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Vitalstoffe 2/2023

italstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist.

italstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist.

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Probiotika<br />

Um als Probiotika bezeichnet werden<br />

zu können, sind bestimmte Bedingungen<br />

zu erfüllen. Zum einen sollte es einen<br />

Nachweis über deren gesundheitsförderndes<br />

Potential sowie über die<br />

genetische Stabilität geben. Zum anderen<br />

sollten Wirkungen zur Produktion<br />

von Milchsäure und bakteriostatisch<br />

oder bakterizid aktiver Substanzen sowie<br />

die Überlebensfähigkeit im Magen<br />

und Vervielfältigungsfähigkeit im Darm<br />

belegt sein (3).<br />

Bereits bei der Geburt werden auf den<br />

Säugling über die Vaginalschleimhaut<br />

der Mutter sowie über die Muttermilch<br />

wichtige Bakterien wie Laktobazillen<br />

und Bifidobakterien übertragen.<br />

Laktobazillen produzieren Milchsäure<br />

und bewirken beispielsweise eine<br />

Ansäuerung des Darms, wodurch es<br />

gesundheitsschädlichen Bakterien<br />

erschwert wird, sich dort zu vermehren<br />

oder anzusiedeln. Bifidobakterien<br />

haben ähnliche Funktionen und können<br />

zudem lebensnotwendige Enzyme<br />

und Vitamine, welche vor allem im<br />

Säuglingsstadium essenziell für die<br />

Entwicklung des Immunsystems sind,<br />

herstellen (3).<br />

Zur besseren Aufnahme der Pro- und<br />

Präbiotika kann der richtige Zeitpunkt<br />

der Einnahme entscheidend sein, da diese<br />

auf dem Weg zum Darm durch die<br />

Magensäure angegriffen werden. Am<br />

Morgen vor der ersten Mahlzeit ist der<br />

pH-Wert des Magens hoch und dadurch<br />

wenig sauer. Somit kommen die probiotischen<br />

Bakterien bei der Einnahme auf<br />

leeren Magen nur wenig mit den Verdauungsenzymen<br />

und der Magensäure<br />

in Berührung und letztendlich in höherer<br />

Anzahl im Darm an (4).<br />

Eine Darmflora, die im Ungleichgewicht<br />

ist, kann Ursache für den Beginn<br />

verschiedener Erkrankungen sein. Zu<br />

einer gesunden Lebensweise durch eine<br />

ausgewogene Ernährung, ausreichend<br />

Bewegung und ein positives Stressmanagement<br />

kann die Einnahme von „guten“<br />

Darmbakterien sehr unterstützend<br />

für den Körper wirken (3). Die vielseitigen<br />

Anwendungsgebiete ziehen sich<br />

von Magen-Darm-Erkrankungen über<br />

Allergien bis hin zur Stimulierung des<br />

Immunsystems und Prävention bei Antibiotikabehandlungen<br />

(2).<br />

Bei Präbiotika handelt es sich nicht<br />

um Mikroorganismen, sondern um<br />

Nahrungsbestandteile, welche nicht<br />

im Dünndarm gespalten und verdaut<br />

werden und dadurch unbeschädigt im<br />

Dickdarm ankommen. Präbiotika sind<br />

Ballaststoffe wie beispielsweise Inulin,<br />

Oligosaccharide oder Pektin. Diese<br />

werden im Körper als Nahrung für<br />

darmeigene, „gute“ Bakterien genutzt.<br />

Sie fördern zusätzlich das Wachstum<br />

der wichtigen, im Darm vorkommenden<br />

Bakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien<br />

und blockieren gleichzeitig<br />

die Bindung von „schlechten“ und gesundheitsschädlichen<br />

Bakterien an die<br />

Darmzellen. Zudem stellen sie kurzkettige<br />

