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Lehrbuch des Neugriechischen

Dies ist zwar nicht das erste, aber das bisher umfangreichste Lehrbuch für Neugriechisch mit lateinischen Buchstaben. Zudem wird hier auch noch auf die entscheidenden Unterschiede zwischen der Volkssprache Dimotikí und der heute fast nur noch schriftlich verwendeten Kunstsprache Katharévussa näher eingegangen. Mit Sicherheit ist es das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem fast alle neugriechischen Namen der Länder, Regionen und Inseln der ganzen Welt aufgeführt werden.

Dies ist zwar nicht das erste, aber das bisher umfangreichste Lehrbuch für Neugriechisch mit lateinischen Buchstaben. Zudem wird hier auch noch auf die entscheidenden Unterschiede zwischen der Volkssprache Dimotikí und der heute fast nur noch schriftlich verwendeten Kunstsprache Katharévussa näher eingegangen. Mit Sicherheit ist es das erste und bisher einzige Lehrbuch, in dem fast alle neugriechischen Namen der Länder, Regionen und Inseln der ganzen Welt aufgeführt werden.

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<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> <strong>Neugriechischen</strong><br />

(mit lateinischen Buchstaben)<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Der Autor 1<br />

Vorwort 2<br />

Die Geschichte der griechischen Sprache 4<br />

Die Buchstaben 24<br />

Die Betonung 31<br />

Erste Fragen und Antworten 32<br />

Die Substantive (Hauptwörter) und Artikel 34<br />

Die Eigennamen 49<br />

Der Diminutiv (Die Verkleinerung) 52<br />

Dieses und jenes 53<br />

Die Relativpronomina 58<br />

Die Adjektive (Eigenschaftswörter) 64<br />

Wichtige Adjektive 72<br />

Die Farben 78<br />

Die Steigerung der Adjektive 81<br />

Das Adverb (Umstandswort) 90<br />

Die Personalpronomina (Die persönlichen Fürwörter) 93<br />

Die Possessivpronomina (Die besitzanzeigenden Fürwörter) 99<br />

Sein und Haben in allen Zeiten 103<br />

Die Verneinung von «sein» und «haben» 119


Die übrigen Verben 121<br />

- Das Präsens Aktiv 131<br />

- Die erste Konjugation 141<br />

- Die zweite Konjugation 158<br />

- Das Imperfekt Aktiv 166<br />

- Die erste Konjugation 169<br />

- Die zweite Konjugation 182<br />

- Der Aorist Aktiv 189<br />

- Die erste Konjugation 195<br />

- Die zweite Konjugation 210<br />

- Die Haupt- und Nebenformen der Verben 215<br />

- Die erste Konjugation 220<br />

- Die zweite Konjugation 241<br />

Die reflexiven (rückbezüglichen) Verben 252<br />

- Das Präsens 252<br />

- Das Imperfekt 257<br />

- Der Aorist 261<br />

- Die Haupt- und Nebenformen der reflexiven Verben 265<br />

Die passiven Verben 271<br />

- Das Präsens 271<br />

- Das Imperfekt 274<br />

- Der Aorist 278<br />

- Die Haupt- und Nebenformen der passiven Verben 281<br />

Das Partizip Perfekt 287<br />

Die Modalverben 290


Die Verneinung 293<br />

Fragen und Antworten 295<br />

Der Imperativ (Die Befehlsformen) 297<br />

Das Gerundium 301<br />

Die Konjunktionen (Bindewörter) 302<br />

Die Präpositionen (Verhältniswörter) 305<br />

Wichtige stehende Ausdrücke 313<br />

Die Zahlen 318<br />

Ein bisschen Arithmetik 333<br />

Die Bruchzahlen 333<br />

Weitere Zahlwörter 335<br />

Die Himmelsrichtungen 338<br />

Die Jahreszeiten 339<br />

Die Monate 340<br />

Die Wochentage 345<br />

Die Feiertage 346<br />

Die Religionen 349<br />

Die Zeiteinteilung 353<br />

Zeitangaben und Zeitausdrücke 355<br />

Massangaben und Währungen 359<br />

Ein kleines Gespräch 363<br />

Länder, Regionen, Nationalitäten und Sprachen 369<br />

Rund um die Liebe 422<br />

Unterschiede zwischen Neu- und Altgriechisch 429<br />

Quellenangaben 448


Der Autor<br />

Ich wurde 1953 in Zürich geboren. Mein Vater war ein Schweizer<br />

und meine Mutter eine Finnin - mein Vorname, der genau Hans<br />

bedeutet, weist darauf hin -, aber ich bin nach ihrer frühen<br />

Scheidung abseits von ihnen an verschiedenen Orten der<br />

Kantone Zürich und Appenzell aufgewachsen. Den<br />

Familiennamen Stump habe ich von einem nordbadischen<br />

Urgrossvater, der irgendwann zwischen 1870 und 1885 in die<br />

Schweiz eingewandert und in Zürich hängen geblieben ist.<br />

Meine besondere Begabung für Sprachen hat sich in den<br />

Schuljahren noch nicht gezeigt, sondern erst viel später, aber<br />

dann umso stärker. So spreche ich heute acht romanische und<br />

sieben germanische Sprachen ziemlich gut, und zudem habe ich<br />

sehr gute Grundkenntnisse der slawischen, baltischen,<br />

keltischen und finno-ugrischen Sprachen. Als Zugabe kommen<br />

auch noch Latein sowie Alt- und Neugriechisch und Albanisch.<br />

1


Vorwort<br />

Die Idee, ein <strong>Lehrbuch</strong> für das Neugriechische zu schreiben,<br />

entstand bei mir schon vor vielen Jahren, als ich erkannte, dass<br />

viele eigentlich daran interessiert wären, die Nachfolgesprache<br />

<strong>des</strong> Altgriechischen, in dem die Septuaginta - die Übersetzung<br />

<strong>des</strong> Alten Testaments aus dem Hebräischen und Aramäischen -<br />

und vor allem das Neue Testament geschrieben wurden,<br />

ebenfalls kennen zu lernen, damit sie ihr Gesamtbild für die<br />

beiden griechischen Sprachen abrunden können. Obwohl schon<br />

mehrere gute Lehrbücher für das Neugriechische erschienen<br />

sind, <strong>des</strong>sen Wortschatz zwar immer noch zu mehr als achtzig<br />

Prozent mit dem Altgriechischen mehr oder weniger identisch ist,<br />

das sich aber ansonsten nicht nur in der Phonetik, sondern auch<br />

in der Grammatik von diesem derart unterscheidet, wie der Tag<br />

von der Nacht verschieden ist, halte ich es für gut, diese<br />

Lehrbücher durch ein weiteres zu ergänzen. Dieses soll vor allem<br />

die umfangreichen Verbtabellen, die eine abschreckende<br />

Wirkung ausüben, ein wenig entflechten und damit den<br />

Lernenden den Einstieg in diese besondere Welt erleichtern.<br />

Zudem lässt sich diese nicht leicht zu erlernende Sprache, die<br />

aber wenigstens als Aufmunterung leichter ist als das<br />

Altgriechische, auch nach meiner eigenen Erfahrung vorerst nur<br />

mit dem lateinischen Alphabet viel einfacher aneignen, als wenn<br />

das griechische Alphabet gleich von Anfang an mitgelernt<br />

werden muss. Natürlich ist es früher oder später unumgänglich,<br />

auch dieses Alphabet gründlich zu studieren, weil dieses nun<br />

einmal fest dazu gehört, aber für den Beginn genügt ein solcher<br />

Einstieg durchaus.<br />

Mit dem System, das ich in diesem Buch vorstelle, kann diese<br />

Sprache als erster Einstieg fast spielerisch gelernt werden,<br />

obwohl es auch hier ohne Grammatik und ohne Pauken -<br />

allerdings eben spielerisch - nicht ganz geht. Nach vielen Jahren<br />

2


intensiver Beschäftigung mit dieser Sprache habe ich mein<br />

ganzes Herzblut für eine möglichst lerngerechte Gestaltung<br />

dieses Buches gegeben und glaube, dass ich einen guten und<br />

passenden Weg zum Erlernen gefunden habe. Wenn es mir<br />

auch noch gelingt, all jene, die sich durch dieses Buch arbeiten,<br />

mit der gleichen Begeisterung und sogar Liebe anzustecken, die<br />

ich für das Neugriechische, aber auch für das Altgriechische<br />

empfinde, für das ich ebenfalls ein ähnlich aufgebautes <strong>Lehrbuch</strong><br />

geschrieben habe, ist dieses Ziel sogar doppelt erreicht.<br />

3


Die Geschichte der griechischen Sprache<br />

Als Erstes halte ich es für gut und auch notwendig, etwas über<br />

die Geschichte dieser Sprache zu vermitteln, damit das<br />

Gesamtbild abgerundet werden kann.<br />

Die Sprachwissenschaft teilt die Entwicklung <strong>des</strong> Griechischen<br />

in nicht weniger als sieben verschiedene Zeitepochen ein. Ich<br />

selbst füge noch eine achte hinzu, und zwar die dritte, weil diese<br />

sich von der vierten ebenfalls unterscheidet. Acht Zeitepochen<br />

sind zwar viel für eine einzelne Sprache, wenn wir das mit den<br />

meisten anderen bekannten Sprachen vergleichen, aber das ist<br />

beim Griechischen möglich, weil es neben dem Chinesischen,<br />

dem Sanskrit, dem Altägyptischen und dem Hebräischen die<br />

Einzige auf Erden ist, die sich fast lückenlos bis auf mehr als<br />

3'000 Jahre zurückverfolgen lässt.<br />

1. Urgriechisch bzw. Protogriechisch (ca. 2000 - ca. 1600 v.<br />

Chr.):<br />

Von dieser Ursprache gibt es genauso wenig schriftliche<br />

Zeugnisse wie vom vermuteten, aber bis heute noch nicht<br />

bewiesenen Indogermanischen, von dem neben den meisten<br />

europäischen Sprachen auch zahlreiche nahöstliche und<br />

indische Sprachen abstammen sollen. Von dieser Sprache, also<br />

dem sogenannten Ur- oder Protogriechischen, ist erst seit<br />

kurzem die Rede, seitdem einige Sprachwissenschaftler<br />

glauben, sie aufgrund frühester Lautverschiebungen, die sich<br />

erkennen lassen, entschlüsseln zu können. Verschiedene haben<br />

dieses griechische Urvolk als Pelasger bezeichnet, von denen<br />

heute jedoch bekannt ist, dass sie wohl ein anderes Volk waren.<br />

Schon Homer hat diese Pelasger erwähnt und der bekannte<br />

Geschichtsschreiber Herodot schrieb sogar, dass „Pelasgía“ der<br />

erste Name für Griechenland gewesen sei, also noch bevor<br />

„Hellas“ aufkam.<br />

4


2. Mykenisch (ca. 1600 -1100 v. Chr., nach anderen Angaben<br />

auch von ca. 1600 - ca. 800 v. Chr.):<br />

Auch von dieser Sprache ist nur wenig bekannt, die ersten<br />

Inschriften wurden erst im Jahr 1952 entdeckt. Deshalb gehe ich<br />

auch auf diese Frühsprache nicht näher ein. Immerhin ist<br />

bemerkenswert, dass ich einmal gelesen habe, die Sprache<br />

Homers, <strong>des</strong> Verfassers der beiden bekannten Epen „Ilias“ und<br />

„Odyssee“, liege zwischen dem Mykenischen und dem<br />

klassischen Altgriechischen - wenn auch ein bisschen näher<br />

beim letzteren -, und das soll ein klarer Hinweis darauf sein, dass<br />

dieser Mann viel früher gelebt habe, als bisher angenommen<br />

worden ist. Ich möchte mich allerdings solchen Spekulationen<br />

nicht anschliessen.<br />

3. Klassisches Altgriechisch, erste Phase (ca. 800/900 - ca. 600<br />

v. Chr.):<br />

Auch von dieser Sprache gibt es nur wenige schriftliche<br />

Zeugnisse, aber sie ist <strong>des</strong>halb so bedeutend, weil der legendäre<br />

Homer, an <strong>des</strong>sen Existenz zu Unrecht immer wieder gezweifelt<br />

worden ist, seine noch heute weltberühmten Werke "Ilias" und<br />

"Odyssee" in dieser Sprache geschrieben hat. Die Tatsache,<br />

dass der Schreibstil gemäss Leuten, die das Altgriechische<br />

hervorragend kennen, viel zu verschieden ist, als dass beide vom<br />

gleichen Autor stammen können, lässt sich so erklären: Als<br />

Homer das eine verfasste - und zwar die «Odyssee» und nicht<br />

die «Ilias», wie viele immer vermutet haben -, war er noch ein<br />

junger Mann, während er das zweite erst ein paar Jahrzehnte<br />

später schrieb.<br />

Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe, <strong>des</strong>sen Werk<br />

sich über mehrere Jahrzehnte hinweg verfolgen lässt, ist dafür<br />

ein guter Fürsprecher. Ab dem Jahr 1805, dem To<strong>des</strong>jahr seines<br />

Freun<strong>des</strong> Friedrich von Schiller, <strong>des</strong> anderen grossen Klassikers<br />

5


der deutschen Literatur, schrieb Goethe nicht mehr klassisch.<br />

Dieses gleiche Jahr bedeutete nicht nur wegen ihm und Schiller<br />

eine Zäsur, die das Ende der fünfzehn goldenen Jahre der<br />

Klassik einläutete, sondern auch wegen den beiden anderen<br />

bekannten Schreibern, die ebenfalls zu den grössten gezählt<br />

werden: Während Friedrich Hölderlin, der umsonst bei Schiller<br />

nach Anerkennung suchte, ab diesem Jahr allmählich<br />

wahnsinnig wurde, hatte Heinrich von Kleist, der bei Goethe das<br />

Gleiche wie Hölderlin bei Schiller umsonst versuchte, seine<br />

Hauptwerke bereits geschrieben - aber auch Goethe. Was er<br />

nach 1805 schrieb, war im Grunde nur noch eine Zugabe.<br />

Was das Altgriechische selbst betrifft, hatte es zu diesem<br />

Zeitpunkt noch drei Kasus bzw. Fälle mehr als die Sprache, die<br />

noch heute gelehrt wird, nämlich den Ablativ, den Lokativ und<br />

den Instrumentalis, von deren Bildung immer noch nicht alles<br />

bekannt ist. Von den bekannten Sprachen haben heute nur noch<br />

das Sanskrit, die meisten slawischen Sprachen und das<br />

Litauische so viele Kasus. Daneben gab es auch noch den Dual,<br />

eine spezielle Bezeichnung für Paare wie Hände oder Füsse, die<br />

heute von den bekannteren Sprachen nur noch das Sanskrit, die<br />

semitischen Sprachen und in etwas abgeschwächter Form auch<br />

noch zwei kleine slawische Sprachen aufweisen, nämlich das<br />

Slowenische und das Sorbische bzw. Wendische in der Lausitz.<br />

Dieser Dual drückt sich nicht nur in den Substantiven und<br />

Adjektiven, sondern auch in den Verben aus.<br />

4. Klassisches Altgriechisch, zweite Phase (ca. 600 - 300 v.<br />

Chr.):<br />

Das ist das eigentliche Altgriechische, das auch nach seinem<br />

„Aussterben“ mehr als 2'000 Jahre lang bis heute gelehrt worden<br />

ist und immer noch wird. In dieser Sprache schrieben die meisten<br />

Klassiker von Sokrates und Platon bis Aristoteles, Herodot und<br />

Demosthenes und wie sie alle heissen. Da zudem fast alle von<br />

6


ihnen Athener waren, trug das entscheidend dazu bei, dass das<br />

dort gesprochene Attische im Verlauf der Jahrhunderte<br />

gegenüber den anderen Dialekten eine Vormachtstellung errang.<br />

Daran konnte auch nichts ändern, dass der bekannte<br />

Geschichtsschreiber Herodot nicht vom griechischen Festland<br />

stammte, sondern von der heutigen türkischen Westküste.<br />

Insgesamt zählt die Sprachwissenschaft in alfabetischer<br />

Reihenfolge - also ohne irgendwelche Bewertung - diese fünf<br />

Hauptdialekte: Äolisch, Arkadisch, Attisch, Dorisch und Ionisch.<br />

Die unten gezeigte Karte zeigt, wo genau welcher Dialekt, von<br />

denen ein paar auch „Unterdialekte“ hatten, im eigentlichen<br />

griechischen Mutterland gesprochen wurde.<br />

(Wikipedia: Altgriechische Sprache, Geschichte - Obere Karte,<br />

Dialekte im Stammgebiet, das heisst in Griechenland und West-<br />

Türkei.)<br />

Wie wir sehen, muss es schon damals innerhalb Griechenlands<br />

selber mehrere „Völkerwanderungen“ gegeben haben, da fast<br />

alle Stämme kein für sich selber abgeschlossenes Gebiet hatten.<br />

Immerhin fällt auf, dass das Attische rund um Athen wie eine<br />

feste Burg war und schon in der Zeit <strong>des</strong> Sokrates und <strong>des</strong> Platon<br />

einen solchen Einfluss ausübte, dass die Entwicklung zur<br />

Vereinheitlichung in der Koiné - ich spreche gleich davon - nichts<br />

als normal scheint.<br />

Die zweite Karte zeigt, dass es auch ausserhalb <strong>des</strong><br />

Mutterlan<strong>des</strong> viele griechische Siedlungen gab. Der von den<br />

Römern geschaffene Begriff „Magna Graecia“, der vor allem die<br />

kulturelle Ausstrahlungskraft meinte, ist in die Geschichte<br />

eingegangen.<br />

Wie wir sehen, wurde Griechisch in der Diaspora vor allem auf<br />

dem süditalienischen Festland gesprochen, wo das sogenannte<br />

Griko immer noch aktiv verwendet wird, aber auch auf Sizilien.<br />

Im Gegensatz zum Tsakonischen, das auf der<br />

7


Peloponnesischen Halbinsel noch in etwa zehn Dörfern<br />

gesprochen wird und genauso wie das Griko vor allem im<br />

Wortschatz dem Altgriechischen noch am nächsten steht - siehe<br />

in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Altgriechischen», wo ich näher<br />

darauf eingehe -, wird dieses heute fast nur noch mit lateinischen<br />

Buchstaben geschrieben, und zudem sind in den letzten paar<br />

Jahrzehnten durch die modernen Kommunikationswege immer<br />

mehr italienische Wörter in die Sprache eingedrungen.<br />

(Wikipedia, Altgriechische Sprache, Geschichte - Untere Karte,<br />

Dialekte der Magna Graecia.)<br />

Die westlichsten Stützpunkte waren jedoch Siedlungen, aus<br />

denen später Marseille, Barcelona und Alicante entstanden. Im<br />

Osten <strong>des</strong> Mittelmeerraumes wurde Griechisch vor allem im<br />

Norden Ägyptens gesprochen, so war Alexandria während<br />

Jahrhunderten die grösste griechische Stadt ausserhalb <strong>des</strong><br />

Mutterlan<strong>des</strong>. Auch rund um das Schwarze Meer und bis dorthin,<br />

wo heute die Ost-Türkei liegt, wurden schon lange vor den<br />

Eroberungen durch Alexander den Grossen griechische<br />

Siedlungen errichtet.<br />

Die beiden wanderfreudigsten Stämme waren die Dorier, von<br />

denen es ein paar schriftliche Zeugnisse gibt, und die Ionier, die<br />

sich nicht nur im westlichen Mittelmeerraum - <strong>des</strong>halb auch der<br />

Ausdruck "Jonisches Meer" zwischen Kalabrien und Apulien -<br />

und an der türkischen Westküste ansiedelten, sondern auch rund<br />

um das Schwarze Meer. Das erklärt uns auch, warum die Perser,<br />

die dort als Erste mit ihnen in Berührung kamen, sie „Yauna“<br />

nannten, und da in späteren Jahrhunderten die Türken, die ins<br />

sogenannte Kleinasien eindrangen, neben dem islamischen<br />

Glauben auch viele arabische und persische Wörter in ihre<br />

Sprache integrierten, übernahmen sie auch diesen Namen - so<br />

heissen die Griechen im Türkischen noch heute „Yunanlar“ und<br />

Griechenland selber "Yunanistan". Unter sich selber nannten sie<br />

sich immer „Hellenen“, ein Name, der neutral über allen<br />

8


Stämmen stand. Den heutigen, in aller Welt gebrauchten Namen<br />

bekamen sie von den Römern, die in der Zeit der Klassik im<br />

Verlauf ihrer Eroberungen im Süden <strong>des</strong> heutigen Albanien<br />

zuerst mit dem kleinen Stamm der „Graíkoi“, die später von<br />

einem grösseren Stamm buchstäblich „aufgesogen“ wurden, in<br />

Berührung kamen.<br />

Dass die Bezeichnung nach dem Namen der Ersten, mit dem ein<br />

anderes Volk direkten Kontakt hat, früher durchaus üblich war,<br />

zeigt sich an diesen Beispielen: Das französische Wort<br />

„allemand“ für „deutsch“ kommt bekanntlich daher, dass die<br />

romanischsprachigen Franken zuerst mit dem Stamm der<br />

Alemannen im heutigen Elsass zu tun hatten, und die Franken<br />

selber, die nach der Entstehung <strong>des</strong> Islams den Hauptteil der<br />

Europäer stellten, die sich den Invasionsversuchen in Frankreich<br />

entgegenwarfen und auch später die Mehrheit der Kreuzritter<br />

stellten, werden im arabischen Raum noch heute stellvertretend<br />

für alle Europäer und Christen Franken, aber auch noch Römer<br />

genannt.<br />

Ein weiteres bekanntes Beispiel ist China: Dieser Name stammt<br />

von den römischen Kaufleuten, die um das Jahr 200 n. Chr. im<br />

Osten <strong>des</strong> Reiches als Erste mit chinesischen Handelsreisenden<br />

Kontakt hatten. Als sie diese fragten, woher sie stammten,<br />

sprachen sie von den Römern aus gesehen ein solches<br />

Kauderwelsch, dass sie nur das Wort „sin“ richtig heraushörten.<br />

Damit wollten die Chinesen aber nicht ausdrücken, dass ihr Land<br />

so hiess, sondern nur erklären, dass sie vom Land kamen, das<br />

von der Sin-Dynastie regiert wurde - zwar nur für wenige<br />

Jahrzehnte, aber dank dieses Namens, der heute über das<br />

deutsche „Sinologie“ und erst recht über das englische „sinology“<br />

in der ganzen Welt bekannt wurde -, ist diese Dynastie genauso<br />

wie die Ming-Dynastie, die noch bis zum Jahr 1912 an der Macht<br />

war, die bekannteste geblieben.<br />

Wie die obige Karte zeigt, sprachen die Spartaner, die<br />

9


Hauptrivalen der Athener um die Vorherrschaft in ganz<br />

Griechenland, also einen anderen Dialekt, eben das Dorische,<br />

von dem noch heute die beiden direkt von ihm abstammenden<br />

Dialekte Tsakonisch und Griko gesprochen werden. Im Bereich<br />

der Kunst gab es aber eine erstaunliche Symbiose: Während die<br />

meisten Theaterstücke auf Attisch verfasst wurden, schrieben<br />

die Liederschreiber ihre Werke auf Dorisch, weil fast alle von<br />

ihnen von ausserhalb Athens stammten. Das führte dazu, dass<br />

die meisten Stücke gewissermassen zweisprachig aufgeführt<br />

wurden, die gesprochenen Werke auf Attisch mit dorischen<br />

Liedern im Hintergrund.<br />

Die Unterschiede zwischen den Dialekten waren zwar nicht allzu<br />

gross - etwa wie zwischen dem Schwäbischen und Badischen<br />

oder zwischen den Dialekten von München und Innsbruck -, aber<br />

sie bestanden, wie diese paar Beispiele zeigen, die in fast allen<br />

Lehrbüchern als die bekanntesten Beispiele gezeigt werden:<br />

Mutter = mêter (attisch), mâter (dorisch)<br />

Meer = thálassa (attisch), thálatta (dorisch und ionisch)<br />

Tag = heméra (attisch), haméra (dorisch)<br />

Dazu kam auch der bestimmte weibliche Artikel:<br />

Der Tag = he heméra (attisch), ha haméra (dorisch)<br />

Später übernahm das Attische das Wort „thálatta“, während das<br />

ursprünglich attische sich noch in der Volkssprache hielt und<br />

noch im heutigen <strong>Neugriechischen</strong> so geblieben ist.<br />

Ein gutes Beispiel für die Unterschiede in den Dialekten ist der<br />

bekannte Geschichtsschreiber, Völkerkundler und Geograph<br />

Herodot, der vom Süden der kleinasiatischen (heute türkischen)<br />

Küste stammte und etwas anders schrieb als die Athener. Wer<br />

10


das Altgriechische sehr gut kennt, sieht diese Unterschiede bald.<br />

Was die Grammatik betrifft, gab es selbst innerhalb dieser nur<br />

300 Jahre bemerkenswerte Veränderungen. So verschwanden<br />

im Lauf der Zeit die eigenen Endungsformen für den Ablativ,<br />

Lokativ und Instrumental. Während der Ablativ durch den Genitiv<br />

in Verbindung mit der Präposition "apó" (aus, von) ersetzt wurde<br />

und beim Lokativ das Gleiche mit dem Dativ in Verbindung mit<br />

der Präposition "en" geschah, entwickelten sich für den<br />

Instrumental verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten.<br />

Das Verschwinden dieser drei Kasus bzw. Fälle hat sogar dazu<br />

geführt, dass in späteren Zeiten nicht einmal in den<br />

traditionsreichsten Lehrstätten diese drei ausgestorbenen Fälle<br />

noch unterrichtet wurden, auch weil sie schon in den Zeiten von<br />

Sokrates und Platon fast nicht mehr vorkamen. Daneben ging<br />

auch der Dual immer mehr zurück und wurde gegen die<br />

Zeitenwende hin fast nur noch schriftlich verwendet.<br />

5. Koiné (ca. 300 v. Chr. - ca. 300 n. Chr.):<br />

Das ist die Sprache, die alle bisher gesprochenen Dialekte<br />

allmählich aufsog - wobei das Attische immer noch vorherrschte<br />

- und sich vor allem nach den Eroberungen Alexanders <strong>des</strong><br />

Grossen von Süditalien und Sizilien, wo es griechische Kolonien<br />

gab, bis zum Hindukusch verbreitete und damit die erste Sprache<br />

der Weltgeschichte wurde, die wirklich als eine Weltsprache<br />

bezeichnet werden konnte. Das ist auch der Hauptgrund dafür,<br />

dass das Neue Testament gerade in dieser Sprache geschrieben<br />

wurde. Die Bezeichnung „Koiné“ stammt vom Ausdruck „koiné<br />

glóssa“, also „gemeinschaftliche Sprache“, die in der Tat von<br />

allen gesprochen wurde, die zu den Gebildeten zählen wollten.<br />

So gehörte es nicht nur bei den vornehmen Römern zum guten<br />

Ton, dass man neben einem gepflegten Latein auch die Sprache<br />

der zwar militärisch unterworfenen, aber kulturell überlegenen<br />

11


Griechen so gut und gepflegt wie möglich sprach. Es war in der<br />

östlichen Hälfte <strong>des</strong> Römischen Reiches auch die Sprache der<br />

Diplomatie und <strong>des</strong> Handels unter allen dort lebenden Völkern,<br />

noch viel mehr als Latein, auch wenn dieses noch während<br />

Jahrhunderten rein formal immer noch die erste Amtssprache<br />

war.<br />

Wie sehr das Griechische überall vordrang, zeigte sich auch in<br />

der bisher wenig erwähnten Tatsache, dass zum Beispiel auch<br />

im heutigen Israel oder Palästina - je nach Standpunkt - jeder<br />

Bauer, Handwerker und Kameltreiber sowie jeder Schaf- und<br />

Ziegenhirt und zudem jede käufliche Frau zumin<strong>des</strong>t ein wenig<br />

diese Sprache konnten, so dass eine Verständigung mit den<br />

römischen Besatzern, von denen die ranghöchsten Offiziere und<br />

Verwaltungsbeamten sehr gut Griechisch sprachen, möglich<br />

war. Was Mel Gibson im bekannten Spielfilm „The Passion of<br />

Christ“ zeigt, ist also nicht ganz korrekt. Die erste<br />

Umgangssprache vor allem zwischen den gebildeten Römern<br />

und Juden war tatsächlich Griechisch und nicht Latein und erst<br />

recht nicht Aramäisch, das wegen seiner besonderen<br />

Schwierigkeiten ähnlich wie das Hebräische praktisch kein Nicht-<br />

Semit studierte und auch nicht richtig erlernen konnte, also auch<br />

nicht Pontius Pilatus bei all seiner Bildung. Zudem ist das in<br />

diesem Spielfilm gesprochene Latein nur das Schriftlatein der<br />

Oberschicht, der damals noch einflussreichen Patrizier, und nicht<br />

das einfache Latein, das von allen und damit auch von den<br />

Gebildeten gesprochen wurde und als Vulgärlatein in die<br />

Geschichte eingegangen ist - siehe in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong><br />

<strong>des</strong> Vulgärlateins». Wie sehr sich die einzelnen Dialekte dieser<br />

Sprache schon vor 2'000 Jahren voneinander unterschieden,<br />

zeigen die heutigen romanischen Sprachen, die sich aus ihnen<br />

entwickelt haben.<br />

Was das Griechische betrifft, erfüllte sich auch in dieser<br />

Beziehung, was die bibelgläubigen Christen im vierten Vers <strong>des</strong><br />

12


vierten Kapitels im Galaterbrief herauslesen: „Als die Zeit erfüllt<br />

war, sandte Gott seinen Sohn.“ Damit war nicht nur die Erfüllung<br />

von mehr als 300 alttestamentlichen Voraussagen gemeint, die<br />

sich auf Jesus Christus beziehen, sondern eben auch die<br />

geografische und wirtschaftliche Voraussetzung dafür, dass<br />

dieser neue Glaube in einer Sprache, die eine echte Weltsprache<br />

geworden war und noch viel mehr als in der heutigen Zeit das<br />

Englische von allen Völkern und auch in allen<br />

Gesellschaftsschichten als Lingua franca gesprochen und<br />

verstanden wurde, niedergeschrieben und verbreitet werden<br />

konnte. Gerade in dieser Beziehung hatte Alexander der Grosse,<br />

der mehr als 300 Jahre zuvor eigentlich ganz andere Pläne<br />

gehabt hatte, der Menschheit einen grossen Dienst geleistet. Der<br />

Hellenismus, wie die Vermischung der griechischen Kultur mit<br />

vielen anderen Kulturen genannt wurde, wurde nicht nur der<br />

nichtchristlichen Welt zum Segen, sondern eben auch diesem<br />

neuen Glauben, den der Apostel Paulus als Erster in die heutige<br />

Türkei und darauf nach Griechenland und Italien gebracht hat.<br />

Ich habe einmal irgendwo gelesen, dass etwa um das Jahr 100<br />

n. Chr., als das Römische Reich unter dem Kaiser Trajan seine<br />

grösste Ausdehnung hatte, nach verschiedenen Schätzungen<br />

min<strong>des</strong>tens 50 Millionen Menschen dort lebten, was für damalige<br />

Zeiten eine enorm hohe Zahl war. Wenn wir davon ausgehen,<br />

dass etwa die Hälfte im Westen <strong>des</strong> Reiches lebte, wo das<br />

Griechische nur in den süditalienischen Niederlassungen<br />

gesprochen wurde, sprachen im Osten, also vom heutigen<br />

Albanien und Kroatien an ostwärts, min<strong>des</strong>tens 25 Millionen<br />

Menschen Griechisch als Muttersprache oder Zweitsprache,<br />

davon eine Million in Alexandria, das neben Rom die zweite<br />

Millionenstadt <strong>des</strong> Reiches war. Diese 25 Millionen und sicher<br />

noch zusätzlich viele Millionen ausserhalb <strong>des</strong> Reiches von<br />

Mesopotamien bis zum heutigen Pakistan, dem östlichsten<br />

Vorposten von Alexanders Truppen, machten diese Sprache<br />

tatsächlich zur ersten Weltsprache - und wie oben erwähnt noch<br />

13


viel mehr als heute das Englische, weil dieses nach<br />

verschiedenen Schätzungen nur etwa von einem Viertel der<br />

Menschheit als Muttersprache oder Zweitsprache verwendet<br />

wird.<br />

Allerdings musste das Griechische diesen Status im Römischen<br />

Reich immer mit dem Latein teilen, der zweiten Weltsprache im<br />

Altertum, erst recht auch <strong>des</strong>halb, weil diese Sprache im ganzen<br />

Reich, also auch im Osten, während Jahrhunderten die erste<br />

Amtssprache war und überall galt - sowohl im Zivilleben als auch<br />

im Heer als einzige Kommandosprache. Die Dokumente wurden<br />

im Osten wegen seiner überragenden Stellung zwar auch auf<br />

Griechisch veröffentlicht, aber es war offiziell nur die zweite<br />

Amtssprache. Erst im Jahr 395, nach der offiziellen Teilung <strong>des</strong><br />

Römischen Reiches in ein Weströmisches und ein Oströmisches<br />

Reich, änderte sich diese Stellung: Von diesem Jahr an war<br />

Griechisch tatsächlich die erste Amtssprache, aber das Latein<br />

blieb während Jahrhunderten inoffiziell immer noch die zweite,<br />

und erst nach dem sogenannten Schisma, der Abspaltung der<br />

griechisch-orthodoxen Kirche von der römisch-katholischen im<br />

11. Jahrhundert, verlor das Latein seine bisherige Bedeutung.<br />

Auch in einem anderen Bereich war das Griechische nur die<br />

zweitwichtigste Sprache: Während die Tochtersprachen <strong>des</strong><br />

Lateins, die heutigen romanischen Sprachen, eine der grössten<br />

Sprachfamilien bilden und vier davon sogar Weltsprachen<br />

geworden sind - Spanisch, Portugiesisch und Französisch vor<br />

allem durch ihre Verbreitung in Afrika und Amerika sowie<br />

Italienisch vor allem durch seine hohe kulturelle Stellung in der<br />

Musikwelt -, ist die griechische Tochter, das heutige<br />

Neugriechische, auch im Vergleich zu seiner Mutter klein<br />

geworden, weil es nur noch von etwa 13 Millionen Menschen<br />

gesprochen wird. Wenigstens sprechen aber als Spätfolge der<br />

Verbreitung im Altertum noch heute in der Türkei, im Nahen<br />

Osten und in Ägypten mehrere 100'000 Menschen diese<br />

14


Sprache als Muttersprache.<br />

Das bekannteste Werk, das in der Koiné geschrieben wurde, ist<br />

neben dem Neuen Testament die sogenannte „Septuaginta“, die<br />

Übersetzung <strong>des</strong> Alten Testaments von siebzig Männern, wie es<br />

hiess - <strong>des</strong>halb dieser Name -, und es entstand zum grössten<br />

Teil in Alexandria, das im Altertum eines der wichtigsten Kulturund<br />

Handelszentren war. Ob es wirklich siebzig Männer waren,<br />

bleibt noch heute umstritten, aber es steht fest, dass diese<br />

Übersetzung angesichts der Mittel, die ihnen damals zur<br />

Verfügung standen, auch heute noch als eines der grössten<br />

Meisterwerke aller Zeiten bezeichnet werden kann. Dafür spricht<br />

auch, dass es eine besondere Ausdauer brauchte, weil mit der<br />

Übersetzung etwa im Jahr 250 v. Chr. begonnen wurde, aber erst<br />

um das Jahr 100 n. Chr. die letzten Teile geschrieben wurden.<br />

Es fällt auf, dass die Septuaginta mit vielen Ausdrücken<br />

durchsetzt ist, die vom Hebräischen und Aramäischen, den<br />

beiden alttestamentlichen Sprachen, direkt abstammen. Das<br />

spricht dafür, dass wohl nicht nur gebürtige Griechen sich an<br />

diesem Werk beteiligt haben - und wenn doch, dann sicher<br />

solche, die diese beiden semitischen Sprachen, die sich vom<br />

Griechischen krass unterscheiden, sehr gut kannten.<br />

6. Spätantikes Griechisch (ca. 300 - ca. 600 n. Chr.):<br />

Da es in diesen drei Jahrhunderten noch keine grossen<br />

Veränderungen zum heutigen Griechischen hin gab, wird diese<br />

Epoche von einigen Sprachwissenschaftlern auch mit der<br />

nächsten zusammengelegt. Von dieser Übergangssprache<br />

stammen die meisten schriftlichen Zeugnisse von Dichtern und<br />

Kirchenschreibern. Wir können den Werdegang dieser Sprache<br />

sogar in dieser kurzen Periode auch <strong>des</strong>halb so gut verfolgen,<br />

weil Griechenland zu den wenigen europäischen Ländern<br />

gehört, das von den umfangreichen und verheerenden<br />

15


Völkerwanderungen, die entscheidend zum Untergang <strong>des</strong><br />

Römischen Weltreiches - oder genauer <strong>des</strong> weströmischen Teils<br />

- beigetragen haben, zum grössten Teil verschont geblieben ist.<br />

Diese Periode ist weniger wegen der Veränderungen innerhalb<br />

der griechischen Sprache von Bedeutung, sondern wegen<br />

mehrerer weltgeschichtlicher Ereignisse, die sich noch bis heute<br />

auswirken. Dabei stechen besonders die Jahre 301 und 337<br />

hervor. Einerseits bekehrten sich im Jahr 301 die Armenier als<br />

erstes Volk zu fast hundert Prozent zum Christentum, nachdem<br />

ihr König diesen Schritt als Erster vollzogen hatte, und im<br />

gleichen Jahr gründete der Mönch Marinus, der vor den<br />

Christenverfolgungen im heutigen Kroatien nach Norditalien<br />

geflohen war, auf einem schwer zugänglichen und <strong>des</strong>halb leicht<br />

zu verteidigenden Berg ein Kloster, aus dem sich im Verlauf der<br />

Zeit der noch heute bestehende Stadtstaat San Marino<br />

entwickelt hat. Andererseits fanden auch im Jahr 337 zwei<br />

Ereignisse von historischer Tragweite statt: Nach den Armeniern<br />

bekehrten sich auch die Georgier als zweites Volk zu fast hundert<br />

Prozent zum Christentum, allerdings nur im östlichen Teil, der<br />

damals als Iberien bezeichnet wurde und mit der Iberischen<br />

Halbinsel nur den Namen gemeinsam hatte. Der westliche Teil<br />

mit dem Namen Kolchis, das vor allem durch die<br />

Argonautensage mit Jason und Medea bekannt wurde, stand<br />

noch nicht ganz unter georgischer Herrschaft, beherrschte aber<br />

den östlichen Teil der Schwarzmeerküste, während in Iberien<br />

immerhin schon damals Tiflis, das im konsonantenreichen<br />

Georgischen «Tbilissi» heisst, die Hauptstadt war. Das zweite<br />

Grossereignis im Jahr 337 war das Ableben <strong>des</strong> ersten<br />

christlichen Kaisers Konstantin der Grosse, der wegen seiner<br />

Machtpolitik noch heute umstritten ist, aber das Fundament für<br />

das Christentum als spätere Staatsreligion legte und sich<br />

bewusst noch in seiner letzten Stunde taufen liess, damit er<br />

sündenfrei in die ewige Herrlichkeit eingehen konnte, wie später<br />

berichtet wurde.<br />

16


In den Zwanzigerjahren dieses vierten Jahrhunderts fand zudem<br />

in Nicäa das erste von mehreren Konzilen statt, in denen das<br />

christliche Glaubensbekenntnis ausgearbeitet wurde, das in<br />

groben Zügen noch heute so besteht und in der römischkatholischen<br />

und evangelisch-lutherischen Kirche schon<br />

millionenfach gesagt worden ist. Dabei zeigten sich wegen <strong>des</strong><br />

sogenannten Arianerstreits in Bezug auf die göttliche<br />

Dreieinigkeit bereits die ersten Meinungsverschiedenheiten<br />

zwischen den westlichen und östlichen Christen, die wie oben<br />

erwähnt im elften Jahrhundert nach der politischen auch zur<br />

religiösen Spaltung führten. Im Jahr 380, also erst vierzig Jahre<br />

nach dem Ableben Konstantins und nicht schon zu seinen<br />

Lebzeiten, wie das manchmal so gelehrt wird, wurde unter der<br />

Herrschaft <strong>des</strong> neuen Kaisers Theodosios I. das Christentum<br />

offiziell zur Staatsreligion erklärt, und nur ein Jahr später fand<br />

das erste Konzil von Konstantinopel statt, bei dem schliesslich<br />

zum ersten Mal nach jahrzehntelangen Diskussionen die<br />

göttliche Dreieinigkeit für offiziell erklärt wurde. Damit hatten die<br />

sogenannten Trinitarier doch noch über die Arianer gesiegt, wie<br />

sie genannt wurden, aber nur gegen aussen. Im oströmischen<br />

Reich bestand der Arianismus weiter, was schon damals die<br />

Grundlage dafür legte, dass nach dem politischen Reich auch die<br />

Kirche sich im Jahr 1054 endgültig spaltete.<br />

Kurz vor dem Ende dieses vierten Jahrhunderts gab es nochmals<br />

drei Grossereignisse: Das erste war im Jahr 393, also etwa ein<br />

Jahrzehnt nach dem richtungweisenden Konzil von<br />

Kontantinopel, unter dem gleichen Kaiser Theodosios I. das<br />

offizielle Verbot aller heidnischen Kulte, und damit verbunden<br />

war als Zweites das Verbot der Olympischen Spiele, die während<br />

mehr als tausend Jahren alle vier Jahre durchgeführt worden<br />

waren und tatsächlich kein einziges Mal hatten abgesagt werden<br />

müssen. Allerdings hatten diese Spiele schon ab dem Jahr 148<br />

v. Chr., als ganz Griechenland von den Römern erobert wurde<br />

und während Jahrhunderten besetzt blieb, ihren ursprünglichen<br />

17


panhellenischen Charakter verloren, weil ab diesem Zeitpunkt<br />

auch Nichtgriechen hatten teilnehmen dürfen. Angesichts <strong>des</strong><br />

olympischen Gigantismus der heutigen Zeit, in der die im Jahr<br />

1896 wieder eingeführten Olympischen Spiele die wichtigsten<br />

Weltereignisse zu sein scheinen und wie antike religiöse<br />

Zeremonien abgehalten werden, ist dieser Kaiser, der für seine<br />

Entscheidung noch heute kritisiert wird, jedoch gut zu verstehen.<br />

Zwei Jahre nach dieser Entscheidung, also im Jahr 395,<br />

wurdenach dem Ableben dieses Kaisers auch de jure, also<br />

hochoffiziell vollzogen, was de facto schon seit Jahrzehnten das<br />

Römische Reich geprägt hatte: Die oben erwähnte Teilung in ein<br />

Weströmisches und ein Oströmisches Reich, das wegen der<br />

Hauptstadt Byzanz, wie Konstantinopel auch hiess, bald einmal<br />

als Byzantinisches Reich bezeichnet wurde. Allerdings wurde<br />

diese Teilung nach verschiedenen zeitgenössischen Berichten<br />

von den meisten gar nicht als solche wahrgenommen, weil es<br />

keine eigentlichen Grenzkontrollen gab und das Leben so wie<br />

bisher weiterging. Während sich das weströmische Reich vor<br />

allem wegen der vielen Völkerwanderungen nur noch achtzig<br />

Jahre lang halten konnte und im Jahr 475 offiziell aufhörte zu<br />

existieren, blieb das oströmische noch während Jahrhunderten<br />

eine Weltmacht. In der ersten Hälfte <strong>des</strong> sechsten Jahrhunderts<br />

gelang es dem byzantinischen Kaiser Justinian sogar, Teile von<br />

Italien und die spanische Ostküste zurückzuerobern und damit<br />

halbwegs wieder eine Einheit herzustellen, doch nachher<br />

schrumpfte dieses Reich immer mehr. Spätestens ab dem Jahr<br />

1204, als die Hauptstadt von den westlichen Kreuzzüglern zum<br />

grossen Teil zerstört wurde, und durch das Aufkommen der<br />

Osmanen oder genauer der Türken, die von Zentralasien her<br />

eingewandert und eine neue Macht geworden waren, konnte<br />

leicht ausgerechnet werden, dass auch das Oströmische Reich<br />

bald einmal verschwinden würde. So bestand es dann, als dieses<br />

Verschwinden Tatsache wurde, nur noch aus einem Stadtstaat<br />

von etwa zwanzig Quadratkilometern.<br />

18


7. Mittelgriechisch bzw. Byzantinisches Griechisch (ca. 600 -<br />

1453):<br />

In all diesen Jahrhunderten veränderte sich die Sprache am<br />

meisten, vor allem die Grammatik, während der Wortschatz zum<br />

grössten Teil der gleiche geblieben ist - und im Grunde noch bis<br />

heute. Die Byzantiner bzw. Griechen selber nannten sich aber<br />

nie so, sondern verstanden sich immer als Nachfolger <strong>des</strong><br />

untergegangenen gesamten Römischen Reiches. Deshalb<br />

nannten sie sich „Römer“ und auch die Türken, die ab dem 12.<br />

Jahrhundert immer mehr Länder eroberten und eine immer<br />

grössere Bedrohung wurden, verwendeten dieses Wort neben<br />

„Yunanlar“. Wie ernst diese Berufung auf das Römische Reich<br />

war, zeigt sich auch darin, dass die wenigen Tausend Griechen,<br />

die noch heute in Istanbul bzw. im früheren Konstantinopel leben,<br />

sich immer noch als Römer bezeichnen.<br />

Das Jahr 1453 wird <strong>des</strong>halb als das Ende der mittelgriechischen<br />

Epoche bezeichnet, weil am 29. Mai dieses Jahres etwas<br />

geschah, das die griechische Seele noch bis heute nie ganz<br />

überwunden hat und das mit dazu beitrug, dass die Europäer so<br />

schnell wie möglich einen Seeweg nach Indien finden wollten,<br />

was bekanntlich wenige Jahrzehnte später dem Portugiesen<br />

Vasco da Gama gelang: An diesem Tag wurde Konstantinopel,<br />

der wie erwähnt noch auf etwa zwanzig Quadratkilometer<br />

zusammengeschmolzene letzte Rest <strong>des</strong> einst stolzen<br />

Römischen Reiches, nach einer mehr als zweijährigen<br />

Belagerung von den Türken erobert. Interessant ist, dass dieses<br />

Ereignis auf den Tag genau 500 Jahre vor der Erstbesteigung<br />

<strong>des</strong> Mount Everest stattfand. Dieses wurde in der ganzen Welt<br />

gefeiert, aber nicht in der Türkei. Dort hatte man mit den<br />

Jubiläumsfeiern, die auch noch durch Sonderbriefmarken mit<br />

dem Kopf von Sultan Mehmet Fatih, dem Eroberer<br />

Konstantinopels, ergänzt wurden, genug anderes zu tun.<br />

Nach diesem Tag wurde die griechische Kultur zwar nicht<br />

19


vollständig vernichtet, und auch die Kirche und Sprache wurden<br />

nicht verboten, aber es folgte eine bittere Unterdrückung, bis der<br />

südliche Teil <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, genauer die Peloponnesische<br />

Halbinsel bis Athen, zwischen den Jahren 1820 und 1830 endlich<br />

befreit werden konnte - unter der Anteilnahme vieler<br />

europäischer Intellektueller, von denen einige sich sogar direkt<br />

am Freiheitskampf beteiligten, als bekanntester der noch heute<br />

in Griechenland unvergessene legendäre englische Dichter Lord<br />

Byron, der diese Kämpfe nicht überlebte, aber nicht in einer<br />

Schlacht fiel, sondern an einer Erkältung starb.<br />

Das grössere Trauma ist allerdings nicht die Eroberung von<br />

1453, die für die heutige Zeit wirklich schon sehr lange<br />

zurückliegt, sondern die Eroberung Smyrnas bzw. Izmirs, wie es<br />

heute heisst, und die Vertreibung aller Griechen im Jahr 1922.<br />

Was damals alles an Kulturgütern zerstört und verbrannt wurde,<br />

wiegt noch heute viel schwerer als der Verlust Konstantinopels,<br />

das schon im Jahr 1453 zum Teil in Ruinen lag, weil es sich von<br />

der brutalen Eroberung und Verwüstung durch die westlichen<br />

Kreuzritter im Jahr 1204 nie mehr richtig erholt hatte. Die für uns<br />

Westeuropäer oft unverständlichen bitteren Gefühle der<br />

Griechen gegenüber den Türken haben vor allem dort ihren<br />

Ursprung, aber natürlich auch in der Besetzung <strong>des</strong> nördlichen<br />

Teils von Zypern im Jahr 1974, die noch heute besteht. Heute<br />

scheinen diese Gräben aber zum grössten Teil zugeschüttet zu<br />

sein, makabrerweise genau seit den verheerenden Erdbeben,<br />

die um die Jahrtausendwende beide Länder heimsuchten, so<br />

dass sie beim Wiederaufbau zu einer Zusammenarbeit<br />

gezwungen waren. Zudem habe ich es miterlebt, dass eine<br />

ganze Gruppe von Türken sich über den Sieg der Griechen an<br />

der Fussball-EM von 2004 von Herzen freute und am nächsten<br />

Tag eine Türkin sogar mit einer griechischen Fahne am<br />

Arbeitsplatz auftauchte.<br />

Dass dieser 29. Mai 1453 aber noch heute nicht vergessen ist,<br />

20


zeigt sich auch darin, dass die griechischen Medien sich noch<br />

heute weigern, den Namen „Istanbul“ zu verwenden, sondern<br />

immer noch von Konstantinopel reden, und dass auch der<br />

Ranghöchste der Griechisch-Orthodoxen Kirche sich immer<br />

noch als Patriarch von Konstantinopel bezeichnet. Dabei ist der<br />

Name dieser Stadt selber griechischen Ursprungs, der<br />

ausgerechnet an diesem traumatischen Tag von den Griechen<br />

selber erschaffen wurde: Als die Türken die dicken Mauern<br />

überwunden hatten und zu Zehntausenden in die Stadt<br />

eindrangen, erscholl der Verzweiflungsruf „Is timbóli !! (frei<br />

übersetzt: „Sie kommen in die Stadt herein !!“). Wohl um die<br />

Griechen zu demütigen und ihnen zu zeigen, dass von jetzt an<br />

andere hier herrschen würden, aber wohl auch <strong>des</strong>halb, weil ihm<br />

gerade kein anderer Name einfiel, verwendete der Sultan gerade<br />

diesen Namen für die Stadt, die ab sofort die neue Hauptstadt<br />

<strong>des</strong> Osmanischen Reiches und dementsprechend umgebaut<br />

wurde. Welche seltsamen Wege die Geschichte manchmal<br />

beschreitet, zeigt sich darin, dass auch Ankara, der Name der<br />

heutigen türkischen Hauptstadt, einen griechischen Ursprung hat<br />

und eigentlich „Anker“ heisst.<br />

Wie wichtig diese Stadt für die Griechen noch heute ist - fast noch<br />

mehr als Athen -, zeigt sich auch am Wort «Póli», das tatsächlich<br />

mit einem «P» beginnt und sich <strong>des</strong>halb nur auf eine Stadt<br />

beziehen kann, wenn es verwendet wird: Eben auf<br />

Konstantinopel.<br />

8. Neugriechisch (seit 1453):<br />

In all diesen Jahrhunderten gab es nochmals ein paar<br />

Veränderungen, aber nicht mehr so grosse wie in der<br />

mittelgriechischen Epoche. Immerhin sind die Unterschiede vor<br />

allem in der Grammatik und Aussprache heute so krass, dass ein<br />

Grieche <strong>des</strong> Altertums sich mit einem der heutigen Zeit nur noch<br />

21


uchstückhaft richtig verständigen könnte. Trotzdem kann<br />

gesagt werden, dass vor allem dadurch, dass der Wortschatz zu<br />

etwa neun Zehnteln noch heute fast identisch ist, das<br />

Altgriechische dem <strong>Neugriechischen</strong> immer noch viel nähersteht<br />

als etwa das Latein zum Italienischen, Sardischen,<br />

Rätoromanischen und Rumänischen, die sich von der antiken<br />

Muttersprache am wenigsten entfernt haben, und das gilt für<br />

beide neugriechische Varianten. Wenn also zum Beispiel ein<br />

antiker Grieche einen modernen Griechen mit „kalé heméra!“<br />

begrüssen und dieser mit „kaliméra!“ antworten würde, könnten<br />

sie sich immer noch gut verstehen, aber der erstere würde sich<br />

über die Entwicklung seiner Sprache bis zum heutigen Stand<br />

sicher etwas wundern.<br />

Ich habe es gleich vorhin schon angedeutet: Ausserhalb<br />

Griechenlands wissen nicht viele, dass es ähnlich wie in<br />

Norwegen, wo neben der natürlich entwickelten Sprache aus<br />

dem Altnordischen und Dänischen auch noch eine aus<br />

Bauerndialekten geschaffene zweite Amtssprache besteht, die<br />

aber sehr viele nur als eine Kunstsprache empfinden, eine<br />

Zweisprachigkeit gibt. Diese ist heute aber nicht mehr so aktuell<br />

wie früher, weil seit dem Jahr 1976 die sogenannte Dimotikí, also<br />

die natürlich entwickelte Volkssprache, die alleinige<br />

Amtssprache ist. Die andere, die in den Jahren der Militärdiktatur<br />

von 1967 bis 1974 diese Rolle innehatte - heute können wir es<br />

uns fast nicht mehr vorstellen, dass die Dimotikí damals nur in<br />

den vier ersten Schuljahren verwendet werden durfte -, heisst<br />

Katharévussa, was frei übersetzt „die gereinigte“ bedeutet. Diese<br />

Sprache, die auf die Idee <strong>des</strong> Schriftstellers Adamantios Korais<br />

(1748-1833) zurückgeht, sollte von fremden Einflüssen vor allem<br />

vom Türkischen frei werden und zugleich eine Mischung aus Altund<br />

Neugriechisch sein, wobei möglichst viele antike Teile<br />

erhalten bleiben sollten, aber beim grössten Teil der Bevölkerung<br />

ist sie nie wirklich gut angekommen. Als ein gutes Beispiel für<br />

diese etwas verunglückte Vermischung steht das immer wieder<br />

22


zitierte Wort „opsárion“ (Fisch), das ein Kompromiss zwischen<br />

dem antiken „ichthýs“ und dem modernen „psári“ sein sollte.<br />

Auch <strong>des</strong>halb schrieben die meisten Dichter und Schriftsteller in<br />

der Dimotikí, da nützten auch die ermahnenden Worte der Kirche<br />

und <strong>des</strong> noch bestehenden Königshauses nicht viel. Ich erinnere<br />

mich noch heute daran, wie ein griechischer Bekannter mir<br />

einmal sagte, dass viele Studierende sich in der Zeit der<br />

Militärdiktatur darüber beklagt hatten, dass sie in den<br />

Vorlesungen nicht alles klar verstanden, weil nur in der<br />

Katharévussa unterrichtet werden durfte. Der einzige Bereich,<br />

der für diese beim Volk unbeliebten Sprache gerettet werden<br />

konnte, sind neben der Kirche eben noch die Universitäten, wo<br />

nach meinem Wissen noch heute Professoren in der<br />

Katharévussa unterrichten und es immer noch erlaubt ist,<br />

Doktorarbeiten in dieser Sprache zu verfassen. Zudem konnte<br />

die Katharévussa auch <strong>des</strong>halb nicht völlig verbannt werden,<br />

weil viele Sprichwörter und Redensarten sowie viele sogenannte<br />

stehende Wendungen, die es in jeder Sprache gibt, fast nur in<br />

dieser Sprache vorkommen. Da sind gewisse Parallelen zum<br />

Deutschen, wo wir ähnliches feststellen, nicht zu übersehen.<br />

Das bekannteste Werk in der Dimotikí ist immer noch der Roman<br />

„Alexis Sorbas“ von Nikos Kasantsakis (1883-1957), der im Jahr<br />

1964 mit Anthony Quinn, Alan Bates und Irene Papas, der in der<br />

Welt bekanntesten griechischen Filmschauspielerin, sehr gut<br />

verfilmt wurde. Die Popularität von Kasantsakis - natürlich auch<br />

dank dieses Spielfilms - ist immerhin so gross, dass er in der Welt<br />

noch heute viel bekannter ist als die beiden Nobelpreisträger<br />

Seferis und Elytis, die diese Auszeichnung in den Jahren 1963<br />

und 1979 erhielten, aber heute ausserhalb Griechenlands schon<br />

fast vergessen sind.<br />

Als Letztes ist noch zu erwähnen, dass es vor allem im<br />

mündlichen Gebrauch auch noch eine sogenannte<br />

Mischsprache gibt, die als «Kathomiluminí» bezeichnet wird.<br />

23


Die Buchstaben<br />

Nach dieser auffallend langen Einführung - das kommt halt<br />

davon, wenn jemand eine Sprache so leidenschaftlich liebt wie<br />

ich -, wird es jetzt erfrischend einfach: Da ich das Neugriechische<br />

in diesem Buch mit lateinischen Buchstaben vermittle, gibt es mit<br />

den Buchstaben keine besonderen Schwierigkeiten, und zudem<br />

verwende ich die gleiche Umschreibung, die auch in anderen<br />

Lehrmitteln für diese Sprache zu sehen ist.<br />

Als Erstes ist dies zu erwähnen: Auch das Neugriechische<br />

verwendet die gleichen 24 Buchstaben wie im Altertum, wobei<br />

auf dieser Liste die altgriechische und rechts die moderne<br />

Bezeichnung stehen:<br />

Alfa<br />

Beta<br />

Gamma<br />

Delta<br />

Epsilon<br />

Seta<br />

Eta<br />

Theta<br />

Jota<br />

Kappa<br />

Lambda<br />

Mü, My<br />

Nü, Ny<br />

Xi<br />

Alfa<br />

Vita<br />

Gama<br />

Delta<br />

Epsilon<br />

Sita<br />

Ita<br />

Thita<br />

Jota<br />

Kappa<br />

Lambda<br />

Mi<br />

Ni<br />

Xi<br />

24


Omikron<br />

Pi<br />

Ro<br />

Sigma<br />

Tau<br />

Ypsilon<br />

Phi<br />

Chi<br />

Psi<br />

Omega<br />

Omikron<br />

Pi<br />

Ro<br />

Sigma<br />

Taf<br />

Ipsilon<br />

Fi<br />

Chi<br />

Psi<br />

Omega<br />

Schon hier kann an den zum Teil verschiedenen Bezeichnungen<br />

gesehen werden, dass mehrere Lautverschiebungen<br />

stattgefunden haben, wie wir unten gleich sehen werden.<br />

Die Vokale (Selbstlaute)<br />

a, i, o, u wie im Deutschen ándras (Mann)<br />

iríni (Friede)<br />

ofthalmós (Auge)<br />

uranós (Himmel)<br />

e am Wortanfang meistens eliniká (griechisch)<br />

wie bei «essen» - aber: énas = änas (einer)<br />

im Wortinneren und íme (ich bin)<br />

am Wortende wie «ä» íse (du bist)<br />

25


Ein ä, ö, ü und y kommen in der lateinischen Umschrift nicht vor.<br />

Zudem wird im Gegensatz zum Altgriechischen nicht zwischen<br />

kurzen und langen Vokalen unterschieden - alle sind kurz.<br />

Weiter unten gehe ich in einem eigenen Kapitel auf die<br />

entscheidenden Unterschiede zwischen dem antiken und<br />

heutigen Griechischen noch näher ein.<br />

Die Diphthonge (Doppellaute)<br />

Auch hier zeigt es sich, wie weit sich das Neugriechische vom<br />

Altgriechischen wegentwickelt hat: Während es im letzteren von<br />

solchen Doppellauten, die auch als Doppelvokale bezeichnet<br />

werden können, geradezu wimmelt, weist das Neugriechische<br />

fast keinen mehr auf, aber wenigstens noch diese zwei:<br />

ao - kaotikós (chaotisch)<br />

eo - néos (neu)<br />

Dagegen ist der Diphthong «ou», der auch im Altertum nur so<br />

geschrieben, aber immer «u» ausgesprochen wurde, heute<br />

immer noch der gleiche.<br />

Wer zwar Altgriechisch gelernt hat, aber die Nachfolgesprache<br />

nur am Rand oder vielleicht gar nicht kennt, kann diese Hinweise<br />

sicher als nützlich empfinden:<br />

ai wurde zu e au wurde zu af<br />

ei i eu ef<br />

oi i ui i<br />

y<br />

i<br />

26


In der lateinischen Umschrift kommt der Doppellaut „ai“ dann vor,<br />

wenn ein Wort wiedergegeben wird, das im griechischen<br />

Alphabet „aï“ geschrieben wird:<br />

o maïmós = der Affe<br />

i maïmú<strong>des</strong> = die Affen<br />

Weiter unten gehe ich in einem Spezialkapitel noch etwas näher<br />

auf die wichtigsten Unterschiede zwischen diesen beiden<br />

Sprachen ein, die im Gegensatz zu fast allen anderen<br />

Sprachfamilien, die immer noch die fast gleichen Denkarten wie<br />

vor 2‘000 Jahren haben (Latein - Romanische Sprachen,<br />

Altgermanisch - Germanische Sprachen, Altslawisch - Slawische<br />

Sprachen, Antikes Chinesisch - Modernes Chinesisch), sogar<br />

völlig verschiedene Denkarten aufweisen. Die anderen<br />

Sprachfamilien, die ebenfalls nicht mehr die fast gleichen<br />

Denkarten haben, sind einerseits das Alt- und Neuhebräische,<br />

das Alt- und Neupersische, das Alt- und Neuarmenische und<br />

andererseits das Sanskrit und das Hindi, Bengali, Marathi usw.<br />

in Indien; allerdings stehen die Denkarten der beiden<br />

griechischen Sprachen eindeutig viel weiter auseinander als die<br />

innerhalb der anderen Familien.<br />

Die Konsonanten (Mitlaute)<br />

Da ich in diesem Buch die lateinische Schrift verwende, ist es<br />

noch einfacher als bei den Vokalen. Alle Konsonanten werden<br />

gleich wie im Deutschen ausgesprochen, allerdings mit einem<br />

wichtigen Unterschied: k, p und t haben keinen Hauchlaut.<br />

Im <strong>Neugriechischen</strong> fehlen diese Konsonanten: b, h, w, z.<br />

Das erstgenannte wird zwar immer noch geschrieben, aber wie<br />

das deutsche «w» im Wort «Wasser» ausgesprochen:<br />

27


lepo = ich sehe<br />

Aussprache: vlepo<br />

Dabei wird das «v» oft sogar wie ein «f» ausgesprochen, wenn<br />

es direkt mit einem «l» verbunden wird: flepo.<br />

Wenn in der Schriftsprache aber «m» und «p»<br />

zusammengeschrieben werden, kommt die Aussprache «b»<br />

sehr wohl vor:<br />

mple = ble (blau)<br />

mprabo! = bravo!<br />

Das «z» wird in anderen lateinischen Umschreibungen oft wie<br />

«tz» geschrieben, aber ich halte «ts» für besser.<br />

Wo in anderen Sprachen noch zwischen sogenannten<br />

stimmhaften und stimmlosen Konsonanten unterschieden wird -<br />

«z» wie bei «Rose» und «s» wie bei «sagen» -, stellt sich dieses<br />

Problem im <strong>Neugriechischen</strong> zwar ebenfalls, aber es spielt für<br />

die lateinische Umschrift keine Rolle, weil alles wie «s»<br />

geschrieben wird. In diesem Buch verwende ich «ss» nur dort,<br />

wo die Aussprache eindeutig so ist:<br />

íkossi (zwanzig)<br />

nissí (Insel) - Altgriechisch: néssos<br />

Mehrzahl: nissía - néssoi<br />

In Katharévussa-Texten können auch noch die Wörter «néssos»<br />

und «néssoi» usw. gesehen werden.<br />

Als Faustregel gilt, dass alle Wörter, die in der deutschen<br />

Umschrift mit einem «s» beginnen, immer mit einem Sita stehen,<br />

also niemals mit einem Sigma.<br />

Die zweite Faustregel ist, dass das «s» bei den Verbformen, die<br />

in verschiedenen Zeiten mit dieser Umschrift identisch sind, im<br />

Imperfekt mit einem Sita und im Aorist mit einem Sigma<br />

28


geschrieben werden, und erst recht dort, so wie fast identisch<br />

sind. Ein kleiner akustischer Unterschied besteht darin, dass das<br />

Sita ein wenig schwächer als das Sigma ausgesprochen wird;<br />

<strong>des</strong>halb wird es immer nur mit einem einzigen «s» umschrieben.<br />

Die Doppelkonsonanten<br />

Hier ist es sogar noch einfacher, weil es nur einen gibt, der vom<br />

Altgriechischen abweicht:<br />

th<br />

Dieser wird allerdings nicht so wie vor 2'000 Jahren mit «t +<br />

Hauchlaut» ausgesprochen, sondern entspricht dem «th» wie im<br />

englischen «think».<br />

Der andere Doppelkonsonant, welcher der gleiche wie im<br />

Altgriechischen ist, lautet «ch» und wird immer noch wie ein<br />

Kehllaut ausgesprochen, allerdings nicht so scharf wie in den<br />

meisten schweizerdeutschen Dialekten mit Ausnahme der<br />

Kantone Basel und Graubünden oder wie im Tirolerischen,<br />

Spanischen, Niederländischen und Hebräischen.<br />

Ein weiterer Doppelkonsonant, der in diesem Buch wie oben<br />

angedeutet «z» und «tz» ersetzt, lautet «ts».<br />

Im Gegensatz zum Deutschen und zu vielen anderen Sprachen<br />

gibt es in der lateinischen Umschrift <strong>des</strong> <strong>Neugriechischen</strong> mit<br />

Ausnahme von «kk» keinen einzigen Doppelkonsonanten, der<br />

auch so ausgesprochen wird, also keine solchen Kombinationen:<br />

ff, gg, ll, mm, nn, pp, rr, ss, tt, vv.<br />

Dagegen gab es im Altertum je nach Region nicht nur bei den<br />

29


Vokalen und Doppelvokalen, sondern auch bei den Konsonanten<br />

und Doppelkonsonanten noch feine Unterschiede in der<br />

Aussprache, die jedoch im Verlauf der vielen Jahrhunderte<br />

seither abgeschliffen worden sind. Die heutige Sprache wird<br />

nicht nur viel schneller als die antike gesprochen, sondern auch<br />

viel eintöniger, weil die charakteristischen «Singtöne» fehlen, die<br />

von den heutigen europäischen Sprachen noch das<br />

Schwedische, Norwegische, Kroatische, Serbische und<br />

Litauische aufweisen. Gerade mit diesen «Tönen» konnte sich<br />

jemand als gebürtiger Grieche oder als gebürtige Griechin zu<br />

erkennen geben, weil alle anderen bekannten Sprachen der<br />

Antike nach unserem heutigen Wissensstand diese Feinheiten<br />

nicht kannten. Warum es so wichtig war, möglichst echt<br />

griechisch zu sein, lag darin, dass dies als schick galt, weil die<br />

griechische Kultur in einem hohen Ansehen stand - immerhin so<br />

hoch, dass sogar die römischen Eroberer sie achteten und<br />

<strong>des</strong>halb nicht nur die griechische Götterwelt übernahmen,<br />

sondern auch die Kinder der reichen Patrizierfamilien von<br />

gebildeten griechischen Sklaven deren Sprache unterrichten<br />

liessen, weil eben nur diese für das Beste gut genug sein<br />

konnten.<br />

Ein weiteres Merkmal, mit dem sich das Neugriechische deutlich<br />

von der antiken Sprache unterscheidet, zeigt sich darin, dass in<br />

den Alltagsgesprächen so viele Silben wie möglich verschluckt<br />

werden, was es auch solchen, die diese Sprache gut kennen, oft<br />

schwer macht, alles richtig zu verstehen. Auch auf diese<br />

Unterschiede werde ich im Spezialkapitel weiter unten noch<br />

näher eingehen.<br />

Wichtig zu wissen ist auch, dass immer wieder Verschmelzungen<br />

von Konsonanten vorkommen, wenn es einer leichteren<br />

Aussprache dient, aber geschrieben werden sie so nicht:<br />

sigchoró = singchoró (ich entschuldige mich)<br />

den katalavéno = deng katalavéno (ich verstehe nicht)<br />

30


Wenn eine solche Aussprache vorkommt, weise ich immer<br />

wieder darauf hin.<br />

Die Betonung<br />

Auch hier halte ich mich an die Schreibweise, die in der heutigen<br />

Neodimotikí verwendet wird: Über jeder einzelnen betonten Silbe<br />

steht ein Akut, zudem habe ich auch mein Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen» so verfasst. Obwohl die Wörter, die auf der<br />

zweitletzten Silbe betont werden, genauso wie im Latein und in<br />

den heutigen romanischen Sprachen die überwiegende Mehrheit<br />

stellen, lassen sich diese auch nach meiner eigenen Erfahrung<br />

am besten einprägen, wenn selbst über diesen Silben ein Akut<br />

steht.<br />

Zwei kleine Beispiele:<br />

Ich liebe nur dich.<br />

- Egó agapó móno séna.<br />

Verstehst du gut Griechisch? - Katalavénis kalá eliniká?<br />

Zum Wort «eliniká» ist genauso wie zu «Eláda» dies zu sagen:<br />

Beide werden zwar mit zwei «l» geschrieben, aber nur wie ein<br />

«l» ausgesprochen.<br />

31


Erste Fragen und Antworten<br />

Pu íne ...? Wo ist ...? Wo sind ...?<br />

Miá ekklisía.<br />

Ena farmakío.<br />

To dimarchío.<br />

Miá trápesa.<br />

To kéndro.<br />

Ena xenodochío.<br />

I paralía.<br />

Miá vivliothíki.<br />

O stathmós.<br />

En’astinomikó<br />

pósto.<br />

Eine Kirche.<br />

Eine Apotheke.<br />

Das Rathaus.<br />

Eine Bank.<br />

Das Zentrum.<br />

Ein Hotel.<br />

Der Strand.<br />

Eine Bibliothek.<br />

Der Bahnhof.<br />

Ein Polizeiposten.<br />

Auf diese Fragen kann so geantwortet werden:<br />

Dexiá.<br />

Nach rechts.<br />

Aristerá.<br />

Nach links.<br />

Ochi makriá apó edó. Nicht weit von hier.<br />

Sto kéndro.<br />

Im Zentrum.<br />

Perípu ekató métra apó edó. Etwa hundert Meter von hier.<br />

Móno triánta métra apó to Nur fünfzig Meter vom Zentrum.<br />

kéndro.<br />

32


Auch hier werden verschiedene Silben verschluckt - erst recht<br />

dann, wenn zwei gleiche Vokale aufeinander folgen:<br />

makriapoedó, metrapoedó, metrapotokéndro<br />

Eine Besonderheit, die von allen bekannten Sprachen nur das<br />

Griechische aufweist, ist schon hier vorzubringen: Genauso wie<br />

im Altgriechischen wird anstelle <strong>des</strong> Fragezeichens ? ein<br />

Semikolon bzw. ein Strichpunkt verwendet. Die oberste Frage<br />

wird somit so geschrieben:<br />

Wo ist eine Kirche? = Pu íne miá ekklisía;<br />

Im Gegensatz zu allen anderen Griechisch-Lehrbüchern - das gilt<br />

sowohl für das Alt- als auch für das Neugriechische - verwende<br />

ich in diesem Buch jedoch das international übliche<br />

Fragezeichen, weil es in erster Linie darum geht, die Sprache so<br />

einfach wie möglich zu vermitteln, und dazu gehört nach meiner<br />

Meinung auch dieses Fragezeichen. Zudem verstossen all jene,<br />

die für Griechisch-Lehrbücher die lateinischen Buchstaben<br />

verwenden, sowieso bereits gegen das ungeschriebene und vor<br />

allem von kirchlichen Kreisen hochgehaltene „heilige“ Gesetz,<br />

nach dem auch für solche Bücher nur das griechische Alphabet<br />

verwendet werden darf.<br />

Der obige Satz wird in diesem Buch also genauso wie alle<br />

anderen Fragesätze mit einem Fragezeichen geschrieben:<br />

Pu íne miá ekklisía?<br />

33


Die Substantive (Hauptwörter) und Artikel<br />

Wie es im obigen Kapitel schon gesehen werden kann, kommen<br />

auch im <strong>Neugriechischen</strong> genauso wie im Altgriechischen und<br />

Deutschen, aber auch wie in den slawischen Sprachen alle drei<br />

Geschlechter vor. Die unbestimmten und bestimmten Artikel<br />

lauten so:<br />

Männlich:<br />

ein Wort = énas lógos<br />

das Wort = o lógos<br />

ein Mann = énas ándras<br />

der Mann = o ándras<br />

Weiblich:<br />

eine Sprache = miá glóssa<br />

die Sprache = i glóssa<br />

ein Land = miá chará<br />

das Land = i chará<br />

eine Stadt = miá póli<br />

die Stadt = i póli<br />

eine Frau = miá jinéka<br />

die Frau = i jinéka<br />

Sächlich:<br />

ein Zentrum = éna kéndro<br />

das Zentrum = to kéndro<br />

eine Apotheke = éna farmakío<br />

die Apotheke = to farmakío<br />

(die) Worte, (die) Männer, (die) Städte, (die) Frauen =<br />

i lógi, (i) ándres, (i) polés, (i) jinékes<br />

34


Bei den sächlichen Wörtern wird das „to“ durch „ta“ ersetzt,<br />

während die Einzahl-Endung „o“ sich in „a“ verändert:<br />

(die) Zentren, (die) Apotheken = (ta) kéndra, (ta) farmakía<br />

Im Gegensatz zu mehreren, aber nicht zu allen romanischen<br />

Sprachen gibt es in der Mehrzahl keinen unbestimmten Artikel:<br />

Männer = <strong>des</strong> hommes (Französisch), degli uomini (Italienisch),<br />

uns homes (Katalanisch), unos hombres (Spanisch),<br />

uns homens (Portugiesisch)<br />

Frauen = <strong>des</strong> femmes (Französisch), delle donne (Italienisch),<br />

unes dones (Katalanisch), unas mujeres (Spanisch),<br />

umas mulheres (Portugiesisch)<br />

Auch im <strong>Neugriechischen</strong> werden die Substantive dekliniert,<br />

aber sie sind wesentlich leichter zu handhaben als im<br />

Altgriechischen, wie die unteren Beispiele zeigen:<br />

Neugriechisch:<br />

Altgriechisch:<br />

Nominativ o lógos ho lógos<br />

Genitiv tu lógu tû lógu<br />

Dativ sto lógo * tô lógô<br />

Akkusativ to lógo * ton lógon<br />

Nominativ i lógi hoi lógoi<br />

Genitiv ton lógon ** tôn logôn<br />

Dativ stus lógus tois lógois<br />

Akkusativ tus lógus tus lógus<br />

35


* In der Katharévussa wird das „n“ bei den männlichen Wörtern<br />

in der Einzahl <strong>des</strong> Dativs und Akkusativs mitgeschrieben:<br />

ston lógon, ton lógon<br />

** In der Mehrzahl <strong>des</strong> Genitivs verschiebt sich die Betonung<br />

nicht so wie im Altgriechischen bei vielen Substantiven auf die<br />

letzte Silbe - siehe in meinem Buch „<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen -, sondern bleibt auf der gleichen Silbe wie in der<br />

Einzahl, und zudem werden alle Vokale wie oben erwähnt kurz<br />

ausgesprochen:<br />

AG: tû lógu - tôn logôn<br />

NG: tu lógu - ton lógon<br />

Achtung: ton lógon = Akkusativ Einzahl im Altgriechischen<br />

Vorsicht ist bei den zwei Wörtern „kírios“ (Herr) und „kiría“ (Frau<br />

als Anrede) vor allem beim Genitiv Plural geboten:<br />

der Herren = ton kiríon<br />

der Frauen = ton kirión<br />

Die Deklination lautet bei diesen beiden häufig vorkommenden<br />

Wörtern so:<br />

o kírios, tu kiríu, sto kírio, to kírio<br />

i kírii, ton kiríon, stus kiríus, tus kiríus - *<br />

i kiría, tis kirías, sti kiría, ti kiría<br />

i kíries, ton kirión, stis kíries, tis kíries<br />

Die beiden „i“ beim Wort „kírii“ werden getrennt ausgesprochen,<br />

36


aber nicht so deutlich wie etwa bei „beenden“.<br />

Der Dativ unterscheidet sich vom Akkusativ also nur dadurch,<br />

dass der Konsonant „s“, der vom Wort „se“ abgeleitet wird, ganz<br />

vorn angehängt wird. Diese Verschmelzung <strong>des</strong> Dativs mit dem<br />

Lokativ gab es schon im Altgriechischen, wo allerdings die<br />

Partikel „en“ vorn alleinstand:<br />

im Wort, in den Worten = en tô lógô, en tois lógois<br />

Weitere deklinierte Substantive:<br />

Nom. o élinas (Grieche)<br />

i elinída (Griechin)<br />

Gen. tu élina<br />

tis elinídas<br />

Dat. sto(n) élina * sti(n) elinída *<br />

Akk. to(n) élina * ti(n) elinída *<br />

Vok. élina!<br />

elinída!<br />

Nom. i élines<br />

i eliní<strong>des</strong><br />

Gen. ton élinon<br />

ton elinídon<br />

Dat. stis élines<br />

stis eliní<strong>des</strong><br />

Akk. tis élines<br />

tis eliní<strong>des</strong><br />

Vok. in der Mehrzahl mit dem Nominativ immer identisch<br />

Nom. o ándras i jiinéka i póli to kéndro<br />

Gen. tu andrós tis jinékas tis pólis ** tu kéndru<br />

Dat. sto(n) ándra * sti jinéka * sti póli * sto kéndro<br />

Akk. to(n) ándra * ti jinéka * ti póli to kéndro<br />

Vok. ándra! ** jinéka! - -<br />

37


Nom. i ándres i jinékes i pólis ta kéndra<br />

Gen. ton andrón ton jinékon ton póleon ton kéndron<br />

Dat. stus ándres stis jinékes stis pólis sta kéndra<br />

Akk. tus ándres tis jinékes tis pólis ta kéndra<br />

* Der Artikel endet im Dativ und Akkusativ in der Einzahl vor<br />

allem in der Schriftsprache auf einem „n“, wenn direkt danach<br />

ein Vokal folgt. Im mündlichen Gebrauch wird dieses aber oft<br />

weggelassen, wenn kein „o“ oder „i“ folgt:<br />

to ándra, to élina, ti elinída usw.<br />

** In der Katharévussa lautet dieses Wort genau gleich wie im<br />

Altgriechischen „póleos“.<br />

Schon hier kann gesehen werden, dass die Endungen der<br />

sächlichen Wörter nicht nur im Akkusativ, sondern auch im Dativ<br />

sowohl in der Einzahl als auch in der Mehrzahl mit denen im<br />

Nominativ immer identisch sind; auch darin unterscheidet sich<br />

das Neugriechische von der antiken Muttersprache.<br />

38


Das Wort „mínas“ (Monat) wird ebenfalls unregelmässig<br />

dekliniert:<br />

o mínas, tu minós/tu mína, to mína -<br />

i mínes, ton minón, tus mínes<br />

Wie auch bei diesen Beispielen gesehen werden kann, besteht<br />

eine der Faustregeln darin, dass der Genitiv Mehrzahl bei den<br />

weiblichen Wörtern immer auf der letzten Silbe betont wird, wenn<br />

sie im Nominativ auch so enden, dagegen nicht immer, wenn die<br />

Betonung weiter vorn liegt:<br />

i chará - ton charón, i glóssa - ton glossón,<br />

i thálassa (Meer) - ton thalassón<br />

i jinéka - ton jinékon, i elinída - ton elinídon,<br />

i elpída (Hoffnung) - ton elpídon<br />

Wenn einem eine falsche Betonung herausrutscht, ist eine<br />

39


Verständigung immer noch möglich, aber nicht bei „kiríon“ (m.)<br />

und „kirión“ (f.). Dieser Unterschied muss genau beachtet<br />

werden, damit es nicht zu bösen Missverständnissen kommt.<br />

Da der Akkusativ von „ti póli“ im Altgriechischen „tin pólin“ lautet<br />

und dieses auch noch im Mittelalter oft so ausgesprochen wurde,<br />

verschmolzen diese beiden Buchstaben zu einem „mb“. Gerade<br />

dies hat zum Namen Istambul geführt, der später zu Istanbul<br />

abgeändert wurde: Als es den osmanischen Truppen am 29. Mai<br />

1453 nach einer langen Belagerung endlich gelang, die Mauern<br />

von Konstantinopel zu überwinden und in die Stadt einzudringen,<br />

erscholl unter den griechischen Verteidigern dieser<br />

Verzweiflungsruf: „Ine istimbóli!“ (Sie sind in der Stadt!). Da die<br />

Türken dachten, dies sei der Name der Stadt, behielten sie<br />

diesen bei, genauso wie später die einst römische Kleinstadt<br />

Ancyra, auf die sich Kaiser Augustus in seinen Memoiren unter<br />

dem Titel „Monumentum Ancyranum“ berief, die neue<br />

40


Hauptstadt Ankara wurde, obwohl auch „ancyra“ ein<br />

griechisches Wort ist und „Anker“ bedeutet. Welche enorme<br />

Bedeutung Konstantinopel für die Griechen noch heute hat, zeigt<br />

sich darin, dass sie dieses Wort noch heute verwenden;<br />

dementsprechend trägt ihr ranghöchstes Kirchenoberhaupt den<br />

Titel „Patriarch von Konstantinopel“. Zudem ist immer diese Stadt<br />

gemeint, wenn „póli“ mit einem „P“ beginnt:<br />

miá póli = eine Stadt (irgendeine)<br />

i Póli = Konstantinopel<br />

Wie im Altgriechischen und Latein sowie in den meisten<br />

slawischen Sprachen und im Litauischen kennt auch das<br />

Neugriechische einen Vokativ, also einen Ruf-Kasus, der dann<br />

zum Zug kommt, wenn jemand direkt angesprochen oder<br />

gerufen wird. Allerdings gilt das nur für männliche Wörter und nur<br />

für die Einzahl; in der Dichtersprache können aber auch Dinge,<br />

die eigentlich unbelebt sind, genauso wie im Altertum und<br />

41


Mittelalter im Vokativ stehen:<br />

o lóge! o póli! o déndro! (Baum)<br />

Bei den sächlichen Wörtern ist Vorsicht geboten, weil nicht<br />

wenige im Nominativ Einzahl genauso wie die männlichen auf<br />

einem „-os“ enden, was ebenfalls noch aus dem Altgriechischen<br />

erhalten geblieben ist:<br />

die Nation = to éthnos<br />

Einzahl:<br />

Nom. to éthnos<br />

Gen. to éthnus<br />

Dat. sto éthnos<br />

Akk. to éthnos<br />

Mehrzahl:<br />

ta éthni<br />

ton ethnón<br />

sta éthni<br />

ta éthni<br />

Auch sind die Endungen <strong>des</strong> Dativs und <strong>des</strong> Akkusativ in der<br />

