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Nr. 88 - Herbst 2023

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

Okzitanien, Nîmes, Ballon d'Alsace, Louis de Funès, Corrèze, Chanson française, Rezept und viel mehr!

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>88</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong><br />

OKZITANIEN · NOUVELLE AQUITAINE · LOUIS DE FUNÈS · BOURGOGNE-FRANCHE-COMTÉ<br />

Nîmes<br />

Wo Geschichte Zukunft hat<br />

Ballon d’Alsace<br />

Der sanfte Berg<br />

Louis de Funès<br />

Auf den Spuren des Komikers<br />

durch Frankreich<br />

Corrèze<br />

Aubazine, ein geheimnisvolles<br />

und spannendes Dorf<br />

Interview Die « goldenen Ohren » des französischen Chansons<br />

Wein Die verrückte Welt der medaillengekrönten Weine<br />

Rezept Poulet au vin jaune et aux morilles<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

in einem in vielen französischen<br />

Regionen erneut sehr heißen<br />

Sommer – und vor allem nach einem<br />

historisch trockenen Winter – macht Wasser<br />

derzeit viel von sich reden. Genauer gesagt, zumindest<br />

was Frankreich angeht, der Wassermangel.<br />

Glücklicherweise wird immer mehr Menschen<br />

daher bewusst, wie notwendig es ist,<br />

sorgsam mit dieser wertvollen natürlichen<br />

Ressource umzugehen. Beim Schreiben<br />

dieses Editorials machte ich die interessante<br />

Feststellung, dass die Frage der Wasserversorgung<br />

im Grunde genommen gar nichts<br />

Neues ist, sondern schon vor langer<br />

Zeit unsere Vorfahren beschäftigte.<br />

Die Notwendigkeit brachte diese<br />

sogar dazu, Infrastrukturen zu realisieren,<br />

deren Einfallsreichtum<br />

und Solidität uns heute noch<br />

erstaunen. Im Hexagon steht ein<br />

solches Beispiel in der Nähe<br />

von Nîmes: der Pont du Gard,<br />

eines der besterhaltenen und<br />

schönsten römischen Aquädukte.<br />

Auf majestätische Weise erinnert es<br />

uns daran, dass Wasser in der damaligen<br />

Zeit unglaublich wichtig war und dass der<br />

Wunsch, es zu beherrschen, offensichtlich<br />

die menschliche Genialität förderte. Die<br />

Stadt Nîmes, über die wir in dieser Ausgabe<br />

berichten, verdankt ihren Reichtum und ihre<br />

Entwicklung zum Teil dem Wasser.<br />

265 km Fluglinie nordwestlich von ihr, im Departement<br />

Corrèze, also mehr im Zentrum des Landes,<br />

haben wir im Rahmen einer a priori « touristischen »<br />

Reportage entdeckt, dass Zisterziensermönche im 12.<br />

Jahrhundert ebenfalls ein großes, gewagtes Bauwerk<br />

errichteten, das in der Lage war, ihr Kloster mit bis<br />

zu 13 000 m 3 Wasser pro Tag zu versorgen. Der<br />

Kanal in Aubazine trägt den bezeichnenden<br />

Namen Canal des Moines und ist <strong>2023</strong> immer<br />

noch beeindruckend. Lesen Sie, warum.<br />

Auch wenn Wasser in den Artikeln in<br />

dieser Ausgabe, die Sie in Händen<br />

halten, nicht zwangsläufig das zentrale<br />

Thema ist – es geht vielmehr<br />

um die Modernität von Nîmes, die<br />

geheimnisvolle Kindheit von Coco<br />

Chanel in Aubazine, den 40. Todestag von<br />

Louis de Funès, die Anziehungskraft des<br />

Ballon d‘Alsace und den französischen Trend<br />

zu medaillengekrönten Weinen – erscheint<br />

es mir wichtiger denn je, das Bewusstsein<br />

für diese Ressource zu schärfen. Das betrifft<br />

auch den Bereich Tourismus! Auf diesen Aspekt<br />

werden wir in Zukunft verstärkt achten.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: Treffen von 2CV-Oldtimern im Mai <strong>2023</strong> vor<br />

dem Amphitheater in Nîmes (Okzitanien).<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 3


INHALT<br />

Chanson<br />

française · 86<br />

Ballon d’Alsace · 58<br />

Nîmes · 22<br />

Wein · 70<br />

Wettbewerb · 76<br />

Aubazine · 36<br />

Louis de Funès · 48<br />

Rezept · 94<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Rennes<br />

48 · Le Cellier<br />

Tours<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

Toulouse<br />

PARIS<br />

Lille<br />

58 · Ballon d’Alsace<br />

Dijon<br />

36 · Aubazine<br />

Montpellier<br />

Marseille<br />

Straßburg<br />

Lyon<br />

22 · Nîmes<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

48 · Mulhouse<br />

22 Nîmes<br />

Wo Geschichte Zukunft hat<br />

Mehr als in anderen Städten stehen in Nîmes Denkmäler aus antiken<br />

Steinen einträchtig neben Gebäuden, die von prestigeträchtigen Architekten<br />

unserer Zeit entworfen wurden. Die Stadt ist weit von einer<br />

Museumsstadt entfernt, sie entwickelt sich unaufhörlich weiter und<br />

hält einiges an Überraschungen bereit! Besuchen Sie sie mit uns.<br />

48 · Saint-Raphaël<br />

48 · Saint-Tropez<br />

36 Corrèze<br />

Aubazine, ein geheimnisvolles und spannendes Dorf<br />

Angesichts der Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert, der malerischen<br />

Gassen und des bemerkenswerten Canal des Moines könnte man versucht<br />

sein, sich bei einem Besuch in Aubazine auf das fraglos reiche Kulturerbe zu<br />

beschränken. Das wäre jedoch schade, denn Aubazine hält noch ganz andere<br />

Überraschungen bereit. Zum Beispiel soll das Dorf eine der bekanntesten<br />

Frauen der französischen Modewelt beherbergt und inspiriert haben.<br />

Frankreich heute<br />

70 Wein<br />

Die verrückte Welt der<br />

medaillengekrönten Weine<br />

Seit einigen Jahren findet man in den Regalen<br />

der französischen Weinhändler und Supermärkte<br />

immer mehr Weine, die mit einer Medaille ausgezeichnet<br />

wurden. Doch was bedeuten alle diese<br />

Auszeichnungen? Wer verleiht sie? Und vor allem:<br />

Was sind sie wert? Marketing oder objektive Hilfe,<br />

um gute Weine zu erkennen? Wir haben recherchiert,<br />

was an diesen Auszeichnungen dran ist.<br />

76 Wettbewerb<br />

Novellen-Preis der Armada de Rouen <strong>2023</strong><br />

Im Rahmen des weltweit bedeutendsten Treffens<br />

großer Segelschiffe, der Armada de Rouen, schrieben<br />

die Veranstalter in diesem Jahr erstmals einen<br />

Novellen-Wettbewerb aus. Als Paten konnten sie mit<br />

Michel Bussi einen der bekanntesten französischen<br />

Schriftsteller unserer Zeit gewinnen. Dieser verfasste<br />

die ersten Zeilen einer Novelle, zu der die Teilnehmer<br />

sich eine Fortsetzung ausdenken sollten. Wie<br />

versprochen, präsentieren wir Ihnen die ungekürzte<br />

Gewinner-Novelle in der deutschen Übersetzung.<br />

Art de vivre<br />

86 Chanson française<br />

Bertrand Dicale, die « goldenen Ohren »<br />

des französischen Chansons<br />

Bertrand Dicale ist einer der größten Spezialisten in<br />

Sachen französisches Chanson. Sein 2016 erstmals<br />

erschienenes Dictionnaire amoureux de la chanson<br />

française gilt als Referenz. Gerade erschien eine überarbeitete<br />

und ergänzte Neuauflage. Wir nehmen dies<br />

zum Anlass, den Blick des Autors auf das Verhältnis<br />

der Franzosen zum Chanson genauer anzusehen.<br />

92 Produkt<br />

Lacoste, die Marke mit dem Krokodil<br />

Vom Tennisspieler zum innovativen Textilunternehmer:<br />

die Geschichte von René Lacoste, dem<br />

Begründer der berühmten Marke mit dem Krokodil.<br />

94 Chantals Rezept<br />

Poulet au vin jaune et aux morilles<br />

48 Louis de Funès<br />

Auf den Spuren des Komikers durch Frankreich<br />

Louis de Funès spielte im Laufe seiner Karriere in 140 Filmen, die den<br />

einen vor Lachen die Tränen in die Augen trieben, während andere<br />

nur entnervt den Kopf schüttelten. Vierzig Jahre nach seinem Tod<br />

gilt er im Hexagon aber einhellig als einer der größten französischen<br />

Komiker. Eine Hommage ganz im Stil seines fröhlichen Images.<br />

58 Territoire de Belfort<br />

Ballon d’Alsace, der sanfte Berg<br />

Der Ballon d’Alsace, liegt nur etwa 30 Minuten von Belfort entfernt im regionalen<br />

Naturpark Ballon des Vosges. Mit seinem sanft gewölbten, 1247 Meter<br />

hohen Gipfel verspricht er wunderschöne Wanderungen, in deren Verlauf<br />

man großartige Ausblicke auf Täler im Elsass, in Lothringen und in der Franche-Comté<br />

hat. Wir haben zwei Wege mit unterschiedlichen Niveaus getestet.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 On regarde<br />

18 On surfe<br />

20 On écoute<br />

82 Nachbestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

TOURISMUS<br />

Eingangsbereich der Dune du Pilat komplett neu gestaltet<br />

Jahr für Jahr besuchen etwa zwei Millionen Menschen die<br />

berühmte riesige Sanddüne Dune du Pilat (Gironde). Sie<br />

besitzt mit ihren spektakulären Abmessungen (102 m hoch,<br />

616 m breit, 2,9 km lang) zwar mehrere Zugangsmöglichkeiten<br />

– unter anderem vom Strand her –, die meisten Besucher<br />

(etwa 1,4 Millionen) passieren jedoch den ausgewiesenen<br />

Eingangsbereich. Dort gab es bislang lediglich einen<br />

Parkplatz und einige dürftige Boutiquen. Da dieser Bereich<br />

nach über dreißig Jahren zweifellos etwas « in die Jahre<br />

gekommen » war, wurde er nun komplett neu gestaltet<br />

und modernisiert. So wurde beispielsweise das Wegenetz<br />

zwischen Parkplatz und Düne verbessert, um den Besuchern<br />

das ganze Jahr über angenehme Bedingungen für die<br />

Erkundung der Düne zu bieten. Alternative Transportmittel<br />

wie Bus und Fahrrad werden jetzt stärker gefördert und<br />

der respektvolle Umgang mit der Umwelt wurde zu einer<br />

der Leitlinien erkoren. Die schattigen Hauptwege für die<br />

Fußgänger bestehen aus lokalen Hölzern, Nebenwege sind mit<br />

Spänen aus Kiefernrinde verstärkt, um die Bodenerosion zu<br />

verhindern. Zwei Restaurants, vier Geschäfte mit Speisen zum<br />

Mitnehmen und zwei Boutiquen mit kulturellen Angeboten<br />

ergänzen die Holzbauten, in denen sich der Empfangsund<br />

Informationsbereich für die Besucher befindet. Die<br />

Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Label Grand Site de<br />

France zu erhalten, um das sich die Verantwortlichen des Ortes<br />

beworben haben.<br />

PARIS<br />

Centre Pompidou von Ende 2025 bis 2030 geschlossen<br />

Auf die Nachricht war man schon lange vorbereitet, denn das berühmte<br />

Centre Pompidou in Paris ist in die Jahre gekommen und eine Renovierung<br />

dringend notwendig. 300 Millionen Menschen haben das Kunst- und<br />

Kulturzentrum seit der Eröffnung 1977 besucht, ab Ende 2025 soll es nun für<br />

umfangreiche Arbeiten geschlossen werden. In der Zeit bis zur geplanten<br />

Wiedereröffnung 2030 wird ein Teil der Sammlungen an anderen Orten der<br />

französischen Hauptstadt, zum Beispiel im Grand Palais, zu sehen sein.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


TGV PARIS-BERLIN<br />

Kein Halt in Straßburg?<br />

Wenn es stimmt, wäre es eine herbe Enttäuschung für Straßburg:<br />

Einer jüngsten Erklärung des Sprechers der Deutschen Bahn<br />

gegenüber der französischen Presseagentur AFP zufolge sollen sich<br />

die Eisenbahngesellschaften beider Länder, DB und SNCF, über die<br />

Streckenführung für die geplante Hochgeschwindigkeitsverbindung<br />

zwischen Paris und Berlin geeinigt haben: Der zukünftige TGV soll<br />

demnach nicht in Straßburg und Karlsruhe, sondern in Saarbrücken anhalten. Allerdings wurde die Aussage<br />

insofern relativiert, als die definitive Entscheidung derzeit wohl noch nicht gefallen ist. Frankreich ließ durch<br />

den beigeordneten Verkehrsminister Clément Beaune versichern, dass « für die Regierung ein Halt in Straßburg<br />

nach wie vor prioritär ist » und « dass diese Forderung gegenüber der SNCF klar zum Ausdruck gebracht wurde ».<br />

Der Präsident der französischen Bahn, Jean-Pierre Farandou, erklärte wiederum in einer Pressemitteilung, dass<br />

« die Möglichkeit einer Verbindung Paris-Straßburg-Berlin offen [bleibt], sofern es den Beteiligten gelingt […], die<br />

Modalitäten der Umsetzung zu definieren ». Offensichtlich kann Straßburg immer noch hoffen …<br />

LEIHGABE<br />

Pariser Louvre verleiht symbolträchtiges Werk an Louvre-Lens<br />

Bereits 2022 lieh das Musée du Louvre in Paris seinem<br />

« kleinen Bruder » Louvre-Lens im ehemaligen Kohlerevier<br />

in Nordfrankreich ein symbolträchtiges Kunstwerk aus<br />

der Abteilung Ägyptische Altertümer aus: Mit dem Scribe<br />

accroupi sollte das 10-jährige Bestehen des Museums<br />

in Lens gefeiert werden. Ein Jahr später engagiert sich<br />

das berühmte Pariser Museum jetzt erneut für seinen<br />

« Ableger », indem es ihm mit La Dentellière von Johannes<br />

Vermeer (1632-1675) abermals ein Meisterwerk überlässt.<br />

Das legendäre Bild ist neben La Laitière und La jeune fille à<br />

la perle eines der drei bekanntesten Gemälde des Künstlers.<br />

Es soll bis Frühjahr 2024 in der wunderschönen Galerie<br />

du temps im Louvre-Lens gezeigt werden, die im Übrigen<br />

kostenlos zugänglich ist. Eine hervorragende Gelegenheit,<br />

um einen Besuch zu planen.<br />

Informationen: www.louvrelens.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

BRETAGNE<br />

Wurden in Carnac mehrere Menhire<br />

zerstört?<br />

Die Nachricht sorgte nicht nur in der Bretagne,<br />

sondern in ganz Frankreich für Empörung: Im Juni<br />

dieses Jahres beteuerte ein Amateur-Archä o loge,<br />

dass « der Bürgermeister von Carnac (Mor bi han) eine<br />

Genehmigung für den Bau eines Mr Bricolage (Anm.<br />

d. Red.: eine große nati o na le Bau markt kette) erteilt<br />

hat, durch die 39 Men hire zerstört wurden ». Und das,<br />

obwohl im Rahm en archäologischer Un ter suchungen<br />

im Jahr 2015 die Existenz die ser Menhire im Bo den<br />

of fen bar konstatiert worden war. Nun hat sich heraus<br />

gestellt, dass bei den Ter ras sier ungsarbeiten<br />

für den geplanten Bau alle Mög lich keiten zerstört<br />

wurden, das Vor han den sein dieser Menhire zu überprüfen,<br />

ge schwei ge denn, sie zu retten. Der Bau leiter<br />

der umstrittenen Arbeiten verschanzt sich hinter<br />

der Baugenehmigung, die er ganz le gal vom Bürgermeisteramt<br />

in Carnac erhalten hat. Dort scheint man<br />

jedoch vergessen zu ha ben, diesem mitzuteilen,<br />

dass für diesen Ort seit 2015 die Auflage besteht,<br />

vor Bauarbeiten ar chä o lo gische Untersuchungen<br />

durchzuführen. Die Di rection Régionale des Affaires<br />

Culturelles de Bre tagne (DRAC) versucht unterdessen<br />

die Ge müt er zu beruhigen und hält fest, dass « gemäß<br />

der Un ter suchung (Anm. d. Red.: im Jahr 2015) die<br />

Be schaffenheit der Überreste ungewiss und auf alle<br />

Fälle nicht bedeutend war, sodass die Beschädigung<br />

einer Stätte mit archäologischem Wert nicht<br />

gegeben ist ». Eine Sichtweise, die die Vereinigungen<br />

zum Schutz örtlicher Kulturgüter absolut nicht teilen.<br />

Eine von ihnen, Koun Breizh (Mémoire de Bretagne),<br />

hat im Übrigen vor Ge richt eine offizielle Klage<br />

wegen « vorsätzlicher Zer stör ung archäologischen<br />

Kulturerbes » eingereicht. Man sollte also die weitere<br />

Entwicklung im Auge behalten!<br />

TIPP<br />

Ein Kaffee in Paris für einen Euro!<br />

Es ist heute kein Geheimnis, dass es in Paris nahezu unmöglich ist, eine Brasserie oder ein<br />

Restaurant zu finden, wo man weniger als zwei Euro für einen Kaffee bezahlt. Meist ist er<br />

sogar deutlich teurer. Die Stadtverwaltung verfolgt diese Entwicklung seit vielen Jahren<br />

und hatte den Einfall, eine Liste der Lokale zu erstellen, wo es einen Petit noir für nur<br />

einen Euro gibt. Gleichzeitig soll das die Betriebe zu günstigen Kaffeepreisen ermuntern.<br />

Die gute Nachricht: Die Karte, die im Mai <strong>2023</strong> aktualisiert wurde, erfasst immerhin 60<br />

solcher Adressen. Abgesehen vom günstigen Kaffee, handelt es sich dabei meist um Orte<br />

mit dem typischen « Pariser Flair », an denen man sich mit seinem Petit noir gemütlich<br />

niederlassen und die Menschen um sich herum beobachten kann.<br />

https://framacarte.org/fr/map/cafe-a-1-a-paris_153050#15/48.8696/2.3733<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


POLEMIK<br />

Finger weg von der Toskana!<br />

Um mehr Besucher anzuziehen, beschlos<br />

sen die Tourismusverbände<br />

zwei er Regionen im Tarn, Bastides et<br />

Vig nobles du Gaillac und Pays Cordais<br />

au Pays de Vaour um die Orte Gaillac<br />

und Cordes-sur-Ciel, eine gemeinsame<br />

« touristische Identität » zu schaffen.<br />

Das Ergebnis der zweijährigen Arbeit<br />

für ein Konzept ist mutig und mag<br />

über raschen, denn seit 2022 tritt diese<br />

Gegend unter dem Namen Toscane<br />

occitane auf. Die Idee scheint zu funktio<br />

nieren und brachte dem Verbund<br />

laut der lokalen Zeitung La Dépêche im<br />

ver gang enen Jahr Einnahmen in Höhe<br />

von 87 Millionen Euro. Der « richtigen »<br />

Toskana in Italien gefällt diese Initiative<br />

allerdings überhaupt nicht. « Es gibt nur<br />

eine Toskana, und es wäre gut, wenn<br />

die jenigen, die versuchen, diese Marke<br />

auf raffi nierte Art zu nutzen, um ihr<br />

Ter ri torium zu bewerben, sofort damit<br />

auf hörten », tadelte der italienische Europapolitiker<br />

Nicola Danti jüngst vor der<br />

Euro päischen Kommission in Brüssel.<br />

Der Prä sident des Regionalrates der<br />

Tos ka na, Eugenio Giani, ist derselben<br />

An sicht und stuft das Unterfangen seiner<br />

seits als « überzogene und un an gebrachte<br />

Vorgehensweise » ein. In der<br />

« ok zi tanischen Toskana » versucht man<br />

da gegen, begreiflich zu machen, dass<br />

man keinesfalls eine Bezeichnung missbrauch<br />

en will, und beharrt auf dem Konzept.<br />

« Jeder weiß, wie sehr ich Italien<br />

und besonders die Toskana liebe »,<br />

äuß er te sich der Präsident der Toscane<br />

occitane, Paul Salvador, « aber wenn es<br />

so weiter geht, könnte Rom genauso gut<br />

von Toulouse verlangen, den Place du<br />

Capitole abzuschaffen, vielleicht sogar<br />

von den USA fordern, ihren Kongress umzu<br />

be nen nen. Schließlich ist das Kapitol<br />

ein er der sieben Hügel Roms … » In der<br />

Fol ge beschwichtigte er jedoch und fasste<br />

eine freundschaftliche Annäherung an<br />

die Toskana und vielleicht sogar ge meinsame<br />

Tourismusaktivitäten ins Auge.<br />

Bleibt abzuwarten, ob die Italiener dies<br />

gutheißen …<br />

AUTOBAHN<br />

Viadukt von Millau zu 100 % in privater Hand<br />

Das 2004 eingeweihte Viaduc de Millau (Aveyron) ist das höchste Straßenviadukt<br />

der Welt und hat sich zu einer eigenständigen touristischen Attraktion in Frankreich<br />

entwickelt. Die Architektur wird von allen bewundert und ist der ganze<br />

Stolz des Bauherrn, des französischen Konzerns Eiffage. Letzterer hat jetzt dem<br />

fran zö sischen Staat dessen 49-prozentigen Anteil am Betreiberunternehmen<br />

der Brücke abgekauft und ist damit der alleinige Eigentümer. Der mit 236,5<br />

Milli onen Euro stolze Preis beschert dem Unternehmen allerdings eine be deuten<br />

de Einnahmequelle, nämlich die Gebühren für die Nutzung dieses Auto bahnabschnitts<br />

der A75, einem der teuersten in Frankreich (12,50 € im Sommer, 10,10 €<br />

im Rest des Jahres).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

ENTSCHEIDUNG<br />

Aus für das E-Scooter-Sharing<br />

in Paris<br />

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte versprochen,<br />

die weitere Zulassung für die Vermietung von E-Scootern in der<br />

Hauptstadt von einem Volksentscheid abhängig zu machen. Dieses<br />

Versprechen hat sie gehalten. An dem bis dato einmaligen Referendum<br />

beteiligten sich zwar nur 7,46 % der eingetragenen Wähler, 90 % von<br />

ihnen stimmten jedoch gegen das E-Scooter-Sharing in Paris. Ab dem<br />

31. August <strong>2023</strong> gibt es daher diese – privaten – Mietangebote nicht<br />

mehr. Dies wird einerseits viele Pariser freuen, da sich Fahrer dieses<br />

Fortbewegungsmittels in der Tat oft skrupellos gegenüber Passanten<br />

und der Straßenverkehrsordnung verhalten und somit eine Gefahr<br />

darstellen können. Andererseits werden diejenigen enttäuscht sein,<br />

die mit dem relativ jungen Transportmittel gerne die Hauptstadt<br />

durchqueren. Allerdings ist es nach wie vor möglich, sich einen<br />

E-Scooter zu kaufen; verboten werden nur die Sharing-Modelle.<br />

TOURISMUS<br />

Insel Bendor vorübergehend geschlossen<br />

In der Sommerausgabe 2020 von Frankreich erleben stellten<br />

wir Ihnen die kleine, ansprechende Privatinsel Bendor im<br />

De parte ment Var vor (Paul Ricard: zwei Inseln ein Schicksal,<br />

Aus gabe <strong>Nr</strong>. 75). Sie liegt genau gegenüber von Bandol und<br />

be fin det sich im Besitz der Familie Ricard. Nun ist sie bis<br />

2026 für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Zeit wird für eine<br />

« Ver jüng ungs kur » benötigt, denn die bestehenden Ein richtun<br />

gen sind in die Jahre gekommen. Gleichzeitig will man die<br />

bis dato vernachlässigten Tourismusaktivitäten an kur beln,<br />

da mit einer Frequenz von derzeit nur 300 Touristen pro Tag<br />

in der Hochsaison in diesem Punkt Steigerungs poten zial<br />

besteht. Im Rahmen einer inter nationalen Aus schreibung für<br />

das zukünftige Insel mana ge ment erhielt der Konzern Zan nier<br />

Hotels den Zu schlag. Der Betreiber hat vor, aus Bendor « ein<br />

neues, in Europa einzigartiges Übernachtungsziel » zu machen.<br />

Dafür sol len ein 5-Sterne-Hotel mit 93 Zimmern, mehre re<br />

Rest au rants und Bars, ein Wellnesszentrum sowie ein Dorf mit<br />

Kunst hand werk ern und Boutiquen entstehen. Nicht fehlen<br />

darf na tür lich ein Café Paul Ricard, wo man den legen där en<br />

Pastis trinken kann.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


AUSSTELLUNG<br />

200 Fotografen erzählen Frankreich<br />

Im Frühjahr 2022 hatten wir darüber berichtet, dass der Staats präsident<br />

Emmanuel Macron einen « großen Auftrag an Fotojournalisten »<br />

er teilt hatte (Fotografieren im Auftrag des Staates: Die Mission photographique<br />

hat nichts von ihrer Aktualität verloren, Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82).<br />

Das Ergebnis soll 2024 in der Bibliothèque nationale de France ausgestellt<br />

werden. Für eine Beteiligung an diesem umfassenden Auftrag<br />

bewarben sich 529 Kandidaten, 200 davon wurden ausgewählt.<br />

Sie sind zwischen 21 und 81 Jahre alt und werden am Ende 20 000<br />

digitale Aufnahmen geliefert haben, welche die Sammlungen des<br />

Staates bereichern und wie ein « Röntgenbild von Frankreich » einen<br />

« Blick auf ein Land in der Gesundheitskrise » werfen. Im Rahmen<br />

der Ausstellung werden 500 Bilder zu sehen sein, früher oder später<br />

sollen jedoch alle der im Rahmen dieser Initiative realisierten Fotos<br />

einsehbar sein. Wir halten Sie auf dem Laufenden.<br />

AUTO<br />

Eine « Ente » aus Holz<br />

Michel Robillard, ein 73-jähriger Schreiner und Kunsttischler im<br />

Ruhestand, stammt aus dem Departement Indre-et-Loire und<br />

liebt es, Holz modelle zu bauen. Im Juni <strong>2023</strong> ließ er sein<br />

Meisterwerk in diesem Bereich versteigern. Sein Nachbau<br />

einer « Citroën-Ente » besteht aus verschiedenen<br />

Hölzern: Apfel- und Birnbaum (Karosserie),<br />

Nussbaum (Kot flügel) und Kirschbaum<br />

(Tür en und Kofferraum)! So un glaub lich<br />

es auch erscheinen mag, aber dieses<br />

wunderschöne und einzigartige Auto<br />

bestand sogar die französische Contrôle<br />

technique, das Pendant zum deutschen<br />

TÜV, und erreicht eine Geschwindigkeit<br />

von bis zu 80 km/h. Allerdings darf man<br />

da mit nur auf « privaten Wegen » und nicht<br />

im öf fent lichen Straßenverkehr fahren.<br />

Fünf Jahre lang arbeitete Michel Robillard<br />

an dies em Meisterwerk. Der Hammer bei<br />

der Ver steigerung fiel bei einem Betrag<br />

von 210 000 Euro, die « Ente » geht an den<br />

Sammler Jean-Paul Favand, den Gründer des<br />

Musée des Arts Forains in Paris. Hoffen wir, dass<br />

man dieses außergewöhnliche Fahrzeug dort bald<br />

bestaunen kann …<br />

Um die Arbeit von Michel Robillard zu würdigen,<br />

hat Citroën dieses Kultauto in sein virtuelles<br />

Museum Citroën Origins<br />

aufgenommen. Mit dem<br />

Flashcode oder über<br />

den Link https://youtu.<br />

be/lyPQ4xFgmfU gelangen<br />

Sie zu einem kurzen Film<br />

darüber.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 11


ON LIT<br />

« REISEVERFÜHRER »<br />

Kultouren - Grenzenlose Geschichten<br />

zwischen Schwarzwald und<br />

Vogesen<br />

Manfred Hammes, Oase Verlag, 368 Seiten, 24 €, ISBN 978-<br />

3<strong>88</strong>9220851<br />

Vor einigen Jahren stellten wir Ihnen das exzellente Buch Durch den<br />

Süden Frankreichs von Manfred Hammes vor. Seine begeisterte und<br />

begeisternde Annäherung an dieses Land hatte uns damals bereits<br />

überzeugt. Nach wie vor reist der Autor kreuz und quer durch<br />

Frankreich und hat in diesem Jahr ein ebenso einzigartiges Werk<br />

herausgebracht, dem man sofort dieselbe Neugier auf Frankreich<br />

und die deutsch-französischen Beziehungen anmerkt. Ein<br />

wahrer Lesegenuss und eine<br />

Fundgrube an Informationen,<br />

wie man sie sonst nirgendwo<br />

findet. Manfred Hammes<br />

spricht daher auch nicht von<br />

einem « Reiseführer », sondern<br />

erfand die geniale Bezeichnung<br />

« Reiseverführer ». Diese<br />

Bezeichnung ist nur schwerlich<br />

zu übertreffen. Prägnant und<br />

zielführend, typisch Deutsch!<br />

Wir haben lange ein Pendant<br />

in französischer Sprache dafür<br />

gesucht. Guide de voyage<br />

curieux et amoureux schien<br />

uns noch am treffendsten,<br />

wenngleich nicht so gut wie<br />

« das Original »! Ohne Zweifel<br />

ein lehrreiches, lustiges und<br />

faszinierendes Buch!<br />

ROMAN<br />

Hund 51<br />

Laurent Gaudé,<br />

Originaltitel:<br />

Chien 51 (2022),<br />

übersetzt aus dem<br />

Französischen von<br />

Christian Kolb,<br />

dtv, 336 Seiten,<br />

24 €, ISBN 978-<br />

3423283540<br />

In der Megastadt der Zukunft heuert Zem Sparak als<br />

Hilfspolizist an, arbeitet als « Hund » im sauren Regen von<br />

Zone 3. Seine Heimat Griechenland gibt es schon lange<br />

nicht mehr. Bei GoldTex, einem Konzern, der bankrotte<br />

Länder unterjocht, herrschen Zynismus und Gewalt. Eines<br />

Morgens reißt eine über die gesamte Länge des Rückgrats<br />

aufgeschnittene Leiche Zem aus seiner Gleichgültigkeit.<br />

Irgendwo, das weiß er, gibt es noch eine Wahrheit.<br />

Zusammen mit Salia Malberg, einer Kommissarin aus<br />

Zone 2, begibt er sich auf eine Suche, die ihn auch in seine<br />

eigene Vergangenheit führt … Laurent Gaudé erhielt<br />

2004 den Prix Goncourt für Le Soleil des Scorta (das Buch<br />

wurde nicht ins Deutsche übersetzt). Diesmal präsentiert<br />

er uns eine untypische Fiktion, eine ziemlich schwarze<br />

Zukunftsprognose, geschrieben in Form eines Krimis.<br />

Seltsamerweise ist das Ergebnis sowohl pessimistisch als<br />

auch heiter, düster und gleichzeitig unterhaltsam. Ein Buch,<br />

das eindeutig nicht gleichgültig lässt und zum Nachdenken<br />

über die Zukunft anregt. Dafür lieben wir es!<br />

ROMAN<br />

Machtspiele<br />

Alice Zeniter, Originaltitel: Comme un empire dans un empire (2020), übersetzt aus dem<br />

Französischen von Yvonne Eglinger, Berlin Verlag, 416 Seiten, 26 €, ISBN 978-3827014368,<br />

ab 28. September <strong>2023</strong> im Handel<br />

Alles beginnt im Winter 2019. Antoine arbeitet für das französische Parlament, doch er weiß nicht,<br />

was er mit dem wachsenden Hass anfangen soll, der Berufspolitikern entgegenschlägt und der auf<br />

ihn abzufärben beginnt. Da begegnet er der Hackerin L. Sie lebt im Untergrund, denn sie hat gerade<br />

miterlebt, wie ihr Freund verhaftet wurde. Er wird beschuldigt, eine Überwachungsfirma gehackt zu<br />

haben. Sie weiß, dass sie selbst auch observiert, vielleicht sogar bedroht wird, und bittet Antoine<br />

um Hilfe. In ihrem siebten Roman beschreibt Alice Zeniter, was es heute in Frankreich bedeutet, sich<br />

politisch zu engagieren. Zwischen Desillusion und dem Wunsch, die Welt zu verändern, gelingt es den<br />

Protagonisten ein Gleichgewicht zu finden. Ein interessanter Einblick in die Welt des Programmierens<br />

und Hackens und eine letzten Endes ziemlich machiavellistische Geschichte.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


ROMAN<br />

So wie du mich willst<br />

Camille Laurens, Originaltitel: Celle que vous croyez (2016),<br />

übersetzt aus dem Französischen von Lis Künzli, dtv, 304 Seiten,<br />

23 €, ISBN 978-34232835<strong>88</strong>, ab 16. November <strong>2023</strong> im Handel<br />

Diese Bücher haben uns gefallen und wir<br />

haben Sie Ihnen bei Erscheinen in Frankreich<br />

vorgestellt.<br />

Nun wurden sie übersetzt und sind im deutschen<br />

Buchhandel erhältlich.<br />

Ihr Name ist Claire, sie ist 48 Jahre alt,<br />

Literaturprofessorin und geschieden.<br />

Um ihren wankelmütigen Geliebten<br />

Jo im Auge zu behalten, erstellt sie ein<br />

gefälschtes Facebook-Profil: das einer<br />

vierundzwanzigjährigen, alleinstehenden,<br />

brünetten jungen Frau. Selbstverständlich<br />

ist das Foto der schönen Frau nicht<br />

ihr eigenes. Über dieses fiktive Profil<br />

kommt sie in Kontakt mit dem sehr viel<br />

jüngeren Christophe – und verwickelt<br />

sich in eine Liebesgeschichte, wie sie nur<br />

im Cyberspace möglich ist. Das Buch<br />

erschien 2016 in Frankreich und war bei<br />

den Lesern ein großer Erfolg. Brillant<br />

beschreibt die Autorin darin, welche<br />

oft verschwommenen Verbindungen in<br />

unserer heutigen Gesellschaft zwischen der realen und der virtuellen<br />

Welt bestehen können. Gleichzeitig ist es die Geschichte einer Frau,<br />

die weiterhin gefallen und lieben will. 2019 drehte Safy Nebbou nach<br />

der Buchvorlage einen wunderschönen Kinofilm, mit Juliette Binoche<br />

in der Rolle der Claire (Celle que vous croyez). Ein Buch im Geist unserer<br />

heutigen Zeit, verstörend und gleichzeitig lustig.<br />

ROMAN<br />

Die Erfindung des Lächelns<br />

Tom Hillenbrand, Kiepenheuer &<br />

Witsch, 240 Seiten, 24 €, ISBN 978-<br />

3462004861, ab 7. September <strong>2023</strong><br />

im Handel<br />

Als der Pariser Louvre am 22. August<br />

1911 seine Pforten öffnet, fehlt im<br />

Salon Carré ein Gemälde: Leonardo<br />

da Vincis « Mona Lisa ». Sofort versetzt<br />

der Polizeipräfekt seine Männer in<br />

höchste Alarmbereitschaft, lässt<br />

Straßen, Bahnhöfe und sogar Häfen sperren. Doch es ist zu spät.<br />

La Joconde ist verschwunden. Juhel Lenoir von der Pariser Polizei<br />

soll sie finden – und die Welt schaut ihm dabei zu … Die Suche<br />

nach der « Mona Lisa » führt durch das Paris der ausgehenden Belle<br />

Époque, durch Künstlercafés auf dem Montmartre, in die Opéra<br />

Garnier, zu dekadenten Grandes Fêtes im Bois de Boulogne und in<br />

absinthgetränkte Spelunken am Place Pigalle. Dieser historische<br />

Roman ist gleichzeitig Detektivroman und Gemälde einer Ära, in der<br />

Paris das Zentrum der Welt war.<br />

ROMAN<br />

Schnell leben<br />

Brigitte Giraud,<br />

Originaltitel:<br />

Vivre vite (2022),<br />

übersetzt aus dem<br />

Französischen von<br />

Michael Kleeberg,<br />

Frankfurter<br />

Verlagsanstalt,<br />

200 Seiten,<br />

24 €, ISBN 978-<br />

3627003135, ab<br />

31. August <strong>2023</strong><br />

im Handel<br />

In dieser<br />

engagierten und sehr sensibel geschriebenen<br />

Erzählung geht die Autorin auf den Tod ihres<br />

Lebensgefährten ein, der 20 Jahre zuvor bei<br />

einem Motorradunfall ums Leben kam. Im Stil<br />

einer polizeilichen Untersuchung nimmt Brigitte<br />

Giraud die einzelnen Umstände, die zu dem Drama<br />

führten, nacheinander unter die Lupe: « Wenn es<br />

an diesem Dienstag geregnet hätte? », « Wenn die<br />

Ampel nicht auf Rot geschaltet hätte? », « Wenn ich<br />

ein Mobiltelefon gehabt hätte? » … « Ich komme<br />

auf die Litanei dieser ‹Wenn› zurück, die mich in<br />

all den Jahren verfolgt und die aus meinem Leben<br />

eine Realität im Konjunktiv der Vergangenheit<br />

gemacht hat », erläutert sie. Damit konfrontiert<br />

sie uns alle mit dem so menschlichen Bedürfnis,<br />

zu analysieren, zu verstehen, um auf diese Weise<br />

den Tod eines Nahestehenden vielleicht besser<br />

zu akzeptieren. Ein ruhiges Buch, das gleichzeitig<br />

eine starke Wirkung erzielt. Ein Buch, das durch<br />

die Fähigkeit erstaunt, den Leser im Innersten zu<br />

treffen, ohne deswegen rührselig zu sein. Ein sehr<br />

nützlicher Erfahrungsbericht über Resilienz und die<br />

Notwendigkeit, die Vergangenheit zu analysieren,<br />

um sich in die Zukunft projizieren zu können. Prix<br />

Goncourt 2022.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

Psychopompe<br />

ROMAN<br />

Hors saison<br />

Basile Mulciba, Gallimard, <strong>2023</strong>, 200 Seiten,<br />

19,50 €, ISBN 978-2073005878<br />

Frankreich in unserer Zeit. Es ist Winter und Yann, ein junger<br />

Mann um die zwanzig, beschließt, sein Leben zu ändern.<br />

Obwohl sein Medizinstudium dem Anschein nach gut läuft,<br />

bricht er es im vierten Jahr urplötzlich ab, verlässt Familie und<br />

Freunde. Er, der keinerlei Erfahrung in den Bergen hat, will nun<br />

als Saisonarbeiter in einem kleinen Wintersportort arbeiten.<br />

Vor Ort stellt sich heraus, dass der Schnee auf sich warten<br />

lässt, obwohl alle ihn herbeisehnen. Vor allem Hans, der ihn<br />

eingestellt hat, da er ein in die Jahre gekommenes Hotel leitet,<br />

das er von seinem Vater geerbt hat. Alle leiden unter den<br />

Folgen des Schneemangels, doch nach und nach schwindet<br />

die Hoffnung, dass es noch zu schneien beginnt. Immer mehr<br />

Menschen verlassen den Ort, Hans und Yann beschließen<br />

zu bleiben. Der Autor, der in Guadeloupe aufwuchs und<br />

heute in Paris lebt, präsentiert uns mit diesem Roman ein<br />

gelungenes Erstlingswerk. Dank des flüssigen und poetischen<br />

Stils nimmt der Leser an Yanns Leben teil und wird immer<br />

neugieriger. Im Laufe der Lektüre fühlt man sich immer mehr<br />

vom Protagonisten, seinem Bedürfnis<br />

nach Veränderung, seinen Fragen<br />

über den Sinn des Lebens, seiner<br />

Beziehung zur Natur um ihn herum<br />

in diesem seltsamen Skigebiet, der<br />

Klimaveränderung angesprochen.<br />

Man lernt jemanden kennen, der<br />

ein Freund sein könnte, der uns<br />

nachdenklich stimmt. Vielen Dank<br />

Basile Mulciba!<br />

Amélie Nothomb, Albin<br />

Michel, <strong>2023</strong>, 162 Seiten,<br />

18,90 €, ISBN 978-<br />

2226485618<br />

Die offizielle<br />

Zusammenfassung ist kurz,<br />

sogar sehr kurz, denn es ist<br />

nur ein Satz: « Schreiben,<br />

heißt stehlen. » Erneut<br />

präsentiert uns Amélie Nothomb – die, getaktet wie ein<br />

Metronom, wie jedes Jahr zu Beginn der Literatursaison<br />

ein Buch herausbringt – ein Werk, über dem der Schleier<br />

eines Geheimnisses liegt. Es ist ihr 31. Roman. Und wie<br />

so oft, müssen wir beim Lesen des Titels erst einmal zu<br />

einem Wörterbuch greifen: psychopompe. Psychopompos<br />

oder, eingedeutscht, Psychopomp. « Der die Seelen der<br />

Toten begleitet » gibt das französische Wörterbuch Le<br />

Robert Auskunft. Ein Adjektiv, das in Frankreich im 19.<br />

Jahrhundert aufkam, um einen Gott oder eine Heldenfigur<br />

zu charakterisieren, der oder die « die Seelen der Toten in<br />

die Hölle begleitet oder von dort zurückholt », präzisiert<br />

das Wörterbuch der Académie française, und führt Hermès<br />

psychopompe als Beispiel an. Wir wollen nicht zu viel<br />

vom Inhalt dieses kurzen Romans verraten, der in einem<br />

Universum spielt, das so typisch für unsere bevorzugte<br />

Schriftstellerin aus Belgien ist. Nur so viel: Es geht um das<br />

Schreiben und die Fähigkeit zur Beobachtung, vor allem<br />

von Vögeln, eine große Leidenschaft von Amélie Nothomb.<br />

Ein Buch, das alle treuen Leser der Autorin sofort fesseln,<br />

und alle, die sie gerade entdecken, mit Sicherheit irritieren<br />

wird. Aber ist das nicht bei jedem ihrer<br />

Bücher so? Auf jeden Fall ist es eines der<br />

wichtigen Bücher des diesjährigen<br />

Auftakts der Literatursaison.<br />

Themen: Jugend, Freundschaft,<br />

Veränderung, Lernen,<br />

Zweifel, Berge, Natur<br />

Themen: Autobiografie, Kindheit,<br />

Bedauern, Vögel, Spiritismus<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


