger aus Metall und eine Ballwurfmaschine,<br />

um alleine trainieren zu können.<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />

befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

National heilig tümer sind. In den letzten<br />

Aus gaben sind er schien en: Hollywood- und<br />

Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />

(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs<br />

(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />

(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />

« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten<br />

der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62),<br />

Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung<br />

La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas<br />

von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66),<br />

Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />

Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>.<br />

69), Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70),<br />

Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72),<br />

L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte, « das<br />

meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74),<br />

Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe Ölzeug<br />

von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben<br />

Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie de<br />

Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten « Made in<br />

Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79), Meteor,<br />

die größte der kleinen Brauereien Frankreichs<br />

(<strong>Nr</strong>. 80), Chanel N°5, die berühmteste Nummer<br />

in der Welt der Düfte (<strong>Nr</strong>. 81), Lunii, « der<br />

Geschichtenerzähler » (<strong>Nr</strong>. 82), der Senf<br />

Louit Frères (<strong>Nr</strong>. 83), Terre de Sommières<br />

(<strong>Nr</strong>. 84), « Le père Noël est une ordure »<br />

(<strong>Nr</strong>. 85) und Guide du Routard (<strong>Nr</strong>. 87).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 93

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