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KristallMomente Ausgabe 4

KristallMomente – das Magazin der Glasmanufaktur Harzkristall mit Themen aus der Welt der Glasgestaltung und des Immateriellen Kultuererbes der manuellen Glasfertigung. In dieser Ausgabe u.a. mit einer Vorstellung des Nachwuchsdesigners Timo Riemann und dem neuen internationale, von der weißensee kunsthochschule berlin initierte und von Kunsthochschulen, Glashütten und Kulturinstitutionen getragenen Projekt „glass — hand formed matter“.

KristallMomente – das Magazin der Glasmanufaktur Harzkristall mit Themen aus der Welt der Glasgestaltung und des Immateriellen Kultuererbes der manuellen Glasfertigung. In dieser Ausgabe u.a. mit einer Vorstellung des Nachwuchsdesigners Timo Riemann und dem neuen internationale, von der weißensee kunsthochschule berlin initierte und von Kunsthochschulen, Glashütten und Kulturinstitutionen getragenen Projekt „glass — hand formed matter“.

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DAS MAGAZIN AUS DER GLASMANUFAKTUR HARZKRISTALL · AUSGABE 4/23<br />

Unsere GlasArtisten:<br />

Christian Schmidt<br />

Vielfalt in Glas<br />

Die Produkte der Glasmanufaktur<br />

Harzkristall<br />

Lebendige Tradition:<br />

Das Projekt „glass –<br />

hand formed matter“<br />

Titelbild: Michelle Müller<br />

1


Foto: Adobe Stock<br />

2<br />

Ein beliebtes Ausflugsziel:<br />

der Oderteich im Harz


Glasklar …<br />

Eine der Eigenschaften, die Glas zugeschrieben werden,<br />

ist seine Klarheit. So klar wie Glas, durchsichtig,<br />

hell – da liegt jetzt, passend zur Urlaubszeit, der Gedanke<br />

an glasklares Wasser nahe. Das kristallene<br />

Wasser eines Bergsees oder eines Ozeans mit traumhaftem<br />

Strand. Dabei muss man gar nicht in die Ferne<br />

schweifen: eine gute Gelegenheit für einen schönen<br />

Sommerausflug bieten auch die zahlreichen Seen im<br />

Harz, im eigenen Land oder in unseren Nachbarländern.<br />

Dazu passt das folgende Gedicht der österreichischen<br />

Schriftstellerin und Heimatdichterin Grete Gulbransson<br />

(1882 - 1934):<br />

Wie ist der See zur Mittagstund<br />

Glasklar und wasserrein.<br />

Komm, wirf den kleinsten Kieselstein<br />

Ihm in das grüne Herz hinein,<br />

Du siehst ihn bis zum Grund.<br />

So ist mein Herz für dich bereit<br />

Glasklar und wasserrein.<br />

Komm, schau getrost und tief hinein,<br />

Und was du siehst ist dein, ist dein,<br />

In alle Ewigkeit.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong>!<br />

