Diplomarbeit - E-Beratungsjournal

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28.12.2012 Aufrufe

den Erfahrungen und Vorzügen des „Realen“ zu vereinen und die Wirkung negativer Aspekte, wie z.B. die vermeintliche Nichtvermittelbarkeit von Emotionen im Virtuellen, oder das hemmende Schamgefühl im Realen, abzuschwächen. Das sich hier eröffnende (Markt)Potential für die Beratung wirkt wie ein Lottogewinn, der einem vor die Füße fällt. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungszahlen des Marktforschungsunternehmens Kzero (vgl. Kap. 3.3.), die stark steigende Nutzerzahlen virtueller Welten, vor allem im Segment der 10-15 Jährigen verzeichnen, ergibt sich für den Beratungskontext die Möglichkeit, adäquate psychosoziale Beratungsangebote zu entwerfen und zu erforschen und Antworten auf die veränderten Nutzungsgewohnheiten der nachwachsenden Generation zu finden. Denn letztlich sind diese Nutzungsgewohnheiten keine aufzuhaltende Facette des Umgangs von Menschen miteinander, sondern vielmehr Ausdruck präsenter Lebenskultur. Insofern ist es auch Aufgabe und Verpflichtung beraterischer Praxis entsprechende Angebote zu konzipieren, um auf die Lebenswirklichkeit der Menschen und der sich daraus ergebenen Bedürfnisse die passenden Antworten zu finden und dies nicht nur aus inhaltlichen und methodischen Gesichtspunkten, sondern auch in Form institutioneller Angebote, seien sie auch virtueller Natur. Hinsichtlich inhaltlicher und methodischer Aspekte einer weiteren Erforschung virtueller Welten für den Beratungsbereich, lassen sich eine Vielzahl möglicher Forschungsthemen finden. Dies erstreckt sich von Inhalten des persönlichen Belastungsempfindens von Menschen, die in virtuellen Welten und mit ihnen interagieren bis hin zu Wirksamkeitsanalysen virtueller Beratungsangebote und offenen Fragestellungen des immersiven Erlebens in der Virtualität. Darüber hinaus erscheint es auch auf institutioneller Ebene bedeutsam, den bereits bestehenden Bereich der Qualitätsstandards und Qualitätskriterien der Onlineberatung, wie sie beispielsweise bei der Deutsche Gesellschaft für Onlineberatung, oder auch bei der Föderation Schweizer Psychologen zu finden sind (vgl. Kap. 7.3.), auf den virtuellen dreidimensionalen Raum 84

zu übertragen, anzupassen und gegebenenfalls weiter zu entwickeln. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit virtuelle Beratungsangebote nicht nur ausschließlich Angebote privater oder auch institutioneller Fachkräfte der psychosozialen Versorgung sind, sondern auch als Bestandteil im Sinne einer anwendungsorientierten Beratungspraxis im Kontext der universitären oder auch (fach)hochschulischen Lehre, wie dies beispielsweise durch das Forschungsprojekt der Hochschule Neubrandenburg auf prototypischer Ebene versucht wurde (vgl. Kap. 8.ff.). Hierbei bestünde die Möglichkeit, dass die Lernenden unter fachlicher Anleitung sowohl als Beobachtende, aber auch als selbst Durchführende im Umgang mit „realen“ Klienten und Ratsuchenden geschult würden. Dadurch würde sich einerseits die Möglichkeit für die Studierenden, ihre im Studium erlernten theoretischen Kenntnisse auf wissenschaftlichem Niveau praxisnah zu erproben ergeben und andererseits könnten für den Forschungsbereich gleichzeitig auswertbare Daten generiert werden. Auch für die Klienten könnte ein solches Angebot von großem Interesse sein, da sie von einer qualitativ guten und intensiven Auseinandersetzung und Bearbeitung der von ihnen vorgebrachten Problematik ausgehen könnten und dies auf fachlich hohem Niveau. Auch die Kommunikationsprozesse in virtuellen Welten und die daraus resultierenden Möglichkeiten qualitativer und quantitativer Forschungsmöglichkeiten sollten weiter aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet werden. Über eine systemische Sichtweise innerhalb des Beratungssettings und der methodischen Erforschung hinaus, könnten beispielsweise auch im Bereich der rekonstruktiven Sozialforschung die noch zu wenig beachteten „Neuen Medien“ eruiert und erforscht werden. Dennoch dürfen auch die Risiken nicht ausgeblendet werden. Das Suchtpotential für Klienten, sich in eine nahezu idealisierte Welt zurückzuziehen ist hoch und eine professionelle Gradwanderung des sinnvollen Einsatzes virtueller Welten schwer zu bestimmen. Auch wird das Verhältnis von Schein und Sein in der Virtualität wohl immer unklarer bleiben, als in der Realität. Beide Welten, real wie virtuell, bedingen einander und sind Ausprägungen unserer heutigen Zeit. Jegliche virtuellen 85

zu übertragen, anzupassen und gegebenenfalls weiter zu entwickeln. Zudem stellt sich<br />

die Frage, inwieweit virtuelle Beratungsangebote nicht nur ausschließlich Angebote<br />

privater oder auch institutioneller Fachkräfte der psychosozialen Versorgung sind,<br />

sondern auch als Bestandteil im Sinne einer anwendungsorientierten Beratungspraxis im<br />

Kontext der universitären oder auch (fach)hochschulischen Lehre, wie dies<br />

beispielsweise durch das Forschungsprojekt der Hochschule Neubrandenburg auf<br />

prototypischer Ebene versucht wurde (vgl. Kap. 8.ff.). Hierbei bestünde die<br />

Möglichkeit, dass die Lernenden unter fachlicher Anleitung sowohl als Beobachtende,<br />

aber auch als selbst Durchführende im Umgang mit „realen“ Klienten und<br />

Ratsuchenden geschult würden. Dadurch würde sich einerseits die Möglichkeit für die<br />

Studierenden, ihre im Studium erlernten theoretischen Kenntnisse auf<br />

wissenschaftlichem Niveau praxisnah zu erproben ergeben und andererseits könnten für<br />

den Forschungsbereich gleichzeitig auswertbare Daten generiert werden. Auch für die<br />

Klienten könnte ein solches Angebot von großem Interesse sein, da sie von einer<br />

qualitativ guten und intensiven Auseinandersetzung und Bearbeitung der von ihnen<br />

vorgebrachten Problematik ausgehen könnten und dies auf fachlich hohem Niveau.<br />

Auch die Kommunikationsprozesse in virtuellen Welten und die daraus resultierenden<br />

Möglichkeiten qualitativer und quantitativer Forschungsmöglichkeiten sollten weiter<br />

aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet werden. Über eine systemische Sichtweise<br />

innerhalb des Beratungssettings und der methodischen Erforschung hinaus, könnten<br />

beispielsweise auch im Bereich der rekonstruktiven Sozialforschung die noch zu wenig<br />

beachteten „Neuen Medien“ eruiert und erforscht werden.<br />

Dennoch dürfen auch die Risiken nicht ausgeblendet werden. Das Suchtpotential für<br />

Klienten, sich in eine nahezu idealisierte Welt zurückzuziehen ist hoch und eine<br />

professionelle Gradwanderung des sinnvollen Einsatzes virtueller Welten schwer zu<br />

bestimmen. Auch wird das Verhältnis von Schein und Sein in der Virtualität wohl<br />

immer unklarer bleiben, als in der Realität. Beide Welten, real wie virtuell, bedingen<br />

einander und sind Ausprägungen unserer heutigen Zeit. Jegliche virtuellen<br />

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