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Nr. 88 - Herbst 2023

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

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Oben: Blick vom Hofgarten auf das Klostergebäude. Rechte Seite von oben nach unten: Die Brèche de Saint-Étienne und mehrere<br />

Bauten am Canal des Moines; am Ende erreicht man den Ort, wo das Wasser des Sturzbachs in den Kanal umgeleitet wird.<br />

die Étienne in Burgund in der Abbaye de Cîteaux (Côte<br />

d’Or) aufgesucht hatte, waren bereit, das Projekt zu unterstützen<br />

und Aubazine in ihre klösterliche Gemeinschaft<br />

aufzunehmen, allerdings unter einer Bedingung, die ganz<br />

ihrer legendär strengen Geisteshaltung entsprach: Die<br />

Nonnen des Frauenklosters von Aubazine mussten von der<br />

Welt – und vor allem von den Männern des benachbarten<br />

Mönchsklosters – abgeschottet leben, selbst wenn man sie<br />

dafür im wahrsten Sinne des Wortes einschließen musste.<br />

Étienne akzeptierte diese Auflage und verbürgte sich<br />

dafür, dass sie eingehalten wurde. Daraufhin schickten<br />

die Zisterzienser ihm geistliche Architekten und Instrukteure,<br />

damit er seine Gemeinschaft offiziell gründen<br />

konnte.<br />

Ein wundersamer Hieb mit dem Krummstab<br />

Bei der Ankunft in Aubazine stießen die Zisterzienser<br />

auf ein Problem: Der Ort, an dem Étiennes Gemeinschaft<br />

lebte, lag ungünstig. Im Alltag einer Zisterzienserabtei war<br />

Wasser ein wesentliches Element, da man damit Mühlen<br />

und Schmieden betreiben konnte, die für Reichtum sorgten.<br />

Der Fluss lag jedoch weit vom « prestigeträchtigeren »<br />

Teil, also dem Mönchskloster, entfernt und war von dort<br />

aus schlecht zugänglich. Das sollte aber kein Hinderungsgrund<br />

sein! Die Mönche aus Burgund beschlossen, das<br />

Wasser bis zum Männerkloster zu leiten, und errichteten<br />

dafür im Verlaufe eines Jahrzehnts ein durch Umfang und<br />

Wagemut außergewöhnliches Bauwerk: den Canal des<br />

Moines. Er steht heute unter Denkmalschutz und trägt<br />

nach wie vor zum Renommee der Abtei bei. Durch ihn<br />

konnten 13 000 m 3 Wasser pro Tag bis zum Mönchskloster<br />

geleitet werden! Vom Zentrum von Aubazine aus führt<br />

ein reizvoller schattiger Spazierweg auf einer Länge von<br />

1,6 Kilometern bis an einen Sturzbach, dessen Wasser<br />

den Kanal speist. Berechnungen haben ergeben, dass es<br />

den Zisterziensern gelang, trotz des sehr unterschiedlichen<br />

und komplexen Reliefs – mit bis zu 50 Meter hohen<br />

Steilwänden –, ein ideales Gefälle von 0,6 % zu erzielen,<br />

im Übrigen dasselbe Gefälle, mit dem die Römer ihre<br />

Aquädukte bauten. Auch im Jahr <strong>2023</strong> ist das noch beeindruckend!<br />

Ebenso beeindruckend wie die Stützmauer<br />

aus Steinen, die selbst sehr steile Passagen überbrückt. Sie<br />

ist es auch, die im Wesentlichen den Weg trägt, auf dem<br />

man heute den lohnenswerten Spaziergang machen kann.<br />

Trotz des Einfallsreichtums wirft die architektonische<br />

Leistung ein Rätsel auf: An bestimmten Stellen fragt man<br />

sich, wie es den Mönchen gelingen konnte, das Wasser<br />

passieren zu lassen. Beispielsweise an der sogenannten<br />

Brèche de Saint Étienne. Hier führt der Kanal mitten<br />

durch einen riesigen Felsbrocken. Um diese Öffnung mit<br />

den damals vorhandenen Mitteln zu realisieren, kann man<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>

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