3


Lernen mit Glas<br />

Anfang August sind die neuen Auszubildenden in<br />

der Glasmaufaktur Harzkristall gestartet, in kaufmännischen<br />

sowie handwerklichen Berufen. Wir geben<br />

Einblicke in zwei spannende Berufsfelder:<br />

Glasbläser und Glasmacher.<br />

Schon mal was von Wulgern gehört?<br />

Oder wissen Sie, was ein Kölbel ist?<br />

Nicht schlimm, denn für gewöhnlich<br />

kommt man mit diesen Wörtern nicht<br />

in Kontakt. Bei der Ausbildung zum Glasbläser<br />

oder Glasmacher ist das anders.<br />

Für sie werden diese und noch weitere<br />

Fachbegriffe bald ganz alltäglich sein.<br />

Am ersten August haben die neuen Auszubildenden<br />

in der zur Gerhard Bürger<br />

Stiftung gehörenden Glasmanufaktur<br />

Harzkristall ihren ersten Arbeitstag gehabt<br />

– in den Bereichen Glasbläser,<br />

Glasmacher und Büromanagement. An<br />

dieser Stelle möchten wir einen kurzen<br />

Überblick über die beiden Erstgenannten<br />

geben.<br />

Die Ausbildungen in den beiden handwerklichen<br />

Berufen verlaufen dual und<br />

dauern drei Jahre. Dual bedeutet, dass die<br />

Auszubildenden neben dem Betrieb auch<br />

die Berufsschule besuchen. Das Glasblasen<br />

hat eine jahrhundertelange Tradition<br />

und erfordert sehr viel Wissen und Er-<br />

4


fahrung. Grundsätzlich ähneln sich die<br />

beiden Zweige, lassen sich grob aber so<br />

unterscheiden: im Unterschied zum Glasmacher,<br />

der ebenfalls Glas bläst, arbeitet<br />

der Glasbläser „vor der Lampe“, also am<br />

offenen Brenner, und auch eher an filigranen<br />

Objekten.<br />

In beiden Handwerksberufen lernen die<br />

Auszubildenden unter anderem, was es<br />

allgemein bei der Herstellung und Verarbeitung<br />

von Glas zu beachten gibt<br />

und wie verschiedene Gegenstände wie<br />

Vasen, Gläser oder Schalen hergestellt<br />

werden.<br />

6 Fragen an<br />

Malte Rademacher,<br />

Auszubildender zum<br />

Glasmacher<br />

Du hast mittlerweile deine zweite<br />

Ausbildungswoche in der Glasmanufaktur<br />

Harzkristall absolviert. Wie<br />

sind deine ersten Eindrücke von deinem<br />

neuen Beruf?<br />

Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt<br />

habe. Die Arbeit mit den Kollegen<br />

macht Spaß und das Hantieren mit Glas<br />

ist zwar etwas anstrengend, aber macht<br />

auch Spaß.<br />

Was findest du besonders interessant<br />

in deiner Ausbildung?<br />

Aus Glas Formen herauszuarbeiten<br />

bzw. etwas entstehen zu lassen, was<br />

man zu Beginn noch nicht sieht.<br />

Durftest du schon etwas aus Glas<br />

fertigen? Wenn ja, was?<br />

Bis jetzt nur Tropfen, da ich erst einmal<br />

die Grundlagen erlernen muss, wie sich<br />

das Glas z.B. verhält und wie ich es richtig<br />

entnehme.<br />

Welche Erwartungen und Ziele hast<br />

du an den weiteren Verlauf deiner<br />

Ausbildung in der Glasmanufaktur?<br />

Dass ich vieles beigebract bekomme<br />

und ich später eine breite Spannweite<br />

an Können habe.<br />

Wenn du in drei Worten deinen neuen<br />

Lehrberuf beschreiben musst, welche<br />

wären das?<br />

Kreativ, Spannend, Technisch<br />

5


6 Fragen an Niklas<br />

Tschaikowski, Auszubildender<br />

zum Glasbläser<br />

Nun hast du mittlerweile deine<br />

zweite Ausbildungswoche in der<br />

