Programmheft für das Musical Natürlich Blond der First Stage School Hamburg Regie Talitha Kemnitzer 2023

Vorwort
Was wird das für eine Woche!
Elf Aufführungen von NATÜRLICH BLOND – DAS MUSICAL als unser Semesterprojekt 2023!
Dafür geben wir alles: Das wird unser Sommer – und Sie, verehrtes Publikum,
sind nun ein Teil davon! Herzlich willkommen!
Die Stage School Hamburg übergibt jeweils zu Beginn des dritten Ausbildungsjahres die
Inszenierung eines Musicals in die Hand ihres Nachwuchs: In kompletter Eigenverantwortung
sind wir allein zuständig für die Wahl der Verantwortlichen, die Auswahl des Stückes, die
Besetzung der Rollen, bis hin zu Regie, Kostüm, Maske und Choreografie. Nicht selten offenbart
sich da eine Leidenschaft für Technik und Lichtregie oder eine Begabung für die künstlerische
Leitung eines Projekts.
Unser Semesterprojekt ist fester Bestandteil der dreijährigen Ausbildung, die uns zur Fachreife
„Bühnendarsteller für Tanz, Gesang und Schauspiel“ führt.
Dazu gehört nicht nur die Arbeit auf der Bühne, sondern jede Kompetenz, die für die
Durchführung von Musicalproduktionen nötig ist.
Wir haben diese Herausforderung angenommen, und wir sind wirklich stolz darauf!
Wir tanzen, singen und spielen nur eine Sommerwoche. Doch natürlich sind wir seit Monaten an
der Arbeit. Und wir haben dabei ein Ziel: Sie, das Publikum, zu begeistern!
Ja, nicht weniger als das! Ihre Bedeutung kann man gar nicht zu hoch einschätzen:
Jeder Tag zählt, jeder Applaus. Wenn Sie sich mitreißen lassen von uns – dann springt der Funke
zwischen Ihnen und uns, und dann hat sich alles gelohnt!
Dürfen wir noch aus dem Nähkästchen plaudern und erzählen, was unsere wichtigste Erfahrung
war? Dass es uns allen mehr ums Gelingen ging, als um uns selbst. Ganz selbstverständlich
wurden die Ferien genutzt, um top vorbereitet in die Probenphase zu starten. Und obwohl wir in
den letzten drei Wochen gefühlt non stop zusammen waren, hielten wir den Level an
Engagement hoch: Sich an der Leistung von anderen freuen – das ist eine Motivation, die alles
Schwere dieses Berufes aufwiegt.
Nur eine Sommerwoche. Wir sind jetzt schon wehmütig. Es war eine besondere, unvergessliche
Zeit. Aber halt – kein Abschiedsschmerz. Jetzt gilt's! SIE sind da, das Publikum! Willkommen!
Und wir freuen uns, dass wir Sie spüren im Zuschauerraum (Sie sind gar nicht so unsichtbar,
wie Sie meinen). Das hier, das ist eine Gemeinschaftssache – von uns allen.
Auch Ihnen.
Schön, dass Sie da sind!
So etwas wie uns bekommen Sie nie wieder!
Alles Liebe,
das „Natürlich Blond“-Team

Songs
AKT I
Nr. 0 Ouvertüre
Nr. 1 Oh mein Gott
Nr. 2 Zeit für was Ernsteres
Nr. 2a Schwester von Delta Nu
Nr. 3 Was Du willst
Nr. 4 Die Harvard-Variationen
Nr. 5 Blut in den Kiemen
Nr. 6 Positiv
Nr. 7 Irland
Nr. 7a Irland (Remix)
Nr. 8 Zeit für was Ernsteres (Remix)
Nr. 9 Tritt in den Hintern
Nr. 10 Lauf Rufus Lauf / Elle denkt nach
Nr. 11 So viel besser
AKT II
Nr. 11a Entr'acte
Nr. 12 Bring Dich in Form
Nr. 13 Delta Nu Nu Nu
Nr. 13a Vor dem Kaufhaus*
Nr. 14 Trag es wie ein Mann*
Nr. 14a Kyle der Großartige
Nr. 15 Knick und Pop!
Nr. 16 Schaut doch hin
Nr. 17 Natürlich Blond
Nr. 18 Natürlich Blond (Remix)
Nr. 19 Ort des Geschehens*
Nr. 20 Mein Weg / Finale
*in unserer Fassung gekürzt

