20.08.2023 Aufrufe

Nr. 88 - Herbst 2023

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Oben: Blick auf den Hofgarten der Abtei. Rechte Seite: Einige Beispiele für architektonische Details (Fußboden, Fenster, Treppe), die<br />

für Gabrielle Chanel eine Inspirationsquelle gewesen sein sollen, wie man während des Rundgangs in einer Vitrine lesen kann.<br />

Eine ganz besondere Waise<br />

Nachdem die Abtei einmal in ein Waisenhaus umgewandelt<br />

war und die glänzende Zeit der Vergangenheit<br />

angehörte, hätte sie, wie so viele andere, im Laufe der<br />

Zeit aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden und<br />

in Vergessenheit geraten können. Doch das Schicksal<br />

wollte es anders. Eine unerwartete Fügung, so unerwartet<br />

wie die elegante Frau, die sich bei ihrer Ankunft in<br />

Aubazine nach dem « Chanel-Fenster » erkundigt … So<br />

überraschend diese Frage auch erscheinen mag, sie ist<br />

nicht aus der Luft gegriffen. Ganz und gar nicht. Für die<br />

Menschen in der Region steht nämlich fest – und Medien<br />

und Biografen haben dies in ganz Frankreich so verbreitet<br />

–, dass eine Gabrielle Chanel 1895 im Alter von 12<br />

Jahren von ihrem Vater in das Waisenhaus gebracht wurde<br />

und bis zu ihrem 18. Lebensjahr dort wohnte. Lange<br />

genug also, damit diejenige, die später als Coco die Welt<br />

der Mode revolutionieren sollte, in Aubazine zahlreiche<br />

Inspirationsquellen finden konnte. Vor diesem Hintergrund<br />

bekommt eine Besichtigung der Abtei heute eine<br />

ganz andere Bedeutung. Vor allem wenn man die Fenster<br />

entdeckt, deren Motive den beiden berühmten ineinander<br />

verschlungenen Buchstaben « C » des Chanel-Logos verblüffend<br />

ähnlich sehen. Weitere bemerkenswerte Ähnlichkeiten<br />

kann man im steinernen Fußboden der ersten<br />

Etage entdecken: Sonne und Mond, achtblättrige Blüten,<br />

fünfzackige Sterne. Symbole, die Coco Chanel während<br />

ihrer ganzen Modekarriere, im Grunde genommen ihr<br />

ganzes Leben lang, begleiteten. Insofern ist man während<br />

des Rundgangs versucht, überall ihre Inspirationsquellen<br />

zu suchen, was der Guide durchaus unterstützt:<br />

« Die schwarz-weißen Gewänder der Schwestern, die<br />

weißen Halskrausen der kleinen Waisenkinder … Ist es<br />

nicht offensichtlich, dass man darin eine Verbindung zu<br />

manchen Entwürfen des Hauses Chanel sehen kann? »,<br />

fragt er mit einem Lächeln auf den Lippen. « Schaut man<br />

sich im Übrigen die Farbe der Steine der Abtei genauer<br />

an, dieses zarte Beige, das manchmal im Licht der Sonne<br />

golden erscheint, war das nicht eine der Lieblingsfarben<br />

von Gabrielle Chanel? », setzt er fort, während die Besucher<br />

gespannt an seinen Lippen hängen. Der Höhepunkt<br />

der Demonstration sind einige Fotos und Objekte, die im<br />

ersten Stock in Vitrinen ausgestellt sind. Sie zeigen Parallelen<br />

zwischen dem auf, was Gabrielle Chanel in ihrer<br />

Kindheit hier sah, und einigen ihrer späteren Kreationen.<br />

Man erfährt zudem, dass die Modeschöpferin vermutlich<br />

so wehmütig an Aubazine dachte, dass sie 1928 von einem<br />

Architekten verlangte, in ihrer Villa in Roquebrune-<br />

Cap-Martin (Alpes-Maritimes) eine Treppe einzubauen,<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!