ROMAN<br />

Sarah, Susanne<br />

et l’écrivain<br />

Éric Reinhardt,<br />

Gallimard,<br />

<strong>2023</strong>, 420<br />

Seiten, 22 €,<br />

ISBN 978-<br />

2072945892<br />

Sarah vertraut<br />

einem Schriftstel<br />

ler, den sie bewundert, ihre Le -<br />

bens ge schichte an, damit dieser<br />

einen Roman daraus macht. Im<br />

Roman heißt sie Su san ne. Sie fühlt<br />

sich nicht mehr so geliebt wie<br />

früher. Ihr Mann zieht sich jeden<br />

Abend in sein Büro zurück, lässt<br />

sie mit den Kin dern allein. Zudem<br />

stellt sie fest, dass ihr Mann<br />

75 Prozent des gemeinsamen<br />

Hauses besitzt. Verwirrt bittet sie<br />

ihn, die se Aufteilung anzupassen<br />

und präsenter zu sein. Ohne Erfolg.<br />

Um ihn zum Handeln zu<br />

zwin gen, kündigt sie ihm an, ihn<br />

vor über gehend zu verlassen.<br />

Diese Entscheidung pro vo ziert<br />

eine Kettenreaktion von er schüttern<br />

den Ereignissen, die nicht<br />

vorhersehbar waren. In diesem<br />

unerwarteten und ver wir renden<br />

Werk über schneiden sich<br />

Sarahs richtiges und Susannes<br />

roman haftes Le ben. Dadurch gibt<br />

uns Eric Rein hardt Einblick in das<br />

Herz stück jedes Schrift stellers,<br />

nämlich seine Vorstellungsgabe.<br />

Wie wird eine reale zu einer fik tiven<br />

Person? Wie gelingt es dem<br />

Schriftsteller, Realität und Fik tion<br />

zu verknüpfen? Das ist packend,<br />

zumal das Buch durch die sensibel<br />

und liebevoll ge zeich net en<br />

Porträts von Sarah und Susanne<br />

eine schöne Hom mage an die<br />

Frauen darstellt.<br />

Themen: Roman,<br />

Schreiben,<br />

Lesen, Literatur,<br />

Vermittlung,<br />

Vertrauen,<br />

Paar, Frau<br />

Sie möchten Ihren französischen Freunden ein deutsches Buch empfehlen, das<br />

kürzlich auch in Frankreich erschienen ist und mit dem sie etwas mehr über<br />

Deutschland erfahren? Hier sind zwei Vorschläge für Bücher, die seit Kurzem im<br />

französischen Buchhandel erhältlich sind.<br />

ROMAN<br />

Lilas noir<br />

Reinhard Kaiser-Mühlecker, aus dem österreichischen Deutsch<br />

übersetzt von Olivier Le Lay, Originaltitel: Schwarzer Flieder,<br />

Verdier, <strong>2023</strong>, 286 Seiten, 22 €, ISBN 978-237856166<br />

Die Leser in Frankreich konnten den österreichischen Schriftsteller Reinhard<br />

Kaiser- Mühl ecker 2021 entdecken, als sein Roman Lilas rouge in der französischen Übersetzung<br />

erschien. Das Buch hat uns sehr gut gefallen, daher haben wir es Ihnen in dieser Rubrik in<br />

der Ausgabe 79 empfohlen. Es war in Frankreich sehr erfolgreich, vor allem bei den unab hängigen<br />

Buchhändlern, die es unglaublich schätzten und ihren Kunden ans Herz legten. In so fern<br />

warteten viele Leser schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung Lilas noir. Nun haben sie die Gelegen<br />

heit, zu erfahren, wie das Epos der Familie Goldberger weiter und zu Ende geht. Zwisch en<br />

Unausgesprochenem und Familiengeheimnissen, Phantomen der Vergangenheit und dem<br />

Wunsch, sich von ihnen zu befreien, geprägt vom Wandel des Bauernstandes, den der<br />

Autor sehr gut kennt, da er selbst in diesem Bereich aufwuchs. Erneut ein heraus ragendes<br />

Buch, das man nicht vergisst, in dem Reinhard Kaiser-Mühl ecker mit den passenden<br />

Worten über sehr tiefgründige und wesentliche Dinge spricht. Und das mit<br />

einer Humanität, die alles verständlicher und leichter er schein en lässt. Große Kunst!<br />

Themen: Familiensaga, Österreich, Krieg, Nazismus, Verwünschung,<br />

Resilienz, bäuerliche Welt. Die deutsche Ausgabe Schwarzer Flieder gibt es<br />

als Taschenbuch bei Fischer (240 Seiten, 9,99 €, ISBN 978-3596030903).<br />

ROMAN<br />

Le héros de Berlin<br />

Maxim Leo, aus dem Deutschen übersetzt von Olivier<br />

Man noni, Originaltitel: Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße,<br />

Actes Sud, <strong>2023</strong>, 304 Seiten, 22,70 €, ISBN 978-<br />

2330179649<br />

2019 erhält der Besitzer einer der letzten Videotheken Berlins, Michael Hart ung,<br />

Besuch vom Journalisten Landmann. Einige Tage bevor sich der Fall der Mauer zum 30. Mal jährt,<br />

recher chiert dieser über eine spektakuläre Massenflucht aus der DDR, bei der 127 Menschen<br />

mit einer S-Bahn in den Westen gelangten. In Stasiakten hat der Journalist entdeckt, dass<br />

Hartung, der früher als Stellwerksmeister am Bahnhof Friedrich straße arbeitete, die Flucht<br />

eingefädelt haben soll. Hartung dementiert zunächst kategorisch, doch die Versuchung ist zu<br />

groß … Schnell bemächtigen sich die Medien seiner Geschichte, er verkauft die Rechte an ihr für<br />

ein Buch und einen Film, die Kanzlerin empfängt ihn. Über die eindrückliche Betrachtung von<br />

Hel den tum, historischer Wahrheit und Instrumentalisierung der Vergangenheit hinaus, bietet<br />

der Roman durch den Schauplatz Berlin Franzosen eine hervorragende Gelegenheit, auf ernste<br />

und gleich zeitig humorvolle Weise mehr über die jüngere deutsche Geschichte zu erfahren,<br />

besonders über die Beziehungen zwischen Ossis und Wessis seit dem Fall der Mauer. Nützlich<br />

und erheiternd!<br />

Themen: Deutschland, Berlin, Mauerfall, Wiedervereinigung, Heldentum, Lüge,<br />

Wahrheit. Die deutsche Version Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße erschien <strong>2023</strong> als<br />

Taschenbuch bei Kiepenheuer & Witsch (304 Seiten, 13 €, ISBN 978-3462005356).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 15


ON REGARDE<br />

FREI ADAPTIERTE FILMBIOGRAFIE<br />

Jeanne du Barry, die Favoritin des<br />

Königs<br />

Jeanne Vaubernier<br />

(Maïwenn), ein einfach<br />

es Mädchen aus<br />

dem Volk, strebt nach<br />

sozialem Auf stieg und<br />

nutzt ihre Rei ze, um<br />

auf der ge sell schaftlichen<br />

Leiter immer<br />

weiter nach oben zu<br />

klettern. Ihr Geliebter,<br />

Graf du Barry (Melvil<br />

Poupaud), der durch<br />

Jeannes lukrative<br />

Galanterien zu beacht<br />

lich em Reichtum gelangt, möchte sie<br />

schließ lich dem König (Johnny Depp) vorstellen.<br />

Mit hilfe der Fürsprache des einflussreichen<br />

Herz ogs Riche lieu (Pierre Richard) organisiert<br />

er das Treffen. Die Begegnung übertrifft seine<br />

Er wart un gen: Zwischen Ludwig XV. und Jeanne<br />

ist es Liebe auf den ersten Blick … Mit der Kurti<br />

sa ne findet der König seine Lebenslust wie der.<br />

Das geht so weit, dass er nicht mehr auf sie verzichten<br />

kann und beschließt, sie zu seiner offiziellen<br />

Favoritin zu machen. Ein Skan dal, denn<br />

offen bar will niemand ein Straßenmädchen<br />

am Hof haben. Der Film, der zum Großteil in<br />

Schloss Versailles gedreht wurde, lief bei der<br />

Er öff nung des letzten Filmfestivals in Cannes.<br />

Er besticht durch eine sehr ausgefeilte Ästhetik:<br />

De ko ration, Kostüme, Perücken, die perfekt historisch<br />

rekonstruierte Atmosphäre des Ho fes,<br />

grandiose Aufnahmen. Maïwenn führt selbst<br />

Regie und dreht im 35-mm-Format. Einige<br />

Szenen wurden sogar ausschließlich bei Kerzen<br />

licht gedreht. Der zeitgenössische Ansatz<br />

ist es, der vor allem überzeugt, allerdings nervt<br />

manchmal die Vorliebe der Regisseurin, Parallelen<br />

zu ihrem eigenen Leben zu ziehen und mit<br />

der traditionellen Vorgehensweise zu brechen.<br />

Zum Beispiel, wenn sie Ludwig XV. mit Johnny<br />

Depp besetzt, dessen Lebensstil a priori weit<br />

vom höfischen Leben in Versailles entfernt ist.<br />

Doch gerade diese Freiheit macht den Film<br />

lebendig. Unleugbar ein interessanter Film, der<br />

nicht gleichgültig lässt!<br />

Jeanne du Barry, die Favoritin des Königs •<br />

Frankreich, <strong>2023</strong>, 117 min • Originaltitel: Jeanne du<br />

Barry • Ein Film von Maïwenn, mit Maïwenn, Johnny<br />

Depp, Benjamin Lavernhe, Pierre Richard, Melvil<br />

Poupaud u. a. • Ab 24. August <strong>2023</strong> im Kino.<br />

ROMANTISCHES DRAMA<br />

Wild wie das Meer<br />

Chiara (Cécile de France) lebt mit ihrem Mann<br />

Antoine (Grégoire Monsaingeon) auf einer Insel<br />

vor der Atlantikküste, wo dieser aufwuchs.<br />

Chia ra lernt Antoines Beruf, das Fischen, und<br />

ar bei tet seit 20 Jahren an seiner Seite. Die<br />

bei den sind ein glückliches Paar und immer<br />

noch ineinander verliebt. Da tritt der neue<br />

Aus zu bil den de Maxence (Félix Lefebvre) in ihr<br />

Le ben, bringt es aus dem Gleichgewicht und<br />

wirft Chiaras Überzeugungen über den Haufen. Liest man diese Zusammenfassung,<br />

ist man versucht zu sagen: « Noch ein Film über Ehebruch<br />

… » Zugegeben, eines der Lieblingsthemen des französischen Kinos.<br />

Doch dieser erste Kinofilm von Héloïse Pelloquet geht weit über das<br />

hinaus, was die « simple » Beschreibung der Leidenschaft zwischen den<br />

beiden Menschen vermuten lässt: Mit einer sensiblen Inszenierung, die<br />

sehr auf Emotionen, die Gesten der Darsteller, sowie auf das fantastische<br />

Licht und die Landschaft der Île de Noirmoutier setzt, lässt er uns in die<br />

tägliche Arbeit auf dem Meer eintauchen. Und er konfrontiert uns mit<br />

der wichtigen feministischen Fragestellung, inwieweit eine reife Frau<br />

die Freiheit hat, eine Beziehung zu einem jungen Mann einzugehen. Ein<br />

schöner, sinnlicher und berührender Film.<br />

Wild wie das Meer • Frankreich 2022, 93 min • Originaltitel: La passagère<br />

• Ein Film von Héloïse Pelloquet, mit Cécile de France, Félix Lefebvre,<br />

Grégoire Monsaingeon u. a. • Ab 21. September <strong>2023</strong> im Kino.<br />

KOMÖDIE<br />

Die einfachen Dinge<br />

Vincent (Lambert Wilson) ist ein bekannter,<br />

erfolgreicher Unternehmer. Eines Tages<br />

un te rbricht eine Autopanne auf einer Bergstraße<br />

für kurze Zeit sein hektisches Leben.<br />

Pierre (Grégory Gadebois), der inmitten<br />

ein er atem beraubend schönen Natur und<br />

fern der Errungenschaften des modernen<br />

Le bens wohnt, kommt ihm zu Hilfe und<br />

bie tet ihm seine Gastfreundschaft an. Die<br />

Be geg nung bringt die Gewissheiten beider<br />

Männer ins Wanken. Über raschenderweise können sie beide darüber<br />

lachen. Lebt wirklich jeder das Leben, das er leben möchte? Die Idee<br />

hinter dem Film ist zwar sehr klassisch (zwei Personen zu sam menzubringen,<br />

die gegensätzlicher nicht sein könnten), dennoch überrascht<br />

er durch seine Handlung und seine Lebensfreude. Ausdrucksstark, ohne<br />

Selbstgefälligkeit, er tut « einfach » – wie der Titel bereits andeutet –<br />

gut. Die beiden Schauspieler bilden ein herrliches Duo, das genau im<br />

richtigen Moment zu überraschen weiß. Was will man mehr?<br />

Die einfachen Dinge • Frankreich, <strong>2023</strong>, 95 min • Originaltitel: Les<br />

choses simples • Ein Film von Eric Besnard mit Lambert Wilson, Grégory<br />

Gadebois, Marie Gillain u. a. • Ab 21. September <strong>2023</strong> im Kino.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


THEMENTAG<br />

Meisterwerke unseres Kulturerbes<br />

Die Kunstaufpasser (1/4): Das<br />

Centre Pompidou<br />

Reine Fassade? Weit gefehlt. Mit<br />

seiner unkonventionellen Ar chitektur<br />

und der größten Sammlung<br />

moderner und zeit ge nössischer Kunst<br />

in Europa beeindruckt das Centre<br />

Pom pi dou von außen und innen. Drei<br />

Aufsichtspersonen führen zu ihren Lieblingswerken und<br />

hinter die Kulissen eines Mu se ums, das die Definition von<br />

Kunst und Kunstwerk im mer wieder hinterfragt.<br />

Dokumentarfilm von Corinna Belz, 2018, 26 Min. Sonntag<br />

17. September <strong>2023</strong> um 10.35 Uhr. Online verfügbar<br />

vom 17. September bis 15. Dezember auf arte.tv<br />

Nizza, Herzen Stadt der Künstler<br />

Die Côte d’Azur wird auch als « französische Riviera » bezeich<br />

net. Hier liegt Nizza mit ihrer legendären Promenade<br />

des Ang lais, die seit<br />

jeher Reisende aus<br />

aller Welt anzieht. Im<br />

letzten Jahrhundert<br />

ließen sich hier<br />

auch zahlreiche<br />

Künstler nieder.<br />

In ihren Werken<br />

veranschaulichten sie auf ihre Art die Geschichte der<br />

Region und das Gesicht der Stadt.<br />

Dokumentation von Thierry Thomas, <strong>2023</strong>, 52 Min. Sonntag,<br />

17. September <strong>2023</strong> um 15.25 Uhr. Online verfügbar vom<br />

17. September <strong>2023</strong> bis 16. Oktober <strong>2023</strong> auf arte.tv<br />

Ridicule- Von der<br />

Lächerlichkeit des<br />

Scheins<br />

Ein junger Landadeliger<br />

kommt 1780 an den Hof<br />

von Lud wig XVI. Um die<br />

erwünschte Hilfe zur<br />

Drainage eines Sumpf gebietes<br />

zu bekommen, unterwirft er sich den Regeln bei<br />

Hof: Wie die Höflinge und Mätressen muss er dem König<br />

zu ge fallen suchen. Dabei sind Schlagfertigkeit und Späße<br />

wichtig, man muss jedoch aufpassen, sich dabei nicht<br />

lächer lich – im Französischen « ridicule » – zu machen. Dabei<br />

bekommt Malavoy zunächst Unterstützung von dem<br />

ihm wohlgesonnenen Marquis de Bellegarde, und auch<br />

Ma da me de Blayac ist dem jungen Mann zugewandt. Als<br />

er jedoch deren Wünsche nicht erfüllen möchte, geht es<br />

fortan für ihn bergab. Sittengemälde über das Leben am<br />

Hof von Ver sailles.<br />

Spielfilm von Patrice Leconte mit Charles Berling, Jean Rochefort,<br />

Fanny Ardant, Judith Godrèche u. a., 1996, 97 Min. Sonntag,<br />

17. September <strong>2023</strong> um 2015 Uhr. Online verfügbar vom<br />

17. September <strong>2023</strong> bis 23. September <strong>2023</strong> auf arte.tv<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

SCHWERPUNKT<br />

Catherine Deneuve:<br />

Sinnbild des französischen Kinos<br />

Catherine<br />

Deneuve, die<br />

Grande Dame des<br />

französischen<br />

Films, feiert<br />

<strong>2023</strong> ihren 80.<br />

Geburtstag.<br />

ARTE widmet der<br />

Schauspielerin<br />

anlässlich ihres Jubiläums einen Schwerpunkt mit<br />

François Ozons « Das Schmuckstück » (2009) und<br />

Jean-Paul Rappeneaus « Leben im Schloss » (1965).<br />

Das Schmuckstück (Potiche)<br />

Spielfilm von François Ozon, mit Catherine Deneuve, Gérard<br />

Depardieu, Fabrice Luchini, Judith Godrèche u. a. , 2009,<br />

98 Min. Sonntag, 22. Oktober <strong>2023</strong> um 20.15 Uhr.<br />

Leben im Schloss (La vie de château)<br />

Spielfilm von Jean-Paul Rappeneau, mit Catherine Deneuve,<br />

Pierre Brasseur, Philippe Noiret, Genre Gardin u. a., 1965,<br />

<strong>88</strong> Min. Montag, 23. Oktober <strong>2023</strong> um 21.40 Uhr.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 17


ON SURFE & ON DÉCOUVRE<br />

NACHHALTIGER TOURISMUS<br />

Neue Buchungsplattform für<br />

authentischen und ver antwort<br />

ungs vollen Urlaub in Frankreich<br />

MooVert ist eine französische Buchungsplattform, auf<br />

der neben Unterkünften auch Restaurants und Dienstleister<br />

vertreten sind. Allen gemeinsam ist, dass sie für<br />

Werte wie Authentizität, Umweltbewusstsein, Freundlich<br />

keit und Service stehen. Die Plattform, auf der bereits mehr als 220 Unterkünfte<br />

– von Ferienwohnungen über Hotels bis zu Gästezimmern bei Privatpersonen – re gistriert<br />

sind, hat es sich zum Ziel gesetzt, zum Botschafter dieser Art von Tourismus in<br />

Frank reich zu werden. Man kann sie in 11 Sprachen aufrufen. MooVert gehört zu den 10<br />

Start-ups im Bereich French Travel Tech, die vom Wirtschaftsministerium ausgewählt<br />

wur den, um an der Consumer Electronic Show (CES) <strong>2023</strong> in Las Vegas teilzunehmen.<br />

Wir können Ihnen nur ans Herz legen, das Angebot zu testen, denn dann verbringen<br />

Sie nicht nur einen nachhaltigen Urlaub, sondern werden bei der Gelegenheit gleich<br />

eine ganze Anzahl fantastischer Adressen entdecken. Unser Coup de cœur, um einen<br />

Frankreichurlaub zu planen!<br />

www.moovert.fr<br />

PRAKTISCH<br />

Die gute Idee, um Gegenstände zu<br />

kennzeichnen, ohne seine persönlichen<br />

Daten preiszugeben<br />

Thierry Bourges und Laurent Berns, zwei befreundete<br />

Unternehmer, sind hartnäckig, wenn sie ein Ziel verfolgen: Vor<br />

knapp zehn Jahren kreierten Sie ein System auf der Basis von<br />

QR-Codes, um Wein-, Champagner- und Spirituosenflaschen nachverfolgen zu<br />

können. Seitdem haben sie ihr Start-up weiterentwickelt und die Idee auf andere<br />

Anwendungen ausgeweitet, indem sie ein innovatives Mittel entwickelten, um einfach<br />

und ausgesprochen kostengünstig Gegenstände zu kennzeichnen und bei Verlust<br />

wiederzufinden. Das Prinzip ist extrem simpel, aber wie so oft, musste man erst einmal<br />

darauf kommen: Anstatt an seinem Koffer oder einem anderen persönlichen Gegenstand<br />

(Tasche, Schlüssel, Motorradhelm, Telefon, Ausweis, Fahrausweis …) einen<br />

Anhänger oder Aufkleber anzubringen, auf dem die persönlichen Daten angege ben<br />

sind und quasi von jedermann eingesehen werden können, bestellt man beim Un ternehm<br />

en einen QR Post. Dabei handelt es sich um eine Art Gepäckanhänger (3 €), eine<br />

kleine Karte (1,70 €, ideal für Schlüsselanhänger und Taschen) oder Aufkleber (4,50 €<br />

für drei Stück). Bei Erhalt scannt man den QR-Code ein und gibt auf der Platt form QR<br />

Post eine Mobiltelefonnummer oder Mailadresse an, bevor man den An hänger bzw.<br />

Aufkleber am zu schützenden Gegenstand befestigt. Findet eine Person das Objekt<br />

und scannt den Code ein, erhält sie keinerlei persönliche Angaben. Sie kann je doch<br />

eine Nachricht an QR Post senden, die dann an die hinterlegte Telefonnummer oder<br />

Mail adresse weitergeleitet wird. Anschließend obliegt es dem Besitzer, den Finder<br />

be züg lich der Übergabe zu kontaktieren. Für diesen Service ist kein Abonnement notwen<br />

dig, er funktioniert überall auf der Welt auf unbegrenzte Zeit. Die Software er kennt<br />

so gar die Sprache des Telefons der Person, die den Code einscannt und über setzt<br />

ggf. die Nachricht auf Englisch (weitere Sprachen sind geplant). Eine nütz liche Er findung,<br />

die auf dem schönen Prinzip der gegenseitigen Unterstützung basiert. Wir sind<br />

begeistert!<br />

www.qrpost.fr<br />

NATUR UND<br />

ENTDECKUNG<br />

Die Karte der<br />

schönsten<br />

Naturlandschaften<br />

Frankreichs<br />

Les Others wurde 2012 von einer<br />

Pariser Agentur im Internet lanciert.<br />

Es handelt sich da bei um ein Medi<br />

um für Na tur-, Reise- und Foto<br />

gra fie lieb haber. Seit 2015 gibt<br />

es zusätzlich zum On line angebot<br />

ein hochwertig ge druck tes<br />

Magazin, das zweimal pro Jahr<br />

erscheint und dessen Her aus geber<br />

sich, wie Frankreich er le ben,<br />

leidenschaftlich für die Un ab hängig<br />

keit von Printmedien engagieren.<br />

Vor Kurzem legte Les Others ein<br />

wun der schön es Produkt auf, das<br />

sich an Men schen mit einer Vor liebe<br />

für Natur landschaften richtet<br />

und zu dem in Frankreich – am Fuß<br />

der Alpen – gedruckt und her gestellt<br />

wird. Recto Verso enthält eine<br />

ansprechend gestaltete Frankreich<br />

kar te, die von der Fédération<br />

Fran çaise de Randonnée und dem<br />

Institut Géographique National freige<br />

ge ben wurde. Diese beiden Ins titu<br />

tionen verwalten seit Jahr zehnt en<br />

die Karten und das We ge netz des<br />

Lan des. Auf der Vor der seite der<br />

Karte finden Sie auf einen Blick 800<br />

natürliche Zo nen, 33 Grüne Routen<br />

und Rad we ge, 6 Meeresnaturparks,<br />

173 Wald mas sive, 79 Berggebiete,<br />

56 re gi o nale und nationale Naturparks<br />

so wie 73 Fern wander wege.<br />

Die Rück seite enthält Hinweise,<br />

wie man Wa nder ungen am besten<br />

vor bereitet. Das Package<br />

(nur in fran zö sischer Sprache)<br />

ent hält zudem 100 de taillierte<br />

Streckenbeschreibungen (50 Wander<br />

ungen, 50 Rad touren). Ge nug<br />

Anregungen also, mit den en Sie<br />

« die natürliche Seite » Frank reichs<br />

entdecken können!<br />

Preis des Packages: 40 € zzgl.<br />

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18 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


#TerritoireduLion #TerritoireNature<br />

VENEZ EXPLORER<br />

LE TERRITOIRE<br />

DE BELFORT<br />

www.territoiredebelfort.fr<br />

www.belfort-tourisme.com<br />

CD90 - DIRCOM - PHOTO : REGIS RAVEGNANI


ON ÉCOUTE<br />

FRANZÖSISCHES CHANSON/POP<br />

November Ultra: Bedroom Walls, Le Salon<br />

18 Titel, 66 Minuten, Virgin Music France, 14,99 €<br />

Bedroom Walls, das erste Album der Sängerin November<br />

Ul tra, erschien 2022. Darauf entdeckten die Franzosen eine<br />

un glaub lich sanfte und verführerische Stimme – die oft auch<br />

mit Adèle assoziiert wird. <strong>2023</strong> gewann die junge fran zö sische<br />

Künstlerin den Musikpreis Victoires de la Musique in der Kate<br />

gorie « Weibliche Neuentdeckung ». Die aus dem Groß raum<br />

Pa ris stammende und im November geborene Säng erin,<br />

Text erin und Komponistin studierte Klavier am Kon ser va torium.<br />

Dort wurde ihr sehr schnell bewusst, wie sehr sich die<br />

bescheidenen Verhältnisse, in denen sie aufgewachsen war,<br />

vom gut situierten Milieu, aus dem die meisten ihrer Kom mi lito<br />

nen stammten, unterschied. Zudem war sie damals oft boshaften<br />

Schikanen ausgesetzt, zum Beispiel, weil man sie « zu<br />

dick » fand. Doch all das machte die Sängerin nur noch<br />

stärker, sie lebte<br />

ihre Passionen<br />

aus und machte<br />

aus ihrem Leben<br />

ein wunderbares<br />

Musical. November<br />

Ultra<br />

schuf sich ihr<br />

eigenes Universum,<br />

mit dem<br />

sie sich deut lich von anderen frank ophonen Künstlerinnen<br />

abhebt. In ihrem zweiten Album Bedroom Walls: Le Salon, das<br />

soeben erschienen ist, lässt sie ihrer Fantasie freien Lauf. Beim<br />

Anhören kommt sofort der Wunsch auf, die Augen zu schließen.<br />

Man hat das Gefühl, einer guten Freundin zuzuhören, die<br />

einem an einem lauen Sommerabend zärtliche Melodien ins<br />

Ohr summt. Ein echter Glücksmoment und eine unglaublich<br />

positive und anziehende Persönlichkeit!<br />

CHANSON FRANÇAISE<br />

Aliocha<br />

Schneider<br />

10 Titel, 32<br />

Minuten, VF<br />

Musiques, ab<br />

29. September<br />

<strong>2023</strong> im Handel<br />

erhältlich, 14,99 €<br />

Aliocha Schneider stammt aus Frankreich, wächst aber in<br />

Quebec auf, wo seine Eltern sich niederließen. Schon früh stellt<br />

sich heraus, dass sich sein künstlerisches Talent nicht nur auf die<br />

Musik beschränkt. Nach zwei sehr schönen Alben – Eleven Songs<br />

und Naked – ist er derzeit beispielsweise in der Serie Salade<br />

grecque, einem Remake des Films Auberge espagnole (deutscher<br />

Titel: Barcelona für ein Jahr) von Cédric Klapisch auf Prime Video<br />

zu sehen. Im September erscheint seine dritte CD, die von vielen<br />

bereits heiß erwartet wird. Bei Drucklegung dieses Magazins<br />

waren zwei Titel als Vorpremiere zu hören: Avant Elle und<br />

Ensemble. Freudig hört man der warmen und sanften Stimme<br />

des Sängers mit einem ausgeprägten Hang zu sehr schönen<br />

Texten zu. Zum Rhythmus der verführerischen Melodie<br />

stellt er gefühlvoll und mit treffenden Worten Fragen zu den<br />

wichtigen Dingen des Lebens: « Gibt es etwas Traurigeres auf<br />

der Welt / Als wenn diejenigen, die man liebt, uns nicht mehr<br />

lieben? », singt er. Die Antwort darauf muss sich jeder selbst<br />

geben, aber mit seiner Frage trifft er mitten ins Herz!<br />

CHANSON FRANÇAISE<br />

Pascal Obispo: Le beau qui pleut<br />

Erscheint im September <strong>2023</strong>; Details bei<br />

Drucklegung noch nicht bekannt.<br />

Im September <strong>2023</strong>, zwei Jahre nach dem Album<br />

France mit Coverversionen von Chansons, die er<br />

für France Gall komponierte oder textete, soll das<br />

nächste Album des bekannten Texters, Komponisten<br />

und Interpreten Pascal Obispo erscheinen. Der<br />

Künstler, der für Erfolgstitel von Sängern wie Johnny<br />

Hallyday, Garou, Patricia Kaas und Florent Pagny<br />

verantwortlich zeichnet, verspricht uns eine CD –<br />

seine vierzehnte – mit ausgesprochen persönlichen<br />

und poetischen Chansons. Sie wurde in Paris unter<br />

der Federführung von zwei Jazzgrößen der Nouvelle<br />

vague, Fred Nardin und Max Pinto, aufgenommen.<br />

Der französische Sänger ist darauf nicht nur alleine<br />

zu hören, sondern auch in zwei Duos mit der<br />

Franko-Italienerin Giordana Angi und der Französin<br />

Alexia Gredy. Begleitet wird Pascal Obispo von<br />

so illustren Musikern wie Manu Katché, Laurent<br />

Vernerey und sogar, ganz<br />

unerwarteterweise,<br />

vom international<br />

renommierten<br />

Cellisten Gautier<br />

Capuçon.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Wir machen Lust auf ARTE<br />

Mit uns finden Sie Ihre persönlichen ARTE-Highlights<br />

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gard<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Nîmes<br />

WO GESCHICHTE<br />

ZUKUNFT HAT<br />

Nîmes gehört mit seiner 2000-jährigen Geschichte<br />

neben Marseille zu den ältesten<br />

Städten Frankreichs. Paradoxerweise ist die<br />

Hauptstadt des Departements Gard in Bezug<br />

auf ihre städtische, kulturelle und touristische<br />

Entwicklung auch eine der modernsten.<br />

Mehr als in anderen Städten stehen hier<br />

Denkmäler aus antiken Steinen einträchtig<br />

neben Gebäuden, die von prestigeträchtigen<br />

Architekten unserer Zeit entworfen wurden,<br />

Stadtmobiliar sticht sein durch modernes<br />

Design heraus, Alternativkultur macht von<br />

sich reden und an allen Ecken und Enden<br />

werden Trend-Hotels und -Boutiquen eröffnet.<br />

Bereits vor 14 Jahren konnten wir dieselbe<br />

Feststellung machen und haben darüber<br />

berichtet (Nîmes, Römerstadt im Aufbruch,<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23). Aus Neugier brechen wir nun<br />

erneut nach Nîmes auf, um zu sehen, ob und<br />

wie sich die Stadt inzwischen verändert hat.<br />

Die Bilanz ist eindeutig: Sie ist weit von einer<br />

Museumsstadt entfernt, sie entwickelt sich<br />

unaufhörlich weiter und hält einiges an Überraschungen<br />

bereit!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gard<br />

Warum auch immer, aber die Neuigkeit wurde auf<br />

nationaler Ebene nicht sehr publik gemacht.<br />

Vielleicht weil sie neidisch machte? In Nîmes<br />

dagegen schlug sie wie eine Bombe ein: Am 12. Januar<br />

<strong>2023</strong> veröffentlichte die renommierte New York Times ihr<br />

jährliches Ranking der « Reiseziele auf der ganzen Welt,<br />

die man im Laufe des Jahres besuchen sollte ». Darin lag<br />

Nîmes auf Platz 24 (von 52), und es war sogar die einzige<br />

französische Stadt, der diese Ehre zuteilwurde. Eine Anerkennung,<br />

die die « kleine », diskrete Stadt mit 155 000 Einwohnern<br />

auf einen Schlag ins Rampenlicht gerückt hat!<br />

Enthusiastisch erklärten die amerikanischen Journalisten,<br />

damit « einen sonnigen, mediterranen Ort auszuzeichnen,<br />

in dessen Straßen man überall römische Monumente findet<br />

». Zu den Trümpfen von Nîmes gehören angeblich « die<br />

faszinierende Architektur », « Museen, die noch nicht so<br />

von Touristen überlaufen sind, wie in Arles und Avignon »<br />

sowie « die Gastronomie ». Neben mehreren Restaurants<br />

wurde auch die Markthalle als beliebter Ort für Feinschmecker<br />

zitiert.<br />

« Modernität<br />

ist etwas, das<br />

man meiner<br />

Meinung<br />

nach jeden<br />

Tag in Nîmes<br />

spürt. »<br />

Jean-Paul Fournier,<br />

Bürgermeister<br />

von Nîmes<br />

« Wenn man mir bei meiner ersten Wahl zum Bürgermeister<br />

im Jahr 2001 gesagt hätte, dass Nîmes einmal<br />

von der New York Times ausgezeichnet würde, hätte ich<br />

es nicht geglaubt », gesteht uns Jean-Paul Fournier, als wir<br />

ihn Anfang Mai in seinem Büro im Rathaus treffen. « Und<br />

Ihr Besuch heute zeigt, dass sich sogar die deutsche Presse<br />

für Nîmes interessiert … das ist schon eine tolle Bestätigung!<br />

», fügt er humorvoll und mit einem breiten Lächeln<br />

hinzu. Mit 77 Jahren und nach vier Mandaten in Folge<br />

hat er offensichtlich nichts von seiner Leidenschaft für die<br />

Stadt und seinen Beruf verloren. « Bürgermeister ist das<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


schönste Amt, das man als Volksvertreter in Frankreich<br />

haben kann », sagt er enthusiastisch. « Denn da ist man am<br />

nächsten an den Menschen dran, man kann wirklich Dinge<br />

bewegen, innovativ sein, gestalten, etwas aufbauen … »<br />

Wir erzählen, dass wir bereits 2009 verblüfft waren, hier<br />

so unglaubliche Beispiele zeitgenössischer Architektur wie<br />

das Carré d‘Art von Norman Foster vorzufinden, das genau<br />

gegenüber dem Maison Carrée, dem einmaligen und<br />

weltweit besterhaltenen römischen Tempel steht (der sich<br />

gerade um die Klassifizierung als Weltkulturerbe bewirbt,<br />

die Entscheidung soll im September fallen). Als er dies<br />

hört, lächelt Jean-Paul Fournier erneut. Man spürt, wie er<br />

sich darüber freut, dass wir das Ergebnis seines Kampfes<br />

während seiner Amtszeit bemerkt haben: Nîmes nicht auf<br />

den Status einer Museumsstadt zu beschränken, sondern<br />

einerseits zwar das antike Kulturerbe anzuerkennen und<br />

zu erhalten, die Stadt andererseits aber im 21. Jahrhundert<br />

zu verankern. « Es stimmt schon, dass es in Frankreich<br />

nicht gerade üblich ist, es auf kommunaler Ebene zu wagen,<br />

antikes Kulturerbe und zeitgenössische Architektur<br />

einander gegenüberzustellen. Aber ich glaube, gerade diese<br />

Konfrontation regt zum Nachdenken an und ist daher<br />

Vorherige Doppelseite und oben: 21<br />

Jahrhunderte trennen das Musée de<br />

la Romanité und das Amphitheater;<br />

der Kontrast zwischen den beiden<br />

Gebäuden ist sowohl von außen als<br />

auch vom Inneren des Museums<br />

aus gesehen atemberaubend.<br />

Unten: In der Nähe des Maison<br />

Carrée, am Place d'Assas, befindet<br />

sich dieser Brunnen mit dem<br />

Kopf des Gottes Nemausus, dem<br />

Namensgeber der Stadt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gard<br />

wichtig. Und schließlich kann man sagen, was man will,<br />

Modernität im Leben tut gut, auch in meinem Alter noch! »<br />

Als wir Monsieur le Maire fragen, was der Begriff « modern »<br />

für ihn bedeutet, denkt er einige Augenblicke nach. Offenbar<br />

beschäftigt ihn die Frage. « Ich glaube, es bedeutet, dass<br />

man sich der Welt öffnen muss. Dafür muss man dazu bereit<br />

sein, ein wenig von dem auszulöschen, was vorher war,<br />

einige Dinge auszuradieren, ohne deswegen die Vergangenheit<br />

zu verleugnen. Modernität in der Kommunalpolitik ist<br />

etwas, was man, so glaube ich, in Nîmes jeden Tag spüren<br />

kann. Ich mag es, dass man sie quasi greifen kann. Die Spiegelung<br />

eines antiken Tempels in einer modernen Glasfassade,<br />

zeitgenössisches Pflaster in einer Gasse, ein Kunstwerk<br />

in Form eines Brunnens, puristisch gestaltete Parkbänke …<br />

Und vor allem die Fähigkeit, an die Zukunft zu glauben.<br />

Projekte zu haben. Immer und immer wieder. Im Übrigen<br />

weiß ich nicht, ob Sie es wissen, aber wir werden bald ein<br />

ultramodernes Stadion haben, das 15 000 Zuschauer fasst –<br />

was die Fans des hiesigen Fußballklubs Les Crocos besonders<br />

freuen wird –, einen Grüngürtel, ein nagelneues Universitätsklinikum<br />

und ein innovatives Kongresszentrum, nur<br />

wenige Schritte vom Musée de la Romanité entfernt. Da es<br />

dieses Museum 2009 bei Ihrem letzten Besuch noch nicht<br />

gab, sollten Sie es unbedingt besuchen. Es ist im Grunde<br />

genommen das Projekt, auf das ich am meisten stolz bin! »<br />

« Die Art und Weise, wie die<br />

Plätze, Straßen, Parks und<br />

Gebäude hier gestaltet sind,<br />

ist besonders interessant. »<br />

Dr. Thorsten<br />

Kornblum,<br />

Bürgermeister<br />

der Partnerstadt<br />

Braunschweig<br />

Wie der Zufall es will,<br />

treffen wir beim Verlassen des<br />

Rathauses auf eine deutsche<br />

Delegation aus Braunschweig<br />

– seit 1962 die Partnerstadt<br />

von Nîmes –, die derzeit<br />

ebenfalls einige Tage hier zu Gast ist. Sie kommt gerade von<br />

einem Rundgang durch das Amphitheater und das Musée<br />

de la Romanité zurück. Der Bürgermeister, Dr. Thorsten<br />

Kornblum, ist erfreut darüber, sich mit einem Journalisten<br />

auf Deutsch unterhalten zu können, und bringt auch sofort<br />

seine Begeisterung offen zum Ausdruck. « Was mich wirklich<br />

beeindruckt, wenn ich durch die Straßen von Nîmes<br />

spaziere, ist natürlich zum einen die große Geschichte – die<br />

römische Geschichte –, vor allem aber die Art, wie die Stadt<br />

diese Geschichte mit der Moderne verbindet. Die Art und<br />

Weise, wie die Plätze, Straßen, Parks und Gebäude hier<br />

gestaltet sind, ist besonders interessant. Es gibt oft einen<br />

Kontrast zwischen alt und neu. Diese Verbindung fasziniert<br />

mich in Nîmes sehr. Ich finde es mutig, dass die Stadt in<br />

der urbanen Gestaltung diesen Weg geht. Es ist ein echter<br />

Erfolg und sicherlich auch eine mögliche Inspirationsquelle<br />

für viele Bürgermeister in Frankreich und Deutschland! »<br />

« Sie werden sehen, die<br />

Römerspiele sind ein<br />

beeindruckendes Schauspiel,<br />

das irre Spaß macht! »<br />

Marie, eine Geschäftsinhaberin<br />

vor ihrem Laden<br />

Während wir die wenigen Minuten zu Fuß in Richtung<br />

Amphitheater und Musée de la Romanité gehen,<br />

spüren wir bereits, dass sich ein Fest anbahnt, dass die<br />

Journées Romaines, die Römerspiele, beginnen. Jedes Jahr


Linke Seite: Die neuen Sitzgelegenheiten an der Avenue Jean-Jaurès sind eine Mischung aus Bank und Liegestuhl und<br />

repräsentieren die Modernität der Stadtplanung. Garten des Musée de la Romanité. Place d'Assas. Diese Seite: Das<br />

große Spektakel im Amphitheater anlässlich der Römerspiele trug in diesem Jahr den Titel Vercingetorix.<br />

