männer* | III/23
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03/20<strong>23</strong><br />
Gesundheit | Sexualität | Wellbeing<br />
FRÜH-<br />
AUFSTEHER<br />
KÖNNEN<br />
LÄNGER<br />
GESUNDHEIT:<br />
Morphium,<br />
Pommes und<br />
Instagram<br />
PARTNERSCHAFT<br />
Polyamorie<br />
STIGMATISIERTE<br />
VOLKSKRANKHEITEN:<br />
SCHUPPENFLECHTE, RHEUMA, STI
Liebe Leser/innen,<br />
editorial<br />
/ INTRO<br />
unsere neue Ausgabe bietet wieder wertvolle Erkenntnisse zur Männergesundheit.<br />
Wir geben zum Beispiel einen Überblick zu 40 Jahren Aids. Außerdem<br />
wertvolle Einblicke in das Thema Vorsorge in allen seinen Facetten von Patientenverfügungen<br />
bis zum Testament. Im Bereich Sexualität präsentieren wir<br />
Zahlen zu „Wie schwul ist Deutschland“ und behandeln die Polygamie. Natürlich<br />
befassen wir uns auch mit dem Wohlbefinden wie beim Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
oder Proteinen. Wertvolle Erkenntnisse bieten auch unsere<br />
Beiträge zum Thema Schlaf.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Das <strong>männer*</strong> Team<br />
Das <strong>männer*</strong> TEAM<br />
OLAF ALP<br />
hat sich seit vielen Jahren auf<br />
das Themengebiet Andrologie<br />
spezialisiert und fungiert neben<br />
seiner Herausgeberschaft des<br />
Magazins mate auch als Chefredakteur<br />
des Magazins <strong>männer*</strong>.<br />
FELIX JUST<br />
als Chefredakteur unseres<br />
Partnermagazins mate. steuert<br />
vor allem Beiträge aus den Bereichen<br />
Lifestyle und Body bei.<br />
Das Team der <strong>männer*</strong> Redaktion setzt sich<br />
aus festen und freien Mitarbeitern zusammen,<br />
die wir hier kurz vorstellen.<br />
MARTIN LEWICKI<br />
ist als langjähriger freier<br />
Journalist in den Bereichen<br />
Gesundheit und Wellbeing tätig.<br />
Zu seinen Schwerpunkten<br />
zählen Ernährung und Fitness.<br />
CHRISTIAN KNUTH<br />
betreut seit 2006 das hinnerk<br />
Magazin und ist Chefredakteur<br />
des Onlineseite <strong>männer*</strong> mit<br />
Schwerpunkt sexuelle Gesundheit<br />
und Politik.<br />
MARCO BAST<br />
ist im letzten Jahr aus der alten<br />
Hauptstadt Bonn in die neue<br />
gezogen. Hier macht er sich<br />
beim Texten immer unentbehrlicher<br />
und wird daher<br />
auch regelmäßig in diesem<br />
Magazin zu lesen sein.<br />
SABINE HANNAKAMPF<br />
bestückt die Rubrik Ausland mit<br />
News aus der ganzen Welt und<br />
betreut seit 2021 auch das Kölner<br />
Stadtmagazin rik.<br />
MARK PFITZINGER<br />
ist seit Anfang 20<strong>23</strong> Teil der<br />
Grafikabteilung. Er gehört zum<br />
Layoutteam der <strong>männer*</strong> und<br />
der blu Media Stadtmagazine.<br />
03
INTRO<br />
Inhalt<br />
/<br />
GESUNDHEIT<br />
08 In der Pflege arbeiten<br />
12 MORPHIUM, POMMES UND INSTAGRAM<br />
18 4 Methoden, wie man gefährliches Bauchfett loswird<br />
22 Widerstandsanzüge helfen bei Rückenschmerzen<br />
26 Hoffnung für Schmerzpatienten<br />
28 Parodontitis-Bakterien schädigen nicht nur das Zahnfleisch<br />
32 Geschlechtskrankheiten sofort behandeln<br />
36 Wie HIV-positive Menschen von Sport profitieren können<br />
40 40 Jahre HIV<br />
46 Straffungsoperationen am Bauch<br />
48 Stigmatisierte Volkskrankheiten:<br />
Schuppenflechte, Rheuma und STI<br />
50 Affenpocken – Die Gefahr ist noch da<br />
54 Polyamorie<br />
58 Wie „SCHWUL“ ist Deutschland?<br />
60 Testosteron Behandlung kann die Psyche beeinflussen<br />
62 Laser gegen Erektiledysfunktion<br />
65 FLUTSCHIG, ABER SICHER!<br />
SEXUALITÄT<br />
04<br />
3/20<strong>23</strong>
70 SEINZ. Pflegeprodukte für Männer<br />
72 Hilft YOGA beim Muskelaubau?<br />
76 Nahrungsergänzungsmittel<br />
80 So hält man nach einer DIÄT sein neues Gewicht<br />
83 Minimalist Workout - Der Trainingsplan für viel beschäftigte<br />
84 FRÜHAUFSTEHER KÖNNEN LÄNGER - Der Extra-Boost für deinen Metabolismus<br />
86 Ein beginner´s Guide für Jogger<br />
88 EAT THIS<br />
WELLBEING<br />
90 Lichtes Haar bekämpfen - Die einfache Lösung<br />
92 FINASTERID ZUR BEHANDLUNG VON HAARAUSFALL<br />
94 Die ideale POWERNAP-DAUER für mehr Kreativität<br />
98 Impressum<br />
05
GESUNDHEIT
FOTO: FREEPIK.COM
GESUNDHEIT<br />
/ PFLEGE<br />
IN DER PFLEGE<br />
ARBEITEN<br />
Aktuell versorgen 1,4 Millionen Pflegekräfte in Deutschland über vier Millionen Pflegebedürftige.<br />
Für eine optimale Versorgung wären über 100.000 weitere Kräfte notwendig.<br />
Insbesondere die Kliniken erreichen oft nicht den angestrebten Personalerfüllungsgrad. Der<br />
Pflegenotstand hat sich durch Corona nochmals verschärft, da weitere pflegeintensivere<br />
Patienten hinzukamen und zur gleichen Zeit Fachkräfte durch eigene Krankheit oder Quarantäne<br />
ausfielen. Bis zum Jahr 2060 geht man von 4,5 Millionen Pflegebedürftigen aus.<br />
Wir haben mit dem Intensivpfleger Andreas Schuhladen vom Deutschen Herzzentrum<br />
München über seine Arbeit gesprochen.<br />
08<br />
3/20<strong>23</strong>
Wie sah Ihr Einstieg in den Pflegeberuf aus?<br />
Andreas Schuhladen: Meine ersten Schritte<br />
in der Pflege machte ich als Praktikant der<br />
Fachoberschule mit 16 Jahren und dann als<br />
Zivildienstleistender. Das war eine gute Gelegenheit,<br />
um einen ersten Einblick in die<br />
Arbeit einer Pflegekraft in einem Krankenhaus<br />
zu bekommen.<br />
Was hat Sie veranlasst, zum Deutschen<br />
Herzzentrum München zu wechseln?<br />
Andreas Schuhladen: Als ich im Jahr 2003<br />
mein Examen gemacht habe, wurde aus<br />
Kostengründen massiv Personal abgebaut<br />
und an den meisten Kliniken konnten keine<br />
Auszubildenden übernommen werden.<br />
Bei meinem damaligen Arbeitsgeber hat<br />
man mir vorgeschlagen, erstmal in einem<br />
der kreiseigenen Seniorenheime zu arbeiten,<br />
bis sich die Situation ändert. Ich habe<br />
mich dann auch in Augsburg und in München<br />
in unterschiedlichen Krankenhäusern<br />
beworben und Vorstellungsgespräche<br />
in einem Krankenhaus der Maximalversorgung<br />
und am Deutschen Herzzentrum<br />
München geführt. Da mir der Maximalversorger<br />
zu groß und unübersichtlich war<br />
und das Herzzentrum als Spezialklinik an<br />
einer Universität mit familiärem Charakter<br />
einen guten Eindruck gemacht hat, habe<br />
ich mich dafür entschieden.<br />
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
haben Sie dort durchlaufen?<br />
Andreas Schuhladen: Da die Arbeit auf<br />
einer herzchirurgischen Intensivstation in<br />
jeder Hinsicht, sowohl körperlich als auch<br />
seelisch und geistig sehr anspruchsvoll<br />
ist, war schon die Einarbeitung eine erste<br />
große Herausforderung. Doch nach der<br />
Einarbeitung ist man längst keine kompetente<br />
Fachpflegekraft, die man bis zur<br />
Rente bleibt. Ständig gibt es Neuerungen<br />
und man ist gefordert, am Ball zu bleiben.<br />
Zwischen 2008 und 2010 machte ich<br />
eine Fachweiterbildung für Intensiv- und<br />
Anästhesiepflege, danach eine Zusatzqualifikation<br />
als Praxisanleiter. In der Folge<br />
wurde ich ins Team der Reanimationstrainer*innen<br />
aufgenommen, welches ich<br />
mittlerweile leiten darf. Auch hier machen<br />
wir regelmäßig Fortbildungen. Seit 20<strong>23</strong><br />
studiere ich berufsbegleitend Berufspädagogik<br />
für Gesundheits- und Sozialberufe,<br />
was durch das Deutsche Herzzentrum<br />
München unterstützt wird. Hier beteiligt<br />
sich die Klinik an den Studiengebühren<br />
und stellt mir zusätzliche Fortbildungstage<br />
zur Verfügung.<br />
ILLUSTRATIONEN: STORYSET / FREEPIK<br />
09
GESUNDHEIT<br />
/ PFLEGE<br />
Wie können Sie dieses Wissen im Arbeitsalltag<br />
einbringen?<br />
Andreas Schuhladen: Der Lohn der Fortbildungen<br />
ist, dass mein Beruf sich mittlerweile<br />
sehr abwechslungsreich darstellt. Als<br />
Praxisanleiter wurde ich von der Patientenbetreuung<br />
freigestellt, sodass ich mich<br />
voll auf die berufspädagogischen Tätigkeiten<br />
konzentrieren kann. Diese reichen<br />
von Praxisanleitungen bis zur Abnahme<br />
praktischer Prüfungen im Rahmen der<br />
Fachweiterbildung in der Intensiv- und Anästhesiepflege.<br />
Da das Herzzentrum selbst<br />
als Weiterbildungsstätte fungiert, konnte<br />
ich mein Tätigkeitsfeld auch in der Lehre<br />
erweitern. Dies betrifft die Gestaltung von<br />
Unterrichten, aber auch viele administrative<br />
Tätigkeiten. Langweilig wird es in<br />
jedem Fall nicht. Zudem können sich die<br />
Praxisanleiter*innen in abteilungsübergreifenden<br />
Workshops für die Mitarbeitenden<br />
einbringen.<br />
Würden Sie den von Ihnen eingeschlagenen<br />
Berufsweg wieder so gehen oder<br />
etwas ändern?<br />
Andreas Schuhladen: Natürlich gab es<br />
zwischendurch schon Momente hoher<br />
Belastung mit Schichten ohne Pause, ohne<br />
Trinken und dem Gefühl seiner Arbeit<br />
nicht hinterherzukommen. Da kamen gelegentlich<br />
auch Zweifel, ob ich im richtigen<br />
Beruf bin. Im Nachhinein würde ich aber<br />
nichts ändern und bin dankbar für die<br />
Erfahrungen und viele persönliche Begegnungen<br />
und Freundschaften, die sich<br />
entwickelt haben. Vor allem einschneidende<br />
Erlebnisse, wie die erste gemeinsame<br />
Reanimation verbinden. Ein berufsbegleitendes<br />
Studium ist eine besondere<br />
Belastung und lässt nur wenig Freizeit zu.<br />
Was mir daran gefällt ist, dass es sehr anwendungsbezogen<br />
ist und ich tatsächlich<br />
viele neu erlernte Inhalte auch praktisch<br />
anwenden kann.<br />
Was würden Sie jungen Menschen empfehlen,<br />
die sich für einen Beruf in der<br />
Pflege interessieren?<br />
Andreas Schuhladen: Erstmal würde ich<br />
ihnen raten, sich nicht abschrecken zu<br />
lassen, von den all den Horrorszenarien,<br />
die zum Teil gezeichnet werden. Die Pflege<br />
ist ein toller Beruf, der sehr abwechslungsreich<br />
sein kann und auch Fortbildungsmöglichkeiten<br />
bietet, die nicht gleich so<br />
ersichtlich sind. Was ich mit der Erfahrung<br />
von heute empfehlen würde, ist in jedem<br />
Fall in einer neuen Abteilung erstmal über<br />
einen möglichst langen Zeitraum zu hospitieren.<br />
Die Kliniken suchen händeringend<br />
nach Personal und man kann sich seinen<br />
Arbeitgeber aussuchen und schauen, wo<br />
man das beste Angebot bekommt. Das<br />
hängt weniger mit Geld zusammen als vielmehr<br />
mit den Arbeitsbedingungen und der<br />
gelebten Unternehmenskultur. So etwas<br />
lässt sich bei ein bis zwei Tagen Hospitation<br />
schon ein wenig erkennen.<br />
10<br />
3/20<strong>23</strong>
Christopher ist auf der Suche nach der Einen,<br />
die in seinem Dschungel noch fehlt.<br />
DU BIST<br />
INDIVIDUELL<br />
UND VERDIENST EINE HIV-THERAPIE,<br />
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Ob Pille, Spritze oder<br />
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deinem/r Ärzt*in über<br />
eine Therapie, die zu<br />
dir passt.<br />
Mehr zum Leben mit HIV unter livlife.de
GESUNDHEIT<br />
/ PFLEGE<br />
Autor: Dada Peng<br />
MORPHIUM, POMMES<br />
UND INSTAGRAM<br />
Wie kann ich die letzten Lebenstage<br />
für meine Angehörigen so angenehm<br />
wie möglich gestalten?<br />
Die Lebensrealität von uns allen hat sich in<br />
den letzten 20 Jahren enorm verändert. Vor<br />
allem die Digitalisierung und Globalisierung<br />
haben dazu beigetragen. Junge Menschen<br />
leben online und offline, 50-Jährige sind<br />
heute noch genauso aktiv wie mit 30 und<br />
auch die Situation von Familien hat sich geändert.<br />
Es gibt immer mehr Single-Haushalte<br />
und Patchworkfamilien. Diese veränderte<br />
Lebenssituation beeinflusst natürlich auch<br />
unser aller Sterben. Wir möchten autark und<br />
individuell sterben können. Selbstbestimmt<br />
so lange es nur möglich ist. Als Angehöriger<br />
möchte man einem sterbenden Menschen<br />
dabei helfen. Aber wie?<br />
Gastautor Dada Peng – Begründer der<br />
Initiative „Superhelden fliegen vor“ –<br />
erklärt in diesem Feature, was Sterbenden<br />
gut tut und wie man sie auf ihrem<br />
letzten Weg richtig unterstützt.<br />
Die Initiative „Superhelden fliegen vor“<br />
möchte Angebote schaffen, informieren,<br />
genau diese Fragen beantworten und<br />
lädt Menschen aus allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen dazu ein, sich einzubringen.<br />
Zweck der Initiative ist die<br />
Hilfe und Unterstützung von sterbenden<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
Du willst mehr über Sterbebegleitung, Trauer und<br />
den Tod wissen oder hast selbst einen Todesfall<br />
im engeren sozialen Umfeld erlebt und brauchst<br />
Hilfe bei Fragen zu Bestattung und Nachlass? Auf<br />
www.agavio.de findest du eine Checkliste für den<br />
Todesfall, weiterführende Blog-Artikel und Vorsorgetipps<br />
für dein eigenes Leben.<br />
FOTO: CHIRAG PORUHIT / UNSPLASH<br />
12<br />
3/20<strong>23</strong>
UNBESCHWERT<br />
LEBEN?<br />
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Eine erfolgreiche HIV-Therapie schützt deine Gesundheit – so kannst du<br />
entspannte Momente genießen. Welche Rolle ein nachhaltiger Behandlungserfolg<br />
dabei spielt, erfährst du bei deinem*r Ärzt*in. Mehr über den<br />
nachhaltigen Behandlungserfolg findest du auch auf NOCHVIELVOR.de<br />
DE-UNB-1624-04-20<strong>23</strong> | ©We are, GettyImages. Agenturfoto mit Model gestellt.<br />
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GESUNDHEIT<br />
/<br />
PFLEGE<br />
sowie die Förderung von Kunst, Kultur und<br />
Medienangeboten, die sich an sterbende<br />
Menschen richten, um die verbleibende<br />
Lebenszeit bis zuletzt selbst zu gestalten,<br />
voll auszuschöpfen und selbstbestimmt<br />
leben zu können.<br />
Angela Koch, Pressesprecherin von<br />
„Superhelden fliegen vor“ sagt:<br />
„Unser Ziel ist es, die Sterbensphase individuell<br />
zu gestalten. Nicht alle Sterbenden<br />
haben dieselben Bedürfnisse. Der Mensch<br />
bleibt er selbst bis zuletzt. Wenn man<br />
seinen Angehörigen während der Sterbensphase<br />
unterstützen möchte, dann kann<br />
man das am besten tun, indem man ihn<br />
nicht anders behandelt als sonst. Unsicherheiten<br />
offen ansprechen, die Bedürfnisse<br />
des Sterbenden ernst nehmen und ihn<br />
nicht bevormunden.“<br />
EINER DER WICHTIGSTEN ASPEKTE<br />
WÄHREND DER STERBEPHASE IST ES,<br />
SCHMERZFREI ZU SEIN<br />
Wenn bei Krankheit keine Aussicht auf<br />
eine Heilung besteht, kann der Patient<br />
palliativ betreut werden. Das heißt, im<br />
Mittelpunkt der Therapie stehen die Steigerung<br />
der Lebensqualität und die Linderung<br />
der Schmerzen. Wenn diese Versorgung<br />
gewährleistet ist, kann der Patient noch<br />
Wochen oder auch Monate weiterleben<br />
und die verbleibende Lebenszeit füllen.<br />
Für viele Angehörige ist die Umstellung auf<br />
eine palliative Versorgung eine schwere<br />
Entscheidung. Zum einen erlischt die Hoffnung<br />
auf eine Heilung und zum anderen<br />
muss man sich folglich der Tatsache stellen,<br />
dass der geliebte Mensch tatsächlich<br />
stirbt. Die Auseinandersetzung mit dem<br />
Tod wird unausweichlich.<br />
Wir alle sind Sterbende. Der ein oder<br />
andere ist sich dessen nur mehr bewusst.<br />
Durch eine Diagnose, durch eine Krankheit<br />
beispielsweise.<br />
„Eine flächendeckende<br />
palliative Versorgung ist<br />
immer Grundlage und<br />
Ausgangspunkt für eine<br />
selbstbestimmte letzte<br />
Lebensphase, denn ein<br />
Mensch, der Schmerzen<br />
erleidet, hat an kulturellen<br />
oder sozialen Dingen kein<br />
Interesse.“<br />
Die Verbesserung der Lebensumstände<br />
während der Sterbephase kommt uns allen<br />
früher oder später zugute. Eine flächendeckende<br />
palliative Versorgung ist immer<br />
Grundlage und Ausgangspunkt für eine<br />
selbstbestimmte letzte Lebensphase, denn<br />
ein Mensch, der Schmerzen erleidet, hat<br />
an kulturellen oder sozialen Dingen kein<br />
Interesse.<br />
HOSPIZ ODER NICHT HOSPIZ?<br />
Viele Menschen möchten zu Hause sterben<br />
und als Angehöriger möchte man diesen<br />
Wunsch erfüllen. In vielen Fällen ist dies<br />
aber einfach nicht machbar. Manchmal<br />
zieht sich die Sterbephase über Wochen<br />
oder gar Monate hin. In der Wohnung wird<br />
für die Betreuung ein geeigneter Platz benötigt<br />
und das Familienleben läuft weiter. Der<br />
Gang in ein Hospiz ist für viele Patienten,<br />
aber auch für die Angehörigen, eine Entlastung.<br />
Zu wissen, dass der geliebte Mensch<br />
rund um die Uhr medizinisch gut versorgt<br />
ist, kommt allen Beteiligten zugute.<br />
Voraussetzung, um in einem Hospiz aufgenommen<br />
zu werden, ist immer, dass der<br />
Patient über seine Situation informiert und<br />
aufgeklärt ist. Es ist für alle klar, dass er<br />
im Hospiz versterben wird. Diese Einsicht<br />
ist für eine gute Sterbebegleitung extrem<br />
wichtig. Denn ein sterbender Mensch kann<br />
anders leben als ein Mensch, der auf eine<br />
Genesung hofft. Er kann alles essen, was er<br />
14 3/20<strong>23</strong>
HIV / Hepatitis?<br />
Persönlich. Für Sie da.<br />
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GESUNDHEIT<br />
/ PFLEGE<br />
mag, alles und so viel er will rauchen oder<br />
trinken. Was immer dem Sterbenden im<br />
Moment guttut, ist okay.<br />
Einen sterbenden Menschen zu begleiten,<br />
bedeutet in erster Linie, für ihn oder sie da<br />
zu sein, zuzuhören und sich selbst zurück<br />
nehmen. Er oder sie steht voll und ganz<br />
im Mittelpunkt, denn dieses Erleben ist<br />
einmalig.<br />
„Ein sterbender Mensch<br />
kann anders leben als ein<br />
Mensch, der auf eine<br />
Genesung hofft. Er kann<br />
alles essen, was er mag, alles<br />
und so viel er will rauchen<br />
oder trinken. Was immer<br />
dem Sterbenden im Moment<br />
guttut, ist okay.“<br />
Jeder Mensch kann begleiten. Viele Menschen<br />
aber haben Angst in einer Begleitung<br />
etwas falsch zu machen. Zu sterben<br />
bedeutet zu leben. Es ist eine Lebensphase,<br />
in der man lachen, weinen und auch mal<br />
streiten darf.<br />
Koch: „Viele Sterbende möchten auf gar<br />
keinen Fall bemitleidet und in Watte gepackt<br />
werden. Sterben ist ganz individuell.<br />
Der eine möchte sich nur von Pommes<br />
ernähren, in anderer führt ein Krebstagebuch<br />
auf Instagram und noch ein anderer<br />
schreibt Briefe für seine Angehörigen. Wir<br />
können uns als Begleiter nur als Ermöglicher<br />
sehen. Was immer der Sterbende<br />
möchte, wir stellen es bereit, wir kümmern<br />
uns darum. Wichtig dabei ist auch,<br />
die eigenen Grenzen als Angehöriger zu<br />
kennen. Wenn die eigene Kraft nicht mehr<br />
ausreicht, dann ist es das Beste und Schlaueste<br />
sich Unterstützung von ausgebildeten<br />
Sterbebegleitern zu holen.“<br />
Mit zwei Fragebogen-Tools begleitet<br />
die Plattform die User zum einen<br />
mit einer praktischen Checkliste im<br />
Todesfall eines Angehörigen und hilft<br />
zum anderen dabei, sich selbst und<br />
seine Lieben auf mögliche gesundheitliche<br />
Hürden vorzubereiten.<br />
Die Ergebnisse der „Checkliste im<br />
Todesfall“ wird in „zeitkritische“ Todos<br />
und „nicht zeitkritische“ To-dos<br />
unterteilt. Es besteht die Möglichkeit,<br />
die Checkliste als PDF herunterzuladen<br />
und auszudrucken. Die Ergebnisse<br />
des „Zukunftschecks“ werden<br />
in einem Drop-down-Menü in fünf<br />
unterschiedlichen Kategorien dargestellt:<br />
Gesundheit, Familie, Finanzen,<br />
Absicherung und Beruf.<br />
In aufwendig recherchierten Blog-<br />
Artikeln widmet sich Agavio juristischen<br />
Themen wie dem Erbrecht,<br />
erklärt alle wichtigen Vorsorgedokumente<br />
und gibt unter anderem eine<br />
Anleitung für das eigene Testament.<br />
www.agavio.de<br />
Fast jeder Hospizdienst bietet auch eine<br />
Sterbebegleitung an. Es gibt zusätzlich<br />
zu den stationären Hospizen ambulante<br />
Hospizdienste, die den Sterbenden oder<br />
die Sterbende zu Hause aufsuchen und<br />
betreuen.<br />
Wer einen geliebten Menschen begleiten<br />
möchte und ihm Gutes tun mag, der<br />
informiert sich am besten schon frühzeitig<br />
über seine Wünsche. So kann die letzte<br />
Lebensphase eine schöne gemeinsame Zeit<br />
werden.<br />
www.superhelden-fliegen-vor.de<br />
16<br />
3/20<strong>23</strong>
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Sie zudem die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen und so<br />
aktiv an der medizinischen Forschung mitzuwirken und von ihr zu profitieren.<br />
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17
