Diplomarbeit - E-Beratungsjournal

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Allgemein für Beratung, insbesondere jedoch für die sozialpädagogische und psychosoziale Beratung, ist Interdisziplinarität unabdingbar, um den Entwicklungen in Beratungstheorie und -praxis gerecht zu werden. Gleichsam ist es notwendig, einen Blick über die Grenzen der Beratung hinaus zu haben und sich von anderen Handlungsformen (Therapie, Bildung, Pflege, etc.) abzugrenzen, aber auch mit ihnen zu kooperieren. Konzeptionelle Schlagworte für eine qualitätsorientierte Beratung sind Alltags- und Lebensweltorientierung, sozialökologische Kontextualität und Ressourcenorientierung, die darauf hinzielen, den Klienten eine geeignete Unterstützung zu bieten, die ihren Lebenslagen und kulturellen Milieus entspricht und sie in die Lage versetzt, ihren Lebensalltag möglichst selbst und nach eigenen Vorstellungen (wieder) gestalten zu können. In immer zunehmendem Maße sind Prävention und Empowerment vorrangige Ziele der Beratung. Einerseits, um entstehende Problemlagen frühzeitig zu bekämpfen und irreparable Belastungsfolgen zu vermeiden und andererseits Menschen und Gruppen zu befähigen, auf sicherer Lebensgrundlage selbstbestimmt ihr Leben gestalten zu können. Beratung benötigt offenere Settings und plurale Konstellationen. Traditionelle Beratungssituationen der Einzel- und Gruppenberatung in einem Beratungszimmer einer Institution sind um Angebote, wie zum Beispiel aufsuchender Beratung, aufzuwerten. Dabei sind das Umfeld, die Netzwerke und die Familien mit einzubeziehen. Die Methoden der Beratung müssen flexibel und anpassungsfähig eingesetzt werden, um in erster Linie durch die Unterstützung der Selbsthilfepotenziale Entfaltungs- und Entwicklungsräume für die Klienten zu ermöglichen. Jegliche hilfreiche Kommunikation bedarf einer vertrauensvollen und tragfähigen Beratungsbeziehung (vgl. Kap. 4.1.). Hierbei sind Empathie, die Akzeptanz der Sichtweisen und Persönlichkeiten, das Angebot eines Arbeitsbündnisses, die systematische Reflexion von Macht und möglichen Vertrauensbarrieren, aber auch der geschickte Umgang von Neutralität und Parteilichkeit zentral. Professionelle Beratung muss sich als ein verknüpfter Teil von Hilfe und Unterstützung des Alltags von Klienten verstehen, in dem es weitere Unterstützungsleistungen und –versuche aus deren sozialen Umfeld gibt. Hierbei kann Beratung, im Sinne der Ressourcenorientierung, Einfluss auf die Mitglieder des bestehenden sozialen Netzwerks des Klienten nehmen. Unterstützungsleistungen können gefördert, kompensiert, oder auch gegebenenfalls neutralisiert werden und dies 56