Anfang Mai nehmen römische Legionäre Nîmes für<br />

einige Tage in Beschlag. Mit dem Spektakel soll das<br />

antike Kulturerbe der Stadt aufleben und aufgewertet<br />

werden. In diesem Jahr ist das Programm ganz besonders<br />

umfangreich: Geplant sind die Nachstellung eines<br />

galloromanischen Dorfes und einer Legionärsfestung,<br />

ein römisches Festmahl mit Gerichten aus der Antike<br />

(allerdings « neu interpretiert », der Geschmack hat sich<br />

schließlich verändert), Gladiatorenkämpfe in den Straßen<br />

der Stadt, Pferdedarbietungen und antike Tänze,<br />

ein römischer Markt … Offensichtlich genügend Gelegenheiten,<br />

um an allen Ecken und Enden zu feiern. Das<br />

bestätigt uns auch Marie, die Inhaberin eines Innenausstattungsgeschäftes,<br />

die aus diesem Anlass eine römische<br />

Toga trägt. « Sie werden sehen, die Römerspiele sind<br />

ein beeindruckendes Schauspiel, das irre Spaß macht! »<br />

Höhepunkt ist wie immer das allabendliche historische<br />

Spektakel im Amphitheater. Dieses Jahr trägt die große<br />

Show mit über 500 kostümierten Teilnehmern, die aus<br />

ganz Europa kommen, den Titel Vercingetorix. So originalgetreu<br />

wie möglich werden dabei wichtige Kämpfe<br />

des Gallischen Krieges nachgestellt. Eine in ihrer Art<br />

einzigartige Gelegenheit, das Ambiente zu spüren, das<br />

vor 2000 Jahren vermutlich bei Zirkusspielen herrschte.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gard<br />

« Ich habe das Amphitheater lange<br />

analysiert und mich zudem<br />

gefragt, was eigentlich ein<br />

zeitgenössisches Bauwerk ist. »<br />

Elizabeth de Portzamparc, Architektin<br />

des Musée de la Romanité.<br />

Vor dem 2018 eingeweihten Musée de la Romanité angekommen,<br />

das genau gegenüber dem Amphitheater liegt, wird der Blick<br />

unweigerlich vom unübersehbaren Kontrast zwischen alt und modern<br />

angezogen. Die Konfrontation macht jedoch schnell dem Eindruck<br />

einer gewissen Komplementarität Platz. Das wird noch offensichtlicher,<br />

wenn man den Erläuterungen der Architektin des Musée de la<br />

Romanité, Elizabeth de Portzamparc, zuhört: « Der ausgeschriebene<br />

Wettbewerb gab explizit vor, ein Museum zu entwerfen, das eine zeitgenössische<br />

Antwort auf das römische Amphitheater ist. Um die 21<br />

Jahrhunderte Architekturgeschichte würdigen zu können, welche die<br />

beiden Gebäude trennen, habe ich das Amphitheater lange analysiert<br />

und mich zudem gefragt, was eigentlich ein zeitgenössisches Bauwerk<br />

ist. Für mich war es evident, eine leichte Bauweise zu wählen – was mit<br />

der heutigen Technologie möglich ist –, um den Unterschied zwischen<br />

Warum spricht man von<br />

Nîmes la romaine?<br />

« An der Straße, die Italien mit Spanien<br />

verband und die die Griechen und Etrusker<br />

als Via Augusta bezeichneten [auch<br />

bekannt als Via Herculea oder Via Heraclea],<br />

entstand ab 550 v. Chr. ein Handelsplatz.<br />

Wie viele andere lag dieses gallische Kastell<br />

auf einem Hügel, und die Natur meinte es<br />

ganz besonders gut mit ihm, indem es dem<br />

Ort eine sprudelnde Quelle schenkte, die<br />

niemals versiegte. Für die Einheimischen<br />

wohnte der Gott Namas in dieser Quelle,<br />

mit Ankunft der Römer wurde Nemausus<br />

daraus. Noch heute zeugt der Name Nîmes<br />

vom Gott dieser Quelle. »<br />

Eric Teyssier, Hochschullehrer in Nîmes,<br />

Historiker und Spezialist für römische<br />

Geschichte und antike Kunst in seinem<br />

Werk über die Geschichte von Nîmes:<br />

Nîmes la romaine, Éditions Alcides, 2014,<br />

315 Seiten, 24,90 €, ISBN 978-2917743697.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


den beiden Bauten durch einen Dialog ihrer Komplementarität auszudrücken:<br />

auf der eine Seite eine runde Form, die von den vertikalen Linien der römischen<br />

Steinbögen umgeben und fest im Boden verankert ist; auf der anderen Seite, eine<br />

große viereckige Form, die zu schweben scheint und ganz in eine plissierte Toga<br />

aus Glas gehüllt ist. » Das Ergebnis: eine Fassade aus knapp 7000 im Siebdruck<br />

bedruckten Glasplatten, die eine Fläche von 2500 m² bedecken. Man kann verstehen,<br />

dass die Bewohner heute stolz darauf sind. Vor allem ist das Museum<br />

aber eine fantastische Vitrine für die außerordentliche Sammlung – über 5000<br />

Exponate, darunter die weltweit schönsten Stücke aus der römischen Antike –,<br />

die mit einer modernen Szenografie präsentiert wird und auf diese Weise voll<br />

und ganz mit der Architektur des Gebäudes harmoniert.<br />

« Es ist so beeindruckend, wie sich die<br />

Jahrhunderte gegenüberstehen! Das<br />

relativiert viele Dinge, man fühlt sich<br />

ganz klein … Gleichzeitig macht es aber<br />

auch Lust, an die Zukunft zu glauben. »<br />

Antoine, Kellner in einem Café<br />

Im Schatten der riesigen Platanen entlang des Boulevard Victor Hugo gehen<br />

wir einige Hundert Meter bis zu einer anderen Gegenüberstellung zweier<br />

Bauten, die wir 2009 bereits entdeckten, deren Anblick aber immer noch<br />

dieselbe Wirkung auf uns hat: Man kann nicht anders, als ergriffen zu sein,<br />

wenn man auf der einen Seite den kaiserlichen Tempel Maison Carrée sieht,<br />

der sich in den Fensterfronten des genau gegenüber liegenden Carré d‘Art<br />

spiegelt, einem ultramodernen Bauwerk von Norman Foster, in dem sich ein<br />

sehr beliebtes Zentrum für zeitgenössische Kunst und eine Mediathek befinden.<br />

In Auftrag gegeben wurde dieses Gebäude zu Beginn der 1990er-Jahre<br />

vom damaligen Bürgermeister Jean Bousquet. Die Herausforderung lag darin,<br />

keine Konkurrenz zum Maison Carrée darzustellen, dem einzigen Tempel der<br />

Welt mit einer derartigen Bedeutung, dessen Bau immerhin im Jahr 10 v. Chr.<br />

begonnen hatte. Norman Foster war sofort klar, dass er gar nicht versuchen<br />

Die monumentale Treppe im Musée<br />

de la Romanité und das Gebäude<br />

Carré d'Art zeigen, wie stark<br />

Nîmes von der zeitgenössischen<br />

Architektur geprägt ist.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gard<br />

musste, in Sachen Architektur wetteifern zu wollen,<br />

daher entwarf er mit dem Carré d‘Art ein Gebäude<br />

in einer sehr stilisierten, klaren Bauweise. Seit 1993<br />

stehen sich dessen riesige Fensterfronten und die<br />

majestätischen Säulen des Maison Carrée vis-à-vis,<br />

zur Freude der Menschen. Das bestätigt uns auch<br />

Antoine, ein Kellner in einem der zahlreichen Cafés<br />

auf dem Platz um das Maison Carrée: « Obwohl ich<br />

jeden Tag zu Füßen dieser Gebäude arbeite, staune<br />

ich noch immer über sie, wenn ich sie sehe. Es ist<br />

so beeindruckend, wie sich die Jahrhunderte gegenüberstehen!<br />

Das relativiert viele Dinge, man fühlt<br />

sich ganz klein … Gleichzeitig macht es aber auch<br />

Lust, an die Zukunft zu glauben. » Bei diesen Worten<br />

müssen wir an etwas denken, was wir bei der<br />

Vorbereitung für diese Reportage gelesen haben.<br />

Einer der Leitsprüche der Stadt lautet nämlich: Ici,<br />

l’histoire a de l’avenir. Hier hat die Geschichte Zukunft.<br />

Sitzt man mit einem Getränk in der Hand<br />

auf dem Platz vor dem Maison Carrée und betrachtet<br />

das Carré d‘Art, wird der Sinn dieser Worte nur<br />

zu deutlich.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Das Maison Carrée wurde vom<br />

Jahr 10 v. Chr. bis zum Beginn<br />

unserer Zeitrechnung errichtet<br />

und zählt neben dem Pantheon<br />

in Rom zu den besterhaltenen<br />

römischen Tempeln. Derzeit läuft<br />

die Bewerbung um die Aufnahme<br />

ins Weltkulturerbe der UNESCO.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gard<br />

« Hier passiert etwas, das<br />

ist klar! Man kann etwas<br />

riskieren, bestehende<br />

Gewohnheiten über den<br />

Haufen werfen. »<br />

Georgiana Viou, Sterneköchin<br />

Glauben Sie aber nun nicht, dass sich Nîmes‘ Modernität<br />

auf architektonische Meisterleistungen beschränkt.<br />

Während wir durch die Straßen bummeln,<br />

stellen wir fest, dass sie auch in zahlreichen Boutiquen, Cafés, Restaurants<br />

und Hotels zum Ausdruck kommt. Es ist offensichtlich, dass ein neuer unternehmerischer<br />

Wind durch die Stadt weht. Da sind Überraschungen garantiert!<br />

Ein Beispiel ist der 2014 gegründete Jeanshersteller Ateliers de Nîmes,<br />

ein Betrieb, der gleichzeitig den Know-how-Transfer zwischen ehemaligen<br />

Mitarbeitern der lokalen Textilindustrie und jungen Unternehmern symbolisiert.<br />

Hier erhalten die nahezu in Vergessenheit geratene Textilvergangenheit<br />

der Hauptstadt des Departements Gard und der berühmte Stoff « Denim »<br />

nicht nur wieder Aufschwung, sondern sie erfahren darüber hinaus eine regelrechte<br />

Verjüngungskur. Die Geschichte des Gewebes, das Levi Strauss<br />

(1829-1902) im 19. Jahrhundert entdeckte und aus dem er seine berühmten<br />

Jeans produzierte, ist überaus packend, und wir werden ihr daher in der<br />

nächsten Ausgabe einen ganzen Artikel widmen! Nicht weit entfernt wurde<br />

kürzlich ein Hotel eröffnet, das ebenfalls auf eine Verbindung aus Vergangenheit<br />

und Zeitgeist setzt. Das Margaret - Hôtel Chouleur liegt in einem<br />

wunderschönen, mit viel Geschmack und Wagemut vollständig renovierten<br />

Stadthaus. Das modern designte Ambiente erinnert eher an Hotels, wie man<br />

sie in großen Städten, vor allem im Norden des Landes findet. Auch diese<br />

Adresse ist es wert, dass wir in einer der nächsten Ausgaben noch mehr über<br />

sie berichten. Bei der Gelegenheit werden Sie zudem die vor Begeisterung<br />

nur so überschäumende Sterneköchin des Restaurants, Georgiana Viou, kennenlernen.<br />

Die aus Benin stammende Küchenchefin – viele Franzosen kennen<br />

sie aus der Kochshow Masterchef auf France 2 – fühlt sich nach Stationen<br />

in Paris und Marseille nun in Nîmes absolut heimisch. Die mit 155 000 Einwohnern<br />

letzten Endes nicht allzu große Stadt erstaune sie in vielen Punkten<br />

durch ihren modernen Ansatz und die lebendige Gastroszene immer noch,<br />

vertraut sie uns an. « Hier passiert etwas, das ist klar! Man kann etwas riskieren,<br />

bestehende Gewohnheiten über den Haufen werfen. »<br />

« Ein Aufruf zu einem kollektiven Traum und<br />

Kreativität, um der Verdrossenheit oder der<br />

erwarteten Katastrophe zu entfliehen. »<br />

Die Organisatoren des Festivals L‘Expo de Ouf<br />

Oben: Der Innenhof des Margaret -<br />

Hôtel Chouleur, dessen Restaurant<br />

als einer der Gastronomietempel der<br />

Stadt gilt, seit es die Küchenchefin<br />

Georgiana Viou übernommen<br />

hat. Rechte und folgende Seite:<br />

Wandgemälde auf dem Street-<br />

Art-Parcours, der durch die Viertel<br />

Richelieu und Gambetta führt.<br />

Bevor wir Nîmes verlassen, kehren wir für kurze Zeit der historischen Altstadt<br />

den Rücken und begeben uns in zwei Viertel, die bis dato bei Touristen<br />

relativ unbekannt sind: Richelieu und Gambetta. Während unserer Begegnungen<br />

erwähnten unsere Gesprächspartner immer wieder diese Namen, so<br />

auch der Bürgermeister. Zu Fuß seien es vom Stadtzentrum aus etwa fünfzehn<br />

Minuten. Allerdings, so hat man uns vorgewarnt, würden wir dort weder<br />

antike Bauwerke noch herrschaftliche Stadthäuser vorfinden. Die Gegend<br />

sei viel bescheidener. Und doch könne ihre Geschichte uns, so vermutete man,<br />

im Rahmen unserer Reportage durchaus interessieren. In der Tat stellen wir<br />

fest: Richelieu und Gambetta sind prunklose Viertel. Schlendert man jedoch<br />

durch die Straßen, spürt man sofort, dass von der Architektur und der Atmosphäre<br />

ein besonderer Charme ausgeht. Man fühlt sich wohl. Uns erinnert<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gard<br />

diese Gegend ein bisschen an das Panier-Viertel in Marseille. Sie hat<br />

etwas von dieser Lässigkeit, die für den Süden so typisch ist, man spürt<br />

die Fähigkeit, die elementaren Dinge des Lebens in den Vordergrund<br />

zu stellen. Und hier entstand ein etwas verrücktes Projekt: ein Festival<br />

für alternative Stadtkultur, das sich mittlerweile zu einem Ereignis im<br />

Kulturleben von Nîmes entwickelt hat, an dem kein Weg vorbeiführt.<br />

Die Rede ist vom Festival L‘Expo de Ouf, das immer im September<br />

stattfindet. In gewisser Weise ist es, so die Organisatoren, « ein Aufruf<br />

zu einem kollektiven Traum und Kreativität, um der Verdrossenheit<br />

oder der erwarteten Katastrophe zu entfliehen. » Dahinter steht die Idee,<br />

Street-Art-Künstler einzuladen, die auf Häuserwänden des Stadtviertels<br />

ihre farbenfrohe Kreativität zur Schau stellen. Die Bewohner standen<br />

dem Projekt zunächst nicht sehr positiv, wenn nicht gar ablehnend gegenüber.<br />

Inzwischen gibt es jedoch zahlreiche Hauseigentümer, die ihre<br />

Fassade gerne einem Künstler zur Verfügung stellen. Auf diese Weise<br />

haben die Viertel Richelieu und Gambetta im Laufe der Jahre « Farbe<br />

bekommen ». Inzwischen ist mit Unterstützung der Stadtverwaltung<br />

sogar ein abwechslungsreicher Parcours entstanden, auf dem Sie die inzwischen<br />

vielzähligen Wandgemälde bewundern können. Und das ganz<br />

in der Nähe der antiken Stadt. Wir bekommen am Ende mehr denn je<br />

die Gewissheit, dass es in Nîmes mehr als nur « alte Steine » gibt! Überzeugen<br />

Sie sich selbst, Sie werden nicht enttäuscht sein!<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Nîmes …<br />

… Berlin 1482 km … Hamburg 1380 km<br />

… Köln 957 km … Frankfurt 944 km<br />

… München 951 km … Wien 1365 km<br />

… Zürich 650 km … Paris 712 km<br />

… Marseille 118 km … Montpellier 53 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Montpellier-<br />

Méditerranée (52 km) und Marseille-<br />

Provence (98 km).<br />

Der Bahnhof von Nîmes ist an das TGV-<br />

Netz angeschlossen.<br />

Nîmes Tourisme<br />

6, boulevard des Arènes<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 58 38 00<br />

www.nimes-tourisme.com<br />

Musée de la Romanité<br />

16, boulevard des Arènes<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 48 21 02 10<br />

www.museedelaromanite.fr<br />

Täglich geöffnet von 10.00 – 19.00 Uhr.<br />

Eintritt: 9 €, ermäßigt 6 €, Kinder unter<br />

7 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Videoguide in deutscher Sprache 3 €.<br />

Unser Tipp: Im obersten Stock des<br />

Ge bäu des bietet die Brasserie La<br />

Table du 2 – mit einer einmaligen<br />

Ter ras se – eine tolle Aussicht auf<br />

das Amphi theater. Hier erhalten Sie<br />

raf fi nierte Gerichte aus lokalen Produk<br />

ten, die von Sterneköchen kre iert<br />

wur den – und das zu er schwing lich en<br />

Preisen: Mittagsmenü Au fil du temps<br />

(Vorspeise, Hauptgang, Dessert)<br />

22,50 €.<br />

Die Brasserie ist auch direkt über die<br />

Rue de la République 2bis, an der Ecke<br />

des Gebäudes zugänglich.<br />

La Table du 2<br />

Telefon: +33 (0)4 48 27 22 22<br />

www.latabledu2.com<br />

Arènes de Nîmes<br />

1, boulevard des Arènes<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 21 82 56<br />

www.arenes-nimes.com<br />

Täglich geöffnet. Januar, Februar,<br />

November, Dezember 9.30 – 16.30 Uhr,<br />

März & Oktober 9.00 – 17.30 Uhr, April,<br />

Mai, September 9.00 – 18.00 Uhr, Juni<br />

9.00 – 18.30 Uhr, Juli & August 9.00 –<br />

19.30 Uhr.<br />

Eintritt: 10 €, ermäßigt 8 €, Kinder unter<br />

7 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Das Amphitheater kann ganzjährig<br />

ohne Führung mit einem kostenlosen<br />

Au dio guide (auch in deutscher<br />

Sprache) besichtigt werden. Im Sommer<br />

werden darüber hinaus Führun<br />

gen (sogar gespielte Führungen)<br />

angeboten. (Preis: 5 € + Eintrittsticket)<br />

Hin weis: Im Amphitheater finden zudem<br />

regelmäßig Veranstaltungen<br />

(Kon zerte, Stierkämpfe, Kongresse,<br />

Sport veranstaltungen) statt. In diesen<br />

Zeit en können die Öffnungszeiten<br />

je weils eingeschränkt sein. In for ma tion<br />

en finden Sie auf der Web site. Jedes<br />

Jahr finden Anfang Mai fünf Tage lang<br />

die Journées Romaines statt. Auskünfte<br />

gibt das Frem den ver kehrs amt oder die<br />

Web site. In for ma ti onen zu den Konzerten:<br />

www.festivaldenimes.com<br />

Carré d’Art<br />

Musée d’art contemporain de Nîmes<br />

Place de la Maison Carrée<br />

33000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 76 35 85<br />

www.carreartmusee.com<br />

Geöffnet Dienstag bis Freitag 10.00 –<br />

18.00 Uhr, Samstag und Sonntag 10.00<br />

– 18.30 Uhr, Montag geschlossen.<br />

Eintritt: Dauerausstellung &<br />

Sonderausstellung 8 €, ermäßigt 6 €.<br />

Unser Tipp: Im Obergeschoss befindet<br />

sich die Museumsbar mit einer<br />

schönen Terrasse. Dort können Sie<br />

etwas trinken und gleichzeitig einen<br />

fantastischen Blick auf das Maison<br />

Carré genießen.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


z<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

ap-Ferret<br />

imizan<br />

or<br />

Sare<br />

Bayonne<br />

E5-E70/A63<br />

E602/A837<br />

Ateliers de Nîmes<br />

Parcours Street-Art<br />

2, rue Auguste Pellet<br />

Eine Karte Tulle mit dem Parcours durch die<br />

30000 Nîmes<br />

Périgueux<br />

Viertel Brive-la-Gaillarde<br />

Richelieu und Gambetta finden<br />

Telefon: +33 (0)9 53 40 15 A89/E70<br />

Le Pescher<br />

Sie auf folgender Website https://<br />

E5/A10<br />

https://ateliersdenimes.com Souillac sur expodeouf.fr/plan/. SaillacEine App mit GPS-<br />

Der Laden ist von Dienstag bis Dordogne Ort ung ist in Arbeit. In der Zwischenzeit<br />

Aurillac<br />

Bordeaux Samstag, 10.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – kön nen Sie die verschiedenen Werke<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

19.00 Uhr geöffnet.<br />

Payrac an hand Rocamadour<br />

des Plans lokalisieren. Das<br />

Spanien<br />

A52/E72<br />

Margaret - Hôtel Chouleur****<br />

Restaurants der Küchenchefin<br />

Georgiana Viou<br />

6, rue Fresque<br />

33000 Nîmes<br />

Telefon: + 33 (0)4 48 27 08 00<br />

www.margaret-hotelchouleur.com<br />

Zimmer und Suiten, 22 bis 116 m², ab<br />

180 €.<br />

Unser absoluter Coup de cœur, um sich<br />

in Nîmes etwas Gutes zu tun: Dieser<br />

Ge heim tipp befindet sich in einem<br />

wun der schönen Hôtel Particulier, das<br />

un ter PauDenkmalschutz steht und komplett<br />

renoviert wurde. In den zehn<br />

Zim mern fühlt man sich wie in einem<br />

« Ko kon », zudem sorgt das Gebäude<br />

im Som mer für eine angenehme Kühle.<br />

In der Alt stadt und trotzdem ruhig<br />

ge le gen, nur wenige Gehminuten vom<br />

Mai son Carré und vom Amphitheater<br />

ent fernt. Ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis,<br />

da Ausstattung und<br />

Leistungen auf einem 5-Sterne-Niveau<br />

liegen.<br />

Restaurant ROUGE, 1 Stern im Guide<br />

Michelin. Geöffnet von Dienstag bis<br />

Samstag, 19.30 – 21.30 Uhr. Menü<br />

Découverte (5 Gänge, 90 €) und Menü<br />

Dégustation (8 Gänge, 140 €).<br />

Bistrot GIGI, mediterrane Küche,<br />

geöffnet von Dienstag bis Samstag,<br />

12.00 – 14.00 Uhr und 19.30 – 21.30 Uhr.<br />

30 bis 40 €.<br />

France<br />

A64/E80<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

Frem A20/E9 den ver kehrsamt bietet zudem<br />

Führ ungen an (8 €, ermäßigt 5 €). Die<br />

Ver an stalt er des Festivals Expo de l’Ouf!<br />

or ga ni sieren ebenfalls Führungen,<br />

allerdings derzeit nur für Gruppen<br />

von 15 bis 30 Personen (ab 100 € pro<br />

Gruppe), da es sich um eine kleine<br />

Ge mein schaft ehrenamtlicher Helfer<br />

han delt. Infos auf den entsprechenden<br />

Websites.<br />

Lodève<br />

Restaurant Halles Auberge<br />

Toulouse<br />

In der Markthalle von Nîmes<br />

Montpellier<br />

5, rue des Halles<br />

33000 Nîmes<br />

Bézier<br />

Telefon: +33 (0)4 66 21 96 70<br />

www.leshallesdenimes.fr Narbonne<br />

<strong>Nr</strong>. 1 & 6, Allée du Paprika. A81/E80 Die Ein wohner<br />

der Stadt kennen diese Adresse gut:<br />

Limoux<br />

An der Theke sitzt man wie an einem<br />

A9/E15<br />

großen Tisch mit anderen France zu sammen.<br />

Darüber hinaus gibt es noch einige<br />

ein fache Tische. Auf gu te Stim Perpignan mung<br />

kön nen Sie zählen! Es war das erste<br />

Andorra<br />

Collioure<br />

Rest au rant, das in der Markt Cérethalle (sie<br />

besteht seit 1<strong>88</strong>4) er öff net wurde. In<br />

der Küche bereitet Ar lette traditionelle, AP7/E15<br />

einfache und sehr schmack Spanien hafte<br />

Gerichte zu. Der Tin ten fisch von der<br />

Grillplatte (Seiches à la plancha) ist ein<br />

Genuss! 15 bis 20 €.<br />

Librairie Teissier<br />

11, rue Régale<br />

33000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)4 66 67 44 00<br />

A89/E70<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

A72/E70<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Geöffnet 9.30 – 12.30 Uhr und 14.00<br />

– 19.00 Uhr. Sonntag und Montag<br />

geschlossen.<br />

Eine alteingesessene unabhängige<br />

Buch handlung in Familienbesitz, authen<br />

tisch, wie wir sie lieben. Man öffnet<br />

die Tür und fühlt sich wohl. Ge grün det<br />

hat sie der Großvater von Pierre-Jean<br />

und Vincent Teissier, die heu te die Kunden<br />

mit Begeisterung und Lei den schaft<br />

beraten. Eine un um gäng liche Adresse<br />

in der Kultur szene von Nîmes.<br />

A43/E70<br />

A49/E713<br />

Crest<br />

Orange<br />

A7/E15<br />

A55<br />

Grenoble<br />

Saillans<br />

Avignon<br />

Marseille<br />

Die<br />

Apt<br />

C<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A52<br />

A5<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Nîmes: Römische<br />

Baudenkmäler und mediterrane<br />

Lebensfreunde<br />

Als Nemausus wurde Nîmes<br />

einst unter den alten Römern<br />

groß. Bis heute prägen<br />

Bauten aus dieser<br />

Zeit das Stadtbild<br />

und gehören zu<br />

den Hauptsehenswürdigkeiten.<br />

Doch<br />

die rund 130 000<br />

Einwohner zählende<br />

Departementhauptstadt<br />

ist<br />

seitdem mitnichten ein verstaubtes Provinznest<br />

geworden. Ein Stadtrundgang.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Pont du Gard: Altes Aquädukt erfrischend jung<br />

(23 km entfernt)<br />

Um Nîmes mit Trinkwasser zu versorgen, scheuten die<br />

Römer im Jahre 50 nach Christi Geburt keine Mühen<br />

und Kosten. Über ein ausgetüfteltes System leiteten<br />

sie Wasser aus 50 Kilometer entfernten<br />

Quellen in die Stadt. Teil dieser Leitung war<br />

der Pont du Gard, das höchste Aquädukt<br />

im ganzen Reich. 2000 Jahre später steht<br />

das 1985 zum Weltkulturerbe der UNESCO<br />

ernannte Bauwerk immer noch und ist mit<br />

1,25 Millionen Besuchern pro Jahr eine<br />

beliebte Sehenswürdigkeit. Um diesen<br />

Touristenansturm verträglich zu gestalten,<br />

setzt man seit einigen Jahren auf ein sehr<br />

innovatives und erfolgreiches Besucherkonzept. Der<br />

Pont du Gard ist damit alles andere als ein verstaubtes Monument.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

Im Departement Corrèze, zwischen Brive-la-Gaillarde und Tulle, liegt in einer Höhe von 300 Metern ein<br />

Dorf namens Aubazine inmitten ausgedehnter Waldflächen. Es ist ein Dorf, wie es sie in Frankreich viele<br />

gibt, unauffällig und friedlich. Angesichts der Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert, der malerischen<br />

Gassen und des bemerkenswerten Canal des Moines könnte man versucht sein, sich auf die<br />

Erkundung dieses fraglos reichen Kulturerbes zu beschränken. Das wäre jedoch schade, denn Aubazine<br />

hält noch ganz andere Überraschungen bereit. Zum Beispiel soll das Dorf, so sagt man, eine der bekanntesten<br />

Frauen der französischen Modewelt beherbergt und inspiriert haben. Die junge Gabrielle<br />

Chanel (1<strong>88</strong>3-1971), besser bekannt als Coco Chanel, verbrachte angeblich einen Teil ihrer Kindheit in<br />

der Abtei, in der Nonnen eines der größten Waisenhäuser für junge Mädchen eingerichtet hatten. Die<br />

Geschichte, die immer wieder erzählt wird, ist bewegend, allerdings besitzt sie auch eine sehr rätselhafte<br />

Seite, denn es gibt keine offiziellen Dokumente, die sie beweisen. Aber das macht den Besuch von<br />

Aubazine nur noch spannender …<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Abgesehen von einem Besuch der Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert<br />

sind bei einem Besuch in Aubazine auch ein Bummel durch die malerischen<br />

Gassen und ein Spaziergang am Canal des Moines lohnenswert.<br />

An diesem frühen Nachmittag warten mehreren<br />

Dutzend Besucher auf dem hübschen Dorfplatz<br />

vor dem Eingang der Abbaye d‘Aubazine, doch<br />

eine Frau sticht etwas heraus. Es ist eine elegante Frau.<br />

Sehr elegant sogar. Vor wenigen Augenblicken sah man sie<br />

aus einem vornehmen Auto mit Pariser Kennzeichen aussteigen.<br />

Durch ihre Art zu gehen, fiel sie sofort auf. Als<br />

sich die Eingangstür der Abtei öffnet, betritt sie wie alle<br />

anderen das kühle Gebäude und begibt sich zur Kasse, um<br />

ein Ticket für die nächste Führung zu kaufen. Ich stehe<br />

neben ihr und bin gerade im Begriff mein eigenes Ticket<br />

zu bezahlen, als ich sie beinahe schüchtern fragen höre:<br />

« Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir sagen, ob man<br />

während der Besichtigung das ‹Chanel-Fenster› sieht? » In<br />

einer Zisterzienserabtei kann eine solche Frage – die im<br />

Übrigen mit einem breiten Lächeln bejaht wurde – durchaus<br />

seltsam erscheinen. Jedoch nicht in Aubazine. Lassen<br />

Sie mich Ihnen erzählen, warum. Aber zunächst sehen wir<br />

uns den Ursprung dieses bemerkenswerten Dorfes an.<br />

Ein geschätzter Einsiedler namens Étienne<br />

Alles begann Anfang des 12. Jahrhunderts, als ein<br />

Priester namens Étienne beschloss, sich in dem riesigen,<br />

undurchdringlichen Wald niederzulassen und ein Leben<br />

als Einsiedler zu führen. Zu seinem Unglück (oder auch<br />

nicht) wurde sein Wunsch nach einem einsamen Leben<br />

bald durch den Ruf zunichtegemacht, den man Menschen<br />

wie ihm damals zuschrieb: Wenn man im Mittelalter<br />

nämlich das Glück hatte, in einem Wald auf einen Eremi-<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Corrèze<br />

ten zu treffen, dann betrachtete man diesen als « besonderen<br />

Menschen », als « Weisen », als « Beschützer », der oft<br />

guten Rat wusste und – so hieß es – manchmal sogar in<br />

der Lage war, Wunder zu bewirken. Genau das widerfuhr<br />

dem braven Étienne. Kaum hatten sich seine Wege mit<br />

denen einiger Bauern und Dorfbewohner der Gegend gekreuzt,<br />

begannen die Menschen, ihn zu schätzen. Immer<br />

mehr kamen zu ihm, aus Hochschätzung wurde Verehrung.<br />

Schriften halten fest, dass Étienne, « der Einsame »,<br />

sich kaum einmal zehn Jahre nach seiner Ankunft ganz<br />

unwillentlich in Gesellschaft von knapp 300 Menschen<br />

befand. Eine regelrechte kleine Gemeinschaft! Die Tatsache,<br />

dass der Priester also de facto weniger einsam war, als<br />

erwartet, animierte ihn dazu, seine Pläne zu ändern und<br />

Höheres anzustreben, nämlich die Frauen und Männer<br />

in seinem Umfeld davon zu überzeugen, sich fern von der<br />

Welt und ihren Verlockungen ganz der Arbeit und dem<br />

Gebet zu widmen. Es lag nahe, dass er selbst die Leitung<br />

der Gemeinschaft übernahm und damit begann, sie zu<br />

organisieren. Zunächst ganz bescheiden, dann aber<br />

immer ambitionierter.<br />

Ein doppeltes Kloster<br />

Dem Pragmatiker Étienne war bewusst, dass er keinen<br />

religiösen Orden im eigentlichen Sinne gründen konnte,<br />

sondern sich einem bestehenden anschließen musste. Er<br />

begann daher eine Rundreise, um die wichtigsten Ordensgemeinschaften<br />

der Region zu besuchen. Ohne Erfolg,<br />

überall wurde er mit seinem Vorschlag abgewiesen.<br />

Der Grund dafür ist schnell erklärt<br />

und beruht auf den Moralvorstellungen<br />

der damaligen Zeit:<br />

Étiennes Gemeinschaft bestand<br />

aus Männern und<br />

Frauen. Es war schlicht<br />

und ergreifend unvorstellbar,<br />

diese in<br />

ein und demselben<br />

Kloster leben<br />

zu lassen.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Als dem ehemaligen Einsiedler das bewusst wurde, fasste<br />

er einen radikalen Entschluss: Er würde nicht eine, sondern<br />

zwei Gemeinschaften gründen, die in zwei Klöstern<br />

an zwei verschiedenen Orten lebten. Das Mönchskloster<br />

– die heutige Abtei – sollte auf einem sonnigen Felsvorsprung<br />

liegen. Das Nonnenkloster – genannt Coyroux,<br />

von dem nur noch einige romantische Ruinen zu sehen<br />

sind – sollte dagegen etwa 300 Meter entfernt in einem<br />

feuchten Talgrund am Ufer des Flusses liegen. Auch heute<br />

noch sieht man an diesem Ort den ganzen Tag über so<br />

gut wie keine Sonne! Nicht<br />

sehr sympathisch den Frauen gegenüber, sagen Sie nun.<br />

Da haben Sie durchaus recht! Dennoch kamen viele Frauen<br />

in das Nonnenkloster von Aubazine, denn bevor es<br />

schließlich aufgegeben wurde, galt es lange Zeit als eines<br />

der besten in der Region. Auf jeden Fall<br />

ließ sich ein bestehender Orden durch<br />

Étiennes Entscheidung dazu bewegen,<br />

beim Aufbau der Klöster behilflich<br />

zu sein. Die Zisterzienser,<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 41


Oben: Blick vom Hofgarten auf das Klostergebäude. Rechte Seite von oben nach unten: Die Brèche de Saint-Étienne und mehrere<br />

Bauten am Canal des Moines; am Ende erreicht man den Ort, wo das Wasser des Sturzbachs in den Kanal umgeleitet wird.<br />

die Étienne in Burgund in der Abbaye de Cîteaux (Côte<br />

d’Or) aufgesucht hatte, waren bereit, das Projekt zu unterstützen<br />

und Aubazine in ihre klösterliche Gemeinschaft<br />

aufzunehmen, allerdings unter einer Bedingung, die ganz<br />

ihrer legendär strengen Geisteshaltung entsprach: Die<br />

Nonnen des Frauenklosters von Aubazine mussten von der<br />

Welt – und vor allem von den Männern des benachbarten<br />

Mönchsklosters – abgeschottet leben, selbst wenn man sie<br />

dafür im wahrsten Sinne des Wortes einschließen musste.<br />

Étienne akzeptierte diese Auflage und verbürgte sich<br />

dafür, dass sie eingehalten wurde. Daraufhin schickten<br />

die Zisterzienser ihm geistliche Architekten und Instrukteure,<br />

damit er seine Gemeinschaft offiziell gründen<br />

konnte.<br />

Ein wundersamer Hieb mit dem Krummstab<br />

Bei der Ankunft in Aubazine stießen die Zisterzienser<br />

auf ein Problem: Der Ort, an dem Étiennes Gemeinschaft<br />

lebte, lag ungünstig. Im Alltag einer Zisterzienserabtei war<br />

Wasser ein wesentliches Element, da man damit Mühlen<br />

und Schmieden betreiben konnte, die für Reichtum sorgten.<br />

Der Fluss lag jedoch weit vom « prestigeträchtigeren »<br />

Teil, also dem Mönchskloster, entfernt und war von dort<br />

aus schlecht zugänglich. Das sollte aber kein Hinderungsgrund<br />

sein! Die Mönche aus Burgund beschlossen, das<br />

Wasser bis zum Männerkloster zu leiten, und errichteten<br />

dafür im Verlaufe eines Jahrzehnts ein durch Umfang und<br />

Wagemut außergewöhnliches Bauwerk: den Canal des<br />

Moines. Er steht heute unter Denkmalschutz und trägt<br />

nach wie vor zum Renommee der Abtei bei. Durch ihn<br />

konnten 13 000 m 3 Wasser pro Tag bis zum Mönchskloster<br />

geleitet werden! Vom Zentrum von Aubazine aus führt<br />

ein reizvoller schattiger Spazierweg auf einer Länge von<br />

1,6 Kilometern bis an einen Sturzbach, dessen Wasser<br />

den Kanal speist. Berechnungen haben ergeben, dass es<br />

den Zisterziensern gelang, trotz des sehr unterschiedlichen<br />

und komplexen Reliefs – mit bis zu 50 Meter hohen<br />

Steilwänden –, ein ideales Gefälle von 0,6 % zu erzielen,<br />

im Übrigen dasselbe Gefälle, mit dem die Römer ihre<br />

Aquädukte bauten. Auch im Jahr <strong>2023</strong> ist das noch beeindruckend!<br />

