Leichtathletik INFORMationen 02/2023

Inhalt: Frühjahrstagung des FREUNDE-Vorstands + Tristan Kaufhold: Talentschau bei Jugend-Hallen-DM + Hallen-EM '23 in Istanbul + Kommentar zur Langstaffel-DM + Erinnerungen an die EM 1988 in Budapest + Mitgliederportrait: Klaus Habelt + Vereinsportrait: SSC Schwerin + Erfolgreiches Athletik-Team Holger Menne + Nachwuchs-Speerwerferin Mirja Lukas + Fanny Blankers-Koen Games + SpoHo Köln: Campustag und Konferenz "Schulsport im Fokus" + Quiz: 60 Jahre FREUNDE Inhalt: Frühjahrstagung des FREUNDE-Vorstands + Tristan Kaufhold: Talentschau bei Jugend-Hallen-DM + Hallen-EM '23 in Istanbul + Kommentar zur Langstaffel-DM + Erinnerungen an die EM 1988 in Budapest + Mitgliederportrait: Klaus Habelt + Vereinsportrait: SSC Schwerin + Erfolgreiches Athletik-Team Holger Menne + Nachwuchs-Speerwerferin Mirja Lukas + Fanny Blankers-Koen Games + SpoHo Köln: Campustag und Konferenz "Schulsport im Fokus" + Quiz: 60 Jahre FREUNDE

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31.07.2023 Aufrufe

Athletik-Team-Holger-Menne „Begeisterung und Ehrgeiz, das ist Sport für mich. Als Trainer habe ich mich dem Leistungssport verschrieben. Meine Motivation ist die Motivation der Athletinnen, denn sie bringen die Bereitschaft zum täglichen Training mit.“ Im Dezember 2019 lernte ich Holger Menne (FREUNDE-Mitglied) mit seinen Athletinnen beim Talent-Mehrsprungcup in Köln kennen. Über dieses Treffen berichtete ich in dem Artikel „Wo findet man Talente“ in unserer Zeitung. Im April 2023 besuchte ich ihn und seine Athletinnen beim Training im Parkstadion in Baunatal. In den mehr als drei Jahren ist viel passiert. Das Athletik-Team besteht inzwischen aus vier Athletinnen mit unterschiedlichem Leistungsspektrum. Holly Okuku (Jg. 2005), Masha-Sol Gelitz (Jg. 2006), Finja Krug (Jg. 2005) und Lilly Müller (Jg. 2003). Sie werden vom Heimatverein in Baunatal großzügig unterstützt und haben hervorragende Trainingsmöglichkeiten. Aufgrund der herausragenden Leistungen wechselte Holly Okuku kürzlich zum Sprintteam Wetzlar. Sie wird aber weiter voll umfänglich von Holger Menne in Baunatal trainiert. Holly Okuku ist inzwischen in der deutschen Sprintszene angekommen (100 m in 11,59 s, 200 m in 23,62 s). Im letzten Jahr wurde sie in der U18 deutsche Meisterin und U18-Vizeeuropameisterin über 200 m. Masha-Sol Gelitz gewann den Titel bei den deutschen U16-Meisterschaften 2021 im Dreisprung und Weitsprung und qualifizierte sich für die U18-EM in Jerusalem. Darüber hinaus gab es für die Athletinnen bei vielen Meisterschaften Medaillenplatzierungen und weitere Erfolge. Die Trainings- und Wettkampfergebnisse der Wintersaison lassen eine weitere Steigerung für 2023 erhoffen. Bei dem Treffen in Baunatal sprach ich mit Holger Menne über die von ihm trainierten Athletinnen, seine Trainingsvorstellungen und seine Ziele. Deine Trainingsgruppe ist klein, aber fein. Was ist das Besondere an deinem Team? Die Bereitschaft zum täglichen Training verbindet sie. Als Trainer im Hochleistungssport hast du die Aufgabe, jemanden auf seinem Weg zu begleiten, vielleicht bis zu den Olympischen Spielen oder anderen großen Leichtathletikevents. Gleichzeitig hat man aber auch eine soziale Verantwortung. Ich habe eine Athletin wie Holly, die sicherlich internationalen Ansprüchen gerecht werden kann, aber ich habe auch Athletinnen, die weit unter dem sind. Aber in so einer Trainingsgruppe muss auch nicht jede dieses Niveau haben. Für diese Athletinnen bedeuten das Erreichen einer Landesmeisterschaft oder deutschen Jugendmeisterschaft eine enorme Anstrengung. Das ist auch das Besondere an dem Team und das macht es auch aus. Es ist nicht notwendig, dass alle das gleiche Niveau haben. Die „Schwächere“ kann sich dann an der „Stärkeren“ orientieren. Leichtathletik INFORMationen 14

