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rik August / September

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AUGUST / SEPTEMBER 2023 | HEFT 427<br />

KÖLN І DÜSSELDORF<br />

REISE<br />

RAUS<br />

AUS DEM<br />

ALLTAG<br />

SZENE<br />

PORNOS<br />

UND JUGENDSCHUTZ<br />

EMANUELE CRIALESE | ANDRÉ EISERMANN<br />

KERSTIN OTT | VANESSA VANJIE MATEO


Grüner<br />

Strom<br />

für bunte<br />

Vielfalt.


INTRO 3<br />

Inhalt<br />

FOTO: SOFRA – QUEER MIGRANTS E. V.<br />

FOTO: BPK / ADOC-PHOTOS<br />

LIEBE LESER*INNEN,<br />

in den letzten Wochen haben<br />

Hunderte Pornokünstler*innen und<br />

Content Creators Briefe von der<br />

Polizei erhalten. Sie hätten unrechtmäßig<br />

Pornos im Internet geteilt<br />

und müssten mit einem Strafverfahren<br />

rechnen. Konkrete Verstöße<br />

wurden selten genannt, die Briefe<br />

und Polizeiaktionen signalisieren<br />

aber eine Verschärfung des deutschen<br />

Vorgehens gegen Pornos.<br />

Auch Tim und Julian haben einen<br />

solchen Brief erhalten. Ihr Gastbeitrag<br />

ist Erfahrungsbericht und<br />

Ratgeber zugleich.<br />

Viel Spaß beim Lesen –<br />

euer <strong>rik</strong>-Team!<br />

www.<strong>rik</strong>-magazin.de<br />

KOMPASSNADEL<br />

AUSSTELLUNG<br />

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online und<br />

als App!<br />

Was 2015 als Willkommensinitiative für queere<br />

Geflüchtete begann, entwickelte sich in den letzten<br />

Jahren zur ersten queer-spezifischen migrantischen<br />

Selbstorganisation in NRW. Dafür wurde SOFRA –<br />

Queer Migrants e. V. mit der diesjährigen Kompassnadel<br />

des Queeren Netzwerks ausgezeichnet.<br />

Josephine Baker ist gemeinhin als Revuetänzerin<br />

mit freizügigen Auftritten bekannt. Die Bundeskunsthalle<br />

hat der Künstlerin eine Ausstellung<br />

gewidmet, in der auch Bakers politische und<br />

karitative Tätigkeit als Mitglied der französischen<br />

Résistance und als Bürgerrechtlerin zutage tritt.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Christian Fischer (cf) &<br />

Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur: Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur: Christian Knuth (ck)<br />

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Redaktion: Sabine Hannakampf (sah), Jonathan Fink,<br />

Felix Just (fj), Stefan Kraushaar (skr), Michael Rädel (rä),<br />

Steffen Rüth, Christian K.L. Fischer (fis),<br />

Dagmar Leischow, Dirk Baumgartl (dax)<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Sabine Hannakampf, lektorat-hannakampf.business.site<br />

Grafik: Janis Cimbulis, Susan Kühner, Mark Pfitzinger<br />

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2022). Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Die Abbildung oder Erwähnung einer Person ist kein<br />

Hinweis auf deren sexuelle Identität. Wir freuen uns<br />

über eingesandte Beiträge, behalten uns aber eine<br />

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Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Der<br />

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Lastschriften wird die Abo-gebühr am 3. Bankarbeitstag<br />

des laufenden Monats abgebucht.


4 SZENE<br />

LAUFEN<br />

Run of Colours feiert 2023 Jubiläum<br />

FOTO: VEIT SZPAK<br />

Was 2009 klein angefangen hat, findet<br />

dieses Jahr bereits zum 15. Mal statt! Am<br />

16. <strong>September</strong> startet mit dem Run of<br />

Colours wieder eine der Top-10-Laufveranstaltungen<br />

in der Kölner Region.<br />

Seit 2009 wird der Lauf unter dem Motto<br />

„Ich lauf‘ mir die Füße bunt“ von der<br />

Lebenshaus-Stiftung zugunsten der Aidshilfe<br />

Köln veranstaltet. Der Slogan steht für<br />

Vielfalt und Akzeptanz. Jedes Jahr starten<br />

über 1.000 Läufer*innen im Rheinauhafen<br />

Köln für den guten Zweck und setzen<br />

ein Zeichen für mehr Akzeptanz für<br />

Menschen mit HIV und Aids. Ein Startplatz<br />

kostet 19,50 Euro, für Gruppen beginnt<br />

das Startgeld bei 15 Euro. Die Erlöse der<br />

Veranstaltung kommen den Angeboten<br />

der Aidshilfe Köln zugute.<br />

2022 haben noch mehr Leute die Möglichkeit<br />

des Staffellaufs genutzt. Hier steht<br />

noch mehr der Spaß im Vordergrund. Eine<br />

Staffel besteht aus drei Leuten, jede*r legt<br />

nacheinander 5 km zurück und übergibt<br />

den Staffelstab, im Ziel wird gemeinsam<br />

gefeiert. Vor allem Mixed-Staffeln sind<br />

herzlich willkommen. Für Staffeln beträgt<br />

das Startgeld 50 Euro.<br />

Für alle, die am 16. <strong>September</strong> pickepacke<br />

verplant oder nicht in Köln sind, gibt es<br />

auch bei der Jubiläumsausgabe die Möglichkeit,<br />

einen virtuellen Run of Colours<br />

zu absolvieren. Ihr könnt auf der ganzen<br />

Welt am Lauf zugunsten der Aidshilfe<br />

Köln teilnehmen. Ob privat oder in kleinen,<br />

vertrauten Laufgruppen, ob in eurem Dorf<br />

oder am Strand in der Karibik, alles ist<br />

möglich. Dafür ist Donnerstag bis Sonntag<br />

Zeit (14. bis 17. <strong>September</strong>). Ihr könnt<br />

5 km laufen oder walken, 10 km laufen<br />

oder 20 km mit dem Rad fahren. Ein<br />

Startplatz für den virtuellen Lauf kostet<br />

17,50 Euro.<br />

16.9., Rheinauhafen Köln. Hier geht es<br />

zur Anmeldung: www.aidshilfe-koeln.de/<br />

events/run-of-colours<br />

WANDERN<br />

Queer wandern in Köln<br />

Wenn die Kraft der Sonne fühlbar<br />

geringer und die Abende wieder etwas<br />

kühler werden, nähert sich der Herbst.<br />

Die farbigste aller Jahreszeiten eignet<br />

FOTO: ACBAHN / CC BY-SA 3.0 / WIKIMEDIA.ORG FOTO: STEP BY STEP KÖLN E.V.<br />

sich perfekt für eine Wandertour – zum<br />

Beispiel mit dem queeren Wanderverein<br />

Step by Step Köln e. V.<br />

Im <strong>August</strong> findet<br />

die Sonntagswanderung<br />

am<br />

6. <strong>August</strong> statt. Mit<br />

Detlef und Gerd geht es von Vogelsang<br />

über die Urfttalsperre und den Kermeter<br />

nach Gemünd. Im <strong>September</strong> 2023 ist<br />

die Monatswanderung am 10. <strong>September</strong><br />

angesetzt. Wo genau hingewandert wird,<br />

erfahrt ihr etwa eine Woche vorher.<br />

Auch die „Herbst Zeitlosen“, die<br />

Wandergruppe für Senioren (ohne<br />

Altersbegrenzung), treffen sich einmal im<br />

Monat zu Wanderungen von bis zu 15 km.<br />

Die nächsten Termine sind am 16. <strong>August</strong><br />

und 20. <strong>September</strong>.<br />

Um mitzuwandern, müsst ihr kein Vereinsmitglied<br />

sein. Von Gästen wird lediglich<br />

eine Anmeldung auf der Website erbeten.<br />

Anmeldung und Wanderinfos unter<br />

www.step-by-step-koeln.de


TURNIER<br />

Queer Games<br />

Cologne<br />

Der Kölner Verein SC Janus e. V. lädt im<br />

<strong>August</strong> erstmals zu den „Queer Games<br />

Cologne“. Das Multisport-Turnier startet<br />

am 18. <strong>August</strong> mit einem Eröffnungsabend<br />

und endet am 20. <strong>August</strong> mit einem großen<br />

Brunch im Kölner Stadtgarten.<br />

Bereits im Jahr 2010 führte der SC Janus<br />

e. V. die „Gay Games“ erfolgreich durch, mit<br />

den Queer Games Cologne möchte der<br />

Verein nun ein jährlich wiederkehrendes<br />

Turnier in Köln etablieren. Erwartet werden<br />

mehr als 500 Teilnehmende aus über sechs<br />

Ländern.<br />

Den Eröffnungsabend am 18. <strong>August</strong> auf<br />

der ExCorner Terrasse am Rudolfplatz<br />

moderieren E<strong>rik</strong>a Laste und Chrystal Math.<br />

Neben Auftritten von Planschemalöör und<br />

PinkPoms werden auch die Spiele für den<br />

Wettbewerb im Badminton ausgelost.<br />

Der Samstag, 19. <strong>August</strong>, gilt als Spieltag.<br />

Die Wettbewerbe in den Sportarten<br />

Volleyball, Badminton, Fußball, Laufen und<br />

Kampfsport finden in verschiedenen Kölner<br />

Sporthallen statt. Mit einer Sportparty im<br />

Quater 1 klingt der Samstag aus. Ab 22 Uhr<br />

sorgen die DJs D-JPG, DJ Blues, Skippo und<br />

SZENE 5<br />

Alalkih auf zwei Floors für Stimmung.<br />

Zum Abschluss des Turniers wird am<br />

Sonntag, 20. <strong>August</strong>, im beliebten Kölner<br />

Stadtgarten ein Drag-Brunch ausgerichtet.<br />

Die Dragqueens Miss Anna Stood und Ripley<br />

Myers begrüßen euch als Special Guests.<br />

Tickets für die Sportparty (15 Euro) und<br />

den Brunch (30 Euro) sowie weitere<br />

Infos auf queergamescologne.de.<br />

FOTO: FOLCO MASI / UNSPLASH<br />

FOTO: BAR JEDER SICHT<br />

Lust, mit anderen Queers zu<br />

radeln? Wer im Raum Mainz zu<br />

Hause ist, dem seien die queeren<br />

Radtouren des LGBTIQ*-Kultur- und<br />

Kommunikationszentrums Bar jeder<br />

Sicht ans Herz gelegt.<br />

RADFAHREN<br />

Queere<br />

Radtouren<br />

in Mainz<br />

Die Touren verlaufen entlang eines schönen<br />

Rundweges um Mainz herum wieder zurück.<br />

Jede Tour startet von der Bar jeder Sicht<br />

aus, dauert ca. 1,5 Stunden und ist knapp<br />

16 km lang. Die nächsten Termine sind am<br />

17., 24. und 31. <strong>August</strong>, Treffpunkt ist jeweils<br />

19 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig.<br />

Unabhängig von den Radtouren veranstaltet<br />

die Bar jeder Sicht auch Workshops,<br />

Film-, Karaoke- und Barquiz-Abende.<br />

Das Programm richtet sich explizit an<br />

alle Menschen unabhängig von ihrer<br />

sexuellen und geschlechtlichen Identität.<br />

Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen<br />

frei. Außerdem verfügt die Bar jeder Sicht<br />

über eine Bibliothek mit LGBTIQ*-Inhalten<br />

aus wissenschaftlichen, politischen und<br />

belletristischen Genres. Die Ausleihe ist<br />

kostenlos.<br />

Sichtbar Mainz e. V., Hintere Bleiche 29,<br />

Mainz. www.barjedersicht.de,<br />

www.facebook.com/BarjederSicht,<br />

www.instagram.com/barjedersicht<br />

CHRIS UND HEIKE WISSEN,<br />

WIE WICHTIG EIN LIEBE-<br />

VOLLES ZUHAUSE IST.<br />

DAS WOLLEN SIE<br />

WEITERGEBEN.<br />

Gib notleidenden Kindern eine Familie<br />

und Zukunft - mit Deinem Testament:<br />

sos-kinderdoerfer.de/<strong>rik</strong><br />

sos-kinderdoerfer.de


6 SZENE<br />

FOTO: QUEERES NETZWERK E.V.<br />

FUSION<br />

Auf dem Bild zu sehen sind Vorständ*innen<br />

und Geschäftsführung des Queeren<br />

Netzwerks NRW zusammen mit dem neuen<br />

Ehrenmitglied Steff*an Meschig.<br />

Gemeinsam für Sichtbarkeit und Selbstbestimmung<br />

Die LAG Lesben in NRW und das<br />

Queere Netzwerk NRW haben sich<br />

zusammengeschlossen und sind nun ein<br />

Verband: Seit Juni treten sie gemeinsam<br />

unter dem Namen Queeres Netzwerk<br />

NRW auf. Über 15 Jahre nach den ersten<br />

Verhandlungen hatten sich die Mitgliedsorganisationen<br />

aus ganz NRW mehrheitlich<br />

für die Fusion der beiden Landesverbände<br />

ausgesprochen.<br />

Es sei „ein historischer Schritt für eine<br />

starke, streitbare Community,“ erklärte<br />

Heike Kivelitz, Vorständin der LAG Lesben<br />

und nun im neuen Queeren Netzwerk<br />

NRW, die schon 2007 bei den ersten<br />

Verhandlungen über eine Vereinigung<br />

der Verbände dabei war. „Die Vereine, die<br />

sich heute zu einer Fusion entschlossen<br />

haben, sind im Vergleich zu damals nicht<br />

mehr wiederzuerkennen“, so Kivelitz, die<br />

sich dabei auf die intensiven Prozesse der<br />

Verbandsentwicklung bezog, in denen<br />

Themen wie das Selbstverständnis<br />

queerer Community-Arbeit, die<br />

Sichtbarkeit queerer Frauen und die<br />

trans*- und inter*inklusive Gestaltung<br />

von Vereinsstrukturen im Mittelpunkt<br />

standen. Erarbeitet wurden in diesem<br />

Zusammenhang etwa ein Leitbild, in dem<br />

sich der Anspruch intersektionaler Arbeit<br />

für Selbstbestimmung und Akzeptanz<br />

niederschlagen, und eine Wahlordnung,<br />

die eine Geschlechterquotierung vorsieht.<br />

„Durch diese intensive Entwicklung haben<br />

wir es geschafft, den Grundstein für eine<br />

vertrauensvolle und authentische Zusammenarbeit<br />

als EINE Community zu legen.“<br />

Auch Neo Argiropoulos, Vorstandssprecher<br />

des Queeren Netzwerks NRW betonte,<br />

dass man gemeinsam stärker sei. „We are<br />

family. Das heißt: wir sind in vielen Dingen<br />

unterschiedlich, wir erleben auch schon<br />

mal Reibereien und harte Diskussionen<br />

– aber uns vereint der gemeinsame Einsatz<br />

für Akzeptanz und Selbstbestimmung.“<br />

Das neue Queere Netzwerk sei ideal<br />

ausgestattet, um ein starkes Dach für<br />

solidarische Communities zu bilden.<br />

„Wir erleben immer wieder, wie laut und<br />

wie stark vernetzt diejenigen auftreten,<br />

die queere Menschen für ihr Queersein<br />

hassen. Unsere Botschaft lautet darum<br />

ganz klar: Wir lassen uns nicht spalten!“<br />

Neo Argiropoulos<br />

Durch die Fusion besitzt der neue große<br />

Landesverband Queeres Netzwerk nun<br />

zwei Standorte – an der unter diesem<br />

Namen bereits bekannten Adresse<br />

in Köln und in der Landeshauptstadt<br />

Düsseldorf – und besteht aus insgesamt<br />

80 Mitgliedsorganisationen.<br />

www.queeres-netzwerk.nrw<br />

TRAVEL<br />

PROUD<br />

In der Travel-Proud-Studie beleuchtet<br />

Booking.com Fortschritte und<br />

Herausforderungen für die LGBTIQ*-<br />

Community rund um das Thema Reisen.<br />

So geben fast drei Viertel deutscher<br />

LGBTIQ*-Reisender an, dass sie bei der<br />

Auswahl eines Reiseziels ihre Sicherheit<br />

und ihr Wohlbefinden bedenken müssen.<br />

69 % haben das Gefühl, dass ihre<br />

Zugehörigkeit zur Community sie als<br />

Reisende selbstbewusster macht. Damit<br />

Reisen inklusiver wird, hat Booking.com<br />

2021 das Travel-Proud-Programm ins<br />

Leben gerufen: Ziel ist es, dafür zu sorgen,<br />

dass LGBTIQ*-Reisende an so vielen Orten<br />

wie möglich einen wirklich willkommenden<br />

Aufenthalt erwarten. Damit sie sich<br />

darauf konzentrieren, die volle Freude am<br />

Reisen zu erleben, ganz gleich, woher sie<br />

kommen, wen sie lieben oder wie sie sich<br />

identifizieren.<br />

www.booking.com/proud.de.html


ADVERTORIAL 7<br />

FRANKFURT<br />

FOTO: ©#VISITFRANKFURT, HOLGER ULLMANN FOTO: ©#VISITFRANKFURT, HOLGER ULLMANN<br />

FOTO: TOURISMUS & CONGRESS FRANKFURT<br />

In der Mainmetropole heißt es im Sommer: Raus uff de Gass‘! Hier sind unsere Tipps für<br />

die schönsten Open-Air-Plätze Frankfurts, die kein*e Besucher*in verpassen sollte.<br />

Chillen am Mainufer<br />

Die Frankfurter*innen lieben ihr Mainufer. „Hibb de Bach“ meint die nördliche Frankfurt-<br />

Seite, „Dribb de Bach“ die südliche Seite mit dem quirligen Stadtteil Sachsenhausen und<br />

viel Nachmittgassonne. An den dortigen Uferwiesen liegt das beliebte Maincafé. Originell<br />

in die Kaimauer eingebaut bewirtet es die Gäste im Sommer vor allem draußen. Von<br />

hier hat man den besten Blick auf die Frankfurter Skyline. Ebenfalls am Hibb-de-Bach-<br />

Mainufer liegen die Gastro-Schiffe Freigut und Frau Rauscher, beide direkt am Eisernen<br />

Steg, sowie der Yachtklub an der Alten Brücke. Im Yachtklub finden am Wochenende<br />

auch regelmäßig Partys und Konzerte statt<br />

Wochenmärkte<br />

Hier findet man mehr als frische Lebensmittel: Die Frankfurter Wochenmärkte haben sich<br />

zu beliebten Treffs etabliert, wo alle Frankfurter*innen nach dem Einkauf oder Afterwork<br />

unprätentiös auf ein Getränk zusammenkommen. Man bestellt Äppler (Apfelwein), der<br />

pur oder „sauer gespritzt“ mit einem Schuss Wasser serviert wird. Auch Winzerstände<br />

schenken hier ihre Weine aus. Die Wochenmarkt-Tipps: donnerstags und samstags auf<br />

der Konstablerwache, freitags in der Schillerstraße. Samstags steigt in einem Hof samt<br />

Halle in der Sachsenhäuser Wallstraße der „Dribbdemarkt“, ein Genießermarkt für Essen<br />

und Trinken aus kleinen Manufakturen. Auch der Kleinmarkthalle sollte man einen Besuch<br />

abstatten. An ihren Ständen bekommt man täglich Spezialitäten aus aller Welt. Samstags<br />

ist vor der Halle und auf der Terrasse im ersten Stock der Treffpunkt für Jung und Alt auf<br />

ein Glas Wein oder Sekt<br />

Frankfurt von oben<br />

In der Stadt der Hochhäuser will man natürlich hoch hinaus – also rauf auf die<br />

Rooftopbars! Unsere Tipps: Die höchste Rooftopbar Deutschlands ist die NTF Skybar<br />

und Restaurant im Entrance Hotel nhow an der Messe. Elegant und schick ist die Gaia<br />

Bar und Restaurant in unmittelbarer Nähe der Luxus-Einkaufsmeilen Fressgass und<br />

Goethestraße. Ebenfalls in diesem Areal lädt das neue Hotel Ruby Louise auf seine<br />

stylische Skybar-Terrasse. Lässig ist der City Beach in der Nähe der Konstablerwache; hier<br />

kann man die Drinks und den Ausblick mit echtem Sand unter den Füßen genießen. Mit<br />

urban-chilliger Atmosphäre punktet das Chicago Rooftop in der Nähe der Messe.<br />

FOTO: ©#VISITFRANKFURT, HOLGER ULLMANN<br />

Raus aus der Stadt: der Lohrberg<br />

Ein ganz besonders hübscher Sommertipp und beliebtes Ausflugsziel ist der Frankfurter<br />

Lohberg. Ihn kann man zu Fuß, per Rad oder bequem mit dem Bus und einem kurzen<br />

Spaziergang erreichen. Oben angekommen wird man mit einem Wiesenplateau samt<br />

Obstbäumen belohnt. – und natürlich einem sensationellen Blick auf Frankfurt! Die<br />

traditionelle Lohrberg-Schänke und das MainÄpplerHaus versorgen die Besucher*innen<br />

mit Frankfurter Spezialitäten.


8 SZENE<br />

GENDER<br />

FOTO: SOS-KINDERDÖRFER WELTWEIT<br />

KIKO:<br />

„Ich bin vor allem Mensch“<br />

Kiko bezeichnet sich als genderfluid<br />

– was bedeutet, dass Kiko beides ist:<br />

männlich und weiblich. Oder weder noch.<br />

Sich dazu zu bekennen, erforderte großen<br />

Mut.<br />

„Natürlich kann man sich in Skopje<br />

anziehen, wie man will“, sagt Kiko, „aber<br />

niemand kann garantieren, dass man dann<br />

nicht in der Notaufnahme eines Krankenhauses<br />

landet.“ Heute geht Kiko durch<br />

Skopje, die Hauptstadt Nordmazedoniens,<br />

in Jeans, Pullover. Die Haare sind kurz<br />

geschnitten, die Seiten rasiert. Auf den<br />

ersten Blick einer jener jungen Männer, wie<br />

man sie in Skopje sieht. Aber später hat<br />

Kiko noch eine Verabredung mit Martina.<br />

Sie wird Kiko schminken. Zum ersten Mal<br />

wird Kiko sich heute anderen als Frau<br />

zeigen. Als Kiko elf Jahre alt war, verlor<br />

er_sie seine Mutter: „Ich war plötzlich<br />

ganz alleine.“ Was danach kam, darüber<br />

möchte er_sie nicht sprechen. Nur so viel:<br />

Es war eine Zeit, in der er_sie viel Gewalt<br />

erlebte. Mit sechzehn – dann,<br />

wenn man vieles infrage stellt<br />

und auch die eigene Identität<br />

hinterfragt – kam die Krise: „Ich<br />

hatte das Gefühl, dass mit mir etwas<br />

nicht stimmt, aber ich wusste nicht, was.<br />

Ich bin wirklich fast verrückt geworden.<br />

Ich hatte Selbstmordgedanken.“ Er_sie<br />

meldete sich beim Jugendamt, kämpfte<br />

sich durch die Behörden und Institutionen.<br />

„Mir war klar, dass ich diesen Zustand<br />

unbedingt ändern und die Sache selbst<br />

in die Hand nehmen muss.“ Schließlich<br />

kam er_sie mit 16 Jahren in die betreute<br />

Jugend-WG des SOS-Kinderdorfs Skopje:<br />

„Mit der Hilfe der pädagogischen sowie<br />

psychologischen Beratung dort wurde<br />

dann alles besser.“ Kiko besuchte eine<br />

psychologische Beratung, in der er_sie sich<br />

mit Geschlechtsidentität beschäftigte.<br />

„Ich habe einen Begriff entdeckt, in dem<br />

ich mich selbst wiederfinde: genderfluid.<br />

Das bedeutet, dass ich mich auf kein<br />

Geschlecht festlegen kann. Ich war etwas<br />

verwirrt. Aber“, lacht Kiko, „genderfluide<br />

Menschen sind immer ein bisschen verwirrt.“<br />

Mit 18 Jahren schrieb Kiko sich an<br />

der Universität Skopje für Psychologie ein.<br />

„Ich werde weiter forschen und herausfinden,<br />

wie die Psychologie das sieht. Einiges<br />

habe ich schon begriffen: Wir müssen<br />

dringend an der Akzeptanz arbeiten. Eltern<br />

sollten die Ausdrucksmöglichkeiten ihrer<br />

Kinder nicht blockieren.“ Was ihm_ihr half,<br />

war die Unterstützung der Betreuer*innen<br />

und natürlich auch der besten Freundin<br />

Martina. „Ich kam mit schon zwei Jahren ins<br />

SOS-Kinderdorf“, erzählt sie. „Und später<br />

habe ich Kiko in der betreuten WG kennengelernt.<br />

Wir sind schnell Freunde geworden,<br />

weil wir so viel gemeinsam haben.“ Martina<br />

schminkt sich gerne, und heute besucht<br />

sie Kiko, um ihn_sie zu verwandeln. Kiko<br />

hatte sich schon öfter als Frau gekleidet,<br />

aber immer heimlich. Heute will er_sie<br />

sich zum ersten Mal zeigen, wie er_sie ist.<br />

Martina grundiert das Gesicht mit einem<br />

hellen Make-up, bis Kikos Haut ganz zart<br />

wirkt und man die Bartstoppeln kaum noch<br />

sieht. Danach legt sie viel Lippenstift auf<br />

und blauen Lidschatten. Kiko betrachtet<br />

sich zufrieden im Spiegel. Und dann zieht<br />

er_sie das schwarze Kleid an, Handschuhe<br />

bis zum Ellenbogen und eine lange, dunkle,<br />

lockige Perücke. Kiko ist nicht mehr der<br />

junge Mann von vorhin, sondern eine Diva.<br />

Und sein_ihr Gesicht strahlt, die Gesten<br />

werden frei, einladend und er_sie lacht. „Es<br />

bedeutet mir viel, Teil von Kikos Geschichte<br />

zu sein“, sagt Martina. „Ich denke, es ist<br />

sehr wichtig, dass sich die Menschen<br />

so zeigen, wie sie sich fühlen. Kiko hat<br />

meine ganze Unterstützung, weil ich es<br />

nicht wichtig finde, wie jemand aussieht,<br />

sondern, dass man ein guter, ehrlicher und<br />

positiver Mensch ist.“<br />

sos-kinderdoerfer.de


SORGERECHTSENTZUGSZENE 9<br />

bei lesbischen Müttern zwischen 1946 und 2000<br />

Queere Familien müssen bis heute<br />

um ihre rechtliche Gleichstellung<br />

kämpfen – etwa beim Sorgerecht und der<br />

damit verbundenen rechtlichen Absicherung<br />

der Kinder. Bis in die 1990er Jahre<br />

mussten Mütter, die eine lesbische<br />

Beziehung führten, sogar damit rechnen,<br />

das Sorgerecht für ihre Kinder zu verlieren<br />

– eine neue Studie in NRW widmet sich<br />

diesem Thema und gibt Zeitzeug*innen<br />

erstmals eine Stimme.<br />

Durchgeführt wird das Forschungsprojekt<br />

von der Histo<strong>rik</strong>erin Dr. Kirsten Plötz in<br />

Trägerschaft des Queeren Netzwerks NRW.<br />

Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie,<br />

Gleichstellung, Flucht und Integration des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen fördert die<br />