Handlung
Emmett Forrest ihrer an und hilft ihr, ihren
Emmett Forrest ihrer an und hilft ihr, ihren
Studienalltag zu ordnen. Schließlich bekommt
Elle einen von vier heiß begehrten
Praktikumsplätzen in der Kanzlei von
Professor Callahan.
ERSTER AKT
ZWEITER AKT
Malibu, Kalifornien. Die hinreißende Elle
Woods ist mit ihren Freundinnen der
Studentinnenverbindung Delta Nu auf der
Suche nach einem Verlobungsoutfit. Sie steht,
gestylt und gefeiert von ihren
Kommilitoninnen, unmittelbar vor dem
nächsten Schritt ins perfekte Leben: Ihre
große Liebe, Warner Huntington III, wird ihr
gewiss einen Antrag machen. Doch alles
kommt anders: Elle genügt nicht. Sie ist zu
hübsch, zu süß, zu blond! Warner will nach
Harvard und Karriere machen. Dafür braucht
er eine Frau von Format an seine Seite, keine
Blondine. Elle ist am Boden zerstört – aber sie
erholt sich vom Schock. Resolut entscheidet
sie, Warner zurückzugewinnen. Und dazu
muss sie eben selbst nach Harvard.
Dort angekommen, sticht Elle nicht nur durch
ihr unkonventionelles Auftreten heraus,
sondern wird auch am ersten Tag von
Professor Callahan aufgrund mangelnder
Vorbereitung aus der Vorlesung geworfen.
Elle wird zum Gespött. Was will sie schon in
Harvard? Und dann verlobt sich Warner mit
Vivienne Kensington, ebenfalls Jurastudentin,
aus gutem Hause und natürlich nicht blond.
Kurzerhand fasst Elle die Entscheidung, ihr
Styling zu verändern.
Callahans Kanzlei hat die Verteidigung der
F i t n e s s q u e e n B r o o k e W y n d h a m
übernommen, die des Mordes an ihrem
Ehemann beschuldigt wird. Brooke war als
Studentin ehemals in Kalifornien bei den
Delta Nu – darum ist Elle die Einzige, der sie
Vertrauen schenkt. Nur ihr verrät sie ihr Alibi.
Doch nicht nur Brooke verlässt sich auf Elle:
Paulette bekommt von Elle wertvolle Tipps in
Sachen Flirt – und auch mit Emmett läuft es
immer besser.
Während der ersten Prozesstage kommt es
zu einem Zwischenfall mit Professor Callahan.
Elle will fort aus Harvard. Vivienne, die längst
erkannt hat, dass Elle mehr ist als ein
blondes, verwöhntes Püppchen, überzeugt
Elle, zu bleiben.
Unterstützt von ihren Freundinnen
übernimmt Elle (mit Emmett als juristischer
Rückendeckung) eigenständig Brookes
Verteidigung. Denn immer noch ist die Frage
offen: Wer beging den Mord?
Im Schönheitssalon Hair Affair lernt sie die
beherzte Kosmetikerin Paulette Buonufonté
kennen, die für Irland und die Iren schwärmt.
Nicht lange, und die beiden sind beste
Freundinnen.
Nachdem Elle auf einer Party von Vivienne
vorsätzlich bloßgestellt worden ist, nimmt
sich der bodenständige Rechtsassistent

Natürlich
Blond
NATÜRLICH BLOND (Legally Blonde) ist einer
der bekanntesten Filme aus den 2000ern und
mittlerweile einfach Kult. Legendär: Reese
Witherspoons Performance in der Rolle der
„Elle Woods“.
Nun erobert die ikonische Blondine aus
Harvard auch die Musicalbühne im Sturm.
NATÜRLICH BLOND – DAS MUSICAL setzt auf
fetzige Musik, verspielte Dialoge und eine
gewaltige Ladung (Frauen-)Power – irrwitzig
komisch vom Anfang bis zum Ende.
Mädels,
ich hab‘
den total
genialen
Plan!
- Elle Woods
2007 kam das Musical zunächst in San
Francisco und dann am Broadway heraus, wo
es 595 Mal gespielt worden ist. Am Londoner
West End hatte die Show 2010 Premiere und
brachte es auf 974 Aufführungen. Viele
internationale Produktionen folgten, unter
anderem an den Vereinigten Bühnen Wien.
2011 erhielt NATÜRLICH BLOND den Olivier
Award als „Best New Musical“. Außerdem
zählt die Show zum sogenannten „Club der
Millionäre“ – im Juni 2007 wurde die
Einnahmegrenze von einer Million Dollar im
Kartenverkauf überschritten.
Buch von HEATHER HACH | Musik und
Songtexte von LAURENCE O‘KEEFE und NELL
BENJAMIN | B a s i e r e n d a u f d e m
gleichnamigen Roman von AMANDA BROWN
und dem MGM-Film | Deutsche Übersetzung
von RUTH DENY (Buch) und KEVIN
SCHROEDER, HEIKO WOHLGEMUTH
(Songtexte) | Verlag Music Theatre
International (MTI) / Musik und Bühne
(Lizenzgebiet Deutschland, Schweiz).
Dauer: ca. 2,5 Stunden, inkl. Pause.

