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Nr. 88 - Herbst 2023

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

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ART DE VIVRE Wein<br />

bereits damit, sie ausfindig zu machen. Angesichts der<br />

Unmenge von Medaillen ist es schwierig, in der Branche<br />

bis zu den Organisatoren vorzudringen. Aufkleber mit<br />

Angaben wie Vin médaillé, Prix du concours XY oder Élu<br />

meilleur vin, auf die wir im Handel gestoßen sind, geben<br />

teilweise nicht einmal klar darüber Aufschluss, um was<br />

für einen Wettstreit es sich genau handelt. Noch erstaunlicher:<br />

Selbst wenn der Wettbewerb eindeutig angegeben<br />

ist, ist es teilweise unmöglich herauszufinden, wer genau<br />

dahinter steht … Nicht sehr beruhigend also, was die Seriosität<br />

solcher Sticker angeht! Glücklicherweise scheinen<br />

derartige Praktiken in der Minderheit zu sein. Bei der<br />

überwiegenden Mehrheit der Auszeichnungen konnten<br />

wir feststellen, dass die Wettbewerbe nicht nur auf dem<br />

Etikett, sondern auch real existieren. Einige sind sogar<br />

sehr bekannt und finden auf internationaler Ebene statt,<br />

wie die renommierte International Wine Challenge (IWC),<br />

die ihren eigenen Worten nach als « der strengste und unparteiischste<br />

jährliche Weinwettbewerb » gilt. Eine weitere<br />

Referenz ist der jedes Jahr im Rahmen der Internationalen<br />

Landwirtschaftsmesse in Paris ausgeschriebene Concours<br />

Général Agricole. Eine dabei vergebene Medaille auf der<br />

Weinflasche kurbelt ganz offensichtlich die Verkaufszahlen<br />

in den Folgejahren an. Allerdings haben wir festgestellt,<br />

dass hinter den meisten medaillengekrönten Weinen,<br />

die in Supermärkten – und in geringerem Umfang bei<br />

Weinhändlern – angeboten<br />

werden, Wettbewerbe<br />

stehen,<br />

die von wesentlich kleineren, regionaleren und unbekannteren<br />

Strukturen veranstaltet werden. Das Phänomen<br />

basiert auch auf dem besonders in Frankreich verbreiteten<br />

Prinzip des Terroirs, ein Begriff, der mehr und mehr<br />

als Verkaufsargument zieht. Insofern mag ein Produzent<br />

der Versuchung unterliegen, dem Konsumenten gegenüber<br />

hervorzuheben, dass sein Wein in dieser oder jenen<br />

kleinen Stadt, besser noch, in diesem oder jenen etwas<br />

bekannteren Dorf ausgezeichnet wurde. Und ihn auf diese<br />

Art zu animieren, die entsprechende Flasche zu kaufen.<br />

Eine Praxis, die in den vergangenen Jahren von den Handelsketten<br />

durchaus gefördert wurde, wie uns mehrere<br />

Weinerzeuger bestätigt haben: Mit einer Medaille auf der<br />

Flasche vervielfacht sich ihre Chance, dass der entsprechende<br />

Wein von den Einkaufszentralen der Supermärkte<br />

gelistet wird.<br />

Ein durchaus<br />

rentables Geschäft<br />

Sie werden nun vielleicht überrascht sein, aber im Gegensatz<br />

zu dem, was man vermuten könnte, sind es nicht<br />

die Winzer, für die sich diese Wettbewerbe am meisten<br />

auszahlen, sondern die Initiatoren selbst! Die Teilnahme<br />

an einem derartigen Concours ist nämlich kostenpflichtig.<br />

Wenn ein Weingut sich für eine Teilnahme entscheidet,<br />

muss es sich anmelden und Teilnahmegebühren bezahlen.<br />

Für die prestigeträchtige International Wine Challenge belaufen<br />

sich diese Droits d’entrée (eine Art Grundgebühr)<br />

in diesem Jahr beispielsweise auf 171 € (zzgl. MwSt.) pro<br />

Wein, wozu nochmals 93 € (zzgl. MwSt.) für das Discovery<br />

Tasting kommen. Zu diesem bereits beachtlichen Betrag<br />

muss der Winzer dann noch die Versandkosten für<br />

die eingereichten Weine hinzurechnen, die – vor allem<br />

beim Versand ins Ausland – in einem zweistelligen<br />

Eurobetrag liegen, selbst wenn es sich nur<br />

um eine einzige Flasche handelt. Wenn man<br />

weiß, dass jährlich Tausende Weine aus der<br />

ganzen Welt an der IWC teilnehmen,<br />

wird schnell offensichtlich, dass dies<br />

ein rentables Geschäft sein kann.<br />

Das erklärt teilweise, warum sich<br />

– vor allem in Frankreich – in<br />

den letzten Jahren solche Wettbewerbe<br />

vervielfacht haben.<br />

Nach Aussagen der Vignerons<br />

indépendants, dem Verband<br />

der unabhängigen Winzer in<br />

Frankreich, schwanken die<br />

Teilnahmegebühren von ein<br />

paar Dutzend Euro bis hin zu<br />

Beträgen, wie sie für die International<br />

Wine Challenge anfallen. Erstaunlich<br />

ist darüber hinaus aber auch die Vorgehensweise<br />

der Veranstalter: « Es<br />

vergeht keine Woche, ohne dass<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>

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