Leichtathletik INFORMationen 02/2023

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Vom „Wumms“ im Sport Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich in letzter Zeit wiederholt der Sprache des Sports bedient. FREUNDE-Mitglied Peter Middel, der uns immer wieder Talente im Portrait vorstellt, hat hingegen kürzlich eine junge Sportlerin interviewt, die den „Doppel-Wumms“ bereits seit einem Jahrzehnt praktiziert. Neben der Leichtathletik zählt Handball zu den großen Leidenschaften von Mirja Lukas. Wenn sich die Spielerin der DJK Eintracht Coesfeld dem Strafraum der gegnerischen Mannschaften nähert, werden die Torhüterinnen nervös, denn die 18-Jährige verfügt über eine enorme Sprungkraft und einen richtigen „Wumms“. Von dieser enormen Wurfkraft profitierte Mirja Lukas, die in der Leichtathletik für die LG Coesfeld startet, auch bei den letztjährigen deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm, als sie im letzten Versuch des Speerwerfens das Wurfgerät auf ausgezeichnete 50,37 m beförderte und damit den Titel vor der Gladbeckerin Pia Meßing (49,16 m), gewann. Diese Leistung toppte sie dann noch Ende Juli 2022 bei den FICEP-Games im österreichischen Klagenfurt, als sie sich in ihrer Spezialdisziplin auf hervorragende 51,16 m verbesserte. Dass Mirja Lukas ihren Titelgewinn bei den Jugend-Titelkämpfen in Ulm erst im letzten Durchgang sicherstellen konnte, hängt unter anderem mit ihrer mentalen Stärke zusammen, denn sie ist bei Wettkämpfen hochmotiviert und hochfokussiert. Beim Speerwerfen hilft ihr dabei immer, dass sie ein bestimmtes Ritual hat. „Ich stelle mich vor den Würfen an meine Ablaufmarke, schließe meine Augen und gehe den gesamten Bewegungsablauf noch einmal gedanklich durch. Dann atme ich einige Male tief durch und los geht’s. Dieser Ablauf hilft mir enorm,“ betont die letztjährige deutsche U18-Speerwurfmeisterin. Da Mira aus einem sportlichen Elternhaus stammt – ihr Vater und ihr drei Jahre älterer Bruder sind Handballer –, begann sie bereits im Alter von vier Jahren bei der DJK Eintracht Coesfeld mit der Leichtathletik. Zunächst schnupperte sie in alle Disziplinen hinein. Ihre Veranlagung für das Speerwerfen, das zu den technisch anspruchsvollsten Wurfdisziplinen in der Leichtathletik zählt, entdeckte sie vor fünf Jahren. Bei ihrer anfänglichen Tour durch die Leichtathletik machte sie Bekanntschaft mit dieser Wurfdisziplin, die der jungen Leichtathletin von Anfang an gut gefiel. „Das hing sicherlich damit zusammen, dass ich damals auch schon Handball spielte und dadurch einen recht schnellen und kräftigen Wurfarm habe,“ erläutert Mirja Lukas, die seit ihrem sechsten Lebensjahr schon doppelgleisig fährt. Ihre handballerischen Aktivitäten musste sie wegen ihrer Erfolge in der Leichtathletik zuletzt jedoch ein wenig zurückschrauben. Schließlich hat sie 2022 neben ihrem DM-Titel in Ulm noch bei den deutschen Winterwurfmeisterschaften in Sindelfingen im Speerwerfen der Klasse U18 die Silbermedaille gewonnen und belegte bei den U18-Europameisterschaften in Jerusalem in ihrer Spezialdisziplin mit 49,59 m einen respektablen sechsten Rang. Das Bemerkenswerte: Aufgrund ihrer vielseitigen leichtathletischen Ausbildung versteht Mirja Lukas nicht nur im Speerwerfen, sondern auch in einigen anderen leichtathletischen Disziplinen ihr Metier. Dies bewies die Allrounderin im vergangenen Jahr 2022 unter anderem auch bei den NRW- Mehrkampfmeisterschaften in Lage, als sie in ihrer Alterskategorie überlegen den Titel im Siebenkampf mit 4.694 Punkten gewann. Ganz Abschied vom Mehrkampf, den sie schon in der Schülerklasse in ihr Herz geschlossen hat, möchte Mirja Lukas nicht nehmen. „Meine Hauptambitionen gelten in Zukunft natür- Leichtathletik INFORMationen 16