Fettsäuren her, die den pH-Wert im<br />

Darm senken und somit die Absorption<br />

und Löslichkeit bestimmter Mineralstoffe<br />

wie Magnesium oder Calcium fördern<br />

und zudem als Energiequelle der Darmschleimhaut<br />

dienen. Präbiotika können<br />

auch als Schutz der probiotischen Bakterien<br />

auf dem Weg durch den Verdauungstrakt<br />

dienen (3).<br />

Weitere Begriffe, mit denen man im Bereich<br />

Pro- & Präbiotika auch in Kontakt<br />

kommt, sind beispielsweise Synbiotika<br />

und Postbiotika.<br />

Der Begriff Synbiotika wird für eine<br />

Mischung aus Pro- und Präbiotika, wie<br />

beispielsweise die Kombination aus verschiedenen<br />

Bakterienstämmen mit Inulin<br />

in einer Kapsel oder Stick, verwendet.<br />

Hierbei sind positive Wechselwirkungen<br />

in Bezug auf das Darm-Immunsystem<br />

und die Darmflora gegeben (3).<br />

Die International Scientific Association<br />

of Probiotics and Prebiotics (ISAPP)<br />

definiert Postbiotika als eine „Zubereitung<br />

aus unbelebten Mikroorganismen<br />

und/oder deren Bestandteilen, die einen<br />

gesundheitlichen Nutzen für den Wirt<br />

bieten“ (5).<br />

Wie wirken Probiotika im<br />

Darm?<br />

Die Verdauung der Nahrung, also die<br />

Energie- und Nährstoffgewinnung, findet<br />

hauptsächlich im Darm statt. Probiotika<br />

können die Verdauung der Nahrung<br />

unterstützen, indem sie Enzyme produzieren,<br />

die den Abbau von ansonsten<br />

nicht verdaulichen Nahrungsbestandteilen<br />

(„Präbiotika“) ermöglichen (7).<br />

Daneben zählt die Infektionsabwehr zu<br />

einer der wichtigsten Aufgaben des Verdauungssystems<br />

(8). Für Probiotika sind<br />

unterschiedliche direkte und indirekte<br />

Wirkmechanismen bekannt (7). Zum<br />

einen können Probiotika direkt gegen<br />

Krankheitserreger wirken, indem sie<br />

antibakterielle Substanzen, z. B. Milchsäure<br />

produzieren. Zum anderen konkurrieren<br />

sie mit den Krankheitserregern<br />

um Nährstoffe und die Anheftung und<br />

Besiedlung der Darmzellen. Außerdem<br />

können einige Probiotika Giftstoffe aufnehmen<br />

oder verstoffwechseln (7) und<br />

die Darmbarriere stabilisieren (8).<br />

Darüber hinaus können Probiotika das<br />

Immunsystem modifizieren, indem sie<br />

Darm-assoziierte Immunzellen aktivieren<br />

(8). Eine positive Wirkung wurde bei allergischen<br />

Reaktionen und Entzündungen<br />

beobachtet, da auch hier das Immunsystem<br />

beteiligt ist. Die Aktivität des überschießenden<br />

Immunsystems wird dabei<br />

durch Probiotika gehemmt. So lassen<br />

sich einige der in Studien beobachteten<br />

positiven Effekte, z. B. bei Durchfall,<br />

Verdauungsstörungen, Allergien, Hauterkrankungen<br />

erklären (7).<br />

Nicht zu vergessen ist die sogenannte<br />

Darm-Gehirn-Achse, über die sich das<br />

Gehirn und der Darm gegenseitig beeinflussen<br />

können. Dafür werden Botenstoffe<br />

benötigt, die ebenfalls von den im<br />

Darm befindlichen Bakterien produziert<br />

werden (8).<br />

Probiotische Produkte<br />

Da nicht jeder probiotische Bakterienstamm<br />

alle oben genannten Mechanismen<br />

aufweist, werden oft Mischungen<br />

Juli <strong>2023</strong><br />

21

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