Einzahl und Mehrzahl mit denen im Nominativ immer identisch,<br />

42


zudem endet der Genitiv in der Einzahl auf «-us» und nicht auf<br />

«-u» wie bei den männlichen Wörtern.<br />

Andere sächliche Substantive enden im Nominativ auf einem „i“,<br />

dementsprechend sehen die Deklinationen so aus:<br />

Nom. to pedí (Kind)<br />

Gen. to pediú<br />

Dat. sto pedí<br />

Akk. to pedí<br />

Vok. pedí!<br />

to spíti (Haus)<br />

tu spítiu<br />

sto spíti<br />

to spíti<br />

spíti!<br />

Nom. ta pediá<br />

Gen. ton pedión<br />

Dat. sta pediá<br />

Akk. ta pediá<br />

ta spítia<br />

ton spítion<br />

sta spítia<br />

ta spítia<br />

43


Zur Erinnerung: Da ein «e» im Wortinneren immer wie ein „ä“<br />

ausgesprochen wird, ist ein Kind also ein „pädí“. Im<br />

Altgriechischen lautet das gleiche Wort „paidíon“,<br />

dementsprechend sind diese Nachfolgewörter in den meisten<br />

westlichen Sprachen um die ganze Welt gegangen: Pädagoge,<br />

Pädagogin, Pädagogik, pädagogisch usw.<br />

Wiederum andere sächliche Substantive enden auf „-a“ - und im<br />

Vergleich zu vielen anderen ist ihre Deklination mit der im<br />

Altgriechischen immer noch fast identisch:<br />

Nom. to ónoma (Name)<br />

Gen. tu onómatos<br />

Dat. sto ónoma<br />

Akk. to ónoma<br />

to pnéfma (Geist)<br />

tu pnéfmatos<br />

sto pnéfma<br />

to pnéfma<br />

Vok. - pnéfma!<br />

44


Nom. ta onómata<br />

Gen. ton onómaton<br />

Dat. sta onómata<br />

Akk. ta onómata<br />

ta pnéfmata<br />

ton pnéfmaton<br />

sta pnéfmata<br />

ta pnéfmata<br />

Beide Substantive kommen in einem der berühmtesten Sätze der<br />

Welt vor:<br />

Ich taufe dich im Namen <strong>des</strong> Vaters, <strong>des</strong> Sohnes und <strong>des</strong><br />

Heiligen Geistes.<br />

Egó se vaftíso sto ónoma tu Patéra, tu Ju ke tu Ajíu Pnéfmatos.<br />

Im Altgriechischen lautet dieser Satz so:<br />

Egó se baptíso en tô onómati tû Patrós, tû Hyiú kai tû Hagíu<br />

Pneumátos.<br />

Zum Abrunden <strong>des</strong> Gesamtbil<strong>des</strong> auch noch auf Latein:<br />

Ego baptiso te in nomine Patris, Filii et Spiritus Sancti.<br />

45


Auch bei den sächlichen Wörtern kommen besonders<br />

unregelmässige Deklinationen vor:<br />

to fos (Licht), tu fotós - ta fóta, ton fóton<br />

to kréas (Fleisch), tu kréatos - ta kréata, ton kreáton<br />

to pir (Feuer), tu pirós - ta pirá, ton pirón<br />

Verschiedene Substantive haben in der Einzahl und Mehrzahl<br />

verschiedene Bedeutungen:<br />

o kafés = der Kaffee<br />

i kafé<strong>des</strong> = die Kaffeesorten<br />

(Gen. tu kafé, Akk. to kafé) (Gen. ton kafédon)<br />

o chrónos (Jahr, Zeit)<br />

i chróni (Gen. ton chrónon) = Zeiten<br />

ta chrónia (Gen. ton chronón) = Jahre<br />

o kapnós (Rauch, Tabak)<br />

i kapní = Rauchschwaden<br />

ta kapná = Tabakwaren,<br />

Tabakerzeugnisse<br />

46


o lógos (Grund, Rede, Wort)<br />

i lógi = Gründe, Reden, Worte<br />

ta lója = Worte, Wörter<br />

o náflos (Fracht, Frachtgeld)<br />

i náfli = Frachten<br />

ta náfla = Frachtbeträge<br />

Ein paar wenige Wörter haben zwar zwei verschiedene<br />

Mehrzahlformen, aber sie haben die gleiche Bedeutung:<br />

o vátos (Brombeerstrauch) - i váti, ta váta<br />

o vráchos (Fels, Klippe)<br />

- i vráchi, ta vráchia<br />

Auch die unbestimmten Artikel werden dekliniert:<br />

Nom. énas ándras miá jinéka éna kéndro<br />

Gen. énos andrós miás jinékas énos kéndru<br />

Dat. s’énan ándra smiá jinéka s’éna kéndro *<br />

Akk. énan ándra miá jinéka éna kéndro<br />

47


* Im Dativ wird der Konsonant „s“, der diesen Kasus anzeigt, in<br />

der Schriftsprache vor „éna“ und „énan“ durch einen Apostroph<br />

getrennt.<br />

Da die neugriechischen Substantive sich von den altgriechischen<br />

mit Ausnahme von denen, die als solche der o- und a-Deklination<br />

bezeichnet werden - siehe in meinem Buch „<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen -, sehr stark unterscheiden, verzichte ich in<br />

diesem Buch auf viele Vergleiche, allerdings mit einer<br />

Ausnahme: Das neugriechische Wort „jinéka“ ist aus dem<br />

Akkusativ von „gyné“ hervorgegangen.<br />

Die altgriechischen Konjugationen lauten in der Einzahl und<br />

Mehrzahl so:<br />

Nom. he gyné<br />

Gen. tês gynaikos<br />

Dat. tê gynaiki<br />

Akk. ten gynaika<br />

hai gynaikes<br />

tôn gynaikôn<br />

tais gynaixín<br />

tas gynaikas<br />

48


Die Eigennamen<br />

Die gleichen Deklinationsendungen wie oben gelten auch für<br />

die Eigennamen:<br />

Nom. o Jórgos (Georg) o Andréas i María i Eléni<br />

Gen. tu Jórgu tu Andréa tis Marías tis Elénis<br />

Dat. sto Jórgo ston Andréa sti María stin Eléni<br />

Akk. to Jórgo ton Andréa ti María tin Eléni<br />

Vok. Jórgo! * Andréa! María! Eléni!<br />

Bei den männlichen Eigennamen auf „-os“ endet der Vokativ<br />

eigentlich immer auf „-e“, aber „Jórgo“ gehört zu den<br />

Ausnahmen. Allerdings gilt es nicht als völlig falsch, wenn<br />

jemandem ein „Jórge“ herausrutscht.<br />

Genauso wie in den meisten romanischen Sprachen - so im<br />

Rätoromanischen mit all seinen Varianten sowie im Italienischen,<br />

Friaulischen, Sardischen, Katalanischen und Portugiesischen -<br />

wird bei den Eigennamen der bestimmte Artikel mitverwendet.<br />

Etwas schwieriger wird es bei den Eigennamen, die schon im<br />

Altgriechischen nicht leicht zu handhaben waren (siehe in<br />

meinem Buch „<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Altgriechischen“):<br />

49


Nom. o Aristóteles o Archimídis i Artemis i Palláda Athiná<br />

Gen. tu Aristótele tu Archimídi tis Artemídos, tis Palládas<br />

tis Artemi Athinás<br />

Dat. ston Aristótele ston Archimídi stin Artemi sti Palláda<br />

Athiná<br />

Akk. ton Aristótele ton Archimídi tin Artemi ti Palláda<br />

Athiná<br />

Vok. Aristótele! Archimídi! wie Nom. wie Nom.<br />

Der altgriechische Name „Artemídos“ kommt noch in der<br />

Kathárevussa vor.<br />

Konstantinos, der eigentlich regelmässig ist, erhält bei<br />

Konstantinopel eine Besonderheit: Es heisst nicht ewa<br />

Konstantinópolis, wie erwartet werden könnte und es mit vielen<br />

Sprachen identisch ist, sondern „Konstantinúpoli“ (Dimotikí) und<br />

„Konstantinúpolis“ (Katharévussa), obwohl der Genitiv<br />

„Konstantínu“ lautet.<br />

In Verbindung mit den Wörtern „kírios“ (Herr) und „kiría“ ist beim<br />

Vokativ besondere Vorsicht geboten, nicht nur weil auch das<br />

erstere in diesem Kasus stehen muss, sondern vor allem auch<br />

<strong>des</strong>halb, weil bei den Familiennamen noch ein Brauch erhalten<br />

geblieben ist, der bis zum antiken Griechenland zurückreicht.<br />

Während der männliche Name ebenfalls im Vokativ steht, muss<br />

der weibliche im Genitiv stehen:<br />

Herr Stefanópulos = o kírios Stefanópulos<br />

Herr Stefanópulos! = kírie Stefanópule!<br />

Frau Stefanópulos = i kiría Stefanopúlu<br />

50


Frau Stefanópulos! = kiría Stefanopúlu!<br />

Das ist darauf zurückzuführen, dass in der Antike der<br />

Familienname der Frau sich wie bei fast allen anderen Völkern<br />

auf den Ehemann bezog, so wie noch heute trotz gewisser<br />

Modernisierungen die Frau überall meistens den Namen <strong>des</strong><br />

Mannes annimmt - und erst recht dann, wenn dieser als etwas<br />

Besonderes gilt, sich also in einer guten Position befindet.<br />

Wenn „kírios“ und „kiría“ mit einem Vornamen allein verbunden<br />

werden, stehen auch hier beide männlichen Wörter im Vokativ:<br />

Herr Jannis = o kírios Jánnis<br />

Frau Elena = i kiría Eléni<br />

Herr Jannis! = kírie Jánni!<br />

Frau Elena! = kiría Eléni!<br />

Wenn man näher miteinander bekannt ist, wird der<br />

Familienname in den Alltagsgesprächen sogar häufig durch<br />

diese Konstruktion ersetzt, sogar wenn dieser bekannt ist.<br />

Ein paar kurze Satzbeispiele:<br />

Ich liebe Maria.<br />

Egó agapó ti María.<br />

Das ist Georgs Haus.<br />

Aftó íne to spíti tu Jórgu.<br />

Bei festen Begriffen wird nicht nur der Eigenname gross<br />

geschrieben:<br />

Jesus Christus ist der Sohn Gottes und der Retter der Welt.<br />

O Jisús Christós íne o Jos tu Theú ke o Sotíras tu kósmu.<br />

Im Altgriechischen lautet der gleiche Satz so:<br />

Ho Jesús Christós estí ho Hyiós tu Theû kai ho Sotér tû kósmu.<br />

51


Der Diminutiv (Die Verkleinerung)<br />

Ähnlich wie in den romanischen Sprachen kommt es vor allem<br />

im mündlichen Sprachgebrauch häufig vor, dass ein Substantiv<br />

oder Eigenname verkleinert wird. Was zum Beispiel im<br />

Italienischen die Endungen „-ino“ und „.ina“, im Spanischen die<br />

Endungen „-ito“ und „-ita“ und im Portugiesischen die Endungen<br />

„-inho“ und „-inha“ sind (Giovannino, Juanito, Joãozinho - casina,<br />

casita, casinha usw.), ist im <strong>Neugriechischen</strong> die Endung „-ákis“<br />

für männliche und „-áki“ für sächliche Wörter.<br />

o ándras - o andrasákis<br />

(Gen. tu andrasáki<br />

to pedí - to pedáki<br />

Gen. tu pedákiu)<br />

Bei „pedí“ wird der letzte Vokal „i“ also buchstäblich verschluckt.<br />

Das Gleiche gilt auch für die Eigennamen:<br />

o Jórgos - o Jorgákis o Andréas - o Andreasákis<br />

(Gen. tu Jorgáki<br />

Gen. tu Andreasáki)<br />

Die weiblichen Eigennamen verwenden die Endungen „-ítsa“<br />

oder „-úla“:<br />

i Eléni - i Elenítsa<br />

(Gen. tis Elenítsas<br />

i Chrísta - i Christúla<br />

Gen. tis Christúlas)<br />

Da die Verwendung <strong>des</strong> Diminutivs für die Fremdsprachigen<br />

etwas heikel ist - vor allem in der Mehrzahl -, gehe ich in diesem<br />

Buch nicht noch näher darauf ein. Hier ist das Adjektiv „mikrós“<br />

(klein), das ich gleich vorstellen werde, viel mehr zu empfehlen.<br />

52


Dieses und jenes<br />

Genauso wie im Altgriechischen weist auch seine<br />

Tochtersprache eine Besonderheit auf, die es in keiner anderen<br />

bekannten Sprache gibt: Zwischen dem eigentlichen<br />

Demonstrativpronomen, wie das hinweisende Fürwort in der<br />

Fachsprache genannt wird, wird vor dem Wort, auf das sich<br />

dieses bezieht, noch der bestimmte Artikel eingeschoben, und<br />

alle drei Wörter werden voll durchdekliniert.<br />

Das sieht bei den zwei meistverwendeten<br />

Demonstrativpronomina „aftós“ (dieser, der hier) und „ekínos“<br />

(jener, der da) so aus:<br />

Nom. dieser Mann diese Frau dieses Kind<br />

aftós o ándras aftí i jinéka * aftó to pedí<br />

Gen. dieses Mannes dieser Frau dieses Kin<strong>des</strong><br />

aftú tu andrós aftís tis jinékas aftú tu pediú<br />

Dat. diesem Mann dieser Frau diesem Kind<br />

s‘aftó to(n) ándra s‘aftí ti jinéka s‘aftó to pedí **<br />

Akk. diesen Mann diese Frau dieses Kind<br />

aftó to(n) ándra aftí ti jinéka aftó to pedí<br />

Nom. diese Männer diese Frauen diese Kinder<br />

aftí i ándres * aftés i jinékes aftá ta pediá<br />

Gen. dieser Männer dieser Frauen dieser Kinder<br />

aftón ton andrón aftón ton jinékon aftón ton pedión<br />

Dat. diesen Männern diesen Frauen diesen Kindern<br />

s’aftés i ándres s’aftés i jinékes s‘aftá ta pediá **<br />

53


Akk. diese Männer diese Frauen diese Kinder<br />

aftés i ándres aftés i jinékes aftá ta pediá<br />

* Hier wird das „i“ zwischen dem Demonstrativpronomen und<br />

dem Substantiv nur geschrieben, aber nicht ausgesprochen, vor<br />

allem nicht in den schnellen Alltagsgesprächen.<br />

** Im Dativ steht auch hier zwischen dem „s“ und dem „a“ (saftó,<br />

saftí, saftés, saftá) in der Schriftsprache immer ein Apostroph:<br />

s’aftó, s’aftí, s’aftés, s’aftá<br />

Neben dem Demonstrativpronomen „ekínos“ (jener, der da) gibt<br />

es auch noch „tútos“, das eigentlich „dieser hier“ bedeutet und<br />

zwischen den beiden anderen steht, aber weniger häufig<br />

vorkommt als diese. Neben „tútos“ usw. kann auch noch „etútos“<br />

usw. verwendet werden, also mit einem „e“ am Wortanfang, doch<br />

das kommt viel weniger vor.<br />

Als selbstständige Wörter können sie genau gleich verwendet<br />

werden wie „aftós“ usw.:<br />

nimm das hier! = páre aftó! = páre túto!<br />

Willst du das hier oder das da? = thélis aftó i ekíno? =<br />

thélis túto i ekíno?<br />

Diese beiden Demonstrativpronomina werden so dekliniert:<br />

Sg. ekínos, ekínu, s‘ekíno, ekíno tútos, tútu, se túto, túto<br />

ekíni, ekínis, s‘ekíni, ekíni túti, tútis, se túti, túti<br />

ekíno, ekínu, s‘ekíno, ekíno túto, tútu, se túto, túto<br />

54


Pl. ekíni, ekínon, s‘ekínus, ekínus<br />

ekínes, ekínon, s’ekínes, ekínes<br />

ekína, ekínon, s’ekína, ekína<br />

túti, túton, (se) tútus<br />

tútes, túton, (se) tútes<br />

túta, túton, (se) túta<br />

Im Genitiv Mehrzahl sind also alle drei Geschlechter identisch.<br />

Wie im Altgriechischen ist es immer noch möglich, das<br />

Demonstrativpronomen auch hinter das Substantiv zu stellen:<br />

dieser Mann<br />

diese Frau<br />

dieses Kind<br />

jener Mann<br />

jene Frau<br />

jenes Kind<br />

aftós o ándras - o ándras aftós<br />

(AG: autós ho anér - ho anér autós)<br />

aftí i jinéka - i jinéka aftí<br />

(AG: auté he gyné - he gyné auté)<br />

aftó to pedí - to pedí aftó<br />

(AG: autó to paidíon - to paidíon autó)<br />

ekínos o ándras - o ándras ekínos<br />

(AG: ekeinos ho anér - ho anér ekeinos)<br />

ekíni i jinéka - i jinéka aftí<br />

(AG: ekeine he gyné - he gyné ekeine)<br />

ekíno to pedí - to pedí ekíno<br />

(AG: ekeino to paidíon - to paidíon ekeino)<br />

Schon im Altertum kam diese Variante aber fast nur in der<br />

Schriftsprache und manchmal noch in der sogenannten<br />

gehobenen Umgangssprache vor. Das zeigt sich heute auch in<br />

den alten Texten der Katharévussa, in denen sie noch gesehen<br />

werden kann, doch in der Dimotikí oder genauer Neodimotikí<br />

kommt sie fast nicht mehr vor.<br />

55


Daneben gibt es auch noch die Demonstrativpronomina „tétios -<br />

tétia - tétio“ usw. (ein solcher, eine solche, ein solches) und<br />

„tósos - tósi - tóso“ usw. (so viel, soviel):<br />

ein solcher Mann = tétios ándras<br />

eine solche Frau = tétia jinéka<br />

ein solches Kind = tétio pedí<br />

so viel Geld = tóso chríma (Einzahl), tósa chrímata (Mehrzahl)<br />

so viele Männer und Frauen = tósi ándres ke jinékes *<br />

so viele Kinder = tósa pediá<br />

Genauso wie in allen anderen Sprachen, in denen zwischen den<br />

Geschlechtern unterschieden wird, kommt auch im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> bei einer Gruppe immer die männliche Variante<br />

zum Zug, sogar wenn auch nur ein einziger kleiner Junge sich<br />

inmitten einer Gruppe von Frauen und Mädchen befindet. Dieses<br />

Denken herrschte schon im Altertum so vor, also auch im<br />

Altgriechischen und Latein und zudem auch in den beiden<br />

semitischen Sprachen Hebräisch und Aramäisch, mit denen das<br />

Alte Testament geschrieben wurde.<br />

Dekliniert werden diese beiden Demonstrativpronomina so:<br />

Sg. tétios, tetíu, stétio, tétio<br />

tétia, tétias, stétia, tétia<br />

tétio, tetíu, stétio, tétio<br />

Pl. tétius, tetíon, stétius, tétius<br />

téties, tetíon, stéties, téties<br />

tétia, tetíon, stétia, tétia<br />

56<br />

tósos, tósu, stóso, tóso<br />

tósi, tósis, stósi, tósi<br />

tóso, tósu, stóso, tóso<br />

tósi, tóson, stósus, tósus<br />

tóses, tóson, stóses, tóses<br />

tósa, tóson, stósa, tósa


Auch hier ist der Genitiv Mehrzahl in allen drei Geschlechtern<br />

identisch. Zu beachten ist, dass der Nominativ Mehrzahl der<br />

männlichen Wörter nicht auf «-i», sondern auf «-u» endet, wenn<br />

nicht die zweitletzte Silbe betont wird.<br />

Zu den Demonstrativpronomina zählen auch „ólos“ usw. und „óli“<br />

usw., die in der Einzahl und Mehrzahl verschiedene<br />

Bedeutungen haben, und zwar „der/die/das ganze“ und „alle“:<br />

Nom. der ganze Mensch das ganze Land das ganze Haus<br />

ólos o ándropos óli i chorá ólo to spíti<br />

Gen. ólu tu andrópu ólis tis chorás ólu tu spítiu<br />

Dat. s’ólo ton ándropo s’óli ti chorá s’ólo to spíti<br />

Akk. ólo ton ándropo óli ti chorá ólo to spíti<br />

Nom. alle Menschen alle Länder alle Häuser<br />

óli i ándropi óles i chorés óla ta spítia<br />

Gen. ólon ton andrópon ólon ton chorón ólon ton spítion<br />

Dat. s’ólus tus ándropus s’óles tis chorés s’óla ta spítia<br />

Akk. ólus tus ándropus óles tis chorés óla ta spítia<br />

57


Die Relativpronomina<br />

Da diese eng mit den Substantiven und den soeben aufgeführten<br />

Demonstrativpronomina zusammenhängen, stelle ich sie schon<br />

hier vor.<br />

Wie sehr sich das Neugriechische von seiner antiken<br />

Muttersprache entfernt hat, zeigt sich auch hier. Von den<br />

altgriechischen Relativpronomina, die in allen drei Geschlechtern<br />

durchdekliniert wurden und immer mit einem Hauchlaut<br />

begannen - siehe in meinem Buch „<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen“ -, ist nichts mehr übriggeblieben, das auch nur<br />

entfernt an diese erinnert.<br />

Im Gegensatz zum Altgriechischen gibt es das Universalwort<br />

„pu“, das bei nicht näheren Angaben immer im Nominativ und<br />

Akkusativ verwendet werden kann und daneben nicht nur „wo“,<br />

sondern auch noch „wohin“ bedeutet. Dabei kann wie im<br />

Deutschen ein Komma verwendet oder wie in den romanischen<br />

Sprachen weggelassen werden, jedenfalls habe ich selber schon<br />

beide Varianten gelesen.<br />

Ursula und Elena sind die Frauen, die Hans lieben.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, pu agapán to Jánni.<br />

Ursula und Elena sind die Frauen, die Hans liebt.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, pu o Jánnis agapái.<br />

Das sind Hans, Ursula und Elena, die ich gestern gesehen habe.<br />

Aftó íne o Jánnis, i Ursula ke i Eléni, pu (egó) ída chtes.<br />

58


Um einen Satz etwas genauer auszudrücken und mögliche<br />

Missverständnisse zu vermeiden, ist es im Akkusativ besser, die<br />

oben vorgestellten bestimmten Artikel immer mitzuverwenden:<br />

Einzahl: ton, ti, to<br />

Mehrzahl: tus, tis, ta<br />

Also: Hans ist der Mann, den Ursula und Elena lieben.<br />

O Jánnis íne o ándras, pu ton i Ursula ke i Eléni agapán.<br />

Das ist die Frau, die Hans sehr liebt.<br />

Aftó íne i jinéka, pu tin o Jánnis agapái polí.<br />

Das ist das Kind, das diese Frau sehr liebt.<br />

Aftó íne to pedí, pu to aftí i jinéka agapái polí.<br />

Das sind die Männer, die wir sehr lieben.<br />

Aftó íne i ándres, pu tus agapáme polí.<br />

Ursula und Elena sind die Frauen, die Hans sehr liebt.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, pu tis o Jánnis agapái.<br />

Das sind die Kinder, die wir sehr lieben.<br />

Aftó íne ta pediá, pu ta agapáme polí.<br />

Diese Erwähnung ist auch ein guter Übergang zum Genitiv und<br />

Dativ, wo diese Konstruktion immer notwendig ist. Die<br />

Relativwörter lauten dort so:<br />

59


Genitiv: pu … tu, pu … tis (Einzahl) - pu … tus (Mehrzahl)<br />

Dativ : pu … tu, pu … tis (Einzahl) - pu tus (Mehrzahl)<br />

In der Einzahl sind diese beiden Kasus also identisch, während<br />

in der Mehrzahl die entsprechenden Substantive<br />

dazwischenstehen müssen:<br />

Genitiv<br />

Das ist die Frau, deren Bruder Ursula und Elena liebt.<br />

Aftó íne i jinéka, pu o adelfós tu agapái tin Ursula ke tin Eléni.<br />

Das ist der Mann, <strong>des</strong>sen Schwester Hans liebt.<br />

Aftó íne o ándras, pu i adelfí tis agapái to Jánni.<br />

Das sind die Frauen, deren Brüder wir sehr lieben.<br />

Aftó íne i jinékes, pu i adelfí tus agapáme polí.<br />

Das sind die Männer, deren Kinder hier singen.<br />

Aftó íne i ándres, pu ta pediá ta tragudán edó.<br />

Dativ<br />

Das ist der Mann, dem ich das Buch gegeben habe.<br />

Aftó íne o ándras, pu tu édossa to vivlío.<br />

60


Das ist die Frau, der ich dieses Worte gesagt habe.<br />

Aftó íne i jinéka, pu tis ípa aftús tus lógus.<br />

Ursula und Elena sind die Frauen, denen Hans alles gibt.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, pu tus o Jánnis díni óla.<br />

Etwas schwieriger wird es, wenn noch eine Präposition bzw. ein<br />

Verhältniswort dazukommt:<br />

Das ist der Mann, mit dem sie jeden Tag geht.<br />

Aftó íne o ándras, pu pigéni me aftón káthe méra.<br />

Das ist die Frau, mit der er jeden Tag geht.<br />

Aftó íne i jinéka, pu pigéni me aftí káthe méra.<br />

Das sind die Männer, mit denen diese Frauen gehen.<br />

Aftó íne i ándres, pu pigénun me aftús i jinékes.<br />

Das sind die Frauen, mit denen diese Männer gehen.<br />

Aftó íne i jinékes, pu pigénun me aftés i ándres.<br />

Da diese Konstruktionen für die Fremdsprachigen nicht einfach<br />

zu meistern sind, empfiehlt sich für solche Sätze mehr die zweite<br />

mögliche Variante, die fast nur in der Schriftsprache vorkommt.<br />

Diese wird zwar in allen drei Geschlechtern durchdekliniert, aber<br />

sie stammt nicht direkt vom Altgriechischen ab.<br />

Die Tabelle sieht so aus:<br />

61


Einzahl:<br />

Nom. o opíos i opía to opíon<br />

Gen. tu opíu tis opías tu opíu<br />

Dat. ston opíon stin opían sto opío<br />

Akk. ton opíon tin opían to opío<br />

Nom. i opíi i opíes ta opía<br />

Gen. ton opíon ton opíon ton opíon<br />

Dat. stus opíus stis opíes sta opía<br />

Akk. tus opíus tis opíes ta opía<br />

Die beiden «i» im männlichen Mehrzahlwort werden zwar<br />

getrennt ausgesprochen, aber ohne Knacklaut dazwischen.<br />

Die obigen Beispielsätze können also auch so wiedergegeben<br />

werden:<br />

Ursula und Elena sind die Frauen, die Hans lieben.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, i opíes agapán to Jánni.<br />

Ursula und Elena sind die Frauen, die Hans liebt.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, tis opíes o Jánnis agapái.<br />

Das ist der Mann, dem ich das Buch gegeben habe.<br />

Aftó íne o ándras, ston opíon édossa to vivlío.<br />

62


Das ist die Frau, der ich diese Worte gesagt habe.<br />

Aftó íne i jinéka, stin opían ípa aftús tus lógus.<br />

Ursula und Elena sind die Frauen, denen Hans alles gibt.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, stis opíes o Jánnis díni óla.<br />

Das ist der Mann, mit dem diese Frau jeden Tag geht.<br />

Aftó íne o ándras, me ton opíon afti i jinéka pigéni káthe méra.<br />

Das ist die Frau, mit der dieser Mann jeden Tag geht.<br />

Aftó íne i jinéka, me tin opían aftós o ándras pigéni káthe méra.<br />

Das sind die Männer, mit denen diese Frauen gehen.<br />

Aftó íne i ándres, me tus opíus aftés i jinékes pigénun.<br />

Das sind die Frauen, mit denen diese Männer gehen.<br />

Aftó íne i ándres, me tis opíes aftés i ándres pigénun.<br />

Das ist das Kind, mit dem ich singe.<br />

Aftó íne to pedí, me to opío tragudó.<br />

Das sind die Kinder, mit denen wir singen.<br />

Aftó íne ta pediá, me ta opía tragudáme.<br />

63


Ursula und Elena sind die Frauen, für die Hans alles tut.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes, ja tis opíes o Jánnis káni óla.<br />

Die Adjektive (Eigenschaftswörter)<br />

Wer Altgriechisch gelernt hat und sich noch daran erinnert, wie<br />

viele unregelmässige Adjektive dort vorkommen, darf hier<br />

erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass in seiner<br />

Nachfolgesprache fast alles regelmässig ist. Dabei wird<br />

zwischen zwei Hauptgruppen unterschieden, was sich vor allem<br />

bei den männlichen und weiblichen Varianten ausdrückt:<br />

gut<br />

= Sg. kalós (m.), kalí (f.), kaló (s.)<br />

Pl. kalí (m.), kalés (f.), kalá (s.)<br />

reich = Sg. plúsios (m.), plúsia (f.), plúsio (s.)<br />

Pl. plúsius (m.), plúsies (f.), plúsia (s.)<br />

Der entscheidende Unterschied liegt bei den männlichen<br />

Wörtern in der Mehrzahl also zwischen „-i“ (kalí) und „-us“<br />

(plúsius) bzw. bei den weiblichen Wörtern in der Einzahl<br />

zwischen „-i“ (kalí) und „-a“ (plúsia).<br />

Achtung: kalí = Sg. f. + Pl. m. plúsia = Sg. f. + Pl. s.<br />

Die meisten Adjektive gehören zur ersten bzw. oberen Gruppe;<br />

zudem gibt es ein paar wenige, die in allen drei Geschlechtern<br />

unveränderlich sind:<br />

bes = beige („mpes“ geschrieben)<br />

ble = blau („mple“ geschrieben)<br />

64


Die vollständigen Deklinationen sehen so aus:<br />

Nom. der gute Mann die gute Frau das gute Kind<br />

o kalós ándras i kalí jinéka to kaló pedí<br />

Gen. <strong>des</strong> guten Mannes der guten Frau <strong>des</strong> guten Kin<strong>des</strong><br />

tu kalú andrós tis kalís jinékas tu kalú pediú<br />

Dat. dem guten Mann der guten Frau <strong>des</strong> guten Kin<strong>des</strong><br />

sto kaló ándra sti kalí jinéka sto kaló pedí<br />

Akk. den guten Mann die gute Frau das gute Kind<br />

to kaló ándra ti kalí jinéka to kaló pedí<br />

Nom. die guten Männer die guten Frauen die guten Kinder<br />

i kalí ándres i kalés jinékes ta kalá pediá<br />

Gen. der guten Männer der guten Frauen der guten Kinder<br />

ton kalón andrón ton kalón jinékon ton kalón pedión<br />

Dat. den guten Männern den guten Frauen den guten Kindern<br />

stus kalús ándres stis kalés jinékes sta kalá pediá<br />

Akk. die guten Männer die guten Frauen die guten Kinder<br />

tus kalús ándres tis kalés jinékes ta kalá pediá<br />

In dieser Adjektiv-Gruppe wird die altgriechische Vokativendung<br />

„-e“, die auch das Latein und als einzige Tochtersprache das<br />

Rumänische aufweisen, immer noch verwendet:<br />

o (du) Guter! = o kalé!<br />

(Lat. o bone! - Rum. o bune!)<br />

Das gilt für alle Verben, bei denen die männlichen Varianten im<br />

Nominativ Einzahl auf einem betonten „-os“ enden.<br />

65


Die Deklinationen der zweiten Hauptgruppe sehen so aus:<br />

Nom. der reiche Mann die reiche Frau das reiche Kind<br />

o plúsios ándras i plúsia jinéka to plúsio pedí<br />

Gen. <strong>des</strong> reichen Mannes der reichen Frau <strong>des</strong> reichen K.<br />

tu plusíu ándra tis plúsias jinékas tu plusíu pediú<br />

Dat. dem reichen Mann der reichen Frau dem reichen K.<br />

sto plúsio ándra sti plúsia jinéka sto plúsio pedí<br />

Akk. den reichen Mann die reiche Frau das reiche Kind<br />

to plúsio ándra ti plúsia jinéka to plúsio pedí<br />

Nom. die reichen Männer die reichen Frauen die reichen K.<br />

i plúsius ándres i plúsies jinékes ta plúsia pediá<br />

Gen. der reichen Männer der reichen Frauen der reichen K.<br />

ton plúsion ándron ton plúsion jinékon ton plúsion<br />

pedión<br />

Dat. den reichen Männern den reichen Frauen den reichen K.<br />

stus plúsius ándres stis plúsies jinékes sta plúsia pediá<br />

Akk. die reichen Männer die reichen Frauen die reichen K.<br />

tus plúsius ándres tis plúsies jinékes ta plúsia pediá<br />

In dieser Adjektiv-Gruppe ist der männliche Vokativ der Einzahl<br />

mit dem Nominativ identisch.<br />

Das gilt auch für die Gruppe von Adjektiven, bei denen die<br />

männlichen Varianten im Nominativ Einzahl auf einem betonten<br />

„-is“ enden, zum Beispiel diese vier Adjektive:<br />

66


apsís = scharf fardís = breit makrís = weit varís = schwer<br />

Die Deklination von „apsís“ lautet so:<br />

Einzahl:<br />

Mehrzahl:<br />

N: apsís apsiá apsí apsii apsiés apsiá<br />

G: apsiú apsiás apsiú apsión apsión apsión<br />

D: s’apsí s’apsiá s’apsí s’apsiús s’apsiés s’apsiá<br />

A: apsí apsiá apsí apsiús apsiés apsiá<br />

Bei den Adjektiven, bei denen die männlichen Varianten im<br />

Nominativ Einzahl auf einem unbetonten „-is“ enden, laufen die<br />

Deklinationen zum Teil anders, zum Beispiel bei „tempélis“ (faul):<br />

Einzahl:<br />

N: tempélis tempéla tempéliko<br />

G: tempéli tempélas tempéliku<br />

D: stempéli stempéla stempéliko<br />

A: tempéli tempéla tempéliko<br />

Mehrzahl:<br />

N: tempéli<strong>des</strong> tempéles tempélika<br />

G: tempélidon tempélidon tempélidon<br />

D: stempéli<strong>des</strong> stempéles stempélika<br />

A: tempéli<strong>des</strong> tempéles tempélika<br />

Zu dieser kleinen Gruppe gehören auch diese Adjektive:<br />

67


arrostiáris = kränklich effiáltis = hinterhältig, verräterisch *<br />

griniáris = nörglerisch pismatáris = trotzig<br />

sguromállis = kraushaarig triantáris = dreissigjährig<br />

* Dieses Wort stammt nach der Überlieferung vom Verräter<br />

Effialtes ab, der im Jahr 480 vor Christus bei der legendären<br />

Schlacht bei den Thermopylen den persischen Invasoren einen<br />

bisher verdeckten Ziegenpfand gezeigt hat, über den die Perser<br />

mit einem Teil ihrer Armee den letzten noch verbliebenen<br />

Spartanern, die ursprünglich 300 Mann zählten, in den Rücken<br />

fallen konnten.<br />

Ein paar Adjektive haben die weibliche Endung „-issa“:<br />

levéntis - levéntissa - levéntiko schlank und stark<br />

makarítis - makarítissa - makarítiko selig<br />

sakátis - sakátissa - sakátiko<br />

verkrüppelt<br />

Schliesslich gibt es eine weitere kleine Gruppe, bei denen die<br />

männlichen Varianten im Nominativ Einzahl auf einem betonten<br />

„-as“ und die weiblichen auf einem betonten „-u“ enden:<br />

glossás - glossú - glossádiko<br />

ipnarás - ipnarú - ipnarádiko<br />

geschwätzig<br />

schläfrig, schlafsüchtig<br />

Dekliniert werden diese zwei Adjektive wie „tempélis“.<br />

Als Letztes gibt es noch heute ein paar wenige Adjektive, deren<br />

altgriechische Herkunft noch deutlicher als alle anderen ist. Es<br />

68


sind solche, bei denen nicht nur die sächlichen, sondern auch die<br />

männlichen und zum Teil sogar die weiblichen Wörter auf einem<br />

„n“ enden. Dabei gibt es zwei Untergruppen.<br />

a) Zur ersten Untergruppe gehören diese fünf Adjektive:<br />

endiaféron = interessant<br />

parelthón = vergangen<br />

parón = anwesend méllon = zukünftig<br />

apón<br />

= abwesend<br />

Für „zukünftig“ gibt es auch noch das regelmässige Wort<br />

„mellontikós“ (mellontikí, mellontikón).<br />

Die Deklination sieht bei „endiaféron“, dem schwierigsten<br />

Adjektiv in dieser Gruppe, so aus:<br />

Einzahl:<br />

N: endiaféron endiaférusa endiaféron<br />

G: endiaférontos endiaférusas, endiaférontos<br />

endiaferúsis<br />

D: s’endiaféronta s’endiaférusa(n) s‘endiaféron<br />

A: endiaféronta endiaférusa(n) endiaféron<br />

Mehrzahl:<br />

N: endiaférontes endiaféruse, * endiaféronta<br />

endiaféruses<br />

G: endiaferónton ** endiaferusón ** endiaferónton **<br />

D: s’endiaférontas, s’endiaferúsas, s’endiaféronta<br />

s’endiaférontes s’endiaferúses<br />

69


A: endiaférontas, endiaferúsas, endiaféronta<br />

endiaférontes<br />

endiaferúses<br />

* Die Endung „-e“ wird «-ai» geschrieben.<br />

** Auch hier findet im Genitiv Mehrzahl eine Verschiebung der<br />

betonten Silbe nach hinten statt.<br />

b) Zur zweiten Untergruppe gehören diese drei Adjektive:<br />

efgnómon = dankbar disidémon = abergläubisch *<br />

megalófron = grossmütig, hochmütig<br />

* Das „e“ wird „ai“ geschrieben. Das Wort „Dämon“, das sich<br />

daraus entwickelt hat, kann leicht erkannt werden.<br />

Für „grossmütig“ gibt es auch noch das Wort „jenneódoros“<br />

(geschrieben: gennaiódoros) und für „hochmütig“ auch noch das<br />

Wort „ajérochos“ (geschrieben: agérochos). Auch diese beiden<br />

werden regelmässig dekliniert.<br />

Die Deklination sieht bei „evgnómon“ so aus:<br />

Einzahl:<br />

Mehrzahl:<br />

N: evgnómon (m.+f.), evgnómones (m.+f.),<br />

evgnómon (s.) * evgnómona (s.)<br />

G: evgnómonos evgnomónon<br />

(m.+f.+s.)<br />

(m.+f.+s.)<br />

70


D: s’evgnómona (m.+f.), s’evgnómones (m.+f.),<br />

s’evgnómon (s.) s’evgnómona (s.)<br />

A: evgnómona (m.+f.), evgnómones (m.+f.),<br />

evgnómon (s.)<br />

evgnómona (s.)<br />

Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass hier das<br />

letzte „o“ im männlichen und weiblichen Geschlecht mit einem<br />

Omega geschrieben wird, während im sächlichen Geschlecht<br />

das Omikron zum Zug kommt. Das gilt auch beim oben näher<br />

vorgestellten Adjektiv „endiaféron“ (interessant). Da diese beiden<br />

Vokale gleich ausgesprochen und in der lateinischen Umschrift<br />

auch noch gleich geschrieben werden, gehe ich in diesem Buch<br />

nur dort, wo es mir notwendig scheint, näher darauf ein.<br />

Wenigstens kann der Hinweis helfen, dass das letzte „o“ im<br />

Genitiv Mehrzahl bei allen Geschlechtern und in allen Wörtern<br />

mit einem Omega geschrieben wird.<br />

Da die neugriechischen Adjektive zu mehr als neunzig Prozent<br />

zu den beiden ganz oben erwähnten Deklinationen gehören, bei<br />

denen die männlichen Endungen im Nominativ Einzahl „-os“ oder<br />

„-as“ lauten - wobei die erstere eindeutig überwiegt -, spielen all<br />

diese Unterschiede für die Fremdsprachigen keine grosse Rolle;<br />

sie können sich auch ohne diese paar exklusiven Adjektive gut<br />

verständigen. Es ist jedoch wichtig, von der Existenz der anderen<br />

wenigstens zu wissen. Im Vergleich zum Altgriechischen, wo es<br />

von denen nur so wimmelt, sind diese heute direkt leicht zu<br />

meistern.<br />

71


Wichtige Adjektive<br />

Hier führe ich eine kleine Liste der wichtigsten Adjektive auf, die<br />

Gegensätze ausdrücken, wobei ich mich auf die männlichen<br />

Varianten beschränke. Die häufigsten Varianten stehen<br />

unabhängig von der alfabetischen Reihenfolge ganz oben und<br />

werden durch ein Semikolon bzw. durch einen Strichpunkt von<br />

den anderen getrennt aufgeführt:<br />

billig ftinós; teuer akrivós;<br />

anilikrinís,<br />

eftilís<br />

dapanirós<br />

breit fardís; schmal stenós;<br />

evdís,<br />

platís<br />

dünn is’chnós; * dick piknós;<br />

adínatos,<br />

areós,<br />

is’chnós, *<br />

lignós<br />

periorisménos<br />

chondrós,<br />

ilíthios,<br />

pachilós,<br />

tholós<br />

ehrlich tímios; unehrlich átimos;<br />

adiávlitos,<br />

éntimos<br />

anéntimos,<br />

dólios<br />

fleissig epimelís; faul tempélis;<br />

ergatikós,<br />

filóponos<br />

oknirós<br />

72


froh, fröhlich charúmenos; traurig lipiménos;<br />

efcharistiménos,<br />

pericharís<br />

áthimos,<br />

kathifís,<br />

lipirós,<br />

pikraménos<br />

gerecht díkeos; ungerecht ádikos<br />

dikeolojiménos<br />

orthós<br />

gescheit, éxipnos; blöd, anóitos;<br />

klug epitídios dumm chasós,<br />

ilíthios,<br />

kutós,<br />

sachlós<br />

geschickt epidéxios; ungeschickt adéxios;<br />

epitídios<br />

anepitídios<br />

gesund ijís krank árostos; **<br />

asthenís,<br />

kakós<br />

glaubhaft, axiópistos; unglaubhaft, apísteftos<br />

glaubwürdig pisteftós, unglaubwürdig<br />

pistós<br />

gläubig pistós; ungläubig ápistos;<br />

émpistos,<br />

pistévontas<br />

díspistos<br />

glücklich eftichisménos traurig wie oben<br />

73


gross megálos; klein mikrós;<br />

axiólogos,<br />

lígos,<br />

chondrós,<br />

mikroprepís,<br />

megalósomos,<br />

mikrústikos,<br />

mégas<br />

olígos<br />

gut kalós; schlecht kakós<br />

agathós<br />

hart sklirós; weich malakós;<br />

chalepós,<br />

apalós<br />

dískolos,<br />

drimís,<br />

statherós,<br />

strifnós<br />

heiss sestós; kalt kríos;<br />

kafstikós,<br />

psíchos,<br />

kafterós,<br />

psichrós<br />

kaftós,<br />

thermós<br />

hell lamprós; dunkel, skótos;<br />

anichtós, finster mavriderós,<br />

lamperós<br />

melachrinós,<br />

melapsós,<br />

skotinós,<br />

skúros<br />

74


hoch psilós; tief vathís<br />

éxochos<br />

hübsch arketós; hässlich ás’chimos;<br />

charitoménos,<br />

kakokamómenos<br />

éfmorfos,<br />

geneódoros,<br />

genneódoros,<br />

kompsós,<br />

nóstimos,<br />

ómorfos,<br />

oréos,<br />

simantikós,<br />

interessant endiaféron langweilig aniarós;<br />

ochlirós<br />

jung néos; alt paleós;<br />

nearós<br />

chrónios,<br />

ilikioménos,<br />

jérikos,<br />

jerontikós<br />

kräftig, stark is’chirós; * schwach adínamos;<br />

dinatós,<br />

adínatos<br />

jerós,<br />

romaléos<br />

75


lang makrís; kurz mikrós;<br />

chrónios,<br />

ellipís,<br />

mákros<br />

kontós,<br />

vrachís<br />

lauwarm chliarós kühl droserós;<br />

apathís,<br />

atárachos,<br />

psýchremos,<br />

psychrós<br />

lebendig sontanós; tot nekrós;<br />

émvios,<br />

apólitos,<br />

soirós<br />

chamós,<br />

pethaménos,<br />

psófios,<br />

svisménos<br />

leicht elafrós; schwer dískolos<br />

(Arbeit)<br />

(Arbeit)<br />

leicht elafrós schwer varís<br />

(Gewicht)<br />

(Gewicht)<br />

lieb agapitós; bös kakós<br />

akrivós<br />

mager leptós; fett pachís;<br />

is’chnós, *<br />

liparós,<br />

lijerós<br />

páchos<br />

76


mutig tharraléos; feige dilós;<br />

átromos,<br />

ánandros,<br />

jennéos<br />

átimos<br />

nahe kontinós; weit makrinós;<br />

stenós<br />

apomakrisménos<br />

reif órimos faul sápios<br />

(Frucht)<br />

sauber katharós; dreckig, vrómikos<br />

alérotos,<br />

schmutzig<br />

pastrikós<br />

schnell grígoros; langsam argós;<br />

ásotos,<br />

vradís<br />

stereós,<br />

tachís<br />

schön oréos; hässlich ás’chimos;<br />

ómorfos,<br />

kakokamómenos<br />

panemorfós<br />

süss glikós bitter pikrós;<br />

pajerós<br />

süss glikós sauer xinós;<br />

stipsós<br />

trocken xirós; nass vregménos<br />

ánidros,<br />

stegnós, xerós<br />

77


warm sestós; kalt kríos;<br />

thermós<br />

psíchos,<br />

psichrós<br />

* In der Schriftsprache wird hier im griechischen Alphabet kein<br />

Apostroph verwendet.<br />

** Dieses Wort wird mit zwei „r“ geschrieben, aber wie ein „r“<br />

ausgesprochen.<br />

Natürlich gibt es dort, wo verschiedene Adjektive vorkommen,<br />

auch verschiedene Nuancen, zum Beispiel bei „tot“, wo<br />

„pethaménos“ auch „verschieden“ und „svisménos“ auch<br />

„augelöscht“ bedeuten, aber für die Fremdsprachigen genügt es,<br />

die jeweils obersten Varianten zu kennen.<br />

Die Farben<br />

azurblau<br />

galanós<br />

beige bes (unveränderlich) *<br />

blau ble (unveränderlich) *<br />

bläulich<br />

galasopós<br />

braun<br />

kafé (unveränderlich)<br />

bräunlich<br />

kafé<br />

bronzefarben<br />

chálkino chróma (chróma = Farbe)<br />

dunkelblau<br />

skúros ble<br />

dunkelbraun<br />

skúros kafé, mavís<br />

78


dunkelgelb<br />

dunkelgrau<br />

dunkelgrün<br />

dunkelrot<br />

gelb<br />

gelblich<br />

golden<br />

goldfarben<br />

goldgelb<br />

goldig<br />

grau<br />

gräulich<br />

grün<br />

grünlich<br />

hellblau<br />

hellbraun<br />

hellgelb<br />

hellgrau<br />

hellgrün<br />

hellrot<br />

himmelblau<br />

immergrün<br />

kaffeebraun<br />

karminrot<br />

skúros kítrinos<br />

skúros nkri<br />

skúros prásinos<br />

skúros kókkinos<br />

kítrinos<br />

kitrinopós<br />

chrisafénios<br />

chrisó chróma<br />

chrisós kítrinos, chrisafís<br />

charitoménos<br />

nkri (unveränderlich)<br />

nkrisopós<br />

prásinos<br />

prasinopós<br />

galásios<br />

anichtós kafé<br />

anichtós kítrinos<br />

anichtós nkri<br />

anichtós prásinos<br />

anichtós kókkinos<br />

ble tu uranú<br />

aithalís<br />

kafetís<br />

katakókkinos<br />

79


kobaltblau<br />

lila<br />

orange<br />

pechschwarz<br />

pink<br />

rosa, rosarot<br />

rot<br />

rötlich<br />

schneeweiss<br />

schwarz<br />

schwärzlich<br />

silbern<br />

silbrig<br />

ultramarinblau<br />

violett<br />

weiss<br />

weisslich<br />

zimtfarben<br />

ble tu kovaltíu<br />

lulakís, mov (unveränderlich)<br />

portokalóchrus<br />

katámavros<br />

ros (unveränderlich)<br />

ros<br />

kókkinos<br />

ipérithros<br />

chionáti (unveränderlich)<br />

mávros<br />

mavriderós<br />

asimí chróma<br />

arjiroidís<br />

ble tis ipermarínas<br />

violéta (unveränderlich), menexedís<br />

áspros, lefkós<br />

ipólefkos<br />

chóma kanélas, kanelís<br />

* Diese beiden Wörter werden „mpes“ und „mple“ geschrieben.<br />

Bei Zusammensetzungen stehen beide Adjektive einfach<br />

hintereinander:<br />

grünrot<br />

rotgrün<br />

usw.<br />

prásinos kókkinos<br />

kókkinos prásinos<br />

80


Die Steigerung der Adjektive<br />

Hier sind die Gegensätze zwischen der Dimotikí und der<br />

Katharévussa, die sich ansonsten vor allem im Wortschatz<br />

zeigen, besonders stark ausgeprägt. Während in der ersteren<br />

fast ausschliesslich die Varianten mit „piós“ und „o piós“ usw.<br />

verwendet werden, kommen in der letzteren immer noch die vom<br />

Altgriechischen stammenden „-óteros“ und „-ótatos“ usw. zum<br />

Zug. Allerdings ist dort auch die neusprachliche Variante oft zu<br />

hören, ja, sie wird manchmal sogar geschrieben.<br />

Das Muster lautet im Nominativ so:<br />

Deutsch gut besser der/die/das beste<br />

Dimotikí kalós, pió kalós o pió kalós,<br />

kalí pió kalí i pió kalí,<br />

kaló pió kaló to pió kaló<br />

Katharévussa wie oben kalíteros, kalítatos,<br />

kalítera,<br />

kalítero<br />

kalítata,<br />

kalítato<br />

Zu beachten ist bei der Katharévussa-Variante die weibliche<br />

Endung auf „-a“.<br />

Daneben gibt es im Superlativ noch eine gemischte Variante mit<br />

der Formel „Bestimmter Artikel + Komparativ“, die aber auch<br />

noch einen Komparativ ausdrückt:<br />

o kalíteros, i kalítera, o kalíteron = der/die/das bessere,<br />

der/die/das beste<br />

81


In der Fachsprache wird die Umschreibung mit „pió“ als<br />

analytische Steigerung bezeichnet, während die mit der Endung<br />

„-teros“ usw. als synthetische Steigerung gilt.<br />

Um „am besten“ auszudrücken, wird die sächliche Variante<br />

verwendet, vor der dann „pará polí“ stehen müssen:<br />

pará polí kaló<br />

Locker übersetzt kann der Ausdruck „pará polí“ mit „ganz<br />

besonders“ wiedergegeben werden. Es entspricht dem, was in<br />

der Fachsprache als absoluter Superlativ bezeichnet wird. Der<br />

Unterschied kann besonders in den romanischen Sprachen gut<br />

gesehen werden, zum Beispiel im Italienischen:<br />

schön = bello, schöner = più bello, der schönste = il più bello<br />

der (aller)schönste = il bellissimo, am schönsten = bellissimo<br />

Sowohl im Altgriechischen als auch im Latein oder genauer im<br />

klassischen Schriftlatein - im Gegensatz zum Vulgärlatein, siehe<br />

in meinem Buch „<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Vulgärlateins“ - gab es die heute<br />

übliche analytische Steigerung nicht, der absolute Superlativ war<br />

also die einzige Superlativform. So sieht im Latein die Steigerung<br />

von „bonus“ gut so aus:<br />

gut - besser - der/die beste, das beste<br />

bonus, bona, bonum - melior (m.+f.), melius (s.) -<br />

am besten = optime<br />

optimus, optima, optimum<br />

Im Gegensatz zum Altgriechischen, in der bei der Steigerung das<br />

82


Adjektiv „agathós“ für „gut“ sowohl im Komparativ als auch im<br />

Superlativ je drei verschiedene Varianten aufweist - siehe in<br />

meinem Buch „<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Altgriechischen“ -, hat im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> auch in diesem Bereich eine Verschlankung<br />

stattgefunden. Allerdings kann in Katharévussa-Texten auch<br />

noch die davon beeinflusste Variante „kalítata“ gesehen werden.<br />

Da die Deklinationsendungen die gleichen wie die oben bereits<br />

aufgeführten sind, verzichte ich hier auf entsprechende Tabellen,<br />

aber ich führe noch ein paar andere Steigerungsformen auf, die<br />

vor allem in der Katharévussa-Variante zum Teil unregelmässig<br />

sind:<br />

gross grösser der/die/das grösste<br />

megálos megalíteros megalítatos<br />

megáli megalítera megalítata<br />

megálo megalítero megalítatos<br />

klein kleiner der/die/das kleinste<br />

mikrós mikróteros mikrótatos<br />

mikrí mikrótera mikrótata<br />

mikró mikrótero mikrótato<br />

schlecht schlechter der/die/das schlechteste<br />

kakós chiróteros chíristos<br />

kakí chirótera chíristi<br />

kakó chirótero chíristo<br />

83


alt älter der/die/das älteste<br />

jéros jerontóteros -<br />

jéra jerontótera -<br />

jéron jerontótero -<br />

jung jünger der/die/das jüngste<br />

néos neóteros neótatos<br />

néa neótera neótata<br />

néo neótero neótato<br />

reich reicher der/die/das reichste<br />

plúsios plusióteros plusiótatos<br />

plúsia plusiótera plusiótata<br />

plúsio plusiótero plusiótato<br />

schön schöner der/die/das schönste<br />

oréos oreóteros oreótatos<br />

oréa oreótera oreótata<br />

oréo oreótero oreótato<br />

hoch höher der/die/das höchste<br />

psilós psilóteros psilótatos<br />

psilí psilótera psilótata<br />

psiló psilótero psilótato<br />

84


kurz kürzer der/die/das kürzeste<br />

kontós kontóteros kontótatos<br />

kontí kontótera kontótata<br />

kontó kontótero kontótato<br />

kurz kürzer der/die/das kürzeste<br />

síntomos sintomóteros sintomótatos<br />

síntomi sintomótera sintomótata<br />

síntomo sintomótero sintomótato<br />

stark stärker der/die/das stärkste<br />

dinatós dinatóteros dinatótatos<br />

dinatí dinatótera dinatótata<br />

dinató dinatótero dinatótato<br />

einfach einfacher der/die/das einfachste<br />

aplós aplósteros, aplóstatos,<br />

aplústeros aplústatos<br />

aplí aplístera, aplístata,<br />

aplústera<br />

aplústata<br />

apló aplóstero, aplóstato,<br />

aplústero<br />

aplústato<br />

85


schwer schwerer der/die/das schwerste<br />

varís varíteros varítatos<br />

variá varítera varítata<br />

varí varítero varítato<br />

fett fetter der/die/das fetteste<br />

pachís pachíteros pachítatos<br />

pachiá pachítera pachítata<br />

pachí pachítero pachítato<br />

klar klarer der/die/das klarste<br />

safís safésteros saféstatos<br />

safiá saféstera saféstata<br />

safí saféstero saféstato<br />

bedeutsam bedeutsamer der/die/das bedeutsamste<br />

simantikós simantikóteros simantikótatos<br />

simantikí simantikótera simanikótata<br />

simantikó simantikótero simantikótato<br />

Die meisten Komparative und Superlative werden in der<br />

Wortmitte mit einem Omikron geschrieben. Zu den wenigen<br />

Ausnahmen, die ein Omega enthalten, gehören auf dieser Liste<br />

diese:<br />

neóteros, sintomóteros, dinatóteros<br />

86


Allerdings kann das letztgenannte auch mit einem Omikron<br />

geschrieben werden.<br />

Zu beachten ist, dass die weiblichen Adjektive, die auf einem „a“<br />

enden, sich im Komparativ und Superlativ ebenfalls nach der<br />

männlichen Variante richten:<br />

plúsia - plusiótera<br />

pachiá - pachítera<br />

variá - varítera<br />

safiá - saféstera<br />

Das letztgenannte (safiá), gehört zu den wenigen Ausnahmen,<br />

bei denen auch die männlichen und sächlichen<br />

Steigerungswörter unregelmässig gebildet werden.<br />

Für das deutsche „als“ wird „apó“ verwendet und für „wie“ sind<br />

bei einem Vergleich sowohl „ópos“ (das zweite „o“ mit einem<br />

Omega geschrieben) als auch „san“ möglich.<br />

Noch ein paar Beispielsätze:<br />

Griechenland ist grösser als die Schweiz, aber kleiner als<br />

Deutschland.<br />

I Eláda íne pió megáli apó tin Elvetía, allá/ómos pió mikrí apó ti<br />

Jermanía.<br />

I Eláda íne megalítera apó tin Elvetía, allá/ómos mikrótera apó ti<br />

Jermanía.<br />

Auch bei „ómos“ wird das zweite „o“ mit einem Omega<br />

geschrieben.<br />

87


Polen ist so gross wie Deutschland.<br />

I Polonía íne étsi megáli ópos i Jermanía.<br />

I Polonía íne étsi megáli san i Jermanía.<br />

Russland ist das grösste Land der Welt.<br />

I Rossía íne i pió megáli chará tu kósmu.<br />

I Rossía íne i megalítera chará tu kósmu.<br />

I Rossía íne i megalítata chará tu kósmu.<br />

Gott ist der grösste von allen.<br />

O Theós íne o pió megálos ex ólon.<br />

O Theós íne o megalíteros ex ólon.<br />

O Theós íne o megalítatos ex ólon.<br />

Jesus Christus war der weiseste aller Menschen.<br />

O Jisús Christós ítan o pió sofós ólon ton andrópon.<br />

O Jisús Christós ítan o sofóteros ólon ton andrópon.<br />

O Jisús Christós ítan o sofótatos ólon ton andrópon.<br />

Ursula ist grösser als Elena, aber Elena ist viel stärker.<br />

I Ursula íne pió megáli apó tin Eléni, allá/ómos i Eléni íne polí pió<br />

dinatí.<br />

I Ursula íne megalítera apó tin Eléni, allá/ómos i Eléni íne polí<br />

dinatótera.<br />

88


Ursula und Elena sind viel grösser als Hans, aber beide lieben<br />

ihn.<br />

I Ursula ke i Eléni íne polí pió megáles apó to Jánni, allá/ómos i<br />

dío ton agapán.<br />

I Ursula ke i Eléni íne polí megalíteres apó to Jánni, allá/ómos i<br />

dío ton agapán.<br />

Anstelle von „dío“ (zwei) kann auch „dió“ gesagt werden.<br />

Im Zweifelsfall ist die Variante mit „pió“ immer zu empfehlen, aber<br />

es ist wichtig, die direkt vom Altgriechischen stammenden<br />

Varianten, die heute fast nicht mehr zu hören sind, wenigstens<br />

zu kennen. Die Katharévussa ist als offizielle Lan<strong>des</strong>sprache<br />

zwar schon im Jahr 1976 abgeschafft worden - also nur zwei<br />

Jahre nach dem Sturz der Militärregierung, die in den sieben<br />

Jahren ihrer Diktatur das Rad der Zeit zurückdrehen wollte und<br />

die Dimotikí aus allen öffentlichen Bereichen verdrängte -, aber<br />

sie ist <strong>des</strong>wegen noch längst nicht verschwunden. So ist sie wie<br />

oben im Vorwort erwähnt vor allem im Rechtswesen, in den<br />

Universitäten, in der Kirche und in den Redensarten und<br />

Sprichwörtern immer noch häufig anzutreffen.<br />

89


Das Adverb (Umstandswort)<br />

Das Adverb drückt die Art und Weise aus, wie etwas getan wird.<br />

Während das Deutsche keinen formalen Unterschied zum<br />

Adjektiv kennt, gibt es diesen sehr wohl im <strong>Neugriechischen</strong><br />

genauso wie in vielen anderen Sprachen.<br />

Beispiele:<br />

Der Mann ist gut.<br />

O ándras íne kalós.<br />

Der Mann arbeitet gut.<br />

O ándras ergási kalá.<br />

Die Frau ist gut.<br />

I jinéka íne kalí.<br />

Die Frau singt gut.<br />

I jinéka tragudí kalá.<br />

Das Kind ist gut.<br />

To pedí íne kaló.<br />

Das Kind schläft gut.<br />

To pedí kimáne kalá.<br />

Die Kinder sind gut.<br />

Ta pediá íne kalá.<br />

Die Kinder schlafen gut.<br />

Ta pediá kimánte kalá.<br />

Das Adverb wird im <strong>Neugriechischen</strong> im Gegensatz zu seiner<br />

antiken Muttersprache fast immer mit der sächlichen<br />

Adjektivform in der Mehrzahl gebildet:<br />

Ich verstehe nur schlecht Griechisch.<br />

Katalavéno móno kaká eliniká.<br />

90


Ich verstehe Griechisch nur schlecht.<br />

Katalavéno eliniká móno kaká.<br />

Auch die Sprache steht also in der sächlichen Mehrzahlform:<br />

Wie geht das auf Griechisch?<br />

Opos pái aftó sta eliniká?<br />

Wie sehr sich das Neugriechische von der antiken Muttersprache<br />

entfernt hat, zeigt sich gerade auch bei den Sprachen:<br />

Ich spreche gut Griechisch.<br />

NG: Miló kalá eliniká.<br />

AG: Miláo eû ten helenikén glóssan.<br />

Das altgriechische „kalós“, das mit einem lang ausgesprochenen<br />

Omega geschrieben wurde, bedeutete vor allem „schön“,<br />

während für „gut“ das Wort „agathós“ (f. agathé, s. agathón)<br />

verwendet wurde; daher kommt der weibliche Vorname Agathe,<br />

der meistens „Agáte“ und manchmal auch mit der Betonung auf<br />

der vordersten Silbe ausgesprochen wird.<br />

Nicht wenige Adverbien enden wie im Altgriechischen immer<br />

noch auf „-os“, wobei das „o“ mit einem Omega geschrieben wird.<br />

Das häufigste ist „kakós“, das vor allem in der Schriftsprache<br />

neben „kaká“ immer noch möglich ist:<br />

Dieser Mann ist schlecht.<br />

Aftós o ándras íne kakós.<br />

(mit Omikron)<br />

91


Dieser Mann arbeitet schlecht. Aftós o ándras ergási kakós.<br />

(mit Omega)<br />

Die Steigerung erfolgt genau gleich wie bei den Adjektiven,<br />

wobei auch hier die vom Altgriechischen stammende sächliche<br />

Katharévussa-Variante möglich ist:<br />

Dieser Mann arbeitet besser.<br />

Aftós o ándras ergási pió kalá.<br />

Aftós o ándras ergási kalítera.<br />

Er arbeitet am besten.<br />

Ergási pará polí kalá.<br />

Ergási kalítata.<br />

Dieser Mann arbeitet schlechter. Er arbeitet am schlechtesten.<br />

Aftós o ándras ergási pió kaká. Ergási pará polí kaká.<br />

Aftós o ándras ergási kakótera. Ergási kakókata.<br />

92


Die Personalpronomina<br />

(Die persönlichen Fürwörter)<br />

Auch diese werden natürlich voll durchdekliniert. Die Tabelle<br />

sieht so aus:<br />

Nominativ: Genitiv: Akkusativ:<br />

stark: schwach: stark: schwach: stark: schwach:<br />

ich egó - eména mu eména me<br />

du esí - eséna su eséna se<br />

er aftós tos aftú tu aftón ton<br />

sie aftí ti aftís tis aftí(n) ti(n)<br />

es aftó to aftú tu aftó to<br />

wir emís - emás mas emás mas<br />

ihr esís - esás sas esás sas<br />

sie aftí ti aftón tus aftús tus<br />

aftés tes aftón tus aftés tis, tes<br />

aftá ta aftón tus aftá ta<br />

Was in den Neugriechisch-Lehrbüchern als stark und schwach<br />

bezeichnet wird - <strong>des</strong>halb verwende ich sie hier ebenfalls -, sind<br />

nichts anderes als die direkten und indirekten Formen.<br />

a) Die starken bzw. direkten Genitiv-Wörter, die in der ersten und<br />

zweiten Person sowohl in der Einzahl als auch in der Mehrzahl<br />

mit denen im Akkusativ identisch sind, kommen im heutigen<br />

93


Griechischen nicht mehr vor und können allenfalls noch in alten<br />

Katharévussa-Texten gesehen werden, aber es muss mit einer<br />

Lupe gesucht werden. Solche Sätze wie „Ich nehme dich deiner<br />

an“, die auch im Deutschen nur selten geschrieben und noch<br />

weniger gesagt werden, haben also Seltenheitswert.<br />

Dagegen werden die schwachen bzw. indirekten Formen umso<br />

mehr verwendet, vor allem bei der Angabe eines Besitzes, wie<br />

wir im nächsten Kapitel noch sehen werden.<br />

b) Im Akkusativ sind beide Varianten gleich häufig vertreten,<br />

wobei die starke nur bei einer Betonung verwendet wird:<br />

ich liebe dich (nüchterne Aussage) = egó s’agapó<br />

ich liebe dich (also mit Betonung) = egó agapó eséna<br />

ich liebe nur dich<br />

= egó agapó móno eséna<br />

ich sehe dich = egó se vlépo<br />

ich sehe dich = egó vlépo eséna<br />

Das Wort „egó“ wird meistens weggelassen, wenn es nicht<br />

betont wird, wird aber in Sätzen „ich liebe dich“ oder „ich sehe<br />

dich“ meistens mitverwendet, weil sie sonst als zu kurz und vor<br />

allem als zu wenig intensiv empfunden werden.<br />

Wer liebt dich sehr? Nur ich.<br />

Piós s’agapái polí? Móno egó.<br />

Wer sieht dich? Nur ich.<br />

Piós se vlépi? Móno egó.<br />

Wenn die direkte Variante am Satzanfang steht, muss die<br />

indirekte meistens mitverwendet werden, aber ich habe auch<br />

schon Sätze ohne eine solche gesehen:<br />

94


dich liebe ich, nur dich = eséna s‘agapó, móno eséna<br />

eséna agapó, móno eséna<br />

dich sehe ich, nur dich = eséna se vlépo, móno eséna<br />

eséna vlépo, móno eséna<br />

Bei „eména“ und „eséna“ wird das vorderste „e“ vor allem im<br />

mündlichen Gebrauch oft weggelassen, aber nicht am<br />

Satzanfang:<br />

dich liebe ich, nur dich = eséna s‘agapó, móno séna<br />

liebst du nur mich?<br />

eséna agapó, móno séna<br />

= agapáis móno eména?<br />

agapáis móno ména?<br />

dich sehe ich, nur dich = eséna se vlépo, móno séna<br />

eséna vlépo, móno séna<br />

Dabei wird in einem der oberen Sätze zusätzlich noch ein „a“<br />

verschluckt:<br />

eséna agapó = esénagapó<br />

Genau gleich verhält es sich bei der ersten und zweiten Person<br />

in der Mehrzahl:<br />

wir lieben euch (nüchterne Aussage) = sas agapáme<br />

wir lieben euch (also mit Betonung) = agapáme esás<br />

ihr liebt uns (nüchterne Aussage)<br />

(„agapámesas“)<br />

= mas agapáte<br />

95


ihr liebt uns (also mit Betonung)<br />

= agapáte emás<br />

(„agapátemas“)<br />

Auch hier wird ein Vokal im mündlichen Gebrauch also<br />

verschluckt, wenn er von einem gleichen gefolgt wird:<br />

agapámesas, agapátemas<br />

Bei den formal sechs Personen der dritten Person Einzahl und<br />

Mehrzahl verhält es sich insofern anders, als sowohl die starke<br />

als auch die schwache Variante verwendet werden müssen,<br />

wenn die erstere ganz vorn steht:<br />

Andreas liebt Katharina, er liebt sie.<br />

O Andréas agapái tin Ekateríni, tin agapái.<br />

Katharina liebt Andreas, sie liebt ihn.<br />

I Ekateríni agapái ton Andréa, ton agapái.<br />

Hans liebt Ursula und Elena, er liebt sie.<br />

O Jánnis agapái tin Ursula ke i Eléni, tis agapái/tes agapái.<br />

Ursula und Elena lieben Hans, sie lieben ihn.<br />

I Ursula ke i Eléni agapán to Jánni, ton agapán.<br />

Aber: sie liebt er, nur sie<br />

ihn liebt sie, nur ihn<br />

= aftón ton agapái, móno aftón<br />

= aftín tin agapái, móno aftín<br />

96


sie liebt er, nur sie<br />

= aftés tis agapái, móno aftés<br />

ihn lieben sie, nur ihn = aftón ton agapán, móno aftón<br />

Die Variante «tis» bei der weiblichen Mehrzahlform gilt als<br />

moderner als «tes», zudem wird sie auch in solchen Sätzen wie<br />

«aftés tis agapái» auch aus akustischen Gründen mehr<br />

verwendet; hier passt es eindeutig besser als «aftés tes agapái».<br />

c) Der Dativ wird in der obigen Tabelle nicht aufgeführt, weil die<br />

starke Form mit dem Akkusativ und die schwache mit dem<br />

Genitiv ausgedrückt wird:<br />

s’eména, s’esésa, s’aftón, s’aftín, s’aftó -<br />

s’emás, s’esás, s’aftús, s’aftés, s’aftá<br />

ich gebe es dir (nüchterne Aussage) = su to díno<br />

ich gebe es dir (also mit Betonung) = to díno s’esésa<br />

wir geben es euch = sas to dínume<br />

wir geben es euch = to dínume s’esás<br />

Wer sich in den romanischen Sprachen gut auskennt, sieht hier,<br />

dass im Griechischen der Dativ in solchen Sätzen ebenfalls vor<br />

dem Akkusativ steht.<br />

Wenn das sächliche „aftó“ zum Zug kommt, steht dieses aber<br />

immer hinter dem Verb:<br />

ich gebe dir das = su díno aftó<br />

ich gebe das dir = díno aftó s’esésa<br />

97


wir geben euch das = sas dínume aftó<br />

wir geben das euch = dínume aftó s’esás<br />

Zum Schluss dieses Kapitels noch dies: Das männliche<br />

Akkusativ-Pronomen „ton“ muss immer so verwendet werden,<br />

damit es keine Verwechslungen mit dem sächlichen „to“ geben<br />

kann. Es ist also nicht wie beim weiblichen „tin“ möglich, das „n“<br />

wegzulassen, wenn direkt danach ein Konsonant folgt:<br />

Andreas liebt Katharina, er liebt sie<br />

O Andreas agapái tin Ekateríni, tin agapái<br />

Aber: Andreas sieht Katharina, er sieht sie<br />

O Andréas vlépi tin Ekateríni, ti vlépi<br />

98


Die Possessivpronomina<br />

(Die besitzanzeigenden Fürwörter)<br />

Wie oben bereits erwähnt wird der Besitz mit den schwachen<br />

bzw. unbetonten Varianten <strong>des</strong> Personalpronomens im Genitiv<br />

ausgedrückt, und zwar bei allen Personen und in allen Kasus<br />

gleich:<br />

mu, su, tu, tis, tu, mas, sas, tus<br />

Nom. mein Freund = o fílos mu meine Freunde = i fíli mu<br />

Gen. meines Fr. = tu fílu mu meiner Fr. = ton filón mu<br />

Dat. meinem Fr. = sto fílo mu meinen Fr. = stus fílus mu<br />

Akk. meinen Fr. = to fílo mu meine Fr. = tus fílus mu<br />

Vok. mein Freund! = fíle mu! meine Fr.! = fíli mu!<br />

Nom. meine Freundin = i filináda mu<br />

Gen. meiner Freundin = tis filinádas mu<br />

Dat. meiner Freundin = sti filináda mu<br />

Akk. meine Freundin = ti filináda mu<br />

Vok. mit dem Nominativ identisch<br />

Nom. meine Freundinnen = i filiná<strong>des</strong> mu<br />

Gen. meiner Freundinnen = ton filinádon mu<br />

Dat. meinen Freundinnen = stis filiná<strong>des</strong> mu<br />

Akk. meine Freundinnen = tis filiná<strong>des</strong> mu<br />

99


In Verbindung mit einem Adjektiv gibt es zwei Varianten: Das<br />

Possessivpronomen kann sowohl zwischen dem Adjektiv und<br />

Substantiv als auch hinter beiden stehen:<br />

mein guter Freund<br />

= o kalós mu fílos, o kalós fílos mu<br />

meine gute Freundin = i kalí mu filináda, i kalí filináda mu<br />

In den Neugriechisch-Lehrbüchern wird meistens nur die vordere<br />

Variante ausgeführt, weil sie häufiger vorkommt, obwohl sie für<br />

meinen Geschmack komplizierter ist.<br />

Das Possessivpronomen drückt auch «von» aus:<br />

Andreas ist ein (guter) Freund von mir.<br />

O Andréas íne énas (kalós) fílos mu.<br />

Katharina ist eine (gute) Freundin von mir.<br />

I Ekateríni íne miá (kalí) filináda mu.<br />

Auch im <strong>Neugriechischen</strong> gibt es ein betontes<br />

Possessivpronomen, aber es unterscheidet sich deutlich von<br />

dem im Altgriechischen:<br />

Dieser Freund ist meiner bzw. der meine.<br />

Autós ho fílos estí ho emós.<br />

Diese Frau ist meine bzw. die meine.<br />

Auté he gyné estí he emé.<br />

100


Dieses Kind ist meines bzw. das meine.<br />

Autó to paidíon estí to emón.<br />

Dieses «emós» usw. kann auch in gewöhnlichen Aussagesätzen<br />

verwendet werden, wobei es dann etwas betonter wirkt als die<br />

vordere Variante:<br />

mein Freund<br />

meine Frau<br />

mein Kind<br />

ho fílos mu, ho fílos ho emós<br />

he gyné mu, he gyné he emé<br />

to paidíon mu, to paidíon to emón<br />

Der bestimmte Artikel muss hier also immer wiederholt werden.<br />

Auch dieses «emós» wird in allen Personen und Kasus<br />

durchdekliniert:<br />

Sg. emós, emû, emô, emón Pl. emoí, emôn, emoís, emús<br />

emé, emês, emê, emén emaí, emôn, emaís, emás<br />

emón, emû, emô, emón emá, emôn, emoís, emá<br />

Allein diese kleine Tabelle zeigt, wie stark im Altgriechischen<br />

noch zwischen langen und kurzen Vokalen unterschieden wurde.<br />

Allerdings wurden diese Regeln schon in der Koiné, das in<br />

verschiedenen Bereichen erste Ansätze zum heutigen<br />

Griechischen zeigte, vor allem im mündlichen Gebrauch nicht<br />

mehr so streng beachtet.<br />

Im <strong>Neugriechischen</strong> wird für solche Sätze «dikós» verwendet,<br />

das «eigen» bedeutet und ebenfalls überall durchdekliniert wird:<br />

101


Dieser Freund ist meiner bzw. der meine.<br />

Aftós o fílos íne o dikós.<br />

Diese Frau ist meine bzw. die meine.<br />

Aftí i jinéka íne i dikí.<br />

Dieses Kind ist meines bzw. das meine.<br />

Aftó to pedí íne to dikó.<br />

Die übrigen betonten Possessivpronomina lauten so:<br />

Gen. tu dikú, tis dikís, tu dikú - ton dikón (alle Geschlechter)<br />

Dat. sto dikó, sti dikí, sto dikó - stus dikús, stis dikés, sta diká<br />

Akk. to dikó, ti dikí, to dikó - tus dikús, tis dikés, ta diká<br />

Auch «dikós» usw. kann zwischen einem Adjektiv und einem<br />

Substantiv stehen:<br />

er ist mein Vater = íne o dikós mu patéras<br />

sie ist deine Freundin = íne i dikí su filináda<br />

das sind unsere Bücher = aftó íne ta diká mas vivlía<br />

Für die Fremdsprachigen empfiehlt sich der einfachere<br />

Gebrauch, bei dem die wichtigsten Wörter einfach stärker betont<br />

werden:<br />

Íne o patéras mu - íne i filináda su - aftó íne ta vivlía mas<br />

102


Sein und Haben in allen Zeiten<br />

Bevor wir richtig in den neugriechischen Verbendschungel<br />

einsteigen, gibt es zumin<strong>des</strong>t für diese beiden Schlüsselverben,<br />

die so wie in allen anderen Sprachen zu den wichtigsten zählen,<br />

noch eine gute Nachricht: Im Vergleich zu den meisten<br />

romanischen Sprachen, in denen es nicht weniger als vierzehn<br />

Zeiten gibt - wenn wir die beiden dazurechnen, die im<br />

Französischen als Passé simple und Passé antérieur und im<br />

Italienischen als Passato remoto und Trapassato remoto<br />

bezeichnet werden -, ist es hier erfrischend einfach, weil nur vier<br />

Zeiten vorkommen:<br />

Präsens bzw. einfache Gegenwart<br />

Imperfekt bzw. einfache Vergangenheit<br />

Futur I bzw. einfache Zukunft<br />

Konditional I bzw. Konditional Präsens =<br />

Konjunktiv I bzw. Konjunktiv Präsens<br />

Die beiden letztgenannten sind im <strong>Neugriechischen</strong> identisch.<br />