GESUNDHEIT<br />
/<br />
BAUCHFETT<br />
4 METHODEN,<br />
WIE MAN<br />
GEFÄHRLICHES<br />
BAUCHFETT<br />
LOSWIRD<br />
FOTOS: WAYHOMESTUDIO / FREEPIK.COM<br />
Anders als das Unterhautfett ist Viszeralfett von außen nicht sichtbar. So können selbst Menschen<br />
mit einer normalen Figur einen hohen Anteil an dem inneren Bauchfett aufweisen. Dieses<br />
umschließt die inneren Organe und ist dort besonders aktiv am Stoffwechsel beteiligt. Das macht<br />
es zum gesundheitlichen Risiko. Doch es gibt Wege, das gefährliche Bauchfett zu reduzieren.<br />
18 3/20<strong>23</strong>
ICON: MARTIN KÖNIGSMANN /<br />
THENOUNPROJECT.COM<br />
1. Hauptsache Bewegung<br />
Ein hoher Körperfettanteil fällt meistens<br />
sofort auf. Anders verhält es sich mit dem<br />
inneren Bauchfett. Das sogenannte Viszeralfett<br />
ist von außen nicht sichtbar, da es nicht<br />
unter der Haut wie das subkutane Fett sitzt,<br />
sondern sich hinter den Bauchmuskeln<br />
verbirgt. Dort umschließt es innere Organe<br />
wie Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse.<br />
Viszeralfett ist nicht grundsätzlich schlecht,<br />
da es auch dem Schutz der einzelnen Organe<br />
in der Bauchhöhle dient. Nur ein zu viel<br />
davon ist für die Gesundheit problematisch,<br />
denn das Viszeralfett ist besonders stoffwechselaktiv.<br />
Dabei bildet es Botenstoffe,<br />
die Entzündungen hervorrufen können.<br />
Darüber hinaus kann das innere Bauchfett<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose,<br />
Herzinfarkt und Schlaganfall<br />
sowie Diabetes mellitus und sogar einige<br />
Krebsarten wie beispielsweise Prostatakrebs<br />
begünstigen.<br />
Wie viel Bauchfett wir speichern, ist sehr<br />
individuell. Dabei spielen unter anderem<br />
Gene, Hormone, Geschlecht und Alter eine<br />
wichtige Rolle. Männer neigen beispielsweise<br />
eher dazu, am Bauch zuzunehmen<br />
als Frauen. Da generell ein großer Bauchumfang<br />
darauf schließen lässt, dass viel viszerales<br />
Fett in der Bauchhöhle vorhanden<br />
ist, gibt es einen Richtwert, an dem man<br />
sich orientieren kann: Bei Männern gilt ein<br />
Bauchumfang von mehr als 94 Zentimetern<br />
als gesundheitliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
und Diabetes mellitus.<br />
Gemessen wird der Bauchumfang etwa zwei<br />
Zentimeter oberhalb des Beckenknochens.<br />
Die Wissenschaft beschäftigt sich schon<br />
länger mit diesem Gesundheitsrisiko und<br />
so weiß man mittlerweile, mit welchen Methoden<br />
man das innere Bauchfett effektiv<br />
reduzieren kann.<br />
Wie Studien zeigen, hilft gegen Körperfett<br />
im Allgemeinen und das Viszeralfett im<br />
Speziellen am besten regelmäßige Bewegung.<br />
Dabei kommt es auf die richtige<br />
Intensität an, denn während bei starker<br />
Beanspruchung vor allem Kohlenhydrate<br />
verbrannt werden, regt eine gemäßigte,<br />
aber lang anhaltende Bewegung den Fettstoffwechsel<br />
an. Lange Cardio-Einheiten<br />
bei geringer Intensität sind ideal. Zum<br />
Beispiel eine Stunde Laufen, Schwimmen<br />
oder Radfahren bei konstanter Herzfrequenz.<br />
Selbst ein ausgedehnter zügiger<br />
Spaziergang geht an die Fettspeicher.<br />
Leichtes Training, das bei 60 bis 70 Prozent<br />
der maximalen Herzfrequenz erfolgt,<br />
zapft Körperfett als Energiequelle am<br />
besten an. Wenn man in der Lage ist, sich<br />
während eines Ausdauertrainings mit<br />
einer anderen Person zu unterhalten und<br />
das Gefühl hat, weder unterfordert noch<br />
überfordert zu sein, ist man im idealen<br />
Fettverbrennungsmodus.<br />
Es gibt aber auch gute Nachrichten für<br />
all jene, die es lieber kurz und intensiv<br />
mögen. In einer Meta-Analyse aus dem<br />
Jahr 2019 haben Forscher 786 internationale<br />
Studien ausgewertet, um herauszufinden,<br />
ob leichtes Training oder sogenanntes<br />
hochintensives Intervalltraining<br />
(HIIT) sich besser eignet, um Körperfett<br />
zu reduzieren. Dabei fanden sie heraus,<br />
dass der prozentuale Körperfettanteil<br />
durch beide Trainingsarten vergleichbar<br />
stark sinkt. Allerdings sei HIIT deutlich<br />
besser darin, die Gesamtkörperfettmasse<br />
zu reduzieren. Es gibt auch andere<br />
Hinweise darauf, dass HIIT durch den<br />
sogenannten Nachbrenneffekt auch noch<br />
Stunden nach einer Trainingseinheit den<br />
Fettstoffwechsel anregt. Doch egal, ob<br />
man kurze intensive oder lange sanfte<br />
Trainingseinheiten bevorzugt, beide kurbeln<br />
die Fettverbrennung an.<br />
19
GESUNDHEIT<br />
/ BAUCHFETT<br />
2. Weg mit dem Zucker<br />
Die zweite wichtige Stellschraube im<br />
Kampf gegen das Viszeralfett ist die Ernährung.<br />
Insbesondere Zucker ist in all seinen<br />
schnell verfügbaren Formen als Fruktose,<br />
Saccharose oder Glukose – der Dickmacher<br />
schlechthin. „Wenn bei zu hoher<br />
Fruktosezufuhr auf einmal viel Fruktose<br />
ICON: BECRIS / THENOUNPROJECT.COM<br />
Zuckerkonsum problematisch: „Die Forschung<br />
beschäftigt sich seit Jahrzehnten<br />
mit der Frage, ob und in welchem Umfang<br />
und warum Zuckerkonsum und bestimmte<br />
Erkrankungen im Zusammenhang<br />
stehen“, sagt Dr. Kabisch. Laut ihm gebe<br />
es starke statistische Zusammenhänge<br />
zwischen dem Zuckerkonsum und Erkrankungen<br />
wie Übergewicht (Adipositas), Diabetes<br />
mellitus Typ 2, Fettleber, aber auch<br />
den daraus resultierenden Folgeerkrankungen<br />
wie Herzinfarkt und Krebs.<br />
Um gefährliches Bauchfett zu reduzieren,<br />
muss man also nicht gleich radikale Low-<br />
Carb-Diäten anwenden, die nur schwer<br />
durchzuhalten sind. Es reicht schon,<br />
Zucker als Zutat in Speisen und Getränken<br />
wegzulassen oder stark zu reduzieren.<br />
Wer zudem seinen Abnehmerfolg halten<br />
will, sollte einige weitere Faktoren beachten.<br />
Wie die Auswertung verschiedener<br />
Studien zu Gewichtsverlust ergab, sollte<br />
man immer gesunde Lebensmittel zu<br />
Hause haben, regelmäßig frühstücken,<br />
viel Gemüse essen sowie wenig Zucker<br />
und wenige industriell verarbeitete Lebensmittel<br />
konsumieren, damit man nicht<br />
wieder zunimmt.<br />
die Leber anflutet, ist die Umwandlungskapazität<br />
überfordert und es wird Fett<br />
daraus gemacht, das sich in der Leber<br />
ablagert oder ans Blut abgegeben wird. So<br />
werden auch andere Gewebe mit diesem<br />
Fett angereichert“, erklärt der Ernährungswissenschaftler<br />
Prof. Nicolai Worm. Auch<br />
andere Experten gehen davon aus, dass<br />
ein übermäßiger Konsum von Fruktose zu<br />
Entzündungen in Zellen führt und durch<br />
weitere Mechanismen die Fettspeicherung<br />
im viszeralen Fettgewebe verstärkt.<br />
Auch der Studienarzt Dr. Stefan Kabisch<br />
vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung<br />
Potsdam-Rehbrücke sieht den<br />
3. Bloß keinen Stress<br />
Einer der Faktoren, warum Menschen<br />
an Gewicht zunehmen, ist Stress. Denn<br />
wenn wir unter Druck stehen und unausgeglichen<br />
sind, wird das Stresshormon<br />
ICON: SOREMBA / THENOUNPROJECT.COM<br />
20<br />
3/20<strong>23</strong>
Cortisol im Körper ausgeschüttet. Dieses<br />
führt dazu, dass wir mehr Körperfett<br />
speichern. Studien haben gezeigt, dass<br />
sowohl bei Frauen als auch bei Männern<br />
Cortisol zu mehr viszeralem Fett führen<br />
kann. Das Gegenrezept lautet folgerichtig:<br />
Bloß nicht stressen lassen! Das klingt<br />
allerdings einfacher, als es in der Realität<br />
umsetzbar ist. Aber mit Strategien wie<br />
Meditation, Achtsamkeitstraining, Yoga-<br />
Übungen sowie regelmäßigem Sport<br />
werden wir gelassener und stressresistenter.<br />
Auch Entspannungsmomente im<br />
Alltag, wie zum Beispiel ein Spaziergang<br />
in der Mittagspause, helfen, besser mit<br />
Arbeitsstress umzugehen.<br />
ICON: PALASH JAIN / THENOUNPROJECT.COM<br />
4. Immer ausreichend<br />
schlafen<br />
Eine der wohl einfachsten und nachweislich<br />
wirksamen Methoden, um sein Fett<br />
loszuwerden, ist ausreichend Schlaf. Eine<br />
Fünf-Jahres-Studie zeigte, dass insbesondere<br />
Menschen unter 40 Jahren, die fünf<br />
oder weniger Stunden pro Nacht schliefen,<br />
an Bauchfett und an viszeralem Fett<br />
zunahmen. Erstaunlicherweise nahmen<br />
aber auch Menschen zu, die mehr als<br />
acht Stunden pro Nacht schliefen. Am<br />
wenigsten nahmen jene Probanden zu,<br />
die sechs bis sieben Stunden Schlaf pro<br />
Nacht hatten. Erst ab einem Alter von<br />
über 40 konnte kein Zusammenhang<br />
mehr zwischen Schlafdauer und Körperfettzunahme<br />
nachgewiesen werden.<br />
21<br />
Paradies_Apotheke_60x180.indd 1 28.03.22 14:22
GESUNDHEIT<br />
/ RÜCKENSCHMERZEN<br />
Text: Martin Lewicki<br />
WIDERSTANDSANZÜGE VON<br />
ASTRONAUTEN HELFEN BEI<br />
RÜCKENSCHMERZEN<br />
Rückenbeschwerden zählen in Deutschland zu<br />
den Volkskrankheiten. Umso wichtiger sind neue<br />
Behandlungsmethoden, um den Leidenden zu<br />
helfen. Die Erfahrungen von Astronauten mit<br />
Rückenproblemen im Weltraum könnten zu neuen<br />
Therapieansätzen auch bei Erdenbürgern führen.<br />
Insbesondere die Veränderung der Arbeitswelt<br />
hin zu Bürotätigkeiten hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten dazu geführt, dass<br />
sich Menschen im Alltag wenig bewegen<br />
und stattdessen viel Zeit im Sitzen verbringen.<br />
Die Entlastung der Rückenmuskulatur<br />
führte dazu, dass Rückenschmerzen sich<br />
zu den am stärksten verbreiteten Leiden in<br />
hoch entwickelten Ländern entwickelten.<br />
Immerhin werden mittlerweile Büroarbeitsplätze<br />
zunehmend mit höhenverstellbaren<br />
Schreibtischen ausgestatten,<br />
damit Angestellte abwechselnd im Sitzen<br />
und Stehen arbeiten können. Von einem<br />
Bürojob sind Astronauten im All zwar<br />
meilenweit entfernt, dennoch könnten<br />
ihre Erfahrungen mit Rückenproblemen<br />
helfen, auch auf Erden Rückenschmerzen<br />
besser zu behandeln.<br />
FEHLENDE SCHWERKRAFT LÄSST<br />
ASTRONAUTEN WACHSEN<br />
Die Ursache für Rückenbeschwerden der<br />
Astronauten ist nicht das häufige Sitzen.<br />
Stattdessen sorgt die fehlende Schwerkraft<br />
im All dafür, dass die Wirbelsäule<br />
sich streckt und nahezu gerade wird. Wie<br />
die amerikanische Johns-Hopkins-Universität<br />
in einer Studie berichtet, kann es bei<br />
Astronauten dazu führen, dass sie während<br />
einer Mission im All um bis zu 7,5<br />
Zentimeter wachsen. Das Problem: Wenn<br />
sie zurück auf der Erde ankommen,<br />
staucht sie die Erdanziehungskraft wieder<br />
zusammen. Und das ist schmerzhaft.<br />
So haben fast 80 Prozent der Rückkehrer<br />
aus dem All mit Rückenschmerzen zu<br />
kämpfen. Im All liegt die Quote dagegen<br />
22<br />
3/20<strong>23</strong>
PRAXISTEAM<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
Reise- &<br />
Tauchmedizin<br />
Hepatitis<br />
B & C<br />
Behandlung<br />
PrEP<br />
HIV<br />
Diagnose &<br />
Therapie<br />
Mpox<br />
Impfung<br />
FOTO: VECSTOCK / FREEPIK.COM<br />
bei 52 Prozent. Es ist also ein großes<br />
Problem für Astronauten. „Wenn die<br />
reduzierte Schwerkraft dazu führt, dass<br />
sich die Krümmung richtet, dann wäre<br />
dies nicht nur eine Ursache für akute<br />
Schmerzen bei Astronauten, sondern<br />
könnte auch die Stabilität ihrer Wirbelsäule<br />
beeinträchtigen, wenn sie zurück<br />
auf der Erde sind“, sagt Radostin Penchev,<br />
Arzt am Johns-Hopkins-Universitätskrankenhaus<br />
und mitwirkender der<br />
DR. MED. INGO OCHLAST<br />
FA für Allgemein- und Arbeits-<br />
Astronautenstudie.<br />
Gesundheitsheft_105x148_0118.indd 35 medizin, Hausärztliche Versorgung 13.12.17 15:01<br />
Eine andere Studie der Universität Innsbruck<br />
hat zudem gezeigt, dass Militärhubschrauber-Piloten<br />
und ihre Besatzungsmitglieder<br />
ebenfalls durch hohe<br />
Gravitationskräfte öfter von Rückenschmerzen<br />
betroffen sind. Die Piloten<br />
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<strong>23</strong>
GESUNDHEIT<br />
/ RÜCKENSCHMERZEN<br />
ILLU: PCH.VECTOR / FREEPIK.COM<br />
entwickeln fast dreimal häufiger einen<br />
Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich<br />
als die Allgemeinbevölkerung. Das<br />
trifft auch auf Astronauten zu. Sie erleiden<br />
laut einer NASA-Studie aus dem Jahr 2010<br />
rund viermal häufiger einen Bandscheibenvorfall,<br />
vor allem kurz nach der Rückkehr<br />
zur Erde.<br />
WAS ASTRONAUTEN GEGEN RÜCKEN-<br />
SCHMERZEN UNTERNEHMEN<br />
Schon seit Beginn des Weltraumreisens<br />
hilft klassisches Krafttraining auf der Erde<br />
Astronauten gegen Rückenschmerzen. Zu<br />
den Übungen zählen Kniebeugen, Ausfallschritte<br />
und Ruderzug. Die Stärkung<br />
der Muskulatur dient der Vorbeugung von<br />
Rückenproblemen. Um einen zu starken<br />
Muskelabbau im All zu verhindern, sind<br />
Raumstationen zudem mit Trainingsgeräten<br />
ausgestattet. Doch wie die gesundheitliche<br />
Untersuchung der Astronauten zeigt,<br />
reicht das allein nicht aus.<br />
Ideal wäre die Erzeugung von Schwerkraft<br />
im All. „Science-Fiction hat die sich<br />
drehende Raumstation populär gemacht,<br />
die Zentrifugalkraft nutzt, um Schwerkraft<br />
nachzuahmen“, sagt der Wissenschaftler<br />
Radostin Penchev. Laut ihm seien jedoch<br />
spezielle Anzüge eine realistischere und<br />
sogar bessere Alternative. Diese können<br />
dem Körper einen ähnlichen Widerstand<br />
bieten wie die Erdanziehungskraft. Und sie<br />
existieren bereits. Die Anzüge fühlen sich<br />
an, als würde man Gummibänder von den<br />
Schultern bis zu den Hüften überziehen.<br />
Dadurch sollen einzelne Muskelgruppen<br />
aktiviert werden, die uns auf der Erde die<br />
aufrechte Haltung ermöglichen, erklären<br />
die Forscher in ihrer Studie.<br />
Wie die Auswertung von 722 Raumflügen<br />
zeigte, konnte die Verwendung solch eines<br />
Widerstandsanzugs zusammen mit einem<br />
Trainingsprogramm die Rückenbeschwerden<br />
bei 85 Prozent der Probanden lindern.<br />
Jedoch beklagten einige Astronauten das<br />
unbequeme Tragen und die eingeschränkte<br />
Bewegungsfreiheit. Zu den weiteren<br />
Maßnahmen, die bei Astronauten Rückenschmerzen<br />
vorbeugen sollen, zählen Massagen,<br />
Nahrungsergänzung mit Vitamin<br />
D und Muskelstimulation per Elektroden<br />
(EMS-Training).<br />
WELTRAUMTOURISMUS TREIBT DIE<br />
FORSCHUNG AN<br />
Wie die Forscher anmerken, könnte der<br />
wachsende Weltraumtourismus dazu<br />
führen, dass viele Rückkehrer aus dem All<br />
von Rückenschmerzen geplagt werden. Insofern<br />
ist die Forschung in diesem Bereich<br />
wichtig, um den gesundheitlichen Nebenwirkungen<br />
von Weltraumreisen vorzubeugen.<br />
Dies kann womöglich auch Menschen<br />
auf der Erde zugutekommen. Denn die<br />
Erkenntnisse aus dem All könnten dazu<br />
genutzt werden, Widerstandsanzüge zum<br />
Training für Patienten mit Rückenschmerzen<br />
zu entwickeln oder als Vorbeugung für<br />
jene, die sich zu wenig im Alltag bewegen.<br />
24<br />
3/20<strong>23</strong>
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GESUNDHEIT / CANNABIS<br />
Text: Martin Lewicki<br />
HOFFNUNG FÜR<br />
SCHMERZPATIENTEN<br />
CANNABIS-WIRKSTOFF IST 30-MAL EFFEKTIVER ALS ASPIRIN<br />
ILLU: FREEPIK.COM<br />
Cannabis ist nach wie vor umstritten. Für die einen ist es eine Droge, für die anderen ein hilfreiches<br />
Schmerz- und Beruhigungsmittel. Kanadischen Forschern gelang es, einen entzündungshemmenden<br />
Cannabis-Wirkstoff nachzubilden, der dreißig Mal effektiver ist als Acetylsalicylsäure<br />
(ASS) – besser bekannt unter dem Namen Aspirin.<br />
In Deutschland können seit März 2017<br />
schwerkranke Patienten anstatt Schmerzmittel<br />
auch Cannabis auf Rezept erhalten.<br />
Dabei entscheidet der behandelnde Arzt,<br />
ob eine Cannabis-Therapie hilfreich ist.<br />
Die Kosten dafür werden von der Krankenkasse<br />
übernommen. Das Einsatzspektrum<br />
von Cannabis zur medizinischen Behandlung<br />
ist breit. Oft wird es beispielsweise<br />
bei chronischen Schmerzen, Multipler<br />
Sklerose, depressiven Störungen und ADHS<br />
verschrieben. Vor allem soll es die Krankheitssymptome<br />
der Patienten lindern.<br />
Allerdings muss ernsthaft abgewogen<br />
werden, ob diese Art der Therapie infrage<br />
kommt.<br />
Insbesondere Menschen mit einem hohen<br />
Risiko für Psychosen sollten vorsichtig<br />
beim Cannabis-Konsum sein. Laut einer<br />
Studie von 2019 kann der tägliche Konsum<br />
26<br />
3/20<strong>23</strong>
von Cannabis mit einem hohen Gehalt<br />
des Wirkstoffs THC (Tetrahydrocannabinol)<br />
das Risiko für ein Auftreten von<br />
Psychosen um das Sechsfache erhöhen.<br />
CANNFLAVINE SIND DEUTLICH EFFEK-<br />
TIVER ALS ACETYLSALICYLSÄURE<br />
Cannabis enthält zahlreiche Inhaltsstoffe,<br />
die eine positive Wirkung haben. Dazu<br />
zählen die sogenannten Cannflavine. Diese<br />
Entzündungshemmer im Cannabis sollen<br />
30-mal effektiver als Acetylsalicylsäure<br />
(ASS) sein, die im Aspirin eingesetzt wird.<br />
Doch es gibt ein Problem: Cannflavine<br />
machen lediglich 0,014 Prozent der Cannabis-Pflanze<br />
aus. Man benötigt also enorme<br />
Mengen des Rohstoffs, um den Wirkstoff<br />
zu gewinnen. Das würde den Preis eines<br />
potenziellen Schmerzmittels in schwindelerregende<br />
Höhen treiben – und käme<br />
somit als ASS-Alternative nicht infrage.<br />
Lange wusste man nicht, wie die Cannflavine<br />
gebildet werden. Doch kanadischen<br />
Wissenschaftlern von der „University of<br />
Guelph“ gelang es, den Bauplan für die<br />
hochwirksame Substanz zu entschlüsseln.<br />
Dazu haben sie den Stoffwechselprozess<br />
der Pflanze analysiert und die für die<br />
Cannflavin-Produktion verantwortlichen<br />
Gene ausgemacht. Somit ist es ihnen<br />
möglich, den Schmerzhemmer im Labor<br />
herzustellen.<br />
Es gibt also Hoffnung für Patienten, die<br />
unter starken akuten oder chronischen<br />
Schmerzen leiden. Denn bislang müssen<br />
viele von ihnen zu Opioiden als Schmerzmittel<br />
greifen. Der neue Cannabis-Wirkstoff,<br />
der sowohl Schmerzen als auch Entzündungen<br />
im Körper lindern kann, würde<br />
im Vergleich zu Opioiden das Risiko einer<br />
Abhängigkeit deutlich senken. Deswegen<br />
arbeiten die Forscher nun an einer Methode,<br />
wie man die Cannflavine in großen<br />
Mengen synthetisieren und somit für die<br />
breite Masse verfügbar machen kann.<br />
27
GESUNDHEIT<br />
/ PARODONTITIS<br />
Text: Martin Lewicki<br />
ZAHNGESUNDHEIT<br />
ILLU: BRGFX / FREEPIK.COM<br />
PARODONTITIS-BAKTERIEN<br />
SCHÄDIGEN NICHT NUR DAS ZAHNFLEISCH<br />
Die Zahnbettentzündung Parodontitis - auch<br />
Parodontose genannt - erwischt fast jeden<br />
zweiten Deutschen im Laufe seines Lebens.<br />
Unbehandelt kann sie nicht nur zum Zahnverlust<br />
führen, sondern auch andere Krankheiten<br />
begünstigen. Wir erklären, wie man eine<br />
Parodontitis erkennt und am besten vorbeugt.<br />
Im Deutschen werden Parodontose und<br />
Parodontitis oft synonym verwendet,<br />
dabei ist der fachlich richtige Begriff<br />
Parodontitis. In beiden Fällen meint man<br />
aber die Entzündung des Zahnbettes, die<br />
im chronischen Verlauf den Zahnhalteapparat<br />
irreversibel schädigen kann. Im<br />
fortgeschrittenen Stadium sind sowohl<br />
Zahnfleischrückgang als auch der Schaden<br />
Karies<br />
SCHMERZLOS<br />
Zahnschmelz<br />
Zahnmark<br />
Dentin<br />
ILLU: BRGFX / FREEPIK.COM<br />
1 2<br />
ZAHNSCHMELZKARIES<br />
ZAHNFÄULE<br />
28<br />
3/20<strong>23</strong>
am Knochen derart massiv, dass Zähne anfangen<br />
zu wackeln und komplett ausfallen<br />
können.<br />
Nicht zu verwechseln ist Parodontose mit<br />
Gingivitis, die lediglich eine bakterielle<br />
Entzündung des Zahnfleisches beschreibt<br />
und sich leichter behandeln lässt als<br />
Parodontose. Zudem sind in beiden Fällen<br />
unterschiedliche Bakterien am Werk.<br />
Während sich die weitverbreitete Gingivitis<br />
meist gut beseitigen lässt, handelt es sich<br />
bei der Parodontitis um eine chronische<br />
Erkrankung mit gravierenden Schäden.<br />
GEFÄHRLICHE AUSWIRKUNGEN VON<br />
PARODONTITIS<br />
Das Tückische an Parodontitis ist, dass<br />
es ein schleichender und oft unbemerkter<br />
Prozess ist. So kann die chronische<br />
Entzündung über Jahre verlaufen, bevor<br />
man sie selbst erkennt. Genau das ist fatal,<br />
denn Studien belegen, dass Parodontitis<br />
nicht nur im Mundraum wütet, sondern<br />
auch andere gefährliche Auswirkungen im<br />