Ebenso beeindruckend wie die Stützmauer<br />

aus Steinen, die selbst sehr steile Passagen überbrückt. Sie<br />

ist es auch, die im Wesentlichen den Weg trägt, auf dem<br />

man heute den lohnenswerten Spaziergang machen kann.<br />

Trotz des Einfallsreichtums wirft die architektonische<br />

Leistung ein Rätsel auf: An bestimmten Stellen fragt man<br />

sich, wie es den Mönchen gelingen konnte, das Wasser<br />

passieren zu lassen. Beispielsweise an der sogenannten<br />

Brèche de Saint Étienne. Hier führt der Kanal mitten<br />

durch einen riesigen Felsbrocken. Um diese Öffnung mit<br />

den damals vorhandenen Mitteln zu realisieren, kann man<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


sich heute nur vorstellen, dass die Erbauer im Winter eine<br />

Felsspalte mit Wasser füllten und abwarteten – und hofften<br />

–, dass dieses fror und den Fels dadurch in zwei Teile<br />

spaltete. Um dann von vorne zu beginnen und erneut zu<br />

hoffen, dass es funktioniert … Das Geheimnis um diese<br />

Meisterleistung ist umso größer, als dass man sich zudem<br />

eine Legende erzählt, nach der es Étienne selbst war, der<br />

sich, von den Mönchen zu Hilfe gerufen, auf den Felsen<br />

stellte, um diesen mit seinem Krummstab in zwei Teile zu<br />

spalten …<br />

Von einem Netz an Tochterklöstern zum Waisenhaus<br />

Nachdem die Abtei einmal auf so grandiose Weise mit<br />

Wasser versorgt war, wuchs sie sehr schnell. Man richtete<br />

einen riesigen Fischteich ein, füllte ihn mit Forellen und<br />

Hechten und verkaufte diese zu einem guten Preis. Mit<br />

dem heute noch beeindruckend großen Wasserreservoir<br />

konnte man gleichzeitig Mühlen mit Wasser versorgen,<br />

die sich um die Abtei herum angesiedelt hatten. Jede stellte<br />

etwas Spezifisches her: Mehl, Nussöl (ein damals wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor) oder Textilfasern. Vom Wasser, vor<br />

allem von dessen Strömung, profitierten auch die Schmieden,<br />

die der Abbaye d‘Aubazine in der Folge zu Reichtum<br />

verhelfen sollten. Auf diese Weise konnte das Kloster sich<br />

ein riesiges Kulturerbe bestehend aus mehr als 20 Granges<br />

(so hießen die « Betriebseinheiten » der damaligen Zeit)<br />

aufbauen. Die meisten von ihnen waren dem Getreideanbau<br />

gewidmet und lagen in den Regionen Bas-Limousin<br />

und Haut-Quercy. Die Zisterzienser lebten seinerzeit<br />

nach der Regel, dass jedes Kloster sich bemühen musste,<br />

so viel wie möglich von dem herzustellen, was es für das<br />

tägliche Leben brauchte, ohne die Hilfe der Außenwelt in<br />

Anspruch zu nehmen. Daher produzierten diese « Scheunen<br />

» sehr unterschiedliche Dinge, die sich ergänzten.<br />

Eine von ihnen, in der Nähe von Donzenac, war auf<br />

Weinherstellung spezialisiert, eine andere bewirtschaftete<br />

die Salzgärten der Île d’Oléron, eine dritte lag in der<br />

Auvergne und widmete sich der Zucht von Milchkühen<br />

und der Herstellung von Käse. Mehrere von ihnen hatten<br />

eigene Seen und betrieben Fischzucht. Auf diese Weise<br />

entstand ein erstaunliches Netz an « Tochterklöstern »,<br />

das sich über ein sehr ausgedehntes Gebiet erstreckte. Die<br />

Abtei von Aubazine wurde ein Symbol für die Macht und<br />

das Know-how der Zisterzienser und für die Mönche in<br />

gewisser Weise zu einem Aushängeschild. Doch irgendwann<br />

war es mit dem Wohlstand zu Ende. 1789, während<br />

der Revolution, wurden die Zisterzienser schlicht<br />

und einfach aus der Abtei vertrieben, ihr Hab und Gut<br />

geplündert. Wie viele andere religiöse Orte damals wurde<br />

auch diese Abtei nach und nach aufgegeben. 1815 kaufte<br />

die ortsansässige Familie Juglard schließlich die Gebäude<br />

und beschloss, dort ein Waisenhaus für junge Mädchen<br />

einzurichten, das dann den Ordensschwestern von<br />

Saint-Cœur-de-Marie anvertraut wurde. Für Aubazine<br />

begann ein neues Kapitel …<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 43


Oben: Blick auf den Hofgarten der Abtei. Rechte Seite: Einige Beispiele für architektonische Details (Fußboden, Fenster, Treppe), die<br />

für Gabrielle Chanel eine Inspirationsquelle gewesen sein sollen, wie man während des Rundgangs in einer Vitrine lesen kann.<br />

Eine ganz besondere Waise<br />

Nachdem die Abtei einmal in ein Waisenhaus umgewandelt<br />

war und die glänzende Zeit der Vergangenheit<br />

angehörte, hätte sie, wie so viele andere, im Laufe der<br />

Zeit aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden und<br />

in Vergessenheit geraten können. Doch das Schicksal<br />

wollte es anders. Eine unerwartete Fügung, so unerwartet<br />

wie die elegante Frau, die sich bei ihrer Ankunft in<br />

Aubazine nach dem « Chanel-Fenster » erkundigt … So<br />

überraschend diese Frage auch erscheinen mag, sie ist<br />

nicht aus der Luft gegriffen. Ganz und gar nicht. Für die<br />

Menschen in der Region steht nämlich fest – und Medien<br />

und Biografen haben dies in ganz Frankreich so verbreitet<br />

–, dass eine Gabrielle Chanel 1895 im Alter von 12<br />

Jahren von ihrem Vater in das Waisenhaus gebracht wurde<br />

und bis zu ihrem 18. Lebensjahr dort wohnte. Lange<br />

genug also, damit diejenige, die später als Coco die Welt<br />

der Mode revolutionieren sollte, in Aubazine zahlreiche<br />

Inspirationsquellen finden konnte. Vor diesem Hintergrund<br />

bekommt eine Besichtigung der Abtei heute eine<br />

ganz andere Bedeutung. Vor allem wenn man die Fenster<br />

entdeckt, deren Motive den beiden berühmten ineinander<br />

verschlungenen Buchstaben « C » des Chanel-Logos verblüffend<br />

ähnlich sehen. Weitere bemerkenswerte Ähnlichkeiten<br />

kann man im steinernen Fußboden der ersten<br />

Etage entdecken: Sonne und Mond, achtblättrige Blüten,<br />

fünfzackige Sterne. Symbole, die Coco Chanel während<br />

ihrer ganzen Modekarriere, im Grunde genommen ihr<br />

ganzes Leben lang, begleiteten. Insofern ist man während<br />

des Rundgangs versucht, überall ihre Inspirationsquellen<br />

zu suchen, was der Guide durchaus unterstützt:<br />

« Die schwarz-weißen Gewänder der Schwestern, die<br />

weißen Halskrausen der kleinen Waisenkinder … Ist es<br />

nicht offensichtlich, dass man darin eine Verbindung zu<br />

manchen Entwürfen des Hauses Chanel sehen kann? »,<br />

fragt er mit einem Lächeln auf den Lippen. « Schaut man<br />

sich im Übrigen die Farbe der Steine der Abtei genauer<br />

an, dieses zarte Beige, das manchmal im Licht der Sonne<br />

golden erscheint, war das nicht eine der Lieblingsfarben<br />

von Gabrielle Chanel? », setzt er fort, während die Besucher<br />

gespannt an seinen Lippen hängen. Der Höhepunkt<br />

der Demonstration sind einige Fotos und Objekte, die im<br />

ersten Stock in Vitrinen ausgestellt sind. Sie zeigen Parallelen<br />

zwischen dem auf, was Gabrielle Chanel in ihrer<br />

Kindheit hier sah, und einigen ihrer späteren Kreationen.<br />

Man erfährt zudem, dass die Modeschöpferin vermutlich<br />

so wehmütig an Aubazine dachte, dass sie 1928 von einem<br />

Architekten verlangte, in ihrer Villa in Roquebrune-<br />

Cap-Martin (Alpes-Maritimes) eine Treppe einzubauen,<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 45


Die Gebäude und der Garten werden heute von ehrenamtlichen Helfern instand gehalten.<br />

wie die Steintreppe über die<br />

sie und die anderen kleinen<br />

Waisenkinder immer in den<br />

Chor der Kirche hinabstiegen.<br />

Ein Rest des Rätsels bleibt<br />

Die Angelegenheit<br />

scheint also klar: Die junge<br />

Gabri elle, die im Alter von<br />

12 Jahren ihre Mutter verloren<br />

hatte, wurde von ihrem<br />

Vater ins Waisenhaus nach<br />

Au bazine gebracht, wo sie<br />

sechs Jahre lebte. Das war<br />

lange genug, um das Mädchen<br />

zu prägen und ihr eine<br />

erhebliche Anzahl an Inspirationen<br />

für ihre späteren<br />

Kreationen zu liefern. Diese<br />

Geschichte wurde von allen<br />

Biografen Coco Chanels<br />

Aubazine oder Aubazines?<br />

Die Mysterien der französischen<br />

Rechtschreibung<br />

Lassen Sie sich nicht davon verwirren,<br />

wenn Sie Aubazine auf bestimmten<br />

Verwaltungsdokumenten, Karten oder im<br />

GPS mit einem « s » am Ende geschrieben<br />

sehen. Seit etwa 15 Jahren lautet die<br />

offizielle Schreibweise der Verwaltung in<br />

der Tat « Aubazines ». Warum das so ist,<br />

weiß niemand im Dorf so genau, man<br />

spricht sogar mit einer Prise Humor davon,<br />

dass « möglicherweise ein Schreibfehler »<br />

dafür verantwortlich sei. Seitdem gibt es<br />

beide Schreibweisen, und jeder kann die<br />

wählen, die ihm besser gefällt. Im Grunde<br />

genommen ist das jedoch nichts Neues<br />

für das Dorf, das ursprünglich « Obazine »<br />

hieß, was im Laufe der Jahrhunderte in<br />

« Aubazine » geändert wurde. Man sagt, es<br />

sei ein geschickter Schachzug gewesen, um<br />

in den Listen der Verwaltung ganz oben zu<br />

rangieren …<br />

übernommen. Allerdings hat die Betroffene selbst sie zu<br />

Lebzeiten niemals bestätigt. Aber auch nicht entkräftet.<br />

Es gibt jedoch keine schriftlichen Dokumente, die den<br />

Sachverhalt unterstützen. Schwierig also, Wahrheit und<br />

Legende auseinanderzuhalten.<br />

2016 widmete der versierte Genealoge<br />

Henri Pochon diesem<br />

Umstand ein fesselndes Buch<br />

(L’enfance de Chanel, enquête et<br />

découvertes, Éditions Bleu Autour,<br />

208 Seiten, 16 €, ISBN 978-<br />

2358480789). Darin widerlegt er<br />

die offizielle Version und behauptet,<br />

dass Gabrielle Chanel sich<br />

niemals in Aubazine aufgehalten<br />

habe. Laut einer Volkszählung aus<br />

dem Jahr 1896 lebte die damals<br />

13-Jährige als Kindermädchen bei<br />

Verwandten, die in Thiers, einer<br />

Arbeiterstadt im Departement<br />

Puy-de-Dôme, eine Wäscherei<br />

betrieben. Es ist nachvollziehbar,<br />

dass Gabrielle Chanel, sollte diese<br />

Version stimmen, es angesichts<br />

ihres unglaublichen Lebensweges<br />

vorzog, sich eine andere Kindheit<br />

zu erfinden … Ein Rest des Rätsels<br />

bleibt also. Aber im Grunde ist das gut so! Auch das trägt<br />

zum Charme der Besichtigung der Abbaye d‘Aubazine<br />

bei, wo das Vitrail Chanel in Zukunft weiterhin von sich<br />

reden machen wird …<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Reiseinfos & Lesetipps<br />

Quiberon<br />

Aubazine …<br />

… Berlin 1468 km … Hamburg 1380 km<br />

… Köln 965 km … Frankfurt 931 km<br />

… München 1025 km … Wien 1460 km<br />

… Zürich 760 km … Paris 482 km<br />

… Clermont- Ferrand 160 km<br />

… Brive-la-Gaillarde 14 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Toulouse-<br />

Blagnac (214 km) und Bordeaux-<br />

Mérignac (226 km).<br />

Die Region ist nicht direkt ans TGV-Netz<br />

angeschlossen, allerdings gibt es ein<br />

dichtes Schienennetz. In der Nähe von<br />

Aubazine liegen die SNCF-Bahnhöfe<br />

Brive-la-Gaillarde (14 km), Tulle (16 km)<br />

und Uzerche (39 km), die von Intercity-<br />

Zügen angefahren werden, mit denen<br />

man unkompliziert die TGV-Bahnhöfe<br />

von Limoges, Bordeaux oder Toulouse<br />

erreicht.<br />

Bureau d’information Touristique Vallée<br />

de la Dordogne Le Bourg<br />

19190 Aubazines<br />

Telefon: +33 (0)5 65 33 22 00<br />

www.vallee-dordogne.com/la-valleede-la-dordogne/villes-et-villages/<br />

aubazine<br />

Abtei<br />

Die Abtei kann lediglich im Rahmen<br />

von Führungen besichtigt werden<br />

(Dauer 1,5-2 Std.). Diese werden<br />

zwar ausschließlich in französischer<br />

Sprache durchgeführt, sind aber<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

Le Porge<br />

Eintritt: 9 €, 12-16 Jahre 4 €, unter 12<br />

Jahren kostenlos. Der Zugang zur<br />

Kirche ist generell kostenlos.<br />

Cap-Ferret<br />

Sonstiges: Hunde an der Leine dürfen<br />

mitgeführt werden.<br />

Mimizan<br />

Informationen: https://abbaye.<br />

aubazine.com<br />

E5-E70/A63<br />

Blois<br />

Cham<br />

A10/E5-E60<br />

Angers<br />

A11/E60<br />

Chever<br />

La Baule<br />

A86/E60<br />

Tours Chenonceau<br />

St. Nazaire<br />

A85<br />

Nantes<br />

sehr interessant und man erhält eine A87 Länge hin und zurück ca. 3 km (ca.<br />

Monts A10/E5<br />

lebendige und detaillierte Vorstellung 1,5 Std.). Achtung: Kinderwagen und<br />

Clisson<br />

des Ortes. Ebenfalls positiv ist die sehr Cholet Fahrräder sind verboten, Hunde dürfen<br />

humorvolle Art der Guides.<br />

ebenfalls nicht mitgeführt werden<br />

A83<br />

A20/E9<br />

(auch nicht an der Leine). Das Bett des<br />

Die Öffnungszeiten Les schwanken Sablesd’Olonne<br />

im<br />

Kanals besteht aus Sand und ist sehr<br />

Jahresverlauf, eine Reservierung ist<br />

fragil. In der Vergangenheit haben im<br />

nicht notwendig. Einige Anhaltspunkte Wasser spielende Hunde den Boden<br />

A83<br />

Poitiers<br />

für die Öffnungszeiten in den<br />

aufgewühlt, sodass sie jetzt leider nicht<br />

kommenden Monaten:<br />

Saint-Sigismond mehr akzeptiert werden.<br />

• 27. August bis 15. September: Start N11/E601<br />

Niort<br />

der Führung täglich um 11 und 15 Uhr<br />

La Rochelle<br />

(ausgenommen Sonntagvormittag)<br />

E5/A10<br />

• 16. und 17. September:<br />

Sonderprogramm im Rahmen der E602/A837<br />

Journées du Patrimoine (Tage des<br />

Limoges<br />

offenen Denkmals), das Programm<br />

kann auf der Website eingesehen<br />

werden.<br />

Angoulême<br />

• 18. September bis 1. Oktober: Start der<br />

Führungen dienstags bis sonntags um<br />

Montalivet<br />

15 Uhr<br />

• 2. Oktober bis 11. November: Start der<br />

Tulle<br />

Führungen, mittwochs, samstags und<br />

Périgueux Brive-la-Gaillarde<br />

sonntags um 15 Uhr (6.-8. Oktober<br />

A89/E70<br />

keine Führung)<br />

E5/A10<br />

Aubazine<br />

Canal des Moines<br />

Kostenlos und frei zugänglich. Er<br />

bietet die Gelegenheit für einen<br />

Hossegor<br />

lohnenswerten Spaziergang, der etwa<br />

150 m hinter der Abteikirche, in der<br />

Biarritz Bayonne<br />

Nähe des Hendaye Waschplatzes des Dorfes<br />

beginnt und gut ausgeschildert Sare ist.<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

A64/E80<br />

A52/E72<br />

France<br />

Pau<br />

Bordeaux<br />

A28/E502<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

A20/E9<br />

Toulouse<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />

Coco Chanel: Emanzipation trifft<br />

Pamplona<br />

Eleganz<br />

Vor 100 Jahren wird Gabrielle Chanel,<br />

wie Coco mit richtigem Namen heißt,<br />

zum ersten Mal mit einem Kleid ab gelichtet,<br />

das sie selbst entworfen hat.<br />

Außerdem feiert das<br />

«kleine Schwarze»,<br />

von der Zeitschrift<br />

Vogue als die «Uniform<br />

der modernen Frau»<br />

gefeiert, seinen 80.<br />

Geburtstag. Gründe<br />

genug, sich noch<br />

einmal mit dem Leben<br />

dieser schil lern den<br />

Dame zu beschäftigen.<br />

Spanien<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68<br />

Corrèze: Das Gefühl, in der Inkastadt<br />

Machu Picchu zu sein<br />

(48 km entfernt)<br />

Hinter einer der unzähligen Kurven einer<br />

Straße im Departement Corrèze bietet<br />

sich plötzlich inmitten eines dichten<br />

Waldes der unglaubliche<br />

Anblick grandioser<br />

Ruinen. Wie von<br />

Zauberhand scheinen<br />

sie in 30 Meter Höhe auf<br />

einen 200 Meter langen<br />

und 40 Meter breiten<br />

Felsvorsprung gesetzt<br />

worden zu sein: Die<br />

Tours de Merle flößen<br />

Respekt ein.<br />

Andorra<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 82.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Provence-Alpes-Côte d’Azur / Alsace<br />

Louis<br />

de Funès<br />

Auf den Spuren des Komikers<br />

durch Frankreich<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Am 27. Januar 1983 starb Louis de Funès. In seiner 40-jährigen Karriere<br />

spielte er in 140 Filmen, die den einen vor Lachen die Tränen in die Augen<br />

trieben, während andere nur entnervt den Kopf schüttelten. Filme, mit denen<br />

er sein Publikum eroberte und die Kritiker spaltete. Der Schauspieler<br />

hätte sich vermutlich niemals träumen lassen, dass er vierzig Jahre nach<br />

seinem Tod im Hexagon einhellig als einer der größten französischen Komiker<br />

betrachtet wird. Nachdem also in diesem Jahr sein vierzigster Todestag<br />

begangen wird, wollen wir ihm eine Hommage widmen, die ganz seinem<br />

fröhlichen Image entspricht: eine Reportage, durch die Sie einerseits mehr<br />

über die Person erfahren und gleichzeitig Tipps für Ihren nächsten Frankreichurlaub<br />

erhalten. Ein unbekanntes Schloss in der Nähe von Nantes, berühmte<br />

Städte an der Côte d’Azur oder eine unglaublich originelle Ausstellung<br />

in Mühlhausen: Folgen Sie den Spuren des berühmten Komikers!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire<br />

Vorherige Doppelseite: Château de Clermont in Le Cellier, der letzte Wohnsitz<br />

von Louis de Funès. Oben: Die Auberge Beau Rivage, wo der Schauspieler<br />

gerne einkehrte, um sich mit der Besitzerin, Marie Clément, zu unterhalten.<br />

1. Louis de Funès, der Privatmann:<br />

Le Cellier (Loire-Atlantique)<br />

Das Schloss ist beeindruckend. Auch heute noch.<br />

Majestätisch thront es auf einem Hügel oberhalb<br />

der Loire in der Gemeinde Le Cellier, rund 20<br />

Kilometer nordöstlich von Nantes. Das Gebäude, das zwischen<br />

1643 und 1649 in einer eleganten Kombination aus<br />

roten Ziegeln und weißem Tuffstein erbaut wurde, stellt<br />

stolze 365 Fenster zu Schau; zumindest sagt man das, wir<br />

müssen zugeben, dass wir sie nicht gezählt haben … Heute<br />

befindet sich das ausgedehnte Anwesen in Privatbesitz.<br />

2005 wurde das Schloss von einer Immobiliengesellschaft<br />

in eine große Anzahl Luxusappartements aufgeteilt, allerdings<br />

ist der Park frei zugänglich. Neben den Einwohnern<br />

des Dorfes und der Umgebung, die den Ort gerne für einen<br />

schönen Spaziergang mit reizvollen Ausblicken auf die<br />

Loire nutzen, trifft man nicht selten auf eine andere Art<br />

von Besuchern, die sich besonders für das Schloss als solches<br />

interessieren. Die einen lassen sich davor fotografieren,<br />

die anderen versuchen es zu umrunden. Alle sind offensichtlich<br />

auf der Suche nach einem Hinweis auf Louis<br />

de Funès. Über den Kreis seiner Fans hinaus wissen allerdings<br />

nicht sehr viele, dass Château de Clermont der letzte<br />

Wohnsitz des berühmten Komikers war. Das Anwesen und<br />

das nahe<br />

gelegene Dorf – auf dessen Friedhof der Schauspieler<br />

begraben ist – waren immer Teil seiner Privatsphäre<br />

und sind folglich nichts, was man spontan mit Louis de<br />

Funès in Verbindung bringt. Weitab von der schillernden<br />

Welt des Kinos und der Fernsehstudios zog sich die Familie<br />

de Funès gerne mit Menschen, die ihnen nahestanden,<br />

in diese ruhige Gegend zurück. Obwohl das Schloss nicht<br />

zu besichtigen ist und ansonsten lediglich das Grab des<br />

Komikers eine echte Stätte der Andacht darstellt, ist es in<br />

unseren Augen ein sehr interessanter Ort für diejenigen,<br />

die sich stärker für Louis de Funès interessieren und mehr<br />

darüber erfahren möchten, wie er lebte. Denn für diesen<br />

kleinen, grünen Flecken Erde hegte er eine wahre Passion.<br />

Eine lesenswerte Biografie, die Louis‘ Söhne Olivier<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Louis de Funès war ein großer<br />

Liebhaber von Rosen. Mit<br />

seinem Hund Tzar im Park des<br />

Schlosses. Der Schauspieler<br />

beim Angeln und bei den Kühen<br />

des Ehepaars Reléon, das den<br />

Gutshof gepachtet hatte. Die<br />

Grotte mit der Jungfrauenstatue<br />

im Wald von Château de<br />

Clermont, wo Louis de Funès<br />

regelmäßig anhielt, um zu beten.<br />

und Patrick ihrem Vater<br />

widmeten (siehe Infobox<br />

am Ende), gibt mehr<br />

über diese unbekannte Seite von<br />

Louis de Funès preis. Sie beschreiben ihn darin als einen<br />

Mann, der die Natur liebte und für den Diskretion und<br />

das einfache Leben wichtig waren. Beim Lesen versteht<br />

man mehr über die enge Verbindung, die die Familie zu<br />

diesem Schloss hatte. Und darüber, warum dessen Kauf<br />

für Louis de Funès nicht nur eine großartige Geste seiner<br />

Frau gegenüber, sondern auch die Krönung seines Arbeitslebens<br />

war. Dabei hatte er anfangs überhaupt nichts<br />

von einem Schlossherrn; er selbst bezeichnete den Beginn<br />

seiner Karriere als Années des nouilles grises, also als eine<br />

Zeit, in der das Geld knapp war. Am Ende seiner Karriere<br />

gehörte er zwar zu den bestbezahlten Schauspielern<br />

des französischen Kinos, in der Anfangszeit hatte er sich<br />

allerdings mit kleinen Jobs als Pianist in einer Bar oder<br />

als Schauspieler in einem unbedeutenden Cabaret oder<br />

kleinen Theater durchschlagen müssen. « Man muss sich<br />

im Klaren darüber sein, dass er erst mit über 40 ausgesorgt<br />

hatte und erst im Alter von 50 Jahren wirklich ein<br />

Star war », präzisiert Bertrand Dicale in seinem unterhaltsamen<br />

Werk über Louis de Funès (siehe Infobox am<br />

Ende). Als die Familie de Funès Schloss Clermont 1967<br />

kaufte, tat sie das nicht, weil sie jetzt genug Geld hatte,<br />

sondern weil sie bereits eine Beziehung zu dem Anwesen<br />

hatte. Denn als Louis seine spätere Frau kennenlernte,<br />

hieß diese Jeanne-Augustine Barthélémy de Maupassant<br />

– eine Nachfahrin des Schriftstellers Guy de Maupassant<br />

– und dieses Schloss gehörte damals ihrer Familie.<br />

Wie Bertrand Dicale in diesem Zusammenhang so schön<br />

festhält: « Louis verliebte sich nicht nur in die junge Frau<br />

[…] sondern gleichzeitig auch in das Schloss. » Zur Freude<br />

ihrer Kinder verbrachte die Familie de Funès dann in der<br />

Folge regelmäßig die Ferien hier. Olivier erinnert sich nur<br />

zu gut daran, dass damals « die Fahrt von Paris nach Nantes<br />

lang war […] Mit Autopannen und Falschfahren war<br />

es ein Wunder, dass wir ankamen! […] Es gab noch keine<br />

Autobahn und wir verirrten uns regelmäßig », schreibt er<br />

in der Biografie über seinen Vater. Angesichts der Tatsache,<br />

dass immer mehr Mitglieder von Jeannes Familie<br />

starben, wurde das riesige Anwesen im Laufe der Jahre zu<br />

einer echten Belastung. Jeanne de Funès erbte die Hälfte<br />

des Schlosses, während sechs andere Verwandte sich die<br />

andere Hälfte des immensen Gebäudes teilten, das seit<br />

Anfang der 1960er-Jahre leer stand. « Jeden Tag verfiel<br />

das Schloss etwas mehr », erinnert sich Patrick. Zu diesem<br />

Zeitpunkt boten Louis und Jeanne den anderen Erben an,<br />

deren Anteile zu kaufen, um das Schloss auf diese Weise<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire<br />

Die Schubkarre von<br />

Louis de Funès ist<br />

immer noch Garten des<br />

Schlosses zu sehen. Der<br />

Komiker und Olivier,<br />

einer seiner Söhne. Die<br />

offiziell auf den Namen<br />

des Schauspielers<br />

getaufte Rose « Louis<br />

de Funès ». Während<br />

der Dreharbeiten zum<br />

Film Le Gendarme<br />

de Saint-Tropez.<br />

zu retten. « Mein Vater », so schreibt Patrick in der Biografie,<br />

« war über das Ausmaß des Projektes in keiner Weise<br />

beunruhigt: Er hätte sowieso in ein Gebäude mit hohen,<br />

unüberwindbaren Mauern investieren müssen. Der Film La<br />

Grande Vadrouille war gerade angelaufen, und Neugierige<br />

und Hobbyfotografen waren zu allem bereit, um einen Blick<br />

auf den Komiker zu erhaschen. Daher waren eine gewisse<br />

Isoliertheit und Zurückgezogenheit notwendig geworden.<br />

Seine freie Zeit in Vierteln für reiche Leute zu verbringen,<br />

wie es sie in Saint-Tropez gab, reizte ihn überhaupt nicht. »<br />

1967 betraten die Eheleute de Funès zum ersten Mal Château<br />

de Clermont als alleinige Eigentümer.<br />

Obwohl das Schloss umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />

erforderte, deren Durchführung zum Großteil von<br />

Jeanne überwacht wurden, fühlte sich die Familie Funès sofort<br />

wieder an die glücklichen Urlaubsaufenthalte erinnert,<br />

die sie dort verbracht hatte. Vor allem Olivier denkt gerne<br />

an besondere Momente zurück, die er auf Château de Clermont<br />

mit seinem Vater verbracht hatte: Zum Beispiel wenn<br />

ihn dieser als begeisterter Angler sehr früh morgens in seinem<br />

Zimmer abholte. « Das Knarren des Parketts weckte<br />

mich immer zur vorhergesehenen Zeit auf. Wenn sich die<br />

Tür meines<br />

Zimmers öffnete, sah ich<br />

einen Mann mit einer Fischerhose, Kniestrümpfen<br />

und einer Weste aus grauem Stoff, wie sie Profiangler<br />

tragen. Er forderte mich auf, ihm auf Zehenspitzen zu folgen,<br />

und ging mit dem berühmten Gang eines Seiltänzers<br />

voraus, den man aus seinen Filmen kannte. » Durch den 25<br />

Hektar großen Park um das Schloss herum vor neugierigen<br />

Blicken geschützt, gingen Vater und Sohn ans Ufer der<br />

Loire zum Angeln, wobei sie immer bestimmte Gewohnheiten<br />

einhielten. Dazu gehörte es, in einer versteckten<br />

Auberge am Flussufer ein gutes Frühstück einzunehmen<br />

oder auf dem Rückweg an der Westseite des Parks, « vor der<br />

Statue der Jungfrau Maria, die seit einem Jahrhundert in<br />

einer Vertiefung im Felsen wachte », anzuhalten. Bei diesem<br />

Halt, so erinnert sich Olivier, mussten wir uns immer<br />

« etwas wünschen, und wir waren sicher, dass der Wunsch<br />

erfüllt werden würde. Mein Vater betrachtete diese Statue<br />

aus Porzellan mit der Demut eines Erstkommunikanten.<br />

Er überließ sich da dem Unbekannten, wie sonntags,<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


wenn er in die Messe ging. » Die<br />

Messe war für Louis de Funès<br />

gleichzeitig eine Gelegenheit,<br />

die Menschen aus Le Cellier zu<br />

treffen, mit denen er sich sehr<br />

gut verstand. Niemals vergaß er,<br />

sich nach diesem oder jenem zu<br />

erkundigen, immer war er ihnen<br />

gegenüber zuvorkommend und<br />

diskutierte ausgiebig über das<br />

Angeln und die Gartenarbeit,<br />

seine zweite Leidenschaft. Wenn<br />

Not am Mann war, half er auch<br />

finanziell aus oder finanzierte die<br />

Restaurierung der Kirche. Ein<br />

Einwohner von Le Cellier, Victor<br />

Caillibot, begann, ihn bei der<br />

Gartenarbeit zu unterstützen. Er<br />

musste sich insbesondere um die<br />

etwa 600 Rosenstöcke kümmern,<br />

und es kam nicht infrage, dafür<br />

Pestizide einzusetzen. Im Schloss<br />

arbeitete man damals schon auf<br />

biologische Art! Bei den Menschen<br />

im Ort fand Louis die Seelenruhe<br />

und den Zuspruch, den<br />

er als Kontrast zum « Wahnsinn »<br />

seines Berufslebens brauchte.<br />

Auch für sie war er ein Star, aber<br />

alle respektierten seinen Wunsch,<br />

(fast) niemals über seine Arbeit<br />

sprechen zu wollen, und keiner<br />

wäre auf die Idee gekommen, ihn<br />

um ein Autogramm zu bitten. In<br />

Le Cellier verlebte die Familie de<br />

Funès eine glückliche Zeit. Sie<br />

fühlte sich wohl, war heimisch.<br />

Deshalb ist es auch kein Zufall,<br />

dass man den Friedhof des Dorfes<br />

als letzte Ruhestätte für Louis<br />

und Jeanne wählte. Hier haben<br />

sie den Frieden, den sie bereits zu<br />

Lebzeiten geschätzt haben.<br />

Village du Cellier<br />

44850 Le Cellier<br />

Der Schlosspark ist frei<br />

zugänglich. Am Eingang<br />

befindet sich ein Parkplatz.<br />

Auf dem Friedhof kann man<br />

das Grab von Louis de Funès<br />

besuchen (Montag bis Sonntag<br />

von 8.30 bis 18.00 Uhr bzw.<br />

18.30 Uhr im Sommer).<br />

Interview mit Aloïs Robinard. Der 26-Jährige stammt aus Rennes<br />

und ist Präsident des Vereins Sur les traces de Louis de Funès.<br />

Aloïs Robinard, wie kam es zu Ihrer Begeisterung für Louis de<br />

Funès, und warum haben Sie 2016 diesen Verein gegründet?<br />

Wie viele Franzosen geht meine Leidenschaft für<br />

Louis de Funès auf meine Kindheit zurück. Ich habe<br />

ihn im Fernsehen entdeckt. Das ist nicht sehr originell,<br />

denn ich glaube, dass es auch heute noch kaum einen<br />

Franzosen gibt, der in seiner Kindheit nicht Fantomas,<br />

den Gendarm von Saint-Tropez oder Drei Bruchpiloten in<br />

Paris gesehen hat. Das sind nicht nur Kultfilme, sie sind Teil<br />

unseres Kulturerbes. Sie existieren in unserer Erinnerung und<br />

in unseren Herzen. Nebenbei gesagt laufen sie nach wie vor regelmäßig<br />

im Fernsehen. Als Kind der Region hörte ich später von dem kleinen Museum<br />

in der Orangerie des Schlosses, das dem Komiker gewidmet war. Leider musste es<br />

schließen. Inzwischen wurde ein neues, größeres Museum in Saint-Raphaël, an der<br />

Côte d‘Azur eingerichtet, mit dem wir regelmäßig in Kontakt stehen. Ebenso mit<br />

der Familie de Funès. Aber ich war nicht der Einzige, der es als notwendig ansah,<br />

in Le Cellier etwas aufzuziehen, um die Erinnerung an diesen großen Schauspieler<br />

hier in der Gegend zu pflegen. Zumal er mit seiner Freundlichkeit viele Einwohner<br />

geprägt hat. Also haben wir den Verein gegründet und organisieren im Dorf immer<br />

wieder Events wie Ausstellungen. Zumindest einmal pro Jahr.<br />

Was können Besucher in Le Cellier entdecken, das eine Verbindung mit Louis de Funès hat?<br />

Leider fehlt ein Museum, das ist klar. Zumal es nicht wenige Besucher gibt,<br />

die jedes Jahr hierher kommen. Sie gehen in der Regel auf den Friedhof zum Grab<br />

und dann zum Schloss. Das ist gleichzeitig die Gelegenheit für einen schönen Spaziergang<br />

durch den Park. Dort wird man sich der Ruhe bewusst, die die Familie de<br />

Funès hier fand. Auch ich gehe gerne hin und stelle mir vor, wie sich der Komiker<br />

um seinen Garten kümmerte, vor allem um die Rosen, zumal ich selbst ein leidenschaftlicher<br />

Gärtner bin. Ansonsten gibt es auch einen beschaulichen Weg entlang<br />

des Loire-Ufers, wo man sich vergewissern kann, dass die Auberge Beau Rivage,<br />

wo Louis de Funès bei seinen Angeltouren gerne einkehrte, immer noch existiert.<br />

Auch wenn sie heute nur noch für Veranstaltungen vermietet wird. Trotzdem ist es<br />

meiner Ansicht nach ein Platz, der an de Funès erinnert, genauso wie die Kirche<br />

im Dorf, die er immer wieder besuchte.<br />

Hat Louis de Funès die Bewohner von Le Cellier geprägt?<br />

Ja, sehr. Und zwar nicht durch seine Bekanntheit, sondern durch seine Humanität.<br />

Es gibt heute noch rund 30 Menschen hier, die ihn kannten. Er war wirklich sehr<br />

unkompliziert, hatte für jedermann ein offenes Ohr. Stellen Sie sich vor, als er 1967<br />

das Schloss kaufte, installierte er als erstes fließendes Wasser und Toiletten für die<br />

Pächter, die im Gutshof wohnten, noch bevor er die eigentlichen Arbeiten im Schloss<br />

begann. Als er nämlich während des Krieges die Möglichkeit hatte,<br />

von Paris hierher zu kommen, haben diese Menschen ihn mit<br />

Fleisch, Eiern und Pastete versorgt. Das hatte er nicht vergessen,<br />

und auf diese Weise wollte er sich bei ihnen bedanken.<br />

Das entsprach ganz und gar seiner Art, glaube ich.<br />

Aloïs Robinard, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Informationen über den Verein Sur les traces de Louis de Funès<br />

sowie aktuelle Neuigkeiten:<br />

www.surlestracesdelouisdefunes.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

2. Louis de Funès, der Schauspieler:<br />

Saint-Raphaël & Saint-Tropez (Var)<br />

Die Anerkennung, die Louis de Funès unmittelbar nach seinem<br />

Tod zuteilwurde, ist ein Zeichen, dass er nicht nur berühmt, sondern<br />

unbestritten ein Star war. Wie Aloïs Robinard erwähnte, lag es nahe,<br />

dass in Le Cellier ein Museum entstand. Initiiert hatten es die passionierten<br />

Sammler Charles und Roselyne Duringer. Dort konnten viele<br />

Besucher Fotos, Briefe, Kostüme und andere Accessoires von Dreharbeiten<br />

entdecken. Es handelte sich dabei um Stücke aus den persönlichen<br />

Sammlungen der Initiatoren oder um Leihgaben der Familie de<br />

Funès. Als der Eigentümer der Orangerie des Schlosses, in der sich das<br />

Museum befand, diese 2016 verkaufte, setzten die Eheleute Duringer<br />

zwar Himmel und Hölle in Bewegung, um neue Räumlichkeiten und<br />

die Unterstützung von Gebietskörperschaften – die Stadt Nantes war<br />

eine Zeit lang bereit dazu – zu erhalten, aber vergebens. Das kleine<br />

Museum musste schließen. Unerwarteterweise bewarb sich dann die<br />

über 1000 km entfernte Stadt Saint-Raphaël (Var) an der Côte d’Azur<br />

um die Eröffnung eines neuen Museums. Dort waren Szenen des<br />

Films Louis, das Schlitzohr gedreht worden. Das 2019 eröffnete Museum<br />

zeichnet auf einer Fläche von 400 m² das Leben des Komikers<br />

nach und ist heute der einzige Ort, der sich voll und ganz dessen Leben<br />

und Werk widmet. « Dank der bereits geleisteten Arbeit von Roselyne<br />

und Charles Duringer sowie der Generosität der Familie de Funès »,<br />

hält die Kuratorin Clémentine Deroudille enthusiastisch fest, « konnte<br />

ein richtiges Museum entstehen: Es ist nicht nur eine Ausstellung au-<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


thentischer Exponate, sondern es besitzt ein Museumskonzept bestehend<br />

aus Filmausschnitten, seltenen Dokumenten, außergewöhnlichen<br />

Sammlerstücken von Gaumont, natürlich mit Musik und Fotos […] Es<br />

war unser Traum, aus diesem Museum ein Symbol für die Volkskultur<br />

zu machen. » Und das ist offenkundig gelungen! Und wenn Sie schon<br />

einmal in der Gegend sind, sollten Sie unbedingt ein knapp dreißig<br />

Kilometer entferntes Museum besuchen, das ebenfalls eine Anspielung<br />

auf die erfolgreiche Karriere von Louis de Funès und somit eine optimale<br />

Ergänzung ist: das Musée de la Gendarmerie et du Cinéma in<br />

Saint-Tropez (Var). Hinter der Fassade der Gendarmerie Frankreichs,<br />

die durch die sechs Filme des Gendarmen von Saint-Tropez berühmt<br />

wurde, ist dieses Museum ein absolutes Muss für alle Fans von Louis<br />

de Funès und seine Schauspielkarriere und verspricht einen humorvollen<br />

und zugleich lehrreichen Besuch.<br />

Musée Louis de Funès<br />

Rue Jules Barbier<br />

83700 Saint-Raphaël<br />

Telefon: +33 (0)4 98 11 25 80<br />

www.museedefunes.fr<br />

Musée de la Gendarmerie et du<br />

Cinéma de Saint-Tropez<br />

2, place Blanqui<br />

83990 Saint-Tropez<br />

Telefon: +3 (0)4 94 55 90 20<br />

www.saint-tropez.fr/culture/mgc<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Alsace<br />

