Leichtathletik INFORMationen 02/2023

Inhalt: Frühjahrstagung des FREUNDE-Vorstands + Tristan Kaufhold: Talentschau bei Jugend-Hallen-DM + Hallen-EM '23 in Istanbul + Kommentar zur Langstaffel-DM + Erinnerungen an die EM 1988 in Budapest + Mitgliederportrait: Klaus Habelt + Vereinsportrait: SSC Schwerin + Erfolgreiches Athletik-Team Holger Menne + Nachwuchs-Speerwerferin Mirja Lukas + Fanny Blankers-Koen Games + SpoHo Köln: Campustag und Konferenz "Schulsport im Fokus" + Quiz: 60 Jahre FREUNDE Inhalt: Frühjahrstagung des FREUNDE-Vorstands + Tristan Kaufhold: Talentschau bei Jugend-Hallen-DM + Hallen-EM '23 in Istanbul + Kommentar zur Langstaffel-DM + Erinnerungen an die EM 1988 in Budapest + Mitgliederportrait: Klaus Habelt + Vereinsportrait: SSC Schwerin + Erfolgreiches Athletik-Team Holger Menne + Nachwuchs-Speerwerferin Mirja Lukas + Fanny Blankers-Koen Games + SpoHo Köln: Campustag und Konferenz "Schulsport im Fokus" + Quiz: 60 Jahre FREUNDE

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31.07.2023 Aufrufe

Anmerkungen zur DM Langstaffeln Im letzten Heft des vergangenen Jahres hatte Timo Benitz die kritische Frage gestellt: „Staffeln auf’s Abstellgleis?“, nachdem der frühe Meisterschaftstermin für 2023 bekannt geworden war. Andreas Grieß zieht ein Fazit der Titelkämpfe. Die diesjährigen deutschen Meisterschaften Langstaffeln könnten durchaus als eine mehrfache Wette gewertet werden. Eine Wette darauf, dass es schon gut geht. Warum? Da ist zunächst einmal der Termin zu nennen, der in dieser Zeitschrift bereits thematisiert wurde und der Trainer und Athleten sowohl in der Periodisierung des Trainings als auch psychologisch mit einer DM zum Saisoneinstieg vor eine ganze Reihe an Herausforderungen stellte. Der extrem frühe Termin brachte in der Folge den dazugehörigen Qualifikationsstress mit sich. Innerhalb der Freiluftsaison vorab die nötige Norm zu laufen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit und wurde tatsächlich auch nur von einer Hand voll Vereinen (erfolgreich) angegangen. Eine Norm aus dem Vorjahr konnten angesichts von Vereinswechseln und insbesondere in der Jugend auch aus jüngeren Altersklassen erst aufrückende Sportler freilich nicht alle Teams vorweisen. Immerhin ermöglichte der DLV es dieses Jahr erstmals, auch in der Halle die nötigen Qualifikationen zu laufen, was durchaus genutzt wurde und als erfreulichen Nebeneffekt für mehr Staffelwettbewerbe unter dem Dach gesorgt hat. Dennoch darf man sich fragen, warum wir im Einzel den nationalen Spitzenathleten in den Bundeskadern (durchaus zurecht) den Qualifikationsdruck für nationale Titelkämpfe durch Sonderzulassungen nehmen, andererseits aber Jugendmannschaften, die oft keine Leichtathletikhalle zum Trainieren haben und die gleich mehrere Personen fit an die Startlinie bringen müssen, diesem Druck aussetzen. Es wäre ja auch eine Option gewesen, auf Normen für Staffeln ganz zu verzichten, zumindest solange ein Verein nicht mehrere Staffeln im gleichen Wettbewerb melden will. Das nähme der Veranstaltung jedoch freilich auch Wertigkeit. Das Argument, dass die Meisterschaft dadurch schwer planbar wäre, kann hingegen nicht geltend gemacht werden, immerhin verzichtete man als DLV beim deutlich größeren und unkalkulierbaren Teil der Veranstaltung, den Seniorenklassen, anders als bei Jugend und Hauptklasse nämlich völlig auf Zulassungsbeschränkungen. Neben dem Termin wusste der Austragungsort zu überraschen: Bietigheim-Bissingen. Dort fanden die Teilnehmer ein Stadion ohne Tribüne oder Überdachung vor, was Ende April in einem feucht-kalten Fiasko hätte enden können. Noch am Vortag hatte es stark geregnet. Die mit viel Herzblut engagierten und freundlichen örtlichen Veranstalter zauberten in diesem Umfeld eine reibungslose Meisterschaft. Schade war, dass die Daheimgebliebenen keine Chance hatten, per Livestream mit ihren Teamkollegen mitzufiebern. Wie hoch der Wert der Staffeln und einer DM-Teilnahme für viele ist, zeigte sich in mehreren Fällen in von den Teams eigens kreierten Team-Shirts. Und entgegen anderer Befürchtungen waren auch mehrere Spitzenathleten am Start, wie zum Beispiel Hallen-Europameisterin Hanna Klein, Christoph Kessler oder die Langsprinterinnen Carolina Krafzik, Alica Schmidt und Jessica- Bianca Wessolly. Es bleibt das Fazit: Eine Staffel-DM kann ein gutes Event werden. In diesem Jahr hatte der Verband zum Teil Glück, welches nicht übersehen werden sollte, damit man diese Probleme im kommenden Jahr aus dem Weg räumt. Hört man sich bei den Trainern und Athleten um, überwiegt aber nach wie vor eine Meinung: Fügt die Hauptklasse-Langstaffeln wieder bei den Jugendmeisterschaften ein und vor allem die Jugend-Staffeln bei den großen deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen! Text und Foto: Andreas Grieß Leichtathletik INFORMationen 8

