Zwei übersetzte Kinderromane

Dieses Buch enthält die Übersetzung der beiden Kinderromane "Hugo und Billy" und "Mario, das Kind aus dem Süden", die von der französischsprachigen Autorin Madeleine Secrétan-Rollier (1908 - 1996) in den Jahren 1957 und 1961 veröffentlicht wurden. Bis heute sind sie auch zu meinem eigenen Erstaunen noch nie ins Deutsche übersetzt worden, ich habe hier also eine Pionierarbeit vollbracht. Dieses Buch enthält die Übersetzung der beiden Kinderromane "Hugo und Billy" und "Mario, das Kind aus dem Süden", die von der französischsprachigen Autorin Madeleine Secrétan-Rollier (1908 - 1996) in den Jahren 1957 und 1961 veröffentlicht wurden. Bis heute sind sie auch zu meinem eigenen Erstaunen noch nie ins Deutsche übersetzt worden, ich habe hier also eine Pionierarbeit vollbracht.

27.07.2023 Aufrufe

„Was erzählst du da?“, sagt das kleine Mädchen, während es mit der Hand über die Stirn fährt, „oh la la! Was für eine Geschichte! Warum warst du verloren? Hier gibt es nur Dörfer, man kann sich also gar nicht verlieren. Das ist zu klein. Wenn du nach Paris kommen würdest … dort hat es Häuser und Straßen! Dort würdest du dich verlieren - und schon am ersten Tag…“ Billy und Hugo brechen in schallendes Gelächter aus. Das Kind scheint darüber beleidigt zu sein: „Das ist wahr! Meine Mutti fährt immer mit der U-Bahn, um zu arbeiten … sie macht Löcher in die Fahrkarten, welche die Leute ihr geben. Aber sie will nicht, dass ich dorthin gehe, um sie zu sehen, und hat mir gesagt: ‚Floria, wenn du aus der Schule kommst, musst du nach Hause zurückkehren, sonst wirst du deinen Weg nicht mehr zurückfinden.‘ - Ich gehorchte ihr und habe mich nie verloren …“ „Billy war noch ein ganz kleines Kind, als er verloren ging“, beeilt sich Hugo, um das aufzuklären. Die Tür öffnet sich; Onkel Moritz erscheint und unterbricht das Gespräch - jeder schaut ihn von der Seite an. „Es ist unmöglich, von diesem jähzornigen Blödmann auch nur die geringste Auskunft zu bekommen“, sagt Herr Dubeler verärgert. „Hat er dir geantwortet?“, fragt Billy, „war er also schon zurück?“ „Ja, aber er war wütend, weil man ihn störte. Er wollte wissen, aus welchem Grund ich wünschte, die Adresse von Frau Janin zu erfahren. Er hat behauptet, es sei unnötig, sie mir zu geben, weil Besuche bei der Kranken untersagt seien, und als ich darauf bestand, hat er das Telefon aufgehängt …“ „Oh!“, ruft Billy empört, „weiß er, dass Flora hier ist?“ „Nein! Ich habe es vermieden, ihn darüber zu informieren. Wenn es mir aber nicht gelingt, Auskünfte zu bekommen, muss ich ihm wohl sagen, warum ich auf diesen Schritten bestehe.“ 101

Flora macht ein ängstliches Gesicht und stöhnt: „Nun denn … ich werde mich im Keller verstecken. Wenn er davon erfährt, dass ich bei euch bin, wird er mich holen und mir Schläge geben, weil ich mich davongemacht habe …“ „Und wenn er in uns die Diebe und Räuber von vorgestern Abend wieder erkennt“, fügt Hugo hinzu, „werden wir kein heißeres Willkommen haben.“ Herr Dubeler scheint nachzudenken. „Ich denke“, sagt er dann langsam und wie mit Bedauern, „es wäre vorzuziehen, dass ihr alle drei verreist. Ich kann leichter vorgehen, wenn ich weiß, dass ihr weit weg von hier seid. Ich sehe nicht voraus, wie das Ergebnis sein wird. Ich gehe ins Dorf zu den Nachbarn, zum Alten und wenn nötig zum Polizeiposten.“ „Gehen wir nach Monterau zu Billys Freund!“, schlägt Hugo vor, „wir hatten diese Absicht schon gestern.“ „Nein“, sagt Herr Dubeler, „es ist mir lieber, ihr kehrt nach Hause zurück und nehmt Floria mit euch. Ich bringe euch diesen Nachmittag mit dem Auto hin. Ich sehe bereits die Freude meiner Schwester, die Bekanntschaft mit diesem kleinen Mädchen zu machen.“ „Das ist wahr, Großmutter wird glücklich sein“, entgegnet Billy. Und während er sich dem Mädchen zudreht, das schweigend den Entscheidungen zuhört, die über sie gefällt werden, fügt er noch hinzu: „Ich habe eine so gute Großmutter! Du wirst sie sehen und du wirst sie lieben … sie war es, die sich um mich gekümmert hat, als ich noch klein war. Ich werde dir meine ganze Geschichte erzählen und du wirst verstehen, warum man sich auch ohne in Paris zu leben verlieren kann.“ „Aber“, wendet Hugo ein, der nicht davon begeistert ist, so schnell nach Hossfeld zurückzukehren, „wir sind mit dem Fahrrad gekommen …“ 102

Flora macht ein ängstliches Gesicht und stöhnt: „Nun denn … ich<br />

werde mich im Keller verstecken. Wenn er davon erfährt, dass<br />

ich bei euch bin, wird er mich holen und mir Schläge geben, weil<br />

ich mich davongemacht habe …“<br />

„Und wenn er in uns die Diebe und Räuber von vorgestern Abend<br />

wieder erkennt“, fügt Hugo hinzu, „werden wir kein heißeres<br />

Willkommen haben.“<br />

Herr Dubeler scheint nachzudenken.<br />

„Ich denke“, sagt er dann langsam und wie mit Bedauern, „es<br />

wäre vorzuziehen, dass ihr alle drei verreist. Ich kann leichter<br />

vorgehen, wenn ich weiß, dass ihr weit weg von hier seid. Ich<br />

sehe nicht voraus, wie das Ergebnis sein wird. Ich gehe ins Dorf<br />

zu den Nachbarn, zum Alten und wenn nötig zum Polizeiposten.“<br />

„Gehen wir nach Monterau zu Billys Freund!“, schlägt Hugo vor,<br />

„wir hatten diese Absicht schon gestern.“<br />

„Nein“, sagt Herr Dubeler, „es ist mir lieber, ihr kehrt nach Hause<br />

zurück und nehmt Floria mit euch. Ich bringe euch diesen<br />

Nachmittag mit dem Auto hin. Ich sehe bereits die Freude meiner<br />

Schwester, die Bekanntschaft mit diesem kleinen Mädchen zu<br />

machen.“<br />

„Das ist wahr, Großmutter wird glücklich sein“, entgegnet Billy.<br />

Und während er sich dem Mädchen zudreht, das schweigend<br />

den Entscheidungen zuhört, die über sie gefällt werden, fügt er<br />

noch hinzu: „Ich habe eine so gute Großmutter! Du wirst sie<br />

sehen und du wirst sie lieben … sie war es, die sich um mich<br />

gekümmert hat, als ich noch klein war. Ich werde dir meine ganze<br />

Geschichte erzählen und du wirst verstehen, warum man sich<br />

auch ohne in Paris zu leben verlieren kann.“<br />

„Aber“, wendet Hugo ein, der nicht davon begeistert ist, so<br />

schnell nach Hossfeld zurückzukehren, „wir sind mit dem<br />

Fahrrad gekommen …“<br />

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