Studie.<br />

Bisher bekannte Quellen weisen darauf hin,<br />

dass Gerichte und Institutionen in NRW<br />

durchaus unterschiedliche Entscheidungen<br />

trafen. Der Großteil der zurückliegenden<br />

Gerichtsentscheidungen über das<br />

Sorgerecht lesbisch lebender Mütter ist<br />

jedoch gar nicht bekannt. Auch juristische<br />

Publikationen dokumentierten solche Fälle<br />

kaum. Das hat vielfach damit zu tun, dass<br />

lesbische Beziehungen im 20. Jahrhundert<br />

in der Öffentlichkeit oft unsichtbar waren.<br />

„Manche betroffene Mutter wird bis heute<br />

befürchten, der Entzug des Sorgerechts<br />

sei ihr persönliches Versagen – obwohl es<br />

eine Folge von Diskriminierung war,“ so Dr.<br />

Kirsten Plötz, die seit über 30 Jahren zu<br />

lesbischer Geschichte forscht.<br />

Die Studie will deshalb das Wissen von<br />

STUDIE<br />

Zeitzeug*innen einbeziehen – und damit<br />

Erkenntnislücken schließen und die Erfahrungen<br />

einzelner Menschen und Familien<br />

aussprechbar machen. „Als Interessensvertretung<br />

der queeren Communities ist es<br />

unsere Aufgabe, queere Lebensrealitäten<br />

sichtbar zu machen – auch dort, wo<br />

sie von Diskriminierung und Schmerz<br />

geprägt sind,“ betont Dr. Vera Uppenkamp,<br />

Vorstandsmitglied des Queeren Netzwerks<br />

NRW.<br />

„Ohne Stigma über diese Erfahrungen<br />

reden zu können, ist unfassbar wichtig.<br />

Betroffene erfahren durch diese Sichtbarkeit,<br />

dass sie nicht allein sind – und für die<br />

politische Arbeit unserer Communities wird<br />

die Diskriminierung deutlich, gegen die wir<br />

als Gesellschaft laut und deutlich eintreten<br />

müssen.“<br />

Das Queere Netzwerk bittet alle, die mit<br />

solchen Sorgerechtsverfahren direkt oder<br />

indirekt zu tun hatten, sich zu melden.<br />

Dazu gehören die betroffenen Mütter, aber<br />

auch deren Lebensgefährtinnen, die Kinder,<br />

die Väter, die Jugendamtsmitarbeiter*innen,<br />

Familienrechtsanwält*innen, Richter*innen;<br />

andere Verwandte der Kinder,<br />

Mitbewohner*innen, Erzieher*innen<br />

und andere, in deren Umfeld um das<br />

Sorgerecht von lesbisch lebenden Müttern<br />

gestritten wurde. Für den Kontext sind<br />

zudem Zeitzeug*innen über Verfahren um<br />

das Sorge- oder Umgangsrecht von schwul<br />

lebenden Vätern und von trans* Eltern<br />

gesucht.<br />

Zeitzeug*innen wenden sich bitte an<br />

sorgerecht@queeres-netzwerk.nrw.<br />

FOTO: MODODEOLHAR / PEXELS.COM<br />

Paris ab 32€<br />

IMMER<br />

WILLKOMMEN<br />

BEI UNS<br />

THALYS.COM<br />

Verantwortlicher Herausgeberin: Gwendoline Cazenave, CEO THI FACTORY SA<br />

Place Marcel Broodthaers 4 – 1060 Bruxelles, Belgique – BE0541.696.005


10 SZENE<br />

PREIS-<br />

VERLEIHUNG<br />

SOFRA – Queer Migrants e. V. erhält<br />

Kompassnadel 2023<br />

FOTOS: QUEERES NETZWERK NRW E. V.<br />

Seit 2001 verleiht das Queere<br />

Netzwerk NRW die „Kompassnadel“<br />

als Auszeichnung für einzigartiges<br />

Engagement für queere Communities.<br />

Mit SOFRA – Queer Migrants e. V. wurde<br />

in diesem Jahr NRWs erste queere<br />

Migrant*innenselbstorganisation ausgezeichnet.<br />

Die Preisverleihung fand im Rahmen<br />

des CSD-Empfangs am ColognePride-<br />

Samstag im Kölner Gürzenich statt. Unter<br />

den rund 650 Gästen des Empfangs<br />

befanden sich zahlreiche Vertreter*innen<br />

queerer NGOs und Communities in NRW<br />

sowie Verbündete aus Zivilgesellschaft<br />

und Politik, darunter NRW Familienministerin<br />

Josefine Paul, Staatsministerin<br />

für Kultur und Medien Claudia Roth und<br />

Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der<br />

Bundesregierung.<br />

„Wir sind stolz auf das, was wir queere<br />

Migrant*innen schon erreicht haben.<br />

SOFRA ist ein wichtiger Treffpunkt für<br />

LSBTIQ-Geflüchtete und -Migrant*innen<br />

und ihre Unterstützerinnen. Aus einer<br />

Willkommensinitiative wurde eine<br />

migrantische Selbstorganisation, die<br />

Mehrfachzugehörigkeit und Pluralität zum<br />

Thema macht“, erklärte der Vorstand von<br />

SOFRA – Queer Migrants, Ibrahim Willeke,<br />

zur Bedeutung von SOFRA für die queeren<br />

Communities in NRW.<br />

„Unsere Vision ist, dass<br />

wir dazu beitragen, dass<br />

Rassismus und LSBTIQ-<br />

Feindlichkeit abgebaut<br />

wird und unsere<br />

monatlichen Treffen<br />

ein Anlaufort und Platz<br />

für Empowerment und<br />

Lebensfreude bleiben.“<br />

Im Jahr 2015 hatte sich die Willkommensinitiative<br />

„Rainbow Refugees<br />

Cologne – Support Group“ gegründet und<br />

Begleitungs- und Unterstützungsarbeit<br />

für LSBTIQ-Geflüchtete geleistet. Aus der<br />

Initiative wurde ein gemeinnütziger Verein,<br />

der auch das selbstorganisierte Projekt<br />

„SOFRA Cologne“ als monatlichen Treffpunkt<br />

ermöglichte. Acht Jahre nach der<br />

Gründung haben sich die Schwerpunkte<br />

der Arbeit verändert: Der Verein hat sich zur<br />

ersten queer-spezifischen migrantischen<br />

Selbstorganisation in NRW entwickelt und<br />

trägt als Safer Space und Empowerment-<br />

Ort für Queers of Color mit Rassismus-,<br />

Flucht- und Migrationserfahrung zur<br />

Sichtbarkeit queerer BIPoC bei, etwa<br />

durch die gemeinsam mit der Stadt Köln<br />

entwickelte Kampagne #RichtigHier. Die<br />

neuen Aufgaben spiegeln sich auch in der<br />

Namensänderung wider, die im Mai 2022<br />

offiziell beschlossen wurde.<br />

„Die Kompassnadel ist auch eine Auszeichnung<br />

für Vorbilder, für Empowerment<br />

und Zugehörigkeit, und für den Mut,<br />

erste Schritte zu tun. Alles das verkörpert<br />

SOFRA,“ so Birgit Bungarten, Vorständin<br />

des Queeren Netzwerks NRW. „SOFRA<br />

bedeutet übersetzt so viel wie: der<br />

gedeckte Tisch. Und genau das ist es, was<br />

dort passiert. Es wird gemeinsam gegessen,<br />

gefeiert und sich gegenseitig empowert.<br />

Dadurch ist SOFRA auch ein Raum, um<br />

Kraft zu sammeln für den gemeinsamen<br />

Kampf für Respekt und Selbstbestimmung.“<br />

Solche Räume speziell von und für<br />

Menschen, die Mehrfachdiskriminierung<br />

erfahren, müsse es noch viel mehr<br />

geben. Denn auch innerhalb von queeren<br />

Communities gäbe es viele Bereiche, in<br />

denen Menschen Rassismuserfahrungen<br />

machen. „Damit muss Schluss sein! Queere<br />

Organisationen können nicht für Akzeptanz<br />

einstehen, wenn sie gleichzeitig Platz bieten<br />

für menschenfeindliche Einstellungen.“<br />

SOFRA - Queer Migrants e. V.,<br />

Lindenstr. 20, Köln. www.sofra.cologne<br />

Weitere Informationen zur Kompassnadel<br />

unter www.queeres-netzwerk.nrw/<br />

unsere-arbeit/#kompassnadel


Brian lädt Utahs<br />

queere Community<br />

zum Gay Rodeo.<br />

The world says<br />

yes to you.<br />

Überall auf der Welt gibt es Orte, an denen<br />

sich queere Reisende willkommen und<br />

sicher fühlen können. Brians Gay Rodeo in<br />

Utah ist ein solcher LGBTQIA+ Safe Space.<br />

Entdecke weitere Orte weltweit.<br />

lufthansa.com/pride


12 SZENE<br />

GASTBEITRAG<br />

Jugendschutz<br />

und Sexarbeit<br />

im Netz<br />

FOTO: LUDOVIC TOINEL / UNSPLASH<br />

Im Frühling veröffentlichten<br />

wir einen ersten Gastbeitrag zu<br />

einer Welle von Jugendschutzverfahren,<br />

die unter anderem<br />

die Landesmedienanstalt NRW gegen<br />

Twitter-Nutzer losgetreten hatte und<br />

die für reichlich Verunsicherung sorgten.<br />

Darf ich trotz Hinweis auf Ü-18-Content,<br />

solchen nicht posten? Wenn doch, was<br />

droht? Warum wird nicht Twitter selbst<br />

erst einmal tätig bzw. zur Tat getragen?<br />

Fragen über Fragen, zu denen unsere<br />

Gastautoren Tim und Julian von BLESH<br />

jetzt vertiefend Auskunft geben.<br />

KURZER REMINDER: NEHMT EUCH<br />

EINEN ANWALT! IMMER!<br />

Im März erhielten wir einen Brief von der<br />

Berliner Polizei und fanden darin den Vorwurf<br />

der Verbreitung pornografischer Schriften<br />

– ein Vergehen nach §184 Strafgesetzbuch.<br />

Wir möchten uns als Beschuldigte doch bitte<br />

binnen 14 Tagen äußern. Leider hatte der<br />

bearbeitende Polizist komplett ausgelassen,<br />

um welchen Tathergang und um was also<br />

genau es eigentlich ging. Das dafür vorgesehene<br />

Feld wurde einfach leer gelassen, so<br />

dass wir zunächst dort anrufen mussten, um<br />

Informationen zu erhalten. Eine Aussage zur<br />

Tat haben wir natürlich nicht getätigt. Denn<br />

als Beschuldigte in einem Strafverfahren ist<br />

man tunlichst besser beraten, zuerst einen<br />

Anwalt zu befragen.<br />

DIE RECHTSGRUNDLAGEN UND DEREN<br />

ANWENDUNG DURCH BEHÖRDEN<br />

Was ist der Paragraf 184 aus dem Strafgesetzbuch<br />

eigentlich? Was sind bei einem<br />

Vergehen dieser Art die Konsequenzen?<br />

Natürlich hatten wir viele Fragen. Dieser<br />

Paragraf besagt im übertragenen Sinn<br />

zunächst, dass niemand pornografische<br />

Inhalte veröffentlichen darf, wenn nicht<br />

sichergestellt ist, dass Minderjährige<br />

diese nicht einsehen können. Was wir<br />

nun wussten, war in jedem Falle, dass<br />

die Landesmedienanstalten unseren<br />

Twitter-Account @tim_blesh ins Visier<br />

genommen und darauf pornografische<br />

Bilder und Videos gefunden hatte. Weil es<br />

gänzlich an einer wirksamen Altersverifizierungskontrolle<br />

vor Zugriff auf die Inhalte<br />

fehlte, wurde unser Profil auf eine Liste<br />

gesetzt und schlussendlich zur Anzeige<br />

gebracht. Die Ermittlungsbehörden hatten<br />

nun aktiv einen Auftrag auch gegen uns<br />

zu ermitteln. Die Landesmedienanstalten<br />

haben die Aufgabe alle verfügbaren und<br />

gängigen, vor allem nunmehr Tele-Medien<br />

stets auf kinder- und jugendgefährdende<br />

Inhalte zu kontrollieren. Die Landesmedienanstalt<br />

aus Nordrhein-Westfalen setzt<br />

hierfür sogar eine eigene Software ein,<br />

welche sie sich von einer Berliner Firma hat<br />

entwickeln lassen. In unserem Falle wurde<br />

behauptet, dass es nicht zum Einsatz dieser<br />

Software gekommen sei. Studentische<br />

Aushilfskräfte würden seit jeher täglich<br />

das Internet nach gefährdenden Inhalten<br />

durchsuchen. Natürlich glauben wir das<br />

nicht, denn die Möglichkeiten, durch ein<br />

automatisiertes Programm gezielt nach<br />

Schlüsselworten, Bildern oder Ähnlichem<br />

suchen zu können, bietet nicht nur<br />

Einsparungen bei Zeit und Personal,<br />

sondern ist sicherlich nicht zuletzt auch<br />

ein Quotenschlager und ein Grund mehr,<br />

Medienanstalten die finanzielle Grundlage<br />

zu bieten. Wir Steuerzahler finanzieren<br />

somit unsere eigene, ausgiebige<br />

Internet-Überwachung.<br />

Nun gut. KI hin oder her, das Ergebnis ist<br />

das Gleiche. Im besten Falle endet ein<br />

Verfahren durch Einstellung ohne eine<br />

Geldauflage – also ohne die Zahlung eines<br />

bestimmten Geldbetrages an den Staat<br />

oder ggf. einer Opfereinrichtung. Es gibt<br />

bei solchen Erstvergehen somit auch<br />

keinen Bundeszentralregister-Eintrag und<br />

man ist natürlich auch nicht vorbestraft.<br />

Man sollte aber nicht vergessen, dass die<br />

ermittelnde Behörde – unsere Polizei –<br />

natürlich erworbene Erkenntnisse niemals<br />

löschen. So kann es passieren, dass man<br />

bei späteren zufälligen Personenkontrollen<br />

oder sonstigen Kontakten mit der Polizei,<br />

wo eigene Personendaten den Beamten<br />

angezeigt werden, schief angeschaut<br />

oder intensiver befragt wird. Es kann also<br />

zu einer Stigmatisierung kommen. Die


Landespolizeigesetze machen es möglich,<br />

dass gewisse Daten, Erkenntnisse,<br />

Verfahren und Ermittlungen zur künftigen<br />

„Gefahrenabwehr“ nicht gelöscht<br />

werden. Noch besser, die Politik arbeitet<br />

jetzt bereits an neuem Prozedere,<br />

damit Landespolizei und Bundespolizei<br />

noch mehr Informationen uneingeschränkt<br />

und schnell teilen können.<br />

Macht auf den ersten Blick sicherlich<br />

Sinn, doch dies wäre eine andere Story.<br />

Wir mussten nun zunächst also die<br />

sogenannte Akteneinsicht abwarten.<br />

SCHLAND IST ÜBERALL, ZUMINDEST<br />

SEIN JUGENDSCHUTZ<br />

In der Zwischenzeit konnten wir uns<br />

mit anderen Betroffenen vernetzen und<br />

auch über die Landesgrenzen Berlins<br />

hinaus austauschen. Für uns stand<br />

zunächst die Frage im Raum, wer trägt<br />

eigentlich bei so einem gelagerten Fall<br />

die reale Verantwortung. Als einfache<br />

nutzende Person einer in den USA<br />

ansässigen Plattform wie Twitter ist<br />

man selbst doch nicht in der Lage<br />

auch nur ansatzweise Jugendschutz zu<br />

betreiben oder irgendeine Software auf<br />

deren Systeme zu installieren. Zudem<br />

verbietet dieser Anbieter in seinen<br />

Richtlinien zur Nutzung nirgendwo das<br />

Uploaden von einfachem pornografischen<br />

Inhalt, so dass für die anwendenden<br />

Personen nicht sichtbar<br />

ist, dass ein Upload ohne<br />

Alterssperre<br />

strafrechtliche<br />

Konsequenzen<br />

nach sich ziehen<br />

könnte. Doch<br />

die Landesmedienanstalten<br />

von Deutschland<br />

sehen<br />

dies genau<br />

wie auf den<br />

Webseiten von<br />

anbieten dürfen. Es drohen Netzsperren<br />

(google: 27.04.2023, Spiegel-Bericht<br />

„Gericht verpflichtet Pornoportale zur<br />

Altersüberprüfung“)!<br />

ORGANISIERT EUCH, ERREGT EUCH!<br />

Uns beiden, Tim und Julian – dem<br />

reisenden, pornoschaffenden Paar aus<br />

Deutschland, wurde nunmehr sehr<br />

deutlich vor Augen geführt, worum es<br />

im Kern dieser Politik geht. Natürlich<br />

respektieren wir geltende Gesetze und<br />

akzeptieren bei Vergehen auch die<br />

Konsequenzen. Jedoch muss gerade<br />

jetzt eine weitere Diskussion in der<br />

Gesellschaft und Politik angestoßen<br />

werden, damit nicht am Ende doch<br />

wieder der einzelne Mensch unter dem<br />

Ping-Pong der Regeln leiden muss,<br />

so wie es derzeit ist. Nur als Beispiel:<br />

Wenn der Twitterboss blaue Haken<br />

für verifizierte Profile verkauft, warum<br />

macht er es nicht gleich auch mit roten<br />

Haken für Pornoprofile? Warum werden<br />

die großen Social-Media-Unternehmen<br />

nicht auch in die Lage versetzt, nur<br />

altersverifizierten Profilen Zugang zu<br />

(privat) pornoschaffenden Persönlichkeiten<br />

zu gewähren? Durch die seit<br />

November 2022 laufenden polizeilichen<br />

Ermittlungen gegen hunderte Personen<br />

(jeden Monat aufs Neue bis heute)<br />

aus dem gesamten Bundesgebiet,<br />

welche Pornoinhalte unwissentlich<br />

dem Gesetz<br />

widersprechend<br />

ohne Altersschutz<br />

veröffentlichen,<br />

werden<br />

Menschen eingeschüchtert,<br />

kriminalisiert<br />

und eventuell<br />

weiter stigmatisiert.<br />

Uns sind<br />

Fälle bekannt<br />

aus Hamburg, wo<br />

pornhub, xhamster,<br />

xvideos und Co eben<br />

ganz anders. Egal, woher ein<br />

Tim und Julian<br />

Staatsanwaltschaften<br />

Verfahren ohne<br />

auferlegte Geldzahlungen<br />

Anbieter stammt, er hat Sorge dafür zu<br />

tragen, dass eben in Deutschland der<br />

Jugendschutz gewahrt wird. Seit Jahren<br />

schon gibt es zwischen den deutschen<br />

Landesmedienanstalten und den<br />

großen Playern in der Pornobranche, wie<br />

Pornhub, xhamster und eben Twitter,<br />

Streit wegen der Missachtung des<br />

deutschen Jugendschutzes. Deutschland<br />

nimmt in Europa also auch eine<br />

Vorreiterrolle in Sachen Jugendschutz<br />

ein. Es gibt jüngst die Bestätigung<br />

eines Urteils am Verwaltungsgericht<br />

Düsseldorf gegen einige große Pornoportale,<br />

demnach diese für deutsche<br />

User und in Deutschland generell keine<br />

frei zugänglichen Pornoinhalte mehr<br />

eingestellt haben. Hier bedurfte<br />

es wohl nicht einmal eines Anwaltes<br />

für die betroffenen Personen. In den<br />

Ländern Berlin und Brandenburg sind<br />

Fälle bekannt, wo Verfahren mit anwaltschaftlicher<br />

Begleitung nur gegen<br />

Zahlung von 300 Euro eingestellt worden<br />

sind. Jüngst erfuhren wir aus dem<br />

Lande Bayern, dass sich mindestens<br />

ein betroffener Mensch ohne vorherige<br />

Anhörung durch die dortige Polizei<br />

sogleich einer Hausdurchsuchung mit<br />

Herausgabe aller elektronischer Geräte<br />

konfrontiert sah. Dies macht der Föderalismus,<br />

also die sog. „Ländersache“ zu<br />

verschiedenen Themenfeldern möglich.<br />

Es gibt in Bayern derzeit tatsächlich


FOTO: FREEPIK.COM<br />

14 SZENE<br />

das stärkste Polizeigesetz bundesweit,<br />

welches die ermittelnden Behörden dazu<br />

veranlasst, auch bei kleinerem Vergehen<br />

sofort alle Register zu ziehen – so werden<br />

alle verfügbaren Methoden bei den<br />

Ermittlungen eingesetzt. Man will damit,<br />

verdachtsunabhängig oder auf begründeten<br />

Verdacht, einen „Beifang“ generieren<br />

– also das Aufdecken vermeintlich weiterer<br />

Straftaten ermöglichen. Dieses Vorgehen<br />

ist höchst problematisch und für die einzelne<br />

Person womöglich eine unaushaltbar,<br />

belastende Situation.<br />

VOR DEM GESETZ SIND ALLE …<br />

UNGLEICH?<br />

So verschieden unsere aufgezeigten<br />

Fälle auch sind, alle haben sie gemein:<br />

„Es mutet an, dass wir alle mitnichten vor<br />

dem Gesetz gleich sind, wie es in unserem<br />

Grundgesetz (Art 3. (1)) festgeschrieben<br />

steht.“ Staatlich gefördert mit softwaregestützten<br />

Überwachungsmethoden<br />

wie aus alten bekannten und dunklen<br />

Zeiten. Unseres Wissens nach wurde also<br />

ein gleicher klar definierter Sachverhalt<br />

(Vergehen nach § 184 StGB), bei gleichen<br />

Voraussetzungen (Person ist nicht vorbestraft<br />

oder etwa polizeilich aufgefallen,<br />

Beweismittel war zumeist ein Screenshot<br />

durch zuständige Landesmedienanstalt<br />

angefertigt und zur Anzeige gebracht)<br />

in drei Bundesländern mit persönlichen,<br />

oftmals psychischen Folgen für den<br />

betreffenden Menschen, komplett anders<br />

behandelt. Der allgemeine Gleichheitssatz<br />

verbietet, Gleiches ungleich zu<br />

behandeln. Ebenso darf Ungleiches nicht<br />

gleichbehandelt werden. Kurz gefasst<br />

könnte man sagen: Gleiches Recht für<br />

alle: Wo gilt dies? Im Ermittlungsverfahren,<br />

also am Anfang eines Verfahrens wohl<br />

schon mal nicht. Vor Gericht? Bisher gibt<br />

es niemanden, der ein Verfahren vor ein<br />

deutsches Gericht brachte und sich gegen<br />

das Jugendschutzgesetz wehren wollte.<br />

Das macht eigentlich auch keinen Sinn,<br />

da es durchaus sinnvoll ist, Kinder und<br />

Jugendliche vor Gefahren des Internets zu<br />

schützen. Aber in so einer Art und Weise<br />

der Unterschiedlichkeit, mit vollkommen<br />

unterschiedlichen, vermeintlich willkürlichen<br />

Polizeimethoden und ungleichem<br />

Verfahrensende?<br />

SEXPOSITIVE LÖSUNGEN SCHAFFEN!<br />

Die Anwendung von KI zur Überwachung<br />

des Internets, die daraus resultierenden<br />

polizeilichen Ermittlungsverfahren sind<br />

einerseits sicherlich sinnvoll und richtig,<br />

doch muss genauer auf die Verhältnismäßigkeit<br />

geschaut werden. Wir – Tim und<br />

Julian – und sehr, sehr viele andere Pornoschaffende<br />

wollen keine Gesetze brechen,<br />

Kinder und Jugendliche gefährden oder<br />

unwissentlich etwas tun, was eine andere<br />

Person schädigt. Warum also entwickeln<br />

die Landesmedienanstalten nicht selbst,<br />

neben ihrem vom Steuerzahler teuer<br />

bezahlten KI-Programm „KIVI“, auch eine<br />

eigene Software zur Altersverifizierung<br />

für Sexarbeitende im Pornobusiness oder<br />

mindestens einen Leitfaden für Pornoproduzierende<br />

und in der Sexwelt arbeitende<br />

Menschen? Ach ja – weil das Thema<br />

eigene Sexualität und Pornokonsum in<br />

Deutschland immer noch an sehr vielen<br />

Stellen ein großes Tabuthema ist: Nicht<br />

zuletzt gibt es auf der ganzen Welt immer<br />

wieder auch gesellschaftliche und politische<br />

Kräfte, welche gegen Pornografie<br />

ankämpfen, sie regelrecht vernichten<br />

wollen. Welch ein großer Selbstbetrug<br />

angesichts der Statistiken zum Pornokonsum<br />

allein in Deutschland, denn Sexarbeit,<br />

Prostitution und Pornos gehören schon<br />

immer zum menschlichen Dasein, wie Sex<br />

zum Spaß oder zur Fortpflanzung z. B.<br />

innerhalb einer Partnerschaft.<br />

PLATTFORM-ANBIETER IN DIE PFLICHT<br />

NEHMEN!<br />

Zu unserem Thema der „einfachen Pornografie“<br />

sollte die Gesellschaft schon heute<br />

erkennen, dass es in Zeiten von Selbstvermarktung<br />

durch OnlyFans/JustForFans<br />

und anderen nicht allein im Auftrag der<br />

pornoschaffenden Privatpersonen liegen<br />

kann, den Jugendschutz zu wahren.<br />

Einfache Nutzer von Internet-Plattformen<br />

Superreicher sollten nicht am Ende die<br />

Rechnung bezahlen müssen, wenn eine<br />

große Internet-Plattform mit ihrer ganzen<br />

technischen Infrastruktur in der Lage<br />

ist, Schutzmechanismen einzubauen.<br />

Individuen sollten auch nicht daran gehindert<br />

werden, sich frei zu entfalten, das<br />

Bewusstwerden von Sexualität und Freiheit<br />

gerade mit dem eigenen Körper zu leben.<br />

Unsere Gesellschaft muss anfangen, oben<br />

Benanntes zu akzeptieren, und sollte einen<br />

nicht zerstörerischen Weg gehen, damit es<br />

aufhört, Sexarbeitende zu kriminalisieren.<br />

Diese Forderung bedeutet nicht, Gesetze<br />

gänzlich aufzuweichen und keinerlei<br />

Konsequenzen für Fehlverhalten mehr<br />

auszusprechen, aber es muss der aktuellen<br />

Lebensrealität von Menschen angepasst<br />

sein und fair ablaufen. *Tim & Julian<br />

Dies ist eine redaktionell gekürzte<br />

Fassung. Wie es mit Tim und Julian<br />

weitergegangen ist und ob die beiden<br />

mit einem blauen Auge davongekommen<br />

sind, lest ihr auf www.maenner.media/<br />

gesellschaft/community.


URLAUBSZIELE & REISETRENDS<br />

FÜR SCHWULE MÄNNER<br />

Spartacus Traveler erscheint in der DMA –<br />

Deutsche Media Agentur & Verlag GmbH<br />

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APP


16 SZENE<br />

PORNO<br />

SXRank<br />

PORNO<br />

FOTOS: SXRANK<br />

SXRank<br />

Wie ihr im vorangegangenen<br />

Beitrag erfahren habt, drohen<br />

strengere Richtlinien bezüglich pornografischer<br />

Inhalte, einschließlich Zensur und<br />

möglicher Sperrungen. Die neue Sex-Web-<br />

App SXRank bietet eine Plattform, die den<br />

Jugendschutz respektiert.<br />

SXRank ist wie OnlyFans eine Content-<br />

Sharing-Plattform, auf der pornografische<br />

Inhalte konsumiert werden können – und<br />

das auf respektvolle und einvernehmliche<br />

Weise. SXRank hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

einen sicheren und integrativen Raum<br />

für schwule Menschen zu schaffen,<br />

Diskriminierung oder jegliche Form von<br />

Respektlosigkeit wird nicht geduldet:<br />

„Bei SXRank setzen wir uns für die<br />

Menschenrechte und die Förderung<br />

der Gleichstellung ein, weshalb wir für<br />

#ONELOVE stehen. Wir glauben, dass<br />

jeder Mensch es verdient, mit Respekt und<br />

Würde behandelt zu werden, unabhängig<br />

davon, woher er kommt oder wen er liebt.“<br />

Außerdem strebt die Plattform danach,<br />

„ein Umfeld zu schaffen, in dem sich<br />

jeder akzeptiert und geschätzt fühlt,<br />

unabhängig von seinem Hintergrund oder<br />

seinen persönlichen Vorlieben“. Wo wir<br />

bei den Vorlieben wären. Bei SXRank habt<br />

ihr die Möglichkeit, Lieblingskategorien<br />

auszuwählen und jenen Creators zu folgen,<br />

die ihr am besten findet. So werden euch<br />

nur Videoinhalte angezeigt, die euren<br />

Wünschen und Vorlieben entsprechen.<br />

Wie der Name schon sagt, geht es bei<br />

SXRank vor allem auch um Rankings. Die<br />

Ranking-Funktion verschafft jedem einzelnen<br />

hochgeladenen Video die Chance auf<br />

eine hohe Platzierung. Indem sich Creators<br />

z. B. mit Freunden oder anderen Creators<br />

messen und im S*X Battle um das beste<br />

Video auf der Plattform kämpfen, können<br />

sie eine hohe Sichtbarkeit erlangen.<br />

WORIN UNTERSCHEIDET SICH SXRANK<br />

VON ANDEREN ANBIETERN?<br />

Pornografische Inhalte dürfen erst ab<br />

einem Alter von 18 Jahren genutzt werden.<br />

Diese Altersgrenze gilt sowohl für Darsteller<br />

als auch für Betrachter.. Auf vielen<br />

Plattformen findet für Fans jedoch keine<br />

Alterskontrolle statt, mit der gewährleistet<br />

wird, dass wirklich nur Erwachsene die<br />

geteilten Inhalte konsumieren können.<br />

SXRank positioniert sich klar gegen<br />

diesen Weg. Deshalb müsst ihr auch als<br />

End-Nutzer einen ID-Verifizierungsprozess<br />

durchlaufen, bevor ich euch auf der<br />

Plattform herumtummeln könnt.<br />

Einzigartig ist auch der Ghost-Creator-<br />

Modus. Mit der Funktion namens „Ghost<br />

Creator“ können Mitglieder ihre Videos<br />

anonym hochladen. Das soll einzigartige<br />

Interaktionen und völlig neue Möglichkeiten<br />

für Fan-Creator-Beziehungen<br />

eröffnen.<br />

Neu ist auch der Blog-Bereich für die<br />

Community. Pornodarsteller sind Pornodarsteller,<br />

klar. Aber eben auch Menschen.<br />

SXRank ist es wichtig, auch die Person<br />

hinter der Sache zu zeigen. Dafür steht<br />

der Blog-Bereich zur Verfügung. Dort habt<br />

ihr die Möglichkeit, die Creators besser<br />

kennenzulernen, außerdem findet ihr<br />

Stories zu allem, was in der Szene wichtig<br />

ist.<br />

Das Mitgliedschaftspaket kostet 5 Euro im<br />

Monat und gewährt euch Zugang zu allen<br />

Funktionen und Features. Nach erfolgreicher<br />

Anmeldung und Verifizierung könnt<br />

ihr die Creator-Inhalte uneingeschränkt<br />

genießen, euch selbst beim Hochladen<br />

von Inhalten ausprobieren und an Ranking-Wettbewerben<br />

teilnehmen. Aktuell<br />

gucken neue Mitglieder noch lebenslang<br />

kostenlos. Die kostenlose Anmeldung<br />

ist auf 10.000 Mitglieder begrenzt, um<br />

Founding-Member zu werden, solltet ihr<br />

euch also beeilen. *sah<br />

sxrank.com,<br />

www.instagram.com/sxrank.official


SZENE 17<br />

MODE<br />

Lederkerls<br />

aufgepasst!<br />

Die aktuelle Mode des Fetisch-Leder-<br />

Labels FS MAN aus Kiew strotzt nur<br />

so vor Erotik – sicherlich für manche(n) die<br />

passende Mode für das nächste Folsom-<br />

Straßenfest oder gar den CSD.<br />

Ganz egal, ob du auf Pup Play,<br />

Macho-Nächte oder Lederspaß<br />

stehst, die Mitarbeiter*innen von<br />

FS MAN haben sicherlich etwas<br />

im Angebot, das du besitzen willst,<br />

um dich zu präsentieren. Wer hier<br />

einkauft, unterstützt Menschen<br />

in der von Russland angegriffenen<br />

Ukraine. #Mensch tut aber auch<br />

so etwas Gutes und pflegt das<br />

Handwerk: „Wir sind ein schwuler<br />

Familienbetrieb und produzieren<br />

in Handarbeit. Jeden Tag ändern<br />

wir etwas, wir tun unser Bestes,<br />

um die Qualität unserer Produkte<br />

noch weiter zu verbessern“, verrät<br />

das (auch) queere Team auf seiner<br />

Homepage www.fsman.net. *rä<br />

FOTOS: @_SVPHOTOGRAPHER


18 NACHTRADAR<br />

GUYZ - PRIDE EDITION<br />

Veranstalter und DJ Lion Ayoo hatte als Gast-Star DJ Rashad Miraz aus Barcelona<br />

eingeladen, der die Gäste im Domhof ausrasten ließ.<br />

NACHTRADAR<br />

Fotos: Stefan Kraushaar<br />

FOTO: ULLI PRIDAT<br />

SEXY - PRIDE WORLD<br />

Bei praller Sonne und mit Temperaturen von mehr als 30 Grad war man mit einem Sonnenschirm<br />

bestens ausgerüstet.<br />

Eine Produktion der Superlative war die SEXY in der Halle Tor 2 mit ca. 5000<br />

Gästen auf 3 Dancefloors und riesiger Outdoor Area mit Fun Park.<br />

FOTO: ULLI PRIDAT<br />

1,4 Millionen Besuchende verzeichnete der CSD, am Demonstrationszug selbst nahmen<br />

laut Veranstalterangaben 230 Wagen und fast 60.000 Menschen teil.<br />

FOTO: CONDOR<br />

Auch in diesem Jahr war die Ferienfluggesellschaft Condor mit einem Truck beim CSD<br />

unterwegs. Ganz im Sinne einer hilfreichen Präventionsbotschaft wurden dabei auch<br />

Kondome verteilt.