Körper haben kann. Durch die chronische<br />
Entzündung des Zahnfleisches und die freiliegenden<br />
Zahnhälse können Bakterien aus<br />
dem Mundraum wesentlich einfacher in<br />
die Blutbahn oder die Lunge gelangen und<br />
so weitere Organe schädigen.<br />
Tatsächlich gibt es Untersuchungen, die<br />
einen Zusammenhang zwischen Parodontitis<br />
und Arteriosklerose aufzeigen.<br />
Der negative Einfluss auf die Blutgefäßerkrankung<br />
kann auch das Herz schädigen<br />
und sogar zum Herzinfarkt führen. Es<br />
gibt zudem Anzeichen dafür, dass Alzheimer<br />
durch Parodontitis ausgelöst werden<br />
könnte. In einer Untersuchung fand man<br />
jenes Bakterium, das für die Parodontitis<br />
verantwortlich ist, auch in Gehirnen von<br />
Alzheimer-Patienten.<br />
SCHMERZHAFT<br />
SEHR SCHMERZHAFT<br />
Entzündung des<br />
Zahnmarks<br />
Wurzelkanal<br />
Wurzelhaut<br />
3 4<br />
PULPITIS<br />
ZAHNSCHMELZKARIES<br />
Zahnabszess<br />
29
GESUNDHEIT<br />
/ PARODONTITIS<br />
SO ERKENNT MAN PARODONTITIS<br />
Die „Deutsche Mundgesundheitsstudie“<br />
aus dem Jahr 2014 zeigt, dass etwa jeder<br />
zweite erwachsene Deutsche ab dem 35.<br />
Lebensjahr eine Parodontitis aufweist. Im<br />
mittleren Alter wird bei rund acht Prozent<br />
der Menschen ein schweres Stadium diagnostiziert,<br />
bei den Senioren ab 65 Jahren<br />
sind es nahezu 20 Prozent. Umso wichtiger<br />
ist es, die Anzeichen dafür rechtzeitig<br />
zu erkennen, damit man die Parodontitis<br />
im Frühstadium behandeln kann. Wenn<br />
folgende Symptome über mehrere Wochen<br />
anhalten, sollte man einen Zahnarzt konsultieren.<br />
MUNDGERUCH<br />
-<br />
ZAHNFLEISCHBLUTEN<br />
-<br />
GERÖTETES ODER<br />
GESCHWOLLENES<br />
ZAHNFLEISCH<br />
-<br />
FREILIEGENDE<br />
ZAHNHÄLSE<br />
-<br />
LOCKERE ZÄHNE<br />
Dabei gilt es zu bedenken, dass diese<br />
Symptome auch andere Auslöser haben<br />
können. Mundgeruch kann durch Magenprobleme<br />
entstehen, Zahnfleischbluten<br />
durch zu starkes Aufdrücken beim Zähneputzen<br />
und lockere Zähne durch sehr starken<br />
Vitamin- und Mineralstoffmangel.<br />
URSACHEN VON PARODONTITIS<br />
Sowohl Parodontitis als auch die Vorstufe<br />
Gingivitis werden in den meisten Fällen<br />
durch Bakterien im sogenannten Biofilm<br />
der Mundhöhle ausgelöst. Diese Bakterien<br />
bilden zusammen mit Bestandteilen<br />
des Speichels sowie Nahrungsresten den<br />
Zahnbelag, auch Plaque genannt. Bleibt<br />
Plaque über einen längeren Zeitraum auf<br />
den Zähnen oder wird nicht gründlich<br />
entfernt, fangen die Bakterien darin an,<br />
Säuren und Giftstoffe zu bilden. Diese<br />
wiederum können eine Zahnfleischentzündung<br />
(Gingivitis) auslösen, die sich<br />
unbehandelt bis hin zur Entzündung des<br />
gesamten Zahnhalteapparates (Parodontitis)<br />
ausweiten kann. Infolge des Zahnfleischrückgangs<br />
bilden sich Taschen am<br />
Zahnfleischrand, wodurch Nahrungsreste<br />
noch einfacher zurückbleiben. So können<br />
sich Bakterien noch besser vermehren<br />
und das Fortschreiten der Parodontitis<br />
verstärken.<br />
Obwohl Mundhygiene eine wichtige Rolle<br />
spielt, gibt es unabhängig davon noch<br />
weitere Risikofaktoren. Dazu zählen das<br />
Rauchen, eine genetische Veranlagung<br />
sowie Diabetes. Selbst wer regelmäßig<br />
zweimal täglich seine Zähne putzt,<br />
sollte also auf die oben beschriebenen<br />
Anzeichen achten.<br />
BEHANDLUNGSERFOLG HÄNGT VON<br />
ZWEI FAKTOREN AB<br />
Für eine erfolgreiche Bekämpfung von<br />
Parodontitis sind zwei Faktoren entscheidend:<br />
die Behandlung beim Zahnarzt<br />
und die Mundhygiene des Patienten zu<br />
Hause. Wenn die Zahnfleischtaschen mehr<br />
als vier Millimeter Tiefe aufweisen, gilt die<br />
Parodontitis als behandlungsbedürftig. Obwohl<br />
praktisch jeder Zahnarzt parodontal<br />
behandeln darf, sollte man bei der Diagnose<br />
Parodontitis lieber zu einem Spezialisten.<br />
Der Zahnarzt sorgt zunächst dafür,<br />
dass Beläge auf den Zähnen mit ihren<br />
30<br />
3/20<strong>23</strong>
ILLU: PCH.VECTOR / FREEPIK.COM<br />
schädlichen Bakterien entfernt werden.<br />
Auch Karies, beschädigte Wurzelkanäle<br />
oder mangelhafte Füllungen müssen beseitigt<br />
werden, um den Bakterien keine<br />
Angriffsflächen zu bieten.<br />
Im nächsten Schritt werden die Zahnfleischtaschen<br />
und Zahnhälse gereinigt. In<br />
einigen Fällen ist es erforderlich, dass das<br />
Zahnfleisch an entzündeten Stellen chirurgisch<br />
aufgeschnitten wird, um sie von<br />
den Bakterien zu befreien. Dieses „offene<br />
Vorgehen“ findet unter örtlicher Betäubung<br />
statt. Dabei wird, wenn nötig, auch<br />
der angegriffene Knochen behandelt und<br />
das Zahnfleisch hinterher so zugenäht,<br />
dass es nah am Zahn anliegt, um Bakterien<br />
kein neues Einfallstor zu bieten.<br />
Ganz entscheidend für den Erfolg der Therapie<br />
ist jedoch die Zahnpflege des Patienten<br />
zu Hause. Denn nur, wenn man selbst<br />
für eine gesunde Mundhygiene sorgt, kann<br />
das Aufkeimen der Parodontitis in Schach<br />
gehalten werden.<br />
VORBEUGEN DURCH GESUNDE<br />
MUNDHYGIENE<br />
Die bekannteste Faustregel ist gleichzeitig<br />
die einfachste Art, nicht nur Karies,<br />
sondern auch Parodontitis vorzubeugen:<br />
Wer zweimal täglich (gründlich) Zähne<br />
putzt, der kann den schädlichen Zahnbelag<br />
entfernen, welcher für Entzündungen des<br />
Zahnfleisches verantwortlich ist. Dabei<br />
sollte man auf keinen Fall die Zahnzwischenräume<br />
sowie schwer zugängliche<br />
Stellen vergessen. Hier helfen Zahnseide<br />
oder Interdentalbürsten. Allerdings darf<br />
man es mit dem Zähneputzen nicht<br />
übertreiben. Zu intensives Putzen schädigt<br />
nämlich den schützenden Zahnschmelz<br />
und zu starkes Aufdrücken verletzt das<br />
Zahnfleisch, was wiederum zu Entzündungen<br />
führen kann.<br />
Auch die Zunge darf man nicht vergessen.<br />
Dort lagern sich ebenfalls Bakterien ab, die<br />
nicht nur für üblen Mundgeruch sorgen,<br />
sondern die Mundflora aus dem Gleichgewicht<br />
bringen können. Empfehlenswert<br />
ist zudem mindestens einmal jährlich eine<br />
professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt.<br />
Dabei werden die Zähne nicht nur<br />
optimal bis in die Zwischenräume gereinigt,<br />
sondern nebenbei auch kontrolliert.<br />
Zudem kann eine schleichende Parodontitis<br />
frühzeitig erkannt werden. Leider übernehmen<br />
die gesetzlichen Krankenkassen<br />
meist keine Kosten für eine professionelle<br />
Zahnreinigung. Diese liegen bei etwa 80 bis<br />
120 Euro und werden von einigen Zahnzusatzversicherungen<br />
übernommen.<br />
31
GESUNDHEIT<br />
/ STI<br />
Text: Christian Knuth / AFP<br />
GESCHLECHTSKRANKHEITEN<br />
sofort behandeln<br />
Seit es die vorsorgliche Einnahme von HIV-Medikamenten<br />
gegen eine Ansteckung mit dem<br />
Aids auslösenden Virus gibt, wird sowohl über<br />
die ebenfalls vorsorgliche Antibiotika-PreP als<br />
auch eine anlassbezogene Nachbehandlung<br />
(PEP) mit Antibiotika zur Vermeidung von<br />
bakteriell übertragenen Geschlechtskrankheiten<br />
(STI) nicht nur orakelt und risikofreudig in<br />
Selbstversuchen herumprobiert, sondern auch<br />
streng wissenschaftlich geforscht. Eine im März<br />
im „New England Journal Of Medicine“ veröffentlichte<br />
internationale Studie mit Beteiligung<br />
deutscher Forscher hat bestätigt, was auch<br />
schon kleinere Studien andeuteten.<br />
ÜBERRASCHUNG: ANTIBIOTIKA<br />
GEGEN STI HELFEN GEGEN STI<br />
Die Ergebnisse der Studie: Ein Antibiotikum,<br />
das einmalig als „Pille danach“<br />
eingenommen wird, kann die Ansteckung<br />
mit bakteriellen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder<br />
Chlamydien deutlich verringern. Wenn<br />
die Pille binnen 72 Stunden nach dem<br />
ungeschützten Sex eingenommen wurde,<br />
konnten rund zwei Drittel der Infektionen<br />
verhindert werden. Nicht ganz unlogisch,<br />
dass Medikamente, die zur Heilung der<br />
bereits symptomatischen Krankheit eingesetzt<br />
werden und deren Wirkmechanismus<br />
dabei auf die Abtötung der auslösenden<br />
32<br />
3/20<strong>23</strong>
Bakterien abzielen, auf die gleichen<br />
Bakterien auch schon vor deren exponentiellen<br />
Vermehrung im infizierten<br />
Organismus mehrheitlich tödlich wirken.<br />
Also ab sofort neben der HIV-PrEP<br />
auch das in der Studie erforschte Doxycyclin<br />
in der Hausapotheke und dem<br />
Cruising-Package vorrätig halten? Kurze<br />
Antwort: Nein.<br />
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U 2<br />
M10<br />
SEHR SPEZIFISCHE ZIELGRUPPE<br />
ERFORSCHT<br />
Da Menschen, die ihren Sex ohne die<br />
lähmende Angst vor HIV ausleben<br />
können, oftmals mehr davon praktizieren<br />
und dies gerne auch ohne den<br />
meist eh nur geringfügigen Schutz<br />
eines Kondoms gegen STI, stecken sie<br />
sich statistisch häufiger mit Eingangs<br />
genannten Plagegeistern an. Um solche<br />
Probanden zu finden, wurde das Studiendesign<br />
daher auf Männer, die Sex<br />
mit Männern haben (MSM), sowie trans<br />
Frauen, die eine Prophylaxe gegen das<br />
HI-Virus einnehmen oder bereits mit<br />
einer HIV-Infektion leben, fokussiert.<br />
Damit die Forscher auch wirklich sicher<br />
sein konnten, keine Hypochonder oder<br />
Vollkasko-Pillenschlucker ohne tatsächliche<br />
Ansteckungswahrscheinlichkeit zu<br />
erwischen, mussten die Teilnehmenden<br />
im Jahr vor Studienbeginn mindestens<br />
eine Infektion mit einer sexuell übertragbaren<br />
Krankheit durchgemacht haben.<br />
Die Auswahl scheint geglückt: Alle<br />
Probanden nahmen im Schnitt während<br />
der Studie das Antibiotikum Doxycyclin<br />
vier Mal pro Monat ein, hatten also wohl<br />
so oft auch eine Begegnung, die eine<br />
Übertragung möglich machte.<br />
Georg Stary vom Institut für Dermatologie<br />
an der Universität Wien erklärt,<br />
warum diese spezifische Zielgruppe<br />
auch für eine größere gesellschaftliche<br />
Betrachtung der STI-Infektionen taugt:<br />
Steckten sich in dieser Gruppe aufgrund<br />
der Einnahme von Doxycyclin weniger<br />
Dr. med. Markus Seidel<br />
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33
GESUNDHEIT<br />
/ STI<br />
Menschen mit Syphilis, Tripper oder Chlamydien<br />
an, seien insgesamt weniger<br />
sexuell übertragbare Krankheiten im Umlauf.<br />
„Dementsprechend werden unter<br />
Umständen auch diejenigen geschützt, die<br />
das Medikament nicht prophylaktisch<br />
einnehmen“, erklärte er.<br />
Waren die bisherigen Einschränkungen<br />
schon reichlich relativierend, kommt das<br />
ganz dicke „Aber“ zum Schluss.<br />
RESISTENZEN UND NEBENWIRKUNGEN<br />
„Allerdings müssen Antibiotika-Resistenzen<br />
bedacht werden“, heißt es im vorliegenden<br />
Bericht zur Studie weiter. Es sei<br />
vermehrt zu Resistenzen bei Gonokokken<br />
gekommen, die Tripper übertragen. Daher<br />
könne die Anwendung nicht generell empfohlen<br />
werden. „Wenn überhaupt“, sei sie<br />
nur für die oben definierte selektive Gruppe<br />
sinnvoll. Norbert Brockmeyer vom Zentrum<br />
für Sexuelle Gesundheit und Medizin<br />
am Katholischen Klinikum Bochum warnt<br />
zudem vor längerfristiger, regelmäßiger<br />
Einnahme: „Man muss davon ausgehen,<br />
dass es eine deutliche Veränderung des<br />
Mikrobioms geben wird und bei langer Anwendung<br />
auch vermehrt Nebenwirkungen<br />
auftreten werden.“<br />
Laut Gelber Liste sind „häufige Nebenwirkungen“<br />
(!) von Doxycyclin Magen-Darm-<br />
Beschwerden wie Sodbrennen, Erbrechen,<br />
Blähungen, Fettstühle und Durchfall.<br />
Typisch sind auch Schleimhautentzündungen,<br />
allergische Hautreaktionen und eine<br />
erhöhte Photosensibilisierung. Das klingt<br />
doch alltagssextauglich, oder?<br />
ALTERNATIVEN<br />
Die untersuchte Zielgruppe kennt die<br />
bisher beste Methode, die Ausbreitung<br />
von STI zu minimieren am besten: Wer<br />
regelmäßig Sex hat - ob mit oder ohne<br />
Kondom ist dabei völlig zweitrangig - sollte<br />
genauso regelmäßig einen STI-Check bei<br />
den Ärzt*innen oder dem Checkpoint<br />
seines/ihres Vertrauens machen. Wird<br />
etwas gefunden, gibt es dann nämlich auch<br />
zielgenau Penicillin, Doxy oder ein anderes<br />
Breitbandantibiotikum.<br />
34<br />
3/20<strong>23</strong>
Infektiologie<br />
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35
GESUNDHEIT<br />
/ HIV<br />
WIE HIV-POSITIVE<br />
MENSCHEN VON<br />
SPORT<br />
PROFITIEREN KÖNNEN<br />
Wenn wir an Sport denken, verbinden<br />
wir damit meist Anstrengung, Schweiß<br />
und das Streben nach Muskeln. Doch dies<br />
ist nur ein kleiner Teilaspekt, denn Sport<br />
hat viele positive Eigenschaften jenseits<br />
der Körperoptimierung. So schützt uns<br />
regelmäßige Bewegung nachweislich<br />
vor Wohlstandskrank heiten wie Rückenschmerzen,<br />
Diabetes Typ 2, Fettleibigkeit<br />
sowie Herz- Kreislauf-Erkrankungen und<br />
trägt zudem zu guter Laune und Ausgeglichenheit<br />
im Alltag bei.<br />
Das Bundesministerium für Gesundheit rät<br />
Erwachsenen wöchentlich zu mindestens<br />
150 Minuten aerober körperlicher Aktivität<br />
– darunter versteht man schnelles Gehen,<br />
Walking, langsames Laufen, Radfahren<br />
oder ruhiges Schwimmen – mit mittlerer<br />
Intensität 1 . Alternativ können auch 75<br />
Minuten wöchentlich mit Aktivitäten von<br />
hoher Intensität trainiert werden. Das sind<br />
Bewegungen, die als anstrengend empfunden<br />
werden und kein durchgängiges Reden<br />
erlauben, zum Beispiel Joggen, schnelles<br />
Radfahren oder zügiges Schwimmen.<br />
WOHLSTANDSERKRANKUNGEN MIT<br />
AUSREICHEND BEWEGUNG VORBEUGEN<br />
Bei Menschen mit HIV kann eine antiretrovirale<br />
Therapie in einigen Fällen zu einer<br />
Gewichtszunahme führen. Auch Veränderungen<br />
des Stoffwechsels, wie beispielsweise<br />
erhöhte Blutfett werte, können als Langzeitfolgen<br />
einer HIV-Therapie auftreten.<br />
Deswegen ist es wichtig, mit einer gesunden<br />
und aktiven Lebensweise präventiv das Risiko<br />
für Begleit erkrankungen zu senken und<br />
auch möglichen körperlichen Veränderungen,<br />
die durch die HIV-Therapie auftreten<br />
können, entgegenzuwirken.<br />
Besonders gut geeignet sind dafür Aus-<br />
36<br />
3/20<strong>23</strong>
Sportliche Aktivität schafft nicht nur ein besse res Gefühl für den eigenen<br />
Körper, sondern hilft uns, rundum gesund zu bleiben und chronischen<br />
Krankheiten vorzubeugen. Selbst das psychische Wohlbefinden steigt<br />
durch Sport. Und gerade Menschen mit HIV können durch regelmäßige<br />
Bewegung ihr Immunsystem stärken.<br />
NP-DE-HVU-ADVR-<strong>23</strong>0012<br />
dauersportarten wie Joggen, Schwimmen<br />
und Radfahren. Laufen steigert nicht nur<br />
die Stoffwechselaktivität, son dern regt auch<br />
die Produktion des „Stimmungshormons“<br />
Serotonin an. Es wirkt auf natürliche Weise<br />
stimmungsaufhellend, insbesondere wenn<br />
man in der Natur joggt. Während Schwimmen<br />
ein ideales Ganzkörper training bietet,<br />
lässt sich das Fahrrad sehr gut als Fortbewegungsmittel<br />
im Alltag einsetzen, um auf das<br />
Auto zu verzichten. Dabei tut man nicht nur<br />
etwas für die eigene Gesundheit, sondern<br />
auch noch für die Umwelt. In jedem Fall<br />
macht regelmäßiger Sport nicht nur fit,<br />
sondern hilft auch beim Abbau belastender<br />
Gefühle wie Ärger, Aggression und Frust.<br />
MUSKELN UND KNOCHEN ERHALTEN<br />
Mit Anfang 30 beginnt der natürliche<br />
Muskelabbau. Um dem entgegenzusteuern,<br />
empfiehlt sich Kraftsport mit Hanteln,<br />
Widerstandsbändern, an Geräten oder als<br />
Training mit dem eigenen Körpergewicht.<br />
Beim Calisthe nics – so nennt sich das Workout<br />
mit dem eigenen Körpergewicht – ist<br />
man sogar unabhängig von Ort und Zeit,<br />
da man sein Training überall durchführen<br />
kann. Kraftsport dient nicht nur dem<br />
Muskelerhalt, sondern schützt auch vor<br />
altersbedingtem Knochenabbau. Wichtig:<br />
Für Muskelaufbau- und erhalt ist eine ausreichende<br />
Proteinzufuhr entscheidend.<br />
Mit täglich mindestens 0,8 Gramm Eiweiß<br />
pro Kilogramm Körper gewicht ist man gut<br />
versorgt, um die Muskulatur zu erhalten.<br />
Wer zu Proteinpulvern und anderen Nahrungsergänzungsmitteln<br />
greift, um Muskelmasse<br />
auf zubauen, sollte jedoch auf deren<br />
Inhaltsstoffe achten. Denn viele dieser<br />
Ergänzungsmittel enthalten hoch dosierte<br />
Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium und<br />
Magne sium. Sie können unter Umständen<br />
die Wirkung von HIV-Medikamenten<br />
37
eeinflussen. Deswegen nimmt man sie<br />
am besten nur in Absprache mit der/dem<br />
Schwerpunktärzt*in ein.<br />
DAS IMMUNSYSTEM STÄRKEN<br />
Und noch ein wichtiger Aspekt: Sportliche<br />
Aktivität bei mittlerer Intensität kann das<br />
Immunsystem stärken – und das in jedem<br />
Alter, wie Forscher*innen herausfanden 2 .<br />
Regelmäßiges Training senkt Entzündungen<br />
im Körper, unterstützt den Abbau<br />
von Wassereinlagerungen, reduziert die<br />
Ausschüttung von Stresshormonen und<br />
verbessert den Schlaf. Außerdem führt<br />
regelmäßige Bewegung zu einer besseren<br />
Zusammensetzung von „älteren“ und „jüngeren“<br />
Immunzellen und zu einer besseren<br />
Immunantwort des Körpers. Deshalb stärkt<br />
Sport auch das Immunsystem von Menschen<br />
mit chronischen Erkrankungen, wie<br />
zum Beispiel HIV.<br />
Allerdings sollte man es dabei nicht übertreiben.<br />
Wichtig ist, dass jeder in seinem<br />
Tempo und in seiner Leistungsfähigkeit<br />
trainiert, da das Immunsys tem bei einer<br />
Überanstrengung des eigenen Körpers<br />
durch zu intensives oder übertriebenes<br />
Training auch ge schwächt werden kann.<br />
Es ist also ratsam, zunächst den/die<br />
Schwerpunktärzt*in zu konsultieren, bevor<br />
es voll an die eigenen körperlichen<br />
Grenzen geht. Diese/r hilft herauszufinden,<br />
welche Form und welches Maß der sportlichen<br />
Betätigung zu den individuellen<br />
Zielen passen und was es unter Um ständen<br />
sonst noch zu beachten gibt, zum Beispiel<br />
wenn die Ernährung umgestellt wird oder<br />
Nahrungs ergänzungsmittel zusätzlich zur<br />
HIV-Therapie eingenommen werden.<br />
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1<br />
Rütten, A. et al. (2016): Nationale Empfehlungen für Be wegung und Bewegungsförderung.<br />
2<br />
Simpson, R. et al. (2015): Progress in Molecular Biology and Translational Science 135.<br />
https://doi.org/10.1016/bs.pmbts.2015.08.001 (aufgerufen am 25.04.20<strong>23</strong>)<br />
38 3/20<strong>23</strong>
NX-DE-HVU-ADVT-<strong>23</strong>0001; April 20<strong>23</strong><br />
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39
GESUNDHEIT<br />
/<br />
HIV<br />
40 JAHRE<br />
Text: Christian Knuth / AFP<br />
HIV<br />
ILLUSTRATIONEN: PIKISUPERSTAR / FREEPIK.COM<br />
Französische Wissenschaftler waren die ersten: Vor 40 Jahren entdeckten sie das Aids-Virus.<br />
Am 20. Mai 1983 berichtete ein Team des Institut Pasteur im US-Wissenschaftsmagazin<br />
„Science“ von der Isolierung eines neuen Virus, das die Aids-Symptome verursache. Die<br />
Bestimmung des Erregers war der entscheidende Schritt im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit,<br />
an der bis heute mehr als 40 Millionen Menschen starben.<br />
Das neue Virus „könnte an<br />
mehreren Krankheitssyndromen<br />
beteiligt sein, darunter<br />
auch Aids“, formulierten die<br />
Entdecker Françoise Barré-<br />
Sinoussi, Jean-Claude Chermann<br />
und Luc Montagnier<br />
vorsichtig. Die Aids-Forschung<br />
stand damals noch ganz am Anfang,<br />
die Krankheit schien mysteriös.<br />
Zwei Jahre zuvor hatten<br />
Ärzte in den USA von einer<br />
Häufung seltener Erkrankungen<br />
bei Homosexuellen berichtet.<br />
Die Mediziner rätselten,<br />
warum Infektionen, die sonst<br />
nur bei sehr geschwächten<br />
Menschen auftraten, plötzlich<br />
gesunde junge Männer trafen.<br />
40 3/20<strong>23</strong>
4H ÜBER LAV BIS HIV<br />
Zunächst wurde das Phänomen nach den<br />
damals häufigsten Betroffenen nur die<br />
4H-Krankheit genannt, wobei die vier Hs<br />
für Homosexuelle, Heroin-Abhängige, Haitianer<br />
und „Hemophiles“, also Bluter, standen.<br />
Forschungsteams in verschiedenen<br />
Erdteilen machten sich daran, die genaue<br />
Ursache der lebensbedrohlichen Krankheit<br />
zu erforschen.<br />
Einige vermuteten, dass es sich um ein<br />