Vor 25 Jahren – Gedankensplitter Kinder, wie die Zeit vergeht! Henning Wedderkop erinnert sich lebhaft an das sehr ungewöhnliche Leichtathletikjahr 1998. Der Höhepunkt im Sommer, nachdem ein gewisser Viktor Orbán als Ministerpräsident die Europameisterschaften in Budapest eröffnet hatte. 25 Jahre später reisen mehr als 100 FREUNDE zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in die ungarische Hauptstadt. Schon der Auftakt ließ auf ein gutes Leichtathletikjahr hoffen. Bei der Hallen-DM in Sindelfingen feierte Dieter Baumann einen Doppelsieg, der 19-jährige Nils Schumann schlug den erfahrenen Nico Motchebon und über die Hürden dominierte Falk Balzer. Bei den Frauen gewann Melanie Paschke beide Kurzstrecken; Grit Breuer und Alina Astafei beeindruckten mit guten Leistungen. Bei der Hallen-EM wenig später in Valencia bestätigten die Deutschen mit fünf Titeln ihre Top-Form. Nils Schumann, Tim Lobinger, Oliver Buder, Melanie Paschke und Grit Breuer gewannen Goldmedaillen. Im Juli fanden die Deutschen Meisterschaften bei kaltem und regnerischem Wetter im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin statt. Die Zuschauerzahlen blieben vierstellig, für damalige Zeiten rätselhaft wenig. Dieter Baumann wurde erneut Doppelsieger, diesmal lag Motchebon vor Schumann, und Charles Friedeck, Heinz Weis, Boris Henry, Heike Dechsler und Tanja Damaske warteten trotz der widrigen Umstände mit Leistungen auf, die für die EM einiges erhoffen ließen. Der Stabhochsprung fiel dem schlechten Wetter zum Opfer und die Meisterschaft fand eine Woche später in Nürnberg statt; Tim Lobinger übersprang 5,92 m und scheiterte dreimal an der Rekordhöhe von 6,01 m. Höchst bemerkenswert noch die Rede zum 100-jährigen Verbandsjubiläum des DLV. Beim Sommerfest im Maritim- Hotel lauschte die Festversammlung dem großen Rhetor und Gelehrten Walter Jens, emeritierter Professor für Allgemeine Rhetorik und Klassische Philologie an der Universität Tübingen. Er referierte über Odysseus, den „Ahnherrn aller Leicht- 9 Leichtathletik INFORMationen

Anmerkungen zur DM Langstaffeln<br />

Im letzten Heft des vergangenen Jahres hatte Timo Benitz die kritische Frage gestellt: „Staffeln<br />

auf’s Abstellgleis?“, nachdem der frühe Meisterschaftstermin für 2<strong>02</strong>3 bekannt geworden war.<br />