Gerade bei den Verben zeigt es sich am deutlichsten, wie sehr<br />

sich das heutige Griechische von seiner antiken Muttersprache<br />

entfernt hat: Im Altgriechischen gibt es für «sein» fünf und für<br />

«haben» sogar sechs Zeiten.<br />

Dazu kommt noch dies: Während im Altgriechischen nicht<br />

weniger als zwölf Infinitive bzw. Grundformen vorkommen, wobei<br />

je zwei formal identisch sind, so dass es eigentlich «nur» zehn<br />

sind - weiter unten gehe ich im entsprechenden Kapitel noch<br />

näher darauf ein -, weist das Neugriechische keinen einzigen<br />

103


mehr auf. Das ist eine Besonderheit, die es auch noch mit dem<br />

Albanischen, Mazedonischen und Bulgarischen gemeinsam hat,<br />

und im Rumänischen sowie im nah verwandten Aromunischen<br />

gibt es ihn zwar noch, doch er wird genauso wie in den anderen<br />

vier Sprachen meistens durch die gleiche analytische<br />

Konstruktion ersetzt.<br />

Dieses Fehlen <strong>des</strong> Infinitivs gehört ebenfalls zum Bereich, der in<br />

der Fachwelt als Balkanologie bezeichnet wird. Allerdings wird in<br />

Griechenland genauso wie in Ungarn, das oft ebenfalls<br />

dazugezählt wird, Wert daraufgelegt, dass es kein Balkanland ist,<br />

doch das ist wieder ein eigenes Kapitel für sich.<br />

Da die beiden altgriechischen Infinitive «eînai» (sein) und<br />

«échein» (haben) verschwunden sind, werden die<br />

neugriechischen Wörter immer mit der ersten Person Einzahl <strong>des</strong><br />

Präsens aufgeführt. Allerdings verhält es sich in fast allen<br />

Altgriechisch-Lehrbüchern gleich; so habe ich nur eines<br />

gesehen, in dem auch die Infinitive verzeichnet sind (siehe in<br />

meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Altgriechischen»).<br />

Es hat sicher einen besonderen Reiz, die Konjugationen in den<br />

beiden griechischen Sprachen für diese zwei Verben direkt<br />

miteinander zu vergleichen, zunächst die für «sein». Links steht<br />

immer die neugriechische und rechts immer die altgriechische<br />

Konjugation.<br />

Präsens<br />

ich bin íme eimí<br />

du bist íse eî *<br />

er/sie/es ist íne estí, estín **<br />

wir sind ímaste esmén<br />

ihr seid íste esté<br />

sie sind íne eisí, eisín **<br />

104


* Da nur dieses Wort kein sogenanntes enklytisches ist, darf nur<br />

dieses allein stehend am Satzanfang stehen, während bei den<br />

fünf anderen Personen immer ein anderes Wort davorstehen<br />

muss:<br />

du bist gut = eî agathós<br />

aber: er ist gut = agathós estín, autós estín agathós<br />

usw.<br />

Warum das so ist, kann auch in den Altgriechisch-Lehrbüchern<br />

nur schwer erklärt werden - es ist einfach so, wie es ist. Allerdings<br />

gilt diese besondere Regel nur für dieses Verb und zudem nur<br />

für das Präsens.<br />

** Die vordere Variante steht vor einem Konsonanten und die<br />

hintere vor einem Vokal:<br />

Gott ist heilig = ho Theós estí hágios<br />

Gott ist gut<br />

= ho Theós estín agathós<br />

Imperfekt<br />

ich war ímun ên, émen<br />

du warst ísun ês, êstha<br />

er/sie/es war ítan ên<br />

wir waren ímaste * êmen, émetha<br />

ihr wart ísaste ête<br />

sie waren ítan êtan<br />

105


* Dieses Wort wird zwar gleich ausgesprochen wie das im<br />

Präsens, aber es wird hier nur mit einem Ita geschrieben,<br />

während das im Präsens mit einem Epsilon und einem Jota<br />

beginnt. Auch im Altgriechischen wird diese Konjugation mit<br />

einem Ita oder genauer mit einem Eta geschrieben, wie dieser<br />

Buchstabe dort heisst, weil er immer wie ein «e» ausgesprochen<br />

wird.<br />

Futur I<br />

ich werde sein tha íme ésomai<br />

du wirst sein tha íse ése, ései<br />

er/sie/es wird sein tha íne éstai<br />

wir werden sein tha ímaste esómetha<br />

ihr werdet sein tha íste ésesthe<br />

sie werden sein tha íne ésontai<br />

Hier zeigen sich bereits die ersten deutlichen Unterschiede.<br />

Während das Altgriechische noch eine eigene Konjugation hat,<br />

verwendet das Neugriechische nur die Partikel «tha», die direkt<br />

vor die Präsens-Konjugation gestellt wird. Das gilt aber nur für<br />

die Verben «sein» und «haben»; bei allen anderen gibt es eine<br />

zusätzliche Konjugation, die vom sogenannten Aorist-Stamm<br />

ausgeht, wie wir weiter unten noch sehen werden. Deshalb ist in<br />

der Fachsprache von einem Futur I und einem Futur II die Rede;<br />

der entscheidende Unterschied besteht darin, ob eine Handlung<br />

selbst in der Zukunft als abgeschlossen oder als noch nicht<br />

abgeschlossen betrachtet wird. Das hat nichts mit dem<br />

deutschen Futur II zu tun, <strong>des</strong>sen ursprünglicher Name<br />

Vorzukunft mit gutem Grund noch nicht ausgestorben ist.<br />

Gerade auch hier zeigen sich zwischen den beiden griechischen<br />

Sprachen Abgründe: Während das Altgriechische nur eine<br />

106


einzige Zukunftsform kannte, die heute allgemein als Futur I<br />

bezeichnet wird, mit <strong>des</strong>sen Formen zum Teil aber die Aorist-<br />

Stämme gebildet werden, weist das Neugriechische gleich deren<br />

drei auf, weil es die Vorzukunft immer noch gibt. Damit ist diese<br />

Sprache von allen bekannten die Einzige, die gleich drei<br />

Zukunftsformen kennt, aber wie in allen anderen Sprachen<br />

kommen sie auch hier nur selten vor.<br />

Konditional bzw. Konjunktiv Präsens<br />

dass ich sei na íme hóti ô, hína ô<br />

dass du seist na íse hóti ês, hína ês<br />

dass er/sie/es sei na íne hóti ê, hína ê<br />

dass wir seien na ímaste hóti ômen, hína ômen<br />

dass ihr seiet na íste hóti ête, hína ête<br />

dass sie seien na íne hóti ôsin, hína ôsin<br />

Auch in dieser Zeit wird im <strong>Neugriechischen</strong> die Präsens-<br />

Konjugation verwendet, aber anstelle der Partikel «tha» wird hier<br />

«na» vorangestellt.<br />

Beide altgriechischen Varianten sind gleichwertig, auch wenn in<br />

den Lehrbüchern zumin<strong>des</strong>t bei diesem Verb fast nur die vordere<br />

aufgeführt wird; dabei kommt «hína» in den typischen<br />

Konjunktivsätzen viel mehr vor. Aus «hóti» und «hína» haben<br />

sich «óti» und «na» entwickelt, wie beim letzteren schon hier<br />

gesehen werden kann.<br />

Da die Anwendung dieser Zeit für die Fremdsprachigen nicht so<br />

einfach ist, empfiehlt es sich, sie so weit wie möglich zu<br />

umgehen. In Wunschsätzen kann sie aber häufig vorkommen,<br />

<strong>des</strong>halb sollte ihre Funktion wenigstens bekannt sein:<br />

107


DE: Ich will, dass du gut bist.<br />

AG: Thélo, hóti agathós/agathé ês (klassisch).<br />

Thélo, hóti ês agathós/agathé (Koiné).<br />

NG: Thélo na íse kalós/kalí.<br />

Bei den Befehlsformen wird beim Verb «sein» ebenfalls der<br />

Konjunktiv verwendet:<br />

sei lieb, mein Freund! = na íse agapitós, fíle mu!<br />

seid lieb, Kinder!<br />

= na íste agapitá, pediá!<br />

Das sind also die vier Zeiten, welche die beiden Sprachen<br />

gemeinsam haben, aber es gibt im Altgriechischen wie oben<br />

erwähnt noch eine fünfte, und zwar den Optativ. Wie es schon<br />

der Name sagt, wird diese Zeit vor allem bei Wünschen<br />

verwendet, aber sie kann auch bei höflich formulierten Befehlen<br />

zum Zug kommen. Im Latein, das wie das Neugriechische<br />

ebenfalls keinen Optativ kennt, steht dafür der Konjunktiv, der<br />

gerade wegen seiner universalen Funktionen viel mehr<br />

vorkommt als im Altgriechischen, wo dieser eigentlich nur eine<br />

Nebenform ist.<br />

Die Konjugation <strong>des</strong> Optativs sieht so aus:<br />

ich möge sein<br />

du mögest sein<br />

er/sie/es möge sein<br />

wir mögen sein<br />

ihr möget sein<br />

sie mögen sein<br />

eíen<br />

eíes<br />

eíe<br />

eîmen, eíemen<br />

eîte, eíete<br />

eîen, eíesan<br />

108


Wie sehr sich der Optativ für höflich formulierte Befehle eignet,<br />

zeigt sich an diesen einfachen Beispielsätzen:<br />

er/sie/es soll gut sein!<br />

agathós/agathé/agathón esto!<br />

esto agathós/agathé/agathón!<br />

agathós/agathé/agathón eíe!<br />

eíe agathós/agathé/agathón!<br />

Interessanterweise ist die lateinische Befehlsform hier mit der<br />

altgriechischen identisch:<br />

bonus/bona/bonum esto!<br />

esto bonus/bona/bonum!<br />

Die jeweils oberen Varianten mit der nachgestellten Befehlsform<br />

wurden vor allem in den klassischen Schriftsprachen verwendet,<br />

während die jeweils unter mit der vorangestellten Befehlsform in<br />

den beiden Volkssprachen - im Altgriechischen in der Koiné, mit<br />

der das Neue Testament geschrieben wurde, und im Latein im<br />

sogenannten Vulgärlatein - viel mehr vorkamen. Wer darüber<br />

mehr erfahren will, kann in meinen Büchern «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen» und «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Vulgärlateins»<br />

nachschauen.<br />

-----------------------------------------------------------------------------<br />

Zum Schluss kommt auch noch die einzige Gerundiumform, die<br />

es im <strong>Neugriechischen</strong> für alle Personen und Zeiten gibt und hier<br />

in der Fachsprache als Partizip Präsens bezeichnet wird (P.):<br />

óntas<br />

109


Wer sich in den romanischen Sprachen gut auskennt, ist hier im<br />

Vorteil, weil die Funktion genau gleich ist. Das Gerundium für<br />

«sein» wird also nur für gleichzeitig stattfindende Handlungen<br />

verwendet, aber auch hier kommt sie fast nur in der<br />

Schriftsprache vor:<br />

Das ist ein Mann, der sehr reich ist.<br />

Aftó íne énas ándras óntas polí plúsios.<br />

Ursula und Elena sind die zwei Frauen, die von Hans sehr geliebt<br />

werden.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i dío jinékes óntas polí agapiménes apó to<br />

Jánni.<br />

Das Gerundium kann also auch einen Relativsatz ersetzen. Da<br />

es sogar in der Schriftsprache äusserst selten vorkommt, gehe<br />

ich hier nicht weiter darauf ein.<br />

-------------------------------------------------------------------------------<br />

Jetzt kommen auch noch die Konjugationen in beiden Sprachen<br />

für «haben».<br />

Präsens<br />

ich habe écho écho<br />

du hast échis écheis<br />

er/sie/es hat échi échei<br />

wir haben échume, échome échome<br />

ihr habt échete échete<br />

sie haben échun échun<br />

110


Beide Konjugationen sind hier deckungsgleich und werden sogar<br />

gleich geschrieben. Da im <strong>Neugriechischen</strong> das Eta und das Jota<br />

zusammen wie ein «i» ausgesprochen werden, unterscheidet<br />

sich nur die Aussprache ein wenig.<br />

Die vordere Variante in der ersten Person Mehrzahl mit dem «u»<br />

(échume) wird viel mehr verwendet als die hintere, die mit dem<br />

Altgriechischen identisch ist.<br />

Imperfekt<br />

ich hatte ícha eîchon<br />

du hattest íches eîchos<br />

er/sie/es hatte íche eîche<br />

wir hatten íchame eîchame<br />

ihr hattet íchate eîchate<br />

sie hatten íchan eîchan<br />

Hier werden die Formen der dritten Person Einzahl und aller<br />

Personen in der Mehrzahl zwar nicht gleich ausgesprochen, aber<br />

mit dem Eta und dem Jota ebenfalls wieder gleich geschrieben.<br />

In der Koiné wurden diese zwei Vokale da und dort wie im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> als «i» ausgesprochen, wenn sie am<br />

Wortanfang standen:<br />

eîchon = íchon<br />

eíchos = íchos<br />

eíche = íche<br />

eîchame = íchame<br />

eîchate = íchate<br />

eîchan = íchan<br />

111


Futur I<br />

ich werde haben tha écho héxo<br />

du wirst haben tha échis héxeis<br />

er/sie/es wird haben tha échi héxei<br />

wir werden haben tha échume/échome héxome(n)<br />

ihr werdet haben tha échete héxete<br />

sie werden haben tha échun héxusi(n)<br />

Auch hier unterscheiden sich die beiden Sprachen deutlich. Die<br />

Varianten ohne das «n» in der ersten und dritten Person<br />

Mehrzahl (héxome, héxusi) werden verwendet, wenn das<br />

nächste Wort mit einem Vokal beginnt, während die beiden<br />

anderen (héxomen, héxusin) vor einem Konsonanten stehen.<br />

Diese drei Zeiten sind die Einzigen, welche die beiden Sprachen<br />

beim Verb «haben» gemeinsam haben. Schon beim Konditional<br />

bzw. Konjunktiv Präsens trennen sich die Wege, weil das<br />

Neugriechische zwar die gleiche analytische Konstruktion mit<br />

«na» und der Präsens-Konjugation kennt, doch auf der anderen<br />

Seite das Altgriechische hier überhaupt keinen Konditional oder<br />

Konjunktiv aufweist.<br />

Um das Bild abzurunden, führe ich hier trotzdem die<br />

neugriechische Konjugation auf:<br />

dass ich habe<br />

dass du habest<br />

dass er/sie/es habe<br />

dass wir haben<br />

dass ihr habet<br />

dass sie haben<br />

na écho<br />

na échis<br />

na échi<br />

na échume, na échome<br />

na échete<br />

na échun<br />

112


-------------------------------------------------------------------------------<br />

Auch hier gibt es für alle Personen und Zeiten eine einzige<br />

Gerundiumform bzw. ein einziges Partizip Präsens. Was bei<br />

«sein» wie oben gesehen «óntas» ist, das ist hier «échontas»,<br />

und auch das kommt fast nur in der Schriftsprache vor:<br />

Hans ist glücklich, weil er zwei Frauen hat, die ihn sehr lieben:<br />

Ursula und Elena.<br />

O Jánnis íne eftichisménos échontas dío jinékes pu ton agapán<br />

polí: Tin Ursula ke tin Eléni.<br />

Wenn zwischen dem Gerundium und dem Wort, das mit ihm<br />

verbunden ist, ein anderes Wort steht, ist ein Komma<br />

dazwischen besser:<br />

Diese Kinder haben Glück, weil sie diese Mutter haben.<br />

Aftá ta pediá échun eftichía, échontas aftí ti mitéra.<br />

Das Gerundium kann in solchen Sätzen auch am Anfang stehen:<br />

Echontas aftí ti mitéra, aftá ta pediá échun eftichía.<br />

Da im <strong>Neugriechischen</strong> die zusammengesetzten Zeiten (Perfekt,<br />

Plusquamperfekt, Futur II usw.) im Gegensatz zu mehreren<br />

romanischen Sprachen, die auch noch Varianten mit «sein»<br />

aufweisen - weiter unten gehe ich noch näher darauf ein -, nur<br />

mit «haben» gebildet werden, sind sogar noch solche Sätze<br />

möglich, aber wirklich nur in der Schriftsprache:<br />

Das ist der Mann, der dieses Buch geschrieben hat.<br />

Aftó íne o ándras échontas grápsi aftó to vivlío.<br />

113


Da er dieses Buch geschrieben hat, ist der Mann glücklich.<br />

Echontas grápsi aftó to vivlío o ándras íne eftichisménos.<br />

Nachdem er dieses Buch geschrieben hatte, war der Mann<br />

glücklich.<br />

Echontas grápsi aftó to vivlío o ándras ítan eftichisménos.<br />

Auf «grápsi» und die anderen Partizipien werde ich weiter unten<br />

noch näher eingehen.<br />

Genauso wie bei «échontas» werden alle Partizipien, die<br />

min<strong>des</strong>tens drei Silben haben, immer auf der drittletzten betont,<br />

und wenn wie bei «óntas» nur zwei Silben vorhanden sind, fällt<br />

die Betonung auf die zweitletzte, aber nie auf die letzte. Das zu<br />

wissen ist auch <strong>des</strong>halb wichtig, weil vor allem im Präsens viele<br />

Verben in der Einzahl und in der dritten Person Mehrzahl auf der<br />

letzten Silbe betont werden.<br />

Während das neugriechische «échontas» die einzige Verbform<br />

ist, kannte das Altgriechische noch eine volle Deklination in allen<br />

drei Geschlechtern und allen vier Kasus. Das war auch <strong>des</strong>halb<br />

möglich, weil es dort auch als Verbaladjektiv verwendet wurde,<br />

wie es in der Fachsprache heisst; auch dieses konnte so Sätze<br />

verkürzen. Bei vielen anderen Verben, aber nicht bei allen,<br />

verhielt es sich genau gleich.<br />

------------------------------------------------------------------------------<br />

Im Gegensatz zum Verb «sein» wird bei den Befehlsformen «na»<br />

nicht verwendet, sondern es kommen die gleichen wie im<br />

Altgriechischen zum Zug:<br />

114


éche ipomoní!<br />

= habe Geduld!<br />

échete ipomoní! = habt Geduld!<br />

Weiter oben habe ich geschrieben, dass das Altgriechische beim<br />

Verb «haben» sechs Zeiten aufweist. Neben dem Präsens, dem<br />

Imperfekt und dem Futur I, das in dieser Sprache wie erwähnt<br />

die einzige Zukunftsform ist, gibt es noch diese drei:<br />

Das Perfekt (die Vorgegenwart), das Plusquamperfekt (die<br />

Vorvergangenheit) und den Aorist.<br />

Während die beiden erstgenannten auch in den romanischen<br />

und germanischen Sprachen vorkommen, also bekannt sind, ist<br />

der Aorist eine Spezialzeit, die unter den europäischen Sprachen<br />

nur im Griechischen, Albanischen, Mazedonischen,<br />

Bulgarischen, Serbischen und Kroatischen so genannt wird und<br />

am besten mit der Zeit verglichen werden kann, die im<br />

Französischen Passé simple, im Italienischen Passato remoto<br />

und im Spanischen oder genauer Kastilianischen bzw.<br />

Kastilischen Pasado definido genannt wird. Die oben erwähnten<br />

südslawischen Sprachen sind die einzigen in dieser Familie, die<br />

eine solche Zeit haben; die ost- und westslawischen - Russisch,<br />

Ukrainisch, Russinisch und Weissrussisch sowie Polnisch,<br />

Tschechisch, Slowakisch, Kaschubisch und Sorbisch bzw.<br />

Wendisch) kennen diese Zeit nicht. Allerdings wird sie heute<br />

auch im Serbischen und Kroatischen, die heute aus politischen<br />

und zum Teil sogar religiösen Gründen noch durch die<br />

Bezeichnungen Bosnisch und Montenegrinisch ergänzt werden,<br />

mündlich nicht mehr verwendet und kommt auch schriftlich<br />

allenfalls noch in der Dichtersprache vor.<br />

Wer sich in den romanischen Sprachen gut auskennt, weiss<br />

bereits, dass diese Spezialzeit, die es in den germanischen, aber<br />

auch in den baltischen, keltischen und finno-ugrischen Sprachen<br />

115


nicht gibt, nur für einmalige Handlungen in der Vergangenheit<br />

verwendet wird. Mit Ausnahme <strong>des</strong> Surselvischen und <strong>des</strong><br />

Surmeirischen, zwei rätoromanischen Schriftdialekten, wie ich<br />

sie nenne - siehe in den beiden entsprechenden Lehrbüchern -,<br />

weisen alle romanischen Sprachen diese Zeit auf. Allerdings<br />

kommen sie nicht überall gleich oft vor: Der einsame<br />

Spitzenreiter ist das Portugiesische, in dem das Passado<br />

definido - also fast das gleiche Wort wie im Spanischen - zu den<br />

normalen Alltagsgesprächen gehört, aber auch in Lateinamerika<br />

und in Süditalien ersetzt sie oft das zusammengesetzte Perfekt<br />

bzw. die Vorgegenwart. Im Rumänischen gibt es rund um die<br />

Hauptstadt Bukarest noch zwei Dialekte, in denen diese Zeit<br />

auch mündlich verwendet wird, während sie im Friaulischen und<br />

Engadinischen fast nur noch schriftlich vorkommt und im<br />

Französischen sogar ausschliesslich nur geschrieben, vor allem<br />

in der Dichtersprache. Allerdings kann in einem schnellen<br />

Alltagsgespräch manchmal immer noch ein solcher Satz wie «ça<br />

fut bon» (das war gut) gehört werden, aber auch im Italienischen,<br />

Friaulischen und Engadinischen: Questo fu buono - chest fo bun<br />

- quai füt bun (Unterengadinisch) - que füt bun<br />

(Oberengadinisch).<br />

Was den griechischen Aorist betrifft, kommt er in beiden<br />

Sprachen nach dem Präsens am häufigsten vor, und seine<br />

Funktion ist genau gleich erhalten geblieben. Weiter unten werde<br />

ich im nächsten Kapitel noch näher darauf eingehen. Da das<br />

benachbarte Latein, das mit dem Altgriechischen ein paar<br />

gemeinsame Züge teilt - aber längst nicht so viele, wie das schon<br />

seit vielen Jahrzehnten verbreitet wird -, diese Zeit genauso wie<br />

seine Nachfolgesprachen ebenfalls kennt, erstaunt es nicht<br />

weiter, dass auch das antike Griechische sie sogar für das Verb<br />

«haben» aufweist.<br />

Die beiden Latein-Konjugationen für «sein» und «haben» - links<br />

und in der Mitte - sowie die altgriechische Konjugation für<br />

116


«haben» allein sehen so aus:<br />

ich war fui ich hatte habui és’chon<br />

du warst fuisti du hattest habuisti és’ches<br />

er/sie/es war fuit er/sie/es hatte habuit és’che<br />

wir waren fuimus wir hatten habuimus és’chomen<br />

ihr wart fuistis ihr hattet habuistis éschete<br />

sie waren fuerunt sie hatten habuerunt és’chon<br />

Auch hier wird der Apostroph bei «és’chon» usw. nur in der<br />

lateinischen Umschrift mitgeschrieben.<br />

Im Gegensatz zum Latein wurde diese Zeit im antiken<br />

Griechenland mündlich fast nie verwendet und auch schriftlich<br />

kommt sie nicht viel vor. Das Gleiche gilt auch für das<br />

Plusquamperfekt, weil das Imperfekt alle Ausdrücke für «haben»<br />

in der Vergangenheit bereits gut genug abdeckte.<br />

Während das Plusquamperfekt in den beiden griechischen<br />

Sprachen genauso selten vorkommt wie in den germanischen,<br />

romanischen, baltischen und finno-ugrischen, unterscheidet sich<br />

das Perfekt hier insofern von den meisten anderen, als es fast<br />

nur dann verwendet wird, wenn eine Handlung, die in der<br />

Vergangenheit begonnen hat, sich noch bis in die Gegenwart<br />

hinein unmittelbar auswirkt. Diese Gemeinsamkeit teilt vor allem<br />

das Altgriechische, aber zum Teil auch noch das Neugriechische<br />

am meisten mit dem Portugiesischen, weil auch in dieser<br />

Sprache die meistverwendete Zeit in der Vergangenheit das mit<br />

dem Aorist verwandte Passado definido ist. Das zeigt sich auch<br />

in diesem Beispielsatz:<br />

Gott hat gesprochen = Deus tem falado<br />

Was die meistverwendete Zeit in der Vergangenheit betrifft,<br />

117


teilen die nordgermanischen, baltischen und finno-ugrischen<br />

Sprachen die verblüffende Gemeinsamkeit, dass sie fast nur das<br />

Imperfekt verwenden, das im Litauischen <strong>des</strong>halb als Präteritum<br />

bezeichnet wird, weil das Imperfekt als zusätzliche Zeit für lang<br />

andauernde Handlungen verwendet wird - siehe in meinem Buch<br />

«<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Lettischen und Litauischen». Der einzige formale<br />

Unterschied besteht dort darin, dass die Silbe «-da-«<br />

dazwischengeschoben wird. Das Perfekt kommt in diesen drei<br />

Sprachfamilien zwar auch vor, aber viel seltener, und zudem<br />

haben sie nicht die gleiche Denkweise wie im Griechischen und<br />

Portugiesischen.<br />

Die altgriechische Konjugation von «haben» wird im Perfekt also<br />

fast nur dann verwendet, wenn eine Aussage in der Gegenwart<br />

immer noch aktuell ist, und die Plusquamperfektformen müssen<br />

in den antiken Texten erst recht mit einer Lupe gesucht werden.<br />

Die beiden altgriechischen Konjugationen von «sein» und<br />

«haben» sehen im Perfekt und Plusquamperfekt so aus:<br />

ich habe gehabt és’cheka ich hatte gehabt es’chékein<br />

usw. és’chekas usw. es’chékes<br />

és’cheke<br />

es’chékamen<br />

es’chékate<br />

es’chékusi(n)<br />

es’chékei<br />

es’chékeman<br />

es’chékete<br />

es’chékesan<br />

Beim Perfekt kann schon hier erkannt werden, was bei fast allen<br />

anderen Verben auf die Aoristformen zutrifft: Die Betonung liegt<br />

in allen Personen auf der drittletzten Silbe. Die obere Aorist-<br />

Konjugation ist eine Ausnahme und gehört zur Gruppe der<br />

Verben, die in dieser Zeit formal wie im Imperfekt konjugiert<br />

werden - siehe in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Altgriechischen».<br />

118


Die Verneinung von «sein» und «haben»<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen - am krassesten im<br />

Finnischen und Samischen sowie in den keltischen Sprachen -<br />

sind die verneinten Sätze leicht zu bilden. Aus dem<br />

altgriechischen Wort «uk» hat sich «den» entwickelt:<br />

DE: ich bin nicht<br />

AG: uk eimí<br />

NG: den íme<br />

ich habe nicht<br />

uk écho<br />

den écho<br />

Dabei liegt die Betonung immer auf dem Verneinungswort:<br />

úkeimi, úkecho - dénime, dénecho<br />

Bei den verneinten Befehlssätzen ist aus dem altgriechischen<br />

«men» das Wort «min» hervorgegangen:<br />

sei nicht bös!<br />

na min íse kakós/kakí/kakó!<br />

seid nicht bös!<br />

na min íste kakí/kakés/kaká!<br />

habe keine Angst!<br />

min éche fóvo!<br />

habt keine Angst!<br />

min échete fóvo!<br />

Auch hier liegt die Betonung immer auf dem Verneinungswort:<br />

na mínise kakós/kakí/kakó! na míniste kakí/kakés!kaká!<br />

míneche fóvo! mínechete fóvo!<br />

119


Da bei der Verneinung von haben kein Verneinungswort<br />

davorsteht, ist «min» auch <strong>des</strong>halb praktisch, weil damit keine<br />

Verwechslungen vorkommen können:<br />

ihr habt nicht = den échete!<br />

habt nicht! = min échete!<br />

Wenn das nächste Wort mit einem Konsonanten begann, wurde<br />

im Altgriechischen «me» anstelle von «men» verwendet. Daraus<br />

ist «mi» geworden, wie wir weiter unten bei den anderen Verben<br />

noch sehen werden.<br />

In den griechischen Alltagsgesprächen ist «min» auffallend viel<br />

zu hören, aber es hat nichts mit «mein» zu tun, wie vor allem<br />

Nordeuropäer denken könnten, wenn sie in Griechenland oder<br />

auf der Insel Zypern im Urlaub sind, sondern damit, dass Väter<br />

und Mütter mit ihren Kindern Erziehungsprobleme haben und<br />

<strong>des</strong>halb immer wieder das eine oder andere verbieten müssen.<br />

Zudem wird dieses Wort oft anstelle von «óchi» verwendet:<br />

Kommst du heute? - Nein.<br />

Erchese símera? - Ochi.<br />

Erchese símera? - Min.<br />

Vor einem Konsonanten wurde im Altgriechischen anstelle von<br />

«uk» immer «u» verwendet, das Gleiche gilt im <strong>Neugriechischen</strong><br />

für «de» anstelle von «den» sowie für «mi» anstelle von «min».<br />

Im Spezialkapitel, das weiter unten die Verneinung der übrigen<br />

Verben behandelt - auch in Verbindung mit Wörtern wie<br />

«niemand» und «nichts» usw. -, werde ich noch ausführlicher<br />

darauf eingehen.<br />

120


Die übrigen Verben<br />

Bis hierher ist es trotz der vielen Deklinations- und<br />

Konjugationstabellen, die aber wenigstens zum grössten Teil<br />

regelmässig sind, noch leicht gewesen, aber jetzt geht es so<br />

richtig ans Eingemachte. Dabei muss ich zuerst etwas ausholen<br />

und in die altgriechische Verbenwelt eintauchen, damit so richtig<br />

gesehen werden kann, wie sehr sich das Neugriechische von<br />

seiner antiken Mutter unterscheidet.<br />

Gerade beim ersten Anblick <strong>des</strong> umfangreichen Verbensystems<br />

liessen und lassen sich viele immer noch davon abschrecken,<br />

diese Sprache noch intensiver zu studieren, und da die meisten<br />

nicht wissen, dass die heutige Nachfolgesprache viel leichter zu<br />

erlernen ist, trifft diese Furcht auch noch das Neugriechische.<br />

Dabei muss ich bekennen, dass mir das ebenso ergangen ist, als<br />

ich mich zum ersten Mal mit knapp über zwanzig Jahren an diese<br />

beiden Sprachen heranwagte. Es gibt jedoch einen<br />

Eintrittsschlüssel, mit dem es möglich ist, eine Tür zum<br />

allmählichen Verständnis zu öffnen. Dieser Schlüssel besteht<br />

darin, das System aufzuzeigen, mit dem das Altgriechische<br />

aufgebaut ist.<br />

Als Erstes kommt der Hinweis, dass es wie oben erwähnt nicht<br />

nur eine Grundform (Infinitiv) gibt, wie sie zum Beispiel das<br />

Latein und die meisten anderen europäischen Sprachen kennen<br />

- zu den wenigen Ausnahmen gehören die slawischen Sprachen<br />

mit je zwei mit Ausnahme <strong>des</strong> Bulgarischen und Mazedonischen,<br />

die genauso wie das Neugriechische überhaupt keinen haben -,<br />

sondern gleich deren zwölf, wobei je zwei formal<br />

zusammenfallen, also sind es genau genommen noch zehn.<br />

Hier stelle ich diese Infinitive vor, wobei ich das gleiche Verb<br />

verwende, das in allen Altgriechisch-Lehrbüchern vorkommt,<br />

weil es das passendste und in allen Zeiten voll entwickelt ist.<br />

121


Präsens Aktiv:<br />

Futur Aktiv:<br />

Aorist Aktiv:<br />

Perfekt Aktiv:<br />

paideúein = erziehen<br />

paideúsein = erziehen werden<br />

peideûsai = erzogen haben<br />

pepaideukénai = erzogen haben<br />

Präsens Medium: paideúesthai = für sich erziehen<br />

Futur Medium: paideúsesthai = für sich erziehen werden<br />

Aorist Medium: paideúsasthai = für sich erziehen werden<br />

Perfekt Medium: pepaideûsthai = für sich erzogen haben<br />

Präsens Passiv:<br />

Futur Passiv:<br />

Aorist Passiv:<br />

Perfekt Passiv:<br />

erzogen sein<br />

paideúesthai = erzogen werden<br />

paideuthésesthai = erzogen werden (in<br />

Zukunft)<br />

paideuthênai = erzogen worden sein<br />

pepaideûsthai = erzogen worden sein,<br />

Wie wir sehen, sind die Formen für das Medium und das Passiv<br />

im Präsens und im Perfekt identisch. Wissenswert ist auch, dass<br />

die drei Aorist-Formen sinngemäss auch eine Präsens-<br />

Bedeutung haben können.<br />

Bevor ich in Einzelheiten eintrete und erkläre, was mit dem<br />

Medium und dem Aorist gemeint ist, gehe ich noch etwas weiter<br />

und stelle sämtliche Zeiten vor, die im klassischen Griechischen<br />

vorkamen, aber nicht mehr in der Koiné. Ich verspreche schon<br />

jetzt, dass ich es dann dabei bewenden lasse, aber ich halte es<br />

122


für wichtig, dass all diese Verbformen einmal auf einem einzigen<br />

übersichtlichen Haufen gesehen werden, damit richtig erkannt<br />

werden kann, wie komplex die Denkweise der antiken Griechen<br />

war.<br />

Aktiv (13 Zeiten):<br />

Präsens paideúo ich erziehe<br />

Futur paideúso ich werde erziehen<br />

Imperfekt epaídeuon ich erzog<br />

Aorist epaídeusa ich erzog/habe<br />

erzogen<br />

Perfekt pepaídeuka ich habe erzogen<br />

Plusquamperfekt epepaideúkein ich hatte erzogen<br />

Konjunktiv Präsens hína paideúo damit ich erziehe<br />

Konjunktiv Aorist hína paideúso damit ich erziehe<br />

Konjunktiv Perfekt<br />

habe<br />

hína pepaidekós ô damit ich erzogen<br />

Optativ Präsens eîthe paideúoimi! möge ich erziehen!<br />

Optativ Futur paideúsoimi! möge ich erziehen!<br />

Optativ Aorist eîthe paideúsaimi! möge ich erziehen!<br />

Optativ Perfekt eîthe pepaideukós möge ich erzogen<br />

eîen!<br />

haben!<br />

Medium (13 Zeiten):<br />

Präsens paideúomai ich erziehe mir<br />

Futur paideúsomai ich werde mir erziehen<br />

Imperfekt epaideuómen ich erzog mir<br />

123


Aorist epaideusámen ich erzog mir, ich<br />

habe mir erzogen<br />

Perfekt pepaídeumai ich habe mir<br />

erzogen<br />

Plusquamperfekt epepaideúmen ich hatte mir<br />

erzogen<br />

Konjunktiv Präsens hína paideúomai damit ich mir erziehe<br />

Konjunktiv Aorist hína paideúsomai damit ich mir erziehe<br />

Konjunktiv Perfekt hína pepaideuménos ô damit ich mir<br />

erzogen habe<br />

Optativ Präsens eîthe paideuoímen! möge ich mir<br />

erziehen!<br />

Optativ Futur paideusoímen! möge ich mir<br />

erziehen!<br />

Optativ Aorist eîthe paideusaímen! möge ich mir<br />

erziehen!<br />

Optativ Perfekt eîthe pepaideuménos möge ich mir<br />

eîen!<br />

erzogen haben!<br />

Passiv (13 Zeiten):<br />

Da das Präsens, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt,<br />

Konjunktiv Präsens, Konjunktiv Perfekt, Optativ Präsens und<br />

Optativ Perfekt mit den Formen im Medium identisch sind,<br />

können wir hier gleich etwas Platz sparen. In den übrigen fünf<br />

Zeiten sieht es so aus:<br />

124


Futur paideuthésomai ich werde erzogen werden<br />

Aorist epaideúthen ich wurde erzogen, ich<br />

bin erzogen worden<br />

Konjunktiv Aorist hína paideuthô damit ich erzogen werde<br />

Optativ Futur paideuthesoímen! möge ich erzogen werden!<br />

Optativ Aorist eîthe paideutheíen! möge ich erzogen<br />

werden!<br />

Dazu kommen nicht weniger als 28 verschiedene<br />

Imperativformen, wobei mehrere im Medium und Passiv wieder<br />

identisch sind. Hier sind sie:<br />

Präsens + Aorist: paídeue (P)! paídeuson (A)! erziehe!<br />

Aktiv paideúete! paideúsate! erzieht!<br />

paideuétho! paideusáto!<br />

paideuónton! paideusánton!<br />

er soll<br />

erziehen!<br />

sie sollen<br />

erziehen!<br />

Präsens + Aorist: paideú'u! paídeusai! erziehe dir!<br />

Medium paideúesthe! paideúsasthe! erzieht für<br />

paideuéstho! paideusástho!<br />

euch!<br />

er soll für sich<br />

erziehen!<br />

paideuésthon! paideusásthon! sie sollen für<br />

sich erziehen!<br />

125


Aorist Passiv: paideútheti! lass dich erziehen!<br />

(Präsens ist mit paideúthete! lasst euch erziehen!<br />

dem Medium paideuthéto! er soll erzogen werden!<br />

Identisch) paideuthénton! sie sollen erzogen<br />

werden!<br />

Perfekt Medium: pepaídeuso! sei mit Erziehen für<br />

(mit dem Passiv<br />

dich fertig! sei<br />

identisch)<br />

erzogen!<br />

pepaídeusthe! seid mit Erziehen für<br />

euch fertig! seid<br />

erzogen!<br />

pepaideústho! er soll mit Erziehen für<br />

sich fertig sein!<br />

er soll erzogen sein!<br />

pepaideísthon! sie sollen mit Erziehen<br />

für sich fertig sein!<br />

sie sollen erzogen sein!<br />

Das ist aber immer noch nicht alles: Es war auch möglich, aus<br />

Verben Adjektive zu bilden, die sowohl in der klassischen<br />

Sprache als auch in der Koiné oft verwendet wurden. Insgesamt<br />

sind es für jede Person und je<strong>des</strong> Geschlecht je zwölf, wobei<br />

natürlich auch hier alle durchdekliniert wurden, sonst wäre es<br />

nicht mehr Altgriechisch gewesen:<br />

126


Präsens Aktiv: paideúon einer, der erzieht<br />

Futur Aktiv: paideúson einer, der erziehen wird<br />

Aorist Aktiv: paideúsas einer, der erzogen hat -<br />

einer, der erzieht<br />

Perfekt Aktiv: pepaideukós einer, der erzogen hat<br />

einer, der mit Erziehen -<br />

fertig ist<br />

Präsens Medium: paideuómenos einer, der für sich erzieht<br />

Futur Medium: paideusómenos einer, der für sich erziehen<br />

wird<br />

Aorist Medium: paideusámenos einer, der für sich erzogen<br />

hat -<br />

einer, der für sich erzieht<br />

Perfekt Medium: pepaideuménos einer, der für sich erzogen<br />

hat -<br />

einer, der für sich mit<br />

Erziehen fertig ist<br />

Präsens Passiv: paideuómenos einer, der erzogen wird<br />

(ist formal mit dem Medium<br />

identisch)<br />

Futur Passiv: paideuthesómenos einer, der erzogen<br />

werden wird<br />

Aorist Passiv: paideutheís einer, der erzogen wurde -<br />

einer, der erzogen wird<br />

127


Perfekt Passiv: pepaideuménos<br />

paideutós<br />

paideutéos<br />

einer, der erzogen ist<br />

erziehbar, erzogen<br />

einer, der erzogen werden<br />

muss oder soll<br />

(Lat. educandus)<br />

Wie wir sehen können, sind die Präsens-Formen im Medium und<br />

Passiv identisch, zudem auch das Perfekt Medium mit einer<br />

Form im Passiv.<br />

Das war es also - und ist immer noch eine kleine Auswahl. Wenn<br />

wir daran denken, dass das heutige Englische für alle Zeiten und<br />

Personen nur noch drei hat (in unserem Beispiel educate,<br />

educates und educated) und Sprachen wie Chinesisch oder<br />

Indonesisch sogar nur eine aufweisen, könnte man tatsächlich<br />

fast verzweifeln. Aber keine Panik! Auch die antiken Griechen<br />

waren Menschen wie wir, <strong>des</strong>halb haben sich schon vor 2'500<br />

Jahren die meisten genauso wie wir so einfach wie möglich<br />

ausgedrückt. All diese Formen, die ich oben aufgeführt habe,<br />

wurden also schon damals nur in gebildeten Kreisen und fast nur<br />

schriftlich verwendet, aber für den allgemeinen Gebrauch<br />

genügten neben dem Präsens Infinitiv und dem Präsens Aktiv<br />

auch noch der Aorist Aktiv; die beiden letztgenannten sind im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> mit der gleichen Funktion erhalten geblieben.<br />

Dazu kamen noch ein paar wenige Formen im Imperfekt, die es<br />

im Aorist nicht gab - zum Beispiel bei den Verben „sein“ und<br />

haben“ -, und ein paar wenige Perfekt-, Optativ- und<br />

Imperativformen.<br />

Wer sich von der oberen Tabelle nicht abschrecken lässt und<br />

sich ein wenig in die Denkweise der antiken Griechen versetzen<br />

will, kann in diesem ganzen Formengestrüpp bald dies erkennen:<br />

128


Das Markenzeichen <strong>des</strong> Futurs Aktiv ist fast immer das „s“, das<br />

in das Präsens eingefügt wird.<br />

Das Markenzeichen <strong>des</strong> Aorists Aktiv ist bei den meisten Verben<br />

die Endung „-sa“ in der ersten Person Einzahl. Zudem wird in<br />

dieser Zeit fast immer - aber eben nicht immer, im Gegensatz<br />

zum <strong>Neugriechischen</strong> - die drittletzte Silbe betont.<br />

Das Markenzeichen <strong>des</strong> Perfekts Aktiv ist bei den meisten<br />

Verben die Endung „-ka“ in der ersten Person Einzahl. Dadurch<br />

lässt sich der Unterschied zwischen Verben erkennen, die im<br />

Aorist und Perfekt auf den ersten Blick fast gleich aussehen.<br />

Das Markenzeichen <strong>des</strong> Plusquamperfekts Aktiv ist bei den<br />

meisten Verben „ka“, das im Gegensatz zum Perfekt aber nicht<br />

in der letzten Silbe steht, sondern mitten im Wort. Zudem haben<br />

die meisten Formen eine Silbe mehr als das Perfekt.<br />

Das Markenzeichen <strong>des</strong> Optativs sind die drei Diphthonge<br />

(Doppelvokale) „oí“, „aí“ und „eí“, die ebenfalls eingefügt und<br />

immer betont werden. Von den heutigen bekannten Sprachen<br />

weisen nur noch das Albanische und das Armenische den<br />

Optativ auf, wobei er im letzteren Desiderativ genannt wird, was<br />

jedoch das Gleiche in einem anderen Wort ausdrückt.<br />

Wie wir erkennen, sagt das Medium eine Tätigkeit aus, das eine<br />

Person an sich selber und in seinem eigenen Interesse verübt.<br />

Es ist dadurch, dass es formal mit vielen Passivformen<br />

übereinstimmt, eigentlich eine Mischung zwischen dem Aktiv und<br />

dem Passiv, aber mit aktivischem Sinn. Das Latein kennt rein<br />

formal kein Medium, sondern hat für beide Aspekte nur eine<br />

Form, wobei viele Aktivformen formal auch noch Passivformen<br />

sind, die in der Fachsprache Deponensverben genannt werden,<br />

und manchmal auch umgekehrt. Aber auch hier zeigt es sich, wie<br />

die jahrhundertelange Entwicklung das Medium immer mehr<br />

abgeschliffen hat. Während es zur Zeit <strong>des</strong> Sokrates und <strong>des</strong><br />

129


Platon noch voll entwickelt war, „fusionierte“ es gegen die<br />

Zeitenwende immer mehr mit dem Passiv. So erstaunt es nicht,<br />

dass es auch im Neuen Testament fast nicht mehr vorkommt.<br />

Allerdings ist das Medium im heutigen Griechischen nicht<br />

vollständig verschwunden, es hat sich einfach mit Aktiv- und<br />

Passivverben vermischt. In der Fachsprache wird dieses Wort<br />

jedoch nicht mehr verwendet.<br />

Wie beim Medium wurde auch der Optativ in der griechischen<br />

Volkssprache gegen die Zeitenwende hin immer weniger<br />

verwendet, <strong>des</strong>halb kommt er auch im Neuen Testament nur<br />

selten vor. Eigentlich konnte in den einfachen Alltagsgesprächen<br />

auf den Optativ gut verzichtet werden, doch die Imperativformen<br />

verschiedener Verben (sein, haben, geben, kommen, gehen<br />

usw.) wirkten im Optativ viel höflicher und gesitteter als jene im<br />

Indikativ. Gerade auch dies machte einen der feinen<br />

Unterschiede zwischen dem Griechischen und dem Latein aus.<br />

Als richtigen Einstieg in den neugriechischen Verbendschungel<br />

habe ich schon jetzt eine gute Nachricht: Im Gegensatz zum<br />

Latein, das nicht weniger als fünf verschiedene Konjugationen<br />

(Beugungen) kennt, ist das Griechische in beiden Sprachen ganz<br />

anders aufgebaut. Ein eigentliches Konjugationssystem gibt es<br />

zwar auch, aber es gibt offiziell nur zwei. Das schreibe ich<br />

<strong>des</strong>halb so, weil es einen bestimmten Schlüssel gibt, um das<br />

ganze Gestrüpp, das die meisten Leute beim Anblick der<br />

umfangreichen Verbtabellen bald einmal abschreckt, ein wenig<br />

zu entflechten. Was von den Fachleuten im Altgriechischen nach<br />

mehreren komplizierten Phonetikregeln, die hier näher zu<br />

behandeln den Rahmen dieses Buches sprengen würde, als<br />

Verba contracta, Verba liquida, Verba muta und Verba vocalia<br />

bezeichnet wird, können wir einfach umgehen. Es genügt für uns,<br />

die Personalendungen zu merken, die bei fast allen Personen -<br />

tatsächlich, bei fast allen - die genau gleichen sind, und erst noch<br />

130


in allen Zeiten eine winzig kleine Minderheit, darunter aber auch<br />

häufig vorkommende, aber ich werde diese weiter unten noch<br />

aufführen.<br />

Das Präsens Aktiv<br />

Als kleine Einstiegshilfe komme ich noch einmal kurz zum<br />

Altgriechischen zurück, das formal wie oben erwähnt nur zwei<br />

Konjugationen hat, sich aber in den verschiedenen Personen in<br />

mehr als zwei Endungen unterscheiden.<br />

Nach den Personalendungen werden im Präsens Aktiv drei<br />

Konjugationen unterschieden, wobei die dritte formal zwar<br />

Medium- und Passivformen, aber einen Aktivsinn hat. Wer Latein<br />

studiert hat, erinnert sich bestimmt noch an die sogenannten<br />

Deponensverben, die in der Fachsprache Verba deponentia<br />

genannt werden. Genau so funktionieren auch die griechischen<br />

- und in beiden Sprachen.<br />

Die drei Endungen der meisten Verben sind im Präsens Aktiv<br />

diese:<br />

-o -mi -mai<br />

-eis -s -sai<br />

-ei -si -tai<br />

-omen (Koiné auch -ûmen) -men -metha<br />

-ute (K auch -eîte) -te -sthe<br />

-usi(n) (K auch -ûsin) -âsi(n) -ntai<br />

Nach diesem Schema, das die Fachleute als Primärendungen<br />

bezeichnen, können fast alle Verben im Präsens konjugiert<br />

werden. Da in den meisten Wörterbüchern zuerst nicht der<br />

Infinitiv Präsens, sondern die erste Person <strong>des</strong> Präsens<br />

131


angegeben ist, haben wir hier bereits den Eingangsschlüssel zur<br />

Welt der altgriechischen Verben, bei denen nicht nur in den<br />

einfachen Alltagsgesprächen, sondern auch in feinen politischen<br />

Reden diese Präsensformen immer am meisten verwendet<br />

wurden. Die einzige Einschränkung besteht darin, dass diese<br />

drei Konjugationen nur in den sogenannten Haupttempora, also<br />

in den Hauptzeiten, vorkommen dürfen, dagegen nicht in den<br />

sogenannten Nebentempora, die Sekundärendungen haben, wie<br />

der Fachausdruck dafür lautet.<br />

Zu den Haupttempora gehören alle Verbformen, die eine<br />

Gegenwart oder Zukunft bezeichnen. Dazu gehören auch das<br />

Perfekt, das im altgriechischen Denken ebenfalls als eine solche<br />

Zeit gesehen wurde, wie wir weiter unten sehen werden, aber<br />

auch alle Konjunktive und Imperative, also Befehlsformen.<br />

Zu den Nebentempora gehören alle Verbformen, die eine<br />

Vergangenheit bezeichnen, also der Aorist, das Imperfekt, das<br />

Plusquamperfekt sowie das historische Präsens, das es nicht nur<br />

im Latein gibt, sondern eben auch im Altgriechischen.<br />

Gerade hier zeigt es sich deutlich, wie unterschiedlich die<br />

Denkarten zwischen den antiken Griechen und Römern waren.<br />

In meinen beiden Büchern «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Altgriechischen» und<br />

«<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Vulgärlateins» können diese unterschiedlichen<br />

Denkarten näher angeschaut werden.<br />

Da ich weiter oben das Verb „paideúein“, das in allen<br />

Altgriechisch-Lehrbüchern als Paradebeispiel aufgeführt wird,<br />

zuerst vorgestellt habe, bringe ich es als Einführung auch hier:<br />

paideúo<br />

paideúeis<br />

paideúei<br />

paideúomen<br />

ich erziehe<br />

du erziehst<br />

er/sie/es erzieht<br />

wir erziehen<br />

132


paideúete<br />

paideú'usi(n)<br />

ihr erzieht<br />

sie erziehen<br />

Als weitere Beispiele für diese drei Präsensformen, von denen<br />

die dritte wie schon erwähnt formal eine Medium- und Passivform<br />

hat, führe ich die Konjugationen von „légein“ (sagen), „didónai“<br />

(geben) und „érchesthai“ (gehen, kommen) auf:<br />

légo dídomi érchomai<br />

légeis dídos érchosai<br />

légei dídosi(n) érchotai<br />

légomen dídomen erchómetha<br />

légete dídote érchosthe<br />

légusi(n) didóâsi(n) érchontai<br />

In der Koiné wurden in der ersten Konjugation bei „légein“ auch<br />

die Mehrzahlformen „legûmen“, „legeîte“ und „legûsin“<br />

verwendet, aber das muss uns hier nicht weiter beschäftigen. Mit<br />

der klassischen Variante, die auch um die Zeitenwende vor allem<br />

in den gebildeten Kreisen immer noch viel verwendet wurde,<br />

kommen wir allein aus.<br />

Was „érchesthai“ betrifft, ist darauf zu achten, dass es sowohl für<br />

„gehen“ als auch für „kommen“ verwendet werden kann, dass<br />

also dann, wenn nicht danach gefragt wird, ob jemand geht oder<br />

kommt, nur in Verbindung mit einer Präposition und dem<br />

entsprechenden Fall ausgedrückt werden kann, was gemeint ist.<br />

Hier komme ich nicht darum, drei weitere wichtige Verben<br />

vorzustellen, weil von ihnen genauso wie von „didónai“ viele<br />

zusammengesetzte Verben gebildet werden: „baínein“ (gehen)<br />

sowie „histánai“ und „tithénai“, die beide "stellen“ und in<br />

133


weiterem Sinn auch „legen“ und „setzen“ bedeuten:<br />

baíno hístemi títhemi<br />

baíneis hístes títhes<br />

baínei hístesi(n) títhesi(n)<br />

baínomen histámen títhemen<br />

baínete hístate títhete<br />

baíusin hístâsi(n) tithéâsi(n)<br />

Mit diesem Endungs-Schema können die meisten<br />

altgriechischen Verben konjugiert werden. Es genügt, von den<br />

Verben, die hinten in den Wörterbüchern stehen, die Endung für<br />

die erste Person Einzahl einfach durch die anderen<br />

Personalendungen zu ersetzen.<br />

Jetzt führe ich noch mehrere Spezialverben auf, die ich <strong>des</strong>halb<br />

vorstelle, weil sie ebenfalls häufig vorkommen. Es sind zwar<br />

Präsens-Verben, die aber rein formal ein Wurzelperfekt haben,<br />

wie die Fachleute das nennen, und sich in dieser Beziehung vom<br />

sogenannten Wurzelaorist unterscheiden, auf den ich gleich<br />

eingehen werde.<br />

Als erste Gruppe kommen die drei Verben „eidénai (wissen),<br />

„hésteka“ (ich stehe) und "téthneka" (ich bin tot), deren<br />

eigentlicher Sinn "ich bin gestanden" und "ich stehe immer noch"<br />

sowie "ich bin gestorben" ist:<br />

oîda hésteka téthneka<br />

oîstha héstekas téthnekas<br />

oîde(n) hésteke(n) téthneke(n)<br />

ísmen héstamen téthnamen<br />

134


íste héstate téthnate<br />

ísâsi(n) héstâsi(n) téthnâsi(n)<br />

Hier kommt noch die zweite Dreiergruppe von Verben, die zu<br />

wissen wichtig ist, weil sie ebenfalls häufig vorkommen. Es sind<br />

jene für „fánai“ (sagen) und „iénai“ (gehen). Das letztere hat die<br />

Bedeutung der nahen Zukunft, also für etwas bald<br />

Geschehen<strong>des</strong>, hat aber eine Präsensform. Achtung, es könnte<br />

mit der Präsensform von "eînai" (sein) zu Verwechslungen<br />

kommen! Deshalb führe ich sie ganz hinten noch einmal auf:<br />

femí eîmi eimí<br />

fes eî eî<br />

fesí(n) eîsi(n) estí(n)<br />

famén ímen esmén<br />

faté íte esté<br />

fâsi(n) íâsi(n) eisí(n)<br />

Wie wir sehen können, sind die beiden Formen „eî“ für die zweite<br />

Person Einzahl identisch, aber eben nur diese zwei.<br />

Am Schluss dieser Einführung mit altgriechischen Verben stelle<br />

ich jetzt noch zwei vor, die es in sich haben: Für das deutsche<br />

"heiraten" gibt es im Altgriechischen nämlich zwei verschiedene,<br />

je nachdem, ob die Aussage "ich heirate" usw. von einem Mann<br />

oder von einer Frau gesagt wird. Formal hat das Verb, das der<br />

Mann sagt, eine Aktivform, während die weibliche Variante eine<br />

Mediumform ist, und zudem werden sie mit zwei verschiedenen<br />

Kasus verbunden:<br />

135


gaméo taúten ten gynaíka<br />

(sagt der Mann)<br />

gaméomai túto tô andrí<br />

(sagt die Frau)<br />

ich heirate diese Frau<br />

ich heirate diesen Mann<br />

Natürlich ist es in der heutigen Zeit, in der Männer auch Männer<br />

sowie Frauen auch Frauen heiraten, ebenfalls möglich, diese<br />

Verbformen zu verwenden, aber an der Stellung <strong>des</strong> Akkusativs<br />

und <strong>des</strong> Dativs ändert sich dadurch nichts. Also:<br />

gaméo tûton ton ándra<br />

(sagt der Mann)<br />

gaméomai taúte tê gynaikí<br />

(sagt die Frau)<br />

ich heirate diesen Mann<br />

ich heirate diese Frau<br />

Wie sehr sich das Neugriechische zum Teil auch im Wortschatz<br />

von der antiken Muttersprache entfernt hat, zeigt sich gerade<br />

auch hier: Für «ich heirate» - einen Infinitiv gibt es wie oben<br />

erwähnt nicht mehr, <strong>des</strong>halb nehme ich die erste Person Einzahl<br />

- wird «pantrévome» gesagt, wobei auch hier die Endung auf<br />

einem «-ai» lautet. Zudem ist eine Heirat eine «pandriá», das mit<br />

einem «t» geschrieben, aber wie ein «d» ausgesprochen wird,<br />

während es im Altgriechischen ein «gámos» ist, das zudem noch<br />

eine Ehe bedeutet; so ist das auch im <strong>Neugriechischen</strong>, wo eine<br />

Ehe aber auch noch eine «sisijía» ist.<br />

Dazu passen auch diese Zückerchen:<br />

DE: Ehemann Ehefrau Ehepaar<br />

AG: anér, gamétes gyné, dámar anér kai gyné,<br />

136<br />

gamétes kai dámar


NG: síjigos síjigos (auch!) to andrójino,<br />

to sefghári<br />

Damit ist auch klar, woher das deutsche Wort «Dame» stammt.<br />

Tatsächlich gibt es im deutschen Wortschatz Hunderte von<br />

ursprünglich griechischen Wörtern, die auf den ersten Blick gar<br />

nicht mehr als solche zu erkennen sind.<br />

Die Variante mit «dámar» galt genauso wie die mit «gamétes»<br />

als feiner und kann durchaus mit «Frau Gemahlin» und «Herr<br />

Gemahl» verglichen werden.<br />

Damit haben wir jetzt den Übergang zur neugriechischen<br />

Verbenwelt gefunden.<br />

Auch hier gibt es offiziell «nur» zwei Konjugationen, wobei beide<br />

noch je zwei Gruppen aufweisen.<br />

Die Verben der ersten Konjugation enden in der ersten Person<br />

Einzahl, die in allen Neugriechisch-Lehrbüchern anstelle <strong>des</strong><br />

nicht vorhandenen Infinitivs aufgeführt wird, immer auf einem<br />

unbetonten «-o» oder auf «-óme»; also wird überall die<br />

zweitletzte Silbe betont, die man beim letzteren auch hier mit<br />

einem «-ai» schreibt. Mit dem Schluss-o werden aktive und mit<br />

dem «-óme» passive Verben konjugiert.<br />

Die Verben der zweiten Konjugation enden bei den aktiven<br />

Verben immer auf einem betonten «-o» und bei den passiven auf<br />

«-úme», «-áme» oder «-óme». Beim letztgenannten wird das «o»<br />

in beiden Konjugationen zwar mit einem Omega geschrieben,<br />

aber durch die Schreibweise mit einem Akut (-ó), das bis zum<br />

Jahr 1982 noch mit einem ~ darüber geschrieben wurde, kann<br />

die zweite von der ersten Konjugation leicht unterschieden<br />

werden.<br />

137


Zur ersten Konjugation gehören diese oft verwendeten Verben:<br />

schreiben sagen gehen, fahren<br />

gráfo léo, légo páo<br />

gráfis les pas<br />

gráfi léi pái<br />

gráfume, gráfome léme páme<br />

gráfete léte páte<br />

gráfun len (vor einem pan (vor einem<br />

Vokal),<br />

Vokal),<br />

léne (vor einem páne (vor einem<br />

Konsonanten) Konsonanten)<br />

Die vorderen Varianten (gráfume, léo) werden viel häufiger<br />

verwendet als die hinteren.<br />

Auch die wichtige Konjugation von «thélo» (ich will) gehört dazu:<br />

thélo, thélis, théli, thélume/thélome, thélete, thélun<br />

«Wollen» gehört zwar zu den sogenannten Modalverben, denen<br />

ich weiter unten noch ein eigenes Kapitel widmen werde, aber es<br />

kommt von diesen eindeutig am häufigsten vor. Im Gegensatz<br />

zum Altgriechischen, das wie oben gesehen noch einen Infinitiv<br />

kannte, richten sich alle folgenden Verben nach diesem<br />

Modalverb:<br />

DE: ich will gehen<br />

AG: thélo baínein<br />

NG: thélo na páo<br />

du willst gehen<br />

théleis baínein<br />

thélis na pas<br />

138


Es wird hier also immer ein «na» dazwischengeschoben.<br />

Im Altgriechischen gibt es für «wollen» neben dem fast<br />

identischen Verb «ethélein», das mehr in der klassischen<br />

Sprache als in der Koiné verwendet und mit Ausnahme der<br />

dritten Person Mehrzahl (ehtélusin) auch fast identisch konjugiert<br />

wurde, noch zwei weitere Verben. Wer sich hier genauer<br />

informieren möchte, kann in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen» im Kapitel, das die Modalverben behandelt,<br />

genauer nachschauen.<br />

Zur zweiten Konjugation gehören diese oft verwendeten Verben:<br />

lieben küssen wohnen<br />

agapó filó katikó<br />

agapás filás katikís<br />

agapá, agapái filá, filái katikí<br />

agapáme, agapúme filáme, filúme katikúme<br />

agapáte filáte katikíte<br />

agapán(e), agapún filán(e), filún katikún<br />

Im Gegensatz zur ersten Konjugation muss also genau darauf<br />

geschaut werden, ob auf «-a» oder auf «-i» konjugiert wird. Da<br />

es keine bestimmte Regel dafür gibt, welches Verb zu welcher<br />

Gruppe gehört, ist also auch hier braves Pauken angesagt.<br />

Wenigstens bleibt der kleine «Trost», dass es in dieser<br />

Konjugation keine solchen Kurzformen wie in der ersten gibt:<br />

léo, les - páo, pas<br />

usw.<br />

139


Das Wort «filó» (ich küsse) heisst im Altgriechischen auch noch<br />

«ich liebe» und war die zweite Variante für «lieben»; sie kommt<br />

vor allem im Neuen Testament viel vor. Die Infinitive lauten<br />

«agapân» (also mit einem langen Schluss-a) und klassisch<br />

«fileín», und die Verbformen der ersten Person Einzahl sind<br />

«agapáo» und «filéo». Der entscheidende Unterschied besteht<br />

darin, dass das erstere mehr eine geistige und göttliche Liebe<br />

meint, während das letztere sich mehr auf die Menschen bezieht.<br />

Auch diese Konjugation weist ein häufig verwendetes Modalverb<br />

auf, und zwar «boró» (ich kann, dabei wird «mporó»<br />

geschrieben:<br />

boró, borá, borá, boráme/borúme, boráte, borán(e)/borún<br />

Auch hier wird die gleiche Konstruktion wie bei «thélo»<br />

verwendet:<br />

DE: ich kann gehen<br />

AG: dýnamai baínein<br />

NG: boró na páo<br />

du kannst gehen<br />

dýnasai baínein<br />

borás na pas<br />

Das altgriechische Verb «dýnasthai» für «können» unterscheidet<br />

sich also völlig vom neugriechischen. Die Konjugation lautet im<br />

Präsens so:<br />

dýnamai, dýnasai, dýnatai, dynómetha, dynóesthe, dýnantai<br />

In einem Bereich sind die beiden griechischen Sprachen jedoch<br />

identisch: Im Gegensatz zu den romanischen Sprachen wird<br />

beim Verb «können» nicht zwischen einer Möglichkeit und einer<br />

Fähigkeit unterschieden, zum Beispiel im Französischen,<br />

Italienischen und Spanischen:<br />

140


ich kann schwimmen = je peux nager, posso natare, puedo nadar<br />

(Möglichkeit),<br />

je sais nager, so natare, sé nadar<br />

(Fähigkeit)<br />

Die erste Konjugation<br />

Jetzt kommt in alfabetischer Reihenfolge eine Aufzählung<br />

mitsamt den Konjugationen der häufigsten Verben der ersten<br />

Konjugation, wobei die drei oben erwähnten nochmals aufgeführt<br />

werden. Zudem stehen hinter dem Querstrich (-) auch die<br />

Gerundien bzw. das Partizip Präsens, das bei allen Verben<br />

dadurch gebildet wird, dass an die erste Person Einzahl «-ontas»<br />

angehängt wird, und in der ersten Konjugation werden alle<br />

unabhängig davon, wie lang ein Verb ist, immer auf der<br />

drittletzten Silbe betont.<br />

abgrenzen, oríso, orísis, orísi, orísume/orísome, orísete,<br />

begrenzen, orísun - P. orísontas<br />

eingrenzen, definieren<br />

abnehmen, elattóno, elattónis, elattóni, elattónume/elattónome,<br />

verkleinern, elattónete, elattónun - P. elattónontas<br />

reduzieren<br />

(ab)schlachten, sfáso, sfásis, sfási, sfásume/sfásome,<br />

massakrieren,<br />

niedermetzeln<br />

absteigen,<br />

sfásete, sfásun - P. sfásontas<br />

katevéno, katevénis, katevéni, katevénume/<br />

hinabsteigen, katevénome, katevénete, katevénun (e = ai) -<br />

hinuntersteigen P. katevénontas<br />

141


abwägen, isoskelíso, isoskelísis, isoskelísi, isoskelísume/<br />

ausgleichen, isoskelísome, isoskelísete, isoskelísun -<br />

balancieren P. isoskelísontas<br />

abwärtsgehen, katiforíso, katiforísis, katiforísi, katiforísume/<br />

hinuntergehen katiforísome, katiforísete, katiforísun -<br />

P. katiforísontas<br />

abwesend sein, lípo, lípis, lípi, lípume/lípome, lípete, lípun<br />

fehlen, vermisst werden (i = ei) - P. lípontas<br />

Angst machen, xafniáso, xafniásis, xafniási, xafniásume/<br />

aufschrecken, xafniásome, xafniásete, xafniásun (mit Sita) -<br />

erschrecken, überraschen<br />

P. xafniásontas<br />

ankommen, ftáno, ftánis, ftáni, ftánume/ftánome, ftánete,<br />

erreichen ftánun - P. ftánontas<br />

ankünden, kirítto, kiríttis, kirítti, kiríttume/kiríttome, kiríttete,<br />

verkünden kiríttun (i = Ita) - P. kiríttontas<br />

anpassen, kanoníso, kanonísis, kanonísi, kanonísume/<br />

regulieren kanonísome, kanonísete, kanonísun -<br />

P. kanonísontas<br />

anpeilen, skopévo, skopévis, skopévi, skopévume/<br />

beabsichtigen, skopévome, skopévete, skopévun (evo = euo) -<br />

bezwecken P. skopévontas<br />

anschnallen, stereóno, stereónis, stereóni, stereónume/<br />

befestigen stereónome, stereónete, stereónun -<br />

P. stereónontas<br />

142


arbeiten dulévo, dulévis, dulévi, dulévume/dulévome,<br />

dulévete, dulévun (evo = euo) - P. dulévontas<br />

ärgern, skáso, skásis, skási, skásume/skásome,<br />

platzen, sprengen skásete, skásun - P. skásontas<br />

aufbauschen, ipervállo, ipervállis, iperválli, ipervállume/<br />

übertreiben ipervállome, ipervállete, ipervállun (i = Ipsilon) -<br />

P. ipervállontas<br />

aufeinander sintoníso, sintonísis, sintonísi, sintonísume/<br />

abstimmen, sintonísome, sintonísete, sintonísun -<br />

harmonisieren, P. sintonísontas<br />

koordinieren<br />

aufhören páfo, páfis, páfi, páfume/páfome, páfete, páfun -<br />

P. páfontas<br />

aufschichten, stiváso, stivásis, stivási, stivásume/stivásome,<br />

aufstapeln stivásete, stivásun (i = oi) - P. stivásontas<br />

aufschieben, anavállo, anavállis, anaválli, anavállume/<br />

verschieben anavállome, anavállete, anavállun -<br />

P. anavállontas<br />

aufsteigen, anevéno, anevénis, anevéni, anevénume/<br />

einsteigen, anevénome, anevénete, anevénun<br />

hinaufsteigen (zweites «e» = ai) - P. anevénontas<br />

aufziehen, kurdíso, kurdísis, kurdísi, kurdísume/kurdísome,<br />

einstimmen, kurdísete, kurdísun - P. kurdísontas<br />

stimmen (Instrument)<br />

143


ausbreiten, xaplóno, xaplónis, xaplóni, xaplónume/xaplónome,<br />

strecken, xaplónete, xaplónun - P. xaplónontas<br />

verbreiten, sich hinlegen<br />

ausbreiten, stróno, strónis, stróni, strónume/strónome,<br />

streuen, strónete, strónun - P. strónontas<br />

verbreiten,<br />

sich hinlegen<br />

ausdrücken ekfráso, ekfrásis, ekfrási, ekfrásume/ekfrásome,<br />

ekfrásete, ekfrásun (mit Sita) - P. ekfrásontas<br />

ausgeben, xodévo, xodévis, xodévi, xodévume/xodévome,<br />

konsumieren, xodévete, xodévun (evo = euo) - P. xodévontas<br />

verbrauchen, verbringen<br />

ausgehen, vjéno, vjénis, vjéni, vjénume/vjénome, vjénete,<br />

hinausgehen vjénun (je = gai) - P. vjénontas<br />

aussteigen katevéno, katevénis, katevéni, katevénume/<br />

katevénome, katevénete, katevénun (e = ai) -<br />

P. katevénontas<br />

backen, tiganíso, tiganísis, tiganísi, tiganísume/tiganísome,<br />

braten tiganísete, tiganísun - P. tiganísontas<br />

baden (jem.) lúso, lúsis, lúsi, lúsume/lúsome, lúsete, lúsun -<br />

P. lúsontas<br />

bändigen, damáso, damásis, damási, damásume/damásome,<br />

zähmen, damásete, damásun - P. damásontas<br />

zügeln, unter Kontrolle bringen<br />

144


auen, kataskeváso, kataskevásis, kataskevási,<br />

aufbauen, kataskevásume/kataskevásome, kataskevásete,<br />

erbauen kataskevásun (eva = eua) - P. kataskevásontas<br />

befreien eleftheróno, eleftherónis, eleftheróni,<br />

eleftherónume/eleftherónome, eleftherónete,<br />

eleftherónun - P. eleftherónontas<br />

befreien leftheróno, leftherónis, leftheróni, leftherónume/<br />

leftherónome, leftherónete, leftherónun -<br />

P. leftherónontas<br />

begeistern, majévo, majévis, majévi, majévume/majévome,<br />

bezaubern, majévete, majévun (evo = euo) - P. majévontas<br />

faszinieren<br />

begrenzen, perioríso, periorísis, periorísi, periorísume/<br />

beschränken, periorísome, periorísete, periorísun -<br />

eindämmen, eingrenzen P. periorísontas<br />

(be)grüssen cheretíso, cheretísis, cheretísi, cheretísume/<br />

cheretísome, cheretísete, cheretísun (e = ai) -<br />

P. cheretísontas<br />

beissen dangáno, dangánis, dangáni, dangánume/<br />

dangánome, dangánete, dangánun (ng = gk) -<br />

P. dangánontas<br />

(be)raten, simvulévo, simvulévis, simvulévi, simvulévume/<br />

empfehlen, simvulévome/simvulévete, simvulévun<br />

nahelegen (i = Ipsilon, evo = euo) - P. simvulévontas<br />

145


eruhigen isikáso, isikásis, isikási, isikásume/isikásome,<br />

isikásete, isikásun (mit Ita und Ipsilon) -<br />

P. isikásontas<br />

(be)schenken charíso, charísis, charísi, charísume/charísome,<br />

charísete, charísun - P. charísontas<br />

betreten, béno, bénis, béni, bénume/bénome, bénete,<br />

eintreten, bénun (mit «mp» - e = ai) - P. bénontas<br />

hineingehen<br />

betreuen, frontíso, frontísis, frontísi, frontísume/frontísome,<br />

pflegen, frontísete, frontísun - P. frontísontas<br />

sich kümmern um, sich sorgen um<br />

bewundern, thafmáso, thafmásis, thafmási, thafmásume/<br />

sich fragen, thafmásome, thafmásete, thafmásun (af = au) -<br />

sich wundern P. thafmásontas<br />

bezahlen pliróno, plirónis, pliróni, plinórume/plinórome,<br />

plinórete, plinórun - P. plirónontas<br />

bezeugen, katathéto, katathétis, katathéti, katathétume/<br />

deponieren, katathétome, katathétete, katathétun -<br />

einzahlen P. katathétontas<br />

biegen, lijíso, lijísis, lijísi, lijísume/lijísome, lijísete, lijísun<br />

beugen, (mit Ipsilon, Gamma und Jota) - P. lijísontas<br />

verbiegen<br />

(an)binden, déno, dénis, déni, dénume/dénome, dénete,<br />

verbinden, dénun - P. dénontas<br />

146


leiben, méno, ménis, méni, ménume/ménome, ménete,<br />

wohnen ménun - P. ménontas<br />

blenden, thampóno, thampónis, thampóni, thampónume/<br />

verblüffen thampónome, thampónete, thampónun -<br />

P. thampónontas<br />

bringen férno, férnis, férni, férnume/férnome/férnete, férnun<br />

- P. férnontas<br />

denken nomíso, nomísis, nomísi, nomísume/nomísome,<br />

nomísete, nomísun - P. nomísontas<br />

denken, pistévo, pistévis, pistévi, pistévume/pistévome,<br />

glauben pistévete, pistévun (evo = euo) - P. pistévontas<br />

einfrieren, pagóno, pagónis, pagóni, pagónume/pagónome,<br />

eingefroren pagónete, pagónun - P. pagónontas<br />

werden, frieren, gefrieren<br />

einlösen isprátto, ispráttis, isprátti, ispráttume/ispráttome,<br />

(Geld) ispráttete, ispráttun (is = eis) - P. ispráttontas<br />

einsperren, filakíso, filakísis, filakísi, filakísume/filakísome,<br />

gefangen filakísete, filakísun (i = Ipsilon) - P. filakísontas<br />

halten, inhaftieren<br />

erfahren, mathéno, mathénis, mathéni, mathénume/<br />

lernen mathénome, mathénete, mathénun (e = ai) -<br />

P. mathénontas<br />

147


Erfolg haben, petichéno, petichénis, petichéni,<br />

erfolgreich sein petichénume/petichénome, petichénete,<br />

petichénun (i = Ipsilon, zweites «e» = ai) -<br />

P. petichénontas<br />

ergreifen, kiriévo, kiriévis, kiriévi, kiriévume/kiriévome,<br />

erobern kiriévete, kiriévun (i = Ipsilon, evo = euo) -<br />

P. kiriévontas<br />

ergreifen, piáno, piánis, piáni, piánume/piánome, piánete,<br />

erfassen, piánun - P. piánontas<br />

greifen, packen<br />

ernten theríso, therísis, therísi, therísume/therísome,<br />

therísete, therísun - P. therísontas<br />

erziehen morfóno, morfónis, morfóni, morfónume/morfónome,<br />

morfónete, morfónun - P. morfónontas<br />

essen trógo/tróo, tros, tróji/trói, tróme, tróte, trógun/tron/<br />

tróne - P. trógontas, tróontas<br />

fallen, péfto, péftis, péfti, péftume/péftome, péftete, péftun -<br />

hinfallen P. péftontas<br />

feiern jortáso, jortásis, jortási, jortásume/jortásome,<br />

jortásete, jortásun (jo = gio) - P. jortásontas<br />

finden frísko, frískis, fríski, frískume/frískome, frískete,<br />

frískun (fr = br) - P. frískontas<br />

148


fliehen, féfgo, féfjis, féfji, féfgume/féfgome, féfjete, féfgun<br />

flüchten, (ef = eu) - P. féfgontas<br />

weggehen<br />

geben díno, dínis, díni, dínume/dínome, dínete, dínun -<br />

P. dínontas<br />

gefallen aréso, arésis, arési, arésume/arésome, arésete,<br />

arésun - P. arésontas<br />

gefährden, kindinévo, kindinévis, kindinévi, kindinévume/<br />

in Gefahr kindinévome, kindinévete, kindinévun (evo = euo) -<br />

sein P. kindinévontas<br />

gehen pijéno, pijénis, pijéni, pijénume/pijénome, pijénete,<br />

pijénun (je = gai) - P. pijénontas<br />

gelten, is’chío, is’chí’is, is’chí’i, is’chíume/is’chíome,<br />

gültig sein is’chíete, is’chíun (i’i = Ipsilon + ei) - P. is’chíontas<br />

heraus- fgáso, fgásis, fgási, fgásume/fgásome,<br />

nehmen fgásete, fgásun (fg = bg) - P. vgásontas<br />

hoffen, elpíso, elpísis, elpísi, elpísume/elpísome, elpísete,<br />

erhoffen elpísun - P. elpísontas<br />

hören, akúo, akús, akúi, akúme, akúte, akún(e) -<br />

zuhören, P. akúontas<br />

gehorchen<br />

kaufen agoráso, agorásis, agorási, agorásume/agorásome,<br />

agorásete, agorásun - P. agorásontas<br />

149


kennen (jem.), xéro, xéris, xéri, xérume/xérome, xérete,<br />

wissen xérun - P. xérontas<br />

kontrollieren elénko, elénkis, elénki, elénkume/elénkome,<br />

elénkete, elénkun (mit Gamma und Chi) -<br />

P. elénkontas<br />

kratzen, xíno, xínis, xíni, xínume/xínome, xínete, xínun<br />

schärfen (i = Ipsilon) - P. xínontas<br />

legen, váso, vásis, vási, vásume/vásome, vásete,<br />

setzen, vásun - P. vásontas<br />

stellen<br />

lehren, didásko, didáskis, didáski, didáskume/didáskome,<br />

unterrichten didáskete, didáskun - P. didáskontas<br />

leiden, pathéno, pathénis, pathéni, pathénume/pathénome,<br />

erleiden pathénete, pathénun (e = ai) - P. pathénontas<br />

leihen, daníso, danísis, danísi, danísume/danísome,<br />

ausleihen danísete, danísun (i = ei) - P. danísontas<br />

lesen, diaváso, diavásis, diavási, diavásume/diavásome,<br />

studieren diavásete, diavásun - P. diavásontas<br />

lösen, líno, línis, líni, línume/línome, línete, línun<br />

losbinden (i = Ipsilon) - P. línontas<br />

machen, káno, kánis, káni, kánume/kánome, kánete, kánun -<br />

tun P. kánontas<br />

malen váfo, váfis, váfi, váfume/váfome, váfete, váfun -<br />

P. váfontas<br />

150


malen, sografíso, sografísis, sografísi, sografísume/<br />

zeichnen sografísome, sografísete, sografísun<br />

(beide Male mit Sita) - P. sografísontas<br />

markieren, simióno, simiónis, simióni, simiónume/simiónome,<br />

notieren, simiónete, simiónun (erstes «i» = Ita, zweites «i»<br />

registrieren = ei) - P. simiónontas<br />

nageln, karfóno, karfónis, karfóni, karfónume/karfónome,<br />

festnageln, karfónete, karfónun - P. karfónontas<br />

vernageln<br />

nähen, rávo, rávis, rávi, rávume/rávome, rávete, rávun -<br />

schneidern, P. rávontas<br />

sticheln<br />

nehmen pérno, pérnis, pérni, pérnume/pérnome, pérnete,<br />

pérnun (e = ai) - P. pérnontas<br />

nennen, onomáso, onomásis, onomási, onomásume/<br />

rufen onomásome, onomásete, onomásun -<br />

P. onomásontas<br />

öffnen anígo, anígis, anígi, anígume/anígome, aníjete,<br />

anígun (i = oi) - P. anígontas<br />

polieren, trívo, trívis, trívi, trívume/trívome, trívete, trívun -<br />

reiben, rubbeln P. trívontas<br />

putzen, katharíso, katharísis, katharísi, katharísume/<br />

reinigen katharísome, katharísete, katharísun -<br />

P. katharísontas<br />

151


auchen kapníso, kapnísis, kapnísi, kapnísume/kapnísome,<br />

kapnísete, kapnísun - P. kapnísontas<br />

rechnen, logariáso, logariásis, logariási, logariásume/<br />

ausrechnen, logariásome, logariásete, logariásun -<br />

berechnen P. logariásontas<br />

reden, kuventiáso, kuventiásis, kuventiási, kuventiásume/<br />

sprechen kuventiásome, kuventiásete, kuventiásun -<br />

P. kuventiásontas<br />

reifen, orimáso, orimásis, orimási, orimásume/orimásome,<br />

reif werden orimásete, orimásun (mit Omega) - P. orimásontas<br />

reissen, skíso, skísis, skísi, skísume/skísome, skísete,<br />

zerreissen skísun - P. skísontas<br />

rennen trécho, tréchis, tréchi, tréchume/tréchome,<br />

tréchete, tréchun - P. tréchontas<br />

richten kríno, krínis, kríni, krínume/krínome, krínete, krínun -<br />

P. krínontas<br />

ringen, palévo, palévis, palévi, palévume/palévome,<br />

streiten palévete, palévun (evo = euo) - P. palévontas<br />

rügen, malóno, malónis, malóni, malónume/malónome,<br />

schimpfen, malónete, malónun - P. malónontas<br />

tadeln, zurechtweisen;<br />

streiten, zanken<br />

sagen légo/léo, les, léi, léme, léte, len/léne - P. légontas<br />

152


sammeln, masévo, masévis, masévi, masévume/masévome,<br />

einsammeln masévete, masévun (evo = euo) - P. masévontas<br />

satirisch satiríso, satirísis, satirísi, satirísume/satirísome,<br />

darstellen satirísete, satirísun - P. satirísontas<br />

sättigen, chorténo, chorténis, chorténi, chorténume/<br />

satt werden chorténome, chorténete, chorténun (e = ai) -<br />

P. chorténontas<br />

schaden flápto, fláptis, flápti, fláptume/fláptome, fláptete,<br />

fláptun (fl = bl) - P. fláptontas<br />

schenken doríso, dorísis, dorísi, dorísume/dorísome,<br />

dorísete, dorísun - P. dorísontas<br />

schicken, stélno, stélnis, stélni, stélnume/stélnome, stélnete,<br />

senden stélnun - P. stélnontas<br />

schlagen dérno, dérnis, dérni, dérnume/dérnome, dérnete,<br />

dérnun - P. dérnontas<br />

schliessen klidóno, klidónis, klidóni, klidónume/klidónome,<br />

klidónun (i = ei) - P. klidónontas<br />

schneiden kóvo, kóvis, kóvi, kóvume/kóvome, kóvete, kóvun -<br />

P. kóvontas<br />

schreiben gráfo, gráfis, gráfi, gráfume/gráfome, gráfete,<br />

gráfun - P. gráfontas<br />

schuldig ftéo, ftéis, ftéi, ftéme, ftéte, fténe - P. ftéontas<br />

sein<br />

153


schwärzen, mafríso, mafrísis, mafrísi, mafrísume/<br />

anschwärzen mafrísome/mafrísete, mafrísun (af = au) -<br />

P. mafrísontas<br />

schwindlig salíso, salísis, salísi, salísume/salísome/<br />

machen salísete, salísun (beide Male mit Sita) -<br />

P. salísontas<br />

schwitzen idróno, idrónis, idróni, idrónume/idrónome,<br />

idrónete, idrónun (mit Jota) - P. idrónontas<br />

segeln pléo, pléis, pléi, pléume/pléome, pléete, pléun -<br />

P. pléontas<br />

sehen flépo, flépis, flépi, flépume/flépome, flépete,<br />

flépun (fl = bl) - P. flépontas<br />

senden, metadído, metadídis, metadídi, metadídume/<br />

übertragen, metadídome, metadídete, metádidan -<br />

vermitteln P. metadídontas<br />

sich ndíno, ndínis, ndíni, ndínume/ndínome,<br />

anziehen ndínete, ndínun (nd = nt, i = Ipsilon) -<br />

P. ndínontas<br />

spielen péso, pésis, pési, pésume/pésome, pésete, pésun<br />

(e = ai) - P. pésontas<br />

stehlen D: klévo, klévis, klévi, klévume/klévome, klévete,<br />

klévun - P. klévontas<br />

K: klépto, kléptis, klépti, kléptume/kléptome, kléptete,<br />

kléptun - P. kléptontas<br />

154


sterben pethéno, pethénis, pethéni, pethénume/pethénome,<br />

pethénete, pethénun (zweites «e» = ai) -<br />

P. pethénontas<br />

tanzen chorévo, chorévis, chorévi, chorévume/chorévome,<br />

chorévete, chorévun (evo = euo) - P. chorévontas<br />

teilen, miráso, mirásis, mirási, mirásume/mirásome,<br />

verteilen; mirásete, mirásun (i = oi) - P. mirásontas<br />

verbreiten<br />

Tränen dakríso, dakrísis, dakrísi, dakrísume/dakrísome,<br />

vergiessen dakrísete, dakrísun (i = Ipsilon) - P. dakrísontas<br />

transportieren, metakomíso, metakomísis, metakomísi,<br />

umziehen metakomísume/metakomísome,<br />

metakomísete, metakomísun -<br />

P. metakomísontas<br />

trinken píno, pínis, píni, pínume/pínome, pínete, pínun -<br />

P. pínontas<br />

verfaulen, sapíso, sapísis, sapísi, sapísume/sapísome,<br />

verrotten, sapísete, sapísun - P. sapísontas<br />

verwesen<br />

vergiften dilitiriáso, dilitiriásis, dilitiriási, dilitiriásume/<br />

dilitiriásome, dilitiriásete, dilitiriásun (mit drei Ita) -<br />

P. dilitiriásontas<br />

155


vergrössern, megalóno, megalónis, megalóni, megalónume/<br />

wachsen megalónome, megalónete, megalónun -<br />

lassen P. megalónontas<br />

verlassen engkatalípo, engkatalípis, engkatalípi,<br />

engkatalípume/engkatalípome, engkatalípete,<br />

engkatalípun (mit Gamma und Kappa , i = ei) -<br />

P. engkatalípontas<br />

verlieren cháno, chánis, cháni, chánume/chánome, chánete,<br />

chánun - P. chánontas<br />

verstehen katalavéno, katalavénis, katalavéni, katalavénume/<br />

katalavénome, katalavénete, katalavénun (e = ai) -<br />

P. katalavénontas<br />

verteidigen iperaspíso, iperaspísis, iperaspísi, iperaspísume/<br />

iperaspísome, iperaspísete, iperaspísun<br />

(erstes «i» = Ipsilon) - P. iperaspísontas<br />

waschen pléno, plénis, pléni, plénume/plénome, plénete,<br />

plénun - P. plénontas<br />

weinen kléo, kléis, kléi, kléme, kléte, klén(e) - (e = ai) -<br />

P. kléontas, klégontas<br />

werfen ríchno, ríchnis, ríchni, ríchnume/ríchnome,<br />

ríchnete, ríchnun - P. ríchnontas<br />

wissen xéro, xéris, xéris, xérume/xérome, xérete, xérun -<br />

P. xérontas<br />

156


wollen thélo, thélis, théli, thélume/thélome, thélete, thélun -<br />

P. thélontas<br />

zeigen díchno, díchnis, díchni, díchnume/díchnome,<br />

díchnete, díchnun (i = ei) - P. díchnontas<br />

zerstören katastréfo, katastréfis, katastréfi, katastréfume/<br />

katastréfome, katastréfete, katastréfun -<br />

P. katastréfontas<br />

zuknöpfen kumbóno, kumbónis, kumbóni, kumbónume/<br />

kumbónome, kumbónete, kumbónun (mit «mp») -<br />

P. kumbónontas<br />

zurückkehren, jiríso, jirísis, jirísi, jirísume/jirísome,<br />

zurückkommen jirísete, jirísun (mit Gamma und Ipsilon) -<br />

P. jirísontas<br />

Auch hier ist genauso wie im Altgriechischen zu erkennen, wie<br />

viele deutsche Wörter ihren Ursprung hier haben:<br />

akúo (Akustik), váso (Vase), charíso (Charisma), chorévo<br />

(Choreo), didásko (didaktisch), gráfo (Grafik), kanoníso (Kanon),<br />

katharíso (Katharsis), katastréfo (Katastrophe), klépto<br />

(kleptoman), kuventiáso (Konvent), logariáso (Logarithmentafel),<br />

mathéno (Mathematik), satiríso (Satire)<br />

157


Die zweite Konjugation<br />

Die häufigsten Verben der zweiten Konjugation sind diese:<br />

abziehen, aferó, aferás, aferá/aferái, aferáme/aferúme, aferáte,<br />

wegnehmen aferán(e) - (e = ai) - P. aferóntas<br />

anklagen, katigoró, katigorís, katigorí, katigorúme, katigoríte,<br />

beschuldigen katigorún (mit Ita) - P. katigoróntas<br />

antworten apantó, apantás, apantá/apantái, apantúme/<br />

apantáme, apantáte, apantún/apantán(e)<br />

P. apantóntas<br />

aufführen, skinothetó, skinothetís, skinothetí, skinothetúme,<br />

inszenieren, skinothetíte, skinothetún - P. skinothetóntas<br />

veranstalten<br />

aufhalten, kathisteró, kathisterís, kathisterí, kathisterúme,<br />

aufschieben, kathisteríte, kathisterún (i = Ipsilon) -<br />

verschieben, P. kathisteróntas<br />

verzögern<br />

aufwachen, xipnó, xipnás, xipná/xipnái, xipnúme/xipnáme,<br />

wecken, xipnáte, xipnún/xipnán(e) - (i = Ipsilon) -<br />

aufwecken, P. xipnóntas<br />

wachrüttteln<br />

befriedigen ikanopió, ikanopi’ís, ikanopi’í, ikanopiúme,<br />

ikanopi’íte, ikanopiún (i’i = oi + ei) -<br />

P. ikanopióntas<br />

158


egegnen, sinantó, sinantás, sinantá/sinantái, sinantúme/<br />

treffen, sinantáme, sinantáte, sinantún/sinantán(e) -<br />

sich treffen, (i = Ipsilon) - P. sinantóntas<br />

zusammentreffen<br />

begeistern, methó, methás, methá/methái, methúme/<br />

beschwingen, metháme, metháte, methún/methán(e) -<br />

betrunken P. methóntas<br />

machen/werden<br />

beinhalten, choró, chorás, chorá/chorái/, chorúme/<br />

enthalten choráme, choráte, chorún/chorán(e) -<br />

P. choróntas<br />

bekennen, omologó, omolojís, omolojí, omologúme,<br />

zugeben omolojíte, omologún - P. omologóntas<br />

belagern poliorkó, poliorkís, poliorkí, poliorkúme,<br />

poliorkíte, poliorkún - P. poliorkóntas<br />

besiegen, nikó, nikás, niká/nikái, nikúme/nikáme, nikáte,<br />

gewinnen nikún/nikán(e) - P. nikóntas<br />

betrüben, lipó, lipís, lipí, lipúme, lipíte, lipún (i = Ipsilon) -<br />

Kummer P. lipóntas<br />

bereiten<br />

bezeugen martiró, martirás, martirá/martirái, martirúme/<br />

martiráme, martiráte, martirún/martirán(e) -<br />

(i = Ipsilon) - P. martiróntas<br />

159


danken efcharistó, efcharistís, efcharistí, efcharistúme,<br />

efcharistíte, efcharistún (ef = eu) -<br />

P. efcharistóntas<br />

<strong>des</strong>interessiert adiaforó, adiaforís, adiaforí, adiaforúme,<br />