NACHTRADAR 19<br />

BABYLON POOLPARTY<br />

Zum Abschluss des ColognePride aktivierten die Gäste ihre letzten Reserven<br />

und gaben nochmal alles bei der legendären inoffiziellen Closing Party in der<br />

Babylon Sauna.<br />

GAYBOYS<br />

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DJ Chris Bekker & Co heizten im Diamonds kräftig ein, sodass bei den meisten<br />

Gästen die Hüllen fielen und sie bis zum Morgen durchfeierten.<br />

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20 WOHNEN<br />

FOTO: FEESCHREIBER<br />

DESIGN<br />

MÖBELMESSE<br />

zurück in Köln<br />

FOTO: BOFFI<br />

Die imm Cologne gilt neben Mailand als<br />

eine der wichtigsten Einrichtungsmessen.<br />

2023 konnte die Messe nach den letzten<br />

von Lockdowns und Corona geprägten<br />

Jahren endlich wieder ihren gewohnten<br />

Lauf nehmen, wurde vom sonst üblichen<br />

Januar in den Juni verlegt.<br />

In diesem Rahmen präsentierten auch<br />

in der Stadt viele Möbelhäuser und<br />

Einrichtungsboutiquen ihre neuen<br />

Designs. Giorgetti, ein italienisches Einrichtungshaus<br />

mit traditionellen Wurzeln,<br />

lud in ein angenehmes Wohnzimmer-<br />

Ambiente mit Live-Musik und Häppchen<br />

ein, während diverse neue Designs durch<br />

avantgardistische und moderne Züge<br />

bestechen. Der Ursprung der Marke liegt<br />

in einem Familienbetrieb, der mit Holz<br />

als Leitmotiv rustikale und funktionale<br />

Möbelstücke kreiert. Die neuen Mobiliar-<br />

Kreationen präsentieren sich in kantigen<br />

und schwungvollen Konturen mit edlen<br />

Materialien wie Leder und Marmor, ohne<br />

jedoch den Ursprung der Marke und<br />

die Wurzeln in der Schreinerei aus den<br />

Augen zu verlieren. Hauchdünn wirkende<br />

Marmorscheiben als Tischplatte und<br />

filigrane Arbeiten an Stühlen und Regalen<br />

versprechen individuelle Designs und<br />

hochwertige Möbel, die das beste von


Tradition und Innovation in<br />

sich vereinen. Schlichte und<br />

zugleich hochwertig anmutende<br />

Sofa-Arrangements<br />

sorgen für ein behagliches<br />

Klima im stilvollen Format. Das<br />

Schöne: die Filiale auf dem<br />

Kölner Kaiser-Wilhelm-Ring<br />

ist wohnlich und einladend<br />

konzipiert und erinnert an<br />

einen Rundgang durch eine<br />

fertig eingerichtete Wohnung.<br />

Generell entspricht es eher<br />

dem Konzept von Giorgetti,<br />

ganze Raumentwürfe und<br />

innenarchitektonische<br />

Pläne zu entwickeln und<br />

den Kund*innen ein ganzes<br />

Konzept vorzustellen.<br />

Ein weiteres Einrichtungslabel,<br />

Boffi, zeigt ein paar<br />

Häuser weiter auf dem<br />

Kaiser-Wilhelm-Ring seine<br />

neuen Designs. Im Fokus liegen<br />

hier die klaren und direkten<br />

Küchensysteme, die gekonnt<br />

verschiedene Material-Stile<br />

miteinander verschmelzen lassen. So<br />

präsentiert sich eine moderne, dunkle<br />

Arbeitsplatte aus Marmor kombiniert mit<br />

einem schlichten, fast einfachen Regal<br />

aus Holz – der Bruch rundet das Design<br />

unerwartet, aber passend ab. Aus den<br />

klaren, direkten Regal-Kreationen für<br />

Wohnzimmer spricht die Tradition des<br />

WOHNEN 21<br />

italienischen Hauses und der<br />

Familie Boffi.<br />

Ein echtes Highlight stellt die<br />

neue Kollektion von Roche Bobois<br />

dar, die in Zusammenarbeit mit<br />

der Designerin Joana Vasconcelos<br />

entstand. Bunte Pastelltöne und<br />

verspielte Konturen rechtfertigen<br />

hier den Namen dieser neu<br />

im Showroom ausgestellten<br />

BomBom-Kollektion. Die Möbel<br />

sind auf individuelle Wünsche<br />

der Kund*innen je nach Farbe<br />

und Größe anpassbar. Obgleich<br />

es sich hierbei um ein Outdoor-<br />

Ensemble handelt, können die<br />

bunten Sofas auf Wunsch auch<br />

an Wohnzimmer-Gegebenheiten<br />

angepasst werden. Thematisch<br />

passend zur visuell im Gedächtnis<br />

bleibenden Kollektion wurden<br />

farblich abgestimmte Macarons<br />

und Champagner gereicht, die<br />

die Begegnung mit den neuen<br />

Stücken zu einem Erlebnis der<br />

Sinne beförderten. Die feministisch<br />

inspirierten Designs können<br />

noch bis Ende des Sommers bei Roche<br />

Bobois auf dem Hohenstaufenring in Köln<br />

betrachtet werden.<br />

*Text: Aaron Königs<br />

FOTO: GIORGETTI<br />

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Moltkestraße<br />

22 STADTPLAN<br />

Christophstraße Gereonstraße<br />

Marzellenstraße<br />

HbF<br />

U<br />

Breslauer Platz/<br />

Hauptbahnhof<br />

Kamekestraße<br />

Roonstraße<br />

Venloer Straße<br />

KÖLN<br />

U<br />

Lütticher Straße<br />

Aachener Straße<br />

SZENE<br />

37<br />

Richard-Wagner-Straße<br />

Bars<br />

1. Barcelon Colonia,<br />

Pipinstraße 3<br />

2. Baustelle 4U,<br />

Vor St. Martin 12<br />

3. Casino Eck,<br />

Kasinostr. 1a<br />

4. Coco Schmitz,<br />

Aachener Str. 28<br />

5. Era Bar,<br />

Friesenwall 26<br />

6. Ex-Corner,<br />

Schaafenstr. 57-59<br />

7. Exile on Mainstreet,<br />

Schaafenstr.<br />

61a<br />

8. Gentle-Bears,<br />

Mühlenbach 53,<br />

gentle-bears.de<br />

9. Hühnerfranz,<br />

Hühnergasse 5-7<br />

10. Iron, Schaafenstr. 45<br />

11. Mariechen,<br />

Am Rinkenpfuhl 51<br />

12. Marsil, Marsilstein 27<br />

13. Die Mumu,<br />

Schaafenstr. 51<br />

14. My Lord,<br />

Mühlenbach 57<br />

15. Schampanja,<br />

Mauritiuswall 43<br />

16. Zum Pitter,<br />

Alter Markt 58-60<br />

Zülpicher Straße<br />

41<br />

Cafés/Bistros<br />

20. Café Rico,<br />

Mittelstr. 31<br />

21. inSide Cafe,<br />

Am Rinkenpfuhl 46,<br />

www.inside-cafe.com<br />

22. Zentral Garderobe,<br />

Schaafenstr. 49<br />

4<br />

43<br />

Lindenstraße<br />

55<br />

30<br />

Brabantner Straße<br />

54<br />

75<br />

Mozartstraße<br />

73<br />

U<br />

Party-Locations<br />

30. Rich Club<br />

U<br />

Cologne,<br />

Barbarossaplatz<br />

Brabanter Str. 15 am<br />

Rudolphplatz<br />

31. Sartory Säle,<br />

Friesenstr. 44<br />

• Wartesaal im<br />

Zollhafen,<br />

Im Zollhafen 2<br />

Moltkestraße<br />

Friesenplatz<br />

Beethovenstraße<br />

50<br />

52<br />

Hohenstaufenring Habsburgerring Hohenzollernring<br />

61<br />

53<br />

51<br />

• Saint Louis,<br />

Deutzer Freiheit 89<br />

23. Diner‘s,<br />

Neumarkt 16<br />

Mauritiuskirche<br />

Cruising-Bars<br />

35. Pullermans,<br />

Mathiasstr. 22<br />

36. Deck 5,<br />

Mathiasstr. 5<br />

Saunen<br />

37. Phönix Sauna,<br />

Richard-Wagner-<br />

Str. 12<br />

38. Sauna Babylon<br />

Cologne,<br />

Friesenstr. 23-25<br />

39. Sauna Vulcano,<br />

Marienplatz 3-5<br />

U<br />

7<br />

Schaafenstraße<br />

15<br />

Zülpicher<br />

Platz<br />

Friesenstraße<br />

Magnusstraße<br />

Einkaufen<br />

40. Brunos,<br />

Kettengasse 20<br />

41. COLOGNE DOME<br />

House of Fetish,<br />

Händelstraße 27<br />

42. Gay Sex Messe,<br />

Mathiasstr. 13<br />

43. MGW.Cologne,<br />

Händelstr. 53<br />

44. Sex- & Gay Center,<br />

Mathiasstr. 23<br />

U<br />

Friesenwall<br />

Rudolfplatz<br />

Mauritiuswall<br />

6<br />

5<br />

Ehrenstraße Breite Straße<br />

Kettengasse<br />

45<br />

40<br />

22<br />

Pfeilstraße<br />

Mittelstraße<br />

20<br />

13<br />

31<br />

Hahnenstraße<br />

10 17 11<br />

Rubensstraße<br />

Marsilstein<br />

74<br />

21<br />

38<br />

12<br />

U<br />

60. Philharmonie,<br />

Bischofsgartenstr. 1<br />

61. Scala,<br />

U<br />

Hohenzollernring Severinstraße<br />

48<br />

• Schauspielhaus:<br />

Depot 1, Depot 2,<br />

Grotte,<br />

Schanzenstraße 6-20<br />

62. Theater am Dom,<br />

Glockengasse 11,<br />

Opern Passagen<br />

Mauritiussteinweg<br />

BUSINESS<br />

Apotheken<br />

23<br />

dem Berlich<br />

Auf<br />

Neumarkt<br />

Thieboldsgasse<br />

50. Birken-Apotheke,<br />

Hohenstaufenring 59,<br />

Tel. 2402242<br />

• Flora-Apotheke,<br />

Neusser Str. 192,<br />

Tel. 0221 733535<br />

• Paradies Apotheke,<br />

Severinstr. 162a,<br />

Tel. 329215,<br />

www.paradies-apo.de<br />

51. Westgate-<br />

Apotheke,<br />

Habsburgerring 2,<br />

Tel. 2402243<br />

Ärzte<br />

• Dr. Jochen May,<br />

Zahnarzt, Sülzburgstr.<br />

21-23, Tel. 9411222,<br />

www.praxis-may.com<br />

53. Praxis am Ring,<br />

Dr. med. Ochana,<br />

Hohenzollernring 26,<br />

Tel. 255522,<br />

www.praxis-amring.com<br />

• Praxis am<br />

Eberplatz,<br />

Dres. med. Kümmerle,<br />

Theisen, Wyen, Voigt,<br />

Ebertplatz 1,<br />

Tel. 7604648,<br />

www.praxis-ebertplatz.de<br />

54. Dr. Stefa Scholten,<br />

HIV-Schwerpunktpraxis,<br />

Richard-Wagner-<br />

Str. 9-11,<br />

Tel. 35505450<br />

Zeughausstraße<br />

U<br />

Neumarkt<br />

70<br />

Waisenhausgasse<br />

Krebsgasse<br />

Cäcilienstraße<br />

Poststraße<br />

• Zahnarzt Tobias<br />

Fuchte,<br />

Kirchstraße 1-3,<br />

Tel. 0221 – 392 580,<br />

www.zahnarztfuchte.de<br />

Beauty<br />

55. Duftkunsthandlung,<br />

Brabanter Str. 27,<br />

0221 - 97 76 59 85,<br />

duftkunsthandlung.de<br />

• MO‘s Wohlfühlzeit,<br />

Hauptstraße 16a,<br />

53604 Bad Honnef<br />

Tel. 0175 2852891,<br />

mos-wohlfuehlzeit.de<br />

Möbel<br />

U<br />

Appellhofplatz/<br />

Zeughaus<br />

U<br />

Appellhofplatz/<br />

Breite Straße<br />

Glockengasse<br />

Schildergasse<br />

U<br />

62<br />

Poststraße<br />

56. LIEBHABER Köln,<br />

Hahnenstraße 18,<br />

50667 Köln, https://<br />

liebhaber.koeln<br />

Rechtsanwälte<br />

• Ralf Bergmann,<br />

Braugasse 12,<br />

Tel. 02234-405769,<br />

bergmann-anwalt.de<br />

KULTUR<br />

Bühne<br />

• Atelier Theater,<br />

Roonstr. 78,<br />

Tel. 0221 24 24 85,<br />

www.ateliertheater.de<br />

• Horizont Theater,<br />

Thürmchenswall 25.<br />

• Opernhaus,<br />

Rheinparkweg 1,<br />

Tel. 0221 22128400<br />

Tunisstraße<br />

Blaubach<br />

Perlengraben<br />

Neuköllner Straße<br />

63<br />

73. Anyway,<br />

Jugendzentrum,<br />

Kamekestr. 14,<br />

Tel. 5777760,<br />

anyway-koeln.de<br />

74. Rubicon, Beratungszentrum<br />

für Lesben &<br />

Schwule (Sozialwerk<br />

e.V.), Rubensstr. 8-10,<br />

Tel. 27669990,<br />

www.rubicon-koeln.de<br />

75. Queeres Netzwerk<br />

NRW, Lindenstr. 20,<br />

Tel. 2572847,<br />

https://queeresnetzwerk.nrw<br />

Museen<br />

Komödienstraße<br />

Große Budengasse<br />

Hohe Straße<br />

Gürzenichstraße<br />

63. Museum für<br />

Ange-wandte<br />

Kunst Köln, An<br />

der Rechtschule, Tel.<br />

22123860,<br />

www.makk.de<br />

64. Museum Ludwig,<br />

Bischofsgartenstr. 1,<br />

Tel. 22122370<br />

• Rosa Archiv,<br />

Salierring 4,<br />

Tel. 78 98 60 19,<br />

Mo-Fr nach Vereinbarung,<br />

rosa-archiv.de<br />

RAT & TAT<br />

Pipinstraße<br />

Gesundheit<br />

70. Aids- und STD-<br />

Beratung,<br />

Gesundheitsamt,<br />

Neumarkt 15-21,<br />

Tel. 22124602<br />

71. Lebenshaus-<br />

Stiftung,<br />

Beethovenstr. 1,<br />

Tel. 202030,<br />

www.lebenshausstiftung.de<br />

Hohe Pforte<br />

3<br />

Am Hof<br />

Obenmarspforten<br />

Stephanstr. Marienplatz<br />

Alter Markt<br />

16<br />

<strong>August</strong>inerstraße<br />

Mathiasstraße<br />

An der Malzmühle<br />

72. Aidshilfe Köln e.V.,<br />

Pipinstraße 7, 50667<br />

Köln, KVB: Heumarkt,<br />

Tel. 0221 202030<br />

73. Looks e.V.,<br />

Beratung und<br />

Unterstützung<br />

für Jungs, die<br />

anschaffen,<br />

Pipinstr. 7,<br />

Tel. 2405650,<br />

www.looks-ev.de<br />

72. Checkpoint der<br />

Aidshilfe Köln, HIV<br />

Schnelltest sowie<br />

Syphilis, Tripper,<br />

Chlamydien und<br />

Hep-C. Wir sind für<br />

euch da: Montag<br />

bis Donnerstag von<br />

19 Uhr bis 22 Uhr,<br />

Pipinstr. 7,<br />

Tel. 0221 99 57 12-17,<br />

www.schnell-test.de<br />

Info<br />

Heumarkt<br />

Mühlenbach Filzengraben<br />

Severinstraße<br />

U<br />

Dom/<br />

Hauptbahnhof<br />

1 2<br />

39<br />

71<br />

72<br />

8<br />

Kölner Dom<br />

44<br />

42<br />

36<br />

14<br />

64<br />

9<br />

U<br />

Rathaus<br />

U<br />

Heumarkt<br />

35<br />

60<br />

Hohenzollernbrücke<br />

Am Leystapel<br />

Bayenstraße<br />

Deutzer Brücke<br />

Severinsbrücke<br />

Nächster Anzeigenschluss<br />

ist der 15.9.2023<br />

Erscheinungstermin<br />

ist der 28.9.2023<br />

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Rheinkniebrücke<br />

SZENE<br />

Bars<br />

1. Comeback,<br />

Charlottenstr. 60<br />

2. K1, Bismarckstr. 93<br />

3. Ludwigs Bier & Brot,<br />

Mertensgasse 11<br />

4. Nähkörbchen,<br />

Hafenstr. 11<br />

5. Queenz,<br />

Charlottenstr. 62<br />

6. Sternschnuppe,<br />

Sternstr. 2<br />

Oberkasseler Brücke<br />

28<br />

16<br />

Reichsstraße<br />

Hafenstr.<br />

7<br />

11<br />

DÜSSELDORF<br />

5<br />

7. Studio 1, Jahnstr. 2a<br />

8. Zum goldenen Einhorn,<br />

Ratinger Str. 18<br />

Cafés / Bistros<br />

• ARTCafé, Im Dahlacker<br />

70 (Ecke Aachener Str.)<br />

Party-Locations<br />

14. Nachtresidenz,<br />

Bahnstr. 13<br />

• Stahlwerk,<br />

Ronsdorfer Str. 134<br />

16. Ufer 8, Rathausufer 8<br />

9<br />

Bahnstr.<br />

14<br />

Graf-Adolf-Straße<br />

Herzogstraße<br />

10<br />

• Zakk, Fichtenstr. 40<br />

Restaurants<br />

18. Hirschchen,<br />

Alt-Pempelfort 2<br />

19. Laurens Restaurant,<br />

Bismarckstr. 62<br />

Saunen<br />

Berliner Allee<br />

24<br />

Corneliusstraße<br />

34<br />

• Phoenix Sauna<br />

Düsseldorf,<br />

Platanenstr. 11a<br />

18<br />

19 3<br />

8<br />

Kölner Straße<br />

4<br />

Karlstraße<br />

BUSINESS<br />

Ärzte<br />

• Dr. med Martin &<br />

Anselm K. Gottstein,<br />

Werdener Straße 8<br />

• Tim Oliver Flettner,<br />

Kaiserswertherstr. 55<br />

24. Zahnarztpraxis<br />

Dr. Stolley, Berliner<br />

Allee 56<br />

Autohäuser<br />

• Auto-Park Rath,<br />

Oberhausener Str. 2<br />

• smart Vertriebs<br />

GmbH, Mercedesstr. 11<br />

Dienstleistungen<br />

• CJ-Sieben, Postfach<br />

24 02 30<br />

28. Düsseldorf Tourismus,<br />

Marktstr./<br />

Ecke Rheinstr. bzw.<br />

Immermannstr. 65b<br />

• Stadtwerke Düsseldorf<br />

AG, Höherweg 100<br />

Finanzen & Recht<br />

• Laureus AG Privat<br />

Finanz, Ludwig-<br />

Erhard-Allee 15<br />

• Parilis, Hansaallee 249<br />

Fitness<br />

• Bodystreet Berliner<br />

Allee, Berliner Allee 56<br />

• Bodystreet Düsseldorf<br />

Münsterplatz,<br />

Ulmenstr. 270<br />

• Fit IN Düsseldorf,<br />

Ringelsweide 14<br />

• Olymp-Fitness-<br />

Center,<br />

Pempelforther Str. 47<br />

Möbel & Einrichtung<br />

• Maßlos, Steinstr. 32<br />

Rechtsanwälte<br />

• Rechtsanwalt<br />

Gelbke,<br />

Königsallee 61<br />

• Semra Sanliünal,<br />

Kaiser-Friedrich-<br />

Ring 45<br />

Sexshops<br />

• book&xxx,<br />

Bismarckstr. 86<br />

Schulen<br />

• Sprachcaffe,<br />

Grafenberger Allee<br />

78-80<br />

Sport<br />

STADTPLAN 23<br />

• My Beauty Fit,<br />

Rethelstr. 98<br />

Bühne<br />

KULTUR<br />

• Capitol Theater,<br />

Erkrather Str. 30<br />

• Jazz Schmiede,<br />

Himmelgeister Str.<br />

107g<br />

• Komödie Steinstr,<br />

Steinstr 23<br />

• Takelgarn, Philipp-<br />

Reis-Str. 10<br />

Galerie<br />

• Fonis Galerie, Lindenstraße<br />

90, 40233<br />

Düsseldorf<br />

RAT & TAT<br />

Gesundheit<br />

• AIDS-Beratung des<br />

Gesundheitsamts,<br />

Kölner Str. 180<br />

• AIDS-Hilfe Düsseldorf<br />

e.V., Johannes-<br />

Weyer-Str. 1<br />

Beratung<br />

• Schwules Überfalltelefon,<br />

Tel.<br />

0211-19228<br />

34. PULS - Treff für junge<br />

Lesben, Schwule<br />

& Bisexuelle,<br />

Corneliusstr. 28<br />

• SchLAu Düsseldorf<br />

c/o Aidshilfe<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Dirk Stolley | Zahnarzt<br />

Praxis mit BeratungsPLUS<br />

Schnelle Terminvergabe<br />

und kurze Wartezeiten!<br />

Schwerpunkte:<br />

| Prophylaxe<br />

| Ästhetische Zahnmedizin<br />

| Implantate<br />

| Parodontose Behandlung<br />

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www.dr-stolley.de | T. 0211 -38 54 610


Ludwig van Beethoven<br />

Konzert für Klavier und<br />

Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15<br />

West-Eastern Divan Orchestra<br />

Johannes Brahms<br />

Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73<br />

Gefördert vom<br />

Martha Argerich<br />

Klavier<br />

Daniel Barenboim<br />

Dirigent<br />

Foto: Tito Herrera<br />

Foto: Daniel Federico Kaplun<br />

Samstag<br />

12.08.2023<br />

20:00<br />

»Tomorrow comes the Harvest«<br />

Jeff Mills<br />

electronics, drum machine<br />

Prabhu Edouard<br />

tabla<br />

Jean-Philippe Dary<br />

keyboards<br />

Foto: Jakob Krist<br />

4<br />

Samstag<br />

16.09.2023<br />

20:00<br />

koelner-philharmonie.de<br />

0221 280 280<br />

Konzertkasse der Kölner Philharmonie<br />

Kurt-Hackenberg-Platz/Ecke Bechergasse


Foto: Marco Borggreve<br />

Carlos Simon<br />

Four Black American Dances<br />

Igor Strawinsky<br />

Petrushka – Burleske Szenen in vier<br />

Bildern für Orchester<br />

George Gershwin<br />

Concerto in F – für Klavier und Orchester<br />

Maurice Ravel<br />

La Valse – Poème chorégraphique<br />

pour orchestre<br />

Boston Symphony Orchestra<br />

Andris Nelsons<br />

Dirigent<br />

Jean-Yves Thibaudet<br />

Gefördert vom<br />

Klavier<br />

4<br />

Sonntag<br />

03.09.2023<br />

20:00<br />

PHILHARMONIE<br />

Werke von Thierry Escaich , Stanley Friedman,<br />

George Enescu , Peter Eötvös,<br />

Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach<br />

und Naji Hakim<br />

Gábor B oldoczki Trompete<br />

Gefördert vom<br />

Iveta Apkalna<br />

Orgel<br />

Foto: Aiga Redmane<br />

Montag<br />

25.09.2023<br />

20:00


26 KULTUR<br />

SPOKEN WORD PERFORMANCE<br />

GOETHE. WERTHER.<br />

EISERMANN.<br />

Am 16. <strong>September</strong> liest der Schauspieler<br />

André Eisermann, bekannt<br />

aus Filmen wie „Kaspar Hauser“ und<br />

„Schlafes Bruder“, im AltenPfandhaus in<br />

Köln aus „Die Leiden des jungen Werther“,<br />

eindrucksvoll begleitet von Jakob Vinje am<br />

Klavier. Zwei weitere Matinée-Veranstaltungen<br />

am 17. <strong>September</strong> in der Lutherkirche<br />

Südstadt runden die „Trilogie mit André<br />

Eisermann“ ab.<br />

„Die Leiden des jungen Werther“ machte<br />

den jungen Johann Wolfgang von Goethe<br />

1774 auf einen Schlag berühmt. Bis heute<br />

berührt der Briefroman über die unglückliche<br />

und tragisch endende Liebesbeziehung<br />

des jungen Rechtspraktikanten Werther<br />

zu der mit einem anderen Mann verlobten<br />

Lotte zahllose Leser*innen.<br />

Bei André Eisermann erlebt der junge<br />

Werther seine allabendliche Auferstehung.<br />

Wenn der Schauspieler aus Goethes „Die<br />

Leiden des jungen Werther“ vorträgt, kann<br />

man dies nicht mehr als Lesung bezeichnen.<br />

Auf der Bühne, angestrahlt von blauem<br />

Licht, wird Eisermann zu Goethes Werther.<br />

Er interpretiert die leidenschaftlichen Worte<br />

des unglücklich verliebten Mannes mit einer<br />

Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Musik<br />

stammt von Jakob Vinje, der den Schauspieler<br />

mit der eigens für die Performance<br />

komponierten Musik am Klavier begleitet.<br />

16.9., Altes Pfandhaus, Kartäuserwall 20,<br />

Köln, 20 Uhr (Einlass 19:30 Uhr). Tickets<br />

für 29 Euro gibt es unter www.altespfandhaus.de/event/goethe-werthereisermann-spoken-word-performance<br />

