Diplomarbeit - E-Beratungsjournal
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2. Grundkonstanten systemisch orientierter Beratung<br />
In diesem Kapitel soll zunächst ein Überblick darüber gegeben werden, was Herwig-<br />
Lempp (2009, S.43-44) als Handwerkszeug systemischen Arbeitens beschreibt. Er<br />
unterteilt dabei drei Bereiche, die Theorie, die Haltungen und die Methoden. Daher<br />
sollen zunächst theoretische Grundlagen, hier beschrieben als Grundkonstanten<br />
systemisch orientierter Beratung, aufgezeigt werden. Anschließend soll über die<br />
Entwicklungslinien systemischen Denkens (Kap. 2.1.) gezeigt werden, welche<br />
Haltungen sich daraus ergeben, die hier als Eckpfeiler systemisch orientierter Beratung<br />
(Kap. 2.2.) benannt werden. Zum Schluss wird noch auf die methodischen Ansätze<br />
eingegangen, die hier als Werkzeuge systemischer Praxis (Kap. 2.3.), einen<br />
ausschnitthaften Einblick über die wesentliche Praktiken geben sollen.<br />
Nach Simon (2007, S.9-12) ist das westliche Weltbild geprägt von Denkern, wie<br />
Descartes, die in der Tradition alteuropäischen Denkens stehen. Ihr Fundament bilden<br />
letztlich die philosophischen Ansätze Platons und die aristotelische Logik. Durch die<br />
Trennung von Subjekt und Objekt gelingt es, die Welt rational zu beschreiben.<br />
Ausschließlich durch Argumentieren und Schließen sind somit erkenntnistheoretische<br />
Aussagen entweder wahr oder falsch und folgen einzig dieser Dichotomie. Descartes<br />
geht dabei von einer von Gott geschaffenen Welt aus, die so ist, wie sie ist und in der<br />
die einzelnen Elemente, die Objekte, durch statische und unveränderliche<br />
Mechanismen, wie eine durch mechanische Gesetze bestimmte Maschine, in<br />
Wechselbeziehung stehen. Jedoch existieren diese Objekte unabhängig voneinander und<br />
sind in ihren Eigenschaften nicht aufeinander zurückführbar. Kennzeichnend dafür ist<br />
eine geradlinige Kausalkette. Der auf Beobachtung angewiesene Geist der Subjekte hat<br />
keinen Einfluss auf die beobachteten materiellen Prozesse und ist den Regeln der<br />
mechanischen Welt folgend in der Lage, das Wahre zu erkennen. Diese Erkenntnis ist<br />
dann ein Abbild von Wirklichkeit, idealerweise in Form von objektiver Beschreibung.<br />
Diese als urwerksähnlich funktionierend beschreibbare Welt ermöglicht<br />
Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit. Bei der Beschreibung von komplexen<br />
psychischen und sozialen Systemen stößt dieses Denkmodell jedoch an seine Grenzen,<br />
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