sein,<br />

adiaforíte, adiaforún - P. adiaforóntas<br />

vernachlässigen<br />

diffamieren, disfimó, disfimís, disfimí, disfimúme, disfimíte,<br />

verleumden disfimún (erstes «i» = Ipsilon, zweites «i» = Ita) -<br />

P. disfimóntas<br />

dividieren dieró, dierás, dierá/dierái, dieráme/dierúme, dieráte,<br />

dierán(e) - (e = ai) - P. dieróntas<br />

Durst dipsó, dipsás, dipsá/dipsái, dipsáme/dipsúme,<br />

haben, dipsáte, dipsán(e) - P. dipsóntas<br />

durstig sein<br />

ehren, timó, timás, timá/timái, timúme/timáme, timáte,<br />

verehren timún/timán(e) - P. timóntas<br />

einladen kaló, kalás, kalá/kalái, kalúme/kaláme, kaláte,<br />

kalán(e) - P. kalóntas;<br />

proskaló, proskalás, proskalá/proskalái, proskalúme/<br />

proskaláme, proskaláte, proskalán(e) -<br />

P. proskalóntas<br />

einverstanden sein, simfonó, simfonís, simfoní, simfonúme,<br />

übereinstimmen, simfoníte, simfonún (i = Ipsilon) -<br />

zustimmen P. simfonóntas<br />

160


entschuldigen, singchoró, singchorás, singchorá/singchorái,<br />

vergeben singchoráme/singchorúme, singchoráte,<br />

verzeihen singchorán(e) * - (i = Ipsilon) - P. singchoróntas<br />

filmen kinimatografó, kinimatografís, kinimatografí,<br />

kinimatografúme, kinimatografíte, kinimatografún<br />

(zweites «i» = Ita) - P. kinimatografóntas<br />

fliegen petó, petás, petá/petái, petúme/petáme, petáte,<br />

petún/petán(e) - P. petóntas<br />

fragen rotó, rotás, rotá/rotái, rotúme/rotáme, rotáte, rotún/<br />

rotán(e) - (erstes «o» = Omega) - P. rotóntas<br />

führen, odigó, odijís, odijí, odigúme, odijíte, odigún (i = Ita) -<br />

leiten P. odigóntas<br />

funktionieren liturgó, liturjís, liturjí, liturgúme, liturjíte, liturgún<br />

(i = ei) - P. liturgóntas<br />

Fuss setzen pató, patás, patá/patái, patúme/patáme,<br />

auf, treten auf patáte, patún/patán(e) - P. patóntas<br />

halten krató, kratás, kratá/kratái, kratúme/kratáme,<br />

kratáte, kratún/kratán(e) - P. kratóntas<br />

helfen voithó, voithís, voithí, voithúme, voithíte, voithún -<br />

voithó, voithás, voithá/voithái, voitháme, voitháte,<br />

voithán(e) - (o = Omikron, i = Ita) - P. voithóntas<br />

Hunger pinó, pinás, piná/pinái, pinúme/pináme, pináte,<br />

haben, pinún/pinán(e) - (i = ei) - P. pinóntas<br />

hungrig sein<br />

161


kneifen tsimbó, tsimbás, tsimbá/tsimbái, tsimbúme/<br />

tsimbáme, tsimbáte, tsimbún/tsimbán(e) - (mb = mp) -<br />

P. tsimbóntas<br />

können boró, borís, borí, borúme, boríte, borún<br />

(mit «mp») - P. boróntas<br />

kreuzen, pernó, pernás, perná/pernái, pernúme/<br />

überschreiten, pernáme, pernáte, pernún/pernán(e) -<br />

überqueren P. pernóntas<br />

küssen filó, filás, filá/filái, filáme/filúme, filáte, filán(e) -<br />

P. filóntas<br />

lachen jeló, jelás, jelá/jelái, jeláme/jelúme, jeláte, jelán(e) -<br />

(je = ge) - jelóntas<br />

leben so, sis, si, súme, síte, sun (mit Sita und Omega;<br />

i = ei) - P. sóntas<br />

leben, katikó, katikís, katikí, katikúme, katikíte, katikún<br />

wohnen (i = oi) - P. katikóntas<br />

lieben agapó, agapás, agapá/agapái, agapáme/agapúme,<br />

agapáte, agapán(e) - P. agapóntas<br />

meinen enno’ó, ennoás, ennoá/ennoái, ennoáme/ennoúme,<br />

ennoáte, ennoán(e) - P. enno’óntas<br />

messen, metró, metrás, metrá/metrái, metrúme/metráme,<br />

zählen metráte, metrún/metrán(e) - P. metróntas<br />

reden, miló, milás, milá/milái, milúme/miláme, miláte,<br />

sprechen milún/milán(e) - P. milóntas<br />

162


schätzen, ektimó, ektimás, ektimá/ektimái, ektimáme/<br />

wertschätzen ektimúme, ektimáte, ektimún/ektimán(e) -<br />

(i = Ita) - P. ektimóntas<br />

schulden chrostó, chrostás, chrostá/chrostái,<br />

chrostúme/chrostáme, chrostáte, chrostún/<br />

chrostán(e) - (erstes «o» = Omikron) -<br />

P. chrostóntas<br />

sich amüsieren, glentó, glentás, glentá/glentái, glentúme/<br />

sich vergnügen glentáme, glentáte, glentún/glentán(e) -<br />

P. glentóntas<br />

sich argó, argás, argá/argái, argáme/argúme, argáte,<br />

verspäten argán(e) - P. argóntas<br />

singen tragudó, tragudás, tragudá/tragudái, tragudúme/<br />

tragudáme, tragudáte, tragudún/tragudán(e) -<br />

P. tragudóntas<br />

suchen, sitó, sitás, sitá/sitái, sitáme/sitúme, sitáte, sitán(e) -<br />

verlangen P. sitóntas<br />

traurig distichó, distichís, distichí, distichúme, distichíte,<br />

sein, distichún (zweimal Ipsilon) - P. distichóntas<br />

unglücklich sein<br />

treten klotsó, klotsás, klotsá/klotsái, klotsúme/klotsáme,<br />

klotsáte, klotsún/klotsán(e) - (erstes «o» = Omega) -<br />

P. klotsóntas<br />

163


verbringen dapanó, dapanás, dapaná/dapanái, dapanúme/<br />

dapanáme, dapanáte, dapanún/dapanán(e) -<br />

P. dapanóntas<br />

vergessen xechnó, xechnás, xechná/xechnái, xechnúme/<br />

xechnáme, xechnáte, xechnún/xechnán(e) -<br />

P. xechnóntas<br />

verkaufen puló, pulás, pulá/pulái, pulúme/puláme, puláte,<br />

pulún/pulán(e) - P. pulóntas<br />

verletzen, ponó, ponás, poná/ponái, ponúme/ponáme,<br />

Schmerz ponáte, ponún/ponán(e) - P. ponóntas<br />

fühlen, sticheln,<br />

wehtun<br />

zeichnen, travó, travás, travá/travái, travúme/traváme, traváte,<br />

ziehen travún/traván(e) - P. travóntas<br />

Während die Partizipien in der ersten Konjugation immer auf der<br />

drittletzten Silbe betont werden, fällt die Betonung in der zweiten<br />

Konjugation immer auf die zweitletzte, aber die Endung «-ontas»<br />

ist die gleiche.<br />

* Diese Wörter werden mit einem Gamma und einem Chi<br />

geschrieben, auch hier findet eine lautliche Verschmelzung statt:<br />

g + ch = ngch<br />

Auch hier haben verschiedene Wörter Zugang ins Deutsche<br />

gefunden:<br />

164


efcharistó (Eucharistie), kinimatografó (Kinematograph), krató<br />

(Autokrat, Technokrat), liturgó (Liturgie), martiró (Märtyrer),<br />

omologó (homologieren), simfonó (Simfonie), skinothetó (Kino),<br />

tragudó (tragisch, Tragödie)<br />

Wie «óntas» (seiend) und «échontas» (habend) kommen auch<br />

diese fast nur in der Schriftsprache vor - und wer sie verwendet,<br />

kann damit immerhin zeigen, dass ein gewisser Grad an Bildung<br />

vorhanden ist:<br />

Das ist der Mann, der dieses Buch kauft.<br />

Aftó íne o ándras agorásontas aftó to vivlío.<br />

Das ist der Mann, der dieses Buch geschrieben hat.<br />

Aftó íne o ándras échontas grápsi aftó to vivlío.<br />

Ursula und Elena sind die beiden Frauen, die Hans geliebt haben<br />

und immer noch lieben.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i jinékes échontas agapísi to Jánni ke<br />

pant’akómi agapóntas.<br />

Auf «grápsi» und «agapísi» usw. werde ich unten wie bereits<br />

angekündigt noch näher eingehen.<br />

165


Das Imperfekt Aktiv<br />

Wer Kenntnisse <strong>des</strong> Altgriechischen hat, ist im Vorteil: Sehr viele<br />

Verben, die dort im Perfekt stehen, sind hier in leicht<br />

abgewandelter Form wieder zu sehen. Dagegen hat sich das<br />

neugriechische Perfekt, das in der Antike noch mit einem<br />

einzigen Wort ausgedrückt wurde, im Verlauf der vielen<br />

Jahrhunderte zu einer zusammengesetzten Zeit verwandelt, die<br />

aber genauso wie die Vorvergangenheit und die Vorzukunft<br />

leicht zu bilden ist, wenn die entsprechenden sogenannten<br />

Aoristwurzeln bekannt sind, auf die ich weiter unten noch näher<br />

eingehen werde.<br />

Die bekannteste altgriechische Perfektform steht im Neuen<br />

Testament: gégrafa.<br />

Als mehrere Pharisäer sich noch während der Kreuzigung Jesu<br />

bei Pontius Pilatus beschwerten und ihn darum baten, anstelle<br />

der Worte «Jesûs ho Nadsoraíos ho basiléus ton Judaíon»<br />

(Jesus, der Nazarener, der König der Juden) zu schreiben, dass<br />

Jesus diese Worte nur so gesagt habe, antwortete ihnen Pilatus:<br />

Ho gégrafa, gégrafa. Was ich geschrieben habe, das habe ich<br />

geschrieben.<br />

Dieses «gégrafa» wirkte sich zum Zeitpunkt, als Pilatus diesen<br />

Satz sagte, also immer noch auf die Gegenwart aus. Im<br />

Gegensatz dazu ist das lateinische «scripsi» im gleichen Satz<br />

«quod scripsi, scripsi» tatsächlich nur ein Wort der<br />

Vergangenheit, weil es dort keinen Aorist gibt und das Perfekt<br />

seine Funktion übernimmt.<br />

Das gilt aber nur für die klassische Schriftsprache. Dagegen gab<br />

es im Vulgärlatein, also in der wirklich gesprochenen Sprache,<br />

die auch die vornehmen und zum Teil hochgebildeten reichen<br />

166


Patrizier sprachen, eine zusammengesetzte Variante, die für<br />

diesen einen Satz so ausgedrückt werden konnte:<br />

quod habo scriptum, habo scriptum<br />

Anstelle von «scriptum» wurde viele Male auch «scripto» gesagt.<br />

Die Konjugationen von «esse» und «essere» (Vulgärlatein)<br />

sowie für «habere» lauten im Präsens so:<br />

sum, tu es, es, somos, estes, sun<br />

habo, habes, habe/habet, habemos, habetes, haben/habent<br />

Die Varianten mit dem «t» (habet, habent) wurde immer vor<br />

einem Vokal verwendet, während die ohne «t» vor einem<br />

Konsonanten zum Zug kamen. Bei den zusammengesetzten<br />

Verben mit «esse» bzw. «essere» (zum Beispiel «venire» =<br />

kommen) wurde schon vor 2'000 Jahren genau darauf geschaut,<br />

ob es sich um ein männliches oder weibliches Wort und zudem<br />

um die Einzahl oder Mehrzahl handelte. Aus all diesen Formen<br />

haben sich im Verlauf der vielen Jahrhunderte die der heutigen<br />

romanischen Sprachen entwickelt. Wer mehr darüber wissen<br />

will, kann in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Vulgärlateins»<br />

nachschauen, wo alles genau vorgestellt wird.<br />

Die andere noch heute bekannte Perfektform aus der Antike ist<br />

der Ausruf «heúreka!» (ich habe es gefunden! - in weiterem Sinn<br />

auch «ich hab’s!» und «das ist es!»), den der geniale Architekt<br />

Archime<strong>des</strong> ausrief, nachdem er in der Badewanne sitzend das<br />

Gesetz von der Wasserverdrängung entdeckt hatte. Da es in der<br />

Antike bei vielen Männern üblich war, nicht nur bei Sportanlässen<br />

wie den Olympischen Spielen, sondern auch in einer Badewanne<br />

stets mit Unterhosen angezogen zu sein, machte es nichts aus,<br />

167


dass er die Umwelt um sich völlig vergass, als er aus der<br />

Badewanne stieg und durch ganz Syrakus rannte, wo er wohnte,<br />

und mehrmals «heúreka! heúreka!» ausrief. Auch im heutigen<br />

Sprachgebrauch ist dieser Ausruf immer noch nicht ganz<br />

ausgestorben, er wird vor allem im Sinn von «das ist es!»<br />

verwendet.<br />

Die Perfektform «gégrafa» lässt sich auf das neugriechische<br />

Imperfekt dadurch übertragen, dass das «g» ganz vorn wegfällt<br />

und hinten die entsprechenden Konjugationsendungen<br />

angehängt werden, die mit Ausnahme der dritten Person<br />

Mehrzahl immer noch die gleichen sind, wie ein Vergleich zeigt:<br />

AG: gégrafa, gégrafes, gégrafe, gegráfame, gegráfate,<br />

gegráfusi(n)<br />

NG: égrafa, égrafes, égrafe, egráfame, egráfate, égrafan<br />

Leider geht diese Formel nicht bei jedem Verb so auf - so auch<br />

nicht bei «heúreka», weil die neugriechische Variante «évriska»<br />

lautet -, aber weil diese Zeit nicht oft vorkommt und sie für die<br />

Fremdsprachigen nicht leicht zu meistern ist, beschränke ich<br />

mich hier auf die Aufzählung der häufigsten Verben mit ihren<br />

Konjugationen.<br />

Um zu wissen, welcher der beiden Konjugationen die Verben<br />

angehören, dient sicher der Hinweis, dass die der ersten in der<br />

ersten und zweiten Person Einzahl auf «-a» und «-es» konjugiert<br />

werden, während die der zweiten in der ersten und zweiten<br />

Person Einzahl das auf «-sa» und «-ses» tun, und in beiden<br />

Gruppen mit den gleichen Endungen. Zudem werden die<br />

Verbformen der zweiten Konjugation immer auf der zweiten Silbe<br />

betont, während in der ersten Konjugation die Betonung mit<br />

Ausnahme der ersten und zweiten Person Mehrzahl immer auf<br />

die erste Silbe fällt.<br />

168


Die erste Konjugation<br />

In der ersten Konjugation sehen die Verbformen im Imperfekt so<br />

aus:<br />

abgrenzen,<br />

begrenzen,<br />

órisa, órises, órise, orísame, orísate, órisan<br />

(mit Sita)<br />

eingrenzen, definieren<br />

abnehmen,<br />

eláttona, eláttones, eláttone, elattóname,<br />

verkleinern, elattónate, eláttonan<br />

reduzieren<br />

(ab)schlachten, ésfasa, ésfases, ésfase, sfásame, sfásate,<br />

massakrieren,<br />

niedermetzeln<br />

absteigen,<br />

ésfasan<br />

katévena, katévenes, katévene, katevéname,<br />

hinabsteigen, katevénate, katévenan<br />

hinuntersteigen<br />

abwägen,<br />

isoskélisa, isiskélises, isoskélise, isoskelísame,<br />

ausgleichen, isoskelísate, isoskélisan (mit Sigma und Sita)<br />

balancieren<br />

abwärtsgehen, katifórisa, katifórises, katifórise, katiforísame,<br />

hinuntergehen katiforísate, katifórisan (mit Sita)<br />

abwesend sein, élipa, élipes, élipe, lípame, lípate, élipan<br />

fehlen, vermisst werden<br />

Angst machen,<br />

aufschrecken,<br />

erschrecken, überraschen<br />

xáfniasa, xáfniases, xáfniase, xafniásame,<br />

xafniásate, xáfniasan (mit Sita)<br />

169


ankommen, éftana, éftanes, éftane, ftáname, ftánate,<br />

erreichen éftanan<br />

ankünden, kíritta, kírittes, kíritte, kiríttame, kiríttate, kírittan<br />

verkünden<br />

anpassen, kanónisa, kanónises, kanónise, kanonísame,<br />

regulieren kanonísate, kanónisan (mit Sita)<br />

anpeilen, skópeva, skópeves, skópeve, skopévame,<br />

beabsichtigen, skopévate, skópevan<br />

bezwecken<br />

anschnallen, steréona, steréones, steréone, stereóname,<br />

befestigen stereónate, steréonan<br />

arbeiten dúleva, dúleves, dúleve, dulévame, dulévate,<br />

dúlevan<br />

ärgern, éskasa, éskases, éskase, skásame, skásate,<br />

platzen, éskasan (mit Sita)<br />

sprengen<br />

aufbauschen, ipérvalla, ipérvalles, ipérvalle, ipervállame,<br />

übertreiben ipervállate, ipérvallan<br />

aufeinander sintónisa, sintónises, sintónise, sintonísame,<br />

abstimmen, sintonísate, sintónisan (mit Sita)<br />

harmonisieren, koordinieren<br />

aufhören épafa, épafes, épafe, epáfame, epáfate, épafan<br />

aufschichten, stívasa, stívases, stívase, stivásame, stivásate,<br />

aufstapeln stívasan<br />

170


aufschieben, anávalla, anávalles, anávalle, anavállame,<br />

verschieben anavállate, anávallan<br />

aufsteigen, anévena, anévenes, anévene, anevéname,<br />

einsteigen, anevénate, anévenan<br />

hinaufsteigen<br />

aufziehen, kúrdisa, kúrdises, kúrdise, kurdísame, kurdísate,<br />

einstimmen, kúrdisan (mit Sita)<br />

stimmen (Instrument)<br />

ausbreiten, xáplona, xáplones, xáplone, xaplóname,<br />

strecken, xaplónate, xáplonan<br />

verbreiten, sich hinlegen<br />

ausbreiten, éstrona, éstrones, éstrone, stróname, strónate,<br />

streuen, éstronan<br />

verbreiten<br />

ausdrücken exéfrasa, exéfrases, exéfrase, ekfrásame,<br />

ekfrásate, exéfrasan (mit Sita)<br />

ausgeben, xódeva, xódeves, xódeve, xodévame, xodévate,<br />

konsumieren, xódevan<br />

verbrauchen, verbringen<br />

ausgehen, évjena, évjenes, évjene, evjéname, evjénate,<br />

hinausgehen évjenan<br />

aussteigen katévena, katévenes, katévene, katevéname,<br />

katevénate, katévenan<br />

171


acken, tigánisa, tigánises, tigánise, tiganísame,<br />

braten tiganísate, tigánisan (mit Sita)<br />

baden (jem.) élusa, éluses, éluse, lúsame, lúsate, élusan<br />

(mit Sita)<br />

bändigen, dámasa, dámases, dámase, damásame,<br />

zähmen, damásate, dámasan (mit Sita)<br />

zügeln, unter Kontrolle bringen<br />

bauen, kataskévasa, kataskévases, kataskévase,<br />

aufbauen, kataskevásame, kataskevásate, kataskévasan<br />

erbauen (mit Sita)<br />

befreien elefthérona, elefthérones, elefthérone,<br />

eleftheróname, eleftherónate, elefthéronan<br />

begeistern, májeva, májeves, májeve, majévame, majévate,<br />

bezaubern, faszinieren májevan<br />

begrenzen, periórisa, periórises, periórise, periorísame,<br />

beschränken, periorísate, periórisan (mit Sita)<br />

eindämmen, eingrenzen<br />

(be)grüssen cherétisa, cherétises, cherétise, cheretísame,<br />

cheretísate, cherétisan (mit Sita)<br />

beissen dángana, dánganes, dángane, dangáname,<br />

dangánate, dánganan<br />

(be)raten, simvúleva, simvúleves, simvúleve,<br />

empfehlen, simvúlame, simvúlate, simvúlevan<br />

nahelegen<br />

172


eruhigen isíkasa, isíkases, isíkasa, isikásame, isikásate,<br />

isíkasan (mit Sigma und Sita)<br />

(be)schenken chárisa, chárises, chárise, charísame,<br />

charísate, chárisan (mit Sita)<br />

betreten, ébena, ébenes, ébene, béname, bénate, ébenan<br />

eintreten, hineingehen<br />

betreuen, fróntisa, fróntises, fróntise, frontísame, frontísate,<br />

pflegen, fróntisan (mit Sita)<br />

sich kümmern um, sich sorgen um<br />

bewundern, tháfmasa, tháfmases, tháfmase, thafmásame,<br />

sich fragen thafmásate, tháfmasan (mit Sita)<br />

sich wundern<br />

bezeugen, katátheta, katáthetes, katáthete, katathétame,<br />

deponieren, katathétate, katáthetan<br />

einzahlen<br />

biegen, líjisa, líjises, líjise, lijísame, lijísate, líjisan<br />

beugen, (mit Sita)<br />

verbiegen<br />

binden, édena, édenes, édene, déname, dénate,<br />

anbinden, édenan<br />

verbinden<br />

bleiben, émena, émenes, émene, méname, ménate,<br />

wohnen émenan<br />

173


lenden, thámpona, thámpones, thámpone, thampóname,<br />

verblüffen thampónate, thámponan<br />

bringen éferna, éfernes, éferne, férname, férnate,<br />

éfernan<br />

denken, písteva, písteves, písteve, pistévame, pistévate,<br />

glauben pístevan<br />

einfrieren, págona, págones, págone, pagóname,<br />

eingefroren pagónate, págonan<br />

werden, frieren, gefrieren<br />

einlösen (Geld) isépratta, iséprattes, isépratte, ispráttame,<br />

ispráttate, iséprattan (mit Epsilon und Jota)<br />

einsperren, filákisa, filákises, filákise, filakísame, filakísate,<br />

gefangen filákisan (mit Sita)<br />

halten, inhaftieren<br />

erfahren, máthena, máthenes, máthene, mathéname,<br />

lernen mathénate, máthenan<br />

Erfolg haben, petíchena, petíchenes, petíchene,<br />

erfolgreich sein petichéname, petichénate, petíchenan<br />

ergreifen, kiríeva, kiríeves, kiríeve, kiriévame, kiriévate,<br />

erobern kiríevan<br />

ergreifen, épiana, épianes, épiane, piáname, piánate,<br />

erfassen, épianan<br />

greifen, packen<br />

174


ernten thérisa, thérises, thérise, therísame, therísate,<br />

thérisan (mit Sita)<br />

erziehen mórfona, mórfones, mórfone, morfóname,<br />

morfónate, mórfonan<br />

essen étroga, étrojes, étroje, trógame, trógate, étrogan<br />

fallen, épefta, épeftes, épefte, péftame, péftate, épeftan<br />

hinfallen<br />

feiern jórtasa, jórtases, jórtase, jortásame, jortásate,<br />

jórtasan (mit Sita)<br />

finden éfriska, éfriskes, éfriske, frískame, frískate,<br />

éfriskan<br />

flüchten, éfefga, éfefjes, éfefje, féfgame, féfgate, éfefgan<br />

fliehen, weggehen<br />

geben édina, édines, édine, edíname, edínate, édinan<br />

gefährden, kindíneva, kindíneves, kindíneve, kindinévame,<br />

in Gefahr kindinévate, kindínevan<br />

sein<br />

gehen píjena, píjenes, píjene, pijéname, pijénate, píjenan<br />

gelten, ískisa, ískises, ískise, iskísame, iskísate, ískisan<br />

gültig sein<br />

halten kratúsa, kratúses, kratúse, kratúsame, kratúsate,<br />

kratúsan<br />

heraus- éfgasa, éfgases, éfgase, efgásame, efgásate,<br />

nehmen éfgasan<br />

175


hoffen, ílpisa, ílpises, ílpise, ilpísame, ilpísate, ílpisan<br />

erhoffen (mit Sita)<br />

hören, ákua, ákues, ákue, akúame, akúate, ákuan<br />

zuhören, gehorchen<br />

kaufen agórasa, agórases, agórase, agorásame,<br />

agorásate, agórasan (mit Sita)<br />

kennen (jem.), íxera, íxeres, íxere, xérame, xérate, íxeran<br />

wissen<br />

kontrollieren élenka, élenkes, élenke, elénkame, elénkate,<br />

élenkan<br />

kratzen, éxina, éxines, éxine, xíname, xínate, éxinan<br />

schärfen<br />

legen, évasa, évases, évase, evásame, evásate, évasan<br />

setzen, stellen<br />

lehren, dídaska, dídaskes, dídaske, didáskame, didáskate,<br />

unterrichten dídaskan<br />

leiden, páthena, páthenes, páthene, pathéname,<br />

erleiden pathénate, páthenan<br />

leihen, dánisa, dánises, dánise, danísame, danísate,<br />

ausleihen dánisan (mit Epsilon, Jota und Sita)<br />

lesen, diávase, diávases, diávase, diavásame,<br />

studieren diavásate, diávasan (mit Sita)<br />

lösen, élina, élines, éline, líname, línate, élinan<br />

losbinden<br />

176


machen, ékana, ékanes, ékane, káname, kánate, ékanan<br />

tun<br />

malen évafa, évafes, évafe, váfame, váfate, évafan<br />

malen, sográfisa, sográfises, sográfise, sografísame,<br />

zeichnen sografísate, sográfisan (beide Male mit Sita)<br />

markieren, simíona, simíones, simíone, simióname,<br />

notieren, simiónate, simíonan<br />

registrieren<br />

nageln, kárfona, kárfones, kárfone, karfóname,<br />

festnageln, karfónate, kárfonan<br />

vernageln<br />

nähen, érava, éraves, érave, rávame, rávate, éravan<br />

schneidern, sticheln<br />

nehmen éperna, épernes, éperne, pérname, pérnate,<br />

épernan<br />

nennen, onómasa, onómases, onómase, onomásame,<br />

rufen onomásate, onómasan (mit Sita)<br />

öffnen ániga, ánijes, ánije, anígame, anígate, ánigan<br />

polieren, étriva, étrives, étrive, trívame, trívate, étrivan<br />

reiben, rubbeln<br />

putzen, kathárisa, kathárises, kathárise, katharísame,<br />

reinigen katharísate, kathárisan (mit Sita)<br />

rauchen kápnisa, kápnises, kápnise, kapnísame,<br />

kapnísate, kápnisan (mit Sita)<br />

177


echnen, logáriasa, logáriases, logáriase, logariásame,<br />

ausrechnen, logariásate, logáriasan (mit Sita)<br />

berechnen<br />

reden, kuvéntiasa, kuvéntiases, kuvéntiase,<br />

sprechen kuventiásame, kuventiásate, kuvéntiasan<br />

(mit Sita)<br />

reifen, orímasa, orímases, orímase, orimásame,<br />

reif werden orimásate, orímasan (mit Sita)<br />

reissen, éskisa, éskises, éskise, skísame, skísate,<br />

zerreissen éskisan (mit Sita)<br />

rennen étrecha, étreches, étreche, tréchame, tréchate,<br />

étrechan<br />

richten ékrina, ékrines, ékrine, kríname, krínate, ékrinan<br />

ringen, páleva, páleves, páleve, palévame, palévate,<br />

streiten pálevan<br />

rügen, málona, málones, málone, malóname, malónate,<br />

schimpfen, málonan<br />

tadeln, zurechtweisen;<br />

streiten, zanken<br />

sagen élega, élejes, élejes, elégame, elégate, élegan<br />

sammeln, máseva, máseves, máseve, masévame,<br />

einsammeln masévate, másevan<br />

satirisch satírisa, satírises, satírise, satirísame, satirísate,<br />

darstellen satírisan (mit Sita)<br />

178


sättigen, chórtena, chórtenes, chórtene, chorténame,<br />

satt werden chorténate, chórtenan<br />

schaden éflapta, éflaptes, éflapte, fláptame, fláptate,<br />

éflaptan<br />

schenken dórisa, dórises, dórise, dorísame, dorísate,<br />

dórisan (mit Sita)<br />

schicken, éstelna, éstelnes, éstelne, estélname, estélnate,<br />

senden éstelnan<br />

schlagen éderna, édernes, éderne, dérname, dérnate,<br />

édernan<br />

schliessen klídona, klídones, klídone, klidóname, klidónate,<br />

klídonan<br />

schneiden ékova, ékoves, ékove, kóvame, kóvate, ékovan<br />

schreiben égrafa, égrafes, égrafe, gráfame, gráfate, égrafan<br />

schuldig éftega, éftejes, éfteje, eftégame, eftégate, éftegan<br />

sein<br />

schwärzen, máfrisa, máfrises, máfrise, mafrísame,<br />

anschwärzen mafrísate, máfrisan (mit Sita)<br />

schwindlig gálisa, gálises, gálise, galísame, galísate, gálisan<br />

machen (mit Sita)<br />

schwitzen ídrona, ídrones, ídrone, idróname, idrónate,<br />

ídronan<br />

segeln éplea, éplees, éplee, pléame, pléate, éplean<br />

179


sehen éflepa, éflepes, éflepe, flépame, flépate,<br />

éflepan<br />

senden, metádida, metádi<strong>des</strong>, metádide, metadídame,<br />

übertragen, metadídate, metádidan<br />

vermitteln<br />

sich anziehen éndina, éndines, éndine, ndíname, ndínate,<br />

éndinan (mit «nt»)<br />

spielen épesa, épeses, épese, pésame, pésate, épesan<br />

stehlen D: ékleva, ékleves, ékleve, klévame, klévate,<br />

éklevan -<br />

K: éklepa, éklepes, éklepe, klépame, klépate,<br />

éklepan<br />

sterben péthena, péthenes, péthene, pethéname,<br />

pethénate, péthenan<br />

tanzen chóreva, chóreves, chóreve, chorévame,<br />

chorévate, chórevan<br />

teilen, mírasa, mírases, mírase, mirásame, mirásate,<br />

verteilen; mírasan (mit Sita)<br />

verbreiten<br />

Tränen dákrisa, dákrisa, dákrise, dakrísame, dakrísate,<br />

vergiessen dákrisan (mit Sita)<br />

transportieren, metakómisa, metakómises, metakómise,<br />

umziehen metakomísame, metakomísate, metakómisan<br />

(mit Sita)<br />

180


trinken épina, épines, épine, píname, pínate, épinan<br />

verfaulen, sápisa, sápises, sápise, sapísame, sapísate,<br />

verrotten, sápisan (mit Sita)<br />

verwesen<br />

vergiften dilitiríasa, dilitiríases, dilitiríase, dilitiriásame,<br />

dilitiriásate, dilitiríasan (mit Sita)<br />

vergrössern, megálona, megálones, megálone, megalóname,<br />

wachsen megalónate, megálonan<br />

verlassen engkatélipa, engkatélipes, engkatélipe,<br />

engkatalípame, engkatalípate, engkatélipan<br />

verlieren échana, échanes, échane, echáname, echánate,<br />

échanan<br />

verstehen katalávena, katalávenes, katalávene,<br />

katalavéname, katalavénate, katalávenan<br />

verteidigen iperáspisa, iperáspises, iperáspise, iperaspísame,<br />

iperaspísate, iperáspisan (mit Sita)<br />

waschen éplena, éplenes, éplene, pléname, plénate, éplenan<br />

weinen éklega, éklejes, ékleje, klégame, klégate, éklegan<br />

werfen érichna, érichnes, érichne, ríchname, ríchnate,<br />

érichnan<br />

wissen íxera, íxeres, íxere, xérame, xérate, íxeran<br />

wollen íthela, ítheles, íthele, thélame, thélate, íthelan<br />

zeigen édichna, édichnes, édichne, díchname, díchnate,<br />

édichnan<br />

181


zerstören katéstrefa, katéstrefes, katéstrefa, katestréfame,<br />

katestréfate, katéstrefan<br />

zuknöpfen kúmbona, kúmbones, kúmbone, kumbóname,<br />

kumbónate, kúmbonan<br />

zurückkehren, jírisa, jírises, jírise, jirísame, jirísate,<br />

zurückkommen jírisan (mit Sita)<br />

Es ist leicht zu erkennen, dass die Verbformen dieser<br />

Konjugation in der Einzahl und dritten Person Mehrzahl immer<br />

auf der ersten Silbe betont werden, während die Betonung in der<br />

ersten und zweiten Person Mehrzahl sich um eine Silbe nach<br />

hinten verschiebt. Noch mehr fällt auf, dass jede einzelne<br />

Verbform auf der drittletzten Silbe betont wird.<br />

Die zweite Konjugation<br />

In der zweiten Konjugation sehen die Verbformen im Imperfekt<br />

so aus:<br />

abziehen,<br />

aferúsas, aferúses, aferúse, aferúsame,<br />

wegnehmen aferúsate, aferúsan<br />

anklagen,<br />

katigorúsa, katigorúses, katigorúse,<br />

beschuldigen katigorúsame, katigorúsate, katigorúsan<br />

antworten<br />

aufführen,<br />

inszenieren,<br />

veranstalten<br />

apantúsa, apantúses, apantúse, apantúsame,<br />

apantúsate, apantúsan<br />

skinothetúsa, skinothetúses, skinothetúse,<br />

skinothetúsame, skinothetúsate, skinothetúsan<br />

182


aufhalten, kathisterúsa, kathisterúses, kathisterúse,<br />

aufschieben, kathisterúsame, kathisterúsate, kathisterúsan<br />

verschieben, verzögern<br />

aufwachen, xipnúsa, xipnúses, xipnúse, xipnúsame,<br />

wecken, xipnúsate, xipnúsan<br />

aufwecken, wachrütteln<br />

befriedigen ikanopiúsa, ikanopiúses, ikanopiúse,<br />

kanopiúsame, kanopiúsate, ikanopiúsan<br />

begegnen, sinantúsa, sinantúses, sinantúse, sinantúsame,<br />

treffen, sich treffen, sinantúsate, sinantúsan<br />

zusammentreffen<br />

begeistern, methúsa, methúses, methúse, methúsame,<br />

beschwingen, methúsate, methúsan<br />

betrunken machen/werden<br />

beinhalten, chorúsa, chorúses, chorúse, chorúsame,<br />

enthalten chorúsate, chorúsan<br />

bekennen, omologúsa, omologúses, omologúse,<br />

zugeben omologúsame, omologúsate, omologúsan<br />

belagern poliorkúsa, poliorkúses, poliorkúse,<br />

poliorkúsame, poliorkúsate, poliorkúsan<br />

besiegen, nikúsa, nikúses, nikúse, nikúsame, nikúsate,<br />

gewinnen nikúsan<br />

betrüben, lipúsa, lipúses, lipúse, lipúsame, lipúsate,<br />

Kummer bereiten lipúsan<br />

183


ezeugen martirúsa, martirúses, martirúse, martirúsame,<br />

martirúsate, martirúsan<br />

danken efcharistúsa, efcharistúses, efcharistúse,<br />

efcharistúsame, efcharistúsate, efcharistúsan<br />

<strong>des</strong>interessiert sein, adiaforúsa, adiaforúses, adiaforúse,<br />

vernachlässigen adiaforúsame, adiaforúsate, adiaforúsan<br />

diffamieren, disfimúsa, disfimúses, disfimúse, disfimúsame,<br />

verleumden disfimúsate, disfimúsan<br />

dividieren dierúsa, dierúses, dierúse, dierúsame, dierúsate,<br />

dierúsan<br />

Durst haben, dipsúsa, dipsúses, dipsúse, dipsúsame, dipsúsate,<br />

durstig sein dipsúsan<br />

ehren, timúsa, timúses, timúse, timúsame, timúsate,<br />

verehren timúsan<br />

einladen kalúsa, kalúses, kalúse, kalúsame, kalúsate,<br />

kalúsan -<br />

proskalúsa, proskalúses, proskalúse,<br />

proskalúsame, proskalúsate, proskalúsan<br />

einverstanden sein, simfonúsa, simfonúses, simfonúse,<br />

übereinstimmen, simfonúsame, simfonúsate, simfonúsan<br />

zustimmen<br />

entschuldigen, singchorúsa, singchorúses, singchorúse,<br />

vergeben, singchorúsame, singchorúsate, singchorúsan<br />

verzeihen (mit Gamma und Chi geschrieben)<br />

184


filmen kinimatografúsa, kinimatografúses,<br />

kinimatografúse, kinimatografúsame,<br />

kinimatografúsate, kinimatografúsan<br />

fliegen petúsa, petúses, petúse, petúsame, petúsate,<br />

petúsan<br />

fragen rotúsa, rotúses, rotúse, rotúsame, rotúsate,<br />

rotúsan<br />

führen, leiten odigúsa, odigúses, odigúse, odigúsame,<br />

odigúsate, odigúsan<br />

funktionieren liturgúsa, liturgúses, liturgúse, liturgúsame,<br />

liturgúsate, liturgúsan<br />

Fuss setzen auf, patúsa, patúses, patúse, patúsame,<br />

treten auf patúsate, patúsan<br />

halten kratúsa, kratúses, kratúse, kratúsame, kratúsate,<br />

kratúsan<br />

helfen voithúsa, voithúses, voithúse, voithúsame,<br />

voithúsate, voithúsan<br />

Hunger pinúsa, pinúses, pinúse, pinúsame, pinúsate,<br />

haben, pinúsan<br />

hungrig sein<br />

kneifen tsimbúsa, tsimbúses, tsimbúse, tsimbúsame,<br />

tsimbúsate, tsimbúsan<br />

können borúsa, borúses, borúse, borúsame, borúsate,<br />

borúsan (b = mp)<br />

185


kreuzen, pernúsa, pernúses, pernúse, pernúsame,<br />

überschreiten, überqueren pernúsate, pernúsan<br />

küssen filúsa, filúses, filúse, filúsame, filúsate, filúsan<br />

lachen jelúsa, jelúses, jelúse, jelúsame, jelúsate,<br />

jelúsan<br />

leben súsa, súses, súse, súsame, súsate, súsan<br />

leben, katikúsa, katikúses, katikúse, katikúsame,<br />

wohnen katikúsate, katikúsan<br />

lieben agapúsa, agapúses, agapúse, agapúsame,<br />

agapúsate, agapúsan<br />

meinen ennoúsa, ennoúses, ennoúse, ennoúsame,<br />

ennoúsate, ennoúsan («o» und «u» immer<br />

getrennt aussprechen)<br />

messen, metrúsa, metrúses, metrúse, metrúsame,<br />

zählen metrúsate, metrúsan<br />

reden, milúsa, milúses, milúse, milúsame, milúsate,<br />

sprechen milúsan<br />

schätzen, ektimúsa, ektimúses, ektimúse, ektimúsame,<br />

wertschätzen ektimúsate, ektimúsan<br />

schulden chrostúsa, chrostúses, chrostúse,<br />

chrostúsame, chrostúsate, chrostúsan<br />

sich glentúsa, glentúses, glentúse, glentúsame,<br />

amüsieren, glentúsate, glentúsan<br />

sich vergnügen<br />

186


sich argúsa, argúses, argúse, argúsame, argúsate,<br />

verspäten argúsan<br />

singen tragudúsa, tragudúses, tragudúse, tragudúsame,<br />

tragudúsate, tragudúsan<br />

suchen, sitúsa, sitúses, sitúse, sitúsame, sitúsate, sitúsan<br />

verlangen<br />

traurig sein, distichúsa, distichúses, distichúse, distichúsame,<br />

unglücklich distichúsate, distichúsan<br />

sein<br />

treten klotsúsa, klotsúses, klotsúse, klotsúsame,<br />

klotsúsate, klotsúsan<br />

verbringen dapanúsa, dapanúses, dapanúse, dapanúsame,<br />

dapanúsate, dapanúsan<br />

vergessen xechnúsa, xechnúses, xechnúse, xechnúsame,<br />

xechnúsate, xechnúsan<br />

verkaufen pulúsa, pulúses, pulúse, pulúsame, pulúsate,<br />

pulúsan<br />

verletzen, ponúsa, ponúses, ponúse, ponúsame, ponúsate,<br />

Schmerz ponúsan<br />

fühlen, sticheln, wehtun<br />

zeichnen, travúsa, travúses, travúse, travúsame, travúsate,<br />

ziehen travúsan<br />

Im Gegensatz zu den Verben der ersten Konjugation werden<br />

diese nicht immer nur auf der drittletzten Silbe betont; auch daran<br />

187


kann erkannt werden, welcher der beiden Konjugationen je<strong>des</strong><br />

einzelne Verb angehört.<br />

Wie im Altgriechischen und in den romanischen Sprachen wird<br />

das Imperfekt, das in ein paar Lehrbüchern auch noch als<br />

Präteritum bezeichnet wird, nur für gewohnheitsmässige<br />

Handlungen in der Vergangenheit verwendet - und vor allem<br />

dann, wenn eine einmalige Handlung vorbereitet wird, für die<br />

dann der Aorist, den ich gleich unten behandle, zum Zug kommt.<br />

Wie es jemand treffend formuliert hat: Das Imperfekt beschreibt<br />

die Bühne und durch den Aorist kommt Bewegung auf diese<br />

Bühne.<br />

Da im <strong>Neugriechischen</strong> die Verbformen <strong>des</strong> Imperfekts, die<br />

eigentlich am leichtesten zu bilden sind, weil sie keine einzige<br />

Unregelmässigkeit aufweisen, denen im Aorist ziemlich<br />

nahestehen, so dass die Gefahr von Verwechslungen nicht<br />

auszuschliessen ist, und da in der heutigen Alltagssprache im<br />

lockeren Gebrauch selbst für Handlungen in der Vergangenheit,<br />

die dort mehrmals vorkommen, der Aorist verwendet wird, ist für<br />

die Fremdsprachigen die Anwendung dieser Zeit nicht zu<br />

empfehlen. Dazu kommt noch, dass das Imperfekt bzw.<br />

Präteritum auch ohne diesen lockeren Gebrauch <strong>des</strong> Aorists fast<br />

nur in der Schriftsprache verwendet wird.<br />

Die einzigen Ausnahmen sind «sein» und «haben», für die auch<br />

das Imperfekt oft verwendet wird - auch <strong>des</strong>halb, weil es hier<br />

keine anderen Zeiten für die Vergangenheit gibt. Ich habe diese<br />

Konjugationen hier nur aufgeführt, um das Gesamtbild<br />

abzurunden.<br />

188


Der Aorist Aktiv<br />

Jetzt kommt diese oben mehrmals erwähnte Zeit, die nach dem<br />

Präsens genauso wie im Altgriechischen die meistverwendete<br />

und dementsprechend wichtig ist. Wie nahe sich die beiden<br />

griechischen Sprachen gerade in dieser Zeit stehen, zeigen die<br />

Konjugationen von «schreiben», wobei die neugriechische<br />

Variante wieder die linke ist:<br />

ich habe geschrieben égrapsa égrapsa<br />

du hast geschrieben égrapses égrapsas<br />

er/sie/es hat geschrieben égrapse égrapse(n)<br />

wir haben geschrieben grápseme egrápsamen<br />

ihr habt geschrieben grápsete egrápsate<br />

sie haben geschrieben égrapsan égrapsan<br />

Der Aorist kann im Deutschen und in vielen anderen Sprachen<br />

gleich in drei Zeiten ausgedrückt werden:<br />

ich schrieb - ich habe geschrieben - ich hatte geschrieben<br />

Tatsächlich ist die letztgenannte Variante im Plusquamperfekt im<br />

lockeren Alltagsgebrauch ebenfalls zu hören, aber in der<br />

Schriftsprache gilt sie als falsch, wenn sie sich nicht eindeutig auf<br />

eine andere und später erfolgende Handlung in der<br />

Vergangenheit bezieht.<br />

Gerade weil der Aorist Ereignisse in der Vergangenheit<br />

beschreibt, kommt er sowohl in den klassischen Schriften<br />

Homers, <strong>des</strong> Verfassers der noch heute weltbekannten Werke<br />

Ilias und Odyssee, als auch in der Septuaginta, der Übersetzung<br />

189


<strong>des</strong> Alten Testaments ins Griechische, und im Neuen Testament<br />

sogar noch mehr vor als das Präsens - und wenn dieses in einer<br />

Erzählung doch einmal auftaucht, gilt es als historisches<br />

Präsens, das es auch im Latein gab und noch heute sowohl im<br />

Deutschen als auch in vielen anderen Sprachen immer noch<br />

möglich ist.<br />

Eines der meistgebrauchten Aorist-Wörter der Bibel ist<br />

„egénesen“, das alle kennen, weil es „zeugte“ heisst. So beginnt<br />

das Matthäus-Evangelium:<br />

Abra'ám egénesen ton Isa'ák, Isa'ák de egénesen ton Jakób,<br />

Jakób de egénesen ton Júdan kai tus adelfús autû ...<br />

Abraham zeugte Isaak, Isaak aber zeugte Jakob, Jakob aber<br />

zeugte Juda und seine Brüder ...<br />

Das Wörtchen „de“, das „aber“ bedeutet, ist eigentlich nur ein<br />

Füllwort, das für das Verständnis eines Satzes nicht notwendig<br />

war, aber es machte ihn halt etwas "schöner".<br />

Um zu verstehen, auf welcher Grundlage der neugriechische<br />

Aorist aufgebaut ist, kann es sicher nicht schaden, wieder einmal<br />

in die antike Welt einzutauchen: In der Fachsprache wird im<br />

Altgriechischen zwischen einem schwachen Aorist, einem<br />

starken Aorist und einem Wurzelaorist unterschieden. Als erste<br />

Übersicht bringe ich hier die Endungen aller drei Varianten, links<br />

für den schwachen und in der Mitte für den starken Aorist Aktiv<br />

sowie rechts für den Wurzelaorist Aktiv:<br />

-sa -on -n<br />

-sas -es -s<br />

-se(n) -e - (also keine Endung)<br />

-samen -omen -men<br />

190


-sate -ete -te<br />

-san -on -san<br />

Wie wir sehen können, ist es im schwachen Aorist bei der dritten<br />

Person Einzahl möglich, hinten noch ein "n" anzuhängen oder es<br />

wegzulassen. Es gibt dafür keine bestimmte Regel, also muss<br />

nach dem "n" nicht zwingend ein Vokal folgen. Vor allem in der<br />

Schriftsprache kommt das auffallend viel vor, so auch im Neuen<br />

Testament.<br />

Mit diesem Schema im Kopf ist es möglich, bei einem Verb die<br />

richtigen Aoristformen zu finden, wenn es bekannt ist, welcher<br />

Aorist-Gruppe sie angehören. Das zu wissen ist die<br />

Voraussetzung, weil es leider keine Faustregel gibt, wie das zu<br />

erkennen ist, und zudem gibt es noch ein paar Ausnahmen von<br />

Verben, die sozusagen im anderen Territorium fischen. Auch hier<br />

ist einfaches Pauken angesagt.<br />

1. Der schwache Aorist wird dadurch gebildet, dass an den<br />

sogenannten Verbalstamm das „normale“ Tempuszeichen<br />

gehängt wird. Das sieht bei unserem Paradeverb „paideúein“<br />

sowie bei „gráfein“ (schreiben) und „légein“ (sagen) so aus:<br />

epaídeusa égrapsa légusa<br />

epaídeusas égrapas légusas<br />

epaídeuse(n) égrapse(n) léguse(n)<br />

epaideúsamen egrápsamen légsamen<br />

epaideúsate egrápsate légsate<br />

epaídeusan égrapsan légusan<br />

191


Das Markenzeichen dieser Aorist-Klasse ist die ständige<br />

Betonung auf der drittletzten Silbe, und da alle Verben dieser<br />

Klasse min<strong>des</strong>tens dreisilbig sind, gibt es hier keine grossen<br />

Probleme.<br />

Wichtig zu wissen ist auch, dass es zwischen der klassischen<br />

Sprache und der Koiné Unterschiede in der Aussprache gab,<br />

wobei die Grenzen fliessend waren. Während die zweitletzte<br />

Silbe in der klassischen Sprache meistens lang ausgesprochen<br />

wurde, war sie in der Koiné kurz.<br />

Zwei Beispiele zeigen uns das:<br />

endýein (anziehen)<br />

lýein (lösen)<br />

enédyysa (A), enédysa (K)<br />

élyysa (A), élysa (K)<br />

Schon hier haben sich die ersten Ansätze zur Entwicklung vom<br />

Alt- zum <strong>Neugriechischen</strong> gezeigt, das keine langen Vokale mehr<br />

aufweist.<br />

2. Der starke Aorist wird dadurch gebildet, dass an den<br />

sogenannten Verbalstamm kein Tempuszeichen angehängt<br />

wird. Die Verben stehen formal zwar im Imperfekt, haben jedoch<br />

eine Aorist-Bedeutung. Etwas Ähnliches haben wir weiter oben<br />

beim Verb „eîmi“ (ich gehe bzw. ich werde gehen) schon<br />

gesehen.<br />

Als Beispiele dienen uns hier die Formen für „ágein“ (führen),<br />

„bállein“ (werfen) und „lambánein“ (nehmen).<br />

Die Verbalstämme für diese drei Verben sind:<br />

-ag-, -bal-, -lamb<br />

Wenn wir nun das Aorist-Kennzeichen „e“ vorhängen und die<br />

192


ganz oben gezeigten Personalendungen anhängen, haben wir<br />

bereits diese Formen, wobei aber bei „-lamb“ das „m“ noch<br />

wegfällt:<br />

égagon ébalon élabon<br />

égages ébales élabes<br />

égage ébale élabe<br />

egágomen ebálomen elábomen<br />

egágete ebálete elábete<br />

égagon ébalon élabon<br />

Achtung, keine Verwechslungen, weil die Formen der beiden<br />

letzteren einander sehr nahestehen!<br />

Natürlich gibt es auch hier ein paar Ausnahmen in der Mediumund<br />

Pas-sivform, von denen die am häufigsten vorkommenden<br />

die Formen für „érchesthai“ (gehen, kommen), „gígnesthai“<br />

(werden) und „pynthánesthai“ (erfahren) sind:<br />

êlthon/êltha egenómen epythómen<br />

Dazu kommen noch ein paar Ausnahmen, wie ich es oben<br />

angedeutet habe. Sie zählen zwar zu den Verben mit einem<br />

starken Aorist, haben aber die Formen <strong>des</strong> schwachen Aorists.<br />

Als Beispiele bringe ich „didónai“ (geben), „histánai“ (stellen) und<br />

„tithénai“ (setzen):<br />

édoka éstesa étheka<br />

édokas éstesas éthekas<br />

édoke(n) éstese(n) étheke(n)<br />

193


édomen estésamen éthemen<br />

édote estésate éthete<br />

édotan éstesan éthesan<br />

3. Der Wurzelaorist wird dadurch gebildet, dass die<br />

Personalendungen wiederum ohne Tempuszeichen direkt an die<br />

Verbwurzel gehängt werden, die mit dem Verbalstamm identisch<br />

ist. Auch hier sind die Formen mit denen im Imperfekt identisch,<br />

gelten jedoch als solche <strong>des</strong> Aorists. Als Beispiele bringe ich<br />

„baínein“ (gehen), „fýesthai“ (entstehen) und „gignóskein“<br />

(erkennen), wobei auch die Koiné-Variante „ginóskein“ gleich<br />

verwendet werden kann:<br />

ében éfyyn égnon (A) énon (K)<br />

ébes éfyys égnos énos<br />

ébe éfyy égno éno<br />

ébemen éfyymen égnomen énomen<br />

ébete éfyyte égnote énote<br />

ébesan éfyysan égnosan énosan<br />

Bei den wenigen Verben, in denen nur die Anwendung der dritten<br />

Person Einzahl logisch ist, kann die Endung "-a", die bei den<br />

meisten Verben das Kennzeichen der ersten Person Einzahl ist,<br />

einfach in ein "-e" verwandelt werden, oder das "n" zu streichen,<br />

zum Beispiel bei "dokeî" (es scheint), bei "deî" bzw. "deîtai", die<br />

beide "es ist nötig" oder "man muss" bedeuten - diese beiden<br />

haben formal nicht einmal einen Infinitiv und keine Deklination -<br />

sowie beim Verb "symbaínein" (geschehen):<br />

dokeî<br />

es scheint<br />

194


édoxe(n)<br />

(nicht "édoxa")<br />

es schien, es hat geschienen<br />

deî/deîtai<br />

edeíse(n)<br />

(nicht "edeísa")<br />

es ist nötig, man muss<br />

es war nötig, man musste<br />

symbaínei<br />

symébe<br />

(nicht "symében")<br />

es geschieht<br />

es geschah, es ist geschehen<br />

Die erste Konjugation<br />

Wieder zurück zum neugriechischen Aorist, um den es in diesem<br />

Unterkapitel hauptsächlich geht. Die Aoristformen der oben<br />

aufgeführten Verben im Präsens und Imperfekt sehen in der<br />

ersten Konjugation so aus:<br />

abgrenzen,<br />

begrenzen,<br />

eingrenzen, definieren<br />

abnehmen,<br />

verkleinern,<br />

reduzieren<br />

órisa, órises, órise, orísame, orísate, órisan<br />

(mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

identisch)<br />

eláttosa, eláttoses, eláttose, elattósame,<br />

elattósate, eláttosan<br />

(ab)schlachten, ésfaxa, ésfaxes, ésfaxe, sfáxame, sfáxate,<br />

massakrieren,<br />

niedermetzeln<br />

ésfaxan<br />

195


absteigen, katévika, katévikes, katévike, katevíkame,<br />

hinabsteigen, katevíkate, katévikan<br />

hinuntersteigen<br />

abwägen, isoskélisa, isoskélises, isoskélise, isoskelísame,<br />

ausgleichen, isoskelísate, isoskélisan (beide Male mit Sigma,<br />

balancieren Aussprache mit dem Imperfekt identisch)<br />

abwärtsgehen, katifórisa, katifórises, katifórise, katiforísame,<br />

hinuntergehen katiforísate, katifórisan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

abwesend sein, élipsa, élipses, élipse, lípsame, lípsate,<br />

fehlen, vermisst werden élipsan<br />

Angst machen, xáfniasa, xáfniases, xáfniase, xafniásame,<br />

aufschrecken, xafniásate, xáfniasan (mit Sigma, Aussprache<br />

erschrecken,<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

überraschen<br />

ankommen, éftasa, éftases, éftase, ftásame, ftásate, éftasan<br />

erreichen<br />

ankünden, kírixa, kírixes, kírixe, kiríxame, kiríxate, kírixan<br />

verkünden<br />

anpassen, kanónisa, kanónises, kanónise, kanonísame,<br />

regulieren kanonísate, kanónisan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

anpeilen, skópesa, skópeses, skópese, skopésame,<br />

beabsichtigen, bezwecken skopésate, skópesan<br />

196


anschnallen, steréosa, steréoses, steréose, stereósame,<br />

befestigen stereósate, steréosan<br />

arbeiten dúlepsa, dúlepses, dúlepse, dulépsame,<br />

dulépsate, dúlepsan<br />

ärgern, éskasa, éskases, éskase, skásame, skásate,<br />

platzen, éskasan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

sprengen<br />

Imperfekt identisch)<br />

aufbauschen, ipérvala, ipérvales, ipérvale, iperválame,<br />

übertreiben iperválate, ipérvalan (Imperfekt: zwei «l»,<br />

Aorist: ein «l»)<br />

aufeinander sintónisa, sintónises, sintónise, sintonísame,<br />

abstimmen, sintonísate, sintónisan<br />

harmonisieren,<br />

koordinieren<br />

aufhören épapsa, épapses, épapse, pápsame, pápsate,<br />

épapsan<br />

aufschichten, stívaxa, stívaxes, stívaxe, stiváxame, stiváxate,<br />

aufstapeln stívaxan<br />

aufschieben, anávala, anávales, anávale, anaválame,<br />

verschieben anaválate, anávalan (nur ein «l» im Gegensatz<br />

zum Imperfekt mit zwei «l»!)<br />

aufsteigen, anévika, anévikes, anévike, anevíkame,<br />

einsteigen, anevíkate, anévikan<br />

hinaufsteigen<br />

197


aufziehen, kúrdisa, kúrdises, kúrdise, kurdísame, kurdísate,<br />

einstimmen, kúrdisan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

stimmen (Instrument)<br />

Imperfekt identisch)<br />

ausbreiten, xáplosa, xáploses, xáplose, xaplósame,<br />

strecken, xaplósate, xáplosan<br />

verbreiten, sich hinlegen<br />

ausbreiten, éstrosa, éstroses, éstrose, strósame, strósate,<br />

streuen, verbreiten éstrosan<br />

ausdrücken exéfrasa, exéfrases, exéfrase, ekfrásame,<br />

ekfrásate, exéfrasan (mit Sigma, Aussprache mit<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

ausgeben, xódepsa, xódepses, xódepse, xodépsame,<br />

konsumieren, xodépsate, xódepsan<br />

verbrauchen, verbringen<br />

ausgehen, vjíka, vjíkes, vjíke, vjíkame, vjíkate, vjíkan<br />

hinausgehen<br />

aussteigen katévika, katévikes, katévike, katevíkame,<br />

katevíkate, katévikan<br />

backen, tigánisa, tigánises, tigánise, tiganísame,<br />

braten tiganísate, tigánisan (mit Sigma, Aussprache mit<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

baden (jem.) élusa, éluses, éluse, lúsame, lúsate, élusan<br />

(mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

identisch)<br />

198


ändigen, dámasa, dámases, dámase, damásame,<br />

zähmen, damásate, dámasan (mit Sigma, Aussprache<br />

zügeln,<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

unter Kontrolle bringen<br />

bauen, kataskévasa, kataskévases, kataskévase,<br />

aufbauen, kataskevásame, kataskevásate, kataskévasan<br />

erbauen (mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

identisch)<br />

befreien elefthérosa, elefthéroses, elefthérose,<br />

eleftherósame, eleftherósate, elefthérosan<br />

begeistern, májepsa, májepses, májepse, majépsame,<br />

bezaubern, majépsate, májepsan<br />

faszinieren<br />

begrenzen, periórisa, periórises, periórise, periorísame,<br />

beschränken, periorísate, periórisan (mit Sigma, Aussprache<br />

eingrenzen, eindämmen mit dem Imperfekt identisch)<br />

(be)grüssen cherétisa, cherétises, cherétise, cheretísame,<br />

cheretísate, cherétisan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

beissen dángasa, dángases, dángase, dangásame,<br />

dangásate, dángasan<br />

(be)raten, simvúlepsa, simvúlepses, simvúlepse,<br />

empfehlen, simvulépsame, simvulépsate, simvúlepsan<br />

nahelegen<br />

199


eruhigen isíkasa, isíkases, isíkase, isikásame, isikásate,<br />

isíkasan (beide Male mit Sigma, Aussprache mit<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

