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Nr. 88 - Herbst 2023

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

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wenn er in die Messe ging. » Die<br />

Messe war für Louis de Funès<br />

gleichzeitig eine Gelegenheit,<br />

die Menschen aus Le Cellier zu<br />

treffen, mit denen er sich sehr<br />

gut verstand. Niemals vergaß er,<br />

sich nach diesem oder jenem zu<br />

erkundigen, immer war er ihnen<br />

gegenüber zuvorkommend und<br />

diskutierte ausgiebig über das<br />

Angeln und die Gartenarbeit,<br />

seine zweite Leidenschaft. Wenn<br />

Not am Mann war, half er auch<br />

finanziell aus oder finanzierte die<br />

Restaurierung der Kirche. Ein<br />

Einwohner von Le Cellier, Victor<br />

Caillibot, begann, ihn bei der<br />

Gartenarbeit zu unterstützen. Er<br />

musste sich insbesondere um die<br />

etwa 600 Rosenstöcke kümmern,<br />

und es kam nicht infrage, dafür<br />

Pestizide einzusetzen. Im Schloss<br />

arbeitete man damals schon auf<br />

biologische Art! Bei den Menschen<br />

im Ort fand Louis die Seelenruhe<br />

und den Zuspruch, den<br />

er als Kontrast zum « Wahnsinn »<br />

seines Berufslebens brauchte.<br />

Auch für sie war er ein Star, aber<br />

alle respektierten seinen Wunsch,<br />

(fast) niemals über seine Arbeit<br />

sprechen zu wollen, und keiner<br />

wäre auf die Idee gekommen, ihn<br />

um ein Autogramm zu bitten. In<br />

Le Cellier verlebte die Familie de<br />

Funès eine glückliche Zeit. Sie<br />

fühlte sich wohl, war heimisch.<br />

Deshalb ist es auch kein Zufall,<br />

dass man den Friedhof des Dorfes<br />

als letzte Ruhestätte für Louis<br />

und Jeanne wählte. Hier haben<br />

sie den Frieden, den sie bereits zu<br />

Lebzeiten geschätzt haben.<br />

Village du Cellier<br />

44850 Le Cellier<br />

Der Schlosspark ist frei<br />

zugänglich. Am Eingang<br />

befindet sich ein Parkplatz.<br />

Auf dem Friedhof kann man<br />

das Grab von Louis de Funès<br />

besuchen (Montag bis Sonntag<br />

von 8.30 bis 18.00 Uhr bzw.<br />

18.30 Uhr im Sommer).<br />

Interview mit Aloïs Robinard. Der 26-Jährige stammt aus Rennes<br />

und ist Präsident des Vereins Sur les traces de Louis de Funès.<br />

Aloïs Robinard, wie kam es zu Ihrer Begeisterung für Louis de<br />

Funès, und warum haben Sie 2016 diesen Verein gegründet?<br />

Wie viele Franzosen geht meine Leidenschaft für<br />

Louis de Funès auf meine Kindheit zurück. Ich habe<br />

ihn im Fernsehen entdeckt. Das ist nicht sehr originell,<br />

denn ich glaube, dass es auch heute noch kaum einen<br />

Franzosen gibt, der in seiner Kindheit nicht Fantomas,<br />

den Gendarm von Saint-Tropez oder Drei Bruchpiloten in<br />

Paris gesehen hat. Das sind nicht nur Kultfilme, sie sind Teil<br />

unseres Kulturerbes. Sie existieren in unserer Erinnerung und<br />

in unseren Herzen. Nebenbei gesagt laufen sie nach wie vor regelmäßig<br />

im Fernsehen. Als Kind der Region hörte ich später von dem kleinen Museum<br />

in der Orangerie des Schlosses, das dem Komiker gewidmet war. Leider musste es<br />

schließen. Inzwischen wurde ein neues, größeres Museum in Saint-Raphaël, an der<br />

Côte d‘Azur eingerichtet, mit dem wir regelmäßig in Kontakt stehen. Ebenso mit<br />

der Familie de Funès. Aber ich war nicht der Einzige, der es als notwendig ansah,<br />

in Le Cellier etwas aufzuziehen, um die Erinnerung an diesen großen Schauspieler<br />

hier in der Gegend zu pflegen. Zumal er mit seiner Freundlichkeit viele Einwohner<br />

geprägt hat. Also haben wir den Verein gegründet und organisieren im Dorf immer<br />

wieder Events wie Ausstellungen. Zumindest einmal pro Jahr.<br />

Was können Besucher in Le Cellier entdecken, das eine Verbindung mit Louis de Funès hat?<br />

Leider fehlt ein Museum, das ist klar. Zumal es nicht wenige Besucher gibt,<br />

die jedes Jahr hierher kommen. Sie gehen in der Regel auf den Friedhof zum Grab<br />

und dann zum Schloss. Das ist gleichzeitig die Gelegenheit für einen schönen Spaziergang<br />

durch den Park. Dort wird man sich der Ruhe bewusst, die die Familie de<br />

Funès hier fand. Auch ich gehe gerne hin und stelle mir vor, wie sich der Komiker<br />

um seinen Garten kümmerte, vor allem um die Rosen, zumal ich selbst ein leidenschaftlicher<br />

Gärtner bin. Ansonsten gibt es auch einen beschaulichen Weg entlang<br />

des Loire-Ufers, wo man sich vergewissern kann, dass die Auberge Beau Rivage,<br />

wo Louis de Funès bei seinen Angeltouren gerne einkehrte, immer noch existiert.<br />

Auch wenn sie heute nur noch für Veranstaltungen vermietet wird. Trotzdem ist es<br />

meiner Ansicht nach ein Platz, der an de Funès erinnert, genauso wie die Kirche<br />

im Dorf, die er immer wieder besuchte.<br />

Hat Louis de Funès die Bewohner von Le Cellier geprägt?<br />

Ja, sehr. Und zwar nicht durch seine Bekanntheit, sondern durch seine Humanität.<br />

Es gibt heute noch rund 30 Menschen hier, die ihn kannten. Er war wirklich sehr<br />

unkompliziert, hatte für jedermann ein offenes Ohr. Stellen Sie sich vor, als er 1967<br />

das Schloss kaufte, installierte er als erstes fließendes Wasser und Toiletten für die<br />

Pächter, die im Gutshof wohnten, noch bevor er die eigentlichen Arbeiten im Schloss<br />

begann. Als er nämlich während des Krieges die Möglichkeit hatte,<br />

von Paris hierher zu kommen, haben diese Menschen ihn mit<br />

Fleisch, Eiern und Pastete versorgt. Das hatte er nicht vergessen,<br />

und auf diese Weise wollte er sich bei ihnen bedanken.<br />

Das entsprach ganz und gar seiner Art, glaube ich.<br />

Aloïs Robinard, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Informationen über den Verein Sur les traces de Louis de Funès<br />

sowie aktuelle Neuigkeiten:<br />

www.surlestracesdelouisdefunes.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 53

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