Besetzung
BENGS, ELISABETH ...... Elle Woods
BERTSCHI, SVENJA ...... Richterin, Harvard-Ensemble
BIENERT, PAULINE ...... Stella Schultz, Harvard-Ensemble
BÖBEL, ANNIKA ...... Brooke Wyndham, Delta Nu-Ensemble
BÖNING, AILEEN ...... Harvard-Ensemble
BOSSELMANN, LUISA ...... Serena, Brutus & Rufus (Stimme)
BRZESKI, SVENJA ...... Harvard-Ensemble, Cover Delta Nu-Ensemble
CRETER, EMILY ...... Harvard-Ensemble, Cover Delta Nu-Ensemble
DETERT, LENA ...... Paulette Buonufonté
FIEDLER, CHARLOTTE ...... Delta Nu-Ensemble, Cover Brooke Wyndham
GERRESER, MARIA ...... Harvard-Ensemble
GOETSCHI, CHIARA ...... Pilar
GOLTERMANN, LORIN ...... Kyle, College Boy, Harvard-Ensemble, Cover Warner Huntington III
HAUSBERG, JAN ...... Gerichtsschreiber, Harvard-Ensemble
HERRMANN, JULE KIM ...... Prof. Lowell, Staatsanwältin Joyce Riley, Harvard-Ensemble,
Cover Vivienne Kensington
KEUNE, DITA ...... Harvard-Ensemble
KEMNITZER, TALITHA ...... Fernsehreporterin (Stimme)
KIKKEN, MAXIMILIAN ...... Warner Huntington III
KÖHLER, PATRICK ...... Delta Nu-Ensemble, College Boy
KRUMSCHMIDT, DOMINIK ...... Professor Callahan
KUHL, LINA ...... Whitney, Harvard-Ensemble
KUHN, PHILIP ...... Emmett Forrest
LINDHORST, KATHERINE ...... Verkäuferin, Harvard-Ensemble, Cover Elle Woods
MALEKZADEH, BABAK ...... Boutiquebesitzer, Sundeep Padamadan, College Boy, Carlo,
Cover Emmett Forrest
MARTIN, ALINA ...... Gaelen, Leilani, Delta Nu-Ensemble
MAYER, CÄSARIA ...... Harvard-Ensemble
PETERSEN, DENNIS ...... Prof. Pforzheimer, College Boy, Harvard-Ensemble, Nico
RUOSS, NOËLLE ...... Enid Hoops
SCHÖNFELD, DENISE ...... Prof. Winthrop, Harvard-Ensemble, Chutney Wyndham
STAUFFER, MELINA ...... Vivienne Kensington
SUSSENBACH, LIA-MALEA ...... Kate, Delta Nu-Ensemble
TAUBER, LINDA ...... Elles Mutter, Harvard-Ensemble
TREFTZ, VINCENT ...... Elles Vater, Wärter, College Boy, Dewey, Harvard-Ensemble,
Cover Professor Callahan
ULKE, THELONIA ...... Delta Nu-Ensemble, Kassiererin, Koloristin Kiki, Cover Paulette Buonufonté
WEIßFLOG, MONIQUE ...... Margot
WYSOKINSKI, ENYA ...... Brillenschlange, Harvard-Ensemble

Darstellende
ELISABETH BENGS SVENJA BERTSCHI PAULINE BIENERT
ANNIKA BÖBEL AILEEN BÖNING LUISA BOSSELMANN
SVENJA BRZESKI EMILY CRETER LENA DETERT

Darstellende
CHARLOTTE FIEDLER MARIA GERRESER CHIARA GOETSCHI
LORIN GOLTERMANN JAN HAUSBERG JULE KIM HERRMANN
DITA KEUNE MAXIMILIAN KIKKEN PATRICK KÖHLER

Darstellende
DOMINIK KRUMSCHMIDT LINA KUHL PHILIP KUHN
KATHERINE LINDHORST BABAK MALEKZADEH ALINA MARTIN
CÄSARIA MAYER DENNIS PETERSEN NOËLLE RUOSS