(be)schenken chárisa, chárises, chárise, charísame,<br />

charísate, chárisan (mit Sigma, Aussprache mit<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

betreten, bíka, bíkes, bíke, bíkame, bíkate, bíkan<br />

eintreten,<br />

hineingehen<br />

betreuen, fróntisa, fróntises, fróntise, frontísame, frontísate,<br />

pflegen, fróntisan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

sich kümmern um,<br />

Imperfekt identisch)<br />

sich sorgen um<br />

bewundern, tháfmasa, tháfmases, tháfmase, thafmásame,<br />

sich fragen, thafmásate, tháfmasan (mit Sigma, Aussprache<br />

sich wundern<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

bezeugen, katáthesa, katátheses, katáthese, katathésame,<br />

deponieren, katathésate, katáthesan<br />

einzahlen<br />

biegen, líjisa, líjises, líjise, lijísame, lijísate, líjisan<br />

beugen, (mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

verbiegen identisch)<br />

binden, é<strong>des</strong>a, é<strong>des</strong>es, é<strong>des</strong>e, désame, désate, é<strong>des</strong>an<br />

anbinden, verbinden<br />

200


leiben, émina, émines, émine, míname, mínate, éminan<br />

wohnen (i = ei)<br />

blenden, thámposa, thámposes, thámpose, thampósame,<br />

verblüffen thampósate, thámposan<br />

bringen éfera, éferes, éfere, férame, férate, éferan<br />

denken, pístepsa, pístepses, pístepse, pistépsame,<br />

glauben pistépsate, pístepsan<br />

einfrieren, págosa, págoses, págose, pagósame, pagósate,<br />

eingefroren págosan<br />

werden, frieren, gefrieren<br />

einlösen (Geld) isépraxa, isépraxes, isépraxe, ispráxame,<br />

ispráxate, isépraxan (mit Epsilon und Jota)<br />

einsperren, filákisa, filákises, filákise, filakísame,<br />

gefangen filakísate, filákisan (mit Sigma, Aussprache mit<br />

halten, inhaftieren<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

einsteigen anévika, anévikes, anévike, nevíkame, nevíkate,<br />

anévikan<br />

erfahren, ématha, émathes, émathe, máthame, máthate,<br />

lehren émathan<br />

Erfolg haben, pétixa, pétixes, pétixe, petíxame, petíxate,<br />

erfolgreich sein pétixan<br />

ergreifen, kiríepsa, kiríepses, kiríepse, kiriépsame,<br />

erobern kiriépsate, kiríepsan<br />

201


ergreifen, épasa, épases, épase, pásame, pásate, épasan<br />

erfassen, greifen, packen<br />

ernten thérisa, thérises, thérise, therísame, therísate,<br />

thérisan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

Imperfekt identisch)<br />

erziehen mórfosa, mórfoses, mórfose, morfósame,<br />

morfósate, mórfosan<br />

essen éfaga, éfajes, éfaje, fágame, fágate, éfagan<br />

fallen, épesa, épeses, épese, pésame, pésate, épesan<br />

hinfallen<br />

feiern jórtasa, jórtases, jórtase, jortásame, jortásate,<br />

jórtasan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

Imperfekt identisch)<br />

finden fríka, fríkes, fríke, fríkame, fríkate, fríkan<br />

fliehen, éfiga, éfijes, éfije, fígame, fígate, éfigan<br />

flüchten, weggehen<br />

geben édosa, édoses, édose, edósame, edósate,<br />

édosan<br />

gefährden, kindínepsa, kindínepses, kindínepse,<br />

in Gefahr kindinépsame, kindinépsate, kindínepsan<br />

sein<br />

gehen píga, píjes, píje, pígame, pígate, pígan<br />

gelten, ís’chisa, ís’chises, ís’chise, is’chísame,<br />

gültig sein is’chísate, ís’chisan<br />

202


hoffen, ílpisa, ílpises, ílpise, ilpísame, ilpísate, ílpisan<br />

erhoffen (mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

identisch)<br />

hören, ákusa, ákuses, ákuse, akúsame, akúsate,<br />

zuhören, ákusan<br />

gehorchen<br />

kaufen agórasa, agórases, agórase, agorásame,<br />

agorásate, agórasan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

kontrollieren élenxa, élenxes, élenxe, elénxame, elénxate,<br />

élenxan<br />

kratzen, éxisa, éxises, éxise, xísame, xísate, éxisan<br />

schärfen<br />

legen, setzen, évala, évales, évale, válame, válate, évalan<br />

stellen<br />

lehren, dídaxa, dídaxes, dídaxe, didáxame, didáxate,<br />

unterrichten dídaxan<br />

leiden, épatha, épathes, épathe, páthame, páthate,<br />

erleiden épathan<br />

leihen, dánisa, dánises, dánise, danísame, danísate,<br />

ausleihen dánisan (mit Epsilon, Jota und Sigma;<br />

Aussprache mit dem Imperfekt identisch)<br />

lesen, diávasa, diávases, diávase, diavásame,<br />

studieren diavásate, diávasan (mit Sigma)<br />

203


lösen,<br />

losbinden<br />

machen,<br />

tun<br />

malen<br />

malen,<br />

zeichnen<br />

markieren,<br />

notieren,<br />

registrieren<br />

nageln,<br />

festnageln,<br />

vernageln<br />

nähen,<br />

schneidern,<br />

sticheln<br />

nehmen<br />

nennen,<br />

rufen<br />

öffnen<br />

élisa, élises, élise, lísame, lísate, élisan<br />

ékama, ékames, ékame/ékana, kámame,<br />

kámate, ékaman<br />

évapsa, évapses, évapse, vápsame, vápsate,<br />

évapsan<br />

sográfisa, sográfises, sográfise, sografísame,<br />

sografísate, sográfisan (mit Sita und Sigma,<br />

Aussprache mit dem Imperfekt identisch)<br />

simíosa, simíoses, simíose, simiósame,<br />

simiósate, simíosan<br />

kárfosa, kárfoses, kárfose, karfósame,<br />

karfósate, kárfosan<br />

érapsa, érapses, érapse, rápsame, rápsate,<br />

érapsan<br />

píra, píres, píre, pírame, pírate, píran<br />

onómasa, onómases, onómase, onomásame,<br />

onomásate, onómasan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

ánixa, ánixes, ánixe, aníxame, aníxate, ánixan<br />

204


polieren, étripsa, étripses, étripse, trípsame, trípsate,<br />

reiben, rubbeln étripsan<br />

putzen, kathárisa, kathárises, kathárise, katharísame,<br />

reinigen katharísate, kathárisan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

rauchen kápnisa, kápnises, kápnise, kapnísame,<br />

kapnísate, kápnisan (mit Sigma, Aussprache mit<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

rechnen, logáriasa, logáriases, logáriase, logariásame,<br />

ausrechnen, logariásate, logáriasan (mit Sigma, Aussprache<br />

berechnen<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

reden, kuvéntiasa, kuvéntiases, kuvéntiase,<br />

sprechen kuventiásame, kuventiásate, kuvéntiasan<br />

(mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

identisch)<br />

reifen, orímasa, orímases, orímase, orimásame,<br />

reif werden orimásate, orímasan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

reissen, éskisa, éskises, éskise, skísame, skísate,<br />

zerreissen éskisan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

Imperfekt identisch)<br />

rennen étrexa, étrexes, étrexe, tréxame, tréxate,<br />

étrexan<br />

205


ichten ékrina, ékrines, ékrine, kríname, krínate, ékrinan<br />

(mit dem Imperfekt identisch)<br />

ringen, pálepsa, pálepses, pálepse, palépsame,<br />

streiten palépsate, pálepsan<br />

rügen, málosa, máloses, málose, malósame,<br />

schimpfen, malósate, málosan<br />

tadeln, zurechtweisen; streiten, zanken<br />

sagen ípa, ípes, ípe, ípame, ípate, ípan<br />

sammeln, másepsa, másepses, másepse, masépsame,<br />

einsammeln masépsate, másepsan<br />

satirisch satírisan, satírises, satírise, satirísame,<br />

darstellen satirísate, satírisan (mit Sigma, Aussprache mit<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

sättigen, chórtasa, chórtases, chórtase, chortásame,<br />

satt werden chortásate, chórtasan<br />

schaden éflapsa, éflapses, éflapse, flápsame, flápsate,<br />

éflapsan<br />

schenken dórisa, dórises, dórise, dorísame, dorísate,<br />

dórisan (mit Sigma)<br />

schicken, éstila, éstiles, éstile, stílame, stílate,<br />

senden éstilan<br />

schlagen édira, édires, édire, dírame, dírate, édiran<br />

schliessen klídosa, klídoses, klídose, klidósame, klidósate,<br />

klídosan<br />

206


schneiden ékopsa, ékopses, ékopse, kópsame, kópsate,<br />

ékopsan<br />

schreiben égrapsa, égrapses, égrapse, grápsame,<br />

grápsate, égrapsan<br />

schuldig sein éftexa, éftexes, éftexe, ftéxame, ftéxate,<br />

éftexan<br />

schwärzen, máfrisa, máfrises, máfrise, mafrísame,<br />

anschwärzen mafrísate, máfrisan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

schwindlig gálisa, gálises, gálise, galísame, galísate,<br />

machen gálisan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

Imperfekt identisch)<br />

schwitzen ídrosa, ídroses, ídrose, idrósame, idrósate,<br />

ídrosan<br />

segeln éplevsa, éplevses, éplevse, plévsame, plévsate,<br />

éplevsan<br />

sehen ída, í<strong>des</strong>, íde, ídame, ídate, ídan<br />

senden, metádosa, metádoses, metádose, metadósame,<br />

übertragen, vermitteln metadósate, metádosan<br />

sich anziehen éndisa, éndises, éndise, ndísame, ndísate,<br />

éndisan (mit «nt»)<br />

spielen épexa, épexes, épexe, péxame, péxate, épexan<br />

stehlen éklepsa, éklepses, éklepse, klépsame,<br />

klépsate, éklepsan (D + K)<br />

207


sterben péthana, péthanes, péthana, petháname,<br />

pethánate, péthanan<br />

tanzen chórepsa, chórepses, chórepse, chorépsame,<br />

chorépsate, chórepsan<br />

teilen, mírasa, mírases, mírase, mirásame, mirásate,<br />

verteilen; mírasan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

verbreiten<br />

Imperfekt identisch)<br />

Tränen dákrisa, dákrises, dákrise, dakrísame,<br />

vergiessen dakrísate, dákrisan (mit Sigma, Aussprache mit<br />

dem Imperfekt identisch)<br />

transportieren, metakómisa, metakómises, metakómise,<br />

umziehen metakomísame, metakomísate, metakómisan<br />

(mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

identisch)<br />

trinken ípia, ípies, ípie, píeme, píete, ípian<br />

verfaulen, sápisa, sápises, sápise, sapísame, sapísate,<br />

verrotten, sápisan (mit Sigma, Aussprache mit dem<br />

verwesen<br />

Imperfekt identisch)<br />

vergiften dilitiríasa, dilitiríases, dilitiríase, dilitiriásame,<br />

dilitiriásate, dilitiríasan (mit Sigma, Aussprache<br />

mit dem Imperfekt identisch)<br />

vergrössern, megálosa, megáloses, megálose, megalósame,<br />

wachsen megalósate, megálosan<br />

208


verlassen engkatálipsa, engkatálipses, engkatálipse,<br />

engkatalípsame, engkatalípsate, engkatálipsan<br />

verstehen katálava, katálaves, katálave, katalávame,<br />

katalávate, katálavan<br />

verteidigen iperáspisa, iperáspises, iperáspise,<br />

iperaspísame, iperaspísate, iperáspisan<br />

(mit Sigma, Aussprache mit dem Imperfekt<br />

identisch)<br />

waschen éplina, éplines, épline, plíname, plínate, éplinan<br />

weggehen éfiga, éfijes, éfije, fígame, fígate, éfigan<br />

weinen éklapsa, éklapses, éklapse, klápsame, klápsate,<br />

éklapsan<br />

werfen érixa, érixes, érixe, ríxame, ríxate, érixan<br />

wollen thélisa, thélises, thélise, thelísame, thelísate,<br />

thélisan<br />

zeigen édixa, édixes, édixe, díxame, díxate, édixan<br />

zerstören katéstrepsa, katéstrepses, katéstrepse,<br />

katestrépsame, katestrépsate, katéstrepsan<br />

zuknöpfen kúmbosa, kúmboses, kúmbose, kumbósame,<br />

kumbósate, kúmbosan<br />

zurückkehren, jírisa, jírises, jírise, jirísame, jirísate, jírisan<br />

zurückkommen (mit Sigma)<br />

Für «kennen» (jem.) und «wissen» gibt es keinen Aorist, weil<br />

dieses Verb von vornherein als Ausdruck für eine länger<br />

209


andauernde Zeitspanne empfunden wird.<br />

Die Verbformen «ida» (ich habe gesehen) und «ipa» (ich habe<br />

gesagt), die beide mit einem Epsilon und einem Jota geschrieben<br />

werden, sind besonders zu beachten, weil diese von den<br />

häufigsten Aoristformen auch noch die unregelmässigsten sind.<br />

Die zweite Konjugation<br />

abziehen, aféresa, aféreses, aférese, aferésame,<br />

wegnehmen aferésate, aféresan<br />

anklagen, katigórisa, katigórises, katigórise,<br />

beschuldigen katigorísame, katigorísate, katigórisan<br />

antworten apántisa, apántises, apántise, apantísame,<br />

apantísate, apántisan<br />

aufführen, skinothétises, skinothétises, skinothétise,<br />

inszenieren, skinothetísame, skinothetísate, skinothétisan<br />

veranstalten<br />

aufhalten, kathistérisa, kathistérises, kathistérise,<br />

aufschieben, kathisterísame, kathisterísate, kathistérisan<br />

verschieben, verzögern<br />

aufwachen, xípnisa, xípnises, xípnise, xipnísame,<br />

wecken, xipnísate, xípnisan<br />

aufwecken, wachrütteln<br />

befriedigen ikanopí’isa, ikanopí’ises, ikanopí’ise,<br />

ikanopi’ísame, ikanopi’ísate, ikanopí’isan<br />

(i’i = oi + i)<br />

210


egegnen, treffen, sinántisa, sinántises, sinántise,<br />

sich treffen, sinantísame, sinantísate, sinántisan<br />

zusammentreffen<br />

begeistern, méthisa, méthises, méthise, methísame,<br />

beschwingen, methísate, méthisan<br />

betrunken machen/werden<br />

beinhalten, chóresa, chóreses, chórese, chorésame,<br />

enthalten chorésate, chóresan<br />

bekennen, omolójisa, omolójises, omolójise, omolojísame,<br />

zugeben omolojísate, omolójisan<br />

belagern poliórkisa, poliórkises, poliórkise, poliorkísame,<br />

poliorkísate, poliórkisan<br />

besiegen, níkisa, níkises, níkise, nikísame, nikísate,<br />

gewinnen níkisan<br />

betrüben, lípisa, lípises, lípise, lipísame, lipísate,<br />

Kummer lípisan<br />

bereiten<br />

bezeugen martírisa, martírises, martírise, martirísame,<br />

martirísate, martírisan<br />

danken efcharístisa, efcharístises, efcharístise,<br />

efcharistísame, efcharistísate, efcharístisan<br />

<strong>des</strong>interessiert adiafórisa, adiafórises, adiafórise,<br />

sein,<br />

adiaforísame, adiaforísate, adiafórisan<br />

vernachlässigen<br />

211


diffamieren, disfímisa, disfímises, disfímise, disfimísame,<br />

verleumden disfimísate, disfímisan<br />

dividieren diéresa, diéreses, diérese, dierésame,<br />

dierésate, diéresan<br />

Durst haben, dípsasa, dípsases, dípsasa, dipsásame,<br />

durstig sein dipsásate, dípsanan<br />

ehren, tímisa, tímises, tímise, timísame, timísate,<br />

verehren tímisan<br />

einladen kálesa, káleses, kálese, kalésame, kalésate,<br />

kálesan -<br />

proskálesa, proskáleses, proskálese,<br />

proskalésame, proskalésate, proskálesan<br />

einverstanden sein, simfónisa, simfónises, simfónise,<br />

übereinstimmen, simfonísame, simfonísate, simfónisan<br />

zustimmen<br />

entschuldigen, singchóresa, singchóreses, singchórese,<br />

vergeben, singchorésame, singhchorésate, singchóresan<br />

verzeihen<br />

filmen kinimatográfisa, kinimatográfises,<br />

kinimatográfise, kinimatografísame,<br />

kinimatografísate, kinimatográfisan<br />

fliegen pétaxa, pétaxes, pétaxa, petáxame, petáxate,<br />

pétaxan<br />

212


fragen rótisa, rótises, rótise, rotísame, rotísate,<br />

rótisan<br />

führen, leiten odíjisa, odíjises, odíjise, odijísame, odijísate,<br />

odíjisan<br />

funktionieren litúrjisa, litúrjises, litúrjise, liturjísame, liturjísate,<br />

litúrjisan<br />

Fuss setzen auf, pátisa, pátises, pátise, patísame, patísate,<br />

treten auf pátisan<br />

halten krátisa, krátises, krátise, kratísame, kratísate,<br />

krátisan<br />

helfen voíthisa, voíthises, voíthise, voithísame,<br />

voithísate, voíthisan<br />

Hunger haben, pínasa, pínases, pínase, pinásame, pinásate,<br />

hungrig sein pínasan<br />

kneifen tsímbisa, tsímbises, tsímbise, tsimbísame,<br />

tsimbísate, tsímbisan (b = mp)<br />

können bóresa, bóreses, bórese, borésame, borésate,<br />

bóresan (b = mp)<br />

kreuzen, pérasa, pérases, pérase, perásame, perásate,<br />

überschreiten, pérasan<br />

überqueren<br />

küssen éfila, éfiles, éfile, fílame, fílate, éfilan<br />

lachen jélasa, jélases, jélasa, jelásame, jelásate,<br />

jélasan<br />

213


leben<br />

ésisa, ésises, ésise, sísame, sísate, ésisan<br />

leben, wohnen katíkisa, katíkises, katíkise, katikísame,<br />

katikísate, katíkisan<br />

lieben agápisa, agápises, agápise, agapísame,<br />

agapísate, agápisan<br />

meinen ennóisa, ennóises, ennóise, ennoísame,<br />

ennoísate, ennóisan<br />

messen, métrisa, métrises, métrise, metrísame,<br />

zählen metrísate, métrisan<br />

reden, mílisa, mílises, mílise, milísame, milísate,<br />

sprechen mílisan<br />

schätzen, ektímisa, ektímises, ektímise, ektimísame,<br />

wertschätzen ektimísate, ektímisan<br />

sich amüsieren, gléntisa, gléntises, gléntise, glentísame,<br />

sich vergnügen glentísate, gléntisan<br />

sich verspäten árjisa, árjises, árjise, arjísame, arjísate, árjisan<br />

singen tragúdisa, tragúdises, tragúdise, tragudísame,<br />

tragudísate, tragúdisan<br />

suchen, sítisa, sítises, sítise, sitísame, sitísate, sítisan<br />

verlangen<br />

traurig sein, distíchisa, distíchises, distíchise, distichísame,<br />

unglücklich sein distichísate, distíchisan<br />

treten<br />

klótsisa, klótsises, klótsise, klotsísame,<br />

klotsísate, klótsisan<br />

214


verbringen<br />

vergessen<br />

verkaufen<br />

verletzen,<br />

Schmerz<br />

fühlen, sticheln,<br />

wehtun<br />

zeichnen,<br />

ziehen<br />

dapánisa, dapánises, dapánise, dapanísame,<br />

dapanísate, dapánisan<br />

xéchasa, xéchases, xéchase, xechásame,<br />

xechásate, xéchasan<br />

púlisa, púlises, púlise, pulísame, pulísate,<br />

púlisan<br />

pónesa, póneses, pónese, ponésame,<br />

ponésate, pónesan<br />

trávixa, trávixes, trávixe, travíxame, travíxate,<br />

trávixan<br />

Der Aorist von «schulden» ist mit dem Imperfekt identisch:<br />

chrostúsa, chrostúses, chrostúse, chrostúsame, chrostúsate,<br />

chrostúsan<br />

Die Haupt- und Nebenformen der Verben<br />

Wer Kenntnisse <strong>des</strong> Altgriechischen hat, staunt jetzt sicher<br />

darüber, dass hier solche Begriffe auftauchen. Da die<br />

neugriechischen Zeiten im Gegensatz zur antiken Muttersprache<br />

nicht alle mit einer einzigen Verbform gebildet, sondern zum Teil<br />

auch analytisch zusammengesetzt werden, wie wir bei «sein»<br />

und «haben» gesehen haben, ist es besonders wichtig, die<br />

verschiedenen Verbformen gut zu kennen.<br />

215


Um in diese besondere Verbenwelt einzuführen, ist das Verb<br />

«schreiben», <strong>des</strong>sen altgriechischer Infinitiv «gráfein» lautet, am<br />

geeignetsten, weil dieses am besten zeigt, auf welche Weise die<br />

wichtigen Nebenformen gebildet werden.<br />

DE: ich schreibe<br />

AG: gráfo<br />

NG: gráfo<br />

ich werde schreiben<br />

grápso<br />

tha gráfo<br />

Bis hierher ist es noch leicht, weil das neugriechische Futur I<br />

einfach dadurch gebildet wird, dass vor die Präsensform «tha»<br />

gehängt wird. Das altgriechische Futur, das nur diese eine Zeit<br />

aufweist, ist aber keineswegs verschwunden, sondern umgebaut<br />

und in Form eines zweiten Futurs I wieder eingebaut worden und<br />

trägt heute den gleichen Namen Futur II wie im Deutschen und<br />

in vielen anderen Sprachen:<br />

ich werde schreiben = tha gráfo (Futur I),<br />

tha grápso (Futur II)<br />

Beide Ausdrucksarten spielen sich zwar in der Zukunft ab, doch<br />

sie unterscheiden sich dadurch, dass das Futur I eine Handlung<br />

ausdrückt, die als nicht abgeschlossen betrachtet wird, während<br />

das Futur II für eine abgeschlossene Handlung verwendet wird.<br />

Eine ähnliche Denkweise gibt es nur noch in den slawischen<br />

Sprachen. So heissen diese beiden Ausdrücke im Russischen,<br />

das ich von dieser Sprachfamilie am besten kenne:<br />

tha gráfo = búdu pisát<br />

tha grápso = napischú<br />

In der Fachsprache wird die linke Variante bei den slawischen<br />

Sprachen als unvollendeter und die rechte als vollendeter Aspekt<br />

bezeichnet.<br />

216


Mit Ausnahme von «sein» und «haben» weisen sowohl die<br />

slawischen Sprachen, wo sie als Aspektpaare bezeichnet<br />

werden, als auch eben das Neugriechische für je<strong>des</strong> Verb zwei<br />

verschiedene Varianten auf, die dementsprechend auf völlig<br />

verschiedene Arten verwendet werden müssen. Allerdings<br />

kennen die slawischen Sprachen mit Ausnahme <strong>des</strong><br />

Bulgarischen und Mazedonischen immer noch je zwei Infinitive;<br />

doch andererseits gibt es bei ihnen kein solches<br />

Deklinationsgestrüpp wie bei den Schwestersprachen, sondern<br />

für alle Kasus nur noch je eine Form in der Einzahl und Mehrzahl.<br />

Diese zwei Gleise sind aber immer noch nicht alles: Was bei uns<br />

als Vorzukunft bekannt ist, gibt es im <strong>Neugriechischen</strong> und in<br />

etwas abgeschwächter Form auch in den slawischen Sprachen.<br />

Und jetzt kommt das, was in der Fachsprache als Nebenform der<br />

Verben bezeichnet wird, weil von dieser ausgehend alle anderen<br />

zusammengesetzten Zeiten gebildet werden:<br />

ich werde geschrieben haben = tha écho grápsi<br />

Im Russischen heisst es so:<br />

ja búdu napisát<br />

Die neugriechische Variante wird in der Fachsprache nicht als<br />

Futur III, sondern als Futur Perfekt bezeichnet.<br />

Was im Russischen mit den Infinitiven «pisát» und «napisát»<br />

ausgedrückt wird, geschieht im <strong>Neugriechischen</strong> mit «grápso»,<br />

also mit der Verbform <strong>des</strong> Futurs II, von dem das «o» der ersten<br />

Person Einzahl durch ein «i» ersetzt wird - und schon erhält man<br />

die sogenannte Partizipform, mit denen alle anderen Zeiten, die<br />

ich noch nicht vorgestellt habe, gebildet werden können:<br />

Perfekt: ich habe geschrieben écho grápsi<br />

Plusquamperfekt ich hatte geschrieben<br />

ícha grápsi<br />

217


Konditional dass ich geschrieben habe na écho<br />

Perfekt<br />

grápsi<br />

Was in den slawischen Sprachen als vollendeter Aspekt und im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> eben als Nebenform gilt, wird in der<br />

Fachsprache als Aorist Konjunktiv bezeichnet, weil «grápsi»<br />

immer eine vollendete Handlung ausdrückt.<br />

Warum die Nebenform so genannt wird, obwohl sie viel mehr als<br />

die sogenannte Hauptform vorkommt und gerade mit dieser<br />

unzählige neue Verbformen gebildet werden, liegt sicher daran,<br />

dass sie ausser bei den Befehlsformen nie allein stehen darf,<br />

sondern nur in Verbindung mit den Partikeln «na» und «tha»<br />

verwendet werden kann. Was bei uns als Partizip bekannt ist,<br />

taucht im <strong>Neugriechischen</strong> also nur in der Nebenform und nie in<br />

der Hauptform auf. Dagegen kann die Hauptform sehr wohl<br />

sowohl als auch in Verbindung mit «na» und «tha» verwendet<br />

werden:<br />

ich schreibe<br />

ich werde schreiben<br />

ich werde schreiben<br />

gráfo<br />

Aber: ich will, dass du es schreibst<br />

tha gráfo (irgendwann, vollendete<br />

Handlung offen)<br />

tha grápso (Handlung irgendwann<br />

einmal vollendet)<br />

thélo na to grápsis<br />

(nie «gráfis»!)<br />

Da bei zwei verschiedenen Personen nur die Nebenform<br />

verwendet werden darf, wäre der Satz «thélo na to gráfis» also<br />

nicht korrekt.<br />

218


Auch die Nebenformen werden natürlich voll durchkonjugiert:<br />

Erste Konjugation:<br />

Zweite Konjugation:<br />

gráfo grápso agapó agapíso<br />

gráfis grápsis agapás agapísis<br />

gráfi grápsi agapá/agapái agapísi<br />

gráfume/ grápsume/ agapúme/ agapísume/<br />

gráfome grápsome agapáme agapísome<br />

gráfete grápsete agapáte agapísete<br />

gráfun grápsun agapún/ agapísun<br />

agapán (vor Vokal)/<br />

agapáne (vor Konsonant)<br />

Die Nebenform kann über das Kreuz hinweg in allen Personen<br />

und Zeiten verwendet werden, ja, ausserhalb <strong>des</strong> Präsens ist<br />

diese sogar die einzige erlaubte:<br />

Ich will, dass du es schreibst. Thélo na to gráfis/grápsis.<br />

Willst du, dass ich es schreibe? Thélis na to gráfo/grápso?<br />

Aber: Ich wollte immer, dass Ithela pántote na to grápsis.<br />

du es schreibst.<br />

Sie werden wollen, dass Tha thélun na to grápsis.<br />

du es schreibst.<br />

Die oben näher vorgestellten Verben sehen in der ersten Person<br />

Einzahl, die durch die bejahten Befehlsformen in den beiden<br />

Personen ergänzt werden, so aus:<br />

219


Die erste Konjugation<br />

Hauptform: Nebenform:<br />

abgrenzen, oríso (mit Sita) oríso (mit Sigma)<br />

begrenzen, (órise! - orísete!) (órise! - oríste!)<br />

eingrenzen - mit Sita - mit Sigma<br />

abnehmen, elattóno elattóso<br />

verkleinern, (eláttone! - (eláttose! -<br />

reduzieren elattónete!) elattósete! elattóste!)<br />

(ab)schlachten, sfáso sfáxo<br />

massakrieren, (sfáse! - sfásete!) (sfáxe! - sfáxte!)<br />

niedermetzeln<br />

absteigen, katevéno katévo<br />

hinabsteigen, (katévene! - (katéva! -<br />

hinuntersteigen katevénete!) katevíte!) i = ei<br />

abwägen, isoskelíso isoskelíso<br />

ausgleichen, (mit Sita) (mit Sigma)<br />

balancieren (isoskélise! - (isoskélise! -<br />

isoskelísete!) isoskelíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

abwärtsgehen, katiforíso katiforíso<br />

hinuntergehen (mit Sita) (mit Sigma)<br />

(katifórise! - (katifórise! -<br />

katiforísete!) katiforíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

220


abwesend sein, lípo lípso<br />

fehlen, (lípe! - lípete!) (lípse! - lípste!)<br />

vermisst werden (i = ei)<br />

Angst machen, xafniáso xafniáso<br />

aufschrecken, (mit Sita) (mit Sigma)<br />

erschrecken, (xáfniase! - (xáfniase! -<br />

überraschen xafniásete!) xafniáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

ankommen, ftáno ftáso<br />

erreichen (ftáne! - ftánete!) ftáse! - ftáste!<br />

ftásete!<br />

ankünden, kirítto kiríxo<br />

verkünden (kíritte! - (kírixe! -<br />

kiríttete!)<br />

kiríxte!)<br />

anpassen, kanoníso kanoníso<br />

regulieren (mit Sita) (mit Sigma)<br />

(kanónise! - (kanónise! -<br />

kanonísete!) kanoníste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

anpeilen, skopévo skopéfso<br />

beachsichtigen, (skópeve! (skópefse! -<br />

bezwecken skopévete!) skopéfsete!<br />

skopéfste!)<br />

221


anschnallen, stereóno stereóso<br />

befestigen (steréone! - (steréose! -<br />

stereónete!) stereósete!<br />

stereóste!)<br />

arbeiten dulévo dulépso<br />

(dúleve! - (dúlepse! -<br />

dulévete! dulépste!)<br />

ärgern, platzen, skáso (mit Sita) skáso (mit Sigma)<br />

sprengen (skáse! - (skáse! -<br />

skásete!)<br />

skáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

aufbauschen, ipervállo (zwei «l») iperválo (ein «l»)<br />

übertreiben (kein Imperativ) (ipérvale! -<br />

iperválete!)<br />

aufeinander sintoníso sintoníso<br />

abstimmen, (mit Sita) (mit Sigma)<br />

harmonisieren, (sintónise! - (sintónise! -<br />

koordinieren sintonísete!) sintoníste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

aufhören páfo pápso<br />

(páfe! - páfete!) (pápse! - pápste!)<br />

aufziehen, kurdíso kurdíso<br />

(ein)stimmen (mit Sita) (mit Sigma)<br />

(kúrdise! - (kúrdise! -<br />

222


kurdísete!) kurdíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

aufschichten, stiváso stiváxo<br />

aufstapeln (stívase! - (stívaxe! -<br />

stivásete!)<br />

stiváxte!)<br />

aufschieben, anavállo anaválo (nur ein «l»)<br />

verschieben (anávalle! - (anávale! -<br />

anavállete!) anaválete!<br />

anaválte!)<br />

aufsteigen, anevéno anévo, anevó<br />

einsteigen, (anévene! - (anéva! -<br />

hinaufsteigen anevénete!) anevíte!) i = ei<br />

ausbreiten, xaplóno xaplóso<br />

strecken, (xáplone! - (xáplose! -<br />

verbreiten, xaplónete!) xaplósete!<br />

sich hinlegen<br />

xaplóste!)<br />

ausbreiten, stróno stróso<br />

streuen, (stróne! - (stróse! -<br />

verbreiten strónete!) strósete! stróste!)<br />

ausdrücken ekfráso (mit Sita) ekfráso (mit Sigma)<br />

(ékfrase! - ékfrase! -<br />

ekfrásete!) ekfráste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

223


ausgeben, xodévo xodépso<br />

konsumieren, (xódeve! - (xó<strong>des</strong>pe! -<br />

verbrauchen, xodévete!) xodépste!)<br />

verbringen<br />

ausgehen, vjéno vgo<br />

hinausgehen (vjéne! - (fjes! éfga! -<br />

vjénete!)<br />

fjíte!) i = ei<br />

aussteigen katevéno katévo, katevó<br />

(katévene! - (katéva! -<br />

katevénete!) katevíte!) i = ei<br />

backen, braten tiganíso tiganíso<br />

(mit Sita)<br />

(mit Sigma)<br />

(tigánise! - (tigánise! -<br />

tiganísete!) tiganíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

baden (jem.) lúso (mit Sita) lúso (mit Sigma)<br />

(lúse! - (lúse! -<br />

lúsete!)<br />

lúste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

bändigen, damáso (mit Sita) damáso (mit Sigma)<br />

zähmen, zügeln, (dámase! - dámase! -<br />

unter Kontrolle damásete!) damáste!)<br />

bringen - mit Sita - mit Sigma<br />

224


auen, kataskeváso kataskeváso<br />

aufbauen (mit Sita) (mit Sigma)<br />

erbauen, (kataskévase! - (kataskévase! -<br />

kataskevásete!) kataskévaste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

befreien (e)leftheróno (e)leftheróso<br />

(elefthérone! - (elefthérose! -<br />

eleftherónete!) eleftherósete!<br />

eleftheróste!)<br />

begeistern, majévo majépso<br />

bezaubern, (májeve! - (májepse! -<br />

faszinieren majévete!) majépste!)<br />

begrenzen, perioríso perioríso<br />

beschränken (mit Sita) (mit Sigma)<br />

(periórise! - (periórise! -<br />

periorísete!) perioríste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

(be)grüssen cheretíso cheretíso<br />

(mit Sita)<br />

(mit Sigma)<br />

(cherétise! - cherétise! -<br />

cheretísete!) cheretíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

beissen dangáno dangáso<br />

(dángane! - dángase! -<br />

225


dangánete!<br />

dangásete!<br />

dangáste!)<br />

(be)raten, simvulévo simvulépso<br />

empfehlen, (simvúleve! - (simvúlepse! -<br />

nahelegen simvulévete!) simvulépste!)<br />

beruhigen isikáso (mit Sita) isikáso (mit Sigma)<br />

(isíkase! - (isíkase! -<br />

isikásete!)<br />

isikáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

(be)schenken charíso charíso<br />

(mit Sita)<br />

(mit Sigma)<br />

(chárise! - chárise! -<br />

charísete!)<br />

charíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

betreten, béno (mit «mp») bo (mit «mp»)<br />

eintreten, (béne! - (bes! éba! -<br />

hineingehen bénete!) bíte) i = ei<br />

betreuen, frontíso (mit Sita) frontíso (mit Sigma)<br />

pflegen, (fróntise! - (fróntise! -<br />

sich kümmern um, frontísete!) frontíste!)<br />

sich sorgen um - mit Sita - mit Sigma<br />

bewundern, thafmáso thafmáso<br />

sich fragen, (mit Sita) (mit Sigma)<br />

sich wundern (tháfmase! - (tháfmase! -<br />

226


thafmásete!) thafmáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

bezeugen, katathéto katathéso<br />

deponieren, (katáthete! - (katáthese! -<br />

einzahlen katathétete!) katathésete!<br />

katathéste!)<br />

biegen, lijíso (mit Sita) lijíso (mit Sigma)<br />

beugen, (líjise! - (líjise! -<br />

verbiegen lijísete!) lijíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

binden, déno déso<br />

anbinden, (déne! - (dése! -<br />

verbinden dénete!) désete!)<br />

bleiben, méno míno (i = ei)<br />

wohnen (méne! - (míne! -<br />

ménete!)<br />

mínete!)<br />

blenden, thampóno thampóso<br />

verblüffen (thámpone! - (thámpose! -<br />

thampónete!) thampóste!)<br />

bringen férno féro<br />

(férne! - (fére ! -<br />

férnete!)<br />

férete! férte!)<br />

denken, pistévo pistépso<br />

glauben (písteve! - (pístepse! -<br />

227


pistévete!) pistépste!)<br />

einfrieren, pagóno pagóso<br />

eingefroren (págone! - (págose! -<br />

werden, pagónete!) pagósete!<br />

frieren, gefrieren<br />

pagóste!)<br />

einlösen (Geld) isprátto<br />

ispráxo<br />

(íspratte! - (íspraxe! -<br />

ispráttete!) ispráxte!)<br />

einsperren, filakíso filakíso<br />

gefangen (mit Sita) (mit Sigma)<br />

halten, (filákise! - (filákise! -<br />

inhaftieren filakísete!) filakíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

erfahren, mathéno mátho<br />

lernen (máthene! - (máthe! -<br />

mathénete!) máthete!)<br />

Erfolg haben, petichéno petíxo<br />

erfolgreich sein (petíchene! - pétixe! -<br />

petichénete!) petíxete!)<br />

ergreifen, kiriévo kiriépso<br />

erobern (kiríeve! - (kiríepse! -<br />

kiriévete!) kiriépste!)<br />

ergreifen, piáno piáso<br />

erfassen, (piáne! - (piáse! -<br />

228


greifen, packen piánete!)<br />

piásete! piáste!)<br />

ernten theríso (mit Sita) theríso (mit Sigma)<br />

(thérise! - (thérise! -<br />

therísete!) theríste!)<br />

erziehen morfóno morfóso<br />

(mórfone! - (mórfose! -<br />

morfónete!) morfósete!<br />

morfóste!)<br />

essen trógo, tróo fágo, fáo<br />

(tróje! - (fáje! -<br />

trójete! tróte! fáte!)<br />

fallen, péfto péso<br />

hinfallen (péfte! - (pése! -<br />

péftete!)<br />

pésete! péste!)<br />

feiern jortáso (mit Sita) jortáso (mit Sigma)<br />

(jórtase! - (jórtase! -<br />

jortásete!)<br />

jortáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

finden frísko fro<br />

(fríske! - (fres! -<br />

frískete!)<br />

fríte!) i = ei<br />

fliehen, féfgo fígo<br />

flüchten, (féfje! - (fíje! -<br />

weggehen féfjete) fíjete!)<br />

229


geben díno dóso<br />

(díne! - (dóse! -<br />

dínete!)<br />

dóste!)<br />

gefährden, kindinévo kindinépso<br />

in Gefahr sein (kindíneve! - (kindínepse! -<br />

kindinévete!) kindinépste!)<br />

gehen pijéno páo<br />

(píjene! -<br />

(kein Imperativ)<br />

pijénete!)<br />

gelten, is’chío is’chíso<br />

gültig sein (ís’chie! - (ís’chise!<br />

is’chíete!)<br />

is’chíste!)<br />

herausnehmen fgáso fgálo<br />

(fgáse! - (fgále! -<br />

fgásete!) fgálete!)<br />

hoffen, elpíso (mit Sita) elpíso (mit Sigma)<br />

erhoffen (élpise! - (élpise! -<br />

elpísete!) elpísete!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

hören, akúo akúso<br />

zuhören, (áku! - (ákuse! -<br />

gehorchen akúte!) akúste!)<br />

kaufen agoráso agoráso<br />

(mit Sita) (mit Sigma)<br />

230


agórase! - agórase! -<br />

agorásete!) agoráste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

kennen (jem.), xéro<br />

xéro (identisch)<br />

wissen (xére! - xérete!) (kein Imperativ)<br />

kontrollieren elénko elénxo<br />

(élenke! - (élenxe! -<br />

elénkete!) elénxte!)<br />

kratzen, xíno xíso<br />

schärfen (xíne! - (xíse! -<br />

xínete!)<br />

xíste!)<br />

legen, setzen, váso<br />

válo<br />

stellen (váse! - (vále! -<br />

vásete!)<br />

válete! válte!)<br />

lehren, didásko didáxo<br />

unterrichten (dídaske! - (dídaxe! -<br />

didáskete!) didáxte!)<br />

leiden, pathéno pátho<br />

erleiden (páthene! - (páthe! -<br />

pathénete!) páthete!)<br />

leihen, daníso (mit Sita) daníso (mit Sigma)<br />

ausleihen (dánise! - (dánise! -<br />

danísete!) daníste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

231


lesen, diaváso (mit Sita) diaváso (mit Sigma)<br />

studieren (diávase! - (diávase! -<br />

diavásete!) diaváste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

lösen, líno líso<br />

losbinden (líne! - (líse! -<br />

línete!)<br />

lísete! líste!)<br />

machen, káno kámo<br />

tun (káne! - (káme! káne! -<br />

kánete!)<br />

kámete! kánete!)<br />

malen váfo vápso<br />

(váfe! - (vápse! -<br />

váfete!)<br />

vápste!)<br />

malen, sografíso (mit Sita) sografíso (mit Sigma)<br />

zeichnen (sográfise! - (sográfise! -<br />

sografísete!) sografíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

markieren, simióno simióso<br />

notieren, (simíone! - (simíose! -<br />

registrieren simiónete!) simiósete! simióste!)<br />

nageln, karfóno karfóso<br />

festnageln, (kárfone! - (kárfose! -<br />

vernageln karfónete!) karfósete! karfóste!)<br />

232


nähen, rávo rápso<br />

schneidern, (ráve! - (rápse! -<br />

sticheln rávete!) rápste!)<br />

nehmen pérno páro<br />

(pérne! - (páre! -<br />

pérnete!) párete! párte !)<br />

nennen, onomáso (mit Sita) onomáso (mit Sigma)<br />

rufen (onómase! - (onómase! -<br />

onomásete!) onomáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

öffnen anígo aníxo<br />

(ánije! - (ánixe! -<br />

aníjete!)<br />

aníxte!)<br />

polieren, trívo trípso<br />

reiben, (tríve! - (trípse! -<br />

rubbeln trívete!) trípste!)<br />

putzen, katharíso (mit Sita) katharíso (mit Sigma)<br />

reinigen (kathárise! - (kathárise! -<br />

katharísete!) katharíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

rauchen kapníso (mit Sita) kapníso (mit Sigma)<br />

(kápnise! - (kápnise! -<br />

kapnísete!) kapníste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

233


echnen, logariáso (mit Sita) logariáso (mit Sigma)<br />

ausrechnen, (logáriase! - (logáriase! -<br />

berechnen logariásete!) logariáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

reden, kuventiáso (mit Sita) kuventiáso (mit Sigma)<br />

sprechen (kuvéntiase! - (kuvéntiase! -<br />

kuventiásete!) kuventiásete!<br />

kuventiáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

reifen, orimáso (mit Sita) orimáso (mit Sigma)<br />

reif werden (orímase! - (orímase! -<br />

orimásete!)<br />

orimáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

reissen, skíso (mit Sita) skíso (mit Sigma)<br />

zerreissen (skíse! - (skíse! -<br />

skísete!)<br />

skíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

rennen trécho tréxo<br />

(tréche! - (tréxe! -<br />

tréchete!)<br />

tréxte!)<br />

richten kríno kríno (identisch)<br />

(kríne! - (kríne! -<br />

krínete!)<br />

krínete!)<br />

234


ingen, palévo palépso<br />

streiten (páleve! - (pálepse! -<br />

palévete!)<br />

palépste!)<br />

rügen, malóno malóso<br />

schimpfen, (málone! - (málose! -<br />

tadeln, malónete!) malósete!<br />

zurechtweisen;<br />

malóste!)<br />

streiten, zanken<br />

sagen légo, léo po, ipó<br />

(léje! - (pes! -<br />

léjete! léte!)<br />

péste! - píte!) i = ei<br />

sammeln, masévo masépso<br />

einsammeln (máseve! - (másepse! -<br />

masévete!) masépste!)<br />

satirisch satiríso (mit Sita) satiríso (mit Sigma)<br />

darstellen (satírise! - (satírise! -<br />

satirísete!)<br />

satiríste!<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

sättigen, chorténo chortáso<br />

satt (chórtene! - (chórtase! -<br />

werden chorténete!) chortáste!)<br />

schaden flápto flápso<br />

(flápte! - (flápse! -<br />

flápete!)<br />

flápste!)<br />

235


schenken doríso (mit Sita) doríso (mit Sigma)<br />

(dórise! - (dórise! -<br />

dorísete!)<br />

doríste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

schicken, stélno stílo (i = ei)<br />

senden (stélne! - (stíle! -<br />

stélnete!)<br />

stílete! stílte)<br />

schlagen dérno díro (i = ei)<br />

(dérne! - (díre! -<br />

dérnete!)<br />

dírete!)<br />

schliessen klidóno klidóso<br />

(klídone! - (klídose! -<br />

klidónete!)<br />

klidósete! klidóste!)<br />

schneiden kóvo kópso<br />

(kóve! - (kópse! -<br />

kóvete!)<br />

kópste!)<br />

schreiben gráfo grápso<br />

(gráfe! - (grápse! -<br />

gráfete!)<br />

grápste!)<br />

schwärzen, mafríso (mit Sita) mafríso (mit Sigma)<br />

anschwärzen (máfrise! - (máfrise! -<br />

mafrísete!) mafríste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

236


schwindlig galíso (mit Sita) galíso (mit Sigma)<br />

machen (gálise! - (gálise! -<br />

galísete!)<br />

galíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

schwitzen idróno idróso<br />

(ídrone! - (ídrose! -<br />

idrónete!)<br />

idrósete! idróste!)<br />

segeln pléo pléfso (ef = eu)<br />

(plée! - (pléfse! -<br />

pléete!)<br />

pléfsete! pléfste!)<br />

sehen flépo do, idó<br />

(flépe! - (<strong>des</strong>! idés ! -<br />

flépete!)<br />

díte!) i = ei<br />

senden, metadído metadóso<br />

übertragen, (metádide! - (metádose! -<br />

vermitteln metadídete!) metadósete! metadóste!)<br />

sich ndíno (mit «nt») ndíso (mit «nt»)<br />

anziehen (ndíne! - (ndíse! -<br />

ndínete!)<br />

ndísete! ndíste!)<br />

spielen péso péxo<br />

(pése! - pésete!) (péxe! - péxte!)<br />

stehlen klévo (D), klépso (D + K)<br />

klépto (K)<br />

(kléve! - (klépse! -<br />

237


klévete!<br />

klépste!<br />

klépte! - kléptete!)<br />

sterben pethéno petháno<br />

(péthene! - (péthane! -<br />

pethénete!) pethánete!)<br />

tanzen chorévo chorépso<br />

(chóreve! - (chórepse! -<br />

chorévete!) chorépste!)<br />

teilen, miráso (mit Sita) miráso (mit Sigma)<br />

verteilen, (mírase! - (mírase! -<br />

verbreiten, mirásete!)<br />

miráste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

Tränen dakríso (mit Sita) dakríso (mit Sigma)<br />

vergiessen (dákrise! - (dákrise! -<br />

dakrísete!) dakríste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

transportieren, metakomíso metakomíso<br />

umziehen (mit Sita) (mit Sigma)<br />

(metakómise! - (metakómise! -<br />

metakomísete!) metakomíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

trinken píno pió<br />

(píne! - (piés! pié! -<br />

pínete!)<br />

piéte! píte!) i = ei<br />

238


verfaulen, sapíso (mit Sita) sapíso (mit Sigma)<br />

verrotten, (kein Imperativ) (sápise! - sapíste!)<br />

verwesen<br />

- mit Sigma<br />

vergiften dilitiriáso (mit Sita) dilitiriáso (mit Sigma)<br />

(dilitiríase! - (dilitiríase! -<br />

dilitiriásete!) dilitiriáste!)<br />

vergrössern, megalóno megalóso<br />

wachsen (megálone! - (megálose! -<br />

megalónete!) megalósete!<br />

megalóste!)<br />

verlassen engkatalípo engkatalípso<br />

(engkatalípete! - (engkatálipse! -<br />

keine Einzahl) engkatalípste!)<br />

verstehen katalavéno katalávo<br />

(katalávene! - (katálave! -<br />

katalavénete!) katálavte!)<br />

verteidigen iperaspíso iperaspíso<br />

(mit Sita)<br />

(mit Sigma)<br />

(iperáspise! (iperáspise! -<br />

iperaspísete!) iperaspíste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

waschen pléno plíno (mit Ipsilon)<br />

(pléne! - (plíne! -<br />

plénete!)<br />

plínete! plínte!)<br />

239


weinen kléo klápso<br />

(kléje! - (klápse! -<br />

kléte!)<br />

klápste!)<br />

werfen ríchno ríxo<br />

(ríchne! - (ríxe! -<br />

ríchnete!)<br />

ríxte!)<br />

wissen xéro xéro (identisch)<br />

(xére! -<br />

(kein Imperativ)<br />

xérete!)<br />

wollen thélo thelíso<br />

(théle! - (thélise! -<br />

thélete!)<br />

thelíste!)<br />

zähmen damáso (mit Sita) damáso (mit Sigma)<br />

(dámase! - (dámase! -<br />

damásete!)<br />

damáste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

zeigen díchno (i = ei) díxo (i = ei)<br />

(díchne! - (díxe! -<br />

díchnete!)<br />

díxte!)<br />

zerstören katastréfo katastrépso<br />

(katástrefe! - (katástrepse! -<br />

katastréfete!) katastrépsete!<br />

katastrépste!)<br />

240


zuknöpfen kumbóno kumbóso<br />

(kúmbone! - (kúmbose! -<br />

kumbónete!) kumbósete!<br />

kumbóste!)<br />

zurückkehren, jiríso (mit Sita) jiríso (mit Sigma)<br />

zurückkommen (jírise! - (jírise! -<br />

jirísete!)<br />

jiríste!)<br />

- mit Sita - mit Sigma<br />

Die zweite Konjugation<br />

Hauptform: Nebenform:<br />

abziehen, aferó aferéso<br />

wegnehmen (aféra! - (aférese!<br />

aferáte!)<br />

aferéste!)<br />

anklagen, katigoró katigoríso<br />

beschuldigen (kein Imperativ) (katigórise! -<br />

katigoríste!)<br />

antworten apantó apantíso<br />

(apánta! - (apántise! -<br />

apantáte!) apantíste!)<br />

aufführen, skinothetó skinothetíso<br />

inszenieren, (kein Imperativ) (skinothétise! -<br />

veranstalten<br />

skinothetíste!)<br />

241


aufhalten, kathisteró kathisteríso<br />

aufschieben, (kein Imperativ) (kathistérise! -<br />

verschieben,<br />

kathisteríste!)<br />

verzögern<br />

aufwachen, xipnó xipníso<br />

wecken, (xípna! - (xípnise! -<br />

aufwecken, xipnáte!) xipníste!)<br />

wachrütteln<br />

befriedigen ikanopió ikanopi’íso<br />

(kein Imperativ) (ikanopí’ise! -<br />

ikanopi’íste!)<br />

begegnen, sinantó sinantíso<br />

treffen, (sinánta! - (sinántise! -<br />

sich treffen, sinantáte!) sinantíste!)<br />

zusammentreffen<br />

begeistern, methó methíso<br />

beschwingen, (métha! - (méthise! -<br />

metháte!)<br />

methíste!)<br />

betrunken machen/werden<br />

beinhalten, choró choréso<br />

enthalten (chóra! - (chórese! -<br />

choráste!) chorésete!<br />

choréste!)<br />

242


ekennen, omologó omolojíso<br />

zugeben (omolojíte! i = ei (omolójise! -<br />

keine Einzahl) omolojíste!) ji = g + Ita<br />

belagern poliorkó poliorkíso<br />

(kein Imperativ) (poliórkise! -<br />

poliorkíste!)<br />

besiegen, nikó nikíso<br />

gewinnen (níka! - (níkise! -<br />

nikáte!)<br />

nikíste!)<br />

betrüben, lipó lipíso<br />

Kummer (lípa! - (lípise! -<br />

bereiten lipáte!) lipíste!)<br />

bezeugen martiró martiríso<br />

(martíra! - (martírise! -<br />

martiráte!)<br />

martiríste!)<br />

danken efcharistó efcharistíso<br />

(kein Imperativ) (efcharístise! -<br />

efcharistíste!)<br />

<strong>des</strong>interessiert adiaforó adiaforíso<br />

sein, (kein Imperativ) (adiafórise! -<br />

vernachlässigen<br />

adiaforíste!)<br />

diffamieren, disfimó disfimíso<br />

verleumden (kein Imperativ) (disfímise! -<br />

disfimíste!)<br />

243


dividieren dieró dieréso<br />

(diéra! - (diérese! -<br />

dieráte!)<br />

dieréste!)<br />

Durst haben, dipsó dipsáso<br />

durstig sein (kein Imperativ) (dípsase! - dipsáste!)<br />

ehren, timó timíso<br />

verehren (tíma! - (tímise! -<br />

timáte!)<br />

timíste!)<br />

einladen kaló kaléso<br />

(kála! - (kálese! -<br />

kaláte!)<br />

kaléste!)<br />

einladen proskaló proskaléso<br />

(proskála! - (proskálese! -<br />

proskaláte!) proskaléste!)<br />

einverstanden simfonó simfoníso<br />

sein, (simfóna! - (simfónise! -<br />

übereinstimmen, simfonáte!) simfoníste!)<br />

zustimmen<br />

entschuldigen, singchoró<br />

singchoréso<br />

vergeben, (singchóra! - (singchórese! -<br />

verzeihen singchoráte!) singchoréste!)<br />

filmen kinimatografó kinimatografíso<br />

(kein Imperativ) (kinimatográfise! -<br />

kinimatografíste!)<br />

244


fliegen petó petáxo<br />

(péta! - (pétaxe! -<br />

petáte!)<br />

petáxte!)<br />

fragen rotó rotíso<br />

(róta! - (rótise! -<br />

rotáte!)<br />

rotíste!)<br />

führen, leiten odigó odijíso<br />

(odijíte! - (odíjise! -<br />

keine Einzahl) odijíste!)<br />

funktionieren liturgó liturjíso<br />

(liturjíte! - (litúrjise! -<br />

keine Einzahl) liturjíste!)<br />

Fuss setzen pató patíso<br />

auf, (páta! - (pátise! -<br />

treten auf patáte!) patíste!)<br />

halten krató kratíso<br />

(kráta! - (krátise! -<br />

kratáte!)<br />

kratíste!)<br />

helfen voithó voithíso<br />

(voítha! - (voíthise! -<br />

voitháte!)<br />

voithíste!)<br />

Hunger pinó pináso<br />

haben, (pína! - (pínase! -<br />

hungrig sein pináte!)<br />

pináste!)<br />

245


kneifen tsimbó tsimbíso<br />

(tsímba! - (tsímbise! -<br />

tsimbáte!)<br />

tsimbíste!)<br />

können boró boréso<br />

(kein Imperativ) (bórese! -<br />

boréste!)<br />

kreuzen, pernó peráso<br />

überschreiten, (pérna! - (pérase! -<br />

überqueren pernáte!) peráste!)<br />

küssen filó filíso<br />

(fíla! - (fílise! -<br />

filáte!)<br />

filíste!)<br />

lachen jeló jeláso<br />

(jéla! - (jélase! -<br />

jeláte!)<br />

jeláste!)<br />

leben so (mit Sita) síso (mit Sita, Ita und Sigma)<br />

(kein Imperativ) (síse! - síte!)<br />

leben, katikó katikíso<br />

wohnen (kein Imperativ) (katíkise! -<br />

katikíste!)<br />

lieben agapó agapáso<br />

(agápa! - (agápise! -<br />

agapáte!)<br />

agapíste!)<br />

246


meinen enno’ó ennoíso<br />

(ennóa! - (ennóise! -<br />

ennoáte!)<br />

ennoíste!)<br />

messen, metró metríso<br />

zählen (métra! - (métrise! -<br />

metráte!)<br />

metríste!)<br />

reden, miló milíso<br />

sprechen (míla! - (mílise! -<br />

miláte!)<br />

milíste!)<br />

schätzen, ektimó ektimíso<br />

wertschätzen (ektíma! - (ektímise! -<br />

ektimáte!) ektimíste!)<br />

schulden chrostó chrostó (identisch)<br />

(chrósta! - (identisch)<br />

chrostáte!)<br />

sich amüsieren, glentó glentíso<br />

sich vergnügen (glénta! - (gléntise! -<br />

glentáte!) glentíste!)<br />

sich verspäten argó arjíso<br />

(árga! - (árjise! -<br />

argáte!) arjíste!)<br />

singen tragudó tragudíso<br />

(tragúda! - (tragúdise! -<br />

tragudáte!) tragudíste!)<br />

247


suchen, sitó sitíso<br />

verlangen (síta! - (sítise! -<br />

sitáte!) sitíste!)<br />

traurig sein, distichó distichíso (zwei Ipsilon + ein Ita)<br />

unglücklich (kein (distíchise! -<br />

sein Imperativ) distichíste!)<br />

treten klotsó klotsíso<br />

(klótsa! - (klótsise! -<br />

klotsáte!) klotsíste!)<br />

verbringen dapanó dapaníso<br />

(dapána! - (dapánise! -<br />

dapanáte!) dapaníste!)<br />

vergessen xechnó xecháso<br />

(xéchna! - (xéchase! -<br />

xechnáte!) xecháste!)<br />

verkaufen puló pulíso<br />

(púla! - puláte! (púlise! - pulíste!)<br />

verletzen, ponó ponéso<br />

Schmerz (póna! - (pónese! -<br />

fühlen, ponáte!) ponéste!)<br />

sticheln, wehtun<br />

zeichnen, travó travíxo<br />

ziehen (tráva! - (trávixe! -<br />

traváte!) travíxte!)<br />

248


Bei der zweiten Konjugation fällt auf, dass die meisten<br />

Nebenformen in der ersten Person Einzahl auf «-áso», «-éso»<br />

oder «-íso» enden. Als Zweites fällt auf, dass die Imperative der<br />

zweiten Person Einzahl in der Nebenform mit den Aoristformen<br />

der dritten Person Einzahl identisch sind.<br />

Als Drittes ist zu erkennen, dass mehrere Verben in der<br />

Hauptform keinen Imperativ aufweisen. Erstaunlich sind die<br />

beiden Imperativformen für «können» - und erst noch in den<br />

Nebenformen.<br />

Abgesehen von den sieben völlig unregelmässigen<br />

Nebenformen der ersten Konjugation (vgo, bo, fáo, vro, po, do,<br />

pió) genügt es, wie oben erwähnt das Schluss-o durch ein «i» zu<br />

ersetzen, um das zu bekommen, was in vielen anderen<br />

Sprachen als Partizip bezeichnet wird. Es fällt auf, dass die<br />

zweite Konjugation keine einzige Unregelmässigkeit aufweist.<br />

Die Konjugationen der oben aufgeführten sieben völlig<br />

unregelmässigen Nebenformen lauten so:<br />

ausgehen,<br />

hinausgehen<br />

betreten,<br />

eintreten,<br />

hineingehen<br />

essen<br />

finden<br />

sagen<br />

sehen<br />

vgo, vjis, vji, vgúme, vjíte, vgun - vji<br />

bo, bis, bi, búme, bíte, bun - bi;<br />

ibó, ibís, ibí, ibúme, ibíte, ibún - ibí<br />

fágo/fáo, fas, fáji/fái, fáme, fáte, fan/fáne<br />

vro, vris, vri, vrúme, vríte, vrun<br />

po, pis, pi, púme, píte, pun - pi;<br />

ipó, ipís, ipí, ipúme, ipíte, ipún - ipí<br />

do, dis, di, dúme, díte, dun - di;<br />

idó, idís, idí, idúme, idíte, idún - idí<br />

249


trinken<br />

pió, piís, pií, piúme, piíte, piún - pií<br />

Die Wörter hinter dem Querstrich sind das, was bei uns als<br />

Partizip bekannt ist, aber sie werden im <strong>Neugriechischen</strong> nicht<br />

so genannt.<br />

All diese Wörter, die ein «i» enthalten, werden sowohl zu Beginn<br />

als auch am Schluss mit einem Epsilon und einem Jota<br />

geschrieben.<br />

Bei den Verben, die zwei Varianten kennen, ist die zweite für die<br />

Fremdsprachigen mehr zu empfehlen, weil sie deutlicher ist.<br />

Wichtig zu wissen ist auch, dass im Gegensatz zum Deutschen<br />

und zu mehreren romanischen Sprachen - so zum<br />

Französischen und Italienischen, aber auch zum Sardischen und<br />

Friaulischen - in den zusammengesetzten Zeiten immer nur<br />

«haben» verwendet wird:<br />

ich habe geschrieben = écho grápsi<br />

ich bin gegangen<br />

= écho pái<br />

Das zweite heisst zugleich «ich bin gewesen» und «ich war».<br />

Zum Perfekt ist noch zu ergänzen, dass die oben beschriebene<br />

Denkweise, wonach sich das altgriechische Perfekt noch bis in<br />

die Gegenwart auswirkte, sich auch formal in verschiedenen<br />

Ausdrücken zeigte:<br />

apólola, apolóleka = ich bin verloren<br />

hésteka = ich stehe<br />

kecháreka = ich bin erfreut<br />

oída = ich weiss (aber auch «ich habe gewusst»)<br />

téthneke = er ist gestorben, er ist tot<br />

250


Im <strong>Neugriechischen</strong> werden dafür ganz andere Wörter<br />

verwendet, zum Beispiel bei «tot:<br />

Der Mann ist tot.<br />

Die Frau ist tot.<br />

Das Kind ist tot.<br />

O ándras íne nekrós.<br />

I jinéka íne nekrí.<br />

To pedí íne nekró.<br />

Am Schluss dieses umfangreichen Kapitels noch dies: Diese<br />

mehr als zweihundert Verben mögen auf den ersten Blick viel<br />

sein, aber sie kommen dadurch, dass das Neugriechische viel<br />

mehr Zeiten aufweist als das Altgriechische, in allen möglichen<br />

Verästelungen so häufig vor, dass es unumgänglich ist, sie<br />

wenigstens zu kennen. Dieses Buch bietet die Möglichkeit, all<br />

diese Verben in alfabetischer Reihenfolge und zudem mit dem<br />

lateinischen Alphabet zu lernen, ohne dass in verschiedenen<br />

Büchern tausendfach herumgeblättert werden muss. Auch auf<br />

diese Weise ist es leichter, sich wenigstens einen Teil von ihnen<br />

anzueignen.<br />

Als Faustregel ist das Wissen sicher hilfreich, dass ein Präsens<br />

dort, wo es in der ersten Person Einzahl auf «-so» endet, immer<br />

mit dem Sita geschrieben wird, während das Sigma immer nur in<br />

der Nebenform steht. Das Gleiche gilt auch dort, wo das<br />

Imperfekt und der Aorist akustisch fast identisch sind, die sich<br />

aber durch das Sita und das Sigma voneinander unterscheiden.<br />

251


Die reflexiven (rückbezüglichen) Verben<br />

Mit diesen wird eine Handlung bezeichnet, die jemand an sich<br />

selbst ausführt. In den Altgriechisch-Lehrbüchern wird sie<br />

Medium genannt, aber auch wenn dieser Name heute nicht mehr<br />

verwendet wird, bedeutet das nicht, dass das Medium formal<br />

völlig verschwunden ist; es trägt halt eine andere Bezeichnung,<br />

die gleiche, die auch in den anderen modernen Sprachen<br />

verwendet wird. Der alte Name wird heute auch <strong>des</strong>halb nicht<br />

mehr so genannt, weil die Verbformen <strong>des</strong> Mediums und <strong>des</strong><br />

Passivs, die sich im Altgriechischen in ein paar Zeiten noch<br />

voneinander unterschieden, heute formal zusammenfallen oder<br />

genauer die gleichen Endungen aufweisen.<br />

Da es das Medium heute offiziell nicht mehr gibt, werden auch<br />

all jene Verben, die vom Sinn her eine aktive Tätigkeit<br />

ausdrücken, aber gleich konjugiert werden, zu dieser Gruppe<br />

gezählt. Gerade dies ist die Hauptschwierigkeit: Was im<br />

Deutschen und in den meisten anderen modernen Sprachen<br />

eine aktive Tätigkeit ausdrückt, muss im Griechischen nicht<br />

unbedingt auch so sein, und umgekehrt verhält es sich genau<br />

gleich. So sind auf den oberen Listen auch Verben aufgeführt,<br />

die im Deutschen eigentlich reflexiv sind, aber im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> formal zu den aktiven gehören.<br />

Zu den häufigsten und bekanntesten gehören diese Verben:<br />

Angst haben,<br />

fürchten, sich<br />

fürchten<br />

annehmen,<br />

bekommen<br />

Präsens<br />

fovúme/fováme, fováse, fováte, fovúmaste,<br />

fováste, fovúnte<br />

dékome, dékese, dékete, dekómaste,<br />

dékeste, dékonte<br />

252


aden (selber) lúsome, lúsese, lúsete, lusómaste, lúseste,<br />

lúsonte<br />

bedauern, lipúme, lipúse, lipúte, lipúmaste, lipúseste,<br />

leidtun<br />

lipúnte;<br />

lipáme, lipáse, lipáte, lipámaste, lipásaste,<br />

lipánte<br />

befragen, simvulévome, simvulévese, simvulévete,<br />

hinzuziehen, simvulevómaste, simvuléveste, simvulévonte<br />

konsultieren, (mv = mb, evo = euo)<br />

sich wenden an<br />

denken sképtome, sképtese, sképtete, skeptómaste,<br />

sképteste, sképtonte<br />

denken, sich fantásome, fantásese, fantásete,<br />

einbilden, sich fantasómaste, fantáseste, fantásonte<br />

vorstellen<br />

entbehren sterúme, sterúse, sterúte, sterúmaste,<br />

steréste, sterúnte<br />

fluchen, katariéme, katariése, katariéte, katariómaste,<br />

lästern, katariéste, katariúnte<br />

schelten, schimpfen,<br />

verfluchen, verwünschen<br />

froh sein, chérome, chérese, chérete, cherómaste,<br />

sich freuen chéreste, chéronte<br />

253


garantieren engiúme, engiúse, engiúte, engiúmaste,<br />

engiúste, engiúnte (mit zwei Gamma vor<br />

einem Ipsilon geschrieben)<br />

geblendet thambónome, thambónese, thambónete,<br />

sein/werden thambonómaste, thambóneste, thambónonte<br />

ironisch reden ironévome, ironévese, ironévete, ironevómaste,<br />

ironéveste, ironévonte (i = ei, o = Omega)<br />

kommen érchome, érchese, érchete, erchómaste,<br />

ércheste, érchonte<br />

mitkämpfen, sinagonísome, sinagonísese, sinagonísete,<br />

gemeinsam sinagonisómaste, sinagoníseste, sinagonísonte<br />

kämpfen<br />

scheinen fénome, fénese, fénete, fenómaste, féneste,<br />

fénonte<br />

schlafen kimúme/kimáme, kimáse, kimáte, kimúmaste,<br />

kimáste, kimúnte (i = oi)<br />

sich anziehen, ndínome, ndínese, ndínete, ndinómaste,<br />

sich zurechtmachen ndíneste, ndínonte (nd = nt, i = Ipsilon)<br />

sich ausdrücken ekfrásome, ekfrásese, ekfrásete,<br />

ekfrasómaste, ekfráseste, ekfrásonte<br />

sich ausleihen danísome, danísese, danísete, danisómaste,<br />

daníseste, danísonte (i = ei)<br />

sich befinden frískome, frískese, frískete, friskómaste,<br />

frískeste, frískonte (fr = br)<br />

254


sich erinnern thimúme/thimáme, thimáse, thimáte,<br />

thimúmaste, thimáste, thimúnte (i = Ipsilon)<br />

sich freuen chérome, chérese, chérete, cherómaste,<br />

chéreste, chéronte (e = ai)<br />

sich fühlen esthánome, esthánese, esthánete,<br />

esthanómaste, estháneste, esthánonte<br />

sich schämen ndrépome, ndrépese, ndrépete, ndrepómaste,<br />

ndrépeste, ndréponte (nd = nt)<br />

sich schwindlig salísome, salísese, salísete, salisómaste,<br />

fühlen salíseste, salísonte<br />

sich selbst kathreftísome, kathreftísese, kathreftísete,<br />

spiegeln kathreftisómaste, kathreftísete, kathreftísonte<br />

sich setzen, káthome, káthese, káthete, kathómaste,<br />

sitzen kátheste, káthonte<br />

sich<br />

kégome, kéjese, kéjete, kegómaste,<br />

verbrennen kéjeste, kégonte (e = ai)<br />

sich sinennoúme, sinennoúse, sinennoúte,<br />

verständigen sinennoúmaste, sinennoúste, sinennoúnte<br />

(i = Ipsilon) - «o» und «u» getrennt aussprechen<br />

sich waschen plénome, plénese, plénete, plenómaste,<br />

pléneste, plénonte<br />

spezialisieren idikévome, idikévese, idikévete, idikevómaste,<br />

idikéveste, idikévonte (i = ei, evo = euo)<br />

255


stehen stékome, stékese, stékete, stekómaste,<br />

stékeste, stékonte<br />

versprechen ipós’chome, ipós’chese, ipós’chete, *<br />

ipos’chómaste, ipós’cheste, ipós’chonte<br />

wünschen éfchome, éfchese, éfchete, efchómaste,<br />

éfcheste, éfchonte (ef = eu)<br />

* Der Apostroph wird nicht geschrieben; ich verwende ihn nur<br />

hier als Trennung zwischen einem Sigma und einem Chi, das<br />

sonst als «sch» ausgesprochen werden könnte.<br />

Die Verbformen von «esthánome» (ich fühle mich) usw. können<br />

auch nur «ich fühle» usw. bedeuten.<br />

Es fällt auf, dass die meisten, aber eben nicht alle Endungen<br />

identisch sind:<br />

-ome, -ese, -ete, -ómaste, -este, -onte<br />

Dabei werden die Verbformen der Einzahl und der dritten Person<br />

Mehrzahl wie im Altgriechischen so geschrieben:<br />

-mai, -sai, -tai, -ontai<br />

Eigentlich gibt es auch bei diesen Verben eine erste und eine<br />

zweite Konjugation, doch wie hier gesehen werden kann, sind<br />

die Verbformen gruppenübergreifend eigentlich überall identisch,<br />

so dass ich nicht näher darauf eingehen muss.<br />

256


Imperfekt<br />

Angst haben, fovómun, fovósun, fovótan, fovómaste,<br />

fürchten, sich fovósaste, fóvontan/fóvuntan<br />

fürchten<br />

annehmen, dekómun, dekósun, dekótan, dekómaste,<br />

bekommen dekósaste, dékontan<br />

baden (selber) lusómun, lusósun, lusótan, lusómaste,<br />

lusósaste, lúsontan<br />

bedauern, lipómun, lipósun, lipótan, lipómaste, lipósaste,<br />

leidtun lípontan<br />

befragen, simvulevómun, simvulevósun, simvulevótan,<br />

hinzuziehen, simvulevómaste, simvulevósaste,<br />

konsultieren, simvulévontan<br />

sich wenden an<br />

denken skeptómun, skeptósun, skeptótan,<br />

skeptómaste, skeptósaste, sképtontan<br />

denken, sich fantasómun, fantasósun, fantasótan,<br />

einbilden, sich fantasómaste, fantasósaste, fantásontan<br />

vorstellen<br />

entbehren sterúmun, sterúsun, sterútan, sterúmaste,<br />

sterúsaste, sterúntan<br />

fluchen, lästern, katariómun, katariósun, katariótan,<br />

schelten, schimpfen, katariómaste, katariósaste, katarióntan/<br />

verfluchen, verwünschen<br />

katariúntan<br />

257


froh sein, cherómun, cherósun, cherótan, cherómaste,<br />

sich freuen cherósaste, chérontan<br />

garantieren engiómun, engiósun, engiótan, engiómaste,<br />

engiósaste, engióntan<br />

geblendet thambonómun, thambonósun, thambonótan,<br />

sein/werden thambonómaste, thambonósaste,<br />

thambónontan<br />

ironisch reden ironevómun, ironevósun, ironevótan,<br />

ironevómaste, ironevósaste, ironévontan<br />

kommen erchómun, erchósun, erchótan, erchómaste,<br />

erchósaste, érchontan<br />

mitkämpfen, sinagonisómun, sinagonisósun, sinagonisótan,<br />

gemeinsam sinagonisómaste, sinagonisósaste,<br />

kämpfen sinagonísontan<br />

scheinen fenómun, fenósun, fenótan, fenómaste,<br />

fenósaste, fénontan<br />

schlafen kimómun, kimósun, kimótan, kimómaste,<br />

kimósaste, kimóntan/kimúntan<br />

sich anziehen, ndinómun, ndinósun, ndinótan, ndinómaste,<br />

sich zurechtmachen ndinósaste, ndínontan<br />

sich ausdrücken ekfrasómun, ekfrasósun, ekfrasótan,<br />

ekfrasómaste, ekfrasósaste, ekfrásontan<br />

sich ausleihen danisómun, danisósun, danisótan,<br />

danisómaste, danisósaste, danísontan<br />

258


sich befinden friskómun, friskósun, friskótan, friskómaste,<br />

friskósaste, frískontan<br />

sich erinnern thimómun, thimósun, thimótan, thimómaste,<br />

thimósaste, thímontan/thímuntan<br />

sich freuen cherómun, cherósun, cherótan, cherómaste,<br />

cherósaste, chérontan<br />

sich fühlen esthanómun, esthanósun, esthanótan,<br />

esthanómaste, esthanósaste, esthánontan<br />

sich schämen ndrepómun, ndrepósun, ndrepótan,<br />

ndrepómaste, ndrepósaste, ndrépontan<br />

sich schwindlig salisómun, salisósun, salisótan, salisómaste,<br />

fühlen salisósaste, salísontan<br />

sich selbst kathreftisómun, kathreftisósun, kathreftisótan,<br />

spiegeln kathreftisómaste, kathreftisósaste,<br />

kathreftísontan<br />

sich setzen, kathómun, kathósun, kathótan, kathómaste,<br />

sitzen<br />

kathósaste, káthontan<br />

sich<br />

kegómun, kegósun, kegótan, kegómaste,<br />

verbrennen kegósaste, kégontan<br />

sich<br />

sinennoúmun, sinennoúsun, sinennoútan,<br />

verständigen sinennoúmaste, sinennoúsaste,<br />

sinennóuntan<br />

sich waschen plenómun, plenósun, plenótan, plenómaste,<br />

plenósaste, plénontan<br />

259


spezialisieren idikevómun, idikevósun, idikevótan,<br />

idikevómaste, idikevósaste, idikévontan<br />

stehen stekómun, stekósun, stekótan, stekómaste,<br />

stekósaste, stékontan<br />

versprechen ipos’chómun, ipos’chósun, ipos’chótan, *<br />

ipos’chómaste, ipos’chósaste, ipós’chontan<br />

wünschen efchómun, efchósun, efchótan, efchómaste,<br />

efchósaste, éfchontan<br />

* Hier gilt das Gleiche wie oben beim Präsens.<br />

Wie bei den aktiven Verben ist das Imperfekt, das allerdings fast<br />

nur schriftlich vorkommt, am leichtesten zu bilden. Fast alle<br />

Verbformen der ersten Person Mehrzahl sind mit denen im<br />

Präsens identisch. Die beiden einzigen Ausnahmen auf dieser<br />

Liste sind «Angst haben» und «sich erinnern»:<br />

Präsens fovúmaste thimúmaste<br />

Imperfekt fovómaste thimómaste<br />

Zu beachten ist bei den meisten Verben auch die Verschiebung<br />

der Betonung in den beiden dritten Personen; während sie in der<br />

Einzahl auf die zweitletzte Silbe fällt, trifft das in der Mehrzahl auf<br />

die drittletzte Silbe zu, allerdings nicht bei allen Verben. Damit<br />

können im mündlichen Gebrauch Missverständnisse vermieden<br />

werden, sofern diese Zeitformen überhaupt einmal vorkommen.<br />

260


Aorist<br />

Angst haben, fovíthika, fovíthikes, fovíthike, fovithíkame,<br />

fürchten, sich fovithíkate, fovíthikan<br />

fürchten<br />

annehmen, déktika, déktites, déktite, dektíkame,<br />

bekommen dektíkate, déktikan<br />

baden (selber) lústika, lústikes, lústike, lustíkame, lustíkate,<br />

lústikan<br />

bedauern, lipíthika, lipíthikes, lipíthike, lipithíkame, *<br />

leidtun<br />

lipithíkame, lipithíkate, lipíthikan<br />

befragen, simvuléftika, simvuléftikes, simvuléftike,<br />

hinzuziehen, simvuleftíkame, simvuleftíkate, simvuléftikan<br />

konsultieren, sich wenden an<br />

denken skeptíthika, skeptíthikes, skeptíthike,<br />

skeptithíkame, skeptithíkate, skeptíthikan<br />

denken, sich fantástika, fantástikes, fantástike,<br />

einbilden, sich fantastíkame, fantastíkate, fantástikan<br />

vorstellen<br />

entbehren steríthika, steríthikes, steríthike, sterithíkame,<br />

sterithíkate, steríthikan<br />

fluchen, lästern, katarástika, katarástikes, katarástike,<br />

schelten, schimpfen, katarastíkame, katarastíkate, katarástikan<br />

verfluchen, verwünschen<br />

261


froh sein, chárika, chárikes, chárike, charíkame,<br />

sich freuen charíkate, chárikan<br />

garantieren engíthika, engíthikes, engíthike, engithíkame,<br />

engithíkate, engíthikan<br />

geblendet thambóthika, thambóthikes, thambóthike,<br />

sein/werden thambothíkame, thambothíkate, thambóthikan<br />

ironisch reden ironéftika, ironéftikes, ironéftike,<br />

ironeftíkame, ironeftíkate, ironéftikan<br />

kommen írtha, írthes, írthe, írthame, írthate, írthan<br />

mitkämpfen, sinagonístika, sinagonístikes, sinagonístike,<br />

gemeinsam sinagonistíkame, sinagonistíkate,<br />

kämpfen sinagonístikan<br />

scheinen fánika, fánikes, fánike, faníkame, faníkate,<br />

fánikan<br />

schlafen kimíthika, kimíthikes, kimíthike, kimithíkame,<br />

kimithíkate, kimíthikan<br />

sich anziehen, ndíthika, ndíthikes, ndíthike, ndithíkame,<br />

sich zurechtmachen ndithíkate, ndíthikan<br />

sich ausdrücken ekfrástika, ekfrástikes, ekfrástike,<br />

ekfrastíkame, ekfrastíkate, ekfrástikan<br />

sich ausleihen danístika, danístikes, danístike, danistíkame,<br />

danistíkate, danístikan<br />

sich befinden fréthika, fréthikes, fréthike, frethíkame,<br />

frethíkate, fréthikan<br />

262


sich erinnern thimísika, thimísikes, thimísike, thimisíkame,<br />

thimisíkate, thimísikan<br />

sich freuen chárika, chárikes, chárike, charíkame,<br />

charíkate, chárikan<br />

sich fühlen esthánthika, esthánthikes, esthánthike,<br />

esthanthíkame, esthanthíkate, esthánthikan<br />

sich schämen ndrápika, ndrápikes, ndrápike, ndrapíkame,<br />

ndrapíkate, ndrápikan<br />

sich schwindlig salístika, salístikes, salístike, salistíkame,<br />

fühlen salistíkate, salístikan<br />

sich selbst kathreftístika, kathreftistikes, kathreftistike,<br />

spiegeln kathreftistíkame, kathreftistíkate, kathreftístikan<br />

sich setzen, káthisa, káthises, káthise, kathísame,<br />

sitzen kathísate, káthisan<br />

sich<br />

káika, káikes, káike, kaíkame, kaíkate,<br />

verbrennen káikan<br />

sich<br />

sinennoíthika, sinennoíthikes, sinennoíthike,<br />

verständigen sinennoithíkame, sinennoithíkate,<br />

sinennoíthikan<br />

sich waschen plíthika, plíthikes, plíthike, plithíkame,<br />

plithíkate, plíthikan<br />

spezialisieren idikétika, idikétikes, idikétike, idiketíkame,<br />

idiketíkate, idikétikan<br />

263


stehen státhika, státhikes, státhike, stathíkame,<br />

stathíkate, státhikan<br />

versprechen ipos’chéthika, ipos’chéthikes, ipos’chéthike, **<br />

ipos’chethíkame, ipos’chethíkate,<br />

ipos’chéthikan<br />

wünschen efchísika, efchísikes, efchísike, efchisíkame,<br />

efchisíkate, efchísikan<br />

* Die Zwischensilbe «-thi-« bei allen Personen ist das<br />

Kennzeichen der Medium- und Passivformen im Aorist.<br />

** Hier gilt das Gleiche wie oben beim Präsens und Imperfekt.<br />

Auch hier kann erkannt werden, dass die Betonung bei den dreiund<br />

mehrsilbigen Verbformen immer auf der drittletzten Silbe<br />

liegt. Unregelmässig ist hier allein die Konjugation von<br />

«kommen», weil sie nur in der ersten und zweiten Person<br />

Mehrzahl mehr als zwei Silben hat.<br />

264


Die Haupt- und Nebenformen<br />

Auch bei diesen Verben wird zwischen Haupt- und Nebenformen<br />

unterschieden; hier sind sie zusammen mit den Imperativformen,<br />

die vorkommen:<br />

Hauptform:<br />

Nebenform:<br />

Angst haben, fovúme fovithó<br />

fürchten, sich (kein Imperativ) (fovísu! - fovithíte!)<br />

fürchten<br />

annehmen, dékome dektó<br />

bekommen<br />

baden (selber) lúsome lustó<br />

(lúseste! - (lúsu! -<br />

Keine Einzahl)<br />

bedauern, lipúme lipithó<br />

leidtun<br />

2. P. Pl.: i = ei<br />

lustíte!) i = ei<br />

befragen, simvulévome simvuleftó<br />

konsultieren (kein Imperativ) (simvulépsu! -<br />

denken, sich fantásome fantastó<br />

simvuleftíte!) i = ei<br />

einbilden, sich (kein Imperativ) (fantásu! -<br />

vorstellen<br />

entbehren sterúme sterithó<br />

fluchen, lästern usw. katariéme<br />

fantastíte) i = ei<br />

katarastó<br />

(kein Imperativ) (katarásu! -<br />

265<br />

katarastíte!) - i = ei


froh sein, sich chérome charó<br />

freuen (chéreste! - (charíte! - i = ei -<br />

keine Einzahl) keine Einzahl)<br />

garantieren engiúme engithó<br />

geblendet sein/ thambónome thambothó<br />

werden (kein Imperativ) (thambósu! -<br />

thambothíte!) i = ei<br />

ironisch reden ironévome ironeftó<br />

(kein Imperativ) (ironépsu! -<br />

ironeftíte!) i = ei<br />

kommen érchome értho<br />

(kein Imperativ) (éla! - eláte!)<br />

mitkämpfen, sinagonísome sinagonistó<br />

gemeinsam kämpfen (kein Imperativ) (sinagonísu! -<br />

sinagonistíte!) i = ei<br />

scheinen fénome fanó<br />

schlafen kimúme/kimáme kimithó<br />

(kein Imperativ) (kimísu! -<br />

kimithíte!) i = ei<br />

sich anziehen, ndínome ndithó<br />

sich zurechtmachen (ndínu! -<br />

(ndínu! - identisch<br />

ndíneste!) ndithíte) i = ei<br />

sich ausdrücken ekfrásome ekfrastó<br />

266


(ekfráseste! - (ekfrásu! -<br />

keine Einzahl) ekfrastíte!) i = ei<br />

sich ausleihen danísome danistó<br />

(kein Imperativ) (danísu! -<br />

danistíte!) i = ei<br />

sich befinden frískome frethó<br />

sich erinnern thimúme thimithó<br />

(kein Imperativ) (thimísu! - thimithíte!)<br />

sich freuen chérome charó<br />

(chéreste! - (charíte! -<br />

keine Einzahl) keine Einzahl)<br />

sich fühlen esthánome esthanthó<br />

sich schämen ndrépome ndrapó<br />

(kein Imperativ) (ndrapíte! - i = ei<br />

keine Einzahl)<br />

sich schwindlig salísome salistó<br />

fühlen (kein Imperativ) (salísu!<br />

salistíte!) i = ei<br />

sich selbst spiegeln kathreftísome kathreftistó<br />

(kein Imperativ) (kathreftísu! -<br />

kathreftistíte!) i = ei<br />

sich setzen, káthome kathíso<br />

sitzen<br />

sich verbrennen kégome kaó<br />

267


sich verständigen sinennoúme sisennoithó<br />

sich waschen plénome plithó<br />

(kein Imperativ) (plenísu! -<br />

plenithíte!) - i = ei<br />

spezialisieren idikévome idikeftó<br />

(kein Imperativ) (kein Imperativ)<br />

stehen stékome stathó<br />

versprechen ipós’chome ipos’chethó *<br />

wünschen éfchome efchithó<br />

(éfcheste! - (efchísu! -<br />

keine Einzahl) efchithíte!) i = ei<br />

* Hier gilt das Gleiche wie oben beim Präsens, Imperfekt und<br />

Aorist.<br />

Alle Nebenformen enden in der ersten Person Einzahl entweder<br />

auf einem betonten «to» oder auf einem betonten «tho». Die<br />

stets identischen Konjugationen lauten so:<br />

dektó, dektís, dektí, dektúme, dektíte, dektún<br />

lustó, lustís, lustí, lustúme, lustíte, lustún<br />

usw.<br />

Zu den wenigen Ausnahmen gehören die Verbformen von<br />

«kommen»:<br />

értho, érthis, érthi, erthúme, érthete, érthun<br />

Dazu gehören auch die beiden Imperativformen, die sich völlig<br />

vom Altgriechischen unterscheiden:<br />

268


NG: éla! eláte!<br />

AG: erchú! érchete!<br />

Das Gleiche gilt auch für das Verb «sich freuen», das im<br />

Gegensatz zum Altgriechischen nur noch die beiden<br />

Befehlsformen in der Einzahl kennt:<br />

NG: chéreste! charíte!<br />

AG: chére! (Einzahl)<br />

chérete! (Mehrzahl)<br />

Die zusammengesetzten Zeiten werden dadurch gebildet, dass<br />

das betonte «o» in der ersten Person Einzahl durch ein betontes<br />

«i» ersetzt wird:<br />

fovithí, dektí, lustí, simvuleftí, fantastí usw.<br />

Im Gegensatz zu den aktiven Verben wird es so weit wie möglich<br />

vermieden, die Nebenformen zu verwenden, weil diese sogar für<br />

die Griechen selber etwas seltsam klingen, zum Beispiel in<br />

diesen Sätzen:<br />

ich habe mich gefreut = écho charí<br />

ich hatte mich gefreut = ícha charí<br />

ich bin gekommen<br />

ich war gekommen<br />

= écho érthi<br />

= ícha érthi<br />

-----------------------------------------------------------------------<br />

Es gibt auch noch einen Reflexiv-Ausdruck, der in der<br />

Fachsprache als selbstständiges Reflexivpronomen bezeichnet<br />

wird. Es kommt oft dann zum Zug, wenn es mit einer Präposition<br />

269


verbunden wird, wobei dann die entsprechenden<br />

Personalpronomina ganz hinten mitverwendet werden müssen.<br />

Im Gegensatz zum Altgriechischen, wo alles noch in allen Kasus<br />

in der Einzahl und Mehrzahl durchdekliniert wurde, kommen<br />

heute nur noch vier Formen vor:<br />

Genitiv Einzahl tu eaftú mu, su, tu, tis<br />

Akkusativ Einzahl ton eaftó mu, su, tu, tis<br />

Genitiv Mehrzahl tu eaftú/ mas, sas, tus<br />

ton eaftón<br />

Akkusativ Mehrzahl ton eaftó/ mas, sas, tus<br />

Beispiele:<br />

tus eaftús<br />

Sie macht das nur für sich selbst.<br />

Káni aftó móno ja ton eaftó tis.<br />

Ihr denkt immer nur an euch selbst.<br />

Pistévete pántote stus eaftús sas.<br />

Beim Verb «sich (selbst) sehen» ist sogar nur diese Konstruktion<br />

möglich, weil es dafür kein eigenes reflexives Verb gibt:<br />

Ich sehe mich selbst.<br />

Flépo ton eaftó mu.<br />

Sie sehen sich selbst.<br />

Flépun ton eaftó tus.<br />

Um zwei «tus» direkt hintereinander zu vermeiden, wird in der<br />

Mehrzahl auch hier die Einzahl verwendet. Dagegen ist die<br />

Mehrzahl in solchen Sätzen möglich:<br />

270


Wir sehen uns selbst.<br />

Flépome tus eaftús mas.<br />

Ihr seht euch selbst.<br />

Flépete tus eaftús sas.<br />

Die Anwendung solcher Sätze ist nur dann zu empfehlen, wenn<br />

die Sprache gut genug beherrscht wird, aber es ist wichtig, von<br />

ihnen zu wissen.<br />

Die passiven Verben<br />

Da das Passiv im <strong>Neugriechischen</strong> mit fast allen reflexiven<br />

