Diplomarbeit - E-Beratungsjournal
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Helfers, entsprechende Situationen und Anliegen beziehungsweise die Aufträge des<br />
Klienten zu erkennen, zu deuten und darauf angemessene Reaktionen zu zeigen und<br />
sich adäquater Arbeitsweisen auf Grundlage theoretischer Modelle zu bedienen. Auch<br />
die Entstehung einer angemessenen Beratungsbeziehung zwischen Klienten und Berater<br />
ist ein wesentlicher Bestandteil beraterischen Alltags uns soll im Kapitel 4.1. unter<br />
Berücksichtigung klientenzentrierter und analytischer Sichtweisen näher betrachtet<br />
werden. Kurzum erscheint es als wenig sinnvoll, in der Beratungspraxis auf eine<br />
Anfrage innerhalb eines Beratungsgesprächs nach beispielsweise alternativen<br />
Finanzierungsmöglichkeiten zum BAföG (Bundesausbildungsfinanzierungsgesetz),<br />
oder in einer Situation, in der eine stark emotional aufgewühlte und weinende Klientin<br />
vor einem sitzt und eher emphatisches Verständnis gefragt ist, mit einer konsequent<br />
systemisch-konstruktivistischen geprägten Herangehensweise zu reagieren. Diese eignet<br />
sich eher in Kontexten, in denen Klienten sich mit einer Problembeschreibung an den<br />
Berater wenden, wo Themen der Kommunikation, Beziehungen und entsprechende<br />
Bedeutungen im Zusammenhang mit dem Problem hervorstechen, wo sich<br />
interaktionelle Zusammenhänge vermuten lassen und eine konstruktive<br />
Beratungsatmosphäre herrscht. Insofern stellt in diesem Sinne die systemische Beratung<br />
auch nur eine mögliche Form oder auch Methode dar, im beraterischen Kontext mit<br />
Klienten zu arbeiten.<br />
Dabei stellt sich jedoch zunächst einmal die Frage, über wen wir eigentlich reden, wenn<br />
es um die Aufstellung von Eckpfeilern für die systemische Beratung, also für das<br />
Reagieren auf eine Bitte geht. Mit welchen Vorstellungen über den Anderen, oder<br />
anders gefragt, auf was für ein Menschenbild treffen denn die Ratsuchenden in der<br />
systemischen Praxis eigentlich? Schwing und Fryzser (2007, in Anlehnung an Herwig-<br />
Lempp 2005, mündl. Mitteilung) stellen diesbezüglich fünf Thesen auf.<br />
„(1) Menschen sind eigensinnig, sie verleihen den Geschehnissen ihren eigenen<br />
Sinn, ziehen ihre Schlussfolgerungen daraus und richten ihr Handeln danach aus.<br />
(2) Der Mensch wird erst im Du zum Ich. […], dass Menschsein sich erst in der<br />
Auseinandersetzung mit einem Gegenüber, einem sozialen Kontext realisiert,<br />
dass wir als Individuum immer auch Teil größerer Systeme sind. (3) Menschen<br />
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