und an der Abendkasse ab 19 Uhr.<br />

„Trilogie mit André<br />

Eisermann“<br />

Tags darauf findet in der Lutherkirche<br />

Südstadt ein Talk zwischen André<br />

Eisermann und Pfarrer Hans Mörtter<br />

statt. Zuvor jedoch liest Eisermann zwei<br />

Kapitel aus seiner Autobiografie „1. Reihe<br />

Mitte – Ein Schaustellerleben“, erschienen<br />

bei Kiepenheuer & Witsch.<br />

17.9., Lutherkirche Südstadt, Martin-<br />

Luther-Platz 4, Köln. 11 Uhr: Lesung aus<br />

„1. Reihe Mitte – Ein Schaustellerleben“.<br />

12 Uhr: „Vergebung leben – die Narren<br />

Gottes“ mit André Eisermann und Pfarrer<br />

i.R. Hans Mörtter.<br />

Nachgefragt bei André Eisermann<br />

Goethe. Werther. Eisermann – wie<br />

kam es dazu? Warum Goethe,<br />

warum der „Werther“?<br />

1999 wurde ich gebeten, zur<br />

Wiedereröffnung des Lotte-Hauses,<br />

dem Elternhaus der Charlotte Buff, der<br />

Goethe im Werther ein literarisches<br />

Denkmal setzte, aus „Die Leiden des<br />

jungen Werther“ zu lesen. Eigentlich als<br />

einmalige Veranstaltung geplant, wurde<br />

die Performance zu einem Publikumshit.<br />

Heute, nach 24 Jahren und 600 Aufführungen<br />

weltweit, macht es meinem<br />

Pianisten Jakob Vinje und mir noch<br />

immer tierischen Spaß. Anders als bei<br />

Drehbüchern oder Projekten, die man<br />

sonst so angeboten bekommt, haben<br />

wir es hier mit einem echt guten und<br />

zeitgemäßen Stoff zu tun. Außerdem<br />

kann ich dabei als Schauspieler so<br />

richtig „die Sau rauslassen“. Da gehts<br />

ab! Da ist ein verknallter junger Mann,<br />

der nicht wahrhaben will, dass seine<br />

große Liebe an einen anderen Mann<br />

vergeben ist und bitter enttäuscht<br />

wird. Geht es nicht vielen so, dass sie all<br />

FOTOS: FABIAN HANIS


ihre Sehnsüchte in einen Partner hinein<br />

projizieren und dabei Gefahr laufen, eines<br />

Tages aus ihrer Täuschung aufzuwachen,<br />

weil sie ent-täuscht werden!? Eigentlich<br />

etwas Positives, denn dadurch kann man<br />

die Dinge wieder so sehen wie sie sind<br />

und nicht wie man sie haben will. Die<br />

Leiden, die damit einhergehen, sind uns<br />

nicht unbekannt. Wie heißt es doch an<br />

einer Stelle: „Wenn wir uns selbst fehlen,<br />

dann fehlt uns doch alles.“ Goethes<br />

„Werther“ ist Pathos pur, das ist Popkultur.<br />

Am Tag darauf sprichst du in<br />

der Lutherkirche Südstadt mit<br />

einem Pfarrer, davor liest du aus<br />

deiner Autobiografie. Du hast die<br />

drei Veranstaltungen als Trilogie<br />

bezeichnet. Was ist das Verbindende<br />

daran?<br />

Die Initiative, dass ich neben dem<br />

„Werther“ tags darauf um 11 Uhr in der<br />

Lutherkirche auch noch aus meiner<br />

Autobiografie „1. Reihe Mitte - Ein<br />

Schaustellerleben“ lese und mich mit<br />

Pfarrer Hans Mörtter in eine kontroverse<br />

Gesprächssituation begebe, kam von<br />

Petra Junk und ihrem Institut „24/7“,<br />

ein „Institut für Seminare, die den Geist<br />

kultivieren“. Klingt das nicht toll? Den<br />

Geist kultivieren. Als Kulturschaffender<br />

strebe ich doch auch nach nichts anderem:<br />

Kultur verbindet uns miteinander.<br />

Das Wort Kultur stammt aus dem<br />

lateinischen und bedeutet „Ackerbau“.<br />

Was wir dort säen, das werden wir<br />

ernten. Kultur ist somit systemrelevant<br />

und sollte uneingeschränkt gefördert<br />

werden. Besonders in Zeiten, wo immer<br />

mehr Menschen sich von künstlichen<br />

Intelligenzen beeinflussen lassen und<br />

KULTUR 27<br />

den Mut nicht mehr aufbringen, „sich<br />

ihres eigenen Verstandes zu bedienen“,<br />

um es mal mit den Worten von Emanuel<br />

Kant auszudrücken.<br />

„Kaspar Hauser“ und „Schlafes<br />

Bruder“ haben dich einem breiten<br />

Publikum bekannt gemacht. Wann<br />

werden wir dich wieder mal auf der<br />

Leinwand sehen?<br />

Auf der Leinwand gerade nicht, aber<br />

im Fernsehen. Die Dreharbeiten zur<br />

Literaturverfilmung des Romans „Ein<br />

Mann seiner Klasse“ von Christian Baron,<br />

haben wir vor wenigen Tagen erfolgreich<br />

abgeschlossen und im Herbst wird ein<br />

neuer „Tatort“ aus Ludwigshafen (Gold)<br />

ausgestrahlt, für den ich gemeinsam mit<br />

Heino Ferch vor der Kamera stand.<br />

Wer bis dahin aber nicht warten möchte,<br />

kann sich gerne auf Netflix den Film „Isi &<br />

Ossi“ anschauen, wo ich den Mannheimer<br />

Boxtrainer „Spasti“ spiele. Das ist sehr<br />

lustig und mal was anderes als diese<br />

großen „Brocken“, die ich zu Beginn<br />

meiner Karriere stemmen musste.<br />

Interview: Sabine Hannakampf<br />

3|4|5<br />

Sep<br />

Angekommen<br />

Franz Liszt | Béla Bartók | Joseph Haydn<br />

Alexandre Kantorow | François-Xavier Roth


28 KULTUR<br />

Lischka,<br />

Romina<br />

FOTO: MARISA VRANJES<br />

Nagano,<br />

Kent<br />

FOTO: ANTOINE SAITO<br />

Daucé,<br />

Sébastien<br />

FOTO: JOSEP MOLINA<br />

Benali,<br />

Ghalia<br />

FOTO: GRIET HENDRICKX<br />

Arditti,<br />

Jake<br />

FOTO: CLEMENS TIEFENTHALER<br />

KLASSIK<br />

FEL!X 2023:<br />

Dem Original auf der Spur<br />

Musik aus England, die zwischen<br />

1570 und 1930 komponiert<br />

wurde, bildet den Schwerpunkt<br />

der Konzertprogramme<br />

des Festivals FEL!X vom 15. bis 20. <strong>August</strong>.<br />

International renommierte Künstler*innen<br />

bringen Musik im Originalklang in die<br />

Kölner Philharmonie und weitere Spielstätten,<br />

darunter erstmals auch in den<br />

Kölner Dom.<br />

Thomas Tallis schrieb 1570 eine Motette<br />

für acht Chöre zu je fünf Stimmen a<br />

cappella „Spem in alium“, die Terry Wey<br />

und Ulfried Staber zu zweit in einer ganz<br />

besonderen Weise aufführen. Tallis gehörte<br />

ebenso wie William Byrd und Thomas<br />

Weelkes zu den führenden Komponisten<br />

im Elisabethanischen Zeitalter, die die<br />

Vokalpolyphonie zur Blüte brachten.<br />

Werke von Byrd und Weelkes bringt das<br />

Vokalensemble Voces Suaves gemeinsam<br />

mit dem Lautenisten Ori Harmelin in St.<br />

Mariä Himmelfahrt zu Gehör. Mitte des<br />

17. Jahrhunderts bildete sich in England<br />

die musikalische Form der „semi opera“.<br />

Zu den ersten Bühnenwerken dieser<br />

Form gehört Matthew Lockes ‚Psyche‘<br />

aus dem Jahr 1675, das zur Eröffnung<br />

von FEL!X 2023 durch das Ensemble<br />

Correspondances und Sebastien Daucé in<br />

der Kölner Philharmonie aufgeführt wird.<br />

Georg Friedrich Händel erblickte 1685<br />

das Licht der Welt und reiste 1710 vom<br />

Kurfürstlichen Hof in Hannover erstmalig<br />

nach London. Werke des ‚Londoner‘<br />

Händels nehmen Domorganist Winfried<br />

Bönig in sein Orgel-Late-Night im Kölner<br />

Dom und Dame Emma Kirkby und Philipp<br />

Mathmann in ihr Programm „Strawberry<br />

Hills“ im Wallraf-Richartz-Museum auf. Im<br />

Elisabethanischen Zeitalter wirkte auch<br />

William Shakespeare: Für FELI!X 2023<br />

hat Romina Lischka ein Programm aus<br />

Lamenti, Liedern und Tänzen aus dessen<br />

Schauspielen zusammengestellt.<br />

Einen Ausblick nach Schottland und Irland<br />

des 18. Jahrhunderts bieten The Curious<br />

Bards mit gälischen Klängen im Baptisterium.<br />

Das Elisabethanische Zeitalter, auch<br />

Goldenes Zeitalter genannt, ist Teil eines<br />

Mythos über „merry old England“.<br />

Der gewaltige Mythos des griechischen<br />

Titanen Prometheus hat immer wieder<br />

Dichter, Denker, Maler und Musiker<br />

angeregt. Beethoven schrieb 1801 die<br />

Musik zu einer Prometheus-Handlung. Das<br />

Freiburger Barockorchester beschäftigt<br />

sich in einem moderierten Familienkonzert<br />

und im Abschlusskonzert mit Beethovens<br />

„Die Geschöpfe des Prometheus“. Libretto<br />

und Choreografie stammten von Salvatore<br />

Vigano.<br />

Sagenumwoben ist auch der Nibelungenschatz.<br />

Richard Wagner hat sich mehr als<br />

30 Jahre lang mit ihm beschäftigt. „Das<br />

Rheingold“ bildet den Auftakt der epochalen<br />

Erzählung. Kent Nagano, Concerto<br />

Köln, das Dresdner Festspielorchester und<br />

ein namhaftes Sängerensemble führen<br />

es aus der Perspektive der historisch<br />

informierten Aufführungspraxis im Festival<br />

FEL!X 2023 auf.<br />

Zwei weitere Programmpunkte runden das<br />

Festivalprogramm ab: Das Bach Consort<br />

Wien führt Agostino Steffanis „La lotta<br />

d’Ercole con Acheloo“ unter der Leitung<br />

von Rubén Dubrovsky auf. Unter dem Titel<br />

„Ich sah einen Blitz im Osten“ wird das<br />

Festival FEL!X 2023 politisch: Ghalia Benali<br />

und die Accademia del Piacere beschäftigen<br />

sich mit den Themen Frieden, Liebe,<br />

Religionen und „Romanzen zwischen Ost<br />

und West“.<br />

15.–20.8., Kölner Philharmonie und<br />

weitere Spielstätten. Programm,<br />

Tickets und Festivalpass unter<br />

www.felix-originalklang.koeln.


HOUSE<br />

JVXTA aus London: „Euston Blues“<br />

KULTUR 29<br />

Mal melancholisch, mal uplifting: Das<br />

(wohl) nach einem Londoner Bahnhof benannte<br />

Album „Euston Blues“ von #Charles<br />

aka JVXTA ist ein wahres Meisterwerk.<br />

Es beginnt recht gechillt, das erste Lied<br />

„No One Needs to Know“ ist ein fast<br />

sechs Minuten langes getragenes Chillout-Werk,<br />

das Hörende sanft an die Hand<br />

nimmt und ins Nachtleben entführt.<br />

Schon bei Lied Nummer zwei wird<br />

#mensch zum Tanzen aufgefordert. „Hold<br />

On“ ist ein klasse Vocal-House-Stück mit<br />

starker Stimme und eingestreuten Jazz-<br />

Piano-Akkorden, die schnell für beste<br />

Stimmung und volle Dancefloors sorgen.<br />

Ein bisschen erinnert der Track auch an<br />

Black Box, Inner City oder S'Express.<br />

Ein weiterer bemerkenswerter Track ist<br />

die Single „Water Temple“, die ungleich<br />

dubbiger entgegenstampft und mit<br />

eingestreuten (gesprochenen!) Vocals<br />

überrascht. Ein Lied, das mit etwas<br />

entferntem Saxofon perfekt wäre<br />

für eine After-Hour. Auch ans Herz<br />

legen wollen wir dir „Lost in Place“. Ein<br />

treibender Track mit etwas Dream House<br />

und warm-wohliger Stimmung. Ganz<br />

anders dann eine weitere Komposition,<br />

„The Stolen Child“, das Thema ernst, die<br />

gesampelte Stimme ebenso, die Effekte<br />

kosmisch, märchenhaft, albtraumhaft ...<br />

Große Kunst! Vor allem mit Kopfhörern.<br />

Das dem Album seinen Namen gebende<br />

Lied „Euston Blues“ beginnt langsam,<br />

steigert sich dann immer mehr zu einem<br />

letztendlich groovigen House-Track – aber<br />

auch ihm wohnt ein Schuss Melancholie<br />

inne. Und das ist so gewollt, denn der<br />

Producer verrät über das Album: „Euston<br />

Blues synthetisiert tiefe Akkorde, klassische<br />

House-Rhythmen und jazzgeladene<br />

Einflüsse, um eine intime Reise der<br />

physischen und psychischen Isolation<br />

aufzuzeichnen.“ Du willst mehr hören?<br />

Dann klick mal hier: soundcloud.com/<br />

jvxta. *rä<br />

BAKERBIS 24.<br />

SEPTEMBER 2023<br />

IN BONN<br />

JOSEPHINE<br />

FREIHEIT<br />

GLEICHHEIT<br />

MENSCHLICHKEIT<br />

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland<br />

www.bundeskunsthalle.de<br />

Josephine Baker in einem Abendkleid des französischen<br />

Modeschöpfers Pierre Balmain, 1951 © ullstein bild<br />

0234<br />

13003<br />

09. <strong>September</strong> - 05. November 2023<br />

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland<br />

bundeskunsthalle.de<br />

Jetzt Tickets sichern!<br />

bundeskunsthalle.de/tickets<br />

SHOWS: Do. u. Fr. 20 Uhr | Sa. 16 & 20 Uhr | So. Brunch & 19 Uhr o. Satt & Lustig<br />

WWW.VARIETE-ET-CETERA.DE


30 KULTUR<br />

Dragqueens in Arenen –<br />

VANESSA VANJIE MATEO<br />

INTERVIEW<br />

FOTO: MARCO OVANDO<br />

Wer hätte das noch in den<br />

1990ern gedacht, dass es<br />

Dragqueens einmal auf die allergrößten<br />

Bühnen schaffen würden?<br />

Wunderbar, die Zeit ist reif dafür.<br />

Der graue elfte Monat des Jahres<br />

wird glitzernd-schrill, die „RuPaul's<br />

Drag Race – Werq The World Tour“<br />

kommt nach Deutschland. Am<br />

3. November ist es in Hamburg,<br />

am 4. November in Köln und am<br />

5. November in Berlin so weit: die<br />

Bunten übernehmen die Macht.<br />

Angekündigt werden glamouröse<br />

Sterne wie Jaida Essence Hall,<br />

Angeria Paris VanMicheals,<br />

Aquaria, Bosco, Daya Betty, Kandy<br />

Muse, Rosé und Ginger Minj. Wir<br />

chatteten mit Vanessa Vanjie<br />

Mateo.<br />

Du reist um die ganze Welt.<br />

Welches Land gefällt dir am<br />

besten?<br />

Schwer zu sagen. Ich liebe alle<br />

Länder aus unterschiedlichen<br />

Gründen. Aber im Moment<br />

möchte ich zurück nach Japan<br />

– und dieses Mal meine Mutter<br />

mitbringen! Ich ging dort mit zwei<br />

anderen Drag-Race-Puppen zu<br />

einer Show namens Opulence. Da<br />

muss ich wieder hin!<br />

Welche Stadt in Deutschland<br />

gefällt dir hier am besten?<br />

Ich liebe jeden Halt, den wir<br />

machen, um Sehenswürdigkeiten<br />

zu besichtigen. Also ich habe<br />

Berlin auf der Tour geliebt! Wir<br />

können hier alle zusammen als<br />

Gruppe etwas machen und es<br />

ist normalerweise eine unserer<br />

größeren Shows!<br />

Eure Show ist wirklich<br />

glamourös. Woher kommt die<br />

Inspiration?<br />

Ich und ein Team von Freunden<br />

erfinden die Geschichte und<br />

erwecken sie mithilfe von<br />

Kostümtänzern, Inszenierungen<br />

und Requisiten zum Leben.<br />

Welche Nummer machst du<br />

am liebsten?<br />

Alles Energiegeladene mit Gags!<br />

Ich zehre von der Reaktion des<br />

Publikums.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

3.–5.11., „RuPaul's Drag<br />

Race – Werq The World Tour<br />

2023“, Barclay Arena Hamburg,<br />

LANXESS arena Köln,<br />

Mercedes-Benz Arena Berlin,<br />

www.eventim.de<br />

OUTTV<br />

Andy Warhol „Fluorescent“<br />

Wer Prime-Kund*in bei amazon ist, kann<br />

diese Dokumentation über einen der ganz<br />

großen Queers der Pop-Art-Bewegung<br />

bei OUTtv gucken, wann immer die Lust<br />

auf #Kunst aufkommt. „Fluorescent“<br />

unterhält, begeistert und bringt rasant<br />

geschnitten queere Kunstgeschichte nah.<br />

Der Künstler war der jüngste Sohn einer<br />

Bauernfamilie, die aus der heutigen Slowakei<br />

(damals: Königreich Ungarn) in die<br />

USA gekommen war. Andy Warhol wurde<br />

am 6. <strong>August</strong> 1928 geboren, er verstarb<br />

am 22. Februar 1987 an bis heute<br />

ungeklärten Umständen an den Komplikationen<br />

einer Gallenblasenoperation.<br />

Was bleibt und was für immer die<br />

Werbe- und Kunstwelt veränderte, sind<br />

seine Grafiken, die Porträts von Weltstars<br />

wie Diana Ross, Aretha Franklin<br />

und Marilyn Monroe. Weltberühmt,<br />

stilprägend. Wer hätte das gedacht,<br />

als Andy Warhol als Student der<br />

Gebrauchsgrafik am Carnegie<br />

Institute of Technology begann?<br />

Denn in den 1950ern lebte er noch<br />

von Gelegenheitsjobs als Grafiker,<br />

Andy hielt aber immer an seinem<br />

Traum fest. Einige Jahre später war<br />

es dann so weit: 1956 hatte Andy Warhol<br />

seine erste – wichtige – Einzelausstellung<br />

im New Yorker Museum of Modern Art.<br />

Dann ging es Schlag auf Schlag! Seine<br />

Kunst wurde geliebter Hype, war im Trend<br />

und revolutionär. Ab den 1960ern widmete<br />

sich Warhol auch immer mehr dem Film,<br />

machte Happenings in seiner Factory und<br />

wurde vor allem durch seine Siebdrucke<br />

weltberühmt, das Jetset lag ihm zu Füßen.<br />

In den 1970ern und frühen 1980ern<br />

liebte Andy Warhol Disco, frühes House<br />

und Klubbesuche, etwa im legendären<br />

Studio 54 war er Dauergast und feierte<br />

mit Promis wie Liza Minnelli. Der Film<br />

„Fluorescent“ zeigt dir sein spannendes<br />

und ungewöhnliches Leben auf OUTtv via<br />

amazon. *rä<br />

www.out.tv<br />

FOTO: M. RÄDEL


FILM<br />

Regenbogen-<br />

Filmabend<br />

Im Rahmen des 10. Filmsommer-Festivals<br />

Mainz<br />

vom 18. bis 26. <strong>August</strong><br />

veranstaltet die Kulturei in<br />

Kooperation mit Bar jeder<br />

Sicht, Schwuguntia und<br />

QueerNet RLP am 22. <strong>August</strong><br />

einen Regenbogen-<br />

Filmabend – open air,<br />

Eintritt frei!<br />

Ab 18 Uhr sorgt DJane Genie mit eingängigen FemPop-<br />

Hymnen, Disco-Grooves, Hip-Hop, House und Electronica<br />

für Live Musik. Um 20:30 Uhr wird der Film „Die Mitte der<br />

Welt“ (D/A 2016) gezeigt. In dem mehrfach ausgezeichneten<br />

Coming-of-Age-Drama ergründet der 17-jährige Phil (Louis<br />

Hofmann) die Geheimnisse seiner Familie und erlebt die<br />

erste große Liebe mit seinem Mitschüler Nicholas (Jannik<br />

Schümann). Regisseur Jakob M. Erwa gelang mit seiner<br />

Verfilmung der gleichnamigen Romanvorlage von Andreas<br />

Steinhöfel ein einfühlsamer wie zauberhafter Film ganz ohne<br />

Kitsch oder Rührseligkeit.<br />

22.8., Kulturei, Zitadelle Mainz, Zitadellenweg, Mainz. Der<br />

Eintritt ist frei. Weitere Infos findet ihr in Kürze auf<br />

www.filmsommer-mainz.de<br />

OUTTV<br />

„Seitenspiel“ – jetzt streamen<br />

Der Rugby-Film<br />

„Seitenspiel“ ist eine<br />

spannende und berührende<br />

Geschichte über<br />

zwei Männer, die sich in<br />

einem schwulen Sportverein<br />

verlieben und vor<br />

einer schwierigen Entscheidung<br />

stehen. Mark<br />

und Warren sind beide<br />

attraktiv, talentiert und<br />

vergeben, als sie sich<br />

bei einem Klubabend<br />

näherkommen. Was als<br />

harmloser Flirt beginnt,<br />

entwickelt sich zu einer leidenschaftlichen Affäre, die ihr<br />

Leben auf den Kopf stellt. Der Film zeigt eindrucksvoll<br />

die Herausforderungen und Konflikte, die eine solche<br />

Situation mit sich bringt, ohne dabei ins Melodramatische<br />

oder Klischeehafte abzurutschen. Die Charaktere sind<br />

vielschichtig und glaubwürdig gezeichnet, die Chemie<br />

zwischen den Hauptdarstellern ist spürbar, und die Rugby-<br />

Szenen sind packend inszeniert. „Seitenspiel“ ist ein Film,<br />

der sowohl das Herz als auch den Verstand anspricht und<br />

einen Einblick in eine Welt gibt, die oft übersehen oder<br />

missverstanden wird. Ein Film, der Mut macht, seinen<br />

eigenen Weg zu gehen und seine Gefühle zu leben.<br />

www.out.tv<br />

FOTO: N. SCHWARZ<br />

FOTO: CINEMIEN<br />

2023.24<br />

DIE FRAU<br />

OHNE SCHATTEN<br />

RICHARD STRAUSS<br />

PREMIERE 17. SEP. 2023<br />

COSÌ FAN TUTTE<br />

WOLFGANG AMADEUS MOZART<br />

WIEDERAUFNAHME 24. SEP. 2023<br />

THE STRANGERS<br />

FRANK PESCI<br />

URAUFFÜHRUNG 30. SEP. 2023<br />

PETER GRIMES<br />

BENJAMIN BRITTEN<br />

WIEDERAUFNAHME 22. OKT. 2023<br />

DER LIEBESTRANK<br />

GAETANO DONIZETTI<br />

PREMIERE 05. NOV. 2023<br />

DIE BREMER<br />

STADTMUSIKANTEN<br />

ATTILA KADRI ŞENDIL<br />

PREMIERE 18. NOV. 2023<br />

WWW.OPER.KOELN<br />

VORVERKAUF<br />

AB 14.08.2023


32 KULTUR<br />

FOTO: HOLGER TALINSKI<br />

KLASSIK<br />

SAISONSTART<br />

beim Gürzenich-Orchester<br />

Alexandre Kantorow<br />

FOTO: SASHA GUSOV<br />

Das Gürzenich-Orchester Köln mit seinem<br />

Stammsitz in der Kölner Philharmonie gehört<br />

zu den traditionsreichsten Sinfonie-<br />

Orchestern in Deutschland. Zum<br />

Saisonstart legen wir euch<br />

zwei Veranstaltungen<br />

besonders ans Herz.<br />

Seit nunmehr acht<br />

Jahren arbeitet<br />

das Gürzenich<br />

Orchester mit<br />

François-Xavier<br />

Roth zusammen.<br />

Der Chefdirigent<br />

eröffnet mit Mut und<br />

sicherem Gespür neue<br />

Klangwelten und realisiert<br />

Uraufführungen bedeutender<br />

Komponisten der Jetztzeit, verliert dabei<br />

aber niemals die eigene große Tradition<br />

aus dem Blick.<br />

KÖLNER BÜRGERORCHESTER UND<br />

KÖLNER BÜRGERCHOR<br />

Ein wichtiger Teil seiner Arbeit besteht für<br />

François-Xavier Roth darin, Musik einer<br />

breiten Allgemeinheit und allen Schichten<br />

Francois-Xavier Roth<br />

der Gesellschaft zugänglich zu machen.<br />

Neben dem 2020 von ihm gegründete<br />

Bürgerorchester ist dem Gürzenich-<br />

Kapellmeister insbesondere auch der<br />

Kölner Bürgerchor eine Herzensangelegenheit.<br />

Die ebenfalls<br />

von François-Xavier Roth<br />

ins Leben gerufene<br />

Initiative wendet sich<br />

an sangesfreudige<br />

Kölner*innen. Auch ihr<br />

habt die Gelegenheit,<br />

an Projekten des<br />

Gürzenich-Orchesters<br />

mitzuwirken! In der<br />

kommenden Saison ist der<br />

Bürgerchor am 27. <strong>August</strong><br />

im Rahmen des Festkonzerts<br />

„Hinauf“ zu hören. Auf dem Programm<br />

stehen Igor Strawinskys Symphonie de<br />

psaumes (Psalmensinfonie, 1930/48)<br />

sowie Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 4 in<br />

G-Dur (1899–1901).<br />

FOTO: JULIA SELLMANN<br />

Festkonzert „Hinauf“: 27.8., 11 Uhr, Kölner<br />

Philharmonie, Bischofsgartenstr. 1.<br />

Einführung mit Dr. Christoph Vratz eine<br />

Stunde vor Konzertbeginn.<br />

ARTIST IN RESIDENCE<br />

Der junge französische Pianist Alexandre<br />

Kantorow ist in der Saison 2023/24 Artist<br />

in Residence des Gürzenich-Orchesters.<br />

Kantorow, der 2019 als 19-Jähriger<br />

mit seinem Gewinn des Moskauer<br />

Tschaikowsky-Wettbewerbs für eine<br />

Sensation sorgte und seither eine kometenhafte<br />

Karriere macht, ist ein Spezialist<br />

für das große Virtuosen-Repertoire des<br />

19. Jahrhunderts. Am 3. <strong>September</strong><br />

zeigt Kantorow im Sinfoniekonzert<br />

„Angekommen“ sein fulminantes Können<br />

in Franz Liszts Konzert für Klavier und<br />

Orchester Nr. 2 A-Dur (1830–61). Auch die<br />

Tanz-Suite Sz. 77 (1923) von Béla Bartók<br />

und die Sinfonie Nr. 104 D-Dur Hob. I:104<br />

London (1795) von Joseph Haydn werden<br />

zu hören sein.<br />

Sinfoniekonzert „Angekommen“: 3.9.,<br />

11 Uhr, Kölner Philharmonie, Bischofsgartenstr.<br />

1. Einführung mit Michael<br />

Struck-Schloen eine Stunde vor<br />

Konzertbeginn. Weitere Termine: 4.9.,<br />

20 Uhr, sowie 5.9., 20 Uhr.<br />

www.guerzenich-orchester.de


VARIETÉ<br />

WAT WILLSE WOANDERS?<br />

Ruhrpott – dat hat wat mit‘n Herz zu tun. Eine einzigartige<br />

und liebenswerte Region, die insbesondere für die Industriekultur<br />

und den Fußball bekannt ist. Im Varieté et cetera<br />

erwartet euch getreu dem Motto „Wat willse woanders?“<br />

eine äußerst humorvolle Ruhrpott-Show, bei der ihr euch<br />

garantiert beömmeln werdet!<br />

KULTUR 33<br />

Helmut Sanftenschneider<br />

Für eine wohlig prickelnde Atmosphäre sorgt die ukrainische<br />

Künstlerin Nataliia Vorona mit ihrer Performance am Luftring.<br />

Mit klassischen Fußball Tricks, wie sie vom Bolzplatz<br />

bekannt sind, begann die Karriere von Mencho Sosa. Im<br />

et cetera begeistert der Argentinier mit einer einmaligen<br />

Kombination aus Freestyle Fußball und klassischer Jonglage.<br />

Die Artistin Cronopia verzaubert das Publikum mit ihrer<br />

unglaublichen Körperbeherrschung und Flexibilität, Steve<br />

Eleky sorgt mit seiner schottischen Comedy-Jonglage für<br />

herzhaftes Lachen. Die Darbietung des ukrainischen Duos<br />

Iryna und Veronika strotzt vor Kraft, Schönheit, Stärke und<br />

Körperbalance, die waghalsige Artistik-Kunst des Trio Bokafi<br />

aus Ungarn hingegen ist voller Spannung und Nervenkitzel.<br />

Durch den Abend führt der Bochumer Vollblut-Entertainer<br />

Helmut Sanftenschneider, der aus der Comedy- und Kabarettszene<br />

des Ruhrgebiets nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Seid mit dabei, wenn spanische Leidenschaft auf trockenen<br />

Ruhrgebietshumor und atemberaubende Artistik trifft!<br />

Aktuelle Club- & Dance-Hits aus den Charts.<br />

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9.9.–5.11., Varieté et cetera, Herner Str. 299, Bochum.<br />

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FOTOS: VARIETÉ ET CETERA<br />

Steve Eleky<br />

Hor<br />

GAYFM<br />

immer &<br />

uberall.


34 KULTUR<br />

AUSSTELLUNG<br />

JOSEPHINE<br />

BAKER<br />

FOTO: SIMON VOGEL, 2023 © KUNST- UND AUSSTELLUNGSHALLE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GMBH<br />

Freiheit – Gleichheit –<br />

Menschlichkeit<br />

Freda Josephine McDonald, genannt Josephine Baker<br />

(1906–1975), US-ame<strong>rik</strong>anische Sängerin, Tänzerin und<br />

Revueleiterin, um 1940, © bpk / adoc-photos<br />

Josephine Baker (1906–1975),<br />

französische Tänzerin Paris, 1940, © bpk<br />

Studio Harcourt, Joséphine Baker, Paris, 1948, © bpk |<br />

Ministère de la Culture - Médiathèque du Patrimoine,<br />

Dist. RMN-Grand Palais | Studio Harcourt<br />

Josephine Baker die 1906 in St. Louis<br />

am Mississippi in einem armen Schwarzenviertel<br />

geboren wurde, hat als Kind<br />

Rassenunruhen und Rassentrennung erlebt.<br />

Nach einem Karrierestart in Ame<strong>rik</strong>a<br />

ging Baker nach Europa und wurde<br />

in Paris zum ersten schwarzen Weltstar<br />

und zur höchstbezahlten Revuetänzerin<br />

der Welt. Die Bundeskunsthalle hat der<br />

Ausnahmekünstlerin eine Ausstellung<br />

gewidmet.<br />

Der Armut und der unglücklichen Kindheit<br />

entkam Josephine Baker (eigentlich:<br />

Freda Josephine McDonald) dank ihres<br />

Showtalents. Es war der Beginn des Jazz<br />

Age. Die experimentellen, oft improvisierten<br />

Musikstücke und Tanzshows<br />

eroberten in den 1920er Jahren den<br />

Broadway – und von dort den Rest der<br />

Welt. Ein Weg, den auch Josephine Baker<br />

ging: Aus kleinen Clubs nach New York<br />

und 1925 nach Paris. In Europa wurde<br />

Josephine Baker nicht ausgegrenzt, sondern<br />

als „Exotin“ zum umjubelten Star.<br />

Das Privileg dieser Freiheit war ihr immer<br />

bewusst und so begann sie ihren Ruhm<br />

dafür zu nutzen, andere zu befreien.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges war<br />

Josephine Baker im Widerstand tätig,<br />

tanzte für die Truppen und spionierte für<br />

Frankreich. Zu ihrem Geburtsland Ame<strong>rik</strong>a<br />

hatte sie ein gespaltenes Verhältnis,<br />

kehrte aber immer wieder in USA zurück,<br />

zuletzt 1963, um Martin Luther King<br />

auf seinem Marsch nach Washington zu<br />

begleiten und an seiner Seite eine Rede<br />

zu halten.<br />

Schon früh begann Josephine Baker,<br />

große Wohltätigkeitveranstaltungen<br />

zu organisieren, sie spendete die<br />

Honorare aller Konzerte, die sie<br />

während der Kriegsjahre gegeben hatte<br />

und adoptierte später zwölf Kinder<br />

aus zwölf Nationen. Ihr Leben lang<br />

engagierte sie sich gegen Rassismus und<br />

Antisemitismus.<br />

Am 30. November 2021 wurde Josephine<br />

Baker als sechste Frau überhaupt<br />

ins Panthéon aufgenommen, die letzte<br />

Ruhestätte großer Französinnen und<br />

Franzosen. Ein Grund, der zu Recht<br />

Geehrten in der Bundeskunsthalle<br />

eine Ausstellung in der Frauenreihe<br />

zu widmen. Die Ausstellung knüpft<br />

an die große Präsentation „1920er! Im<br />

Kaleidoskop der Moderne“ an, die noch<br />

bis 30. Juli zu sehen ist. Im Fokus stehen<br />

neben den spektakulären Auftritten<br />

insbesondere die politische und karitative<br />

Tätigkeit Josephine Bakers als<br />

Résistancemitglied und Bürgerrechtlerin.<br />

bis 24.9., Bundeskunsthalle, Museumsmeile<br />

Bonn, Helmut-Kohl-Allee 4,<br />

Bonn (Di: 10–19 Uhr; Mi: 10–21 Uhr; Do<br />

bis So und an Feiertagen: 10–19 Uhr).<br />

Tageskarte: 13 Euro (6,50 Euro ermäßigt).<br />

Bis einschließlich 18 Jahre ist der<br />

Eintritt frei. www.bundeskunsthalle.de


© Inter IKEA Systems B.V. 2023<br />

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MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: AMELIA TROUBRIDGE<br />