An diesem Wochenende steht das technische Sprinttraining an. Ich stelle fest, dass hierfür sehr viel Trainingszeit aufgewendet werden muss. Was ist erforderlich, um jemanden erfolgreich nach oben zu bringen? Hierbei spielt die Herangehensweise eine besondere Rolle. Natürlich muss auch der konditionelle Level immer etwas angehoben werden, aber mit Technik im Sprint ist gemeint, wie ich jemanden läuferisch entwickele, z. B. Laufstil, Fußaufsatz, Armführung, Schrittlänge, Frequenz. Diese Ausbildung ist deswegen so schwierig und zeitaufwendig, weil der junge Mensch sich immer wieder verändert und entwickelt. Bis in den Erwachsenenbereich ist es praktisch kein Leistungstraining, sondern die Vorbereitung auf ein Leistungstraining. Das ist für mich der entscheidende Faktor. Wir machen oft den Fehler, in der Leichtathletik nur ergebnisorientiert zu denken. Wir müssen sehen, dass wir die Ergebnisse etwas hintanstellen, damit wir zugunsten der technischen Anforderungen im Sprint uns auch entwickeln können. Wenn wir konditionelle Dinge zu weit vorholen, dann geht das zu Ungunsten der Technik und man kann im jungen Erwachsenenalter nicht mehr so viel draufpacken und es kommt zur endgültigen Stagnation. Holly ist vereinsmäßig zum Sprintteam Wetzlar gewechselt. Besteht eine Gefahr, dass die Athletinnen zu Großvereinen abwandern? Die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten hier beim GSV Eintracht Baunatal und die größtmögliche Unterstützung des Teams im privaten, aber auch im sportlichen Bereich durch den Vorstand ist eine hervorragende Basis und Voraussetzung für gute Leistungen. Man muss der Realität ins Auge sehen und die Dinge auf sich zukommen lassen. Zum einen steht man natürlich auch immer im Gespräch mit dem Verein und den Athletinnen, aber solche Ergebnisse und Leistungen wecken Begehrlichkeiten, beim Bundestrainer und auch bei Großvereinen. Das ist ja ganz normal, aber ob diese Begehrlichkeit berechtigt ist, das ist fraglich. Ich arbeite jetzt 10 Jahre mit Holly zusammen und kenne sie sehr gut. Ich kenne ihre Stärken, ihre Schwächen, ich weiß genau, wie man sie trainieren muss, und ich habe auch eine Vision, wie man sie dann auch vielleicht in einen Endlauf bei den Olympischen Spielen bekommt. Wir suchen nicht den Europameister, wir suchen den Olympiasieger! Einen wissenschaftlichen Beweis für eine Leistungssteigerung bei einem Großverein gibt es nicht. Usain Bolt hat auch immer mit seinem Heimtrainer zusammengearbeitet und der hat ihn zum schnellsten Läufer der Welt gebracht. Trainiert Holly auf diesem Niveau in meinem Team so weiter, kann der Wunsch nach einem olympischen Finale in Erfüllung gehen. Dies gelang im Kurz-Flachsprint unzählige Jahre keiner Frau. Mit den Athletinnen unterhielt ich mich über ihren Trainer, ihre persönlichen Stärken und ihre sportlichen Ziele. Was zeichnet Holger als Trainer und Mensch aus? Er ist sehr zielstrebig, aber auch sehr einzigartig und unterscheidet sich sehr von anderen Trainerinnen und Trainern (das wissen wir von den anderen Athletinnen). Er ist auch sehr gefühlvoll und super fleißig in Bezug auf unser Training und die Betreuung bei Wettkämpfen. Er erklärt und begründet die Trainingspläne und denkt in die Zukunft. Er schaut auch auf jede Einzelne. Als persönliche Stärken gaben Holly, Masha, Finja und Lilly in unterschiedlicher Gewichtung den persönlichen Ehrgeiz, die Freude am Sport, die individuelle Kraft und auch die mentale Stärke an. Die Ziele für diese Sommersaison sind für die Athletinnen unterschiedlich. Das große Ziel für Holly ist neben der Teilnahme an den deutschen Meisterschaften in Kassel, der Gewinn der Goldmedaille über 200 m bei der U20-EM in Jerusalem. Masha möchte nach ihrem schwierigen Jahr 2022 in diesem Jahr gesund bleiben und Bestleistungen im Weitsprung und Dreisprung erreichen. Über einen Titel bei den deutschen U18-Meisterschaften würde sie sich sehr freuen. Für Finja und Lilly steht die Gesundheit ebenfalls an erster Stelle. Beide wünschen sich die Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft. Alle haben für die Zukunft ein großes Ziel. Sie wünschen sich, bei internationalen Meisterschaften starten zu können. Für Holly und Masha sind die avisierten Ziele die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Text: Joachim Höller Fotos: Iris Hensel und Joachim Höller 15 Leichtathletik INFORMationen