Verben identisch ist - die einzige Ausnahme ist teilweise die dritte<br />

Person Mehrzahl - , kann es leicht angeeignet werden. Ich führe<br />

hier nur die Konjugationen der 28 Verben auf, die ich vollständig<br />

gefunden habe.<br />

ich werde<br />

(an)gebunden<br />

usw.<br />

ich werde<br />

Präsens<br />

dénome, dénese, dénete, denómaste,<br />

déneste, dénonte<br />

dapaniéme, dapaniése, dapaniéte,<br />

ausgegeben usw. dapaniómaste, dapaniéste, dapaniúnte<br />

ich werde<br />

befreit usw.<br />

ich werde<br />

beglückt/<br />

eleftherónome, eleftherónese,<br />

eleftherónete, eleftheronómaste,<br />

eleftheróneste, eleftherónonte (ef = eu)<br />

efcharistiéme, efcharistiése, efcharistiéte,<br />

efcharistiómaste, efcharistiéste,<br />

zufriedengestellt usw. efcharistiúnte (ef = eu)<br />

271


ich werde thafmásome, thafmásese, thafmásete,<br />

bewundert usw. thafmasómaste, thafmáseste, thafmásonte<br />

(af = au)<br />

ich werde jeliéme, jeliése, jeliéte, jeliómaste, jeliéste,<br />

enttäuscht usw. jeliúnte (je = ge)<br />

ich werde anagnorísome, anagnorísese, anagnorísete,<br />

erkannt usw. anagnorisómaste, anagnoríseste,<br />

anagnorísonte<br />

ich werde damásome, damásese, damásete,<br />

gebändigt/ damasómaste, damáseste, damásonte<br />

gezähmt/gezügelt/<br />

unter Kontrolle gebracht usw.<br />

ich werde dangánome, dangánese, dangánete,<br />

gebissen usw. danganómaste, dangáneste, dangánonte<br />

ich werde therísome, therísese, therísete, therisómaste,<br />

geerntet usw. theríseste, therísonte<br />

ich werde jortásome, jortásese, jortásete, jortasómaste,<br />

gefeiert usw. jortáseste, jortásonte (jor = gior)<br />

ich werde rotiéme, rotiése, rotiéte, rotiómaste, rotiéste,<br />

gefragt usw. rotiúnte<br />

ich werde diavásome, diavásese, diavásete,<br />

gelesen usw. diavasómaste, diaváseste, diavásonte<br />

ich werde agapiéme, agapiése, agapiéte, agapiómaste,<br />

geliebt usw. agapiéste, agapiúnte<br />

272


ich werde váfome, váfese, váfete, vafómaste, váfeste,<br />

gemalt/ váfonte<br />

gezeichnet usw.<br />

ich werde katharísome, katharísese, katharísete,<br />

gereinigt usw. katharisómaste, kathariéste, kathariónte<br />

ich werde dérnome, dérnese, dérnete, dernómaste,<br />

geschlagen usw. dérneste, dérnonte<br />

ich werde gráfome, gráfese, gráfete, grafómaste,<br />

geschrieben usw. gráfeste, gráfonte<br />

ich werde plénome, plénese, plénete, plenómaste,<br />

gewaschen usw. pléneste, plénonte<br />

ich werde díchnome, díchnese, díchnete, dichnómaste,<br />

gezeigt usw. díchneste, díchnonte (i = ei)<br />

ich werde elénkome, elénkese, elénkete, elenkómaste,<br />

kontrolliert usw. elénleste, elénkonte (nk = Gamma und Chi)<br />

ich werde dilitiriásome, dilitiriásese, dilitiriásete,<br />

vergiftet usw. dilitiriasómaste, dilitiriáseste, dilitiriásonte<br />

(mit drei Ita)<br />

ich werde elattónome, elattónese, elattónete,<br />

verkleinert usw. elattonómaste, elattóneste, elattónonte<br />

ich werde enkatalípome, enkatalípese, enkatalípete,<br />

verlassen usw. enkatalipómaste, enkatalípeste, enkatalíponte<br />

(nk = Gamma und Kappa, erstes «i» = ei)<br />

273


ich werde disfimúme, disfimíse, disfimíte, disfimúmaste,<br />

verleumdet usw. disfimíste, disfimúnte (erstes «i» = Ipsilon,<br />

zweites «i» = Ita)<br />

mir wird voithiéme, voithiése, voithiéte, voithiómaste,<br />

geholfen usw. voithiéste, voithiúnte («o» und «i» getrennt)<br />

mir wird fláptome, fláptese, fláptete, flaptómaste,<br />

geschadet usw. flápteste, fláptonte (fl = bl)<br />

Für «gesehen werden» gibt es im Präsens genauso wie beim<br />

reflexiven Ausdruck «sich sehen» keine eigene Passiv-<br />

Konjugation.<br />

ich wurde<br />

(an)gebunden<br />

usw.<br />

ich wurde<br />

ausgegeben<br />

usw.<br />

ich wurde<br />

befreit usw.<br />

ich wurde<br />

beglückt/<br />

zufriedengestellt<br />

usw.<br />

Imperfekt<br />

denómun, denósun, denótan, denómaste,<br />

denósaste, dénontan<br />

dapaniómun, dapaniósun, dapaniótan,<br />

dapaniómaste, dapaniósaste, dapaniúntan<br />

eleftheronómun, eleftheronósun,<br />

eleftheronótan, eleftheronómaste,<br />

eleftheronósaste, eleftherómontan<br />

efcharistiómun, efcharistiósun,<br />

efcharistiótan, efcharistiómaste,<br />

efcharistiósaste, efcharistióntan/<br />

274<br />

efcharistiúntan


ich wurde thafmasómun, thafmasósun, thafmasótan,<br />

bewundert thafmasómaste, thafmasósaste,<br />

usw.<br />

thafmásontan<br />

ich wurde jeliómun, jeliósun, jeliótan, jeliómaste,<br />

enttäuscht usw. jeliósaste, jelióntan/jeliúntan<br />

ich wurde anagnorisómun, anagnorisósun,<br />

erkannt usw. anagnorisótan, anagnorisómaste,<br />

anagnorisósaste, anagnorísontan<br />

ich wurde damasómun, damasósun, damasótan,<br />

gebändigt/ damasómaste, damasósaste, damásontan<br />

gezähmt/gezügelt/unter Kontrolle gebracht usw.<br />

ich wurde danganómun, danganósun, danganótan,<br />

gebissen usw. danganómaste, danganósaste, dangánontan<br />

ich wurde therisómun, therisósun, therisótan,<br />

geerntet usw. therisómaste, therisómaste, therísontan<br />

ich wurde jortasómun, jortasósun, jortasótan,<br />

gefeiert usw. jortasómaste, jortasósaste, jortásontan<br />

ich wurde rotiómun, rotiósun, rotiótan, rotiómaste,<br />

gefragt usw. rotiósaste, rotióntan/rotiúntan<br />

ich wurde diavasómun, diavasósun, diavasótan,<br />

gelesen usw. diavasómaste, diavasósaste, diavásontan<br />

ich wurde agapiómun, agapiósun, agapiótan,<br />

geliebt usw. agapiómaste, agapiósaste, agapióntan/<br />

agapiúntan<br />

275


ich wurde vafómun, vafósun, vafótan, vafómaste,<br />

gemalt/ vafósaste, váfontan<br />

gezeichnet usw.<br />

ich wurde katharisómun, katharisósun, katharisótan,<br />

gereinigt katharisómaste, katharisósaste,<br />

usw. katharísontan<br />

ich wurde dernómun, dernósun, dernótan, dernómaste,<br />

geschlagen usw. dernósaste, dérnontan<br />

ich wurde grafómun, grafósun, grafótan, grafómaste,<br />

geschrieben grafósaste, gráfontan<br />

usw.<br />

ich wurde plenómun, plenósun, plenótan, plenómaste,<br />

gewaschen plenósaste, plénontan<br />

usw.<br />

ich wurde dichnómun, dichnósun, dichnótan,<br />

gezeigt usw. dichnómaste, dichnósaste, díchnontan<br />

ich wurde elenkómun, elenkósun, elenkótan,<br />

kontrolliert elenkómaste, elenkósaste, elénkontan<br />

usw.<br />

ich wurde dilitiriasómun, dilitiriasósun, dilitiriasótan,<br />

vergiftet usw. dilitiriasómaste, dilitiriasósaste, dilitiriásontan<br />

ich wurde elattonómun, elattonósun, elattonótan,<br />

verkleinert elattonómaste, elattonósaste, elattónontan<br />

usw.<br />

276


ich wurde<br />

verlassen<br />

usw.<br />

ich wurde<br />

verleumdet<br />

usw.<br />

mir wurde<br />

geholfen<br />

usw.<br />

mir wurde<br />

geschadet<br />

usw.<br />

enkatalipómun, enkatalipósun, enkatalipótan,<br />

enkatalipómaste, enkatalipósaste,<br />

enkatalípontan (erstes «i» = ei)<br />

disfimómun, disfimósun, disfimótan,<br />

disfimómaste, disfimósaste, disfímontan<br />

(erstes «i» = Ipsilon, zweites «i» = Ita)<br />

voithiómun, voithiósun, voithiótan,<br />

voithiómaste, voithiósaste, voithióntan/<br />

voithiúntan<br />

flaptómun, flaptósun, flaptótan,<br />

flaptómaste, flaptósaste, fláptontan<br />

Auch im Imperfekt gibt es für «gesehen werden» genauso wie<br />

beim reflexiven Ausdruck «sich sehen» keine eigene Passiv-<br />

Konjugation.<br />

Wie bei den formal reflexiven Verben sind die Formen der ersten<br />

Person Mehrzahl mit denen im Präsens identisch - und diesmal<br />

gibt es keine Ausnahme.<br />

Auch hier ist bei den beiden dritten Personen eine Verschiebung<br />

der betonten Silbe von der zweitletzten zur drittletzten zu<br />

erkennen. Nur dort, wo es neben «-óntan» auch noch die<br />

Variante «-úntan» gibt, bleibt die Betonung auch in der Mehrzahl<br />

auf der zweitletzten Silbe.<br />

277


Aorist<br />

ich wurde déthika, déthikes, déthike, dethíkame,<br />

(an)gebunden usw. dethíkate, déthikan<br />

ich wurde dapaníthika, dapaníthikes, dapaníthike,<br />

ausgegeben dapanithíkame, dapanithíkate,<br />

usw.<br />

dapaníthikan<br />

ich wurde eleftheróthika, eleftheróthikes,<br />

befreit usw. eleftheróthike, eleftherothíkame,<br />

eleftherothíkate, eleftheróthikan<br />

ich wurde efcharistíthika, efcharistíthikes,<br />

beglückt/ efcharistíthike, efcharistithíkame,<br />

zufriedengestellt efcharistithíkate, efcharistíthikan<br />

usw.<br />

ich wurde thafmástika, thafmástikes, thafmástike,<br />

bewundert thafmastíkame, thafmastíkate,<br />

usw.<br />

thafmástikan<br />

ich wurde jelástika, jelástikes, jelástike, jelastíkame,<br />

enttäuscht usw. jelastíkate, jelástikan<br />

ich wurde anagnorístika, anagnorístikes,<br />

erkannt usw. anagnorístike, anagnoristíkame,<br />

anagnoristíkate, anagnorístikan<br />

ich wurde damástika, damástikes, damástike,<br />

gebändigt/ damastíkame, damastíkate, damástikan<br />

gezähmt/gezügelt/unter Kontrolle gebracht usw.<br />

278


ich wurde dangáthika, dangáthikes, dangáthika,<br />

gebissen usw. dangathíkame, dangathíkate, dangáthikan<br />

ich wurde therístika, therístikes, therístike,<br />

geerntet usw. theristíkame, theristíkate, therístikan<br />

ich wurde jortástika, jortástikes, jortástika,<br />

gefeiert usw. jortastíkame, jortastíkate, jortástikan<br />

ich wurde rotíthika, rotíthikes, rotíthike, rotithíkame,<br />

gefragt usw. rotithíkate, rotíthikan<br />

ich wurde diavástika, diavástikes, diavástika,<br />

gelesen usw. diavastíkame, diavastíkate, diavástikan<br />

ich wurde agapístika, agapístikes, agapístike,<br />

geliebt usw. agapistíkame, agapistíkate, agapístikan<br />

ich wurde váftika, váftikes, váftike, vaftíkame,<br />

gemalt/ vaftíkate, váftikan<br />

gezeichnet usw.<br />

ich wurde katharíthika, katharíthikes, katharíthike,<br />

gereinigt usw. katharithíkame, katharithíkate, katharíthikan<br />

ich wurde dárthika, dárthikes, dárthike, darthíkame,<br />

geschlagen usw. darthíkate, dárthikan<br />

ich wurde gráftika, gráftikes, gráftike, graftíkame,<br />

geschrieben graftíkate, gráftikan<br />

usw.<br />

ich wurde idóthika, idóthikes, idóthike, idothíkame,<br />

gesehen usw. idothíkate, idóthikan (i = ei, o = Omega) *<br />

279


ich wurde plénika, plénikes, plénike, pleníkame,<br />

gewaschen pleníkate, plénikan<br />

usw.<br />

ich wurde díchtika, díchtikes, díchtike, dichtíkame,<br />

gezeigt usw. dichtíkate, díchtikan<br />

ich wurde elénktika, elénktikes, elénktike, elenktíkame,<br />

kontrolliert elenktíkate, elénktikan<br />

usw.<br />

ich wurde dilitiriástika, dilitiriástikes, dilitiriástike,<br />

vergiftet usw. dilitiriastíkame, dilitiriastíkate, dilitiriástikan<br />

ich wurde elattóthika, elattóthikes, elattóthike,<br />

verkleinert elattothíkame, elattothíkate, elattóthikan<br />

usw.<br />

ich wurde enkatalíftika, enkatalíftikes, enkatalíftike,<br />

verlassen enkataliftíkame, enkataliftíkate, enkatalíftikan<br />

usw. (erstes «i» = ei)<br />

ich wurde disfimíthika, disfimíthikes, disfimíthike,<br />

verleumdet disfimithíkame, disfimithíkate, disfimíthikan<br />

usw.<br />

mir wurde voithíthika, voithíthikes, voithíthike,<br />

geholfen usw. voithithíkame, voithithíkate, voithíthikan<br />

mir wurde fláftika, fláftikes, fláftike, flaftíkame,<br />

geschadet usw. flaftíkate, fláftikan<br />

280


* Das Verb «gesehen werden» ist ein Sonderfall, weil es in den<br />

einfachen Zeiten nur im Aorist vorkommt. Daneben kann es in<br />

den zusammengesetzten Zeiten verwendet werden, das<br />

entsprechende Partizip lautet «idothí»:<br />

ich bin gesehen worden<br />

ich war gesehen worden<br />

ich werde gesehen werden<br />

= écho idothí<br />

= ícha idothí<br />

= tha idothí<br />

dass ich gesehen worden bin = na écho idothí<br />

dass ich gesehen worden war = na ícha idothí<br />

Die vollständige Konjugation der Nebenform:<br />

idothó, idothís, idothí, idothúme, idothíte, idothún<br />

(erstes «o» = Omega, zweites «i» = ei)<br />

Die Haupt- und Nebenformen<br />

(an)gebunden werden dénome dethó<br />

ausgegeben werden dapaniéme dapanithó<br />

befreit werden eleftherónome eleftherothó<br />

beglückt werden efcharistiéme efcharistithó<br />

bewundert werden thafmásome thafmastó<br />

enttäuscht werden jeliéme jelastó<br />

erkannt werden anagnorísome anagnoristó<br />

gebändigt/gezähmt/ damáskome damastó<br />

gezügelt werden<br />

gebissen werden dangánome dangathó<br />

281


geerntet werden therísome theristó<br />

gefeiert werden jortásome jortastó<br />

gefragt werden rotíéme rotithó<br />

gelesen werden diavásome diavastó<br />

geliebt werden agapiéme agapithó<br />

gemalt/gezeichnet váfome vaftó<br />

werden<br />

gereinigt werden katharísome katharistó<br />

geschlagen werden dérnome darthó<br />

geschrieben werden gráfome graftó<br />

gesehen werden - idothó<br />

gewaschen werden plénome plenothó<br />

gezeigt werden díchnome dichtó<br />

kontrolliert werden elénkome elenktó<br />

vergiftet werden dilitiriásome dilitiriastó<br />

verkleinert werden elattónome elattothó<br />

verlassen werden enkatalípome enkataliftó<br />

verleumdet werden disfimúme disfimithó<br />

geholfen sein voithéme voithithó<br />

geschadet sein fláptome flaftó<br />

Alle werden genau gleich konjugiert wie «idothó» - und in den<br />

zusammengesetzten Zeiten wird dieses betonte «o» ebenfalls<br />

durch ein betontes «i» ersetzt und ist bei allen Personen und<br />

Geschlechtern gleich:<br />

282


ich bin geliebt worden = écho agapithí<br />

du bist geliebt worden = échis agapithí<br />

der Mann ist geliebt worden = o ándras échi agapithí<br />

die Frau ist geliebt worden = i jinéka échi agapithí<br />

das Kind ist geliebt worden = to pedí échi agapithí<br />

die Männer sind geliebt worden = i ándres échun agapithí<br />

die Frauen sind geliebt worden = i jinékes échun agapithí<br />

die Kinder sind geliebt worden = ta pediá échun agapithí<br />

Diese Gleichheit der Verbformen bei allen Personen und<br />

Geschlechtern macht es viel einfacher als zum Beispiel in den<br />

meisten romanischen Sprachen, in denen im Passiv zwischen<br />

vier Varianten unterschieden werden muss:<br />

ich bin geliebt worden = j’ai été aimé/aimée (Französisch),<br />

sono stato amato, sono stata amata<br />

(Italienisch),<br />

he estado amado/amada (Spanisch)<br />

wir sind geliebt worden = nous avons été aimés/aimées (FR),<br />

siamo stati amati, siamo state amate<br />

(IT),<br />

hemos estado amados/amadas (ES)<br />

Um einen passiven Ausdruck zu umgehen, ist es genauso wie in<br />

vielen anderen europäischen Sprachen möglich, diesen in einen<br />

aktiven Satz umzuwandeln, wobei dann meistens die dritte<br />

Person Mehrzahl im Sinn von «man» verwendet wird:<br />

283


Ich werde dort immer gesehen. - Man sieht mich dort immer.<br />

Me flépun ekí pántote.<br />

Das Buch ist geschrieben worden = man hat das Buch<br />

geschrieben.<br />

To vivlío gráftike. - To vivlío échi graftí/grafí (i = ei). -<br />

Egrapsan to vivlío.<br />

Die Ausdrücke mit dem aktiven Aorist sind eindeutig die besten<br />

und zudem am leichtesten zu bilden, das gilt auch für alle<br />

anderen Verben.<br />

--------------------------------------------------------------------------------<br />

Es scheint auf den ersten Blick seltsam zu sein, aber es gibt<br />

tatsächlich auch im <strong>Neugriechischen</strong> genauso wie in seiner<br />

antiken Muttersprache Imperativformen im Passiv, allerdings nur<br />

in den Nebenformen.<br />

Die bekannte Geschichte mit Jesus Christus und dem<br />

Aussätzigen kann hier helfen, den passiven Imperativ zu<br />

verstehen. Nachdem der Aussätzige dem Meister gesagt hat,<br />

dass er gereinigt sein könne, wenn er es nur wolle, antwortet<br />

Jesus treffend: «Ich will - sei gereinigt!» Und er ward ab sofort<br />

gereinigt.<br />

In der Originalsprache lautet der Satz mit dem passiven<br />

Imperativ so:<br />

Thélo - katharístheti!<br />

Im <strong>Neugriechischen</strong> ist er fast identisch:<br />

Thélo - katharísu!<br />

284


Die passiven Imperativformen lauten dort, wo sie vorkommen, in<br />

den beiden zweiten Personen so:<br />

sei/seid angebunden! désu! dethíte!<br />

werde(t) ausgegeben! dapanísu! dapanithíte!<br />

sei/seid befreit! eleftherósu! eleftherothíte!<br />

sei/seid beglückt! - efcharistithíte!<br />

sei/seid enttäuscht! jelásu! jelastíte!<br />

werde(t) erkannt! anagnorísu! anagnoristíte!<br />

werde(t) gebändigt/ damásu! damastíte!<br />

gezähmt/gezügelt!<br />

werde(t) gebissen! dangásu! dangathíte!<br />

werde(t) gefeiert! jortásu! jortastíte!<br />

werde(t) gefragt! rotísu! rotithíte!<br />

werde(t) gelesen! diavásu! diavastíte!<br />

sei/seid geliebt! agapísu! agapithíte!<br />

werde(t) gemalt!/ vápsu! vaftíte!<br />

gezeichnet!<br />

sei/seid gereinigt! katharísu! katharistíte!<br />

sei/seid geschlagen! dársu! darthíte!<br />

sei/seid geschrieben! gráfu! graftíte! grafíte!<br />

werde(t) gesehen! - idothíte!<br />

werde(t) gewaschen! plenósu! plenothíte!<br />

werde(t) gezeigt! díxu! dichtíte!<br />

werde(t) kontrolliert! eléngxu! elenkíte!<br />

werde(t) vergiftet! dilitiriásu! dilitiriastíte!<br />

285


sei/seid verlassen! - enkataliftíte!<br />

dir/euch werde voithísu! voithithíte!<br />

geholfen!<br />

dir/euch werde flápsu! flaftíte!<br />

geschadet!<br />

Es kann leicht erkannt werden, dass es die gleichen Endungen<br />

wie bei den reflexiven Verben sind. Das «i» in den<br />

Mehrzahlendungen wird immer «ei» geschrieben, ebenso die<br />

beiden «i» bei «díxu!» und «dichtíte!».<br />

Natürlich scheinen viele dieser Imperativformen auf das wirkliche<br />

Leben bezogen sinnlos zu sein, aber sie kommen in der<br />

Grammatik nun einmal vor, und ich führe alles auf, was sich<br />

finden lässt.<br />

Wie gesehen werden kann, gibt es für mehrere Verben keine<br />

Imperativformen in der Einzahl, und bei anderen kommen<br />

überhaupt keine vor, und zwar bei diesen vier:<br />

bewundern, ernten, verkleinern, verleumden<br />

Ich wiederhole hier, was ich schon oben geschrieben habe: Da<br />

im griechischen Alltag mehr als neunzig Prozent der Verben<br />

genauso wie im Altertum nur im Präsens und Aorist verwendet<br />

werden - und zudem nur die aktiven Formen - und die anderen<br />

Zeiten und erst recht die passiven Formen nur selten<br />

vorkommen, genügt es für die Fremdsprachigen, sich diese<br />

beiden Hauptzeiten mit ihren aktiven Formen einzuprägen - doch<br />

diese müssen wirklich sitzen. Ich habe all diese Konjugationen,<br />

die auch in der Schriftsprache nicht häufig erscheinen, nur<br />

aufgeführt, um das Gesamtbild abzurunden.<br />

286


Das Partizip Perfekt<br />

Neben den Partizipien, die aktive Verbformen haben, gibt es<br />

auch passive, die dadurch gebildet werden, dass bei den<br />

passiven Aoristformen die zwei letzten Silben durch «-ménos»<br />

ersetzt werden, und dieses wird ebenfalls dekliniert:<br />

agapítika = agapiménos, agapiméni, agapiméno;<br />

agapiméni, agapiménes, agapiména; agapiménon<br />

Nom. der geliebte Mann<br />

Gen. <strong>des</strong> geliebten Mannes<br />

Dat. dem geliebten Mann<br />

Akk. den geliebten Mann<br />

o agapiménos ándras<br />

tu agapiménu ándra<br />

ston agapiménon ándra<br />

ton agapiménon ándra<br />

Nom. die geliebten Männer<br />

Gen. der geliebten Männer<br />

Dat. den geliebten Männern<br />

Akk. die geliebten Männer<br />

i agapiméni ándres<br />

ton agapiménon andrón<br />

stus agapiménus ándres<br />

tus agapiménus ándres<br />

Nom. die geliebte Frau<br />

Gen. der geliebten Frau<br />

Dat. der geliebten Frau<br />

Akk. die geliebte Frau<br />

i agapiméni jinéka<br />

tis agapiménis jinékas<br />

stin agapiméni jinéka<br />

tin agapiméni jinéka<br />

Nom. die geliebten Frauen<br />

287<br />

i agapiménes jinékes


Gen. der geliebten Frauen<br />

Dat. den geliebten Frauen<br />

Akk. die geliebten Frauen<br />

ton agapiménon jinékon<br />

stis agapiménes jinékes<br />

tis agapiménes jinékes<br />

Nom. das geliebte Kind<br />

Gen. <strong>des</strong> geliebten Kin<strong>des</strong><br />

Dat. dem geliebten Kind<br />

Akk. das geliebte Kind<br />

to agapiméno pedí<br />

tu agapiménu pediú<br />

sto agapiméno pedí<br />

to agapiméno pedí<br />

Nom. die geliebten Kinder<br />

Gen. der geliebten Kinder<br />

Dat. den geliebten Kindern<br />

Akk. die geliebten Kinder<br />

ta agapiména pediá<br />

ton agapiménon pedión<br />

sta agapiména pediá<br />

ta agapiména pediá<br />

Daneben gibt es auch das Wort «agapitós», das so dekliniert<br />

wird:<br />

Nom. agapitós, agapití, agapitó - agapití, agapités, agapitá<br />

Gen. agapitú, agapitís, agapitú - agapitón (3x)<br />

Dat. agapitó, agapití, agapitó - agapitús, agapités, agapitá<br />

Akk. wie Dativ<br />

wie Dativ<br />

grafíthika/gráfthika = gramménos, gramméni, gramméno;<br />

gramméni, gramménes, gramména;<br />

gramménon<br />

288


Nom. der geschriebene Brief<br />

Gen. <strong>des</strong> geschriebenen Briefes<br />

Dat. dem geschriebenen Brief<br />

Akk. den geschriebenen Brief<br />

i gramméni epistolí<br />

tis gramménis epistolís<br />

sti gramméni epistolí<br />

ti gramméni epistoli<br />

Nom. die geschriebenen Briefe<br />

Gen. der geschriebenen Briefe<br />

Dat. den geschriebenen Briefen<br />

Akk. die geschriebenen Briefe<br />

i gramménes epistolés<br />

ton gramménon epistolón<br />

stis gramménes epistolés<br />

tis gramménes epistolés<br />

Nom. das geschriebene Buch<br />

Gen. <strong>des</strong> geschriebenen Buches<br />

Dat. dem geschriebenen Buch<br />

Akk. das geschriebene Buch<br />

to gramméno vivlío<br />

tu gramménu vivlíu<br />

sto gramméno vivlío<br />

to gramméno vivlío<br />

Nom. die geschriebenen Bücher<br />

Gen. der geschriebenen Bücher<br />

Dat. den geschriebenen Büchern<br />

Akk. die geschriebenen Bücher<br />

ta gramména vivlía<br />

ton gramménon vivlión<br />

sta gramména vivlía<br />

ta gramména vivlía<br />

Da diese Partizipien nicht oft vorkommen und längst nicht von<br />

allen passiven Aoristformen abgeleitet werden können, verzichte<br />

ich auf weitere Beispiele. Auch im Altgriechischen wurden diese<br />

Partizipien so gebildet, aber ich bin im Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen» ebenfalls nicht näher darauf eingegangen.<br />

Wichtig zu wissen ist jedoch, dass es auch diese sehr wohl gibt.<br />

289


Die Modalverben<br />

Das sind die Verben, die eine Verpflichtung oder einen Wunsch<br />

ausdrücken und mit Ausnahme von «wollen» nur zusammen mit<br />

einem anderen Verb verwendet werden können.<br />

Zwei von ihnen habe ich weiter oben bei der Einteilung in die<br />

erste und zweite Konjugation bereits vorgestellt, hier führe ich sie<br />

zusammen mit den übrigen Modalverben noch einmal auf.<br />

Präsens<br />

ich will thélo ich kann boró<br />

usw. thélis usw. borás<br />

théli<br />

borá<br />

thélume/thélome<br />

boráme<br />

thélete<br />

boráte<br />

thélun<br />

borán<br />

Jetzt kommen zwei weitere dazu:<br />

ich darf epitrépeme ich soll ofílo<br />

usw. epitrépese usw. ofílis<br />

epitrépete<br />

ofíli<br />

epitrepómaste<br />

ofilúme/ofilóme<br />

epitrépeste<br />

ofílete<br />

epitréponte<br />

ofílun<br />

290


Für «dürfen» stehen also wieder Passiv- oder genauer<br />

Mediumformen, aber es gibt auch die aktive Variante «epitrépo»<br />

usw., die jedoch «erlauben» und «gestatten» bedeutet.<br />

Etwas heikel wird es nur bei «müssen», weil dieses mit «prépi +<br />

na + Nebenform» konstruiert wird:<br />

prépi na grápso = man muss schreiben<br />

Diese Konstruktion kann vor allem im mündlichen Gebrauch<br />

auch in den anderen Zeiten verwendet werden, aber nach<br />

Möglichkeit sind die einfachen Verbformen von «sollen» mehr zu<br />

empfehlen:<br />

ich will schreiben<br />

ich kann schreiben<br />

ich darf schreiben<br />

ich soll schreiben<br />

thélo na grápso<br />

boró na grápso<br />

epitrépeme na grápso<br />

ofílo na grápso<br />

Die Konjugationen von «wollen» und «sollen» sind mit den<br />

altgriechischen weitgehend identisch; dabei wurde die antike<br />

Variante beim letzteren in der klassischen Sprache wie «ofeílo»<br />

usw. und die heutige schon in der Koiné überwiegend wie «ofílo»<br />

usw. konjugiert, nur die dritte Person Mehrzahl wich mit<br />

«ofeílusin» und «ofílusin» ein wenig ab. Neben «sollen»<br />

bedeutete dieses Verb zugleich «müssen», also im Gegensatz<br />

zu heute. Dagegen sind die heutigen Konjugationen von<br />

«müssen» und «dürfen» tatsächlich neuere Schöpfungen.<br />

Im Altgriechischen gibt es für «wollen» und «können» noch diese<br />

Präsens-Konjugationen:<br />

búlomai, búlosai, búlotai, bulómetha, bulóesthe, búlontai<br />

dýnamai, dýnasai, dýnathai, dynómetha, dynóesthe, dýnantai<br />

291


Da es im Altgriechischen wie oben erwähnt nicht weniger als<br />

zwölf Infinitive gab, von denen aber je zwei formal identisch<br />

waren, konnten diese mit den Modalverben min<strong>des</strong>tens in der<br />

Schriftsprache beliebig verbunden werden, doch im mündlichen<br />

Gebrauch und erst recht in der Koiné kam fast nur der Infinitivs<br />

<strong>des</strong> Präsens zum Zug:<br />

ich will schreiben<br />

ich kann schreiben<br />

ich muss/soll schreiben<br />

thélo gráfein,<br />

búlomai gráfein<br />

dýnamai gráfein<br />

ofeílo gráfein<br />

Für «dürfen» wurde eine Konstruktion «éxesti + Dativ + Infinitiv»<br />

verwendet:<br />

ich darf schreiben<br />

du darfst schreiben<br />

usw.<br />

éxesti moí gráfein<br />

éxesti soí gráfein<br />

Daneben gab es für «müssen» noch mehrere Konstruktionen, in<br />

denen zum Teil sogar der ACI (Accusativus cum Infinitivo) zum<br />

Zug kam:<br />

deî + Infinitiv, deîtai + Infinitiv<br />

er muss schreiben<br />

sie muss schreiben<br />

ofeílei gráfein, deî autón gráfein<br />

ofeílei gráfein, deî autén gráfein<br />

Wer noch mehr Einzelheiten erfahren und vor allem sehen will,<br />

wie die Konstruktionen in den anderen Zeiten waren, kann in<br />

meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Altgriechischen» nachschauen.<br />

292


Die Verneinung<br />

Weiter oben habe ich es im Kapitel «Sein und Haben in allen<br />

Zeiten» angedeutet: Wenn ein Verb mit einem Vokal beginnt,<br />

steht vor diesem «den», und wenn er mit einem Konsonanten<br />

beginnt, steht «de»:<br />

ich bin nicht den íme ich habe nicht den écho<br />

ich weiss nicht de xéro ich verstehe nicht de katalavéno<br />

Soweit zu den Lehrbüchern. In den Alltagsgesprächen wird<br />

«den» sehr wohl auch vor Konsonanten verwendet, wobei es<br />

dann zu akustischen Buchstabenverschmelzungen kommt:<br />

ich weiss nicht<br />

ich verstehe nicht<br />

den xéro («déngxero»)<br />

den katalavéno («déngkatalavéno»)<br />

Noch wichtiger zu wissen ist, dass in Sätzen, in denen mehrere<br />

Verneinungswörter vorkommen, genauso wie in den<br />

romanischen, slawischen und baltischen Sprachen je<strong>des</strong><br />

einzelne ebenfalls verneint werden muss:<br />

ich habe keine Zeit<br />

ich habe gar keine Zeit<br />

ich habe nie Zeit<br />

ich habe gar nie Zeit<br />

ich habe noch keine Zeit<br />

dén écho keró<br />

den écho kathólu keró<br />

den écho poté keró<br />

den écho kathólu poté keró<br />

den écho óchi akómi keró<br />

ich sehe ihn nicht<br />

ich sehe ihn nie<br />

de/den ton vlépo<br />

de/den ton vlépo poté<br />

293


ich sehe ihn nirgendwo<br />

ich sehe etwas<br />

ich sehe nichts<br />

aber: ich sehe nie etwas<br />

de/den ton vlépo puthéna<br />

vlépo káti<br />

de/den vlépo típote<br />

de/den vlépo poté típote<br />

ich kenne hier jemanden gnoríso kápion edó<br />

ich kenne hier niemanden de/den gnoríso kanéna edó<br />

aber: ich kenne nie jemanden de/den gnoríso poté kanéna<br />

Das Wort «nein» bedeutet «óchi», aber «ja» heisst «ne», das wie<br />

ein langes «nää» ausgesprochen wird. Wer das nicht weiss,<br />

kann etwas bös missverstehen, wenn zum Beispiel bei<br />

politischen Demonstrationen Plakate hochgehalten werden, auf<br />

denen mit grossen Buchstaben «NAI» geschrieben steht. Dann<br />

wird eben nicht gegen, sondern für etwas demonstriert.<br />

Zu diesem Kapitel gehört auch die Art, mit der ohne Worte etwas<br />

bejaht oder verneint wird. Genauso wie bei den Albanern,<br />

Bulgaren und (Nord-)Mazedoniern sowie teilweise auch bei den<br />

von ihnen beeinflussten Aromunen oder Walachen, die zwar nah<br />

mit den Rumänen verwandt sind, wird der Kopf nach beiden<br />

Seiten geschüttelt, wenn etwas bejaht wird, und mit dem Kopf<br />

nach vorn und hinten genickt, wenn etwas verneint wird. Wer das<br />

nicht weiss, kann noch bösere Missverständnisse erleben als nur<br />

mit dem Wort «nää», das eben ein Ja bedeutet. Woher genau<br />

dieser Brauch kommt, kann niemand genau beantworten;<br />

<strong>des</strong>halb ist es auch nicht zweifelsfrei bekannt, ob es schon im<br />

Altertum bei den Griechen, bei den Illyrern, von denen die<br />

heutigen Albaner abstammen sollen - was aber auch nicht<br />

eindeutig bewiesen ist -, und bei den südlichen Ur-Slawen so<br />

war. Allerdings ist dieser Brauch vor allem in den Städten in den<br />

294


letzten paar Jahrzehnten infolge der vielen internationalen<br />

Kontakte ein wenig zurückgegangen, aber auf dem Land ist er<br />

immer noch üblich.<br />

Wenigstens kann es im <strong>Neugriechischen</strong> nicht so weit gehen wie<br />

im benachbarten Albanischen, wo ein Ja «po» und ein Nein «jo»<br />

bedeuten. Weder hat das erstere mit einem Po bzw. Hinterteil zu<br />

tun noch ist das letztere mit dem «jo» identisch, das im Dialekt<br />

der Stadt Basel ein Ja meint.<br />

Fragen und Antworten<br />

Auch das habe ich ganz oben bereits geschrieben: Im Gegensatz<br />

zu allen anderen bekannten Sprachen wird im <strong>Neugriechischen</strong><br />

genauso wie in seiner antiken Muttersprache anstelle <strong>des</strong><br />

Fragezeichens ein ; verwendet, also ein Semikolon bzw. ein<br />

Strichpunkt. Dazu kommt noch, dass es im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Sprachen kein besonderes Fragewort gibt, das am<br />

Satzanfang stehen muss. Es genügt, wenn ein Fragesatz gegen<br />

das Ende ein wenig höher gesprochen wird, und schon kommt<br />

eine Frage heraus:<br />

du kommst érchese kommst du? érchese?<br />

er kommt érchete kommt er? érchete?<br />

Ja, er kommt.<br />

Nein, er kommt nicht.<br />

Nää, érchete.<br />

Ochi, den érchete.<br />

Die häufigsten Fragewörter sind in alfabetischer Reihenfolge<br />

diese:<br />

bis wann?<br />

méchri póte?<br />

295


seit wann?<br />

apó póte?<br />

von wo?<br />

apó pu?<br />

wann?<br />

póte?<br />

warum?<br />

jatí? (wörtlich: für was?)<br />

was?<br />

ti?<br />

was für ein (e) …? ti ídus …? (mit Epsilon und Jota)<br />

welcher?<br />

piós? (piós ándras?)<br />

welche?<br />

piá? (piá jinéka?)<br />

welches?<br />

pió? (pió pedí?)<br />

welche? (Pl.) pi’í? piés? piá? *<br />

(pi’í ándres? piés jinékes?<br />

piá pediá?)<br />

wem?<br />

se pió? (K: se pión?)<br />

wen?<br />

pió? (K: pión?)<br />

wer?<br />

piós?<br />

weswegen?<br />

jatí?<br />

wessen? pianú? **<br />

wie?<br />

pos? (mit Omega)<br />

wieso?<br />

jatí?<br />

wie viel?<br />

póso?<br />

wie viele?<br />

pósi? póses? pósa?<br />

wo?<br />

pu?<br />

wodurch?<br />

me ti?<br />

wofür?<br />

já ti?<br />

296


woher?<br />

wohin?<br />

womit?<br />

wozu?<br />

apó pu?<br />

pu? já pu?<br />

me ti?<br />

já pu?<br />

* Die beiden «i» sind getrennt auszusprechen, aber nicht mit<br />

einem Knacklaut, wie er im Deutschen vorkommt, so bei<br />

«beenden».<br />

** Achtung bei der Wortstellung:<br />

Wessen Haus ist das? - Pianú to spíti íne aftó?<br />

Der Imperativ (Die Befehlsformen)<br />

Auch hier wird zwischen einem bejahten und einem verneinten<br />

Befehl unterschieden, was schon oben bei «sein» und «haben»<br />

gesehen werden kann. Im Gegensatz zum Deutschen kann<br />

hinten nicht einfach ein «nicht» angehängt werden, aber<br />

wenigstens sind die verneinten Befehle oder auch Bitten insofern<br />

identisch, als immer «mi» (vor einem Konsonanten) oder «min»<br />

(vor einem Vokal) verwendet werden, wie es schon im<br />

Altgriechischen war; nur standen dort anstelle von «mi» und<br />

«min» eben «me» und «men», die aber wenigstens gleich<br />

geschrieben wurden, und zwar mit einem Ita, was damals ein Eta<br />

war.<br />

Dazu kommt noch, dass nicht nur bei den verneinten, sondern<br />

zum Teil auch bei den bejahten Befehlen oder Bitten die oben<br />

ausführlich vorgestellten Nebenformen zusammen mit der<br />

Partikel «na» zum Zug kommen:<br />

Sei gut!<br />

Na íse kalós/kalí/kaló!<br />

297


Seid gut!<br />

Seien wir gut!<br />

Er soll gut sein!<br />

Sie soll gut sein!<br />

Es soll gut sein!<br />

Sie sollen gut sein!<br />

Na íste kalí/kalés/kalá!<br />

Na ímaste kalí/kalés/kalá!<br />

Na íne kalós!<br />

Na íne kalí!<br />

Na íne kaló!<br />

Na íne kalí/kalés/kalá!<br />

Sei nicht bös!<br />

Seid nicht bös!<br />

Seien wir nicht bös!<br />

Er soll nicht bös sein!<br />

Sie soll nicht bös sein!<br />

Es soll nicht bös sein!<br />

Sie sollen nicht bös sein!<br />

Na min íse kakós/kakí/kakó!<br />

Na min íste kakí/kakés/kaká!<br />

Na min ímaste kakí/kakés/kaká!<br />

Na min íne kakós!<br />

Na min íne kakí!<br />

Na min íne kakó!<br />

Na min íne kakí/kakés/kaká!<br />

Hab Vertrauen!<br />

Éche embistosíni! (mit «mp»)<br />

Habt Vertrauen!<br />

Echete embistosíni!<br />

Haben wir Vertrauen! Na échume/échome embistosíni!<br />

Er/sie/es soll Vertrauen Na échi embistosíni!<br />

Haben!<br />

Sie sollen Vertrauen haben! Na échun embistosíni!<br />

Hab keine Angst!<br />

Min échis fóvo!<br />

Habt keine Angst!<br />

Min échete fóvo!<br />

Haben wir keine Angst! Na min échume/échome fóvo!<br />

298


Er/sie/es soll keine Angst<br />

haben!<br />

Na min échi fóvo!<br />

Die bejahten Imperative «éche» und «échete» sind die beiden<br />

Einzigen, die nicht mit «na» verbunden werden müssen.<br />

Bei den übrigen Verben wird deutlich zwischen einer unvollendet<br />

und einer vollendet gedachten Handlung unterschieden:<br />

Schreib!<br />

Schreibt!<br />

Gráfe! (unvollendet)<br />

Grápse! (vollendet)<br />

Gráfete! (unvollendet)<br />

Grápste! (vollendet - also nicht «grápsete»)<br />

Bei einem verneinten Befehl muss «na» immer zusammen mit<br />

der Nebenform verwendet werden:<br />

Schreib es nicht!<br />

Schreibt es nicht!<br />

Na mi to grápsis!<br />

Na mi to grápste!<br />

Auch in den anderen Personen ist sowohl bejaht als auch<br />

verneint nur die Konstruktion mit der Nebenform korrekt:<br />

Schreiben wir es!<br />

Schreiben wir es nicht!<br />

Er/sie/es soll es schreiben!<br />

Er/sie/es soll es nicht<br />

schreiben!<br />

Sie sollen es schreiben!<br />

Na to grápsume/grápsome!<br />

Na mi to grápsume/grápsome!<br />

Na to grápsi!<br />

Na mi to grápsi!<br />

Na to grápsun!<br />

299


Sie sollen es nicht schreiben!<br />

Na mi to grápsun!<br />

Wie es die Befehlsformen in den dritten Personen andeuten,<br />

müssen «na mi» und «na min» auch in den ersten und zweiten<br />

Personen verwendet werden:<br />

Du sollst nicht bös sein!<br />

Ihr sollt nicht bös sein!<br />

Du sollst/musst keine Angst<br />

haben!<br />

Ihr sollt/müsst keine Angst<br />

haben!<br />

Na min íse kakós/kakí/kaká!<br />

Na min íste kakí/kakés/kaká!<br />

Na min échis fóvo!<br />

Na min échete fóvo!<br />

Sogar in Fragesätzen kommen diese Imperative vor, wobei<br />

anstelle von «óchi» oft auch nur mit «min» geantwortet wird, wie<br />

ich es oben bei «sein» und «haben» auch schon angedeutet<br />

habe:<br />

Soll ich es schreiben?<br />

Nein.<br />

Na to grápsi?<br />

Min.<br />

Sollen wir gehen oder nicht? Na páome i óchi? *<br />

Ja, ihr sollt gehen!<br />

Na páome i min?<br />

Nää, na páete!<br />

* Das «i» für «oder» wird mit einem Ita geschrieben.<br />

Auch diese Beispielsätze zeigen, wie wichtig es ist, sich die<br />

Nebenformen besonders gut einzuprägen, weil sie auch in den<br />

Befehlen viel mehr vorkommen als die Hauptformen.<br />

300


Das Gerundium<br />

Im letzten Kapitel <strong>des</strong> umfangreichen Bereiches der Verben<br />

gehe ich auch noch auf die Gerundien ein, die ich weiter oben<br />

bei den aktiven Verben zusammen mit den Präsensformen<br />

aufgeführt habe. Wie bei «sein» und «haben» gibt es auch bei<br />

allen anderen Verben ein Gerundium, das einen Satz verkürzen<br />

kann und oft einen Relativsatz ersetzt. Es wird direkt von der<br />

ersten Person Einzahl <strong>des</strong> Präsens abgeleitet:<br />

ich schreibe = gráfo<br />

ich kaufe<br />

- gráfontas<br />

= agoráso - agorásontas<br />

ich liebe = agapó - agapóntas<br />

Das ist der Mann, der dieses Buch schreibt.<br />

Aftó íne o ándras gráfontas aftó to vivlío.<br />

Und das ist die Frau, die es kauft.<br />

Ke aftó íne i jinéka to agorásontas.<br />

Ursula und Elena sind die zwei Frauen, die Hans lieben.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i dío jinékes agapóntas to Jánni.<br />

Mit dem oben bereits vorgestellten «échontas» können auch die<br />

zusammengesetzten Zeiten gebildet werden:<br />

Das ist der Mann, der dieses Buch geschrieben hat.<br />

Aftó íne o ándras échontas grápsi aftó to vivlío.<br />

301


Und das ist die Frau, die es gekauft hat.<br />

Ke aftó íne i jinéka échontas to agorási.<br />

Ursula und Elena sind die zwei Frauen, die Hans sehr geliebt<br />

haben und ihn immer noch lieben.<br />

I Ursula ke i Eléni íne i dío jinékes échontas agapási polí to<br />

Jánni ke ton agapóntas pántote akómi.<br />

Das Gerundium kommt genauso wie in den romanischen<br />

Sprachen fast nur in der Schriftsprache vor, aber seine<br />

Verwendung gilt immerhin als ein Zeichen von guter Bildung.<br />

Die einzige bekannte Sprache, in der das Gerundium fast so<br />

häufig vorkommt wie die anderen Verbformen, ist das Englische,<br />

wo es sogar in den Alltagsgesprächen zum festen Bestandteil<br />

gehört.<br />

Die Konjunktionen (Bindewörter)<br />

aber<br />

allerdings<br />

als (zeitlich)<br />

also<br />

auch<br />

auch nicht<br />

bevor<br />

da (Grund, Zeit)<br />

ómos<br />

ostóso<br />

ótan<br />

étsi, lipón<br />

ke, epísis<br />

úte<br />

prin, protú<br />

afú, epidí<br />

302


dagegen<br />

daher<br />

damit<br />

danach<br />

darauf<br />

darum<br />

dass<br />

demzufolge<br />

dennoch<br />

<strong>des</strong>halb<br />

entweder … oder<br />

falls<br />

freilich<br />

gleichwohl<br />

hingegen<br />

jetzt<br />

noch<br />

nun<br />

ob<br />

oder<br />

sobald<br />

sondern<br />

sowohl .. als auch<br />

enantíon tu<br />

jaftó<br />

ja na<br />

épita<br />

épita<br />

epoménos<br />

óti<br />

sinepós<br />

paróla aftá<br />

jaftó to lógo<br />

i … i (mit Ita),<br />

íte … íte (mit Epsilon und Jota)<br />

se períptosi<br />

fisiká<br />

paróla aftá<br />

ostóso<br />

tóra<br />

akómi<br />

tóra<br />

an, eán<br />

i (mit Ita)<br />

mólis<br />

allá («alá» ausgesprochen)<br />

ke … ke («kai» geschrieben)<br />

303


trotzdem<br />

und<br />

und so weiter<br />

während<br />

weder … noch<br />

weil<br />

wenn (Bedingung)<br />

wenn (zeitlich)<br />

zwar<br />

pará aftó, pará túto<br />

ke<br />

ke lipá<br />

enó, katá ti diárkia<br />

úte … úte<br />

dióti, jatí<br />

an, eán<br />

ótan<br />

aftó íne<br />

Auch hier ist im Vergleich zum Altgriechischen vieles einfacher<br />

geworden. So steht der Konjunktiv nur noch nach diesen<br />

Konjunktionen:<br />

an, eán (ob, wenn)<br />

mólis (sobald)<br />

ótan (wenn)<br />

ja na (damit)<br />

Diese Regeln gelten aber mehr für die Katharévussa; dagegen<br />

schaut niemand schief, wenn den Fremdsprachigen, von denen<br />

fast alle sowieso nur die Dimotikí sprechen, bei diesen Wörtern<br />

eine Indikativform herausrutscht, wie sie den meisten bekannten<br />

westlichen Sprachen entspricht. Nur bei «ja na» muss der<br />

Konjunktiv, der mit den oben aufgeführten Nebenformen<br />

ausgedrückt wird, immer verwendet werden.<br />

Beispiele:<br />

Wenn du mich nicht liebst, bin ich sehr traurig.<br />

Ean de m’agapásis íme polí lipiménos/lipiméni.<br />

(Indikativ: Ean de m’agapás íme polí lipiménos/lipiméni.)<br />

304


Ich mache das, damit du mich liebst.<br />

Káno aftó ja na m’agapásis.<br />

Präpositionen (Verhältniswörter)<br />

Im Gegensatz zum Altgriechischen ist es hier erfrischend<br />

einfach, weil die meisten Präpositionen mit dem Akkusativ<br />

verbunden werden:<br />

an<br />

anstatt<br />

auf<br />

aus<br />

ausserhalb<br />

bis (Ort)<br />

bis (Zeit)<br />

für<br />

in<br />

innerhalb<br />

mit<br />

nach (Zeit)<br />

nahe<br />

ohne<br />

trotz<br />

über (Raum)<br />

um … herum<br />

se<br />

ánti<br />

se, páno se<br />

apó<br />

éxo apó<br />

os<br />

méchri<br />

ja<br />

se<br />

mésa se<br />

me<br />

metá apó, metá<br />

kontá se<br />

chorís<br />

pará<br />

páno apó<br />

jíro apó<br />

305


um (Zeit)<br />

unter(halb)<br />

von<br />

vor (Raum)<br />

vor (Zeit)<br />

zu<br />

stis<br />

káto apó<br />

apó, ex<br />

brostá apó (mit «mp» geschrieben)<br />

prin apó, prin<br />

pros<br />

Bemerkenswert ist von dieser Liste am meisten «apó», weil<br />

hinter diesem auch der Genitiv stehen kann, doch dann<br />

entspricht das mehr den Katharévussa-Formen:<br />

Ich komme von Griechenland.<br />

Erchome apó tin Eláda (Dimotikí).<br />

Erchome apó tis Eládas (Katharévussa).<br />

Einmal habe ich sogar «apó tis Eládos» gelesen, da war der<br />

altgriechische Einfluss nicht zu übersehen:<br />

Erchomai apó tês Helládos.<br />

Ein paar Beispiele:<br />

Kommst du mit mir? Ja, du weisst, dass ich nicht ohne dich gehe.<br />

Erchose se ména? Ne, xéris óti den pijéno chorís séna.<br />

Die Kinder gehen zur Schule. - Ta pediá pijénun sto s’cholío.<br />

Wir wohnen ausserhalb von Athen.<br />

Katikúme éxo apó tin Athína.<br />

306


Er ist jetzt nahe beim Zentrum.<br />

Ine tóra kontá se to kéndro.<br />

Ein paar wenige Präpositionen, bei denen die altgriechischen<br />

Wurzeln unübersehbar sind, werden zumin<strong>des</strong>t in der<br />

Schriftsprache immer noch mit dem Genitiv verbunden:<br />

für<br />

gegen<br />

jenseits<br />

unter,<br />

zwischen<br />

ipér (AG: hypér)<br />

enantíon, katá<br />

ekíthen<br />

metaxí<br />

Ein Abstecher ins Altgriechische zeigt deutlich, dass auch in<br />

diesem Bereich vieles einfacher geworden ist. Es gibt zwar nicht<br />

allzu viele Präpositionen, aber auch diese wenigen haben es in<br />

sich, weil die meisten von ihnen nicht nur mit einem Kasus<br />

verbunden werden, sondern auch mit zwei, manche sogar mit<br />

drei.<br />

áneu<br />

áneu emû<br />

áneu tû fílu<br />

Mit dem Genitiv stehen:<br />

ohne<br />

ohne mich<br />

ohne den Freund<br />

antí<br />

antí emû<br />

antí tû fílu<br />

anstatt, an Stelle von<br />

anstatt meiner<br />

an Stelle <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong><br />

307


apó<br />

apó tês póleos<br />

apó tês archés<br />

tôn chronôn<br />

von ... her (Raum),<br />

seit (Zeit)<br />

von der Stadt<br />

seit dem Beginn der Zeiten<br />

diá<br />

diá tês chóras<br />

durch ... hindurch<br />

durch das Land<br />

ek, ex<br />

ek tû oíku<br />

ek tês archés<br />

tôn chronôn<br />

ek pollû chrónu<br />

aus (Raum),<br />

seit (Zeit)<br />

aus dem Haus<br />

seit dem Beginn der Zeiten<br />

seit langem<br />

epí<br />

epí tû órus<br />

auf ... darauf<br />

auf dem Berg<br />

héneka<br />

tútu héneka<br />

tû Theû héneka<br />

wegen, um ... willen<br />

(Achtung, nachgestellt!)<br />

<strong>des</strong>wegen<br />

um Gottes willen<br />

308


hypér<br />

hypér emû<br />

hypér tû fílu<br />

hypér tês póleos<br />

oberhalb, im Interesse von, für<br />

für mich<br />

im Interesse <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong><br />

oberhalb der Stadt<br />

hypó<br />

hypó emû<br />

hypó tês póleos<br />

unter (bei Frage: wo?)<br />

unter mir<br />

unter der Stadt<br />

katá<br />

katá tû órus<br />

von … herab<br />

vom Berg herab<br />

méchri<br />

méchri tû télu<br />

tôn chronôn<br />

bis zu<br />

bin zum Ende der Zeiten<br />

metá<br />

metá emû<br />

metá tû fílu<br />

mit<br />

mit mir<br />

mit dem Freund<br />

pará<br />

érchomai pará<br />

autû<br />

von jemandem her<br />

ich komme von ihm her<br />

309


perí<br />

perí ton logôn sû<br />

betreffs, bezüglich<br />

bezüglich deiner Worte<br />

pro<br />

pro tû oíku<br />

pro tû chrónu<br />

pro emû<br />

vor (Raum, Zeit), für<br />

vor dem Haus<br />

vor der Zeit<br />

für mich<br />

pros<br />

pros tês póleos<br />

von ... her<br />

von der Stadt her<br />

en<br />

en tê pólei<br />

en tê kardíâ mu<br />

Mit dem Dativ stehen:<br />

in<br />

in der Stadt<br />

in meinem Herzen<br />

epí<br />

epí tô órei<br />

auf ... darauf<br />

auf dem Berg<br />

hypó<br />

hypó emoí<br />

hypó tê pólei<br />

pará<br />

pará emû<br />

unter (bei Frage: wo?)<br />

unter mir<br />

unter der Stadt<br />

bei, neben<br />

bei mir, neben mir<br />

310


perí<br />

perí tê pólei<br />

um ... herum<br />

um die Stadt herum<br />

pros<br />

pros túto<br />

an, bei, zusätzlich zu<br />

ausserdem, noch dazu<br />

syn<br />

syn emoí<br />

syn tô filô<br />

mit<br />

mit mir<br />

mit dem Freund<br />

Mit dem Akkusativ stehen:<br />

amfí<br />

um ... herum<br />

amfí ton théatron um das Theater herum<br />

aná<br />

aná to óros<br />

auf...hinauf<br />

auf den Berg hinauf<br />

diá<br />

diá emé<br />

diá tûto<br />

wegen<br />

wegen mir<br />

<strong>des</strong>wegen<br />

eís<br />

eís ten pólin<br />

in ... hinein<br />

in die Stadt hinein<br />

311


eís aeí<br />

für immer<br />

epí<br />

epí emé<br />

epí ten pólin<br />

gegen, zu ... hin<br />

zu mir hin<br />

gegen die Stadt zu, zur Stadt hin<br />

hypér<br />

über … hinaus<br />

hypér ton chrónon über die Zeit hinaus<br />

hypó<br />

unter ... hinunter (bei Frage: wohin?)<br />

hypó ten pólin gegen die Stadt hinunter<br />

hypó nýkta gegen Abend, gegen Einbruch der Nacht<br />

katá<br />

gemäss, entsprechend<br />

katá tus nómus gemäss den Gesetzen<br />

metá<br />

metá ton chrónon<br />

metá tûto<br />

nach<br />

nach der Zeit<br />

danach<br />

pará<br />

pará emé<br />

pará ton pótamon<br />

pará ten pólin<br />

zu jemandem hin, entlang an, gegen<br />

zu mir hin<br />

dem Fluss entlang<br />

gegen die Stadt hin<br />

perí<br />

um ... herum<br />

312


perí ten pólin<br />

um die Stadt herum<br />

pros<br />

pros emé<br />

gegen, zu ... hin<br />

zu mir hin<br />

Mit diesen insgesamt 35 Präpositionen (16 im Genitiv, 7 im Dativ<br />

und 12 im Akkusativ) mit all seinen Nuancen ist praktisch das<br />

ganze Spektrum abgedeckt. Leider gibt es keine einzige Regel<br />

dafür, nach welchem Schema sie gelernt werden können. Auch<br />

hier ist wieder einfaches Pauken angesagt.<br />

Wichtige stehende Ausdrücke<br />

Ich habe diese Liste von meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen» hierher übertragen, weil diese Ausdrücke vor<br />

allem in der Kirchensprache, die wie oben in der Einleitung<br />

erwähnt immer noch viele Wörter der Katharévussa verwendet,<br />

vorkommen können. Dazu gehören auch zahlreiche<br />

Sprichwörter, die noch heute mehr in dieser Sprache als in der<br />

Dimotikí gesagt und geschrieben werden. Die unten<br />

aufgeführten Wörter und Ausdrücke, die den Charakter von<br />

Adverbien haben und vor allem in der altgriechischen Literatur<br />

und zum Teil sogar noch in der einfacheren Koiné <strong>des</strong> Neuen<br />

Testaments vorkommen, können also durchaus noch heute im<br />

einen oder anderen Text auftauchen:<br />

achthómenos<br />

ákon<br />

amisthí<br />

apó geneâs<br />

aus Unwillen<br />

unfreiwillig<br />

umsonst, vergeblich<br />

von Geburt an<br />

313


ápraktos<br />

archén<br />

ásmenos<br />

autómatos (!)<br />

autós<br />

bía<br />

delonóti<br />

demosía<br />

diá bíu<br />

diá chrónu<br />

di'orgês<br />

eís aeí<br />

ek paídon<br />

ek paidós<br />

en bracheî<br />

éndon<br />

en olígo<br />

ep’aletheías<br />

ep'autofóro<br />

epí kefalén<br />

érgo (!)<br />

étos eís étos<br />

ex olígu<br />

feû!<br />

unverrichteter Dinge<br />

anfangs<br />

gern<br />

von selbst<br />

mit eigener Kraft<br />

mit Gewalt<br />

selbstverständlich<br />

öffentlich, von Staats wegen<br />

lebenslang<br />

nach langer Zeit<br />

aus Unwillen<br />

für immer<br />

von Kindheit an<br />

von Jugend an<br />

in kurzer Zeit<br />

im Haus, zu Hause<br />

in kurzer Zeit<br />

in Wahrheit<br />

auf frischer Tat<br />

kopfüber, Hals über Kopf<br />

tatsächlich, in der Tat<br />

jahraus jahrein<br />

seit kurzem<br />

schade!<br />

314


fýsei<br />

haplôs<br />

heímartai<br />

hékon (eînai)<br />

heméras<br />

hespéras<br />

heúreka!<br />

(hos) emoí dokeîn<br />

hos (épos) eípein<br />

hos synelónti eípein<br />

hypó dakrýon<br />

hypó nýkta<br />

hýstatos<br />

idía<br />

kai mén<br />

katá dýnamin<br />

katá gên kai katá<br />

thálattan (A), katá gên<br />

kai katá thálassan (K)<br />

katá krátos<br />

katá to eiothós<br />

Gewohnheit<br />

koinê (Adv.)<br />

lógo<br />

máten<br />

von Natur aus<br />

um es kurz zu sagen<br />

das ist Schicksal<br />

freiwillig<br />

tagsüber<br />

abends<br />

das ist es!<br />

wie mir scheint, nach meiner Meinung<br />

sozusagen<br />

um es kurz zu sagen<br />

unter Tränen<br />

gegen Abend<br />

zuletzt, als letzte(r)<br />

persönlich, privat<br />

tatsächlich, in der Tat<br />

nach Kräften<br />

zu Lande und zu Wasser<br />

mit aller Kraft<br />

gewohnheitsmässig, nach (der)<br />

gemeinsam<br />

angeblich<br />

umsonst, vergeblich<br />

315


metéoros (!)<br />

mikrû deîn<br />

mónos<br />

nyktós<br />

oíkade<br />

oíkoi<br />

oíkothen<br />

olígon chrónon<br />

olígu<br />

óntos<br />

pálai<br />

parachrêma<br />

péprotai<br />

pése<br />

pollá<br />

pollôn etôn<br />

pollû chrónu<br />

pollús eniautús<br />

polý<br />

proîka<br />

próteron<br />

prôtos<br />

in der Höhe, hoch<br />

beinahe<br />

allein, als einzige(r)<br />

nachts<br />

nach Hause<br />

zu Hause<br />

von zu Hause<br />

nur eine kurze Zeit, nur eine Minute<br />

(so wie dieser Zeitraum in der Antike<br />

verstanden wurde)<br />

beinahe, fast<br />

tatsächlich, in der Tat<br />

seit Menschengedenken, schon längst<br />

jede Minute (Bedeutung siehe oben)<br />

das ist Schicksal<br />

zu Fuss<br />

vielfach, oft<br />

seit vielen Jahren<br />

seit langem<br />

viele Jahre lang<br />

bei weitem, oft, vielfach<br />

umsonst, vergeblich<br />

früher (Adverb)<br />

zuerst, als erste(r)<br />

316


skotaîos<br />

sýnduo<br />

tâlla<br />

(ta) pánta<br />

ta pollá<br />

teleutaîos<br />

télos<br />

téos<br />

to katá tûton eînai<br />

to kat'emé<br />

to loipón<br />

to nyyn eînai<br />

tô ónti<br />

tritaîos<br />

tû loipû<br />

tûton ton trópon<br />

udamôs<br />

udén<br />

uk esthópos<br />

u mé!<br />

nicht!<br />

útos<br />

bei Nacht, in der Dunkelheit<br />

paarweise<br />

im übrigen<br />

in allem<br />

meistens<br />

zuletzt, als letzte(r)<br />

schliesslich<br />

so lange<br />

was diesen betrifft, soweit es auf<br />

diesen ankommt<br />

was mich betrifft<br />

in Zukunft<br />

für jetzt<br />

tatsächlich, in der Tat, in Wirklichkeit<br />

am dritten Tag<br />

in Zukunft<br />

auf diese Weise<br />

auf keinen Fall<br />

in keiner Weise<br />

auf keinen Fall<br />

auf keinen Fall! gewiss nicht! sicher<br />

in diesem Fall<br />

317


Die Zahlen<br />

Die Kardinalzahlen Die Ordinalzahlen<br />

(Die Grundzahlen): (Die Ordnungszahlen):<br />

0 midén * -<br />

1 énas, miá, éna prótos, próti, próto (erster)<br />

2 dío, dió défteros, défteri, déftero<br />

3 tris, tría ** trítos, tríti, tríto<br />

4 tésseris, téssera ** tétartos, tetárti, tétarto<br />

5 pénte pémptos, pémpti, pémpto<br />

6 éxi éktos, ékti, ékto<br />

7 eftá (D), eptá (K) évdomos, évdomi, évdomo<br />

8 ochtó (D), októ (K) ógdo'os, ógdoi, ógdo'o<br />

9 enniá (D), ennéa (K) énatos, énati, énato<br />

10 déka dékatos, dékati, dékato<br />

11 éndeka endékatos, -i, -o<br />

12 dódeka dodékatos, -i, -o<br />

13 dekatrís, dekatría ** dékatos trítos, dékati tríti,<br />

dékato tríto<br />

14 dekatésseris, dékatos tétartos, dékati tétarti,<br />

dekatéssera **<br />

dékato tétarto<br />

15 dekapénte dékatos pémptos, dékati pémpti,<br />

dékato pémpto<br />

318


16 dekaéxi, dekáxi dékatos éktos, dékati ékti,<br />

dékato ékto<br />

17 dekaeftá (D), dékatos évdomos,<br />

dekaeptá (K)<br />

dékati évdomi, dékato évdomo<br />

18 dekaochtó (D), dékatos ógdo’os,<br />

dekaoktó (K)<br />

dékati ógdoi, dékato ógdo’o<br />

19 dekaenniá (D), dékatos énatos, dékati énati,<br />

dekaennéa (K) dékato énato<br />

20 íkossi ikostós, ikostí, ikostó<br />

21 íkossi énas, ikostós prótos,<br />

íkossi miá,<br />

ikostí próti,<br />

íkossi éna<br />

ikostó próto<br />

22 íkossi dío, íkossi dió ikostós défteros, ikostós déftera,<br />

ikostós déftero<br />

30 triánta triakostós usw.<br />

40 saránta sarántakostós<br />

50 penínta peníntakostós<br />

60 exínta exíntakostós<br />

70 evdomínta evdomíntakostós<br />

80 ogdónta ogdóntakostós<br />

90 enenínta eníntakostós<br />

100 ekató ekatós, ekatí, ekató<br />

101 ekatón énas, ekató prótos, ekató próti,<br />

ekató mia,<br />

ekató próto<br />

ekatón éna 319


102 ekató dío, ekató dió ekatós défteros, ekatí défteri,<br />

ekató déftero<br />

110 ekató déka ekatós dékatos, ekatí dékati,<br />

ekató dékato<br />

111 ekató éndeka ekatós endékatos<br />

112 ekató dódeka ekatós dodékatos<br />

120 ekató íkossi ekatós ikostós<br />

121 ekató íkossi énas, ekatós íkostós prótos,<br />

ekató íkossi miá, ekatí íkostí próti,<br />

ekató íkossi éna ekató ikostó próto<br />

130 ekató triánta ekatós triakostós usw.<br />

140 ekató saránta ekatós sarántakostós usw.<br />

200 diakósi’i, diakósies, diakosiostós usw.<br />

diakósia ***<br />

300 triakósi’i, triakósies, triakosiostós usw.<br />

triakósia<br />

400 tetrakósi’i, tetrakósies, tetrakosiostós usw.<br />

tetrakósia<br />

500 pentakósi’i, pentakósies, pentakosiostós usw.<br />

pentakósia<br />

600 exakósi’i, exakósies, exakosiostós usw.<br />

exakósia<br />

700 eftakósi’i, eftakósies, eftakosiostós usw.<br />

eftakósia<br />

320


800 ochtakósi’i, ochtakósies, ochtakosiostós usw. usw.<br />

ochtakósia<br />

900 enniakósi’i, enniakósies, enniakosiostós usw.<br />

enniakósia<br />

1'000 chíli’i, chílies, chiliostós usw.<br />

chília<br />

2'000 dío chiliá<strong>des</strong> **** dío chiliárikos usw.<br />

3'000 tris chiliá<strong>des</strong> tris chiliárikos usw.<br />

4'000 tris chiliá<strong>des</strong> tésseris’chiliostós,<br />

tésseris’chiliostí,<br />

tésserachiliostá<br />

5'000 pénte chiliá<strong>des</strong> pénte chiliostós usw.<br />

6'000 éxo chiliá<strong>des</strong> éxo chiliostós usw.<br />

7'000 eftá chiliá<strong>des</strong> (D), eftá chiliostós usw.<br />

eptá chiliá<strong>des</strong> (K) eptá chiliostós usw.<br />

8'000 ochtó chiliá<strong>des</strong> (D), ochtó chiliostós usw.<br />

októ chiliá<strong>des</strong> (K) októ chiliostós usw.<br />

9'000 enniá chiliá<strong>des</strong> (D), enniá chiliostós usw.<br />

ennéa chiliá<strong>des</strong> (K) ennéa chiliostós usw.<br />

10'000 déka chiliá<strong>des</strong> déka chiliostós usw.<br />

11'000 éndeka chiliá<strong>des</strong> éndeka chiliostós usw.<br />

12'000 dódeka chiliá<strong>des</strong> dódeka chiliostós usw.<br />

20'000 íkossi chiliá<strong>des</strong> íkossi chiliostós usw.<br />

321


Bei den Ziffern 7, 8, 9, 17, 18, 19 usw. lassen sich ein paar<br />

Unterschiede zwischen der Dimotikí (D) und der Katharévussa<br />

(K) erkennen.<br />

* „Midén“, das in der Antike noch «medén» und zudem «udén»<br />

hiess, bedeutete ursprünglich genau genommen „nichts“. Wie<br />

viele andere antike Völker, darunter auch die Römer und<br />

Israeliten, kannten auch die Griechen die Ziffer Null nicht,<br />

sondern begannen ihre Zählung mit der Eins.<br />

** Die vordere Variante ist männlich und weiblich, während die<br />

hintere die sächliche ist.<br />

*** Bei den männlichen Zahlen «diakósi’i» usw. wird der<br />

Apostroph nicht geschrieben. Er steht hier nur, damit darauf<br />

hingewiesen wird, dass die beiden «i» getrennt auszusprechen<br />

sind, aber nicht wie ein Knacklaut.<br />

**** Ab den Ziffern 2'000 und 10'000 sowie allen Zahlen, die mit<br />

diesen zusammenhängen, zeigen sich die deutlichsten<br />

Unterschiede zum Altgriechischen:<br />

2'000 AG: dís’chilioi NG: dío chiliá<strong>des</strong><br />

dis’chiliostós<br />

10'000 AG: mýrioi NG: déka chiliá<strong>des</strong><br />

myriostós<br />

20'000 AG: dísmyrioi NG: íkossi chiliá<strong>des</strong><br />

dismyriostós<br />

30'000 AG: tris mýrioi NG: triánta chiliá<strong>des</strong><br />

trismyriostós<br />

40'000 AG: tetrakismýrioi NG: saránta chiliá<strong>des</strong><br />

téttares/téttara<br />

322


mýrioi (Klassik = A)<br />

téssares/téssara<br />

mýrioi (Koiné = K)<br />

tetrakismyriostós<br />

50'000 AG: pentakismýrioi NG: penínta chiliá<strong>des</strong><br />

pénte mýrioi<br />

pentakismyriostós<br />

60'000 AG: hexakismýrioi NG: exínta chiliá<strong>des</strong><br />

hex myriá<strong>des</strong><br />

hexákismyriostós<br />

70'000 AG: heptakismýrioi NG: eftomínta chiliá<strong>des</strong><br />

heptá myriá<strong>des</strong><br />

heptakismyriostós<br />

80'000 AG: oktakismýrioi NG: ogdónta chiliá<strong>des</strong><br />

októ myriá<strong>des</strong><br />

oktakismyriostós<br />

90'000 AG: enakismýrioi NG: enenínta chiliá<strong>des</strong><br />

ennéa myriá<strong>des</strong><br />

enakismyriostós<br />

100'000 AG: dekakismýrioi NG: ekató chiliá<strong>des</strong><br />

déka myriá<strong>des</strong><br />

dekakismyriostós<br />

323


1 Million AG: hekatontakismýrioi NG: éna ekatomírio<br />

hekatón myriá<strong>des</strong> (mit zwei «m»<br />

hekatontakismyriostós geschrieben)<br />

Während bei den Zahlen von 13 bis 19 im <strong>Neugriechischen</strong> die<br />

Zehnerzahlen vorn stehen, verhält es sich im Altgriechischen<br />

umgekehrt. Allerdings stehen bei den Grundzahlen in der Koiné<br />

die Zehnerzahlen ebenfalls vorn, womit sie schon Ansätze zur<br />

heutigen Sprache erkennen lassen:<br />

13 Klassik: tris kai déka, tría kai déka trítos kai dékatos<br />

Koiné : dekatrís, dekatría<br />

triskaidékatos<br />

14 Klassik: téttares kai déka, tétartos kai dékatos<br />

téttara kai déka<br />

Koiné : dekatéssares,<br />

dekatéssara<br />

téttares kai dékatos<br />

15 Klassik: pentekaídeka pémptos kai dékatos<br />

Koiné : dekapénte<br />

pentekaidékatos<br />

16 Klassik: ekkaídeka héktos kai dékatos<br />

Koiné : dekaéx<br />

ekkaidékatos<br />

17 Klassik: heptakaídeka hébdomos kai dékatos<br />

Koiné : dekaeptá<br />

heptakaidékatos<br />

18 Klassik: oktokaídeka ógdo’s kai dékatos<br />

Koiné : dekaoktó<br />

oktokaidékatos<br />

19 Klassik: enneakaídeka énatos kai dékatos<br />

Koiné : dekaennéa<br />

enneakaidékatos<br />

324


Das Wort «tris» wurde je nach Region und Person auch «treis»<br />

ausgesprochen, wie es auch geschrieben wurde und noch heute<br />

wird. Das Gleiche gilt auch für «íkossi» (20), das da und dort<br />

auch «eíkossi» ausgesprochen wurde.<br />

Bei den Ordnungszahlen der Ziffer 14 wurde in der Koiné auch<br />

bei den sächlichen Wörtern immer die männliche und weibliche<br />

Variante «téssares» verwendet.<br />

Es fällt auf, dass in der Koiné der Spiritus asper bei „hex“ und<br />

„heptá“ innerhalb eines Wortes verschwindet, so wie auch das „i“<br />

bei „kai“ nicht mehr überall betont wird. Auch hier lassen sich<br />

bereits Ansätze zum <strong>Neugriechischen</strong> erkennen.<br />

Um zu verstehen, warum die neugriechischen Zahlen, die sich<br />

von den altgriechischen zum Teil nicht allzu stark unterscheiden,<br />

heute so «ticken», halte ich es an dieser Stelle für gut, ein wenig<br />

in die Welt der antiken Griechen einzutauchen.<br />

Die Grundzahlen wurden von 1 bis 4 durchdekliniert:<br />

Nom. eîs (m.) mía (f.) hen (s.) dúo<br />

Gen. henós miâs henós duoín<br />

Dat. hení miâ hení duoín<br />

Akk. héna mían hen dúo<br />

Nom. treîs treîs tría téttares (A), téttara (A) -<br />

téssares (K), téssara (K)<br />

Gen. triôn (für alle drei) tettáron (A), tessáron (K)<br />

Dat. trisí(n) (für alle drei) tettársi(n) (A, alle drei) -<br />

tessársi(n) (K, alle drei)<br />

325


Akk. treîs treîs tría téttaras (A), téttara (A) -<br />

téssaras (K), téssara (K)<br />

Das „h“ bei der Ziffer 1 wurde zwar geschrieben, aber nicht<br />

zwingend immer ausgesprochen, die Formen im Genitiv und<br />

Dativ für die Ziffer 2 entsprechen dem Dual.<br />

Wie wir sehen, gab es Zahlen bis hinauf zu einer Million, aber in<br />

Wirklichkeit bestanden diese nur theoretisch. Da die Griechen<br />

nicht in solchen Dimensionen dachten wie wir heute, weil die<br />

heute bekannten Distanzen noch nicht zurückgelegt wurden und<br />

auch die Entfernungen der schon damals bekannten Planeten<br />

bis zum Saturn noch nicht ausgerechnet werden konnten,<br />

wurden sie nicht gebraucht. Da die Ziffer 10'000 im antiken<br />

Griechenland als wichtiger angesehen wurde als die Ziffer 1'000<br />

wie bei den Römern und heutigen Griechen - dementsprechend<br />

gibt es das Wort „Myriade“, das locker mit „Abertausende“<br />

wiedergegeben werden kann -, wurden die Zahlen von 10'000 an<br />

aufwärts nach Zehntausendern berechnet, wie das diese Ziffern<br />

zeigen:<br />

11'000 mýrioi kai chílioi (10'000 und 1'000)<br />

12'000 mýrioi kai dis'chílioi (10'000 und 2'000)<br />

20'000 dismýrioi dismyriostós (zweimal<br />

10'000)<br />

30'000 trismýrioi trismyriostós (dreimal<br />

10'000)<br />

Allerdings kamen solche Berechnungen wie gerade angedeutet<br />

nicht häufig vor, weil man eine weitere Zahl weiter oben schlicht<br />

326


auch nicht brauchte. Die höchste mir bekannte Zahl kommt<br />

gerade im Neuen Testament vor, genauer im 16. Vers <strong>des</strong> 9.<br />

Kapitels der Apokalypse. Dort wird im Zusammenhang mit der<br />

Voraussage, dass ein Riesenheer gegen Jerusalem anrücken<br />

würde, die Ziffer „dismyriá<strong>des</strong> myriádon“ genannt, also „20'000<br />

von 10'000“ oder locker übersetzt 20'000 mal 10'000, auf die<br />

heutige Zeit übertragen also 200 Millionen.<br />

Bei den zusammengesetzten Grundzahlen wurde in der Regel<br />

immer ein „kai“ dazwischengeschoben, aber als notwendig<br />

wurde es von den antiken Griechen erst gesehen, wenn die<br />

kleinste Zahl voranging. Umgekehrt bestanden mehr Freiheiten:<br />

555 pentakósioi (kai) pentékonta (kai) pénte<br />

pénte kai pentékonta kai pentakósioi<br />

Bei den zusammengesetzten Ordnungszahlen wurde „kai“<br />

meistens mitverwendet, wenn die grösste Zahl voranging, aber<br />

auch hier war es nur vorgeschrieben, wenn die kleinste Zahl<br />

voranging:<br />

der 555te ho pentakosiostós (kai) pentekostós (kai) pémptos<br />

ho pémptos kai pentekostós kai pentakosiostós<br />

Hier führe ich jetzt noch eine Tabelle der besonderen<br />

griechischen Zahlen auf, die in Texten zum Teil noch heute<br />

geschrieben werden. Im Altertum wurden sie genauso wie die<br />

lateinischen I, V, X, L, C, D und M häufig verwendet, aber erst ab<br />

dem zweiten Jahrhundert vor der Zeitenwende, also zum<br />

gleichen Zeitpunkt, als auch die Kleinschreibung und die<br />

Betonungszeichen aufkamen. Mit diesem System konnten die<br />

Griechen genauso wie die Römer mit ihren eigenen Zeichen<br />

Texte, in denen viele Zahlen vorkamen, wesentlich kürzen, aber<br />

327


auch für kleine Privatbriefe konnte das nützlich sein; schliesslich<br />

mussten auch die reichsten Patrizier darauf schauen, dass sie<br />

mit ihren teuren Pergament- und Papyrusrollen haushälterisch<br />

umgingen.<br />

Im Gegensatz zum Latein, <strong>des</strong>sen Zahlen ich parallel nebenan<br />

ebenfalls vorstelle, damit die Varianten in diesen beiden antiken<br />

Weltsprachen direkt nebeneinander gut verglichen werden<br />

können, richteten sich diese genauso wie im Hebräischen mit<br />

wenigen Ausnahmen nach dem Alphabet. Bis zur Ziffer 999<br />

stand hinter jeder einzelnen Zahl ein Akut. Alpha' bedeutet also<br />

"Alpha + Akut" usw.:<br />

1 = Alpha' I<br />

2 = Beta' II<br />

3 = Gamma' III<br />

4 = Delta' IV (auch IIII, aber selten)<br />

5 = Epsilon' V<br />

6 = Stigma' * VI<br />

7 = Dseta' VII<br />

8 = Eta' VIII<br />

9 = Theta' IX (auch VIIII, aber selten)<br />

10 = Iota' X<br />

* Die erste Ausnahme ist für die Ziffer Sechs ein Stigma, eine alte<br />

Variante <strong>des</strong> ersten Alphabets, das noch vor dem oben<br />

gezeigten verwendet und sowohl vom Hebräischen als auch<br />

Phönizischen beeinflusst wurde. Es folgte direkt nach dem<br />

Epsilon.<br />

328


Im Gegensatz zum Latein ging es ab der Zahl Elf direkt mit dem<br />

griechischen Alphabet weiter, wobei nur hinter dem letzten<br />

Buchstaben ein Akut stand:<br />

11 = Iota + Alpha' XI<br />

12 = Iota + Beta' XII<br />

13 = Iota + Gamma' XIII<br />

14 = Iota + Delta' XIV (auch XIIII, aber selten)<br />

15 = Iota + Epsilon' XV<br />

16 = Iota + Stigma' XVI<br />

17 = Iota + Dseta' XVII<br />

18 = Iota + Eta' XVIII<br />

19 = Iota + Theta' IXX (auch XVIIII, aber selten)<br />

20 = Kappa' XX<br />

21 = Kappa + Alpha' XXI<br />

22 = Kappa + Beta' XXII<br />

usw.<br />

30 = Lambda' XXX<br />

31 = Lambda + Alpha' XXXI<br />

32 = Lambda + Beta' XXXII<br />

40 = Mü' XL (auch XXXX, aber selten)<br />

50 = Nü' L<br />

60 = Xi' LX<br />

70 = Omikron' LXX<br />

80 = Pi' LXXX<br />

90 = Koppa' * XC (auch LXXXX, aber selten)<br />

329


100 = Rho' C<br />

101 = Rho + Alpha' CI<br />

102 = Rho + Beta' CII<br />

usw.<br />

200 = Sigma' CC<br />

300 = Tau' CCC<br />

400 = Ypsilon' CD (auch CCCC, aber selten)<br />

500 = Phi' D<br />

600 = Chi' DC<br />

700 = Psi' DCC<br />

800 = Omega' DCCC<br />

900 = Sampi' ** CM (auch DCCCC, aber selten)<br />

* Die zweite Ausnahme war das Koppa für die Ziffer 90. Bis zum<br />

Jahr 403 v. Chr. war das Koppa, das lautlich mit dem Kappa fast<br />

identisch war und aus dem später das lateinische Q wurde, ein<br />

fester Bestandteil <strong>des</strong> griechischen Alphabets. Erst dann wurde<br />

es durch das Kappa ersetzt, als das ionische Alphabet von Milet,<br />

das an der türkischen Südwestküste liegt, auch von Athen<br />

definitiv übernommen wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt waren<br />

noch mehrere Alphabete in Gebrauch gewesen.<br />

** Das Sampi war die dritte Ausnahme. Der Ursprung ist noch<br />

heute nicht ganz geklärt, so wird es als Zeichen sowohl mit<br />

ionischer als auch mit phönizischer Herkunft gedeutet.<br />

Im griechischen Alphabet können diese drei Sonderbuchstaben<br />

330


auf der kleinen Zusatztabelle, die ich erwähnt habe, genau<br />

angeschaut werden.<br />

Da das griechische Alphabet seit dem Jahr 403 v. Chr., als das<br />

alte Koppa eliminiert wurde und nur noch in der Zahl 90 erhalten<br />

blieb, nur noch 24 Buchstaben hatte, musste spätestens ab der<br />

Ziffer 1'000 wieder von vorn begonnen werden, aber das<br />

"Timing" hätte gerade bei dieser Zahl, die gut einzuprägen war,<br />

nicht besser sein können. Im Gegensatz zum Latein, wo es nach<br />

dem gleichen Muster mit den gleichen sieben Grossbuchstaben<br />

weiterging, lösten die Griechen dieses Problem damit, dass vor<br />

jeder einzelnen Ziffer das gesetzt wurde, was für uns heute ein<br />

Komma ist, und dafür fiel hinten der Akut weg:<br />

1'000 = , + Alpha M<br />

1'001 = , + Alpha + Alpha MI<br />

1'002 = , + Alpha + Beta MII<br />

usw.<br />

2'000 = , + Beta MM<br />

3'000 = , + Gamma MMM<br />

10'000 = , + Iota<br />

Die höchstmögliche Ziffer war im Griechischen nach diesem<br />

System ein Komma + Sampi + Koppa + Theta, also die Ziffer<br />

900'999. Damit kamen sie wesentlich höher hinauf als die<br />

Römer, für die spätestens bei der Ziffer MMMMDCCCCLIIIIVIIII<br />

(4'999) Schluss war, wenn sie ab der Ziffer 5'000 nicht noch<br />

weitere M verwenden wollten, und zudem hat ihr System viel<br />

weniger Platz beansprucht. Allerdings war es wie oben erwähnt<br />

in beiden Sprachen nicht üblich, allzu hohe Ziffern zu verwenden.<br />

Immerhin konnten die Römer für die oben erwähnte Ziffer<br />

331


900'999 noch ziemlich einfach "nongenti milia nonaginta novem"<br />

sagen, während die Griechen dafür wahre Turnübungen<br />

vollbringen mussten, aber es war mit Hilfe der oben erwähnten<br />

Schlüsselzahl 10'000, um die sich alles darüber drehte, ebenfalls<br />

möglich:<br />

enenékonta myriá<strong>des</strong> (kai) enenékonta ennéa = 90 mal 10'000<br />