Darstellende
DENISE SCHÖNFELD MELINA STAUFFER LIA-MALEA SUSSENBACH
LINDA TAUBER VINCENT TREFTZ THELONIA ULKE
MONIQUE WEIßFLOG ENYA WYSOKINSKI BRUTUS WOODS

Kreativteam
ELISABETH BENGS
Maske & MakeUp
SARINA BÖKER
Regieassistenz
JULE KIM HERRMANN
Kostüm
TALITHA KEMNITZER
Regie
NADJA KILCHHERR
Choreografie
EMIL SCHULER
Musikalische Leitung
LINDA TAUBER
Produktionsleitung
MONIQUE WEIßFLOG
Choreografie Assistenz
NADJA DAN BERNHARDT
Supervisorin

Du brauchst 'nen Tritt in den Hintern,
Miss Woods, Komma, Elle...
Kann das sein?
- Emmett Forrest

Musical ist
nicht gleich
Film...
Wie bereitet sich eigentlich ein Publikum auf
solch eine Vorstellung vor? Manche kommen
als absolute Fans – haben den Film so oft
gesehen, dass sie die Szenen mitsprechen
können. Das sind die Insider, die zuhause ihr
Puuh-Bärchen haben, die Wirkung eines
präzisen Moves schätzen und wissen, dass
Dauerwellen eine Sache von Leben und Tod
sein können. Manche kannten den Film noch
nicht, und haben ihn sich extra noch besorgt,
um das Musical besser genießen zu können.
Manche sind von weit her angereist, einfach
nur, weil sie gespannt sind, wie wir „jungen
Leute“ das machen – einen Hollywoodfilm auf
die Bühne bringen.
Ihre Erwartungen müssen wir nun sanft mit
einem Disclaimer abfedern: Das offizielle
Musical, das wir hier aufführen, hat ein
Textbuch, dass sich erheblich vom Film
unterscheidet. Wer den Film nicht kennt, ist
fein raus und sieht ein super Stück: In diesem
Sinne – viel Spaß! Sie müssen hier gar nicht
weiterlesen, genießen Sie die Show!
#1
#2
#3
Das Bewerbungsvideo
Unüberbietbar im Film: „Ein Tag
im Leben der Elle Woods“. Warten
Sie nicht darauf – im Musical singt
und tanzt sie sich nach Harvard –
und Sie werden das ebenso lieben!
Eine starke Frau weniger
Der Film präsentiert ein
besonderes Rollen-Model: Die
Juraprofessorin Stromwell. Sie
steht dafür, wo die Reise hingehen
kann, wenn eine Frau in dieser
Männerwelt besteht – absolut
kompetent im Hörsaal („Recht ist
Vernunft, befreit von
Leidenschaft“), weiß aber neben
Aristoteles auch ein gutes
Kosmetikstudio zu schätzen. Die
Musical-Autoren haben diese Rolle
komplett gestrichen. Wir können
da jetzt tief drüber philosophieren.
Oder einfach feststellen, dass das
Stück trotzdem funktioniert.
Drama wird forciert
Der Film erzählt nichts von der
Verlobung zwischen Warner und
Vivienne. Im Musical wird das
Drama auf die Spitze getrieben:
Elle bleibt nichts erspart (mehr
wird nicht erzählt: Spoiler!).
Für die Fans und Kenner des Musicals aber
hier, als Service des Hauses, ein Vergleich
zwischen Film und Bühnenfassung. Wir
hoffen, dass Sie sich dann mit umso mehr
Vergnügen darauf einlassen können, was das
Musical erzählt. Oder, wie die Jurist:innen als
Lateiner sagen können: variatio delectat.