Retrovirus handelt – unter ihnen auch<br />
Robert Gallo, der führende US-Experte für<br />
diese krebsauslösende Virusfamilie. In<br />
Paris forschte das von Luc Montagnier geleitete<br />
Labor für Virusonkologie am Institut<br />
Pasteur; dort begann am 3. Januar 1983 die<br />
Untersuchung einer Probe aus dem Lymphknoten<br />
eines Aids-Patienten. „Bei Einbruch<br />
der Dunkelheit machte ich mich an die<br />
Arbeit“, schilderte der 2022 verstorbene<br />
Montagnier in seinem Buch „Von Viren<br />
und Menschen“ den Beginn der Ursachenforschung.<br />
Zusammen mit seinen Kollegen<br />
Barré-Sinoussi und Chermann entdeckte<br />
er schließlich ein neues Retrovirus, das sie<br />
LAV nennen.<br />
„ Wir hatten das Virus<br />
isoliert und gezeigt,<br />
dass es sich um ein<br />
Retrovirus handelte,<br />
aber wir hatten noch<br />
keine Gewissheit, dass<br />
es die Ursache von<br />
Aids war. “<br />
Barré-Sinoussi<br />
Im Laufe des Jahres 1983 kamen sie jedoch<br />
zu dem Schluss, dass sie tatsächlich den<br />
Aids-Erreger gefunden hatten. Im September<br />
1983 präsentierten sie einer Handvoll<br />
Experten, darunter auch Gallo, ihre Daten.<br />
Die Forschungsergebnisse stießen zunächst<br />
auf große Skepsis. „Ein Jahr lang wussten<br />
wir, dass wir das richtige Virus haben“, sagte<br />
Montagnier 30 Jahre später. „Aber niemand<br />
glaubte uns, und unsere Veröffentlichungen<br />
wurden abgelehnt.“ Im April 1984 verkündete<br />
schließlich die US-Regierung, der<br />
Retrovirus-Spezialist Gallo habe den Aids-<br />
Erreger entdeckt. Dieser erwies sich<br />
aber letztlich als dasselbe Virus, das in Paris<br />
isoliert worden war und bekam<br />
1986 den Namen HIV: Humanes Immundefizienz-Virus.<br />
STREIT UMS VIRUS<br />
Frankreich und die USA stritten sich um die<br />
Urheberschaft der Entdeckung.<br />
Dabei ging es nicht nur um die wissenschaftliche<br />
Ehre, sondern auch um<br />
Einnahmen aus den auf der Entdeckung<br />
basierenden Testverfahren. 1987 einigten<br />
sich die Frankreich und die USA, Montagnier<br />
und Gallo künftig als „Co-Entdecker“<br />
des Virus zu bezeichnen. 2008 wurden aber<br />
nur Montagnier und seine Kollegin Barré-Sinoussi<br />
2008 für ihren Durchbruch mit dem<br />
Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet, Gallo<br />
ging leer aus.<br />
Doch auch nachdem der Aids-Erreger längst<br />
nachgewiesen war, hielten sich<br />
hartnäckig Verschwörungstheorien: So versuchte<br />
der sowjetische Geheimdienst in<br />
seiner Operation „Infektion“ glauben zu<br />
machen, der Krankheitserreger sei in<br />
einem geheimen Labor in den USA entwickelt<br />
worden. Und der damalige<br />
südafrikanische Präsident Thabo Mbeki behauptete<br />
noch Anfang des Jahrtausends,<br />
nicht HIV, sondern Armut sei die Ursache<br />
von Aids – und verweigerte der<br />
Bevölkerung den Zugang zu Medikamenten.<br />
41
GESUNDHEIT<br />
/ HIV<br />
40 JAHRE<br />
HIV<br />
DIE CHRONOLOGIE<br />
Bis heute sind weltweit 40,1 Millionen Menschen an Aids gestorben – aber<br />
auch bedeutende Fortschritte in der Bekämpfung der Krankheit gemacht worden:<br />
ERSTER ALARM<br />
Am 5. Juni 1981 meldet die US-Gesundheitsbehörde<br />
CDC eine seltene Form der<br />
Lungenentzündung bei jungen Homosexuellen<br />
in Kalifornien. Es ist die erste<br />
offizielle Warnung vor Aids - damals weiß<br />
allerdings noch niemand, dass es<br />
sich um eine neue Krankheit handelt. Ende<br />
1981 stellen die Gesundheitsbehörden<br />
dieselben Infektionen bei Drogenkonsumenten<br />
fest, Mitte 1982 auch bei Blutern,<br />
die Bluttransfusionen erhalten, sowie bei<br />
in die USA eingewanderten Haitianern.<br />
Entsprechend wird zunächst von der „4H“-<br />
Krankheit gesprochen, was für Homosexuelle,<br />
Heroin-Abhängige, Haitianer und<br />
„Hemophiles“, also Bluter, steht. Der Name<br />
Aids wird 1982 geprägt und ist die Abkürzung<br />
von „acquired<br />
immune deficiency syndrome“, also erworbenes<br />
Immunschwäche-Syndrom.<br />
ENTDECKUNG DES VIRUS<br />
Im Januar 1983 isolieren die Forscherin<br />
Françoise Barré-Sinoussi und ihr<br />
Kollege Jean-Claude Chermann am Pariser<br />
Institut Pasteur unter der Leitung von<br />
Luc Montagnier ein neues Virus, das sie<br />
LAV nennen und das aus ihrer Sicht an<br />
Aids „beteiligt sein könnte“. Ihre Entdeckung<br />
wird am 20. Mai im Fachblatt<br />
„Science“ veröffentlicht. Am <strong>23</strong>. April 1984<br />
verkünden die USA, dass der US-Virologe<br />
Robert Gallo den „wahrscheinlichen“<br />
Aids-Erreger, ein HTLV-<strong>III</strong> getauftes Virus,<br />
gefunden hat. LAV und HTLV-<strong>III</strong> erweisen<br />
sich schließlich als derselbe Erreger, der<br />
1986 den Namen Humanes Immundefizienz-Virus<br />
erhält, kurz HIV.<br />
ERSTE BEHANDLUNG<br />
Am 20. März 1987 wird in den USA mit<br />
Zidovudin (AZT) die erste<br />
antiretrovirale Therapie zugelassen. Sie ist<br />
kostspielig und verursacht<br />
bedeutende Nebenwirkungen.<br />
Am 31. März unterzeichnen Frankreich<br />
und die USA eine Vereinbarung, um<br />
ihren Streit über die Entdeckung des HI-Virus<br />
beizulegen. Gallo und Montagnier<br />
werden darin als „Co-Entdecker“ bezeichnet.<br />
Der 2008 für die Entdeckung<br />
verliehene Medizin-Nobelpreis geht allerdings<br />
nur an Montagnier und<br />
Barré-Sinoussi.<br />
AIDS ZIEHT IMMER WEITERE KREISE<br />
Der US-Schauspieler Rock Hudson ist im<br />
Oktober 1985 der erste Star, der an Aids<br />
stirbt. Es folgen Queen-Frontmann Freddie<br />
Mercury im November 1991 und<br />
42<br />
3/20<strong>23</strong>
Text: Christian Knuth / AFP<br />
Rock Hudson und Doris Day<br />
BEGINN DER KOMBINATIONS-<br />
THERAPIEN<br />
Rock Hudson<br />
Ballett-Star Rudolf Nurejew im Januar<br />
1993. 1994 wird Aids zur häufigsten<br />
Todesursache bei Menschen in den USA<br />
zwischen 25 und 44 Jahren.<br />
In den Jahren 1995 und 1996 markiert die<br />
Einführung zweier Medikamententypen<br />
einen Wendepunkt in der Aids-Therapie:<br />
Proteasehemmer und Reverse-Transkriptase-Inhibitoren<br />
(RTI). Das ist der Beginn<br />
der antiretroviralen Kombinationstherapien,<br />
die sich als sehr wirksam gegen HIV<br />
erweisen.<br />
1996 geht die Zahl der Aids-Opfer in den<br />
USA erstmals zurück. Heutzutage hat ein<br />
HIV-Infizierter, der früh mit der antiretroviralen<br />
Therapie beginnt, eine ähnliche<br />
Lebenserwartung wie der Rest der Bevölkerung.<br />
Und: Unter Therapie kann der<br />
infizierte Mensch das HI-Virus nicht mehr<br />
beim Sex übertragen. Ein Gamechanger, der<br />
aber erst 2008 seinen Siegeszug startete.<br />
GENERIKA<br />
Nach der Unterzeichnung eines Abkommens<br />
zwischen UN-Aids-Programms (UN-<br />
AIDS) und fünf Pharmariesen im Jahr 2000<br />
zur Verteilung erschwinglicher<br />
Aids-Medikamente in armen Ländern wird<br />
im folgenden Jahr ein Kompromiss in der<br />
Welthandelsorganisation (WTO) erzielt.<br />
Entwicklungsländer dürfen nun<br />
kostengünstige Nachahmer-Produkte von<br />
Aids-Medikamenten, sogenannte Generika,<br />
herstellen.<br />
EKAF-STATEMENT<br />
Das Ekaf-Statement ist eine Erklärung der<br />
Eidgenössischen Kommission für Aids-Fragen<br />
(Ekaf), die im Jahr 2008 veröffentlicht<br />
wurde. Es besagt, dass Menschen mit<br />
HIV, die eine wirksame antiretrovirale<br />
Therapie einnehmen und keine anderen<br />
sexuell übertragbaren Infektionen haben,<br />
das Virus nicht mehr sexuell übertragen<br />
können. Das Ekaf-Statement war ein wichtiger<br />
Schritt für die Entstigmatisierung und<br />
die Rechte von Menschen mit HIV. Seine<br />
wissenschaftliche Bestätigung wurde letztgültig<br />
zehn Jahre später bestätigt.<br />
43
GESUNDHEIT<br />
/ HIV<br />
„BERLINER PATIENT“<br />
Der aus den USA stammende Timothy<br />
Brown wird von HIV geheilt, als ihm wegen<br />
einer Leukämie-Erkrankung Knochenmark<br />
eines genetisch gegen HIV immunen<br />
Menschen transplantiert wird. Dem Fall<br />
des sogenannten Berliner Patienten<br />
folgen weitere derartige Heilungen, eine<br />
reguläre HIV-Therapie lässt sich<br />
dadurch zunächst aber nicht entwickeln.<br />
AIDS 2018 / PARTNER2<br />
Auf der Konferenz AIDS2018 in Amsterdam<br />
geben die Macher*innen der PARTNER II<br />
Studie ihre bahnbrechenden Ergebnisse<br />
bekannt. Menschen mit HIV, die eine antiretrovirale<br />
Therapie einnehmen und eine<br />
anhaltende Virusunterdrückung erreichen,<br />
ERSTE VORSORGE-BEHANDLUNG PREP<br />
Am 16. Juli 2012 wird in den USA eine erste<br />
Vorsorge-Behandlung gegen HIV<br />
zugelassen. Die Gabe einer antiretroviralen<br />
Wirkstoffkombination in Form<br />
einer Tablette hat sich seit dem bei Menschen<br />
mit hohem HIV-Ansteckungsrisiko<br />
als wirksame Vorbeugung etabliert.<br />
THERAPIE FÜR GUT 50 PROZENT<br />
DER INFIZIERTEN<br />
2017 werden erstmals mehr als die Hälfte<br />
der Träger von HI-Viren<br />
antiretroviral behandelt. Bis heute ist der<br />
Anteil nach UN-Angaben auf rund<br />
drei Viertel gestiegen: 28,7 Millionen von<br />
38,4 Millionen Infizierten weltweit<br />
erhielten nach UN-Schätzungen im Jahr<br />
2021 eine geeignete Therapie.<br />
können das Virus nicht sexuell übertragen.<br />
Fast 1000 schwule Paare aus 14 europäischen<br />
Ländern, bei denen ein Partner<br />
HIV-positiv und der andere HIV-negativ<br />
war hatten insgesamt mehr als 77.000 Mal<br />
ungeschützten Sex, ohne dass es zu einer<br />
Übertragung von HIV kam. Dies bestätigt<br />
die Botschaft „U=U“ (Undetectable equals<br />
Untransmittable) endgültig und mit einer<br />
für wissenschaftliche Studien fast undenkbaren<br />
Sicherheit von 100 Prozent.<br />
44<br />
3/20<strong>23</strong>
AUSWIRKUNGEN DER CORONA-<br />
PANDEMIE<br />
Wegen der weltweiten Ausbreitung des<br />
Coronavirus und der deswegen<br />
verhängten Restriktionen übersteigen die<br />
Zahlen der HIV-Neuinfektionen und<br />
Aids-Todesopfer 2021 die UNAIDS-Zielvorgaben.<br />
Die UN-Organisation hält dennoch<br />
an ihrem Ziel fest, Aids als Bedrohung der<br />
öffentlichen Gesundheit bis 2030 zu<br />
beenden.<br />
BIS HEUTE<br />
In Deutschland und anderen Ländern, in<br />
denen die PrEP niedrigschwellig verfügbar<br />
ist und das Wissen um HIV hoch, sinken<br />
die Neuinfektionszahlen in der Hauptrisikogruppe<br />
von schwulen Männern stetig.<br />
Sorgen macht in Deutschland ein Anstieg<br />
unter jüngeren Menschen. Der Kampf<br />
gegen HIV ist auch nach 40 Jahren noch<br />
nicht endgültig gewonnen. Obwohl die<br />
Werkzeuge dafür vorhanden sind.<br />
45
GESUNDHEIT<br />
/<br />
PLASTISCHE CHIRURGIE<br />
STRAFFUNGSOPERATIONEN<br />
AM BAUCH<br />
Die Bauchdeckenstraffung (Abdominoplastik) ist eine der<br />
Operationen, die am häufigsten in der plastischen Chirurgie<br />
durchgeführt werden. Laut einer Erhebung der Vereinigung der<br />
Deutschen Plastischen und Ästhetischen Chirurgen (VDÄPC) war<br />
es die zehnthäufigste Behandlung 2021 und 2022.<br />
Ziel einer Abdominoplastik ist es, den<br />
Bauch straffer zu machen und die Taille zu<br />
verschlanken. Das bedeutet für viele ein<br />
besseres Körperbild und sie fühlen sich<br />
attraktiver. Eine Bauchdeckenstraffung<br />
kann durchgeführt werden, wenn die Haut<br />
an Elastizität verliert oder wenn Fettgewebe<br />
abgebaut worden ist, und sich dadurch<br />
ein Gewichtsverlust eingestellt hat aber<br />
der ursprüngliche Hautmantel sich nicht<br />
rückbildet. Ähnliches kann auch nach einer<br />
Schwangerschaft auftreten. Verantwortlich<br />
dafür ist das Bindegewebe, das erschlafft<br />
oder sogar zerreißt. Dadurch verliert der<br />
Bauch an Straffheit. Die Haut wird faltiger<br />
und hängt herab. In einigen Fällen können<br />
auch „Schwangerschaftsstreifen“ entstehen,<br />
die die Überdehnung des Unterhautgewebes<br />
darstellen. Wenn die Bauchmuskulatur<br />
zusätzlich erschlafft kann eine sogenannte<br />
Rektusdiastase entstehen. In diesem Falle<br />
driften die senkrecht verlaufenden Bauchmuskeln<br />
auseinander. Die Taille wird breiter.<br />
In aller Regel führt intensives Training<br />
zu keiner Verbesserung dieser Phänomene.<br />
Es ist meist frustrierend, dass sehr viel Zeit<br />
mit Sport verwendet wird aber sich der gewünschte<br />
Erfolg nicht einstellt.<br />
Wenn auch noch vermehrt Fettgewebe<br />
vorhanden ist, dass sich über der Muskulatur<br />
befindet, wird dies mit entfernt. In<br />
einigen Fällen ist es besser, zunächst eine<br />
Fettabsaugung durchzuführen und dann die<br />
Bauchdeckenstraffung. Die Bauchdeckenstraffung<br />
ist keine Operation, um das Übergewicht<br />
zu verlieren.<br />
Wie verläuft eine solche OP?<br />
Sie wird nach entsprechenden Voruntersuchungen<br />
und Aufklärungsgesprächen<br />
in Volllnarkose durchgeführt. Eine solche<br />
Operation sollte nur von einem Facharzt/<br />
Fachärztin für Plastische und Ästhetische<br />
Chirurgie durchgeführt werden, denn nur<br />
sie haben ein entsprechendes Training<br />
in ihrer Ausbildung erhalten. Das überschüssige<br />
Gewebe wird dann entfernt, der<br />
Bauchnabel versetzt und in einigen Fällen<br />
werden die geraden Bauchmuskeln wieder<br />
zusammengefügt.<br />
Nach der OP besteht dann eine Narbe, die<br />
waagerecht über dem Intimbereich verläuft.<br />
Sie verblasst in den ersten Monaten nach<br />
der Operation und muss gut gepflegt werden.<br />
Am Bauchnabel entsteht eine kleine<br />
Narbe. Sollte sehr viel Gewebeüberschuss<br />
am Oberbauch bestehen, kann noch ein<br />
senkrechter Schnitt in der Mittellinie erfolgen<br />
und zusätzlich gestrafft werden.<br />
In aller Regel werden Drainagen in der<br />
Operation eingelegt, die dann in den Tagen<br />
danach entfernt werden. Es ist notwendig<br />
in den ersten 6-12 Wochen en Kompressionsmieder<br />
zu tragen. Das unterstützt die<br />
Heilung. Die Fäden lösen sich in der Regel<br />
46<br />
3/20<strong>23</strong>
FOTO: FREEPIK.COM<br />
alleine auf und müssen nicht gezogen werden.<br />
Sport sollte für 4-6 Wochen pausiert<br />
werden. Wenn eine Rektusdiastase mitbehandelt<br />
worden ist kann der Zeitraum auch<br />
länger andauern.<br />
Selbstverständlich kann es auch zu Komplikationen<br />
kommen. Wundheilungsstörungen<br />
oder Blutergüsse gehören dazu. Auch<br />
sogenannte Wundwasseransammlungen<br />
(Serome) stellen eine Komplikation dar.<br />
Auch Heilungsstörungen am Nabel können<br />
auftreten. Wenn der Eingriff als Selbstzahlerleistung<br />
erfolgt, sollte unbedingt<br />
im Vorfeld eine Folgekostenversicherung<br />
abgeschlossen werden, denn die Krankenversicherung<br />
wird für die Komplikationen<br />
nicht aufkommen.<br />
Die Bauchdeckenstraffung ist eine häufig<br />
durchgeführte Operation, die den Bauch<br />
straffer macht und das Körperbild verbessert.<br />
Sie sollte von Fachärzten /Fachärztinnen<br />
für Plastische und Ästhetische<br />
Chirurgie durchgeführt werden, damit sie<br />
sicher und erfolgreich verläuft.<br />
www.drsteffenschirmer.com<br />
47
GESUNDHEIT<br />
/ RHEUMATOLOGIE<br />
STIGMATISIERTE VOLKSKRANKHEITEN:<br />
SCHUPPENFLECHTE,<br />
RHEUMA UND STI<br />
Das ICH Hamburg-Stendal ist eine der renommiertesten Anlaufstellen<br />
für Männergesundheit der Region. Lange Jahre war<br />
Professor Hans Jürgen Stellbrink im ICH Grindel einer der Ansprechpartner,<br />
sein Nachfolger heißt Dr. med. Guido Schäfer. Im<br />
ausführlichen Gespräch vernetzt der Facharzt für Rheumatologie<br />
und Infektiologie beide Fachbereiche auf für viele vielleicht<br />
unerwartete Weise.<br />
Rheuma war für mich und viele, die ich<br />
kenne, lange etwas, das Opa hatte. Inzwischen<br />
kenne ich einige weitere zum<br />
Beispiel aus dem Bereich der Autoimmunkrankheiten<br />
…<br />
Ja, das ist an sich schon sehr interessant.<br />
Häufig verwechseln Menschen Rheuma<br />
mit Arthrose, also Gelenkverschleiß. Aber<br />
eigentlich ist das nicht das, um was der<br />
Rheumatologe sich kümmert. Es handelt<br />
sich um ein großes und vielfältiges Fachgebiet,<br />
das viele entzündlich bedingte<br />
Erkrankungen umfasst, von denen einige<br />
auch sehr selten sind. Wenn man jedoch<br />
die beiden häufigsten Gruppen betrachtet,<br />
die rheumatoide Arthritis und die<br />
sogenannten Spondylarthritiden – Wirbelsäulen-bezogene<br />
Rheumaerkrankungen,<br />
zu denen auch viele weitere Unterformen<br />
gehören –, kann man davon ausgehen,<br />
dass allein in Deutschland ein bis zwei<br />
Millionen Menschen oder vielleicht sogar<br />
noch mehr betroffen sind. Es handelt sich<br />
also durchaus um Volkskrankheiten.<br />
Du hast zwei große Gruppen angesprochen.<br />
Was gehört denn jetzt alles dazu?<br />
Vielleicht zunächst etwas zu den Spondylarthritis-Formen.<br />
Dazu gehört zum<br />
einen der klassische Morbus Bechterew,<br />
wie er früher genannt wurde. Heutzutage<br />
versuchen wir, die historisch gewachsene<br />
Bezeichnung von Erkrankungen nach<br />
teilweise problematischen Persönlichkeiten<br />
zu verlassen und systematische<br />
Bezeichnungen zu verwenden. Bei der<br />
Spondylitis ankylosans (ehemals Morbus<br />
Bechterew) dachte man interessanter<br />
Weise früher, dass hauptsächlich (junge)<br />
Männer betroffen sind. Inzwischen weiß<br />
man aber, dass wahrscheinlich genauso<br />
häufig Frauen betroffen sind, bei denen<br />
sich Spondylarthritiden aber etwas anders<br />
manifestieren. Weiterhin sind mit der<br />
Gruppe der Spondylarthritiden auch chronisch<br />
entzündliche Darmerkrankungen<br />
wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa<br />
sowie verschiedene Mischformen assoziiert,<br />
bei denen beides auftreten kann.<br />
Nicht zuletzt ist auch die Schuppenflechte<br />
(Psoriasis) mit dieser Erkrankungsgruppe<br />
assoziiert und kann auch zu Entzündungen<br />
an Sehnen, Wirbelsäule und Gelenken<br />
führen, was dann als Psoriasisarthritis<br />
bezeichnet wird und vermutlich stark<br />
unterdiagnostiziert ist.<br />
48<br />
3/20<strong>23</strong>
Schuppenflechte verbindet man landläufig<br />
glaube ich weniger mit Rheuma …<br />
Ja, total. Die Schuppenflechte an und für<br />
sich ist eine Erkrankung, die eigentlich<br />
beim Dermatologen beim Hautarzt behandelt<br />
wird in Deutschland, aber es gibt dabei<br />
immer wieder sehr viele Assoziationen mit<br />
Gelenk- und Wirbelsäulenerscheinungen,<br />
die eigentlich rheumatologisch vorgestellt<br />
werden sollten.<br />
Wie sind deine Erfahrungen mit Stigmatisierung?<br />
Schuppenflechte wird ja oft auch<br />
als „bäh“ lieber totgeschwiegen …<br />
In der Uniklinik, in der ich meine Ausbildung<br />
gemacht habe, hatte ich eine interessante<br />
Position. Ich war dort gleichzeitig in<br />
der Rheumatologie, aber auch in der Infektiologie.<br />
Beide Abteilungen waren auf dem<br />
gleichen Flur. Ich habe da manchmal schon<br />
Berührungsängste wahrgenommen in der<br />
Rheumatologie. Ich hatte einmal einen<br />
Patienten, da hatte meine Kollegin mich<br />
dann gefragt ‚du da steht aber, der war in<br />
der Gaysauna, ich will den eigentlich nicht<br />
sehen. Das ist mir irgendwie unangenehm’.<br />
Auch wenn es um HIV geht zum Beispiel,<br />
nehme ich wahr, dass da gewisse Berührungsängste<br />
sind. Dass die Rheumatologen<br />
schnell sagen, ‚ach, die Gelenkentzündung<br />
hat bestimmt etwas mit HIV zu tun, das soll<br />
mal der HIV-Facharzt machen‘. Andersrum<br />
haben viele HIV-Behandler von den<br />
modernen Entwicklungen in der Rheumatologie<br />
teils wenige Kenntnisse und das ist<br />
sicher ein Nachteil, zu mal die neuen und<br />
modernen Medikamente dann nur mit sehr<br />
großer Zurückhaltung eingesetzt werden,<br />
obwohl auch HIV-Positive sehr profitieren<br />
würden. Also ich sehe in beide Richtungen<br />
durchaus Überlappungsprobleme und Berührungsängste.<br />
Dann bist du im ICH Hamburg-Stendal<br />
ja wirklich an einer guten Position, um<br />
hier Brücken zu bauen zum Wohl der<br />
Patient*innen. Aber nochmal zurück: Warum<br />
wird man gerade in der Ärzteschaft<br />
Stigmata nicht los?<br />
Ich glaube, weil sich das so tief eingebrannt<br />
hat. Ich habe einige Zeit in Vorträgen gerne<br />
Poster gezeigt. Die sind gar nicht so alt. Da<br />
sieht man dann ein Paar in der Leichenhalle<br />
oder wie eine Frau einem Mann<br />
einen bläst, aber anstatt des Penis sieht<br />
man eine Pistole. Solche Bilder und die<br />
damit transportierte Problematik ist so tief<br />
eingebrannt, das HIV etwas Schmutziges<br />
ist, das wird man wirklich nicht los. Selbst<br />