(und) 99<br />

Genauso wie im Hebräischen war es im Altgriechischen möglich<br />

und auch üblich, aufgrund der Reihenfolge der Buchstaben in<br />

verschlüsselter Form Eigennamen zu schreiben. Das<br />

bekannteste Beispiel ist der für Jesus:<br />

Jesûs (geschrieben: Iesous) = 888<br />

Iota (10) + Eta (8) + Sigma (200) + Omikron (70) + Ypsilon<br />

(400) + Sigma (200)<br />

So war der Ausdruck "ho tris októ" (der Drei-Acht oder Dreimal-<br />

Acht) genauso wie "ichthýs" (Fisch) ein Tarnname für die<br />

frühesten Christen, als ihre Religion noch verboten war, und<br />

musste nicht einmal im Schnellverfahren auf dem Boden oder<br />

auf einem Tisch gezeichnet werden, wie das in ein paar<br />

Spielfilmen - so auch in «Quo Vadis» aus dem Jahr 1951 - zu<br />

sehen ist.<br />

Christus selber wurde oft einfach nur mit einem Chi und einem<br />

Sigma geschrieben.<br />

Die in der biblischen Apokalypse genannte Zahl 666 (hexakósioi<br />

hexékonta hex) wurde in frühesten Schriften aufgrund dieses<br />

Systems oft als Chi' + Xi' + Stigma' wiedergegeben, aber im<br />

Gegensatz zu Jesus sind bis heute sämtliche Versuche<br />

gescheitert, irgendeinen brauchbaren Namen zu entschlüsseln.<br />

332


Ein bisschen Arithmetik<br />

Gerechnet wird auf diese Weise:<br />

4 + 5 = 9 téssera ke pénte íne enniá (K: ennéa)<br />

9 - 4 = 5 enniá míon téssera íne pénte<br />

3 x 6 = 18 tris forés éxo íne dekaochtó (K: dekaoktó)<br />

18 : 3 = 6 dekaochtó dierúmeno me tris íne éxo<br />

Hier werden also die sächlichen Zahlen verwendet, wenn es<br />

welche hat.<br />

Das Wort «míon» wird mit Eta und Jota geschrieben.<br />

Hälfte<br />

Drittel<br />

zwei Drittel<br />

Viertel<br />

zwei Viertel<br />

drei Viertel<br />

Fünftel<br />

vier Fünftel<br />

Sechstel<br />

zwei Sechstel<br />

Siebtel<br />

zwei Siebtel<br />

Achtel<br />

Die Bruchzahlen<br />

to misó<br />

to tríto<br />

dío tríta<br />

to tétarto<br />

dío tétarta<br />

tría tétarta<br />

to pémpto<br />

téssera pémpta<br />

to ékto<br />

dío éxta<br />

to évdomo<br />

dío évdoma<br />

to égdo’o<br />

333


zwei Achtel<br />

Neuntel<br />

zwei Neuntel<br />

Zehntel<br />

zwei Zehntel<br />

Elftel<br />

zwei Elftel<br />

Zwölftel<br />

zwei Zwölftel<br />

Dreizehntel<br />

zwei Dreizehntel<br />

Vierzehntel<br />

zwei Vierzehntel<br />

Zwanzigstel<br />

zwei Zwanzigstel<br />

Hundertstel<br />

zwei Hundertstel<br />

Tausendstel<br />

zwei Tausendstel<br />

dío égdoa<br />

to énato<br />

dío énata<br />

to dékato<br />

dío dékata<br />

to endékato<br />

dío endékata<br />

to dodékato<br />

dío dodékata<br />

to dékato tríto<br />

dío dékata tríta<br />

to dékato tétarto<br />

dío dékata tétarta<br />

to ikostó<br />

dío ikostá<br />

to ekatostó<br />

dío ekatostá<br />

to chiliostó<br />

dío chiliostá<br />

Natürlich werden auch diese Zahlen dekliniert:<br />

Das kommt von zwei Dritteln der Männer.<br />

Aftó érchete ex dío tritón ton andrón.<br />

334


Ich kenne drei Viertel dieser Frauen.<br />

Gnoríso tría tétarta aftón ton jinekón.<br />

Weitere Zahlwörter<br />

Hier kommen noch weitere wichtige Zahlwörter, die<br />

unveränderlich sind, wobei ich zum Vergleichen rechts wieder<br />

die altgriechischen Varianten aufführe:<br />

einmal miá forá hápax<br />

zweimal dío forés dis<br />

dreimal tris forés tris<br />

viermal tésseris forés tetrákis<br />

fünfmal pénte forés pentákis<br />

sechsmal éxo forés hexákis<br />

siebenmal eftá forés (D), heptákis<br />

eptá forés (K)<br />

achtmal ochtó forés (D), oktákis<br />

októ forés (K)<br />

neunmal ennía forés (D), enákis<br />

ennéa forés (K)<br />

zehnmal déka forés dekákis<br />

elfmal éndeka forés endekákis<br />

zwölfmal dódeka forés dodekákis<br />

usw.<br />

335


Diese hier werden dagegen wieder dekliniert:<br />

einfach<br />

zweifach, doppelt<br />

NG: aplós, aplí, apló<br />

AG: haplûs, haplê, haplûn<br />

NG: diplós, diplí, dipló<br />

AG: diplûs, diplê, diplûn -<br />

diplásios, diplasíâ, diplásion<br />

Jetzt wissen wir auch, woher unser Wort „Diplom“ stammt. In<br />

alten Zeiten war es eben noch der Brauch, dass ein<br />

Abschlusszeugnis doppelt gefaltet überreicht wurde.<br />

Weitere Wörter, die im Neuen Testament direkt von den Zahlen<br />

abgeleitet wurden und auch im <strong>Neugriechischen</strong> verstanden<br />

werden, sind diese:<br />

ho chilíarchos: Oberst (Befehlshaber über 10'000 Mann)<br />

he chiliás (Gen. chiliádos): Tausendschaft, Anzahl von Tausend<br />

he Dekápolis: das Gebiet der zehn Städte östlich <strong>des</strong> Jordans<br />

(zu diesen gehörte neben Damaskus auch das heutige Amman,<br />

die Hauptstadt von Jordanien, die damals Philadelphia hiess,<br />

während die acht anderen in der Versenkung der Geschichte<br />

verschwunden sind).<br />

he dekáte: der Zehnte (das heisst der zehnte Anteil vom Ertrag,<br />

den jemand erwirtschaftete und als eine Art fromme Steuer nach<br />

weiter oben ablieferte. Im Alten Testament war das zwar<br />

erwünscht, aber nicht zwingend vorgeschrieben, wie das später<br />

so behauptet wurde. Zudem konnten jene, die nur einfache<br />

336


Angestellte waren, wie wir heute sagen, ja nichts Eigenes<br />

erwirtschaften).<br />

ho hekatontárches: Hauptmann (Befehlshaber über 100 Mann,<br />

ähnlich wie der römische Centurio)<br />

he myriás (Gen. myriádos): Anzahl von Zehntausend<br />

he pentekosté: der 50. Tag nach dem Pessachfest, einem der<br />

wichtigsten religiösen Feste der Israeliten und später der Juden.<br />

Von diesem Wort stammt bekanntlich das deutsche „Pfingsten“<br />

ab. Meistens wurde nach „pentekosté“ auch noch „heméra“ (Tag)<br />

gesagt, damit klar wurde, was gemeint war. Nach dem Neuen<br />

Testament wurde am 50. Tag nach dem Pessachfest in dem<br />

Jahr, in dem Jesus gekreuzigt wurde, der Heilige Geist<br />

ausgegossen.<br />

ho tetrárches: Tetrarch, Vierfürst (im allgemeinen war ein<br />

Herrscher über vier Städte gemeint)<br />

337


Die Himmelsrichtungen<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen stehen sich die<br />

beiden griechischen Sprachen hier sehr nahe:<br />

Norden o vorrás ho borrâs, ho boreás<br />

Nordosten<br />

o vorioanatolikós<br />

ánemos<br />

Osten i anatolí hai anatolaí, he héos<br />

Südosten<br />

o notioanatolikós<br />

ánemos<br />

Süden o nótos ho nótos,<br />

Südwesten<br />

o notiodissikós<br />

ánemos<br />

he mesembría<br />

Westen i díssi hai dysmaí, he hespéra<br />

Nordwesten<br />

ta vorioditiká<br />

Die entsprechenden Adjektive sehen so aus:<br />

nördlich vórios, vórinos bóreios (m.+f.),<br />

(io = eio)<br />

bóreion (s.)<br />

nordöstlich vórioanatolikós<br />

östlich anatolikós heô’os, heô’a, heô’on<br />

südöstlich vótioanatolikós<br />

südlich votikós nótios, notía, nótion -<br />

mesembrinós, -é, -ón<br />

südwestlich vótioditikós<br />

338


westlich ditikós hesperinós, -é, -ón<br />

nordwestlich vórioditikós hespérios, hespería,<br />

hespérion<br />

Die Jahreszeiten<br />

Hier führe ich rechts auch die altgriechischen Wörter auf, damit<br />

so richtig gesehen werden kann, wie weit diese viel verwendeten<br />

Begriffe sich verändert haben.<br />

Frühling i ánixi to éar<br />

im Frühling tin ánixi (tû) éaros, (en) éari<br />

Sommer to kalokéri to théros<br />

im Sommer to kalokéri (tû) théros, (en) thérei<br />

Herbst to ftinóporo to metóporon<br />

im Herbst to ftinóporo (tû) metopóru,<br />

(en) metóporô<br />

Winter to chimónas ho cheimón<br />

im Winter to chimóna (tû) cheimônos,<br />

(en) cheimônei<br />

Nur die Wörter für den Herbst und den Winter sind mehr oder<br />

weniger noch die gleichen geblieben, aber es fällt auch auf, dass<br />

die schon im Altgriechischen vorhandene Art, für die<br />

Jahreszeiten als feste Begriffe keinen bestimmten Artikel zu<br />

verwenden, sich bis heute gehalten hat.<br />

339


Die Monate<br />

Es ist an dieser Stelle sicher interessant, sich in die Denkweise<br />

der antiken Griechen zu versetzen. Da diese ihre kulturelle und<br />

politische Blütezeit hatten, als das Römische Reich immer noch<br />

am Anfang seiner Geschichte stand - bekanntlich begann der<br />

Aufstieg dieser ehemaligen Stadt-Republik zu einer<br />

Mittelmeermacht erst nach dem Ende <strong>des</strong> Zeiten Punischen<br />

Krieges gegen die Karthager im Jahr 202 v. Chr. -, kannten sie<br />

den römischen Kalender natürlich noch nicht. Auch die römische<br />

Zeitrechnung, die ursprünglich mit dem 1. September begann<br />

und erst zur Zeit <strong>des</strong> Julius Cäsar auf den 1. März vorverschoben<br />

wurde - <strong>des</strong>halb galt zum Beispiel der September von da weg als<br />

der siebte Monat -, akzeptierten sie nur aus politischen und<br />

wirtschaftlichen Gründen, seitdem ihr Land im Jahr 148 v. Chr.<br />

von den Römern erobert und besetzt wurde. Ihr einziger Vorteil<br />

bestand nachher darin, dass ihre Sprache bei den feinen<br />

römischen Patriziern als eine neue Sprache eingeführt wurde,<br />

die sprechen zu können als besonders schick galt, ähnlich wie<br />

es viele Jahrhunderte später bei den Vornehmen der westlichen<br />

Zivilisation das Latein und noch später das Französische war.<br />

Wie die meisten anderen antiken Völker richteten auch die<br />

Griechen ihre Jahre nach der Sonne und dem Mond aus.<br />

Deshalb ist es besonders interessant zu sehen, wie sie das<br />

ganze Jahr einteilten. Obwohl der längste Tag im Jahr, der noch<br />

heute in den nordischen Ländern beim Mittsommerfest gefeiert<br />

wird, auch für sie sehr wichtig war, begann ihr Jahr nicht mit<br />

diesem Tag, sondern erst etwa drei Wochen später, wenn der<br />

erste Neumond wieder da war, also für die heutige Zeit etwa<br />

Mitte Juli. Zudem teilten sie die Monate je nach ihrer Länge - die<br />

einen dauerten 29 und die anderen 30 Tage -, in drei sogenannte<br />

Dekaden ein, wobei die dritte rückwärts gezählt wurde. Was beim<br />

ersten Lesen etwas kompliziert scheint, lässt sich aber leicht<br />

340


entschlüsseln, sobald eine klare Tabelle vorliegt:<br />

1. to Hekatombaión Mitte Juli bis Mitte August<br />

(-ônos)<br />

2. to Metageitnión Mitte August bis Mitte September<br />

3. to Boedromión Mitte September bis Mitte Oktober<br />

4. to Pyanopsión Mitte Oktober bis Mitte November<br />

5. to Maimakterión Mitte November bis Mitte<br />

Dezember<br />

6. to Poseideón Mitte Dezember bis Mitte Januar<br />

7. to Gamelión Mitte Januar bis Mitte Februar<br />

8. to Anthesterión Mitte Februar bis Mitte März<br />

9. to Elafebolión Mitte März bis Mitte April<br />

10. to Munichión Mitte April bis Mitte Mai<br />

11. to Thargelión Mitte Mai bis Mitte Juni<br />

12. to Skiroforión Mitte Juni bis Mitte Juli<br />

Wer in „Poseideón“ einen Bezug zum Wassermann in den<br />

heutigen Sternzeichen zu erkennen glaubt, hat nicht ganz<br />

Unrecht, obwohl dieser erst einen Monat später beginnt.<br />

Wie oben erwähnt wurde jeder Monat in je drei Dekaden<br />

eingeteilt, wobei die dritte je nachdem, ob der Monat 29 oder 30<br />

Tage hatte, mit neun oder zehn Tagen gezählt wurde. Während<br />

ein Monat mit 29 Tagen als „koîlos men“ (hohler Monat)<br />

bezeichnet wurde, nannte man einen Monat mit 30 Tagen „pléres<br />

men“ (voller Monat), der aber mit einem Vollmond nichts zu tun<br />

hatte.<br />

341


Die Monatseinteilung sah so aus:<br />

Erste Dekade (menós) histaménu:<br />

1. he numenía (Neumond)<br />

2. deutéra histaménu<br />

3. tríte histaménu<br />

usw.<br />

10. dekáte histaménu<br />

Zweite Dekade (menós) mesûntos oder „Epí déka“:<br />

11. prôte epí déka, prôte mesûntos<br />

12. deutéra epí déka, deutéra mesûntos<br />

usw.<br />

19.enáte epí déka, enáte mesûntos<br />

20. dekáte protéra<br />

Dritte Dekade (menós) fthínontos:<br />

koîlos men<br />

pléres men<br />

21. enáte fthínontos dekáte fthínontos<br />

22. ogdóe fthínontos enáte fthínontos<br />

usw.<br />

29. (héne) (te) kai néa deutéra fthínontos<br />

30. héne (te) kai néa<br />

Wie wir jetzt sehen können, wurde die dritte Dekade also immer<br />

rückwärts gezählt.<br />

342


Da der Neumond sich schon damals genauso wie heute von Tag<br />

zu Tag verschob, erkannten auch die antiken Griechen, dass das<br />

Einschieben von Schalttagen unumgänglich war. Deshalb wurde<br />

innerhalb eines Zyklus von acht Jahren, der als „oktaeterís“<br />

bezeichnet wurde, alle drei Jahre ein Schaltmonat hinzugefügt,<br />

also nicht immer regelmässig alle drei Jahre. Es konnten<br />

manchmal auch vier oder sogar fünf Jahre dazwischenliegen.<br />

Schaltjahr<br />

Schaltmonat<br />

Schalttag<br />

ho embólimos eniautós<br />

ho embólimos men<br />

he embólimos heméra<br />

Nach diesem kurzen Ausflug in die Kalenderwelt der antiken<br />

Griechen, die so gut das damals ganz andere Denken im<br />

Vergleich zu heute zeigt, kommen wir zum heutigen Kalender,<br />

der sich auch im <strong>Neugriechischen</strong> nach den lateinischen Namen<br />

richtet, die in den meisten westlichen Sprachen verwendet<br />

werden. Dabei stehen für einmal links die Varianten der<br />

Katharévussa, weil diese viel häufiger vorkommen, und rechts<br />

die der Dimotikí:<br />

Januar o Januários i Jennáris (-i)<br />

Februar o Fevruários i Fleváris<br />

März o Mártios i Mártis<br />

April o Aprílios i Aprílis<br />

Mai o Maíos i Máis<br />

Juni o Júnios o Júnios<br />

Juli o Júlios o Júlios<br />

August o Afgustos o Afgustos<br />

343


September o Septémvrios i Septémvris<br />

Oktober o Októvrios i Októvris<br />

November o Noémvrios i Noémvris<br />

Dezember o Dekémvrios i Dekémvris<br />

Es sind also nur der Juni, Juli und August in beiden Sprachen<br />

identisch. Das Wort «Jennáris» steht dem deutschen Wort<br />

«Jänner», das in Österreich und Südtirol nicht nur mündlich,<br />

sondern auch schriftlich viel mehr verwendet wird als Januar, als<br />

Eselsbrücke besonders nahe.<br />

Die Jahrestage sind leicht zu bilden:<br />

Wann ist der Beginn <strong>des</strong> Jahres?<br />

Póte íne i archí tu étu?<br />

Am ersten Januar.<br />

Sti próti (méra) tu Januaríu.<br />

Sti próti (méra) tis Jennári.<br />

Wann ist dein Geburtstag?<br />

Póte íne ta jenéthlia su?<br />

Am neunzehnten November.<br />

Sti dékati énati (méra) tu Noemvríu.<br />

Sti dékati énati (méra) tis Noémvri.<br />

344


Welches Jahr? In welchem Jahr?<br />

Pió étos? Se pió étos?<br />

Neunzehnhundertdreiundfünfzig.<br />

Chília enniakósia penínta tría (1953).<br />

Der 11. September 2001 war für die Welt ein schwarzer Tag.<br />

I endékati tu Septemvríu/tis Septémvri tu étu dío chiliá<strong>des</strong> éna<br />

ítan miá mávri méra ja to kósmo.<br />

Hier bezieht sich "éna" in der Ziffer 2001 auf die Jahreszahl, also<br />

auf "to étos", <strong>des</strong>halb steht die sächliche Variante.<br />

Die Wochentage<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Samstag<br />

i Kiriakí<br />

i Deftéra<br />

i Tríti<br />

i Tetárti<br />

i Pémpti<br />

i Paraskeví<br />

to Sávato<br />

Auch im <strong>Neugriechischen</strong> gilt also der Sonntag als der erste<br />

Wochentag, dementsprechend lauten die anderen Namen so:<br />

345


der zweite (Tag), der dritte, der vierte, der fünfte<br />

Der Samstag leitet sich vom hebräischen Wort «Schabát» ab,<br />

das im Deutschen auch in der Bibel «Sabbat» heisst.<br />

Die Wochentage beginnen meistens mit einem grossen<br />

Buchstaben, aber ich habe sie auch schon klein geschrieben<br />

gesehen.<br />

Wann kommst du?<br />

Wann willst du kommen?<br />

Wann können wir gehen?<br />

Am Sonntag.<br />

Am Freitag.<br />

Póte érchese?<br />

Póte thélis na érthis?<br />

Póte boráme na páme?<br />

Sti kiriakí.<br />

Sti paraskeví.<br />

Die Feiertage<br />

Während es im Altertum von Festtagen nur so wimmelte, weil<br />

von den mehreren Hundert Göttinnen und Göttern immer wieder<br />

jemand geehrt wurde - und nach der Denkweise der Griechen<br />

auch immer wieder geehrt werden musste -, genügt es hier, sich<br />

auf die heutigen Festtage zu beschränken, von denen nur einer<br />

- und zwar der Sabbat - schon damals bekannt war. Die heute<br />

üblichen christlichen Festtage kamen erst viel später auf, als das<br />

Altgriechische als aktiv verwendete Sprache zwar immer noch<br />

nicht ganz "ausgestorben" war, aber seine beste Zeit eindeutig<br />

schon hinter sich hatte.<br />

Feiertag i jortí (A: he heorté)<br />

Neujahr i Protochronía, (A: to Néon Etos)<br />

o Néos Chrónos<br />

346


Dreikönigstag<br />

Weiberfastnacht<br />

Aschermittwoch<br />

Fastnacht<br />

Palmsonntag<br />

Karfreitag<br />

Karsamstag<br />

Karwoche<br />

Osterwoche<br />

Ostern<br />

Ostermontag<br />

Erster Mai<br />

Himmelfahrt<br />

Pfingsten<br />

Pfingstmontag<br />

Fronleichnam<br />

Mariä Empfängnis<br />

Mariä Himmelfahrt<br />

Allerheiligen<br />

Allerseelen<br />

Heiligabend<br />

Weihnachten<br />

Weihnachtsabend<br />

i Theofánia<br />

to Jinekío Karnaváli<br />

i Téfra Tetárti, i Tetárti tis Téfras<br />

to Karnaváli<br />

i Kiriakí ton Vaîon<br />

i Megáli Paraskeví<br />

to Ajo Sávato<br />

i Megáli Evdomáda<br />

i Evdomáda tu Pás’cha<br />

to Pás'cha (vom Passah bzw. Pessach<br />

der Juden abgeleitet)<br />

i Deftéra tu Pás’cha<br />

i Protomajá<br />

i Análipsi<br />

i Pentikostí<br />

i Deftéra tis Pentikostís<br />

to Sóma tu Christú<br />

i Apsoji Síllipsi<br />

i Méra Kimíseos<br />

Ton Ajíon Pánton<br />

Oles i Psichés<br />

i Ajía Spéra<br />

ta Christújena<br />

i Paramoní ton Christujénon<br />

347


Stephanstag<br />

Silvester<br />

i Méra tu Stefánu<br />

i Paramoní Protochroniás<br />

Der Nationalfeiertag kommt in Griechenland gleich zweimal vor:<br />

Einerseits am 25. März (Beginn der sogenannten Griechischen<br />

Revolution im Jahr 1821) und andererseits am 28. Oktober, in<br />

Erinnerung an den sogenannten Ochi-Tag (Nein-Tag), als der<br />

italienische Diktator Mussolini im Jahr 1940 an die griechische<br />

Regierung ein Ultimatum richtete, indem er sie zur Übergabe <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> aufforderte, und diese sich weigerte. Die<br />

darauffolgenden Kämpfe, die auch in Albanien und Jugoslawien<br />

ausbrachen, trugen mit dazu bei, dass viele deutsche<br />

Regimenter, welche die italienischen Invasoren unterstützen<br />

mussten, dort so lange gebunden waren, dass der geplante<br />

Angriff auf die Sowjetunion, der eigentlich für früher geplant war,<br />

auf den 22. Juni 1941 verschoben wurde, als es dafür schon zu<br />

spät war. Ohne es voraussehen zu können, hat die damalige<br />

griechische Regierung also mit dazu beigetragen, dass dieser<br />

Angriff, der den Verlauf <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs, an dem auch<br />

Griechenland litt, vorzeitig scheiterte.<br />

Der Nationalfeiertag im griechischen Teil von Zypern, wo die<br />

genau gleiche Nationalhymne gespielt und gesungen wird, ist am<br />

1. Oktober in Erinnerung an die Erklärung der Unabhängigkeit<br />

von Grossbritannien im Jahr 1960. Diese wurde nicht nur von<br />

Grossbritannien offiziell anerkannt, wie noch heute in der Welt<br />

geglaubt wird, sondern auch von Griechenland und der Türkei,<br />

was weniger bekannt ist. Damit erklärten sie zugleich, dass<br />

weder die einen noch die anderen darauf Anspruch erheben<br />

wollten, die Insel, wo sowohl viele Griechen als auch viele Türken<br />

wohnten, ihrem eigenen Land einzuverleiben. Das gilt offiziell<br />

sogar noch heute trotz der türkischen Besetzung <strong>des</strong> Nordteils<br />

im August 1974.<br />

348


Die Religionen<br />

Gott (Herrgott) o Theós<br />

Gott (heidnisch) o theós<br />

Religion<br />

i thriskía (erstes «i» = Ita,<br />

zweites «i» = ei)<br />

göttlich<br />

theikós, theikí, theikó<br />

Gottheit<br />

i theótika<br />

Göttin<br />

i theá<br />

Christentum<br />

o christianismós<br />

Christ<br />

o christianós<br />

Christin i christína (!)<br />

christlich<br />

christianikós, christianikí,<br />

christianikó<br />

Protestantismus o protestantismós<br />

Protestant<br />

o protestántis<br />

Protestantisch protestántikos<br />

Katholizismus o katholikismós<br />

Katholik<br />

o katholikós<br />

Katholikin<br />

i katholikí<br />

katholisch<br />

katholikós<br />

römisch-katholisch romeokatholikós<br />

Gottesdienst i eklisiastikí liturjía (ji = gi)<br />

Messe<br />

i mása<br />

349


Predigt<br />

Hostie<br />

Abendmahl<br />

Orthodoxie<br />

orthodox<br />

Kathedrale<br />

Kirche<br />

Kapelle<br />

Kloster<br />

Bibel<br />

Altes Testament<br />

Neues Testament<br />

Psalm<br />

Evangelium<br />

Prophet<br />

Prophetin<br />

Jesus Christus<br />

Messias<br />

Erlöser, Retter<br />

to kírigma (mit Ita und Ipsilon)<br />

o iko<strong>des</strong>pótis (i = oi)<br />

to dípno (i = ei) tu Kiríu,<br />

to teleftéo dípno (ef = eu, eo = aio)<br />

i orthodoxía<br />

orthódoxos<br />

o kathedrikós naós<br />

i ekklisía<br />

to marekklísi<br />

to monastíri<br />

i Vívlos, i Agja Grafí<br />

(AG: he Bíblos, he Hagía Grafé)<br />

i Paleá Diathikí<br />

(AG: he Palaié Diathéke)<br />

i Kení Diathikí<br />

(AG: he Kainé Diathéke)<br />

o psalmós<br />

to Evangélio<br />

o profítis (AG: ho profétes)<br />

i profítissa<br />

o Jisús Christós<br />

o Messías<br />

o Sotírios (D), o Sotíras (D + K),<br />

o Sotír (K), o Litrotís *<br />

350


Johannes der Täufer<br />

Taufe<br />

Jünger<br />

Apostel<br />

Papst<br />

Metropolit<br />

Erzbischof<br />

Bischof<br />

Priester<br />

Priesterin<br />

Prediger<br />

Mönch<br />

Nonne<br />

o Joánnis o Vaptistís<br />

(AG: ho Joánnes ho Baptistés)<br />

i váptisi, to váptisma<br />

o mathitís (AG: ho mathetés)<br />

o apóstolos<br />

o pápas<br />

o mitropolítis<br />

o archiepískopos<br />

o bískopos<br />

o papás (Achtung: pápas = Papst)<br />

i jería<br />

o ierokírikas, to kírikas<br />

o kalójeros<br />

i kalógria<br />

Islam<br />

Islamist<br />

islamistisch<br />

Koran<br />

Sure<br />

Moschee<br />

Moslem<br />

Muslimin<br />

to islám<br />

o islamistís<br />

islamistikós<br />

to koráni<br />

i súra<br />

to tsamí (Pl. ta tsamiá),<br />

to témenos (Achtung: to!)<br />

o musulmános, o moamethanós<br />

i musulmáni, i moamethaní<br />

351


moslemisch,<br />

muslimisch<br />

Muezzin<br />

Imam<br />

Pilger<br />

Pilgerfahrt<br />

musulmanikós,<br />

moamethanikós<br />

o muesínis<br />

o imámis<br />

o proskinitís<br />

to proskínima<br />

Buddhismus<br />

Buddhist<br />

Buddhistin<br />

buddhistisch<br />

Shintoismus<br />

Shintoist<br />

shintoistisch<br />

Pagode<br />

Schrein<br />

Hinduismus<br />

Hindu(istin)<br />

hinduistisch<br />

Tempel<br />

o vudismós<br />

o vudistís<br />

i vudistída<br />

vudistikós<br />

o sintoismós<br />

o sintoistís<br />

sintoistikós<br />

i pagóda<br />

o naós<br />

o induismós<br />

o induistís, i induistída<br />

induistikós<br />

o naós; o krótafos<br />

* Das Wort «Sotír» entspricht dem altgriechischen «Sotér» und<br />

wird im Nominativ gleich geschrieben. Die Konjugation lautet in<br />

der Einzahl so:<br />

Genitiv: tû Sotêros Dativ: tô Sotêri Akkusativ: ton Sotêra<br />

352


Die Zeiteinteilung<br />

Wie es im Altertum und auch später im Mittelalter in der ganzen<br />

Welt üblich war, kannten auch die Griechen keine Zeit, die<br />

weniger als eine Stunde dauerte, obwohl es für die Sekunde und<br />

die Minute Ausdrücke gab, die sinngemäss mit "Augenblick"<br />

wiedergegeben werden konnten. Die eigentliche Schlüsselzeit<br />

war die Stunde, um die der ganze Tag sich drehte. Da die<br />

Griechen schon vor der Besetzung durch die Römer ihren erste<br />

Stunde ab sechs Uhr morgens berechneten - das war eigentlich<br />

auch logisch, da der Sonnenaufgang mehr oder weniger dann<br />

beginnt -, war das, was wir als zwölf Uhr mittags bezeichnen, die<br />

sechste Stunde. Diese Stunde war auch <strong>des</strong>halb die<br />

bekannteste, weil nach der neutestamentlichen Überlieferung<br />

Jesus Christus gerade dann ans Kreuz geschlagen wurde, und<br />

als er verschied, war es die neunte Stunde, nach unserer<br />

modernen Zeiteinteilung also drei Uhr nachmittags.<br />

Auch mit dem, was wir heute als ein Jahrhundert bezeichnen,<br />

konnten die antiken Griechen nicht viel anfangen. Sie kannten<br />

zwar dieses Wort, aber sie dachten mehr in Zeitaltern oder<br />

genauer in Zeitabschnitten, die von Persönlichkeiten wie dem<br />

grossen Politiker Perikles, der im fünften Jahrhundert vor<br />

Christus lebte, oder dem Eroberer Alexander dem Grossen<br />

geprägt wurden. Das hing auch damit zusammen, dass sie im<br />

Gegensatz zu den Römern, welche die Gründung ihrer<br />

Hauptstadt auf das Jahr 753 v. Chr. zurückführten und<br />

dementsprechend ihre Jahre berechneten, keinen wirklichen<br />

Anfang ihrer Geschichte kannten.<br />

Sekunde to defterólepto (A: to akarés tû chrónu)<br />

Minute to leptó (A: to parachrêma) *<br />

353


Stunde i óra (A: he hóra)<br />

Tag i méra (A: he heméra)<br />

Wochentag i kathemerení<br />

Woche i evdomáda (A: he hebdomáda)<br />

Wochenende to Sávatokíriako<br />

Monat o mínas (A: ho men, Gen. menós,<br />

Dativ Pl. mesín)<br />

Jahr to étos, o chrónos (A: beide identisch)<br />

Jahrzehnt i dekaetía, i dekáda<br />

Jahrhundert o eónas, i ekatontaetía, i ekatontaetirída<br />

(A: he hekatontaeterís, f.)<br />

Jahrtausend i chilietirída<br />

Zeitalter i ilikía (A: to aión, he geneá)<br />

* Dieses Wort ist undeklinierbar.<br />

Noch die beiden oben angedeuteten altgriechischen Ausdrücke:<br />

das Zeitalter <strong>des</strong> Perikles to aión tû Perikléus<br />

das Zeitalter Alexanders to aión tû Alexándru<br />

(<strong>des</strong> Grossen)<br />

(tû Megálu)<br />

Aus „aión“ und der Akkusativform von „hekatontaerís“<br />

(hekatontaerída) haben sich die neugriechischen Wörter „eónas“<br />

und „ekatontaerída“ gebildet.<br />

354


Interessant ist das neugriechische Wort „defterólepto“ für die<br />

Sekunde, weil es aufzeigt, dass es im griechischen Denken nach<br />

der Minute als die zweite Zeiteinheit in Richtung Verkleinerung<br />

empfunden wird, was in Wirklichkeit ja auch so ist. Auch das vom<br />

Latein stammende Wort „Sekunde“ drückt das Gleiche aus.<br />

Zeitangaben<br />

Mit allem, was wir bis jetzt gesehen haben, ist es leicht, auch<br />

mit dem Altgriechischen in der heutigen Zeit brauchbare Sätze<br />

zu bilden:<br />

Wie spät ist es?<br />

Es ist fünf Uhr.<br />

Wir haben fünf Uhr.<br />

Fünf Uhr zehn.<br />

Fünf Uhr fünfzehn,<br />

Viertel nach fünf.<br />

Fünf Uhr zwanzig.<br />

Halb sechs Uhr.<br />

Zwanzig vor sechs.<br />

Viertel vor sechs.<br />

Zehn vor sechs.<br />

Ti óra íne?<br />

Ine pénte.<br />

Echume pénte.<br />

Pénte ke déka.<br />

Pénte ke tétarto.<br />

Pénte ke íkossi.<br />

Pénte ke missí.<br />

Exi pará íkossi.<br />

Exi pará tétarto.<br />

Exi pará déka.<br />

Nach der 31. Minute wird also von der nächstfolgenden Stunde<br />

an mit «pará» abgezählt.<br />

355


Weitere Ausdrücke:<br />

Es ist ein Uhr.<br />

Ine miá.<br />

Zwölf Uhr mittag. Dódeka to messiméri.<br />

Mitternacht.<br />

Dódeka ta messánichta.<br />

Um ein Uhr.<br />

Sti mía i óra.<br />

Um zwei Uhr.<br />

Stis dío i óra.<br />

In einer Stunde.<br />

Se mía óra.<br />

In zwei Stunden. Se dío óres.<br />

Vor fünf Uhr morgens. Prin tis pénte to proí.<br />

Nach fünf Uhr morgens. Metá tis pénte to proí.<br />

Vor sechs Uhr abends. Prin tis éxo to vrádi.<br />

Nach sechs Uhr abends. Metá tis éxo to vrádi.<br />

Zwischen drei und vier Metaxí tris ke tésseris.<br />

Uhr.<br />

Gegen vier Uhr.<br />

Katá tis tésseris i óra.<br />

Von zehn bis elf Uhr. Apó tis déka méchri tis éndeka.<br />

Seit fünf Uhr morgens. Apó tis pénte to proí.<br />

Seit fünf Uhr abends. Apó tis pénte to vrádi.<br />

Seit einer halben Stunde. Edó ke missí óra.<br />

Seit acht Tagen. Edó ke ochtó méres.<br />

In den Bahnhöfen und Busstationen und erst recht auf den<br />

Flughäfen ist mehr die offizielle Variante mit den genauen<br />

Minutenzahlen zu hören, also auch bei den Zeitangaben ab der<br />

30. Minute:<br />

356


Der Zug kommt um drei Uhr 47 an.<br />

To tréno (tha) érchete stis tris i óra ke saránda eftá.<br />

Der Zug fährt um drei Uhr 47 ab.<br />

To tréno (tha) anachorá stis tris i óra ke saránda eftá.<br />

Das Flugzeug landet um drei Uhr 47.<br />

To aeropláno (tha) prosjiónete stis tris i óra ke saránda eftá.<br />

Das Flugzeug startet um drei Uhr 47.<br />

To aeropláno (tha) petá stis tris i óra ke saránda eftá.<br />

Im Gegensatz zu den romanischen Sprachen, wo zwischen dem<br />

Präsens und dem Futur genau unterschieden wird, kommt<br />

meistens das einfache Präsens zum Zug. Allerdings kann auch<br />

die Futur-Partikel «tha» gehört werden, während das Futur II (tha<br />

érthi, tha anachorési, tha petáxi) nur selten vorkommt.<br />

heute<br />

morgen<br />

übermorgen<br />

gestern<br />

vorgestern<br />

Zeitausdrücke<br />

símera<br />

ávrio<br />

methávrio<br />

chthes<br />

prochthés<br />

morgens<br />

to proí<br />

357


jeden Morgen<br />

vormittags<br />

jeden Vormittag<br />

nachmittags<br />

jeden Nachmittag<br />

abends<br />

jeden Abend<br />

nachts<br />

jede Nacht<br />

stündlich<br />

jede Stunde<br />

täglich<br />

tagsüber<br />

jeden Tag<br />

káthe proí<br />

prin to messiméri<br />

káthe messiméri<br />

to apójema<br />

káthe apójema<br />

to vrádi<br />

káthe vrádi<br />

ti níchta<br />

káthe níchta<br />

tin óra<br />

káthe óra<br />

imerísios<br />

tis iméras<br />

káthe méra<br />

gegen Mittag<br />

am Wochenende<br />

jede halbe Stunde<br />

alle zwei Tage<br />

diese Woche<br />

innerhalb einer<br />

Woche<br />

in einer Stunde<br />

in einer Woche<br />

katá to messiméri<br />

to savatokíriako<br />

káthe missí óra<br />

káthe dío méres<br />

aftí ti (e)vdomáda<br />

mésa se mía (e)vdomáda<br />

se mía óra<br />

se mía (e)vdomáda<br />

358


in einem Monat<br />

in vierzehn Tagen<br />

letzten Montag<br />

nächstes Jahr<br />

vor zehn Minuten<br />

vor einer Woche<br />

um diese Zeit<br />

von Zeit zu Zeit<br />

s’éna mína<br />

se dékatésseris méres<br />

tin perasméni deftéra («dimberasméni»)<br />

to chrónu<br />

prin déka leptá<br />

prin mía (e)vdomáda<br />

aftí tin óra, ton keró aftó<br />

katá kerús<br />

Wie sehr sich das Neugriechische auch in der Denkweise von<br />

der antiken Muttersprache entfernt hat, zeigt sich auch im Wort<br />

«epochí». Was einst eine Epoche war, also mehrere<br />

Jahrhunderte umfassen konnte, ist heute nur noch eine<br />

Jahreszeit (Frühling, Sommer, Herbst, Winter). So gesehen hat<br />

auch das geschraubt und pompös wirkende Wort «epochal» im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> seine ursprüngliche Funktion verloren.<br />

Massangaben und Währungen<br />

Wer mehr darüber wissen will, welche Massangaben und<br />

Währungen im antiken Griechenland und im Römischen Reich<br />

üblich waren, kann in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen» nachschauen. Allein im Neuen Testament sind<br />

verschiedene Distanzen und Münzen angegeben, die es heute<br />

nicht mehr gibt.<br />

Für den heutigen Gebrauch genügen die modernen Wörter:<br />

Milligramm<br />

Gramm<br />

to chiliostógrammo<br />

to grámmo, to grammário<br />

359


zehn Gramm<br />

Pfund (500 g)<br />

Kilo<br />

Kilogramm<br />

Zentner<br />

Doppelzentner<br />

Tonne<br />

déka grámma, déka grammária<br />

to misó kiló<br />

to kiló<br />

to chiliógrammo<br />

to ékato város<br />

to kuíntalo<br />

o tónos<br />

Milliliter<br />

Deziliter<br />

Liter<br />

to chiliostólitro<br />

to dekatólitro<br />

to lítro<br />

Millimeter<br />

Zentimeter<br />

Dezimeter<br />

Meter<br />

Kilometer<br />

Meile (1,609 m)<br />

zwei Meilen<br />

to chiliostómetro<br />

to ekastómetro<br />

to dekatómetro<br />

to métro<br />

to chiliómetro<br />

to míli<br />

dío mília<br />

Quadratzentimeter<br />

Quadratdezimeter<br />

Quadratmeter<br />

Quadratkilometer<br />

to tetragonikó ekatómetro<br />

to tetragonikó dekámetro<br />

to tetragonikó métro<br />

to tetragonikó chiliómetro<br />

360


Quadratmeile to tetragonikó míli<br />

Are (10 x 10 m) i ára (Pl. áres)<br />

Hektare (100 x 100 m) to ektário<br />

Kubikzentimeter<br />

Kubikdezimeter<br />

Kubikmeter<br />

to kivikó ekastómetro<br />

to kivikó dekatómetro<br />

to kivikó métro<br />

Von den heutigen Währungen sind diese am wissenswertesten:<br />

Drachme i drachmí Krone i koróna<br />

Euro to évro Mark o márkos<br />

Dollar o dólar Pfund i líbra<br />

Franken o fránkos Rubel to rublí<br />

Vor der Einführung <strong>des</strong> Euro im Jahr 2002 war die Drachme in<br />

Griechenland und auch auf Zypern schon seit dem Altertum zwar<br />

nicht die einzige Währung - die Standardwährung war im ganzen<br />

Römischen Reich die Sesterze, während in den Provinzen auch<br />

mit den dort üblichen regionalen Münzen gekauft und verkauft<br />

werden konnte -, aber die Einzige, die nie eine Unterteilung<br />

kannte. Es gab also nie so etwas wie Cents, Pfennige oder<br />

Rappen, sondern tatsächlich nur die Drachme.<br />

Der Euro und der Rubel werden nicht dekliniert:<br />

ein Euro = éna évro ein Rubel = éna rublí<br />

zehn Euro = déka évro<br />

zehn Rubel = déka rublí<br />

361


Die Deklination sieht in den anderen sechs Währungen so aus:<br />

i drachmí, tis drachmís, ti drachmí - i drachmés, ton drachmón<br />

o dólar, tu doláru, to dólar - i dólari, ton doláron, tus dólarus<br />

o fránkos, tu fránku, to fránko - i fránki, ton frankón, tus fránkus<br />

i koróna, tis korónas, ti koróna - i korónes, ton koronón,<br />

tis korónes<br />

o márkos, tu márku, to márko - i márki, ton markón, tus márkus<br />

i líbra, tis líbras, ti líbra - i líbres, ton librón, tis líbres<br />

In der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein, wo immer noch<br />

der Franken die erste Währung ist, kann auf der Post, auf den<br />

Banken und in den grossen Einkaufszentren auch mit Euro<br />

eingezahlt und eingekauft werden, wobei das Rückgeld dann<br />

immer nur in Franken und Rappen ausbezahlt wird. Überall dort,<br />

wo noch die Krone die erste Währung ist - wie etwa in<br />

Skandinavien und in Tschechien -, läuft es nach meinem Wissen<br />

gleich.<br />

362


Ein kleines Gespräch<br />

Als besten Einstieg in den griechischen Alltag bringe ich hier ein<br />

Gespräch unter Freunden, die sich schon seit mehr als zwanzig<br />

Jahren nicht mehr gesehen haben. Ich nenne sie Aléxandros und<br />

Geórgos (A und G). Ganz unten führe ich den gleichen Text auch<br />

im Altgriechischen auf, damit so richtig gesehen werden kann,<br />

wie sehr sich die beiden Sprachen voneinander unterscheiden.<br />

A: Guten Tag! G: Einen guten Tag wünsche ich auch dir!<br />

Kalí méra!<br />

Kalé heméra!<br />

Miá kalí méra tin epithimó ke seséna.<br />

Kalén heméran epithyméo kai soí!<br />

A: Ist es wahr, dass du Georg bist?<br />

Ine alíthia óti ise o Jórgos?<br />

Estin alétheia hóti su eî ho Geórgos?<br />

G: Ja, ich bin Georg. - Ich weiss, du bist Alexander.<br />

Nää, íme o Jórgos. - Xéro, íse o Aléxandros.<br />

Nai, egó eimí ho Geórgos. - Xéro, su eî ho Aléxandros.<br />

A: Ist alles in Ordnung mit dir? G: Ja, ist es.<br />

Ine óla en táxi me séna?<br />

Nää, íse.<br />

Estí pánta en táxei syn soí? Nai, estín.<br />

A: Was machst du so? Ich kann nicht glauben, dass ich dich<br />

jetzt sehe.<br />

363


Nää, ise. Ti kánis? Dem boró na pistépso óti se vlépo tóra.<br />

Nai, estín. Ti poiéis? U dýnamai nomísein hóti se blépo nyyn.<br />

G: Das kann ich auch sagen. Wie viele Jahre habe ich dich<br />

nicht mehr gesehen?<br />

To boró na ípa k’egó. Pósus étus de s’écho idó pió?<br />

Tûto dýnamai légein kai egó. Pósus étus u s’ébleka (Perfekt)<br />

hukéti?<br />

A: Mehr als zwanzig Jahre. Weisst du nicht mehr? Im Krieg.<br />

Perissótero apó íkossi etón. Den xéris pió? Sto pólemo.<br />

Mâllon eíkosi etôn. Uk oîdas hukéti? En tô pólemô.<br />

G: Ja, so ist es. Ich kann nie vergessen, wie ich in jenen<br />

Wochen gelitten habe … wie auch du.<br />

Nää, étsi íne. Dem boró na xecháso poté ópos épatha<br />

s’ekínus tus étus … ópos k’esú.<br />

Nai, hútos estín. Uk epilanthánomai medépote hos épathon<br />

en ekeínais tais hemérais ... hos kai su.<br />

A: Ja, wenn ich denke, wie viele heute tot sind und dass wir<br />

zwei leben, kann ich sagen, dass das ein Wunder ist.<br />

Nää, ótan sképtome pósi íne nekrí símera ke óti emís dío<br />

sóme boró na ípa óti aftó íne éna tháfma.<br />

364


Nai, eî fronéo pósoi eisí nekroí témeron kai hóti hemeís dúo<br />

sáomen, dýnamai légein, hóti tûto estí semeîon.<br />

G: Ja, das sage ich auch.<br />

Nää, aftó to léo k’egó.<br />

Nai, tûto légo kai egó.<br />

A: Wie lebst du jetzt? Was machst du so?<br />

Opos sis tóra? Ti kánis?<br />

Pôs sáeis nyyn? Ti poiéis?<br />

G: Ich bin ein Lehrer in einer Sportschule und arbeite mit<br />

Männern und Frauen. Diese Arbeit gibt mir viel Freude.<br />

Ime énas dáskalos s’éna athlitikó s’cholío ke dulévo me<br />

ándres ke jinékes. Aftí i duliá me díni polí chará.<br />

Egó eimí didáskalos en gymnaseîô kai ergásomai syn<br />

andrásin kai gynaixín. Tûto to érgo moi dídosi pollén charán.<br />

A: Das ist schön für dich. Und meine Arbeit ist draussen, ich<br />

arbeite mit Pferden und Kühen, ich habe mehr als zwanzig.<br />

Auch das gibt mir viel Freude.<br />

Aftó íne oréo ja séna. Ke i duliá mu íne éxo, dulévo me áloga<br />

ke ajelá<strong>des</strong>, écho perissótero apó íkossi. Ke aftó me díni polí<br />

chará.<br />

365


Tûto kaló estín hypér esû. Kai to emón érgon estín éxo,<br />

ergásomai syn híppois kai busín, écho mâllon eíkosi. Kai tûto<br />

moi dídosi pollén charán.<br />

G: Hast du eine Frau und Kinder?<br />

Echis miá jinéka ke pediá?<br />

Echeis gynaíka kai tékna?<br />

A: Ja, ich habe eine gute und liebe Frau und fünf Kinder, drei<br />

Söhne und zwei Töchter. Sie sind alle die grösste Freude<br />

für mich. Und du? Wann hast du geheiratet?<br />

Nää, écho miá kalí ke agapití jinéka ke pénte pediá, tris iji ke<br />

dío kóres. Ine óli i pió megáli chará ja ména. K’esú? Póte<br />

pantrethíkes esí?<br />

Nai, écho agathén kai fílen gynaíka kai pénte tékna, treîs<br />

hyiús kai dúo thygatéras. Autoí pántes eisí he mégiste chará<br />

hypér emû. Kai esû? Póte égemas (Aorist)?<br />

G: Nie. A: Ein Mann wie du? Ich kann das nicht glauben.<br />

Poté. Enas ándras ópos esí? Dem boró to pistépso.<br />

Medépote. Anér hos su? U dýnamai nomísein tûto.<br />

G: Doch, das ist die Wahrheit. Ich habe zwar viele Frauen<br />

gekannt, aber nie eine für eine Heirat gefunden.<br />

366


Nää, aftó íne i alíthia. Echo xéri polés jinékes, allá poté miá<br />

ja miá pantriá.<br />

Nai, tûto estí he alétheia. Gégona (Perfekt) pollás gynaíkas,<br />

allá ú heúreka medépote mían hypér gámu.<br />

A: Das ist traurig. Ich kann nicht allein leben, ich lebe sehr gut<br />

mit den meinen. Aber wenn du willst, komm in unser Haus!<br />

Das ist eine grosse Ehre nicht nur für mich, sondern auch für<br />

meine Frau und die Kinder.<br />

Aftó íne lipiméno. Egó dem boró na síso mónos, so polí kalá<br />

me tus díkus mu. Allá eán thélis, érche sto spíti mas! Aftó íne<br />

miá megáli timí den móno ja ména, allá ke ja jinéka mu ke ja<br />

ta pediá.<br />

Tûto estí lyperón. Egó ú dýnamai sáein mónos, sáo mála<br />

kalôs syn tois emoís. Allá eî théleis, érchu eís ton oíkon<br />

hemôn! Estí megále timé me mónon hypér emû, allá kai<br />

hypér tês gynaikós mu kai hypér tôn teknôn.<br />

G: Ich danke dir, ich komme mit viel Freude.<br />

S’efcharistó, érchome me polí chará.<br />

Soi eucharistéo, érchomai metá pollén charán.<br />

A: Wann hast du Zeit?<br />

Póte échis keró?<br />

Póte écheis kairón? 367


G: Ich denke, es ist besser, dass du sagst, wann ich kommen<br />

kann.<br />

Sképtome óti íne pió kaló óti esí les póte boró na ftáso.<br />

Fronéo hóti estí kreísson hóti sú légeis póte dýnamai<br />

érchesthai.<br />

A: Gut, also sage ich am ersten Sonntag nach den Ostern.<br />

Ist das gut für dich?<br />

Kalá, ópos léo sti próti kiriakí metá to Pás’cha.<br />

Ine aftó kaló ja séna?<br />

Kalón, hútos légo en tê prôtê kyriakê metá ten Pás'chan.<br />

Estí tûto kalón hypér sû?<br />

G: Ja, mein Freund, das gefällt mir.<br />

Nää, fíle mu, aftó m’arési.<br />

Nai, fíle mu, tûto moi aréskei.<br />

A: So ist alles klar, Georg. Ich freue mich schon jetzt.<br />

Opos óla íne safiá, Jórge. Chérome ídi tóra.<br />

Hútos pánta estí safén, Geórge. Chaíro éde nyyn.<br />

G: Ich auch, Alexander.<br />

Ke egó, Aléxandre.<br />

Kai egó, Aléxandre.<br />

368


Schon dieses kurze Gespräch gibt uns einen guten Einblick ins<br />

griechische Denken. Einerseits zeigt es den entscheidenden<br />

Unterschied zwischen dem Aorist und dem Perfekt, <strong>des</strong>sen in der<br />

näheren Vergangenheit begonnene Handlung in der Gegenwart<br />

noch andauert (écho xéri, gégona = ich habe gekannt), und<br />

andererseits die Stellung eines unbetonten Personalpronomens<br />

in einem Nebensatz nach einer Konjunktion: ... óti se vlépo tóra,<br />

hóti se blépo nyyn (dass ich dich jetzt sehe).<br />

* Der Ausdruck „pánta en táxei“, der schon im Altertum Ansätze<br />

zum neugriechischen „óla entáxi“ erkennen lässt, kann ganz<br />

salopp auch mit „alles okay“ oder sogar mit „alles paletti“<br />

wiedergegeben werden.<br />

Länder, Regionen, Nationalitäten und Sprachen<br />

Da es heute mehr als 200 unabhängige Staaten gibt, wäre es<br />

allein mit diesen möglich, Hunderte von Seiten zu füllen, und<br />

dazu kommen die noch mehr Regionen und erst recht Inseln, die<br />

schon seit dem Altertum immer noch die gleichen sind.<br />

Wer mehr darüber wissen will, wie alle anderen Länder,<br />

Regionen und Inseln heissen, die ich hier nicht aufführe, kann im<br />

Google unter «Armenian Lexilogos» oder «Ukrainian Lexilogos»<br />

nachschauen, wo in mehr als 150 Sprachen aus aller Welt über<br />

das Kreuz hinweg alle möglichen Übersetzungen sogar mit<br />

Sätzen gefunden werden können. Allerdings habe ich bei den<br />

Sprachen, die ich gut kenne, bereits festgestellt, dass nicht<br />

immer alles genau stimmt, vor allem nicht bei den Sätzen, was<br />

für mich ein deutlicher Beweis dafür ist, dass die menschlichen<br />

Augen gerade im Bereich der Sprachen den Computern halt<br />

immer noch überlegen sind. Ein Computer kann nun einmal nicht<br />

369


zwischen Nuancen unterscheiden, bei denen oft auch noch<br />

Gefühle verschiedener Art eine Rolle spielen. Am krassesten<br />

verhält es sich hier im Estnischen und noch mehr im Finnischen<br />

- siehe in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong> Estnischen und<br />

Finnischen».<br />

In der Mitte stehen die Namen für die Länder, Regionen und<br />

Inseln und ganz rechts zuerst die Nationalitätsbezeichnungen in<br />

ihrer männlichen und weiblichen Variante, und hinter dem<br />

Querstrich (-) erscheint das männliche Adjektiv, das fast überall<br />

gleich gebildet wird. Da die Mehrzahl <strong>des</strong> sächlichen Adjektivs<br />

immer mit der Bezeichnung für die Sprache identisch ist - eliniká,<br />

jermaniká usw. -, führe ich diese hier nicht auf. Als Lesehilfe<br />

führe ich in Klammern noch auf, wie die einzelnen Wörter<br />

geschrieben werden, wenn sie deutlich von der Aussprache<br />

abweichen:<br />

Dagestan<br />

Georgien<br />

to Dagestán (d = nt, g = gg)<br />

i Jorjía (Georgía)<br />

Griechenland i Eláda élinas, elinída;<br />

(l = ll) Pl. élines, eliní<strong>des</strong> -<br />

elinikós, elinikí, elinikó<br />

Zypern o Kípros kipriakós, kipriakí;<br />

Pl. kipriakí, kipriakés -<br />

Adj. wie oben<br />

Die weiblichen und sächlichen Adjektiv-Varianten «elinikí» und<br />

«elinikó» sowie «kipriakí» und «kipriakó» erscheinen nur hier, um<br />

das Modell zu zeigen. Von jetzt an führe ich nur noch die<br />

männlichen auf.<br />

370


Da fast alle Nationalitätsbezeichnungen und vor allem dort, wo<br />

die Ländernamen auf einem Konsonanten enden, männlich auf<br />

einem betonten «-os» und weiblich auf «-ída» auslauten, sind sie<br />

nicht schwer zu bilden.<br />

Ein paar Beispiele:<br />

Dagestan - dagestanós - dagestanída<br />

Deutschland Jermanía jermanós, jermanída -<br />

jermanikós<br />

Schweiz Elvetía elvetós, elvetída -<br />

elvetikós<br />

Dekliniert wird natürlich genau gleich wie oben vorgestellt:<br />

Ich liebe diesen Mann, einen Deutschen.<br />

Agapó aftó ton ándra, éna jermanó.<br />

Und ich liebe diese Schweizerin.<br />

K’egó agapó aftí tin elvetída.<br />

Das ist das Haus <strong>des</strong> Deutschen und der Schweizerin, die wir<br />