#4
#5
#6
Sachkunde in Sachen Mode ist
nicht entscheidend
Im Film verrät sich die Identität
eines Zeugen durch dessen
Leidenschaft für Schuhmode der
Extraklasse. Das Musical muss
etwas brachialer an die Sache
heran – mit „Knick und Pop“. Eine
andere Pointe (Effekt statt
Kompetenz) führt sie aber zum
gleichen Ergebnis.
Was gibt Dir Deinen Wert? Du
Dir selbst – oder jemand
anderes?
Großartig, wie Elle sich im Film aus
dem Frust freikämpft und sich aus
eigenem Antrieb und eigener
Stärke ins Fachgebiet Jura
einarbeitet. Sie will sich selbst
beweisen, was sie wert ist – und
kann das auch. Im Musical darf sie
das nicht alleine können, sondern
braucht die Hilfe eines Mentors.
Immerhin präsentiert das Musical
dafür einen echt starken Song.
Der Böse ist gleich richtig fies
Im Film ist es ein Schock, als sich
ein Übergriff anbahnt – und die
Atmosphäre von Beklemmung
und Beschämung geht unter die
Haut und ist – trotz Pink und
Glitzer – bitter realistisch. Das
Musical ist deutlich weniger subtil:
Da ist schnell klar, wer und was
das Böse ist. Der Zusammenhalt
der Frauen wurde nicht gestrichen
– nur verändert.
#8
#9
#
10
Warners Scherbenhaufen
Da spoilern wir nicht, aber wir
denken, man kommt auch mit der
Musical-Fassung zurecht.
Der ultimative Männermagnet
Was man im Film als „Bücken und
Hepp“ kennt, heißt hier „Knick und
Pop“. Anderer Name, selber Effekt.
Paulette
Paulette ist durch und durch
liebenswert um ihrer selbst willen
und gedemütigt von einem Mann,
in einer Welt, in der sie für ihre
Sensibilität, Menschlichkeit und
Herzenswärme keine Resonanz
findet. Umso kostbarer, dass in
ihrem neuen Postboten Kyle ein
Seelenverwandter steckt. Nur: Wie
sollen zwei so scheue Lieben
zusammenkommen? Da muss das
Musical wieder stärker auftragen –
Paulette wird mehr zum Klischee
und die Liebe zu ihrem Postboten
kommt, weil er ihre Träume
verkörpert – nicht ihre Seele.
#7
„Wenn ich mit 30 Partner in
einer Anwaltskanzlei sein will,
brauche ich einen Freund, der
kein kompletter Blödmann ist.“
Einer der Kultsätze aus dem Film –
im Musical ist Elle dezenter.

#11
Die Abschlussrede
Der Film bleibt konsequent bei der
beruflichen und persönlichen
Selbstentwicklung von Elle. Und
bei der psychologischen Weisheit,
Ich bin Sternzeichen
dass ein Mensch, der bei sich
angekommen ist, auch eine Liebe
findet. Im Musical wird sich Elle
noch einmal wesentlich deutlicher
zur Liebe bekennen.
Fazit
Aus mancher Sicht fehlt das, was
den Film so besonders macht –
sein intelligenter Feminismus,
charmant gezeichnete
Persönlichkeiten und Sensibel-
Vorbildliches. Aber das wird bei
der Aufführung wettgemacht
durch die echten Menschen auf
der Bühne. Denn da ist so viel
Ausstrahlung, Hingabe,
Leistungsbereitschaft, so viel
Können und Substanz, so viel
jugendliche Frische – all die Werte,
für die Elle steht, all das, wozu der
Film inspiriert, sehen Sie
buchstäblich verkörpert! Das ist
die Chance von Live-Theater, und
darum sind wir doch alle hier!
Also: Viel, viel Vergnügen!
Wassermann mit
verschärftem Steinbock-
Aszendenten und ich hab‘
einen Bachelor-Abschluss
von der UCLA, wo ich Miss
College-Campus war,
Vorsitzende unserer
Studentinnenverbindung
Delta Nu und Gründerin
der gemeinnützigen
Stiftung „Shoppen mit
Herz“.
- Elle Woods

Du machst mich
sprachlos... Baby,
schau mich an.
- Warner Huntington III.