Glasmanufaktur Harzkristall absolviert.<br />

Wie sind deine ersten Eindrücke<br />

von deinem neuen Beruf?<br />

Meine ersten Eindrücke sind durch<br />

und durch positiv. Ich wurde sehr<br />

herzlich vom ganzen Team aufgenommen<br />

und habe einen sehr sympathischen<br />

und hervorragenden Lehrmeister,<br />

Am schönsten finde ich, dass mir<br />

die Ausbildung Spaß macht!<br />

Was findest du besonders interessant<br />

in deiner Ausbildung?<br />

Grundsätzlich das Arbeiten mit Glas.<br />

Es ist hochfaszinierend, wie sich das<br />

Glas durch Wärme verhält. Spannender<br />

als jeder Dokumentarfilm!<br />

Durftest du schon etwas aus Glas<br />

fertigen? Wenn ja, was?<br />

Ja, ich durfte bereits drei verschiedene<br />

Teile fertigen: Eiszapfen, Orchideenstäbe<br />

und Federhalterbänkchen.<br />

Letzteres wird verwendet um Federn,<br />

zum Schreiben mit Tinte, abzulegen.<br />

Doch am schwersten davon sind die<br />

Orchideenstäbe.<br />

6


Welche Erwartungen und Ziele hast<br />

du an den weiteren Verlauf deiner<br />

Ausbildung in der Glasmanufaktur?<br />

Ich erwarte von mir selbst, dass ich so<br />

schnell wie möglich lerne und ein großartiger<br />

Glasbläser werde. Ich hoffe,<br />

dass ich noch die Meisterausbildung<br />

dranhängen kann, doch bis dahin ist es<br />

noch ein langer, harter Weg.<br />

Wenn du in drei Worten deinen neuen<br />

Lehrberuf beschreiben musst, welche<br />

wären das?<br />

Faszination, Kunst und Glas<br />

Eingeführt werden sie auch in die Arbeit am<br />

Hafenofen – dem Ofen, der in Glashütten zum<br />

Schmelzen von Glas verwendet wird. So lernen<br />

sie zum Beispiel das Tempern – eine Wärmebehandlung,<br />

die eingesetzt wird, um die Festigkeit<br />

des Glases zu erhöhen.<br />

Im Umgang mit der Glasmacherpfeife wird<br />

gelernt, wie Glas zu einem Glasballon (Kölbel)<br />

aufgeblasen wird. Durch kurzes Einblasen in<br />

die Pfeife entsteht ein erster Hohlkörper. Seine<br />

äußere Gestalt kann durch Wälzen (Wulgern) in<br />

einem ausgehöhlten und mit Wasser getränkten<br />

Buchenholz beeinflusst werden, wobei<br />

gleichzeitig die Oberfläche des Hohlkörpers<br />

(auch „Glasposten” genannt) durch Abkühlung<br />

immer zäher wird.<br />

Auch das sogenannte „Überfangen” von Glas<br />

wird in der Ausbildung vermittelt. In ein oder<br />

mehreren Schichten wird dabei Farbglas auf<br />

ein klares oder durchgefärbtes Trägerglas aufgebracht.<br />

Ebenfalls sind der Arbeitsschutz und die Unfallverhütung<br />

ein wichtiger Aspekt in der<br />

Ausbildung, ebenso das Thema Energiesparen.<br />

Neben der Praxis ist aber auch die Theorie<br />

wichtig. So wird vermittelt, wie sich Entwurfsskizzen<br />

und Projekte eigenständig realisieren<br />

lassen. Schulfächer wie Technologie, Technische<br />

Mathematik (u.a. Flächen-, Körper- und<br />

Gewichtsberechnung) , Technisches Zeichnen<br />

sowie Wirtschafts- und Sozialkunde begleiten<br />

die Ausbildung.<br />

Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht<br />

eine Prüfung, in der verschiedene Formen und<br />

Gegenstände, wie beispielsweise ein Becher,<br />

eine Schale oder Vase sowie ein Zylinder hergestellt<br />

werden.<br />

7


Unsere GlasArtisten:<br />

Christian Schmidt<br />

Im vierten Teil unserer Serie stellen wir<br />