Athletik-Team-Holger-Menne<br />

„Begeisterung und Ehrgeiz, das ist Sport für mich. Als Trainer habe ich mich dem Leistungssport<br />

verschrieben. Meine Motivation ist die Motivation der Athletinnen, denn sie bringen die Bereitschaft<br />

zum täglichen Training mit.“<br />

Im Dezember 2019 lernte ich Holger Menne (FREUNDE-Mitglied)<br />

mit seinen Athletinnen beim Talent-Mehrsprungcup in<br />

Köln kennen. Über dieses Treffen berichtete ich in dem Artikel<br />

„Wo findet man Talente“ in unserer Zeitung. Im April 2<strong>02</strong>3<br />

besuchte ich ihn und seine Athletinnen beim Training im Parkstadion<br />

in Baunatal. In den mehr als drei Jahren ist viel passiert.<br />

Das Athletik-Team besteht inzwischen aus vier Athletinnen mit<br />

unterschiedlichem Leistungsspektrum. Holly Okuku (Jg. 2005),<br />

Masha-Sol Gelitz (Jg. 2006), Finja Krug (Jg. 2005) und Lilly Müller<br />

(Jg. 2003). Sie werden vom Heimatverein in Baunatal großzügig<br />

unterstützt und haben hervorragende Trainingsmöglichkeiten.<br />

Aufgrund der herausragenden Leistungen wechselte Holly<br />

Okuku kürzlich zum Sprintteam Wetzlar. Sie wird aber weiter<br />

voll umfänglich von Holger Menne in Baunatal trainiert.<br />

Holly Okuku ist inzwischen in der deutschen Sprintszene<br />

angekommen (100 m in 11,59 s, 200 m in 23,62 s). Im letzten Jahr<br />

wurde sie in der U18 deutsche Meisterin und U18-Vizeeuropameisterin<br />

über 200 m. Masha-Sol Gelitz gewann den Titel bei<br />

den deutschen U16-Meisterschaften 2<strong>02</strong>1 im Dreisprung und<br />

Weitsprung und qualifizierte sich für die U18-EM in Jerusalem.<br />

Darüber hinaus gab es für die Athletinnen bei vielen Meisterschaften<br />

Medaillenplatzierungen und weitere Erfolge. Die Trainings-<br />

und Wettkampfergebnisse der Wintersaison lassen eine<br />

weitere Steigerung für 2<strong>02</strong>3 erhoffen.<br />

Bei dem Treffen in Baunatal sprach ich mit Holger Menne<br />

über die von ihm trainierten Athletinnen, seine Trainingsvorstellungen<br />

und seine Ziele.<br />

Deine Trainingsgruppe ist klein, aber fein. Was ist das<br />

Besondere an deinem Team?<br />

Die Bereitschaft zum täglichen Training verbindet sie. Als Trainer<br />

im Hochleistungssport hast du die Aufgabe, jemanden auf<br />

seinem Weg zu begleiten, vielleicht bis zu den Olympischen<br />

Spielen oder anderen großen <strong>Leichtathletik</strong>events. Gleichzeitig<br />

hat man aber auch eine soziale Verantwortung. Ich habe eine<br />

Athletin wie Holly, die sicherlich internationalen Ansprüchen<br />

gerecht werden kann, aber ich habe auch Athletinnen, die<br />

weit unter dem sind. Aber in so einer Trainingsgruppe muss<br />

auch nicht jede dieses Niveau haben. Für diese Athletinnen<br />

bedeuten das Erreichen einer Landesmeisterschaft oder deutschen<br />

Jugendmeisterschaft eine enorme Anstrengung. Das ist<br />

auch das Besondere an dem Team und das macht es auch aus.<br />

Es ist nicht notwendig, dass alle das gleiche Niveau haben. Die<br />

„Schwächere“ kann sich dann an der „Stärkeren“ orientieren.<br />

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