I feel pretty in pink!
Warum NATÜRLICH BLOND auch auf
geisteswissenschaftlicher Ebene ein
Wohlfühl-Musical ist.
Im ersten Moment spielt NATÜRLICH BLOND
mit allen Klischees und Vorurteilen: Blond,
reich, Kleidergröße 0, privilegiert und auf
sorgenfreie Zukunft geeicht – die Welt der
Delta Nu ist Rosa mit Glitzer. Das mag die
Lieblingsfarbe von Sechsjährigen sein, aber
doch bitte nichts, was sich Erwachsene
antun... .
Das Einzige, was man von diesem Traum in
Pink erwarten kann, ist ein Zickenkrieg unter
den Ladies: Wer kriegt den Preis beim
Abschlusstanz? Soweit das Klischee. Und
dann? Überraschung: Die Charaktere sehen
oberflächlich betrachtet oberflächlich aus –
tatsächlich haben sie Tiefe. Kein Gramm zu
viel, aber vieldimensional, und unter vielen
Schichten an MakeUp verbirgt sich ein
vielschichtiges Wesen. NATÜRLICH BLOND ist
ein pinker Traum – ein Traum von Werten
und Haltung, der gut tut!
Die Studentinnen halten zusammen. Sie
ermutigen einander. Sie nehmen ernst, was
sie tun und bringen es darin zu Sachkenntnis.
Mag es auch nicht jedermanns Thema sein,
Gucci von Prada zu unterscheiden: Von nichts
kommt nichts. Und wer es in seinem eigenen
Fachgebiet zu Präzision und Meisterschaft
gebracht hat, weiß das auch an diesen Ladies
zu schätzen.
NATÜRLICH BLOND zelebriert einen strittigen
Wert: Anstrengungsbereitschaft. Frauen in
privilegierten und Frauen in prekären
Verhältnissen begegnen einander auf
Augenhöhe, weil sie eins verbindet: Sie
kämpfen für ihre Weiterentwicklung.
Sie brauchen dazu nicht den konkurrierenden
Vergleich mit anderen, die sie übertrumpfen
wollen: Es ist intrinsische Motivation: Das,
was in ihnen steckt, soll groß werden. Sie
wollen die Person werden, als die sie gemeint
sind.
Der Blick nach links und rechts ist ein Blick
der Solidarität: Diese Menschen helfen
einander. Und das eigene Dasein gewinnt an
Fülle, wenn man nicht nur für sich, sondern
für andere lebt. Auch die Helfer:innen in der
zweiten Reihe sind absolut authentisch, stark,
leidenschaftlich – wer anderen gut tut, tut
sich selbst gut!
Und dann ist da dieser Glaube an die andere
– das Opfer, schlimmer noch: die
Gescheiterte. Wie gern sieht man, wenn
Erfolgreiche fallen und am Boden liegen. Die
Öffentlichkeit giert nach Skandal. Das sind die
Bad News, die sich verkaufen – doch deren
Konsum verdirbt den Charakter.
Dagegen setzt das Stück einen Kontrapunkt:
Hier wird ein Mensch nicht aufgegeben. Hier
wird geglaubt, vertraut und für die Wahrheit
gekämpft! Eine Freundin lässt man nicht
fallen. Man wartet auch nicht darauf, dass die
Erfolgreiche scheitert, um ihren Platz
einzunehmen. Nein: Ihre Not wird zur Not der
anderen – und sie kämpfen für sie, wie es
jede füreinander tun würde. Da kommt in
High Heels und Minirock die Goldene Regel
daher!
Freilich wollte Elle zunächst nur deswegen an
die Uni, um ihre große Liebe
zurückzugewinnen – aber schnell enttarnt sie
ihre eigene Oberflächlichkeit. Einen Fehler
erkennen und umkehren – das ist Größe!
Einen Fehler erkennen und den