3. Louis de Funès und Autos:<br />

eine nicht alltägliche Ausstellung<br />

in Mühlhausen (Elsass)<br />

Ob ein Mehari in der Serie Der Gendarm von<br />

Saint-Tropez, ein Citroën DS in Fantomas, Die<br />

Abenteuer des Rabbi Jacob oder Onkel Paul, die große<br />

Pflaume, ein Simca in Balduin, der Ferienschreck<br />

oder, natürlich, eine Ente, die legendäre Deudeuche<br />

in Louis, das Schlitzohr: Autos spielen oft eine<br />

zentrale Rolle in den Filmen mit Louis de Funès.<br />

Das Musée National de l’Automobile - Collection<br />

Schlumpf, in dem sich die größte Automobilsammlung<br />

der Welt befindet, eröffnet am 5. November<br />

<strong>2023</strong> eine besonders interessante Ausstellung als<br />

Hommage an Louis de Funès: Die Organisatoren<br />

sind vom Prinzip ausgegangen, dass die Filmografie<br />

von Louis de Funès ebenso wie die Automobilgeschichte<br />

des 20. Jahrhunderts Aufschlüsse über die<br />

Entwicklung der französischen Gesellschaft gibt.<br />

Zusätzlich zur Ausstellung von Filmplakaten, Fotos<br />

von Dreharbeiten, Kostümen und anderen Objekten<br />

können die Besucher dort 20 Fahrzeuge aus legendären<br />

Szenen mit dem Schauspieler bestaunen. Damit<br />

kann man in der Tat nachvollziehen, wie sich die Vorliebe<br />

der Franzosen in puncto Auto und ihre Beziehung zu<br />

diesem entwickelt hat. Bei der Gelegenheit entdeckt man<br />

– mit Sicherheit amüsiert – die Kulissen einer absoluten<br />

Kultszene des Filmes Louis, das Schlitzohr, für die der Regisseur<br />

Gérard Oury eine Ente bauen ließ – die Bourvil<br />

steuert –, die von einem Rolls – gesteuert von de Funès –<br />

gerammt und regelrecht aufgeschlitzt wird. Pierre Durin,<br />

einer der größten Spezialisten für Trickaufnahmen bastelte<br />

dafür extra einen Citroën aus Ersatzteilen und hielt<br />

ihn mit 250 Druckknöpfen und Haken zusammen, die<br />

mit Sprengstoff verbunden waren. Im richtigen Moment<br />

sprengten dann kleine elektrische Geräte die Haken und<br />

die Einzelteile fielen auseinander, wobei die ganze Szene<br />

genau vier Sekunden dauerte. In dem Moment, als Bourvil<br />

mit dem Lenkrad in der<br />

Hand aus dem Auto steigt, sich mit den Füßen in den auf<br />

dem Boden verstreuten Blechteilen verheddert und seinen<br />

berühmten Satz « Na, jetzt läuft er natürlich nicht mehr<br />

ganz so gut » sagt, bekommt Louis de Funès einen Lachanfall<br />

und muss sich schnell mit dem Rücken zur Kamera<br />

drehen, um die Szene nicht zunichtezumachen. Dieses<br />

Detail wird uns mit Sicherheit nicht entgehen, wenn wir<br />

das nächste Mal den Film ansehen!<br />

Musée National de l’Automobile<br />

Collection Schlumpf<br />

192, rue de Colmar<br />

68100 Mühlhausen<br />

Telefon: +33 (0)3 89 33 23 23<br />

www.musee-automobile.fr<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Louis de Funès und Bourvil im Film Le Corniaud<br />

(Louis, das Schlitzohr). Der Citroën DS war für<br />

Louis de Funès ein Kultauto und vermutlich das<br />

Fahrzeug, das in seinen Filmen am häufigsten<br />

auftauchte. Zwei davon sind – mit einigen anderen<br />

symbolträchtigen Autos aus seinen Filmen – in der<br />

Ausstellung im Musée National de l'Automobile zu<br />

sehen: Sie stammen aus Fantomas und Rabbi Jacob.<br />

Lesetipps:<br />

Louis de Funès: Ne parlez<br />

pas trop de moi, les enfants!,<br />

Éditions du Cherche Midi,<br />

<strong>2023</strong>, 310 Seiten, 18 €,<br />

ISBN 978-2749129747<br />

Louis de Funès de A à Z,<br />

Éditions Gründ, 2020, 384<br />

Seiten, 29,95 €, ISBN 978-<br />

2324026010<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté / Territoire de Belfort<br />

Ballon d’Alsace –<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Der sanfte Berg<br />

Der Ballon d’Alsace, der Elsässer Belchen, liegt nur etwa 30 Minuten von Belfort entfernt im regionalen<br />

Naturpark Ballon des Vosges und ist tief in der Geschichte der Region und den Herzen ihrer<br />

Einwohner verankert. Mit seinem sanft gewölbten, 1247 Meter hohen Gipfel verspricht er wunderschöne<br />

Wanderungen, in deren Verlauf man großartige Ausblicke auf Täler im Elsass, in Lothringen<br />

und in der Franche-Comté hat. Der Ballon d’Alsace flößt keine Angst, sondern Vertrauen ein. Er ist<br />

nicht nur ein Berg, sondern wird oft als « Freund » bezeichnet. Auf den zahlreichen Wanderwegen<br />

findet jeder – egal, ob erfahrener oder untrainierter Wanderer – eine Möglichkeit, ihn in seinem<br />

persönlichen Rhythmus zu entdecken. Wir haben zwei dieser Wege mit unterschiedlichen<br />

Niveaus getestet.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté / Territoire de Belfort<br />

Vom Ballon d‘Alsace aus habe ich zum ersten Mal die Alpen erblickt!<br />

Ich war damals etwa zehn Jahre alt. Das war unheimlich<br />

« beeindruckend! Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. »<br />

Olivier Pohl stammt aus Belfort. Der heute 52-Jährige kennt den Elsässer<br />

Belchen, an dessen Fuße er wohnt, wie seine Westentasche. Er ist<br />

staatlich geprüfter Mittelgebirgsführer, Vorsitzender des Club Alpin<br />

Français de Belfort und arbeitet neben seinem Hauptberuf als Elektriker<br />

auch als Wanderführer. In der Region hat er den Ruf, zusammen mit<br />

einigen Kollegen und Freunden vom Bureau Montagne Ballon d’Alsace<br />

(siehe Reiseinfos), einer der besten Kenner dieses Berges zu sein. Als wir<br />

uns Ende Juli auf einer Restaurantterrasse auf dem Place d‘Armes in<br />

Belfort mit ihm treffen und er uns von seiner Kindheitserinnerung erzählt,<br />

verraten seine funkelnden Augen, dass dieses Staunen, das er als<br />

Kind auf dem Ballon d‘Alsace verspürte, immer noch präsent ist. Was er<br />

im Übrigen auch gleich bestätigt: « Die Bergspitzen in der Ferne, die<br />

Schweizer Alpen, haben mich zwangsläufig beeindruckt. Mit ihren kantigen<br />

Gipfeln waren sie so anders als ‹mein Berg›, der Ballon d‘Alsace. In<br />

diesem Moment wurde mir klar, dass es verschiedene Gebirgsarten gibt<br />

und nicht alle Berge so sanft gerundete Gipfel haben wie dieser hier.<br />

Das hat dazu beigetragen, dass ich als kleiner Junge den Ballon d‘Alsace<br />

noch mehr liebte. Ich fühlte mich ihm noch viel näher, er flößte mir<br />

Vertrauen ein. Und dieses Gefühl hat mich seitdem niemals verlassen. »<br />

« Ein sympathischer Berg,<br />

der allen etwas bietet! »<br />

Olivier Pohl ist nicht die einzige<br />

Person, mit der wir uns im Rahmen<br />

dieser Reportage unterhalten und<br />

die gegenüber dem Ballon d‘Alsace<br />

ein « Gefühl der Freundschaft » hegt.<br />

Bei Weitem nicht. Nicht nur viele<br />

Einwohner der Stadt Belfort, sondern<br />

des ganzen Territoire de Belfort teilen<br />

diese Empfindung. « Ich hatte schon<br />

sehr früh eine besondere Beziehung<br />

zu ihm », erklärt uns zum Beispiel<br />

Pierrick Rommevaux, der ebenfalls<br />

aus der Region stammt und als Animateur im Maison départementale<br />

de l’Environnement arbeitet. « Am Wochenende war der Belchen das<br />

klassische Ziel für die Familie zum Spazierengehen. Im Winter konnte<br />

man hier auf ‹richtigen› Abhängen Schlitten fahren – das war viel<br />

interessanter als unten im Tal – oder sogar Ski fahren lernen. Für uns<br />

Kinder war das wirklich magisch! » Es ist also nicht erstaunlich, dass<br />

man bei Gesprächen über den Elsässer Belchen immer wieder mit Erinnerungen<br />

oder netten Anekdoten unterhalten wird. Als wir uns im<br />

Dorf Giromagny, zwischen Belfort und dem Ballon d‘Alsace, in der<br />

Bäckerei mit Proviant versorgen, kommen wir mit einer Bewohnerin<br />

ins Gespräch. « Sie sollten Ihren Lesern vor allem sagen, dass der Ballon<br />

ein sympathischer Berg ist, der allen etwas bietet! », vertraut sie uns<br />

an. « Dass man, wie ich es regelmäßig tue, einfach zum Luftschnappen<br />

auf dem Sentier découverte zum Gipfel laufen kann, oder, falls man es<br />

wie meine Kinder und Enkelkinder sportlicher haben möchte, eine<br />

richtige Bergwanderung unternehmen kann. Wie auch immer, es ist<br />

ein schönes Erlebnis! », fügt sie noch hinzu, bevor sie mit dem Baguette<br />

unter dem Arm die Bäckerei verlässt.<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté / Territoire de Belfort<br />

Zwei Arten, den Ballon d’Alsace zu entdecken<br />

Bestärkt von so viel Enthusiasmus nehmen wir die Straße<br />

Richtung Gipfel. Über die D465 erreicht man vom Zentrum<br />

Belforts aus in etwa 30 Minuten den Parking des démineurs.<br />

Er liegt bereits in einer Höhe von 1171 Metern, also<br />

nur 76 Meter « unterhalb » des höchsten Punktes. Von hier<br />

aus hat uns Olivier Pohl zwei Möglichkeiten aufgezeigt, je<br />

nachdem, ob man einfach gemütlich zum Gipfel spazieren<br />

möchte, ohne sich allzu sehr zu verausgaben, oder ob<br />

man den Ballon d‘Alsace auf « sportlichere » Art erkunden<br />

möchte. Für den ersten Fall bietet sich der Sentier découverte<br />

an, eine 3,5 Kilometer lange Rundstrecke, die Sie in etwa<br />

1,5 Stunden absolvieren und auf der Sie sich nicht verlaufen<br />

können. Sie passieren zehn Infotafeln, auf denen die Merkmale<br />

des jeweiligen Ortes (Geologie, Fauna, Flora, Klima<br />

…) in französischer Sprache erläutert sind. Der ideale Weg<br />

für einen Ausflug mit der Familie. Unterwegs hat man<br />

schöne Ausblicke, vor allem der Panoramablick auf dem<br />

Gipfel ist ein unvergessliches Erlebnis. Alternativ dazu hat<br />

Olivier Pohl auf unseren Wunsch hin eine Rundwanderung<br />

ausgearbeitet, mit der man den Belchen « intensiver » entdecken<br />

kann. Da die Ausschilderung einiger Wanderwege auf<br />

dem Berg derzeit modifiziert wird, konnten wir mit seiner<br />

Hilfe die nachfolgende, detaillierte Streckenbeschreibung<br />

erstellen, damit Sie die Tour unbesorgt in Angriff nehmen<br />

können. Für die 12 Kilometer lange Strecke sollten Sie<br />

etwa 5 Stunden einplanen. Auch wenn sie keine besonderen<br />

Schwierigkeiten aufweist, sind passendes Schuhwerk und<br />

eine gute physische Kondition Voraussetzung. An einigen<br />

Stellen erinnern nämlich größere Steigungen und Gefälle<br />

daran, dass der Belchen zu den Mittelgebirgen gehört. Die<br />

Besonderheit dieser Wanderung: Die Route ist ein Mix aus<br />

verschiedenen schönen Wegen und daher nicht einheitlich<br />

markiert. Die jeweiligen Symbole sind jedoch in der Beschreibung<br />

angegeben. Viel Spaß beim Erkunden!<br />

Rundwanderung Découverte du Ballon d’Alsace<br />

Gehzeit: etwa 5 Std. Streckenlänge: etwa 12 km Positive Höhenmeter: etwa 350 m<br />

Die schöne Rundwanderung startet unterhalb des Gipfels des Ballon d’Alsace. Auf der Strecke<br />

haben Sie nicht nur spektakuläre Aussichten auf die umliegen den Täler, die Vogesen,<br />

den Jura und – bei guter Sicht – sogar die Schweizer Alpen, sondern Sie können gleichzeitig<br />

die verschiedenen Landschaftsräume des Belchen entdecken: Buchenwälder, Torfmoore,<br />

Hochweiden und Geröllhalden. In höheren Lagen sind die Weidegebiete natürlich entstanden,<br />

an anderen Orten durch menschliche Eingriffe wie Landwirtschaft und Rinderzucht.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


1 – Parking des démineurs (1187 m)<br />

Wenn Sie Ihr Fahrzeug abgestellt haben,<br />

sollten Sie zunächst einen Blick auf<br />

die seltsame Statue L’homme projeté werfen.<br />

Sie wurde 1952 eingeweiht und erinnert an<br />

die « im Dienste Frankreichs getöteten Minenräumer<br />

». Wie der Journalist Christophe<br />

Migeon erst kürzlich in der Tageszeitung Le<br />

Figaro schrieb, « wäre es nur gerecht gewesen,<br />

auf der Gedenktafel auch die 2000 deutschen<br />

Kriegsgefangenen zu erwähnen, die ebenfalls<br />

beim Minenräumen getötet wurden, wobei<br />

man sie nicht gerade als Freiwillige bezeichnen<br />

kann ». Ein schwieriges Thema …<br />

Überqueren Sie dann die Departementsstraße<br />

D465, auf der Sie gekommen sind, und<br />

nehmen Sie den Sentier découverte genau gegenüber,<br />

der geradewegs auf den Gipfel führt<br />

(rot-weiße Markierung). Rechts sehen Sie<br />

ausgedehnte Wiesen und die in dieser Höhe<br />

so typischen Hochweiden. Sie sind hier nicht<br />

durch weidende Tiere entstanden, sondern<br />

durch Wind und niedrige Temperaturen. Auf<br />

einem geraden Anstieg erreichen Sie nach<br />

etwa 450 Metern das Reiterstandbild der<br />

Jeanne d‘Arc.<br />

2 – Reiterstandbild der Jeanne d’Arc (1235 m)<br />

Ein paar Meter hinter der Statue verlassen Sie<br />

den nach rechts abzweigenden Sentier découverte und<br />

nehmen stattdessen den Weg genau gegenüber, der<br />

mit einem leichten Gefälle nach links führt (markiert<br />

mit einem roten Punkt auf weißem Grund). Sie<br />

haben einen schönen Blick auf das Tal der Mosel.<br />

Auf dem Weg nach unten durchqueren Sie einige<br />

Weiden. Dann taucht linker Hand ein hübscher Buchenhain<br />

auf, in dem einige Stämme und viele Felsen<br />

ganz von Moos bedeckt sind. Gehen Sie weiter<br />

auf dem Weg nach unten bis zu einem Schlepplift.<br />

Dahinter steht ein Gebäude namens La Jumenterie.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté / Territoire de Belfort<br />

3 – La Jumenterie (1084 m)<br />

Achtung: Gehen Sie nicht bis zum Chalet, das<br />

Sie genau vor sich sehen, sondern biegen Sie vorher<br />

im 90-Grad-Winkel nach rechts ab. Überqueren Sie<br />

eine kleine Wiese (etwa 50 m), bis Sie auf einen Weg<br />

stoßen, der als Sentier du Tour du Ballon d’Alsace ausgeschildert<br />

ist (markiert mit einem blauen Kreis auf<br />

weißem Grund). Genau darüber warnt ein zweites<br />

Schild – etwas übertrieben – Sentier difficile. Prudence<br />

(schwieriger Weg, Vorsicht). Nehmen Sie nicht den<br />

Weg, der nach links abbiegt, sondern biegen Sie nach<br />

rechts in Richtung Wald ab. Sie befinden sich jetzt auf<br />

einem wunderschönen, schattigen Abschnitt, auf dem<br />

sich auf einer Länge von etwa einem Kilometer mehr<br />

oder weniger steile Anstiege, Gefälle und kleine Wasserläufe<br />

abwechseln.<br />

4 – Ausblick am Rocher<br />

Birckel (1110 m)<br />

Der Rocher Birckel ist der ideale<br />

Ort, um eine Pause einzulegen: Setzen<br />

Sie sich auf den Felsen, und genießen<br />

Sie einfach die Aussicht auf<br />

das Meer von Kiefernwäldern.<br />

Nutzen Sie die Gelegenheit,<br />

um etwas zu<br />

trinken und vielleicht<br />

eine Kleinigkeit<br />

zu essen.<br />

Anschließend<br />

geht es weiter<br />

auf dem kurvigen<br />

Weg, auf dem es<br />

weiterhin mal nach<br />

oben, mal nach unten<br />

geht.<br />

5 – Col de Ronde Tête (1072 m)<br />

Beim Schild angekommen, das den Gipfel anzeigt, biegen Sie nach<br />

links ab, um weiterhin den Hinweisen Sentier du Tour du Ballon d’Alsace<br />

– La Chaumière – 1h zu folgen (Markierung immer noch blauer Kreis<br />

auf weißem Grund). Wenn Sie abkürzen möchten, folgen Sie rechts<br />

dem ausgeschilderten Weg, der in 30 Minuten über den GR5 auf den<br />

Gipfel des Ballon d‘Alsace führt. Achtung: Der Anstieg ist steil! Auf<br />

der vorgesehenen Strecke wandern Sie dagegen etwa 3 km im Schatten<br />

großer Bäume. Als wir diese Wanderung Ende Juli machten, waren<br />

am Wegesrand gerade wilde Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren<br />

reif. Ein Genuss! Sie passieren einige der für diese Berglandschaft typischen<br />

Geröllhalden und haben zudem immer wieder schöne Ausblicke.<br />

Achten Sie darauf, dass Sie weiterhin der Ausschilderung La Chaumière<br />

oder Parking de la Chaumière folgen.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


6 – Parkplatz und Restaurant La Chaumière (1101 m)<br />

In dieser für die Region typischen Auberge bieten Delphine und Nicolas einfache,<br />

authentische und saisonale Gerichte an: Käsefondue, Tartiflette (Kartoffelauflauf mit<br />

Reblochon), Cancoillotte (Kochkäse) und geräucherte Würste der Region sind die Spezialitäten<br />

des Hauses. Ein Tipp: Während der Wanderung sollten Sie nicht unbedingt<br />

hier einkehren, sonst ist der Weg im Anschluss unter Umständen zu beschwerlich! Nach<br />

Abschluss der Wanderung ist es jedoch der ideale Ort, um sich eine Stärkung zu gönnen<br />

und für die Anstrengungen des Tages zu belohnen. Vom Parkplatz am Belchen sind es<br />

etwa 2 km bis hierher. Hinter dem Restaurant La Chaumière führt ein (nicht markierter)<br />

Weg in den Wald; nach etwa 300 m stoßen Sie auf eine ziemlich breite, nicht geteerte<br />

Schotterpiste. Auf diese biegen Sie nach links ein. Rechts sehen Sie nach kurzer Zeit ein<br />

schönes, ausgedehntes Enzianfeld. Folgen Sie der leicht ansteigenden Piste, bis diese den<br />

Wald verlässt und Sie eine weitläufige Hochweide vor sich haben, durch die eine Straße<br />

(D445) Richtung Gipfel führt. Gehen Sie auf der Weide etwa 600 m entlang der Straße<br />

bis zur Auberge du Ballon d‘Alsace.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté / Territoire de Belfort<br />

7 – Auberge du Ballon<br />

d’Alsace (1163 m)<br />

Auf dem Parkplatz des ehemaligen<br />

Bauernhofs, in dem sich heute eine<br />

moderne Auberge befindet, stoßen Sie<br />

wieder auf den Sentier découverte, der<br />

Sie in etwa 20 Minuten in mehreren<br />

Schleifen bis zur Panoramatafel auf<br />

dem Gipfel des Ballon d‘Alsace führt.<br />

Von dort aus beenden Sie auf diesem<br />

Sentier die Runde, vorbei an der Statue<br />

der Jeanne d‘Arc (links in der Ferne<br />

zu sehen) und dann in gerader Linie<br />

zurück zum Parking des démineurs. Am<br />

Ende des Tages und bei schöner Sicht<br />

bietet sich Ihnen hier ein fantastisches<br />

Bild, wenn die untergehende Sonne<br />

die Hochweiden und Täler in rotgoldenes<br />

Licht taucht!<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

Charleville-Mézières<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

nçon<br />

Le Mans<br />

A28/E402<br />

/E501<br />

A28/E502<br />

86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

me<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Jumièges<br />

Reiseinfos Rouen& Lesetipps<br />

Ballon<br />

A13/E5<br />

d’Alsace (Gipfel) …<br />

A16<br />

… Berlin 902 km … Hamburg 855 km<br />

Evreux<br />

… Köln 443 km … München 472 km<br />

… Wien 911 km … Zürich 170 km<br />

… Paris 454 km … Lyon PARIS 369 km<br />

… Mühlhausen 55 km … Versailles Belfort 29 km<br />

Dreux<br />

A11/E50<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist<br />

Belfort-Montbéliard TGV (32 km).<br />

A10/E5<br />

A6/E15<br />

Der nächstgelegene Flughafen ist<br />

der EuroAirport Basel-Mühlhausen-<br />

Freiburg Chartres (83 km).<br />

Maison du Tourisme du Orléans Ballon d’Alsace<br />

Route du Ballon d’Alsace<br />

Bâtiment des démineurs<br />

90200 Lepuix<br />

Telefon: Blois +33 (0)7 Chambord 89 34 68 16<br />

A10/E5-E60<br />

Geöffnet täglich vom 8. Juli bis 3.<br />

Cheverny<br />

September, 9.30 – 12.30 Uhr und 13.30<br />

Tours – 17.30 Chenonceau Uhr.<br />

A71/E9<br />

A85<br />

www.parc-ballons-vosges.fr/infospratiques/les-maisons-du-parc/ballondalsace/<br />

Bourges<br />

A10/E5<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Parc naturel régional A20/E9des Ballons des<br />

Vosges<br />

A71/E11<br />

1, rue du couvent<br />

68140 Munster<br />

Telefon: +33 (0)3 89 77 90 20<br />

www.parc-ballons-vosges.fr/de/<br />

Hier finden Sie umfangreiche<br />

Informationen in deutscher Montluçon Sprache<br />

über den regionalen Naturpark Ballons<br />

des Vosges.<br />

Bureau Montagne Ballon d’Alsace<br />

Limoges<br />

23, rue Charles de Gaulle<br />

90800 Buc<br />

Telefon: +33 (0)6 72 15 35 95<br />

www.bmba.fr<br />

Wenn Sie einen geprüften<br />

Wanderführer suchen, der Sie auf dem<br />

Ballon d‘Alsace begleitet, sind Sie hier<br />

richtig. Brive-la- Olivier Tulle Pohl gehört ebenfalls<br />

Gaillarde<br />

dazu.<br />

Aubazine<br />

A89/E70<br />

Olivier Pohl<br />

Staatlich geprüfter Wanderführer<br />

Telefon: +33 (0)6 87 12 73 01<br />

www.olivierpohl.fr<br />

A20/E9<br />

Auf der Website von Olivier Pohl<br />

erhalten Sie alle Informationen über<br />

die geführten Wanderungen, die er<br />

auf dem Ballon d‘Alsace anbietet. Es<br />

gibt auch ungewöhnliche Angebote<br />

wie Bivouac estival, wo Sie im Rahmen<br />

einer Wan der ung im Sommer eine<br />

Nacht in einem Biwak auf dem Gipfel<br />

ver brin gen. Ein Muss für alle, die eine<br />

un vergessliche Erfahrung machen<br />

A5/E54<br />

A26/E17<br />

A34/E46<br />

Sens<br />

Restaurant La Chaumière<br />

5057, route du Ballon d’Alsace<br />

90200 Lepuix<br />

Telefon: +33 (0)3 84 Châtillon-sur-Seine<br />

29 31 66<br />

Auxerre<br />

http://auberge-lachaumiere.fr<br />

Informationen über die Öffnungszeiten<br />

A6/E15<br />

finden Sie auf der Website. 25 bis 30 €<br />

inkl. Getränk. Vézelay Berühmt Avallon ist vor Flavigny allem das<br />

köstliche Fondue aux trois fromages et<br />

A38<br />

aux cèpes (20 €, ab 2 Personen).<br />

Aurillac<br />

Rund wan der ung Découverte du Ballon<br />

d’Alsace ist auf jeden Fall passendes<br />

Schuh werk notwendig. Denken Sie<br />

auch daran, etwas zum Trinken und<br />

Es sen mitzunehmen.<br />

A5/E17-E54<br />

Im Maison du Tourisme du Ballon<br />

d’Alsace erhalten Sie nicht nur Informa<br />

tionen über den Belchen und die<br />

Wandermöglichkeiten, im Erd ge schoss<br />

gibt es zudem kostenlose To ilet ten<br />

so wie einen Picknickraum, Nîmes in dem<br />

Wanderer A75/E11 Wasser, einen Au to ma ten für<br />

Lodève<br />

Arles<br />

Montpellier<br />

A4/E50<br />

A31/E21-E23<br />

A31/E17-E2<br />

A31/E21-E23<br />

France<br />

Valence<br />

Verlauf des gesamten Jahres würdig begeht.<br />

Wir haben Crest die DieGelegenheit genutzt, um uns<br />

mit dem Präsidenten des Departements,<br />

A7/E15 Saillans<br />

Florian Bouquet, über dieses Gap liebenswerte<br />

Departement mit ausgeprägtem Charakter<br />

zu unterhalten. Trotz der überschaubaren<br />

Größe – 609 km2, eines der kleinsten des<br />

Landes – wollte man dort immer hoch<br />

A4<br />

Ballon d’Alsace<br />

Besançon<br />

A4/E25<br />

Graufthal<br />

Schweiz<br />

Italien<br />

France<br />

Saarbrücken<br />

Colmar<br />

A35<br />

A35/E25<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

Belfort<br />

Strasbourg<br />

In der Nähe des Maison de Tourisme heiße Getränke sowie Schließ fächer<br />

Beaune<br />

(auf 1171 Metern der höchste Punkt,<br />

vor finden.<br />

den man mit dem Auto erreicht)<br />

Chalon-sur-Saône<br />

gibt es zwei kostenlose Parkplätze:<br />

Die Gegend wird von Frühjahr bis<br />

Parking de la Bérézina, zwischen der <strong>Herbst</strong> als Sommerweidegebiet<br />

A6/E15<br />

Auberge du Ballon d‘Alsace und den<br />

genutzt. Sie sollten daher die Lausanne Gatter<br />

Tannen, sowie Par king des démineurs, im mer gut hinter sich schließen und in<br />

ganz in der Nä he des Monuments Cluny<br />

ge bühre ndem Abstand an Tierherden<br />

L’homme projeté, das zum Gedenken vor bei gehen. Wenn Sie einen Hund<br />

an die Minenräumer er richtet wurde; dabei haben, führen Sie diesen an der<br />

Genève<br />

genau gegenüber be ginnt der Sentier kur zen Leine, damit er die Tiere nicht<br />

A71/E11<br />

découverte, der auf den Gipfel des<br />

er schreckt.<br />

Belchen führt.<br />

Annecy<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 83<br />

Clermont- Wie für jede Wanderung A72/E70 im Mittel gebirge<br />

sollten Sie sich vor dem Start Lyon<br />

Stärke der Kleinen<br />

Territoire de Belfort, die<br />

Ferrand<br />

ge nau Puy über de Dôme die Wetter bedingungen<br />

Das Territoire de Belfort in der<br />

vor<br />

A75/E11<br />

A43/E70<br />

Ort informieren. Am Gipfel kann<br />

Chambéry Region Bourgognele<br />

Mont-Dore<br />

das Wetter schnell umschlagen.<br />

Franche-Comté ist<br />

Eine leich te Windjacke, die auch St.-Etienne<br />

die Nummer 90 der<br />

vor Regen schützt, sowie wärmere<br />

101 französischen<br />

Grenoble<br />

Klei dung kön nen unter Umständen<br />

Departements. In<br />

nützlich sein. Der Erlebnispfad auf<br />

A49/E713<br />

diesem Jahr wird<br />

den Gipfel weist keine besonderen<br />

es 100 Jahre alt. Ein<br />

Schwierig keiten auf. Für die 5-stündige bedeutender Geburtstag also, Briançon den man im<br />

möcht en! Im Package (79 € pro Per son<br />

Reims<br />

bei einer Gruppe von 4-5 Per son en)<br />

sind enthalten: eine geführte Wan derung<br />

A4/E50 während des Nachmittags, Aufbau<br />

des Biwaks, Epernay Entfachen Châlons-en- von Feu er<br />

Champagne<br />

ohne Papier und Streichhölzer, ein<br />

echt es Käsefondue mit Comté, auf dem<br />

Holz feuer zubereitet, Über nacht ung im<br />

Biwak aus Tarpaulin (ein ultra leichtes<br />

Material, das vor Feucht A26/E17 ig keit schützt),<br />

das Früh stück am nächs ten Morgen<br />

und die Wan der Troyes ung wieder zurück. Was<br />

will man mehr?<br />

Orange hinaus und agierte entschlossen, ganz<br />

A51/E712<br />

nach dem Vorbild der Symbolfigur, dem<br />

A9/E15<br />

berühmten Löwen von Belfort. Ein schönes<br />

Avignon Apt<br />

Beispiel dafür, wie stark manchmal gerade<br />

die Kleinsten sein können.<br />

A54/E805<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Cannes<br />

Toulouse<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN Provence SIE AUF SEITE 82. A8/E80<br />

A9/E15<br />

A8/E80<br />

Bézier<br />

A55<br />

A52<br />

A57<br />

Narbonne<br />

Marseille<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 67<br />

A50<br />

Toulon<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

Rayol-<br />

Canadel-<br />

Dijon<br />

Basel<br />

Bern<br />

D<br />

To<br />

N


ADVERTORIAL<br />

Belfort Tourisme , Guépard Prod<br />

Nach der Anstrengung<br />

das Vergnügen<br />

––– Unsere Auswahl an empfehlenswerten Adressen in Belfort –––<br />

Von Belfort aus erreicht man den Gipfel des Ballon d‘Alsace über<br />

die reizvolle Departementsstraße D465 – die Route du Ballon<br />

d‘Alsace – in rund 30 Minuten. Insofern ist die Stadt der ideale<br />

Ausgangspunkt für alle, die den Berg « auf Schusters Rappen »<br />

erkunden möchten. In der befestigten Stadt, die nach wie vor von<br />

ihrem berühmten Löwen beschützt wird, der an den Widerstand<br />

Belforts bei der Belagerung 1870 erinnert, mangelt es nicht an<br />

guten Adressen, um seinen Aufenthalt nach einer Wanderung auf<br />

angenehme Weise abzurunden!<br />

Entspannt schlafen<br />

HÔTEL-RESTAURANT<br />

DES CAPUCINS***—————————<br />

Dieses 3-Sterne-Hotel mit Restaurant<br />

befindet sich seit 1957 im Herzen von<br />

Belfort, nicht weit vom einladenden Ufer<br />

des Flusses Savoureuse entfernt. In den<br />

Räumlichkeiten, die vor einigen Jahren<br />

von Grund auf renoviert wurden, befand<br />

sich davor die ehemalige Brauerei Wagner,<br />

die das Bière du Lion herstellte. Laure<br />

und Frédéric Goize, die Inhaber, stammen<br />

aus der Gegend und führen dieses<br />

familiäre, gastfreundliche Haus selbst. In<br />

den modern und elegant eingerichteten<br />

Zimmern fühlt man sich ausgesprochen<br />

wohl. Besonders zu erwähnen ist die hervorragende<br />

Qualität der Betten. Eines der<br />

besten Preis-Leistungs-Verhältnisse der<br />

Stadt.<br />

20, faubourg de Montbéliard, 90000 Belfort,<br />

+33 (0)3 84 28 04 60. www.capucins-hotel.fr<br />

Ab 79 € pro Nacht im Doppelzimmer.<br />

HÔTEL-RESTAURANT<br />

SAINT CHRISTOPHE***———————<br />

Auch dieses familiäre Hotel-Restaurant<br />

wurde vor nicht allzu langer Zeit<br />

komplett renoviert. Sein größter Vorteil<br />

ist die unübertreffliche Lage direkt am<br />

Place d‘Armes, einem der schönsten Plätze.<br />

Hier übernachten Sie im Herzen der<br />

Altstadt, am linken Ufer der Savoureuse,<br />

zu Füßen des berühmten Löwen von Belfort<br />

und der Zitadelle. Ein ausgesprochen<br />

reizvoller Ort!<br />

3, place d’Armes, 90000 Belfort, +33 (0)3<br />

84 55 <strong>88</strong> <strong>88</strong>. www.hotelsaintchristophe.com/de<br />

Ab 70 € pro Nacht im Doppelzimmer.<br />

Zum Aperitif<br />

L’ESTAMINET———————————<br />

An dieser Bar in Belfort führt (fast)<br />

kein Weg vorbei. Früher befand sich hier<br />

die älteste épicerie Frankreichs (gegründet<br />

1825). In dem authentischen und<br />

einladenden Umfeld hat man die Auswahl<br />

unter einem breiten Sortiment an Bieren<br />

vom Fass. Das Angebot an Weinen (flaschen-<br />

und glasweise) ist ebenfalls nicht<br />

zu verachten. Als Begleitung empfehlen<br />

wir die hausgemachten Flammekueches<br />

oder die nach handwerklicher Tradition<br />

hergestellten Würste. Bei schönem Wetter<br />

ist die Terrasse mit Blick auf die Kathedrale<br />

Saint-Christophe ideal, um gleichzeitig<br />

die gemütliche Atmosphäre der<br />

Altstadt zu genießen. Ein Ort mit einem<br />

besonderen Charme!<br />

4, rue de la Porte de France, 90000 Belfort,<br />

+33 (0)3 70 92 39 83. www.facebook.com/<br />

estaminetbelfort.<br />

Geöffnet Dienstag bis Samstag, 17.30 – 1.00<br />

Uhr (Samstag bis 2.00 Uhr). Sonntag & Montag<br />

geschlossen.<br />

10 – 20 €.<br />

AU BOCAL!————————————<br />

« Wir sind weder ein Restaurant noch<br />

eine Bar, wir sind ein Resto‘Apéro », verkünden<br />

die Erfinder dieses originellen<br />

und geselligen Konzeptes. Das Ambiente<br />

ist ansprechend, ohne Chichi, die Gerichte<br />

werden frisch zubereitet. Optimal, um<br />

mit der Familie oder mit Freunden angenehme<br />

Momente zu verbringen, während<br />

man sich die abwechslungsreichen Köstlichkeiten<br />

teilt, die auf Brettern serviert<br />

werden (Wurst & Käse, frittierter Karpfen,<br />

vegetarische Spezialitäten, in Weißwein<br />

marinierte Würstchen …). Ebenfalls<br />

empfehlenswert sind die originellen<br />

Gläschen (zum Verzehr vor Ort oder zum<br />

Mitnehmen) mit hausgemachten Brotauf-<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