lich weiterhin dem Speerwerfen, aber mir gefallen auch viele andere Disziplinen in der Leichtathletik, sodass ich sie nicht missen möchte“, betont die vielseitige Coesfelderin, die unter anderem auch schon 1,60 m im Hochsprung und 5,03 m im Weitsprung erzielte. Auch wenn Mirja Lukas die Saison 2022 wegen ihrer lädierten Schulter vorsichtshalber vorzeitig abschloss, will sie in diesem Jahr wieder voll angreifen und ähnlich erfolgreich wie 2022 sein, „Ich habe noch viel Verbesserungspotenzial. So muss ich in Zukunft vor allem weiter an meiner Technik feilen“, erklärt die letztjährige Sechste der U18-EM. Um ihren Bewegungsablauf in der technisch aufwändigen Wurfdisziplin zu optimieren, stehen ihr mit ihren beiden Heimtrainern Bernd Bohmert und Sandra Bertels sowie Landesdisziplin-Trainer Thomas Stienemeier drei erfahrene Fachleute mit Rat und Tat zur Seite. Auf durchschnittlich fünf Trainingseinheiten pro Woche kommt Mirja Lukas. Davon sind meist nur zwei Einheiten mit dem Speer, denn in ihrem Alter steht bei ihr die athletische Ausbildung weiterhin im Vordergrund. Mirja Lukas hat den großen Vorteil, dass sie in Coesfeld wohnt und alles schnell mit dem Fahrrad erreichen kann. Nach ihrem Abitur am Gymnasium Nepomucenum möchte sie ihre Möglichkeiten im Sport erst einmal weiter ausloten. In der Leichtathletik ist ihr der Wechsel in die Alterskategorie U20, in der sie mit dem 600 Gramm schweren Speer (bisher 500 Gramm werfen muss, wegen ihrer enormen Wurfkraft problemlos gelungen, denn beim Werfertag am 1. Mai in Bochum erreichte sie in ihrer Spezialdisziplin vielversprechende 48,01 m und schob sich damit auf Anhieb in der Klasse U20 auf Platz eins der deutschen Bestenliste. Demnächst möchte Mirja Lukas ihr Hobby gerne zu ihrem Beruf machen – ob in der Schule als Lehrerin oder in einem anderen Bereich, weiß sie noch nicht. Sie wird auf jeden Fall ihren Weg gehen, denn in Sachen Ehrgeiz, Fleiß und Zielstrebigkeit liegt sie jetzt schon in vielen Bereichen ganz vorn. Text: Peter Middel Foto: LG Coesfeld Julian Weber mit starken Würfen Seit 1981 findet in Hengelo ein international bedeutendes Leichtathletik-Meeting statt, das nach Fanny Blankers-Koen benannt ist, die 1999 zur Leichtathletin des Jahrhunderts gewählt worden war. Am ersten Juni-Wochenende machte sich deshalb ein halbes Dutzend FREUNDE auf zu unseren Nachbarn, um u. a. Weltklasseathleten im Speerwurf zu sehen. Kurzfristig absagen musste Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien), auch Andreas Hofmann verschob seinen Saison-Einstieg. Triumphator war Julian Weber, dem Würfe von 86,78 m und 87,14 m gelangen. Der Olympiasieger von 2012 und Olympia-Dritte von 2016 Keshorn Walcott belegte mit 83,56 m den zweiten Platz. Der beste Finne, Oliver Helander, wurde mit 80,50 m Dritter, während sich Johannes Vetter nach einjähriger Wettkampfpause mit 72,85 m begnügen musste. Ansprechende Leistungen zeigten auch die 18-jährige Johanna Göring mit 1,90 m im Hochsprung, Laura Müller in 52,08 s über 400 m und Joshua Abuaku in 49,23 s über 400 m Hürden. Glänzen konnten hier Yaroslava Mahuchikh mit 2,00 m, Femke Bol in 50,11 s und CJ Allen in 48,24 s. Eine Galavorstellung lieferte Armand Duplantis ab; bis einschließlich 6,11 m sprang er ohne Fehlversuch, danach versuchte er sich vergeblich an der Weltrekordhöhe von 6,23 m. Bejubelt von ihren rund 15.000 Landsleuten im ausverkauften (!) Fanny-Blankers-Koen-Stadion wurde Sifan Hassan, die bereits am Vorabend die 10.000 m in 29:37.80 min gewonnen hatte. Sie siegte am Sonntag über 1.500 m in 3:58,12 min. Text und Foto: Peter Busse 17 Leichtathletik INFORMationen
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