GABRIELS:<br />

Beängstigend brillant<br />

Das ame<strong>rik</strong>anisch-englische Trio<br />

hat mit „Angels & Queens“ eines der<br />

bisher außergewöhnlichsten und besten<br />

Alben des Jahres abgeliefert. Wir unterhielten<br />

uns mit dem Sänger Jacob Lusk.<br />

Jacob Lusk wuchs in einem Umfeld auf,<br />

in dem Pop verpönt war. „Meine Mutter<br />

und meine Großmutter haben weltliche<br />

Musik im Haus nicht gestattet“, sagt der<br />

Sänger von Gabriels, dessen Stimme<br />

man nicht mehr vergisst, sobald man sie<br />

auch nur einmal gehört hat. „Es ist keine<br />

Übertreibung zu sagen, dass meine Familie<br />

wirklich sehr, sehr christlich war. Ich wurde<br />

praktisch in die Kirche hineingeboren.“<br />

Lusk, der für das Gespräch um 9 Uhr morgens<br />

per Video aus London zugeschaltet<br />

ist, macht trotz der frühen Stunde einen<br />

sehr lebhaften Eindruck. Ein lustiger Kerl,<br />

fast schon übersprudelnd vor Begeisterung<br />

und Leidenschaft, hochmotiviert, um über<br />

sich selbst und seine Band zu sprechen.<br />

„Mein Spielplatz war der Kirchenchor. Ich<br />

sang drei, vier Mal die Woche, und das noch<br />

bevor ich überhaupt zur Schule ging.“<br />

Lusk, der sein Alter nicht verrät, wuchs<br />

im berühmt-berüchtigten Compton auf,<br />

einem Stadtteil von Los Angeles, der<br />

gleichermaßen für Banden- und Drogenkriminalität<br />

sowie als eine der bedeutendsten<br />

Standorte für Rapmusik und Hip-Hop-Kultur.<br />

Das 1988 veröffentlichte Debütalbum<br />

„Straight Outta Compton“ der Rap-Gruppe<br />

N.W.A. ist beispielsweise legendär. Auch<br />

Kendrick Lamar kommt aus Compton, er<br />

ging sogar auf dieselbe High School wie<br />

Jacob. „Ich selbst fing an, Popmusik zu<br />

hören und zu lieben, als ich fünfzehn war“,<br />

sagt er. „Ich war ganz verrückt nach Beyoncé,<br />

nach Jessica Simpson und ich liebte<br />

Stimme und Look von Gwen Stefani.“<br />

2011 entscheidet sich Jacob Lusk für eine<br />

Teilnahme in der Talentshow „American<br />

Idol“, er wird immerhin Fünfter und stellt<br />

fest, dass ihm das Leben außerhalb der<br />

Gospelchorblase zunehmend Freude<br />

bereitet. Als Backgroundsänger etwa von<br />

Nate Dogg hatte er sich zuvor bereits einen<br />

Namen gemacht, und eines Tages im Jahr<br />

2015 machte er die Bekanntschaft des<br />

kalifornischen Musikkomponisten und<br />

Multiinstrumentalisten Ari Balouzian sowie<br />

des in England geborenen Regisseurs und<br />

Produzenten Ryan Hope. Für ein Projekt<br />

suchten die beiden einen Chor und fanden<br />

– nach einigen Irrungen und Wirrungen –<br />

Jacob Lusk. „Wir sind drei<br />

sehr unterschiedliche<br />

Charaktere“, sagt dieser,<br />

„aber es gibt definitiv<br />

mehr Gemeinsamkeiten<br />

als Unterschiede<br />

zwischen uns. Wir drei<br />

zusammen, wir sind<br />

Gabriels.“<br />

Erst probten sie nur<br />

unregelmäßig, Jacob war<br />

inzwischen Leiter seines<br />

Kirchenchors, 2018<br />

aber trugen sie ihren Song „Loyalty“ für<br />

einen Werbefilm von Prada bei, und seither<br />

ist der Aufstieg von Gabriels geradezu<br />

atemberaubend. „Ich versuche, mich von<br />

dem Druck und dem Hype nicht zu sehr<br />

beeindrucken zu lassen“, sagt Lusk, „und<br />

ich habe es auch bisher nur ein einziges<br />

Mal geschafft, mir unser Album anzuhören.<br />

Irgendwie habe ich Angst davor.“ Dabei ist<br />

„Angels & Queens“, das Debütwerk von<br />

Gabriels vor allem eins: beängstigend brillant.<br />

Die Songs bieten eine vollumfängliche<br />

Betörungserfahrung, sehr geschickt<br />

wandeln die drei zwischen einem leichten<br />

Vintage-Gefühl, cineastisch ausgeklügelten<br />

Arrangements, mitreißenden Melodien<br />

und einer durch und durch modernen<br />

Produktion (für die Kendrick-Mitarbeiter<br />

Sounwave mitverantwortlich war). Genres<br />

bedeuten hier nicht viel, Gospel, Soul, Jazz<br />

und Pop sind die stilistischen Leitplanken,<br />

zwischen denen die Stimme von Jacob<br />

Lusk funkelt und stahlt. Zu den Bewunderern<br />

von Gabriels zählen bereits Koryphäen<br />

wie Steven Tyler von Aerosmith („Ich muss<br />

weinen, wenn ich dich singen höre“) und<br />

Elton John. In seinen Texten beschäftigt<br />

sich der Fashion-vernarrte Lusk (aktuell<br />

liebt er vor allem die<br />

Kombi aus Smoking und<br />

Käppi) indes nicht nur<br />

mit göttlichen, sondern<br />

auch sehr weltlichen<br />

Überlegungen. In „Taboo“<br />

etwa geht es um „die<br />

vertrackten Situationen,<br />

wenn du etwas mit<br />

einem Menschen<br />

anfängst, mit dem du<br />

besser nichts anfangen<br />

solltest“, der Titelsong<br />

ist eine warmherzige Ode an ein gefallenes<br />

Model (Lusk sagt nicht, wen er konkret im<br />

Sinn hatte), und die bislang bekannteste<br />

Nummer, das grandiose „Love And Hate<br />

In a Different Time“, schlägt einen weiten<br />

Bogen von Trauerfällen im Freundeskreis<br />

des Sängers bis zu den „Black Lives<br />

Matter“-Protesten und einer grundsätzlich<br />

hoffnungsvollen Einstellung bezüglich des<br />

Glaubens an eine Entwicklung hin zu mehr<br />

Gerechtigkeit und Diversität.<br />

*Interview: Steffen Rüth


VIP<br />

MUSIK<br />

Alles Gute zum 65. Geburtstag, Madonna!<br />

2023 ist Madonna besonders<br />

umtriebig und an der Seite von<br />

Künstler*innen wie The Weeknd und<br />

Christine and the Queens in den Charts.<br />

Ans Aufhören denkt die US-Künstlerin<br />

noch lange nicht, zu groß der Drang,<br />

Kunst zu machen, zu groß der Erfolg.<br />

Alben wie „Madame X“, „Rebel Heart“<br />

und „MDNA“ schafften es auch in den<br />

letzten Jahren auf Platz eins wichtiger<br />

Charts. Die am 16. <strong>August</strong> 1958 geborene<br />

Sängerin ist eine starke Fürsprecherin der<br />

LGBTIQ*-Community, Frauenrechtlerin<br />

und Pop-Ikone.<br />

Los ging alles Ende der 1970er in New York<br />

als Tänzerin in Discos und Sängerin in einer<br />

Punkband. 1982 dann der erste Kluberfolg<br />

mit der Single „Everybody“, 1983 der<br />

erste Chart-Erfolg mit „Holiday“. Ab 1984<br />

(bis heute!) folgten dann Hits wie „Like a<br />

Virgin“, „Into the Groove“, „Express Yourself“,<br />

„Justify My Love“ sowie „Frozen“, „4<br />

Minutes“ **, „Ghosttown“, „American Pie“,<br />

„Music“, „Give It 2 Me“ und natürlich ihre<br />

Klassiker „Like a Prayer“, „Vogue“, „Hung<br />

Up“ und „La Isla Bonita“. Bisher wurde sie<br />

28 Mal für einen Grammy nominiert, 7<br />

Trophäen bekam sie.<br />

Die Sängerin war (und ist immer wieder …)<br />

auch in der Filmwelt aktiv, meist hämisch<br />

kommentiert, aber durchaus mit Erfolg,<br />

1985 etwa mit „Susan … verzweifelt<br />

gesucht“. 1996 gab es Lob und Preise für<br />

ihre Darstellung der Evita im gleichnamigen<br />

Musical-Film, „You Must Love Me“ aus<br />

dem Kinoerfolg bekam 1997 einen Golden<br />

Globe. 2012 gab es einen weiteren Golden<br />

Globe für „Masterpiece“ aus dem Film<br />

„W.E.“.<br />

Zu ihrem 65. Geburtstag wünschen wir der<br />

Sängerin nur das Beste und sagen Danke<br />

dafür, dass sie die LGBTIQ*-Community<br />

sichtbar macht und sich engagiert für sie<br />

einsetzt!<br />

Passend zur „Pride“-Saison erscheint jetzt<br />

ihr 2022er-Top-10-Album „Finally Enough<br />

Love: 50 Number Ones“ neu auf Vinyl.<br />

In Regenbogenfarben! Sechs LPs voller<br />

legendärer Musik, dazu noch Bilder und<br />

Infos. Was will #mensch mehr? *rä<br />

** Das Duett mit Justin Timberlake war<br />

2008 Platz 1 in über 20 Ländern.<br />

FOTOS: WARNER MUSIC, UNIVERSAL MUSIC, @MADONNA<br />

Georgia<br />

Euphoric<br />

Das dritte Album der Indie-Pop-Musikerin<br />

erscheint am 28.Juli auf CD, LP und digital<br />

dominomusic.com<br />

George FitzGerald<br />

Not As I<br />

Die brandneue EP Not As I von George<br />

FitzGerald enthält unter anderem eine<br />

Kollaboration mit SYML und erscheint<br />

am 11.<strong>August</strong> auch als 12!<br />

Bonnie Prince Billy<br />

Keeping Secrets<br />

Will Destroy You<br />

Bonnie Prince Billy veröffentlicht am<br />

11.<strong>August</strong> sein erstes neues Studioalbum<br />

seit 2019 auf CD, LP und digital


MUSIK<br />

AVANTGARDE<br />

„Paranoïa, Angels, True Love“<br />

und Madonna<br />

Christine and the Queens ist<br />

frühmorgens aus Paris nach<br />

Berlin geflogen. Nun sitzt der nichtbinäre<br />

Sänger in einem Konferenzraum<br />

seines Labels, gekleidet in einen<br />

schwarzen Anzug. Seine Haare<br />

sind streng nach hinten gegelt. Er<br />

wirkt erstaunlich munter, als er über<br />

sein neues Album „Paranoïa, Angels,<br />

True Love“ redet.<br />

Dieses Werk, sagt er, sei wie ein Triptychon.<br />

Es bestehe aus drei Teilen: Paranoia, Engel,<br />

wahre Liebe. In mehreren Liedern mimt<br />

Madonna eine der abstrakten Engelsfiguren<br />

namens Big Eye: „Sie ist die allwissende<br />

Stimme – ambivalent und mysteriös.“ In<br />

dieser Rolle singt sie nicht etwa, sie spricht:<br />

„Statt ihr Refrains zum Singen zu schicken,<br />

gab ich ihr Zeilen zum Einsprechen.<br />

Ich wollte die Schauspielerin Madonna<br />

einbinden.“ Das Ergebnis ließ nicht lange<br />

auf sich warten. Im buchstäblichen Sinne<br />

über Nacht lieferte die Queen of Pop ihren<br />

Beitrag. Dabei blieb es aber nicht. Nach<br />

dieser Kooperation lud Madonna ihren<br />

Kollegen zu sich nach Hause ein. Das<br />

war ein unvergessliches Erlebnis für den<br />

35-Jährigen. „Madonna“, schwärmt er, „hat<br />

das Flair eines britischen Dandys. Obwohl<br />

sie ein großer Popstar ist, beobachtet sie<br />

die Gesellschaft genau.“<br />

Neben Madonna gibt es noch einen<br />

weiteren Albumgast: die Rap-Elektro-<br />

Künstlerin 070 Shake. Sie stößt bei dem<br />

Lied „True Love“ zu Chris. Es lebt von<br />

einer vibrierenden Synthesizer-Melodie<br />

und einem immer druckvoller werdenden<br />

Basslauf. Christine-and-the-Queens-<br />

Songs sind meistens zeitgemäß, teilweise<br />

sogar futuristisch. Aber nicht nur. Ein<br />

Sample aus Marvin Gayes „Feel All My<br />

Love Tonight“ schlängelt sich durch die<br />

Nummer „Tears Can Be So Soft“. Sie<br />

schlägt musikalisch einen Bogen zum<br />

Triphop, vor allem zu Portishead. Inhaltlich<br />

geht es um die befreiende Wirkung von<br />

Tränen: „Manchmal reichen Worte nicht,<br />

dann muss Wasser fließen.“<br />

Es taucht mehrfach auf der neuen Platte<br />

auf, nicht nur in Form von Tränen, denn<br />

für Chris hat Wasser eine besondere<br />

Bedeutung: „Es birgt Wissen in sich und<br />

sorgt dafür, dass man anders denkt.“<br />

Der Musiker hat sogar schon im Wasser<br />

gebetet. Etwa nach dem Tod seiner<br />

FOTO: JASA MULLER<br />

Mutter: „Sie zu verlieren, das war mit<br />

das Schmerzhafteste, was mir jemals<br />

widerfahren ist.“ Seitdem sie nicht mehr<br />

lebt, verwendet Chris, geboren als Héloise<br />

Letissier, das Pronomen er: „Ich bin nun<br />

mehr ich selbst.“ Das brachte einige<br />

Veränderungen mit sich: „Zuvor konnte ich<br />

mich nicht genug lieben, um zu glauben,<br />

dass ich Liebe verdient haben könnte.<br />

Jetzt sehe ich wahre Liebe durchaus als<br />

Möglichkeit für mich.“<br />

Was entscheidend zu seinem Selbstfindungsprozess<br />

beigetragen hat: immer wieder<br />

eine andere Persona vorzustellen – von<br />

Christine and the Queens über Chris bis<br />

zu Redcar: „Mit jedem neuen Namen bin<br />

ich ein Stück weiter bei mir angekommen.“<br />

Jeder Mensch, glaubt er, habe viele Gesichter:<br />

„Sprechen wir genauso mit unserer<br />

Mutter wie mit unserem Bäcker? Nein.“<br />

Eine gewisse Wandlungsfähigkeit ist im<br />

Alltag also allen Menschen zu eigen. Und<br />

doch hat man es nicht leicht, wenn man<br />

deutlich aus der Masse heraussticht – sei<br />

es als Transsexueller oder als Homosexueller.<br />

„Es macht mich manchmal richtig<br />

wütend, dass wir in unserer Gesellschaft<br />

immer noch keine wirkliche Gleichberechtigung<br />

haben“, ereifert sich Chris. „Politiker<br />

sind einfach zu wankelmütig. Mal gehen<br />

sie einen Schritt vor, dann machen sie<br />

plötzlich einen Rückschritt. Alles bewegt<br />

sich so langsam.“ *Dagmar Leischow


ELEKTRO/DISCO<br />

Daft Punk – was für ein<br />

schönes Jubiläum!<br />

Das französische Producer-<br />

Duo Daft Punk bestand<br />

von 1993 bis 2021. Als Vorbilder<br />

nannten Guy-Manuel de Homem-<br />

Christo und Thomas Bangalter<br />

unter anderem Giorgio Moroder<br />

und Nile Rodgers von Chic – mit<br />

denen sie auch zusammenarbeiteten.<br />

Unlängst erschien<br />

die Jubiläumsausgabe<br />

ihres wohl<br />

wichtigsten (Pop-)<br />

Albums „Random<br />

Access Memories“.<br />

Das Werk vereint<br />

den Klassiker „Get Lucky“ mit<br />

Nile Rodgers und Pharrell<br />

Williams, „Infinity Repeating“ mit<br />

THE-STROKES-Sänger Julian<br />

Casablancas sowie unter anderem<br />

35 Minuten bisher unveröffentlichte<br />

Musik und Demos. Unser<br />

Anspieltipp ist der Chart-Hit<br />

„Lose Yourself to Dance“ feat.<br />

Pharrell Williams (Producer, DJ<br />

und seit 2023 auch Kreativchef<br />

der Männerlinie der französischen<br />

Luxus-Modemarke Louis Vuitton).<br />

Wissenswertes über Daft Punk:<br />

Die beiden in den 1990ern<br />

groß gewordenen Musiker, die<br />

mit Technolektro-,<br />

French-House- und<br />

Disco-Hits wie „Da<br />

Funk“, „Around the<br />

World“, „Harder, Better,<br />

Faster, Stronger“ und<br />

„Starboy“ zusammen<br />

mit The Weeknd<br />

die Welt bewegten,<br />

begeisterten 2010<br />

auch mit dem Soundtrack zum<br />

Kinostreifen „TRON: LEGACY“.<br />

Und der Daft-Punk-Klassiker „One<br />

More Time“ basiert auch etwas auf<br />

dem gleichnamigen Lied von Sister<br />

Sledge. „Random Access Memories<br />

10th Anniversary Edition“<br />

ist als 3LP, 2 CD, Streaming und<br />

Download erschienen. *rä<br />

FOTO: J. RAKETE<br />

MUSIK<br />

TOUR<br />

„BABYBLUE<br />

LIVE“ –<br />

Annett Louisan<br />

Die kommende Tournee der Sängerin<br />

und ihrer Band wird verlängert.<br />

Aufgrund der großen Nachfrage wird es zusätzliche<br />

Konzerte in Hamburg (29.11.2023), Zürich<br />

(27.4.2024) und München (28.4.2024) geben.<br />

Annetts aktuelles Studioalbum trägt den Namen<br />

„Babyblue“ und ist, das wird gleich klar, ein Album<br />

über den Blues in der Mitte des Lebens und das<br />

Älterwerden. Voller Hingabe und Humor, augenzwinkernd<br />

und aufrichtig zugleich, erzählt Annett<br />

Louisan über Angst, aber auch das Annehmen<br />

dieses Lebensabschnittes. Vom Glück und vom<br />

Unglück, wie sich beides bedingt und wie nicht<br />

nur Menschen kommen und gehen, sondern auch<br />

man selbst. Solange, bis man schließlich wieder<br />

zu sich findet. Produziert wurde Annett Louisans<br />

„Babyblue“ von Tim Tautorat, der sich mit seinen<br />

Arrangements der gemeinsamen Kompositionen<br />

vor den Chansons der späten 1960er- und frühen<br />

1970er-Jahre verbeugt und die Melancholie von<br />

„Babyblue“ auch musikalisch gekonnt einfängt.<br />

www.semmel.de<br />

„Berlin hat eine neue<br />

Hörenswürdigkeit!“<br />

Berliner Zeitung<br />

„Das mutigste und beste<br />

Musical aller Zeiten“<br />

queer.de<br />

„Absolut<br />

mitreißend!“<br />

B.Z.<br />

„Ein Musical mit Weltformat<br />

wie am Broadway“<br />

BUNTE<br />

„Shakespeare<br />

hätt’s gefallen“<br />

Die Welt<br />

„Berlin im siebten<br />

Musical-Himmel“<br />

Berliner Morgenpost<br />

Schon<br />

über 100.00<br />

Besucher<br />

Von den Machern von Rosenstolz<br />

Peter Plate & Ulf Leo Sommer!<br />

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Romeo & Julia noch nie gesehen!“<br />

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Jet zt im Stage Theater des Westens - Berlin