strichen aus regionalen Produkten: Rillettes<br />

aus geräuchertem Schweinefleisch,<br />

Aufstrich aus Knochenschinken und<br />

Morbier, Aufstrich aus Montbéliard-Wurst<br />

und roten Linsen … Das sollte selbst die<br />

anspruchsvollsten Leckermäuler zufriedenstellen!<br />

4, rue Dreyfus Schmidt, 90000 Belfort,<br />

+33 (0)6 95 59 34 31. www.la-maison-du-bocal.<br />

com/au-bocal-restoapero<br />

Geöffnet Mittwoch bis Freitag, 16.00 – 23.30 Uhr,<br />

Samstag 10.00 – 23.30 Uhr.<br />

10 bis 20 €.<br />

Für Schlemmer<br />

CHEZ XAV ET DOMI————————<br />

Eine hervorragende Adresse, um sich<br />

nach einer Wanderung etwas Gutes zu<br />

tun und gleichzeitig die Spezialitäten<br />

der Franche-Comté zu entdecken. Die<br />

größte Schwierigkeit besteht darin, sich<br />

zwischen den üppigen Platten mit Wurstspezialitäten<br />

der Region, Mont d‘Or chaud<br />

(warmer Mont d‘Or), Croûte aux morilles<br />

(Morchelkruste) oder der berühmten<br />

Morbiflette, einer köstlichen Spezialität<br />

aus Kartoffeln, nach handwerklicher Tradition<br />

hergestelltem Morbier-Käse, Wein<br />

aus dem Jura, Zwiebeln und Sahne zu<br />

entscheiden … Damit kommt man zweifellos<br />

wieder zu Kräften! Die Produkte<br />

sind von erstklassiger Qualität, die Portionen<br />

reichlich und schmackhaft. Man<br />

kann gar nicht genug davon kriegen!<br />

3, rue du Repos, 90000 Belfort,<br />

+33 (0)3 84 19 37 68.<br />

Geöffnet Montag 12.00 – 14.00 Uhr und 19.00 –<br />

21.30 Uhr, Donnerstag bis Sonntag 12.00 – 14.00<br />

Uhr und 19.00 – 21.30 Uhr (Freitag & Samstag bis<br />

22.00 Uhr). Dienstag & Mittwoch geschlossen.<br />

15 bis 25 €.<br />

LE BISTROT DES MOINES—————<br />

Eine typisch französische Brasserie<br />

mit einer geselligen Atmosphäre, wie es<br />

der Tradition entspricht. Einfache Gerichte<br />

aus schmackhaften Produkten, die<br />

mit Herzblut ausgewählt wurden. Und<br />

alles zu absolut korrekten Preisen. Besonders<br />

zu erwähnen sind die Moules frites<br />

(Muscheln mit Pommes), die Spezialität<br />

des Hauses, sowie das perfekt gegrillte<br />

Fleisch. Gut, sogar sehr gut!<br />

22, rue Pierre et Michel Dreyfus Schmidt, 90000<br />

Belfort, +33 (0)3 84 21 86 40.<br />

www.bistrotdesmoines-belfort.fr.<br />

Dienstag 15.00 – 0.00 Uhr, Mittwoch 10.00 –<br />

0.00 Uhr, Donnerstag & Freitag 10.00 – 1.00 Uhr,<br />

Samstag 10.00 – 19.00 Uhr.<br />

15 bis 25 €.<br />

Ein Genuss für Augen<br />

und Gaumen<br />

FRÉRY-MARKTHALLE———————<br />

Diese Markthalle gilt als die schönste<br />

in der Franche-Comté. Sie ist ganz im<br />

Stil Gustave Eiffels nach dem Vorbild des<br />

Baltard-Pavillons in Paris gebaut. Allein<br />

die Struktur aus Glas und Stahl in Kombination<br />

mit Stein, Ziegel und Keramik<br />

ist einen Abstecher wert. Erbaut wurde<br />

die Markthalle 1905 vom Unternehmen<br />

Schwartz und Meurer, welches unter anderem<br />

für die Gitter des Grand Palais und<br />

die monumentalen Gewächshäuser in<br />

Paris verantwortlich zeichnet. Die Pläne<br />

entwarf der städtische Architekt Eugène<br />

Lux. Der Ort ist ein beliebter Treffpunkt<br />

für die Einwohner von Belfort, die es vor<br />

allem am Wochenende genießen, zwischen<br />

den etwa 40 Ständen mit einem<br />

einmaligen Angebot – namentlich Spezialitäten<br />

aus dem Elsass und der Franche-<br />

Comté – zu flanieren. Zwei Stände legen<br />

wir Ihnen besonders ans Herz: den Käsestand<br />

Poirel, eine Institution, und den<br />

Belfort Tourisme, Elodie Cayot.<br />

Fischstand, der einen leckeren frittierten<br />

Karpfen anbietet, der aus den Seen der<br />

Umgebung stammt.<br />

5, rue du Docteur Fréry – 90000 Belfort.<br />

Geöffnet Freitag 7.00 – 12.00 Uhr, Samstag 7.00<br />

– 13.00 Uhr.<br />

Lust auf noch mehr Natur?<br />

HALBINSEL MALSAUCY——————<br />

Fährt man vom Stadtzentrum aus<br />

mit dem Auto Richtung Norden, erreicht<br />

man in etwa 10 Minuten die Halbinsel<br />

Malsaucy. Sie ist ideal, um von der Natur<br />

im Territoire de Belfort zu profitieren. Ob<br />

Spaziergang, Radtour, Vogelbeobachtung,<br />

Baden oder Wassersport (Kajak, Katamaran,<br />

Segeln und sogar Hydrobike): Das<br />

Gebiet wird für die ruhige, erholsame<br />

Atmosphäre und die Nähe zum Stadtzentrum<br />

von den Bewohnern von Belfort außerordentlich<br />

geschätzt. Eine richtiggehende<br />

Oase des Friedens, die zudem mit<br />

einigen Überraschungen aufwartet, denn<br />

jedes Jahr findet dort beispielsweise am<br />

ersten Juliwochenende das Musikfestival<br />

Eurockéennes de Belfort statt.<br />

Rue du Malsaucy, 90300 Sermamagny,<br />

+33 (0)3 84 90 90 10. www.territoiredebelfort.fr/<br />

minisite/le-malsaucy<br />

Die Wassersportbasis ist von Mai bis Oktober<br />

geöffnet.<br />

Belfort Tourisme, Elodie Cayot.<br />

Belfort Tourisme<br />

2, place de l’Arsenal · 90000 Belfort<br />

www.belfort-tourisme.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 69


ART DE VIVRE Wein<br />

Die verrückte Welt<br />

der medaillengekrönten Weine<br />

Seit einigen Jahren findet man in den Regalen<br />

der französischen Weinhändler und Supermärkte<br />

immer mehr Weine, die mit einer Medaille ausgezeichnet<br />

wurden. Das hat inzwischen ein solches<br />

Ausmaß angenommen, dass man es unmöglich<br />

übersehen kann: Es gibt kein Regal mehr, in dem<br />

nicht mindestens ein Wein den goldenen oder<br />

silbernen Aufkleber einer Medaille trägt oder<br />

dem der 1. Preis dieses oder jenes Wettbewerbs<br />

zuerkannt wurde, von dessen Existenz man bislang<br />

überhaupt nichts wusste. Doch was bedeuten<br />

alle diese Auszeichnungen? Wer verleiht sie?<br />

Und vor allem: Was sind sie wert? Marketing oder<br />

objektive Hilfe, um gute Weine zu erkennen? Wir<br />

haben recherchiert, was an diesen Auszeichnungen<br />

dran ist.<br />

Die Szene spielt in einem Supermarkt im Großraum<br />

Lyon. Eine junge Frau geht auf den Verkäufer zu,<br />

der für die Weinabteilung verantwortlich ist. In<br />

jeder Hand hält sie eine Flasche Weißwein. Sie scheint unschlüssig<br />

zu sein, welche der beiden Flaschen sie nehmen<br />

soll, und bittet daher um Rat. « Da die beiden Weine aus<br />

derselben Appellation stammen, würde ich an Ihrer Stelle<br />

nicht zögern und den ohne Medaille nehmen! Er ist mit<br />

Sicherheit besser und billiger! » Die Kundin lächelt, bedankt<br />

sich, und – obwohl ihr ein leichtes Erstaunen anzusehen<br />

ist – stellt sie nach kurzer Überlegung den medaillengekrönten<br />

Wein wieder ins Regal zurück und legt die<br />

andere Flasche in ihren Einkaufswagen. Jeder Journalist,<br />

der etwas auf sich hält und so etwas mitbekommt, wird<br />

dabei neugierig. Und wenn der Verkäufer recht hat? Wir<br />

sind zwar an den Anblick gewöhnt, aber was bedeuten alle<br />

diese « Medaillen » wirklich, durch die sich die Weine voneinander<br />

abheben sollen? Die Recherchen können beginnen<br />

…<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


« Weiterfahren, hier gibt<br />

es nichts zu sehen! »<br />

Die erste Feststellung: Es ist in Frankreich gar nicht<br />

so leicht, Gesprächspartner zu finden, die bereit sind, sich<br />

mit Ihnen objektiv über die « Medaillen » zu unterhalten,<br />

die seit mehreren Jahren auf den französischen Weinflaschen<br />

« wie Pilze aus dem Boden schießen ». Fragt man bei<br />

Berufsverbänden der Branche oder bei den Verbänden der<br />

verschiedenen Herkunftsbezeichnungen im Land nach,<br />

so erklärt man Ihnen unweigerlich, dass dies « ein heikles<br />

Thema » sei, bei dem man « Neutralität » wahren müsse.<br />

Als Verband könne man nicht einzelne Mitglieder hervorheben<br />

und daher keine Meinung über bestimmte Wettbewerbe<br />

oder zuerkannte Medaillen äußern. Dasselbe gilt<br />

für den Handel. Hier führt man als Entschuldigung die<br />

Tatsache an, dass die Medaillenaufkleber direkt von den<br />

Lieferanten – in den meisten Fällen also den Winzern<br />

selbst – angebracht würden und das Handelsunternehmen<br />

überhaupt nichts mit dem Vergabeprozess dieser Auszeichnungen<br />

zu tun habe. Im Höchstfall gibt man andeutungsweise<br />

zu, dass diese Aufkleber die Verkaufszahlen<br />

der ausgezeichneten Weine verbessern. Allerdings ohne<br />

zu präzisieren, in welchem Verhältnis … Grosso modo<br />

gibt man Ihnen also – wenngleich immer auf eine höfliche<br />

Art – den Befehl: « Weiterfahren, hier gibt es nichts zu<br />

sehen! » Enttäuschend, doch davon lassen wir uns nicht<br />

entmutigen. Umso mehr als wir, wie so oft, bei « unbedeutenderen<br />

» Gesprächspartnern – bei Weinhändlern und<br />

den Winzern selbst – auf wesentlich mehr Gesprächsbereitschaft<br />

stoßen und interessante Informationen zu dem<br />

Thema erhalten.<br />

Große und kleine Wettbewerbe<br />

Die zweite Feststellung: Was die Veranstalter angeht,<br />

die solche Medaillen verleihen, so ist man nicht viel<br />

auskunftsfreudiger. Und die Schwierigkeiten beginnen<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 71


ART DE VIVRE Wein<br />

bereits damit, sie ausfindig zu machen. Angesichts der<br />

Unmenge von Medaillen ist es schwierig, in der Branche<br />

bis zu den Organisatoren vorzudringen. Aufkleber mit<br />

Angaben wie Vin médaillé, Prix du concours XY oder Élu<br />

meilleur vin, auf die wir im Handel gestoßen sind, geben<br />

teilweise nicht einmal klar darüber Aufschluss, um was<br />

für einen Wettstreit es sich genau handelt. Noch erstaunlicher:<br />

Selbst wenn der Wettbewerb eindeutig angegeben<br />

ist, ist es teilweise unmöglich herauszufinden, wer genau<br />

dahinter steht … Nicht sehr beruhigend also, was die Seriosität<br />

solcher Sticker angeht! Glücklicherweise scheinen<br />

derartige Praktiken in der Minderheit zu sein. Bei der<br />

überwiegenden Mehrheit der Auszeichnungen konnten<br />

wir feststellen, dass die Wettbewerbe nicht nur auf dem<br />

Etikett, sondern auch real existieren. Einige sind sogar<br />

sehr bekannt und finden auf internationaler Ebene statt,<br />

wie die renommierte International Wine Challenge (IWC),<br />

die ihren eigenen Worten nach als « der strengste und unparteiischste<br />

jährliche Weinwettbewerb » gilt. Eine weitere<br />

Referenz ist der jedes Jahr im Rahmen der Internationalen<br />

Landwirtschaftsmesse in Paris ausgeschriebene Concours<br />

Général Agricole. Eine dabei vergebene Medaille auf der<br />

Weinflasche kurbelt ganz offensichtlich die Verkaufszahlen<br />

in den Folgejahren an. Allerdings haben wir festgestellt,<br />

dass hinter den meisten medaillengekrönten Weinen,<br />

die in Supermärkten – und in geringerem Umfang bei<br />

Weinhändlern – angeboten<br />

werden, Wettbewerbe<br />

stehen,<br />

die von wesentlich kleineren, regionaleren und unbekannteren<br />

Strukturen veranstaltet werden. Das Phänomen<br />

basiert auch auf dem besonders in Frankreich verbreiteten<br />

Prinzip des Terroirs, ein Begriff, der mehr und mehr<br />

als Verkaufsargument zieht. Insofern mag ein Produzent<br />

der Versuchung unterliegen, dem Konsumenten gegenüber<br />

hervorzuheben, dass sein Wein in dieser oder jenen<br />

kleinen Stadt, besser noch, in diesem oder jenen etwas<br />

bekannteren Dorf ausgezeichnet wurde. Und ihn auf diese<br />

Art zu animieren, die entsprechende Flasche zu kaufen.<br />

Eine Praxis, die in den vergangenen Jahren von den Handelsketten<br />

durchaus gefördert wurde, wie uns mehrere<br />

Weinerzeuger bestätigt haben: Mit einer Medaille auf der<br />

Flasche vervielfacht sich ihre Chance, dass der entsprechende<br />

Wein von den Einkaufszentralen der Supermärkte<br />

gelistet wird.<br />

Ein durchaus<br />

rentables Geschäft<br />

Sie werden nun vielleicht überrascht sein, aber im Gegensatz<br />

zu dem, was man vermuten könnte, sind es nicht<br />

die Winzer, für die sich diese Wettbewerbe am meisten<br />

auszahlen, sondern die Initiatoren selbst! Die Teilnahme<br />

an einem derartigen Concours ist nämlich kostenpflichtig.<br />

Wenn ein Weingut sich für eine Teilnahme entscheidet,<br />

muss es sich anmelden und Teilnahmegebühren bezahlen.<br />

Für die prestigeträchtige International Wine Challenge belaufen<br />

sich diese Droits d’entrée (eine Art Grundgebühr)<br />

in diesem Jahr beispielsweise auf 171 € (zzgl. MwSt.) pro<br />

Wein, wozu nochmals 93 € (zzgl. MwSt.) für das Discovery<br />

Tasting kommen. Zu diesem bereits beachtlichen Betrag<br />

muss der Winzer dann noch die Versandkosten für<br />

die eingereichten Weine hinzurechnen, die – vor allem<br />

beim Versand ins Ausland – in einem zweistelligen<br />

Eurobetrag liegen, selbst wenn es sich nur<br />

um eine einzige Flasche handelt. Wenn man<br />

weiß, dass jährlich Tausende Weine aus der<br />

ganzen Welt an der IWC teilnehmen,<br />

wird schnell offensichtlich, dass dies<br />

ein rentables Geschäft sein kann.<br />

Das erklärt teilweise, warum sich<br />

– vor allem in Frankreich – in<br />

den letzten Jahren solche Wettbewerbe<br />

vervielfacht haben.<br />

Nach Aussagen der Vignerons<br />

indépendants, dem Verband<br />

der unabhängigen Winzer in<br />

Frankreich, schwanken die<br />

Teilnahmegebühren von ein<br />

paar Dutzend Euro bis hin zu<br />

Beträgen, wie sie für die International<br />

Wine Challenge anfallen. Erstaunlich<br />

ist darüber hinaus aber auch die Vorgehensweise<br />

der Veranstalter: « Es<br />

vergeht keine Woche, ohne dass<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


man mich kontaktiert, um meine<br />

Weine bei einem Wettbewerb<br />

einzureichen », haben wir oft gehört.<br />

Ob per Mail, per Telefon oder direkt<br />

durch einen Besuch auf dem Weingut:<br />

In diesem Bereich hat sich ein regelrechtes<br />

Gewerbe entwickelt. Die Verkaufstechniken<br />

können dabei zum Teil erstaunen: Angebote, die<br />

das Prinzip eines solchen Wettbewerbs aufgreifen,<br />

ohne wirklich einer zu sein, zeugen vom grenzenlosen<br />

Einfallsreichtum der Ausrichter. Beispielsweise<br />

wenn der « Herausgeber eines berühmten Weinführers<br />

» anbietet, den Wein eines Winzers als « einen der<br />

besten verkosteten Weine » zu referenzieren. Selbstverständlich<br />

obliegt es dann dem Winzer, auf seine Kosten<br />

Musterflaschen einzusenden, möglicherweise Gebühren<br />

zu zahlen und « wenn er es wünscht » (wozu er fraglos<br />

ermuntert wird) mehrere Exemplare des Weinführers zu<br />

kaufen, die er dann an seine Kunden verschenken kann,<br />

um zu zeigen, dass sein Wein darin selektiert wurde.<br />

Solche skrupellosen Praktiken haben selbstverständlich<br />

nichts mit denen seriöser Restaurantführer zu tun, deren<br />

Inspektoren die Restaurants inkognito testen.<br />

(Fast) immer eine Auszeichnung!<br />

Nachdem nun also feststeht, dass es solche Wettbewerbe<br />

gibt und dass diese sich in den vergangenen<br />

Jahren mehr und mehr häufen, stellt sich die Frage, wie<br />

sie ablaufen. Und auch in diesem Punkt wird klar, dass<br />

es nicht sehr viele Untersuchungen gibt. Es scheint so,<br />

als gäbe es darüber nichts Besonderes zu sagen. Sogar<br />

die französische Presse tut sich anscheinend mit diesem<br />

Thema schwer. Ist das aber wirklich so erstaunlich, wenn<br />

man bedenkt, dass die Weinbranche neben der Automobilbranche<br />

einer der wichtigen Werbetreibenden in nationalen<br />

Medien ist? Das Wochenmagazin Le Point ist in<br />

dieser Beziehung eine Ausnahme, denn es prescht mutig<br />

vor: Immer wieder werden darin Zweifel über den Sinn<br />

dieser oder jener Medaille geäußert. 2020 veröffentlichte<br />

die Zeitung unter anderem die Gedanken von Professor<br />

Fabrizio Bucella, einem Weinspezialisten und Autor zahlreicher<br />

Werke über Wein. Dieser war auf die Idee gekommen,<br />

sich einmal die Erfolgsquoten der diversen Wettbewerbe<br />

anzusehen. Im Rahmen seiner Studie hielt er zum<br />

Beispiel fest, dass 2020 im Rahmen der International Wine<br />

Challenge bei 11000 Teilnehmern, 6704 Plaketten vergeben<br />

wurden, was einer Erfolgsquote von 60 % entspricht.<br />

« Stellen Sie sich einen olympischen Wettkampf vor, bei<br />

dem die Leistung der besten Athleten ausgezeichnet wird.<br />

Es wäre seltsam, sechs von zehn Sportlern eine Medaille<br />

zu verleihen. Wie meine Studenten sagen, liegt die wahre<br />

Leistung darin, keine Medaille zu bekommen », ist das Fazit,<br />

das der Professor nicht ohne eine Prise Humor zieht.<br />

Um seine instruktiven Ausführungen dann fortzusetzen:<br />

« Mit der Statistik für die IWC kann man berechnen,<br />

wie viele verschiedene Weine man einreichen muss, um<br />

mindestens eine Medaille zu erhalten. Diese Berechnung<br />

stellt jeder seriöse Betrieb an, der sich an solchen Wettbewerben<br />

beteiligt. Die Wahrscheinlichkeit ist eindeutig so,<br />

dass Sie mit drei eingereichten Weinen eine Chance von<br />

93,6 % haben, mindestens eine Auszeichnung zu erhalten.<br />

Bei vier Weinen steigt dieser Prozentsatz auf 97,4 %. » Vor<br />

diesem Hintergrund kann man den Wert dieser Medaillen<br />

bereits eindeutig relativieren.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 73


ART DE VIVRE Porträt<br />

kann man nicht alles auf eine rein « technische »<br />

Analyse des Weines reduzieren. Darüber hinaus<br />

gibt es die « unbekannte » subjektive<br />

Seite, den persönlichen Geschmack, die<br />

persönlichen Erfahrungen, Vorstellungen<br />

und Erwartungen jedes Testers, die<br />

ebenfalls einen wichtigen Teil zu seiner<br />

Qualitätsbestimmung beitragen.<br />

Wer kann sich folglich im Rahmen<br />

eines Wettbewerbs als « Experte »<br />

in Sachen Geschmack betrachten?<br />

Diskussionen darüber sind legitim.<br />

Einige Organisatoren haben das<br />

Problem verstanden und nehmen sowohl<br />

Fachleute als auch « simple » Weinliebhaber<br />

und -kenner in die Jury auf. Dennoch ist und<br />

bleibt es schwierig, dabei ein Gleichgewicht<br />

herzustellen, zumal auch in dieser Beziehung<br />

die Auswahl einen sehr persönlichen Charakter<br />

haben kann. Im Grunde genommen<br />

muss man das Prinzip des « Wettbewerbs » als<br />

solches infrage stellen …<br />

Ein überholter<br />

rechtlicher Rahmen<br />

Zweifel am Prinzip des<br />

Wettbewerbs<br />

Im Verlauf unserer Recherchen sind wir auf einen<br />

weiteren Punkt im Zusammenhang mit der Medaillenvergabe<br />

für Weine gestoßen, der ziemlich undurchsichtig ist:<br />

die Zusammensetzung der Jury und die Kriterien für deren<br />

Selektion. Zwar kann man den renommiertesten unter<br />

ihnen – IWC und Concours Général Agricole – eine gewisse<br />

Seriosität zusprechen, doch selbst diese müssen sich<br />

Kritik gefallen lassen. Jedermann weiß schließlich, dass<br />

es keine objektive Methode gibt, um die Qualität eines<br />

Weines eindeutig zu bestimmen. Aus önologischer Sicht<br />

Was den rechtlichen Rahmen für die Medaillenvergabe<br />

an Weine angeht, so gibt es in Frankreich – das Land<br />

ist « Weltmeister » bei Regelungen aller Art – die Verordnung<br />

vom 13. Februar 2013, deren Titel bereits von<br />

einer gewissen Komplexität zeugt, da sie « die Aufnahmebedingungen<br />

für französische Weinwettbewerbe in die<br />

Liste der französischen Weinwettbewerbe, deren Medaillen<br />

auf den Etiketten in Frankreich produzierter Weine<br />

angebracht werden dürfen », festlegt. Dieser Gesetzestext<br />

reglementiert derartige Wettbewerbe mit dem Ziel, die<br />

Konsumenten vor einer zu werbewirksamen Nutzung<br />

glänzender Sticker zu schützen, die prestigeträchtige<br />

Auszeichnungen vorgaukeln. Angesichts der Häufung<br />

von Wettbewerben mit einer teilweise sehr « dürftigen »,<br />

wenngleich sehr « kommerziellen » Organisation, die weit<br />

davon entfernt sind, die Arbeit des Winzers wirklich<br />

hervorzuheben, erstaunt es nicht, dass offensichtlich die<br />

Weinproduzenten selbst diese gesetzliche Regelung als<br />

überholt einstufen. Zahlreiche Fachverbände der Weinbranche<br />

und Konsumentenvereinigungen haben die Regierung<br />

inzwischen bereits aufgefordert, den gesetzlichen<br />

Rahmen für solche Auszeichnungen neu zu überdenken.<br />

In der Zwischenzeit liegt es an uns, den Konsumenten,<br />

uns nicht von glänzenden Aufklebern, die vielversprechende,<br />

außergewöhnliche Weine vorgaukeln, blenden zu<br />

lassen. Und nicht zu vergessen, dass es niemals das Etikett<br />

ist, das die Qualität eines Weines ausmacht. Legen<br />

wir also auch Flaschen ohne eine besondere Prämierung<br />

in unseren Einkaufswagen, sei es auch nur, um ihnen<br />

ebenfalls eine Chance zu geben!<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


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Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Preis<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Novellen-Preis der<br />

Armada de Rouen<br />

Im Rahmen des weltweit bedeutendsten Treffens großer Segelschiffe, der Armada de<br />

Rouen, schrieben die Veranstalter in diesem Jahr erstmals einen Novellen-Wettbewerb<br />

aus. Als Paten konnten sie mit Michel Bussi einen der bekanntesten französischen<br />

Schriftsteller unserer Zeit gewinnen. Dieser hatte die ersten Zeilen einer Novelle verfasst,<br />

die Teilnehmer waren aufgefordert, sich eine Fortsetzung auszudenken. Unter den 200<br />

Texten, die in der Kategorie Libre – offen für alle Menschen ab 18 Jahren – eingereicht<br />

wurden, ging die Novelle von Jérôme Pin-Simonet mit dem Titel Je meurs de ma petite<br />

sœur (Ich sterbe vor Sehnsucht nach meiner kleinen Schwester) als Sieger hervor. Laut<br />

Michel Bussi handelt es sich dabei um einen « Krimi, bei dem sich Action und Emotionen<br />

schön abwechseln » und der die Jury beeindruckte. Wie wir Ihnen in unserem Artikel in<br />

der letzten Ausgabe (Armada de Rouen <strong>2023</strong>: Treffpunkt der größten Segelschiffe der Welt,<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 87) versprochen haben, präsentieren wir Ihnen die ungekürzte<br />

Gewinner-Novelle in der deutschen Übersetzung von Sabine Schmitt.<br />

Der von Michel Bussi verfasste Anfang<br />

der Geschichte:<br />

Ich hatte beschlossen, früh zu kommen, so früh wie möglich.<br />

In Rouen war noch alles ruhig. Nach dem Fest gestern<br />

Abend war es in der Stadt stiller als gewöhnlich: Es<br />

war der erste Tag der Armada gewesen! Als ich die Quais<br />

erreichte, waren gerade die ersten Sonnenstrahlen zu sehen.<br />

Der morgendliche Wind ließ die Segelschiffe sanft auf dem<br />

Wasser wiegen, die Seine glitzerte, die wie Soldaten aufgereihten<br />

beflaggten Masten schüchterten mich ein. Aber ich<br />

musste weiter. Schließlich hatte ich eine Verabredung. Eine<br />

Verabredung, die vielleicht mein Leben verändern würde.<br />

Ich war etwa 50 Meter weit auf dem verlassenen Quai in<br />

Richtung der Pont Flaubert gelaufen, als ich hinter mir eine<br />

menschliche Präsenz spürte.<br />

« Guten Tag … »<br />

Und die von Jérôme Pin-Simonet<br />

ausgedachte Fortsetzung:<br />

Ich drehte mich um. Erschrocken machte der Mann einen<br />

Schritt zurück, als habe er ein Phantom gesehen.<br />

« Entschuldigen Sie », stammelte er. « Ich war nicht darauf<br />

gefasst, dass Sie ihr so ähnlich sehen. Unglaublich! Als<br />

ich Sie gesehen habe, dachte ich, sie sei es. Pardon. »<br />

« Kein Problem, das bin ich gewöhnt. Nebenbei bemerkt,<br />

woher wissen Sie, ob ich nicht sie bin? », antwortete<br />

ich mit etwas zu schriller Stimme. Ich biss mir auf die Lippe<br />

und stieß dann das kleine Glucksen aus, wie üblich nach<br />

diesen kleinen Späßchen. Jahrelang hatte ich immer dann,<br />

wenn man mich mit meiner Zwillingsschwester verwechselte,<br />

diese Antwort parat gehabt. Doch nun musste ich sie<br />

vergessen. Ich musste sie tief in mir vergraben, zusammen<br />

mit allen Erinnerungen an meine verstorbene Schwester.<br />

Oft vergesse ich, dass Hermine tot ist. Jeden Morgen<br />

wache ich auf, füttere Biscuit, den Kater, den sie zurückgelassen<br />

hat, und während ich meinen Kaffee zubereite, frage<br />

ich mich, wo sie momentan ist. Ich beobachte die Wassertropfen,<br />

die nacheinander in die Kaffeekanne tropfen:<br />

Was macht sie jetzt, zu diesem Zeitpunkt? Über welches<br />

Meer segelt sie gerade? Schrubbt sie auf den Antillen in der<br />

Mittagssonne die Brücke des Segelschiffes? Oder schläft<br />

sie inmitten aller anderen Schiffsjungen, während das<br />

Licht des Vollmonds den Pazifischen Ozean zum Glitzern<br />

bringt? Und dann fällt mir alles wieder ein: der Unfall, der<br />

unverständliche Anruf von einem Satellitentelefon aus, der<br />

seltsame Bericht des Kapitäns. Seither durchfährt es mich<br />

jeden Morgen blitzartig: Meine Schwester ist tot. Für immer.<br />

Wenn alles aufgeklärt ist, wenn ich weiß, was passiert<br />

ist, werde ich mich nicht mehr beim Aufwachen fragen,<br />

was meine Zwillingsschwester gerade tut. Ich glaube, den<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Preis<br />

Tod eines Menschen zu überwinden, bedeutet, nicht mehr<br />

zu vergessen, dass die Person tot ist.<br />

« Sie sind Simon Faucheux? », setzte ich das Gespräch<br />

fort, « derjenige, der mir geschrieben hat? »<br />

« Ja, wie ich in meiner Mail sagte, ziehe ich es vor, mich<br />

persönlich mit Ihnen zu unterhalten. Auf dem Schiff », sagte<br />

er und zeigte auf ein Segelschiff in etwa hundert Meter<br />

Entfernung, « ist es viel einfacher, Ihnen den Unfall zu erklären,<br />

den Unfall Ihrer … Nun, Sie wissen, was ich sagen<br />

will », setzte er mit sanfter Stimme fort.<br />

« Ist es dasjenige, das dort geparkt ist, das blau-gelbe? »<br />

« Ja genau, dasjenige, das dort vertäut ist », sagte er lächelnd.<br />

Es war das erste Mal, dass ich das Schiff leibhaftig sah:<br />

eine Fregatte aus dem 18. Jahrhundert, die einige Liebhaber<br />

rekonstruiert hatten. Während wir uns ihr auf dem Quai<br />

näherten, konnte man sie immer besser erkennen. Zwischen<br />

den großen Schulschiffen mit ihren Stahlrümpfen erschien<br />

sie klein und zierlich. Ganz oben am Mast stand auf einer<br />

Plattform ein etwa dreißigjähriger Mann mit einem Backenbart<br />

wie Corto Maltese und wartete auf den Sonnenaufgang.<br />

Mit dem geschwungenen Rumpf, der leuchtenden<br />

blau-goldenen Farbe und dem Seemann hoch oben schien<br />

die Fregatte geradewegs einem Comic von Walt Disney<br />

entsprungen zu sein.<br />

« Wer ist das? », fragte ich und zeigte mit dem Finger auf<br />

die Spitze des Mastes.<br />

« Fabio einer der Chefs des tiers. Der Typ ist nicht sehr<br />

umgänglich, aber er versteht sein Geschäft. »<br />

« Äh … Chef de tiers? Was ist das? »<br />

« Eine Art von Offizier, wenn man so will, ein Chef der<br />

Matrosen. Ich bin selbst einer der drei Chefs de tiers. »<br />

Verstohlen betrachtete ich Simon. Eine kreisförmige<br />

Narbe unter dem Auge verlieh ihm das Aussehen eines alten<br />

Haudegens. Im Gegensatz zu den meisten Seeleuten der<br />

Armada von Rouen, die geschniegelt in ihren Uniformen in<br />

die Stadt gingen, trug er einfache Zivilkleidung.<br />

Wir waren an der Gangway angelangt. Aus der Nähe<br />

hatte das Schiff nichts Zierliches. Beim Anblick der imposanten<br />

Masse, der Tausenden Seile, des Holzrumpfes, der<br />

dicker als die Wände meines Studios war, fühlte ich mich<br />

nun ganz klein!<br />

Wie verrückt muss es gewesen sein, ein derartiges<br />

Projekt umzusetzen? Ein vor langer Zeit verschollenes<br />

Segelschiff von A bis Z zu rekonstruieren! Werkzeuge herzustellen,<br />

Spenden zu sammeln und vor allem, trotz aller<br />

Rückschläge, niemals aufzugeben. Als diese Spinner dann<br />

beim Stapellauf Freiwillige anheuerten, die bereit waren,<br />

alles hinzuschmeißen, um Segeln zu lernen, war es nicht<br />

erstaunlich, dass meine Schwester sich umgehend bewarb.<br />

Es waren keinerlei Kenntnisse notwendig, Enthusiasmus<br />

und Abenteuerlust reichten. Davon hatte Hermine<br />

genug, sie wurde sofort genommen. Zwei Wochen später<br />

vertraute sie mir Biscuit an und war mit ihren Siebensachen<br />

verschwunden. Ich spürte, wie Simon mich ansah. Natürlich,<br />

um Hermine und mich zu vergleichen. Sie: heiter,<br />

unerschrocken, abenteuerlustig. Ich: immer zwei Schritte<br />

hinter ihr. Seit unserer Geburt.<br />

Hallo kleine Schwester,<br />

es ist vier Uhr morgens, ich liege in meiner Hängematte und<br />

schreibe dir, um dir zu sagen, dass ich Cheffe de tiers werde: Der<br />

Kapitän hat es mir heute Abend angeboten! In der Nacht bin ich<br />

aufgestanden, ganz alleine, und auf die Spitze des Mastes geklettert.<br />

Das Meer war schön, der Mond spiegelte sich im Wasser<br />

und es sah aus, als ob Millionen von Sternen darin funkelten. Es<br />

war, als befände man sich inmitten eines unendlichen Sees. Es<br />

wäre schön gewesen, wenn du da gewesen wärst. Das ist alles.<br />

Ich wollte dir das einfach erzählen.<br />

Alles Liebe<br />

Hermine<br />

Das war vor sechs Monaten, Mitte Dezember. Ich hatte<br />

Mühe damit, richtig wach zu werden. Wie jeden Morgen<br />

schmerzten meine Augen vom Licht der Glühbirne an der<br />

Decke. Ich überflog die Nachrichten auf meinem Smartphone,<br />

darunter war diese Mail von Hermine. Dann waren<br />

da noch der Wetterbericht, der Regen ankündigte, und eine<br />

SMS meines Arbeitgebers, der wollte, dass ich früher komme.<br />

Wie jeden Tag stand Biscuit vor seiner Schüssel und<br />

miaute, als würde er den Hungertod sterben. Die Mail von<br />

Hermine hatte ich beim Anziehen geistesabwesend gelesen.<br />

Ich hatte gedacht, es handele sich um einen Posten in der<br />

Küche, so etwas wie ein Chef de Partie im Restaurant. Kurz,<br />

ich habe nicht darauf geachtet. Und anschließend habe ich<br />

überhaupt nicht mehr daran gedacht: Im Geschäft waren<br />

wir voll damit beschäftigt, die Waren für Weihnachten aufzufüllen,<br />

ich hatte sehr viel zu tun. Vor allem aber: Hatte<br />

ich wirklich Lust, ihr Leben mit meinem zu vergleichen?<br />

Ihre Tage mit meinen? Ihre Nächte mit meinen?<br />

Jedes Mal, wenn sie anlegten, schickte sie mir ein kleines<br />

Päckchen mit einigen Souvenirs. Manchmal waren es<br />

seltsame Dinge, einmal beispielsweise ein Sari und ein nur<br />

ein paar Zentimeter großer, aus Stein gehauener Elefant,<br />

zusammen mit einem großen Ring, auf dem … ein Hakenkreuz<br />

zu sehen war!<br />

« Du schickst mir Nazi-Sachen », hatte ich am Telefon<br />

gewettert. « Findest du das lustig? »<br />

« Mein Gott, bist du blöd, Schwesterherz! Das ist kein<br />

Hakenkreuz, das ist eine Swastika, ein hinduistisches Symbol.<br />

Es steht für großen Reichtum. Ich habe zwei Ringe<br />

gekauft, einen für dich und einen für mich. Die sollen uns<br />

Glück bringen. Das Leben ist schön, weißt du! »<br />

Ich hasste es, wenn sie mich so von oben herab behandelte.<br />

Als ob meine Art zu leben schlechter sei als ihre. Als<br />

ob sie die Ältere sei und mir Ratschläge geben könnte. Den<br />

verfänglichen Ring habe ich niemals getragen.<br />

Eine Woche nach ihrer Mail erhielt ich mitten in meiner<br />

Mittagspause einen unverständlichen Anruf von einer<br />

unbekannten Nummer. Am anderen Ende waren nur ein<br />

Rauschen und einige abgehackte Sätze zu hören. Wie ein<br />

von Geknatter unterbrochenes Telegramm. Ihre Schwester<br />

… Unfall … mitten in der Nacht … nicht gelitten. Dann<br />

erhielt ich eine Mail des Kapitäns, in der stand, dass Her-<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


mine in der Nacht aus der Takelage gefallen<br />

war, einige Meilen vor der amerikanischen<br />

Küste. Ein Unfall, den er sich nicht verzeihe.<br />

Beileidsbekundungen. Eine Lobeshymne<br />

auf die Fähigkeiten meiner Schwester. Der<br />

Verein hat sich um alles gekümmert, von der<br />

Überführung bis zur Einäscherung. Ich habe<br />

gar nichts gemacht. Ich fühlte mich verloren,<br />

war wieder das kleine, im Stich gelassene<br />

Mädchen, diesmal jedoch war ich ganz alleine.<br />

Kurz nach der Zeremonie erhielt ich<br />

ein Paket aus Washington DC mit den persönlichen<br />

Gegenständen von Hermine: Kleidungsstücke,<br />

ihr Reisetagebuch, ein Foto von<br />

uns mit unseren Eltern und diesen indischen<br />

Ring, denselben wie den, den ich niemals<br />

trug.<br />

Zu meinen Arbeitskollegen sagte ich kein<br />

Wort, ich tat so, als sei nichts, niemand hat<br />

auch nur das Geringste bemerkt: Man nahm<br />

mich genauso wenig wahr, wie sonst. Ich<br />

stand morgens auf, fütterte Biscuit und fragte<br />

mich gleichzeitig, was Hermine gerade tat.<br />

Dann ging ich arbeiten und versuchte, die<br />

Stimme in mir, die jeden Tag lauter wurde,<br />

zum Schweigen zu bringen: Warum haben<br />

sie mir so wenig Details mitgeteilt? Was ist<br />

wirklich passiert? Ist Hermine gefallen? Oder<br />

hat man sie gestoßen? Warum beantworten<br />

sie meine Nachrichten nicht? Ich hatte an die<br />

ganze Mannschaft geschrieben, man sagte<br />

mir, ich solle mich an den Kapitän wenden,<br />

der mir immer denselben Bericht schickte.<br />

Ich habe alle Seeleute auf Instagram und Facebook<br />

gestalkt. Bis einer von ihnen, Simon<br />

Faucheux, schließlich antwortete. Er schlug<br />

mir vor, uns während der Armada zu treffen:<br />

Die Fregatte würde nach der Reise in die<br />

USA an dem großen Treffen alter Schiffe in<br />

Rouen teilnehmen. Am Tag nach der Ankunft<br />

und nach dem großen Fest am Abend<br />

würden alle schlafen. Da könne man sich in<br />

Ruhe unterhalten.<br />

« Also, von der Saling da oben, von dort<br />

ist sie gefallen », sagte Simon am Fuße des<br />

Großmastes. Ich blickte mich auf der Brücke<br />

um: Nichts deutete darauf hin, dass jemand<br />

hier gestorben ist. Alles war sauber, frisch<br />

gereinigt, die Brücke geschrubbt, das Zinn<br />

glänzte.<br />

« Wie ist es passiert? »<br />

« Deine Schwester liebte es, nachts auf die<br />

Brücke zu gehen. Es ist toll, mitten auf dem<br />

Meer in der Takelage hochzusteigen und den<br />

Himmel zu bewundern … Manchmal begegneten<br />

wir uns, sie war auf der Saling des<br />

Großmastes, ich auf der des Fockmastes. » Ich<br />

bemerkte, dass Simon mich duzte, und das<br />

erschien mir natürlich, offensichtlich. « In jener<br />

Nacht, es muss wohl gegen zwei oder drei<br />

Uhr gewesen sein, bin ich leise aufgestanden,<br />

um ein bisschen alleine zu sein. Ich hörte einen<br />

Schrei und sah deine Schwester auf der<br />

Brücke. Mit bloßen Füßen rannte ich hin und<br />

rutschte aus. Ich fiel mit dem Kopf auf einen<br />

Belegnagel », sagte er und zeigte auf die Narbe<br />

auf seiner Wange direkt unter dem linken<br />

Auge. « Einen Zentimeter darüber und ich<br />

hätte das Auge verloren … Sie starb in meinen<br />

Armen, sie hat nicht gelitten. Innerhalb<br />

weniger Sekunden war sie tot. »<br />

Seine Stimme schwankte und er biss sich<br />

auf die Lippe. Es musste schrecklich gewesen<br />

sein, den Sturz zu sehen und nichts tun zu<br />

können. Am liebsten hätte ich ihn in meine<br />

Arme genommen. Ihn getröstet, wie ich es<br />

mir gewünscht hätte, dass man mich tröstet.<br />

Aber ich fing mich schnell wieder: Dafür war<br />

ich nicht da!<br />

« Warum antwortet mir niemand? Warum<br />

bringt sie das in Verlegenheit? Was verbergen<br />

sie? »<br />

« Sie verbergen nichts … Hermine hätte<br />

nur niemals alleine hinaufsteigen dürfen,<br />

das ist verboten. Man muss immer zu zweit<br />

und gut gesichert sein. Deine Schwester war<br />

… ein wenig draufgängerisch. Alle wussten,<br />

dass sie alleine hochkletterte, und man ließ<br />

sie machen. Selbst der Kapitän nannte sie ‹die<br />

Seilakrobatin›. »<br />

Ich blickte hinauf zur Saling. « Ich will hinaufsteigen<br />

», sagte ich in einem bestimmten<br />

Ton, den ich so von mir nicht kannte.<br />

« Was? Aber das ist gefährlich. Bist du wenigstens<br />

schon einmal geklettert? »<br />

« Ja, natürlich.» Um meine Lüge glaubhafter<br />

zu machen, fügte ich hinzu: « Mit meiner<br />

Schwester. »<br />

« Ach ja, stimmt, sie hat mir gesagt, dass<br />

sie klettert », gab Simon zu. « Gut, versprich<br />

mir, mit niemandem darüber zu reden. Um<br />

diese Uhrzeit dürfte man uns nicht sehen. Ich<br />

warne dich: Beim ersten Mal bekommt man<br />

wirklich Angst. Ich selbst dachte, ich müsse<br />

mich übergeben. Aber mit deiner Klettererfahrung<br />

sollte es gehen. Da oben schwankt<br />

es nämlich. Je höher man ist, desto mehr<br />

schwankt es! »<br />

Simon reichte mir Gurte, und es gelang<br />

mir beim ersten Versuch, sie anzulegen. Als<br />

kenne ich mich damit aus.<br />

« Das ist das Sicherungsseil, wo du dich


FRANKREICH HEUTE Preis<br />

festmachst. Es geht bis zur ersten Saling<br />

dort. Halt dich am Seil in der Mitte fest,<br />

wie an einem kleinen Stamm. Los gehts »,<br />

sage er und sprang in die Seile.<br />

Ich hakte den Karabiner meines Gurts<br />

in das Sicherungsseil ein und ergriff das<br />

mittlere Seil, wie er mir gesagt hatte. Es<br />

war so rau wie eine Käsereibe und roch<br />

nach Teer. Hermine hatte mir von ihrer<br />

Kletterausbildung erzählt: « Es reicht aus,<br />

nicht nach unten zu blicken. Und übrigens<br />

auch nicht nach oben, sonst glaubt<br />

man, es niemals zu schaffen. Man muss<br />

das ansehen, was in Reichweite ist. Das ist<br />

alles. Einen Griff nach dem anderen. Sich<br />

auf die nächste Bewegung konzentrieren,<br />

nicht auf die vorhergegangenen, nicht<br />

auf die folgenden. Also ganz einfach! Im<br />

Grunde ist es wie das Leben! » Dabei war<br />

sie in Lachen ausgebrochen.<br />

Ich stellte den Fuß auf das erste Seil.<br />

Ich schaute, wo ich mich festhalten konnte.<br />

Atmete tief ein. Ein Impuls nach dem<br />

anderen. Eine Bewegung nach der anderen.<br />

Weder nach oben noch nach unten<br />

blicken. Simon blickte zu mir herunter<br />

und nickte mit dem Kopf. Dann hisste<br />

er sich auf die andere Seite der Takelage,<br />

beinahe mir gegenüber.<br />

« Das neigt sich doch in diese Richtung!<br />

Wie machst du das? »<br />

« Keine Bange, ich bin es gewöhnt »,<br />

sagte er lächelnd. « Du machst das gut,<br />

weiter so! »<br />

Ich duzte ihn ebenfalls, das erschien<br />

mir natürlich.<br />

« Gehts? Nicht zu viel Angst? »<br />

« Nein, es geht. Wenn meine Schwester<br />

es konnte, kann ich es auch, oder? »<br />

Sein Gesicht auf der anderen Seite<br />

war nur wenige Zentimeter entfernt, wir<br />

kletterten gleichmäßig, die Seile spannten<br />

und entspannten sich unter unseren Bewegungen.<br />

Mit schnellen Blicken vergewisserte<br />

er sich, dass ich dem Rhythmus<br />

folgte. Oder vielleicht, um Unterschiede<br />

zwischen Hermine und mir zu suchen;<br />

wahrscheinlich musterte er meine Beine,<br />

meine Figur, mein Gesicht. Sogar unseren<br />

Freunden gelang es nicht, uns zu<br />

unterscheiden. Dabei fallen meine Augen<br />

außen etwas mehr ab, als die meiner<br />

Schwester, meine Grübchen sind weniger<br />

tief und meine Brust etwas kleiner. Nahezu<br />

unsichtbare Unterschiede, außer für<br />

mich.<br />

Ich zog mich auf die erste Saling, auf<br />

halber Höhe des Mastes. Der Wind blies<br />

und man spürte die Bewegungen des<br />

Flusses, genauso wie Simon gesagt hatte.<br />

Ich erinnerte mich daran, wie Hermine<br />

und ich als Kinder im Park unseres Viertels<br />

spielten. Das war, bevor unsere Eltern<br />

tödlich verunglückten. Es gab eine Art<br />

riesige Spinne aus Seilen und Metallrohren.<br />

Wir liebten dieses Spiel. Wir beeilten<br />

uns, sprangen von Seil zu Seil. Als Erste<br />

oben!<br />

Simon und ich hingen uns Auge in<br />

Auge gegenüber, jeder auf seiner Seite<br />

der Takelage. War er in meine Schwester<br />

verschossen? Sie hatte immer ganze<br />

Heerscharen von Liebhabern hinter sich<br />

zurückgelassen. Ich konnte es mir nicht<br />

verkneifen, die Narbe unter seinem Auge<br />

anzusehen, die er sich zugezogen hatte,<br />

als er beim Versuch, Hermine zu retten,<br />

ausrutschte. Er hatte nicht übertrieben,<br />

der Aufprall hätte ihn das Auge kosten<br />

können. Beim Gedanken, dass dies bei<br />

so schönen Augen schade gewesen wäre,<br />

wurde ich rot. Im Zentrum der Verletzung<br />

war eine Art geometrische Form zu<br />

erkennen, nur wenige Millimeter groß.<br />

Einen Moment fragte ich mich, warum<br />

der Bursche ein Hakenkreuz auf dem Backenknochen<br />

hat. War das eine teilweise<br />

ausgelöschte Tätowierung? War Simon<br />

ein Skinhead gewesen? Das ist kein<br />

Hakenkreuz! Das ist der Abdruck einer<br />

Swastika! Eine Swastika, die durch einen<br />

harten Stoß einen Abdruck im Fleisch<br />

hinterlassen hat. Innerhalb des Bruchteils<br />

einer Sekunde wurde sein Blick hart. Mit<br />

einer gezielten Bewegung hakte er meinen<br />

Karabiner aus dem Sicherungsseil<br />

aus. Dann griff er nach meinen Hals. Und<br />

drückte zu. Mit aller Kraft klammerte ich<br />

mich mit einer Hand an die Seile. Mit der<br />

anderen Hand packte ich seinen kleinen<br />

Finger und, bevor er reagieren konnte,<br />

bog ich ihn mit einer schnellen Bewegung<br />

nach hinten. Es gab ein kleines, kaum<br />

hörbares Knacken, er stieß einen spitzen<br />

Schrei aus. Außer sich vor Wut presste er<br />

seine Hand auf mein Gesicht und schob.<br />

Seine Finger drangen in meine Augen,<br />

und ich spürte, dass ich begann loszulassen.<br />

Der Kommandant stand in seiner<br />

Uniform aus dem 18. Jahrhundert ker-<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