kennen.<br />

Aftó íne to spíti to jermánu ke tis elvetídas pu xérome.<br />

Die Sprache der Griechinnen und Griechen gefällt mir sehr.<br />

I glóssa ton elinídon ke to elinón mu arési polí.<br />

371


Die übrigen Länder, Regionen und Inseln in Europa<br />

Europa i Evrópi (ev = eu) evropéos,<br />

evropída -<br />

evropaikós<br />

Mitteleuropa i Kentrikí Evrópi os kentrikós<br />

Nordeuropa i Vória Evrópi evropéos usw.<br />

Nordosteuropa i Vórioanatolikí Evrópi alles gleich<br />

Osteuropa i Anatolikí Evrópi konstruiert wie<br />

Südosteuropa i Nótioanatolikí Evrópi oben<br />

Südeuropa i Nótia Evrópi<br />

Südwesteuropa i Nótioditikí Evrópi<br />

Westeuropa i Ditikí Evrópi<br />

Nordwesteuropa i Vórioditikí Evrópi<br />

Abchasien i Abchasía (b = mp) abchasós,<br />

abchasída -<br />

abchasikós<br />

Adscharien i Atsaría atsarós,<br />

atsarída -<br />

atsarikós<br />

Aland-Inseln ta Nissiá Alandi alandós,<br />

(ss = s) alandída -<br />

alandikós<br />

372


Albanien i Alvanía alvanós,<br />

alvanída -<br />

alvanikós<br />

Andalusien i Andalusía andalusós,<br />

andalusída -<br />

andalusikós<br />

Andorra i Andóra andoranós,<br />

andoranída -<br />

andoranikós<br />

Apulien i Apulia apulianós,<br />

apulianída -<br />

apulianikós<br />

Aragon i Aragonía aragonós,<br />

aragonída -<br />

aragonikós<br />

Armenien i Armenía armenós,<br />

armenída -<br />

armenikós<br />

Aserbaidschan to Aserbaitsán aserbaitsanós,<br />

(b = mp) aserbaitsanída -<br />

Aserbaitsanikós<br />

Asturien i Asturía asturianós,<br />

asturianída -<br />

asturianikós<br />

373


Azoren is Asóres asoranós,<br />

asoranída -<br />

asoranikós<br />

Baden i Vádi vadikós ándras,<br />

vadikí jinéka<br />

Baden- i Vádi-Virtemvérji vádi-<br />

Württemberg<br />

virtemverjikós<br />

Balearen, ta Valearída Nissiá valearós,<br />

Balearische Inseln valearída -<br />

valearikós<br />

Balkan i Valkanía valkanós,<br />

valkanída -<br />

valkanikós<br />

Baltikum i Kráti tis Valtikís valtikós<br />

Baskenland i Chóra ton Vaskón vaskós, vaskída -<br />

vaskikós<br />

Bayern i Vavaría (av = au) vavarós,<br />

vavarída -<br />

vavarikós<br />

Belarus i Lefkorossía lefkorossós,<br />

(Weissrussland) (ef = eu, ss = s) lefkorossída -<br />

lefkorossikós<br />

Belgien to Véljio (Bélgio) velgós, veljída -<br />

veljikós<br />

374


Böhmen i Voimía voimianós,<br />

voimianída -<br />

voimianikós<br />

Bornholm to Nissí Bornolm bornolmós,<br />

(b = mp) bornolmída -<br />

bornolmikós<br />

Bosnien i Vosnía vosniakós,<br />

vosniakída -<br />

vosniakós<br />

Brabant to Brábant (b = mp) brabantós,<br />

brabantída -<br />

brabantikós<br />

Brandenburg to Vrandemvúrgo vrandemvurgós,<br />

vrandemvurjída -<br />

vrandemvurjikós<br />

Bretagne i Vretanía vretanós,<br />

vretanída -<br />

vretanikós<br />

Bukowina i Bukovína (b = mp) bukovinós,<br />

bukovinída -<br />

bukovinikós<br />

Bulgarien i Vulgaría vulgarós,<br />

vulgarída -<br />

vulgarikós<br />

375


Burgund i Vurgundía vurgundós,<br />

vurgundída -<br />

vurgundikós<br />

Cornwall i Kornuáli kornualós,<br />

kornualída -<br />

kornikós,<br />

kornualikós<br />

Dagestan to Dagestán dagestanós,<br />

(d = nt, g = gk) dagestanída -<br />

dagestanikós<br />

Dalmatien i Dalmatía dalmatós,<br />

dalmatída -<br />

dalmatikós<br />

Dänemark i Danía danós, danída -<br />

danikós<br />

Deutschland i Jermanía jermanós,<br />

jermanída -<br />

jermanikós<br />

Dobrudscha i Dobrútsa dobrutsanós,<br />

dobrutsanída -<br />

dobrutsanikós<br />

England i Anglía (ng = gg) anglós, anglída -<br />

anglikós<br />

376


Estland D: i Estonía estonós,<br />

estonída -<br />

estonikós<br />

K: i Esthonía (t = th) esthonós,<br />

esthonída -<br />

esthonikós<br />

Extremadura i Extremadúra extremaduranós,<br />

extremaduranída -<br />

extremaduranikós<br />

Färöer-Inseln ta Nissiá Feróes feroikós ándras,<br />

feroikí jinéka<br />

Finnland i Finlandía finlandós,<br />

finlandída -<br />

finlandikós<br />

Flandern i Flándra flandrós,<br />

flandrída -<br />

flandrikós<br />

Frankenland i Gallonía frangós, frangída -<br />

frangikós<br />

Frankreich i Gallía gallós, gallída -<br />

gallikós<br />

Friaul to Friúli friulanós,<br />

friulanída -<br />

friulikós<br />

377


Friesland i Frisía frisianós,<br />

frisianída -<br />

frisikós<br />

Gagausien i Gagafsía gagafsianós,<br />

(af = au) gagafsianída -<br />

gagafsianikós<br />

Galicien i Galikía galikianós,<br />

galikianída -<br />

galikianikós<br />

Georgien i Jeorjía (Georgia) jeorjanós,<br />

jeorjanída -<br />

jeorjikós<br />

Gibraltar to Jifraltár (ji = gi) jifraltarós,<br />

jifraltarída -<br />

jifraltarikós<br />

Gotland i Gotlandía gotlandós,<br />

gotlandída -<br />

gotlandikós<br />

Grönland i Grilandía (i = oi) grilandós,<br />

grilandída -<br />

grilandikós<br />

Grossbritannien i Megáli Vretanía vretós, vretída -<br />

vretanikós<br />

378


Hebriden ta Nissiá Evrí<strong>des</strong>, apó ta N. E.,<br />

is Evrí<strong>des</strong> apó tis E.<br />

Hercegowina i Ersegovíni hersegovinikós<br />

ándras,<br />

hersegovinikí<br />

jinéka<br />

Holland i Olandía (l = ll) olandós,<br />

olandída -<br />

olandikós<br />

Ibiza i Ivísa ivisanós,<br />

ivisanída -<br />

ivisanikós<br />

Irland i Irlandía irlandós,<br />

irlandída -<br />

irlandikós<br />

Island i Islandía islandós,<br />

islandída -<br />

islandikós<br />

Istrien i Istria apó tin Istria<br />

Italien i Italía italós, italída -<br />

italikós<br />

Jütland i Jutlándi (ju = giou) jutlandós,<br />

jutlandída -<br />

jutlandikós<br />

379


Kalabrien i Kalavría kalavrós,<br />

kalavrída -<br />

kalavrikós<br />

Kalmückien i Kalmikía kalmikós,<br />

kalmikída -<br />

kalmikós<br />

Kanaren, ta Kanária Nissiá kanarós,<br />

Kanarische kanarída -<br />

Inseln<br />

kanarikós<br />

Kantabrien i Kantavría kantavrós,<br />

kantavrída -<br />

kantavrikós<br />

Karelien i Karelía karelianós,<br />

karelianída -<br />

karelikós<br />

Kasachstan to Kasastán kasastanós,<br />

kasastanída -<br />

kasastanikós<br />

Kastilien i Kastília kastilianós,<br />

kastilianída -<br />

kastilianikós<br />

Katalonien i Katalonía katalonianós,<br />

katalonianída -<br />

katalonikós<br />

380


Korsika i Korsikí korsikanós,<br />

korsikanída -<br />

korsikós<br />

Kosovo to Kósovo kosováros,<br />

kosovarída -<br />

kosovarikós<br />

Kreta i Kríti kritikós ándras,<br />

kritikí jinéka<br />

Krim i Kriméa (e = ai), apó ti Kriméa<br />

(Halbinsel K. i Chersónissos tis Kriméas)<br />

Kroatien i Kroatía kroatós, kroatída -<br />

kroatikós<br />

Kurland i Kúrland (d = t) kurlandós,<br />

kurlandída -<br />

kurlandikós<br />

Lappland i Laponía (o = Omega) laponós, laponída -<br />

laponikós<br />

Lettgallen i Letgallía letgallós, letgallída -<br />

letgallikós<br />

Lettland i Letonía letonós, letonída -<br />

letonikós<br />

Liechtenstein to Lichtenstain<br />

lichtenstainós,<br />

lichtenstainída -<br />

lichtenstainikós<br />

381


Ligurien i Liguría ligurianós,<br />

ligurianída -<br />

ligurikós,<br />

ligurianikós<br />

Litauen i Lithuanía lithuanós,<br />

lithuanída -<br />

lithuanikós<br />

Livland i Livonía livonianós,<br />

livonianída -<br />

livonikós<br />

Luxemburg to Luxemvúrgo luxemvurjanós,<br />

(auch: to Lussemvúrgo, luxemburjanída -<br />

ss = s)<br />

luxemburjikós<br />

Madeira i Madéra maderanós,<br />

maderanída -<br />

maderanikós<br />

Mähren i Moravía moravianós,<br />

moravianída -<br />

moravianikós<br />

Mallorca i Majórka (jo = gio) majorkanós,<br />

majorkanída -<br />

majorkanikós<br />

Malta to Málta, i Melíti maltésos, maltesída -<br />

maltesikós<br />

382


Mazedonien i Makedonía<br />

makedonós,<br />

makedonída -<br />

makedonikós<br />

Menorca i Menórka menorkanós,<br />

menorkanída -<br />

menorkanikós<br />

Moldawien i Moldavía moldavianós,<br />

moldavianída -<br />

moldavikós,<br />

moldavianikós<br />

Monaco to Monakó monegássios,<br />

monegassída -<br />

monegássikos (ss = s)<br />

Montenegro to Mafromúnio mafromunianós,<br />

(af = au) mafromunianída -<br />

mafromunianikós<br />

Murcia i Múrthia murthianós,<br />

murthianída,<br />

murthianikós<br />

Niederlande i Olandía (l = ll), olandós, olandída -<br />

i Káto Chóres olandikós<br />

Niedersachsen i Káto Saxonía katosaxonós,<br />

katosaxonída -<br />

katosaxonikós<br />

383


Nordirland i Vória Irlandía vóriairlandós,<br />

vóriairlandída -<br />

vóriairlandikós<br />

Nordmazedo- i Vória Makedonía vóriamakedonós,<br />

nien vóriamakedonída -<br />

vóriamakedonikós<br />

Normandie i Normandía normandós,<br />

normandída -<br />

normandikós<br />

Norwegen i Norvijía (jia = gia) norvigós, norvijída -<br />

norvijikós<br />

Ossetien i Ossetía (ss = s) ossetianós,<br />

ossetianída -<br />

ossetianikós<br />

(Nord-Ossetien i Vória Ossetía vóriaossetianós usw.<br />

Süd-Ossetien i Nótia Ossetía nótiaossetianós usw.)<br />

Österreich i Afstría (af = au) afstrianós, afstrianída -<br />

afstrianikós<br />

Ostpreussen i Anatolikí Prossía anatolikós prossianós,<br />

(ss = s) anatolikí prossianída -<br />

anatolikós prossianikós<br />

Pannonien i Pannonía pannonianós,<br />

pannonianída -<br />

pannonianikós<br />

384


Pfalz to Palatináto palatinatós,<br />

palatinatída -<br />

palatinatikós<br />

Polen i Polonía polakós, polakída -<br />

polonikós<br />

Pommern i Pomeranía pomeranós,<br />

pomeranída -<br />

pomeranikós<br />

Portugal i Portgogalía portogalós,<br />

portogalída -<br />

portogalikós<br />

Posen i Posnanía posnanós,<br />

posnanída -<br />

posnanikós<br />

Preussen i Prossía prossianós,<br />

(ss = s, o = Omega) prossianída -<br />

prossianikós<br />

Rheinland i Rinanía (i = Ita) rinanós, rinanída -<br />

rinanikós<br />

Rheinland- to Rinanía- rinanía-palatinatós,<br />

Pfalz Palatináto rinanía-palatinatída -<br />

rinanía-palatinatikós<br />

Rhodos i Ródo rodanós, rodanída -<br />

(Gen. tis Ródu) rodanikós<br />

385


Rumänien i Rumanía rumanós, rumanída -<br />

rumanikós<br />

Russland i Rossía (ss = s) rossós, rossída -<br />

rossikós<br />

Sachsen i Saxonía saxonós, saxonída -<br />

saxonikós<br />

Samiland i Laponía laponós, laponída -<br />

(Lappland) (o = Omega) laponikós<br />

Samos i Sámo samonós, samonída -<br />

(Gen. tis Sámu) samonikós<br />

Sardinien i Sardinía sardós, sardinós;<br />

sardída, sardinída -<br />

sardikós, sardinikós<br />

Schetland- ta Nissiá Shétland shetlandós,<br />

Inseln shetlandída -<br />

shetlandikós<br />

Schlesien i Silesía silesianós, silesianída -<br />

silesianikós<br />

Schottland i Skotía skotós, skotída -<br />

Skotikós<br />

Schwabenland i Suivía suivós, suivída -<br />

suivikós<br />

Schweden i Suedía suedós, suedída -<br />

suedikós<br />

386


Schweiz i Elvetía elvetós, elvetída -<br />

elvetikós<br />

Semgallen i Semgallía semgallós, semgallída -<br />

semgallikós<br />

Serbien i Servía sérvos, servída -<br />

servikós<br />

Siebenbürgen i Transilvanía transilvanós,<br />

transilvanída -<br />

transilvanikós<br />

Sizilien i Sikelía sikelianós, sikelianída -<br />

sikelianikós<br />

Skandinavien i Skandinavía skandinavós,<br />

skandinavída -<br />

skandinavikós<br />

Slawonien i Slavonía slavonós, slavonída -<br />

slavonikós<br />

Slowakei i Slovakía slovakós, slovakída -<br />

slovakikós<br />

Slowenien i Slovenía slovenós, slovenída -<br />

slovenikós<br />

Spanien i Ispanía ispanós, ispanída -<br />

ispanikós<br />

Spitzbergen i Sválbard svalbardós, svalbardída -<br />

(b = mp, d = t) svalbardikós<br />

387


Südtirol to Nótio Tirólo nótiotirolós,<br />

nótiotirolída -<br />

nótiotirolikós<br />

Tatarien, to Tatarstán tatarstanós,<br />

Tatarstan tatarstanída -<br />

tatarstanikós<br />

Thüringen i Thuringía thuringianós,<br />

(ng = gg) thuringianída -<br />

thuringianikós<br />

Tirol to Tirólo tirolós, tirolída -<br />

tirolikós<br />

Toskana i Toskáni toskanós, toskanída -<br />

toskanikós<br />

Tschechien i Tsekía, tséchos, tsécha -<br />

i Tsechikí Dimokratía tsechikós<br />

Tschetsche- i Tsetsenía tsesténos, tsetsení -<br />

nien<br />

tsetsenikós<br />

Türkei i Turkía túrkos, turkála - (!)<br />

turkikós<br />

Ukraine i Ukraína ukrainós, ukrainída -<br />

ukrainikós<br />

Ungarn i Ungaría (ng = gg) ungarós, ungarída -<br />

ungarikós<br />

388


Valencia i Valénthia valenthianós,<br />

valenthianída -<br />

valenthianikós<br />

Vatikanstadt i Póli tu Vatikanú vatikanós, vatikanída -<br />

vatikanikós<br />

Vojvodina i Voivodína voivodinós,<br />

voivodinída -<br />

voivodinikós<br />

Walachei i Vlachía vlachianós,<br />

(Südrumänien und überall vlachianída -<br />

dort, wo Aromunisch gesprochen vlachianikós<br />

wird)<br />

Wales i Ualía ualós, ualída -<br />

ualikós<br />

Wallonien i Valonía (l = ll) valonós, valonída -<br />

valonikós<br />

Westpreussen i Ditikí Prossía ditikós prossianós,<br />

(ss = s) ditikí prossianída -<br />

ditikós prossianikós<br />

Württemberg i Vírtemverji virtemvergós,<br />

virtemverjída -<br />

virtemverjikós<br />

389


Frühere Länder, Provinzen und Reiche in Europa<br />

Batavien i Vatavía vatavianós, vatavianída -<br />

(heute Niederlande)<br />

vatavianikós<br />

Burgund i Vurgundía vurgundós, vurgundída -<br />

vurgundikós<br />

Byzanz to Visántio visantinós, vinantinída -<br />

(mit Ipsilon) visantinikós<br />

Dakien i Dakía dakianós, dakianída -<br />

(heute Rumänien<br />

dakianikós<br />

und Moldawien)<br />

Deutsche i Jermanikí Dimokratikí -<br />

Demokratische Dimokratía (GDD) -<br />

Republik (DDR) (je = ge),<br />

i Laikí Dimokratía tis Jermanías<br />

Deutsches Reich, i Jermanikí Aftokratoría -<br />

Deutsches Kaiserreich<br />

Fränkisches Reich i Frangikí Aftokratoría frangós, frangída -<br />

(ng = gk)<br />

frangikós<br />

Gallien i Gallía gallós, gallída -<br />

(mit Frankreich identisch)<br />

gallikós<br />

Habsburger i Monarchía ton apsvurgós,<br />

Monarchie Apsvúrgon apsvurjída -<br />

apsvurjikós<br />

390


Hispanien i Ispanía ispanós, ispanída -<br />

(mit Spanien identisch)<br />

ispanikós<br />

Jugoslawien i Jugoslavía jugoslavós,<br />

(ju = giou) jugoslavída -<br />

jugoslavikós<br />

Kaledonien i Kalidonía kalidonós,<br />

(heute Schottland) kalidonída -<br />

kalidonikós<br />

Lusitanien i Lusitanía lusitanós,<br />

(heute Portugal) lusitanída -<br />

lusitanikós<br />

Makedonien i Makedonía makedonós,<br />

(mit Mazedonien identisch) makedonída -<br />

makedonikós<br />

Osmanisches i Othomanikí othomanós,<br />

Reich Aftokratoría othomanída -<br />

othomanikós<br />

Österreich- i Avstría-Ungaría -<br />

Ungarn<br />

Römisches i Romaikí Aftokratoría romanós,<br />

Reich romanída -<br />

romaikós<br />

Sowjetunion i Sovietikí Enosi sovietós, sovietída -<br />

(o = Omega) sovietikós<br />

391


Thrakien i Thráki thrakós, thrakída -<br />

(heute Bulgarien)<br />

thrakikós<br />

Tschechoslo- i Tsechoslovakía tsechoslovakós,<br />

wakei tsechoslovakída -<br />

tsechoslovakikós<br />

UdSSR i Enosi Sovietikón sovietós,<br />

Sosialistikón sovietída -<br />

Dimokratión<br />

sovietikós<br />

Königreich<br />

Herzogtum<br />

Fürstentum<br />

Grafschaft<br />

to vasílio (io = eio)<br />

to dukáto<br />

i ijemonía (mit Ita und Gamma)<br />

i komitiá (ia = eia)<br />

Das altgriechische Wort «hegemonía» für ein Fürstentum drückt<br />

etwas deutlicher aus, woher das neugriechische stammt. Auch<br />

die Stadt Basel und die Dukaten, die einst eine Währung waren,<br />

lassen die Herkunft deutlich erkennen, und das Wort «komitiá»<br />

eignet sich hervorragend für etwas Geheimnisvolles: So kannte<br />

ich einst einen Burschenverband, der seinen Namen mit<br />

«Comitia» einleitete.<br />

Die bekanntesten Länder, Regionen und Inseln in Asien<br />

Asien i Asía asiátis, asiatída -<br />

392<br />

asiatikós


Eurasien i Evrasía (ev = eu) evrasiátis,<br />

evrasiatída -<br />

evrasiatikós<br />

Westasien i Ditikí Asía ditikós asiátis,<br />

ditikí asiatída -<br />

ditikós asiatikós<br />

Zentralasien i Kentrikí Asía kentrikós asiátis,<br />

kentrikí asiatída -<br />

kentrikós<br />

asiatikós<br />

Ostasien i Anatolikí Asía anatolikós asiátis,<br />

anatolikí asiatída -<br />

anatolikós<br />

asiatikós<br />

Südostasien i Nótioanatolikí Asía nótioanatolikós<br />

asiátis,<br />

nótioanatolikí<br />

asiatída -<br />

nótioanatolikós<br />

asiatikós<br />

Anatolien i Anatolía anatolítis,<br />

anatolitída -<br />

anartolikós<br />

393


Andamanen ta Nissiá Antamán apó ta N. A.<br />

Arabische i Araviki Chersónissos apó tin A. Ch.<br />

Halbinsel<br />

Bahrain to Bachréin (b = mp) bachreinós,<br />

bachreinída -<br />

bachreinikós<br />

Bali (to Nissí) Báli balinésos,<br />

balinésa -<br />

balinésikos<br />

Bangla<strong>des</strong>ch to Banglantés apó to B.<br />

(b = mp, ng = gk)<br />

Beludschistan to Baluchistán (b = mp) baluchistanós,<br />

baluchistanída -<br />

baluchistanikós<br />

Bengalen ti Bengáli (ng = gk) bengalós,<br />

bengalída -<br />

bengalikós<br />

Bhutan to Bután (b = mp) butanós,<br />

butanída -<br />

butanikós<br />

Birma/Burma i Virmanía virmanós,<br />

virmanída -<br />

virmanikós<br />

Borneo to Vórneo apó to V.<br />

394


Brunei to Brunéi (b = mp) apó to B.<br />

Burjatien i Buriátia (b = mp) burjatianós,<br />

burjatianída -<br />

burjatikós<br />

China i Kína kinésos, kinésa -<br />

kinesikós<br />

Hongkong to Chong Kong apó to Ch. K.<br />

(ng = ngk)<br />

Indien i Indía indós, indí -<br />

indikós<br />

Indischer i Indikí Ipoípiro apó tin I. I.<br />

Subkontinent (iro = eiro)<br />

Indonesien i Indonisía indonísios,<br />

indonísia -<br />

indonisikós<br />

Irak to Irák irakinós,<br />

irakiní -<br />

irakikós<br />

Iran to Irán iranós, iraní -<br />

iranikós<br />

Israel to Israíl israilinós,<br />

israiliní -<br />

israilinikós,<br />

israilitikós<br />

395


Jakutien i Jakutía (ja = gia) jakutianós,<br />

jakutianída -<br />

jakutikós<br />

Japan i Japonía (o = Omega) jáponas,<br />

japonésa -<br />

japonikós<br />

Java i Jáva jávanos,<br />

javanésa -<br />

javanikós<br />

Jemen i Jeméni jemenítis,<br />

jemenitída -<br />

jemenitikós<br />

Jordanien i Jordanía jordanós,<br />

jordanída -<br />

jordanikós<br />

Kambodscha i Kampótsi kampotsianós,<br />

kampotsianída -<br />

kampotsianikós<br />

Kanton (China) to Kantóni kantonésos,<br />

kantonésa -<br />

kantonésikos<br />

Kaschmir to Kasmír apó to Kasmír<br />

Katar to Katár apó to Katár<br />

396


Kirgistan, to Kirjistán, kirjistanós,<br />

Kirgisien i Kirjisía kirjistanída -<br />

kirjistanikós<br />

Korea i Koréa koreátis,<br />

koreatída -<br />

koreátikos<br />

(Nordkorea i Vória Koréa vóriakoreátis,<br />

vóriakoreátikos<br />

Südkorea i Nótia Koréa nótiakoreátis,<br />

nótiakoreátikos)<br />

Kurdistan to Kurdistán kúrdos, kúrda -<br />

kurdikós<br />

Kurilen-Inseln ta Nissiá Kuríl apó ta N. K.<br />

Kuwait to Kuvéit apó to Kuvéit<br />

Laos to Láos apó to Láos -<br />

laotikós<br />

Libanon o Lívanos livanésos,<br />

livanésa -<br />

livanésikos<br />

Macau to Makáo apó to Makáo<br />

Malaysia i Malesía (e = ai) malesianós,<br />

malesianí<br />

Malediven is Maldíves apó tis Maldíves<br />

397


Mandschurei i Mantsuría mantsurianós,<br />

mantsurianí<br />

Molukken is Molúkes molúkos, molúki -<br />

apó tis Molúkes<br />

Mongolei i Mongolía (ng = gg) mongólos,<br />

mongolída -<br />

mongolikós<br />

Myanmar i Mianmár apó ti Mianmár<br />

(Birma, Burma)<br />

Nepal to Nepál apó to Nepál<br />

Oman to Omán apó to Omán<br />

Ost-Timor to Anatolikó Timór anatolikós<br />

timorésos,<br />

anatolikí timorésa -<br />

anatolikós<br />

timorésikos<br />

Ost-Turkestan o Anatolikó Turkestán uigúros, uigúra -<br />

(Sinkiang)<br />

uigurikós<br />

Pakistan to Pakistán pakistanós,<br />

pakistanída -<br />

pakistanikós<br />

Palästina i Palestíni (e = ai) palestínios,<br />

palestínia -<br />

apó ti P.<br />

398


Papua- i Papúa Néa Guinéa apó ti P. N. G.<br />

Neuguinea<br />

Philippinen is Filippínes filippinésos,<br />

filippinésa -<br />

apó tis F.<br />

Sachalin i Sachalíni apó ti S.<br />

(Halbinsel i Chersónissos tis apó ti Ch. tis S.)<br />

Sachalin Sachalínis<br />

Saudi- i Saudikí Aravía saudikós áravas,<br />

Arabien saudikí áravas -<br />

aravikós<br />

Seychellen is Seichélles apó tis S.<br />

Sibirien i Siviría sivirías (m.+f.) -<br />

sivirikós<br />

Singapur i Singapúri (ng = gk) apó ti S.<br />

Sri Lanka i Sri Lánka apó ti S. L.<br />

Sulawesi to Sulauési apó to S.<br />

Sumatra i Sumátra apó ti S.<br />

Syrien i Siría (i = Ipsilon) sírios (m.+f.) -<br />

siriakós<br />

Tadschikistan to Tatsikistán<br />

tatsikistanós,<br />

tatsikistanída -<br />

tatsikistánikos<br />

399


Taiwan i Taiván taivanésos,<br />

taivanésa -<br />

taivanésikos<br />

Thailand i Tailándi tailandós,<br />

tailandí -<br />

tailandikós<br />

Tibet to Thibét thibetianós,<br />

thibetianí<br />

Timor to Timór timorésos,<br />

timorésa -<br />

timorésikos<br />

Turkmenistan to Turkmenistán turkmenós,<br />

turkmenída -<br />

turkmenistánikos<br />

Usbekistan to Uspekistán uspékos, uspéka -<br />

uspekistánikos<br />

Vereinigte ta Inoména Araviká apó ta I. A. E.<br />

Arabische Emiráta<br />

Emirate<br />

Vietnam to Vietnám vietnamésos,<br />

vietnamésa -<br />

vietnamésikos<br />

400


Frühere Länder, Provinzen und Reiche in Asien<br />

Assyrien i Assiría assírios (m.+f.) -<br />

(heute Irak<br />

assiriakós<br />

und Syrien)<br />

Babylon i Vavilóna vavilónios,<br />

(heute Irak)<br />

vavilónia,<br />

vavilonikós<br />

Britisch-Indien i Vretanikí Indía apó ti V. Indía<br />

(heute Indien, Pakistan,<br />

Bangla<strong>des</strong>ch, Myanmar)<br />

Byzanz to Visántio visantinós,<br />

(mit Ipsilon) visantinída -<br />

visantinikós<br />

Ceylon i Keiláni apó ti Keiláni<br />

(heute Sri Lanka)<br />

Medien i Midía (AG: he Medía) midianós,<br />

(heute Iran) midianída -<br />

midianikós<br />

Niederlän- i Olandikí Indía apó ti O. Indía<br />

disch-Indien<br />

(heute Indonesien)<br />

Osmanisches i Othomanikí othomanós, othomanída -<br />

Reich Aftokratoría othomanikós<br />

401


Persien i Persía pérsis (m.+f.) -<br />

(heute Iran)<br />

persikós<br />

Römisches i Romaikí romanós, romanída -<br />

Reich Aftokratoría romanikós<br />

Troja i Troía trojanós, trojanída -<br />

trojanikós<br />

Die bekanntesten Länder, Regionen und Inseln in Afrika<br />

Afrika i Afrikí (AG: he Afriké) afrikanós,<br />

afrikaní -<br />

afrikanikós<br />

Nordafrika i Nória Afrikí nórioafrikanós,<br />

nórioafrikaní<br />

Ostafrika i Anatolikí Afrikí anatolikós<br />

afrikanós,<br />

anatolikí afrikaní<br />

Südafrika i Nótia Afrikí nótioafrikanós,<br />

nótioafrikaní<br />

Westafrika i Ditikí Afrikí ditikós afrikanós,<br />

ditikí afrikaní<br />

Ägypten i Ejipto (e = ai, ji = gi) ejíptios, ejíptia -<br />

402<br />

ejiptianikós


Algerien i Aljería (je = ge) aljerinós,<br />

aljeriní -<br />

Angola i Angóla (ng = gk) angolanós,<br />

angolaní<br />

Äquatorial- i Isimeriní Ginéa apó tin I. G.<br />

Guinea<br />

Äthiopien i Ethiopía (e = ai) ethiópas, ethiopída -<br />

ethiopikós<br />

Benin to Benín (b = mp) apó to Benín<br />

Botswana i Botsuána (b = mp) apó ti Botsuána<br />

Burkina Faso to Burkína Fáso apó ti B. F.<br />

(b = mp)<br />

Burundi to Burúndi apó to Burúndi<br />

(b = mp, d = t)<br />

Elfenbein- i Aktí Elefantostú apó tin A. E.<br />

küste<br />

Eritrea i Erithréa (ea = aia) apó tin E. -<br />

erithraikós<br />

Eswatini i Esvatíni apó tin Esvatíni<br />

Gabun i Gampón (g = gk) apó ti Gampón<br />

Gambia i Gámbia (g = gk) apó ti Gámbia<br />

Ghana i Gána (g = gk) apó ti Gána<br />

Guinea i Guinéa apó ti Guinéa<br />

403


Guinea-Bissau i Guinéa Bissáu apó ti G. B.<br />

(b = mp)<br />

Kamerun to Kamerún apó to Kamerún<br />

Kap Verde, to Prásino Akrotíri, apó to P. A.<br />

Kap Verde- ta Nissiá tu Prásinu Akrotiríu apó ta N. tu<br />

Inseln P. A.<br />

Kenia i Kénia (mit Ipsilon) kenianós, kenianída -<br />

apó ti Kénia<br />

Komoren is Komóres apó tis Komóres<br />

Kongo to Kongó (ng = ngk) kongolésos,<br />

(Republik K. , i Dimokratía tu Kongó, kongolésa<br />

Demokratische i Laikí Dimokratía tu Kongó)<br />

Republik Kongo)<br />

Lesotho to Lesóto apó to Lesóto<br />

Liberia i Livería liverianós,<br />

liverianí -<br />

liverianikós<br />

Libyen i Liví (í = Ipsilon und Ita) - lívios, lívia -<br />

AG: he Libíe<br />

livikós<br />

Madagaskar i Madagaskári apó ti M.<br />

Malawi to Maláui apó to Maláui<br />

Mali to Máli apó to Máli<br />

Marokko to Maróko apó to Maróko<br />

404


Mauretanien i Mavritanía (av = au) mavritanós,<br />

AG: he Mauretanía mavritaní<br />

Mauritius o Mavríkios (av = au) apó to M.<br />

Mosambik i Mosamvíki apó ti M.<br />

Namibia i Namíbia (b = mp) apó ti Namibía<br />

Niger o Níjiras apó to Níjiras<br />

Nigeria i Nijería apó ti Nijería<br />

Ruanda i Ruánda (d = t) apó ti Ruánda<br />

Sambia i Sámbia (b = p) apó ti Sámbia<br />

Sansibar i Sansivári apó ti Sansivári<br />

São Tomé e to Sáo Tomé ke apó to S. T. ke P.<br />

Principe Prínssipe<br />

Senegal i Senegáli apó ti Senegáli<br />

Sierra Leone i Siérra Leóne apó ti S. L.<br />

Simbabwe i Simpábue (b = mp) apó ti Simpábue<br />

Somalia i Somalía apó ti Somalía<br />

Somaliland i Somalilándi apó ti S.<br />

Südafrika i Nótia Afrikí, apó ti N. A.,<br />

i Dimokratía tis Nótias apó ti D. tis N. A.<br />

Afrikís<br />

Sudan to Sudán apó to Sudán<br />

Südsudan to Nótio Sudán apó to N. S.<br />

Tansania i Tansanía apó ti Tansanía<br />

Togo to Tógo (g = gk) apó to Tógo<br />

405


Tschad to Tsad (d = nt) apó to Tsad<br />

Tunesien i Tunisía apó ti Tunisía<br />

Uganda i Ugánda apó tin Ugánda<br />

(g = gk, d = t)<br />

Zentralafrika- i Dimokratía tis apó ti D. tis K. A.<br />

nische Republik Kentrikís Afrikís<br />

Frühere Länder, Provinzen und Reiche in Afrika<br />

Abessinien i Avissinía (ss = s) avissinós,<br />

(heute Äthiopien) avissiní -<br />

avissinikós<br />

Betschuanaland i Betsuánalandi (b = mp) apó ti B.<br />

(heute Botswana)<br />

Dahomey to Ntachoméi apó to Ntachoméi<br />

(heute Benin)<br />

Deutsch-Ostafrika i Jermanikí Anatolikí apó ti J. A. A.<br />

(heute Tansania) Afrikí<br />

Deutsch-Südwest- i Jermanikí Nótioditikí apó ti J. N. A.<br />

afrika<br />

Afrikí<br />

(heute Namibia)<br />

Französisch- i Gallikí Ditikí Afrikí apó ti G. D. A.<br />

Westafrika<br />

(heute verschiedene Staaten)<br />

406


Njassaland i Niássalandi apó ti N.<br />

(heute Malawi)<br />

Nord-Rho<strong>des</strong>ien i Vória Ro<strong>des</strong>ía apó ti V. R.<br />

(heute Sambia)<br />

Süd-Rho<strong>des</strong>ien, i Nótia Ro<strong>des</strong>ía, apó ti N. R.,<br />

Rho<strong>des</strong>ien i Ro<strong>des</strong>ía apó ti R.<br />

(heute Simbabwe)<br />

Obervolta i Ano Vólta apó tin A. V.<br />

(heute Burkina Faso)<br />

Osmanisches i Othomaniki othomanós,<br />

Reich Aftokratoría othomanída -<br />

othomanikós<br />

Römisches i Romaikí romanós,<br />

Reich Aftokratoría romanída -<br />

romaikós<br />

Swasiland i Suásilandi apó ti S.<br />

(heute Eswatini)<br />

Zaire to Saír apó to Saír<br />

(heute Demokratische<br />

Republik Kongo)<br />

407


Die bekanntesten Länder, Provinzen und Inseln in Amerika<br />

Amerika i Amerikí amerikanós,<br />

amerikanída -<br />

amerikánikos<br />

Nordamerika i Vória Amerikí vórioamerikanós,<br />

vórioamerikanída -<br />

vórioamerikánikos<br />

Mittelamerika i Kendrikí Amerikí kendrikós amerikanós,<br />

kendrikí amerikanída -<br />

kendrikós amerikánikos<br />

Südamerika i Nótia Amerikí nótioamerikanós,<br />

nótioamerikanída -<br />

nótioamerikánikos<br />

Lateinamerika i Latinikí Amerikí latinikós amerikanós,<br />

latinikí amerikanída -<br />

latinikós amerikánikos<br />

Karibik, i Karaiviki, apó ti Karaivikí,<br />

Karibische Inseln ta Nissiá tis Karaivikís apó ta N. K.<br />

Argentinien i Arjentíni arjentinós, arjentinída -<br />

arjentínikos<br />

Aruba i Arúba (b = mp) apó tin Arúba<br />

408


Bahamas is Bachámes apó tis Bachámes<br />

(b = mp)<br />

Barbados ta Barbántos apó ta Barbántos<br />

(b = 2x mp)<br />

Belize to Belís apó to Belís<br />

(b = mp, s = Sita)<br />

Bermuda, is Vermú<strong>des</strong> apó tis Vermú<strong>des</strong><br />

Bermuda-Inseln<br />

Bolivien i Volivía volivianós, volivianída -<br />

voliviánikos<br />

Brasilien i Vrasilía vrasilianós, vrasilianída -<br />

vrasiliánikos<br />

Chile i Chilí chilianós, chilianída -<br />

chiliánikos<br />

Costa Rica i Kósta Ríka kostarikanós,<br />

kostarikanída -<br />

kostarikánikos<br />

Curação to Kurassáo apó to Kurassáo<br />

(ss = s)<br />

Dominikanische i Dominikaní dominikanós,<br />

Republik Dimokratía dominikanída -<br />

dominikanós<br />

Ecuador o Ekuadór ekuadórios, ekuadória -<br />

ekuadorikós<br />

409


El Salvador to El Salvadór salvadorianós,<br />

salvadorianída -<br />

salvadoriánikos<br />

Falkland- ta Nissiá Fókland apó ta N. F.<br />

Inseln (o = Omega, d = t)<br />

Florida i Flórinta apó ti Flórinta<br />

Galapagos- ta Nissiá Galapánkos apó ta N. G.<br />

Inseln<br />

(g = gk, nk = gk)<br />

Guyana i Guiána guiánas, guianída -<br />

guianikós<br />

Haiti i Aití aitinós, aitiní - aitinós<br />

Honduras i Ondúra onduranós, onduranída -<br />

onduranikós<br />

Jamaica i Tsamáika tsamaikanós,<br />

tsamaikaní -<br />

tsamaikánikos<br />

Kalifornien i Kalifórnia kalifornésos,<br />

kalifornésa -<br />

kalifórnikos<br />

Kanada o Kanadás kanadós, kanadésa -<br />

kanadikós<br />

Kolumbien i Kolomvía kolomvianós,<br />

kolomvianí -<br />

kolomviánikos<br />

410


Kuba i Kúva kuvanós, kuvaní -<br />

kuvanésikos<br />

Malwinen is Malvínes, malvínos, malvinída -<br />

(Falkland-Inseln) ta Nissiá Malvínes malvinikós<br />

Martinique i Martiníka apó ti Martiníka<br />

Mexiko to Mexikó mexikanós,<br />

mexikanída -<br />

mexikánikos<br />

Nicaragua i Nikarágua apó ti Nikarágua<br />

Oster-Inseln ta Nissiá tu Pás’cha apó ta N. tu P.<br />

Panama o Panamás panamaikós,<br />

panamaikída -<br />

panamaikós<br />

Paraguay i Paraguái paraguanós,<br />

paraguanída -<br />

paraguánikos<br />

Patagonien i Patagonía patagónios,<br />

patagónia -<br />

patagonikós<br />

Peru to Perú peruvianós,<br />

peruvianída -<br />

peruviánikos<br />

411


Puerto Rico to Puérto Ríko puertorikanós,<br />

puertorikanída -<br />

puertorikánikos<br />

Surinam to Surinám apó to Surinám -<br />

surinamésikos<br />

Tobago to Tobágo apó to Tobágo -<br />

(b = mp, g = gk) tobágikos<br />

Trinidad to Trinidád apó to Trinidád -<br />

(d = 2x nt) trinidádikos<br />

Uruguay i Uruguái uruguanós,<br />

uruguanída -<br />

uruguánikos<br />

USA i Inoménes amerikanós,<br />

Politíes tis Amerikís vórioamerikanós<br />

Venezuela i Venesuéla apó ti V.<br />

Frühere Länder, Provinzen und Reiche in Amerika<br />

Gross-Kolumbien i Megáli Kolomvía megálos<br />

(heute Kolumbien,<br />

kolomvianós,<br />

Panama, Venezuela und Ecuador<br />

megáli<br />

sowie Teile von Peru und Guyana)<br />

kolomvianí<br />

412


Konföderierte Staaten is Sinomospondiakés omóspondos,<br />

von Amerika Politíes tis Amerikís sinénochos<br />

(1861 - 1865) (i = Ipsilon)<br />

Britisch-Honduras i Vretanikí Ondúra vretanikós<br />

(heute Belize)<br />

onduranós,<br />

vretanikí<br />

onduranída -<br />

vretanikós<br />

onduranikós<br />

Die bekanntesten Länder, Regionen und Inseln in<br />

Australien und Ozeanien<br />

Australien i Afstralía (af = au) afstarlianós,<br />

afstralianída -<br />

afstralikós<br />

Ozeanien i Okeanía okeanianós,<br />

okeanianída -<br />

okeanikós<br />

Fidschi-Inseln ta Nissiá Fítsi apó ta N. F.<br />

Gesellschafts- ta Nissiá tis apó ta N. tis K.<br />

Inseln (mit Tahiti) Kinonías (ino = eino)<br />

413


Guam to Guám (g = gk) apó to Guám<br />

Hawaii i Chavái (mit Ita) apó ti Chavái<br />

Mikronesien i Mikronisía mikronisianós,<br />

mikronisianída -<br />

mikronisianikós<br />

Nauru to Naúru apó to Naúru<br />

Neue Hebriden is Néas Evrí<strong>des</strong> apó tis N. E.<br />

Neukaledonien i Néa Kalidonía apó ti N. K.<br />

Neuseeland i Néa Silandía neosilandós,<br />

neosilandída -<br />

neosialandikós<br />

Salomonen-Inseln ta Nissiá tu apó ta N. tu S.<br />

Salomónta<br />

Samoa i Samóa apó ti Samóa<br />

Sandwich-Inseln ta Nissiá Sántuits apó ta Nissiá<br />

(Hawaii)<br />

Sántuits<br />

Tahiti i Taití taitinós, taitinída -<br />

taitikós<br />

Tasmanien i Tasmanía tasmanianós,<br />

tasmanianída -<br />

tasmanikós<br />

Tonga i Tónga (ng = ngk) apó ti Tónga<br />

Vanuatu to Vanuátu apó to Vanuátu<br />

414


Je nach Region, Ort und Person kann es bei den Adjektiven<br />

verschiedene Betonungen geben:<br />

amerikánikos - amerikanikós<br />

tsamaikánikos - tsamaikanikós<br />

usw.<br />

Um sich hier noch mehr zu vertiefen, braucht es viel Lektüre und<br />

noch viel mehr Zuhören direkt vor Ort.<br />

Wer sich zu unsicher fühlt, kann bei den Bezeichnungen für die<br />

Nationalität und die Sprachen immer auf die Variante «apó to …»<br />

usw. ausweichen, weil diese auf jeden Fall immer richtig ist.<br />

Deshalb habe auch ich dort, wo ich keine eindeutig korrekte<br />

Übersetzung gefunden habe, diesen Weg eingeschlagen.<br />

Ein paar Faustregeln sind deutlich zu erkennen: Was im<br />

Deutschen bei fast allen männlichen Nationalitätsbezeichnungen<br />

die Endungen «-er» oder «-e» (Deutscher, Engländer, Russe<br />

usw.), bei fast allen weiblichen die Endungen «-e» oder «-in»<br />

(Deutsche, Engländerin, Russin usw.) und bei den Adverbien die<br />

Endungen «-sch» oder «-isch» sind (deutsch, englisch, russisch<br />

usw.), sind im <strong>Neugriechischen</strong> wie oben schon erwähnt diese:<br />

-os (jermanós, anglós, rossós usw.)<br />

-ida (jermanída, anglída, rossída usw.)<br />

-ikó (jermanikó, anglikó, rossikó usw.)<br />

Bei den Sprachen steht die sächliche Variante immer in der<br />

Mehrzahl:<br />

415


jermaniká, angliká, rossiká uw.<br />

In dieser Beziehung unterscheiden sich die beiden griechischen<br />

Sprachen deutlich voneinander:<br />

DE: Ich spreche Deutsch, Englisch und Griechisch.<br />

NG: Miló jermaniká, angliká ke eliniká.<br />

AG: Miláo ten germanikén kai (ten) anglikén kai (ten) hellenikén<br />

glôttan (Klassische Sprache)/glôssan (Koiné).<br />

Im Gegensatz zu heute war es im Altertum üblich, bei einer<br />

Aufzählung anstelle eines Kommas immer ein «und»<br />

dazwischenzuschieben.<br />

Im klassischen Schriftlatein und im Vulgärlatein, von dem sich<br />

die heutigen romanischen Sprachen entwickelt haben, lautet der<br />

obige Satz so:<br />

KL: Loquor germanicâ et anglicâ et graecâ linguâ. *<br />

VL: Parabolo germanicam et anglicam et graecam linguam.<br />

* Das ^ steht für den Ablativ, der im Latein im Gegensatz zum<br />

Nominativ immer mit einem langen Vokal ausgesprochen, aber<br />

nie geschrieben wurde. Anstelle von «glóssan» und «linguam»<br />

konnten sowohl im Griechischen als auch im Latein auch<br />

«glóssas» und «linguas» verwendet werden, also die Mehrzahl<br />

<strong>des</strong> Akkusativs.<br />

Während die weiblichen Ländernamen und Adjektive, die den<br />

grössten Teil stellen, leicht zu bilden sind, gibt es bei den<br />

männlichen und sächlichen einen kleinen Trick: Da fast alle von<br />

416


ihnen wie etwa Afghanistan oder Tadschikistan die gleichen<br />

Endungen von den ursprünglichen Namen übernommen haben -<br />

bei diesen beiden also «-an» -, können diese im <strong>Neugriechischen</strong><br />

übernommen werden, und dementsprechend werden die<br />

restlichen Wörter gebildet:<br />

o Kanadás - kanadós, kanadí - kanadikós, kanadikí, kanadikó<br />

to Afgánistan - afganós, afganí - afganikós, afganiki, afganikó<br />

to Tadsíkistan - tadsikós, tadsikí, tadsikó<br />

Die Nationalität und die Adjektive sind beim letzten identisch, weil<br />

sonst zwei «ki» hintereinander vorkommen würden.<br />

Wer sich bei der Anwendung der Nationalitätsbezeichnungen<br />

und Adjektive nicht sicher genug fühlt, kann sich auf die Namen<br />

der Länder, Regionen und Inseln beschränken, indem einfach<br />

nur «ich komme von …» oder «wir kommen von …» oder «ich<br />

rede die Sprache von …» gesagt wird. Gerade aus diesem<br />

Grund habe ich all diese vollzählig aufgeführt.<br />

Noch ein paar praktische Beispielsätze aus dem Alltagsleben:<br />

Woher kommst du?<br />

Woher kommen Sie?<br />

Apó pu érchese?<br />

Apó pu érchete?<br />

Ich komme aus Griechenland/Deutschland/England.<br />

Erchome apó tin Eláda/apó ti Jermanía/apó tin Anglía.<br />

Und wir kommen aus Österreich und aus der Schweiz.<br />

K’emís erchómaste apó tin Afstría ke apó tin Elvetía.<br />

417


Auch hier zählt diese Regel: «tin» vor einem Vokal,<br />

«ti» vor einem Konsonanten.<br />

Der Buchstabe «j» gilt im <strong>Neugriechischen</strong> als ein Konsonant,<br />

weil er oft mit einem «g» geschrieben wird, doch er wird auch in<br />

vielen anderen Sprachen aus anderen Gründen zu den<br />

Konsonanten gezählt.<br />

In der Katharévussa kommt wie oben erwähnt auch noch der<br />

Genitiv vor:<br />

apó tis Eládas/Eládos, apó tis Jermanías, apó tis Anglías,<br />

apó tis Avstrías, apó tis Elvetías<br />

Wohin gehst du?<br />

Pu pijénis?<br />

Wohin gehen Sie?<br />

Pu pijénete?<br />

Ich gehe nach Griechenland/nach Athen.<br />

Pijéno ja tin Eláda/ja tin Athína.<br />

Wie viele Sprachen sprichst du/sprechen Sie?<br />

Póses glósses milás/miláte?<br />

Zehn. - Fantastisch! Und welche?<br />

Déka. - Fantastikó! Ke piés? (i = oi)<br />

Ich spreche Deutsch, Englisch, Niederländisch, Französisch,<br />

Italienisch, Sardisch, Katalanisch, Spanisch und Portugiesisch<br />

… und natürlich auch Griechisch.<br />

418


Miló jermaniká, angliká, olandiká, galliká, italiká, sardiká,<br />

katalaniká, ispaniká ke portogaliká … ke fisiká eliniká.<br />

Während im Altgriechischen «érchomai» sowohl «ich komme»<br />

als auch «ich gehe» bedeutete, wobei die verschiedenen Kasus<br />

auch dort verschiedene Aussagen ausdrückten (woher = Genitiv,<br />

wohin = Akkusativ), gibt es heute eine klare Trennung. Um<br />

allfällige Missverständnisse trotz der Anwendung der<br />

verschiedenen Kasus zu vermeiden, war es in der antiken<br />

Sprache möglich, für «gehen» auch die Verben «iénai» sowie<br />

«badísein» und «baínein» zu verwenden, die vor allem im<br />

Präsens zwar viel einfacher zu konjugieren waren, aber nicht so<br />

häufig vorkamen wie das erstgenannte Verb, das viel<br />

komplizierter war - siehe in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen».<br />

Um das ohnehin reich befrachtete Schiff nicht zu überladen,<br />

verzichte ich auf das Aufführen von Städten, Flüssen und<br />

Bergen. Wer mehr darüber wissen will, kann wie oben erwähnt<br />

im Google unter «Armenian Lexilogos» oder «UKrainian<br />

Lexilogos» nachschauen.<br />

Wenigstens führe ich am Schluss noch eine kleine Liste der<br />

Ozeane und der aus europäischer Sicht bekanntesten Meere<br />

und Seen auf:<br />

Atlantik<br />

Atlantischer Ozean<br />

Nordatlantik<br />

Südatlantik<br />

Indischer Ozean<br />

Pazifik<br />

o Atlantikós<br />

o Atlantikós Okeanós (mit Omega)<br />

o Vórios Atlantikós (Okeanós)<br />

o Nótios Atlantikós (Okeanós)<br />

o Indikós Okeanós<br />

o Irinikós<br />

419


Pazifischer Ozean<br />

Stiller Ozean<br />

Nordpazifik<br />

Südpazifik<br />

Südsee<br />

o Irinikós Okeanós<br />

o Siopilós Okeanós<br />

o Vórios Irinikós (Okeanós)<br />

o Nótios Irinikós (Okeanós)<br />

i Nótia Thálassa<br />

Mittelmeer<br />

Adria,<br />

Adriatisches Meer<br />

Ionisches Meer<br />

Tyrrhenisches Meer<br />

Ägäisches Meer<br />

Rotes Meer<br />

Marmarameer<br />

Asowsches Meer<br />

Schwarzes Meer<br />

Kaspisches Meer<br />

Nordsee<br />

Ostsee<br />

Bodensee<br />

Genfersee<br />

Vierwaldstättersee<br />

i Mesójos Thálassa (jo = geio)<br />

i Adriatikí Thálassa<br />

to Iónio Pélagos<br />

to Tirrinikó Pélagos<br />

(mit Ipsilon und Ita)<br />

to Ejéo Pélagos (je = gai)<br />

i Erithrá Thálassa (mit Ipsilon),<br />

i Kókkini Thálassa<br />

i Thálassa tu Marmará<br />

i Thálassa tu Asóf, i Asofikí Thálassa<br />

i Máfri Thálassa (af = au)<br />

i Kaspía Thálassa<br />

i Vória Thálassa<br />

i Valtikí Thálassa<br />

i Límni tis Konstantías (mit Omega)<br />

i Límni tis Jenévis (evi = eu + Ita)<br />

i Límni tis Lukérnis<br />

420


Zürichsee<br />

Plattensee<br />

Ladogasee<br />

Onegasee<br />

i Límni tis Siríchis (mit Ipsilon)<br />

i Límni Bálaton (b = mp)<br />

i Límni Lándonka (nk = gk)<br />

i Límni Onega<br />

Auch im <strong>Neugriechischen</strong> werden für die oben zuerst genannten<br />

drei Seen also die internationalen Ausdrücke verwendet, die im<br />

Englischen und in den romanischen Sprachen üblich sind und<br />

sich auf die drei grössten Städte Konstanz, Genf und Luzern<br />

beziehen. Die einzige Ausnahme ist im Französischen der<br />

Genfersee, der dort eigentlich «Lac Léman» heisst. Das musste<br />

ich mir einmal besonders dann sagen lassen, als ich mit einer<br />

Gruppe von Franzosen zusammen war und diese es nicht gern<br />

hörten, dass ich ständig «Lac de Genève» sagte.<br />

Achtung: der See<br />

die See,<br />

das Meer<br />

i límni<br />

i thálassa<br />

Am Schluss dieses umfangreichen Kapitels kommen noch vier<br />

«Zückerchen» von Begriffen, die schon seit Jahrhunderten<br />

verwendet werden:<br />

Naher Osten<br />

i Engís Anatolí (i = Ipsilon, ng = gg)<br />

Mittlerer Osten i Méssi Anatolí (ss = s)<br />

Ferner Osten<br />

i Apo Anatolí<br />

Wilder Westen i Agria Dísi (Dísi: i = Ipsilon, ss = s)<br />

421


Rund um die Liebe<br />

Bevor ich gegen das Ende dieses Buches noch auf die<br />

entscheidenden Unterschiede zwischen den beiden<br />

griechischen Sprachen eingehe, kommt noch ein besonderer<br />

Leckerbissen, der ebenfalls damit zu tun hat.<br />

Wie bei allen anderen Völkern der Weltgeschichte war und ist die<br />

Liebe auch bei den Griechen ein unerschöpfliches Thema, aber<br />

das Griechische unterscheidet sich gerade in diesem Bereich<br />

von fast allen anderen Sprachen dadurch, dass es für die Liebe<br />

nicht weniger als drei verschiedene Wörter gibt, und es sind<br />

immer noch fast die gleichen wie im Altgriechischen. Das gilt<br />

sowohl für die Substantive als auch für die Verben, mit denen die<br />

Liebesvorgänge beschrieben werden. Mit der Verschiedenheit<br />

der Verben meine ich nicht die reine Anzahl - im Sanskrit und in<br />

vielen modernen indischen Sprachen gibt es ebenfalls mehrere<br />

Wörter für "lieben", zum Teil sogar noch mehr als drei -, sondern<br />

die verschiedenen Denkarten. In dieser Beziehung steht das<br />

Griechische wirklich einzigartig da.<br />

1. i agápi, Altgriechisch he agápe:<br />

Die göttliche Liebe, aber auch eine als feiner empfundene Liebe<br />

zwischen Menschen selber, ja, auch eine Liebe, die jemand für<br />

ein Tier empfindet, vor allem in der klassischen Zeit, als zum<br />

Beispiel die Eulen, die Lieblingstiere der Göttin Pallas Athene,<br />

von dieser Liebe profitierten. Wenn schon eine Göttin die Eulen<br />

derart liebte, dass sie für diese eine "agápe" empfand, durften<br />

das die sterblichen Menschen sicher auch tun.<br />

Ein paar Beispiele:<br />

Egó agapáo se.<br />

Du weisst, dass ich dich liebe.<br />

422


NG: Egó agapó se.<br />

AG: Egó agapáo se.<br />

Egó se agapáo.<br />

Xéros óti s’agapó.<br />

Su oîdas hóti agapáo se.<br />

Su oîdas hóti se agapáo.<br />

Das bekannteste Beispiel dafür, wie die göttliche Agape gemeint<br />

ist, steht im weltbekannten Vers 16 <strong>des</strong> dritten Kapitels im<br />

Johannes-Evangelium, der für viele das eigentliche Herzstück<br />

der ganzen Bibel ist:<br />

Hútos gar egápesen ho Theós ton kósmon ...<br />

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt ...<br />

Die Verbformen lauten so:<br />

agapân (Infinitiv), agapáo (1. P. Präsens), agapáso (1. P. Futur)<br />

egápesa (1. P. Aorist), egápeka (1. P. Perfekt)<br />

2. i filía, Altgriechisch he filía:<br />

Einerseits bedeutet dieses Wort Freundschaft - im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> sogar nur noch das -, aber eben auch Liebe.<br />

Ich liebe dich.<br />

Egó filéo se - egó se filéo. (A + K)<br />

Egó filô se - egó se filô.<br />

(K)<br />

In der Koine wurden beide Wörter benützt, aber "filô" - noch mit<br />

einem langen «o» - viel mehr, so auch im Neuen Testament.<br />

Auch das war ein Übergang zum <strong>Neugriechischen</strong>, wo genau<br />

dieses Wort das antike "filéo" ersetzt hat: Egó se filó).<br />

423


Du weisst, dass ich dich liebe.<br />

Su oîdas hóti filéo/filô se - su oîdas hóti se filéo/filô.<br />

Die Verbformen lauten so:<br />

fileîn (Infinitiv), filéo/filô (1. P. Präsens), filéso (1. P. Futur),<br />

efílesa (1. P. Aorist), pefíleka (1. P. Perfekt)<br />

Dass zwischen "agapân" und "fileîn" oft auch vermischt wurde<br />

und die Grenzen nicht so eng gezogen waren, zeigt die bekannte<br />

Geschichte im 21. Kapitel <strong>des</strong> Johannes-Evangeliums, als Jesus<br />

nach seiner Auferstehung wieder mit den Jüngern zusammen ist<br />

und Petrus, der ihn vor seiner Verurteilung aus Angst dreimal<br />

verleugnet hat, gleich dreimal fragt, ob er ihn liebe.<br />

Die beiden ersten Male fragt Jesus: Agapâs me?<br />

Beim dritten Mal fragt er jedoch: Fileîs me?<br />

Auf die beiden ersten Fragen antwortet Petrus so:<br />

Su oîdas hóti filô se. - Du weisst, dass ich dich liebe.<br />

Beim dritten Mal antwortet er jedoch: Su ginóskeis hóti filô se.<br />

Das Neugriechische zeigt uns, dass die antike Denkweise auch<br />

im Bereich der Liebe weitgehend immer noch die gleiche ist,<br />

auch wenn «filía» heute mehr Freundschaft als Liebe bedeutet:<br />

Ich liebe dich.<br />

Egó s'agapó - egó se filó.<br />

Du weisst, dass ich dich liebe.<br />

Xéris óti s’agapó - xéris óti se filó.<br />

424


Noch etwas zu "fileîn": In den Altgriechisch-Wörterbüchern heisst<br />

dieses Wort nicht nur "lieben", sondern auch "küssen", was noch<br />

mehr auf das Neugriechische zutrifft, aber es gibt noch ein Wort,<br />

das diesen Vorgang genauer beschreibt, und zwar "katafileîn",<br />

so auch im Neuen Testament in der Szene, als Judas seinen<br />

Meister Jesus verrät.<br />

3. o éros, Altgriechisch ho éros (Gen. érotos):<br />

Das ist ausschliesslich die sexuelle Liebe, die aber bei den<br />

antiken Griechen eher eine noch grössere Bedeutung hatte als<br />

in der heutigen Zeit, nicht nur weil es nach ihrer Mythologie<br />

möglich war, von einem Gott oder einer Göttin beglückt zu<br />

werden, sondern auch sprachlich. Im Gegensatz zu "agapân"<br />

und "fileîn" war es bei "erân" möglich, sich auch mit einem<br />

eigenen Wort aus der Dichtersprache auszudrücken.<br />

Ich liebe dich (neutral).<br />

AG: Egó eráo se.<br />

Egó s’eráo.<br />

NG: Egó s’eró.<br />

Ich liebe dich (dichterisch).<br />

Egó éramai se.<br />

Egó s’éramai.<br />

Allerdings ist "éramai" mehr eine Medium-Perfektform, wie es<br />

auch die neugriechischen Verben sind, in denen die erste Person<br />

Einzahl im Präsens wie oben gesehen auf «-me» endet, aber wie<br />

schon erwähnt kann ein Perfekt auch dann verwendet werden,<br />

wenn eine Handlung in der näheren Vergangenheit begonnen<br />

hat und immer noch andauert.<br />

Die Verbformen lauten so:<br />

erân (Infinitiv), eráo/éramai (1. P. Präsens), erasthésomai<br />

1. P. Futur), erásthen (1. P. Aorist)<br />

425


Im <strong>Neugriechischen</strong> lauten die Konjugationen so:<br />

Präsens: eró, erás, erá/erái, eráme, eráte, erún/erán(e)<br />

Gerundium: erotisóntas<br />

Imperfekt: erotúsa, erotúses, erotúse, erotúsame, erotúsate,<br />

erotúsan<br />

Aorist: erótisa, erótises, erótise, erotísame, erotísate, erótisan<br />

Nebenform: erotíso, erotísis, erotísi, erotisúme, erotisíte,<br />

erotísun<br />

Im Präsens war nur der Gebrauch von "érao" zu empfehlen,<br />

wenn jemand einem anderen solche Worte zuflüstern wollte, weil<br />

"éramai" um einiges komplizierter war und streng<br />

grammatikalisch im Präsens und zudem im Imperfekt eigentlich<br />

nicht verwendet werden durfte. Doch "erásthen" war möglich,<br />

weil es formal zwar ein Imperfekt war, aber zur oben<br />

vorgestellten zweiten Aorist-Gruppe gehörte. Dafür war die<br />

Futurform umso wichtiger, die auch in einem so schönen Satz<br />

wie diesem gesagt werden konnte:<br />

Ich werde dich immer lieben.<br />

Erasthésomai se pántote - s’erasthésomai pántote.<br />

NG: Egó tha s’eró pántote (auch «pánta » möglich).<br />

Allerdings ist im <strong>Neugriechischen</strong> die Variante mit «tha s’agapó»<br />

mehr zu empfehlen, weil die erotische Liebe im Denken<br />

inbegriffen ist.<br />

Wer dieses Wort «erasthésomai» und zusätzlich "agapáso" oder<br />

"filéso" mitverwendete, also die Futurform der beiden anderen<br />

Verben für "lieben", konnte sicher sein, dass die angesprochene<br />

426


Person mit diesem doppelten Liebesversprechen auch doppelt<br />

beglückt wurde, aber am besten wirkten natürlich alle drei Wörter<br />

zusammen.<br />

Auch hier sind ein paar Sätze aus dem Alltag von der Antike auf<br />

die heutige Zeit übertragen möglich:<br />

Wirst du mich immer lieben, Schatz?<br />

Agapíseis me pántote, erómene (m.)/eroméne (f.)?<br />

M’agapíseis pántote, erómene/eroméne?<br />

Filéseis me pántote, erómene/eroméne?<br />

Me filéseis pántote, erómene/eroméne?<br />

NG: Tha m’agapás pántote, agapitó? (agapitó = Liebling,<br />

m. + f.)<br />

Achtung: «Erómene" ist der Vokativ <strong>des</strong> männlichen "erómenos"<br />

und endet auf einem Epsilon, während die weibliche Variante<br />

«eroméne» auf einem Eta bzw. Ita endet und zudem anders<br />

betont wird.<br />

Ja, ich liebe dich nicht nur, sondern werde dich immer<br />

(körperlich) lieben.<br />

AG: Nai, egó ú mónon agapáo/filéo se, allá kai erasthésomai se<br />

pántote.<br />

Nai, egó ú mónon s’agapáo/se filéo, allá kai s’erasthésomai<br />

pántote.<br />

NG: Nää, egó den móno s’agapó, allá ke tha s’eró pántote.<br />

Nää, egó den móno s’agapó, allá epísis tha s’eró pántote.<br />

427


Willst du mit mir schlafen?<br />

AG: Búlei katheúdein syn moi?<br />

Théleis katheúdein syn moi?<br />

NG: Thélis na kimithís se ména?<br />

Ja, Liebling, schliesslich bist du der meine in Ewigkeit.<br />

AG: Nai, erómene, télos su eî ho emós eís ton aiôna (sagt die<br />

Frau zum Mann).<br />

NG: Nää, agapitó, teliká íse o díkos mu stin eniótita.<br />

Ja, Liebling, schliesslich bist du die meine in Ewigkeit.<br />

AG: Nai, eroméne, télos su eî he emé eís ton aiôna (sagt der<br />

Mann zur Frau).<br />

NG: Nää, agapitó, teliká íse i díki mu stin eniótita.<br />

Anstelle von «teliká» und «stin eniótita» können auch «en téli» -<br />

mit Epsilon und Jota geschrieben - und «ja tin eniótita»<br />

verwendet werden.<br />

Ich liebe dich so sehr, dass ich dich nicht nur immer umarmen<br />

und küssen, sondern auch in deinen Armen sterben will.<br />

AG: Agapáo se hútos, hóti ú mónon búlomai/thélo peribállein<br />

kai katafileîn se pántote, allá kai apothnéskein en tois<br />

brachíois su.<br />

NG: S’agapó dióti óti den móno thélo na s’angaliáso ke se filíso<br />

pántote, allá ke na petháno stus vrachíonus su.<br />

428


Wem sagst du das? Ich will das Gleiche, jetzt und immer.<br />

AG: Tíni légeis tûto? Thélo to homoîon, nyyn kai pántote.<br />

NG: Se pió les aftó? Thélo to ómio, tóra ke pántote.<br />

Se pió les aftó? Thélo to íso, tóra ke pántote.<br />

Auch die antiken Griechen konnten also einander feurige<br />

Liebesworte sagen, das Gleiche wäre mit genau dieser Sprache<br />

auch heute noch möglich. Es kommt nur auf einen Versuch an -<br />

und ihr würdet noch staunen, was alles möglich ist, auch wenn<br />

die einen oder anderen beim ersten Hören noch ein wenig schief<br />

schauen würden.<br />

Unterschiede zwischen Neu- und Altgriechisch<br />

Gegen den Schluss dieses Buches ist es sicher interessant, die<br />

wichtigsten Unterschiede zwischen diesen beiden Sprachen<br />

oder genauer zwischen der antiken Muttersprache und ihrer<br />

modernen Tochter aufzuführen.<br />

1. Die Phonetik ist heute völlig anders:<br />

a) Es gibt keine Tonhöhen mehr.<br />

b) Es gibt keine langen Vokale mehr.<br />

c) Es gibt keine Doppelvokale mehr.<br />

d) Es gibt keine Hauchlaute mehr.<br />

429


Aus „ai“ wurde „ä“.<br />

Aus „au“ wurde „af“.<br />

Aus „ei“, „oi“ und „yi“ wurde „i“.<br />

Aus „eu“ wurde „ef“.<br />

Auch bei einem Teil der Vokale und Konsonanten gab es eine<br />

Lautverschiebung:<br />

Aus „u“ und „y“ wurde „i“.<br />

Aus „b“ wurde „w“ (wie beim englischen „veil“).<br />

Aus „ge“, „gi“ und „gy“ wurden „je“ und „ji“ (z.B. gynaíka -<br />

jinéka).<br />

Aus «th» wurde ein Laut, der dem im englischen «think»<br />

entspricht.<br />

Auch die Benennung der Buchstaben hat sich verändert. So ist<br />

zum Beispiel aus dem Beta ein Wita und aus dem Eta ein Ita<br />

geworden, aber sonst ist das Schreiben der Wörter fast überall<br />

gleichgeblieben.<br />

Zudem noch dies: Der Vokal "e", der in der Umschreibung für das<br />

Neugriechische verwendet wird - zum Beispiel "íne" für "er ist" -,<br />

wird in Wirklichkeit wie ganz oben erwähnt mehr als "ä" denn als<br />

"e" ausgesprochen, also in etwa so wie schon in der Koiné und<br />

teilweise sogar in der klassischen Sprache.<br />

Das „h“ ist genauso wie der Spiritus asper vollständig<br />

verschwunden.<br />

Durch das Verschwinden der langen Vokale klingt das<br />

Neugriechische viel einseitiger und eintöniger als das<br />

Altgriechische, doch andererseits muss nicht mehr genau darauf<br />

430


geachtet werden, ob eine Silbe lang oder kurz ausgesprochen<br />

werden muss. Schon in der Koiné wurde nicht mehr so streng<br />

darauf geachtet wie in der klassischen Sprache.<br />

2. Während bei den antiken Griechen viel Wert daraufgelegt<br />

wurde, möglichst je<strong>des</strong> Wort genau zu betonen, was ebenfalls<br />

zur viel gerühmten Eleganz bei den politischen Reden beitrug,<br />

neigt man im <strong>Neugriechischen</strong> dazu, so viele Silben wie möglich<br />

zu verschlucken. Das macht es selbst für solche, die diese<br />

Sprache gut gelernt haben, manchmal schwer, die heutigen<br />

Griechen zu verstehen.<br />

DE: Was ist das?<br />

AG: Ti estí tûto?<br />

NG: Tinaftó? (statt «ti íne aftó»)<br />

DE: Wo bist du?<br />

AG: Pû su eî? Pû eî su?<br />

NG: Pusä? (statt „pu isä“)<br />

DE: Das gefällt mir nicht.<br />

AG: Tûto ú moi aréskei.<br />

NG: Aftó dämarési.<br />

DE: Sechzehn<br />

AG: Hekaídeka<br />

NG: Dekáxi (statt „dekaéxi“)<br />

431


Zu diesem Verschlucken gehört auch, dass so viele Wörter wie<br />

möglich in der Aussprache direkt verbunden werden:<br />

Das gefällt mir nicht.<br />

Aftó den mu arési (geschrieben).<br />

Aftó dämarési (gesprochen).<br />

Ich sehe die Stadt.<br />

Blépo ten pólin (AG).<br />

Vlépo tin póli (NG, geschrieben).<br />

Vlépo dimbóli (NG, gesprochen).<br />

In der Stadt.<br />

En tê pólei (AG).<br />

Stin póli (NG, geschrieben).<br />

Stimbóli (NG, gesprochen).<br />

3. Im Altgriechischen gab es noch einen Dual, der immer für eine<br />

Zweizahl verwendet wurde, also für zwei Augen oder für zwei<br />

Hände, doch er kam auch im Sinn von «beide» zum Zug, wenn<br />

nicht von einer echten Zweizahl die Rede war. Dieser kam jedoch<br />

schon in der Blütezeit der griechischen Kultur - etwa von 500 bis<br />

300 vor Christus, als fast alle bekannten Schriftsteller von<br />

Sokrates bis Platon lebten - mündlich praktisch nicht mehr vor.<br />

Deshalb liegt es nahe, dass er auch in der Koiné, dem stark<br />

vereinfachten klassischen Altgriechischen, fast nicht mehr gehört<br />

wurde und auch im Neuen Testament kein einziges Mal<br />

vorkommt.<br />

Der Dual sah so aus:<br />

die beiden Augen<br />

AG: to ofthalmó<br />

(Nom. Sg. ho ofthalmós)<br />

432<br />

die beiden Hände<br />

to cheíre<br />

(Nom. Sg. to cheír)


NG: ta dío mátia<br />

(das Auge = to máti)<br />

ta dío chéria<br />

(die Hand = to chéri)<br />

die beiden Brüder<br />

AG: to adelfó<br />

(Nom. Sg. ho adelfós)<br />

NG: i dío aderfí<br />

(der Bruder = o aderfós)<br />

die beiden Häuser<br />

to oikía<br />

(Nom. Sg. to oîkos)<br />

ta dío spítia<br />

(das Haus = to spíti)<br />

die beiden Kinder<br />

AG: to paíde (Nom. Sg. to paidíon, Nom. Pl. ta paidía)<br />

NG: ta dío pediá<br />

Das «o» bei «to» wurde immer mit einem Omega geschrieben.<br />

Zudem gab es den Dual nicht nur bei den Substantiven, sondern<br />

auch bei den Adjektiven, doch er hatte nur zwei Kasusformen:<br />

Die eine fasste den Nominativ, Akkusativ und Vokativ<br />

zusammen, während der Genitiv mit dem Dativ identisch war.<br />

Der Dual sah mit einem Adjektiv so aus:<br />

die beiden grossen Augen<br />

AG: to megálo ofthalmó<br />

NG: ta dío megála mátia<br />

die beiden grossen Hände<br />

to megálo cheíre<br />

ta dío megála chéria<br />

Ich sehe die beiden grossen Brüder.<br />

AG: Blépo to megálo adelfó.<br />

NG: Vlépo tus megálus aderfús. 433


die Kinder der beiden grossen Brüder<br />

AG: to cheíre toin megáloin adelfóin<br />

NG: ta chéria ton dío aderfón<br />

Ich gebe das den beiden grossen Brüdern.<br />

AG: Dídomi autó toin megáloin adelfóin.<br />

NG: Díno aftó stus dío megálus aderfús.<br />

Sogar bei den Verben kam der Dual vor, aber äusserst<br />

beschränkt und nur in der zweiten und dritten Person, während<br />

die erste Person mit der «normalen» ersten Person identisch<br />

war:<br />

wir (beide) erziehen = paideúomen<br />

ihr (beide) erzieht<br />

= paideúeton<br />

sie (beide) erziehen = paideúeton<br />

Hier sind die zweite und dritte Person identisch, doch das trifft<br />

nicht überall zu. So heisst es im Optativ:<br />

mögen wir (zwei) gut erziehen! = peideúoimen kalós mit Omega)<br />

möget ihr (zwei) gut erziehen! = paideúoiton! («ton» mit Omikron)<br />

mögen sie (zwei) gut erziehen! = paudeuoíten! («ten» mit Eta<br />

bzw. Ita)<br />

Der Dual kommt zwar im <strong>Neugriechischen</strong> nicht mehr vor, aber<br />

noch heute in vier anderen europäischen Sprachen: Im<br />

Samischen bzw. Lappischen, wie es früher genannt wurde, im<br />

434


Ober- und Niedersorbischen, die in den deutschen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern Brandenburg und Sachsen gesprochen und<br />

heute von der Sprachwissenschaft als die beiden sorbischen<br />

Sprachen bezeichnet werden, und im Slowenischen. Auch in den<br />

semitischen Sprachen und im Sanskrit, das zusammen mit allen<br />

anderen indogermanischen bzw. indoeuropäischen Sprachen<br />

von der gleichen Ursprache abstammen soll - allerdings gibt es<br />

dafür noch bis heute keinen einzigen deutlichen Beweis -, ist der<br />

Dual eines der Markenzeichen.<br />

4. Während es im <strong>Neugriechischen</strong> wie oben gesehen einen<br />

unbestimmten Artikel gibt, der genauso wie in den romanischen<br />

und germanischen Sprachen mit Ausnahme <strong>des</strong> Isländischen<br />

immer verwendet werden muss, kam dieser im Altgriechischen<br />

nur bei einer Betonung zum Zug:<br />

ein Freund fílos ein Freund énas fílos<br />

eine Kirche ekklesía eine Kirche mía ekklesía<br />

ein Baum déndron ein Baum éna déndron<br />

Bemerkenswert ist die Lautverschiebung von «mía» zu «miá».<br />

5. Im Altgriechischen gab es für alle drei Geschlechter sowohl<br />

bei den Substantiven als auch bei den Adjektiven je sechs<br />

Kasus, wobei der Vokativ genauso wie heute nur bei den<br />

männlichen Wörtern vorkam; zudem unterschieden sich der<br />

Dativ und der Lokativ nur dadurch, dass vor dem letzteren die<br />

Partikel «en» stand. Im <strong>Neugriechischen</strong> sind diese beiden<br />

Kasus miteinander verschmolzen, wie wir oben gesehen haben.<br />

Ein kleiner Vergleich zeigt diese Unterschiede deutlich:<br />

435


Deutsch: Neugriechisch: Altgriechisch:<br />

Nom. der Freund o fílos ho fílos<br />

Gen. <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong> tu fílu tû fílu<br />

Dat. dem Freund sto fílo tô fílô<br />

Akk. den Freund to fílo ton fílon<br />

Lok. im Freund sto fílo en tô fílô<br />

Vok. mein Freund! fíle mu! fíle mu!<br />

Nom. die Freunde i fíli hoi fíloi<br />

Gen. den Freunden ton filón tôn filôn<br />

Dat. den Freunden stus fílus tois fílois<br />

Akk. die Freunde tus fílus tus fílus<br />

Lok. in den F. stus fílus en tois fílois<br />

Vok. Freunde! fíli! fíloi!<br />

Nom. die Kirche i ekklisía he ekklesía<br />

Gen. der Kirche tis ekklisías tês ekklesías<br />

Dat. der Kirche stin ekklisía tê ekklesíâ<br />

Akk. die Kirche tin ekklisía ten ekklesían<br />

Lok. in der Kirche stin ekklisía en tê ekklesíâ<br />

Nom. die Kirchen i ekklisíes hai ekklesíai<br />

Gen. der Kirchen ton ekklisión tôn ekklesiôn<br />

Dat. den Kirchen stis ekklisíes tais ekklesíais<br />

436


Akk. die Kirchen tis ekklisíes tas ekklesías<br />

Lok. in den Kirchen stis ekklisíes en tais ekklesíais<br />

Nom. der Baum to déndro ton déndron<br />

Gen. <strong>des</strong> Baumes tu déndru tû déndru<br />

Dat. dem Baum sto déndro tô déndrô<br />

Akk. den Baum to déndro to déndron<br />

Lok. im Baum sto déndro en tô déndrô<br />

Nom. die Bäume ta déndra ta déndra<br />

Gen. der Bäume ton déndron tôn déndrôn<br />

Dat. den Bäumen sta déndra tois déndrois<br />

Akk. die Bäume ta déndra ta déndra<br />

Lok. in den Bäumen sta déndra<br />

en tois déndrois<br />

Das «Dächlein» bei den bestimmten Artikeln im Altgriechischen<br />

(tô, tôn, tê, tês, tû) steht in diesem Buch für einen langen Vokal.<br />

Wie wir sehen, hat sich auch bei den bestimmten Artikeln eine<br />

Vereinfachung entwickelt, und das gilt auch für die<br />

Eigenschaftswörter. Da diese sich genauso wie im<br />

Altgriechischen nach den Hauptwörtern richten, kann ich hier auf<br />

eine nähere Vorstellung verzichten.<br />

6. Im Gegensatz zum <strong>Neugriechischen</strong> wurde die Steigerung der<br />

Eigenschaftswörter nicht mit „pió“ (mehr), „o pió“ und „pará polí“<br />

umschrieben, sondern nur mit der Variante, die heute viel<br />

seltener vorkommt:<br />

437


DE: neu (m.) der neuere der neuste<br />

AG: néos ho neóteros ho neótatos<br />

NG: kenúrios o pió kenúsios o pará polí kenúrios<br />

DE: neu (f.) die neuere die neuste<br />

AG: néa he neótera he neótata<br />

NG: kenúria i pió kenúria i pará polí kenúria<br />

DE: neu (s.) das neuere das neuste<br />

AG: néo to neótero to neótato<br />

NG: kenúrio to pió kenúrio to pará polí kenúrio<br />

7. Während das Neugriechische bei den Präpositionen<br />

abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, die aber fast nur in<br />

der Katharévussa auftauchen, mit dem Akkusativ auskommt,<br />

wurden im Altgriechischen noch alle Fälle verwendet:<br />

DE: in Griechenland<br />

NG: stin Eláda<br />

AG: en tê Helládi<br />

in der Stadt<br />

stin póli («stimbóli»)<br />

en tê pólei<br />

DE: aus Griechenland<br />

NG: apó tin Eláda<br />

AG: apó tês Helládos<br />

aus der Stadt<br />

apó ti póli (Kath. tis pólis)<br />

apó tês póleos<br />

DE: nach Griechenland<br />

in die Stadt (hinein)<br />

438


NG: stin Eláda<br />

AG: eís ten Helláda<br />

stin póli<br />

eís ten pólin<br />

DE: mit Griechenland<br />

NG: me tin Eláda<br />

AG: metá tês Helládos<br />

syn tê Helládi<br />

mit der Stadt<br />

me ti póli<br />

metá tês póleos (mit Genitiv)<br />

syn tê pólei (mit Dativ)<br />

8. Die vielen verschiedenen Relativpronomina im Altgriechischen<br />

sind verschwunden. Ihre Funktion wird im <strong>Neugriechischen</strong> vom<br />

Wort „pu“ übernommen, das ein Universalwort geworden ist und<br />

noch für manches andere verwendet werden kann. So bedeutet<br />

es neben „wo“ auch noch „wohin“, dementsprechend sind auch<br />

viele Sätze möglich. Hier genügen diese Beispiele:<br />

DE: Es ist der Mann, der kommt.<br />

NG: Ine o ándras pu érchote.<br />

AG: Estí ho anér hos érchotai.<br />

DE: Es ist die Frau, die kommt.<br />

NG: Ine i jinéka pu érchote.<br />

AG: Estí he gyné he érchotai.<br />

DE: Er ist der Mann, den ich liebe.<br />

NG: Aftós íne o ándras pu agapó.<br />

AG: Autós estí ho anér hon agapáo.<br />

439


DE: Sie ist die Frau, die ich liebe.<br />

NG: Aftí íne i jinéka pu agapó.<br />

AG: Auté estí he gyné hen agapáo.<br />

DE: Er ist der Mann, dem ich alles sage.<br />

NG: Aftós íne o ándras japú léo óla.<br />

AG: Autós estí ho anér hypér û légo pánta.<br />

DE: Sie ist die Frau, der ich alles sage.<br />

NG: Aftí íne i jinéka japú léo óla.<br />

AG: Auté estí he gyné hypér hês légo pánta.<br />

9. Der Optativ, der im Altgriechischen nicht nur in der klassischen<br />

Sprache, sondern auch in der Koiné häufig vorkam, ist im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> ebenfalls nicht mehr vorhanden. Seine<br />

Funktionen hat der Konjunktiv übernommen, den es auch im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> weitgehend in der gleichen Denkweise noch<br />

gibt, allerdings wirklich nur noch in der Denkweise. Was das<br />

Formale betrifft, ist er verschwunden und von den verschiedenen<br />

Zeitformen verschluckt worden. So ist aus „hína“ ein „na“<br />

entstanden, das genauso wie «pu» ein Universalwort geworden<br />

ist und noch viel mehr verwendet wird als im Altgriechischen:<br />

DE: Ich will, dass du gehst.<br />

NG: Thélo na pas (Konjunktiv Präsens).<br />

AG: Thélo se baínein (ACI).<br />

Thélo hína su bês (Konjunktiv).<br />

440


Wer mehr über den Optativ wissen will, <strong>des</strong>sen zwei<br />

Markenzeichen die beiden eingeschobenen Doppelvokale «-oi-«<br />

und «-ai-« sind, kann in meinem Buch «<strong>Lehrbuch</strong> <strong>des</strong><br />

Altgriechischen» nachschauen.<br />

10. Wie der Optativ sind auch der ACI (Accusativus cum<br />

Infinitivo) und der NCI (Nominativus cum Infinitivo)<br />

verschwunden und durch eine Konstruktion «dass + Verb»<br />

ersetzt worden:<br />

Ich habe gehört, er sei/ist gut.<br />

AG: Ekusa agathón eînai.<br />

NG: Akusa óti aftós íne kalós.<br />

Ich habe gehört, sie sei/ist gut.<br />

Ekusa agathén eînai.<br />

Akusa óti aftí íne kalí.<br />

Ich habe gehört, es sei/ist gut.<br />

AG: Ekusa agathó eînai.<br />

NG: Akusa óti aftó íne kaló.<br />

Ich habe gehört, sie seien gut.<br />

Ekusa agathús eînai.<br />

Akusa óti aftí íne kalí.<br />

Ich will, dass er geht.<br />

AG: Búlomai autón baínein.<br />

NG: Thélo na aftós pái.<br />

Ich wollte, dass er geht.<br />

Ebuléthen autón baínein.<br />

Thélisa na aftós pái.<br />

Immerhin haben die beiden griechischen Sprachen auch hier<br />

gemeinsam, dass bei ihnen im Gegensatz zum Latein und seinen<br />

Nachfolgesprachen die Consecutio temporum, wie sie in der<br />

Fachsprache heisst, nicht obligatorisch ist, dass die Verwendung<br />

der Zeiten in der Vergangenheit also viel freier ist.<br />

Im Latein lauten diese Sätze so:<br />

441


Audivi eum bonum esse.<br />

Audivi id bonum esse.<br />

Eum ire volo.<br />

Audivi eam bonam esse.<br />

Audivi eos bonos esse.<br />

Eum ire volui (Perfekt)<br />

eum ire volebam (Imperfekt).<br />

Der etwas weniger häufige NCI sah so aus:<br />

Er sagte, Jesus Christus sei/ist der weiseste.<br />

AG: Elegen ho Jesûs Christós ho sofótatos eînai.<br />

NG: Ipa óti o Jisús Christós íne o pió sofós/o sofótatos.<br />

LT: Dixit Jesus Christus sapientissimus esse.<br />

11. Der Infinitiv, der im Altgriechischen noch verschiedene<br />

Funktionen innehatte und nicht nur einen ACI und einen NCI<br />

ermöglichte, sondern auch noch dekliniert werden konnte, und<br />

bei den meisten Verben gleich zwölf verschiedene Formen hat,<br />

wie wir gesehen haben, ist vollständig verschwunden. Das hat<br />

das Neugriechische mit dem Albanischen, Mazedonischen und<br />

Bulgarischen in verblüffender Weise gemeinsam, und zudem<br />

haben das Rumänische und einige serbische Dialekte formal<br />

zwar noch einen Infinitiv, verwenden ihn aber seltener als solche<br />

Umschreibungen wie oben mit dem neugriechischen „na“. Da ich<br />

die verschiedenartigen Funktionen mit dieser Universalpartikel<br />

weiter oben bereits ausführlich vorgestellt habe, kann ich hier auf<br />

weitere Beispiele verzichten.<br />

12. Eine weitere bemerkenswerte Entwicklung ist die<br />

Veränderung <strong>des</strong> altgriechischen Futurs, das es nur einmal gibt,<br />

in zwei verschiedene Zeiten. Während das Präsens gleich<br />

geblieben ist, hat sich aus dem Futur die Zeit entwickelt, die wir<br />

442


in der Schule als Vorzukunft gelernt haben und von der Fachwelt<br />

als Futur II bezeichnet wird. Um die nicht abgeschlossene<br />

Zukunft, die auch als Futur I bekannt ist, vom Präsens<br />

unterscheiden zu können, ist es notwendig, die oben erwähnte<br />

Partikel «tha» voranzustellen, und das Gleiche gilt für das Futur<br />

II, das vom altgriechischen Futur abstammt. Das beste Beispiel<br />

dafür ist das Wort «gráfein» (schreiben), das es heute als Infinitiv<br />

nicht mehr gibt.<br />

DE: ich schreibe ich werde schreiben ich werde geschrieben<br />

haben<br />

AG: gráfo grápso -<br />

NG: gráfo tha gráfo (Futur I) tha écho grápsi<br />

tha grápso (Futur II)<br />

(Futur Perfekt)<br />

Auch hier kann ich auf weitere Beispiele verzichten, weil ich auch<br />

auf die neugriechischen Futurzeiten bereits näher eingegangen<br />

bin.<br />

13. Die Verbenstruktur ist im <strong>Neugriechischen</strong> durch das<br />

Verschwinden <strong>des</strong> Optativs und formal auch <strong>des</strong> Konjunktivs<br />

sowie der verschiedenen Infinitive insgesamt zwar viel<br />

übersichtlicher und leichter geworden, aber es bleibt noch eine<br />

Schwierigkeit, die das Altgriechische nicht in diesem Ausmass<br />

kannte und die das obige Beispiel mit den heutigen Futurformen<br />

andeutet: Gerade <strong>des</strong>halb, weil es das altgriechische Perfekt,<br />

Imperfekt, Plusquamperfekt und Futur nicht mehr gibt, muss<br />

genau unterschieden werden, ob eine Handlung als<br />

abgeschlossen oder als eher nicht abgeschlossen, sondern als<br />

häufig vorkommend angesehen wird. Das hat nichts mehr mit der<br />

Funktion <strong>des</strong> altgriechischen Perfekts und Aorists zu tun,<br />

443


sondern ist nah verwandt mit dem Aspektdenken in den<br />

slawischen Sprachen. Wer eine der slawischen Sprachen kennt,<br />

ist hier klar im Vorteil.<br />

Obwohl ich auch dieses heikle grammatikalische Kapitel weiter<br />

oben bereits ausführlich behandelt habe, bringe ich nochmals ein<br />

paar Beispiele, um das Gesamtbild abzurunden.<br />

Ich will es schreiben. Thélo na to gráfo. (einfache Aussage)<br />

Ich habe geschrieben.<br />

Ich hatte geschrieben.<br />

Thélo na to grápso. (als abgeschlossene<br />

Echo grápsi.<br />

Icha grápsi.<br />

Handlung gedacht)<br />

Ich will nehmen.<br />

Thélo na pérno (einfach).<br />

Thélo na páro (abgeschlossen).<br />

Ich habe genommen.<br />

Ich hatte genommen.<br />

Ich werde genommen<br />

haben.<br />

Echo pári.<br />

Icha pári.<br />

Tha écho pári.<br />

Ich will, dass du<br />

es schreibst.<br />

Ich will, dass du<br />

es nimmst.<br />

Thélo na to grápsis.<br />

(nur die Nebenform, wenn im<br />

Nebensatz eine andere Person ist)<br />

Thélo na to páris.<br />

444


Schreib! Schreibt!<br />

Gráfe! Gráfete! (Handlung nicht<br />

ganz abgeschlossen)<br />

Grápse! Grápste! (Handlung als<br />

abgeschlossen gedacht)<br />

Schreib es doch!<br />

Du sollst es schreiben!<br />

Schreibt es doch!<br />

Ihr sollt es schreiben!<br />

Na to grápsis!<br />

Na to grápste!<br />

Nimm! Nehmt!<br />

Nimm es doch!<br />

Du sollst es nehmen!<br />

Nehmt es doch!<br />

Ihr sollt es nehmen!<br />

Páre! Párete! (wie "gráfe" und<br />

"gráfete")<br />

Na to páris!<br />

Na to párete!<br />

„Na to grápsis“ und «na to páris» usw. könnten auch noch so<br />

heissen:<br />

du darfst es schreiben, du darfst es nehmen<br />

du musst es schreiben, du musst es nehmen<br />

Ich wiederhole es hier noch einmal: Für je<strong>des</strong> einzelne<br />

neugriechische Verb - mit Ausnahme von «sein» und «haben» -<br />

müssen also genauso wie in den slawischen Sprachen für fast<br />

jede Zeitform zwei verschiedene Konjugationen gelernt werden.<br />

445


Dabei werden die einen als Hauptformen und die anderen als<br />

Nebenformen bezeichnet. In unserem Beispiel gilt „gráfo“ als die<br />

Hauptform und „grápso“, das an den altgriechischen Aorist<br />

erinnert - tatsächlich gibt es diesen auch noch im<br />

<strong>Neugriechischen</strong> mit der fast gleichen Konjugation, also mit<br />

„égrapsa“ usw. -, als die Nebenform. Diesen Namen trägt sie,<br />

weil sie von der Hauptform abgeleitet wird, aber in Wirklichkeit<br />

kommt die Nebenform sowohl im schriftlichen als auch im<br />

mündlichen Gebrauch viel häufiger vor, weil sie eine Handlung<br />

wie oben gesehen viel genauer ausdrückt. Es ist jedoch nicht<br />

tragisch, wenn Fremdsprachige mit diesem Aspekt nicht<br />

klarkommen, weil sie auch so noch gut genug verstanden<br />

werden.<br />

14. Erstaunlicherweise sind etwa neunzig Prozent <strong>des</strong><br />

altgriechischen Wortschatzes im <strong>Neugriechischen</strong> immer noch<br />

enthalten, wenn auch viele Male so verformt, dass sie auf den<br />

ersten Blick als Wörter zweier völlig verschiedener Sprachen<br />

erscheinen - und tatsächlich sind sie vor allem in der Denkweise<br />

mit den Verben völlig verschieden. Gerade auch <strong>des</strong>halb<br />

beklagten sich in der Zeit der Militärdiktatur von 1967 bis 1974<br />

wie oben erwähnt zahlreiche Studentinnen und Studenten, weil<br />

sie von den Vorlesungen in der Katharévussa, welche die einzige<br />

offiziell zugelassene Lan<strong>des</strong>sprache war und dem<br />

Altgriechischen noch viel nähersteht, nicht alles richtig<br />

verstanden.<br />

Viele neugriechische Wörter lauten heute zwar noch fast gleich<br />

wie ihre antiken Vorgänger, aber sie haben teilweise eine andere<br />

Bedeutung. Als Beispiel bringe ich nur das Verb "kapnísein"<br />

(räuchern), das auch noch einen Zivilisationsunterschied<br />

aufzeigt. Heute ist die Präsensform "kapníso" zwar immer noch<br />

gleich, aber sie bedeutet "ich rauche", während die Aoristform<br />

"ekápnisa" dementsprechend "ich habe geraucht" bedeutet.<br />

446


Aufgrund der antiken Schriften können wir annehmen, dass das<br />

Rauchen, wie wir es heute kennen, damals noch nicht so<br />

bekannt war, dafür aber umso mehr das Räuchern, das in der<br />

Bibel häufig vorkommt. Allerdings ist auch im <strong>Neugriechischen</strong><br />

das Räuchern nicht vollständig verschwunden, weil das in der<br />

griechisch-orthodoxen und römisch-katholischen Kirche immer<br />

noch verwendet wird, das aber nicht mehr die gleiche starke<br />

symbolische Bedeutung hat wie bei den unzähligen Opferritualen<br />

in der Antike.<br />

Zum Schluss noch dies: Von allen Sprachen, die sich von der<br />

Antike bis heute schriftlich verfolgen lassen, ist das<br />

Neugriechische die Einzige, die sich auch mit in ihrer Denkweise<br />

von der antiken Muttersprache vollständig entfernt hat, was sich<br />

am deutlichsten bei den Verben zeigt. Das Latein sowie das<br />

antike Armenische, Aramäische, Hebräische und Chinesische<br />

und das Sanskrit, die sich ebenfalls so lange zurückverfolgen<br />

lassen, unterscheiden sich zwar ebenfalls von den heutigen<br />

Tochtersprachen, aber die Denkweise ist zu fast hundert Prozent<br />

immer noch die gleiche geblieben. Das Gleiche lässt sich in<br />

beschränktem Mass auch noch vom Altgermanischen und<br />

Altslawischen sagen, von dem das letztere vor allem als<br />

Kirchenslawisch bekannt geworden ist, das aber nicht die<br />

allerälteste schriftliche Variante ist.<br />

447


Quellenangaben<br />

Da ich weder in Griechenland noch auf Zypern oderin der<br />

griechischen Diaspora aufgewachsen bin, liegt es nahe, dass ich<br />

beim Schreiben dieses <strong>Lehrbuch</strong>es auf Hilfsmittel angewiesen<br />

war. Folgende Bücher waren mir eine nützliche Hilfe:<br />

Langenscheidts Praktisches <strong>Lehrbuch</strong> Neugriechisch<br />

Erstauflage 1965, seitdem mehrere Neuauflagen, Autor Dr.<br />

Heinz Friedrich Wendt.<br />

Das ist immer noch das beste und umfangreichste <strong>Lehrbuch</strong> für<br />

diese Sprache. Es ist nicht nur gut zu sehen, wie das<br />

Neugriechische bis zur Abschaffung der altgriechischen Zeichen<br />

mit Ausnahme <strong>des</strong> Akuts im Jahr 1982 geschrieben wurde,<br />

sondern es bietet auch noch einen guten Einblick in die<br />

Katharévussa. Heute ist es sogar das einzige <strong>Lehrbuch</strong>, in dem<br />

diese andere Lan<strong>des</strong>sprache noch vermittelt wird.<br />

Wie kompetent Dr. Wendt war, der von 1914 bis 2006 gelebt und<br />

damit ein stattliches Alter erreicht hat, zeigt sich auch darin, dass<br />

er unter den vielen Sprachen, die er kannte, sich neben dem<br />

<strong>Neugriechischen</strong> noch auf das Türkische spezialisiert hat, für das<br />

er im gleichen Verlag ein ähnlich umfangreiches <strong>Lehrbuch</strong><br />

herausgegeben hat, das ebenfalls das bisher beste für diese<br />

Sprache ist.<br />

Der einzige wirkliche Nachteil dieses Buches ist, dass es hinten<br />

auf fast zwanzig Seiten eine Liste enthält, auf der zwar die<br />

wichtigsten und häufigsten Wörter vorkommen, aber leider nur<br />

eine griechisch-deutsche Variante.<br />

448


201 Modern Greek Verbs<br />

Erstauflage 1980, Autor Vassilios Christi<strong>des</strong>.<br />

Es gibt kein besseres <strong>Lehrbuch</strong>, das den neugriechischen<br />

Verbendschungel so gut durchleuchtet wie dieses. Wer diese<br />

Sprache wirklich lernen will, kommt nicht darum herum, sich auch<br />

mit diesem Buch intensiv zu beschäftigen.<br />

----------------------------------------------------------------------------<br />

Neben diesen beiden Büchern habe ich weniger intensiv auch<br />

noch diese mitverwendet:<br />

Griechisch für den Urlaub<br />

Erstauflage 1980, Humboldt-Taschenbuchverlag in München,<br />

Autor Gerhard Rebhan.<br />

Dieses Buch mit fast 230 Seiten ist zwar noch kurz vor der<br />

Abschaffung der diakritischen Zeichen mit Ausnahme <strong>des</strong> Akuts<br />

im Jahr 1982 erschienen, ist aber in den späteren Neuauflagen<br />

dementsprechend bearbeitet worden. Es enthält gleich drei<br />

Vorteile: Gute Texte aus dem Alltag, gut einprägbare<br />

Wörterlisten und dafür, dass es eigentlich ein touristisches Buch<br />

ist, auch noch einen guten Einblick in die Grammatik.<br />

Griechisch - Reisewörterbuch Klett<br />

Erstauflage 1983, Ernst Klett Verlag in Stuttgart, Hauptautor<br />

Dimitrios Papadopoulos, daneben noch mehrere Mitautoren.<br />

Auch dieses touristische Buch mit mehr als 250 Seiten ist zu<br />

empfehlen, weil der umfangreiche Wortschatz nach Themen<br />

geordnet ist, so auch bei den Berufsbezeichnungen, auf die ich<br />

in diesem Buch <strong>des</strong>halb verzichte. Zudem enthält es auf fast<br />

dreissig Seiten ebenfalls einen guten Einblick in die Grammatik<br />

449


und zudem auf je vierzig Seiten eine deutsch-griechische und<br />

griechisch-deutsche Wörterliste.<br />

Griechisch - Wort für Wort<br />

Erstauflage 1984 noch unter dem Titel «Griechisch für<br />

Globetrotter», Verlag Peter Rump bzw. Know-How-Verlag in<br />

Bielefeld, Autorin Karin Spitzing.<br />

Die neuesten Auflagen enthalten auch eine deutsch-griechische<br />

und eine griechisch-deutsche Liste mit insgesamt 10'000<br />

Wörtern, was dieses Buch fast so schwer macht wie das oben<br />

erwähnte Langenscheidts-<strong>Lehrbuch</strong>. Diese Wörterlisten sind<br />

ausgezeichnet, aber in der Grammatik bleibt dieses Buch an der<br />

Oberfläche - es ist halt ein typisches Touristen-Lehrbüchlein.<br />

A Grammar of Modern Greek<br />

Erstauflage 1950, seitdem mehrere Neuauflagen (so hat die aus<br />

dem Jahr 1983 die neueste Schreibweise eingebaut), Verlag<br />

Hodder and Stoughton in London, Autor Prof. Julian T. Pring.<br />

Dieses Büchlein von nur 120 Seiten enthält nicht nur das<br />

Wichtigste, sondern als Vergleich neben dem lateinischen<br />

Alphabet zum Teil auch noch die alte Schreibweise.<br />

Modern Greek<br />

Erstauflage 1962, seitdem mehrere Neuauflagen, Verlag Hodder<br />

and Stoughton in der Reihe «Teach yourself Books), Autoren<br />

Prof. S. A. Sofroniou und Prof. Julian T. Pring.<br />

Auch dieses Büchlein mit immerhin 230 Seiten ist eine gute<br />

Ergänzung. Zudem kann auch hier gesehen werden, wie noch<br />

bis zum Jahr 1982 geschrieben wurde.<br />

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