Christian Schmidt vor, der handwerkliches<br />

Geschick mit kreativer Innovation vereint.<br />

Christian Schmidt, ein erfahrender<br />

Meister in der Heiß- und Kaltveredelung,<br />

begann seine Arbeit in<br />

der Glasmanufaktur Harzkristall im Jahre<br />

1999 mit der Ausbildung als Glasmacher,<br />

nach derem erfolgreichen Abschluss er<br />

bis 2004 in seinem Ausbildungsberuf in<br />

unserer Glasmanufaktur arbeitete.<br />

„Glas ist für mich ein vielseitiges<br />

Material und bietet somit nahezu unbegrenzte<br />

Gestaltungsmöglichkeiten.”<br />

– Christian Schmidt<br />

Mit seinem Talent entwickelte er sich<br />

weiter und fokussierte sich ab 2005 auf<br />

die Kunst der Glasveredelung. Seine Leidenschaft<br />

brachte ihm 2007 den Titel des<br />

Meisters in der Heiß- und Kaltveredelung<br />

ein. Christian Schmidt vereint handwerkliches<br />

Geschick mit kreativer Innovation.<br />

8


9


Vielfalt in Glas<br />

Sicher kennen Sie unsere beliebten Hängeleuchten<br />

oder auch die künstlerischen Objekte, die direkt vor Ort in<br />

unserer Schauwerkstatt handgefertigt werden. Aber das<br />

Spektrum der Arbeiten, die in der Glasmanufaktur Harzkristall<br />

hergestellt werden, reicht noch viel weiter.<br />

Hier geben wir einen Überblick.<br />

Ein Blick in unsere Einkaufswelt zeigt:<br />

das Angebot an Produkten, die in<br />

unserer Manufaktur in Derenburg<br />

hergestellt werden, ist vielfältig. Eine<br />

große Auswahl für den Wohnbereich, wie<br />

Leuchten, Lampenschirme und Vasen, aber<br />

auch Trinkbecher, Karaffen, Schalen, Teller<br />

sowie weitere dekorative Objekte und<br />

kunstvolles Glashandwerk ist dort ausgestellt<br />

und wartet darauf, Ihr Zuhause zu<br />

verschönern. So manche unserer Leuchten<br />

findet dabei auch ihren Weg in ein Restaurant<br />

oder Hotel.<br />

Wenn es etwas individueller sein soll, ist<br />

auch die Fertigung von freigeformten<br />

Objekten, Glas-Installationen oder Kunstprojekten<br />

in der Glasmanufaktur möglich.<br />

Die Glasmanufaktur Harzkristall Derenburg<br />

ist eine der letzten in Deutschland<br />

noch produzierenden Glashütten, zu deren<br />

Fertigungsprogramm hochwertiges Beleuchtungsglas<br />

gehört. Hier kann Glas zu<br />

Leuchten für den Innen- und Außenbereich<br />

modelliert werden. Zudem fertigen unsere<br />

Glasbläser Gartenobjekte und Gartengläser.<br />

Das umfangreiche Spektrum reicht dabei<br />

neben unsere hauseigenen Harzkristall -<br />

Designkollektion, u.a. mit den Pendelleuchten<br />

„Tropfen” und „Bode” von historischen<br />

Gläsern für denkmalpflegerische Objekte<br />

über Leuchtengläser für bekannte deutsche<br />

Wohnraumleuchtenhersteller, bis hin<br />

zu objektgebundenen Leuchtenentwicklungen.<br />

So finden Sie Leuchtengläser der<br />

Glasmanufaktur Harzkristall im Berliner<br />

10


Ein Blick in unsere Einkaufswelt<br />

Leuchten in der „Alten Schule”<br />

in Goslar<br />

11


Produktion von Leuchten für das Kultur- und<br />

Jugendhaus Schappe-Süd, Zürich …<br />

… und für die St. Andreas-Kirche, Rostock<br />

Beispiel für eine objektbezogene Sonderanfertigung: Die Leuchten-<br />

Installation von Jorge Pardo im Abgeordneten-Restaurant des Paul-<br />

Löbe-Hauses (Deutscher Bundestag) zieht alle Blicke auf sich – und<br />