eigeschlagenen Weg weitergehen – ihm aber
eigeschlagenen Weg weitergehen – ihm aber
ein neues Ziel geben können: Das ist
Lebenskunst! Und diese Lebenskunst blüht
vor unseren Augen auf: Elle ist gebildet, nicht
eingebildet. Sie ist zutiefst anständig, nicht
arrogant. Wie Elle Sprachgewalt, einen
blitzschnellen Verstand, Kombinationsgabe,
die eigenen Kompetenzen und neu
erworbenes Wissen zusammenbringt zum
Wohl eines anderen Menschen: Das ist seit
den Rhetorikern der Antike ein Höchstmaß an
ethischer und philosophischer Kompetenz.
Natürlich fehlt nicht das retardierende
Moment – und das wird dem Anspruch des
Stückes gerecht: kein lächerlich künstliches
Missverständnis einer Komödie. Nein, es ist
dramatisch – knapp an der Tragödie vorbei:
Machtmissbrauch, Reduktion anderer auf
bloße Objekte eines archaischen
Machtdenkers. Auch das kennt keine Grenzen
zwischen privilegiert und prekär: Überall
droht Demütigung, Kleinmachen, fügsam.
Doch gegen das schleichende Würgen der
Ohnmacht setzt das Stück eine heilsame
Alternative: Offenheit! Mut! Und wieder,
wieder – wie so unzählige Male: Solidarität
und Menschlichkeit. Da überwinden auch die
Antipoden die Gegensätzlichkeit. So weit
kommt's noch, das man sich in dieser Welt
gegeneinander ausspielen ließe und dabei
aufgäbe! Hier zeigen Menschen, wie man in
einem Umfeld bestehen kann, das Werte mit
Füßen tritt – und sie demaskieren das Böse –
und dabei sind sie hart und kalt wie der
Diamant eines Verlobungsrings.
Aber nicht über Leichen, sondern im
Schulterschluss mit anderen? Wer wollte
nicht so sein: Dass die richtigen Worte
kommen, wenn sie kommen müssen? Dass
der Sinn des Lebens sich erfüllt, wenn man
anderen Menschen helfen kann? Dass das,
was man gelernt hat, gebraucht und genutzt
werden kann in der Fülle des eigenen
Lebensentwurfs und die echte Bestätigung
erfahren wird, für das, wer man ist, nicht was
man ist.
NATÜRLICH BLOND zelebriert die schönen
Werte philosophischer Ethik. Auf die Bühne
gebracht wird es von jungen Menschen, die
diese Leistung nur geschafft haben, weil sie
eben diese Werte leben. Wir sehen ein
Feuerwerk an Temperament, Können, wahrer
(weil tiefer) Schönheit, Tapferkeit und Mut.
Dass wir hier genüsslich ein paar schöne
Stunden präsentiert bekommen, dafür haben
diese jungen Menschen alles gegeben. Sie
wollen Perfektion erlangen, in ihrem Gebiet:
Anderen Freude machen! Wer immer hier im
Publikum sitzt und in seinem Fachgebiet zu
Perfektion gelangt ist, wird diese Leistung
erkennen und sich selbst zutiefst bestätigt
wissen: Es gibt sie noch, die guten Dinge. Es
gibt es noch: das Gute! Nicht nur – aber
natürlich auch – in Blond.
©KK
Ganz leicht, in Pink und Glitzer (übrigens:
Psychologisch sind das de-eskalierende
Farben!), zelebriert NATÜRLICH BLOND
kostbare Werte. Und spielerisch umgeht das
Musical alles Erzieherische, erreicht den
Charakter charmant und befreiend – und die
Spiegelneuronen im Publikum feuern und
feiern nun ihrerseits solche Qualität: Wer
wollte nicht so sein? Ehrlich und straight,
freundlich und taff seinen Weg gehen?

Ich sag nur, wie‘s ist.
Wenn man nicht mit 'nem silbernen
Löffel im Mund geboren wird, muss
man sich doppelt anstrengen.
- Emmett Forrest