MUSIK<br />

GEORGIA:<br />

Die große Euphorie<br />

Ihr letztes Album „Seeking<br />

Thrills“ kümmerte um Klänge,<br />

die die klassische elektronische<br />

Musik der Tanzflächen zum Vorbild<br />

hatten. Denn Georgia selbst tanzte<br />

damals durch die europäischen<br />

Klubs, ohne sich um irgendetwas<br />

zu kümmern. Und wenn man u. a. in<br />

Berlin feiert, dann bleibt das nicht<br />

ohne Wirkung: „Total!“ blickt sie<br />

zurück.<br />

NACHGERFAGT<br />

„Wir waren in der Renate<br />

und im Berghain und<br />

dann wieder in der Renate<br />

… ich habe vier Tage<br />

nicht geschlafen. Dabei<br />

war ich nüchtern! Aber<br />

das geht dort, denn alle<br />

sind wirklich da, um zu<br />

tanzen.“ Dass sich das<br />

auf ihre Musik auswirken<br />

wurde, hat Georgia nicht<br />

überrascht, auch wenn<br />

es auf subtile Weise<br />

durchscheint. „Seeking Thrills“ war kein<br />

Techno-, sondern ein Popalbum, dass auf<br />

einem massiven Fundament von Beats<br />

aufblühte, die sich auf die Wurzeln dieser<br />

Szene beziehen, dem funkelnden House der<br />

1980er. „Popmusik lebt heute auf den Beats,<br />

die damals entstanden sind. Wenn du einen<br />

Dua-Lipa-Song hörst, dann geht der auf<br />

Frankie Knuckles zurück.“<br />

Ihr neues Album „Euphoric“ geht diesen<br />

Weg weiter, lässt aber es aber erheblich<br />

lockerer angehen. Bei „Seeking Thrills“ war<br />

es ihr sehr wichtig, sich der Geschichte der<br />

elektronischen Musik bewusst zu sein, der<br />

Ursprünge in den schwarzen und queeren<br />

Communitys. Dieses Mal scheint sie all diese<br />

Verantwortung nicht mehr auf den Schultern<br />

gespürt zu haben. „Beim Produzieren von<br />

,Seeking Thrills’ wollte ich voll und ganz<br />

respektvoll sein, im Bewusstsein was diese<br />

Genres besonders für diese Gemeinschaften<br />

bedeuten und in welchen Zusammenhang<br />

sie stehen. Es war als würde ich ein Klassik-<br />

Album machen – ich wollte die Gründer<br />

ehren, die Orte, an denen es entstanden ist“,<br />

erklärt sie ihren Ansatz. „Dieses Mal hatte<br />

ich gar nicht diese klare Vision, kein Konzept,<br />

dass sich so deutlich auf etwas bezog.<br />

Ich war einfach sehr offen. Das Mantra<br />

war, einfach zu experimentieren. Was sehr<br />

befreiend war.“<br />

Zusammen mit ihrem Produzenten Rostam<br />

(Carly Rae Jepsen, Haim, Vampire Weekend)<br />

entstanden in L.A. deswegen Tracks, die<br />

sich ganz dem Pop verschreiben und das<br />

außergewöhnlich leicht erscheinen lassen.<br />

Die Basis sind weiterhin Beats und elektronische<br />

Effekte, aber echte Instrumente<br />

fanden jetzt auch ihren Raum. Vielleicht<br />

spielte dabei eine besondere Erfahrung eine<br />

Rolle, denn Georgia ist mittlerweile Teil eines<br />

Nummer-eins-Albums, der letzten Platte<br />

von Shania Twain. Eine Erfahrung, die ein<br />

paar Perspektiven veränderte. „Es war eine<br />

große Sache! Wenn jemand das meinem<br />

siebenjährigen Ich prognostiziert hätte, dass<br />

ich neben Shania Twain sitzen würde, um<br />

mit ihr an Liedern zu schreiben, mein Herz<br />

wäre geschmolzen. Es war wundervoll!“, lacht<br />

sie. „Wir waren drei Tage zusammen im Studio<br />

und ich konnte sie wirklich kennenlernen.<br />

Eine unfassbare Frau! Immer die erste im<br />

Studio und die Letzte die geht. Ich war sehr<br />

froh, als das Album auf Nummer eins ging,<br />

denn sie verdient es. Und es ist ziemlich<br />

surreal, ein Teil davon zu sein.“ Wie kam es<br />

dazu? „Neben meinem Dasein als Georgia<br />

bin ich einfach auch Songwriterin. Der<br />

Produzent, Mark Ralph, der mit beim Mixen<br />

des letzten Albums half, wollte Shania mit<br />

jungen Künstlern in Verbindung bringen und<br />

schlug auch mich vor.“ So euphorisch wie<br />

all diese Erfahrungen klingt „Euphoric“ dann<br />

auch. Es ist keine Klubplatte mehr, sondern<br />

wie ein Tanz mit sich selbst auf der Spitze<br />

eines Berges. Sie wollte nach den Dramen<br />

der letzten Jahre farbenfrohe, optimistische<br />

Lieder schreiben. Musik, zum Loslassen. Und<br />

um den simplen Fakt zu feiern, dass man<br />

lebt. *Christian K. L. Fischer<br />

FOTO: WILL SPOONER


KULT<br />

„Let Me Entertain You“ –<br />

Amanda Lear<br />

MUSIK<br />

Unlängst ist das 2016er-Album<br />

des queeren Sterns mit einigen<br />

neuen Liedern neu erschienen.<br />

„Let Me Entertain You“ ist<br />

damals wie heute ein Album,<br />

auf dem sich die Diva der<br />

Lieder erneut angenommen<br />

hat, die ihr etwas bedeuten.<br />

Also sind auch viele Cover auf dem – echt guten – Werk zu<br />

finden. Und zwei ihrer Klassiker: „Fashion Pack (Studio 54)“,<br />

ihr Lied über die New Yorker Disco und den Jetset von 1979,<br />

sowie Amandas – von Johann Wolfgang von Goethes „Faust“<br />

inspiriertes – „Follow Me“ aus dem Jahr 1978, das gerade durch<br />

einen Werbeclip für „COCO MADEMOISELLE“ von CHANEL<br />

erneut populär und in die Charts gekommen ist.<br />

Nur Disco-Euro-Pop? Nein. Besonders die Chansons sind herausragend<br />

und zeigen, dass Amanda Lear diese Art von Musik<br />

besonders gut kann – und dass sie auch ohne die Hilfe der<br />

(tollen und wichtigen!) Sänger*innen, wie sie etwa bei früheren<br />

Hits wie „Love Your Body“ oder „Queen of China-Town“ extrem<br />

wichtig waren, beim Refrain Musik abliefert, die #mensch<br />

sich gerne anhört. Am 28. April erschien das Album „Let Me<br />

Entertain You“ neu, unsere Anspieltipps sind „More“, „Catwalk<br />

(A Model)“, „Prima del tuo cuore“ (Amanda Lear & Gianluca<br />

De Rubertis), „Si tu savais ma belle“ und ihr Cover des Village-<br />

People-Hits „Macho Man“. Über die Künstlerin: Bekannt wurde<br />

Amanda Lear als Model und als Muse des Malers Salvador Dalí,<br />

berühmt wurde sie dann als Sängerin von Hits wie „Blood and<br />

Honey“, „The Sphinx“ und „Diamonds“. Bei einigen Versionen<br />

von „From Here to Eternity“ von Giorgio Moroder hört man<br />

Amanda – auch ihre Version von „Lili Marleen“ ist bis heute<br />

populär. Seit den 1980er-Jahren ist Amanda Lear vor allem in<br />

Italien und Frankreich als TV-Moderatorin erfolgreich, landet<br />

aber immer wieder Chart-Erfolge. Geboren wurde die Künstlerin<br />

(vermutlich) am 18. November 1939 in Hongkong. *rä<br />

DAS NEUE ALBUM<br />

AB SOFORT ÜBERALL ERHÄLTLICH<br />

FOLK<br />

„Folkocracy“ –<br />

Rufus Wainwright<br />

Berlin-Fan Rufus Wainwright meldet<br />

sich im Juni mit einem neuen Werk<br />

zurück. Über die kommende<br />

Veröffentlichung verrät der Musiker<br />

schriftlich: „Dieses Album ist fast wie eine aufgezeichnete<br />

Geburtstagsfeier und ein Geburtstagsgeschenk für mich<br />

selbst. Ich habe einfach alle Sänger*innen eingeladen, die<br />

ich sehr bewundere und mit denen ich schon immer singen<br />

wollte ...“ Und das sind einige! So werden unter anderem John<br />

Legend, David Byrne, Sheryl Crow, Nicole Scherzinger (ja, sie<br />

sang einst bei der Truppe Pussycat Dolls), Chaka Khan, Andrew<br />

Bird, ANOHNI, Susanna Hoffs, Van Dyke Parks und Madison<br />

Cunningham! Besonders von der Zusammenarbeit mit John<br />

Legend schwärmt er: „Ich liebe es, einen Song von ihm zu<br />

hören, der so ganz anders klingt als sein sonstiges Output. Man<br />

hört richtig, wie wir uns gegenseitig anspornen. Auch in der<br />

Welt des Folk gibt es so etwas wie Sparringpartnerschaften, die<br />

sich ergeben – und davon profitiert die Musik auf jeden Fall.“ *rä<br />

16.11.23 Zwickau 26.11.23 Köln<br />

17.11.23 Leipzig<br />

20.11.23 Kempten<br />

21.11.23 Nürnberg<br />

23.11.23 Erfurt<br />

24.11.23 Frankfurt/M.<br />

25.11.23 Stuttgart<br />

28.11.23 Bielefeld<br />

29.11.23 Flensburg<br />

01.12.23 Schwerin<br />

02.12.23 Berlin<br />

03.12.23 Hamburg<br />

19.02.24 Chemnitz<br />

20.02.24 Dresden<br />

21.02.24 Cottbus<br />

23.02.24 Regensburg<br />

25.02.24 Trier<br />

27.02.24 Krefeld<br />

29.02.24 Rostock<br />

01.03.24 Magdeburg<br />

02.03.24 Oberhausen<br />

03.03.24 Kiel<br />

05.03.24 Neubrandenburg<br />

06.03.24 Hannover<br />

07.03.24 Münster<br />

08.03.24 Braunschweig<br />

09.03.24 Oldenburg


MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: SONY MUSIC<br />

TOM GRENNAN:<br />

Geil und direkt<br />

Der englische Popmusiker<br />

zerbricht sich nicht den Kopf,<br />

sondern genießt mit seinem neuen<br />

Album „What Ifs & Maybes“ lieber<br />

das Leben.<br />

Tom Grennan, im englischen Bedford<br />

geboren und mittlerweile gemeinsam<br />

mit der Freundin in London lebend, ist<br />

keiner dieser Menschen, die alles immer in<br />

Grund und Boden durchdenken müssen.<br />

Insofern ist es wenig verwunderlich, dass<br />

der 27-jährige Sänger und Songschreiber<br />

die Dinge auch in seinen Liedern gern<br />

schnörkellos und mit so wenig Firlefanz<br />

wie möglich auf den Punkt bringt. Über<br />

„All These Nights“, die erste Nummer auf<br />

„What Ifs & Maybes“, Grennans drittem<br />

Album nach „Lightning Matches“ (2018)<br />

und der UK-Nummer-1 „Evering Road“<br />

(2021), könnte er also theoretisch<br />

irgendwelche romantischen Litaneien<br />

loswerden, während er beim Gespräch im<br />

Berliner Büro seiner Plattenfirma auf dem<br />

Sofa herumfläzt, doch er entscheidet sich<br />

für den direkten Weg.<br />

„Der Song dreht sich um Sex“, sagt Tom<br />

mit einem mehr als nur angedeuteten<br />

Grinsen. „Es geht einfach darum, die<br />

Wärme eines anderen Körpers zu<br />

spüren und um das euphorische Gefühl,<br />

miteinander zu verschmelzen. Es steckt<br />

nichts weiter hinter dem Lied, als dass ich<br />

darin über Spaß, Geilheit und Leidenschaft<br />

singe.“<br />

Eigentlich hatte Tom Grennan ja gar nicht<br />

vorgehabt, einmal als Popstar durch die<br />

Welt zu ziehen. Der ursprüngliche Plan<br />

lautete: Fußballprofi. „Ich hatte als Junge<br />

diesen Traum, und ich war gut. Aber nicht<br />

gut genug.“ Als mit 16, 17 absehbar wurde,<br />

dass es für eine der ersten Ligen nicht<br />

reichen würde, orientierte sich der Teenager<br />

um und begann<br />

nach der Schule ein<br />

Schauspielstudium in<br />

London. Doch dann,<br />

mit 18, die nächste<br />

Kehrtwende. Tom trat,<br />

unterstützt von ein<br />

paar Bier, in seinem<br />

Heimatort im Pub „The<br />

Bear“ auf, wo er bis<br />

heute hin und wieder<br />

anzutreffen ist, die<br />

Eltern leben nach wie<br />

vor in Bedford. „Ich<br />

hätte vorher nicht<br />

geglaubt, wie viel Spaß mir das Singen<br />

macht, doch ich fand tatsächlich sehr<br />

schnell heraus, dass ich es liebe“, sagt<br />

Grennan. Also nimmt er sich der Sache<br />

intensiver an und landet 2016 einen<br />

ersten Hit als Gaststimme auf der Chase<br />

& Status-Single „All Goes Wrong“. Für ihn<br />

nicht, denn ab da läuft es immer besser<br />

für den unbeschwerten Burschen mit<br />

der ausdrucksstarken Stimme. „Ich habe<br />

zwei Eigenschaften, die mir geholfen<br />

haben, Fuß zu fassen“, so Tom. „Ich bin<br />

ein neugieriger Mensch, der immer wissen<br />

möchte, was sich hinter der nächsten<br />

geschlossenen Tür verbirgt. Und ich bin<br />

ziemlich selbstbewusst und habe ein<br />

großes Mundwerk. Ich war nie jemand,<br />

der Angst hat vor großen Auftritten oder<br />

überhaupt vor Menschen. Ich mag die<br />

Aufmerksamkeit.“<br />

Dass die neuen Songs, die mit ihren<br />

mitreißenden Melodien niemanden<br />

unberührt lassen, im Hinblick auf mögliche<br />

Stadionshows komponiert<br />

wurden, gibt er<br />

sehr gern zu. „Ja, klar<br />

ist das so. Ich will alle<br />

wegblasen mit meiner<br />

Musik. Ich habe nicht<br />

vor, so zu tun, als sei<br />

ich ein bescheidener<br />

Junge.“ Die neuen<br />

Songs wie „Remind<br />

Me“ oder die neue<br />

Single „Here“ klingen<br />

entsprechend motivierend<br />

und mitreißend<br />

und stehen damit in<br />

bester Tradition von „Little Bit of Love“,<br />

also dem Song, mit dem Tom Grennan vor<br />

zwei Jahren der große Durchbruch gelang.<br />

„Als das Lied explodierte, war gerade voll<br />

Corona und ich lümmelte auf dem Sofa bei<br />

meinen Eltern, wo ich zu der Zeit wieder<br />

eingezogen war, um nicht so allein zu sein,<br />

und verfolgte sozusagen im Liegen, was<br />

plötzlich passierte.“ Das Feiern, sagt Tom<br />

Grennan, und lacht ein weiteres Mal, habe<br />

er inzwischen nachgeholt. „Aber ich trinke<br />

nicht mehr so viel wie früher und halte<br />

mich so gut ich kann von Drogen fern.<br />

Ich bin glücklich, so fit wie nie und freue<br />

mich auf einen richtig fröhlichen Sommer.“<br />

*Interview: Steffen Rüth


MUSIK<br />

COUNTRY<br />

Noch mehr Großartiges von<br />

Nancy und Lee<br />

DIE 1960er-Pop-Flower-Power-<br />

Country-Ikone Nancy Sinatra landete<br />

zusammen mit Lee Hazlewood<br />

(1929 – 2007) eine Reihe bis heute<br />

bekannter Chart-Erfolge. „Summer<br />

Wine“ zum Beispiel, „Jackson“ oder<br />

„Some Velvet Morning“. Die beiden<br />

veröffentlichten aber auch erst<br />

in den Jahren danach zu Klassikern gewordene Nummern wie<br />

„Down from Dover“, „Arkansas Coal“ und „Elusive Dreams“.<br />

29.10.23 Nürnberg<br />

31.10.23 Frankfurt/M<br />

02.11.23 Leipzig<br />

ANNETT LOUISAN<br />

LIVE<br />

BABYBLUE 2023<br />

10.11.23 Bochum<br />

12.11.23 Stuttgart<br />

15.11.23 Rostock<br />

16.11.23 Köln<br />

17.11.23 Hannover<br />

21.11.23 Dresden<br />

26.11.23 Berlin<br />

29.11.23 Hamburg<br />

und weitere Städte<br />

Die meisten Duette der beiden Musiker*innen sind auf dem<br />

Album „Nancy & Lee“ aus dem Jahr 1968 zu finden, das vor<br />

einiger Zeit mit Bonustracks wiederveröffentlicht wurde. Aber<br />

eben nicht alle, denn 1971 taten sich die zwei begnadeten<br />

Künstler*innen erneut zusammen und veröffentlichten die<br />

Single „Did You Ever“, die in England ein großer Erfolg wurde und<br />

bis auf Platz zwei kletterte.<br />

1972 folgte das Album dazu, in den USA unter dem Titel „Nancy<br />

& Lee Again“ veröffentlicht, in UK selbstverständlich „Did You<br />

Ever“. Neben den bereits erwähnten Liedern „Arkansas Coal“,<br />

„Down from Dover“ und „Did You Ever“ vereint es eine Fülle an<br />

poppigen Country-Stücken mit einer großen Portion Drama,<br />

Sehnsucht und Melancholie. Das Album erschien unlängst neu<br />

und mit Bonustracks wie „Think I’m Coming Down“. Unbedingt<br />

anhören sollte #mensch sich aber auch „Paris Summer“. *rä<br />

09.11.23 Köln 10.11.23 Dortmund 23.11.23 Leipzig 24.11.23 Hamburg 25.11.23 Berlin<br />

www.nancysinatra.com<br />

DANCE<br />

Aktuelle Klubmusik und<br />

Remixe<br />

DJ Jerome, Markus Gardeweg und<br />

Merlin mischten für das Hamburger<br />

Label Kontor die aktuellen Hits der<br />

Klubs auf drei CDs. CD Nummer vier<br />

von „TOP OF THE CLUBS VOL. 96“<br />

versammelt dann einige der Hits in<br />

voller Länge und ungemischt. Unsere<br />

Anspieltipps sind unter anderem<br />

„Never Die“ von Sono, „Hold Me<br />

Closer (Joel Corry Remix)“ von Elton<br />

John und Britney Spears, „Freedom“<br />

von Alle Farben sowie „Wishlist“ von Felix Jaehn und „Dolce &<br />

Gabbana“ von Picco. Bald ist die 100 voll! Wer hätte das schon<br />

gedacht, als die Sampler-Reihe in den 1990ern an den Start<br />

ging? Aber so beständig und erfolgreich wie House und Dance<br />

an sich, sind eben auch die hier versammelten Interpret*innen<br />

wie Tom Grennan, Leony und Interactive – dieses legendäre<br />

Projekt landete einst Charthits wie „Living Without Your<br />

Love“ und „Who Is Elvis“, hier präsentiert es einen seiner<br />

größten Hits: „Forever Young (Reloaded)“. Und ja, diesmal<br />

liegt der Fokus (etwas) mehr auf EuroDANCE, ganz passend<br />

zum spaßigen und erfolgreichen 1990er-Revival. Trotzdem:<br />

Neunzig Prozent der Lieder sind neu, aber eben mit zum Teil<br />

deutlichen Eurodance-Zitaten. Macht beste Laune! *rä<br />

FOTOS: @ARTISTJEROME<br />

DAS NEUE ALBUM<br />

09/06/23<br />

kontorrecords.de


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

FOTO: NONA STUDIOS<br />

NACHGEFRAGT BEI<br />

KERSTIN OTT<br />

Seit einigen Jahren schon<br />

räumt die Singer-Songwriterin<br />

mit ihrem Deutsch-Pop in den<br />

Album-Charts und live ab. Für uns<br />

hatte die Sängerin trotzdem Zeit<br />

für ein Interview.<br />

Nach einer kleinen Pause bist du<br />

beim Schlagerfest in Hamburg<br />

wieder aufgetreten, und es gab<br />

einen Vorfall, bei dem du ein Lied neu<br />

beginnen musstest. Was ist passiert?<br />

Es dauerte einige Sekunden, bis ich merkte,<br />

dass etwas nicht stimmte, ich habe auf<br />

dem falschen Klick angefangen. Am Ende<br />

ist alles gut ausgegangen.<br />

Es gab ja sogar Applaus, niemand hat<br />

es Dir übel genommen …<br />

Das kann jedem passieren. Aber um auf<br />

deine Frage zurückzukommen, mein erster<br />

Auftritt nach der Pause fand nicht beim<br />

Schlagerfest statt, sondern bei einer Schlagernacht.<br />

Ich erinnere mich nicht genau,<br />

in welcher Stadt das war, aber es war auf<br />

jeden Fall ein schöner Neuanfang.<br />

Wie bringst du Familie, Ehefrau,<br />

Kinder, das Leben als Star und<br />

öffentliche Person im Schlagerbusiness<br />

sowie deine Rolle als LGBTIQ*-<br />

Galionsfigur unter einen Hut?<br />

Ich mache es wie jeder andere auch. Wenn<br />

ich meine Ruhe haben möchte, wird man<br />

mich nicht irgendwo in der Öffentlichkeit<br />

antreffen oder Beiträge von mir sehen.<br />

In den letzten vier Monaten habe ich<br />

einfach eine Pause eingelegt. Aber jetzt<br />

freue ich mich, dass es wieder losgeht. Es<br />

ist eine Herausforderung, all diese Rollen<br />

zu vereinen, aber ich finde Wege, um<br />

einen Ausgleich zu schaffen. Natürlich<br />

gibt es Momente, in denen ich mich auf<br />

meine Familie konzentriere und privat Zeit<br />

genieße.<br />

Woran arbeitest du derzeit?<br />

Ich habe eine Sommer-Open-Air-Tour,<br />

bei der ich auch auf Festivals auftrete. Es<br />

gibt auch einzelne Auftritte, bei denen ich<br />

alleine auf der Bühne stehe. Das geht bis<br />

zum Jahresende so weiter. Ich bin aber<br />

auch schon wieder im Studio und arbeite<br />

an neuen Projekten. Momentan habe ich<br />

also ziemlich viel zu tun, aber ich finde<br />

auch Zeit für meine Familie. Es ist eine Art<br />

Homeoffice-Situation.<br />

Wo findest du Inspiration für deine<br />

Songs?<br />

Die Inspiration kommt oft aus meiner<br />

eigenen Lebenssituation. Ich habe selbst<br />

pubertierende Kinder zu Hause, von<br />

denen eines bereits erwachsen ist. Aber<br />

ich bin immer noch jung im Kopf. Meine<br />

Songs entstehen oft aus persönlichen<br />

Eindrücken, Erzählungen von Freunden<br />

oder spontanen Ideen, die mir kommen,<br />

wenn ich etwas Cooles im Fernsehen sehe.<br />

Auch wenn es momentan viele<br />

schwierige Themen gibt, wie Krieg,<br />

Umweltzerstörung und Klimawandel,<br />

wo findest du Zuversicht?<br />

Ich glaube, das liegt einmal schon daran,<br />

dass ich schon immer sehr optimistisch<br />

gewesen bin. Ich arbeite mich nicht an<br />

irgendetwas Negativem ab, betrachte so<br />

was nicht immer und immer wieder. Ich<br />

glaube, es ist wichtiger daran zu arbeiten,<br />

sich selbst zu stärken. Trotzdem haben wir<br />

viele Sachen gerade auf dem Zettel, die wir<br />

wirklich bearbeiten müssen. Das ist ja klar!<br />

Tierschutz zum Beispiel ist dir<br />

wichtig …<br />

Ja, das ist mir wirklich wichtig. Tierschutz<br />

berührt mich persönlich, und ich finde, dass<br />

wir uns nicht verschließen sollten, sondern<br />

aktiv etwas tun sollten. Auch mit den<br />

finanziellen Mitteln, die uns zur Verfügung<br />

stehen. Es gibt wirklich viele Dinge, die wir<br />

angehen müssen.<br />

Gibt es Pläne, dich auch auf anderen<br />

CSDs zu sehen?<br />

Im Moment ist nichts konkret geplant, aber<br />

warum nicht?<br />

*Interview: Michael Rädel / Christian Knuth


Bastian tobt sich gerne modisch aus und<br />

hat mit George seine Muse gefunden.<br />

DU BIST<br />

EINMALIG<br />

UND VERDIENST EINE MASS-<br />

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dir passt.<br />

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FILM<br />

INTERVIEW<br />

EMANUELE CRIALESE –<br />

L’IMMENSITÀ<br />

Schon lange gehört Emanuele<br />

Crialese, geboren 1965 in<br />

Rom und Absolvent der renommierten<br />

Tish School of Arts in New York,<br />

zu den international meistbeachteten<br />

Regisseuren Italiens. 1997 kam<br />

sein erster Spielfilm „Once We Were<br />

Strangers“ in die Kinos, anschließend<br />

wurden Werke wie „Lampedusa“,<br />

„Golden Door“ oder „Terraferma“ bei<br />

den Festivals in Cannes und Venedig<br />

mit Preisen bedacht. Doch noch<br />

nie wurde einem seiner Filme so<br />

viel Aufmerksamkeit entgegengebracht<br />

wie nun „L’immensità – Meine<br />

fantastische Mutter“. Was einerseits<br />

an Oscar-Gewinnerin Penélope Cruz<br />

in der (erwachsenen) Hauptrolle<br />

liebt. Aber andererseits auch daran,<br />

dass Crialese mit dieser autobiografischen<br />

Geschichte über ein Kind<br />

im Italien der 1970er Jahre, das mit<br />

seiner Genderidentität ringt, auch<br />

sein öffentliches Coming-out als<br />

trans Mann hatte. Wir trafen ihn in<br />

Venedig zum Interview.<br />

Herr Crialese, Sie drehen seit<br />

über 25 Jahren Filme. Warum<br />

erzählen Sie erst jetzt diese sehr<br />

persönliche Geschichte, um die es in<br />

„L’immensità“ geht?<br />

Tja, mit der Zeit ist das so eine Sache, man<br />

weiß nie, wann sie reif ist. Natürlich hatte ich<br />

über die Jahre immer wieder den Gedanken,<br />

Teile meiner eigenen Jugend in einen Film zu<br />

verwandeln. Und ich habe nie daran gezweifelt,<br />

dass es eines Tages so weit sein würde.<br />

Aber ich wusste auch immer, dass ich für<br />

diesen Film der bestmögliche Regisseur<br />

sein musste. Ich wollte so viel Erfahrung<br />

wie möglich haben, um die Geschichte<br />

möglichst überzeugend erzählen zu können.<br />

Mit 30 Jahren hätte ich mir diese wirklich<br />

delikate, zarte Thematik einfach noch nicht<br />

zugetraut.<br />

Interessanterweise setzen Sie, was<br />

Bilder und Atmosphäre angeht,<br />

nicht nur auf Wahrhaftigkeit und<br />

Realismus, sondern kombinieren das<br />

mit einer bewussten Künstlichkeit.<br />

Warum?<br />

Dafür gab es verschiedene Gründe, angefangen<br />

damit, dass ich mittels der Songs<br />

und Fernsehshows, die mich als Kind massiv<br />

geprägt haben, auch das Innenleben unserer<br />

jungen Protagonistin Adri erzählen wollte.<br />

Außerdem ging es mir dieses Mal darum,<br />

ein Gefühl von Klaustrophobie einzufangen,<br />

weswegen ich nicht wie sonst überwiegend<br />

draußen und mit natürlichem Licht, sondern<br />

im Studio und mit Scheinwerfern gedreht<br />

habe. Und letztlich ist ja auch die Besetzung<br />

schon ein Aufeinanderprallen von Realität<br />

und Fiktion, schließlich habe ich auf der<br />

einen Seite junge Laiendarsteller*innen, die<br />

noch nie vor einer Kamera und nicht einmal<br />

auf einer Schultheater-Bühne standen, und<br />

auf der anderen jemanden wie Penélope<br />

Cruz, die ein echter Superstar ist und<br />

natürlich alles spielen kann.<br />

Wo Sie gerade Kinder erwähnen: wie<br />

fanden Sie die ideale Besetzung für<br />

Adri, immerhin ja so etwas wie Ihr<br />

Alter Ego?<br />

Im Casting haben wir sicherlich 3.000 junge<br />

Mädchen gesehen. Anfangs suchten wir erst<br />

einmal in Rom, wo wir ja auch drehten. Aber<br />

ich merkte bald, dass heutige Großstadtkinder<br />

ganz anders ticken als wir damals<br />

in den 70er-Jahren. Deren Horizont hat<br />

sich wahnsinnig verengt, in jeder Hinsicht,<br />

sowohl weil sich das Stadtbild verändert hat<br />

als auch weil alle viel zu viel auf ihre Telefone<br />

und andere Bildschirme gucken. Ich hatte<br />

nicht den Eindruck, dass ich da jemanden<br />

finden würde, der die nötige Konzentration<br />

mitbringt. Oder das Gefühl von Freiheit<br />

kennt, mit dem ich aufgewachsen bin,<br />

diesem neugierig-explorierenden Bewegen<br />

durch die Natur. Also verlagerten wir die<br />

Suche mehr in ländliche Regionen und nicht<br />

zuletzt an Orten und in Milieus, die nicht so<br />

eindeutig von einer Geschlechterbinarität<br />

geprägt waren. In einem Dorf südlich von<br />

Rom stießen wir dann auf Luana Giuliani, die<br />

neben der Schule Motocross-Rennen fährt<br />

und dabei gegen Jungs antritt. Ein echter<br />

Tomboy, was für diese Rolle natürlich ideal<br />

war. Ich musste das Drehbuch für sie ein<br />

wenig anpassen, weil sie ein kleiner wenig<br />

älter und schon weiterentwickelt war als ich<br />

Adri ursprünglich angelegt hatte. Aber das<br />

war es wert, denn ansonsten brachte sie<br />

alles mit, wonach ich suchte.<br />

Und wie kreierten Sie zwischen<br />

Luana und Penélope Cruz die richtige<br />

Mutter-Kind-Beziehung?<br />

Penélope war sehr großzügig mit ihrer Zeit,<br />

was für mich wirklich wichtig war. Meine<br />

Art der Arbeit mit Schauspieler*innen,<br />

gerade wenn sie Laien sind, erfordert viele<br />

Proben. Wir reisten also alle nach Madrid<br />

und verbrachten etliche Tage bei Penélope<br />

und ihrer Familie. Wir probten, arbeiteten an


den Dialogen, spielten, kochten und kamen<br />

uns vor allem einfach näher. Nach und nach<br />

entwickelten wir dort die Familiendynamik,<br />

die ich im Sinn hatte.<br />

Warum haben Sie sich überhaupt<br />

für Cruz statt einer italienischen<br />

Schauspielerin entschieden?<br />

Ursprünglich schrieb ich die Rolle für eine<br />

Engländerin. Mir war wichtig, dass die Mutter<br />

eine Außenseiterin in dieser Welt ist, weil<br />

sich dadurch ihr Gefühl noch verstärkte, in<br />

dieser Umgebung und dieser Ehe gefangen<br />

und isoliert zu sein. Denn sie hat offenkundig<br />

weder Eltern noch alte Freundinnen<br />

in der Nähe, nur ihren Mann und dessen<br />

Großfamilie. Und natürlich ihre Kinder, mit<br />

denen sie eine Sprache sprechen kann, die<br />

alle anderen um sie herum nicht verstehen.<br />

Das war auch wichtig! Irgendwann jedenfalls<br />

kam ich mit Penélope in Kontakt, die ja sehr<br />

gut Italienisch spricht, und merkte, dass sie<br />

die Idealbesetzung ist. Denn springe nicht<br />

zuletzt auf das Visuelle an – und Penélope<br />

ist in dieser Hinsicht fast so etwas wie der<br />

Archetypus einer Frau. Sie funktioniert als<br />

Frau der Vergangenheit, der Gegenwart und<br />

der Zukunft; sie könnte meine Großmutter<br />

genauso sein wie meine Mutter oder meine<br />

Tochter. Sie umweht die Aura des Zeitlosen,<br />

was für meinen Film perfekt ist.<br />

Was sagt eigentlich Ihre Familie<br />

dazu, dass „L’immensità“ so nah dran<br />

ist an Ihren tatsächlichen Erfahrungen<br />

von damals?<br />

Die sind das immer schon gewohnt,<br />

dass ich sie und unser Leben als<br />

Inspiration für meine Filme<br />

nehme. Jede meiner<br />

Geschichten handelt<br />

immer auch irgendwie<br />

von mir und<br />

ist deswegen ein<br />

bisschen autobiografisch.<br />

Die Frau<br />

in „Lampedusa“<br />

zum Beispiel war<br />

ebenfalls eine Version<br />

meiner Mutter. Genau<br />

wie auch Penélopes Figur<br />

nun lediglich eine Version meiner<br />

Mutter ist. Hätte ich einfach nur unseren<br />

Familienalltag von damals verfilmt, würden<br />

Sie sich im Kino jetzt zu Tode langweilen.<br />

Ich werde nicht im Detail verraten, welche<br />

Elemente der Geschichte in „L’immensità“<br />

tatsächlich wahr sind und welche nicht.<br />

Aber selbst die, die nicht so passiert<br />

sind, stehen zumindest repräsentativ für<br />

meine Gefühle und Ängste von damals.<br />

Und sind damit im Grunde also fast noch<br />

persönlicher.<br />

Eine letzte Frage noch: Sie verwenden<br />

bisweilen die weiblichen Pronomen,<br />

wenn Sie über Adri sprechen, obwohl<br />

die Figur sich selbst dezidiert als<br />

Junge fühlt. Wie kommt das?<br />

Das hat in diesem Fall viel damit zu tun,<br />

dass ich dabei an Luana denke, die<br />

nun einmal ein Mädchen ist. Aber<br />

ich muss auch sagen, dass die<br />

Sache mit den Pronomen für<br />

mich nicht die allerwichtigste<br />

ist, zumal bei Kindern<br />

und Personen, die noch<br />

mitten in der Selbstfindung<br />

sind. Wir befinden uns<br />

gerade in einem Prozess der<br />

sprachlichen Neufindung und<br />

Weiterentwicklung, den ich richtig<br />

und wichtig finde, weil wir nun Worte<br />

und Definitionen finden für Dinge, die sich<br />

früher nicht benennen und definieren ließen.<br />

Aber so etwas geschieht nicht von heute<br />

auf morgen, da ist vieles im Fluss und ich<br />

finde, wir alle müssen ein wenig flexibel und<br />

nachsichtig sein. Beleidigungen und Provokationen<br />

gehen natürlich gar nicht und man<br />

sollte unbedingt Rücksicht nehmen auf das,<br />

was sich eine Person wünscht. Doch nicht<br />

jedes Pronomen ist gleich ein Politikum.<br />

FOTOS: PROKINO<br />

*Interview: Patrick Heidmann<br />

FILM<br />

„ ich weiß, wie<br />

ich mit hiv<br />

gelassen<br />

alt werde<br />

NX-DE-HVU-ADVT-230001; April 2023<br />

wissen fürs leben<br />

findest du hier!<br />

Mach dich schlau - mit<br />

der digitalen HIV-Broschüre


FILM<br />

KINO<br />

FOTOS: PATTI PERRET/A24 FILMS<br />

THE INSPECTION<br />

Ellis French (Jeremy Pope, „Pose“) ist ganz<br />

unten angekommen: Von seiner streng<br />

religiösen Mutter Inez (Gabrielle Union)<br />

aufgrund seiner Homosexualität verstoßen,<br />

landet er auf der Straße. Den Weg aus<br />

der Obdachlosigkeit und die Hoffnung, den<br />

Respekt seiner Mutter wiederzuerlangen,<br />

sieht er ausgerechnet bei den US-Marines.<br />

Im Bootcamp spürt er schnell, dass<br />

diese Gemeinschaft einen queeren<br />

Afroame<strong>rik</strong>aner vor gegensätzlichste<br />

Herausforderungen stellt: Schikanen und<br />

Ausgrenzung muss er in gleichem Maße<br />

ertragen wie sein muslimischer Mitrekrut<br />

Ismael. Einzig Drill Sergeant Rosales (Raúl<br />

Castillo) scheint Ellis zugewandt zu sein<br />

und übt eine starke sexuelle Anziehungskraft<br />

auf ihn aus. Die offene Feindseligkeit<br />

und Ausgrenzung nimmt weiter zu, dennoch<br />

gewinnt Ellis an Selbstbewusstsein<br />

und findet in dieser neuen Gemeinschaft<br />

Stärke und Anerkennung, die sein Leben<br />

und auch die Beziehung zu seiner Mutter<br />

verändern. Regisseur und Autor Elegance<br />

Bratton erzählt mit diesem intensiven<br />

Drama seine persönliche Lebensgeschichte.<br />

Mit spürbarer Authentizität,<br />

wahrhaftigen Figuren sowie dynamischen<br />

und immer wieder humorvollen Tönen<br />

geht „THE INSPECTION“ tief unter die<br />

Haut und erzählt die Geschichte eines<br />

Außenseiters, der seinen Platz in der Welt<br />

findet. Der Kinostart ist am 24. <strong>August</strong>.<br />

GEWINNE<br />

Verlosung: „ANIMA – Die Kleider meines Vaters“<br />

Das queere, humorvolle und gesellschaftlich<br />

wichtige Kinodebüt von Regisseurin<br />

Uli Decker erschien unlängst auf DVD.<br />

Eine wahre (!) Geschichte über Queerness,<br />

das Heranwachsen und tragikomische<br />

Momente in der bayrischen Provinz.<br />

Im Mittelpunkt des Films steht Uli. Die<br />

will entweder Papst oder Pirat werden.<br />

Und sie will irgendwann einen Bart haben,<br />

denn alle, die etwas Spannendes erlebten,<br />

trugen einen Bart. Auf gar keinen Fall will<br />

Uli aber die Erwartungen ihrer Umgebung<br />

erfüllen, sie verlässt die Provinz, um freier<br />

zu leben. Sie wollte in die Welt hinaus, was<br />

erleben, sie wollte unter solchen Bedingungen<br />

kein Mädchen sein. Nach dem Tod<br />

ihres Vaters übergibt ihr die Mutter das<br />

Erbe, eine geheim gehaltene Kiste, die Ulis<br />

Sicht auf ihre Familie grundlegend verändern<br />

wird: Der Vater war ein Transvestit,<br />

seit 1946, heimlich erst in den Kleidern<br />

seiner Mutter vorm Spiegel ... Heute und<br />

vor allem in Großstädten nichts Skandalöses,<br />

im 20. Jahrhundert allerdings – und<br />

auch heute noch in der Provinz – etwas,<br />

das leider immer noch viele provoziert und<br />

gar gefährlich werden kann.<br />

„Lieber Papa, seit deinem Tod habe ich<br />

den Eindruck, Du verfolgst mich …“, diese<br />

FOTO: FLARE FILM<br />

große Schwere droht Uli erst zu erdrücken,<br />

doch dann fährt sie zurück und nimmt<br />

ihr Erbe an. Sie erzählt ihre Geschichte,<br />

die ihres Vaters, obwohl der Papa ja nie<br />

im Mittelpunkt stehen wollte. Auch das<br />

merken die hier zu sehenden Wegbegleiter<br />

an. Aber es muss sein. „Ich frage mich, was<br />

für ein Theaterstück wir vier eigentlich<br />

aufgeführt haben?“, merkt die Regisseurin<br />

im Film an – und erzählt von ihrer Wut auf<br />

den Ort, die manchmal hochkommt.<br />

„Wir müssen die Väter und Mütter auch<br />

verraten, damit wir mit unserer Vergangenheit<br />

in Frieden leben können“ – eine<br />

Tagebuchzeile, die sie von ihrem Vater<br />

als an sie gerichtet interpretiert. „ANIMA<br />

– Die Kleider meines Vaters“ feierte auf<br />

dem 43. Filmfestival Max Ophüls Preis im<br />

Wettbewerb seine Weltpremiere und<br />

wurde als „Gewinner Publikumspreis<br />

Dokumentarfilm“ und „Gewinner Bester<br />

Dokumentarfilm“ geehrt. *rä<br />

Wir verlosen fünf DVDs:<br />

www.maenner.media/gewinne


KUNST<br />

AUSSTELLUNG<br />

PIERRE<br />

ET GILLES:<br />

„Les couleurs du temps“<br />

Pierre et Gilles: « Doudou d‘amour (Sophia Lang) », 2021,<br />

Ink-jet photograph printed on canvas and painted<br />

159 × 125 cm — 62 5/8 × 49 1/5 in. Unique<br />

Pierre et Gilles: « La planète rouge (Tahar Rahim) », 2022,<br />

Ink-jet photograph printed on canvas and painted<br />

162 × 114 cm— 63 3/4 × 44 7/8 in. Unique<br />

Das seit den 1970ern weltweit gefeierte<br />

Künstlerpaar aus Frankreich<br />

kehrt mit seiner neuen Ausstellung „Les<br />

couleurs du temps“ zum ersten Mal seit<br />

seiner spektakulären Retrospektive 2017<br />

im Musée d’Ixelles nach Brüssel zurück.<br />

Pierre et Gilles: « La promesse (Bogdan Romanovic) », 2022, ink-jet photograph printed on canvas and<br />

painted, 165 × 115 cm — 65 × 45 ¼ in. Unique<br />

Ihre glamouröse, auch mal kitschige, zeitlose<br />

und wunderschöne Kunst ist Malerei und<br />

Fotografie gleichermaßen. Die ikonischen<br />

Bilder werden immer gemeinsam von den<br />

beiden Queers, von Fotograf Pierre und Maler<br />

Gilles, erschaffen.<br />

Es gibt kaum jemanden, der ihre Kunst nicht<br />

kennt. Ihr künstlerischer Output gehört<br />

zum kollektiven Gedächtnis der westlichen<br />

Welt, ist zugleich Pop-Art, Kult und Legende.<br />

Und das niemals flach! Umweltschutz,<br />

Frauen- und Queer-Rechte werden ebenso<br />

thematisiert wie das Altern, der Tod, der<br />

Krieg. Ganz aktuell zum Beispiel der russische<br />

Angriffskrieg gegen die Ukraine.<br />

Ihre Hommage an das leidende Land, „La<br />

promesse“ („Das Versprechen“), wird nun<br />

Teil der neuen Ausstellung in der Galerie<br />

Templon in Brüssel. Schriftlich verrät das<br />

Team der Galerie via E-Mail an uns dazu:<br />

„Sorgfältig inszeniert und komplexer denn<br />

je zeigen die Porträts unbekannte und<br />

bekannte Gesichter, von Tahar Rahim<br />

bis Silly Boy Blue. Gemeinsam erfinden<br />

die Künstler neue Archetypen: Apollo<br />

umgeben von rosa Flamingos, erotisierte<br />

biblische Gestalten, verfluchte Liebende<br />

und nostalgische Seefahrer. Dezent, fast<br />

unmerklich, provozieren Pierre et Gilles<br />

zahlreiche gesellschaftliche Fragen: von<br />

Fragen der sexuellen Identität bis hin zu<br />

Phänomenen der sozialen Ausgrenzung,<br />

der religiösen Toleranz, des Krieges in der<br />

Ukraine, der globalen Erwärmung und der<br />

Verschmutzung der Ozeane. Die Mehrdeutigkeit<br />

ihrer Kunst – angesiedelt irgendwo<br />

zwischen Malerei und Fotografie, Illusion<br />

und Realismus – bietet ein nuanciertes<br />

Vehikel, um in einer von Konflikten und<br />

Ungleichheiten zerrissenen Zeit eine Botschaft<br />

der Toleranz zu vermitteln.“ Pierre et<br />

Gilles sind Meister der Kunst, stilprägend<br />

und einflussreich. Auch 2023 verstehen<br />

die beiden es immer noch, zu überraschen<br />

und zu begeistern. Wer die Möglichkeit hat,<br />

sollte sich diese neue Ausstellung ansehen.<br />

Ein Katalog ist ebenfalls erschienen. *rä<br />

4.5. – 22.7., Pierre et Gilles „Les couleurs<br />

du temps“, Galerie Templon, 13A Veydtstraat,<br />

1060 Brüssel, www.templon.com


REISE<br />

Wörthersee<br />

PINK LAKE 2023<br />

Es gilt als Höhepunkt der LGBTIQ*-Sommersaison<br />

in Österreich: Vom 24. bis 27.<br />

<strong>August</strong> wird in Pörtschach am Wörthersee<br />

wieder das Pink Lake Festival gefeiert. Der<br />

Wörthersee in Kärnten entwickelt sich<br />

mit Veranstaltungen wie den „See.Ess.<br />

Spielen“, dem Yoga-Festival „Namaste am<br />

See“ oder dem „Krimifest Kärnten“ auch<br />

für Gäste aus der LGBTIQ*-Community<br />

mittlerweile das ganze Jahr über zum<br />

attraktiven Reiseziel. Der Top-Szenetreff<br />

ist und bleibt aber das Pink Lake LGBTQ*<br />

Festival. Viele Gäste des Festivals nutzen<br />

inzwischen die gesamte Pink-Lake-<br />

Woche und die Tage danach, um die<br />

Region ganz entspannt zu genießen.<br />

Daher wird das Angebot vor und nach<br />

dem Festival ebenfalls kontinuierlich<br />

erweitert. Auf dem Programm stehen<br />

neben dem Strand auf der Insel „Pink<br />

Island“ unter anderen eine Drag-Quiz-<br />

Night, die „Almdudler Almrausch-Party“,<br />

eine Klubnacht in der „Fab<strong>rik</strong>“ sowie die<br />

Boat Cruise Party am 26. <strong>August</strong>. *dax<br />

www.woerthersee.com/pinklake<br />

MEHR KOMFORT<br />

IN ALLEN KLASSEN<br />

FOTO: PINK LAKE / HOFBAUER / KIDIZINSANE<br />

Wen es im Sommer nach Los Angeles verschlägt<br />

und wer dazu queere Kunst liebt, kann schon<br />

mal ein paar Tage mehr einplanen: Bis 20.<br />

<strong>August</strong> zeigt das Getty Center die Ausstellung<br />

„Wonderful Things“ mit Werken des schwulen<br />

britischen Modefotografen Tim Walker, der sich<br />

von Ausstellungsstücken des Londoner Victoria<br />

and Albert Museum sowie des Getty Museum<br />

für ziemlich campe Fotoserien inspirieren ließ. In<br />

Downtown LA locken zwei weitere Ausstellungen<br />

mit Werken von schwulen Künstlern: Bis 8. Oktober<br />

zeigt das Museum The Broad unter dem Titel<br />

„Keith Haring: Art Is For Everybody“ über 120 Bilder<br />

des 1990 verstorbenen Pop-Art-Künstlers. Auf<br />

der gegenüberliegenden Straßenseite wird im The Grand LA anhand von über 200 zum Teil<br />