ist hergestellt in der Glasmanufaktur Harzkristall<br />

12


Abgeordnetenrestaurant und im Berliner<br />

Dom, im Bauhaus Dessau, im Hamburger<br />

Rathaus, im Roten Rathaus Berlin und vielen<br />

anderen historischen Bauten.<br />

Für Hotels und gastronomische Einrichtungen<br />

bieten wir eine Vielzahl an klassischen<br />

Tropfenleuchten und Doppelkugelleuchten<br />

an. Als Manufaktur sind wir darauf spezialisiert,<br />

auch individuelle Anfragen und<br />

neue Projekte gemeinsam mit unseren<br />

Kunden zu realisieren.<br />

Zu unserem Fertigungsprogramm gehören<br />

auch mundgeblasene Glasbausteine nach<br />

historischen Vorlagen für künstlerische<br />

Projekte. Die Spezialität unserer Manufaktur<br />

sind Sonderanfertigungen von großvolumigen,<br />

mundgeblasenen Leuchtengläsern,<br />

die von erfahrenen Glasmachern<br />

produziert werden. Die Glasmanufaktur<br />

Harzkristall ist darüber hinaus in der Lage,<br />

Gläser in Press- und Gusstechnik, wie<br />

historische Glasbausteine und Fliesen, zu<br />

produzieren. Glasbausteine sind gerade<br />

in denkmalpflegerischen Kontexten ein<br />

wichtiger Baustein, um Optik und Baustil<br />

zu erhalten. Glasbausteine bieten wir<br />

sowohl formgeblasen, gegossen als auch<br />

gepresst an.<br />

Auf dem Gebiet Sonderanfertigungen<br />

und Individualanfertigungen konnten wir<br />

bereits zahlreiche Projekte für Künstler<br />

und Ausstellungen anfertigen. Gerade bei<br />

einem so vielfältig einsetzbaren Material<br />

wie Glas, das in Textur und Farbenpracht<br />

so dermaßen variiert, kann der persönliche<br />

Geschmack ausgezeichnet einfließen.<br />

Gläser in unserer<br />

Einkaufswelt<br />

13


14


Next Generation:<br />

Timo Riemann<br />

In der Glasmanufaktur Harzkristall werden auch<br />

Werke von Nachwuchsdesignern produziert, die ihre<br />

Abschlussarbeiten für ihr Studium anfertigen.<br />

Einer von ihnen ist Timo Riemann. Er präsentierte jetzt<br />

sein Masterprojekt an der HFBK Hamburg, das<br />

zum Teil auch in Derenburg hergestellt wurde.<br />

15


Für den Hamburger Gestalter<br />

Timo Riemann ist Design<br />

verständlich, authentisch<br />

und einfach<br />

Seit 2013 ist die Glasmanufaktur<br />

Harzkristall Teil der Gerhard Bürger<br />

Stiftung. Im Rahmen der Stiftungsarbeit<br />

finden auch Kooperationen mit<br />

verschiedenen Hochschulen statt. Die<br />

angehenden Künstlerinnen und Künstler<br />

sind dabei, unterstützt von der erfahrenen<br />

Glasmachern der Glasmanufaktur, direkt in<br />

der Hütte aktiv.<br />

Timo Riemann, Jahrgang 1992 und Student<br />

an der HFBK (Hochschule für Bildende<br />

Künste) Hamburg ist einer von ihnen. Er<br />

hat große Teile seiner Masterarbeit in<br />

Derenburg umgesetzt. Dabei fokussierte<br />

er sich vorwiegend auf Glasobjekte, kombiniert<br />

diese aber auch mit anderen Materialien.<br />

Die Grundlagen und Erfahrungen in der<br />

Möbelherstellung sammelte er im Rahmen<br />

einer Ausbildung zum Tischlergesellen.<br />

Es folgte ein Bachelorstudium im Bereich<br />

Produktdesign, um sein Wissen zu ver-<br />

16


tiefen und anschließend begann er sein<br />

Masterstudium. Inspiriert wird er dabei von<br />

der Schönheit der natürlichen Materialien,<br />

den zeitlosen Formen und Alltagsgegenständen.<br />