zengerade auf dem erhöhten Achterdeck und grüßte mit<br />

seinem Dreispitz die Menge unten auf dem Quai.<br />

« Ich muss sagen, dass es keine gute Idee war, in der<br />

Morgendämmerung alleine herzukommen, Mademoiselle.<br />

» Er drehte sich zu uns um und wollte im selben<br />

vorwurfsvollen Ton weiterreden. « Entschuldigen Sie »,<br />

seufzte er und senkte den Kopf, « Sie sehen ihr derart ähnlich<br />

… »<br />

Er nahm einen der Klappstühle und setzte sich zwischen<br />

den Chef de tiers und mich. « Wenn Fabio nicht da<br />

gewesen wäre … », fügte er hinzu. « Ich wage mir nicht<br />

vorzustellen, was dann passiert wäre! Nun, ich glaube,<br />

dieser Charakter liegt in der Familie … »<br />

Wenn der Chef de tiers nicht plötzlich von der oberen<br />

Saling heruntergesprungen wäre und mich gegen die Takelage<br />

gedrückt hätte, als ich nach hinten kippte, wäre<br />

ich in der Tat tot. Wie meine Schwester. Einige Stunden<br />

zuvor wäre ich beinahe gestorben. Die Polizei hatte Simon<br />

verhaftet, ich war befragt worden, Fabio ebenfalls. Und<br />

trotz allem, was seit heute Morgen passiert war, konnte ich<br />

an nichts anderes als an diese unglaubliche Szene denken:<br />

Der Kommandant in seiner Uniform als Fregattenkapitän,<br />

mit Spitzenhemd und goldenen Gallonen, Fabio Ferran,<br />

der Chef de tiers, der mir gegenüber saß …<br />

« Natürlich wusste ich, dass Simon Faucheux Chef de<br />

tiers werden wollte und dass er über die Ernennung Ihrer<br />

Schwester verärgert war. Aber deswegen gleich an Mord<br />

zu denken … Nun, vorhin hat er alles gestanden: den<br />

Angriff in den Segeln, den vorgetäuschten Sturz, um die<br />

Verletzung am Auge zu erklären. »<br />

Der Kapitän brach ab. Was gab es noch zu sagen?<br />

Ich kannte endlich die ganze Wahrheit. Ich würde mich<br />

nicht mehr beim Aufwachen fragen, was Hermine gerade<br />

macht. Ich würde nicht mehr vergessen, dass meine<br />

Schwester tot ist.<br />

« Ich habe Sie beobachtet, als Sie die Takelage hochkletterten,<br />

Marjolaine. Ich darf Sie doch Marjolaine nennen?<br />

», fragte der Chef de tiers.<br />

« Ja, natürlich. »<br />

Er schaute mir in die Augen. « Sie kletterten ebenso<br />

gewandt wie Ihre Schwester. Sie könnten als Bootsjunge<br />

zu uns kommen. In einigen Tagen stechen wir in Richtung<br />

Ärmelkanal in See. Wenn Sie schnell sind, sind Sie<br />

herzlich willkommen. »<br />

Der Kapitän nickte zustimmend.<br />

Die Nacht brach herein. Für Rouen und die Armada<br />

begann ein weiterer Festabend. Ich blickte nach oben und<br />

stellte mir Hermine in der Takelage vor, wie sie alleine<br />

oben auf dem Großmast stand, mitten in einem unendlichen<br />

See. Sie streckte mir die Hand entgegen und forderte<br />

mich auf, zu ihr zu kommen. Die abendliche Brise ließ die<br />

Segelschiffe sanft auf dem Wasser wiegen. Ich betrachtete<br />

sie noch einen Augenblick, bis ihre Gestalt im Dämmerlicht<br />

verschwand. In der Seine spiegelten sich die Lichter<br />

der Stadt. Die wie Soldaten aufgereihten beflaggten Masten<br />

machten mir keine Angst mehr.<br />

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Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 81<br />

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8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

Astrotourismous – Die beste Sicht<br />

aufs Sternenzelt<br />

Natur – Die schönsten Bäume<br />

Frankreichs<br />

Winterliche Illuminationen –<br />

Der Faszinierende Zauber der<br />

Lichterstädte<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse in<br />

Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Fahrradrouten – Die schönsten<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem<br />

Sport die Erholung<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

85<br />

82<br />

81<br />

79<br />

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59<br />

57<br />

57<br />

43<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Paris – Die Französische<br />

Nationalbibliothek: Ein neues Muss<br />

bein einem Parisbesuch<br />

Paris – Streit um die Schönheit der<br />

Stadt<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Städteplanung – Champs-Élysées:<br />

eine Aufforderung zum Träumen?<br />

Coup de cœur – Die<br />

Straßenbuchhändler an den Seine-<br />

Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als<br />

ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

86<br />

83<br />

76<br />

75<br />

65<br />

60<br />

58<br />

57<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

4<br />

15<br />

14<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Yvelines – Potager du Roi: Das<br />

andere Versailles - Ohne Prunk und<br />

Pracht<br />

Yvelines – Bergerie nationale de<br />

Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

86<br />

83<br />

50<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais<br />

– Nordfrankreich:<br />

84<br />

vom Kohlerevier zum beliebten<br />

Tourismusziel<br />

Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />

/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />

zwischen Erinnerung und Blick in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France – Hortillonnages 79<br />

von Amiens: von einer Verrückten<br />

Idee zum jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: von 77<br />

der Vergangenheit in die Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das Elsass zu<br />

entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das Geheimnis<br />

des fehlenden Turms der Kathedrale<br />

von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen der<br />

Vogesen<br />

80<br />

76<br />

74<br />

69<br />

68<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur<br />

Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die<br />

drittgrößte Music Hall Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal<br />

– nicht nur Kugeln, sondern Objekte<br />

voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix<br />

aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an<br />

die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im<br />

Elsass<br />

Bitche – Das zweite Leben einer<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

65<br />

64<br />

62<br />

61<br />

52<br />

43<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38<br />

Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Doubs – Cercle immense: Auf das<br />

"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!<br />

Yonne – Guédelon: Sie haben ihre<br />

Burg gebaut!<br />

Territoire de Belfort – die Stärke<br />

der Kleinen<br />

Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />

2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />

"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />

Territoire de Belfort – Land-Art:<br />

Saype, von Belfort in die weite Welt<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Burgund – Eine Rundfahrt zum<br />

Auftanken!<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières<br />

de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf<br />

im Fokus der Wissenschaft<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

86<br />

84<br />

83<br />

83<br />

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69<br />

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64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

74<br />

Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 87<br />

Loire – Château Gaillard: Das "etwas<br />

andere" Schloss an der Loire<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 86<br />

Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist<br />

eines Genies im Loire-Tal<br />

Coup de Cœur –<br />

85<br />

Die Miniaturwohnung Micr'Home in<br />

Nantes<br />

Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84<br />

de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im<br />

Dienste der Fotografie<br />

Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />

Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />

Schlösser Weinkeller illuminieren<br />

Centre - Val de Loire – Die Route de 82<br />

la Rose im Loiret: eine faszinierende<br />

Rundreise durch die duftende Welt<br />

der Rosen<br />

Pays de la Loire / Maine et Loire – 81<br />

Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit<br />

schon immer voraus war<br />

Pays de la Loire / Mayenne –<br />

80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80<br />

– Château de Chenonceau: florale<br />

Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik der<br />

76<br />

Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74<br />

Vieil: Die kulturelle Revanche eines<br />

kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des Universums!»<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68<br />

ins Land der Troglodyten<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der<br />

60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein<br />

58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und 43<br />

Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38<br />

zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36<br />

und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Seine-Maritime – Armada de<br />

Rouen <strong>2023</strong>: Treffpunkt der größten<br />

Segelschiffe der Welt<br />

Manche – Mont Saint-Michel, die<br />

Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />

Normandie – Biennale La Forêt<br />

Monumentale: Wenn Kunst den Wald<br />

verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» in<br />

Granville: Wo für Christian Dior alles<br />

gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité von<br />

Granville zu den Chausey-Inseln<br />

87<br />

83<br />

74<br />

73<br />

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Le Havre – 500 Jahre, das will<br />

gefeiert werden !<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

Rolleboise<br />

62<br />

36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Ille-et-Villaine – Saint-Malo<br />

87<br />

von einer kuriosen Seiten: Die<br />

Felsskulpturen des Abbé Fouré<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77<br />

Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno auf<br />

Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Finistère – Pont-Aven: inspirierende 75<br />

Bretagne!<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70<br />

cœur für die größte bretonische Insel<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des<br />

63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

HOTELS<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert seine<br />

älteste Brücke<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert 82<br />

seine älteste Brücke<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />

Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />

der geplatzten Träume<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79<br />

– Pougne-Hérisson: der Nabel der<br />

Welt<br />

Nouvelle-Aquitaine – Talmont-sur- 75<br />

Gironde: zwischen Himmel und Fluss<br />

am Ende der Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im<br />

63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46<br />

Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die<br />

Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38<br />

des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus 38<br />

einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne / Rhône –Vaux-en-<br />

Beaujolais: Die fantastische<br />

Geschichte des Dorfes Clochemerle<br />

87<br />

Auvergne / Haute-Loire – Le<br />

81<br />

Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der<br />

68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63<br />

Travassac, eine Spektakuläre Reise in<br />

das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Périgord – Château des Milandes 82<br />

"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44<br />

ein Stückchen näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave,<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne<br />

60<br />

47<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Okzitanien / Hérault – Fischerstechen<br />

in Sète: Ritterspiele auf dem<br />

Wasser<br />

Okzitanien / Gard & Hérault –<br />

Canal du Rhône à Sète: Der "kleine<br />

Bruder" des Canal du Midi<br />

Okzitanien / Pyrénées-Orientales<br />

– Céret: ein Künstler dorf zwischen<br />

Bergen und Meer<br />

Weintourismus – Domaine Riberach,<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Hérault – Brassens & Sète, les<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen<br />

Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die<br />

Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein<br />

Synonym für Dynamik<br />

87<br />

85<br />

83<br />

81<br />

80<br />

65<br />

64<br />

60<br />

59<br />

57<br />

57<br />

47<br />

47<br />

HOTELS<br />

Domaine Riberach - Bélesta 81<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre<br />

59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter<br />

sich lassen!<br />

Alpen – La Grande Odyssée Savoie-<br />

Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes<br />

Fell und Hundegebell<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange<br />

au Lac: wie im inneren eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das<br />

Gedächtnis des Wassers<br />

HOTELS<br />

Jiva Hill Resort – im Herzen des<br />

Pays de Gex, zwischen Mont Blanc<br />

und den Bergen des Jura<br />

85<br />

81<br />

77<br />

71<br />

85<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den Calanques<br />

von Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur –<br />

Château La Coste: ein Hauch<br />

von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Porquerolles – Villa Carmignac:<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le Moulin<br />

de Daudet, Fontvieille<br />

Camargue – Tanzende Flamingos in<br />

der Camargue<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

79<br />

78<br />

75<br />

73<br />

71<br />

69<br />

58<br />

46<br />

HOTELS<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie 86<br />

en rose » an der Riviera<br />

Côte d'Azur – Die Magie eines<br />

81<br />

mimosengelben und azurblauen<br />

Winters<br />

Saint-Tropez – Gemälde versus 81<br />

Realität<br />

Île de Port-Cros: von Schriftstellern, 79<br />

Naturschutz und einer zerrissenen<br />

Hose<br />

Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />

75<br />

Schicksal<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten 74<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur 65<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am 63<br />

Mittelmeer<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel 38<br />

im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte 36<br />

eines ungewöhnlichen Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-<br />

Saint-Auban<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Potage d'hiver au chou-fleur et aux 81<br />

épices<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au<br />

74<br />

camembert<br />

Tarte d’automne aux champignons et 60<br />

à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Filet mignon de porc cuit au foin 87<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

DESSERTS<br />

La crème caramel au beurre salé 84<br />

La tarte aux myrtilles 83<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

GEBÄCK<br />

Le cake aux agrumes 86<br />

Le gâteau aux noix 85<br />

La Madeleine de Proust 82<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Wein – Wein aus der Loire-Tal:<br />

85<br />

Brühmte Schlösser und ihre Weine<br />

Wein – "Wir brauchen einen anderen, 84<br />

einen wirkungsvolleren Weibau"<br />

Weintourismus – Domaine Riberach, 81<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein<br />

76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat


Wein/Portrait – Glucklich wie<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean-<br />

Paul Schmitt ist seinen Reben näher<br />

denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif<br />

à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

grundsätzlich im Holzfass gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer<br />

über Champagner wissen wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer<br />

im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />

plaît »<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer<br />

Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

64<br />

63<br />

61<br />

60<br />

59<br />

58<br />

57<br />

46<br />

43<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77<br />

Elsässer «provoziert» die Welt der<br />

Schokolade<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69<br />

Rolls-Royce unter den französischen<br />

Muscheln<br />

Gastronomie – Kaviar von der<br />

65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62<br />

der die Pariser an den Flughafen<br />

zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher Sternekoch<br />

im Land der Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Kulturerbe / Interview – Stéphane<br />

Bern, der "Monsieur Patrimoine"<br />

Frankreichs<br />

Kulturerbe & Wissenschaft – Notre-<br />

Dame de Paris: Mit der Vergangenheit<br />

die Zukunft bauen<br />

Tourismus – Hotels: die Reform des<br />

französischen Sterne-Systems<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision der<br />

Gebietsgrenzen der AOC Champagne:<br />

ein neuer Goldrausch?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutsch-französische<br />

Freundschaft: welch eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

87<br />

9<br />

83<br />

79<br />

78<br />

73<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

46<br />

46<br />

43<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am Welterbe<br />

Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Geschichte – Der französische Wein 87<br />

während des Zweiten Weltkriegs:<br />

Schluss mit dem Mythos im die "Drei<br />

Bruchpiloten in Paris"<br />

Gesellschaft – Olympische Spiele 86<br />

Paris 2024: "Phryges": Moskottchen,<br />

die von sich reden machen<br />

Gesellschaft – Bayeux:<br />

84<br />

Eine Stadt engagiert sich für<br />

Kriegsberichterstatter<br />

Kulturerbe – Fotografieren im 82<br />

Auftrag des Staates: die Mission<br />

photographique hat nichts von ihrer<br />

Aktualität verloren<br />

Restaurierung – Notre-Dame de 82<br />

Paris: umstrittene Neugestaltung des<br />

Innenraums<br />

Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die 81<br />

Bürger von Calais" eingeweiht<br />

wurden<br />

Geschichte – Auvergne / Haute- 81<br />

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

80<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80<br />

"Hauptstadt der deutschen Literatur<br />

im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man die 79<br />

Basilika Sacré-cœur in Paris schützen<br />

oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser 79<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

79<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des 77<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76<br />

gute französische Brot geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Geschichte – Koch und Pasteur: 75<br />

eine konstruktive Rivalität als<br />

Hoffnungsträger<br />

Kulturschock – Die Königin von Arles 74<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die 74<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das 74<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche 69<br />

Streit im das Erbe von Saint-Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime la 69<br />

France» (2)<br />

René Martin, der französische Steve<br />

Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime 68<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

63<br />

Marseillaise à pétanque, der größte<br />

Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63<br />

vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62<br />

des Botschafters der guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das 62<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers in<br />

eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich<br />

–<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen<br />

des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes<br />

und Marseille werden europäische<br />

Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere<br />

Wintersport<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des<br />

Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in<br />

Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Festival – Vibre! Ein Festival macht<br />

das Quartett populär<br />

Kunst – Die Herzen französischer<br />

Könige: Erstaunliche Pigmente für<br />

die Malerei<br />

Kultur: "Immersive Austellungen":<br />

Die Zukunft der französischen<br />

Museen?<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der<br />

mit Frauen Porblemen hatte?"<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

1): Der Ausslände, den Frankreich<br />

nicht akeptieren wollte<br />

Kultur – Rosa Bonheur: Eine<br />

grandiose Künstlerin und eine<br />

beeindruckende Frau<br />

Literatur – Michel Houellebecq: der<br />

Porträtist des Hexagons<br />

Kultur – Die andere Seite von Victor<br />

Hugo: der Zeichner<br />

Interview – "Der Doppelgänger": 30<br />

Jahre deutschsprachige Literatur in<br />

Frankreich<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich von<br />

Bayeux soll wieder in altem Glanz<br />

erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview:<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater, so<br />

der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um Van<br />

Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

87<br />

86<br />

85<br />

85<br />

84<br />

84<br />

82<br />

81<br />

81<br />

80<br />

79<br />

78<br />

78<br />

77<br />

77<br />

76<br />

73<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues vertes,<br />

l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund<br />

um die französische Nationalhymne<br />

«La Marseillaise»<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie<br />

eines Systems à la française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer noch<br />

überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in<br />

Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen<br />

den Welten<br />

Lebensart<br />

72<br />

71<br />

68<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Guéwen a testé – … die Begegnung 87<br />

zwischen Wanderern und<br />

Herdenschutzhunden<br />

Porträt – Jean und Johnny, zwei 87<br />

Freunde, die mit Vögeln sprechen<br />

Produkte – Der Guide du Routard 87<br />

Kulturschock – Nächtliche<br />

86<br />

Gedanken<br />

Guéwen a testé – … "e-Lettre<br />

86<br />

rouge", das neue Angebot der<br />

französischen Post<br />

Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85<br />

innovative Zahnbürste, mit der man<br />

seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt<br />

Produkte – Der Film "Le Père Noël 85<br />

est une ordure"<br />

Produkte – Terre de Sommières: Ein 84<br />

Pulver, das Wunder bewirkt<br />

Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83<br />

normand"?<br />

Produkte – Louit Frères, der<br />

83<br />

beseondere Senf in kleinen Fass<br />

Produkte – "Der<br />

82<br />

Geschichtenerzähler" Lunii<br />

Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein Mythos 81<br />

wird 100 Jahre alt<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de Cherbourg 78<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das<br />

74<br />

meistgelesene Magazin im Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />

Produkte – Le Livre de Poche: eine 69<br />

kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon: der<br />

68<br />

Champagner unter den französischen<br />

Mineralwässern<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus 65<br />

Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Bertrand Dicale,<br />

die « goldenen Ohren »<br />

des französischen Chansons<br />

Bertrand Dicale ist ohne Zweifel einer der größten Spezialisten<br />

in Sachen französisches Chanson. Er wurde 1963 geboren,<br />

seine Mutter stammt aus der Auvergne, sein Vater<br />

aus Guadeloupe. Seit dreißig Jahren arbeitet er als Journalist<br />

für Radio, Fernsehen und Printmedien und hat in dieser<br />

Zeit zahlreiche Werke veröffentlicht, die sich mit der Volkskultur<br />

in Frankreich beschäftigen. Sein 2016 erstmals erschienenes<br />

Dictionnaire amoureux de la chanson française<br />

ist für Liebhaber dieses Genres inzwischen eine Referenz.<br />

Gerade erschien eine überarbeitete und ergänzte Neuauflage.<br />

Wir nehmen dies zum Anlass, den scharfsichtigen und<br />

oftmals neuartigen Blick des Autors auf das Verhältnis der<br />

Franzosen zum Chanson genauer anzusehen.<br />

Bertrand Dicale, obwohl die englische<br />

Sprache in der Welt des Schlagers dominiert,<br />

muss man nur ein bisschen durch<br />

die Welt reisen, um festzustellen, dass auch<br />

Französisch in diesem Bereich verbreitet ist:<br />

L’Aigle noir, Le Temps des Cerises, La Javanaise<br />

und La vie en rose, um nur einige ältere Titel zu<br />

nennen, werden nach wie vor auf allen fünf<br />

Kontinenten gesungen. Französische Künstler<br />

wie Aznavour, Barbara, Brassens, Gainsbourg,<br />

Gréco und Piaf sind jenseits der Grenzen des Hexagons<br />

ebenfalls gut bekannt und oft sogar sehr<br />

populär, obwohl sie bereits seit Längerem tot<br />

sind. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?<br />

Frankreich ist unbestritten ein Land, in<br />

dem man schon immer gerne gesungen hat.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Die Franzosen neigen dazu, das als « kulturelle Ausnahmeerscheinung<br />

» zu betrachten. Doch ob es ihnen gefällt<br />

oder nicht, ist das selbstverständlich keine Besonderheit<br />

des Hexagons. Auf der ganzen Welt wird gerne gesungen.<br />

Dennoch haben die Menschen hier im Laufe der Jahrhunderte<br />

diesbezüglich die Eigenart entwickelt, ihren Alltag<br />

auf ganz lebendige und leicht verständliche Art « in Lieder<br />

zu verpacken ». Schaut man sich die Texte und Themen<br />

französischer Chansons genauer an, stellt man schnell<br />

fest, dass in Frankreich offensichtlich alles und jedes eine<br />

Inspirationsquelle für dieses populäre Liedgut ist. Als ob<br />

es für Franzosen überhaupt kein Thema gäbe, das sich<br />

nicht als Stoff dafür eignen würde, egal, ob unbedeutend<br />

oder ernst, ob einfach « nur » romantisch oder politisch engagiert.<br />

Im Grunde genommen bewegt sich das Chanson<br />

in einem immerwährenden Spannungsfeld von leicht bis<br />

bedeutungsvoll. Dafür haben die Franzosen unverkennbar<br />

eine spezielle Begabung. Es gelingt ihnen sogar, manchmal<br />

eine so gelungene Verbindung von Musik und Text<br />

zu kreieren, dass sie damit ganz locker über ernste Dinge<br />

sprechen können. Folglich spricht dieses Musikgenre ein<br />

breites Publikum an, und zwar auch auf internationaler<br />

Ebene.<br />

Haben Sie dafür Beispiele?<br />

Die gibt es zuhauf. Eine Untersuchung ist mir jedoch<br />

besonders ins Auge gestochen. Darin geht es um den Ersten<br />

Weltkrieg. Wenn ich alle deutschsprachigen Länder<br />

zusammen betrachte, finde ich gerade einmal ein paar<br />

Hundert Lieder, die sich mit diesem Thema beschäftigen.<br />

Und sie behandeln diese Zeit eher auf eine « romantische »,<br />

jedoch sehr distanzierte Art: Es geht darin zum Beispiel<br />

häufig um die Verlobte eines Soldaten, die<br />

alleine im Dorf zurückbleibt,<br />

oder um das Heimweh<br />

der Kämpfer an der<br />

Front. In nur<br />

sehr wen<br />

i g e n<br />

Schlagern geht es wirklich um das Thema « Krieg » und<br />

die mit ihm verbundenen schrecklichen Ereignisse. In<br />

Frankreich dagegen ist es schon seit Langem üblich, derartige<br />

Themen « in Chansons umzusetzen ». Im Gegensatz<br />

zum deutschsprachigen Raum sind das keine Einzelfälle,<br />

ich habe rund fünftausend Stücke ausfindig gemacht, die<br />

diesen Krieg thematisieren!<br />

Die Fähigkeit der Franzosen, in ihren Chansons alle Themen<br />

zu behandeln, seien sie auch noch so düster oder heikel, musste<br />

ja zwangsläufig dazu führen, dass es besonders viele davon<br />

gibt, wahrscheinlich mehr, als in anderen Ländern …<br />

Das ist in der Tat so. Das Spektrum der Themen, über<br />

die man in Frankreich singt, hat sich im Laufe der Zeit<br />

unglaublich ausgeweitet, viel schneller als in anderen<br />

Ländern. Auf diese Weise ist im Laufe der Jahrhunderte<br />

ein umfassendes, sehr vielfältiges und in seiner Art einzigartiges<br />

Kulturgut entstanden. Dieses Kulturgut wurde<br />

folgerichtig in die ganze Welt exportiert und macht heute<br />

den Ruf des französischen Chansons aus.<br />

Hat die französische Sprache ebenfalls einen Anteil an der<br />

weltweiten Begeisterung für dieses Musikgenre?<br />

Ich würde sogar sagen, ein großer Teil der<br />

Begeisterung basiert auf der Sprache als solche:<br />

Viele Ausländer sind der Ansicht,<br />

dass sie eine Art von « sinnlichem<br />

Charme » besitzt, der den<br />

Melodien französischer<br />

Ge-<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 87


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

sangsstücke eine<br />

gewisse « Romantik »<br />

verleiht, die außerhalb<br />

Frankreichs<br />

besonders geschätzt<br />

wird. Diesen Punkt<br />

kann man selbstverständlich<br />

nur schwer<br />

wissenschaftlich<br />

analysieren, aber es ist<br />

nicht von der Hand zu<br />

weisen, dass es weitgehend<br />

so empfunden wird.<br />

Aus ausländischer Sicht können sich<br />

die Franzosen glücklich schätzen, eine<br />

Sprache zu besitzen, die ihren Liedern eine so<br />

große Reichweite verleiht.<br />

Aber betrachtet man dabei die Beziehung der Franzosen zu ihren<br />

Chansons nicht auf eine etwas « idealisierte » Weise, ähnlich<br />

wie im Film « Die fabelhafte Welt der Amélie »?<br />

In der Tat. Nichtfranzosen bewundern oft unser Verhältnis<br />

zum Chanson, sind manchmal neidisch. Dabei<br />

erkennen sie aber nicht – oder vergessen es<br />

–, dass dieses Genre für uns mit einem<br />

wahrhaftigen Kampfsport vergleichbar<br />

ist: Es verbindet die<br />

Franzosen, kann sie aber<br />

auch regelrecht spalten.<br />

Genauso wie Fußball,<br />

die französische Küche<br />

oder andere Leidenschaften<br />

kann es<br />

die Gemüter erhitzen<br />

und die Menschen<br />

entzweien. Eines der<br />

bekanntesten Lieder<br />

des Landes, die Marseillaise,<br />

die französische<br />

Nationalhymne,<br />

ist dafür im Übrigen eines<br />

der besten Beispiele.<br />

Diesbezüglich schreiben Sie:<br />

« Ausnahmsweise ist der so französische<br />

Stolz, ein Land zu sein, das in nichts mit<br />

anderen vergleichbar ist, fundiert. » Können Sie uns<br />

erklären, warum?<br />

Weil die Franzosen, mit diesem Lied ein Mittel gefunden<br />

haben, ihre Nationalhymne universell zu machen!<br />

Das ist doch nicht schlecht, oder? Stellen Sie sich vor, dass<br />

die Marseillaise mit ihrem mitreißenden und eingängigen<br />

Rhythmus bereits aufgegriffen und parodiert wurde,<br />

noch bevor sie offiziell zur französische Nationalhymne<br />

wurde (Anm. d. Red.: Sie wurde erstmals durch den<br />

Nationalkonvent – 14. Juli 1795 bis 1804 –, dann 1879<br />

unter der III. Republik zur Nationalhymne erklärt). Ab<br />

1792 ging eine besondere Marseillaise durch die Presse,<br />

welche die Freuden von Wein und Trunkenheit rühmte<br />

und sich über den Originaltext lustig machte: Allons enfants<br />

de la folie / Le jour de boire est arrivé … (Auf, Kinder<br />

des Wahnsinns / Der Tag des Trinkens ist gekommen<br />

…). Abgesehen davon sang das Volk überall in Frankreich<br />

mit Inbrunst und im Zeichen einer gelebten<br />

Meinungsfreiheit noch andere Parodien.<br />

1793 entstand sogar eine « royalistische<br />

Marseillaise », welche kurz<br />

nach der Exekution Ludwigs<br />

XVI., am 21. Januar,<br />

mit folgenden Worten<br />

antirevolutionäre<br />

Überzeugungen zum<br />

Ausdruck brachte: Le<br />

jour de deuil pour ma<br />

patrie / Le jour de honte<br />

est arrivé … (Der Tag<br />

der Trauer um mein<br />

Vaterland / Der Tag<br />

der Schande ist gekommen<br />

…). Und im<br />

ganzen Verlauf des 19.<br />

Jahrhunderts ließ diese<br />

Besessenheit, immer neue<br />

Varianten der Marseillaise<br />

zu erfinden, niemals nach. Alle<br />

Kämpfe, alle Auseinandersetzungen<br />

bemächtigten sich dieses Liedes. So konnte<br />

man 1848 mit der Marseillaise des cotillons, der<br />

« Marseillaise der Unterröcke », eine eindeutig<br />

feministische Version davon hören: Tremblez tyrans<br />

portant culotte / Femmes, notre jour est venu… (Zittert, Tyrannen<br />

in Unterhosen / Frauen, unser Tag ist gekommen<br />

…). Und sogar auf anderen Kontinenten begeisterte man<br />

sich für dieses Gesangsstück. 1867, direkt nach dem<br />

Sezessionskrieg, der den Sklaven die Freiheit<br />

schenkte, schrieb der Kreole Camille<br />

Naudin eine Marseillaise noire, die in<br />

den französischen Kolonien auf<br />

den Antillen gesungen wurde:<br />

Fils d’Africains, tristes<br />

victimes / […] Debout!<br />

L’heure est venue / A<br />

chaque travailleur / Le<br />

pain, le pain qu’il a<br />

gagné / Qu’importe sa<br />

couleur. (Kinder der<br />

Afrikaner, traurige<br />

Opfer / […] Aufgestanden!<br />

Die Stunde<br />

ist gekommen / Jedem<br />

Arbeiter / Das Brot,<br />

das Brot, das er verdient<br />

<strong>88</strong> · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


hat / Egal, welche Hautfarbe er hat.) Im Grunde dient die<br />

Marseillaise überall und jedem. Sie wurde sowohl 1973<br />

in Chile angestimmt, als die Demokratie Allendes dem<br />

Niedergang geweiht war, als auch 1989 während des chinesischen<br />

Aufstands auf dem Tiananmen-Platz.<br />

Diese « Allgemeingültigkeit » der Marseillaise lässt fast<br />

vergessen, dass es sich dabei ursprünglich um ein Kriegslied<br />

handelt …<br />

Das stimmt. Das « Kriegslied für die Rheinarmee », das<br />

der 31-jährige Hauptmann Claude-Joseph Rouget de Lisle<br />

in einer Aprilnacht im Jahr 1792 in Straßburg schrieb, als<br />

Frankreich bereits seit fünf Tagen Krieg gegen Österreich<br />

führte. Das Ziel war, die Soldaten mit Worten zu motivieren,<br />

die dem Ernst der derzeitigen Lage entsprachen und<br />

weit von engelsgleichen Worten entfernt waren: Allons<br />

enfants de la patrie / Le jour de gloire est arrivé / Contre nous<br />

de la tyrannie / L’étendard sanglant est levé / Entendez-vous<br />

dans les campagnes / Mugir ces féroces soldats … (Auf, Kinder<br />

des Vaterlandes / Der Tag des Ruhmes ist gekommen /<br />

Gegen uns wurde der Tyrannei / Blutiges Banner erhoben<br />

/ Hört ihr im Land / Das Brüllen der grausamen Soldaten<br />

…) Vor allem aber der Refrain schockiert uns heute!<br />

Aux armes citoyens / Formez vos bataillons / Marchons, marchons<br />

/ Qu’un sang impur / abreuve nos sillons … (Zu den<br />

Waffen, Bürger / Formiert eure Truppen / Marschieren<br />

wir, marschieren wir / Bis unreines Blut / unserer Äcker<br />

Furchen tränkt …) Allerdings ist es wichtig, die Dinge<br />

in ihren Kontext zu stellen: Mit diesem « unreinen Blut »<br />

war zur damaligen Zeit das Blut des französischen Volkes<br />

gemeint, mit dem dieses im Krieg gegen die Verteidiger<br />

der alten Ordnung – vor allem gegen den ausgewanderten<br />

Adel mit seinem angeblich « reinem » Blut – stolz den<br />

Boden tränkte. Wenn man heute diese Stelle so interpretiert,<br />

als handele es sich dabei nur um den Hass auf die<br />

ausländischen Angreifer, die gekommen sind, um Frankreich<br />

zu beschmutzen, so ist das vom damaligen Kontext<br />

abgekoppelt. Man kann die Marseillaise nicht mehr auf<br />

ein Kriegslied reduzieren, sie geht weit darüber hinaus.<br />

Heute beschäftigt man sich in französischen Schulen sogar mit<br />

einer Reggae-Version der Marseillaise, die Serge Gainsbourg<br />

1979 kreierte …<br />

Ja. Das Album von Gainsbourg, auf dem sich Aux<br />

armes et cætera befindet, war sein dreizehntes und sein<br />

erster kommerzieller Erfolg. Man muss wissen, dass diese<br />

Reggae-Marseillaise eine riesige Polemik auslöste. Einige<br />

Menschen waren erbost, andere lachten und spendeten<br />

Beifall. Das zeigt die ganze Zwiespältigkeit, aber auch<br />

das Interesse des französischen Chansons: Es ist oft doppeldeutig.<br />

Auf jeden Fall lässt es nicht gleichgültig. Mit<br />

der Reggae-Version der Nationalhymne spaltete ein Lied,<br />

das auf allen Radiosendern zu hören war, das ganze Land.<br />

Aber am Ende summte es jeder mit. Das ist so unglaublich<br />

französisch! Und denken Sie nicht, dass die damals teilweise<br />

heftige Unstimmigkeit die Franzosen davon abge-<br />

Im Dictionnaire<br />

amoureux de la<br />

chanson française<br />

von Bertrand Dicale<br />

kann man viele<br />

Juwelen entdecken.<br />

Hier ein kleiner Auszug<br />

daraus: eines<br />

der Beispiele mit<br />

dem Buchstaben A<br />

… wie Allemagne.<br />

Viens Poupoule ist ein<br />

Musterbeispiel des fran zösischen<br />

Chan sons. Es zählt<br />

zu den Chansons, die den<br />

Durchschnitts fran zo sen<br />

am besten kari kieren. Ja,<br />

ein ty pisch französisches<br />

Chan son, ge schrieben<br />

für Franzosen, mit einem<br />

melodischen und har monisch<br />

en Gerüst, wie es für das französische Chan son typisch<br />

ist und mit einem Text, der von den kultu rellen Eigenheiten<br />

der Franzosen nur so strotzt.<br />

Und doch ist es ein deutscher Schlager. Viens Poupoule ist<br />

nämlich die Adaptation von Komm, Karlineken, komm, für die<br />

der Sänger Félix Mayol und seine Mitstreiter, Henri Christiné<br />

und Alexandre Trébitsch, 1902 einen sehr pariserischen Text<br />

schreiben: Le sam’di soir après l’turbin / L’ouvrier parisien / Dit<br />

à sa femme: Comme dessert / J’te paie l’café-concert / On va<br />

filer bras dessus bras dessous / Aux galeries à vingt sous. (Am<br />

Samstagabend nach der Arbeit / Sagt der Pariser Arbeiter<br />

/ Zu seiner Frau: Als Dessert / Lade ich dich ins Varieté ein /<br />

Arm in Arm werden wir / in den Tingeltangel flitzen.)<br />

Mayol entdeckt Komm, Karlineken, komm nicht mit dem<br />

deutschen Text des Texters und Komponisten Adolf Spahn,<br />

sondern in einer Instrumentalversion im Scala, einem der<br />

größten Varietétheater in Paris […] Heute noch ist Viens<br />

Poupoule das Symbol für eine begnadete Zeit, für ein<br />

glückliches Frankreich, das sich in die Galeries à vingt sous,<br />

die Varietétheater, drängt, bevor das Gemetzel des Ersten<br />

Weltkriegs losgeht […]<br />

1972 […] verwandelt Joe Dassin den in der deutschen<br />

Hitparade erfolgreichen Schlager eines gewissen Jeremias<br />

mit dem Titel La Di Li, La Di Lo in Complainte de l’heure<br />

de pointe. Der Schlager wird im Übrigen nicht an einen<br />

x-beliebigen Ort transferiert, sondern nach Paris. Er feiert<br />

sowohl die legendäre Geografie der Hauptstadt als auch die<br />

freche Pfiffigkeit mit der Pariser Jungs durch die Stadt flitzen:<br />

Dans Paris à vélo on dépasse les autos/ A vélo dans Paris on<br />

dépasse les taxis. (In Paris mit dem Fahrrad überholt man die<br />

Autos / Mit dem Fahrrad in Paris überholt man die Taxis.) Der<br />

Erfolg ist so groß, dass Joe Dassin eine weitere Adaptation<br />

für den deutschen Markt aufnimmt: In Paris rings umher.<br />

Einer der seltenen Fälle einer deutschen Adaptation der<br />

französischen Adaptation eines deutschen Schlagers …<br />

Dictionnaire amoureux de la chanson française, Alain<br />

Dicale, Plon, 830 Seiten, Juni <strong>2023</strong>, 14 €, ISBN 978-<br />

2259316347.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 89


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Die erwähnten Musikstücke<br />

