Diplomarbeit - E-Beratungsjournal
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können (Christl 1998, S.101-116). 1996 folgte Pro Familia mit eigenem Beratungsportal<br />
www.sextra.de, wie der Name schon verlauten lässt, ein Angebot der Sexualberatung im<br />
Internet. Auch hier hat der Ratsuchende die Möglichkeit, per E-Mail Fragen zu stellen<br />
und diese beantwortet zu bekommen (Schöppe 1998, S.117-124).<br />
Bis zum Jahr 2000 stiegen vereinzelt weitere Anbieter ins Segment der Onlineberatung<br />
ein, bis es im Zeitraum 2000-2002 zu einem rasanten Anstieg der Anbieterzahlen kam.<br />
Ab diesem Zeitpunkt setzte auch eine verstärkte Qualitätsdiskussion und der Ruf nach<br />
Standards und Kriterien ein (Rott 2007, S.19). Die in der heutigen Zeit praktizierten<br />
Onlineberatungsangebote finden also vorwiegend durch E-Mail, Chat und Foren statt<br />
und sind somit Ausläufer des WEB2.0. Zum aktuellen Stand der Onlineberatung im<br />
deutschsprachigen Raum sagt Kühne (2009), die Onlineberatung befindet sich gerade in<br />
einem Prozess der Objektivierung. Er bezieht sich dabei auf das<br />
organisationstheoretische Phasenmodell von Tolbert und Zucker (1996, zitiert nach<br />
Kühne 2009), die die Institutionalisierung in drei Phasen unterteilen. Die erste Phase,<br />
die Habitualisation, kann als Vorstufe zur Institutionalisierung angesehen werden und<br />
hat, über die innovativen Anfänge in der Onlineberatung, wo das „learning by doing“<br />
im Vordergrund stand, ihren Abschluss in der ersten Fachtagung für Onlineberatung im<br />
Jahr 2002 gefunden. Die zweite Phase, in der sich nach Kühne die Onlineberatung auch<br />
jetzt noch befindet, ist die Phase der Objektivierung, die auch als annähernde<br />
Institutionalisierung aufgefasst werden kann. Hierbei kommt es durch die systematische<br />
Zunahme von Beobachtung und Reflexion des Arbeitsgebietes auch zu einer verstärkten<br />
wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Im Sinne von „best practise“<br />
entstehen erste Qualitätskriterien in den jeweiligen Beratungsinstitutionen, aber eine<br />
allgemein anerkannte und vergleichbare Qualität, beispielsweise in Form eines<br />
Gütesiegels gibt es noch nicht. Wie lange sich die Onlineberatung in dieser Phase noch<br />
befinden wird, ist nicht vorhersehbar, aber es sind auch bereits Vorboten der dritten<br />
Phase erkennbar. Diese als Sedimentation benannte Phase, die sich im Sinne einer<br />
vollständigen Institutionalisierung beschreiben lässt, ist dann durch universell<br />
anerkannte Standards und Normen gekennzeichnet, die auf breiten theoretischen<br />
Grundlagen fußen. Ein derartiges Bestreben ist bereits durch die Gründung der<br />
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