bei jungen Menschen nicht. Ich hatte letzte<br />
Woche einen ganz jungen Menschen mit<br />
einer neuen HIV-Diagnose. Ein schwuler<br />
junger Mann, der mir sagt, er fühle sich<br />
schmutzig. Es wundert mich, dass das so<br />
tief drin in unserer Gesellschaft, aber klar<br />
ist dann auch, das sich das natürlich in die<br />
vielleicht auch etwas konservativeren Teile<br />
der Ärzteschaft reinzieht.<br />
Rheuma wird aber umgekehrt nicht als so<br />
schmutzig stigmatisiert, oder?<br />
Kommt drauf an. Wenn du die Schuppenflechte<br />
nimmst, die vielleicht am Kopf ganz<br />
schlimm ausgebrochen ist, dann hat sie<br />
schon das Image, dass man sich nicht gut<br />
pflegt und nicht wäscht oder sowas. Es gibt<br />
auch eine Rheumaform, die unter MSM<br />
und auch bei uns in der Praxis häufiger<br />
auftaucht. Die reaktive Arthritis tritt oftmals<br />
nach Geschlechtskrankheiten auf. Früher<br />
nannte man sie Morbus Reiter, aber Herr<br />
Reiter war tatsächlich eine dieser problematischen<br />
Personen. Der hat mit den Nazis<br />
zusammengearbeitet. Also reaktive Arthritis<br />
zeigt sich in Knieentzündungen oder auch<br />
Entzündungen der Sprunggelenke, die<br />
so ungefähr sechs Wochen nach einer<br />
Geschlechtskrankheit auftreten. Die gibt es<br />
zwar auch noch nach Durchfallerkrankungen,<br />
aber typischerweise eben nach Tripper<br />
oder Chlamydien. Das taucht dann gar nicht<br />
mal so selten bei Menschen auf, die die<br />
PrEP nehmen und so schließt sich auch da<br />
wieder der Kreis zwischen „schmutzigen“<br />
STI und Rheumaerkrankungen.. Wir haben<br />
noch viel zu tun in Sachen Stigma.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
ich-hamburg-stendal.de<br />
49
GESUNDHEIT<br />
/ AFFENPOCKEN<br />
AFFENPOCKEN<br />
– DIE GEFAHR IST NOCH DA<br />
FOTO: HALFPOINT<br />
Schützen Sie sich vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus<br />
Im Jahr 2022 sind Affenpocken (Mpox = monkeypox) erstmals<br />
weltweit aufgetreten. wvAuch Deutschland blieb vom Ausbruch<br />
nicht verschont. Hierzulande wurden erste Fälle im Mai 2022<br />
bestätigt. Am <strong>23</strong>. Juli 2022 erklärte die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) den weltweiten Mpox-Ausbruch zum Gesundheitsnotstand<br />
von internationaler Tragweite. Der Notstand<br />
wurde am 11. Mai 20<strong>23</strong> wieder aufgehoben. – Die WHO betont<br />
aber weiterhin die große Bedeutung von Überwachung, Prävention<br />
und Forschung. Trotz der aktuell ruhigen epidemiologischen<br />
Lage kann es zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen – auch in<br />
Deutschland – kommen. Schutzmaßnahmen, insbesondere mit<br />
Blick auf die zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen der Pride<br />
Saison, sind weiterhin empfehlenswert.<br />
50<br />
3/20<strong>23</strong>
VERBREITUNG UND<br />
ÜBERTRAGUNGSWEGE<br />
Der erste Fall von Mpox beim Menschen<br />
wurde 1970 in der Demokratischen Republik<br />
Kongo registriert. Die Übertragung<br />
des Mpox-Virus blieb zunächst auf den<br />
afrikanischen Kontinent beschränkt und<br />
fand überwiegend von Nagetieren auf den<br />
Menschen statt. Seit 2022 wird eine stärkere<br />
Übertragung von Mensch zu Mensch<br />
beobachtet, die den weltweiten Ausbruch<br />
begünstigte.<br />
Infektionen mit dem Virus erfolgen hauptsächlich<br />
durch direkten Kontakt mit infektiösen<br />
Wunden, Schorf und Körperflüssigkeiten<br />
oder mit kontaminiertem Material<br />
wie Kleidung, Bettwäsche, Handtücher<br />
oder Sexspielzeug. Bei sexuellen Kontakten<br />
ist die Übertragungswahrscheinlichkeit<br />
deutlich erhöht.<br />
SYMPTOME UND VERLÄUFE<br />
In der Regel haben Erkrankungen einen<br />
milden Verlauf und heilen innerhalb weniger<br />
Wochen von selbst wieder ab. Symptome<br />
treten meist 4 bis 21 Tage nach Kontakt<br />
mit einer infizierten Person auf. Zu den<br />
häufigen allgemeinen Beschwerden gehören<br />
Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen,<br />
geschwollene Lymphknoten,<br />
Frösteln und starke körperliche Schwäche.<br />
Darüber hinaus kann es zu schmerzhaften<br />
Hautveränderungen kommen, die als<br />
Pickel, Blasen, Ausschlag oder Wunden<br />
im Gesicht, auf Brust, Händen, Füßen, im<br />
Mund, im Genital- und Analbereich oder<br />
im Auge an Binde- und Hornhaut<br />
sichtbar werden.<br />
Schwere Verläufe sind eher selten. Sie<br />
kommen insbesondere bei immungeschwächten<br />
Personen (z. B. HIV) und<br />
Menschen mit akuten oder chronischen<br />
Hauterkrankungen vor und können mit<br />
Komplikationen wie Sekundärinfektionen,<br />
Entzündung der Lunge und des angrenzenden<br />
Bindegewebes, Blutvergiftung, Gehirnund<br />
Hornhautentzündung bis hin zum<br />
Verlust des Sehvermögens einhergehen.<br />
IMPFUNG ALS<br />
SCHUTZMASSNAHME<br />
Zum Schutz vor Mpox empfiehlt die<br />
Ständige Impfkommission (STIKO) eine<br />
vorbeugende Impfung für Personen mit<br />
erhöhtem Expositions- und Infektionsrisiko.<br />
Dazu zählen Männer ab 18 Jahre, die<br />
Sex mit Männern haben (MSM) und dabei<br />
häufig die Partner wechseln. Auch nach<br />
dem Kontakt mit Infizierten kann eine<br />
rasche Impfung das Erkrankungsrisiko<br />
verringern. Diese sogenannte postexpositionelle<br />
Impfung wird symptomfreien,<br />
erwachsenen Menschen empfohlen, die<br />
enge körperliche Kontakte mit Infizierten<br />
über nicht intakte Haut oder Schleimhäute<br />
hatten, z.B. sexuelle Kontakte und enge<br />
zwischenmenschliche Kontakte im Haushalt<br />
oder Familienkreis.<br />
Sollten Sie zur Gruppe mit erhöhtem Expositions-<br />
und Infektionsrisiko gehören, nehmen<br />
Sie Kontakt mit Ihrem Hausarzt/Ihrer<br />
Hausärztin, einer HIV-Schwerpunktpraxis,<br />
einer Hautarztpraxis oder den HIV/STI-Beratungsstellen<br />
der Gesundheitsämter auf<br />
und fragen Sie nach Schutzmaßnahmen.<br />
Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre<br />
Ärztin zunächst telefonisch, wenn Sie vermuten<br />
sich infiziert zu haben oder bereits<br />
Symptome an sich bemerken.<br />
DE-ODA-<strong>23</strong>00005<br />
51
SEXUALITÄT
FOTO: FREEPIK.COM
SEXUALITÄT<br />
/ POLYAMORIE<br />
POLYAMORIE<br />
WIE ES FUNKTIONIEREN KANN,<br />
MEHRERE ZU LIEBEN<br />
Die meisten von uns haben die klassische Zweierbeziehung im Kopf, wenn sie an eine Liebesbeziehung<br />
denken. Doch Liebe kann so vielfältig und divers sein, dass wir uns hier so langsam von den<br />
klassischen Beziehungsformen lösen sollten, um offener mit allen Formen der Liebe umzugehen.<br />
Viele fühlen sich mit Sicherheit im klassischen Rollenbild einer Zweierbeziehung eingeschränkt<br />
und hätten vielleicht gerne mehr Freiheiten gehabt. Hierbei fallen dann immer Begrifflichkeiten,<br />
wie Polyamorie oder auch offene Beziehung. Doch das ist bei Weitem nicht dasselbe.<br />
FOTOS: FREEPIK.COM<br />
54<br />
3/20<strong>23</strong>
WAS IST POLYAMORIE?<br />
Polyamorie sollte man nicht mit einer<br />
offenen Beziehung verwechseln. Leider<br />
werden die beiden Begrifflichkeiten<br />
häufig synonym verwendet, meinen<br />
aber doch etwas anderes. Unter Polyamorie<br />
versteht man eine Person, die<br />
mehrere Beziehungen auf sexueller und<br />
emotionaler Basis führt. Man ist auf der<br />
Suche nach langfristigen Verbindungen,<br />
aber eben mit mehr als einer Person.<br />
Bei einer offenen Beziehung dagegen<br />
gibt es nur die emotionale Bindung zu<br />
einem Partner. Davon abgesehen, gibt es<br />
sexuelle Kontakte mit anderen Personen,<br />
aber Gefühle sind hier nur für den einen<br />
Partner vorhanden. Anders ist das bei<br />
der Beziehungsform Polyamorie, bei der<br />
man Personen lieben kann. Polyamorie<br />
setzt sich dabei aus den beiden griechischen<br />
Worten polys für „viel, mehrere“<br />
und amor für „Liebe“ zusammen.<br />
Dabei gibt es auch innerhalb einer<br />
polyamoren Beziehung keine ganz klare<br />
Definition. Beispielsweise kann auch nur<br />
ein Partner polyamor sein, oder man hat<br />
nicht nur zwei Partner, die man liebt,<br />
sondern noch mehr gleichzeitige Partner.<br />
Was Polyamorie und die Unterscheidung<br />
zu anderen Beziehungsformen ist, wissen<br />
wir also jetzt. Aber was sind die Gründe,<br />
warum Menschen eine polyamore Beziehung<br />
bevorzugen?<br />
GRÜNDE FÜR EINE POLYAMORE<br />
BEZIEHUNG<br />
Fast jeder hat sich in einer Beziehung<br />
schon einmal zu einer weiteren Person<br />
hingezogen gefühlt, diese Gefühle aber<br />
nicht zugelassen, weil man in einer<br />
Beziehung ist. Bei einer polyamoren<br />
Beziehung hat man die Freiheit, diese<br />
Gefühle zuzulassen und andere, oder<br />
sogar mehrere andere, zu lieben und zu<br />
begehren. Zudem lassen sich eine unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse vielleicht nicht<br />
alle von einem Partner erfüllen. Hat man<br />
mehrere Partner, kann jeder davon andere<br />
Bedürfnisse besser oder auch anders<br />
befriedigen. Mit dem einen man beispielsweise<br />
gerne zusammenleben und<br />
der andere ist eher dazu bereit, sexuelle<br />
Vorlieben auszuprobieren. Nicht nur die<br />
Freiheit, sondern auch die Vielfalt, die<br />
sich durch eine polyamore Beziehung<br />
ergibt, sind Gründe, wenn man sich für<br />
eine polyamore Beziehung entscheidet.<br />
WIE KANN POLYAMORIE<br />
FUNKTIONIEREN?<br />
Es gibt einige Regeln, die dabei helfen<br />
können, dass eine polyamore Beziehung<br />
funktioniert. Klare Absprachen sind<br />
enorm wichtig: Schon für eine klassische<br />
Zweierbeziehung sind Regeln und<br />
Absprachen essenziell. Doch bei mehr<br />
als einem Partner kommen klaren Absprachen<br />
eine andere Bedeutung zu. Hier<br />
muss einiges festgelegt werden, damit<br />
eine polyamore Beziehung funktionieren<br />
kann:<br />
Wie viele andere Beziehungen?<br />
Muss es zwischen den Partnern fair sein<br />
und jeder darf nur die gleiche Anzahl<br />
an anderen Partnern haben oder reicht<br />
einem Partner ein weiterer Partner und<br />
der andere möchte aber gerne noch<br />
mehr als zwei Personen lieben? Hierüber<br />
muss vorab gesprochen werden.<br />
Wie wird verhütet?<br />
Um sich beim Sex wohl und sicher zu<br />
fühlen, ist das Thema Schutz essenziell.<br />
Am leichtesten ist die Verhütung in einer<br />
polyamoren Beziehung für alle mit Kondom.<br />
Gibt es eine Hauptbeziehung, kann<br />
in dieser auch ohne Kondom – natürlich<br />
mit vorherigem Testen auf mögliche<br />
Geschlechtskrankheiten – miteinander<br />
geschlafen werden. Kristallisiert sich<br />
heraus, dass jeder beispielsweise nur eine<br />
weitere Beziehung hat, kann auch hier,<br />
sofern das nötige Vertrauen herrscht und<br />
alle damit einverstanden sind, auf andere<br />
Verhütungsmöglichkeiten gesetzt werden.<br />
55
SEXUALITÄT<br />
/<br />
POLYAMORIE<br />
Treue:<br />
One-Nights-Stands sind auch in polyamoren<br />
Beziehungen meist ein Zeichen von<br />
Untreue. Wenn genau geklärt ist, wer mit<br />
welchem Partner und wie vielen, dann<br />
gilt es sich, hieran zu halten. Ansonsten<br />
handelt es sich, wie weiter oben schon<br />
einmal beschrieben, eher um eine offene<br />
Beziehung.<br />
Transparenz:<br />
Möchtet man gegenseitig wissen, wer die<br />
anderen Partner sind? Die einen möchten<br />
vielleicht gar nicht den direkten Vergleich<br />
mit dem Partner. Andere dagegen<br />
haben kein Problem damit zu wissen,<br />
wer sie sind.<br />
Gemeinsame Zeit:<br />
Schon in einer Zweierbeziehung geht die<br />
gemeinsame Zeit häufig im Alltag unter.<br />
Daher sollte man mit jedem Partner gemeinsame<br />
Zeit planen und diese Termine<br />
auch einhalten.<br />
Ist man sich sicher eine polyamore Beziehung<br />
führen zu wollen, sollte man<br />
bereits beim Kennenlernen des potenziellen<br />
zukünftigen Partners offen damit<br />
umgehen. Wann der Wunsch danach<br />
während einer Beziehung auftaucht, gilt<br />
es, das Thema mit viel Fingerspitzengefühl<br />
anzusprechen und klarzustellen,<br />
dass der Grund hierfür nicht der Partner<br />
ist, sondern man selbst und eine Einstellung<br />
zum Thema Beziehung.<br />
56<br />
3/20<strong>23</strong>
Checkliste im Todesfall<br />
> Trauerbegleitung<br />
> Zukunftscheck<br />
> Vorsorge-Beratung<br />
> juristische Fragen einfach & ausführlich erklärt
SEXUALITÄT / STATISTIK<br />
Autor: Christian Knuth<br />
STUDIE<br />
WIE „SCHWUL“<br />
IST DEUTSCHLAND?<br />
Da wir nicht alle Einwohner in Deutschland befragen können, hat Tim Ulrich für<br />
einen Gaydating-Vergleich-Anbieter anhand des Suchverhaltens in Google und<br />
weiterer Vergleichs- und Messanbieter Rückschlüsse auf die Anzahl der Männer in<br />
Deutschland gezogen, die Interesse an Männern haben. Selbstverständlich wurde<br />
<strong>männer*</strong> sehr neugierig.<br />
FOTO: FREEPIK<br />
AUFBAU DER ANALYSE<br />
Mithilfe diverser Keyword-Analyse-Tools<br />
wurde das monatliche Suchvolumen von<br />
insgesamt 13.399 Suchbegriffen, in denen<br />
das Wort „Gay“ vorkommt, auf Bundeslandebene<br />
analysiert.<br />
Für eine bessere Analyse des Suchverhaltens<br />
wurden die Suchbegriffe in übergeordnete<br />
Cluster zusammengefasst. Auf<br />
der höchsten Ebene sind folgende drei<br />
thematische Cluster entstanden:<br />
Porn: mit 12.591 Suchbegriffen und<br />
einem gesamten monatlichen Suchvolumen<br />
von 4.445.310 (z.B. „Gay Porn“ oder<br />
„Gay Video“)<br />
Dating: mit 658 Suchbegriffen und<br />
einem gesamten monatlichen Suchvolumen<br />
von 1.126.580 (z.B. „Gay Chat“, „Gay<br />
Dating Seiten“ oder „Gay Dating Apps“)<br />
Broad: mit 150 allgemeinen Suchbegriffen<br />
die keinem konkreten Cluster<br />
zugeordnet werden konnten und einem<br />
monatlichen Suchvolumen von 244.910<br />
(z.B. „Gay Filme“)<br />
Pro Bundesland und Cluster ergab sich<br />
daraus schließlich ein gesamtes Suchvolumen<br />
pro Monat, welches mehrere tausend<br />
Begriffe rund um das Thema „Gay“ beinhaltet.<br />
Die Anzahl der Suchen entspricht jedoch<br />
nicht der Zahl der Menschen, da eine<br />
Person mehrmals pro Monat nach den gleichen<br />
Begriffen suchen kann. Besonders im<br />
Cluster Porn ist die Anzahl der sogenannten<br />
„Unique Searches“ deutlich geringer<br />
als das Suchvolumen. Außerdem hängt die<br />
Summe der Suchanfragen auch von der An-<br />
58 3/20<strong>23</strong>
1<br />
2<br />
zahl der Einwohner ab. Je mehr Einwohner,<br />
desto höher ist das Suchvolumen. Deshalb<br />
teilt sich das Ergebnis in folgende drei Bereiche<br />
auf:<br />
Summe der Suchanfragen<br />
in absoluten Zahlen<br />
Werden einfach nur die absoluten<br />
Zahlen betrachtet, suchen in NRW die<br />
meisten Menschen online nach Gay-Inhalten.<br />
Das ist nicht verwunderlich, denn<br />
NRW hat auch die meisten Einwohner. Auf<br />
Platz 2 kommt Bayern, auf Platz 3 Baden-<br />
Württemberg.<br />
Porn: Wird nur das Cluster Porn betrachtet,<br />
ändern sich die Top-3 und<br />
anstelle von BaWü kommt Hessen. In<br />
Hessen suchen die Menschen also mehr<br />
und häufiger nach Suchbegriffen in Verbindung<br />
mit Gay und Porn.<br />
Dating: Im Cluster Dating ändert sich<br />
die Reihenfolge auf den hinteren Plätzen.<br />
So ist der Anteil an Suchbegriffen<br />
wie z.B. „gay chat“ in Niedersachsen und<br />
Berlin höher als in Hessen.<br />
Broad: Im Cluster Broad, in das Suchbegriffe<br />
wie z.B. „gay sauna“, „gay flag“, „gay<br />
geschichten“ oder „gay filme“ fallen, liegt<br />
Brandenburg an erster Stelle. Gefolgt von<br />
NRW, Bayern und Sachsen-Anhalt.<br />
Summe der Suchanfragen<br />
in Relation zur Anzahl der<br />
Männer zwischen 16 und 65+<br />
Hier wurde die Anzahl an Suchanfragen in<br />
Relation zu den männlichen Einwohnern<br />
zwischen 16 bis 65+ im jeweiligen Bundesland<br />
gesetzt. Das Ergebnis ändert sich<br />
dadurch massiv. Die Top-5 sind nun: Berlin<br />
(28,6 %), Hessen (25,6 %), Hamburg (24,3 %),<br />
Bayern (20,3 %) und Bremen (19,1 %).<br />
Porn: Im Cluster Porn bleibt die Reihenfolge<br />
nahezu unverändert. Nur auf den<br />
hinteren Plätzen gibt es Verschiebungen.<br />
Dating: Im Cluster Dating hingegen<br />
rückt Hamburg (5,1 %) auf Platz 2 vor.<br />
3<br />
Gefolgt von Bayern (4,1 %) und Mecklenburg-Vorpommern<br />
(3,8 %).<br />
Broad: Im Cluster Broad sind die Top-5:<br />
Berlin (1,3 %), Hamburg (1,1 %), Hessen<br />
(1,0 %), Bayern (0,9 %) und NRW (0,8 %).<br />
Anzahl der Suchenden/<br />
Männer unter Berücksichtigung<br />
der Unique Searches<br />
Um eine bessere Aussage über die tatsächliche<br />
Anzahl der Menschen hinter den<br />
Suchen zu bekommen, wurden im letzten<br />
Schritt die Unique Searches mit einberechnet.<br />
Sprich wie viele Menschen besuchen<br />
die gleiche Webseite mehrmals pro Monat<br />
und wie viele nur einmal.<br />
Im Bereich Porn liegt die Anzahl der Unique<br />
Searches bei 32 %, im Dating bei 91 %<br />
und Broad 99 %. Das heißt, dass im Bereich<br />
Porn die gleiche Suchanfrage im Schnitt<br />
3,2-mal von einer Person gesucht wird.<br />
Werden alle drei Cluster zusammengefasst<br />
sehen die Top-5 wie folgt aus:<br />
1. NRW: 595.025<br />
2. Bayern: 363.334<br />
3. BaWü: 301.886<br />
4. Hessen: 285.121<br />
5. Niedersachsen: 227.065<br />
Wiederum auf den Anteil der männlichen<br />
Bevölkerung umgelegt, ergeben sich diese<br />
Werte:<br />
• Berlin: 13,68 %<br />
• Hamburg: 11,52%<br />
• Hessen: 11,13 %<br />
• Bremen: 8,61 %<br />
• NRW: 8,32 %<br />
Alles in allem doch ein interessanter<br />
Vergleich und um die Frage der Überschrift<br />
noch mal konkret zu beantworten:<br />
3.074.047 Männer in Deutschland suchen<br />
im Internet nach Wortkombinationen mit<br />
„Gay“. Das sind 7,33 Prozent der männlichen<br />
Bevölkerung zwischen 18 und 65<br />
Jahren.<br />
59
SEXUALITÄT<br />
/ PSYCHE<br />
TESTOSTERONBEHANDLUNG<br />
KANN DIE PSYCHE BEEINFLUSSEN<br />
FOTO: WAYHOMESTUDIO/FREEPIK.COM<br />
Innerhalb des umfassenden psychologischen<br />
Netzwerks von Stimmung, Verhalten und<br />
Lebensqualität bei Männern spielt Testosteron<br />
eine entscheidende Rolle. Kommt es<br />
aufgrund einer Erkrankung oder auch wegen<br />
des zunehmenden Alters des Mannes zu<br />
einem Testosteronmangel, einem sogenannten<br />
Hypogonadismus, kann dies u.a. zu<br />
depressiven Symptomen oder Angstzuständen<br />
führen.<br />
VERBESSERTE LEBENSQUALITÄT<br />
„Insgesamt zeigen Studien zum Hypogonadismus,<br />
dass er erhebliche negative Effekte<br />
auf die Lebensqualität und die Stimmung<br />
der betroffenen Männer haben kann“,<br />
erläutert Prof. Dr. med. Frank Sommer,<br />
Männerarzt und Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Mann und Gesundheit e. V.<br />
(DGMG). Die Testosteronsubstitution könne<br />
bei Männern mit einem Hormonmangel<br />
zur Verbesserung dieser Parameter beitragen.<br />
Zudem sei es wichtig und Voraussetzung<br />
für die Hormonanwendung, dass<br />
Komorbiditäten angemessen behandelt<br />
werden, um die Lebensqualität und das<br />
Wohlbefinden zu verbessern, so Sommer.<br />
Dies entspricht auch den aktuellen Leitlinien<br />
der europäischen Fachgesellschaften.<br />
Ähnliches zum Nutzen einer Testosterongabe<br />
gelte laut PD Dr. med. Tobias Jäger,<br />
Männerarzt und DGMG-Vorstandsmitglied<br />
auch bei Depressionen: „Depressionssymptome<br />
können bei hy- pogonadalen Männern<br />
den Untersuchungen zufolge durch<br />
eine Testosterongabe gemildert werden.<br />
Zwar sind auch hier etablierte antidepressive<br />
Therapien, kognitive Verhaltensweisen<br />
und psychiatrische Beratungen zu bevorzugen,<br />
dennoch kann eine zusätzliche Testosteronsupplementierung<br />
das Ergebnis<br />
solcher Therapien bei Patienten mit einem<br />
Hormondefizit ver- bessern.“<br />
VIELSEITIGER EINFLUSSFAKTOR<br />
Das Wohlbefinden und die Lebensqualität<br />
des Mannes sind wichtige Funktionen von<br />
Testosteron. Das heißt, dass bisherigen<br />
Untersuchungen zufolge relevante psychische<br />
Aspekte und damit die Lebensqualität,<br />
aber auch das Verhalten von Männern<br />
durch Testosteron beeinflusst werden.<br />
Daher ist davon auszugehen, dass niedrige<br />
Testosteronspiegel aufgrund eines Hypogonadismus<br />
erhebliche negative körperliche,<br />
aber auch seelische Effekte haben<br />
und diese durch eine Testosterontherapie<br />
wiederhergestellt werden können.<br />
60<br />
3/20<strong>23</strong>
SEXUALITÄT<br />
/<br />
EREKTILE DYSFUNKTION<br />
EREKTILE<br />
DYSFUNKTION<br />
LASER GEGEN<br />
Für die Behandlung der erektilen Dysfunktion ist seit kurzem ein Laser<br />