nie zuvor gezeigten Gemälden, Zeichnungen, Multimedia-Präsentationen und Artefakten<br />

die Geschichte von Jean-Michel Basquiat aus einer intimen Perspektive erzählt, in der sein<br />

künstlerisches Schaffen mit seinem persönlichen Leben, seinen Einflüssen und der Zeit, in<br />

der er lebte, verwoben wird. *dax<br />

www.discoverlosangeles.com<br />

Air France<br />

SCHWULES KUNST-MEKKA<br />

Los Angeles<br />

FOTO: AIR FRANCE FOTOS: TIM WALKER / GETTY CENTER<br />

Air France setzt in der Business-,<br />

Premium-Economy- und Economy-<br />

Kabine die Einführung ihres neuen Reisestandards<br />

fort, der ein Höchstmaß an<br />

Komfort und Technologie bietet. Dieser<br />

neue Standard ist bereits in einer Reihe<br />

von Boeing 777-300 ER verfügbar und<br />

wird ab Juli 2023 schrittweise auch in der<br />

künftigen Airbus-A350-Flotte des Unternehmens<br />

zum Einsatz kommen. Diese<br />

Flugzeuge verfügen über den breitesten<br />

Bildschirm in der gesamten Air-France-<br />

Flotte und einen großen Touchpad-<br />

Bildschirm zum einfachen Steuern der<br />

Sitzumgebung in der Businessclass sowie<br />

neue Pairing-Funktionen zum Anschluss<br />

persönlicher Geräte an den Bildschirm in<br />

allen Reiseklassen. Der neue Business-<br />

Sitz von Air France im Airbus A350<br />

basiert auf den gleichen Standards wie<br />

die, die derzeit in zwölf Boeing 777-300<br />

ER eingeführt werden. Das Design der<br />

Sitze basiert auf dem 3F-Konzept:<br />

Full Flat, d. h. der Sitz verwandelt sich<br />

in ein echtes Bett mit 53 Zentimeter<br />

Breite und fast zwei Meter Länge. Full<br />

Access: Alle Passagiere haben direkten<br />

Zugang zum Gang. Full Privacy: Für eine<br />

optimale Privatsphäre verschafft eine<br />

Schiebetür den Passagieren einen völlig<br />

privaten Raum. Der voll vernetzte Sitz<br />

verfügt über USB-A- und -C-Anschlüsse<br />

sowie ein Induktionsladegerät. Eine<br />

Wi-Fi-Verbindung ist auch während des<br />

Fluges verfügbar. Mit einer weiteren<br />

neuen Funktion können die Passagiere<br />

ihr persönliches Gerät direkt an den<br />

Bildschirm anschließen und als Fernbedienung<br />

verwenden. Ebenso können sie<br />

die verfügbaren Programme durchsuchen<br />

und die interaktive Karte neben den<br />

auf dem Hauptbildschirm angezeigten<br />

Inhalten betrachten. *dax<br />

www.airfrance.de


REISE<br />

Kopenhagen<br />

CØME AS YOU ÅRE<br />

Es ist das erste skandinavische 25hours<br />

Hotel und präsentiert alles andere als<br />

Scandi Chic. Das 25hours Hotel Indre By<br />

befindet sich in einem Haus aus dem 19.<br />

Jahrhundert, beherbergte einst eine Porzellanfab<strong>rik</strong><br />

und wurde später als Universitätsgebäude<br />

genutzt. Dem Designteam<br />

ist es gelungen, die architektonische<br />

Qualität der Gebäude aufzuspüren und<br />

zu beleben. So bewegen sich die Gäste<br />

konstant durch einen Teil der Geschichte<br />

Kopenhagens und können sich in eine<br />

verschwundene Zeit zurückversetzen –<br />

egal, ob im Innen- oder Außenbereich.<br />

Ob Vinyl Lounge oder Love Library,<br />

überall befinden sich versteckte Orte,<br />

die es zu erforschen gilt. The Assembly<br />

Hall bildet den zentralen Treffpunkt und<br />

den perfekten Ort für einen schnellen<br />

Kaffee am Morgen, einen Snack nach<br />

dem Stadtbummel oder einen Drink,<br />

bevor man sich in das Kopenhagener<br />

Nachleben stürzt. Das NENI Restaurant<br />

und das Café Duse sind Anlaufstelle für<br />

Hotelgäste und Locals gleichermaßen<br />

und die Boilerman Bar im Untergeschoss<br />

eignet sich besonders für gemütliche<br />

Abende bei Musik und guten Drinks. Die<br />

243 Zimmer in den Designs „Passion“<br />

und „Knowledge“ reichen von Small bis<br />

Gigantic und bieten für jeden Reisenden<br />

und seine Bedürfnisse einen passenden<br />

Rückzugsort. Einige der Zimmer haben<br />

sogar eine kleine Terrasse und Zugang<br />

zum Secret Garden – dies ist so gut wie<br />

einzigartig in Kopenhagen.<br />

Wir verlosen ein Wochenende im<br />

25hours Hotel Indre By in Kopenhagen.<br />

2 Nächte im Doppelzimmer mit<br />

Frühstück. Lust auf Kopenhagen?<br />

Einfach online auf www.maenner.<br />

media am Gewinnspiel teilnehmen<br />

und Kontaktdaten bei maenner.media/<br />

gewinne eintragen! Der Gewinner wird<br />

persönlich per E-Mail benachrichtigt.<br />

Einsendeschluss ist der 31. <strong>August</strong> 2023.<br />

www.25hours-hotels.com<br />

HAPPY<br />

PRIDE!<br />

brunos.de/pride-shop<br />

brunos_de<br />

brunos.de<br />

BERLIN | HAMBURG | KÖLN | MÜNCHEN<br />

brunos.de


REISE<br />

FOTO: MONROE COUNTY TOURIST DEVELOPMENT COUNCIL<br />

USA<br />

QUEER DURCH FLORIDA<br />

Auch wenn Floridas Gouverneur Ron<br />

DeSantis einen Feldzug gegen die<br />

LGBTIQ*-Community seines Staates<br />

führt, lassen sich zahlreiche Städte<br />

und Regionen nicht davon abbringen,<br />

queere Urlauber willkommen zu heißen.<br />

Zwischen politischer Agenda und<br />

der tatsächlich vor Ort herrschenden<br />

Vielfalt und Akzeptanz scheinen<br />

Welten zu liegen, wovon man sich bei<br />

einer Rundreise durch Florida selbst<br />

überzeugen kann.<br />

Fort Lauderdale<br />

Mit ihrer Kampagne für Trans*-<br />

Urlauber*innen setzte die gut 45<br />

Autominuten nördlich von Miami gelegene<br />

Metropole Greater Fort Lauderdale<br />

Maßstäbe in Hinblick auf Inklusion. Der<br />

aktuelle Slogan „Everyone under the sun“<br />

drückt klar und deutlich aus, dass hier<br />

wirklich alle willkommen ist. Das gilt nicht<br />

nur für queere Urlauber, die sich gerne<br />

am Sebastian Beach in die Sonne legen,<br />

sondern auch für viele Ame<strong>rik</strong>aner, die<br />

während der Pandemie aus Großstädten<br />

wie New York nach Florida zogen – mit<br />

der Folge, dass Fort Lauderdales queeres<br />

Zentrum Wilton Manors wächst und<br />

gedeiht wie kaum eine andere LGBTIQ*-<br />

Community der USA. Entlang des Wilton<br />

Drive haben in letzter Zeit neue Lokale wie<br />

das mexikanische Restaurant Tulio’s oder<br />

die Bar DrYnk eröffnet, die alteingesessene<br />

Favoriten wie Rosies, Village Pub oder den<br />

immer weiter expandierenden Nachtklub<br />

Hunters ergänzen. Dazu kommen Bars wie<br />

The Eagle, die sogar so etwas wie einen<br />

kleinen Darkroom besitzt, und Johnsons,<br />

wo Stripper um die Dollarnoten der Gäste<br />

buhlen. Da sich alles in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft befindet, kann man abends<br />

leicht von Bar zu Bar schlendern und sich<br />

einfach dort amüsieren, wo es einem<br />

gerade am besten gefällt. Kein Wunder,<br />

dass man hier vor allem an den Wochenenden<br />

auch auf viele Leute aus Miami trifft,<br />

die das Nachtleben in Wilton Manors in<br />

vollen Zügen genießen.<br />

Key West<br />

Die Fahrt nach Key West gilt als eine<br />

der schönsten Strecken Floridas. Über<br />

zahlreiche Brücken, die die einzelnen<br />

Inseln („Keys“) miteinander verbinden,<br />

führt die Straße vorbei am türkis<br />

leuchtenden Wasser des Golfs von Mexiko<br />

und zahlreichen Naturschutzgebieten wie<br />

dem John Pennekamp Cora Reef State<br />

Park oder dem Bahia Honda State Park.<br />

Ein weiterer Stopp lohnt sich in dem in<br />

Marathon gelegenen Turtle Hospital, wo<br />

verletzte Meeresschildkröten wieder aufgepäppelt<br />

werden. Das Sehnsuchtsziel von<br />

Stand-Up-Paddling in Key West<br />

LGBTIQ*-Urlaubern liegt jedoch am Ende<br />

des Overseas Highways US 1. Seit jeher gilt<br />

Key West als Rückzugsort der Community,<br />

der durch seine Offenheit und Toleranz<br />

an seiner Anziehungskraft nichts verloren<br />

Hunters Nightclub Wilton Mantors<br />

hat. In FKK-Resorts wie dem Island House<br />

oder Equator entspannen schwule Männer<br />

in der Sonne und feiern regelmäßig<br />

Poolpartys, bevor es am Abend in die Bars<br />

entlang der Duval Street geht. Und kein<br />

Besuch in Key West wäre vollständig, ohne<br />

hinaus aufs Meer zu fahren – sei es mit<br />

dem Katamaran Blu Q, auf dem man sich<br />

ebenfalls all seiner Klamotten entledigen<br />

kann, oder bei einem Schnorchel- oder<br />

Tauchausflug, um das bunte Korallenriff<br />

mit einer Vielzahl an Fischen und anderen<br />

marinen Lebewesen zu erkunden.<br />

FOTO: DAX


REISE<br />

FOTO: DAX<br />

FOTO: DAX<br />

Street Art in Wilton Manors<br />

Paradise Coast<br />

Dank des Key West Express, der in der<br />

Wintersaison täglich zwischen Key West<br />

und Marco Island an der Westküste<br />

Floridas verkehrt, liegt die Paradise Coast<br />

rund um das Städtchen Naples nur etwa<br />

drei Stunden entfernt. Die Bootsfahrt<br />

spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht<br />

es mit etwas Glück auch, Delfine zu<br />

beobachten. Während Marco Island<br />

mit seinem langen Sandstrand zum<br />

Baden einlädt, lockt Naples mit kleinen<br />

Boutiquen, schicken Restaurants und<br />

Attraktionen wie dem Botanischen Garten<br />

oder dem Revs Institute, das mit seiner<br />

Sammlung historischer Automobile aus<br />

den Jahren 1896 bis 1995 zu den besten<br />

Automuseen der USA zählt. Von Naples<br />

ist es zudem nur ein kurzer Weg in den<br />

Everglades-Nationalpark. Im Everglades<br />

National Park Gulf Coast Visitor Center<br />

erhält man alle Informationen zu dem riesigen<br />

Sumpfgebiet, das hier auf die Küste<br />

trifft. Auf Boots- oder Kajaktouren kann<br />

man das Ökosystem der Mangrovenwälder<br />

erkunden und Delfine sowie zahlreiche<br />

Vögel beobachten. Airboat-Touren im Landesinneren<br />

haben dagegen nicht nur einen<br />

gewissen Fun-Faktor, sondern bieten die<br />

Möglichkeit zur Begegnung mit Alligatoren.<br />

Naturliebhaber kommen auch im Ten<br />

Thousand Islands Preserve auf ihre Kosten:<br />

Auf der abgelegenen, aber noch mit dem<br />

Auto zu erreichenden Insel Chokoloskee<br />

betreibt das schwule Paar Aaron und David<br />

die Parkway Marina samt Motel. Von hier<br />

aus lassen sich die zahlreichen Inseln<br />

ebenfalls gut auf dem Wasser erkunden,<br />

Wander- und Radwege in der Umgebung<br />

führen durch die faszinierende Landschaft<br />

der Everglades.<br />

Miami<br />

Von der Paradise Coast erreicht man<br />

in weniger als zwei Stunden Floridas<br />

Ostküste mit Miami über den Tamiami<br />

Trail (U.S. Highway 41), der einmal<br />

quer durch die Everglades führt. Das<br />

Kontrastprogramm könnte kaum größer<br />

sein, schließlich gelten Miami und das<br />

auf einer Insel vorgelagerte Miami Beach<br />

zu den beliebtesten Urlaubsorten der<br />

LGBTIQ*-Szene innerhalb der USA. Das<br />

liegt zum einen an einem prall gefüllten<br />

Event-Kalender, auf dem Termine wie<br />

das queere Latinofestival Gay8 (Februar),<br />

die Winter Party (März), der Pride (April),<br />

Sizzle (Mai) oder das Circuit Weekend<br />

URGE (November) stehen. Daneben wird<br />

in Bars wie Palace, Twist, R House oder<br />

Kill Your Idol kräftig gefeiert. Das Hôtel<br />

Gaythering gehört aufgrund seiner coolen<br />

Atmosphäre, seiner queeren Bar und einer<br />

Sauna ebenfalls zu den beliebten Treffpunkten<br />

der Community. Und dann sind da<br />

natürlich noch Miamis Strände: Während<br />

am breiten Sandstrand von South Beach<br />

und dem dort gelegenen Gay Beach auf<br />

Höhe der 11th und 12th Street das Motto<br />

„Sehen und gesehen werden“ gilt, können<br />

FKK-Fans am gut zwanzig Autominuten<br />

entfernten Haulover Beach die Hüllen<br />

fallen lassen. Der schwule Strandabschnitt<br />

befindet sich am nördlichen Ende des<br />

Haulover Beach Park und ist in der Regel<br />

gut besucht. Dank einiger Sandbänke kann<br />

man weit ins warme Wasser waten oder<br />

sich einfach mit den Wellen treiben lassen.<br />

Tipp: Sonnenschirm und Getränke nicht<br />

vergessen – auf die Badehose kann man<br />

verzichten. *dax<br />

www.visitflorida.de<br />

Strand von Naples<br />

FOTO: PARADISECOAST.DE


REISE<br />

FOTO: DAX<br />

und Gemüse findet. Fans finnischen<br />

Designs sollten im queerfreundlichen<br />

Konzept-Store PUF vorbeischauen, der<br />

neben Mode auch Wohnaccessoires wie<br />

die Stoffkreationen aus Hanf von Saana<br />

& Olli anbietet. Das Design-Duo hat<br />

zudem eine ganz persönliche Beziehung<br />

zu Tom of Finland, denn sie wohnen samt<br />

Nachwuchs in Laaksonens Geburtshaus<br />

und haben das aus dem Ende des 19.<br />

Jahrhunderts stammende Holzhaus so<br />

aufwendig und stylish restauriert, dass es<br />

bei einem TV-Wettbewerb als schönstes<br />

Haus Finnlands ausgezeichnet wurde und<br />

daher nicht nur Tom-of-Finland- sondern<br />

auch Designfans anlockt.<br />

Queere Hauptstadt<br />

Finnland<br />

HALLO TOM<br />

Lange hat es gedauert, bis Finnland<br />

nun einen seinen berühmtesten<br />

Künstler ehrt: Die Ausstellung „Tom<br />

of Finland: Bold Journey“, die noch<br />

bis Ende Oktober in der finnischen<br />

Nationalgalerie Kiasma zu sehen<br />

ist, bietet eine gute Gelegenheit,<br />

Helsinki, das benachbarte Turku und<br />

die wilde Südküste des Landes besser<br />

kennenzulernen.<br />

Mit der größten Einzelausstellung, die<br />

jemals in einem Museum zu sehen<br />

war, widmet sich die Finnische Nationalgalerie<br />

seit Ende April den Werken von Touko<br />

Valio Laaksonen (1920 – 1991), besser<br />

bekannt als Tom of Finland. Der Künstler,<br />

dessen Zeichnungen von Holzfällern,<br />

Polizisten, Motorradfahrern und Matrosen<br />

das schwule Männerbild über Jahrzehnte<br />

prägte, gilt als einer der berühmtesten<br />

Künstler seines Landes. Die Ausstellung<br />

zeichnet anhand von über 300 Werken<br />

die Lebensgeschichte von Laaksonen<br />

nach, der viele Jahre in Los Angeles lebte<br />

und dessen Œuvre auch andere Künstler<br />

wie Robert Mapplethorpe oder Jean Paul<br />

Gaultier beeinflusste.<br />

Design in Turku<br />

Geboren wurde Touko als Sohn eines<br />

Lehrerehepaares in einem Schulgebäude<br />

unweit des Stadtzentrums von Turku, im<br />

dem seine Eltern wohnten und arbeiteten.<br />

Die an der Westküste Finnlands gelegene<br />

Stadt ist von Helsinki aus in gut zwei<br />

Stunden mit dem Zug zu erreichen und<br />

gilt als die älteste<br />

Stadt des Landes.<br />

Dominiert wird Turku<br />

von der aus dem Ende<br />

des 13. Jahrhunderts<br />

stammenden und<br />

am Hafen gelegenen<br />

Burg sowie dem im 14.<br />

Jahrhundert erbautem<br />

Dom, die beide am<br />

Ufer des Flusses Aurajoki liegen. Dessen<br />

Uferpromenade lädt das ganze Jahr zu<br />

ausgedehnten Spaziergängen ein und<br />

lockt mit Party- und Restaurantbooten,<br />

die am Ufer festmachen. Ebenfalls<br />

lohnenswert ist ein Besuch der 1896<br />

eröffneten Markthalle, in der man<br />

traditionelle Fisch- und Fleischgerichte,<br />

aber auch Backwaren, Süßigkeiten, Obst<br />

Auch in der Hauptstadt Helsinki stößt man<br />

noch auf Spuren von Touko Laaksonen.<br />

Auf einer queeren Stadttour mit dem<br />

schwulen Guide Juhu von Yoo-hoo! Tours<br />

kommt man nicht nur am Esplanade-Park<br />

vorbei, auf dessen öffentlicher Toilette<br />

sich wohl auch Laaksonen während seiner<br />

Zeit beim Militär mit dem ein oder anderen<br />

Soldaten vergnügte, sondern man kann<br />

auch einen Blick auf die letzte Wohn- und<br />

Arbeitsstätte in der Fred<strong>rik</strong>inkatu 43<br />

werfen, in der er von 1986 bis zu seinem<br />

Tod 1991 lebte. Auf der Tour stehen<br />

zudem zahlreiche Orte, die für Finnlands<br />

LGBTIQ*-Bewegung von besonderer<br />

Bedeutung sind oder waren – seien es<br />

ehemalige Szenetreffpunkte wie die<br />

Disco Vanha Poli oder Läden wie Keltainen<br />

Ruusu und Street Pride Bar, die heute<br />

zum festen Bestandteil der Community<br />

gehören. Nicht unerwähnt bleibt auch das<br />

Leben und Werk der lesbischen Autorin<br />

und Mumins-Erfinderin Tove Jansson, einer<br />

weiteren finnischen Ikone, die bereits in<br />

den 1950er-Jahren aus ihren Liebesbeziehungen<br />

zu Frauen kein Geheimnis machte.<br />

Legalisiert wurde Homosexualität in<br />

Finnland allerdings erst 1971, 2017 wurde<br />

die Ehe für alle eingeführt.<br />

Heute gilt Finnland<br />

überwiegend als<br />

LGBTIQ*-freundliches<br />

Reiseland – Initiativen<br />

wie „We Speak Gay“<br />

listen eine Reihe von<br />

LGBTIQ*-freundlichen<br />

Hotels, Restaurants,<br />

Shops und Events auf.<br />

Darunter befindet sich etwa auch das an<br />

der Südküste zwischen Helsinki und Turku<br />

gelegene The Barö, ein exklusives Designhotel<br />

mitten im Wald, von dem aus man<br />

die wilde Natur der vorgelagerten Inseln<br />

erkunden oder einfach nur in der Sauna<br />

mit Meerblick entspannen kann. *dax<br />

FOTO: PETRI VIRTANEN / KIASMA<br />

www.visitfinland.com


Liverpool<br />

MUSIK IST TRUMPF<br />

Im Mai stand die englische Hafenstadt<br />

Liverpool ganz im Zeichen des<br />

Eurovision Song Contest (ESC). Der<br />

Austragungsort war gut gewählt, denn<br />

Musik ist in Liverpool allgegenwärtig.<br />

Selbst in den queeren Bars der Altstadt<br />

kommt man in den Genuss von<br />

Live-Gesang.<br />

Samstagabend im Zentrum von Liverpool:<br />

Gleich neben dem berühmtesten Ausgehviertel<br />

Cavern Quarter, in dem aus vielen<br />

Bars und Klubs ein bunter Livemusik-Mix<br />

von Folk, Blue, Rock oder Jazz dröhnt, liegt<br />

das Herz von Liverpools queerer Szene.<br />

Im Pride Quarter rund um die Stanley<br />

Street finden sich traditionelle Pubs wie<br />

Liverpools älteste Gay-Bar The Lisbon, aber<br />

auch populäre Klubs wie OMG und The<br />

Navy Bar. Vor allem an den Wochenenden<br />

wird hier drinnen wie draußen ausgiebig<br />

gefeiert – dank kurzer Wege kann man<br />

mühelos von Bar zu Bar wandern. Auch aus<br />

der campen Bar The Masquerade klingt an<br />

diesem Abend Livemusik. Als Zwischen-Akt<br />

einer Dragshow unterhält eine stimmlich<br />

exzellente Sängerin das Publikum mit<br />

Musical-Hits und queeren Hymnen,<br />

während aus dem regenbogenfarbigen<br />

Zapfhahn englisches Bier fließt. Dass die<br />

musikalische Qualität hier stimmt, ist kein<br />

Wunder. Liverpool gilt als die britische<br />

Musikstadt schlechthin, was natürlich nicht<br />

zuletzt an den berühmtesten Söhnen der<br />

Stadt liegt: Prominent am Ufer des Mersey<br />

River hat man den Beatles ein fotogenes<br />

Denkmal gesetzt.<br />

Historisch & modern<br />

Das Hafenviertel drumherum gilt als das<br />

Aushängeschild der 500.000 Einwohner<br />

zählenden Handelsmetropole. Hier treffen<br />

historische Bauten wie das Albert Dock<br />

und die imposanten, als „drei Grazien“<br />

bezeichneten Hochhäuser Royal River Building,<br />

Cunard Building und Port of Liverpool<br />

Building auf futuristische Gebäude wie<br />

das Museum of Liverpool und die Liverpool<br />

Arena, in der der ESC stattfand. Neben zahlreichen<br />

Restaurants lockt das Hafenviertel<br />

mit einem Ableger der Tate Modern, der<br />

Walker Art Gallery, dem Sklavereimuseum,<br />

dem Merseyside Maritime Museum sowie<br />

dem British Music Experience und der The<br />

Beatles Story. Anhand von zahlreichen<br />

Exponaten und O-Tönen, die per Audio-<br />

Guide eingespielt werden, wird dort das<br />

Leben von John Lennon, Paul McCartney,<br />

George Harrison und Ringo Starr von den<br />

Anfängen in Liverpool über die Hamburger<br />

Jahre und den internationalen Durchbruch<br />

bis zur Auflösung 1969 erzählt. Ein eigener<br />

Raum ist ihrem schwulen Manager und<br />

„Erfinder“ Brian Epstein gewidmet, der 1967<br />

an einer Medikamenten-Überdosis verstarb<br />

– auch ihm wurde in der Fußgängerzone ein<br />

lebensgroßes Denkmal gesetzt.<br />

FOTO: DAX<br />

REISE<br />

Boy George als Hologramm<br />

Dass Liverpool und Großbritannien<br />

weit mehr zur internationalen Musikgeschichte<br />

beigetragen haben als die<br />

Beatles, will die im Cunard Building<br />

untergebrachte Ausstellung British Music<br />

Experience zeigen. Ob Kostüme von<br />

David Bowie, originale Songtexte von<br />

Freddie Mercury oder Memorabilia von<br />

Bands wie den Rolling Stones, Oasis oder<br />

den Spice Girls – es gibt jede Menge zu<br />

sehen und zu hören. Einmal pro Stunde<br />

ist zudem ein Hologramm-Auftritt von<br />

Boy George zu erleben. Das neuste<br />

Exponat der British Music Experience<br />

steht zudem ganz im Zeichen des ESC:<br />

Schick ausgeleuchtet funkelt auf einem<br />

Podest der Glitzeranzug von Sam Ryder,<br />

dessen Song „Space Man“ beim ESC<br />

2022 in Turin den zweiten Platz belegte.<br />

Kreativer Hub<br />

Nur etwa 15 Minuten zu Fuß vom<br />

Hafenviertel entfernt liegt in einem ehemaligen<br />

Industriegebiet Liverpools derzeit<br />

spannendster Stadtteil. Das Baltic Triangle<br />

hat sich in den letzten Jahren zum kreativen<br />

Hub Liverpools entwickelt. Man findet<br />

neben bunter Street-Art zahlreiche Büros<br />

von Start-ups und damit verbunden coole<br />

Cafés, alternative Boutiquen und zahlreiche<br />

Bars. Die meisten davon gruppieren sich<br />

um das riesige Backsteingebäude der Cains<br />

Brewery. Hier lohnt es sich, dem Baltic<br />

Market einen Besuch abzustatten: In einer<br />

ehemaligen Lagerhalle haben sich kleine<br />

Stände angesiedelt, die Streetfood von<br />

Pizza über Halloumi bis Dumplings und Thai-<br />

Currys anbieten. Und natürlich darf dort an<br />

Wochenenden Livemusik nicht fehlen. *dax<br />

www.visitbritain.com<br />

www.visitliverpool.com<br />

Baltic Triangle<br />

FOTO: DAX


ADVERTORIAL<br />

FOTOS: MOTORBOYS<br />

Deutschland<br />

KERLE UND KAROSSEN<br />

Die Motorboys, Deutschlands größter<br />

schwuler Autoclub, veranstalten einmal<br />

im Jahr eine bundesweite Trophy. Doch<br />

nicht nur dort triffst Du die queeren<br />

Autoliebhaber.<br />

Über 100 „Gipfelstürmer“ erklommen<br />

während Fronleichnam die österreichischen<br />

Alpen rund um Zugspitze<br />

und Hahntennjoch. Ob in den flachen<br />

Alleen Brandenburgs (2019) oder in den<br />

hübschen Hügeln des Sauerlands („Mille<br />

Montagne“, 2022): Die jährliche Trophy<br />

haben viele Motorboys fest im Kalender<br />

stehen. Das ist geliebte Tradition, seit<br />

2005 die Elfentour zwei Tage lang<br />

zwischen Rennsteig und Wartburg durch<br />

Thüringen führte.<br />

Schwul und Schraubenschlüssel?<br />

Passt!<br />

Stoppuhren und Concours-Gewinner<br />

gibt es woanders. Die Motorboys gehen<br />

ihre Trophys trotz des sportlichen Titels<br />

entspannt an. Während Pausen bleibt<br />

genügend Zeit zum Quatschen, Motorhauben<br />

öffnen und Probesitzen.<br />

Neben dem Fahren geht es immer auch<br />

ums Schrauben und bei Pannen zeigen die<br />

Motorboys: Tunten und Technik, das passt!<br />

Denn ein bisschen Öl am Blaumann kann<br />

ganz schön sexy sein und wer sein Auto<br />

selbst repariert, kommt seinem rollenden<br />

Schätzchen viel näher. Bei Stammtischen<br />

und Ausfahrten entstehen Schrauberfreundschaften,<br />

die länger halten<br />

als eine Tankfüllung.<br />

Von 30 auf 335 in 20 Jahren<br />

Die Motorboys, am 10. <strong>August</strong> 2002, ins<br />

Vereinsregister eingetragen, haben 335<br />

Mitglieder und sind damit der größte<br />

schwule Autoclub des Landes. Die beiden<br />

autobegeisterten Freunde Uli und Aschwin<br />

hatten sich vor über 20 Jahren gedacht:<br />

„Es muss doch möglich sein, Gleichgesinnte<br />

zu finden.“ Gesagt, gemacht: Auf<br />

Anzeigen im Gayforum kamen die ersten<br />

Reaktionen. „Bei der Gründungsversammlung<br />

waren wir schon 30 Leute. Und es<br />

wurden schnell mehr“ erinnert sich Uli, der<br />

zehn Jahre im Vorstand war.<br />

„Viele Gesichter gibt es<br />

heute noch“, sagt er. Manche<br />

hätten bei den Motorboys<br />

ihr Coming-Out gehabt.<br />

Dabei stand Politisches nie<br />

im Vordergrund: „Wir machen<br />

das, was uns Spaß macht und<br />

sind zufällig schwul“ fasst der<br />

Gründungsvorsitzende das<br />

damalige Motto zusammen.<br />

Im Prinzip gilt das immer<br />

noch. Heute haben die Motorboys 335<br />

Mitglieder und sind damit etwas größer als<br />

die Queerlenker - die dieses Jahr 25 Jahre<br />

alt werden. Glückwunsch an dieser Stelle!<br />

In fünf Regionen - Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Berlin, Hamburg und Nordrhein-<br />