durch die Arbeit mit dem Klienten, aber auch direkt mit den Netzwerkmitgliedern. Die Unterstützung von Bewältigungsstrategien und individuell als besser erlebte Alltage der Klienten sind meistens realistischere Ziele, als eine abschließende Problemlösung selbst. Daher ist es notwendig, sich die Grenzen der Beratung und des Problemkontextes zu vergegenwärtigen und Widersprüche, Unsicherheiten und Unvorhersehbarkeit auszuhalten. Unabdingbar für die Beratung ist die Freiwilligkeit der Klienten. Hierbei sind die Problemeinsicht, die Selbstzuschreibung des Unterstützungsbedarfs und das notwendige Vertrauen in Beratungsangebote fundamental und mit (leider) gebräuchlichen Auswüchsen von „Beratung“ als Kontrolle und Leistungsgewährung nicht vereinbar. Beratung agiert in Kontexten sozialer Ungleichheit (sei es materiell, kulturell, alters-, geschlechts-, oder bildungsbedingt) und muss dafür sensibel sein und durch spezifische Angebote diesem Faktum Rechnung tragen. Letztlich bleibt noch der Blick auf den Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationsmedien. Diese Entwicklung muss Beratung einerseits nutzen, andererseits aber auch begegnen, in dem sie diesem Medium aufgeschlossen begegnet, aber die Face-to-Face Situation weiterhin als zentralen und wertvollen Eckpfeiler sieht (Sieckendiek, Engel & Nestmann 2002, S.221-226). 7.2. Beachtung von Normen und Etikette im virtuellen Raum Man könnte leicht in Versuchung geraten, das Medium Internet als vollkommen regellosen und normfreien Raum zu betrachten. Dabei ist es das gerade nicht, insbesondere in den durch die Nutzer erschaffenen und mitgestalteten Räumen, in denen sie dann auch gemeinsam und/oder miteinander tätig sind. So sind es virtuelle Räume, wie Chats und Foren, die eine Vielzahl an Normen gebildet haben und in denen nahezu peinlich genau auf deren Einhaltung gedrungen wird. Zwar ist abweichendes Verhalten jederzeit möglich, in der Regel wird dieses jedoch nahezu zeitgleich negativ sanktioniert, oder zu mindestens wird man aufgefordert, die entsprechende Netiquette, angelehnt an den Begriff der Etikette des Real Life, einzuhalten. So kann beispielsweise 57

durch die Arbeit mit dem Klienten, aber auch direkt mit den Netzwerkmitgliedern. Die<br />

Unterstützung von Bewältigungsstrategien und individuell als besser erlebte Alltage der<br />

Klienten sind meistens realistischere Ziele, als eine abschließende Problemlösung<br />

selbst. Daher ist es notwendig, sich die Grenzen der Beratung und des<br />

Problemkontextes zu vergegenwärtigen und Widersprüche, Unsicherheiten und<br />

Unvorhersehbarkeit auszuhalten. Unabdingbar für die Beratung ist die Freiwilligkeit der<br />

Klienten. Hierbei sind die Problemeinsicht, die Selbstzuschreibung des<br />

Unterstützungsbedarfs und das notwendige Vertrauen in Beratungsangebote<br />

fundamental und mit (leider) gebräuchlichen Auswüchsen von „Beratung“ als Kontrolle<br />

und Leistungsgewährung nicht vereinbar. Beratung agiert in Kontexten sozialer<br />

Ungleichheit (sei es materiell, kulturell, alters-, geschlechts-, oder bildungsbedingt) und<br />

muss dafür sensibel sein und durch spezifische Angebote diesem Faktum Rechnung<br />

tragen. Letztlich bleibt noch der Blick auf den Umgang mit den neuen Informations-<br />

und Kommunikationsmedien. Diese Entwicklung muss Beratung einerseits nutzen,<br />

andererseits aber auch begegnen, in dem sie diesem Medium aufgeschlossen begegnet,<br />

aber die Face-to-Face Situation weiterhin als zentralen und wertvollen Eckpfeiler sieht<br />

(Sieckendiek, Engel & Nestmann 2002, S.221-226).<br />

7.2. Beachtung von Normen und Etikette im virtuellen Raum<br />

Man könnte leicht in Versuchung geraten, das Medium Internet als vollkommen<br />

regellosen und normfreien Raum zu betrachten. Dabei ist es das gerade nicht,<br />

insbesondere in den durch die Nutzer erschaffenen und mitgestalteten Räumen, in denen<br />

sie dann auch gemeinsam und/oder miteinander tätig sind. So sind es virtuelle Räume,<br />

wie Chats und Foren, die eine Vielzahl an Normen gebildet haben und in denen nahezu<br />

peinlich genau auf deren Einhaltung gedrungen wird. Zwar ist abweichendes Verhalten<br />

jederzeit möglich, in der Regel wird dieses jedoch nahezu zeitgleich negativ<br />

sanktioniert, oder zu mindestens wird man aufgefordert, die entsprechende Netiquette,<br />

angelehnt an den Begriff der Etikette des Real Life, einzuhalten. So kann beispielsweise<br />

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