SCHEINWERFER AN: DIE GESCHICHTE DES PROGRAMMHEFTS
Eine kleine Hand
voll großer Geschichte
Das Ding, das Sie da gerade in Ihrer
Hand halten, ist im Theater zu einer
derartigen Selbstverständlichkeit
geworden, dass kaum noch ein
Gedanke daran verschwendet wird.
Aber haben Sie sich schon einmal
gefragt, wo und wie das
Programmheft eigentlich
entstanden ist?
Die Hauptfunktion des
Programmheftes ist es, den
interessierten Lesenden nützliche und
hilfreiche Informationen,
Hintergrundberichte und (hoffentlich)
unterhaltende Beiträge an die Hand zu
geben. Die ersten überlieferten – noch
handschriftlich angefertigten –
Ankündigungszettel und Flugblätter
stammen aus dem Mittelalter.
Ursprünglich waren diese als Plakate
zur Ankündigung von
Schauspielgruppen gedacht. Den
Namen Programm entlehnten sie
dabei von Konzertveranstaltungen, in
denen die musikalischen Beiträge in
Faltblättern aufgeführt wurden. Die
Erfindung des Buchdrucks ermöglichte
e i n e g r ö ß e r e u n d s c h n e l l e r e
Produktion solcher Zettel.
Auch die Periochen des katholischen,
lateinsprachigen Barockdramas gelten
als Vorläufer des Programmheftes: Als
Einladungsschrift mit Stücktitel, einer
kurzen Abhandlung des Inhaltes und
Ziels der Aufführung sowie eines
Personenverzeichnisses dienten sie
vor allem dazu, den der lateinischen
Sprache Unkundigen im Publikum
über den Ablauf der Handlung zu
informieren und dadurch das
Verständnis zu erleichtern.
Während die Programmzettel der
Wanderbühnen im 17. Jahrhundert
stark auf die Sensationsgier des
P u b l i k u m s z i e l t e n u n d m i t
reißerischen Ankündigungen mehr
Spektakel als ernsthaftes Theater
versprachen, setzten sich im 18.
Jahrhundert Reformbewegungen
durch: Hier bildet Gotthold Ephraim
Lessings Hamburgische Dramaturgie
den bekanntesten dieser frühen
Versuche eines Theaters, sich
schriftlich zu seiner Arbeit zu äußern
und das Publikum zu erziehen und zu
beeinflussen. In der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts gaben viele
Schauspielgruppen zusätzlich zum
Theaterzettel kleine Programmhefte
heraus, die den Text des Vorspiels
oder Prologs enthielten.
Im frühen 19. Jahrhundert versuchte
man sich an theatereignen
Hauszeitschriften, die die geistigliterarische
Auseinandersetzung des
Publikums mit dem Werk fördern
sollten, jedoch schnell scheiterten. Ein
ganz anderer Vorläufer des
Programmheftes kam in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts auf: die
sogenannten Zwischenactszeitungen
oder Theaterjournale. Dabei handelte
e s s i c h u m H e f t e , d i e m e i s t
w ö c h e n t l i c h m i t a l l a b e n d l i c h
wechselndem Theaterzettel
erschienen. Auf 20 bis 50 Seiten
beinhalteten diese hauptsächlich
Anzeigen, Künstlerbilder,
belletristische Belanglosigkeiten und
eine Sammlung der Theaterzettel aller
städtischer Theater. Die Theater
begannen, die kommerziellen
Möglichkeiten von Werbung und
Vermarktung zu erforschen. Bald
waren die Programme wesentlich
aufwendiger gestaltet und enthielten
bisweilen Illustrationen und
Postkarten von Star-Darsteller:innen
oder Szenenfotos.
Die berühmten Playbills am New
Yorker Broadway werden kostenlos
ausgehändigt und unterscheiden sich
im Inhalt kaum voneinander. Grund
dafür ist, dass die Geschichte der
amerikanischen Programme
wesentlich stärker vom kommerziellen
Aspekt abhängig war – wobei ein
Name die gesamte Theaterbranche
dominierte: Der Unternehmer Frank
Vance Strauss bot 1884 erstmals
kostenlose Theaterprogramme für die
Vorstellungen an. Diese Broschüren
enthielten zwar Angaben zu einzelnen
Produktionen, doch der Großteil des
Materials war in allen Spielstätten
gleich. Strauss verdiente sein Geld mit
abgedruckten Reklamen: In der Zeit
vor Massenauflagen von Zeitungen
und Rundfunkmedien war das eine
der attraktivsten Möglichkeiten für
Werbebetreibende, eine breite
Zielgruppe zu erreichen. Das Strauss
Magazine Theatre Program wurde
mehrfach umbenannt, ehe man sich
1934 auf The Playbill einigte.
Zwei Weltkriege, Papiermangel und
Regierungssteuern bedeuteten einen
tiefen Einschnitt in die Entwicklung
und Produktion des Programmheftes.
Erst in den 1960er und 70er Jahren
t a u c h t e d i e s e s w e r t v o l l e
gesellschaftliche Begleitdokument
wieder in der vollwertigen Minibuchoder
Souvenirbroschüre auf, die wir
heute kennen.
Doch sei es nur eine einzelne
Besetzungsliste oder eine vollfarbige
Hochglanzbroschüre – das
Programmheft ist und bleibt ein
wertvoller Bestandteil der
Theaterlandschaft.
©TK

Danksagung
Ein großes Dankeschön an alle, die uns auf dem Weg bis hierhin begleitet,
inspiriert und unterstützt haben und uns mit Rat und Tat zur Seite standen.
Es waren lehrreiche Wochen und wir sind sehr dankbar für Euch
und alles, was Ihr (für uns) geleistet habt!
Besonderer Dank an DANIEL HOLTZ, der uns das ein oder andere
Licht hat aufgehen lassen (Light Design), und SEBASTIAN RIEß, ohne den man uns
gar nicht hören würde (Sound Design).
Vielen, vielen Dank für Eure Geduld und Unterstützung!
Wir sagen Danke an alle, die zum Gelingen dieser Aufführungen beigetragen haben.
Wir können leider nicht alle aufzählen, die uns im Hintergrund geholfen haben.
Stellvertretend nennen wir:
ANNETT BÄR
NADJA DAN BERNHARDT
EVELYN FALKENHAGEN
NINA FENGLER
PETRA HIRTE
SÖNKE KNABBE
TOBIAS MANCINELLA
EVELYN RILLING
KRISTINE SCHOEPFLIN
DENNIS SCHULZE
STEPHANIE STRIEBECK
FELIX WIENBÜRGER
BERND WILLEKE
Vielen, vielen Dank!
Das Semesterprojekt 2023
V.i.S.d.P. Talitha Kemnitzer
Stage School Hamburg GmbH, Am Felde 56, 22765 Hamburg