Westfalen - treffen sich die Motorboys zu<br />

monatlichen Stammtischen, Ausfahrten<br />

oder ganz spontan privat. Bundesweite<br />

Freundschaften sind entstanden, das<br />

gemeinsame Thema ist nicht nur die<br />

Begeisterung für alles, was sich dreht<br />

und bewegt, sondern auch das Leben, die<br />

Männer und der ganze Rest.<br />

Arbeiter oder Arzt?<br />

Willkommen!<br />

Willkommen ist jeder, ob er Fiat fährt,<br />

Mercedes sammelt oder auf Exoten steht.<br />

Eine Baujahresgrenze gibt es nicht - coole<br />

Neuwagen sind ebenso dabei wie ältere<br />

Semester mit historischem Kennzeichen.<br />

Der Besitz eines Autos ist nicht Voraussetzung,<br />

es gibt genügend Beifahrerplätze.<br />

Ob Arzt oder Arbeiter, Bäcker oder Bänker.<br />

Egal, ob Du lieber die Hosen anhast<br />

oder Röcke trägst: Du bist in der bunten<br />

Gemeinschaft willkommen.<br />

Das nächste Mal triffst Du die Motorboys<br />

am ersten <strong>August</strong>-Wochenende bei den<br />

Classic Days in Düsseldorf: Vom 4. bis 6.<br />

<strong>August</strong> hat der Club dort einen Stand mit<br />

bis zu 12 Autos. Und wer weiß, vielleicht<br />

bist Du schon im kommenden Jahr bei der<br />

Trophy im Süden von Baden-<br />

Württemberg dabei? *motorboys


HERZLICHES WILLKOMMEN<br />

Mit über 15 einzigartigen Veranstaltungen im Jahr ist für jeden etwas dabei.<br />

VisitMiamiLGBTQ.com<br />

© Greater Miami Convention & Visitors Bureau - The Official Destination Sales & Marketing Organization for Greater Miami & Miami Beach. CS-04306


REISE<br />

Tel Aviv<br />

GAY CRUISE NACH TEL AVIV<br />

Im Oktober 2024 führt die Spartacus<br />

Cruise auf eine einmalige Route, die<br />

Christentum, Islam und Judentum<br />

kulturhistorisch verbindet. Einmalig ist<br />

die Reise auch deshalb, weil die Vasco<br />

da Gama zu den wenigen verbliebenen<br />

kleinen Schiffen gehört und mit<br />

eleganten Innenbereichen sowie einem<br />

verschließbaren Innenpool verzaubert.<br />

Ebenfalls einmalig ist die Mischung von<br />

Szenekünstlern und DJs aus dem deutschen<br />

und europäischen Sprachraum.<br />

Die Route führt bei angenehmen<br />

Durchschnittstemperaturen von 24<br />

Grad auf Kreta bis 26 Grad in Tel Aviv an<br />

traumhafte Strände und in pulsierende<br />

Szene-Hotspots, die in Mykonos bis 3:00<br />

Uhr morgens erkundet werden können.<br />

Am anderen Tag wird Larnaka an der<br />

Südküste Zyperns angelaufen. Die Stadt<br />

ist für ihren Stadtstrand und die palmengesäumte<br />

Uferpromenade bekannt. Von<br />

hier aus führen Ausflüge beispielsweise ins<br />

antike Salamis. In Haifa steht der ganze<br />

Tag für Besuche in das nur eine Stunde<br />

entfernte Tel Aviv mit seiner dynamischen<br />

Szene zur Verfügung. Ebenso kann man<br />

von hier aus Jerusalem oder weitere Ziele<br />

erkunden. Haifa bezaubert durch die<br />

„Hängenden Gärten“, an deren Fuß die<br />

deutsche Kolonie mit Geschäften, Galerien<br />

und Restaurants in Gebäuden des 19.<br />

Jahrhunderts liegt. Die Cruise endet auf<br />

Kreta, das mit seinen zahllosen Stränden<br />

zur Verlängerung des Urlaubs einlädt. Ein<br />

günstiges Ausflugspaket ermöglicht es<br />

dabei, sich ganz individuelle Erlebnisse<br />

zusammenzustellen.<br />

Schwules Tel Aviv<br />

In Israels cooler Partystadt Tel Aviv liegt<br />

der LGBTIQ*-Anteil bei schätzungsweise<br />

25 Prozent der Bevölkerung. Kein Wunder<br />

also, dass das Nachtleben von Tel Aviv als<br />

eines der besten der Welt gilt. Ein Grund<br />

dafür, dass das schwule Nachtleben in<br />

Tel Aviv so aufregend ist, liegt darin, dass<br />

sich die schwule Szene in Tel Aviv um<br />

wöchentliche Partys dreht und nicht wie<br />

in den meisten Städten der Erde um<br />

bestimmte Bars oder Klubs. Das soll aber<br />

nicht heißen, dass bestimmte Schwulenbars<br />

in Tel Aviv nicht äußerst beliebt<br />

sind: Shpagat ist eine der populärsten<br />

Szenebars in Tel Aviv, in der sieben Tage<br />

in der Woche ein reges Treiben herrscht.<br />

Gegen 21:00 Uhr kann man hier ein paar<br />

kleine Snacks und einen Drink genießen,<br />

bevor die Nacht losgeht. Zwei weitere der<br />

angesagtesten Spots der Szene sind das<br />

La Boheme und das Gagarin. Die Partys<br />

in Tel Aviv sind meist sehr groß – einer<br />

der wildesten Veranstaltungsorte ist das<br />

Bloq, eine große Arena in der Nähe des<br />

Busbahnhofs der Stadt.<br />

Tel Avivs Nachtleben ist nicht der einzige<br />

Grund, warum jedes Jahr Millionen von<br />

Touristen aus aller Welt hierherströmen.<br />

Auch die unglaublichen Mittelmeerstrände<br />

der Stadt haben internationales Ansehen<br />

erlangt und bestechen durch kristallklares<br />

Wasser, weißen Sand und erstaunlich<br />

viele attraktive Menschen, die die Sonne<br />

genießen. Der inoffizielle Schwulenstrand<br />

ist Hilton Beach direkt vor dem Hotel Hilton<br />

Tel Aviv. Freitags und samstags ist es hier<br />

in der Regel am vollsten, da der Strand von<br />

jedem Ort aus schnell mit dem Taxi zu<br />

erreichen ist.<br />

Entertainment<br />

Neben dem bordeigenen Showprogramm<br />

werden wieder zahlreiche Highlights für<br />

Begeisterung sorgen. Für die abwechslungsreichen<br />

Bars und Lounges sind<br />

kleine Acts wie Karaoke, Lesungen, Quiz,<br />

Instrumentalkünstler oder Akrobaten vorgesehen.<br />

Jeder kann einen eigenen Beitrag<br />

zum bunten Programm einbringen, indem<br />

er sich an dem Contest zur Dekoration der<br />

Kabinentüren beteiligt. Höhepunkt werden<br />

die Pool Games mit der Wahl des Mr. Cruise<br />

am Seetag sein. Die Kandidaten müssen<br />

hier verschiedene sportliche Herausforderungen<br />

meistern und sich im Mehrkampf<br />

fast jugendfreien Spielen unterziehen. Auf<br />

vielfachen Wunsch hin werden die beliebten<br />

Themenpartys ausgeweitet, bei denen die<br />

Gäste ihrer Fantasie für Kostüme freien<br />

Lauf lassen können. Als Themen stehen<br />

White, Drag, Uniform, Disco, Sports, Kinky<br />

und Rainbow fest. Wer sich danach noch<br />

austoben möchte, kann dies auf dem FKK-<br />

Deck tun, das auch nachts geöffnet ist …<br />

www.spartacus.cruises


Männer. Und Meer.<br />

Deine Gay Cruise<br />

9. – 16. Oktober 2024<br />

Athen • Mykonos • Zypern •<br />

Tel Aviv (über Nacht) • Kreta<br />

bereits ab<br />

934,– €<br />

pro Person<br />

Medienpartner:<br />

Info-Hotline: 030 443 198-50 (Mo – Do 11 – 17 Uhr)<br />

www.spartacus.cruises


REISE<br />

FOTOS: GOTHAIBEFREE.COM<br />

THAILAND<br />

ABENTEUER & SPORT<br />

Jeder, der auf seiner Reise Herausforderungen<br />

und neue Erlebnisse sucht, ist<br />

in Thailand genau richtig: Eine riesige<br />

Auswahl an Outdoor-Aktivitäten in<br />

atemberaubender natürlicher Umgebung<br />

sowie zahlreiche Möglichkeiten<br />

zu Spaß und Unterhaltung machen<br />

Thailand zum ultimativen Reiseziel für<br />

Abenteurer und Entdecker!<br />

RADFAHREN &<br />

MOUNTAINBIKE<br />

Das Fahrrad ist für einen Thailandurlaub<br />

nicht nur eine umweltfreundliche<br />

Alternative, sondern ermöglicht eine viel<br />

intensivere Erfahrung als die üblichen<br />

Touren in motorisierten Gefährten. Egal<br />

ob man die weitreichenden Ruinen<br />

von Ayutthaya, Sukhothai und andere<br />

historische Stätten erkunden oder die<br />

wunderschöne Küstenstrecke zwischen<br />

Krabi und Phang-nga entlangradeln, das<br />

Fahrrad ist das ideale Transportmittel um<br />

Thailands Kulturschätze und Naturschönheiten<br />

zu entdecken. Wer lieber etwas<br />

mehr Action mag, für den bietet eine<br />

Mountainbike Tour im Norden Thailands<br />

die nötige Herausforderung. Vor allem die<br />

Bergregionen der nördlichen Provinzen<br />

Chiang Mai, Chiang Rai und Mae Hong<br />

Son eignen sich mit Nationalparks und<br />

unberührten Waldgebieten für eine<br />

abenteuerliche Abfahrt.<br />

KANU & KAJAK<br />

An Popularität unter umweltbewussten<br />

Reisenden gewinnt das Kanufahren, das<br />

Abenteuer bietet und dabei die Umwelt<br />

nicht belastet. Unvergessliche Kanufahrten<br />

in nahegelegenen Buchten durch<br />

spektakuläre Landschaften wie riesige<br />

Höhlen, die man nur auf dem Wasserweg<br />

erreichen kann gibt es vor allen Dingen<br />

in den Regionen um Phuket und Krabi.<br />

Auch die Similan Islands oder der Ang<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />

Thong Marinenationalpark nahe Koh Samui<br />

bieten eine atemberaubende Kulisse für<br />

eine Erkundungstour mit einem eigenen<br />

Paddelboot, bei der man die Natur viel<br />

intensiver erleben kann als gewöhnlich.<br />

THAI-BOXEN<br />

Die traditionelle thailändische Kampfsportart<br />

„Muay Thai“ zählt zu den komplexesten<br />

und härtesten Kampfkünsten der<br />

Welt - und ist gleichzeitig ein Teil der<br />

thailändischen Identität. In ihrem Ursprung<br />

ist die Sportart eng mit dem Buddhismus<br />

verbunden, denn bevor es entsprechende<br />

Schulen gab, lehrten Mönche in den<br />

Tempeln die Urform des Muay Thai und<br />

brachten ihren Schülern gleichzeitig religiöse<br />

Traditionen und Rituale bei. Ähnlich wie<br />

beim Kickboxen dürfen nicht nur Fäuste,<br />

sondern auch Füße, Arme und sogar Ellbogen<br />

und Knie im Kampf eingesetzt werden.<br />

Professionelle Kämpfer trainieren enorm<br />

intensiv und verfügen über eine außergewöhnliche<br />

Stärke und Fitness. Offizielle<br />

Muay Thai-Kämpfe finden mehrmals pro<br />

Woche, beispielsweise in Bangkok, Chiang<br />

Mai, Phuket oder Koh Samui statt. Auch<br />

unter Besuchern Thailands erfreut sich der<br />

Nationalsport großer Beliebtheit: Vielerorts<br />

gibt es zahlreiche Schulen und Camps,<br />

die Schnupperkurse, aber auch ganze<br />

Trainingsperioden über mehrere Wochen<br />

oder Monate anbieten.


TREKKING & WANDERN<br />

Die bekanntesten Ausgangspunkte für eine<br />

Wandertour sind nordthailändische Provinzen<br />

wie Chiang Mai, Chiang Rai oder Mae<br />

Hong Son. Unberührter Regenwald und<br />

tropische Natur tragen ebenso zur Faszination<br />

einer Erkundungstour per pedes bei<br />

wie die vielen Dörfer in denen Bergvölker<br />

noch nach jahrhundertealten Traditionen<br />

leben. Auch im Süden Thailands gibt es<br />

großartige Trekkingmöglichkeiten, wie<br />

beispielsweise im Khao Sok Nationalpark,<br />

einem Naturreservat mit Wasserfällen, Höhlen<br />

und einem großen Stausee, gesprenkelt<br />

mit über 100 Inseln. Auch Nationalparks wie<br />

Khao Yai im Zentrum des Landes oder Phu<br />

Kradung im Nordosten sind beliebte Ziele<br />

für Trekkingfans.<br />

TAUCHEN<br />

Mit über 2.500 Kilometer Küstenlinie am<br />

Golf von Thailand und der Andamanensee<br />

sowie Hunderten von Inseln ist Thailand<br />

ein wahres Paradies für Taucher und<br />

Schnorchler. Das ganze Jahr über herrschen<br />

REISE<br />

dafür ideale Bedingungen, denn bei<br />

konstanten 28 Grad Wassertemperatur<br />

können Taucher die Wunder der Natur am<br />

Meeresboden auch ohne Neoprenanzug<br />

genießen. Die hohe Wassertemperatur<br />

ist nicht nur für ein reges Meeresleben<br />

förderlich, sondern auch für das Wachstum<br />

von Korallenriffen. Im klaren, türkisblauen<br />

Wasser herrschen dazu oft Sichtweiten<br />

von bis zu 25 Metern - ein Vorteil, von<br />

dem auch Schnorchler profitieren. Wo<br />

zu welcher Zeit in Thailand die besten<br />

Bedingungen zum Tauchen und<br />

Schnorcheln bestehen, hängt von der<br />

geografischen Lage und den unterschiedlichen<br />

Klimabedingungen ab. Während<br />

Phuket und die Inseln an der Westküste<br />

zwischen Juni und Oktober teilweise vom<br />

Sommermonsun betroffen sind, ist es an<br />

der Ostküste, beispielsweise auf den Inseln<br />

Koh Samui und Koh Tao, trocken und klar.<br />

Der ame<strong>rik</strong>anische LGBTIQ*-Tauchurlaub-<br />

Veranstalter Undersea Expeditions bietet<br />

über Silvester 2023/24 eine „Best of<br />

Thailand“-Tauchexpedition ab Phuket rund<br />

um die Similan und Surin Inseln sowie in<br />

der Bucht von Phang-Nga mit den Phi-Phi<br />

Inseln an. *dax<br />

www.thailandtourismus.de<br />

www.gothaibefree.com<br />

Eine Kooperation mit der<br />

Deutschen Aidshilfe<br />

Fair, vegan, nachhaltig und ein Teil<br />

der Erlöse unterstützt die Arbeit der<br />

Deutschen Aidshilfe.<br />

10% Rabatt* auf alle<br />

FAIR SQUARED Kondome !<br />

QR-Code scannen und<br />

Gutscheincode CYL-blu<br />

eingeben.<br />

* Kein Mindestbestellwert. Nur ein Gutschein<br />

pro Kunde. Gültig auf alle Kondome bis 30.4.2023.<br />

Nicht mit anderen Gutscheinen kombinierbar.


GESUNDHEIT<br />

GESCHICHTE<br />

40 JAHRE HIV:<br />

Die Chronologie<br />

FOTO: MYCHELE DANIAU / AFP<br />

Bis heute sind weltweit 40,1 Millionen<br />

Menschen an Aids gestorben – aber auch<br />

bedeutende Fortschritte in der Bekämpfung<br />

der Krankheit gemacht worden:<br />

1981: ERSTER ALARM<br />

Am 5. Juni 1981 meldet die US-Gesundheitsbehörde<br />

CDC eine seltene Form der<br />

Lungenentzündung bei jungen Homosexuellen<br />

in Kalifornien. Ende 1981 stellen<br />

die Gesundheitsbehörden dieselben<br />

Infektionen bei Drogenkonsumenten fest,<br />

Mitte 1982 auch bei Blutern, sowie bei in<br />

die USA eingewanderten Haitianern.<br />

Entsprechend wird zunächst von der<br />

„4H“-Krankheit gesprochen, was für<br />

Homosexuelle, Heroin-Abhängige, Haitianer<br />

und „Hemophiles“, also Bluter, steht.<br />

Der Name Aids wird 1982 geprägt und<br />

ist die Abkürzung von „acquired immune<br />

deficiency syndrome“.<br />

1983: ENTDECKUNG<br />

DES VIRUS<br />

Im Januar 1983<br />

isolieren die<br />

Forscherin Françoise<br />

Barré-Sinoussi und<br />

ihr Kollege Jean-<br />

Claude Chermann ein<br />

neues Virus, das sie LAV<br />

nennen und das aus ihrer<br />

Sicht an Aids „beteiligt sein<br />

könnte“. Am 23. April 1984 verkünden<br />

die USA, dass der US-Virologe Robert<br />

Gallo den „wahrscheinlichen“ Aids-Erreger,<br />

ein HTLV-III getauftes Virus, gefunden hat.<br />

LAV und HTLV-III erweisen sich schließlich<br />

als derselbe Erreger, der 1986 den Namen<br />

Humanes Immundefizienz-Virus erhält,<br />

kurz HIV. Der 2008 für die Entdeckung<br />

verliehene Medizin-Nobelpreis geht<br />

allerdings nur an Montagnier und<br />

Barré-Sinoussi.<br />

1987: ERSTE BEHANDLUNG<br />

Am 20. März 1987 wird in den USA<br />

mit Zidovudin (AZT) die erste antiretrovirale<br />

Therapie zugelassen. Sie ist<br />

kostspielig und verursacht bedeutende<br />

Nebenwirkungen.<br />

ANFANG DER 90ER JAHRE: AIDS ZIEHT<br />

IMMER WEITERE KREISE<br />

Der US-Schauspieler Rock Hudson ist im<br />

Oktober 1985 der erste Star, der an<br />

Aids stirbt. Es folgen Queen-<br />

Frontmann Freddie Mercury<br />

im November 1991 und<br />

Ballett-Star Rudolf Nurejew<br />

im Januar 1993.<br />

1994 wird Aids zur<br />

häufigsten Todesursache<br />

bei Menschen in den USA<br />

zwischen 25 und 44 Jahren.<br />

FOTO: JOEL SAGET/ AFP<br />

1995-96: BEGINN DER<br />

KOMBINATIONSTHERAPIEN<br />

In den Jahren 1995 und 1996<br />

markiert die Einführung zweier<br />

Medikamententypen einen Wendepunkt in<br />

der Aids-Therapie: Proteasehemmer und<br />

Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (RTI).<br />

Das ist der Beginn der antiretroviralen<br />

Kombinationstherapien.<br />

1996 geht die Zahl der Aids-Opfer in<br />

den USA erstmals zurück. Heutzutage<br />

hat ein HIV-Infizierter, der früh mit der<br />

antiretroviralen Therapie beginnt, eine<br />

ähnliche Lebenserwartung wie der Rest<br />

der Bevölkerung. Und: Unter Therapie<br />

kann der infizierte Mensch das HI-Virus<br />

nicht mehr beim Sex übertragen. Ein<br />

Gamechanger, der aber erst 2008 seinen<br />

Siegeszug startete.<br />

2001: GENERIKA<br />

Nach der Unterzeichnung eines Abkommens<br />

zwischen UN-Aids-Programms<br />

(UNAIDS) und fünf Pharmariesen im<br />

Jahr 2000 zur Verteilung erschwinglicher<br />

Aids-Medikamente in armen Ländern<br />

wird im folgenden Jahr ein Kompromiss<br />

in der Welthandelsorganisation (WTO)<br />

erzielt. Entwicklungsländer dürfen nun<br />

kostengünstige Nachahmer-Produkte<br />

von Aids-Medikamenten herstellen.<br />

2008: EKAF-STATEMENT<br />

Es besagt, dass Menschen mit HIV, die<br />

eine wirksame antiretrovirale Therapie<br />

einnehmen und keine anderen sexuell<br />

übertragbaren Infektionen haben, das<br />

Virus nicht mehr sexuell übertragen<br />

können.


2010: „BERLINER PATIENT“<br />

Der aus den USA stammende Timothy Brown wird von HIV<br />

geheilt, als ihm wegen<br />

einer Leukämie-Erkrankung Knochenmark eines genetisch<br />

gegen HIV immunen Menschen transplantiert wird. Dem Fall<br />

des sogenannten Berliner Patienten folgen weitere derartige<br />

Heilungen, eine reguläre HIV-Therapie lässt sich dadurch<br />

aber nicht entwickeln.<br />

2012: ERSTE VORSORGE-BEHANDLUNG PREP<br />

Am 16. Juli 2012 wird in den USA die PrEP gegen HIV<br />

zugelassen.<br />

2017: Therapie für gut 50 Prozent der Infizierten<br />

2017 werden erstmals mehr als die Hälfte der Träger von<br />

HI-Viren antiretroviral behandelt. Bis heute ist der Anteil auf<br />

rund drei Viertel gestiegen: 28,7 Millionen von 38,4 Millionen<br />

Infizierten weltweit erhielten im Jahr 2021 eine geeignete<br />

Therapie.<br />

Verführt<br />

euch<br />

spielerisch.<br />

FOTOS: C. KNUTH<br />

2018 AIDS2018 / PARTNER2<br />

Auf der Konferenz AIDS2018 in Amsterdam geben die<br />

Macher*innen der PARTNER II Studie ihre bahnbrechenden<br />

Ergebnisse bekannt. Menschen mit HIV, die eine antiretrovirale<br />

Therapie einnehmen und eine anhaltende Virusunterdrückung<br />

erreichen, können das Virus nicht sexuell<br />

übertragen. Fast 1000 schwule Paare aus 14 europäischen<br />

Ländern, bei denen ein Partner HIV-positiv und der andere<br />

HIV-negativ war hatten insgesamt mehr als 77.000 Mal<br />

ungeschützten Sex, ohne dass es zu einer Übertragung von<br />

HIV kam. Dies bestätigt die Botschaft „U=U" (Undetectable<br />

equals Untransmittable) endgültig und mit einer für<br />

wissenschaftliche Studien fast undenkbaren Sicherheit von<br />

100 Prozent.<br />

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BIS HEUTE<br />

In Deutschland und anderen Ländern, in denen die PrEP<br />

niedrigschwellig verfügbar ist und das Wissen um HIV hoch,<br />

sinken die Neuinfektionszahlen in der Hauptrisikogruppe<br />

von schwulen Männern stetig. Sorgen macht in Deutschland<br />

ein Anstieg unter jüngeren Menschen.<br />

Der Kampf gegen HIV ist auch nach 40 Jahren noch nicht<br />

endgültig gewonnen. Obwohl die Werkzeuge dafür vorhanden<br />

sind. *AFP/ck<br />

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ADVERTORIAL<br />

Stigmatisierung und Diskriminierung<br />

aufgrund des HIV-Status<br />

Was kann HIV-positiven Menschen im Umgang damit helfen?<br />

Menschen mit HIV können<br />

mittlerweile ein gesundes und<br />

langes Leben führen. Auch wenn<br />

sich ihre Lebensqualität in den<br />

letzten Jahren aufgrund der innovativen<br />

Therapien enorm verbessert<br />

hat, besteht nach wie vor eine<br />

große Herausforderung: Im Alltag<br />

sind HIV-positive Menschen häufig<br />

mit Stigmatisierung und Diskriminierung<br />

konfrontiert.<br />

WAS SIND STIGMATISIERUNG UND<br />

DISKRIMINIERUNG?<br />

In Bezug auf HIV spricht man von Stigmatisierung,<br />

wenn Menschen ausschließlich<br />

aufgrund ihrer HIV-Infektion in eine<br />

negative Schublade gesteckt und verurteilt<br />

werden. Beispiele für eine solche Stigmatisierung<br />

sind die pauschalen Annahmen,<br />

dass HIV nur schwule Männer betrifft oder<br />

alle HIV-positiven Menschen promiskuitiv<br />

wären – also Sex mit häufig wechselnden<br />

Partner*innen haben – und ihre HIV-<br />

Infektion dadurch selbst verschuldet ist.<br />

Der Begriff Diskriminierung ist etwas<br />

konkreter und beschreibt die persönliche<br />

Benachteiligung einzelner Menschen<br />

aufgrund der HIV-Infektion. Häufig ist<br />

diskriminierendes Verhalten eine Folge der<br />

Stigmatisierung. Beispielsweise spricht man<br />

von Diskriminierung, wenn ein/e Zahnärzt*in<br />

jemanden aufgrund des HIV-Status nicht<br />

behandeln will.<br />

WOHER KOMMT DIESE PAUSCHALE<br />

NEGATIVBEWERTUNG VON MENSCHEN<br />

MIT HIV?<br />

Die Ursache liegt häufig darin, dass ein<br />

großer Teil der Gesellschaft noch immer die<br />

veralteten Bilder aus den 1980er-Jahren im<br />

Kopf hat: Schwule HIV-positive Menschen,<br />

die an Aids erkrankten, damals nicht<br />

angemessen behandelt werden konnten<br />

und verstarben.<br />

Das Wissen über die aktuellen Möglichkeiten<br />

der innovativen HIV-Therapien und<br />

darüber, was Leben mit HIV heutzutage<br />

eigentlich bedeutet, ist noch nicht bei allen<br />

Menschen angekommen. Daher setzen<br />

manche eine HIV-Infektion immer noch mit<br />

einer stark eingeschränkten Lebensqualität,<br />

dem Ausbruch von Aids und damit einem<br />

Todesurteil gleich, was sie heute aber nicht<br />

mehr ist. Dank innovativer Medikamente<br />

können Menschen mit HIV heutzutage gut<br />

und lange leben.<br />

STIGMATISIERUNG AUS DEM EIGENEN<br />

INNEREN<br />

Stigmatisierung kann aber nicht nur von<br />

außen erfolgen, sondern in HIV-positiven<br />

Menschen auch aus dem eigenen Inneren<br />

heraus entstehen. Macht man sich selbst<br />

Vorwürfe, empfindet Scham oder verurteilt<br />

sich selbst für die HIV-Infektion, nennt<br />

man das Selbststigmatisierung.<br />

WELCHE AUSWIRKUNGEN<br />

HABEN STIGMATISIERUNG UND<br />

DISKRIMINIERUNG?<br />

Die Ergebnisse des kürzlich veröffentlichten<br />

Forschungsprojekts „positive stimmen<br />

2.0“ der Deutschen Aidshilfe zeigen, dass<br />

sich Stigmatisierung und Diskriminierung<br />

von Menschen mit HIV auch auf deren<br />

Lebensqualität auswirken können. So<br />

berichteten mehr als die Hälfte der<br />

HIV-positiven Menschen, dass Vorurteile<br />

gegenüber HIV ihr eigenes Leben<br />

beeinträchtigen 1 .<br />

Viele Menschen mit HIV haben Angst<br />

davor, dass Personen im Umfeld von ihrer<br />

Infektion erfahren. Das kann zu bestimmten<br />

Handlungen führen, die dazu dienen,<br />

den HIV-Status zu verheimlichen.<br />

Dies kann zu einer andauernden, unbewussten<br />

Belastung führen und damit die<br />

Lebensqualität und mentale Gesundheit<br />

negativ beeinflussen. Spätestens hier<br />

sollte einem bewusst werden, dass dieser<br />

Umgang langfristig nicht förderlich für das<br />

eigene psychische Wohlbefinden ist.<br />

EINEN GUTEN UMGANG MIT HIV<br />

FINDEN<br />

Es ist vorteilhaft, wenn man als HIVpositiver<br />

Mensch offen und selbstbewusst<br />

mit der eigenen Infektion umgehen<br />

kann und sich so Stigmatisierung und<br />

Diskriminierung entgegenstellt. Nicht alle<br />

können oder möchten das, was absolut in<br />

Ordnung ist. Sobald allerdings Sorgen und<br />

Ängste ins Spiel kommen, gilt es wachsam<br />

zu sein und darüber offen mit dem/r<br />

Ärzt*in zu sprechen.<br />

Außerdem kann man sich als HIV-positiver<br />

Mensch zusammen mit dem/r Ärzt*in<br />

die vielfältigen Therapiemöglichkeiten<br />

ansehen und besprechen, ob es eine<br />

Therapie gibt, die besser zum eigenen<br />

Leben passt und sich leichter in den Alltag<br />

integrieren lässt.<br />

Weitere Informationen zum Leben mit<br />

HIV sowie persönliche Geschichten von<br />

HIV-positiven Menschen findest du<br />

unter www.livlife.de<br />

Unterstützt von ViiV Healthcare<br />

QUELLEN:<br />

1. Deutsche Aidshilfe, „positive stimmen 2.0“<br />

Umfrage zu HIV-bezogener Diskriminierung,<br />

https://hiv-diskriminierung.de/sites/default/files/<br />

documents/broschuere_finale_version.pdf<br />

Letzter Zugriff: <strong>August</strong> 2022<br />

NP-DE-HVU-ADVR-230013


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** Alle Angaben wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren VO (EG) 715/2007, VO (EU) 2018/1832<br />

ermittelt. Der WLTP-Prüfzyklus hat den NEFZ-Prüfzyklus vollständig ersetzt, sodass für dieses Fahrzeug keine<br />

NEFZ-Werte und keine CO2-Effizienzklassen vorliegen. Die tatsächlichen Werte hängen ab von individueller Fahrweise,<br />

Straßen- und Verkehrsbedin gungen, Außentemperatur, Klimaanlageneinsatz etc.; dadurch kann sich der<br />

Verbrauch erhöhen und die Reichweite reduzieren. Weitere Informationen unter ora-motor.de • Veröffentlichung<br />

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