im Einsatz, der von der amerikanischen FDA zugelassen ist. Er basiert<br />
auf der neuesten Technologie der fokussierten extrakorporalen Stoßwellentherapie.<br />
Der wichtigste körperliche Faktor, der<br />
bei sexuellen Aktivitäten eine Rolle<br />
spielt, ist die Durchblutung – je mehr<br />
Blut zu den Genitalien fließt, desto<br />
kraftvoller und befriedigender erleben<br />
Menschen das Erlebnis. Alma Duo<br />
setzt genau hier an. Durch die Anwendung<br />
von niederenergetischen, aber<br />
fokussierten Stoßwellen auf die Gefäßstrukturen<br />
werden mechanischer Stress<br />
und zelluläre Mikrotraumata erzeugt.<br />
Dies führt dazu, dass im behandelten<br />
Bereich Wachstumsstoffe freigesetzt<br />
werden, die zur Entstehung neuer Blutgefäße<br />
beitragen. So kann es zur Verbesserung<br />
der Durchblutung kommen.<br />
Erektile Dysfunktion bei Männern kann<br />
verschiedene Ursachen haben. Persönliche<br />
Verhaltensweisen wie Alkoholkonsum,<br />
Rauchen und Ernährung können<br />
eine Rolle spielen, während andere<br />
auf psychologische oder biologische<br />
Faktoren wie chronische Erkrankungen<br />
und das Älterwerdens zurückzuführen<br />
sind. Die sexuelle Dysfunktion ist weit<br />
verbreitet und kann für die Betroffenen<br />
sehr belastend sein, in vielen Fällen ist<br />
sie jedoch effektiv behandelbar.<br />
Vor dem Beginn der Behandlung mit<br />
Alma Duo klärt der behandelnde Arzt,<br />
ob eine Gefäßveränderung für die<br />
Erektionsstörung verantwortlich ist<br />
62<br />
3/20<strong>23</strong>
Dr. Afschin Fatemi, S-thetic<br />
Alma Duo by S-thetic<br />
Der Gründer und ärztliche Leiter von S-thetic,<br />
Dr. med Afschin Fatemi, ist ein international<br />
bekannter Schönheitschirurg. Der Spezialist<br />
für Facelifts, Lidkorrektur, Körperformung und<br />
Hyperhidrose-Behandlung gründete die erste S-<br />
thetic Klinik im Jahr 2002. Mehr als ein Dutzend<br />
weiterer Standorte sind inzwischen dazugekommen.<br />
Zuvor war er Oberarzt für operative<br />
Dermatologie an verschiedenen Kliniken.<br />
FOTOS: FREEPIK.COM<br />
Innovationen in Sachen Behandlungsverfahren und -instrumente sind<br />
Dr. Fatemi auf zahlreichen Feldern gelungen. Die ständige Verfeinerung<br />
der Technologie ist sein Leitmotiv. Bei Fachkongressen ist der engagierte<br />
Mediziner ein gefragter Referent und Live-Operateur. Persönlich verantwortet<br />
Dr. Fatemi den internationalen Ärztekongress S-thetic Circle, der in<br />
regelmäßigen Abständen stattfindet. Seine Philosophie vertritt er immer<br />
wieder leidenschaftlich in verschiedenen Medienformaten. Mit seiner<br />
Expertise als Dermatologe und Schönheitschirurg entwickelte er auch die<br />
erfolgreiche Pflegeserie Dr. Fatemi Skincare. Die gemeinnützige Umbrella-<br />
Stiftung, die Dr. Fatemi gegründet hat, leistet regelmäßig ärztlicher Hilfe<br />
in Krisengebieten und unterstützt soziale Projekte in Deutschland.<br />
www.s-thetic.de<br />
und schätzt gegebenenfalls die Stärke<br />
der Veränderung ein. Sofern keine<br />
Kontraindikationen vorliegen, kann die<br />
Behandlung durchgeführt werden. Zur<br />
Beurteilung der männlichen Sexualfunktion<br />
wird ein kurzer Fragebogen<br />
verwendet, der die vier Hauptbereiche<br />
Erektionsvermögen, Orgasmusfähigkeit,<br />
sexuelles Verlangen und Befriedigung<br />
beim Geschlechtsverkehr bewertet.<br />
Die Behandlung beginnt damit, dass der<br />
Patient bequem auf einer Liege platziert<br />
wird. Der behandelnde Arzt setzt dann<br />
den speziell für die Alma Duo-Technologie<br />
entwickelten Applikator auf den<br />
Penis auf. Dieser Applikator sendet<br />
Stoßwellen aus, die gezielt auf den<br />
Penisbereich ausgerichtet sind und die<br />
körpereigene Regeneration stimulieren<br />
sollen. Dabei wird das Gerät auf fünf<br />
spezifischen Punkten angewendet, drei<br />
am Penisschaft und zwei an der Peniswurzel.<br />
Insgesamt werden je nach Indikation<br />
1.200 bis 1.500 Impulse an den<br />
entsprechenden Regionen abgegeben.<br />
Die Behandlung wird in der Regel über<br />
drei Wochen in sechs Behandlungen à<br />
15 Minuten durchgeführt.<br />
Die Anwendung von Alma Duo ist<br />
schmerzlos und nicht-invasiv. Es sind<br />
keine Operationen, Medikamente oder<br />
63
SEXUALITÄT<br />
/<br />
EREKTILE DYSFUNKTION<br />
Spritzen und keine örtliche Betäubung<br />
notwendig und es gibt keine Ausfallzeiten.<br />
Im Gegensatz zu bekannten<br />
Behandlungsmöglichkeiten wie potenzsteigernden<br />
Mitteln behandelt Alma<br />
Duo nicht nur die Symptome, sondern<br />
die Ursache der Erektilen Dysfunktion<br />
mit langanhaltendem Ergebnis und<br />
bringt Spontanität zurück ins Schlafzimmer.<br />
„Alma Duo ist ein Durchbruch in der<br />
Behandlung von Erektiler Dysfunktion<br />
und der Verbesserung des Sexuallebens<br />
von Mann und Frau. Durch die fokussierte<br />
extrakorporale Stoßwellentherapie<br />
kann die Blutversorgung in den<br />
behandelten Bereichen signifikant verbessert<br />
werden, was zu einer besseren<br />
Durchblutung führen und somit auch<br />
das sexuelle Empfinden erhöhen kann“,<br />
sagt Dr. Afschin Fatemi, Facharzt für<br />
Dermatologie mit Schwerpunkt Dermachirurgie<br />
und ästhetischer Medizin und<br />
Gründer der S-thetic Gruppe, der einer<br />
der ersten Anwender des Alma Duo in<br />
Deutschland ist.<br />
64 3/20<strong>23</strong>
FLUTSCHIG, ABER SICHER!<br />
WIE DU EIN GUTES GLEITGEL ERKENNST<br />
ADVERTORIAL<br />
Es könnte so einfach sein – du willst geschmeidigen<br />
Sex haben und greifst wie selbstverständlich<br />
zum Gleitgel. Aber hast du dir die Flasche mal<br />
genauer angesehen? Auf einem guten Gleitgel<br />
müssen einfach gewisse Angaben stehen, damit<br />
es auch ersichtlich ist, dass es sich um ein geprüftes<br />
und somit sicheres Produkt handelt.<br />
Die Wenigsten wissen es, aber bald steht<br />
eine dramatische Entwicklung für Gleitgele<br />
bevor. Aufgrund der neuen europäischen<br />
Medizinprodukte-Verordnung (Medical<br />
Device Regulation, kurz MDR), die 2024 in<br />
Kraft tritt, werden in Zukunft auch Gleitgele<br />
als Medizinprodukte eingestuft, somit<br />
wesentlich strenger reglementiert als zuvor<br />
und müssen von offizieller Seite aus zertifiziert<br />
sein. Ziel dieser neuen Verordnung<br />
ist es, einen einheitlichen Rechtsrahmen<br />
für Medizinprodukte auf europäischer Ebene<br />
zu schaffen, die Qualität der Produkte<br />
zu verbessern und folglich die Sicherheit<br />
für Anwender zu steigern. Viele Marken<br />
werden diese strenge, aber nötige Zertifizierung<br />
nicht schaffen und deren Produkte<br />
dürfen dann nicht mehr Gleitgel genannt<br />
werden. Diese bieten dann auch nicht die<br />
geforderte Sicherheit und sollten nicht<br />
mehr in den Körper eingeführt werden.<br />
Bevor du zu verunsichert bist und nicht<br />
mehr weißt, was du überhaupt noch für<br />
dein nächstes sexuelles Abenteuer verwenden<br />
kannst, haben wir dir die wichtigsten<br />
Punkte zusammengetragen, woran du ein<br />
zertifiziertes und somit sicheres Gleitgel<br />
erkennen kannst.<br />
Der erste Blick sollte bei einem Gleitgel<br />
auf essenzielle Symbole und Auslobungen<br />
auf dem Etikett fallen: Ein Medizinprodukt<br />
muss neben einer Mindesthaltbarkeit auch<br />
das MD- und das CE-Zeichen (mit einer<br />
vierstelligen Nummer darunter) aufweisen.<br />
Neben diesen Symbolen muss das<br />
Label noch weitergehende Informationen<br />
beinhalten. Um die wichtigsten zu nennen:<br />
Zum einen muss eine Erläuterung der bestimmungsgemäßen<br />
Verwendung vorliegen.<br />
Hierzu zählen beispielsweise Angaben<br />
wie „für die tägliche Anwendung“. Zum anderen<br />
sollte auf Kompatibilität mit anderen<br />
Produkten hingewiesen werden, z.B. die<br />
Kompatibilität mit Kondomen. Als weitere<br />
Pflichtangabe umfasst ein Label noch<br />
Warn- und Sicherheitshinweise. Dazu zählen<br />
unter anderem Aussagen wie „Kontakt<br />
mit Augen und gereizter Haut vermeiden“.<br />
Du willst mehr erfahren?<br />
Dann schreib uns: info@pjur.com
WELLBEING
FOTO: FREEPIK.COM
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WELLBEING<br />
SEINZ.<br />
PFLEGEPRODUKTE FÜR MÄNNER<br />
Die Drogeriemarktkette dm hat mit<br />
ihrer eigenen Produktlinie SEINZ.<br />
eine neue Ära in der Kosmetik eingeläutet.<br />
Die exklusive Serie umfasst<br />
eine breite Palette an Produkten,<br />
für eine erfrischende<br />
Pflege und intensive Reinigung.<br />
Leistungsstarke<br />
Inhaltsstoffe<br />
und<br />
umweltfreundliche Verpackungen<br />
machen SEINZ. zu einer umfassenden<br />
Pflegeoption. Die Produktreihe<br />
umfasst eine Vielzahl von Kategorien,<br />
darunter Haut- und Körperpflege. Die<br />
Inhaltsstoffe enthalten einen wertvollen<br />
Mix von Mikroalgenextrakt<br />
über Elektrolyte bis hin zu Koriander.<br />
Zu den Produkten gehören auch<br />
euphorisierende Düfte kombiniert mit<br />
einem minimalistischen Design. Kein<br />
Schnickschnack sondern leistungsstarke<br />
Inhaltsstoffe. SEINZ. Alles,<br />
was man braucht!<br />
www.dm.de/marken/seinz<br />
DUSCHGEL<br />
Das tiefenreinigende Duschgel von<br />
SEINZ. wirkt mit Bambusaktivkohle<br />
und Ginseng. Die Mikroporen der<br />
Aktivkohle binden überschüssigen<br />
Talg. Damit erfolgt eine intensive<br />
Reinigung. Zudem verwöhnt das<br />
Duschgel mit Duftnoten von Apfel,<br />
Bergamotte und Sandelholz. Trotz<br />
der porentiefen Reinigung wird die<br />
Haut nicht ausgetrocknet.<br />
68<br />
3/20<strong>23</strong>
FEUCHTIGKEITSGEL<br />
Die Pflegeformel des Feuchtigkeitsgels<br />
mit Aquaxyl und Mikroalge von SEINZ.<br />
versorgt die Haut nach regelmäßiger<br />
Anwendung 72 h mit Feuchtigkeit. Die<br />
leichte Geltextur zieht dabei schnell ein<br />
und vitalisiert die Haut. Ein mattierender<br />
Effekt verhindert zudem unerwünschten<br />
Hautglanz. Für ein geschmeidiges Hautgefühl<br />
und eine frische Ausstrahlung.<br />
FOTO: FREEPIK<br />
ANTI TRANSPERANT<br />
Das SEINZ. Antitranspirant Sport bietet<br />
48 h langanhaltenden Schutz mit Mineralien<br />
für einen extra schnellen Trockeneffekt,<br />
ganz ohne Alkohol (Ethanol). Zudem<br />
überzeugt es mit Duftnoten von Zitrusfrüchten,<br />
Bergamotte und Zedernholz.<br />
Die Dose wird aus 50% Recyclingmaterial<br />
(ohne Verschluss) in Frankreich hergestellt.<br />
SEINZ. unterstützt des Weiteren Plastic<br />
Bank - gemeinsam für eine saubere Umwelt<br />
und soziales Engagement.<br />
FOTO: VECMES<br />
WASCHGEL<br />
Das SEINZ. Waschgel enthält einen<br />
rückfettenden Mikro-Öl-Wirkstoff,<br />
der effektiv Austrocknung vorbeugt.<br />
Die Kombination aus AHA<br />
& PHA bekämpft die Entstehung<br />
von Hautunreinheiten. Für eine<br />
gründliche Reinigung von Gesicht<br />
und Bart.<br />
FOTO: FREEPIK<br />
Nachher<br />
69
Männer. Und Meer.<br />
Deine Gay Cruise<br />
9. – 16. Oktober 2024<br />
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WELLBEING/ FITNESS<br />
STUDIENLAGE<br />
HILFT YOGA BEIM<br />
MUSKELAUFBAU?<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
In den letzten Jahren erlebte das Praktizieren<br />
von Yoga einen regelrechten Boom. Kein<br />
Wunder, denn Yoga hilft vielen gestressten<br />
Großstadtmenschen, die innere Balance<br />
wiederherzustellen. Doch kann man durch<br />
Yoga auch Muskeln aufbauen? Wir haben<br />
uns dazu die Studienlage angeschaut.<br />
Bei Yoga handelt es sich nicht um eine<br />
Sportart im klassischen Sinne. Stattdessen<br />
geht es bei dieser aus Indien stammenden<br />
Lehre darum, ein Gleichgewicht zwischen<br />
Körper und Seele herzustellen. Dadurch<br />
ist Yoga ideal, um Stress abzubauen, das<br />
körperliche Wohlbefinden zu steigern<br />
und innere Ausgeglichenheit zu erreichen.<br />
Wer jedoch Yoga zum ersten Mal<br />
ausprobiert, der stellt meist fest, dass die<br />
Übungen körperlich anspruchsvoll sind.<br />
Insbesondere die Kombination aus Muskelanspannung,<br />
Dehnung und Balance<br />
72<br />
3/20<strong>23</strong><br />
FOTO: PATRICK KOOL / UNSPLASH
ingt Ungeübte schnell ins Schwitzen. So<br />
stellt sich die Frage: Lassen sich mit Yoga<br />
auch Muskeln aufbauen? Studien liefern<br />
dazu die Antwort.<br />
MEHR MUSKELKRAFT UND KRAFT-<br />
AUSDAUER DURCH VINYASA YOGA<br />
Yoga verbessert nicht nur die Gelenkigkeit,<br />
sondern kann tatsächlich auch zur Stärkung<br />
der Muskulatur beitragen. Das hat eine<br />
Studie aus dem Jahr 2019 gezeigt. Dabei<br />
wurden 29 Probanden über einen Zeitraum<br />
von zwölf Wochen beobachtet, die Yoga und<br />
Taijifit (eine spezielle Form von Tai Chi) in<br />
Online-Kursen absolvierten. Bei dem Yoga-<br />
Stil handelte es sich um Vinyasa Yoga. Diese<br />
Variante zeichnet sich durch dynamische<br />
Übungen mit fließenden Übergängen aus.<br />
Im Gegensatz dazu steht das eher statische<br />
Hatha Yoga, bei dem man die Positionen<br />
länger hält. 16 der Probanden führten in<br />
dem Untersuchungszeitraum Vinyasa Yoga<br />
aus, 13 weitere praktizierten Taijifit.<br />
POSITIVE WIRKUNG AUF MUSKELN<br />
AUCH BEI HATHA YOGA<br />
Eine etwas größere Studie aus China wurde<br />
im Jahr 2015 publiziert. Dabei wurde die<br />
Wirkung von Hatha Yoga auf 87 sowohl<br />
weibliche als auch männliche Probanden<br />
untersucht und mit einer Kontrollgruppe<br />
von 86 Teilnehmern verglichen, die weder<br />
Yoga noch Sport praktizierten. Zwölf<br />
Wochen lang wurden die Probanden in der<br />
Yoga-Gruppe einmal wöchentlich angeleitet<br />
und führten anschließend die Übungen<br />
im Schnitt rund <strong>23</strong> Minuten täglich aus.<br />
Die Datenanalyse ergab, dass ein zwölfwöchiges<br />
Hatha-Yoga-Programm sich positiv<br />
auf die Beweglichkeit, die Muskelkraft und<br />
die Kraftausdauer der Teilnehmer auswirkte.<br />
Leider ermittelten die Forscher auch in<br />
dieser Studie nicht die genaue Muskelzunahme<br />
der Probanden.<br />
Bei Studienbeginn und Studienende<br />
wurden Muskelkraft - durch Beinpresse,<br />
Brustpresse und Handgriff - sowie Kraftausdauer<br />
und Flexibilität der Probanden<br />
ermittelt. Nach Auswertung der Daten<br />
kamen die Forscher zu einem eindeutigen<br />
Ergebnis: Sowohl Vinyasa Yoga als auch<br />
Taijifit führten nach dem zwölfwöchigen<br />
Trainingszeitraum zu mehr Muskelkraft,<br />
Kraftausdauer und wenig überraschend zu<br />
einer höheren Flexibilität bei den Teilnehmern.<br />
Zudem hatten die Yoga-Probanden<br />
größere Zuwächse bei der Kraftausdauer,<br />
speziell bei der Brustpresse und bei den<br />
Bauchübungen.<br />
Trotz der positiven Ergebnisse muss man<br />
beachten, dass es sich um eine kleine<br />
Studie mit wenigen Teilnehmern handelt.<br />
Und weil die Volumenzuwächse der Muskeln<br />
nicht gemessen wurden, kann nicht<br />
eindeutig gesagt werden, ob die Studienteilnehmer<br />
durch Yoga mehr Muskelmasse<br />
aufbauen konnten oder nicht.<br />
FOTO: FREEPIK.COM<br />
73
WELLBEING/ FITNESS<br />
DEHNÜBUNGEN FÜHREN NICHT<br />
IMMER ZU MEHR MUSKELWACHSTUM<br />
Im Jahr 2020 ist eine weitere interessante<br />
Studie erschienen. Sie hat zwar nicht<br />
speziell die Wirkung von Yoga, dafür aber<br />
den Einfluss von Dehnübungen auf das<br />
Muskelwachstum untersucht. Weil Yoga<br />
viele Dehnübungen beinhaltet, kann diese<br />
Studie einen Anhaltspunkt dafür liefern, ob<br />
sich auf diese Art Muskeln aufbauen lassen.<br />
Wissenschaftler der „Skandinavischen<br />
Gesellschaft für klinische Physiologie und<br />
Nuklearmedizin“ in Kopenhagen werteten<br />
zehn Studien zu Dehnübungen aus, bei<br />
denen die Veränderungen der Muskelgröße<br />
mit Trainingsprotokollen festgehalten wurden.<br />
Von den zehn Studien wiesen drei eindeutig<br />
positive Effekte des Dehntrainings<br />
auf die Muskelstruktur auf. Bei fünf der<br />
Studien wurde das Stretching in ein Krafttraining<br />
eingebunden. Davon belegten vor<br />
allem zwei Studien ein besseres Muskelwachstum,<br />
wenn die Dehnungen zwischen<br />
den Kraftübungen ausgeführt wurden.<br />
darauf, dass Yoga offenbar nur dann zum<br />
Muskelwachstum führt, wenn viel Kraft<br />
aufgewendet wird, um eine Übung auszuführen<br />
oder eine Position zu halten.<br />
FAZIT<br />
Laut Studienlage kann Yoga sowohl die<br />
Muskelkraft als auch die Kraftausdauer<br />
erhöhen. Jedoch gibt es keine Studien,<br />
die das Muskelwachstum exakt messen<br />
beziehungsweise eine Zunahme an<br />
Muskelmasse durch Yoga dokumentieren.<br />
Der limitierende Faktor beim Yoga ist die<br />
Tatsache, dass Übungen mit dem eigenen<br />
Körpergewicht ausgeführt werden. Anders<br />
als beim Kraftsport, kann man den Widerstand<br />
nicht durch eine Steigerung des<br />
Gewichts beliebig erhöhen. Doch gerade<br />
das regt ein Muskelwachstum besonders<br />
effektiv an. Letztendlich ist Yoga nicht dazu<br />
gedacht, Muskeln aufzubauen, sondern<br />
eine innere Balance zwischen Körper und<br />
Geist herzustellen.<br />
Die Forscher weisen jedoch darauf<br />
hin, dass eine Dehnung mit geringer<br />
Intensität keine positive Veränderung<br />
des Muskelvolumens bewirkt. Nur<br />
wenn bei der Dehnung gleichzeitig<br />
ein gewisser Grad der Zugbelastung<br />
hinzukommt, kann dies ein Muskelwachstum<br />
fördern. Es ist ein Hinweis<br />
FOTO: FREEPIK<br />
74<br />
3/20<strong>23</strong>
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WELLBEING/ ERNÄHRUNG<br />
NAHRUNGS-<br />
ERGÄNZUNGSMITTEL<br />
Warum viele Vitaminpräparate lediglich<br />
„teuren Urin“ produzieren<br />
Eine Brausetablette im Wasserglas auflösen, austrinken, fertig. So stellen sich viele<br />
Männer die tägliche Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen vor. Aber funktionieren<br />
Vitaminpräparate wirklich? Wir haben mit einem renommierten Ernährungswissenschaftler<br />
gesprochen und ernüchternde Antworten bekommen.<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
76<br />
3/20<strong>23</strong>
Die Einnahme von Vitaminpräparaten ist<br />
umstritten. Zum einen, weil sie oft nach<br />
Gefühl eingenommen werden und nicht,<br />
weil ein Mangelzustand vom Arzt diagnostiziert<br />
wurde. So besteht die Gefahr<br />
einer Überdosierung. Zum anderen ist<br />
die Wirksamkeit meist nur dann gegeben,<br />
wenn auch ein Mangelzustand besteht.<br />
Doch dieser ist insbesondere in Deutschland<br />
bei einer ausgewogenen und nährstoffreichen<br />
Ernährung relativ selten.<br />
Es gibt aber einzelne Bevölkerungsgruppen,<br />
die aufgrund ihrer Lebensumstände<br />
oder besonderen Ernährungsweise einen<br />
Mangel an bestimmten Nährstoffen<br />
entwickeln können. Laut der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung (DGE) kommt<br />
es beispielsweise bei Menschen, die<br />
sich ausschließlich pflanzlich ernähren,<br />
häufig zu einem Vitamin-B12-Mangel.<br />
Denn dieses Vitamin kommt in einer für<br />
Menschen verfügbaren Form fast nur in<br />
tierischen Lebensmitteln vor. Deswegen<br />
rät die DGE Veganern zur Einnahme eines<br />
Vitamin-B12-Präparats.<br />
Als weitere kritische Nährstoffe bei<br />
veganer Ernährung stuft die DGE einige<br />
essentielle Aminosäuren und Omega-<br />
3-Fettsäuren sowie Mineralstoffe wie<br />
Kalzium, Eisen, Jod, Zink, Selen und die<br />
Vitamine Riboflavin sowie Vitamin<br />
D. Deswegen sollten Veganer ihr<br />
Blut regelmäßig kontrollieren<br />
lassen, um Mangelerscheinungen<br />
vorzubeugen. Die Einnahme<br />
von Präparaten sollte aber<br />
nur in Abstimmung mit einem<br />
Arzt erfolgen.<br />
Laut aktuellen Umfragen liegt der Bevölkerungsanteil<br />
von Menschen, die sich<br />
überwiegend vegan ernähren bei rund<br />
zwei Prozent. Die DGE weist darauf hin,<br />
dass Menschen, die auf eine Mischkost<br />
aus Gemüse, Obst, Fisch, Hülsenfrüchten,<br />
pflanzlichen Ölen und tierischen<br />
Produkten setzen, weder rauchen noch<br />
übermäßig viel Alkohol trinken, eine<br />
geringe Wahrscheinlichkeit für einer<br />
Unterversorgung mit Vitaminen und<br />
Mineralstoffen haben.<br />
Zu den weiteren Risikogruppen zählen<br />
möglicherweise HIV-Patienten. Untersuchungen<br />
der Universität Bonn haben gezeigt,<br />
dass diese Bevölkerungsgruppe häufig<br />
einen Vitamin-D-Mangel entwickelt, der<br />
in Verbindung mit einer HIV-Therapie und<br />
den damit Verbundenen Nebenwirkungen<br />
zu einer Abnahme der Knochendichte<br />
führen kann. So entwickeln HIV-Patienten<br />
häufiger Osteoporose als HIV-negative<br />
und haben dadurch ein höheres Risiko für<br />