Wenn Sie die von Bertrand Dicale erwähnten<br />

Chansons anhören möchten, dann geben Sie<br />

entweder den Link in Ihren Webbrowser ein oder<br />

scannen Sie den entsprechenden QR-Code.<br />

• La Marseillaise, von Claude-<br />

Joseph Rouget de Lisle,<br />

A-cappella-Interpretation<br />

der lettischen Künstlerin<br />

Katrīna Gupalo. https://<br />

www.youtube.com/<br />

watch?v=Elkq-zBBkYI<br />

• Aux Armes et cætera,<br />

von Serge Gainsbourg.<br />

https://www.youtube.<br />

com/watch?v=Ea4TKq_<br />

nurc<br />

• Champs Elysées, von<br />

Joe Dassin. https://<br />

www.youtube.com/<br />

watch?v=1JhYYUWOBBs<br />

• Viens Poupoule, von<br />

Félix Mayol. https://<br />

www.youtube.com/<br />

watch?v=Epkt9SmqSqo<br />

• In Paris rings umher, die<br />

deutsche Version davon,<br />

ebenfalls von Joe Dassin.<br />

https://www.youtube.com/<br />

watch?v=odx96YsVsrk<br />

• Waterloo Road, von Mike<br />

Wilsh und Mike Deighan.<br />

https://www.youtube.com/<br />

watch?v=aKYUrxWRLHk,<br />

die Vorlage für<br />

• Komm, Karlineken, komm,<br />

von Adolf Spahn. https://<br />

www.youtube.com/<br />

watch?v=Rx7h8FSWuio die<br />

Vorlage für<br />

• La complainte de l’heure<br />

de pointe, von Joe Dassin.<br />

https://www.youtube.com/<br />

watch?v=27RX3bkCXAQ<br />

halten hat, dasselbe Chanson später einträchtig zu singen: Nach<br />

den Attentaten im Jahr 2015 versammelten sich die Franzosen<br />

auf der Straße, um angesichts der Umstände gemeinsam und solidarisch<br />

die Gainsbourg-Version der Marseillaise zu singen, die<br />

von Hoffnung und Leben erfüllt ist.<br />

Sind sich die Franzosen selbst darüber bewusst, wie stark die Beziehung<br />

ist, die sie zu ihren Chansons haben?<br />

Ich glaube nicht, das ist ja das Paradoxe. Das französische<br />

Chanson ist ein Exportschlager, man kennt und interpretiert es<br />

auf der ganzen Welt, es wird oft benutzt, um lobenswerte Angelegenheiten<br />

zu unterstützen, und in Frankreich ist es omnipräsent<br />

(Anm. d. Red.: was nicht zuletzt an den hohen, gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Quoten für französischsprachige Musik im Radio liegt).<br />

Dennoch hat man den Eindruck, dass die Franzosen nicht besonders<br />

stolz darauf sind. Ich glaube, ihr Verhältnis zum Chanson<br />

ist komplex, oft zwiespältig: Im Prinzip sagen sie, sie würden es<br />

lieben. Sollen sie dann aber konkret zuhören, haben sie schnell<br />

genug davon und wenden sich anderen Dingen zu. Das ist für<br />

ein Volk, dem oft eine gewisse Arroganz zugeschrieben wird,<br />

eigentlich erstaunlich. Obwohl französische Chansons in ihrer<br />

Gesamtheit qualitativ sehr gut sind, erkennen die Menschen tendenziell<br />

nicht deren wahren Wert, ignorieren oder kritisieren sie.<br />

Ich zitiere immer den Satz eines Kollegen der Zeitung Le Figaro,<br />

der sich vor vielen Jahren über Charles Aznavour, eine der Größen<br />

in diesem Bereich, wie folgt äußerte: « Mit einer Kehle wie<br />

eine Pfeffermühle ist das kein Sänger … » Vor Kurzem verkündete<br />

Spotify, eine der führenden Musikstreaming-Plattformen, dass die<br />

Hälfte der Einnahmen französischer Musikproduktionen aus dem<br />

Exportgeschäft stammt! Offenbar ist man im Ausland eher in der<br />

Lage, den wahren Wert des französischen Chansons zu erkennen.<br />

Vielleicht weil das Ausland teilweise zu dessen Erfolg beiträgt?<br />

Genau, und das scheinen die Franzosen gerne zu vergessen!<br />

Generell glaube ich, dass sie sehr gut darin sind, sich Dinge aus<br />

dem Ausland zu eigen zu machen. Natürlich betrachten sie das<br />

als gut gehütetes Geheimnis. Dafür mangelt es im Bereich der<br />

Musik nicht an Beispielen. In den Zwanzigerjahren bestimmte<br />

der Polka-Rhythmus das Pariser Chanson, und dieser Rhythmus<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


ist absolut keine französische Erfindung, denn er stammt<br />

aus Osteuropa. Oder nehmen Sie eines der weltweit berühmtesten<br />

Chansons: Champs-Élysées. Komponiert hat<br />

es 1969 der Franko-Amerikaner Joe Dassin, der in den 16<br />

Jahren seiner Karriere mehr als 250 Chansons aufnahm<br />

und 50 Millionen Schallplatten verkaufte. Champs-Élysées<br />

ist jedoch die Adaptation des englischen Songs Waterloo<br />

Road aus der Feder von Mike Wilsh und Mike Deighan,<br />

der ein Jahr zuvor erschienen war und nicht von der berühmten<br />

Pariser Avenue, sondern von der Londoner<br />

Waterloo Road handelt. Was das Chansons angeht, sind<br />

die Franzosen so: Sie verstehen es ausgesprochen gut, sich<br />

anderswo Inspirationen zu holen, und machen dann aus<br />

einem ursprünglich ausländischen Schlager einen französischen.<br />

Das gilt sogar für ein ganzes Musikgenre wie den<br />

Reggae! Vor allem dank Gainsbourg, der diesen Musikstil<br />

im Januar 1979 von einer Jamaika-Reise mitbrachte und<br />

sich von ihm zum Album Aux Armes et cætera inspirieren<br />

ließ, wurde Reggae in den Augen der Franzosen zu einem<br />

nationalen Genre. In der Folge entwickelte sich im wahrsten<br />

Sinne des Wortes ein Reggae de France, sodass man<br />

sich nicht mehr fragte, ob es ursprünglich ein Importprodukt<br />

war oder nicht. In den Neunzigerjahren wurden im<br />

Großraum Marseille die Musikgruppen an den Gymnasien<br />

erfasst. Die Hälfte davon spielte Reggae! Aber nicht<br />

Reggae aus Jamaika, sondern aus Frankreich. So sind die<br />

Franzosen, sie picken sich überall Inspirationen heraus.<br />

Was die französischen Künstler angeht, sollte man nicht<br />

vergessen, dass beispielsweise Dalida in Ägypten geboren<br />

wurde, dass Aznavour Franko-Armenier und Gainsbourg<br />

ein Kind jüdisch-aschkenasischer Immigranten war, die<br />

aus der Ukraine und aus Russland stammten. Und Jacques<br />

Brel, eine der Größen des französischen Chansons, war<br />

… Belgier! Man kann nicht abstreiten, dass das französische<br />

Chanson von dieser Diversität profitiert hat. Und<br />

ich bin davon überzeugt, dass es gerade deswegen nicht<br />

nur in Frankreich, sondern auch auf internationaler Ebene<br />

erfolgreich ist.<br />

Sie selbst haben multikulturellen Hintergrund, diese Diversität<br />

spricht Sie besonders an …<br />

Genau. Ich weiß um ihren Wert. Wissen Sie, Frankreich<br />

hat eine sehr starke kulturelle Identität, die – von außen<br />

betrachtet – als arrogant eingestuft werden kann. Was<br />

manchmal nicht so ganz falsch ist. Das geht so weit, dass<br />

man oft vergisst, in welchem Maße wir durchlässig für<br />

andere Kulturen sind, obwohl es ganz anders erscheint.<br />

Es gibt eine echte ethnische und kulturelle Vielfalt in<br />

Frankreich. Das französische Chanson ist zweifellos nicht<br />

nur ein sehr gutes Beispiel dafür, sondern trägt dazu bei,<br />

diese Vielfalt weiterzuentwickeln. Dieses Musikgenre ist<br />

ein Integrationsmittel und für Ausländer ein hervorragendes<br />

Werkzeug, um das Land, seine Bewohner und ihre<br />

Zwiespältigkeit zu verstehen. Wissen Sie, als Bewohner<br />

der Antillen habe ich in gewisser Weise eine Außensicht<br />

auf das Hexagon. Ich kann in bestimmten Momenten das<br />

Unverständnis gut nachvollziehen, das bei Ausländern<br />

aufkommt. Wir sind ein Volk, das in der Lage ist, stundenlang<br />

am Tisch zu sitzen und hervorragende Gerichte<br />

zu genießen, gleichzeitig aber auch eines der Länder, in<br />

denen McDonald‘s am meisten vertreten ist, wo man in<br />

viele Restaurants ein ungenießbares Steak mit Pommes<br />

oder im Autobahnrestaurant ein erbärmliches dreieckiges<br />

Sandwich vorgesetzt bekommt … So sind wir eben, und<br />

zugegebenermaßen haben wir sehr gegensätzliche Dinge<br />

erfunden: Frankreich ist das Land des guten Weins, aber<br />

auch des Fusels. Ein Land der Kontraste also, vor allem<br />

aber ein sehr vielfältiges Land. Das französische Chanson<br />

zeugt auf seine Weise davon. Und vielleicht liebt man es<br />

gerade deswegen …<br />

Bertrand Dicale, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

Août <strong>2023</strong><br />

• N o 8 | 7 0 º A n n é e •<br />

Ar tikel aus führenden französischsprachigen Medien und unserer Redaktion<br />

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AC T UA L I T É<br />

• Émeutes en France:<br />

«Les jeunes des quartiers<br />

portent les stigmates<br />

de la colonisation»<br />

Page 3<br />

S O C I É T É<br />

B1–C2<br />

• La philo en terminale<br />

sert-elle à quelque chose?<br />

Pages 6–7<br />

C U LT U R E<br />

• Le rap français en<br />

première ligne contre les<br />

violences policières<br />

Page 10<br />

F R A N Ç A I S FAC I L E<br />

• Immersion dans l’art<br />

urbain à Street Art City<br />

Page 13<br />

É C O N O M I E<br />

• Marché du travail: en<br />

Suisse, les multilingues<br />

gardent la cote<br />

Page 14<br />

S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s mat e r i a l<br />

Les «Hijabeuses» ont perdu Guillaume Diop, 23 ans,<br />

leur dernier match devant la justice<br />

est la nouvelle étoile de l’Opéra de Paris.<br />

française, qui a décidé de maintenir C’est la première fois qu’un danseur métis<br />

l’interdiction du port du voile<br />

accède au rang suprême de l’institution<br />

lors des compétitions de football. parisienne.<br />

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| Photo : Picture Alliance/Reuters/Pascal Rossignol Getty Images/Pascal Le Segretain<br />

ÉDITORIAL<br />

Une colère trop sporadique<br />

pour peser


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische Produkte (37)<br />

Lacoste,<br />

die Marke mit<br />

dem Krokodil<br />

Beim Davis Cup 1923 zog ein junger<br />

französischer Tennisspieler mit seiner<br />

Entschlossenheit und seinem Stil auf<br />

dem Tennisplatz die Aufmerksamkeit auf<br />

sich. René Lacoste (1904-1996) war damals<br />

gerade einmal 19 Jahre alt, spielte erst seit<br />

einem knappen Jahr und unternahm quasi<br />

seine ersten Schritte in der relativ abgeschotteten<br />

Tenniswelt der damaligen Zeit. Doch<br />

durch seine Art, mit Leib und Seele zu spielen,<br />

brillierte er bereits gegenüber der Konkurrenz.<br />

René hatte beschlossen, auf ein Studium<br />

an der renommierten École polytechnique<br />

– und damit potenziell auf eine glänzende<br />

Karriere – zu verzichten, um sich voll und<br />

ganz seiner Leidenschaft, dem Tennis, zu<br />

widmen. Er konnte nicht wissen, dass das<br />

Schicksal ihm einen ganz anderen Weg zuweisen<br />

würde, bei dem er Innovation, unternehmerisches<br />

Geschick und sportliche Leidenschaft<br />

verbinden konnte.<br />

Und wie so oft trug ein vordergründig<br />

belangloses Ereignis dazu bei, dass das Leben<br />

des jungen Franzosen eine schicksalhafte<br />

Wendung nahm. Bei jenem eingangs<br />

erwähnten Davis Cup begeisterte sich René<br />

zwischen zwei Matches für einen Koffer aus<br />

Krokodilleder, der in einer Vitrine ausgestellt<br />

war. Der Kapitän seines Teams, der Renés<br />

Vorliebe für Herausforderungen kannte, versprach<br />

ihm den Koffer, wenn er das nächste<br />

Spiel gewinnen würde. Ohne Zweifel, um<br />

ihn voll und ganz zu motivieren. Leider<br />

konnte René in diesem äußerst schweren<br />

Match seinen Gegner nicht besiegen. Die


Anekdote mit dem Koffer war allerdings einem amerikanischen<br />

Journalisten zu Ohren gekommen, der daraufhin<br />

amüsiert in einem Artikel schrieb, Lacoste habe sich trotz<br />

der Niederlage « wie ein Alligator geschlagen ». Nachdem<br />

die Zeitung Boston Evening diesen Titel publiziert hatte,<br />

war der Franzose in den Augen der Tennisfans fortan The<br />

Alligator.<br />

In der Folge verlief die Karriere des Tennisspielers<br />

ausgesprochen erfolgreich: Der französische « Alligator »<br />

gewann dreimal die internationalen<br />

Tennismeisterschaften<br />

in Frankreich (1925, 1927 und<br />

1929), zweimal Wimbledon<br />

(1925, 1928) und zweimal<br />

die US Open (1926, 1927).<br />

1926 und 1927 wurde er sogar<br />

als « bester Tennisspieler der<br />

Welt » ausgezeichnet!<br />

René Lacoste war über seinen<br />

Spitznamen nicht nur belustigt,<br />

sondern witterte gleichzeitig<br />

einen Marketingcoup.<br />

Er beauftragte den bekannten<br />

Designer Robert George, ihm<br />

ein Krokodil zu zeichnen, das<br />

er dann auf seine Blazer und<br />

Hemden sticken ließ. Das berühmte<br />

Krokodil war geboren!<br />

Es war gleichzeitig das erste<br />

Markenzeichen, das außen an<br />

einem Kleidungsstück sichtbar<br />

war. Einige Jahre später,<br />

1929, musste René Lacoste im<br />

Alter von nur 25 Jahren seine<br />

Tenniskarriere aufgrund von<br />

Anlässlich des 90. Geburtstags der Marke<br />

findet im schönen Musée de la Bonneterie in<br />

Troyes eine Lacoste-Ausstellung statt.<br />

Mit Archivmaterial, Fotos und<br />

symbolträchtigen Kleidungsstücken stellt die<br />

Ausstellung die Art und Weise ins Rampenlicht,<br />

wie sich die Marke aus Troyes entwickeln<br />

konnte. Gleichzeitig ist sie eine Hommage an<br />

alle diejenigen – von der Näherin bis hin zum<br />

Designer – die im Laufe der neun Jahrzehnte<br />

dazu beigetragen haben, dass der legendäre<br />

Status der Marke erhalten blieb.<br />

Lacoste, 90 ans de savoir-faire,<br />

bis 24. September <strong>2023</strong>.<br />

Musée de la Bonneterie<br />

4 rue de Vauluisant<br />

10000 Troyes<br />

Telefon: +33 (0)3 25 43 43 20<br />

Täglich außer montags geöffnet.<br />

Eintritt 7,00 €, ermäßigt 3,50 €<br />

www.musees-troyes.com/bonneterie/<br />

Lungenproblemen aufgeben.<br />

Er verließ zwar den Tennisplatz<br />

als Spieler, hatte jedoch<br />

in der Folge einen wesentlichen<br />

Anteil daran, dass dort<br />

ein frischer Wind Einzug hielt.<br />

Und nicht nur dort, sondern im<br />

Bereich der Sportkleidung im weitesten Sinne.<br />

The Alligator schlug eine neue Berufslaufbahn ein, die<br />

gar nicht weit vom Tennis entfernt war. Als Tennischampion<br />

hatte René selbst festgestellt, dass die übliche Kleidung<br />

der Spieler weder praktisch noch bequem war, vom<br />

fehlenden Stil ganz zu schweigen. Für ihn lag es auf der<br />

Hand, dass sich etwas ändern musste, denn seiner Meinung<br />

nach war es nicht am Spieler, sich der Kleidung anzupassen,<br />

sondern umgekehrt.<br />

Er begann, sich für dieses Thema zu interessieren, und<br />

als er in der Autowerkstatt seines Vaters den aus Troyes<br />

stammenden Industriellen André Gillier (1<strong>88</strong>2-1935) traf,<br />

der dort ein Auto gekauft hatte, entwickelte er mit dessen<br />

Hilfe das mittlerweile legendäre<br />

Piqué-Gewebe. Dabei<br />

werden Fäden eng miteinander<br />

verwoben, wobei die einen sehr<br />

straff und die anderen etwas<br />

lockerer sind, wodurch Hohlräume<br />

entstehen und die Luft<br />

besser zirkulieren kann. Die<br />

Spieler, die es testeten, waren<br />

vom Komfort überzeugt, den<br />

der leichte, atmungsaktive Stoff<br />

ihnen bot. Zusätzlich verkürzte<br />

The Alligator die traditionell<br />

langen Ärmel der Hemden und<br />

erfand damit das legendäre<br />

Lacoste-Polohemd. In der ersten<br />

Zeit setzte der ehemalige<br />

Sportler vor allem auf seine Familie<br />

und befreundete Tennisspieler,<br />

die bei internationalen<br />

Matches Prototypen der neuen<br />

Kleidungsstücke trugen, doch<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda<br />

sorgte schnell dafür, dass sich<br />

der Erfolg einstellte. Daraufhin<br />

konnte die Produktion<br />

gestartet werden und die Marke<br />

die Welt erobern. Das erste<br />

Lacoste-Poloshirt wurde 1933<br />

in Troyes (Aube) produziert.<br />

Innerhalb nur weniger Jahrzehnte<br />

entwickelte sich Lacoste<br />

zu einer Kultmarke. Der<br />

visionäre Erfinder René Lacoste reichte im Laufe seines<br />

Lebens rund 30 Patente ein, unter anderem für den ersten<br />

Tennisschläger aus Metall und eine Ballwurfmaschine,<br />

um alleine trainieren zu können.<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />

befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

National heilig tümer sind. In den letzten<br />

Aus gaben sind er schien en: Hollywood- und<br />

Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />

(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs<br />

(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />

(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />

« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten<br />

der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62),<br />

Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung<br />

La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas<br />

von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66),<br />

Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />

Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>.<br />

69), Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70),<br />

Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72),<br />

L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte, « das<br />

meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74),<br />

Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe Ölzeug<br />

von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben<br />

Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie de<br />

Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten « Made in<br />

Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79), Meteor,<br />

die größte der kleinen Brauereien Frankreichs<br />

(<strong>Nr</strong>. 80), Chanel N°5, die berühmteste Nummer<br />

in der Welt der Düfte (<strong>Nr</strong>. 81), Lunii, « der<br />

Geschichtenerzähler » (<strong>Nr</strong>. 82), der Senf<br />

Louit Frères (<strong>Nr</strong>. 83), Terre de Sommières<br />

(<strong>Nr</strong>. 84), « Le père Noël est une ordure »<br />

(<strong>Nr</strong>. 85) und Guide du Routard (<strong>Nr</strong>. 87).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 93


ART DE VIVRE Rezept<br />

Ich stamme aus Burgund, da ist es nicht weit ins Jura. Aus diesem<br />

Grund hatte ich oft Gelegenheit, Huhn mit Vin jaune und Morcheln zu<br />

essen, ein sehr aromatisches Gericht, in dem das « gelbe Gold » aus dem<br />

Jura, der berühmte Vin jaune, besonders gut zur Geltung kommt. Der<br />

Wein ist in seiner Art unverwechselbar und wird nach einem speziellen<br />

Verfahren hergestellt: Nach der Gärung lagert er mindestens sechs Jahre<br />

und drei Monate in Eichenfässern, ohne dass man den sogenannten Part<br />

des anges, also den Teil des Weins, der verdunstet, auffüllt. Guten Appetit!<br />

Poulet au vin jaune<br />

et aux morilles<br />

Für sechs Personen · Zubereitung: 30 Minuten · Kochzeit: etwa 1 Stunde<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


Zutaten:<br />

1 schönes Freilandhuhn<br />

(ca. 2,5 kg), in etwa<br />

gleiche Teile geschnitten<br />

100 g frische Morcheln oder<br />

50 g getrocknete Morcheln<br />

1 Zwiebel<br />

2 Schalotten<br />

3 zerdrückte Knoblauchzehen<br />

50 cl Geflügelbrühe<br />

30 cl Vin jaune aus dem Jura<br />

50 cl flüssige Sahne<br />

20 g Butter<br />

5 cl Erdnussöl<br />

1 Bund glatte Petersilie<br />

Salz,<br />

frisch gemahlener Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

Wenn Sie getrocknete Morcheln<br />

verwenden, wie ich es meistens<br />

tue (man bekommt sie in sehr<br />

guter Qualität), dann weichen<br />

Sie diese am Vorabend in Wasser<br />

(Zimmertemperatur) ein, und<br />

lassen Sie sie über Nacht quellen.<br />

Wenn Sie frische Morcheln verwenden<br />

(es gibt sie zwischen Mitte<br />

März und Ende Mai), achten<br />

Sie darauf, diese gut zu putzen.<br />

Dazu ein Tipp: Schneiden Sie<br />

den Stiel ab und lassen Sie kaltes<br />

Wasser in die Waben laufen,<br />

um ggf. eingelagerte Erde oder<br />

eingenistete Insekten auszuspülen.<br />

Tauchen Sie dann die Morcheln<br />

mehrmals hintereinander in<br />

eine Schüssel mit Essigwasser,<br />

bis die letzten Unsauberkeiten<br />

entfernt sind. Trocknen Sie die<br />

Morcheln mit Küchenpapier ab.<br />

• Hühnerteile salzen und pfeffern.<br />

•<br />

Butter und Öl zusammen in einem<br />

Schmortopf erhitzen und die Hühnerteile<br />

goldgelb anbraten. Teile<br />

herausnehmen und beiseitestellen.<br />

• Zwiebel und Schalotten fein<br />

hacken und mit dem zerdrückten<br />

Knoblauch andünsten, ohne dass<br />

eine Bräunung entsteht. Mit der<br />

Hälfte des Vin jaune ablöschen.<br />

• Hühnerteile wieder in den Schmortopf<br />

legen. Sanft zum Kochen bringen<br />

und mit der Hühnerbrühe bedecken.<br />

45 Minuten mit geschlossenem<br />

Deckel bei milder Hitze garen.<br />

• Am Ende der Kochzeit Hühnerteile<br />

herausnehmen, den restlichen<br />

Vin jaune und die Sahne zugeben<br />

und bei milder Hitze einkochen,<br />

bis eine glatte, glänzende Sauce<br />

entstanden ist. Sauce durch<br />

ein feines Sieb abseihen.<br />

• Morcheln fünf Minuten in<br />

siedendem Salzwasser kochen<br />

und abtropfen lassen.<br />

• Hühnerteile wieder zur Sauce<br />

in den Topf geben, Morcheln<br />

hinzufügen und bei milder Hitze<br />

so lange kochen, bis die Morcheln<br />

die Sauce aufgenommen haben.<br />

• Abschmecken. Vor dem Servieren<br />

fein geschnittene glatte<br />

Petersilie darüber geben.<br />

• Als Beilage empfehle ich Kartoffeln.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… die Besichtigung der Nachbildung<br />

der Grotte Cosquer in Marseille<br />

Im Frühjahr 2021 haben wir Ihnen die großartige Geschichte einer der weltweit mysteriösesten Unterwasserhöhlen<br />

erzählt, die Henri Cosquer im Jahr 1985 entdeckte (Grotte Cosquer: unglaubliche Höhlenmalereien in<br />

den Calanques von Marseille, Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 78). Da diese Höhle zwar einen unglaublichen Reichtum<br />

an Zeichnungen, Malereien und Gravuren besitzt, der Eingang sich aber unterhalb des Meeresspiegels befindet<br />

und sie demzufolge nicht besichtigt werden kann, wurde in Marseille eine detailgetreue Nachbildung<br />

gebaut. Diese ist seit einem guten Jahr fertig und für das Publikum geöffnet. Cosquer Méditerranée befindet<br />

sich in der direkt am Meer gelegenen Villa Méditerranée, einem imposanten Gebäude von Stefano Boeri mit<br />

einer beeindruckenden Auskragung (40 Meter) in knapp 20 Metern Höhe. Ich habe den äußerst gelungenen<br />

Ort besichtigt, der bereits zu den neuen touristischen Highlights der Stadt zählt, und berichte Ihnen über<br />

meine Erfahrungen.<br />

Wie läuft die Besichtigung ab?<br />

Der Ablauf einer Besichtigung ist sehr gut durchdacht. Sie<br />

dauert etwa 1,5 Stunden und umfasst drei Bereiche, die auf<br />

die verschiedenen Ebenen des Gebäudes verteilt sind, wobei<br />

alles mühelos zugänglich ist. Alles beginnt auf der Esplanade,<br />

wo man das Eintrittsticket kauft. Der Preis (16 €,<br />

Jugendliche bis 17 Jahre 10 €, Kinder bis 6 Jahre haben<br />

freien Eintritt) mag auf den ersten Blick hoch erscheinen,<br />

erweist sich aber am Ende als durchaus gerechtfertigt. Ein<br />

Tipp: Da der Ort bereits viele Besucher anzieht, kommt<br />

es in Stoßzeiten teilweise zu Wartezeiten. Um dies zu vermeiden,<br />

können Sie Ihre Tickets bequem auf der Website<br />

www.grotte-cosquer.com reservieren. Mit diesem wertvollen<br />

« Türöffner » ausgestattet führt Sie dann ein Steg<br />

über ein ausgedehntes Wasserbassin – ein Symbol für das<br />

Mittelmeer. Im Becken schwimmt das Originalboot, mit<br />

dem Henri Cosquer seinerzeit die Calanques erforschte.<br />

Am Ende des Stegs gelangen Sie ins Gebäude und entdecken<br />

dort den ersten der Ausstellungsbereiche, der dem<br />

Tauchen gewidmet ist. Er spiegelt die Atmosphäre wider,<br />

die im Tauchzentrum von Henri Cosquer herrschte. Eine<br />

sehr realistische Inszenierung zeigt, wie man sich damals<br />

auf einen Tauchgang vorbereitete. Noch realistischer wird<br />

es, wenn man – ausgestattet mit einem Audioguide, der<br />

auch in deutscher Sprache verfügbar ist – mit einem geräumigen<br />

Aufzug einige Meter in die Tiefe fährt und dabei<br />

das Gefühl bekommt, in die Tiefen des Mittelmeers hinab<br />

zu tauchen. Unten angekommen, nehmen Sie in einem der<br />

modernen und sehr findigen Modules d‘exploration Platz.<br />

Das sind in gewisser Weise selbstfahrende « futuristische<br />

Boxautos », in denen bis zu sechs Personen Platz haben.<br />

Nun beginnt der zweite Teil der Besichtigung « unter der<br />

Wasseroberfläche », bei dem man die rekonstruierte Höhle<br />

im eigentlichen Sinne besucht (Dauer etwa 40 Min.). Am<br />

Ende präsentiert ein Film die Entdeckungsgeschichte der<br />

Grotte Cosquer, bevor Sie in einem weiteren Raum mehr<br />

über die Techniken ihrer Rekonstruktion erfahren. Im<br />

Anschluss geht es wieder nach oben, und zwar in die obere<br />

Etage des Gebäudes mit der spektakulären Auskragung.<br />

Die Ausstellung dort ist ebenfalls sehr schön in Szene<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


gesetzt, vor allem das Bestiarium mit<br />

Tierarten, die in der Höhle dargestellt<br />

werden. Schwerpunkte sind darüber<br />

hinaus die Beziehung des Menschen<br />

zum Meer sowie der Anstieg des<br />

Meeresspiegels. Ein Hinweis: Dort<br />

oben hat man einen fantastischen<br />

Blick über die Bucht von Marseille.<br />

Inwiefern stellt diese Nachbildung<br />

sowohl eine technische<br />

als auch eine künstlerische<br />

Glanzleistung dar?<br />

Der Besichtigungsrundgang ist meines<br />

Erachtens vor allem deshalb so<br />

gelungen, weil man sich sehr schnell<br />

darüber bewusst wird, dass diese Nachbildung<br />

nicht nur eine Glanzleistung<br />

in technischer Hinsicht ist, sondern<br />

auch in künstlerischer. Sie erfahren<br />

beispielsweise, dass die Vorgehensweise<br />

für die Rekonstruktion einer Höhle<br />

nicht neu ist. Es ist eine sehr alte und<br />

einfache Technik, die « Faksimile »<br />

genannt wird. In Frankreich wurde sie<br />

erstmals im Jahr 1937 anlässlich der<br />

Pariser Weltausstellung eingesetzt,<br />

wo das Publikum Höhlen aus dem<br />

Périgord mit ihren Malereien entdecken<br />

konnte. Das Prinzip ist einfach: Es<br />

werden möglichst viele Zeichnungen<br />

der entsprechenden Höhle nachgestellt,<br />

um diese als Ganzes so gut wie möglich<br />

nachzubilden. Das bis dato bekannteste<br />

Beispiel in Frankreich dafür ist die<br />

Rekonstruktion der Grotte de Lascaux<br />

in der Dordogne. Sie wurde 1984<br />

eröffnet, um die ursprüngliche Höhle<br />

zu schützen, die unter dem Besucheransturm<br />

zu leiden begann. Im Verlauf des<br />

Rundgangs in der Villa Méditerranée<br />

kann man den technischen Fortschritt<br />

in diesem Bereich nachvollziehen.<br />

Insbesondere dreidimensionale Bildgebungsverfahren<br />

verbesserten die<br />

Präzision der Zeichnungen auf ganz<br />

erstaunliche Art, sodass die Nachbildungen<br />

immer genauer und realistischer<br />

sind. Auf diese Weise entstanden unter<br />

anderem Lascaux IV und Chauvet II<br />

(Ardèche). Cosquer Méditerranée geht<br />

durch die Verwendung allerneuester<br />

Technologien noch weiter. Abgesehen<br />

von der technischen Seite sticht aber<br />

bei der bequemen Rundfahrt durch das<br />

Replikat der Höhle vor allem deren<br />

Schönheit ins Auge. Nicht nur die<br />

Menschen, die diese Wandmalereien<br />

seinerzeit erstellten, waren Künstler,<br />

sondern auch diejenigen, die sie kopierten.<br />

Durch Filme und Fotos wird<br />

die unglaubliche Präzision ihrer Gesten<br />

aufgezeigt. Besonders verblüfft hat<br />

mich noch ein weiterer Punkt: die Atmosphäre,<br />

die in der Höhle Cosquer II<br />

herrscht. Alle Bedingungen wurden<br />

präzise nachgestellt, um die Rahmenbedingungen<br />

der richtigen Höhle<br />

genau zu imitieren: die Temperatur (die<br />

Kühle, die dort herrscht, ist besonders<br />

im Sommer angenehm), das Geräusch<br />

des Wassers (das sich so anhört, als<br />

gäbe es tatsächlich Stalaktiten und<br />

Stalagmiten) und die Luftfeuchtigkeit,<br />

die genau derjenigen im Original<br />

entspricht! Man könnte wirklich den<br />

Eindruck haben, sich dort zu befinden.<br />

Und um das Ganze abzurunden,<br />

haben die Gestalter dieser Stätte sogar<br />

an den Geruchssinn gedacht und<br />

den Geruch nachgestellt, der in der<br />

originalen Unterwasserhöhle herrscht,<br />

die sich in einer Tiefe von 37 Metern<br />

unter dem Wasserspiegel befindet.<br />

Inwiefern ist die Nachbildung<br />

ein Erfolg?<br />

Abgesehen von der Tatsache, dass<br />

dieser Ort den Menschen ein prähistorisches<br />

Kulturerbe ersten Ranges (eine<br />

dreißigtausendjährige Geschichte, 500<br />

Zeichnungen und Gravuren, 200 Tiere,<br />

70 Handabdrücke) zugänglich macht,<br />

wird durch das « Luxus-Faksimile » in<br />

Originalgröße die Erinnerung an die<br />

echte Grotte Cosquer erhalten, da diese<br />

aufgrund der Klimaerwärmung früher<br />

oder später vollständig vom Wasser<br />

überflutet sein wird. Selbstverständlich<br />

ist das ein zentraler Punkt. Doch davon<br />

abgesehen macht es die sehr modern<br />

gestaltete Inszenierung von Cosquer<br />

Méditerranée möglich, ein breites – vor<br />

allem junges – Publikum für Klimaveränderungen<br />

und deren Konsequenzen<br />

für die Menschen zu sensibilisieren.<br />

Und das Ganze ist ausgesprochen gut<br />

gemacht: Ohne überflüssige Details<br />

ist es den Gestaltern der Ausstellung<br />

gelungen, die Besucher anzusprechen,<br />

oft sogar – das konnte ich selbst sehen<br />

– zu bewegen. Ein sehr gutes Beispiel,<br />

wie man Technologie intelligent<br />

einsetzen kann. Ein Muss für Ihren<br />

nächsten Besuch in Marseille.<br />

<br />

Cosquer Méditerranée<br />

Villa Méditerranée<br />

Esplanade du J4<br />

13002 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)4 91 312 312<br />

www.grotte-cosquer.com


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet<br />

die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard<br />

Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Ajc Presse<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 23/<strong>2023</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 89 – Winter <strong>2023</strong>/24)<br />

ist ab dem 21. November im Handel erhältlich. Sollten Sie allerdings<br />

zu unseren treuen Abonnenten gehören, dann steckt sie bereits eine<br />

Woche früher in Ihrem Briefkasten. Ein altes Sprichwort, das man in<br />

vielen ländlichen Gebieten Frankreichs kennt, besagt: 21 novembre<br />

brumeux, hiver rigoureux! Ist es am 21. November diesig, gibt es<br />

einen strengen Winter! Wir werden versuchen, das im kommenden<br />

Winter einmal zu überprüfen.<br />

In der Zwischenzeit erhalten Sie im Rahmen unseres kleinen Spiels<br />

einige Hinweise auf Themen der nächsten Ausgabe.<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich<br />

geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf fotomechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schrift lichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 6,90 € (D), 7,60 € (A), 11,90 CHF (CH),<br />

8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 € (D), 26,90 € (A),<br />

39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2023</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: Jc Albert, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4:<br />

Christophe Abramowitz, Radio France; Vincent Thiebaut, Belfort Tourisme;<br />

Pixabay, Jc Albert, Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse; Nicole Cobac, Ajc<br />

Presse; Association « Sur les traces de Louis de Funès » • S.6: Patrice Hauser,<br />

MidiProd; Cédric Brown, Ajc Presse • S.7: Pixabay; F. Lovino, Louvre-Lens<br />

• S.8: Pixabay; Cédric Brown, Ajc Presse • S.9-11: Pixabay; Serge Robin,<br />

Ajc Presse; Rouillac.com • S.12-13: DR • S.14-15: Francesca Mantovani,<br />

Gallimard; Jean-Baptiste Mondino, Albin Michel; Jürgen Bauer, Verdier;<br />

Sven Görlich, Actes Sud • S.16: DR • S.17: Arte, DR • S.18: DR • S.20: DR •<br />

S.22-35: Jc Albert, Ajc Presse • S.36-47: Serge Robin, Ajc Presse • S.48-49:<br />

Association « Sur les traces de Louis de Funès » • S.50-51: Association « Sur<br />

les traces de Louis de Funès »; Famille de Funès • S.52: Association « Sur<br />

les traces de Louis de Funès »; Musée National de l’Automobile Collection<br />

Schlumpf, Getty Images; Louis-Charles Furio • S.54-55: Patrice Texier et<br />

Justine Delmotte, Ville de Saint-Raphaël; Musée de la Gendarmerie et du<br />

Cinéma, Ville de Saint-Tropez • S.56-57: Musée National de l’Automobile<br />

Collection Schlumpf, Getty Images et Zvardon. S.58-59: Vincent Thiebaut,<br />

Belfort Tourisme; S.60-61: Olivier Pohl; Jc Albert, Ajc Presse • S.62: Benoit<br />

Grébaux, Belfort Tourisme • S.63: Jc Albert, Ajc Presse; Elodie Cayot,<br />

Belfort Tourisme; Jc Albert, Ajc Presse • S.64-67: Jc Albert, Ajc Presse •<br />

S.70-74: Pixabay • S.76-80: Serge Robin et Guéwen Brown, Ajc Presse • S.86:<br />

Christophe Abramowitz, Radio France • S.87-91: Pixabay • S. 92-93: Musée<br />

de la Bonneterie de Troyes, Lacoste, DR • S.94-95: Nicole Cobac, Ajc Presse<br />

• S. 96-97: Jean-Julien Bault et Laurent Fournerie, Ajc Presse; Romain H.,<br />

Cosquer Méditerranée • S.98: Cédric Brown, Ajc Presse; DR.<br />

Und dann zwei Hinweise, von<br />

denen jeder eine Verbindung zu<br />

einem der Fotos hat:<br />

• Ich liege an einem Ort, an dem sich zwei Jakobswege kreuzen und<br />

gehöre nicht nur zu den Plus beaux villages de France, sondern ich<br />

gelte auch als das bei Katzen beliebteste Dorf Frankreichs …<br />

• Obwohl man in Frankreich in diesem Jahr meinen 100. Geburtstag<br />

feiert, kennen nur wenige Franzosen meine Geschichte. Man sagt<br />

oft von mir, dass meine Art zu gehen Michel Jackson zu seinem<br />

Moonwalk inspirierte. Und David Bowie fand durch mich ebenfalls<br />

Anregungen für seine Choreografien. In der Rolle des Bip habe ich<br />

immer daran geglaubt, dass eine bessere Welt möglich sein muss …<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

L _<br />

_ O _ _ E _<br />

_ E _ I _ _ _ A _ C _ _ U<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 89 – Winter <strong>2023</strong>/24<br />

Erscheint am 21. November <strong>2023</strong><br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungs vorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt<br />

auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue<br />

Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu<br />

veröffentlichen.<br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong>


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