Bei seinen Entwürfen setzt er auf<br />

schlichte Eleganz und Langlebigkeit.<br />

„Für mich ist gutes Design verständlich,<br />

authentisch und einfach.”, so Timo Riemann,<br />

”mein Ziel ist darauf ausgerichtet,<br />

den Benutzern nicht nur ästhetische Freude<br />

zu bereiten, sondern auch einen positiven<br />

Einfluss auf ihre Lebensqualität zu<br />

haben.”<br />

Jetzt ist der nächste Schritt erreicht. Im<br />

Juli 2023 wurden seine Master-Arbeiten in<br />

einer öffentlichen Ausstellung gemeinsam<br />

mit den weiteren Abschlussprojekten seines<br />

Jahrgangs in Hamburg präsentiert.<br />

Nicht nur Glasobjekte, auch Möbel-<br />

entwürfe zählen zur Abschlussarbeit<br />

von Timo Riemann<br />

Mehr Informationen sind auf seinem<br />

Instagram-Account zu finden:<br />

instagram.com/timoriemanndesign<br />

17


Lebendige Tradition<br />

Nach drei erfolgreichen Jahren<br />

fand das Projekt „glass<br />

– hand formed matter“ mit<br />

dem Symposium im Museum<br />

Baruther Glashütte seinen<br />

Abschluss. Auch die Glasmanufaktur<br />

Harzkristall war mit<br />

beteiligt.<br />

Das internationale, von der weißensee<br />

kunsthochschule berlin initiierte und<br />

von Hochschulen, Glashütten und<br />

Kulturinstitutionen in Deutschland, Finnland<br />

und Schweden getragene Projekt<br />

„glass– hand formed matter“ setzt sich für<br />

den Erhalt und die Fortentwicklung der<br />

Tradition der Glasmacherkunst ein. Auch<br />

die Glasmanufaktur Harzkristall war neben<br />

dem Museumsdorf Baruther Glashütte und<br />

der ELIAS Farbglashütte Lauscha als einer<br />

der drei deutschen Produktionsorte für das<br />

Projekt, das u.a. auch von der Gerhard Bürger<br />

Stiftung gefördert wurde, mit dabei.<br />

Nach drei erfolgreichen Jahren feierte<br />

es nun vom 6. bis 9. Juli 2023 seinen Abschluss.<br />

Im brandenburgischen Baruth trafen sich<br />

GlasmacherInnen, KünstlerInnen und DesignerInnen,<br />

um experimentell mit Glas zu<br />

arbeiten und über die Zukunft der manuellen<br />

Glasherstellung zu diskutieren. Auf<br />

dem Programm standen Führungen in<br />

der Ausstellung „wasser und wein“, Livedemonstrationen<br />

sowie weitere Themen,<br />

die der Öffentlichkeit Einblicke in die<br />

Arbeitsprozesse und Ergebnisse des Projekts<br />

boten.<br />

Anschaulich wurde gezeigt, wie Glasmacher<br />

Torsten Rötzsch zusammen mit<br />

Künstlerin Kirsti Taiviola, Alumna Ella<br />

Einhell und Studentinnen der weißensee<br />

kunsthochschule berlin experimentelle<br />

Glasentwürfe umgesetzt hat. Die Anwesenden<br />

konnten dann mit den Gestalterinnen<br />

vor Ort über ihre Entwürfe und das<br />

Glasmachen sprechen. Darüber hinaus<br />

führte die Kuratorin des Projekts, Prof.<br />

Barbara Schmidt, durch die Ausstellung<br />

„wasser und wein“ .<br />

> Mehr Informationen zum Projekt hier<br />

Rechte Seite: Mira Niittymäki:<br />

„Laineilla”; Maria Soravito, Moana<br />

Sidoti: „Versa”; Verena Martensen:<br />

„Moving Mold”; Carl Bahra, David<br />

Röder: „Wetterwændig“<br />

18


19


Beim Symposium in Baruth präsentierte<br />

Michelle Müller ihre Glaskollektion<br />

„Elements of Colour”<br />

20<br />

Produktion der Serie „Elements of Colour” in der Glasmanufaktur Harzkristall<br />