Knochenbrüche. Vitamin D ist aber auch<br />
für ein gesundes Immunsystem und psychisches<br />
Wohlbefinden wichtig. Deswegen<br />
sollten HIV-Patienten insbesondere dieses<br />
Vitamin im Auge behalten.<br />
Klarheit, ob ein Mangel besteht, schafft nur<br />
ein Blutbild beim Arzt. So kann festgestellt<br />
werden, ob beispielsweise Eisen-, Vitamin-D-<br />
oder B12-Mangel vorliegen. Auch,<br />
wer sich über einen längeren Zeitraum erschöpft<br />
fühlt, unter Schlafproblemen und<br />
depressiven Verstimmungen leidet oder<br />
häufiger krank ist, sollte sein Blut untersuchen<br />
lassen.<br />
VORSICHT BEI FREI VERKÄUFLICHEN<br />
NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTELN<br />
Greift man ohne ärztliche Diagnose<br />
zu einem Nahrungsergänzungsmittel<br />
aus der Drogerie, ist der Blick<br />
auf die Inhaltsstoffe Pflicht. Hier<br />
gilt: Je kürzer die Liste, desto besser.<br />
Denn leider enthalten viele Pillen<br />
und Brausetabletten unnötige<br />
Füllstoffe, künstliche Süßstoffe,<br />
Farbstoffe, Aromen und Konservierungsstoffe.<br />
Besonders umstritten ist die Einnahme von<br />
sogenannten Antioxidantien, die freie Radikale<br />
im Blut bekämpfen sollen. In einer<br />
groß angelegten Meta-Analyse aus dem<br />
Jahr 2012 wurden mehrere Studien<br />
77
WELLBEING/ ERNÄHRUNG<br />
mit fasst 250.000 Teilnehmern ausgewertet,<br />
um herauszufinden, ob die Einnahme<br />
von Vitamin A, Beta-Carotin, Vitamin C,<br />
Vitamin E und Selen einen Einfluss auf die<br />
Lebenserwartung hat. Das Ergebnis: Die<br />
Einnahme von Antioxidantien wie Vitamin<br />
E und Beta-Carotin hat keinen positiven<br />
Einfluss auf die Lebenserwartung. Bei<br />
hohen Dosierungen hat sich die Sterblichkeitsrate<br />
sogar um ein bis zwei Prozent<br />
erhöht. Allerdings sollte hierbei berücksichtigt<br />
werden, dass die Teilnehmer in<br />
einigen der analysierten Studien deutlich<br />
höhere Dosen einnahmen, als Sie in<br />
Deutschland erlaubt sind.<br />
Insgesamt ist die<br />
Studienlage zu<br />
Vitaminpräparaten<br />
unübersichtlich und<br />
widersprüchlich.<br />
Um mit den Mythen<br />
rund um Vitaminpräparate<br />
aufräumen, haben<br />
wir den emeritierten Professor Dr. Helmut<br />
Heseker befragt. Er hat Ernährungswissenschaft<br />
an der Universität Paderborn<br />
gelehrt und war zwischen 2010 und 2016<br />
Präsident der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung.<br />
Herr Prof. Dr. Heseker, helfen Vitamin C<br />
und Zink, um einer Erkältung vorzubeugen<br />
oder um sie schneller loszuwerden?<br />
Die Studienlage hierzu ist insgesamt sehr<br />
uneinheitlich. Eine systematische Analyse<br />
von unabhängig durchgeführten Studien<br />
zeigt aber, dass Vitamin-C- und Zink-Supplemente<br />
weder eine Erkältung verhindern<br />
noch dabei helfen können, diese<br />
deutlich schneller wieder loszuwerden.<br />
Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt<br />
drei Tage, geht drei Tage – ohne und mit<br />
Vitamin C plus Zink.<br />
Was bringen Multivitamin-<br />
Tabletten? Sie versprechen<br />
oft, mit einer Brausetablette<br />
den Tagesbedarf an allen<br />
wichtigen Vitaminen und<br />
Mineralstoffen zu decken.<br />
In Deutschland liefert eine<br />
einigermaßen abwechslungsreiche<br />
und kalorisch ausreichende Kost<br />
alle lebensnotwendigen Nährstoffe in<br />
ausreichenden Mengen. In groß angelegten<br />
Studien konnte gezeigt werden, dass<br />
eine zusätzliche Nährstoffzufuhr weder<br />
Krankheiten vermeiden noch das Leben<br />
verlängern kann. Sinnvoll kann die Einnahme<br />
von Multivitamin-Tabletten bei<br />
Personen sein, die längerfristig freiwillig,<br />
zum Beispiel durch häufige und längerfristige<br />
Einhaltung von Reduktionsdiäten oder<br />
unfreiwillig, beispielsweise bei Hochbetagten<br />
mit geringem Appetit, nur kleine Nahrungsmengen<br />
essen können oder wollen.<br />
Kann ich Vitamine und Mineralstoffe durch<br />
Zusatzpräparate aus der Drogerie überdosieren?<br />
Einige enthalten oft die mehrfache<br />
Tagesdosis dessen, was die Deutsche Gesellschaft<br />
für Ernährung empfiehlt.<br />
78<br />
3/20<strong>23</strong>
FOTO: RAIMOND KLAVINS / UNSPLASH<br />
Bei den wasserlöslichen Vitaminen ist die<br />
Gefahr einer Überdosierung relativ gering,<br />
da diese relativ schnell von den Nieren<br />
über den Urin ausgeschieden werden und<br />
man vor allem einen ,teuren‘ Urin produziert.<br />
Hier besteht daher eher ein ökonomisches<br />
Risiko, dass viel Geld für Produkte<br />
ausgegeben wird, die nachgewiesenermaßen<br />
keine Wirkung auf unsere Gesundheit<br />
haben. Die fettlöslichen Vitamine A<br />
und D können bei einer Überdosierung<br />
im Körper mit nachteiligen Folgen für die<br />
Gesundheit kumulieren. Darüber hinaus<br />
sollten Raucher keine hoch dosierten Betacarotin-Supplemente<br />
einnehmen, da diese<br />
unter anderem das Lungenkrebsrisiko<br />
erhöhen. Und Eisenpräparate sollten nur<br />
bei einem klinisch nachgewiesenen Eisenmangel<br />
eingenommen werden.<br />
Kann der Körper synthetisch hergestellte<br />
Vitamine genauso gut verwerten wie aus<br />
natürlichen Lebensmitteln?<br />
Der Körper differenziert nicht zwischen<br />
natürlichen und synthetischen Vitaminen,<br />
sofern diese identisch sind. In Präparaten<br />
enthaltene Folsäure wird aber besser absorbiert,<br />
als beispielsweise in pflanzlichen<br />
Lebensmitteln enthaltene Folatverbindungen,<br />
Eisen wiederum wird aus Hämeisen,<br />
das in Fleisch und Fleischwaren enthalten<br />
ist, oft besser absorbiert als aus veganen<br />
Lebensmitteln.<br />
Was raten Sie zum Umgang mit Vitaminund<br />
Mineralstoffpräparaten grundsätzlich?<br />
Trotz gegenteiliger Verlautbarungen<br />
von interessengeleiteten Aussagen der<br />
Inverkehrbringer von Nahrungsergänzungsmitteln,<br />
ist Deutschland kein Vitaminmangelland<br />
und es muss auch kein Vitamindefizitalarm<br />
ausgelöst werden. Eine<br />
kalorisch ausreichende Nahrungsaufnahme<br />
liefert bei uns alle Vitamine und Mineralstoffe<br />
sowie Proteine in ausreichenden<br />
Mengen. Eine Ausnahme kann Vitamin D<br />
darstellen, dass Menschen überwiegend<br />
nach Sonnenbestrahlung der Haut bilden.<br />
Für Personen, die ans Haus gebunden sind,<br />
wie zum Beispiel hochbetagte Menschen,<br />
ebenso wie für Menschen mit vollständig<br />
die Haut bedeckender Kleidung oder Menschen<br />
mit starker Hautpigmentierung und<br />
auch Personen mit erhöhtem Osteoporoserisiko<br />
kann die regelmäßige Einnahme<br />
eines Vitamin-D-Präparats ratsam sein.<br />
79
WELLBEING/ BODY<br />
Text: Martin Lewicki<br />
SO HÄLT MAN NACH EINER DIÄT SEIN<br />
NEUES GEWICHT<br />
ILLUSTRATIONEN: VECTORJUICE / FREEPIK.COM<br />
Als Übergewichtiger kämpft man oft jahrelang mit Diäten. Das<br />
Problem: Selbst wenn eine Diät erfolgreich war, ist es schwierig,<br />
das erreichte Gewicht zu halten. Denn der berüchtigte Jo-Jo-Effekt<br />
schlägt meist gnadenlos zu. Dänische Forscher zeigen Strategien, wie<br />
man den Körper austrickst und sein Gewicht nach einer Diät halten<br />
oder sogar weiter reduzieren kann.<br />
80<br />
3/20<strong>23</strong>
Diäten sind ein boomendes Geschäft und<br />
spielen mit der Verzweiflung und Hoffnung<br />
von Übergewichtigen. Das Problem dabei:<br />
Meistens setzen sie auf eine radikale Kalorienreduktion.<br />
Wenig verwunderlich führt<br />
das bei nahezu jedem für einen schnell<br />
sichtbaren Abnehmerfolg. Es ist weder<br />
gesund noch machbar, ein Leben lang sich<br />
stark kalorienreduziert und einseitig zu<br />
ernähren. Außerdem passt sich der Stoffwechsel<br />
an, wird energieeffizienter und<br />
verbraucht weniger Kalorien. Doch früher<br />
oder später fallen viele zurück in alte Essgewohnheiten.<br />
Dabei will sich der Körper<br />
für die nächste Hungerphase wappnen,<br />
indem er verstärkt appetitanregende Hormone<br />
ausschüttet und zugeführte Energie<br />
in Form von Fett einlagert. Umgangssprachlich<br />
bezeichnet man dies als den Jo-<br />
Jo-Effekt - also die ständige Rückkehr der<br />
Fettpolster nach jeder Diät. Eine dänische<br />
Studie zeigt aber, dass man diesem Teufelskreis<br />
entkommen und sein Gewicht nach<br />
einer Kalorienreduktion halten kann.<br />
VIER STRATEGIEN IM VERGLEICH, UM<br />
DAS GEWICHT ZU HALTEN<br />
Dazu haben dänische Forscher von der<br />
Universität Kopenhagen zusammen mit<br />
dem Krankenhaus Hvidovre in ihrer<br />
Studie aus dem Jahr 2021 vier verschiedene<br />
Behandlungsansätze der dauerhaften<br />
Gewichtsreduktion untersucht. Sie wollten<br />
wissen, welche der vier Methoden am besten<br />
wirkt, um das Gewicht nach einer Diät<br />
zu halten. Dazu wählten sie für die Studie<br />
215 Probanden aus, die alle fettleibig<br />
waren und ein niedriges Fitnesslevel aufwiesen.<br />
Acht Wochen lang wurden die Teilnehmer<br />
auf eine kalorienreduzierte Diät<br />
gesetzt. Dabei nahmen sie im Schnitt etwa<br />
13 Kilogramm ab. Zugleich verbesserten<br />
sich ihre Gesundheitswerte nach der Diät:<br />
Sowohl der Blutzuckerspiegel als auch der<br />
Blutdruck waren niedriger.<br />
Nach der Diät wurden die Probanden in<br />
vier Gruppen unterteilt. In der ersten<br />
Gruppe bekamen die Probanden ein<br />
Placebo-Medikament und kein Trainingsprogramm<br />
verschrieben. In der zweiten<br />
Gruppe erhielten die Probanden ebenfalls<br />
ein Placebo-Medikament, doch diesmal<br />
zusätzlich ein Trainingsprogramm verschrieben.<br />
Sie mussten mindestens 150<br />
Minuten moderates Training und/oder 75<br />
Minuten intensives Training pro Woche absolvieren.<br />
Die dritte Gruppe bekam einen<br />
echten Appetithemmer verschrieben, aber<br />
kein Trainingsprogramm. Und die vierte<br />
Gruppe erhielt sowohl den Appetithemmer<br />
als auch das Trainingsprogramm wie<br />
Gruppe 2.<br />
Bei dem Appetithemmer handelte es sich<br />
um Liraglutid, welches den Blutzucker<br />
senkt und das Hungergefühl reduziert. Es<br />
ist ein Arzneistoff, der dem appetithemmenden<br />
Hormon GLP-1 nachempfunden<br />
wurde. Das Medikament wird meist zur<br />
Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 sowie<br />
zur Gewichtsreduktion bei Fettleibigkeit<br />
verwendet. Nach der Einteilung in Gruppen<br />
wurden alle Teilnehmer über einen<br />
Zeitraum von einem Jahr beobachtet. Ihr<br />
Gewicht wurde monatlich protokolliert<br />
und sie erhielten eine Ernährungsberatung<br />
gemäß den Richtlinien der dänischen<br />
Gesundheitsbehörde.<br />
BEWEGUNG PLUS APPETITHEMMER<br />
WIRKEN AM BESTEN<br />
Nach einem Jahr werteten die Wissenschaftler<br />
alle gesammelten Daten aus.<br />
Dabei stellten sie fest, dass sowohl Gruppe<br />
2 (mehr Bewegung) als auch Gruppe 3<br />
(Appetithemmer) ihr Gewicht nach der<br />
Diät halten konnten. Auch die Gesundheitswerte<br />
blieben stabil. Die Gruppe 1<br />
(Placebo, keine zusätzliche Bewegung) hingegen<br />
schnitt am schlechtesten ab. Diese<br />
Probanden nahmen rund die Hälfte des<br />
verlorenen Gewichts wieder zu und wiesen<br />
verschlechterte Gesundheitswerte auf.<br />
Am besten schnitt Gruppe 4 (mehr Bewegung<br />
und Appetithemmer) ab. Die Teilnehmer<br />
konnten nicht nur ihr Gewicht<br />
81
WELLBEING/ BODY<br />
halten, sondern noch weiter reduzieren.<br />
Direkt nach der Diät waren es 13 Kilogramm<br />
weniger, nach einem Jahr sogar 16<br />
Kilogramm. Zudem verbesserten sich die<br />
gesundheitlichen Werte. Im Vergleich zu<br />
den Gruppen 2 und 3 war der Fettabbau<br />
doppelt so hoch und das beim Erhalt der<br />
Muskelmasse.<br />
„Es ist eine gute Nachricht, dass eine signifikante<br />
Gewichtsabnahme durch etwa 150<br />
Minuten Bewegung pro Woche aufrechterhalten<br />
werden kann, wenn sie hauptsächlich<br />
bei hoher Intensität – zum Beispiel<br />
beim Radfahren – ausgeführt wird“,<br />
kommentiert Studienleiter Professor Signe<br />
Torekov das Ergebnis. Durch die Kombination<br />
von Bewegung mit einem Appetithemmer<br />
sei der Effekt sogar doppelt so stark im<br />
Vergleich zu einer Einzelbehandlung mit<br />
Training oder Medikament, ergänzt der<br />
Wissenschaftler.<br />
GEWICHTSABNAHME IST EIN KAMPF<br />
GEGEN „STARKE BIOLOGISCHE KRÄFTE“<br />
Wie Professor Torekov ausführt, kämpft<br />
man beim Abnehmen gegen starke biologische<br />
Kräfte an. Denn während der Hunger<br />
bei einer Diät steigt, sinkt gleichzeitig der<br />
Energieverbrauch. Das mache es schwierig,<br />
den Gewichtsverlust zu erhalten. „Wir<br />
haben ein appetitanregendes Hormon, das<br />
beim Abnehmen drastisch ansteigt und<br />
gleichzeitig sinkt der Spiegel der appetithemmenden<br />
Hormone deutlich ab“,<br />
erklärt der Studienleiter. Außerdem könne<br />
eine Gewichtsreduktion auch den Verlust<br />
von Muskelmasse bewirken, was den<br />
Energieverbrauch reduziert. Deswegen<br />
sei es besonders wichtig, nicht nur darauf<br />
zu achten, Gewicht zu verlieren, sondern<br />
wie man sein neues Gewicht nach der Diät<br />
halten kann.<br />
Laut der Studie schafft man es mit mindestens<br />
150 Minuten moderatem bis intensivem<br />
Sport pro Woche. Allerdings weisen<br />
die Forscher darauf hin, dass es wichtig<br />
sei, einen Trainingsplan zu haben und sich<br />
daran konsequent zu halten. Dabei sollte<br />
man auch professionelle Unterstützung in<br />
Anspruch nehmen, um seine Motivation<br />
nicht zu verlieren. Auch eine Ernährungsberatung<br />
sei wichtig, um sich gesünder<br />
zu ernähren. Man kann sein Gewicht aber<br />
auch halten, indem man einen Appetithemmer<br />
wie Liraglutid zu sich nimmt. Dieses<br />
Hormon reduziert das Hungergefühl<br />
und senkt den Blutzuckerspiegel. Natürlich<br />
sollte man es nur unter ärztlicher Aufsicht<br />
einnehmen. Und wer regelmäßige Bewegung<br />
mit der Einnahme eines Appetithemmers<br />
kombiniert, der kann sein Gewicht<br />
nicht nur halten, sondern noch weiter<br />
reduzieren.<br />
82<br />
3/20<strong>23</strong>
MINIMALIST<br />
WORKOUT<br />
DER TRAININGSPLAN FÜR VIEL BESCHÄFTIGTE<br />
Viel hilft viel? Im Falle von Fitness und<br />
Gesundheit stimmt dieser Ausspruch nur<br />
bedingt. Wer gezielt Muskeln aufbauen will<br />
– Stichwort „dicke Arme“ – der muss schon<br />
ein bisschen mehr Zeit investieren. Studien<br />
haben allerdings gezeigt, dass Work-outs<br />
von 7 bis 15 Minuten bereits einen nachhaltigen<br />
Effekt auf die Gesundheit haben<br />
und beispielsweise den Blutzuckerspiegel<br />
senken und das Risiko reduzieren, an Herz-<br />
MONTAG<br />
3 x 10 Burpees<br />
Burpees trainieren den gesamten Körper und sind<br />
deshalb eine besonders intensive und damit zeitsparende<br />
Übung.<br />
3 x 10 Squats mit Langhantel<br />
Genau wie Burpees zählen Squats zu den Verbundübungen<br />
und trainieren mehrere Muskelgruppen auf einmal.<br />
Für Anfänger: Lieber mit weniger Gewichten einsteigen<br />
und dafür die Übung korrekt ausführen (der Rücken<br />
bleibt gerade!).<br />
15 Minuten Seilspringen<br />
DIENSTAG<br />
Intervall-Push-ups in kurzen Abständen<br />
1 x 20 – 1 x 15 – 1 x 10 Push-ups<br />
3 x 10 Kreuzheben<br />
Wie bei den Squats ist die korrekte Ausführung auch<br />
bei Deadlifts sehr wichtig. Am besten die Bewegung<br />
zunächst nur mit der Stange und ohne Gewichte üben,<br />
bis sie sitzt.<br />
3 x 10 Schulterdrücken (mit Kurzhanteln)<br />
Wer die Übung noch erschweren möchte, kombiniert sie<br />
mit Squats.<br />
MITTWOCH<br />
Ruhetag<br />
DONNERSTAG<br />
20 Minuten Schwimmen<br />
FREITAG<br />
3 x 20 Brücke<br />
3 x 30 Sit-ups<br />
Auf YouTube findest du außerdem verschiedene<br />
Variationen der Übung, die du unbedingt ausprobieren<br />
solltest, wenn du auch die seitlichen Bauchmuskeln<br />
trainieren willst.<br />
3 x 10 Lunges<br />
Um den Gluteus maximus richtig zum Glühen zu bringen,<br />
während der Übung Gewichte in die Hand nehmen.<br />
3 x 1 Minute Plank<br />
SAMSTAG<br />
4 x 5 Minuten Intervall-Sprinten<br />
3 Minuten Laufen – 1 Minute Sprinten – 1 Minute Gehen<br />
SONNTAG<br />
Ruhetag<br />
Text: Felix Just<br />
Kreislauf-Krankheiten zu sterben. Besonders<br />
Menschen mit einem hohen Arbeitsaufkommen<br />
oder solche mit Familie haben<br />
schlichtweg nicht die Zeit, im Fitnessstudio<br />
Stunden zu verbringen. Für sie ist ein<br />
minimalistisches Kurzzeittraining optimal.<br />
Heute findest du hunderte von Videos mit<br />
diversen Übungen und wie sie richtig ausgeführt<br />
werden auf YouTube. Aber welche<br />
ergeben zusammen einen minimalistischen<br />
Trainingsplan, der zu deinem Leben<br />
passt? Wir haben dir ein solches Workout<br />
zusammengestellt. Alles, was du benötigst,<br />
sind Gewichte sowie Kurz- und Langhantel,<br />
ein Springseil, eine Badehose und maximal<br />
dreißig Minuten Zeit.<br />
ILLU: ADOBE STOCK<br />
83
WELLBEING/ FITNESS<br />
FRÜHAUFSTEHER KÖNNEN<br />
LÄNGER<br />
Der Extra-Boost für deinen Metabolismus!<br />
Mit dem Metabolismus ist das so eine<br />
Sache. Jeder Mann hat einen und jeder<br />
Mann hat sein Energiehoch zu ganz eigenen<br />
Zeiten. Es ist im Grunde unmöglich,<br />
einen Zeitplan für optimale Aktiv- und<br />
Ruhephasen zu entwickeln, der ganz allgemein<br />
und für jeden gilt. Manche Männer<br />
schaffen es ohne Kaffee nicht durch<br />
den Tag, fühlen sich dann plötzlich nach<br />
dem Abendessen aber fit wie ein Turnschuh.<br />
Andere Männer haben ihr körperliches<br />
Hoch zur Mittagszeit, sind aber an<br />
den Bürostuhl gefesselt und müssen ihr<br />
Work-out auf eine andere und weniger<br />
ideale Tageszeit verschieben. Soziale und<br />
berufliche Verpflichtungen machen es<br />
schwierig, sein Training an den persönlichen<br />
Stoffwechsel anzupassen. Über<br />
einen grundsätzlichen Umstand sind sich<br />
Experten allerdings einig: Ein Work-out<br />
am Morgen begünstigt unsere Tages-Performance<br />
eher als das Training am Abend<br />
und kann den Metabolismus anregen.<br />
Es muss nicht gleich ein Marathon sein,<br />
aber wer den Körper am Morgen beansprucht,<br />
stellt ihn bereits auf einen<br />
aktiven Tag ein und macht ihn resistenter<br />
gegenüber möglichen Low-Energy-Phasen.<br />
Fünf bis zehn Minuten leichtes Training<br />
können dabei bereits ausreichend<br />
sein. Die Übungen sollten möglichst viele<br />
Muskelgruppen einschließen und jeden<br />
Tag variiert werden.<br />
Ein weiterer Vorteil einer aktiven Morgenroutine:<br />
Sie beeinflusst indirekt unsere<br />
morgendliche Protein- und Kalorienzufuhr.<br />
Wer schon vor dem Frühstück trainiert,<br />
setzt sich mit seiner ersten Mahlzeit<br />
intensiver auseinander als der „Kaffee to<br />
go“-Typ, der vom Work-out am Morgen am<br />
liebsten nichts wissen will.<br />
Apropos Kaffee: Noch bevor wir den<br />
ersten Latte macchiato trinken, sollten<br />
wir mindestens ein Glas Wasser zu uns<br />
nehmen. Der Körper verliert in der Nacht<br />
Flüssigkeit und benötigt für den Start in<br />
den Tag das gute alte H2O – auch um den<br />
Metabolismus in Gang zu bringen.<br />
84<br />
3/20<strong>23</strong>
Morgenmuffel und keinen Plan, wie du so früh am Tag schon so aktiv sein<br />
sollst? Hier sind sechs Tipps, wie aus Langschläfern im Handumdrehen<br />
echte Frühaufsteher werden.<br />
1Beginne dein Training mit Kursen, die du bezahlen<br />
musst, und bezahle im Voraus! So trainierst<br />
du mit Leidensgenossen – Stichwort „geteiltes Leid<br />
ist halbes Leid“ – und schaffst einen größeren Anreiz,<br />
die Müdigkeit zu überwinden.<br />
2Stell dir deinen eigenen Frühaufsteher-Morning-Smoothie<br />
zusammen! Joghurt, Zimt oder<br />
frisches Obst: Egal, was dich morgens am besten in<br />
Fahrt bringt: Mach die Zubereitung eines individuellen<br />
Energie-Boosters zum Teil deines Rituals.<br />
3Hol dir Inspiration aus deinem Instagram-Feed!<br />
Kurs bezahlt und Smoothie verputzt und dir<br />
fehlt immer noch der nötige Ansporn? Scroll doch<br />
mal durch den Feed deiner Lieblings-Fitness-Influencer!<br />
Oder poste selber regelmäßig von deinen<br />
Erfolgen und hol dir deine Portion Motivation in Likes<br />
und Kommentaren ab.<br />
4Sorge für eine erholsame Nachtruhe! Die<br />
größte Hürde für ein morgendliches Work-out<br />
ist die Müdigkeit.<br />
5Pack deinen Gym Bag schon am Vorabend! So<br />
sparst du Zeit am Morgen und hast eine Ausrede<br />
weniger, dein Work-out zu verschieben.<br />
6Trainiere mit einem Freund! Pünktlich zum<br />
Training zu erscheinen wird so zur Ehrensache.<br />