Andreas Grieß zieht ein Fazit der Titelkämpfe.<br />

Die diesjährigen deutschen Meisterschaften<br />

Langstaffeln könnten durchaus<br />

als eine mehrfache Wette gewertet<br />

werden. Eine Wette darauf, dass es schon<br />

gut geht. Warum? Da ist zunächst einmal<br />

der Termin zu nennen, der in dieser<br />

Zeitschrift bereits thematisiert wurde<br />

und der Trainer und Athleten sowohl in<br />

der Periodisierung des Trainings als auch<br />

psychologisch mit einer DM zum Saisoneinstieg<br />

vor eine ganze Reihe an Herausforderungen<br />

stellte.<br />

Der extrem frühe Termin brachte in<br />

der Folge den dazugehörigen Qualifikationsstress<br />

mit sich. Innerhalb der<br />

Freiluftsaison vorab die nötige Norm zu<br />

laufen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit<br />

und wurde tatsächlich auch nur von<br />

einer Hand voll Vereinen (erfolgreich)<br />

angegangen. Eine Norm aus dem Vorjahr<br />

konnten angesichts von Vereinswechseln und insbesondere in<br />

der Jugend auch aus jüngeren Altersklassen erst aufrückende<br />

Sportler freilich nicht alle Teams vorweisen. Immerhin ermöglichte<br />

der DLV es dieses Jahr erstmals, auch in der Halle die nötigen<br />

Qualifikationen zu laufen, was durchaus genutzt wurde<br />

und als erfreulichen Nebeneffekt für mehr Staffelwettbewerbe<br />

unter dem Dach gesorgt hat.<br />

Dennoch darf man sich fragen, warum wir im Einzel den<br />

nationalen Spitzenathleten in den Bundeskadern (durchaus<br />

zurecht) den Qualifikationsdruck für nationale Titelkämpfe<br />

durch Sonderzulassungen nehmen, andererseits aber Jugendmannschaften,<br />

die oft keine <strong>Leichtathletik</strong>halle zum Trainieren<br />

haben und die gleich mehrere Personen fit an die Startlinie<br />

bringen müssen, diesem Druck aussetzen. Es wäre ja auch eine<br />

Option gewesen, auf Normen für Staffeln ganz zu verzichten,<br />

zumindest solange ein Verein nicht mehrere Staffeln im gleichen<br />

Wettbewerb melden will. Das nähme der Veranstaltung<br />

jedoch freilich auch Wertigkeit. Das Argument, dass die Meisterschaft<br />

dadurch schwer planbar wäre, kann hingegen nicht geltend<br />

gemacht werden, immerhin verzichtete man als DLV beim<br />

deutlich größeren und unkalkulierbaren Teil der Veranstaltung,<br />

den Seniorenklassen, anders als bei Jugend und Hauptklasse<br />

nämlich völlig auf Zulassungsbeschränkungen.<br />

Neben dem Termin wusste der Austragungsort zu überraschen:<br />

Bietigheim-Bissingen. Dort fanden die Teilnehmer ein Stadion<br />

ohne Tribüne oder Überdachung vor, was Ende April in<br />

einem feucht-kalten Fiasko hätte enden können. Noch am Vortag<br />

hatte es stark geregnet. Die mit viel Herzblut engagierten<br />

und freundlichen örtlichen Veranstalter zauberten in diesem<br />

Umfeld eine reibungslose Meisterschaft. Schade war, dass die<br />

Daheimgebliebenen keine Chance hatten, per Livestream mit<br />

ihren Teamkollegen mitzufiebern.<br />

Wie hoch der Wert der Staffeln und einer DM-Teilnahme für<br />

viele ist, zeigte sich in mehreren Fällen in von den Teams eigens<br />

kreierten Team-Shirts. Und entgegen anderer Befürchtungen<br />

waren auch mehrere Spitzenathleten am Start, wie zum Beispiel<br />

Hallen-Europameisterin Hanna Klein, Christoph Kessler oder die<br />

Langsprinterinnen Carolina Krafzik, Alica Schmidt und Jessica-<br />

Bianca Wessolly.<br />

Es bleibt das Fazit: Eine Staffel-DM kann ein gutes Event werden.<br />

In diesem Jahr hatte der Verband zum Teil Glück, welches<br />

nicht übersehen werden sollte, damit man diese Probleme im<br />

kommenden Jahr aus dem Weg räumt. Hört man sich bei den<br />

Trainern und Athleten um, überwiegt aber nach wie vor eine<br />

Meinung: Fügt die Hauptklasse-Langstaffeln wieder bei den<br />

Jugendmeisterschaften ein und vor allem die Jugend-Staffeln<br />

bei den großen deutschen Meisterschaften der Männer und<br />

Frauen!<br />

Text und Foto: Andreas Grieß<br />

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