Fotos: Michelle Müller


„glass – hand formed matter“- Kuratorin Prof. Barbara<br />

Schmidt von der weißensee kunsthochschule berlin im<br />

<strong>KristallMomente</strong>-Gespräch:<br />

Die Ausstellung „glass - hand formed<br />

matter“ tourt in verschiedenen europäischen<br />

Glashütten. Wie ist die Ausstellung<br />

bisher angekommen und welches<br />

Zwischenfazit können Sie ziehen?<br />

Die zweiteilige Ausstellung war von Mai<br />

2022 bis Juli 2023 unterwegs. Der internationale<br />

Teil hatte bis Ende April seine letzte<br />

Station im Finnischen Glasmuseum Riihimäki,<br />

am Wochenende nach dem Symposium<br />

endete auch der Inlandsteil. Es gibt also<br />

nun keine Ausstellung mehr zu sehen, aber<br />

Website, Instagram-Account und Katalog.<br />

Wir hatten sehr positive Resonanz, besonders<br />

im Finnischen Glasmuseum Riihimäki<br />

hatten wir eine ausgesprochen hohe Zahl<br />

an Besucher_innen.<br />

Wie unterscheiden sich die Glasherstellung<br />

bzw. die gestalterischen Tendenzen<br />

in den verschiedenen Ländern?<br />

In allen drei Ländern – Schweden, Finnland<br />

und Deutschland – ist es notwendig, dass<br />

einiges getan wird zur Erhaltung des Handwerks<br />

der manuellen Glasherstellung. In<br />

Schweden und Finnland gibt es eine ganze<br />

Reihe unabhängiger kleiner Glasstudios<br />

und teils haben ehemalige Produktionsglashütten<br />

einen Prozess der Transformation<br />

und des Neustarts als Studioglashütte<br />

durchlaufen. In Deutschland hingegen<br />

ist beides noch rar. Vom skandinavischen<br />

Beispiel zu lernen war eine der Ideen des<br />

Projekts. Gemeinsam sind wir ja engagiert<br />

im Prozess der Erlangung des Status‘ des<br />

Immateriellen UN-Weltkulturerbes für die<br />

manuelle Glasherstellung. Wir wollen das<br />

Handwerk allerdings nicht musealisieren,<br />

sondern es durch neue Inhalte lebendig<br />

halten.<br />

Die Ausstellung möchte die Tradition<br />

der manuellen Glasherstellung auch<br />

gerade jungen Menschen näher bringen.<br />

Wie geht die junge Generation an<br />

das Thema heran, welche Fragen werden<br />

gestellt?<br />

Gerade die junge Generation Gestalterinnen<br />

und Gestalter ist fasziniert vom<br />

Material Glas und den Möglichkeiten der<br />

manuellen Glasherstellung. Sie schätzen<br />

nach meiner Erfahrung die Möglichkeit,<br />

mit Glasmacher_innen in Glashütten<br />

zusammenzuarbeiten sehr und bringen<br />

neue Impulse, z. B. indem sie ihre digitalen<br />

Fähigkeiten mit dem Handwerk<br />

verbinden, mit dem Material selbst experimentieren<br />

und indem sie einen frischen,<br />

unvoreingenommenen Blick auf die traditionellen<br />

Techniken werfen.<br />

21


August<br />

Hoi An Lampionfest<br />

Mit dem diesjährigen Lampionfest wird das<br />

zehnjährige Bestehen der Städtepartnerschaft<br />

zwischen Hoi An und Wernigerode<br />

gebührend gefeiert. Wernigerodes Altstadt<br />

funkelt wieder im Licht hunderter handgefertigter<br />

vietnamesischer Lampions und<br />

auf dem Marktplatz warten Hoi Ans Handwerker<br />

und Händler mit authentischer<br />

vietnamesischer Handwerkskunst auf. Zudem<br />

können sich alle Besucher und Gäste<br />

auf traditionelle Speisen aus Südostasien<br />

sowie ein umfangreiches Bühnenprogramm<br />

freuen. Die Glasmanufaktur Harzkristall ist<br />

stolzer Partner der Veranstaltung<br />

25.–27. August 2023<br />

Wernigerode, Altstadt<br />

Zum Programmflyer hier<br />

Termine<br />

Dauer ca. 40 Minuten / stündlich<br />

von 10-16 Uhr an 360 Tagen*<br />

Führungen in der<br />

Glasmanufaktur<br />

Erfahren Sie Spannendes und Interessantes<br />

über die Entstehung und Verarbeitung<br />

des Rohstoffs Glas in unserem<br />

ERLEBNISrundgang „ManufaktOur“!<br />

Als Höhepunkt erleben Sie unsere<br />

Glasmacher hautnah bei der Glasproduktion<br />

mundgeblasener Unikate, während<br />

Sie die Hitze des Schmelzofens<br />

im Gesicht spüren. Die Führungen<br />

werden täglich angeboten und dauern<br />

ca. 40 Minuten.<br />

Buchbar hier online oder direkt vor Ort<br />

22<br />

*geschlossen: Neujahr, Karfreitag, Totensonntag, Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag


Produktvorstellung:<br />

die Glasfigur<br />

„The Gambler”<br />

Durch die elegante, reduzierte Form<br />

des Körpers und des Spartanischen<br />

Dekors wird der Betrachter in eine<br />

Zeit zurückversetzt, in der großer Wert<br />

auf Eleganz und Amüsement gelegt<br />

wurde. Der Sitz des Zylinders und die<br />

Zigarettenspitze im Mundwinkel suggerieren<br />

den typischen Spieler und<br />

Lebemann der damaligen Zeit.<br />

Dieses Glaskunstwerk von Olaf<br />

Schönherr wird auf Anfrage als Einzelstück<br />

produziert,<br />

Überfang schwarz/rot,<br />

Kopf aus Massivglas, auf Glassockel<br />

Höhe ca. 50 cm<br />

> Hier geht’s direkt zum Produkt<br />

Die Glasfigur „The Gambler” von Olaf Schönherr<br />

symbolisiert den typischen Spieler und Lebemann<br />

der damaligen Zeit<br />

23


DER GRÖSSTE<br />

GLÄSERNE GLOBUS<br />

DER WELT<br />

„GLASS ON METAL GLOBE“<br />

KÜTTNERS GLOBUS – ZU<br />

SEHEN IN DER GLASMANU-<br />

FAKTUR HARZKRISTALL<br />

Fakten zum Projekt<br />

› Kinetische Skulptur für den großen Raum,<br />

Maßstab 1:10 Mio.<br />

› Ausgeführt in alter (byzantinischer) Handwerkstechnik<br />

› Stegemail-Glasschmelz auf 578 Kupferplatten<br />

› Höhe: 210 cm / Durchmesser: 128 cm / Wanddicke: 20 mm<br />

› Konzept, erste Entwürfe 1968 in Leipzig;<br />

Fertigstellung 1988<br />

Hintergrund<br />

› 1492: Kolumbus entdeckte die Neue Welt<br />

› Entstehung des ältesten erhaltenen Globus<br />

› 1992: 500 Jahre später Vorstellung des Globus durch<br />

Manfred Küttner zur Weltausstellung EXPO 92 Sevilla<br />

Technik<br />

› Elektrischer Motor: eine Umdrehung in 5 Minuten<br />

› Kugelhohlkörper aus glasfaserverstärktem Polyester<br />

› Auch ohne Strom von Hand drehbar<br />

Ausstellungsstationen<br />

Vor der Wende:<br />

› Magdeburg, Ministerium für Europa-Angelegenheiten<br />

› Berlin, Internationales Handelszentrum<br />

Nach der Wende:<br />

› 1992 EXPO Sevilla / Thema: „Das Zeitalter der<br />

Entdeckungen”<br />

Kurzbiografie Manfred Küttner<br />

1938 geboren in Halle<br />

1958 VEB Projektierungsund<br />

Konstruktionsbüro<br />

1968 Kunstschaffender in<br />

Handwerk (Gürtler)<br />

ab 1973 Werkstatt für Metallgestaltung<br />

in Wernigerode<br />

Hintergrund: Manfred Küttner bewarb sich mit dem Globus<br />

für den Deutschen Pavillon, wurde aber abgelehnt. Daraufhin<br />

beschloss das Ehepaar Küttner, den Globus auf<br />

eigene Kosten nach Sevilla zu fahren, um es dort nochmals<br />

persönlich zu versuchen. Nach einem tagelangen, aufregenden<br />

Roadtrip hatten sie Erfolg, der Expo-Generalkommissar<br />

wies dem Globus einen Platz im Außenbereich des<br />

Deutschen Pavillons zu.<br />

› PRO ART Hotel<br />

› EXPO 2000 Hannover im<br />

Presse Informationszentrum<br />

› Hamburg<br />

› Bundespresseamt<br />

Der Globus reiste viel durch Europa und Deutschland<br />

und fand nun sein letztes Domizil im Jahr 2019 in der<br />

Glasmanufaktur Harzkristall.<br />

2023 verstorben in Wernigerode<br />

Glasmanufaktur Harzkristall<br />

Im Freien Felde 5<br />

38895 Blankenburg<br />

OT Derenburg<br />

Tel. 039453 680 0<br />

www.harzkristall.de

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