Gleichzeitig hast du einen Partner, an dessen Erfolgen<br />
du dich messen und ausprobieren kannst.<br />
ILLUSTRATIONEN: STORYSET / FREEPIK.COM<br />
85
WELLBEING/ FITNESS<br />
EIN BEGINNER’S GUIDE FÜR<br />
JOGGER<br />
Stay motivated!<br />
Eine der größten Hürden für viele<br />
Laufanfänger ist es, am Ball zu bleiben<br />
und auch an Tagen zu trainieren,<br />
an denen man sich eigentlich<br />
nur aufs Sofa legen und entspannen<br />
will. Diese Tipps helfen dir dabei,<br />
dem inneren Schweinehund<br />
schlichtweg davonzulaufen:<br />
1<br />
Führe ein Lauftagebuch, in dem du<br />
deine Erfolge niederschreibst.<br />
2<br />
Trainiere am Morgen und nicht am<br />
Abend nach der Arbeit.<br />
3<br />
Laufe gemeinsam mit Freunden und<br />
messt eure Fortschritte aneinander.<br />
4<br />
Trainiere in einer deinem Lauflevel<br />
angemessenen Geschwindigkeit und<br />
setze dir überschaubare Ziele.<br />
5<br />
Belohne dich nach jedem Meilestein<br />
selbst.<br />
ILLU: VECTORJUICE / FREEPIK.COM<br />
86<br />
3/20<strong>23</strong>
Laufen ist eine der effektivsten Sportarten, um Gewicht zu verlieren und allgemeine Fitness aufzubauen.<br />
Wer regelmäßig joggen geht, verbrennt nicht nur Kalorien, sondern fördert zudem Ausdauer,<br />
die Herz- und mentale Gesundheit, die Haltung – und gute Laune macht Laufen auch noch.<br />
Einer der größten Vorteile beim Joggen:<br />
Du brauchst keinerlei Vorkenntnisse und<br />
bis auf passendes Schuhwerk und Kleidung<br />
kein Equipment. Für deine Laufschuhe<br />
solltest du bereit sein, etwas mehr Geld<br />
auszugeben (gute Laufschuhe gibt es ab<br />
etwa 100 Euro), schließlich sollen sie nicht<br />
nur deine Performance steigern, sondern<br />
vor allem deine Gelenke schonen. Alle<br />
zwei bis drei Jahre sollten sie ausgewechselt<br />
werden. Unterschiedliche Fußtypen<br />
erfordern übrigens unterschiedliche<br />
Laufschuharten. Deshalb am besten im<br />
Fachgeschäft einen Experten befragen.<br />
Ansonsten gilt für die Bekleidung und vor<br />
allem bei niedrigen Temperaturen: auf<br />
Baumwolltextilien verzichten, weil diese<br />
Feuchtigkeit speichern und dadurch den<br />
Körper herunterkühlen. Kopf und Hände<br />
gut einpacken, damit die Körperwärme<br />
nicht weiter abgegeben wird. Im Sommer<br />
empfehlen sich locker sitzende T-Shirts<br />
und Shorts, sodass Luft an deine Haut gelangt,<br />
die die Körpertemperatur zusammen<br />
mit deinem Schweiß auf natürliche<br />
Weise reguliert.<br />
In Vorbereitung auf den Lauf solltest du<br />
deinem Körper ausreichend Wasser zuführen.<br />
Auch während des Trainings musst<br />
du Pausen einlegen, in denen du trinkst,<br />
damit du nicht dehydrierst. Bei längeren<br />
Einheiten über 90 Minuten darf es auch ein<br />
isotonisches Getränk sein, das einen hohen<br />
Anteil an Elektrolyten enthält. Diese helfen<br />
nicht nur dabei, Flüssigkeit besser und<br />
schneller aufzunehmen, sondern versorgen<br />
dich darüber hinaus mit mehr Energie.<br />
Vor dem Training darfst du etwas essen.<br />
Diese Mahlzeit sollte reich an Kohlenhydraten<br />
sein. Im Anschluss an den Lauf<br />
kannst du vornehmlich proteinreiche Nahrungsmittel<br />
zu dir nehmen. Viele Anfänger<br />
begehen außerdem den Fehler, aufgrund<br />
des Trainings übermäßig viele Kalorien<br />
zu sich zu nehmen, und beobachten trotz<br />
regelmäßiger Aktivität eine Gewichtszunahme.<br />
Faustregel: Pro halbe Stunde<br />
und je nach Laufintensität sind nach dem<br />
Training 50 bis 100 Kalorien erlaubt.<br />
Dehnen, dehnen, dehnen: Oft wissen Hobbysportler<br />
und besonders Männer zwar um<br />
die Bedeutung einer hinreichenden Dehneinheit<br />
vor dem Training, lassen sie aber<br />
trotzdem weg. Dehnen wärmt den Körper<br />
auf, bereitet ihn so auf den Lauf vor und<br />
steigert damit deine Leistungsfähigkeit.<br />
Gleichzeitig ist ein aufgewärmter Körper<br />
besser vor Verletzungen geschützt. Das<br />
Dehnen NACH dem Training hilft deinen<br />
Muskeln bei der Regeneration und kann<br />
sogar den Muskelaufbau optimieren.<br />
Draußen ist besser als drinnen: Wer<br />
draußen statt beispielsweise im Fitnessstudio<br />
auf dem Laufband trainiert, profitiert<br />
neben den körperlichen Vorzügen des Joggens<br />
außerdem von geringeren Stresslevels<br />
und einem verbesserten Gemütszustand.<br />
87
ERNÄHRUNG<br />
WELLBEING<br />
EAT THIS<br />
WER MUSKELN<br />
AUFBAUEN WILL,<br />
BRAUCHT MEHR<br />
ALS PROTEINE.<br />
KOHLENHYDRATE & VITAMINE<br />
Lange Zeit hatten Kohlenhydrate einen<br />
schwierigen Stand bei Hobbysportlern<br />
und Bodybuildern. Mittlerweile weiß<br />
man: Carbs sind für den Trainingserfolg<br />
ebenso entscheidend wie Putenschnitzel<br />
und Co. Ernährungsexperte John Ivy erklärt<br />
ein Verhältnis von 3:1 von Kohlenhydrat-<br />
zu Protein-Intake als optimal für<br />
maximale Trainingsergebnisse. So viel zur<br />
Quantität. Die Qualität der Kohlenhydrate<br />
spielt allerdings eine mindestens genauso<br />
wichtige Rolle. Zwar sind die gängigen<br />
Fitnessdrinks reich an Kohlenhydraten,<br />
die Kohlenhydrat-Aufnahme über Obst<br />
verspricht allerdings größere Erfolge, da<br />
viele Vitamine und Mineralstoffe gleich<br />
mitkonsumiert werden. So unterstützt du<br />
nicht nur deine Muskeln, sondern gleichzeitig<br />
auch dein Nerven- und Immunsystem.<br />
SCHOKOLADE & FLAVONOIDE<br />
Schokolade gehört für viele Sportler bereits<br />
fest zum Ernährungsplan. Dabei gilt:<br />
je dunkler, desto besser. Schokolade – oder<br />
genauer: die Kakaobohne – enthält Antioxidantien,<br />
die unter anderem die Fettspeicherung<br />
verlangsamen und Entzündungen<br />
verhindern. Außerdem ist Schokolade dank<br />
einiger Aminosäuren ein echter Glücklichmacher<br />
und begünstigt die Ausschüttung<br />
von Serotonin. Aber was macht die Bohne<br />
eigentlich zum perfekten Trainingspartner?<br />
Die Flavonoide – zu den sogenannten<br />
sekundären Pflanzenstoffen gehörend –,<br />
die im Kakao enthalten sind, erleichtern es<br />
dem Körper, Kohlenhydrate aufzunehmen<br />
und zu verwerten. Gerade nach einem<br />
intensiven Krafttraining verzehrt sich der<br />
Körper nach Nährstoffen und strebt eine<br />
schnellstmögliche Regenerierung an. Schokolade<br />
kann ihn dabei unterstützen.<br />
ZIMT & ZIMTSÄURE<br />
Genau wie die Flavonoide zählt Zimtsäure<br />
zu den sekundären Pflanzenstoffen, verbessert<br />
die Aufnahme von Kohlenhydraten<br />
und kann so die Regeneration des Muskels<br />
nach starker Beanspruchung begünstigen.<br />
Grundsätzlich gilt: Wer Muskeln aufbauen<br />
will, muss dazu ein Kalorien-Plus generieren<br />
und zunächst mehr Nährstoffe zu<br />
sich nehmen, als der Körper eigentlich<br />
benötigt. Die richtige Zusammensetzung<br />
der Diät und ein abwechslungsreicher<br />
Trainingsplan erledigen den Rest.<br />
88<br />
3/20<strong>23</strong>
PrEP<br />
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Drei Faktoren sind für den<br />
Muskelaufbau besonders<br />
entscheidend.<br />
Mi. + Fr. 8:30 - 13:00<br />
Do. 8:30 - 12:30 | 14:30 - 18:00<br />
1<br />
Erstens: eine kontinuierliche Intensitätssteigerung<br />
und leichte Überreizung<br />
des Muskels.<br />
2<br />
Zweitens: Ruhephasen zwischen den<br />
Trainingseinheiten, in denen der Muskel<br />
sich erholen und wachsen kann.<br />
3<br />
Und drittens: die richtige Ernährung.<br />
Dabei ist nicht nur eine ausreichende<br />
Proteinzufuhr wichtig.<br />
Uwe Michael Bänsch<br />
Prakt. Arzt, Infektiologe (DGI)<br />
Hausarzt • HIV • Hepatitis<br />
STDs • HIV-Schnelltest<br />
Sprechzeiten:<br />
Mo/Di 9-13 und 15-18<br />
Mi 9-13<br />
Do 9-12 und 15-19 n.V.<br />
Fr 9-13<br />
Sa 10-12 PrEP<br />
Joachimstaler Straße 21<br />
10719 Berlin<br />
U3/U9 Spichernstr., U9/U1 Ku‘damm,<br />
Bus 119/249<br />
Tel: 88 1 99 66 /-14<br />
uwe-michael.baensch@t-online.de<br />
89
WELLBEING/ HAARE<br />
LICHTES HAAR<br />
BEKÄMPFEN<br />
DIE EINFACHE LÖSUNG<br />
Wenn die volle Haarpracht auf dem Kopf nach und nach weniger<br />
wird, steigt bei vielen Menschen Panik auf. Das Leid des lichter<br />
werdenden Haares betrifft viele Menschen, eine Problematik,<br />
die selbst die uneitelste Person unsicher werden lässt.<br />
Die weitbekannteste Form des Haarausfalls<br />
betrifft vor allem Männer mit<br />
Kurzhaarschnitt, denn die so genannten<br />
„Geheimratsecken“ sind kaum zu<br />
verstecken. Wer von Geheimratsecken<br />
verschont bleibt, der könnte Bekanntschaft<br />
mit den „Hinterkopfterassen“ machen – in<br />
diesem Fall fangen die Haare von hinten<br />
an auszufallen.<br />
Etwaige Option ist für nur Wenige akzeptabel<br />
und das hat seinen Grund. Neben den<br />
offensichtlich visuellen Problemen, die Unbehagen<br />
hervorrufen, kann ein vorzeitig<br />
schütteres Haar auch auf Mangelzustände<br />
des Körpers hinweisen. Ein Nährstoffmangel,<br />
oftmals ungesunder Nahrungsaufnahme<br />
geschuldet, kann lichtes Haar<br />
hervorrufen, es kann allerdings auch der<br />
Vorbote für weitere körperliche Probleme<br />
sein. Somit tut man gut, auf die Warnzeichen<br />
des Körpers zu hören und auf eine<br />
vitalstoffreiche Ernährung umzustellen.<br />
Sowohl Stress, hormonelles Ungleichgewicht<br />
oder ein Mangel an Vitamin-D und<br />
Silicium können Ursachen dafür sein. Letz-<br />
teres kann durch Haarwuchskonzentrate<br />
und Nahrungsergänzungsmitteln gelöst<br />
werden.<br />
Wenn alle Versuche scheitern, das Haar<br />
auf natürlichem Wege wieder stark und<br />
glänzend erstrahlen zu lassen, dann kann<br />
es am Erbgut liegen, welches den Zeitpunkt<br />
des Zellverfalls bestimmt. Um nicht<br />
zu einer teuren kosmetischen Schönheitsoperation<br />
greifen zu müssen, welche<br />
oftmals kosten-, zeit- und schmerzintensiv<br />
ist, lässt sich Streuhaar verwenden.<br />
Streuhaar, auch Schütthaar genannt, ist<br />
für viele Patient*innen die erste Wahl. Die<br />
kleinen Baumwollteilchen setzen sich auf<br />
das noch vorhandenen Haar und füllen<br />
dieses optisch aus, dadurch entsteht ein<br />
voluminöseres und volleres Haarbild, ob-<br />
90<br />
3/20<strong>23</strong>
gleich der Eindruck von Haarwuchs nur<br />
geschummelt ist.<br />
FOTO: FREEPIK.COM<br />
Mit Streuhaar gehen selbstredend einige<br />
negative Punkte einher, welcher man sich<br />
vor Behandlungsbeginn bewusst sein<br />
sollte. Einige Streuhaar-Hersteller fügen<br />
Keratin hinzu, was sich einerseits weniger<br />
angenehm auf der Kopfhaut anfühlt, anderseits<br />
auch sehr schnell verschmieren<br />
kann. Auch wenn die Produkte derer Hersteller,<br />
die hundertprozentige Baumwollfasern<br />
verwenden, aussagen, wasserfest,<br />
schwitzbeständig und wetterfreundlich<br />
zu sein, lässt sich das nur selten so in der<br />
Realität bestätigen. Je nach Stärke und<br />
Ort des Auftragens, kann übermäßiges<br />
Schwitzen oder warme feuchte Luft im Tagesverlauf<br />
dafür sorgen, dass das Produkt<br />
verschmiert oder löcherig wird. Nichtsdestotrotz<br />
ist das Streuhaar mit guter<br />
Recherche gefunden eine gute Wahl, um<br />
sich wieder an voll und gesund aussehendem<br />
Haar zu erfreuen.<br />
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91
WELLBEING/ HAARE<br />
FINASTERID<br />
ZUR BEHANDLUNG VON<br />
HAARAUSFALL<br />
Haarausfall ist ein weit verbreitetes Problem, das<br />
Menschen aller Geschlechter und Altersgruppen betrifft.<br />
Es kann zu erheblichem Stress und einer Beeinträchtigung<br />
des Selbstbewusstseins führen. Eine Möglichkeit, Haarausfall<br />
zu behandeln, ist die Verwendung von Finasterid, einem<br />
Medikament, das seit vielen Jahren zur Behandlung von<br />
androgenetischer Alopezie, auch bekannt als männlicher<br />
Musterkahlheit, eingesetzt wird.<br />
ILLU: LUFTI GANI AL ACHMAD / NOUN PROJECT<br />
Finasterid ist ein verschreibungspflichtiges<br />
Medikament, das oral in Tablettenform<br />
eingenommen wird. Es gehört zu einer<br />
Klasse von Medikamenten, die als 5-alpha-<br />
Reduktase-Inhibitoren bekannt sind. Diese<br />
Medikamente hemmen das Enzym 5-alpha-Reduktase,<br />
welches Testosteron in das<br />
Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt, das<br />
eine Hauptrolle bei der Entwicklung<br />
von Haarausfall spielt. Finasterid<br />
reduziert die Produktion von<br />
DHT im Körper und verlangsamt<br />
dadurch den Haarausfallprozess.<br />
Studien haben gezeigt, dass<br />
Finasterid tatsächlich bei der<br />
Behandlung von Haarausfall wirksam<br />
sein kann. Eine große randomisierte,<br />
Placebo kontrollierte Studie mit über<br />
1.500 Männern ergab, dass Finasterid den<br />
Haarausfall stoppen und das Haarwachstum<br />
fördern kann. Nach fünf Jahren der Behandlung<br />
hatten etwa 90% der Männer, die Finasterid<br />
einnahmen, entweder keinen weiteren<br />
Haarausfall oder eine Verbesserung ihres<br />
Haarwuchses festgestellt. Bei allgemein<br />
guter Verträglichkeit konnte das Mittel den<br />
Haarausfall in den meisten Fällen stoppen<br />
und bei mehr als einem Drittel der Männer<br />
das Wachstum des Kopfhaars veranlassen.<br />
Trotz der potenziellen Vorteile von<br />
Finasterid gibt es auch einige<br />
wichtige Punkte, die beachtet<br />
werden sollten. Erstens sollte<br />
Finasterid nur unter ärztlicher<br />
Aufsicht eingenommen<br />
werden. Es kann verschiedene<br />
Nebenwirkungen haben,<br />
darunter sexuelle Dysfunktion<br />
oder verminderte Libido. Finasterid<br />
ist zur Behandlung von genetisch<br />
bedingtem Haarausfall bei Männern<br />
Alter von 18 bis 41 Jahren zugelassen.<br />
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92<br />
3/20<strong>23</strong>
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93
WELLBEING/ ERHOLUNG<br />
DIE IDEALE<br />
POWERNAP-DAUER<br />
FÜR MEHR<br />
KREATIVITÄT<br />
Viele sagen von sich aus, sie seien wenig kreativ. Oder sie<br />
hätten einen so stressigen Alltag, dass sie einfach keine<br />
Kreativität entwickeln können. Eine französische Studie zeigt<br />
aber, dass man seiner Kreativität auf die Sprünge helfen<br />
kann. Und zwar mit einem Powernap. Dadurch löst man<br />
sogar besser Probleme.<br />
ILLUSTRATIONEN: VECTORJUICE / FREEPIK.COM<br />
94<br />
3/20<strong>23</strong>
Die Begriffe Mittagsschlaf und Nickerchen<br />
haben einen leicht negativen Beigeschmack.<br />
Schließlich suggerieren sie<br />
Müdigkeit und Trägheit. Deswegen spricht<br />
man heutzutage lieber von einem leistungsfördernden<br />
Powernap - zu Deutsch<br />
Energie-Nickerchen. Man tankt also im<br />
Laufe des Tages kurz mal Energie auf, um<br />
wieder voll leistungsfähig zu sein. Französische<br />
Forscher fanden heraus, dass ein<br />
Powernap noch mehr bewirkt. Er kurbelt<br />
nämlich auch die Kreativität an, was uns<br />
dabei hilft, Probleme besser zu lösen.<br />
Doch die große Frage lautet zunächst:<br />
Wie lange darf überhaupt ein Nickerchen<br />
dauern? Untersuchungen kommen zu dem<br />
Schluss, dass ein Powernap nicht länger<br />
als 30 Minuten dauern sollte, denn sonst<br />
kommt man in die Tiefschlafphase. Wer<br />
daraus wieder erwacht, der fühlt sich eher<br />
schlapp als fit. Der Energiebooster-Effekt<br />
geht also verloren und das Gegenteil ist der<br />
Fall. Ideal ist ein Zeitraum zwischen 10 und<br />
20 Minuten, denn dabei befindet man sich<br />
im sogenannten Leichtschlaf, der in der<br />
Schlafmedizin in die Non-REM-Phasen N1<br />
und N2 unterteilt wird. Wer daraus wieder<br />
erwacht, der fühlt sich erholter und fitter.<br />
An der Universität Düsseldorf fand man<br />
heraus, dass bereits sechs Minuten Schlaf<br />
ausreichen können, um das Erinnerungsvermögen<br />
zu verbessern.<br />
DIE WIRKUNG DES NICKERCHENS AUF<br />
DIE KREATIVITÄT<br />
Um herauszufinden, ob ein Powernap auch<br />
eine positive Wirkung auf die Kreativität<br />
hat, haben Pariser Forscher von der Sorbonne<br />
ein sogenanntes Edison-Experiment<br />
mit 103 Probanden durchgeführt. Das<br />
Experiment ist nach dem amerikanischen<br />
Erfinder Thomas Alva Edison benannt,<br />
der eine ganz spezielle Methode hatte,<br />
um seine Kreativität zu fördern: „Edison<br />
machte einfach in einem bequemen Sessel<br />
ein Nickerchen. Dabei hielt er eine metallene<br />
Kugel in der Hand. Sobald der Schlaf<br />
ihn übermannte, entspannten sich seine<br />
Z Z<br />
Z<br />
Muskeln und die Kugel fiel zu Boden. Das<br />
Geräusch weckte ihn auf. So konnte er sich<br />
erinnern an das, was in seinem Geist beim<br />
Übergang vom Wachsein zum Schlaf vor<br />
sich ging“, erklärt Thomas Andrillon, einer<br />
der Studienautoren.<br />
In der Studie stellte man den Probanden<br />
eine mathematische Aufgabe, die sich einfach<br />
lösen lässt, sofern man auf die Formel<br />
kommt, die dahinter steckt. Nach einer<br />
bestimmten Zeit gab es eine Pause, eine<br />
Art Powernap. Dabei gingen die Probanden<br />
in einen abgedunkelten Raum und durften<br />
sich dort in einem Sessel für 20 Minuten<br />
ausruhen. Währenddessen mussten sie in<br />
der einen Hand ein Objekt halten. Als sie<br />
einnickten - also die N1-Leichtschlafphase<br />
erreichten - fiel das Objekt zu Boden<br />
und sie wachten auf. Daraufhin sollten sie<br />
beschreiben, was im Kopf vorging und was<br />
für Gedanken sie hatten. Anschließend<br />
konnten sie wieder in die Ruheposition gehen<br />
bis die 20-minütige Pause vorbei war.<br />
Das Ergebnis war erstaunlich: Diejenigen<br />
Probanden, welche die N1-Leichtschlafphase<br />
erreichten, knackten die<br />
mathematische Formel zur Lösung der<br />
vorgegebenen Aufgabe deutlich häufiger<br />
als jene Probanden, die nicht einschliefen.<br />
Anders ausgedrückt: Nur 30 Prozent der<br />
wach gebliebenen Studienteilnehmer erkannten<br />
die Formel, während es von den<br />
Powernap-Probanden 80 Prozent schafften.<br />
Wer jedoch tief eingeschlafen war, bekam<br />
keinen Kreativitätsschub.<br />
Anzumerken ist, dass die Kreativität sich<br />
nicht sofort nach dem Aufwachen aus dem<br />
Powernap bemerkbar machte. Die Probanden<br />
sind also nicht mit einer konkreten Lösung<br />
für die Aufgabe aufgewacht, sondern<br />
kamen auf diese erst, als sie die Aufgabe<br />
nach der Pause weiter bearbeiteten.<br />
95
WELLBEING/ ERHOLUNG<br />
DAS PASSIERT IM GEHIRN BEIM<br />
POWERNAP<br />
Unser Gehirn ist im wachen Zustand mit so<br />
vielen Prozessen beschäftigt, dass uns kreative<br />
Lösungen manchmal schwerfallen. „Der<br />
Schlaf ist eine Zeit, in der das Gehirn viel effizienter<br />
arbeiten kann als im wachen Zustand“,<br />
erklärt Colin Espie, Professor für Schlafmedizin<br />
an der Universität Oxford gegenüber dem<br />
australischen Nachrichtenportal „The Sydney<br />
Morning Herald“. „Viele von uns betrachten<br />
Schlaf als Ausfallzeit. Dabei ist es für das<br />
Gehirn eher so, als wenn man die Kinder ins<br />
Bett bringt und anschließend andere Dinge<br />
erledigen kann, bei denen sie nicht stören“, so<br />
der Wissenschaftler.<br />
Laut Colin Espie lassen sich die Prozesse im<br />
Gehirn durch elektrische Aktivität erklären.<br />
Bei der Arbeit oder beim Gespräch produziert<br />
das Gehirn schnelle elektrische Wellen mit<br />
geringer Amplitude, sogenannte Beta-Wellen.<br />
Dabei werden kreative Prozesse unterdrückt.<br />
Beim Ausruhen produziert das Gehirn langsamere<br />
Alpha-Wellen mit höherer Amplitude.<br />
Dann fangen wir an einzunicken. Nähern wir<br />
uns dem Schlaf, bilden sich sogenannte Theta-<br />
Wellen. Diese werden auch mit Tagträumen<br />
in Verbindung gebracht. Im Tiefschlaf produzieren<br />
wir hingegen Delta-Wellen.<br />
Insbesondere Theta-Wellen, die beim Einschlafen<br />
und beim Powernap aktiv sind,<br />
könnten dafür verantwortlich sein, dass wir<br />
unsere Probleme und Alltagsaufgaben aus<br />
einem anderen Blickwinkel betrachten oder<br />
sogar einen Geistesblitz bekommen, um sie<br />
zu lösen. Allerdings bewegen wir uns dabei<br />
auf einem schmalen Grat, denn der positive<br />
Effekt entsteht nur in der Einschlafphase.<br />
Rutschen wir in die Tiefschlafphase, geht die<br />
positive Wirkung verloren. Man macht es also<br />
am besten wie der Erfinder Edison: Während<br />
man es sich im Sessel oder auf der Couch bequem<br />
macht zum Einnicken, hält man etwas<br />
in der Hand. Sobald es zu Boden fällt und ein<br />
Geräusch erzeugt, wird man automatisch<br />
wach und vermeidet so den kontraproduktiven<br />
tiefen Schlaf beim Powernap.<br />
96<br />
3/20<strong>23</strong>
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