HGB_0423_Web
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Umwelt<br />
91<br />
Unterwegs im Stiftungsland:<br />
Auf den Spuren von „Gut Jägerslust“<br />
Exkursion in der „Savanne des Nordens“<br />
Die „Wilde Weide“ im Stiftungsland<br />
Schäferhaus inspiriert den<br />
Besucher häufiger zu einem Erlebnis<br />
in der „Savanne des Nordens“.<br />
Vor allem dann, wenn –<br />
wie im Juni – Temperaturen wie<br />
in Afrika herrschen. Zum Glück<br />
gibt es ein paar schattige Plätzchen.<br />
Wie auch die Aktionsgemeinschaft<br />
„Gesunder Stadtteil<br />
Weiche“ (AG) feststellt, als sie<br />
zu einer Exkursion einlädt. Heute<br />
ist das Areal ein Natureldorado,<br />
einst diente es als Standortübungsplatz<br />
der Bundeswehr.<br />
„Ich kenne dieses Gebiet bis<br />
zehn Zentimeter oberhalb der<br />
Grasnarbe“, erzählt AG-Mitglied<br />
Einar Rasmussen. „Jens Sörensen<br />
hingegen erkundete tiefer<br />
und wird uns in die Vergangenheit<br />
entführen.“<br />
Jens Sörensen:<br />
Die Rekonstruktion der Umrisse<br />
JEDEN FREITAG<br />
PIZZA<br />
TAG!<br />
Jens Sörensen wohnt seit 2005<br />
in der Gartenstadt und ist Landvermessungsingenieur.<br />
Er fühlte<br />
sich dazu berufen, die Umrisse<br />
des ehemaligen „Gutes<br />
Jägerslust“ aufzuspüren. Dieses<br />
war 1907 von der jüdischen<br />
Familie Wolff errichtet worden<br />
und verwandelte sich in den<br />
30er Jahren zu einer jüdischen<br />
Ausbildungsstätte, um auswanderungswillige<br />
Menschen auf<br />
ein neues Leben im damaligen<br />
Palästina vorzubereiten. In der<br />
Pogromnacht im November<br />
1938 wurden alle Bewohner<br />
von NS-Schergen vertrieben<br />
und viele später im Holocaust<br />
ermordet.<br />
Vom „Gut Jägerslust“ ist heute<br />
auf dem ersten Blick nichts<br />
zu sehen. Der zweite Blick<br />
berührt die Reste der Fundamente<br />
eines Pferdestalles. Der<br />
war erst vor etwa drei Dekaden<br />
abgerissen worden. Jens Sörensen<br />
wollte weitere Gebäude<br />
„sichtbar“ machen und besuchte<br />
mehrfach das Flensburger<br />
Katasteramt. Er entdeckte<br />
mehrere Vermessungspunkte,<br />
mit denen sich die Umrisse der<br />
einstigen Gebäude skizzieren<br />
lassen. „So kann man das gesamte<br />
Grundstück abstecken“,<br />
erzählt er. Dabei sticht er ein<br />
paar Fähnchen an Markierungen<br />
ins Erdreich.<br />
Die Fantasie und die Fotos aus<br />
einem Buch befördern das<br />
Herrenhaus aus den Tiefen<br />
der Historie in die Gegenwart.<br />
Plötzlich erkennt man mehr.<br />
Bestimmte Sträucher deuten<br />
den ehemaligen Garten an.<br />
Linden und Eschen bildeten<br />
schon vor einem Jahrhundert<br />
das südliche Ende eines Vier-<br />
Kant-Hofes. Ein alter, verfüllter<br />
Brunnen taucht vor den Füßen<br />
auf. Der Pferdestall lag auf der<br />
Westflanke. Mittels Koordinaten<br />
lässt sich auch die Position<br />
eines Kuhstalls festhalten.<br />
Zustimmend ist ein Muhen der<br />
weidenden Galloway-Rinder zu<br />
hören. Für die Behausung der<br />
Mitarbeiter muss die interessierte<br />
Gruppe einige hundert<br />
Meter wandern. Sie lag deutlich<br />
außerhalb des eigentlichen<br />
Gutsgebäudes.<br />
Von den späten 50er Jahre bis<br />
1998 nutzte die Briesenkaserne<br />
die etwa 400 Hektar als Standortübungsplatz.<br />
Danach wurde<br />
über Konversionsprojekte diskutiert.<br />
Könnte man womöglich<br />
ein großes Gewerbegebiet<br />
entwickeln? Hans-Friedrich<br />
Kroll, einst Leiter der Stadtund<br />
Landschaftsplanung im<br />
Flensburger Rathaus hat noch<br />
eine Aussage des damaligen<br />
Oberbürgermeisters Olaf Cord<br />
Dielewicz im Ohr: „Wir als Kommune<br />
können ja keine Flächen<br />
vom Bund kaufen, wir machen<br />
ja die Preise kaputt!“ Die Fachleute<br />
betonten das einzigartige<br />
Naturpotenzial. Die Kommunen<br />
Harrislee, Handewitt und<br />
Flensburg sprachen sich dafür<br />
aus, das gesamte Gebiet der<br />
Natur zu überlassen. Das Land<br />
wickelte mit dem „Wassergroschen“<br />
den Grunderwerb ab. Es<br />
entstanden das Stiftungsland-<br />
Süd (zwischen Langberg und<br />
Gartenstadt) und das Stiftungsland-Nord<br />
(zwischen Gottrupel<br />
und Harrislee). (ki) n<br />
Jede kleine Pizza 7. 10 E<br />
Jede große Pizza 8. 50 E<br />
DONINI Schnellrestaurant<br />
Am Marktplatz 2 · 24983 Handewitt<br />
Telefon 04608 9714144<br />
Öffnungszeiten: Di.-So. 11-22 Uhr · Mo. Ruhetag<br />
Spurensuche: „Gut Jägerslust“